Rotraud Becker, Die Neubesetzung Der Kaiserlichen Gesandtschaft in Rom Im Jahr 1634
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Rotraud Becker, Die Neubesetzung der kaiserlichen Gesandtschaft in Rom im Jahr 1634. Italienische Fürsten als Gesandte des Heiligen Römischen Reiches. Schriftenreihe Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Band 94 (2014) Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Rom Copyright Das Digitalisat wird Ihnen von perspectivia.net, der Online-Publikationsplattform der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland, zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie, dass das Digitalisat urheberrechtlich geschützt ist. Erlaubt ist aber das Lesen, das Ausdrucken des Textes, das Herunterladen, das Speichern der Daten auf einem eigenen Datenträger soweit die vorgenannten Handlungen ausschließlich zu privaten und nicht-kommerziellen Zwecken erfolgen. Eine darüber hinausgehende unerlaubte Verwendung, Reproduktion oder Weitergabe einzelner Inhalte oder Bilder können sowohl zivil- als auch strafrechtlich verfolgt werden. Rotraud Becker Die Neubesetzung der kaiserlichen Gesandtschaft in Rom im Jahr 1634 Italienische Fürsten als Gesandte des Heiligen Römischen Reiches 1 Schwerpunkte der 3 Kandidaten aus den Häusern Nuntiaturkorrespondenz in Aldobrandini, Ludovisi, Orsini, den 30er Jahren des Ridolfi, Gonzaga di Castiglione und 17. Jahrhunderts Grimaldi 2 Suche nach Kandidaten für das 4 Der Gesandte Scipione Gonzaga, Amt des kaiserlichen Gesandten Fürst von Bozzolo, und sein in Rom nach dem Tod Fürst Paolo Nachfolger, Herzog Federico Savelli Savellis 5 Ende einer Epoche Riassunto: La scelta di un nuovo ambasciatore imperiale per la corte di Roma rappre- senta un tema importante dei carteggi dei nunzi presso la corte imperiale tra gli anni 1632 e 1634. Dopo la morte del principe Paolo Savelli, che aveva svolto questa mansio- ne a partire dal 1620, Ferdinando II intendeva affi darla a un diplomatico proveniente dall’Impero o da un territorio dominato dalla casa d’Austria. Ma non si trovò nessuno che avrebbe voluto, o potuto, assumere l’incarico che, certamente di alto prestigio, comportava comunque costi elevati. Si fece invece avanti, del tutto inatteso, un gran numero di candidati nobili originari dai feudi imperiali italiani e dallo Stato della Chiesa. Alla fi ne fu nominato Scipione Gonzaga, principe di Bozzolo. Già suo padre e suoi fratelli erano stati, o erano tuttora, a servizio dell’Impero, e lui stesso non era vincolato da nessun obbligo nei confronti di un’altra potenza – cioè nei confronti del- la Spagna e non tanto della Francia. Bozzolo stesso si aspettava, come ricompensa, di essere sostenuto dalla corte imperiale nelle sue pretese ereditarie su Sabbioneta. In generale vanno sottolineati due aspetti che lo accomunavano ad altri candidati per l’uffi cio di ambasciatore a Roma, nonché ai commissari incaricati nei feudi imperiali italiani: egli era legato all’Impero da salde tradizioni familiari e aveva bisogno, in quanto principe di un territorio molto piccolo, del sostegno di una potenza maggiore, in concreto dell’Impero, per raggiungere il suo obiettivo politico personale. Abstract: The choice of a new imperial ambassador to the court of Rome is an impor- tant topic in the correspondence of the nuncios at the imperial court between 1632 and 1634. Aft er the death of Prince Paolo Savelli, who had held this post from 1620, Ferdinand II intended to entrust it to a diplomat from the empire or from an area ruled by the House of Austria. However, no one willing or able to take on the offi ce was found: though certainly highly prestigious, it also entailed high costs. Completely DOI 10.1515/qfiab-2014-0009 QFIAB 94 (2014) 220 Rotraud Becker unexpectedly, a large number of aristocratic candidates from the Italian imperial fi efs and the Papal States stepped forward. In the end, Scipione Gonzaga, Prince of Boz- zolo, was appointed. His father and brothers had already been, or still were, in the service of the empire and he himself was not bound by obligations to another power. In return, Bozzolo expected the imperial court to support him in his hereditary claims on Sabbioneta. In general, two features that he shared with other candidates for the offi ce of ambassador to Rome and the offi cials holding posts in the empire’s Italian fi efs should be stressed: he was linked to the empire by solid family traditions and, as the prince of a very small territory, needed the support of a major power, in this case the empire, to achieve his own political objectives. 1. Die diplomatische Korrespondenz, die während der Amtsjahre der Nuntien Rocci¹ (1630–1634) und Baglioni² (1634–1639) zwischen der Nuntiatur am Kaiserhof und dem römischen Staatssekretariat geführt wurde, beschäftigte sich über viele Jahre in erster Linie mit den Bemühungen Papst Urbans VIII., unter den kriegführenden katholischen Mächten Ausgleichs- und Bündnisverhandlungen anzubahnen.