Zeitschrift Für Historische Forschung
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Zeitschrift für Historische Forschung Herausgegeben von Birgit Emich, Nikolas Jaspert, Klaus Luig, Peter Oestmann, Matthias Pohlig, Heinz Schilling, Bernd Schneidmüller, Barbara Stollberg-Rilinger 45. Band 2018 Heft 2 Duncker & Humblot · Berlin ZEITSCHRIFT FÜR HISTORISCHE FORSCHUNG Vierteljahresschrift zur Erforschung des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit Herausgegeben von Prof. Dr. Birgit Emich, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. Nikolas Jaspert, Heidelberg; Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Luig, Köln; Prof. Dr. Peter Oestmann, Münster; Prof. Dr. Matthias Pohlig, Berlin; Prof. Dr. Heinz Schilling, Berlin; Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Heidelberg; Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Münster Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Wim Blockmans, Wassenaar; Prof. Dr. Michail Boytsov, Moskau; Prof. Dr. Christoph Duhamelle, Paris; Prof. Dr. Mati Laur, Tartu; Prof. Dr. Massimo Meccarelli, Macerata; Prof. Dr. Pierre Monnet, Paris; Prof. Dr. Lyndal Roper, Oxford; Prof. Dr. David Sabean, Los Angeles; Prof. Dr. Simon Teuscher, Zürich Zusendungen: Alle den redaktionellen Teil der Zeitschrift betreffenden Zusendungen sind zu richten an : Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Historisches Seminar der Universität, Dom- platz 20 – 22, 48143 Münster. E-Mail: [email protected] Urheber- und Verlagsrechte: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, welcher Art auch immer, außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Dies gilt auch für Übertragungen in eine von Maschinen insbes. Datenverarbeitungs- anlagen verwendbare Sprache. Manuskripte: Eine Haftung für unverlangt eingereichte Manuskripte wird nicht übernommen. Eine Rückgabe erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Die Einreichung des Manu- skripts stellt ein Angebot an Verlag und Redaktion zur Übertragung des ausschließ- lichen Verlagsrechts für die Zeit bis zum Ablauf des Urheberrechts dar. Die Annahme- erklärung kann förmlich erfolgen, sie kann aber auch implizit durch Abdruck des Manuskripts ausgesprochen werden. Das übertragene Verlagsrecht schließt auch die Befugnisse zur Einspeicherung in eine Datenbank sowie zu weiteren Vervielfältigun- gen zu gewerblichen Zwecken in jedem möglichen Verfahren ein. Dem Autor verbleibt die Befugnis, nach Ablauf eines Jahres anderen Verlagen eine einfache Abdruckgeneh- migung zu erteilen; ein eventuelles Honorar hieraus steht dem Autor zu. Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich im Gesamtumfang von ca. 640 Seiten als Print- und Online-Ausgabe. Der Abonnementpreis beträgt jährlich € 202,– für Insti- tutionen (incl. Online-Zugang für eine unbegrenzte Nutzerzahl an einem Standort) und € 108,– für Privatpersonen (incl. personengebundenem Online-Zugang). Studen- tenpreis und Online-Only-Abonnements sind auf Anfrage möglich. Einzelhefte (ohne Online-Zugang) kosten € 39,80. Alle Preisangaben sind unverbindliche Preisempfehlun- gen und verstehen sich zzgl. Versandkosten. Bestellungen können über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag gerichtet werden. Abbestellungen müssen 6 Wochen vor Jahresende erfolgen. Einzelne Artikel werden unter http://ejournals.duncker-humblot.de/loi/zhf (ab Jg. 2008) zum Download abgeboten. Weitere Hinweise zur Zeitschrift (auch Inhaltsverzeichnisse ab 2003) finden Sie unter: www.duncker-humblot.de/zeitschriften/zhf Verlag Duncker & Humblot GmbH, Carl-Heinrich-Becker-Weg 9, 12165 Berlin Ruf: +49 (0) 30 / 79 00 06 - 0, Telefax: +49 (0) 30 / 79 00 06 - 31, Internet: www.duncker-humblot.de Druck: MEDIALIS Offsetdruck GmbH, Berlin ISSN 0340-0174 (Print-Ausgabe) ISSN 1865-5599 (Online-Ausgabe) Zeitschrift für Historische Forschung 45 (2018), 315–430 Duncker &Humblot, Berlin BUCHBESPRECHUNGEN Kumar,Krishan, Visions of Empire. How Five Imperial Regimes Shaped the World, Princeton /Oxford 2017, Princeton University Press, XVIII u. 576 S. /Abb., £32,95. Globalität bringt auch historiographische Hybridehervor: ein indischer Soziologe veröffentlicht in Amerika ein Werk über europäische Imperien, dessen Umschlag das Familienbild Kaiser MaximiliansI.ziert. Seit der Nationalstaat nicht mehr als die einzig möglicheForm eines vollkommenen Gemeinwesens gilt, erregen die bis dahin als überholt geltenden Imperien neues Interesse. Lässt sich aus ihrer Geschichteindirekt etwas über die aktuellen Problemegroßmaßstäblicher politischerOrganisation und des Zusammenlebens verschiedener Völker in einem Land lernen? Im Unterschied zu an- deren Autoren betont Kumar neben der politischenPraxis die imperialen Ideen und Ideologiender Eliten und Intellektuellen. Fünf Varianteneines „European repertoire of empire“ werden im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der