PolarNEWS Zeitschrift über polare Regionen www.polarnews.ch Ausgabe 21 / Juni 2015

Spitzbergen Neue Partner Nordostpassage Mit Skidoos im Land Knecht und Glur Reisen Die lange Suche nach der Sonnenfinsternis im Team mit PolarNEWS dem kurzen Weg Rubriktitel Expeditionsschiffsreisen an Bord MS Plancius, MS Ortelius, LIEBE LESERIN, SV Noorderlicht und SV Rembrandt van Rijn LIEBER LESER Danke, danke, danke für eure vielen euphorischen Re- aktionen auf unsere Jubiläumsausgabe! Die vielen Mails und Briefe haben uns sehr gefreut – und auch bestätigt: Euer Lob ist uns ein Ansporn, weiterhin unser Bestes zu geben.

In dieser Ausgabe zum Beispiel mit einer aufwendigen Aufarbeitung der Frage, wer die erste Frau in der Antark- tis war und warum Frauen in der Geschichtsschreibung der polaren Gebiete kaum eine Rolle spielen. Christian Hug erzählt die Geschichte der Eroberung der Nordost- passage, Peter Balwin überrascht uns mit erstaunlichen Fakten über die See-Elefanten, Peter Walthard kraxelte unter das Gletschereis in Spitzbergen, und, und, und.

Wir haben einen neuen Partner: Glur Reisen in Basel. Der Skandinavien-Spezialist ist Mitglied der Knecht Kleine Expeditionsschiffe – grosse Vorteile Reisegruppe und wird für PolarNEWS ab sofort die administrativen Aufgaben unserer Reisen übernehmen • Kleine, moderne und nach höchsten Sicherheitsstandards ausgerüstete Polarschiffe – und auch für Sie, liebe Reisende, ein guter Ansprech- • Deutschsprachige Reisen, fachkundige Vorträge durch erfahrenes Expeditionsteam partner sein. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. • Je nach Wetterbedingungen täglich zwei Anlandungen: Vormittag und Nachmittag Lesen Sie dazu unser Interview ab Seite 74. • Kurze Seestrecken – viel Zeit an Land. Schnelle Ausbootung aller Passagiere • Aktiv Natur erleben: Wandern, Kajak- und Zodiacausflüge, Fotoworkshops Wir wünschen euch viel Vergnügen mit PolarNEWS! • Komfortable Unterbringung, sehr gute Verpflegung, exzellenter Service • Flexible Reiserouten, legere und komfortable Atmosphäre an Bord Rosamaria und Heiner Kubny

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Zum Titelbild

See-Elefanten-Bullen werden im Alter von 5 bis 6 Jahren geschlechtsreif. Trotzdem dauert es weitere 5 bis 6 Jahre, bis sie sich erfolgreich verpaaren können. Diese Jungbullen in der südgeorgischen King Haakon Bay üben sich schon mal im Machtkampf. SV Noorderlicht SV Bild: Heiner Kubny SV RembrandtSV Rijn van

PolarNEWS 3 www.oceanwide-expeditions.com | www.polar-reisen.ch © Oceanwide Expeditions Rubriktitel PolarNEWS INHALT

Nr. 21 / Juni 2015 Einstieg: Zum Anfang 6 Kolonien der Kaiserpinguine von oben und Sonnenfinsternis von unten.

Polarforschung: News 14 Gute Gene und zuverlässige Zeiger, Seebären als Stammkunden.

Tierwelt: Rekordhalter 16 See-Elefanten sind gemütliche Kolosse. Ausser wenns um Weibchen geht.

Serie: Vergessene Helden 24 Aeneas Mackintosh erfüllte seinen Tierwelt: Rekordhalter 16 Auftrag. Und fand dabei den Tod. See-Elefanten kommen an Land, um sich auszuruhen. Und um Reisen: Landfahrt 26 sich fortzupflanzen. Dann ist es allerdings mit der Ruhe schnell Mit den Skidoos durch die zauberhafte vorbei. Im Bild ein Weibchen mit einem neugeborenen Jungen. Landschaft rund um Longyearbyen.

Kunst: Die Legende von Sedna 34 Der wichtigste Mythos der Inuit findet in deren Kunst Ausdruck.

Nordpol: Mamont-Cup 36 Vier Teams im Rennen um den letzten Breitengrad – für mehr Forschung.

Geschichte: Nordostpassage 38 Gefährliche Suche nach dem Handelsweg entlang Russlands Nordküste.

Intern: Hotel 47 Pionierin: Ein Sturm zwang eine PolarNEWS- Caroline Mikkelsen 56 Reisegruppe, im Museum zu übernachten. Als Begleiterin ihres Mannes setzte die Norwegerin wahr- Info: Dies&Das / Impressum 48 scheinlich als erste Frau ihren Fuss auf das antarktische Arthur Conan Doyles Tagebuch als Festland. Über sie und andere Pionierinnen weiss man nur sehr Walfänger, Arktis-Film in Grossformat. wenig. Warum? Politik: Koordinierte Projekte 50 Ein Schweizer Polarinstitut würde die Forschung effizienter bündeln. Forschung: Pionierin: Caroline Mikkelsen 56 DURCHATMEN Subglazial 62 Sie war die erste Frau in der Antarktis. ZURÜCK IN DER NATUR Die Sehnsucht rauszugehen liegt in uns. Bewegung, Natur und Herausforderungen geben uns die Gelassenheit Wie fliesst das Aber warum weiss man über sie fast nichts? Schmelzwasser in für das Alltägliche. Geh raus bei jedem Wetter. Forschung: Subglazial 62 Arktisgletschern? Seit wenigen Jahren wagen sich Forscher Bisher gab es nur unter die Gletscher der Arktis. theoretische Ansätze. Seit die Forscher Lexikon: Zügelpinguin 70 Der «Polizist» mit dem Kehlstreifen gilt selber runtergehen, als aggressivster aller Pinguine. weiss man: Die Theorie war falsch. Interview: Glur/Knecht 74 Dem neuen Reise-Partner von PolarNEWS auf den Zahn gefühlt.

Spezial: PolarNEWS-Reisen 78 Expeditionen in die Arktis und in die Antarktis.­ Exklusive PolarNEWS-Angebote.

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159000_046_AZ_Polar_HW15_hoch_210x297_RZ01.indd 1 21.05.15 09:33 Rubriktitel Rubriktitel

Schön still und dunkel Spitzbergen, Longyearbyen, 20. März 2015, 12.11 Uhr: Der Mond verdeckt die Sonne zu hun- dert Prozent. Die totale Sonnenfinsternis taucht Longyearbyen und den Isfjord für 148 Sekunden in schummriges Dämmerlicht, und das in aller Ruhe: Das oft zitierte Schweigen der Vögel findet nicht statt, weil um diese Jahreszeit noch keine auf der Insel anzutreffen sind. Und Public Viewing gibts auch nicht, weil Spitzbergen für das Partyvolk zu weit weg liegt. Was bleibt, ist der kurze Zauber eines astronomischen Phänomens. Mehr dazu ab Seite 26.

Bild: Michael Wenger

6 PolarNEWS PolarNEWS 7 Rubriktitel Rubriktitel Achtung, Luftloch! vor auf Franz-Joseph-Land Tegetthoff So konzentriert dieser Eisbär beim Kap wartete Eisbrecher «Ka - herannahenden vom er sich Ringelrobbe, dass Atemloch einer dem liess. Der Kapitän brachte das Schiff pitan Dranitsyn» nicht im geringsten ablenken den Rückwärtsgang Atemloch zum Stehen und legte ein. Ob die dem Meter vor zwei benützte, ist nicht des Eisbrechers sicherere Fahrrinne Ringelrobbe zum Luftholen die Auch nicht, ob der Eisbär die Robbe schliesslich erwischt hat. überliefert. Bild: Ruedi Abbühl

8 PolarNEWS PolarNEWS 9 Rubriktitel Rubriktitel

Der neue Partner DIE KNECHT REISEGRUPPE BEWEGT von PolarNEWS MENSCHEN – SEIT ÜBER 100 JAHREN

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Lesen Sie das Interview mit Roger Geissberger, Chef der Knecht Reisegruppe und Philipp Jordi, Glur Reisen auf den Seiten 74 bis 77.

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2015

01.10.14 17:28 Dezember 2014 bis November 2015 Abenteuerreisen

Dezember 2014 bis November 2015

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Dezember 2014 bis November 2015 UAUSSEN_baumeler_Wandern_Trekking_2015.indd 1 Familien- Flussreisen Entdeckungsreisen 2015 Familien- Dezember 2014 bis November 2015 Entdeckungsreisen Auf Studienreisen echt unterwegs mit Kindern R E I S E G A R A N T I E Auf Studienreisen echt unterwegs mit Kindern UAUSSEN_baumeler_Velo-Bike_2015.indd 1 garantiert hin und zurück Der Osten auf WasserQualität auf Reisen. Reisegarantie – Die sichere Reiseformel für Pauschalreisen. Baumeler

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April 2015 Stöckli Bikeweekend TessinSchneeschuhlaufen Zentralschweiz Webcode 459 Skandinavien Geschäftsführer 29. Januar – 1. Februar 2015 FESPO Zürich Restaurant Tierpark Dälhölzli

Südliches Afrika 30. Mai – 1. Juni 2015 Stöckli Bikeweekend Tessin • Mal-Schnuppertag Liestal (Barbara Storti) Webcode 628 Wandern: ca. 2 bis 4½ Std., einige Steigungen und/oder Baumeler Reisen AG 6. – 8. Februar Ferienmesse2015 St. Gallen mittel 01.10.14 17:27 Knecht-Reisezentrum Kreuzfahrten & Flussfahrten: Qualität auf Reisen. Mal-Schnuppertag Winterthur (Kathrin Severin) Webcode 628 Abstiege, oft steinige Wege. Solide Wanderschuhe. vom Spezialisten. Hotel Walhalla • Trekking: ca. 3 bis 5 Std., einige steile Auf- und Abstiege. Schnuppertage & Weekends Das Schiff ist Ihr «schwimmendes Hotel». • Erholsame Rundreisen ohne Kofferpacken. RZ_b_Kat.-Templ_2015_TTS_Wandern_200x297.indd 2 16. Januar 2015 Schneeschuhlaufen: ca. 2 bis 5 Std., bis zu 600 Hm pro Tag. Qualität auf Reisen. vom Spezialisten. Powder Dreams vom Spezialisten. Keine technischen Vorkenntnisse notwendig, aber gute Kondi- 17. Januar 2015 Golfsafaris & begleitete Gruppenreisen tion und Trittsicherheit. Spezielle Reisen 7. Februar 2015 2014/15 Südafrika, Namibia, Botswana, Zimbabwe, Victoria Falls, Dubai, Abu Dhabi, Karibik & Südafrika zu entspannen. Arktis, Baltikum, Dänemark, Deutschland, Färöer, Finnland, 8. Februar 2015 …………………………………………………………………………………………. • 11.11.2014 12:00:29 Schneeschuhlaufen Zentralschweiz Webcode 459 Wandern: ca. 2 bis 6 Std., steinige Wege. Wandertraining und Zambia, Malawi, Mozambique vom Spezialisten. 10.11.14 10:33 18. – 20. April Stöckli2015 Bikeweekend Tessin wie Wandern & Yoga, um aktiv Grönland, Island, Norwegen, Russland, Schweden, Spitzbergen Dominikanische Republik, Cancun, Costa Rica, USA & Kanada Webcode 820 solide Wanderschuhe.mittel bis anspruchsvoll Diese Reisen 30. Mai – 1. Juni 2015 Stöckli Bikeweekend TessinSchneeschuhlaufen Zentralschweiz Webcode 459 • garantiert. Schottland, Portugal, Marokko, Teneriffa, Deutschland & Türkei Webcode 820 Mal-Schnuppertag Liestal (Barbara Storti) Webcode 628 Trekking: ca. 3 bis 7 Std., auf guten, teils steinigen, felsigen Wegen bis zu 1200 Hm pro Tag. Gute Kondition und Trittsi- Heliskiing, Catskiing, Ski & Board Kanada, USA, sind unabhängig Bali, Thailand, Vietnam, Singapur & Neuseeland Mal-Schnuppertag Winterthur (Kathrin Severin) Webcode 628 cherheit notwendig. Schweden, Island, Kamchatka, Japan und Antarktis, Die bekanntesten Marken der Knecht Reisegruppe: Mit baumeler bekannte und unbekannte Städte zu Fuss ent- Qualität auf Reisen. decken. von Skandinavien 08.10.2014 13:18:32 • Trekking: ca. 4 bis 8 Std., mit langen Auf- und Abstiegen Ski-/Boardsafaris für Freerider und Pistenliebhaber 08.10.14 09:41 der Personenzahl auf steinigen Wegen anspruchsvoll und bis zu 2000 bisHm sehrpro Tag. anspruchsvoll Sehr gute 11.01.2015 13:30:42 Kondition, Wandertraining und Trittsicherheit notwendig. Qualität auf Reisen. Qualität auf Reisen. Unsere Premium Reisen richten sich an Gäste mit besonderer Vorliebe für luxuriöse Unterkünfte. Übernachtungen in legen- Qualität auf Reisen. vom Spezialisten. dären Grandhotels oder Schlosshotels und exklusiven Lodges. Webcode 820 baumeler-Auftragspauschale Kleingruppen von 4 bis maximal 12 Gäste. Cover2015.indd 1 Webcode 820 Finnland, Grönland, Island, Norwegen, Schweden, Spitzbergen Zusätzlich zu unseren Preisen verrechnen wir die vom SRV empfohlene Auftragspauschale von CHF 20 pro Person, max. Qualität auf Reisen. CHF 60 pro Auftrag. Familien-Entdeckungsreisen Auf Studienreisen echt unterwegs Bei Buchung über ein Reisebüro wird die Auftragspauschale mit Kindern 06.10.14 17:31 Ihrer Buchungsstelle erhoben. Entdecken Sie auf abenteuerlichen Ausfl ügen mit Kindern unbekannte Länder, fremde Kulturen und deren Geschichte! EW_b_Katalog-Wandern_Wegweiser_2015.indd 1 Die Vorteile sind:

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Partnerwerbung_Glur_PolarNEWS.indd Alle Seiten 28.05.2015 08:52:37 Rubriktitel Rubriktitel Pinguine! Ruhig und in ihrer ganzen kalten Schönheit zeigt sich in dieser Luftaufnahme die Gletscherlandschaft einige Meilen landeinwärts vom Kap Washington am Rossmeer. Ein subglazialer Berg bricht seinen Gipfel durch die Eisdecke. Man meint am Hori- zont sogar die Krümmung der Erde zu sehen. Aber was ist das? Die grauen «Flecken» im Schnee sind nicht etwa Schmutz – es sind Brutkolonien von Kaiserpinguinen. Tausende, Zehntausende. Umgeben vom Eis der Antarktis.

Bild: Paul Ponganis, National Science Foundation

12 PolarNEWS PolarNEWS 13 Nachrichten Drake-Strasse: Meeresvögel als Zeiger IN KÜRZE Grosse Ansammlungen von Seevögeln in der berüchtigten Drake-Strasse, jener Antarktis: Meeresenge zwischen Feuerland und der Hitzewelle Antarktischen Halbinsel, zeigen diejenigen In der argentinischen Forschungsstation Stellen an, wo sich die hydrografischen und Esperanza, am Nordzipfel der Antark- ökologischen Zonen befinden. Hohe Vo- tischen Halbinsel gelegen, hat man am gelkonzentrationen gibt es demnach an der 24. März 2015 mit 17,5 Grad die höchs- Nordgrenze des antarktischen Zirkumpo- te Temperatur gemessen, die es jemals larstroms (Subantarktisfront, 55 Grad Süd), auf dem Kontinent Antarktika gab. Der nahe der Polarfront (58 bis 60 Grad Süd) Messwert ist um 0,4 Grad höher als der sowie bei der Südlichen Polarfront (etwa bisherige Rekord aus dem Jahr 1961. 61 Grad Süd). An solchen Fronten treffen Wassermassen mit unterschiedlichen Tem- Quelle: National Geographic peraturen und Salzgehalten zusammen. Die Daten für diese Langzeitstudie sammelten Forscher während 48 Überfahrten in 14 Rekord: Jahren. Längster Tauchgang Quelle: Polar Biology Vögel markieren Mischzonen. Vor der Nordküste der Insel Spitzbergen tauchte ein Eisbär während 3 Minuten und 10 Sekunden, um sich schlafenden Bartrobben auf einer Eisscholle zu nähern. Auf diesem Pirschtauchgang legte der Bär News aus der Polarforschung Wieder weniger Wintereis 45 bis 50 Meter unter Wasser zurück. Diese Zusammengestellt von Peter Balwin Beobachtung beschreibt die längste Tauch- strecke, von der jemals berichtet wurde. Im späten Winter erreicht die Meereisfläche im

Nur dank offener Stellen im Eis überlebte die Spezies Kaiserpinguin die letzte Eiszeit. Arktischen Ozean jeweils ihre grösste Ausdeh- Quelle: Polar Biology nung, bevor sie wieder kleiner wird. Dieses Jahr war es am 25. Februar 2015 soweit: Die Fläche des Meereises hatte mit 14,54 Millionen Quadratkilo- Lemming: Die guten Gene der Überlebenden metern ihre maximale Grösse erreicht – sie war Angriffslustig jedoch noch nie so gering, seit es Satellitenmes- In der letzten Eiszeit vor rund 30’000 Jah- als heute, und sie hatten in nur noch drei scheiden sich die Kaiserpinguine des Ross- Im Gegensatz zum Braunen Lemming sungen gibt. Kommt hinzu, dass das Packeis heuer ren verunmöglichten immense Eismassen zurückgezogenen Populationen überlebt. meeres genetisch von ihren Artgenossen in (Lemmus trimucronatus) besitzt der Nor- 15 Tage früher wieder abzuschmelzen begann als fast jegliches Leben in der Antarktis. Dies Das bedeutendste Rückzugsgebiet muss anderen Teilen der Antarktis. wegische Lemming (Lemmus lemmus) im Durchschnitt der letzten drei Jahrzehnte. war selbst den Kaiserpinguinen zu viel, dank einer grossen Polynia (eisfreies Meer einen auffallend schwarz-weiss-gelb ge- den Meistern der Kälte: Damals gab es inmitten des Packeises) das Rossmeer ge- Quelle: University of Southampton färbten Kopf. Eine Studie hat nun gezeigt, Quelle: NSIDC/National Snow & Ice Data Center etwa siebenmal weniger Kaiserpinguine wesen sein. Tatsächlich: Noch heute unter- dass diese Färbung nicht der Tarnung dient, sondern ein Warnzeichen ist: Ach- Eisfläche 2015 (weiss): Unterdurchschnittlich gross (rot). tung gefährlich! Tatsächlich ist der Norwe- ger viel aggressiver als seine Verwandten.

Seebären als Quelle: Behavioral Ecology Stammkunden Alaskas Tundra and Sociobiology Wöchentlich Weibliche Antarktische Seebären sind in trocknet aus Makrelen: hohem Masse ortstreu, wenn es um ihre Eine vergleichende Untersuchung von rund Vorstoss Nahrungsgebiete geht. Eine neue Stu- 2800 Tundra-Tümpeln auf der Barrow-Halb- News Erstmals hat man im Isfjorden auf Spitz- die von Wissenschaftlern aus Australien, insel in Alaska hat gezeigt, dass 17 Prozent der bergen Makrelen festgestellt. Noch nie zu- Grossbritannien und Südafrika belegt, Teiche und kleinen Seen ganz verschwunden vor stiess dieser Speisefisch aus Mittelmeer dass diese Robbenart gut 50 Prozent ihres aus der beziehungsweise überwachsen sind. Somit ist und Nordsee so weit nach Norden vor. gesamten Nahrungssuchgebietes über die die Grösse der verbleibenden Wasserflächen Auch andere Fischarten aus dem Nordat- Jahre immer wieder nutzt. Seebären legen verglichen mit den Werten aus dem Jahr 1948 Polarforschung lantik sind bis Spitzbergen gewandert. zwischen der Kolonie und dem Nahrungs- um durchschnittlich einen Drittel geschrumpft. Grund dafür dürften die steigenden Was- gebiet durchschnittlich fast 1300 Kilome- ter pro Weg zurück. Der maximale Mess- Solche Tundra-Tümpel dienen etlichen bedroh- auf sertemperaturen im Arktischen Ozean sein. wert lag sogar bei 4500 Kilometer. ten arktischen Zugvögeln als hauptsächliche Nahrungsquelle sowie als Neststandort. polar-news.ch Quelle: Arctic Institute Quelle: PLOS Antarktische Seebären kehren gerne zu ihren Jagdgründen zurück. of North America

Bilder: Heiner Kubny, Michael Wenger, Karte: National Snow and Ice Data Center, Boulder, CO Boulder, and Ice Data Center, Karte: National Snow Wenger, Michael Heiner Kubny, Bilder: Quelle: University of Texas

14 PolarNEWS PolarNEWS 15 Tierwelt Der Rekordhalter

Der See-Elefant ist die Ruhe selbst. Solange ihm kein Artgenosse 16 den Thron streitigPola macht.rNEWS Dann wird derPolar DreitönnerNEWS zur Furie. 17 Text: Peter Balwin in der Hierarchie innerhalb der Kolonie. Es von enormer Körperfülle. Ein Konkurrent! Beruhigend: Bei fast allen «Handgreiflich- und Kämpfen erst recht los. Die Weibchen um sich an Land zu hieven, und scharen Bilder: Stefan Gerber, Heiner Kubny sind dies meist die schwersten und die längs- Obwohl weit und breit noch kein einziges keiten» genügt es, wenn sich die aufgebrach- wirken klein im Vergleich zu den giganti- sich spontan zu kleinen Gruppen von zwei ten See-Elefanten. Sie bringen leicht ein Ge- Weibchen angekommen ist, gehen die Kon- ten Männchen gehörig anbrüllen. Nur bei 4 schen Männchen: Mit einer maximalen Kör- bis vier Tieren zusammen: Der Kern eines Eben lag noch eine idyllisch bleierne Früh- wicht von bis zu 3800 Kilogramm auf die trahenten ohne Zögern auf Konfrontations- Prozent aller Auseinandersetzungen kommt perlänge von 3 Metern und einem Gewicht regelrechten Harems ist gebildet, um dessen lingsruhe über der einsamen Bucht mit ih- Waage und messen bis zu 4,5 Meter von der kurs. Schon richten sich die beiden Dreitön- es tatsächlich zum Kampf, und der endet von lediglich 250 bis 800 Kilogramm wirken Gunst sich die dicken Männchen streiten. rem Traumstrand. Gleichförmig sind niedri- Hinterflosse bis zur Nasenspitze. Wer mit ner unter gehässigem Brüllen bis zu zwei meistens blutig. Dann rammen die Bullen sie wie Jungtiere oder eine andere Robben- Neu ankommende Weibchen werden vom ge Wellen am sandigen Strand ausgelaufen solchen Körpermassen auftrumpfen kann, Meter hoch auf und drohen sich gegenseitig ihre spitzen Zähne mit Schwung in den Hals art. Tatsächlich gibt es weltweit kein anderes dominierenden See-Elefanten-Bullen sofort und haben den feinen, spurenlosen Sand zählt zur Weltspitze. Kein Wunder, ist der aufs Übelste. des Gegners. Selbst die 5 Zentimeter dicke Säugetier, bei dem der Grössenunterschied in den Harem getrieben. Die Hauptaufgabe immer wieder aufs Neue benetzt. Ein paar Südliche See-Elefant von allen Robbenarten Den charakteristischen kurzen Rüssel an Haut am Hals eines ausgewachsenen Männ- zwischen den Geschlechtern derart frappant eines Bullen besteht nun darin zu verhin- fussballgrosse Eisbröckchen liegen wie zu- die grösste. Doppelt so schwer wie ein nor- ihrer Nase blähen sie bei dieser Gelegenheit chens sowie die darunter liegende 5 bis 15 ist wie beim See-Elefanten. Zoologen nen- dern, dass die Weibchen sich davonmachen, fällig hingestreut am Ufer. Sie gleissen im maler Personenwagen... stark auf, um Dominanz zu markieren. Naht Zentimeter mächtige Fettschicht vermögen nen das Geschlechtsdimorphismus. bevor sie geschwängert wurden. Von ihm kühlen Sonnenlicht dieses antarktischen das Ende des Streites, schwillt das guttura- die immense Wucht der feindlichen Schläge Innert weniger Tage kommen ständig mehr höchstpersönlich, versteht sich. Nicht etwa Septembermorgens. Laute Revierkämpfe le Gebrüll derart laut an, dass es Menschen nicht abzudämpfen. und mehr Weibchen aus dem Meer zurück vom Nachbarsbullen... Urplötzlich durchbricht ein lautes Prus- See-Elefanten bewohnen die Inseln und Ei- noch in mehreren Kilometern Entfernung zur Fortpflanzungskolonie. Sie haben gera- ten die Stille; etwas Mächtiges taucht an lande rund um die Antarktis. Von den ge- hören können. Auch hier hilft die aufgebla- Ab in den Harem de acht bis neun Monate im Meer verbracht. Stresstest der Wasseroberfläche auf. Zielgerichtet schätzten 700’000 Südlichen See-Elefanten, sene Nase, dieses Mal als Resonanzkörper. Die Gehässigkeiten zwischen unseren bei- Ab etwa Oktober müssen sie für gut drei Die durchschnittliche Grösse eines solchen schwimmt ein massiges Tier dem Strand die es heute gibt, treffen sich gut die Hälfte Bis zu 20 Sekunden dauert ein «Brüller»! den See-Elefanten-Männern bekommen oder vier Monate an Land, eigentlich nur, Harems schwankt je nach Insel. Während entgegen: Der Regent kehrt zurück, der des- in den Fortpflanzungskolonien auf Südge- endlich einen Sinn, wenn sich die ersten um ihr Junges zu gebären – gezeugt im Som- ein Harem auf den Kerguelen bis zu 135 potisch herrschende Boss dieses Strandes, orgien. Andere wichtige Kolonien liegen Weibchen eine bis vier Wochen später am mer davor – und rund drei Wochen zu säu- Weibchen umfassen kann, zählt er auf Süd- ein dicker See-Elefantenbulle! auf den Inseln Macquarie, Kerguelen und Strand blicken lassen. Dann geht das Drohen gen, das eigene Haarkleid zu wechseln und georgien rund 70. Auf der Macquarie-Insel Obwohl kein anderes Tier in der Bucht zu Heard. Einige weitere Ansammlungen sind sich erneut begatten zu lassen. Sie wählen hat man bei wirklich grossen Harems zwi- sehen ist, beginnt der Koloss am Strand zu auf anderen subantarktischen Inseln anzu- die gut zugänglichen Stellen eines Strandab- schen 300 und 600 Weibchen beobachtet, patrouillieren. Der Boss nimmt den Strand treffen, etwa auf den Falklandinseln, hier schnittes auf einer subantarktischen Insel, ein einzelner umfasste sogar über 1000. in Beschlag. Denn soviel ist klar: Diese Küs- vor allem auf Sea Lion Island, wo mehr als te ist keine normale Uferlinie. Bald schon 2000 See-Elefanten an Land kommen. Die wird es hier von See-Elefanten nur so wim- einzige Kolonie auf dem kontinentalen Fest- meln. Weibchen werden an Land kommen, land ist diejenige auf der Valdés-Halbinsel in Dutzende, Hunderte. Protzige Männchen Argentinien mit rund 50’000 Tieren. werden erscheinen und sich bei den Weib- Diese massige Robbenart spielt eine wich- chen einschmeicheln. Die Tiere werden in tige Rolle im Ökosystem des Südozeans grossen Gruppen dösen, rülpsen, streiten, rund um die Antarktis und wird dort von schnarchen und das Haarkleid erneuern. Vor Zoologen als einer der Hauptkonsumenten allem aber: Sie werden sich hier auch paaren. angesehen. Schätzungen besagen, dass alle Und dazu werden die Männchen untereinan- Südlichen See-Elefanten zusammen jedes der harte Kämpfe austragen. Da macht es Jahr ungefähr 4,5 Millionen Tonnen an Beu- sich gut, wenn das Revier frühzeitig abge- tetieren verschlingen, zum Grossteil Tinten- steckt ist. fische. Der Chef ist also soeben eingetroffen. Er Das Ungetüm am einsamen Strand tut gut scheint es zu wissen: Wer als Männchen daran, seinen Uferabschnitt zu überwachen. nach dem eisigen Winter als Erster hier auf- Kaum ist es an Land gegangen, folgt ein taucht, der sichert sich auch eine obere Stufe zweites, nicht minder kräftiges Männchen

