Neujahrskonzert: Maskenball Mit Donner Und Blitz MITWIRKENDE

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Neujahrskonzert: Maskenball Mit Donner Und Blitz MITWIRKENDE FEIERTAGSKONZERT Neujahrskonzert: Maskenball mit Donner und Blitz Nikolaisaal Potsdam | Großer Saal Dienstag, 1. Januar 2013 | 17.00 Uhr MITWIRKENDE Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt Leitung und Moderation: Scott Lawton PROGRAMM Gustav Holst (1874-1934) Indra op. 13 Tondichtung Josef Strauß (1827-1870) Dynamiden-Walzer Aram Chatschaturjan (1903-1978) Mazurka aus der Suite Maskerade Nach der Zwischenaktmusik zu Lermontows gleichnamigen Schauspiel César Franck (1822-1890) Les Eolides (Die Äoliden) Tondichtung Johann Strauß jr. (1825-1899) Unter Donner und Blitz Schnellpolka PAUSE Johann Strauß jr. Ouvertüre zur Operette Die Fledermaus Csárdás aus der Operette Die Fledermaus Carl Nielsen (1865-1931) Ouvertüre zur Oper Maskarade Aram Chatschaturjan Walzer aus der Suite Maskerade Nach der Zwischenaktmusik zu Lermontows gleichnamigen Schauspiel Johann Strauß jr. Tik-Tak-Polka Carl Nielsen Hahnentanz aus der Oper Maskarade Aram Chatschaturjan Galopp aus der Suite Maskerade Nach der Zwischenaktmusik zu Lermontows gleichnamigen Schauspiel VON GÖTTERN, ATOMEN, DEM WETTER UND MENSCHLICHEN LEIDENSCHAFTEN... erlernte, eröffneten sich ihm völlig neue Welten und Ideen für einen musikalischen Exotismus. Eine Idee führte zu der Tondich- tung Indra, die jener vedischen Gottheit gewidmet ist, die die produktiven Kräfte der Natur verkörpert. So gilt Indra – der »König« der Götter – als Gott des Kampfes und der Krieger, der Fruchtbarkeit, der Schöpfung, des Sturmes und Regens – und somit des Himmels. Dort regiert er gemein- sam mit seiner Göttergattin Indrani über Gustav Holst eine Art »Kriegerparadies« in den Wolken. Holst entwirft in seiner Musik ein leben- Hinter seiner Orchestersuite Die Planeten diges Porträt dieses »Erhalters der Welt«, (1916), die als Kultstück mythologischer der den Drachen Vrita mit seinem Don- Erlebnissucher vor allem im Hi-Fi-Zeitalter nerkeil bezwingen und so eine drohende zu boomen begann, führen Gustav Holsts Dürre abwenden kann. Am Ende steht der einige 100 Werke – vor allem die frühen fruchtbaren Kraft des Regens nichts mehr – eher ein Schattendasein. Doch dass die- im Wege. Die Musik ist bemerkenswert dy- ser englische Komponist lettisch-schwe- namisch und farbenreich, wenngleich die discher (und weit entfernt auch spanischer) indischen Einflüsse rein literarischer Natur Abstammung einzig an seinen Planeten sind. gemessen wurde, verbitterte ihn selbst nicht im geringsten, pflegte er doch zu sa- Àpropos »literarisch«: Was wären die gen, dass es die größte Freude für einen Klatschspalten der (Wiener) Massen- Künstler sei, bekannt und respektiert zu presse ohne die Errungenschaften des sein bei all denen, die sich für wahre Kunst Strauß'schen Jahrhunderts gewesen? Die interessieren, und ignoriert zu werden vom Industrielle Revolution und die kleinen ganzen Rest. Dabei war Holst ungeachtet technischen Neuerungen des Alltags fan- seines kurzen, von andauernder Krankheit den sich ebenso in der Boulevardpresse überschatteten Lebens ein Musiker mit der Zeit wieder wie die Boulevardthemen breitem stilistischem Horizont, der