Walter Grimmer & the 3G Quartet
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WALTER GRIMMER & perform the String Quintets by Franz Schubert & Philippe Racine WALTER GRIMMER & THE 3G QUARTET perform the String Quintets by Franz Schubert & Philippe Racine RACINE Adagio für Streichquintett 01 Adagio 6:48 SCHUBERT Streichquintett C-Dur, D 956 02 I. Allegro ma non troppo 19:48 03 II. Adagio 13:20 04 III. Scherzo. Presto – Trio. Andante sostenuto 10:09 05 IV. Allegretto 10:01 Total Time 60:09 Walter Grimmer: violoncello Egidius Streiff: violin Lisa Rieder: violin Mariana Doughty: viola Sébastien Singer: violoncello 2 3 ZUM STREICHQUINTETT VON FRANZ SCHUBERT D 956 – OP. POSTH. 163 «Seit der Erfindung der Notenschrift gibt es die Tonkunst in zwei Aggregatzuständen: als notierte und als klingende Musik. [...] Seit der Erfindung der Schallplatte hat sich verstärkt eine dritte Grösse zwischen Notation und Klang geschoben, nämlich der Interpret.»1 Indes ist die Zielsetzung des Interpreten einzig und allein, die Musik «in ihrem innersten Wesen»2 als zeitlich gebundenen Klang hörbar zu vermitteln. Waches Formbewusstsein, empfindsamste Klangsensibilität in Bezug auf die Harmonik sowie Beherrschung der spieltechnischen und dynamisch-dramatischen Ausführung sind die Grundlagen, ohne die er sich nicht einmal in die Nähe der grossen Meisterwerke wagen kann. Eine massgebende Interpretation des Streichquintetts D 956, Schuberts instrumentalem Schwanen- gesang, unbestreitbarem Gipfel seiner Gattung, verlangt eine fundierte innovative Kunstfertigkeit seiner Interpreten; sie können sich das Stück freilich seit langem leider nur in einer recht zweifelhaften Drucklegung des verschollenen Manuskriptes aneignen: Spätestens seit der ersten Ausgabe als „Grand Quintuor“ von 1853 bei C.A. Spina in Wien ist das Manuskript unauffindbar. Zahlreiche offensichtliche Unstimmigkeiten, auch Flüchtigkeitsfehler, die Schubert nicht mehr korrigierend hat bereinigen können, sind seltsamerweise auch von den neuesten sog. Urtextausgaben übernommen worden. Auch scheint es, immer im Vergleich mit anderen Spätwerken Schuberts, dass der Titelblatt Erstausgabe / unbekannte Kopist besonders den letzten Satz des Quintetts mit dynamischen Anweisungen eigenmächtig Title page first edition / und verschwenderisch überladen hat. Première édition de la page de titre 1 Silke Leopold: Über die Musik. https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/silke-leopold-ueber-die-musik-29457622.html, [consulté le 31 juillet 2019] 2 Ibid. 4 5 Ein offensichtliches Beispiel für die zweifelhafte Authentizität des überlieferten Textes: Am Schluss der Das so viel gespielte Stück, oft ad hoc zusammengewürfelt, oft auch einfach mit einem Stargast am Exposition des ersten Satzes macht der letzte Dominantseptakkord nur Sinn, wenn diese wiederholt wird. zweiten Cello besetzt, hat allen Unstimmigkeiten zum Trotz seinen hohen Rang behalten können. Ich erlebte Keinesfalls ist er ein «Wegweiser» zur anfänglichen Durchführungs-Tonart. Editionstechnisch gesehen es als eine grosse Chance, dieses ultimative Meisterwerk während Jahren immer wieder neu zu überdenken müsste dieser Takt also als «erster Ausgang» kenntlich gemacht werden, der folgende Takt hingegen als und «auszuhören». «zweiter Ausgang». Als weiteres Beispiel sticht die tradierte Verwässerung der Form des dritten Satzes und Das Abwägen der Nuancen, der stets vorhandene Zweifel an der Authentizität der überlieferten Partitur, dessen Trio ins Auge. Seine überlieferte Gestalt ist auch hier neu zu lesen, die Coda natürlich nur einmal zu das Verwerfen oder das Hinzufügen von Spielanweisungen, das Ausformulieren des nicht Notierten, auch spielen – der Interpret wird wahrhaftig zum Sinnstifter. Auf diesen Sachverhalt ist bisher in den Ausgaben und das „Lernen vom Partner“ und schliesslich das wiederholte Nachprüfen im Konzert – ein leidenschaftliches in der Literatur zu Schubert seltsamerweise noch nicht eingegangen worden. musikalisches Abenteuer, auf welches ich lange habe warten müssen, hat mit dieser Einspielung seinen Durch seinen harmonisch uns so berührenden Gehalt, nicht zuletzt auch durch die zeitliche Ausdehnung, harmonischen Abschluss gefunden. durch den «epischen Charakter»3 seiner letzten Werke scheint Schubert das «bergende Gehäuse»4 der Mein tiefer Dank gilt meinen Freunden vom 3G-Quartett; nur durch ihren bedingungslosen künstlerischen Sonatensatzform schier zu sprengen. Einsatz konnte diese Einspielung realisiert werden. Wie ein Leitmotiv erlebt der Hörer in jedem der drei ersten Sätze die langen und verzehrenden an- und Walter Grimmer abschwellenden Klänge. Anders das abschliessende Unisono-C des letzten Satzes: wie, wenn dieses nur noch, unendlich abschwellend, als ein Verstummen in bodenloser Tiefe gedacht wäre? Die wechselseitige Funktions- und Lagenänderung