Wenn sich der See-Elefant aufrichtet, ist er locker zwei Meter hoch. 18 Da machen die Pinguine vorsichtshalberPola schonr malNEW Platz.S PolarNEWS 19 Ihre Bilder als Leinwand-Poster Solche Ansammlungen von paarungswilli- den Weibchen setzt das Landleben zu. Sie Deshalb steuern See-Elefanten weit draus- gen Weibchen müssen sich dann aber etwa machen eine Geburt und die Stillzeit durch, sen im Südozean liegende sogenannte pe- 30 Männchen teilen – nur bei weniger als wechseln ihr Fell und werden dabei erst noch lagische Nahrungsgebiete an, um sich nach 50 Weibchen ist normalerweise bloss ein mehrmals von einem oder mehreren Männ- der kräftezehrenden Sommerzeit die vielen Strandchef zuständig für die Begattung. Die chen gedeckt. Derlei Strapazen kosten das verlorenen Pfunde wieder anzufressen. Da- anderen Männchen liegen meist schmach- Weibchen einen Viertel bis die Hälfte seines bei schwimmen sie mächtig weit – und tau- tend in der Nähe und hoffen auf eine Chan- Körpergewichts. chen extrem viel und tief. ce, ein Haremsweibchen zu begatten... Wen wundert es inzwischen noch, dass auch Manchmal ist ihnen das Glück hold. Weite Reisen die Wanderbewegungen der See-Elefanten Die Auseinandersetzungen der Männchen Kaum hat der antarktische Sommer Mitte nur mit Hilfe von Superlativen beschrieben gehören zum markantesten Konkurrenzge- Januar seinen Zenit überschritten, leeren werden können: Diese Robben weisen einige habe aller Wirbeltiere. Und das Paarungs- sich die Strände rasch wieder. Die See-Ele- der grössten horizontalen und vertikalen Be- verhalten ist wohl das aussergewöhnlichste fanten kehren für das kommende Dreivier- wegungsmuster auf, die man je bei Säuge- Beispiel der Polygynie genannten Vielwei- teljahr zurück in den Südozean. Etwas wie tieren beobachtet hat. Innerhalb eines Jahres berei in der Welt der Säugetiere! Familiensinn oder andere soziale Verknüp- führen ausgewachsene Südliche See-Elefan- Doch selbst für einen Hünen wie den See- fungen gehen diesen beleibten Robben ab – ten zwei Wanderungen aus, bei welchen sie Elefanten wird ein Landurlaub zum Stress- jeder und jede schwimmt praktisch für sich sich jeweils über 5000 Kilometer weit von 30% Rabatt auf alle Poster-Formate, 6 Materialien wählbar test: Ein Strandchef, Gebieter über einen alleine durchs endlose Meer. ihren Kolonien entfernen können. Harem und Sieger über zahllose Nebenbuh- Und wohin wenden sie sich, die See-Elefan- Der Fall eines Extremisten wurde aus Chi- Geniessen Sie einmalige Erinnerungen immer ler, verliert während seiner durchschnittlich ten im Meer? Klar, dass man ab einer gewis- le publik: Ein junges Männchen erhielt im wieder. Entdecken Sie alle Poster-Materialien. 67 Tage am Strand – Fastentage, nota bene sen Körperfülle zumeist ans Essen denkt. Dezember 2010 im chilenischen Fjord Seno – gut und gerne mal 1300 Kilogramm an Almirantazgo (Admiralitätsfjord) auf Feuer- Aktion bis 31. Juli 2015 Gewicht. Je mehr Weibchen er zu betreuen land einen Satellitensender aufgeklebt, der hat, desto mehr Fett verbrennt er. Aber auch fast ein Jahr lang seine Aufenthaltskoordi-

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Trotzdem nehmen die 28°18’ Nord vor der Pazifikküste Niederka- jungen See-Elefanten-Männchens an, das schieden weit: Während einjährige See- vom letzten Jahr mitten im Meer wieder Konflikten kommen zwischen den Interes- Zahlen einiger wichtiger Populationen seit liforniens. Männchen ziehen bis hinauf nach sich im Januar 1995 an der Südostküste der Elefanten bis zu 2300 Kilometer weit reis- gefunden, dann gilt es, schleunigst eine sen der kommerziellen Fischerei und denje- den 1960er-Jahren ab (andere wiederum Alaska und Britisch-Kolumbien, während Osterinsel im Pazifik aufgehalten hatte. Von ten, brachten es die zweijährigen auf 5100 stattliche Figur aufzubauen. Keine andere nigen der See-Elefanten. Obwohl der Eiskal- sind stabil). Die Gründe dafür liegen noch Weibchen Hawaii erreichen. der Osterinsel zur nächstgelegenen See-Ele- Kilometer. Robbenart taucht tiefer als der See-Elefant. mar heute noch nicht befischt wird, stuft ihn im Dunkeln, jedoch deuten immer mehr Der Nördliche See-Elefant ist im Vergleich fanten-Kolonie sind es immerhin gute 7000 • 85 Kilometer ist die Distanz, die als bisher Und kein anderer Meeressäuger kann mehr die Welternährungsorganisation FAO wegen Hinweise darauf hin, dass die Abnahme auf zu seinem subantarktischen Verwandten Kilometer! Dies ist höchstwahrscheinlich längste Tagesstrecke bei einem See-Elefan- Sauerstoff im Körper aufnehmen als der seiner Grösse und der Konsistenz seines sich ändernde Umweltbedingungen zurück- kleiner. Auch ist der Grössenunterschied die weiteste Ausbreitungsbewegung, die ten gemessen wurde. See-Elefant. Nur schon ein durchschnittli- Fleisches als eine «potenziell wertvolle Res- zuführen ist. zwischen den Geschlechtern nicht derart von dieser Robbenart bisher bekannt wurde. cher Tauchgang führt auf 350 bis 600 Meter source» ein. Sollte es so weit kommen, dann frappant wie beim südlichen Vetter. Dafür Aber nicht nur solche Rekordstrecken las- Tiefe hinab und dauert 20 bis 25 Minuten. Tauchen, so oft es geht wären Probleme beim Nahrungserwerb der Nördlicher See-Elefant trumpft der Nördliche mit einem grösseren sen uns staunen, auch die «ganz normalen» Den Zoologen ist bekannt, dass Südliche Die bis heute gemessene Rekordtiefe lag bei See-Elefanten abzusehen. Es lässt sich erahnen: Weil der See-Elefant Rüssel auf. Um 1892 gab es vermutlich nur Schwimmdistanzen sind beachtenswert. See-Elefanten ihren Nahrungsgebieten jah- 2388 Metern; jene Robbe war gut zwei Stun- der Antarktis ein «Südlich» im Namen trägt noch 20 Tiere überhaupt – die Gewinnung Hier ein paar Beispiele aus den neuesten relang die Treue halten und auf Nahrungs- den unter Wasser unterwegs. Etwa 66 Mal Die Bedrohung ist vorbei (Mirounga leonina), muss es irgendwo auf Forschungsberichten: von Robbentran wäre dieser Art fast zum suche immer wieder in die gleichen Zonen taucht die mächtige Robbe ab – jeden Tag! Es wäre nicht das erste Mal, dass der Mensch dieser Welt ein Gegenstück geben. • See-Elefanten von der King-George-Insel Verhängnis geworden. Heute schätzt man des Südozeans zurückkehren. Genauso übri- – und bleibt kaum zwei bis vier Minuten an dem See-Elefanten zur Gefahr würde. Über Der Nördliche See-Elefant (Mirounga an- (Südshetland-Inseln) zogen entlang der der Oberfläche. den Bestand des Nördlichen See-Elefanten gens, wie sie normalerweise auch an diesel- 150 Jahre lang haben Wal- und Robben- gustirostris) lebt an der Westküste Nord- Ostseite der Antarktischen Halbinsel bis ben Strände zurückkehren. Die Bellingshau- In den Tiefen des Südozeans stellen See- auf rund 171’000 Tiere. fänger diese mächtige Robbe als pure Öl- amerikas, vor allem entlang der Halbinsel 75 Grad südlicher Breite und befanden sich sen-See und die Westseite der Antarktischen Elefanten im Winter eher Fischen nach, lieferantin angesehen. Allein auf Südgeor- Niederkalifornien (Mexiko), in Kalifornien schliesslich über 1500 Kilometer von ihrer Halbinsel sind solche bedeutende Nahrungs- hauptsächlich den Laternenfischen. Die gien wurden zwischen 1910 und 1958 fast (USA) sowie auf Vancouver Island (Kana- Kolonie auf King George entfernt. gebiete. Da stellt sich die Frage: Wie finden beiden Laternenfisch-Arten, die für den 260’000 Südliche See-Elefanten getötet, um • Während sich Tiere von der Macquarie- die eigentlich in diese Gegenden im offenen See-Elefanten am wahrscheinlichsten als das damals begehrte Öl aus dem Blubber, Insel zur Nahrungssuche im Südsommer Meer zurück? Beute in Frage kommen, wiegen nur 9 bezie- zwischen 644 und 2555 Kilometer weit ent- Über die Navigationsmethoden der See- hungsweise 30 Gramm. Um satt zu werden, fernten, waren die Reisestrecken im Winter Elefanten gibt es nur Hypothesen. Mee- muss ein See-Elefant zwischen 5 und 16 Ki- beträchtlich länger: Zwischen rund 1500 und resströmungen und Wirbel im Bereich der logramm dieser Fische täglich erbeuten. Er- 3900 Kilometern lagen die Nahrungsgebiete verschiedenen Wasserfronten mit ihren staunlich, dass solch ein riesiger Fettwanst dann entfernt. unterschiedlichen Temperaturen und Dich- sich mit derart kleinen Fischen abgibt... • Ein ausgewachsenes Männchen, das auf teverhältnissen können genauso eine Rolle der Marion-Insel im Indischen Ozean be- sendert worden war, traf nach einer Ausbrei-

See-Elefanten ruhen gerne dichtgedrängt in grossen Gruppen am Strand. Pinguine können da leicht in einen «Verkehrsstau» geraten. Der Skua hingegen kann einfach wegfliegen.

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Vergessene Helden Teil XVII Der Pechvogel

Das Wappen der Mackintosh, machen über die Goldminen, stolze schottische Clan-Chefs, von denen Shackleton Aktien zeigt einen Löwen, einen Eber, hielt und der damit eine neue ein Segelschiff und eine Faust, Südpol-Expedition finanzieren die ein Herz hält. Alle diese wollte. Der Erfolg dieser Missi- Symbole sollten im kurzen Le- on ist ebenfalls nicht verbrieft. ben des Aeneas Lionel Acton Eine Quelle berichtet zudem Mackintosh eine wichtige Be- von einer Seereise Mackintoshs deutung haben. 1909 nach den Kokosinseln im Südpazifik. Auf dem winzigen Er wurde 1879, als das britische Eiland soll unser Schotte nach Empire unter Königin Victoria einem spanischen Goldschatz auf dem Höhepunkt seiner gesucht haben. Wohl wieder Macht stand, im nordostindi- ohne Fortüne, denn 1913 trat er schen Bihar als einer von fünf in Liverpool einen Bürojob an. Mackintosh-Söhnen geboren. Sein Vater Alexander war ein Ein Jahr zuvor hatte er geheira- Indigopflanzer, ob (erfolg-) tet, Gladys geborene Campbell reich oder nicht, wissen wir schenkte Aeneas zwei Töchter. nicht. Ebensowenig, warum Die Geburt seines zweiten Kin- seine Mutter Annie 1894 ihren des verpasste unser glückloser a1-Industrieböden AG - Dorfstrasse 27 - 8037 Zürich - www.a1-industrieboeden.ch Mann verliess und mit ihren Weltenbummler, er war nämlich fünf Söhnen und der Tochter 1914 in Australien. Er war zum nach England zurückkehrte. zweiten Mal bei einer Südpol- Der kleine Aeneas wurde wie Expedition dabei, der Ross Sea Ihr Partner für fugenlose Bodenbeläge im damals (und heute noch) in Party. Diese sollte die Imperi- Industrie- und Wohnbereich. England üblich ins Internat ge- al Trans-Antarctic Expedition steckt und absolvierte danach von Shackleton wiederum mit eine kaufmännische Lehre. Mit Aeneas Lionel Acton Mackintosh, 1879–1916. Depots unterstützen. Da der sechzehn zwickte ihn wohl die Südpol bereits im Dezember Abenteuerlust und er fuhr wie 1911 von Roald Amundsen er- sein legendärer Namensvetter, der trojanische Prinz Aeneas, der tap- obert beziehungsweise erreicht worden war, plante Shackleton nun eine ferste Held aus Homers Heldensage Ilias, zur See. Von 1899 an diente Durchquerung des Eiskontinents vom Weddell-Meer bis zum Ross- er sich bei der P & O Company zum Handelsoffizier hoch. Ein Bild Schelf. Die Ross Sea Party 1915 und 1916 war von Pannen und Pech Mackintoshs aus dieser Zeit zeigt ihn als einen gutaussehenden Mann geprägt, nicht zuletzt wegen des draufgängerischen Charakters Mackin- mit ebenmässigen Zügen, eckig-energischem Kinn und arroganter toshs. Er wagte, eben vom lebensbedrohenden Skorbut genesen, einen Attitüde. Ein Mann, der Grosses vorhat. Gewaltmarsch per Schlitten, bei dem ein Grossteil der Hunde starb und die Moral der Mannschaft ins Bodenlose sank. Man hatte ja schon Es begann für Mackintosh auch durchaus vielversprechend. Durch die den Verlust des Schiffes «Aurora» zu verschmerzen, das durch einen Vermittlung eines Offiziers der P & O Company lernte Mackintosh Sturm verwüstet unfähig zur Rückreise und unerreichbar auf See trieb, 1907 Ernest Shackleton kennen. Dieser plante seine British Antarctic beladen mit Proviant, Brennstoff und Ausrüstung, die Mackintosh und Expedition, die als Nimrod-Expedition 1907–1909 in die Geschichts- seine Männer zum Überleben gebraucht hätten. Am 8. Mai 1916 brach bücher eingehen sollte. Shackleton wollte als Erster an den Südpol rei- Mackintosh zusammen mit Victor Hayward zu einem Himmelfahrts- sen und heuerte den impulsiven Mackintosh als Zweiten Offizier an. kommando auf: Sie wollten das Eis vom Hut Point aus bis zum Kap Kaum in der Antarktis angekommen, verlor Mackintosh beim Bela- Evans zu Fuss durchqueren. Sobald die beiden aufgebrochen waren, den der Nimrod sein rechtes Auge. Nach einer Notfalloperation reiste setzte ein schwerer Blizzard ein, die beiden verschwanden spurlos. Iro- er nach Neuseeland. Zwar einäugig, aber guten Mutes, schloss er sich nie des Schicksals: Shackleton brauchte die errichteten Depots nicht, da im Januar 1909 Shackletons Expedition wieder an. Er sollte Depots sein Schiff, die Endurance, schon auf dem Weddell-Meer festfror und errichten für die Rückkehrer vom Südpol. Auch diesmal sollte dem zerdrückt wurde. Das Wrack ging als Sinnbild des Scheiterns ins kollek- Schotten das Glück nicht hold sein: Ein wenig durchdachter Gang tive Gedächtnis ein, Shackleton als tragischer Held. Aeneas Mackintosh, über das Eis zum Royds-Kap kostete ihn beinahe das Leben. Zurück der Seefahrer mit dem Herzen eines Löwen und dem Temperament ei- in England hielt seine Pechsträhne an: Seine verminderte Sehfähig- nes Ebers, blieb bestenfalls eine Fussnote der Geschichte. keit trug ihm die Kündigung der P & O Company ein. Sein Freund Shackleton, der ja am Südpol grandios gescheitert war, beauftragte Mackintosh nun, in die Karpaten zu reisen, um sich da ein Bild zu Greta Paulsdottir

24 PolarNEWS PolarNEWS 25 RubriktitelReisen LandfahrtRubriktitel

Mit Motorschlitten auf Tour durch die weissen Weiten von Spitzbergen. Ein ausserirdisches Abenteuer.

26 PolarNEWS PolarNEWS 27 Wind atmen: Der Dampf gefriert augenblicklich an den prognosen vielversprechend sind. Dass Tourguide Brillengläsern. Bjorn mit einer Gruppe umständlicher Japaner unter- wegs ist. Und dass im Tempelfjord ein junger Eisbär Globales Dorf einen Touristen aus seinem Zelt gepult und schwer Gelöst und müde, aber stolz auf das Gelingen unseres verletzt hat, der Eisbär aber angeschossen wurde und zweiteiligen Abenteuers, beenden wir den Tag bei medi- schliesslich von der lokalen Polizei erschossen werden um rare gebratenem Rentiersteak, Pizza Napoli mit ext- musste – was alle Tourguides masslos ärgert, weil die radickem Boden und knackfrischem Salat im Restaurant Menschen besser aufpassen sollten, statt Eisbären tot- Kroa, dem angesagtesten In-Place der Insel. Alles, was zuschiessen. hier oben gegessen wird, kommt übrigens per Flugzeug Marcel eröffnet das Briefing für morgen: Schneescoo- rein, auch das schwedische Rentiersteak. Es verwundert ter-Tour nach Barentsburg, 60 Kilometer hin, russisches deshalb nicht, dass sogar in Longyearbyen schon im Mittagessen im Restaurant, 60 Kilometer her. Und März die faden und farblosen Erdbeeren aus Marokko wieder macht sich in unserer Gruppe die Betretenheit serviert werden – willkommen im Global Village... der Unerfahrenen breit: Werden wir frieren? Werden Das Kroa aber ist grossartig: Rustikal und gemütlich wir mit den Höllenmaschinen zurechtkommen? Wie eingerichtet, tummeln sich hier alle Longyearbyner und lange braucht man für sechzig Kilometer? Touristen und geben sich betont cool, wenn ich mir die- Susi entscheidet, als Beifahrerin mitzukommen. Hei- sen Ausdruck bei solchen Aussentemperaturen erlauben ner und Ruedi freuen sich mächtig auf die Tour, sie darf. Hier sind die Spitzbergen-Freunde unter sich, und waren schon in Tschukotka mit Schneescootern unter- es geht durchaus auch um Sehen und Gesehenwerden. wegs. Rosamaria ebenfalls. Aber sie findet alles doof, Die Reise: Outdoor-Abenteuer rund um Longyearbyen, Spitzbergen Denn übermorgen wird über Spitzbergen die totale Son- was Motoren hat. Und entscheidet sich ebenfalls, als Wann: 16. bis 23. März 2015 nenfinsternis stattfinden, weshalb weltberühmte Profi- Beifahrerin mitzukommen. Was wiederum Heiner nur Basis: Ferienhaus Sea Lodge, Longyearbyen fotografen und passionierte Hobby-Astrologen ange- mässig begeistert, weil er derjenige ist, der Rosamaria Teilnehmer: 8 plus unser Guide Marcel Schütz reist sind. Man kennt sich, plaudert, bleibt lässig. Und auf dem Beifahrersitz haben wird, und das bedeutet für Informationen kursieren im Eiltempo: Dass die Wetter- ihn, langsamer und vorsichtiger zu fahren.

Lohn der Wanderung: Ausblick auf Longyearbyen (oben links). Unterwegs in einem Canyon des Sassendalen (unten). Text: Christian Hug PolarNEWS in die Arktis und die Antarktis gereist und, Bilder: Heiner Kubny wie man so schön sagt, fit wie ein Turnschuh.