³ Einem Erfolg dieser Anstrengungen stand im Wege, daß Frankreich im Bündnis mit Schwe- den, den Generalstaaten und den protestantischen Reichsständen großen Machtzu- wachs erzielte, daß Rom aber nur bei Spanien und beim von Spanien abhängigen Kaiser friedensstörende Absichten sah. Den päpstlichen Diplomaten in Wien war die Aufgabe gestellt, Spaniens Einfluß auf Kaiser Ferdinand II. zurückzudrängen und 1 Ciriaco Rocci, ca. 1581–1651, Neffe Kardinal Pompeo Arrigonis. Studium am Collegio Clementino in Rom, 1608 Referendarius utriusque Signaturae, 1624 Vizelegat in Ferrara, 1628–1630 Nuntius in Lu- zern, 1630–1634 Nuntius in Wien, 1633 Kardinal, 1637–1640 Legat in Ferrara; Nuntiaturberichte aus Deutschland, 4. Abt., Bd. 4: Nuntiaturen des Giovanni Battista Pallotto und des Ciriaco Rocci (1630– 1631), bearb. von R. Becker, Tübingen 2009 (künftig: NBD IV/4) S. XLIX–LXVI; Nuntiaturberichte aus Deutschland, 4. Abt., Bd. 5: Nuntiatur des Ciriaco Rocci, außerordentliche Nuntiatur des Girolamo Grimaldi (1631–1633), bearb. von R. Becker, Berlin 2013 (künftig: NBD IV/5) S. XXI–XXVII. 2 Malatesta Baglioni, 1581–1648, Studium der Jurisprudenz in Padua, 1603 Referendarius utriusque Signaturae, 1612 Bischof von Pesaro mit führender Stellung unter den Räten Herzog Francesco Marias II. von Urbino, 1630 Governatore der Marken, 1634–1639 Nuntius in Wien, 1641 Bischof von Assisi; Nuntiaturberichte aus Deutschland, 4. Abt., Bd. 7: Nuntiaturen des Malatesta Baglioni, des Ciriaco Rocci und des Mario Filonardi, Sendung des P. Alessandro d’Ales (1634–1635), bearb. von R. Becker, Tübingen 2004 (künftig: NBD IV/7) S. XXXVI–LXXVII; DBI, Bd. 5, Roma 1963, S. 233 f. (A. Merola). 3 A. Leman, Urbain VIII et la rivalité de la France et de la Maison d’Autriche de 1631 à 1635, Lille-Paris 1920 (Mémoires et travaux publiés par des professeurs des Facultés catholiques de Lille 16); L. von Pastor, Geschichte der Päpste, Bd. 13, 2 Teile, Freiburg/Br. 1928, S. 462–483; A. V. Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem französischen König und dem Kaiser vom Regensburger Vertrag (13. Oktober 1630) bis zum Hamburger Präliminarfrieden (25. Dezember 1641), Münster 1998 (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Ge- schichte 27), S. 96–182; NBD IV/5, ad ind. s. v. Urban VIII., Streben nach Frieden und Bündnis; NBD IV/7 s. v. Urban VIII., Vorbereitung von Friedenskongreß. QFIAB 94 (2014) Neubesetzung der kaiserlichen Gesandtschaft 221 diesen davon zu überzeugen, daß es falsch sei, am französischen Friedenswillen zu zweifeln – eine Vorgabe, die schwerlich überzeugen konnte, während Frankreich das Kurfürstentum Trier und große Teile des Elsaß besetzte, Lothringen unterwarf und Protektionsverhältnisse mit Reichsständen einging, die ebenfalls die militärische Besetzung bedeuteten. Die diplomatischen Bemühungen zeitigten darum über lange Zeit auf allen Seiten nur Beteuerungen, daß man aufrichtig nach Frieden strebe, aber nicht davon ausgehen könne, daß auch die jeweils andere Seite zu ernsthaften Friedensverhandlungen bereit sei. Bezüglich Frankreich für diese Bereitschaft eine Garantie abzugeben, wie gelegentlich vorgeschlagen wurde,⁴ war mehr, als der Papst und der das Staatssekretariat leitende Kardinalnepot Francesco Barberini zusagen konnten. Ein anderes von der Kurie der Barberini jahrelang verfolgtes Verhandlungsthema war die Standeserhöhung des Papstnepoten Taddeo, den Urban VIII. mit dem Titel eines Präfekten von Rom versehen hatte, um ihm im päpstlichen Zeremoniell den Vortritt vor allen fürstlichen, also auch dem kaiserlichen Gesandten zuzuweisen, was bei diesen, z. B. bei Frankreich und Venedig, auf klare Verweigerung und bei den Kaiserlichen auf hinhaltenden, wenn auch nicht endgütig scheinenden Wider- stand stieß.⁵ Ein von kaiserlicher Seite ähnlich hartnäckig verfolgtes, festgefahrenes Problem war die Teilung oder doch Reformierung des von Venedig beherrschten Pa- triarchats Aquileia, in dessen kirchlicher Zuständigkeit sich die Grafschaft Görz und der Innerösterreich zugefallene Teil des Friaul befand – ein Problem, bei dem Venedig jedes Zugeständnis verweigerte und der Papst keinen Handlungsbedarf zu erkennen vorgab.⁶ Über längere Zeit aktuell war schließlich auch der Grenzkonflikt zwischen dem Kirchenstaat und Venedig, wobei Unklarheiten des Grenzverlaufs am Unterlauf des Po, vor allem aber die Interessen der Handelsschiffahrt im Hafen von Goro und in den Wasserstraßen des Po-Deltas gewaltsame Übergriffe zur Folge hatten, die zeitwei- lig zu regelrechter Kriegsgefahr ausarteten.⁷ 4 P. Alessandro d’Ales OFM Cap. an Barberini, Wien 1634 Mai 20, BAV Barb. 7049 fol. 71r-77v. Zu den Verhandlungen des Kapuziners Leman (wie Anm.