Die Gemeinden Und Ortschaften Tirols Und Ihre Einwohnerzahlen 1817
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Die Gemeinden und Ortschaften Tirols und ihre Einwohnerzahlen 1817 Wilfried Beimrohr Nachdem die Grafschaft Tirol 1814, und zwar innerhalb ihrer alten Grenzen, wieder in unter die österreichischen Erbländer eingereiht worden war, hatte die österreichische Verwaltung mit dem Problem zu kämpfen, dass in die Verwaltungsstrukturen des Landes nach 1806 massiv eingegriffen worden war. Bekanntlich war die Grafschaft Tirol, der erst 1803 die Gebiete der aufgelösten Hochstifte Brixen und Trient überlassen worden waren und die sich abmühte, diese zu integrieren, im Dezember 1805 dem Königreich Bayern zugesprochen worden. Bayern wiederum, das seine Provinz Tirol in drei Verwaltungskreise aufgliederte (Innkreis, Eisackkreis und Etschkreis), musste 1810 Gebietsteile an zwei von Napoleon geschaffene Staaten abtreten: den Etschkreis und den südlichen Teil des Eissackkreises an das Königreich Italien, den südöstlichen Teil des Eissackkreises an die Illyrischen Provinzen des Königreichs Frankreich. Jede dieser drei „Zwischenregierungen“, wie die aus österreichischer Sicht fremden Mächte im nachhinein bezeichnet wurden, hatte mehr oder stark die Verwaltung ihren Vorstellungen und Bedürfnissen nach angepasst, auch auf der untersten adminstrativen Ebene, nämlich der der Gerichte, die zugleich als Instanzen der Justiz und der Verwaltung dienten (und weiterhin dienen sollten). Der Status (die Patrimonialgerichtsbarkeit war aufgehoben worden) und die sachliche wie die örtliche Zuständigkeit der Gerichte hatten sich gewaltig verschoben, kein Stein blieb auf dem anderen. Damit nicht genug. Zwischen 1813/14 und 1816 wurden der wiedererstandenen Grafschaft Tirol Gebiete angegliedert, die vormals salzburgisch gewesen waren und die es nun galt administrativ einzubauen: die Sprengel der Pfleggerichte Itter im Brixental, Zell und Fügen im Zillertal, Windisch-Matrei im hinteren Iseltal und Lengberg im oberen Drautal. Um dieses Wirrwarr zu lichten, war eine Reorganisation, die sich am Ist-Zustand des „Normaljahres“ 1805 orientierte, durchzuführen und zugleich eine Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen anzustreben. Die Patrimonialherrschaften wurden in ihre alten Rechte wieder eingesetzt. (Unter Patrimomialgerichte wurden jene Gerichte verstanden, die zu Lehen oder zu Pfand Privatpersonen, fast durchwegs Adeligen, und Körperschaften überlassen worden waren, die auf Gewinn oder Verlust, aber unter staatlicher Aufsicht die Gerichtsbarkeit wahrzunehmen hatten. Unter die Kategorie Patrimonialgericht fiel aber auch jene wenigen Gerichte, die seit alters im Eigentum von Adelsgeschlechtern oder Klöstern standen.) Die Gerichte sollten möglichst in jenen Grenzen, die ihre Sprengel 1805 gehabt hatten, wiedererrichtet werden. Allerdings wurde die Gelegenheit für eine adminstrative Flurbereinigung wahrgenommen: Stadtgerichte, kleinräumige Gerichte mit geringer Einwohnerzahl und Burgfrieden wurden nicht wieder belebt. Hatte es 1805 noch über 160 Gerichte gegeben, so wurden 1817 lediglich an die hundert in Wirksamkeit gesetzt. In den nächsten Jahrzehnten – das nur nebenbei – sollte durch Zusammenlegen von Gerichten