«Es sind ja nur sechs Stunden», sagt Marcel heiter und Probelauf schaut erwartungsvoll in die Runde. Aber er sieht bloss Der «Testlauf» am nächsten Morgen entpuppt sich dann ratlose Gesichter. Sechs Stunden Schneeschuhlaufen bei als Spaziergang, denn wir merken schnell, dass auch hier minus 20 Grad, den Berg rauf und wieder runter... Erfriert die Regeln der Alpen gelten: warm, aber nicht allzu warm man da nicht irgendwann? Haben wir dafür die richtige und windfest anziehen und immer in Bewegung bleiben. Bekleidung mitgenommen? Und insgeheim fragt sich Und erstaunlich: Der am Bart zu Eis gefrorene Atem bil- wohl jeder in der Gruppe: Bin ich hart genug, so eine Tour det eine wärmende Schutzschicht ums Kinn. Wir steigen durchzustehen – oder ist der gefrorene Schnee härter? hoch zu einem Plateau des Platabergs 400 Meter über Erst heute Morgen sind wir in Longyearbyen angekom- dem Meer und geniessen die Aussicht auf Longyearbyen, men und haben während des Willkommens-Sightseeings das so ausserirdisch-idyllisch am noch halb zugefrorenen von der meteorologischen Forschungsstation am Berg bis Isfjord liegt. zum Campingplatz am Meer einen ersten Eindruck da- Erleichtert und aufgekratzt kehren wir zurück zu unse- von erhalten, was «Frühling» in Spitzbergen bedeutet: rem Ferienheim, einem kleinen Häuschen aus Holz direkt dicke lange Unterhosen und im besten Sinne des Wortes am Meer mit winzigen Zimmern und leistungsstarken eisige Winde. Heizungen. Sämtliche Energie, die die rund 2000 Ein- «Wir können morgen ja mit einer einstündigen Ange- wohner in Longyearbyen verbrauchen, wird übrigens aus wöhnungstour am Vormittag beginnen, und wer dann der Steinkohle gewonnen, die in der Grube Nummer sie- noch mag, kommt am Nachmittag mit auf einen Drei- ben etwas ausserhalb des Ortes abgebaut wird. stünder», schlägt Marcel vor und lächelt gütig. Man sieht Wir essen fliegend zu Mittag und machen uns auf zur ihm an, dass er gerne die grosse Tour gemacht hätte. Aber zweiten Runde Schneeschuhlaufen: Wir starten bei den hey, Marcel lebt hier, er ist vor drei Jahren von Bern nach gigantisch grossen Eiscat-Radaranlagen 17 Kilometer Longyearbyen gezogen und führt seither Touristen durch ausserhalb des Dorfes zu einem dreistündigen Rundgang die Gegend. Wenn er ins Freie geht, trägt er Kleidung, die mit bezaubernder und beeindruckender Aussicht auf das bei uns als leichte Herbstgarderobe durchginge. Wir aber Adventdalen und Gletscher und die für Spitzbergen typi- sind glücklich mit seinem Vorschlag. Wir haben keine schen Bergketten, bei deren Anblick ich mir immer vor- Erfahrung mit Outdoor-Sport bei minus 20 Grad. Wir, stelle, wie die Kraft der Plattentektonik vor Jahrmillio- das ist das vierköpfige Redaktionsteam des PolarNEWS; nen die Dinger einfach senkrecht in die Höhe gepresst Anna und Adrian, ein offensichtlich berggängiges junges hat. Sogar Susi, unser weiblicher Methusalem, hält mü- Paar aus dem Kanton Uri; der pensionierte Arktis-Fan helos mit. Die einzige Mühe ist der Umstand, dass Bril- Ruedi und die 72-jährige Susi. Susi ist bereits 16 Mal mit lenträger kaum mehr was sehen, wenn sie gegen den

28 PolarNEWS 29 Dann also los: Dick eingepackt, wie wir sowieso schon die singen nicht. Dafür ist mein Hirn irritiert: Links am sind, schlüpfen wir in massive, winddichte Overalls, zie- Horizont wabert Licht am Himmel wie kurz vor Sonnen- hen lederne Fäustlinge über unsere Fingerhandschuhe aufgang, rechts ist eine ferne Bergkette prächtig sonnen- und wollene Gesichtsmützen und Helme über die Köpfe beschienen, und in der Mitte, wo wir auf dem Boden sind und Skibrillen über die Augen. und die Sonne verdeckt am Himmel steht, ist es dunkel Die Skidoos sind klasse! Man sitzt bequem, die Hand- wie bei uns zu Hause spät am Abend – der Schattenpfad griffe sind geheizt, die filzgefütterten Fahrstiefel stehen auf der Erde ist ja bloss etwas über 400 Kilometer breit. windgeschützt im warmen Motorraum, und die Dinger 148 Sekunden dauert das Spektakel, das Licht flimmert haben Kraft: Das Gaspedal, das nur mit dem rechten wieder über den Boden, diesmal in umgekehrter Rich- Daumen bedient wird, runtergedrückt, und die Motor- tung, und zack ist der Spuk vorbei. Und jetzt? Party? schlitten zischen ab wie Rennmaschinen. Die Lynx Ad- Aber das hier ist kein Public Viewing mit Bierschwemme venture LX laufen mit 600-Ace-Motoren von Rotax, mit und Grossbildschirm, das hier ist echt. Wir sind nur neun bleifreiem Benzin betrieben, Gesamtgewicht 241 Kilo, und von diesem Schauspiel so tief beeindruckt, dass nie- Höchstgeschwindigkeit 120 kmh. Und es zeigt sich mand gross reden mag. Am Flughafen stehen schon drei schnell, dass die Skis stabiler über den Schnee laufen, je Flieger bereit, die Hunderte von Passagieren noch heute höher das Tempo ist. Das macht es auch einfacher, den Nachmittag zurück aufs europäische Festland befördern. immer leicht flatternden Lenker sicher in den Händen zu Ich verziehe mich in die Hütte und koche für alle Gemü- halten. sesuppe mit ganz viel Wurst drin. Ach ja: Vor lauter Aufregung vergisst man die Kälte, die ja mit dem Fahrtwind noch weiter zunimmt und wohl auf Blutspur minus 30 bis minus 40 Grad sinkt, aber wir sind ja gut Gestärkt und allmählich wieder redselig, brechen wir auf verpackt und die Sonne scheint. Und die Begeisterung zu unserer zweiten Skidoo-Tour, diesmal durch die tiefge- über die Landschaft ist so grenzenlos wie deren Anblick: frorene Ebene des Adventdals über den Sassendalen-Glet- endlose weisse Weiten, flache Täler umsäumt von diesen scher zum Tempelfjord. Unterwegs treffen wir auf die Stel- urtümlichen Spitzbergen-Bergen, zugefrorene Fjorde, ki- le, wo der Eisbär am Tag vorher einen Mann aus dem Zelt lometerlange Gletscher und alle halben Tage eine kleine gezerrt hat. Blutspuren des angeschossenen Tiers führen Gruppe Rentiere, die unbeirrt vom Motorenlärm im von der Zeltgruppe weg. Armes Tier. Die Meldung wurde Schnee scharrt. Dagegen ist sämtliche Alpentourismus- inzwischen längst in den Zeitungen und Radiostationen zu Werbung, mit Verlaub, ein müder Witz. So viel Raum. So Hause verkündet, meine Freundin schickte ein SMS, viel Natur. Und überhaupt die Rentiere: Es mutet schon «lebst du noch?» Ich schon. Aber der Bär ist leider tot. Der merkwürdig an, wie diese zotteligen, massigen Tiere in «angegriffene» Campierer hat überlebt. Und wie immer der Leere der Schneewüste wandern und dabei ganz of- bei solchen Zwischenfällen heisst es, die Pyrofalle habe fensichtlich mühelos überleben. Wahrscheinlich freuen nicht funktioniert. Diese Vorrichtung ist ein um das Zelt sie sich sogar über die angenehme Temperatur, denn erst gezogener Stolperdraht, der bei Auslösung ein Feuerwerk am vergangenen 29. Januar beendete das erste Sonnen- auslöst, das den Bären verscheucht. Das Ding ist überle- licht die Polarnacht auf Spitzbergen, seit dem 15. Februar bensnotwendig hier draussen, zumal seit Wochen bekannt ist die Sonne auch wieder am Himmel zu sehen. war, dass sich ein junger Eisbär in der Gegend aufhält. Unterwegs überholen wir dreimal Skitourenwanderer. Aber Menschen wollen eben Abenteuer in Spitzbergen, Sie geniessen die Weite in Langsamkeit. Man sagt übri- und ich frage mich, ob die Bären inzwischen gelernt ha- gens, eine Stunde Skidoo fahren ist gleichbedeutend wie ben, Gebiete zu meiden, wo sie auf Spuren von Skis, Ski- einen ganzen Tag zurücklaufen ohne Schneeschuhe. Der doos und Schneeschuhen treffen. Weil wir Menschen das Weg nach Barentsburg dauert mit Fotopausen vier moto- mit dem «Angriff» immer falsch verstehen. Denn für Eis- risierte Stunden beziehungsweise 64 Kilometer. Da ver- bären sind sowohl schlafende als auch wache Menschen steht es sich von selbst, dass unser Tourguide Marcel ei- nichts weiter als Futter, leicht bekömmlich und leicht zu nen Anhänger mitführt, in dem neben warmem Tee und jagen. Deshalb finde ich es beruhigend, mit dem Skidoo trockenen Biscuits Reservebenzin und Schraubenschlüs- unterwegs zu sein: Falls der Bär kommt, bin ich auf alle sel gelagert sind. Aussicht über das Tal des Von-Post-Gletschers (oben). Warten auf die Sonnenfinsternis (ganz oben). Fälle schneller weg, als er bei mir ist. In Barentsburg, einer russischen Kohleminensiedlung, gibt es pragmatisches russisches Überlebens-Essen, fett Treffpunkt und kalorienreich, aber lecker und in einem angenehm karte in einem Restaurant zu Hause stehen würde, sogar Von der Sonnenfinsternis selber wurde inzwischen genug Bei Hackfleisch-Pizza und Eisbär-Bier diskutieren wir überheizten Restaurant serviert. Auf dem Weg zurück das Rindersteak an einer Pilzrahmsauce mit Reis und berichtet, und das perfekte Bild dazu gibts in diesem Heft am Abend im Restaurant Kroa, natürlich mit Understate- liegt mir das Essen dann so schwer im Magen wie der frischem Gemüse. auf Seite 6 zu sehen, deshalb hier nur das Wichtigste in ment cool in Norwegerpullis, über die Menschen in Scooter auf dem Schnee, und der Kaffee bringt das Herz Kürze: Bis zu einer Abdeckung der Sonne durch den Longyearbyen und die Natur darum herum. Dieser kleine auf so hohe Touren wie der Motor. Aber das macht nichts. Licht und Schatten Mond von rund 96 Prozent ist auf der Erde von blossem Ort auf 78 Grad nördlicher Breite ist längst zu einer Art Die Landschaft macht das Rumpeln im Gedärm zehntau- Am nächsten Morgen herrscht unaufgeregt geschäftiges Auge keine Lichtveränderung erkennbar – was uns die Paradies für alle Winter-Outdoor-Sportler geworden, die sendfach wett. Und immerhin: Bei der Einfahrt in Treiben im Dorf: Die totale Sonnenfinsternis, in jeder Kraft der Sonne buchstäblich vor Augen führt. Dann wird es gerne sehr viel extremer haben, als das zu Hause mög- Longyearbyen fühle ich mich gut, ein Hauch von Pionier- Boutique auf T-Shirts angekündigt, steht bevor. Wir fah- es schummrig, und bevor es dunkel wird, flackert das lich ist – ausser für Skifahrer, denn Skilifte sucht man Abenteurergeist stählt meine Brust. Und zum coolen ren mit den Motorschlitten zur gegenüberliegenden Seite Licht in Wellen über den Boden. Jetzt würden die Vögel hier vergebens. Stelldichein beim Nachtessen in Mary-Anns (überheiz- des Fjords und beziehen eine der Hütten, die die Einhei- aufhören zu singen, aber um diese Jahreszeit sind erst die Im Dorf stehen ungefähr doppelt so viele Skidoos rum, tem) Polarriggen gibt es alles, was auch auf einer Speis- mischen als Wochenendhaus nutzen. ersten Grillteisten nach Spitzbergen zurückgekehrt, und als es Einwohner gibt, und Hunderte von Huskys ziehen

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Rubriktitel

Touristen auf Hundeschlitten durch die Gegend (naja, immerhin acht Hunde pro Schlitten). Schneeschuh- und Skitouren-Läufer wandern mit Rucksäcken bepackt durch die Täler. Die Weite, die umwerfend schöne Landschaft, die Kälte und der Kitzel der Gefahr durch Eisbären machen Long- yearbyen zu einem internationalen Mekka für Winter- freaks. Das klingt dramatisch: ein Wintersport-Hotspot im

THE GOLD OF THE ARCTIC DAS GOLD DER ARKTIS sensiblen ökologischen Gleichgewicht der Arktis. Ist es aber nicht. Die Belastung wird stark relativiert durch den QIVIUT Umstand, dass es hier so kalt ist: Nur die wirklich erfahre- nen und extremen Wintersportler kommen hierher, und das macht das ganze Treiben sehr überschaubar. Und es leben ja auch viele Forscher in Longyearbyen, zum Nutzen der internationalen Wissenschaft. Was Longyearbyen als Touristenort ebenfalls sehr speziell macht, ist der Umstand, dass in ganz Spitzbergen keine Inuit zu Hause sind. Niemand, den man als Eingeborenen bezeichnen könnte. Alle, die in Longyearbyen leben, sind Zugereiste, sie tun das freiwillig und vorübergehend. Für ein paar Monate, für ein paar Jahre. Die wollen das so – und finden es deshalb grossartig, hier zu sein. Das erklärt die verschwörerische Coolness der Leute in den Restau- rants und Bars, der einzigen Form von Nachtleben in Longyearbyen. Wer sich nicht selbst versorgen kann, pfle- gebedürftig oder zu alt ist, darf übrigens kraft des norwegi- schen Gesetzes nicht in Spitzbergen leben. Und wer ins Spital muss, wird per Superpuma nach Tromsö aufs Fest- land ausgeflogen.

Jahrtausende Guten Gewissens besteigen wir am nächsten Morgen un- sere Skidoos: Die Krönungstour zur Ostküste steht bevor, neun Stunden unterwegs, am Ende des Tages werden wir bei strahlend schönem Wetter knapp 200 Kilometer zu- rückgelegt haben. Ziel der Reise ist die Mohnbucht, ein rund 10 Kilometer breiter Fjord, in den die Hayesbreen- und der Heuglinbreen-Gletscher münden. Das Meer ist noch beinhart zugefroren, wir können uns also die Glet- scherkante rundherum aus der Nähe ansehen. Der Anblick lässt uns in Demut verstummen: Das Kanteneis ist 1500 bis 2000 Jahre alt, es schimmert matt in Schattierungen von Grünblau bis Glasklar und ist durchzogen mit schwar- zen Adern. So etwas gleichermassen Kraftvolles und Bi- zarr-Schönes habe ich noch nie gesehen. Die Dimension von Zeit, Grösse und Form übersteigt schlicht mein Fas- Reibekante im Eis (oben), Bruch im Meereis der Mohnbucht (unten). sungsvermögen. Zweitausend Jahre... Am Abend im Res- taurant fällt es mir schwer, cool zu sein. «Abgehoben» trifft es besser. Der kleine Ausflug am nächsten Tag mit den Hundeschlit- ten wirkt dagegen wie eine Kutschenfahrt in Interlaken: heiter, aber flüchtig. Zugegeben: Der Ausflug dauert auch bloss eine Stunde und ist quasi als Zückerchen nach den Skidoo-Touren gedacht, weshalb ich kaum mehr darüber sagen kann, als dass ich gerne mal eine ganze Woche mit den Hunden unterwegs wäre. Das wäre dann auch ein trif- tiger Grund, wieder nach Spitzbergen zu kommen. Die Wärmste, die Leichteste - die Naturfaser des arktischen Moschusochsen! Ein unbeschreibliches Gefühl! Doch die Heimat ruft. Wir fliegen zurück nach Hause, die Textile Unikate in höchster Qualität mit den erstaunlichsten Eigenschaften der Natur. Reisegruppe löst sich am Flughafen Zürich mit herzlichen Umarmungen auf, und bei mir zu Hause angekommen, scheint mir der angebrochene Frühling mit seinen ersten Schneeglöckchen und den knospenden Bäumen irgend- www.qiviut.ch wie... ausserirdisch. 32 PolarNEWS 33

Kunst

Cerny Inuit Collection präsentiert Mehr als eine Legende

Von allen Inuit-Legenden ist die Geschichte mit der Natur zu verhalten haben. Brechen von Sedna, der Mutter aller Meeressäuger, die Menschen diese Regeln, entfacht Sedna eine der bedeutendsten. Sie handelt von der einen wilden Sturm und hält die Meeressäu- Verbundenheit von Mensch und Natur und ger mit ihren langen Haaren gefangen, so- davon, dass die Menschen den Regeln der dass die Menschen auf der Jagd leer ausge- Natur folgen müssen. In der Inuit-Kultur der hen und Hunger leiden müssen. Soviel zur mündlichen Überlieferung haben sich ver- Legende. schiedene Varianten herausgeformt, im Kern Sednas Zorn erfordert die Intervention des aber bleiben sie gleich. Schamanen. In der spirituellen Welt taucht Die Legende erzählt von einer schönen, aber er auf den Grund des Meeres und kämmt so eitlen jungen Frau, die ihre Bewerber stets lange Sednas Haar, bis die darin verfange- Im Uhrzeigersinn, von oben: abweist. Der Vater gibt sie schliesslich einem nen Tiere wieder freikommen und somit die Abraham Anghik Ruben: Sedna Mann mit, dessen Gesicht verhüllt ist. Wie Jagd somit wieder erfolgreich und das Sergei Nikitin: Walrossfrau sich herausstellt, ist der Mann ein Vogel und Gleichgewicht der Natur wiederhergestellt Paul Toolooktuk: Sedna Sednas neues Zuhause ein Nest in den steilen ist. In der Kunst der Inuit wird die Geschich- Luba Eines: Seehundfrau Klippen über dem Meer. Sedna weint und te von Sedna vielfältig umgesetzt – je nach Toonoo Sharkey: Sedna klagt so laut, dass der Vater ihre Stimme ver- Region ist die Hauptperson eine Seehund- nimmt, ein schlechtes Gewissen kriegt, in oder Walrossfrau oder der Sohn eines Wales. sein Kajak steigt und seine Tochter befreit. Das Motiv dieser Legende findet sich auch Doch auf dem Rückweg greift der Vogel das in vielen Kulturen weltweit. Im Nordatlantik Kajak an, indem er mit den Flügeln schlägt ist die Herrscherin des Wassers präsent als und einen heftigen Sturm auslöst. Der Vater Selkie, Undine oder Cruithne. In der slawi- fürchtet um sein Leben und wirft seine Toch- schen Mythologie bewohnt Rusalka die ter aus dem Kajak. Flüsse und Seen. Man kennt Sedna in Afrika Sedna klammert sich so verzweifelt an das und in der Karibik als Mami Wata, in Indien Boot, dass der Vater ihr die Finger abschnei- und Thailand als Suvannamaccha und in det. Die junge Frau versinkt. Die Finger ver- Australien als Wihrin. Sogar in der Schweiz wandeln sich in Meeressäuger, und Sedna sieht man sie im Engadin als Sgraffito an herrscht seither auf dem Grund des Meeres eine Hauswand gemalt. über sie. Zudem hat die Königin den Men- schen Regeln auferlegt, wie sie sich in und Martha Cerny, Kuratorin Cerny Inuit Collection

Inuit-Kunst Die Cerny Inuit Collection ist eine der weltweit umfassendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst aus dem hohen Norden. Mit ihren Werken aus Kanada, Sibirien sowie Exponaten weiterer Regionen aus dem Polarkreis ist sie in ihrer Form einzigartig, da sie Kunstwerke von beiden Seiten der Beringstrasse enthält. Die Exponate wecken das Interesse an den Bewohnern der polarnahen Regionen, ihren Lebensweisen und ihren Kulturen. Damit leistet die Kunst einen Beitrag zur Erhaltung der Kulturen und wird zu einem völkerverbindenden Element. Ein Teil der Werke thematisiert auch die Nachhaltigkeit, die im Polarkreis fühlbare hohe Umweltbelastung, und lässt die globalen Zusammenhänge erkennen. Peter und Martha Cerny, die Inhaber der Cerny Inuit Collection, präsentieren in jeder Ausgabe von PolarNEWS Kunst und Kultur der polaren Völker.

Die museale Sammlung ist öffentlich zugänglich: Mittwoch bis Samstag von 13.00 bis 18.00 Uhr. Voranmeldung empfohlen.

Stadtbachstrasse 8a, 3012 Bern, Schweiz Tel.: +41 31 318 28 20, Mobile: +41 79 313 90 13, Email: [email protected], www.cernyinuitcollection.ch Bilder: zvg Bilder:

34 PolarNEWS PolarNEWS 35 Mamont Polar Cup Vier Teams auf dem letzten Breitengrad

Abenteurer aus aller Welt massen sich beim Mamont Das Frauenteam im Ziel: (von links) Jennifer Li, Canada/China; Tamara Mazur, Ukraine; Géraldine Fasnacht, Schweiz; Bettina Aller, Dänemark. Polar Cup in einem freundschaftlichen Wettkampf auf der 111 Kilometer langen Strecke des letzten Breiten- grads zum Nordpol. Mit dabei war die Schweizer Base- Jumperin Géraldine Fasnacht.

Text: Christian Hug meter bis zum Nordpol sehr anstrengend.» Er- Bilder: alexbuisse.com schöpft, aber sicher erreichte das Team Arctic schliesslich am dritten Tag den Nordpol, wo die «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt die West- anderen vier Teams bereits auf die Frauen warte- schweizerin Géraldine Fasnacht, und das will was ten. Das Team UK mit Teamchef David Hemple- bedeuten: Als Base-Jumperin springt sie die mann-Adams war als erstes im Ziel. Zur Feier des schroffsten Bergflanken hinunter – unter anderem Tages gabs einen Mamont-Wodka! absolvierte sie den ersten Base-Jump in der Ant- Géraldine: «Wegen des starken Windes konnte arktis und gilt heute als eine der erfahrensten uns der Helikopter nicht abholen kommen, des- «Wingsuiter» weltweit, sowohl bei den Männern halb mussten wir am Nordpol unsere Zelte für als auch bei den Frauen. Davor gewann die heute eine weitere Nacht aufstellen.» Was aber nie- 34-Jährige elf internationale Snowboard-Meister- manden störte: «Wir haben gefeiert und waren titel in der Kategorie Freeride, darunter dreimal froh, das Abenteuer überstanden zu haben.» das spektakuläre Verbier X-treme. «Am meisten überrascht war ich von der Drift Vergangenen April nahm sie am Mamont Polar des Meereises», sagt Géraldine. «Während Cup teil und bestand ihr erstes Abenteuer in der einer einzigen Nacht wurden wir 15 Kilo- Arktis: Vier Teams bestehend aus je fünf Teil- meter vom Nordpol abgetrieben. Diese Strecke nehmern aus aller Welt starteten am 15. April auf mussten wir dann zweimal laufen.» dem 89. Breitengrad und legten den letzten Breitengrad bis zum Nordpol auf Skis zurück. Da- Für die Forschung Entspannt nach dem Wettlauf: Géraldine Fasnacht und Frederik Paulsen. bei mussten die Teams sämtliche Ausrüstung und Organisiert und durchgeführt wurde der Ma- Verpflegung selber auf Schlitten mitziehen. mont Polar Cup von der Mamont Foundation, «Jedes Team wurde mit dem Heli aus Camp die vom Polarforscher und Entdecker Frederik Barneo ausgeflogen und im Abstand von zwanzig Paulsen ins Leben gerufen wurde – mit der Kilometern im Eis abgesetzt», erzählt Géraldine, Unterstützung des Explorer Club, dessen Für jeden Teilnehmer eine Medaille. «wir wussten also nur via Funkkontakt zum Camp ehrenamtlicher Direktor wiederum Frederik Barneo, wie die anderen Teams und natürlich wir Paulsen ist (siehe Interview in PolarNEWS selber im Rennen lagen.» 15). Mit dem Wettlauf um den letzten Breiten- Während die Teams UK, Baltic und Europa gut grad bis zum Nordpol will die Mamont vorankamen, war Géraldines Team Arctic, eine Foundation internationale Aufmerksamkeit reine Frauengruppe, vom Pech verfolgt. «Von den erregen und so mehr Fördergelder für die beiden Feldkochern funktionierte nur einer, und Forschung in den polaren Regionen sammeln. auch das nur mässig. Am ersten Tag brauchten wir vier Stunden, bis wir Eis für einen Liter Wasser geschmolzen hatten.» Am zweiten Tag stieg der Feldkocher ganz aus, ein Helikopter musste mit einer Unterstützer-Crew herbeeilen, um das über- NORTH SOUTH lebensnotwendige Instrument zu ersetzen. Am dritten und letzten Tag musste Géraldines Team- kollegin Christine Dennison wegen einer Kniever- letzung aufgeben und mit dem Helikopter zurück Einbruchgefahr: Das Frauenteam ins Camp Barneo geflogen werden. überquert einen Riss im Eis. «Zudem war es am dritten Tag mit minus 35 Grad extrem kalt, und der Wind erreichte Böen-Stärke», Im Ziel: Gruppenbild erzählt Géraldine. «So wurden die letzten Kilo- www.foundation-mamont.com am Nordpol.

36 PolarNEWS PolarNEWS 37 Geschichte Die lange Suche nach dem

kurzen Weg • Meer • Insel • Kap / Bucht / Passage • Fluss Die Nordostpassage ist der kürzeste Seeweg zwischen • Ortschaft Europa und Asien. Jahrhundertelang wusste man aber nicht mit Bestimmtheit, ob er tatsächlich existiert. Die Karte zeigt die 6500 Kilometer lange Nordostpassage zwischen Atlantik und Pazifik.