etliche in den Wiener Walzern, Polkas und Mär- Genres abdeckte. Mit 20 Jahren begann schen. Ob Eisenbahn-Lust, Aether-Träume er sich für hinduistische Philosophie und (eine Persiflage auf die im Jahr 1847 von Sanskrit-Literatur zu interessieren, und Wiener Ärzten eingeführte Narkose) oder indem er selbst die alt-indische Sprache aber der Feuilleton-Walzer und Leitartikel 4 | neujahrskonzert (Reverenzen an neue Formen des Zeitungs- mehr als etwa bei Prokofjew oder Scho- wesen) – jene »Genres« übten eine beson- stakowitsch – in vielfältiger Weise von dere Anziehungskraft aufeinander aus und der Volksmusik seiner (kaukasischen) Hei- schufen ihre eigenen »Wiener« Geschich- mat geprägt. Nach dem Tod Stalins fiel ten. Auch Josef Strauß' Walzer Geheime auch seine Musik unter die Zensur der Anziehungskräfte (Dynamiden) gehört in sowjetischen Kulturpolitik. Sein Spagat diese »kulturverbindende« Kategorie. Ge- zwischen äußerlichem Partei- und persön- schrieben für den Industriellen-Ball 1865, lichem Gestaltungs-Anspruch zeigt sich erschloss die Musik Gefilde, die in der am unmittelbarsten im Jahr 1944, als er Regel weniger der Tanz- als vielmehr der sowohl die Staatshymne der Armenischen Unterhaltungsmusik galten und ging weit Sozialistischen Sowjet-Republik als auch über die Grenzen der traditionellen Walzer- die Bühnen-Musik zum Schauspiel Maske- Form hinaus in Richtung sinfonische Musik. rade komponierte, einer leidenschaftlich- Und es ist sicher kein Zufall, dass die Dy- kritischen Vers-Satire auf die zaristische namiden unverkennbar in Richard Strauss' Adelsgesellschaft des russischen Romanti- Rosenkavalier-Walzer widerhallen. In kers Michail Lermontow. Arbenin, ein mei- Anspielung auf das bedeutende Werk sterhafter Kartenspieler, hat der überaus des Maschinenbauingenieurs Ferdinand erfolgreichen Spielsalon-Zeit den Rücken Redtenbacher (Das Dynamiden-System. gekehrt. Ihn fasziniert viel mehr das ihm Grundzüge einer mechanischen Physik; gleichermaßen neue wie suspekte Glück 1857) hatte Strauß, als er dieses Werk ver- in der Liebe zu seiner jungen Frau Nina. So fasste, offenbar wirbelnde Atome im Sinn, reicht eine unglückliche Verwechslung auf noch konkreter vielleicht das Atom-Modell einem Maskenball, um seine Eifersucht Pilipp Lenards (in dem Dynamiden die Bau- zu entfachen. Und so kommen hinter den steine des Atoms darstellen). So erklärt Masken die wahren Gesichter zum Vor- sich wohl auch der »Untertitel« des Stücks schein, werden verborgene Karten aufge- – Geheime Anziehungskräfte –, dürfte deckt, und das Liebesglück fällt in sich zu- doch die Atomphysik auf den gelernten sammen wie ein Kartenhaus: Arbenin tötet Ingenieur Strauß eine große Faszination Nina und verliert den Verstand – auch sein ausgeübt haben. Jedenfalls erreicht diese Spiel ist aus. Musik geradezu verblüffende, übernatür- Die Zwischenakt-Musiken zu diesem liche Kräfte – Kräfte, die sich hinter dem Schauspiel sollten die Stimmung und verstecken wollen, was die Realität zu sein das Milieu von St. Petersburg zur Zeit scheint... des Zaren untermalen. Aus diesen stellte Chatschaturjan Walzer, Nocturne, Mazur- Aram Chatschaturjans Tonsprache ist – ka, Romanze und Galopp zu einer konzer- neujahrskonzert | 5 seus und seine Gefährten genossen seine Gastfreundschaft; für