Nationalität ihrer Reichsvölker gereiht behandelt. Denn am Anfang standen auch in Europa dynastische Imperien. (1) „The Idea of Empire“ leidet unter der Schwierigkeit, Kolonialreiche von anderen Reichen zu unterscheiden, was zusätzlich durch die unzutreffende Identifizierung der beiden Typen mit maritimenund kontinentalen Imperien verkompliziert wird. Nation und Reich erweisen sich keineswegs als kontradiktorisch wie bei Herder, denn die Vorläuferder europäischenNationalstaaten begründeten nicht nur ihre Souveräni- tätsansprüche imperial, sondern hatten in der Regel auch die komplexeStruktur von Reichen. Auf der anderen Seite neigten Reichsvölker je länger, desto mehr dazu, ihre Imperien national zu verstehen. (2) „The Roman Empire“ mit seinen Nachfolgern Byzanz und der römischen Kirche erweist sich paradigmatisch als „parentofempire“, nicht nur als Vorbild für Napoleon und Mussolini, sondern auch mit seiner Zivilisa- tionsmission, der Trägerrolle für einen christlichen Universalismus und der Verleihung des Bürgerrechts an alle Untertanen. (3) „The Ottoman Empire“ wird von Kumar revisionistisch als europäisches Reich in der Tradition der islamischenPräsenz in Europa behandelt,mit Schwerpunkt auf dem Balkan und Eliten europäischer Herkunft, mit byzantinischem Erbe und europäischen Verbündeten. Es war zwar nicht tolerant im modernen Sinn, aber dennoch mehr als alle anderen Fälle Reich, weil es pragmatisch 600 Jahre lang unter einer überwölbenden islamischenKultur organisierte Vielfalt praktizierte. Rasse, Ethnizitätund Nation hätten dabei keine Rolle gespielt. Auch sein Wandelwird nicht mehr als Niedergang geschildert. Erst ungünstige internationale Konstellationen hätten zu der langwierigen und keineswegs widerspruchsfreienEntwicklung zum türkischenNationalstaat ge- führt. Auch Österreich-Ungarn als zweiter Teil des (4) „Habsburg Empire“ sei dem Krieg, nicht seinen nationalenSpannungen erlegen. NachdemKumar kurz das spanische Imperium als Föderation von Ländern unter der Kontrolle des kastilischen Reichsvolks vorgestellt hat, behandelt er das Verhältnis der spanischen und der deutschen Habs- burger, denn kein Imperium war so ausschließlichdynastischen Ursprungs wie dieses. Dann geht es um Aufstieg, Aufbau, Probleme und Idee des österreichischen Imperiums, Zeitschrift für Historische Forschung 45 (2018)2 Belegexemplar der Rezension in: Zeitschrift für Historische Forschung 2/2018 Copyright Duncker & Humblot GmbH, Berlin 316 Buchbesprechungen dessen „durch Schlampereigemilderten Absolutismus“ (Viktor Adler) er geradezu liebenswertfindet. Die Armee war in erster Linie die soziale Integrationsklammerund das Deutschtum die kulturelle, nicht zuletzt dank der Beiträge des einzigartigen deutsch-jüdischen Geisteslebens. Bei (5) „The Russian and Soviet Empires“lässt sich eine Abfolgevon fünf Reichen identifizieren: Kiew, Moskau, St. Petersburg, die UdSSR und die heutige Russische Föderation.Allerdings geht es spätestens seit dem 19. Jahrhundertbis heute immer wieder um das von Denkern verschiedenster Richtungendiskutierte Problem der po- litischen Praxis, ob dieses riesige Gemeinwesen sich als Reich oder als Staat verstehen will, ob die Russen im engeren Sinn die Rolle des Reichsvolks oder der Staatsnationzu spielen haben. Das Problem wird durch die territoriale Geschlossenheit verschärft, denn die russische Expansion kann auch als innerer Kolonialismus betrachtet werden. Mehr noch als andere Reichsvölker könnte man die Russen sogar als Opfer ihres Im- periums betrachten, weil es sie daran hinderte, eine Nation zu werden. (6) „The British Empire“ als modernes Übersee-Imperium gehört als zweites oder drittes in eine Reihe von vier britischen Imperien: zuerst Herrschaft über die Britischen Inseln, danach weltweit Herrschaft im Westen und Handel im Osten, dann das moderne Empire mit den drei unterschiedlichen Bestandteilen Siedlungskolonien oder Domi- nions, Britisch-Indien und Colonial Empire im engeren Sinn. Sie werden getrennt analysiert, bevor auf die weitere Entwicklung in und nach den beiden Weltkriegen eingegangen wird. Ausführlich kommt die zeitgenössische theoretischeDiskussion zu Wort, einschließlich Rückgriff auf das Vorbild Rom. Dass das Empire im Bewusstsein der Massen keine Rolle gespielt habe (BernardPorter), trifft laut Kumar nicht zu. Auch hier habe es zunächst keinen vorprogrammierten Niedergang gegeben, sondern die Fortsetzungdes Empire mit anderen Mitteln im Commonwealth als viertem Imperium. Dazu passte der egalitäre British Nationality Act von 1948. Erst mit der Niederlageim Suezkonflikt 1956 begann das Ende des imperialen Pragmatismus und Idealismusder Briten. Weit mehr als das britische verstand sich (7) „The French Empire“ als erweiterter Nationalstaat, der seine Untertanenals Franzosenbetrachtete oder längerfristig durch Assimilationspolitik dazu machen