Text: Christian Hug lang nach Asien fahren. Unglücklicherweise Die anderen beiden Schiffe fuhren weiter bis Als im folgenden Frühjahr ein russisches Fi- nach China zu durchfahren – diesmal mit sie- Zwar entwickelte sich dank Barents’ Expe- war dieser Weg versperrt durch Eis, Eis und an die Küste eines bisher unentdeckten Lan- scherboot die beiden Segler im Eis fand, waren ben Schiffen und erneut unter dem Oberkom- ditionen schnell ein Verkehr europäischer Der Papst musste wieder mal persönlich ein- noch mehr Eis, und darin gabs auch für die des. Weil die Aufzeichnungen des Kapitäns alle 62 Männer tot. Vermutlich machten die mando von Willem Barents. Die Flotte kam Schiffe zur russischen Handelsstation Man- greifen: Es war erst ein Jahr her, dass Chris- grössten Dreimaster kein Durchkommen. aber sehr vage blieben, ist bis heute nicht Männer Feuer unter Deck und starben an Koh- aber nur bis zur Insel Waigatsch, wo sie vor gaseja, von der aus auf den 3600 bezie- toph Kolumbus den Seeweg nach Indien ge- Man hatte also keine Ahnung, ob so hoch im ganz klar, welche Insel Willoughby sah. Es lenmonoxidvergiftung. der dicken Eisschicht kapitulieren musste. hungsweise 4000 Kilometer langen Flüssen funden hatte, und schon stritten sich die Norden überhaupt ein Seeweg existierte. könnte Nowaja Semlja gewesen sein. Unverzagt startete 1596 eine dritte Expedi- Ob und Jenissei Waren ins Landesinnere ge- Spanier und die Portugiesen um die erhoff- Man wusste auch nicht, ob auf der anderen Die Schiffe erlitten beträchtliche Schäden. Vermeintlicher Durchbruch tion. Barents entdeckte die Bäreninsel und bracht wurden. Um vom Handel zu profitie- ten Schätze im neuen Land. Dass dieses Seite Russland und Amerika miteinander Willoughby ging in der Mündung der Warsina Zweiter Versuch. Der Holländer Willem Ba- ren, errichtete die russische Regierung Mili- Land nicht Indien, sondern Amerika war, verbunden waren. Nach offizieller Lehre vor der Kola-Halbinsel vor Anker und musste rents, der grösste Arktis-Entdecker des 16. tärposten und Zollstellen, aber weil diese oft wusste 1493 noch niemand, aber das spielte wusste man damals noch nicht mal, dass die dort überwintern. Darauf war die Mannschaft Jahrhunderts, startete eine regelrechte Serie umgangen wurden, verbot die Regierung auch keine Rolle: Die beiden grössten See- Erde eine Kugel ist. allerdings weder vorbereitet noch ausgerüstet. von drei Attacken in drei Jahren gegen das 1620 kurzerhand das Befahren der Karasee mächte ihrer Zeit stritten sich um das Vor- Das musste man alles erst herausfinden. Den arktische Eis. Seine erste Expedition brach – bei Todesstrafe. Entsprechend schnell kam recht über die Seewege. Papst Alexander VI. Mutigen gehört die Welt. Und so begann die im Juni 1594 mit drei Schiffen auf. Im Polar- auch der internationale Handel zum Erlie- teilte mit der Bulle «Inter caetera» die Ge- Suche nach der Nordostpassage, die 400 meer trennten sich die Schiffe planmässig. gen und mit ihm die Entdeckerära. In den biete im neuen Land in einen spanischen Jahre dauern und viele hundert Mutige das Barents entdeckte Nowaja Semlja definitiv, folgenden 250 Jahren waren nur russische und einen portugiesischen Sektor auf und Leben kosten sollte. Weil die Portugiesen hielt Kurs Nord, kam aber im Packeis nicht Schiffe auf der Suche nach der Nordostpas- handelte ein Jahr später, 1494, mit dem Ver- und die Spanier dank des Erlasses von Papst weiter und musste umkehren. Cornelis Nai, sage, allesamt erfolglos. trag von Tordesillas die Seeweg-Rechte aus: Alexander VI. ihre Seewege gesichert hat- der Kapitän eines der beiden anderen Schif- Erst die beiden österreichisch-ungarischen Spanien hatte den Vorrang auf der Route ten, waren die beiden Nationen nie an dieser fe, fuhr derweil bis zur Insel Waigatsch zwi- Entdecker Julius von Payer und Carl Wey- «geradeaus» über den Atlantik nach «Indi- Suche beteiligt. schen dem russischen Festland und Nowaja precht erhielten nach langen Verhandlungen en» beziehungsweise Amerika, die Portugie- Semlja. Er umschiffte die Insel südlich und mit der russischen Regierung erstmals wie- sen erhielten die Route «unten durch» rund Erster Versuch: 62 Tote gelangte ins offene Meer der Karasee. der die Erlaubnis, die Nordostpassage zu um Afrika zu demselben Ziel. Es dauerte allerdings 59 Jahre, bis sich der Der Kaufman Jan Huygen van Linschoten, suchen. Die beiden waren von 1871 bis 1873 Somit war die Herrschaft über die Meere erste Europäer aufmachte, diesen Seeweg zu der als Berater mit an Bord war, glaubte die unterwegs, kamen aber auch nicht weiter als wieder geregelt. Aber dies stellte die aufstre- finden – er sollte auch der erste sein, der sei- Nordostpassage gefunden zu haben: «Jetzt bis Nowaja Semlja, entdeckten dafür Franz- benden Seemächte England, Holland und nen Mut mit dem Leben bezahlte: Der Eng- gibt es absolut keinen Zweifel mehr, dass die Willem Barents, 1550 – 1597. Joseph-Land. Dänemark vor ein grosses Problem. Denn länder Sir Hugh Willoughby brach am Route nach China frei und offen ist», schrieb wenn die besten Routen bereits vergeben 10. Mai 1553 auf mit drei Schiffen und 111 er in sein Tagebuch. Cornelis Nai kehrte um, wiederentdeckte Spitzbergen, fuhr bis No- Versuche von Osten waren: Auf welchem Weg sollten sie dann Mann Besatzung, elf davon waren Kaufleu- traf sich mit Barents am verabredeten Punkt waja Semlja, blieb im Packeis stecken und Und was geschah auf der anderen Seite der nach Asien fahren? te. Eines der Schiffe wurde schon bald in und verkündete in Holland die gute Nach- musste überwintern. Fünf Männer überleb- Nordostpassage? Natürlich unternahmen Die Antwort lag auf der Hand: «oben einem Sturm von der Flotte getrennt, konnte richt. ten diesen Winter nicht, darunter Willem Seeleute auch in der heutigen Beringsee durch». Sprich: Norwegen und das Nordkap aber die Kola-Halbinsel umfahren und ge- Schon im Jahr darauf schickte Holland des- Barents. Ihm zu Ehren trägt die Barentssee schon früh Versuche, den nördlichen Seeweg umsegeln und der russischen Nordküste ent- langte sicher ins Weisse Meer. Sir Hugh Willoughby, 1495 – 1554. halb eine ganze Flotte los, um die Passage bis seinen Namen. von Ost Richtung West zu durchfahren.

38 PolarNEWS PolarNEWS 39 Der Maler Christiaan Portman inszeniert Willem Barents’ Tod unrealistisch kitschig, schon fast wie eine Szene von Jesu Kreuzabnahme. Dramatisch übersteigert: Vitus Berings Expedition erleidet Schiffbruch (Ausschnitt).

Die erste offizielle Expedition, von Tschu- Dummerweise blieb Deschnjows Bericht Vitus Bering erlebte das Ende der glorrei- Warum sind all diese Expeditionen geschei- der arktischen Eiskappe und in der Gezei- wo die Schiffe durch müssen. Die Stauung kotka ins Ostsibirische Meer vorzudringen, beim damals zuständigen Gouverneur unbe- chen Unternehmung allerdings nicht mehr: tert? Das hat mehrere Gründe. Zuallererst tenströmung des arktischen Ozeans. Global ist auch einer der Gründe, warum die Nord- unternahm der russische Kosake Semjon achtet liegen – und das für volle 88 Jahre, bis Sein Schiff kam 1741 zwar bis nach Alaska, verfügte man lange Zeit über gar keine oder gesehen bleibt die Drift an diesen Archipe- ostpassage nur zwei bis drei Monate pro Iwanowitsch Deschnjow bereits 1645, er 1736 ein Historiker im Stadtarchiv von Ja- geriet aber auf der Rückfahrt in einen Sturm nur sehr unzureichende Landkarten – auch len hängen. Das passiert vor allem in den Jahr eisfrei passierbar ist. Der Abschnitt um kam aber wegen schlechten Wetters nicht kutsk auf die Papiere stiess. und strandete auf der Insel Awatscha. Bering nicht von den Russen, die die Küste vom Bereichen von einer Wassertiefe von 20 bis Sewernaja Semlja gilt in der Schifffahrt als weit. Drei Jahre später gelang ihm der Vor- Aber da war es bereits zu spät für Ruhm und überlebte die notwendig gewordene Über- Land aus hätten kartografieren können. Mit 50 Metern, worin ein grosser Teil der der schwierigste. stoss bis ans Ostkap. Er erbrachte so den Ehre. winterung nicht. Eine russische Insel ganz der Zweiten Kamtschatka-Expedition wurde Schiffsrouten verläuft. Kommt hinzu: Die «Barrieren» teilen das Beweis, dass Alaska und Russland nicht Denn von 1728 bis 1730 führte der in russi- im Westen der Aleuten trägt heute ebenfalls nur ein verhältnismässig kleiner Teil der Ge- Das führt einerseits zu massiven Stauungen Meer entlang der Festlandküste in fünf ver- durch eine Landbrücke miteinander verbun- schen Diensten stehende Däne Vitus Bering seinen Namen. Mehr als hundert Jahre lang samtstrecke erfasst. von Eis an den «Barrieren» und insbesonde- schiedene Abschnitte: die Barents-, Kara- den sind und also ein Seeweg entlang der eine Expedition an, die als Erste Kamtschat- sollten sämtliche weiteren Expeditionen Das erklärt den zweiten Grund des Schei- re in den Meeresabschnitten zwischen den und Laptevsee, das Ostsibirische Meer und russischen Nordküste möglich ist. ka-Expedition in die Geschichtsbücher ein- ebenfalls erfolglos enden. terns: die lange Distanz der Nordostpassage. Inseln und dem Festland – also genau dort, die Tschuktschensee. Jeder Abschnitt weist gehen sollte: Bering erbrachte denselben Die heute offizielle Strecke der eigentlichen eigene hydrologische Verhältnisse auf, sogar Beweis wie Semjon Iwanowitsch Desch- Passage führt von Murmansk der kontinen- die einzelnen Klimas unterscheiden sich njow, doch diesmal wurde der Bericht offi- talrussischen Nordküste entlang um das Ost- leicht voneinander. ziell. Sowohl die Beringsee als auch die Be- kap herum bis nach Providenja in Tschukot- Das bedeutet für die Schifffahrt eine ganz ringstrasse tragen heute seinen Namen. ka – beziehungsweise umgekehrt. Das sind besondere Herausforderung, weil der Kapi- Die Regierung war begeistert und schickte 6500 Kilometer. Eine andere Definition be- tän unterwegs immer wieder mit veränder- Bering 1733 erneut los: Auf der Zweiten schreibt die Strecke vom sogenannten Kara- ten Wasser-, Eis-, Wind- und Wetterverhält- Kamtschatka-Expedition sollten der Mari- tor, also dem Meeresdurchgang zwischen nissen kämpfen muss. neoffizier und mit ihm 1000 Männer Sibiri- den Inseln Nowaja Semlja und Waigatsch, Im grossräumigen Inselarchipel der kanadi- en erkunden. Weil die Unternehmung ganze bis nach Providenja. Das sind immer noch schen Arktis, wo die Nordwestpassage durch- zehn Jahre dauerte, spricht man auch von 5600 Kilometer. führt, sind diese Verhältnisse vergleichsweise der Grossen Nordischen Expedition. Direkt Entscheidend aber sind die hydrologischen ausgeglichen. und indirekt waren darin rund 3000 Leute und klimatischen Besonderheiten der Nord- involviert. Unter anderem entstanden dabei ostpassage: Die grossen Inselgruppen No- Der Held wächst heran Karten der russischen Nordküste, die den waja Semlja, Sewernaja Semlja, die Neusi- All das wusste man noch nicht, als der Geo- nächsten Entdeckern wertvolle Informatio- birischen Inseln und die Wrangel-Insel logie-Professor Adolf Erik Nordenskiöld am

Semjon Iwanowitsch Deschnjow, 1605 – 1673. nen lieferten. Vitus Bering, 1681 – 1741. National Maritime Museum, London Bilder: wirken wie massive Blockaden in der Drift Julius von Payer, 1842 – 1915. 4. Juli 1878 mit vier Schiffen in Göteborg in

40 PolarNEWS PolarNEWS 41 Projekt4_Layout 1 25.04.12 09:22 Seite 1

Zoologen, Geophysiker und Ozeanografen sowie drei Walrossjäger und 16 Matrosen der AG schwedischen Marine. Der mitgeführte Pro- viant reicht für zwei Jahre. Meerrettich, Zit- ronensaft und eingemachte Maulbeeren sol- len dem Skorbut vorbeugen. Die «Vega» wird begleitet von der «Lena» sowie zwei weiteren Schiffen. Vorbei an grau- SANITÄR HEIZUNG en Küsten und durch dicken Nebel erreichen die vier Schiffe ohne nennenswerte Ereignis- se die Karasee. Zwei der drei Begleitschiffe kehren hier ebenfalls planmässig um. Die «Vega» und die «Lena» passieren am 19. Au- BERATUNG NEUBAU gust das Kap Tscheljuskin, den nördlichsten Punkt des asiatischen Kontinents, was mit fünf Böllerschüssen gefeiert wird. PLANUNG UMBAU In der Mündung des Flusses Lena verab- schiedet sich das Schiff «Lena» von der «Vega» und fährt 2000 Kilometer den Fluss AUSFÜHRUNG REPARATURSERVICE hoch bis nach Jakutsk. Nordenskiöld unter- nimmt derweil mit der «Vega» einen Abste- cher nach Norden zu den Neusibirischen In- seln. Er passiert die Wrangel-Insel und fährt in die schmale Koljutschinbucht hinein. Doch Kyburgstrasse 29 Tel. 044 272 66 75 da passiert das Malheur: Ein mindestens 30 Kilometer breiter Treibeisgürtel schliesst sich um das Schiff und gefriert. 8037 Zürich Fax 044 271 97 94 Die «Vega» sitzt fest, die Mannschaft ist ge- fangen im Eis. Am 27. September beschliesst Nordenskiöld schweren Herzens, das Schiff an einer Eisscholle zu vertäuen, und bereitet sich auf eine Überwinterung vor – nur gerade rund 200 Kilometer vor dem offenen Gewäs- ser der Beringsee, so kurz vor dem Ziel. Nor- denskiöld hatte die Durchfahrt nur um Stun- den verpasst. «Dieses Festfrieren so nahe dem Ziel», wird Wir lieben es frostig! Nordenskiöld später schreiben, «ist das Missgeschick gewesen, mit welchem ich Adolf Erik Nordenskiöld in Siegerpose inszeniert von Georg von Rosen (Ausschnitt). Kompromisslos und engagiert sorgen wir für die umweltgerechte und wirtschaftliche Kältetechnik. mich während aller meiner Eismeerfahrten am schwersten aussöhnen konnte.» Ohne See stach, die Nordostpassage zu durchque- Er wendete sich dem Osten zu: 1875 und Abstecher zu den Sibirischen Inseln hätte er ren. Nordenskiöld war zu dieser Zeit längst 1876 erkundet er die Flüsse Ob, Jenissei und die Durchfahrt wohl in einem Zug geschafft. ein ausgewiesener Experte in Sachen Arktis. Lena bis tief ins Landesinnere und gründet Da ist es ein schwacher Trost, dass 1787 ein Er wurde 1832 in Helsinki als Kind schwedi- den Hafen Dikson, der heute ein wichtiger Jahr mit ausserordentlich viel Eis war. scher Emigranten geboren. Die Lehrer attes- Umschlagplatz in der Nordostpassage ist. tierten dem Schüler «ausserordentliche Faul- Auf seinen Fahrten kartografierte er weite Sichere Überwinterung heit», sein Abitur schaffte er mit 17 Jahren Teile der russischen Nordküste. Abgesehen von der einen und anderen Frost- trotzdem mit sehr guten Noten. Wegen seiner Mit finanzieller und politischer Unterstüt- beule bei den Arktis-unerfahrenen Matrosen öffentlichen Hasstiraden gegen Russland, das zung des schwedischen Königs Oskar II. sind zwar weder die Mannschaft noch das logistikbetriebe detailhandel damals Finnland besetzt hielt, wurde er we- und des russischen Minen- und Schiffsbesit- Schiff in ernsthafter Gefahr und beide bes- gen Hochverrats des Landes verwiesen. zers Alexander Sibiriakow bereitete sich tens für eine Überwinterung ausgerüstet. Nordenskiöld, mittlerweile Professor der Nordenskiöld nun auf die Durchquerung der Aber es ist nun nicht mehr möglich, Nach- lebensmittelindustrie gastronomie Chemie Geologie, zog 1857 nach Stockholm und Nordostpassage vor. richten nach Hause zu schicken. Zwar kann nahm als Leiter der mineralogischen Abtei- Nordenskiöld am 18. Oktober 1878 einem lung des Reichsmuseums an jeder Arktis- Planmässiger Auftakt einheimischen Häuptling einen Brief mitge- Expedition teil, die Schweden seither durch- Am 4. Juli 1878 also bricht Adolf Erik Nor- ben, doch diese Nachricht erreicht Stockholm führte: 1858, 1861, 1864 und 1868 nach denskiöld in Göteborg auf. Sein Schiff, die erst am 16. Mai des folgenden Jahres. In Spitzbergen, dann nach Grönland, um eine «Vega», ist ein aus bester deutscher Eiche ge- Schweden gilt die «Vega» deshalb monate- Expedition zum Nordpol vorzubereiten, die bauter, mit einem 60-PS-Motor verstärkter lang als verschollen. Man macht sich ernst- dann allerdings schon nach drei Wochen ab- Dreimaster und für den Walfang in vereistem haft Sorgen. Alexander Sibiriakow, der russi-

Bild: Nationalmuseum, Schweden gebrochen wurde. Meer konzipiert. An Bord sind Botaniker, sche Mäzen, lässt in Malmö gar in aller Eile

SSP Kälteplaner42 AG | CH-4702 Oensingen | CH-6004 Luzern | CH-1800 Vevey SSP Kälteplaner AG | D-87787 WolfertschwendenPolarNEWS PolarNEWS 43 Tel +41 62 388 03 50 | www.kaelteplaner.ch Tel +49 8334 259708 0 | www.kaelteplaner.ch Bild: Nationalbiblioteket, Finnland Bild: Nationalbiblioteket, Nordenskiöld erkundet mit einem tschuktschischen Einheimischen die Koljutschin-Bucht. ein Schiff bauen, dem er den Namen «Nor- Ganze 294 Tage dauert das Winterlager, bis weg für die Schifffahrt eignet: «Kann die denskiöld» gibt. Dieses bricht auf durch den das Eis wieder aufbricht und am 18. Juli 1879 Reise, welche die Vega jetzt vollendet, jedes Suezkanal Richtung Beringsee mit dem die Weiterfahrt der «Vega» ermöglicht. Die Jahr wiederholt werden? Augenblicklich ist Auftrag, die «Vega» zu suchen. restlichen 200 Kilometer bis zur Beringsee es unmöglich, diese Frage mit einem unbe- Die Besatzung auf der «Vega» ist aber wohlbe- sind eine Spazierfahrt von zwei Tagen Dauer. dingten Ja oder einem unbedingten Nein zu halten: Die Männer messen am 1. Dezember Am 2. September geht das Schiff im Hafen beantworten.» Die Nordostpassage, schreibt eine Meereisdicke von 127 Zentimetern und der japanischen Stadt Yokohama vor Anker – er an anderer Stelle, wird wohl «schwerlich FINDEN SIE UNSERE PRODUKTE feiern Weihnachten bei minus 35 Grad. Siche- der Tenno ehrt Nordenskiöld umgehend mit von wirklicher Bedeutung für den Handel» IM EXKLUSIVEN FACHHANDEL UND ONLINE AUF WWW.SWAROVSKIOPTIK.COM ren Fusses wandern sie hinüber aufs Festland einer Feier und einem Orden. Stolz notiert sein. und unternehmen mit den einheimischen Nordenskiöld in sein Tagebuch: «Man möge Nordenskiölds Einschätzung der Nordost- Tschuktschen Schlittenfahrten, erkunden de- es uns verzeihen, dass wir mit einem gewis- passage als lukrativer Handelsweg behält ren Kultur und erstellen sogar ein Wörterbuch sen Stolze unsere blaugelbe Flagge am Mast zwar bis heute ihre Richtigkeit. In den fol- der tschuktschischen Sprache. Man vertreibt emporsteigen sahen und die schwedischen genden 60 Jahren brachen 846 Schiffe in sich die viele Zeit also durchaus sinnvoll. Salutschüsse abfeuerten, wo die Alte und die diese oder jene Richtung zur Nordostpassage Neue Welt einander die Hände zu reichen su- auf – 793 Fahrten verliefen erfolgreich. chen.» Doch seit einigen Jahren lässt der Klimawan- del die Hoffnung der global tätigen Fracht- Glorreiche Heimkehr schiff-Unternehmen steigen – die eisfreie Die acht Monate dauernde Heimreise führt Zeit in der Nordostpassage wird immer län- Nordenskiöld und seine Männer um Asien ger. Mit der Durchfahrt des ersten Eisbre- herum durch den Suezkanal nach Stockholm, chers 1930 beginnt ein neues Zeitalter der wo sie am 24. April 1880 unter dem Jubel des kommerziellen Nutzung der Nordostpassage. EL 32 Publikums ankommen. König Oskar II. er- klärt dieses Datum kurzerhand zum National- MEER IN SICHT feiertag und erhebt Nordenskiöld in den Adelsstand. Endlich, endlich ist die Nordost- Delfi ne, die am Bug das Schiff begleiten. Ein Eisbär, der sich ins passage bezwungen, der Traum des neuen, Die Nordostpassage heute Wasser wagt. Oder Vögel, die das nahende Land ankündigen. Auf kurzen Handelswegs ist wahr geworden. Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von einer Expeditionskreuzfahrt werden Sie immer wieder in Staunen Adolf Erik Baron Nordenskiölds Reisebe- PolarNEWS über die Nordostpassage als versetzt. Das EL 32 ist wie geschaffen für dieses Abenteuer auf hoher richt wird in mehrere Sprachen übersetzt moderne, mit Eisbrechern befahrene See. Als stets griffbereiter Begleiter mit brillanter Optik bewährt sich und wird zum internationalen Bestseller. In Handelsroute und warum sich so viele dieses kompakte Fernglas natürlich auch bestens bei allen Landgängen. seinem ausufernden Bericht an den König Staaten deswegen politische Auseinan- Mit SWAROVSKI OPTIK gehört die Welt dem, der das Schöne sieht. hegt er allerdings erhebliche Zweifel darü- dersetzungen liefern. Adolf Erik Nordenskiöld, 1832 – 1901. ber, ob sich die Nordostpassage als Handels- SEE THE UNSEEN WWW.SWAROVSKIOPTIK.COM 44 PolarNEWS PolarNEWS 45

L03_PolarNews_A4_CH_DE.indd 1 23.12.14 08:28 Rubriktitel Intern Unser neuer Reiseprospekt ist da! Eine Nacht im Museum

Letzten Februar zog während eines Landgangs in Grytviken auf Südgeorgien ein Sturm auf – die PolarNEWS-Reisegruppe musste im Museum übernachten. PolarNEWS Expeditionen 2015 / 2016

Das Museum wurde kurzerhand zum Schlafsaal umfunktioniert. Zwar nicht sonderlich gemütlich, aber abenteuerlich.