deren Zahl weiterhin stark zurückgehen. Auf der Grundlage des kaiserlichen Patents vom 14. März 1817, betreffend die Organisierung der Landgerichte ( Provinzialgesetzsammlung von Tirol und Vorarlberg für das Jahr 1817, Band 4/1, Innsbruck 1824, Nr. 51, S. 165 ff ), wurde landesweit der Typus den „Landgerichts“ geschaffen, der hinsichtlich der Verwaltung und der Justiz normierte einheitliche Kompetenzen hatte. Um das Vorhaben der Reorganisation umsetzen zu können, bedurfte das Gubernium für Tirol und Vorarlberg eingehender Informationen, die es sich über die Kreisämter von den Gerichten beschaffte: Handelt es sich um ein landesfürstliches Gericht oder ein Patrimonialgericht, wo ist der Sitz des Gerichts, 1 welche Gemeinden oder Ortschaften zählen zum Sprengel des Gerichts, wie viele Einwohner haben diese Gemeinden oder Ortschaften usw. Die einlaufenden Informationen sammelte das Gubernium und stellte sie in einer „Verzeichnis“ genannten Tabelle zusammen ( Gubernium für Tirol und Vorarlberg: Publica (Organisation der Landgerichte) Zl. 8018 in Zl. 243 ex 1817 ). Dieses handschritliche Verzeichnis diente wiederum als Grundlage des als Anhang zum kaiserlichen Patent vom 14. März gedruckten „Ausweis über die gemischten Gerichte in Tirol und Vorarlberg, wie solche vom 1. Mai 1817 an ... zu bestehen haben, und über die ihren Bezirken zugewiesenen Gemeinden und Ortschaften“ (Provinzialgesetzsammlung von Tirol und Vorarlberg für das Jahr 1817, Band 4/1, Innsbruck 1824, Nr. 51, S. 171 ff.). Für die Nachwelt ist diese Tabelle, geographisch gegliedert nach Kreisen und innerhalb der Kreise nach Landgerichten, die durchgezählt werden, aus zwei Gründen eine wichtige Quelle: • Erstmals werden die Gemeinden oder Ortschaften aufgezählt, die innerhalb eines Sprengel eines bestimmten Landgerichts liegen (Stand 1817). • Erstmals sind für ganz Tirol auf der Ebene der Gemeinden oder Ortschaften Einwohnerzahlen überliefert (Stand 1817) Die in der nachfolgenden Aufstellung zusammengetragenen Daten sind der zitierten zeitgenössischen Tabelle von 1817 entnommen: • Zählung, Name und Status des Landgerichts (landesfürstliches Gericht/ Patrimonialgericht), bei Patrimonalgerichten Nennung der Inhaber der Gerichtsbarkeit; Angabe des Ortes, an dem das Landgericht seinen Sitz hat; • Aufzählung der dem Landgericht zugehörigen Gemeinden und Ortschaften mit Einwohnerzahl bzw. mit Summe der Einwohnerzahl des Landgerichts. 1817 war in vielen Fällen nicht klar, ob es sich bei den Ortschaften lediglich um solche oder um Gemeinden gehandelt hat. Erst das Gemeindegesetz von 1819, das den Gemeinden einen einheitlichen Ordnungsrahmen vorschrieb, schuf die gesetzliche Voraussetzung, so dass sich in der Verwaltungspraxis ein fester Kreis von Gemeinden herausschälen konnte. Um dies und die durch Auflassung von Landgerichten bedingten Veränderungen der Gerichtssprengel aufzuzeigen sind Ergänzungen angebracht: • Aufzählung der Gemeinden nach Landgerichten (LG) im Jahre 1848 (Quelle: Provinzial- Handbuch von Tirol und Vorarlberg für das Jahr 1848, Innsbruck ) • Aufzählung der Gemeinden nach Bezirksämtern (BA)1854 ( Landesregierungsblatt für die gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg, II. Abteilung Nr. 22), hier werden die Gemeinden