der fünf Streichinstrumente – selbst die Bratsche ADAGIO FÜR STREICHQUINTETT PHILIPPE RACINE (2018/2019) wird gelegentlich zum Fundament – ist eine der genialen Seiten dieses Quintetts; Möglicherweise hat der Meinem lieben Walter zu seinen vier mal zwanzig Jahren Komponist hier die erweiterte Bass-Aura seines «Forellenquintetts» D 667 weiterentwickelt. Die vielen bereits Dieses Adagio für Streichquintett habe ich auf die Anfrage meines Freundes Walter Grimmer komponiert; existierenden Quintette mit zwei Celli, von Boccherini bis Onslow, gehen eigene Wege und haben nichts es sollte im Konzert vor dem grossen Streichquintett in C von Schubert gespielt werden. Was für eine gemeinsam mit Schuberts visionärem Wurf einer fast symphonisch anmutenden Kammermusik. Geschichte! Was für einen Hügel würde ich neben dem Himalaya der Kammermusik gebären? Nun, ich habe eine Musik geschrieben, in der ich versuche, mich selber zu bleiben. Doch der Satz beginnt 3 Ernest Ansermet, 1961. Les Fondements de la musique dans la conscience humaine. Neuchâtel, Ed. de La Baconnière, p. 420. mit dem Schlusstriller der beiden Celli bei Schubert und immer wieder taucht ein C-Dur Akkord auf, oft filigran, 4 Peter Gülke, 1973. Schubert. Munich, Ed. text + kritik, p.150. einmal nur sehr explizit. Und ich gebe dem zweiten Cello einige wiederholte Pizzicati zu spielen, ein Bezug auf 6 7 das Adagio des grossen Österreichers. Sonst gibt dieser Satz den Instrumenten reichlich Gelegenheit zum Seit 1965 unterrichtete Walter Grimmer mehr als zwei Generationen junger Cellisten, zuerst an der Gesanglichen und zu einer bebenden Rhythmik. Ein Geschenk an den Auftraggeber: eine kurze Kadenz des Hochschule der Künste in Bern, dann bis 2002 an der Zürcher Hochschule der Künste. zweiten Cellos, gefolgt von einer Coda, in der die beiden Violinen zwei Oktaven höher die Pizzicati des Anfangs Er ist Herausgeber der „Kunst des Cellospiels“, des musikalischen Testamentes seines Lehrers Maurice wiederholen. Und der Satz endet mit einem langen tiefen C, welches den Anfang von Schubert einleiten soll. Gendron, wie auch seiner virtuosen Version des „Pezzo capriccioso“ von Tschaikowsky. Und hier betreten Sie eine neue Dimension... Philippe Racine 3Gdreigenerationenquartett Das 3G-Quartett wurde 2014 für eine Reihe von Konzerten und die Aufnahme der zwei Streichquartette von WALTER GRIMMER Klaus Huber gegründet (www.streiffzug.com). Die grosse Resonanz (Coup de cœur Charles Cros) bewog Der Doyen unter den Schweizer Cellisten WALTER GRIMMER wurde 1965 von Paul Klecki als Solocellist die vier Musiker weitere gemeinsame Herzensangelegenheiten zu verwirklichen: die Streichquartette von ins Berner Symphonieorchester berufen. Gleichzeitig erhielt er den Lehrstuhl für Violoncello am Heidi Baader-Nobs und Werke von Schumann, Haydn und Mozart. Mit der Einspielung der Quintette von Franz Konservatorium der Bundeshauptstadt. Er war Gründungsmitglied der Camerata Bern und des legendären Schubert und Philippe Racine schliesst sich ein Kreis. Berner Streichquartetts, bekannt für seine zahlreichen Uraufführungen von Huber, Lachenmann, Lehmann, www.dreigenerationenquartett.ch und www.streiffzug.com Ferneyhough, Rihm, Holliger und vielen anderen. Im Arion-Trio, mit Igor Ozim und Ilse von Alpenheim, nahm er sämtliche Werke für diese Besetzung von Mozart und Schubert auf, und während über zwei Jahrzehnte lang spielte er mit dem Pianisten Stefan Fahrni im Duo. Daneben brachte er bahnbrechende Kompositionen zur PHILIPPE RACINE Schweizer Erstaufführung, wie die Konzerte von Isang Yun oder Witold Lutoslawski. Zahlreiche Werke für sein 1958 in der Schweiz geboren, absolvierte der Flötist Philippe Racine sein Musikstudium in Basel und Paris. Instrument verdanken ihre Entstehung seiner Anregung, so auch « Die Seele muss vom Reittier steigen…» von Er gehört zweifelsohne zu den vielfältigsten Musikern seiner Generation, ist er doch nicht nur brillanter Klaus Huber (2002) Mit dem Ziel, seine beiden Streichquartette einzuspielen gründete er in Basel mit Egidius Interpret des traditionellen Flötenrepertoires, sondern auch engagierter Verfechter der Musik unserer Zeit. Streiff zusammen das 3-Generationen-Quartett. Er hat auch mit grossem Erfolg improvisierte Musik, Pop und Jazz-Rock gespielt. 2019 erschien seine nochmalige Einspielung von Werken Isang Yuns, ein Nachklang des Festivals Als Solist und Kammermusiker hat Philippe Racine in ganz Europa, den Vereinigten Staaten von Amerika, „Zeitgenuss 2017“ in Karlsruhe, programmiert von seinem im gleichen Jahr verstorbenen Freund Eduard in Kanada, Lateinamerika und in Asien gespielt. Er hat einige Aufnahmen mit dem English Chamber Orchestra Brunner. 8 9 gemacht und hat als Solist mit zahlreichen Schweizer, Europäischen und Lateinamerikanischen Orchestern LISA RIEDER gespielt. Eine schöne Diskographie zeugt