Text und Bild: Ruedi Küng eile Matratzen und Verpflegung für die rund ihren Schlafmatten. Dieses kleine Schiff soll 70 Gestrandeten. Das ganze Prozedere läuft Shackleton und seine fünf Begleiter in 16 Ta- Das Museum in Grytviken auf Südgeorgien: so reibungslos ab, dass man den Eindruck ge- gen die 1300 Kilometer von Elephant Island ein Kleinod, das den Betrachter rasch ver- winnt, dass eine solche Situation hier oft vor- nach Südgeorgien gebracht haben? Eine Pup- führt, genauer hinzusehen. Schaue ich durch kommt. Im Nachhinein stellte sich aber her- pe, als Steuermann drapiert, gibt einen Ein- die Fensterscheiben des Museums, stelle ich aus, dass dies eine Premiere war und alle sich druck von den engen Platzverhältnissen im fest, dass sich bereits die ersten Leute für die intuitiv richtig verhielten. Beiboot und vom Wagemut der Gruppe. Rückfahrt zur «Plancius» bereit gemacht ha- Das Museum wird in seinen verschiedenen Beim Betrachten der Silhouette des Bootes ben. Man hört die Motoren der ersten Zodiacs Nischen zur Nachtschlafstelle umgerüstet. kann man sich die Geschichte der «Endurance»- brummen, die schon unterwegs sind. Es Was man bisher nur aus dem Film kannte, Mannschaft vor Augen führen und mit dem reicht für mich also gerade noch, ein paar wird für die Ausflügler nach Grytviken zur Ausgang des eigenen kleinen Abenteuers Souvenirs im Museumsshop zu kaufen und Realität: Eine Nacht im Museum! ganz zufrieden sein. ein paar Bilder zu knipsen. Die starken Winde verdrängen die Wolken Es kommt aber alles ganz anders. Über Funk Gut organisiert am Himmel und ermöglichen spätabends ei- hören wir, dass die ersten Passagiere die War ich eben noch etwas besorgt, nicht alle nen Blick auf den Sternenhimmel mit dem Überfahrt geschafft haben. Zunächst ganz or- Objekte betrachten und Informationstafeln Kreuz des Südens. Am nächsten Morgen ge- dentlich, später mehr schlecht als recht, bis lesen zu können, habe ich nun ausgiebig Zeit, gen 5 Uhr hat sich der Wind gelegt, und die zuletzt gar abenteuerlich. Im Logbuch wird dies nachzuholen. Mehr noch: Die Museums- Zodiacs holen uns zurück zur «Plancius». später zu lesen sein: «Gegen Ende unseres stücke fangen durch die neue Inszenierung Rückblickend darf erwähnt werden, dass sich Aufenthaltes in Grytviken verschlechterte mit den Gestrandeten an zu leben. Neben ei- alle Beteiligten vorbildlich und hilfsbereit sich die Wetterlage rapide. Der Wind nahm nem ausgestellten Ofen sitzen Leute, die ihre verhielten. Dies war nicht zuletzt der transpa- stark zu und änderte seine Richtung, sodass wärmende Suppe essen. Dort, wo sich je- renten Kommunikation zwischen Brücke und Erlebnis Arktis Antarktis es sehr schnell zu stürmisch wurde.» mand neben ein Zelt des Sur- Expeditionsleitung zu verdanken. Auf Tuchfühlung mit der Mit dem Eisbrecher durch Naturerlebnis am südlichen Grund genug, aus Sicherheitsgründen den veys schlafen gelegt hat, hat man den Ein- eisigen Welt die Nordostpassage Ende der Welt Shuttlebetrieb einzustellen und die Über- druck, dass der ausgestellte Rucksack auch nachtung der verbliebenen Landgänger in zur liegenden Person gehört. Grytviken zu planen. Gesagt, getan: Pat, der Im Museumsraum, wo das Replikat des Regierungsvertreter, seine Frau Sarah, das «Endurance»-Beibootes «James Caird» auf- Team der Station und un- gestellt ist, liegen rund ein Dutzend Passagie- Hier gehts zum Einfach bestellen unter: [email protected] ser Expeditionsteam organisieren in Windes- re der «Plancius» um das Beiboot herum auf Handy-Film.

46 PolarNEWS PolarNEWS 47 Dies & Das IMPRESSUM Die Arktis auf Grossleinwand Südgeorgien intensiv Auflage: 75’000 Das Filmtheater des Verkehrshauses in Lu- Seit 25 Jahren leben Thies Matzen und seine bummlern in einem beeindruckend schönen zern zeigt auf der grössten Leinwand der Partnerin Kicki Ericson auf ihrem Segelboot Bildband veröffentlicht. Eine Reise in einer Herausgeber: PolarNEWS GmbH, Schweiz den neuen Dokumentarfilm «Ark- aus Holz und bereisen die Weltmeere. Dabei Welt, in der Zeit keine Rolle spielt. CH-8049 Zürich tis», in dem ein Filmteam eine Eisbärin mit lassen sie sich so viel Zeit, wie ihnen lieb ist: ihren beiden Jungen begleitet – in grossen, Zwei Jahre und zwei Monate cruisten Matzen Redaktion: spektakulären Bildern. Der Film des Regis- und Ericson mit der «Wanderer III» um Süd- Christian Hug, Heiner & Rosamaria Kubny seurs Greg MacGillivray ist unterhaltsam und georgien. Das ist Zeit genug, die besten Mo- Nikolaus Gelpke (Hrsg.): Antarktische Wildnis – Redaktion Schweiz: bewegend, er zeigt Mutterliebe, Hoffnung mente für die besten Bilder abzuwarten. Die- Südgeorgien. Bilder von Thies Matzen, Texte von PolarNEWS und das Überleben in einer lebensfeindlichen se hat nun Niklaus Gelpke, der Chefredaktor Thies Matzen und Kicki Ericson. 168 Seiten. Ackersteinstrasse 20, CH-8049 Zürich Umgebung – und was wir verlieren, wenn wir des Magazins «Mare», gesammelt und zu- Mare-Verlag, 58 Euro / 98 Franken. Tel.: +41 44 342 36 60 uns nicht mehr für den Schutz der Lebensräu- «Arktis»: Der 45-minütige Film läuft täglich im sammen mit Texten von den beiden Welten- Fax: +41 44 342 36 61 Mail: [email protected] me auf unserer Erde einsetzen. Filmtheater des Luzerner Verkehrshauses. Web: www.polarnews.ch

Redaktion Deutschland: PolarNEWS Am Kaltenborn 49-51 «Heute dreimal ins Polarmeer gefallen» D-61462 Königstein Arthur Conan Doyle: «Heute dreimal ins Blattmacher: Polarmeer gefallen. Tagebuch einer arktischen Christian Hug, CH-6370 Stans Reise». 336 Seiten mit Illustrationen und Faksimiles, im Schuber. Mare-Verlag, 28 Layout: HUGdesign, CH-3213 Kleinbösingen Euro/38.50 Franken. Zum ersten Mal auf Deutsch. Bildredaktion: Sandra Floreano, CH-8052 Zürich

Korrektorat: Agatha Flury, CH-6370 Stans Brutkolonie von Königspinguinen. Abflug: Albatrosse in einer namenlosen Bucht Südgeorgiens.

Druck: pmc, CH-8618 Oetwil am See

Anzeigen: PolarNEWS GmbH, CH-8049 Zürich Tel.: +41 44 342 36 60 Fax: +41 44 342 36 61 Mail: [email protected] eichbüelstrasse 27 tel. +41 44 929 62 00 postfach fax +41 44 929 62 10 Mitarbeiter dieser Ausgabe: Conan Doyle hat unterwegs gezeichnet. Viele print media corporation ch-8618 oetwil am see www.pmcoetwil.ch Peter Balwin, Michael Wenger, Greta Paulsdot- dieser Bilder sind als Faksimile Teil des Buches. tir, Martha Cerny, Ruedi Küng, Peter Walthard

Bilder: Bevor der Engländer Arthur Conan Doyle mit Philosophie und Religion, boxte mit Schiffs- Heiner Kubny, Rosamaria Kubny, Michael seinen Sherlock-Holmes-Romanen Welt- kameraden und begeisterte sich für eine im Wenger, Christian Hug, Arnold de Lange, ruhm erlangte, begleitete er 1880 als Medi- Gurkenglas gehaltene Meeresschnecke. Paul Ponganis, Ruedi Abbühl, Stefan Gerber, Alex Buisse, National Maritime Museum zinstudent ein halbes Jahr lang ein Walfän- All diese Abenteuer hat Arthur Conan Doyle London, Nationalmuseum Schweden, Natio- gerschiff in der Arktis. auf seine eigene heitere Weise, aber mit viel nalbiblioteket Finnland, Norsk Polarinstitutt, Bald schon war Doyle weniger als Arzt gefragt Tiefsinn in einem Tagebuch festgehalten, das Ruedi Küng, Konrad Steffen, Claudia Ryser denn als begnadeter Schütze, der sich uner- nun sorgfältig übersetzt, mit Begleittexten – ETH Zürich, Christian Rixen – WSL, Mar- tin Schneebeli – WSL, Epica, Katherine Leo- müdlich an der Jagd auf Robben und Vögel und Faksimile-Abbildungen vieler Zeichnun- nard, Norwegian Polar Institute, Gulley, beteiligte und sich mutig auf Eisschollen hin- gen ergänzt, endlich neu aufgelegt wird. Sel- Priska Abbühl. auswagte. An Bord lernte Doyle das endlose ten hat ein Bericht über den Walfang alter Warten auf den Wal kennen, diskutierte über Zeiten so viel Freude bereitet. Geniessen Sie Ihre Polarreise

Nutzen Sie unsere Erfahrung und Sicherheit für Ihre zukünftigen Printprojekte. berg leben, um die Welt auf den Klimawandel Überflüssig aufmerksam zu machen. Und wie kommen PMC Ihr innovativer Partner für Publikationen im Rollen- und Bogen-Offset. Gefällt mir: frische Unterhosen, Essen und Trinken und ein Der Italiener Alex Bellini ist schon 11’000 Ki- Sonnenschirm auf den Eisberg? Genau! Die Mit modernster Technologie zeigen wir innovative und wirtschaftliche Lösungen PolarNEWS lometer übers Mittelmeer gerudert und 5300 Logistik für Bellinis Vorhaben trägt zum Kli- von der Datenaufbereitung bis zum adressierten Versand. Kilometer quer durch die USA gejoggt. Jetzt mawandel bei. Wir finden, Bellini sollte besser auf Facebook! will er in Grönland ein Jahr lang auf einem Eis- wieder joggen.

48 PolarNEWS PolarNEWS 49 Politik Die grösste Schweizer Forschungsstation «Swiss Camp» steht östlich von Ilulissat mitten auf dem Inlandeis und dient nationalen und internationalen Forschern als Basis. Heidiland in der Kälte © Konrad Steffen In den 1950er-Jahren starteten die Grönland- expeditionen der Expédition Glaciologique Internationale au Groenland, die in den nächsten 40 Jahren Veränderungen des grönländischen Eisschildes untersuchten. Auch die Eiskernforschung in Grönland, heute kaum mehr aus der Polarforschung wegzudenken, wurde von Schweizer For- schern mitvorangetrieben, besonders vom Berner Klimatologen Hans Oeschger.

Zurückhaltung im Süden Wirft man einen Blick auf die untere Seite der Erdkugel, sieht es etwas magerer aus, wenn man nach Schweizer Forschern sucht. Der erste Schweizer in der Antarktis war Xa- vier Mertz, der mit dem Australier Douglas Mawson die Ostantarktis erkundete – und dabei sein Leben verlor. Vielleicht mag dies auf die Schweizer Aussenpolitik einen ähnli- chen Einfluss gehabt haben wie einst die Niederlage in der Schlacht von Marignano, denn nach Mertz’ Tod wurde die Antarktis lange Zeit stiefmütterlich behandelt. Erst im geophysikalischen Jahr 1957/58 nahm in der Schweiz die Forschung in der Antarktis wieder eine grössere Rolle ein: Sie beteiligte sich im internationalen Zusam- menspiel verschiedenster Forschungszwei- ge. Ein Resultat dieses geophysikalischen Jahres war die Etablierung des Antarktisver- trages von 1959, in dem die Antarktis als ein Ort des Friedens und, besonders wichtig, der Wissenschaft definiert wurde. Im Laufe der Jahre unterzeichneten und rati- fizierten 52 Staaten das Vertragssystem. Die Schweiz unterzeichnete erst 1990 als 40. Staat. Es stehen aber immer noch die Ratifi- zierungen einzelner Protokolle innerhalb des Vertrages aus, so beispielsweise das Umwelt- Die Schweiz und Polarforschung? Scheinbar eine nicht notwendige und zu kostspielige Die Antwort ist wohl: Beides sind Gründe. Wissenschaftlern den grönländischen In- schutzprotokoll des Antarktisvertrages. Wenn dies aber der Fall ist, wo steckt dann landeisschild von West nach Ost zu überque- Sache für die Confoederatio Helvetica. Doch diese Aussage stimmt bei weitem nicht. die Schweiz, die nicht nur die oben erwähn- ren. Dabei erstellte das Team das erste Hö- Exportschlager Wir zeigen, wie, wo und warum die Schweiz ein ernstzunehmender Partner in den ten Ähnlichkeiten zu den Polarregionen auf- henprofil der Gletscher, und es wurden zum Klimaforschung weist, sondern auch wirtschaftlich eine nicht ersten Mal Vermessungen durchgeführt. Doch was genau unternimmt die kleine Kühlschränken der Erde ist. unerhebliche Rolle in der Welt spielt? Oder die geologische Erfassung der ostgrön- Schweiz heute in den polaren Regionen? ländischen Küste im Zuge der dänischen Warum das Interesse an polarer Forschung? Text: Michael Wenger largebieten schon fast zwillingshaft. Da würde sen Geldsegen beglückt. Doch warum plötz- Schon früh mitgemacht Grönland-Expeditionen des Geologen Lau- Blickt man ins Herz der Schweiz, wird klar, Bilder: EDA es sich doch anbieten, wegweisend in der Po- lich diese Hektik und dieses gesteigerte Inter- Seit mehr als 100 Jahren haben sich Schwei- ge Koch (1892–1964), die mit Schweizer wo die Forschungsgebiete liegen. Gletscher, larforschung zu sein. Denn diese hat in den esse an den kalten Regionen? Ist der drohende zer Forscher nicht nur mit den eigenen Eis- Beteiligung wie beispielsweise dem bekann- Eis und Schnee gehören im klassischen Al- Die Schweiz, Heimat der Berge mit Schnee letzten Jahrzehnten, Klimawandel sei Dank, Klimawandel wirklich der einzige Grund da- welten beschäftigt, sondern haben den Blick ten Basler Geologen Eduard Wenk durchge- penland zum helvetischen Alltag. Schon seit und Eis, dauergefrorenen Böden und Tiefst- einen immensen Vorschub erhalten. für? Stecken nicht eher knallharte wirtschaftli- über die Grenzen hinaus gerichtet. Und wa- führt wurden. Dabei wurden einige der neu- langem betreibt die Eidgenossenschaft eine temperaturen von minus 40 Grad im Winter Die grossen Polarnationen haben mächtig Gas che Kalküle dahinter? Lockt statt dem Ruf der ren erfolgreich damit. Beispielsweise gelang entdeckten und beschriebenen Orte mit Forschungsanstalt für Schnee- und Lawi- und plus 30 Grad im Sommer. Wenn man es so gegeben und ihre Forschungsprogramme in Wildnis und deren Erhalt nicht doch eher der es 1912 dem Berner Geophysiker Alfred de Schweizer Namen versehen, zum Beispiel nenforschung: Bereits 1936 wurde auf dem betrachtet, sind die Ähnlichkeiten zu den Po- der Antarktis und der Arktis mit einem gewis- Ruf des Geldes und der Bodenschätze? Quervain (1879–1927), mit einem Team von die Basler Halbinsel. Weissfluhjoch ein erstes Schneelabor errich-

50 PolarNEWS PolarNEWS 51 Als Teil der Eisbohrkernforschung und Messstation betreibt die Schweiz eine Das europäische Eiskernbohrprojekt Epica mitten auf dem antarktischen Itex ist ein Netzwerk von Feldarbeiten über Klimaauswirkungen auf Pflanzen in polarnahen Regionen, inklusive den Schweizer Alpen. Auf der Bündner Alp Val Aussenbohrstelle auf dem grönländischen Inlandeis, östlich von Ilulissat, die Kontinent gehört zu den spektakulärsten Projekten mit Schweizer Beteiligung. Bercla hat die WSL ein Freiluftlabor eingerichtet. © Christian Rixen, WSL Bohrstation «Foxx». © Claudia Ryser, ETH Zürich Im grossen Gebäude rechts werden die Bohrungen durchgeführt, im Container links werden sie bearbeitet. © Epica tet, um Schnee und Lawinen zu untersuchen. dies ist für einmal nicht übertrieben. Denn Die Schweiz trägt rund einen Drittel der ins- dellierung des Verhaltens von Meereis. Aber tersucht vom Norden bis in den Süden Kli- In jedem Fall, ausser in Grönland, müssen Denn diese beiden Faktoren prägten damals es handelt sich um ein globales Phänomen, gesamt 20 Millionen Franken, die die in die- auch auf der technischen Seite sind Schwei- mawandel-relevante Gase in der Atmosphäre. Schweizer Forscher sicherstellen, dass für wie heute das alpine Gesicht der Schweiz. welches jeden betrifft, egal wo auf der Welt. ser Station durchgeführten Projekte kosten. zer weit vorne und haben hochpräzise Inst- Hierbei ist die Eidgenössische Materialprü- ihre Projekte eine geeignete Infrastruktur Im Verbund mit der 1885 gegründeten Cen- Auch die Schweiz muss sich dieser Heraus- Ein anderes Arktis-Projekt, welches mitten rumente entwickelt, die für die Strahlungs- fungs- und Forschungsanstalt federführend zur Verfügung steht. Gerade im Bereich der tralanstalt für das forstliche Versuchswesen forderung stellen. Schwindende Gletscher, in der Schweiz betrieben wird, ist Itex, das messungen dringend benötigt werden. und arbeitet international mit Norwegen und Feldforschung, also der Forschung vor Ort, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte die auftauender Permafrostboden in den Gebir- Internationale Tundra-Experiment. Dabei Besonders bekannt sind die Eisbohrkern- Südkorea zusammen. ist dies besonders wichtig. Dabei geht es heutige Eidgenössische Forschungsanstalt gen und vermehrte Wetterextreme stellen sollen die Auswirkungen des Klimawandels messungen in der Antarktis und in Grönland, nicht nur um Stationsgebäude oder Material, für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). eine reale Bedrohung für das kleine Land auf Pflanzen und deren Lebensräume unter- die Einblicke in die Vergangenheit des Erd- Aufwendig und teuer sondern das beinhaltet auch logistische Die Themenbereiche der WSL sind enorm mitten in Europa dar. Ein Land, welches von sucht werden. Da die Tundra und die Alpen- klimas geben. Denn diese Technik, die schon Wie sind so grosse Unterfangen organisiert? Möglichkeiten, Mensch und Material an den vielfältig geworden. Denn man erkannte, Gletschern geformt und durch die Elemente gebiete ähnliche Pflanzengesellschaften auf- seit den 1960er-Jahren angewendet und lau- In aller Regel nutzen Schweizer Forscher die gewünschten Ort zu bringen. Das ist in den dass viele Bereiche zusammenhängen: Man bearbeitet wurde; ein Land, das von den mil- weisen, sind auch in verschiedenen alpinen fend verfeinert wird, gibt den Forschern bestehende Infrastruktur der Kooperations- Polargebieten besonders schwierig und kost- kann sich nicht nur mit gefrorenem Wasser den Luftmassen des Golfstromes profitiert Regionen der Schweiz Feldarbeiten im einen Blick in die Vergangenheit des Erd- partner. Denn in fast allen Projekten fehlt spielig. Schnell sind ein paar zehntausend auseinandersetzen, wenn man die Komple- und daher fruchtbar ist, auch wenn das Meer Gang, zum Beispiel im Val Bercla bei Mu- klimas. den Schweizern eine eigene Station bezie- Franken weg nur für Transport und Logistik. xität von Eis, Schnee und Gletscher verste- 1000 Kilometer weit weg ist. legns im Graubünden. Schweizer Alpen- Und wer die Vergangenheit kennt, kann die hungsweise ein eigener Teil innerhalb einer Bei einem mehrjährigen Projekt, wie es hen möchte. Landschaft, Luft, Biologie, Aber um dieses unheimlich komplexe The- und Polargebiete scheinen also doch Paralle- Zukunft besser verstehen. Auf Schweizer Station. meistens der Fall ist, verschwindet so schnell Geologie und viele weitere Forschungsbe- ma Klimawandel zu verstehen und dessen len zu haben. Seite ist besonders die Universität Bern mit reiche müssen miteinbezogen werden. Auswirkungen in der Zukunft zu verstehen, den Professoren Hubertus Fischer und Tho- Und so, wie sich ausserhalb des wissenschaft- muss auch an Orten geforscht werden, an mas Stocker massgebend an wichtigen Er- lichen Elfenbeinturms langsam die Welt öff- denen dieser Wandel zu spüren ist. Viele Massgebende Daten kenntnissen beteiligt. Letzterer wurde medi- nete und immer mehr vernetzte, geschah Schweizer Forschungsgruppen sind heute in Doch nicht nur im Norden, auch im Südli- al bekannt, als der Internationale Klimarat, dasselbe auf wissenschaftlicher Ebene. Ko- den Polarregionen, wo der Klimawandel am chen Ozean sind mittlerweile einige Schwei- die IPCC, 2007 den Friedensnobelpreis ver- operationen mit anderen wissenschaftlichen stärksten zu spüren ist, an vorderster Front zer Forscher in Projekte involviert. Beson- liehen bekam. Am damals veröffentlichten Institutionen und Forschungsgruppen wurden mit dabei. ders die Wechselwirkung von Meereis und Bericht hatte auch Thomas Stocker mitgear- etabliert. Helvetische Forscher gingen hinaus Beispielsweise ist die Eidgenössische For- Klima beziehungsweise die Auswirkungen beitet. in die Welt. Einerseits, um ihr Wissen mit an- schungsanstalt für Wald, Schnee und Land- des Antarktiswetters auf das Wetter in Euro- Auch das Projekt Epica (European Project deren Wissenschaftlern zu teilen. Anderseits, schaft an verschiedenen internationalen Pro- pa sind von besonderer Bedeutung. In Zu- for Ice Coring in Antarctica), an dem auch um Neues zu lernen und in der eigenen heimi- jekten auf dem grönländischen Eisschild sammenarbeit mit renommierten For- die Schweiz beteiligt war, erhielt besondere schen Bergwelt anzuwenden – durchaus auch beteiligt. Dabei werden unter anderem Kli- schungsinstitutionen wie dem deutschen Aufmerksamkeit. Denn im Rahmen dieses mit dem Ziel, den Gefahren der Alpenwelt ma- und Oberflächenmessungen der Grund- Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Mee- Projektes wurde der damals bisher weiteste besser entgegenzuwirken. strahlung durchgeführt und die langfristige resforschung, der Woods Hole Oceanogra- Blick in die Vergangenheit des Klimas ge- Schweizer Wissen war gefragt und wir frag- Dynamik von Gletscherkalbungen unter- phic Institution in den USA und dem franzö- worfen, nämlich über 800’000 Jahre. ten immer mehr nach Erfahrungen und Wis- sucht. sischen Laboratoire de Glaciologie et Ein anderer Forschungsbereich ist die Ursa- sen aus anderen Ecken der Welt. Zumal Dazu betreibt die Schweiz eine Station, das Géophysique de l’Environnement sind chenforschung des Klimawandels: Man un- gleichzeitig die Risiken und Herausforde- Swiss Camp, mitten auf dem Inlandeis. Hier Schweizer Forscher massgeblich an Unter- rungen immer globaler wurden. werden schon seit 1990 Messungen am Eis- suchungen beteiligt, wie die Meereisfläche schild Grönlands unternommen. Eine Zu- in der Antarktis unser Wetter hier in Europa Risiko Klimawandel nahme der Eisschmelze des grönländischen beeinflusst. Schweizer Technologieentwicklung hilft Forschern, Der Klimawandel ist von vielen cleveren Eispanzers und ein Rückgang der Schneeli- Dabei haben die Helvetier wichtige Beiträge Schnee in der Arktis, der Antarktis und in den Al- pen zu untersuchen. Denn Schnee beeinflusst das Menschen und redegewandten Politikern als nie um 50 Kilometer ins Landesinnere gehö- leisten können, beispielsweise bei der che- Klima in der Schweiz und der ganzen Welt durch die grösste Herausforderung der Mensch- ren zu den wichtigsten Erkenntnissen, die mischen Zusammensetzung von Meereis Reflexionseffekte (Albedo) der Strahlung. heitsgeschichte bezeichnet worden. Und mit Hilfe dieser Station gewonnen wurden. und dessen Feinstruktur, oder bei der Mo- © Martin Schneebeli, WSL

52 PolarNEWS PolarNEWS 53 Um Meereisforschung adäquat betreiben zu Möchten Sie mehr darüber wissen, welche Rolle Arktis und Antarktis für können, sind Kooperationen mit Ländern, die Schiffe in der Antarktis betreiben, notwendig, Klimawandel und unser Erdsystem spielen? Dann lassen Sie sich von Forschenden u.a. auch mit den USA und ihrem Eisbrecher aus der Schweiz einweihen in die geheimnisvolle Welt von Eis und Schnee. «Nathaniel B. Palmer». © Katherine Leonard

müssen. Die Kosten für ein eigenes Polarins- titut könnten sich Bund und Kantone teilen. Das Binnenland Österreich, als Alpenstaat der Schweiz nicht nur geographisch nahelie- gend, hat vor kurzem ein eigenes Polarfor- schungsinstitut eröffnet. Des weitern müsste der Bund das Madrider Protokoll zum Schutz der antarktischen Um- Schweizer welt endlich ratifizieren, damit die Schweiz als Antarktisvertragsstaat eigene For- schungsprojekte durchführen kann. Der Wille zu einem verstärkten Engagement der Schweiz in Sachen Polargebiete ist durch- aus da. Im letzten Jahr war die Ratifizierung Polarforschung des Madrider Protokolls in den geplanten eine Menge Geld, ohne dass auch nur eine Die Schweiz als Polarnation? Vernehmlassungsverfahren aufgelistet. Und Messung stattgefunden hat. Kommt hinzu: Beziehungsweise: Natürlich sind diese Ant- vor einigen Monaten hat die Schweiz beim Die Kooperationspartner stellen ihre Statio- worten richtig. Aber man könnte, auch das Arktisrat, dem politischen Gremium der ark- Pioniergeist, Leidenschaft und nen und Materialien nicht umsonst zur Ver- ein überaus gutschweizerischer Ansatz, die tischen Staaten, ihr Beitrittsgesuch für den fügung. Effizienz der nationalen Polarforschung stei- Beobachterstatus eingereicht. Somit sind solche Projekte sehr kostspielig, gern, sowohl was die Kosten als auch die For- Leider wurde Ende April am Ministertreffen und nach typisch schweizerischer Manier schung betrifft: mit einem eigenen Polarinsti- des Arktisrates aufgrund der gegenwärtigen Spitzenleistungen kommen schnell die entsprechenden Fragen tut. Ein solches ist nötig, um die Schweizer politischen Spannungen zwischen Russland auf: Rentiert denn das? Muss man das ma- Polarforschung zu zentralisieren und die ver- und dem Rest der Welt auf keines der Bei- chen? Kann man das billiger haben? schiedenen Projekte zu koordinieren. Zwar trittsgesuche eingegangen. Aber aufgescho- Nun, die einfache Antwort auf alle Fragen besteht eine Schweizerische Kommission für ben ist nicht aufgehoben. Langsam und un- könnte lauten: Ja! Wir brauchen diese For- Polar- und Höhenforschung, aber es fehlen aufhörlich schiebt sich die Schweiz in die schung und nehmen den dafür nötigen Auf- wiederum die Lokalitäten. Mit einem eigenen Reihen der Polarnationen… genauso wie wand in Kauf. Denn der Klimawandel betrifft Institut müsste man dann nicht mehr wie bis- einst die Gletscher sich von den Alpen ins die ganze Welt und geht uns alle an. Und eine her in mehrere verschiedene Institute und An- Mittelland geschoben haben. Bleibt zu hof- Photo: Claudia Ryser, ETH Zürich Station zu teilen, ist kostensparend. Doch stalten investieren, die allesamt ähnliche fen, dass dieser coole Vorwärtsdrang nicht ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Strukturen besitzen, die unterhalten werden durch erhitzte Gemüter ins Stocken gerät.