und Katastralgemeinden (KGs) nach den Sprengeln der Bezirksämter aufgelistet. Es finden sich hier auch Angaben zur Fläche und Einwohnerzahl (Stand 1850) einer Gemeinde. Weiters ist vermerkt, welche katholische Pfarre, Kuratie usw. für die Gemeinde zuständig gewesen ist.) Die Abkürzungen in der Titelzeile, vom Autor dieser Zeilen gesetzt, zeigen an, ob das Landgericht um 1800 zur Grafschaft Tirol ( T), zum Hochstift Brixen ( B), zum Hochstift Trient ( TR ) oder zum Hochstift Salzburg ( S) gehört hat. Die Ortsnamen sind grundsätzlich der modernen Schreibweise angepasst. Ortsnamen, die nicht identifiziert werden konnten, sind kursiv gesetzt. 2 Kreis Oberinntal 1. Landgericht Hörtenberg (mit Gericht Schlossberg), Patrimonialgericht (Grafen Spaur) (T) mit Sitz in Telfs Gemeinde und Ortschaft Einwohnerzahl Telfs 2.037 Pfaffenhofen 362 Oberhofen 900 Flaurling und Flaurlingberg 664 Polling und Pollingberg 275 Inzing und Inzingerberg 975 Hatting und Hattingerberg 327 Oberperfuss und Unterperfuss 885 Ranggen 380 Zirl 1.464 Seefeld, Reith, Leithen und Mösern 440 Scharnitz 432 Leutasch 848 Pettnau und Unterpettnau 282 Gesamt 10.597 Die 15 Gemeinden des LG Telfs 1848: Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling, Polling, Hatting, Leutasch, Ranggen, Ober- und Unterperfuss, Zirl, Pettnau, Seefeld, Scharnitz, Reith, Inzing. Die 16 Gemeinden des BA Telfs 1854: Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling, Polling, Hatting, Leutasch, Ranggen, Oberperfuss, Unterperfuss, Zirl, Pettnau, Seefeld, Scharnitz, Reith, Inzing. 2. Landgericht Petersberg (mit Hofgericht Stams und Burgfrieden Rofen), Patrimonialgericht (Grafen Wolkenstein) (T) mit Sitz in Silz Gemeinde und Ortschaft Einwohnerzahl Silz 1.045 Haiming mit Ochsengarten, Brunau, Silzerberg und Magerbach 1.136 Ötz, Ötzerberg, Auf der Au, Habichen, Tumpen und Östen 1.868 Umhausen, Köfels und Niederthai 1.447 Längenfeld mit Au, Ennemoos, Dorf, Gries, Huben, Winkler, Moos, Unterried, 1.691 3 Oberried Lehen, Sölden, Kaisers, Wohlfahrt, Zwieselstein, Rettenbach, Gurgl, Kurzlehen, 1.110 Barwies-Affen und Fronhausen Gschwent, Obsteig, Wald, Finsterfiecht, Thal, Holzleiten, Weis und Aschland, 2.408 Unteried und Wildermieming, Fiecht, See und Mötz Karres 331 Roppen 470 Rietz 1.000 Haslach 127 Hauland und Jägerhaus 32 Stams 190 Haidach 50 Thann und Reithof 97 Windfang 59 Gesamt 13.153 Die 15 Gemeinden des LG Silz 1848: Silz, Stams, Rietz, Untermieming, Wildermieming, Obsteig, Haiming, Karres, Roppen, Sautens, Ötz, Umhausen, Längenfeld, Sölden, Vent. Die 14 Gemeinden des BA Silz 1854: Silz, Stams, Rietz, Mieming, Wildermieming, Obsteig, Haiming, Karres, Roppen, Sautens, Ötz, Umhausen, Längenfeld, Sölden (KGs Sölden und Vent). 3. Landgericht Imst , Patrimonialgericht (Grafen Ferrari) (T) mit Sitz in Imst Gemeinde und Ortschaft Einwohnerzahl Imst mit Gunglgrün 2.100 Tarrenz, Obertarrenz und Strad 1.259 Nassereith mit Dormitz und Fernstein 1.321 Pfafflar 312 Gramais 102 Mils 156 Imsterberg und Imsterau 462 Arzl, Blons, Timmls, Hochasten, Neidegg, Wald, Leins und Ried 1.548 Wenns, Brennwald und Sonnenberg 1.103 Jerzens, Kienberg, Rietzenried und Rablesau 608 Pitztal bestehend aus den Gemeinden Zaunhof, St. Leonhard und Plangeross 1.038 Karrösten und Brennbichl