die Heimfahrt gab er ihnen einen Sack mit ungünstigen Win- den mit, der verschlossen bleiben sollte. Gleichzeitig griff er Odysseus auf seiner Heimfahrt mit günstigen Westwinden un- ter die Arme. Seine Gefährten jedoch öff- neten den Sack kurz vor Erreichen Ithakas. So konnten alle Winde entweichen, und das Schiff wurde zur Aiolos-Insel zurück- getrieben. So wehte Odysseus' erneute Bitte um günstige Winde schlichtweg an Aiolos' Ohr vorbei. Auch bei der Premiere Karl Hofer: Maskerade (1922) von Francks Äoliden (bei einem Konzert der Pariser Société Nationale im Mai 1877) tanten Orchester-Suite zusammen. Die wehte kein besserer Wind: Das Stück Mazurka (ein stilisierter, walzerartiger pol- wurde anstandslos ausgezischt. Erst bei nischer Volkstanz) – gewissermaßen dra- späterem Hören blies ihm eine Brise der maturgisches Zentrum der Suite – ist trotz Begeisterung entgegen. ihres derberen rhythmischen Impulses von Die in einem Satz (Allegro vivo) geschrie- einer verspielten Leichtigkeit (man höre auf bene Musik erzählt ihre eigene Geschichte: das wiederkehrende, chromatisch herab- Das Eröffnungsmotiv verleiht den ersten fallende Motiv der Holzbläser), als ließe Zeilen des Poems Ausdruck: »Oh, leichte sie (die) Puppen tanzen und ab und zu ei- Winde des Himmels, süße Atemzüge des nen lustigen Knicks machen. liebreizenden Frühlings, die die Hügel und Ebenen umschmeicheln mit frischesten In seiner ersten sinfonischen Tondichtung Küssen.« Auch im weiteren Verlauf der Les Eolides (Die Äoliden) haucht César Musik spiegelt sich die Empfindung des Franck Charles Marie Leconte de Lisles Gedichts bildhaft wie eindrucksvoll wider gleichnamigem Poem und somit dem – mit durchweg sanften Tönen (die Harfe klassischen Mythos von Aiolos, dem grie- spielt hier eine wichtige Rolle) ohne große chischen Gott des Windes, musikalisches dynamische oder Stimmungs-Wechsel. Die Leben ein. Instrumentierung ist transparent, und ob- Aiolos bewohnte laut Homers Odyssee wohl sich das thematische Material, das die im fernen Westen liegende, legendäre zunächst nacheinander und dann überei- schwimmende Insel Aiolia. Auch Odys- nander erscheint (ein Lieblings-Kunstgriff 6 | neujahrskonzert des Komponisten), extrem chromatisch anderen slawischen Tänzen kamen meh- gebärdet, wahrt die Musik eine einhellig rere lokale Abwandlungen der Polka auf harmonische wie melodische Welt und wie die elegante Polka française, die Polka ein klares Gefühl von frühlingshaft-freund- hongroise, die Polka mazur, die Polka à la lichem Dur. Polacca oder die auch von Johann Strauß aufgegriffene Schnellpolka. Unter Donner Die Polka gehörte im späten 19. Jahr- und Blitz (1868) ist jedenfalls die lärmigste hundert zu den beliebtesten Tänzen – sie unter Strauß' Tanzstücken, hervorgerufen wurde dementsprechend von fast jedem durch permanente Paukenwirbel und Be- bedeutenden Komponisten von Tanzmu- ckenschläge und einem donnernden Tosen sik aufs Notenpapier gebracht, von na- am Ende des Stücks. hezu allen Militärkapellen gespielt und in gedruckter Form über die ganze Welt Es geht nichts über einen guten Trailer, der verbreitet. Einige der Charakteristika der anschaulich und pointiert erzählt was einen Polka erscheinen bereits in der Musik
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