Schweizer Polarforschung

Der Bund hat im Rahmen seines Bei- land, wo sich das Swiss Camp mitten auf Das Ziel dieser Broschüre ist es zu zeigen, trittsgesuchs zum Arktisrat eine Bro- dem Inlandeis befindet und als Basis für dass die Schweiz durchaus ein ernstzuneh- schüre über Schweizer Polarforschung Eiskernbohrungen und Klimaforschung mender Partner in der Welt der Polarfor- herausgegeben. Auf 34 Seiten stellt das dient, bis hin zum Tundra-Experiment schung ist. Die Broschüre kann entweder Eidgenössische Amt für auswärtige An- Itex, das auch in der Schweiz Feldarbeit direkt beim Informationsdienst des EDA gelegenheiten EDA Arbeitsgruppen in betreibt, geben die Artikel einen Einblick (www.eda.admin.ch/publikationen) oder der Arktis und der Antarktis vor. Ange- in die Mannigfaltigkeit der Schweizer bei PolarNEWS (redaktion@polarnews. fangen vom grössten Projekt in Grön- Polarforschung. ch) kostenlos bezogen werden.

Schweizer Polarforschung Pioniergeist, Leidenschaft und Spitzenleistungen Internet-Version unter www.eda.admin.ch/publikationen (Suchbegriff: Polarforschung).

Konrad Steffen, Hubertus Fischer, Thomas Stocker, Gratis bestellen via Professor Klima und Professor Klima und Professor Klima und [email protected] oder Kryosphäre. Umweltphysik. Umweltphysik. [email protected] und telefonisch

54 PolarNEWS PolarNEWS unter +41 44 342 36 60. 55 Broschüre Polarforschung DE.indd 1 05.02.15 08:24

Inserat PolarNews.indd 1 06.05.15 13:28 Pionierin

Die Begleiterin

Caroline Mikkelsen war wahrscheinlich die erste Frau auf dem Festland der Antarktis. Aber eigentlich nur aus Zufall.

Text: Christian Hug oder nur auf einer vorgelagerten Insel. Im Geradezu spektakulär wurde die Frauenab- Bilder: Norwegian Polar Institute Fall des Festlands wäre Caroline Mikkel- wehr während der Vorbereitungen einer bri- sen die allererste Frau in der Geschichte, tischen Expedition, die 1937 ausgeschrie- Zur Feier des Tages gab es belegte Bröt- die die Antarktis je betreten hat. In der Ge- ben wurde: 1300 Frauen bewarben sich um chen und Kaffee. Kapitän Klarius Mikkel- schichtsschreibung der Entdeckungen ist einen Posten auf dem Schiff. Genommen sen setzte mit stolzgeschwellter Brust zu es nämlich von entscheidender Bedeu- wurde keine. Die Expedition kam dann üb- einer kleinen Rede an: Er lobte sein Hei- tung, ob ein Pionier neues Land nur gese- rigens auch nicht zustande. matland Norwegen und pries die Helden- hen oder auch betreten hat. Und ob das taten echter norwegischer Männer, insbe- Land kontinental ist oder eine Insel. Am Walfänger als Pioniere sondere deren Pionierleistungen in der meisten Ruhm gibts für das Betreten des Da hatte es Caroline Mikkelsen sehr viel Antarktis. Leider ist nicht überliefert, ob Kontinents. einfacher. Denn sie war die Frau des Kapi- Klarius Mikkelsen auch einen Satz gesagt täns eines Walfängerschiffs. Und das war hat wie «Ich nehme dieses Land für Norwe- Männerwelt eine ganz andere Welt als diejenige der Ent- gen in Besitz». Wahrscheinlich hätte das Allerdings nur für Männer. Antarktische decker und Erforscher. Bei den Walfängern der Patriot nur zu gerne gesagt, aber er Pioniertaten von Frauen werden bestenfalls war es nämlich durchaus üblich, dass der wusste wohl, dass er sich damit mächtig als Fussnoten erwähnt. Weil die Männer ih- Kapitän hin und wieder seine Frau mit auf Ärger einhandeln würde. nen einfach nicht zutrauten, dass Frauen- eine Schiffstour nahm. Die Gattin reiste be- Bewiesen ist allerdings, dass Caroline Mik- zimmer dieselben harten Kerle sind wie sie, quem in der komfortabel ausgestatteten Ka- kelsen, seine Frau, die norwegische Flagge die sich der grausamen Wildnis des ewigen pitänskajüte, war von jeglichen Arbeitsauf- hisste auf einem kleinen Steinhügel, den Eises trotzig widersetzen. Den Frauen ge- gaben entbunden und durfte den Männern die Crew zuvor aufgeschichtet hatte, um hörten Kind und Herd, den Männern die bei deren blutigem Handwerk zusehen. darin die Fahnenstange zu verankern. Einer Welt. Basta. Die Walfänger wiederum waren bei den Pi- der Crew hat diesen Moment auf einer Fo- Müssig zu erwähnen, dass bis heute mehr- onieren nicht hoch angesehen. Aus ihrer tografie festgehalten. Man schrieb den 20. hundertseitige Bücher über die Geschichte Sicht gebührten Entdecker-Ehre und Erfor- Februar 1935, es war ein einigermassen der Antarktis-Eroberung erschienen sind, scher-Ruhm den Wissenschaftlern, den sonniger Mittwoch mit wenig Ostwind. Das in denen Frauen schlicht und einfach gar hochoffiziellen Helden, nicht aber den Ar- Bild zeigt Klarius und Caroline Mikkelsen nicht vorkommen. beitern auf See. Deshalb wurden Pionier- und einen Teil der Mannschaft, die das Paar Gewollt hätten die Frauen ja damals schon. leistungen der Walfänger von der «Gegen- begleiten durfte, darunter den Schiffszahn- Als Robert Falcon Scott seine Terra-Nova- seite» oft heruntergespielt. Obwohl es ja arzt L. Sørsdal. Expedition (1910–1913) vorbereitete, auf der Hand liegt, dass ein Wal- oder Rob- Tatsächlich werden sich in den kommen- bewarb sich die international angesehene benjäger, der monate- und jahrelang in ant- den Jahrzehnten Dutzende von Politikern, und promovierte Paläobotanikerin Marie arktischem Gewässer kreuzt, viel eher die Forschern und Antarktisfans an diesem Stopes als Forschungsteam-Mitglied. Sie Dokument die Zähne ausbeissen, bildlich wollte versteinerte Pflanzen suchen und be- gesprochen. Wegen zweierlei Problemen: weisen, dass die Antarktis einst Teil des Caroline Mikkelsen hisst die norwegische Das eine war politischer Natur, und das Urkontinents Gondwana war. Aber Scott Flagge in der Antarktis, daneben steht ihr andere die Frage, ob die Gruppe auf die- weigerte sich strikte, eine Frau an Bord zu Mann Klarius: Ein Festakt mit absehbaren sem Bild auf antarktischem Festland steht lassen. politischen Folgen.

56 PolarNEWS PolarNEWS 57 Gelegenheit erhält, auch mal irgendwo an Pinguine, Pinguine, Pinguine» gewesen sei- kacke, weil Pinguine brüteten «so weit das Land zu gehen. en. Sie habe die letzten Jahrzehnte zu ihrem Auge reichte». Der erste Mann, der das antarktische Fest- Abenteuer geschwiegen aus Rücksicht auf Es kam zu besagter Ansprache mit Fah- land betrat? Der US-amerikanische Robben- ihren zweiten Gatten. nenzeremonie, Auftritt Caroline und Foto. fänger John Davis am 7. Februar 1821. Caroline Mandel starb in der zweiten Hälf- Unter einem zweiten Steinhaufen wurde Wenig überraschend: Wissenschaftler be- te der 1990er-Jahre in Tønsberg nahe San- eine Kiste mit Notfallausrüstung vergra- zweifeln das. Fairerweise muss aber gesagt defjord, Norwegen. Wann genau, ist unbe- ben, falls dereinst Männer in Not hier vor- sein, dass das auch damit zu tun haben könn- kannt. beikommen sollten. Klarius notierte des- te, dass Jäger in ihren Logbüchern andere sen Koordinaten mit 68 Grad 29 Minuten Prioritäten setzten als Entdecker. Der Landgang Süd und 78 Grad 36 Minuten West. Er Zurück ins Jahr 1935: Gut dokumentiert ist taufte die Gegend Ingrid-Christensen- Wenig biografische Daten hingegen die Reise von Kapitän Klarius Land nach dem Namen der Frau seines Entsprechend war denn die Frau eines Wal- Mikkelsen mit seinem Schiff «Thorshavn», Arbeitgebers. Nach ein paar Stunden war fängers kaum der offiziellen Rede wert, und einem Tanker mit 11’000 Tonnen Eigenge- der Zauber vorbei, Klarius nahm noch ein so erstaunt es nicht, dass wir heute so gut wicht. Klarius war ein erfahrener Antark- paar Steine mit an Bord. Am nächsten Tag wie nichts über Caroline Mikkelsen wissen. tis-Seemann und stand im Dienst des Nor- taufte Klarius einen 250 Meter hohen Die Recherchen begannen beim Walfang- wegers Lars Christensen, dem Besitzer des Berg zu Ehren seiner Frau Mount Caroline museum in Sandefjord, führten zum Norwe- grössten Walfang-Unternehmens weltweit. Mikkelsen. gischen Polarinstitut in Tromsø und in die Die «Thorshavn» transportierte Lebensmit- Die Rückreise verlief ohne Zwischenfälle. Redaktion des «Aftenbladet» in Oslo, weiter tel und Ausrüstung von Kapstadt zu den Ein Versorgungs- und Transport-Trip von zur New Zealand Antarctic Society und zur vier norwegischen Walverarbeitungs-Schif- Kapstadt ins Eis und retour dauerte übri- australischen Autorin Jesse Blackadder bis fen, die in den kalten Gewässern unterwegs gens in der Regel sechs Wochen. zur Universität Cambridge, England. Das waren. Nachdem die Schiffe beliefert und magere Ergebnis: Caroline Mikkelsen wur- die «Thorshavn» mit deren Wal-Öl beladen Streit um die Antarktis de 1906 in Dänemark geboren als 13. von 16 war, fuhr Mikkelsen am 18. Februar weiter Zu Hause in Norwegen war Lars Christen- Geschwistern. Die Ehe mit Klarius blieb auf der Suche nach einem Jagdschiff, das sen, der Walfangkönig, hocherfreut über das Bild mit Klarius und Caroline. Norwe- gische Antarktis-Freunde verkündeten laut- hals der ganzen Welt, dass die erste Frau Einen Tag später sahen überhaupt die Antarktis betreten habe. Und dass, viel wichtiger noch, diese eine Nor- sie schnee- und eisfreie Küste. wegerin sei. Was wiederum den Anspruch Norwegens auf grosse Teile der Antarktis und der Walfanggebiete bekräftige. kinderlos. Nach Klarius’ Tod 1941 heiratete den Auftrag erhalten hatte, südwestlich die Genau mit diesem Anspruch und dem dazu sie 1944 den Gärtner Johan Mandel und Packeis-Verhältnisse auszukundschaften. gehörenden «Beweisfoto» entfachten die übernahm dessen Namen, womit sie quasi Am 19. Februar vernahm die «Thorshavn»- nordischen Patrioten aber internationale untertauchte. Crew Geräusche, die den Schluss naheleg- politische Querelen. Erst als Diana Patterson (notabene eine ten, dass Land in der Nähe war. Einen Tag Um diese Unruhen zu verstehen, muss man Frau, sie war 1969 die erste weibliche Leite- später sahen sie schnee- und eisfreie Küste etwas weiter ausholen: Spätestens mit dem rin einer Antarktisstation) 1995 zur 60-Jahr- im Gebiet der Vestfold Mountains und na- Scheitern von Ernest Shackletons Quest- Feier des denkwürdigen Ausflugs der vigierten durch die Eisschollen bis 5 nauti- Expedition und dessen Tod auf Grytviken Mikkelsens mit einer grossangelegten Inse- sche Meilen, also etwa 9 Kilometer an die- 1922 war das «goldene Zeitalter der Antark- ratekampagne in den norwegischen Medien sen Abschnitt heran. Das Wetter war ideal tis-Forschung» beendet – die intensive Zeit nach Caroline suchte, meldete sich ihr Sohn. für eine Anlandung, weshalb Klarius ein des Walfangs begann, und der Südliche Frau Mandel gab daraufhin dem «Aftenbla- Rettungsschiff klarmachen liess und mit Kontinent war noch nicht in die heutigen det» ein Interview, der Journalist beschrieb seiner Frau und sieben Crew-Mitgliedern Länder-zugeordneten Sektoren aufgeteilt. die mehrfache Grossmutter als bescheiden, an Land ruderte. leise sprechend und bei klarem Verstand. Klarius notierte später in seinem Logbuch Caroline erzählte in diesem Interview, dass die Koordinaten und beschrieb den Strand sie auch auf See immer gut angezogen ge- als felsig und vegetationsfrei mit bis zu 100 wesen sei, weil sie gerne geschneidert habe. Meter hohe Gipfeln, ein kleiner Bach floss Dass sie von der Mannschaft verwöhnt wor- von einem Süsswassersee herunter, und Caroline Mikkelsen, ungefähr zu der Zeit, als den sei. Und dass bei der Landung «überall überall lag meterdick goldgelbe Pinguin- sie ihren Mann in die Antarktis begleitete.

58 PolarNEWS PolarNEWS 59 Patriotische Walfang-Grossunternehmer die Aufteilung von Ruhm und Entdecker-Ehre. «Chasing the Light», wenn Caroline Mik- wie Lars Christensen sprangen in die Ent- Norman, Gibson und Burgess stützen sich kelsen nicht die Erste gewesen wäre, dann decker-Bresche und beauftragten Schiffs- auf ungenaue Koordinaten-Angaben (die wäre es Ingrid Christensen gewesen, die kapitäne wie Klarius Mikkelsen, unter- Sekunden fehlen), unterschiedliche Einträ- Frau des Walfangmagnaten Lars Christen- wegs neues Land zu erkunden und damit ge in Klarius’ Tagebuch und das offizielle sen. Ingrid fuhr nämlich zusammen mit ih- quasi provisorisch den Anspruch ihrer Na- Logbuch inklusive ungenauer Beschrei- rem Mann zwei Jahre nach Caroline in die tion auf die betreffende Antarktis-Region bungen. Zudem unterstellen sie indirekt, Antarktis, es war übrigens bereits ihre vier- zu markieren. dass der Walfangmagnat Lars Christensen te Reise dorthin. Am 30. Januar 1937 betrat Seefahrer- und Entdeckerländer stritten Mikkelsens Daten zu seinen Gunsten nicht sie am Fuss des Scullin-Monolithen antark- sich also um die Aufteilung der Antarktis in gerade manipuliert, aber zumindest nicht tisches Festland – niet- und nagelfest be- nationale Gebiete. England beanspruchte ganz korrekt zu seinen patriotischen Zwe- wiesen. seit der Londoner Konferenz von 1926 gar cken eingesetzt habe. Auf dieser Reise waren drei weitere Frauen die gesamte Antarktis für sich alleine, was Die Frage, ob die Gruppe 1935 tatsächlich an Bord: Sofie, die Tochter der Christen- für Seefahrer-Nationen wie Norwegen, auf Festland stand oder nur auf einer Insel, sens, Lillemor Rachlew und Solveig Wi- Belgien, Frankreich oder Dänemark natür- lich überhaupt nicht in Frage kam. Man ei- nigte sich darauf, dass die Küste zwischen dem 60. und dem 86. Längengrad vorläufig 1998 war also noch kein niet- und niemandem gehörte. Norwegen und Eng- land hatten sich darüber hinaus verständigt, nagelfester Nachweis erbracht. sich gegenseitig nicht in die Quere zu kommen. Der heikle Punkt an Klarius Mikkelsens An- landung: Sie erfolgte just in diesem «neutra- hat die Forscher natürlich schon vorher be- derø. Lange Jahre war nicht klar, welche len» Sektor. Nun musste die norwegische schäftigt. Als 1957 ungefähr 30 Kilometer der vier Frauen als erste aus dem Boot Regierung das Übereinkommen mit Eng- von Mikkelsens Anlandungspunkt die aust- stieg. Eine Neuübersetzung von Lars Chris- land offiziell bestätigen, um die durch das ralische Davis-Station gegründet wurde, tensens Tagebuch ergab aber 2012, dass Foto ausgelösten Querelen zu beruhigen. machten sich Australier auf den Weg, den Ingrid als erste das Land betrat. Steinhügel zu finden, auf dem die norwegi- Und so endet diese Geschichte definitiv, Die Inselfrage sche Flagge gehisst worden war. Eine Ex- diesmal mit einem, sagen wir: offenen Hier könnte diese Geschichte zu Ende sein. pedition 1958 blieb erfolglos. 1960 fanden Schluss zu Gunsten Caroline Mikkelsen. Klarius stirbt, Caroline heiratet erneut und zwei Forscher tatsächlich eine norwegische bleibt bis 1995 für die Forschung unauf- Fahne, aber keiner von beiden erfasste die Nachtrag findbar. Das Vestfold-Gebiet gehört heute Koordinaten der Fundstelle. 1995 fand der Was die erste Frau betrifft, die das antarkti- zum englischen Sektor. Die Engländer ha- australische Archäologe Martin Davies den sche Festland mit eigenen Augen gesehen ben das Ingrid-Christensen-Land und den vermeintlichen Steinhaufen, stürzte aber hat, geht diese ebenfalls leer aus: 1835 er- Caroline-Mikkelsen-Berg zu Klarius’ Ehren zwei Tage später während eines Spazier- litt ein Schiff vor Campbell Island Schiff- bei diesen Namen belassen, der Berg trägt gangs in den Felsen ab und verletzte sich bruch. Vier Jahre später wurden drei Män- heute die Identifikationsnummer 117379. tödlich. ner und eine Frau von den beiden englischen Aber dann veröffentlichten die australischen Bis zum Artikel von Norman, Gibson und Walfangschiffen «Eliza Scott» und «Sabri- Wissenschaftler F. I. Norman, J. A. E. Gibson Burgess 1998 war also noch kein niet- und na» unter dem Kommando von John Balle- und J. S. Burgess 1998 im englischen Magazin nagelfester Nachweis zur Inselfrage er- ny gerettet, je zwei Schiffbrüchige wurden «Polar Record» eine zwölfseitige Abhandlung, bracht, und sogar die Beweisführung der auf die «Eliza Scott» und die «Sabrina» in der sie behaupteten, dass Klarius Mikkelsen drei wurde von anderen Wissenschaftlern verteilt. Auf der Weiterfahrt kamen die bei- nicht auf dem Festland gelandet sei, sondern angezweifelt. den Schiffe bis auf Sichtweite des Festlan- auf einer vorgelagerten Insel. Was bedeutet, des heran. dass Caroline nicht die erste Frau auf dem War die zweite die erste? Auf der Heimreise ging die «Sabrina» in Kontinent Antarktis war – wir erinnern uns an Es war dann schliesslich die australische einem Sturm mit Mann und Maus und Log- Autorin Jesse Blackadder (notabene schon buch unter. Im Logbuch der «Eliza Scott» wieder eine Frau), die es ganz genau wis- wurde die gerettete Frau nicht mit Namen sen wollte, 2011 in die Antarktis reiste und erwähnt. So bleibt sie für immer unbe- in den Archiven wühlte. Ihr Ergebnis: Es kannt. Oben: Klarius Mikkelsen, vorne im Bild, war der Kapitän der «Thorshavn». gibt keine absolut eindeutigen Beweise für Ironie der Geschichte: Nach Kapitän Balleny Unten: Der Tanker «Thorshavn» transportierte oder gegen die Inseltheorie. Aber, so ist die auf dieser Fahrt entdeckte Balleny- Versorgungsgüter und Walöl. folgerte Jesse Blackadder in ihrem Buch Insel benannt.

60 PolarNEWS PolarNEWS 61 Forschung Folge dem Wasser

Wie fliesst das Wasser unter dem Gletscher? Seit sich die Forscher unter das Eis wagen, wissen sie zumindest dies: Es ist alles ganz anders als in der Theorie vorhergesagt. 62 PolarNEWS PolarNEWS 63 Text: Peter Walthard Weil die Schmelzwasserkanäle im Rieper- gefunden haben – und das sehr schnell. Dar- Bilder: Jason Gulley breen über mehr Aufschluss geben als nur auf deuteten auch die riesigen Schmelzwas- über diesen einen Sommer im kahlen Bol- serseen hin, die sich im Frühsommer auf Ein kalter Tag im Herbst 2010. Wir stehen terdalen. Seit zehn Jahren wird in den Glet- dem schneebedeckten Eisschild bilden und an der Zunge des Rieperbreen, eines kleinen schern rund um Longyearbyen intensiv ge- die sich im Sommer oft innert weniger Stun- Gletschers in Svalbard. Der erste Schnee forscht. Im Gegensatz zu anderen Gebieten den wieder entleeren. Auch hier schien das bedeckt die steinige Mondlandschaft, aus der Arktis sind sie gut erreichbar und klein Wasser einen schnellen, direkten Weg durch dem einst reissenden Gletscherfluss ist ein genug, um die Schmelzwassergänge in ihrer das Eis gefunden zu haben. Rinnsal geworden. An seinen Rändern bil- ganzen Ausdehnung vermessen und kartie- det sich das erste Eis. Noch ist der Himmel ren zu können. Schlimme Vermutung blau, eine Schar Wildgänse zieht in einem Von den Resultaten erhoffen wir uns Auf- Zwally vermutete: Am Bett des Gletschers langen Zug nach Süden. Der Sommer ist schluss über einige grundsätzliche Fragen: musste das Wasser wie ein Schmiermittel vorbei. Wie gelangt das Schmelzwasser von der zwischen Untergrund und Gletscher wirken. Für uns bedeutet das: Wir können wieder Oberfläche zum Bett des Gletschers? Wie Die Folge: Die Gletscher nehmen Fahrt auf hinein. In die Höhle am Bett des Gletschers. lange bleibt es im Gletscher? Wie verändert – und schaufeln wie ein riesiges Förderband Den ganzen Sommer über donnerte hier der sich dieses Entwässerungssystem im Laufe ungeheure Eismassen direkt ins Meer. reissende Gletscherfluss unter dem Eis hin- der Zeit? Er begriff sofort: Der Mechanismus könnte durch. Nun sind die Temperaturen unter den Die Antworten auf diese Fragen sind nicht fatale Konsequenzen haben. Denn je weiter Gefrierpunkt gefallen, die Gletscherschmel- nur für eingefleischte Gletscherforscher von sich die Schneegrenze als Folge der globa- ze ist vorbei. Der Fluss ist versiegt. Wir Bedeutung. Sie könnten helfen, eines der len Erwärmung ins Inlandeis verschiebt und schieben uns über grobes Geröll durch Eng- grossen Umweltprobleme unserer Zeit bes- je mehr Wasser sich als Folge der Schmelze stellen, die Eisdecke hängt immer tiefer. Die ser zu verstehen: das Abschmelzen der riesi- in den subglazialen Seen sammelt, desto kleinen Tümpel im Bachbett durchtränken gen Eisschilde Grönlands und der Antarktis. mehr Eis gelangt ins Meer und desto schnel- Schuhe und Kleider. Nun heisst es immer in Bewegung bleiben: Sonst droht die Unter- kühlung. Für ein paar hundert Meter brauchen wir mehrere Stunden. Schliesslich weitet sich Wissenschaftliche Feldarbeit in der enge Kanal, eine Halle öffnet sich. Ein- gefroren im Flussbett zwei Behälter aus der Arktis: teuer, anstrengend, weissem Plastik. Darin verstaut: unsere Messgeräte. Den ganzen Sommer über ha- bisweilen auch nicht ohne Risiko. ben sie den Wasserdruck in dem natürlichen Stollen gemessen. Sie sollen uns Aufschluss über den Verlauf der Gletscherschmelze im vergangenen Sommer geben. Und damit das Ansteigen des Meeresspie- ler schmilzt das Grönlandeis ab. Doch damit gels und die Zukunft von Milliarden Men- nicht genug: Wenn die grossen Gletscher Rutschpartie schen, die weltweit an den Küsten siedeln. schneller fliessen und also mehr Eis ins Ein halbes Jahr zuvor hatten wir die Instru- 2002 publizierte der amerikanische Glaziolo- Meer befördern, dann fliessen die Eismassen mente installiert. Mühsam hatten wir uns in ge H. Jay Zwally im renommierten Wissen- aus dem Inneren des bis zu 3000 Meter di- eine Gletscherspalte abgeseilt, waren einem schaftsmagazin «Science» eine beunruhigen- cken grönländischen Eispanzers nach. Infol- verschlungenen Canyon bis ans Bett des de Beobachtung: Bei seinen Forschungen auf gedessen senkt sich die Oberfläche des Eis- Gletschers gefolgt und hatten dort in zeit- dem grönländischen Inlandeis hatte er ent- schilds ab. Und je tiefer diese liegt, desto raubender Handarbeit die Messgeräte mit deckt, dass die Fliessgeschwindigkeit des eher wird sie der sommerlichen Schnee- einem Handbohrer an Felsbrocken befes- Eises immer im Frühsommer sprunghaft schmelze ausgesetzt. tigt. Wissenschaftliche Feldarbeit in der anstieg. Zwally bemerkte: Die Eismassen Das ist ein Prozess, der sich selbst dauernd Arktis: teuer, anstrengend, bisweilen auch beschleunigten ihre Reise in Richtung Meer beschleunigt. Zwallys alarmierende Schluss- nicht ohne Risiko. Warum tut man das? Am immer kurz nachdem die Schneeschmelze folgerung: Der Kollaps des grönländischen Ende der Welt, in einem Gletscher, der so eingesetzt hatte. Inlandeises – und damit der Anstieg des klein und unspektakulär ist, das er kaum ei- Seine Schlussfolgerung: Das Schmelzwas- Meeresspiegels um über sieben Meter – nem Touristen ins Auge fällt? ser musste einen Weg bis ans Bett des Eises könnte viel schneller erfolgen, als die ohne-

Links: Der Glaziologe Matt Covington seilt sich in eine Mühle des Hans-Gletschers in Spitzbergen ab – ein gefährliches Unterfangen. Vorherige Doppelseite: Die Forscherin Patricia Spellman folgt einem subglazialen Wasserlauf.

64 PolarNEWS PolarNEWS 65 hin schon beunruhigenden Klimamodelle kanäle vom Gleichgewicht zwischen Eis- vorhersagen. Entscheidend ist, wann, wie und Wasserdruck bestimmt. Floss weniger und wie schnell Wasser an das Bett des Eises Wasser, wurden die Kanäle kleiner; im Win- vordringen kann und wie lange es dort ter schlossen sie sich ganz, um im folgenden bleibt. Sommer neu zu entstehen. Zur gleichen Zeit arbeiteten 2000 Kilometer Die spektakulären Gletscherhöhlen auf östlich in Spitzbergen Leute an einer Lösung Spitzbergen boten aber ein ganz anderes des Problems, ohne es zu wissen. Den Ein- Bild: Das Wasser stürzte über Kaskaden von heimischen dort war schon lange bekannt, Wasserfällen in die Tiefe und schlängelte dass man im Winter, wenn die Gletscherflüsse sich unter dem Eis in Mäandern über flache trocken gefallen sind, in die Schmelzwasserka- Passagen. Was Benn hier sah, erinnerte näle eindringen kann. Besuche in Gletscher- mehr an eine Schlucht im Felsgestein als an höhlen wurden auch Touristen angeboten. das Röhrensystem, das seine Theorie vor- In den relativ kleinen und sehr kalten Glet- hergesagt hatte. schern rund um Longyearbyen ist gefahrlos Vor allem aber verrieten die Formen der möglich, was anderswo, etwa in den Alpen, Höhlen ihre Geschichte: Sie hatten sich über mit grossen Risiken verbunden ist: in das mehrere Jahre entwickelt. Und das bedeute- Innere der Gletscher vorzustossen, manch- te: Sie mussten sich nicht jeden Frühling neu mal bis hinunter ans Bett. Für junge Wissen- bilden. Die Transportwege für das Schmelz- schaftler auf den Forschungsstationen in Ny wasser waren das ganze Jahr über offen. Ålesund und Hornsund wurde «Ice Caving» Was Zwally aus Grönland berichtete, befeu- bald zu einer beliebten Freizeitbeschäfti- erte Benns Forschungsinteresse. Ihm wurde gung. Sie begannen, die Eishöhlen zu kartie- schnell klar, welche Konsequenzen seine ren und genauer zu erforschen. Beobachtungen auf Spitzbergen für die Situ- Bis dahin hatte die Höhlenforschung in Glet- ation in Grönland haben könnten: Vielleicht schern einen zweifelhaften Ruf genossen. konnte sehr viel mehr Schmelzwasser sehr Schon in den 1980er-Jahren hatte der italieni- viel schneller das Gletscherbett erreichen, sche Wissenschaftler Giovanni Badino begon- als man aufgrund der herkömmlichen Theo- nen, sich in den Alpen und im patagonischen rie vermutet hatte. Der «Zwally-Effekt» Inlandeis in Gletschermühlen abzuseilen und könnte noch schneller ablaufen als ohnehin das Innere der Gletscher zu erforschen – oft befürchtet. unter abenteuerlichen Bedingungen. Oft sind es Zufälle, die den Verlauf der wis- Badino, von Haus aus Physiker, war Höhlen- senschaftlichen Forschung bestimmen. Viel- forscher und kein Glaziologe. Bei den Glet- leicht war es einer dieser Zufälle, dass Doug scherforschern fanden seine Expeditionen Benn kurz darauf am Rande einer wissen- wenig Anklang. «Eine fragwürdige Praxis», schaftlichen Konferenz einen jungen Hydro- schrieb der führende Glaziologe Doug Benn logen und Höhlenforscher aus Florida traf: 1998 in seinem Standardwerk «Glaciers and Jason Gulley, ein Doktorand, der sich auf die Glaciation». Doch als Benn eine neue Stelle Karstforschung in den amerikanischen Süd- an der Arktisuniversität Unis in Longyear- staaten spezialisiert hatte und seine ganze byen antrat, kam er mit den lokalen Ice Ca- Freizeit mit abenteuerlichen Höhlenexpedi- nach Nepal. Dort, auf über 5000 Metern Oben: Lindsey Nicholson hat einen Wasserlauf entdeckt. Das Bild stammt von 2009. Drei Jahre vern in Kontakt – und fing Feuer. Denn was tionen verbrachte. Höhe, begannen die beiden, das Innere der später war diese Passage verschwunden. er in den Gletscherhöhlen des Longyear- Bei einem oder mehreren Whiskys kamen Gletscher systematisch zu erforschen. breen-Gletschers antraf, entsprach über- die beiden ins Gespräch. Benns Erzählungen Es folgten Unternehmungen in Alaska und Rechts: Der Autor Peter Walthard ist Geograph und haupt nicht der Lehrmeinung, die bis anhin über die arktischen Gletscherhöhlen faszi- auf Spitzbergen. Jahr für Jahr stiegen die Journalist und lebte insgesamt über ein Jahr in der Arktis. Für seine Masterarbeit wurde er auf Spitz- gegolten hatte. Im Gegenteil. nierten den jungen Caver. Als Karsthydrologe beiden ins Eis ein, übernachteten gar im Inne- bergen selbst zum Gletscherhöhlenforscher. waren ihm die Formen, die Benn beschrieb, ren des Gletschers, kartierten, massen, speku- Praxis widerlegt Theorie alles andere als fremd: Offensichtlich unter- lierten. Mit dem Zufügen spezieller Farben Was man bis dahin über das Innenleben der schieden sich Höhlen im Eis und im Kalk- versuchten sie, den Weg des Schmelzwassers Gletscher wusste, beruhte nicht auf direkter stein nur in einem Punkt: Im Eis frisst sich im Sommer nachzuvollziehen. Beobachtung, sondern auf theoretischen Mo- das Wasser durch Schmelze ins Eis ein, Ob in Asien, Amerika oder in der Arktis: Im- dellen. Man nahm an, dass sich im Eis im durch Gestein geht es, indem es Kalk aus mer wieder boten die Gletscherhöhlen Über- Frühsommer kleine Wasseradern bildeten, die dem Felsen löst. Vielleicht, so Gulley, lies- raschungen. Offenbar formten sie sich nicht sich durch die Wärme und den Druck des Was- sen sich die Erkenntnisse der Karstfor- nach einem einheitlichen Muster. Die Tem- sers im Laufe des Sommers verbreiterten. schung auch auf die Gletscherhöhlen an- peratur und Beschaffenheit des Eises und Diese kreisrunden Röhren verbanden sich wenden. das Verhalten des Gletschers bestimmten demnach mit der Zeit zu einem Entwässe- den Lauf des Wassers mit. rungssystem, das das Wasser immer schnel- Nicht berechenbar An manchen Orten bilden sich Höhlen, in- ler und effizienter von der Oberfläche an das Der Glaziologieprofessor und der junge Stu- dem sich ein Schmelzwasserbach immer tie- Gletscherbett und schliesslich zum Glet- dent und Abenteurer diskutierten die halbe fer in das Eis einfrisst, bis der Druck des schertor beförderte. Nach diesem Modell Nacht. Am nächsten Morgen stand fest: Gul- Eises die Wände des Canyons wieder zu- war der Durchmesser der Schmelzwasser- ley beteiligte sich 2004 an einer Expedition sammenschiebt. An anderen Orten dringt

66 PolarNEWS PolarNEWS 67 Marktplatz PolarNEWS Spitzbergen – Svalbard Wissenswertes rund um die arktische Inselgruppe. Informationen zu Spitzbergen des langjährigen Ex- Rucksack peditionsleiters Rolf Stange. Beschrieben werden die Grösse: 31 x 49 x 22/16 cm Geografie, Flora und Fauna, sowie die Reiserouten um Spitzbergen. – 2 Aussenfächer mit Reissverschluss – 1 Innenfach 20 x 20 cm Das Buch ist ein unverzichtbarer für Ihre Reisedokumente Begleiter jedes Spitzbergenbesuchers. – 2 seitliche Netzsteckfächer mit Kordelzug 560 Seiten / 21 x 15 cm Preis: Fr. 42.50 Preis: Fr. 20.–

Weiterlesen «Wärme per Schmelzwasserexpress» http://www.scinexx.mobi/wissen-aktuell- 18477-2015-01-22.html

Eishöhlen im Gornergletscher: http://www.shonephotography.com/gallery/ Farben: Gelb / Schwarz, Blau / Schwarz icecaves/

«Lake Wostok nach 30 Jahren erreicht» www.polarnews/antarktis/forschung-umwelt Eisbären- Umhängetasche DVD Ins rechte Licht gerückt, wirkt das unbekannte Höhlensystem im Gletscher poetisch. aus Nylon In unserem Shop finden Sie diverse DVDs offenes Hauptfach mit zweitem flachen Einsteckfach, mit bequemem Schultergurt, Sämtliche Artikel können Sie im Wasser in Gletscherspalten ein und füllt die- meter und mehr Eis über den Schmelzwas- seit zehntausend Jahren abgeschmolzen sind, grosser Überschlag mit Polarshop bestellen: Klettverschluss se, bis das Eis unter dem Druck des Wassers serkanälen am Bett: Hier ist der Druck des und damit über die Geschichte des Klimas. www.polarshop.ch wie von einem Keil gespalten wird und den Eises so gross, dass eine Höhle, die nicht Biologen interessieren sich derweil für selte- Grösse: B35 x H28 x T12 cm Weg ans Bett freimacht. In Gletschern, die mit Wasser gefüllt ist, sich innerhalb von ne Mikroorganismen, die im extremen Klima Farben: weiss, dunkelblau Tel. +41 44 342 36 60 viel Geröll mit sich führen, folgt das Wasser ein bis zwei Tagen schliessen würde. In sol- der Gletscherhöhlen überleben. Preis: Fr. 30.– Fax +41 44 342 36 61 Zonen, in denen Sand und Geröll im Eis ein- che Tiefen vorzudringen, ist bislang nie- Mittlerweile interessieren sich nicht nur For- gelagert ist: Hier ist die sogenannte hydrau- mandem gelungen. Versuche mit Radar scher für die Welt der Gletscherhöhlen. So star- Reisebegleiter Antarktis Beschrieben werden die Geografie, Klima, Vergessene Inseln im Eis lische Durchlässigkeit am grössten. zeigten, dass sich Gletscherhöhlen von we- tete der britische Fotograf Robbie Shone 2012 Weltweit erster Bildband über eine faszinierende kaum Für Glaziologen, die das Entwässerungssys- niger als hundert Meter Mächtigkeit abbil- eine spektakuläre Expedition in die Höhlen des Geschichte, Tierwelt und Reiserouten der Falklands, Südgeorgiens und der Antarkti- bekannte Region. Jahrelang war Franz-Joseph-Land tem von Gletschern mit Hilfe von physikali- den lassen – für Tiefen bis zu einem Kilo- Gornergletschers bei Zermatt. Und seit letztem schen Halbinsel. absolutes Sperrgebiet in der russischen Arktis und erst seit schen Parametern zu modellieren versuchten, meter ist die Auflösung des Radars aber zu Jahr treffen sich jeden Herbst Studenten und wenigen Jahren ist es für den Tourismus zugänglich. waren die Ergebnisse von Benn und Gulley klein. Was im Innern des grönländischen Höhlenforscher auf dem Gornergletscher, um Tierwelt der Antarktis Atemberaubend fotografiert von Helfried Weyer, dem durch nicht gerade erbauend: Zwar brachten die bei- Eisschilds tatsächlich passiert, bleibt des- dieses Höhlensystem zu erforschen. Beschrieben werden mit Text und Bild zur unzählige Buchveröffentlichungen bekannten Fotografen. den detaillierte Informationen über Form und halb Gegenstand der Spekulation. Um selbst einen Einblick in die verzauberte Erkennung die Tierwelt der Antarktis und 160 Seiten, 29 x 25 cm Entstehungsgeschichte der Schmelzwasserka- Welt im Innern der Eisriesen zu werfen, der Subantarktis. näle von ihren Expeditionen mit. Aber eben Grenzen des Caving muss man mittlerweile kein Eiskletterer Fotos: Helfried Weyer keine neue Theorie, aufgrund der man besser Auf Interesse stösst die Erforschung der Glet- und Höhlenforscher mehr sein: Es genügt, Preis je Fr. 27.50 / Beide zusammen Fr. 50.– Texte: Peter von Sassen hätte modellieren können. Im Gegenteil: Benn scherhöhlen dennoch auch von anderen Sei- im Winter nach Longyearbyen zu fliegen. Preis: Fr. 48.– und Gulley zeichneten das Bild eines chaoti- ten. Erkenntnisse über die Mechanismen, die Nur wenige Kilometer vom Rieperbreen schen Systems, in dem kleine Zufälle bestim- im Zusammenspiel von Eis und Wasser wir- entfernt, den wir an jenem kalten Tag im men können, wo und wie das Schmelzwasser ken, können helfen, Naturgefahren besser Herbst 2010 durchnässt, aber auch durch- ans Bett des Gletschers gelangt. einzuschätzen. Etwa dann, wenn sich wie drungen von der Faszination dieser unterir- Nach zehn Jahren Forschung zeigen sich 2005 auf dem Unteren Grindelwaldgletscher dischen Welt verliessen, wurde eine ähnli- inzwischen auch die Grenzen der neuen Seen auf der Oberfläche des Gletschers bil- che Höhle im Scott-Turnerbreen Touristen Methode, das Geschehen im Gletscher mit den, die jederzeit ausbrechen können und so zugänglich gemacht. Höhlenforschung zu erschliessen. Die un- die Dörfer im Tal bedrohen. Rund um Longyearbyen finden sich weitere tersuchten Höhlen liegen alle nicht in gros- Die Formen, die sich am Bett des Gletschers Eishöhlen, die unter kundiger Führung ge- ser Tiefe, sondern vergleichsweise nahe an entdecken lassen und sich auch in heute eis- fahrlos betreten werden können. Dort kön- der Oberfläche. In grossen Gletschern wie freien Landschaften finden, geben Geologen nen Interessierte die Spuren der Gletscher- jenen in Grönland liegen bis zu einem Kilo- Aufschluss über Gletscher der Vorzeit, die dynamik selbst beobachten.

68 PolarNEWS PolarNEWS 69 Lexikon

Pygoscelis antarctica Grösse: 75 Zentimeter Gewicht: bis zu 5 Kilogramm Alter: 10 bis 12 Jahre Geschlechtsreife: ab 3 Jahren

Zügelpinguin

70 PolarNEWS PolarNEWS 71 endlich auftaucht. Ist das der Fall, begrüssen sich die beiden ausführlich mit Geschnatter, ritualisierten Körperbewegungen und ge- genseitiger Gefiederpflege. Sie schenken sich auch gegenseitig Kieselsteine, mit de- nen sie ihr Nest bauen beziehungsweise aus- bessern. Das Weibchen hingegen legt nicht so viel Wert auf langjährige Treue: Wenn es an Land kommt und den Vorjahrespartner nicht ziemlich schnell antrifft, verpaart es sich alsbald mit einem anderen Männchen.

Gut organisiert So oder so legt das Weibchen in der Regel zwei Eier ins Kieselsteinnest, die durch- schnittlich 37 Tage lang von beiden Partnern bebrütet werden. Während sich bei allen an- deren Pinguinarten die Partner alle paar Tage abwechseln, geht das nicht brütende Die Regel: Zügelpinguine ziehen pro Brutsaison zwei Junge gross. Elterntier der Zügelpinguine nur rund 20 Stunden ins Meer zur Nahrungssuche. Das fieders braucht sehr viel Energie, aber weil Andere Forscher haben vor drei Jahren be- «Schlammassel»: Wenn es regnet oder der Schnee schmilzt, wird es in der Brutkolonie matschig und dreckig. bleibt auch später bei der Aufzucht der Jun- in dieser Zeit das Federkleid nicht wasser- kanntgegeben, dass der Rückgang der Zü- gen so. Jedem Schichtwechsel geht ein aus- dicht ist, kommen die Tiere nicht zum Fres- gelpinguin-Population nichts mit dem Tou- gedehntes Wiedersehens-Ritual voraus. sen. Kein Wunder, verlieren sie dabei viel rismus zu tun habe, sondern durch den Text: Heiner Kubny men gibt: Der Streifen sieht aus wie die Zü- 7,5 Millionen Brutpaare brüten auf der Süd- Nach etwa zwei Wochen ist das Federkleid Gewicht, das sie sich danach wieder anfres- Klimawandel verursacht werde. Was sie Bilder: Priska Abbühl, Michael Wenger gel beim Pferd. Ein sachlicherer Name ist sandwich-Insel. der Küken dicht genug, dass sie von den El- sen müssen. Zu 95 Prozent vertilgen Zügel- aber nicht sagten, war, dass dieser Schwund Kehlstreifpinguin, abgeleitet vom engli- Meistens teilen sich die Zügelpinguine den terntieren nicht mehr gehudert, also unter den pinguine Krill. auch mit dem Aufkommen der Bartenwale Kaiser- und Königspinguine unterscheiden schen Chinstrap Penguin. Die Russen nen- Brutstrand mit Adélie- und Eselspinguinen, Fittichen gewärmt werden müssen. Mit etwa verknüpft sein könnte. sich äusserlich kaum voneinander. Felsen- nen ihn schlichtweg Polizist. Und wenn wir alle drei Arten sind aber sorgsam darum be- drei Wochen verlassen die Jungvögel das Tauchen in V-Form Fakt ist: In den letzten Jahrzehnten ist die Po- und Makkaronipinguine fast gar nicht. Da grad bei Namen sind: Der Zügelpinguin ist müht, ihre «Sektoren» sauber einzuteilen. Nest und scharen sich zu regelrechten Kin- Forscher haben übrigens herausgefunden, pulation in einigen Brutgebieten beträchtlich hat es der Zügelpinguin schon sehr viel ein- die einzige der 17 Pinguin-Arten, die in ih- Die Zügelpinguine bevorzugen meist die et- derkrippen zusammen. Für die Gruppener- dass ein Zügelpinguin während eines Beute- geschrumpft, teilweise um bis zu 50 Prozent. facher: Er ist der einzige Pinguin, dessen rer wissenschaftlichen Bezeichnung das was höher gelegenen Lagen und absolvieren ziehung ist weniger «Aufsichtspersonal» nö- zugs in mehreren hundert Tauchgängen bis zu Dies, nachdem in den 1970er- und 1980er- weisses Bauchgefieder sich bis über den Wort Antarctica trägt – wo doch die aller- für die bessere Aussicht problemlos auch tig, weshalb nun beide Elterntiere gleichzeitig 5000 einzelne Krilltierchen fängt. Dabei Jahren die Populationen stark gewachsen wa- Schnabel und die Augen fortsetzt. Und mit meisten Pinguine in der Antarktis zu Hause längere Klettereien über Stock und Stein. auf Krill- und Fischfang gehen können. taucht er weniger tief und weniger lang als ren, nämlich um bis zu 35 Prozent. dem schwarzen Streifen, der über die Wan- sind. Alle drei Arten zusammen bilden die Gat- Mit sieben bis acht Wochen ist bei den Kü- andere Pinguinarten: im Durchschnitt rund gen und das Kinn verläuft, liefert er gleich Der Zügelpinguin ist zwar tatsächlich rund tung der Langschwanzpinguine, auch Bürs- ken das erste Jugendgefieder ausgebildet: Es 30 Meter und eineinhalb Minuten. Die ge- Populations-Schwund noch eine optische Extravaganz mit. Warum um die Antarktis anzutreffen, vor allem aber tenschwanzpinguine genannt, lateinwissen- ist wasserdicht, die Kleinen können nun messenen Rekorde liegen allerdings bei über Nun wurde diskutiert, ob der Rückgang der das so ist und ob der Streifen einem spezifi- an der Küste der Antarktischen Halbinsel schaftlich Pygoscelis: Die Federn ihrer ebenfalls auf Nahrungssuche ins Meer ge- 100 Metern und sechs Minuten. Zügelpinguine etwas mit den Touristen zu tun schen Zweck dient, wissen wir nicht. Klar und einiger vorgelagerter Inseln. Rund Hinterteile sind breit gefächert und dienen hen. Hier endet denn auch die Bindung zwi- Das Tauchschema bleibt dabei immer dassel- haben könnte, die vor allem das Gebiet um ist nur, dass er dem Zügelpinguin seinen Na- 5 Millionen der insgesamt geschätzten beim Stehen und Klettern als Stütze. schen Jung- und Elterntieren. be: in gerader, leicht schräger Linie runter die Vulkaninsel Deception zunehmend stark Der Zügelpinguin ist nicht nur der neugie- Letzteren steht jetzt nämlich die Mauser be- und auf ebensolche Weise wieder hoch. Wis- bereisen. Die Forscher der Antarctic Site In- rigste von diesen dreien, er gilt auch der ag- vor. Diese dauert drei Wochen und ist sehr senschaftler nennen das ein V-förmiges ventory stellten aber fest, dass in touristen- gressivste aller Pinguine überhaupt: Wenns anstrengend: Der Wechsel des gesamten Ge- Tauchschema. freien Gegenden die Populationen ebenfalls sein muss, attackiert er ohne zu zögern auch abgenommen haben. Also sind nicht die Tou- Tiere, die grösser sind als er. Und wenn sich risten schuld, sondern der Klimawandel. zwei Zügelpinguine miteinander streiten, Was aber ebenso wahr ist: In den 1970er- und starren sie sich lange an und drohen mit lau- 1980er-Jahren konnten die Zügelpinguin-Po- tem Knarren. Nützt das nichts, hacken sie so pulationen wachsen, weil die Bartenwale we- lange mit den Schnäbeln aufeinander ein, gen ihrer jahrzehntelangen Bejagung durch bis einer nachgibt – und der wird dann auch die Menschen immer weniger wurden und noch vom Sieger lauthals verjagt. deshalb mehr Futter, sprich Krill für die Pin- guine übrig blieb. Inzwischen erholen sich Männchen auf Abruf aber die Walbestände wieder, insbesondere Mit seiner eigenen Familie ist er allerdings der des Südlichen Zwergwals. Was bedeutet, zärtlich und hingebungsvoll. Die Männchen dass sich die Pinguine das Krill-Angebot kommen Anfang November einige Tage vor wieder vermehrt teilen müssen. den Weibchen zu ihren Nistplätzen zurück. Das Tragische ist bloss: Wegen der Erwär- Am liebsten brüten sie in demselben Nest mung des antarktischen Meeres nehmen auch wie im Vorjahr und mit demselben Weib- die Bestände des Krills ab. Bleibt am Ende chen. Deshalb warten sie oft tagelang gedul- für alle zu wenig? Bislang gilt der Zügelpin- Charakteristisch: Der schwarze Kehlstreifen und der lange Schwanz. dig am Strand, bis die ersehnte Partnerin Aussicht: Die höher gelegenen und felsigen Stellen werden bevorzugt. guin aber als häufig und ungefährdet.

72 PolarNEWS PolarNEWS 73 Interview

möchte nach Afrika», sondern haben in der Regel ganz klare Vorstellungen, wohin sie wollen und was sie dort unternehmen möch- ten. Deshalb müssen unsere Schaltermitar- beiter mehr können als das Internet. Ihr wichtigstes «Arbeitsinstrument» ist heute nicht mehr die Anzahl Dienstjahre, sondern die eigenen Reise-Erfahrungen, ich sage dem Marco-Polo-Punkte.

Kann man denn so gross sein wie Knecht Reisen und so spezifische Kundenwünsche erfüllen? Roger Geissberger: Kein Problem. Wir ma- chen ja nicht von allem ein bisschen, son- dern sind in unseren Destinationen bei den Top Drei der Schweiz, in Australien sind wir sogar führend. Und zu unserer Gruppe gehö- ren ja auch hochspezialisierte Reiseunter- nehmen. Für den Lohn sind die Marco-Polo- Punkte relevant aus Erfahrung, Reisen, Weiterbildung, Webinar und anderem.

In der Reisebranche kennt man sich: Haben Sie in den letzten Jahren mitgekriegt, dass da ein angefressenes Ehepaar aus Zürich unter dem Namen PolarNEWS Reisen in die polaren Gebiete organisiert? Roger Geissberger: Selbstverständlich! Wir haben das nicht nur mitbekommen, son- dern wir hatten PolarNEWS quasi unter Be- obachtung.

Wie das? Roger Geissberger: Die Geschäftsleitung und ich führen eine sogenannte Scoutinglis- te mit interessanten Firmen: Alle vier Mona- te treffen wir uns, und dann gehen wir diese Informationen durch. Das ist ein gutes Inst- rument, um die zu uns passenden Firmen zu erkennen und allenfalls zu kaufen, falls sich die Gelegenheit ergibt. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Wir kennen PolarNEWS seit Jahren und wussten, dass die Kubnys exzellente Arbeit leisten. Wir wussten aber auch, dass Polar- NEWS einen langjährigen Zusammenar- beitsvertrag mit Kontiki hatte. Kontiki ge- hört seit 2006 zur Kuoni-Gruppe, und mit Sie sehen zuversichtlich einer gemeinsamen Zukunft entgegen: (von links) Philipp Jordi, Geschäftsleiter von Glur Reisen; Rosamaria und Heiner Kubny, Kuoni wiederum pflegen wir von Knecht Inhaber von PolarNEWS; Roger Geissberger, Chef der Knecht Reisegruppe. Interview und Bilder: Christian Hug will, verlangt nach guter Beratung, und die seit langem ein freundschaftliches Verhält- kriegt er in seinem Lieblings-Reisebüro, nis. Da will man sich nicht gegenseitig ins Herr Geissberger, vor 20 Jahren sagte weil er sich dort gut aufgehoben fühlt. Gehege kommen. ein Wirtschaftsprüfer von McKinsey, dass es bald keine Reisebüros mehr Obwohl man sich heute problemlos Welchen Ruf hatte beziehungsweise brauche. Knecht Reisen ist auf Informationen aus dem Internet hat PolarNEWS in der Branche? «Sauber und authentisch» Wachstumskurs und besitzt 27 eigene besorgen kann? Roger Geissberger: Einen sehr guten! Reisebüros sowie 14 eigenständig Roger Geissberger: Tatsächlich sind die Hochspezialisiert, es klappt immer alles, PolarNEWS arbeitet ab sofort mit einem neuen Partner zusammen: Glur Reisen ist auf geführte Reiseunternehmen... Reisenden von heute dank Internet sehr viel sehr erfahrene Reiseleiter. Bei den fünf Top- Roger Geissberger: Reisen ist mehr denn je besser informiert als früher. Die kommen Spezialisten der Schweiz, die in ihrem je- den Norden spezialisiert und ein selbstständiges Unternehmen der Knecht-Gruppe. eine Vertrauensfrage. Wer die Welt sehen nicht mehr ins Reisebüro und sagen «Ich weiligen Fachgebiet die allerbesten sind,

74 PolarNEWS PolarNEWS 75 gehört PolarNEWS definitiv dazu. Zudem Warum? Heiner Kubny: PolarNEWS veranstaltet ja ist das Fachgebiet polare Regionen einzigar- Roger Geissberger: Weil die Konkurrenten nicht nur Reisen. Wir sind auch eine Nach- tig. Was nicht heisst, dass PolarNEWS nicht nicht über dieselbe grosse Erfahrung wie die richtenagentur, wir veröffentlichen auch das konkurrenziert werden kann. Kubnys verfügen. Und weil sie anders rei- Magazin... sen, zum Beispiel mit grossen Schiffen mit Mitbewerber bauen eine eigene Sparte 2000 und mehr Passagieren. Aber mit diesen Herr Geissberger, wahrscheinlich haben polare Regionen auf? Schiffen kann man in den polaren Gebieten Ihre Scouts Ihnen umgehend gemeldet, Roger Geissberger: Genau. Das passiert bei weitem nicht dieselben Anlandungen dass PolarNEWS die Zusammenarbeit seit neustem auch, aber das funktioniert machen wie mit den Schiffen von Polar- mit Kontiki beendet hat... eben nur bedingt. NEWS: Diese sind klein, eisverstärkt, fas- Roger Geissberger: Nein, das war sehr viel sen nur um die hundert Passagiere und kom- einfacher, aber das soll Philipp erzählen. men praktisch überall hin, wo grössere Philipp Jordi: Glur Reisen und PolarNEWS Schiffe gar nicht hinfahren dürfen. Zudem haben an Ferienmessen oft ihren Stand sehr sind PolarNEWS-Reisen wissenschaftlich nahe beieinander, weil die Messen nach Rei- Im Gespräch begleitet. sedestinationen aufgeteilt sind. Da kommt man ohne Umschweife ins Gespräch, zumal Es genügt nicht, die polaren Gebiete mich das Engagement der Kubnys immer als Reisedestinationen anzubieten? stark beeindruckte. Und ich kaufe regelmäs- Roger Geissberger: Nein. PolarNEWS sig ihre tollen Fotokarten. Wir kennen uns funktioniert über Heiner und Rosamaria. Sie deshalb seit Jahren und pflegen auch über kennen die Gebiete aus langjähriger Erfah- die Messen hinaus einen freundschaftlichen rung, sie haben die Kontakte zu den Leuten Kontakt. So ergab sich alles ganz natürlich. vor Ort, sie gehen selber an Reisemessen, sie führen selber Informationsabende durch. Herr Kubny, warum haben Sie sich Haben die Arbeit bereits aufgenommen: Erstes Treffen von Knecht, Glur, PolarNEWS und dem deutschen Partner Ikarus Tours Anfang des Jahres in Zürich. Das ist eine andere Tiefe: sauber, geradlinig, für Glur Reisen als neuen Partner authentisch. entschieden? Heiner Kubny: Ganz einfach: Bei uns stand Herr Kubny, Sie sind also in der nie das Business an erster Stelle, sondern sind nur die groben Eckdaten festgehalten. Der Verkauf von PolarNEWS an Glur Kein Hauch von Schatten bei so viel Branche hoch geschätzt und begehrt. unsere Begeisterung über polare Gebiete. Was für uns zählt, ist der Handschlag mit beziehungsweise Knecht bleibt aber eine Sonnenschein? Philipp Jordi, 44, ist Geschäftsführer von Warum arbeiten Sie nicht mehr mit Deshalb ist bei einer Zusammenarbeit das Rosamaria und Heiner Kubny und das ge- Option für die Zukunft? Heiner Kubny: (zeigt aus dem Fenster) Glur Reisen. Schon als Mittelschüler und Ihrem langjährigen Partner Kontiki Zwischenmenschliche entscheidend. Wir genseitige Vertrauen in diese Partnerschaft. Heiner Kubny: Es wäre ja traurig, wenn wir Doch, draussen. später als Ökonomie-Student arbeitete er in zusammen? wollen nicht um Prozente streiten, sondern zwanzig Jahre lang etwas aufbauen, und den Semesterferien bei Glur Reisen. Vor drei- Heiner Kubny: PolarNEWS und Kontiki eine Lebensphilosophie teilen. Herr Geissberger, Sie haben vorhin dann wäre einfach fertig. Natürlich sind wir Frau Kubny, was ändert sich nun für einhalb Jahren stieg er voll bei Glur Reisen haben vor acht Jahren angefangen zusam- die Konkurrenz angesprochen. Ist es bestrebt, dass PolarNEWS auch nach uns eure Kunden? ein; er arbeitet und wohnt in Basel. menzuarbeiten. Kontiki war damals nur auf Wie sieht die Zusammenarbeit aus? für ein grosses Reiseunternehmen weiterlebt, aber das braucht eine lange Vor- Rosamaria Kubny: Überhaupt nichts! Die Skandinavien beschränkt, Rosamaria und Philipp Jordi: Partnerschaftlich in jedem überhaupt möglich, ein Angebot wie bereitungszeit und den absolut richtigen Reisen, deren Programm, die Schiffe und ich haben die polaren Gebiete als neue Spar- Sinne: Jeder der Partner macht, was er am dasjenige von PolarNEWS aufzuziehen? Partner. Das gilt ja auch für die Agentur und die erfahrenen Reiseleiter waren schon im- te aufgebaut. Das hat lange sehr gut funktio- besten kann. Rosamaria und Heiner Kubny Roger Geissberger: In dieser Form nie- das Magazin. mer von PolarNEWS organisiert und ge- niert. Irgendwann aber begann Kontiki, Po- sind die führenden Experten, wenn es um mals. Expeditionen in polare Gebiete sind stellt. Daran wird sich auch in Zukunft larNEWS als Konkurrenz zu sehen, und ab die Reiseplanung, den Reiseverlauf und die eine hochspezialisierte Form des Reisens für Ist die neue Zusammenarbeit nichts ändern. Es gibt dafür eine neue da wurde es zunehmend schwierig. Das ist Reiseleitung geht. Wir wiederum organisie- ein hochinteressiertes Publikum. Da kann gut angelaufen? Dienstleistung: Die Reisen können wie bis keine partnerschaftliche Zusammenarbeit. ren und buchen die Reise. Weil Kubnys kein man als Veranstalter nicht einfach hingehen Heiner Kubny: Ja, absolut, sehr kamerad- anhin bei uns und neu auch bei Glur und in Loyalität ist für mich die wichtigste Tugend Reisebüro sind, sind wir gegenüber unseren und sagen: Ich buche jetzt mal dieses Schiff schaftlich. jedem Reisebüro gebucht werden. im Business. Kunden der Veranstalter der Reise. und publiziere das Angebot in meinen Kata- Heiner Kubny: Rosamaria und ich werden log. Dazu braucht es tiefe Sachkenntnis, ex- Wie arbeitet PolarNEWS denn mit weiterhin genau das tun, was wir schon im- zellente Verbindungen zu den Leuten vor einem Partner zusammen? mer getan haben, und Glur Reisen kümmert Ort, direkte Kontakte zu den Kunden und Rosamaria Kubny: Für Heiner und mich sich um den Reisebüro-Teil. Selbstverständ- jahrelange Aufbauarbeit, und das schaffen Die neuen Partner war immer sonnenklar, dass wir kein Reise- lich werden wir die Mitarbeitenden von Glur nur passionierte Fans wie die Kubnys. So- büro werden wollen. Wir pflegen unsere und Knecht eingehend informieren und be- was kann man nicht einfach kopieren. Roger Geissberger, 54, ist seit 1988 Chef Kontakte zu Reedereien, Schiffsbesitzern raten über unser Spezialgebiet. und Partner der Knecht Reisegruppe mit 14 und Reiseveranstaltern in Russland, Holland, Roger Geissberger: Und Knecht wiederum Frau Kubny, Sie und Heiner sind bereits Firmen. Nach dem Studium als Betriebsöko- Chile und Kanada. Wir entwickeln, planen wird intern Anreize schaffen, um unsere 65 Jahre alt, Sie könnten PolarNEWS nom stieg er vor 36 Jahren bei Knecht Reisen Glur Reisen in Basel wurde 1977 von Jakob Knecht Reisen mit Sitz in Windisch und 27 auch verkaufen und die Pension an der ein und hielt der Firma seither die Treue. 2014 und organisieren Reisen. Aber wir wollen Mitarbeitenden zum Thema polare Gebiete Glur gegründet, der seit den 1950er-Jahren eigenen Filialen ist der viertgrösste Reisever- wurde er mit dem Swiss Travel Personality nichts mit der Administration und den Ab- sattelfest zu machen. Wir haben alle dassel- Sonne Thailands geniessen. Reisen in den Norden organisierte. 1982 wur- anstalter der Schweiz und zu 100 Prozent in Award als Branchenpersönlichkeit des Jahres rechnungen von Flügen und Hotels zu tun be Ziel und ein gutes Modell: Jeder bleibt Rosamaria Kubny: Sonne und Strand sind de erstmals eine Trekkingreise nach Spitzber- Privatbesitz. Im Reisegebiet Australien ist ausgezeichnet. Nebenamtlich ist er Vizepräsi- haben, eben all die Dinge, die ein Reisebüro sein eigener Besitzer. toll für zwei Wochen, aber nach einem Jahr gen ausgeschrieben. Heidi Glur übernahm Knecht Reisen die Nummer Eins, im Bereich dent des FC Aarau und betreibt in seiner zwei- erledigt. Wenn Heiner und ich das auch noch hätten Heiner und ich uns zu Tode gelangweilt. 1998 in zweiter Generation das Reisebüro und südliches Afrika die Nummer Zwei der ten Heimat in Bellwald (Wallis) 2 Hotels. machen würden, müssten wir dafür Leute Alles in einem schönen dicken Das ist ja eben das Schöne an PolarNEWS in verkaufte es 2013 an Knecht Reisen; Glur Schweiz. Mit Unternehmen wie Kira, Baume- Reisen ist aber weiterhin ein selbstständiges ler, Glur, RHZ und Heliski.ch sind hochspe- Geissberger ist verheiratet, hat zwei Kinder einstellen und ihnen eine Infrastruktur zur Vertragswerk festgehalten? unserem Alter: Wir müssen nicht mehr zwin- und wohnt in Seengen am Hallwilersee. Unternehmen. zialisierte Reisebüros angeschlossen. Verfügung stellen, und dann wären Heiner Philipp Jordi: Keineswegs. Unser Zusam- gend Geld verdienen, sondern können das tun, und ich kein Powerduo mehr. menarbeitsvertrag ist drei Seiten lang. Darin was uns am meisten Spass macht.

76 PolarNEWS PolarNEWS 77 Kaiserpinguine 8 Tage South Georgia 23. November bis 8. Dezember 2015 30. Oktober bis 23. November 2015 Kein Tier wohnt so weit weg von den Menschen wie der Kaiserpinguin. In grossen Kommen Sie mit auf Ihre Traumreise. Zuerst besuchen wir die Falklandinseln, Kolonien leben diese Vögel am Rand der Antarktis. Der absolute Höhepunkt bestehend aus zwei Hauptinseln – Westfalkland und Ostfalkland, und etwa 200 eines jeden Pinguinfans ist der Besuch einer Kaiserpinguinkolonie. Wer sie kleineren Inseln. Weiter führt uns die Fahrt zum 1400 Kilometer östlich gelegenen besuchen will, muss eine lange Reise auf sich nehmen. Ein einzigartiges South Georgia, dem Tierparadies im südlichen Atlantik mit seinen grossen Abenteuer! Kolonien der Königspinguine.

1. Tag: Zürich – Buenos Aires drews Bay befinden sich grosse Kö- Linienflug über Frankfurt nach Bue- nigspinguinkolonien und wir werden nos Aires mit Lufthansa. See-Elefanten beobachten können. NEWS-REISEN Wir besuchen den ehemaligen Wal- Polar 2. Tag: Buenos Aires fangort Grytviken. Ein Besuch des Am Morgen Stadtrundfahrt, der kleinen Walfang-Museums sowie PolarNEWS möchte seinen Leserinnen und Lesern ausgewählte Expeditionen in polare Regionen empfehlen. Kühle Gebiete sind unsere Leidenschaft. Wir Nachmittag steht zur freien Verfü- des Grabs von Sir Ernest Shackleton gung. Übernachtung mit Frühstück. ist ein Muss. Während der nächsten waren da und können deshalb über diese abgelegenen Gegenden ausführlich berichten. Dank jahrelanger Erfahrung und fundiertem Wissen werden Sie Tage werden wir die Strände von kompetent beraten und begleitet. 3. Tag: Buenos Aires – Puerto Madryn , , Cobblers Entdecken Sie zusammen mit den Polarfotografen Heiner und Rosamaria Kubny oder den Biologen Dr. Michael Wenger, Dr. Ruedi Abbühl, Ruedi Küng, Dr. Rolf Transfer zum Airport, Flug nach Tre- Cove, , Drygalski lew und Transfer nach Puerto Mad- Fjord, , Cooper Bay, Schiel und dem Spitzbergen-Spezialisten Marcel Schütz zwei der letzten Naturparadiese dieser Welt – die Arktis und die Antarktis. Nirgendwo ist die ryn. Übernachtung mit Frühstück. , Right Whale Bay Natur unberührter und andersartiger. Erleben Sie die schöpferische Kraft der Natur in ihrer ganzen Unberührtheit und magischen Schönheit. und Elsehul erkunden. Alle Orte, die 4. Tag: Puerto Madryn, Einschiffung wir besuchen, bieten ein breites Am späten Nachmittag legt die MV Spektrum an Bilderbuchlandschaf- «Plancius» ab und nimmt Kurs auf die ten und Tierwelten. Es werden Wan- Falklands. derungen bei Godthul und Gold Antarktis – Falklands – South Georgia – Antarktische Halbinsel Harbour angeboten, die von Guides 5. / 6. Tag: Auf See begleitet werden, die Ihnen gerne 28. November bis 21. Dezember 2015 Auf der Überfahrt zu den Falklands für Fragen und Antworten zur Verfü- kommen besonders Vogelbeobachter gung stehen. Die Reise um Südgeor- auf ihre Kosten. gien endet in der Bucht von Elsehul. Das Schiff nimmt Kurs auf Ushuaia. 1. Tag: Zürich – Buenos Aires zwei vorangegangenen Tagen güns- 7. Tag: Falklands, Saunders Island Linienflug Zürich – rankfurtF – Bu­e- tig waren und wir die Kaiser­pinguin- Den heutigen Tag verbringen wir im 19. – 22. Tag: Auf See n­­os Aires mit der Lufthansa. Kolonie von Snow Hill besuchen Westen der Falklandinseln. Bei guten Auf unserer Reiseroute nach Ushuaia konnten, wird entschieden, ob auf Verhältnissen planen wir eine Anlan- begegnen wir einer Vielzahl von See- 2. Tag: Buenos Aires der Ostseite der Ant­arktischen Halb- dung auf der Insel Steeple Jason, und vögeln. Am Morgen Ankunft in Buenos insel angelandet wird. auf Saunders Island sehen wir maje- Aires. Transfer zum Hotel, am Nach- stätische Schwarzbrauen-Albatrosse 23. Tag: Ushuaia mittag Stadtr­undfahrt. Übernachtung 11. Tag: Half Moon und und eine Brutkolonie mit Felsenpin- Wir erreichen Ushuaia. Transfer zum mit Frühstück im Viersterne-Hotel Deception Island guinen. Flughafen und Flug nach Buenos Broadway Suites. Für den Morgen planen wir eine An- Aires. Übernachtung mit Frühstück. landung auf Half Moon Island, wo 8. Tag: Stanley, Falklandinseln 3. Tag: Buenos Aires – Ushuaia wir Zügel­pinguine, verschiedene Vo- Wir besuchen die Hauptstadt der Falk- 24. Tag: Buenos Aires – Zürich Im Verlaufe des Tages Transfer zum gelarten und Robben sehen können. landinseln, etwa 1300 Einwohner le- Der Morgen steht zur freien Verfü- Flug­hafen, Flug nach Ushuaia. Über- Am Nachmittag steuern wir die Vul- ben heute in der kleinen Hafenstadt. gung. Am Nachmittag Rückflug über nachtung im Viersterne-Hotel. kaninsel Deception Island an. Frankfurt nach Zürich. 9. / 10. Tag: Auf See 4. Tag: Ushuaia, Einschiffung 12. / 13. Tag: Auf See 1. Tag: Zürich – Buenos Aires 10. – 13. Tag: South Georgia 23. Tag: Buenos Aires – Zürich Während der Fahrt nach South Geor- 25. Tag: Zürich Der Morgen steht zur freien Verfü- Die letzten beiden Tage auf See. Alba- Flug von Zürich nach Buenos Aires Hier bietet sich eine einmalige Am Nachmittag Rückflug ab Buenos Verlangen Sie detaillierte gia überqueren wir die Antarktische Am frühen Nachmittag Ankunft in gung, am Nachmittag erfolgt die Ein- trosse und Sturmvögel begleiten uns mit der Lufthansa. Land­schaftsszenerie bestehend aus Aires via Frankfurt nach Zürich. Konvergenz. Kurz vor South Georgia Zürich. Unterlagen bei schiffung. auf dem Weg zurück nach Ushuaia. Bergen und Gletschern. Wir be- passieren wir die Shag Rocks, sieben 2. Tag: Buenos Aires suchen Kolonien­ von Königs- 24. Tag: Zürich aus dem Wasser ragende Felsen, Brut- Programmänderungen wegen Wetter- 5. / 6. Tag: Auf See, Drake Passage 14. Tag: Ushuaia Transfer zum Hotel, am Nachmittag pinguinen sowie Albatrosse und Am Nachmittag Ankunft in Zürich. platz für unzählige Seevögel. und Eisbedingungen bleiben aus- PolarNews Wir durchqueren die Drake Passage. Am Morgen Ankunft in Ushuaia. Stadtrundfahrt. Übernachtung mit können Robben verschiedener Arten drücklich vorbehalten. Die Lektoren beginnen ihr Vor­ Transfer zum Flugplatz und Inland­ Früh­­stück im Mittelklasse-Hotel. beobachten. Programmänderungen wegen Wetter- Ackersteinstrasse 20 11. – 18. Tag: South Georgia tragsprogramm und machen uns mit flug nach BuenosAires. Übernach- und Eisbedingungen bleiben aus- CH-8049 Zürich Einer der Höhepunkte dieser Seerei- Preis inkl. Flug, Transfers und allen wichtigen Aspekten des Süd­ tung mit Frühstück. 3. Tag: Buenos Aires – Ushuaia 14. / 15. Tag: Auf See drücklich vorbehalten. se ist , wo wir brütende Hotel: ab CHF 14’355. polarmeeres vertraut. Flug von Buenos Aires nach Ushuaia, Die ersten Eisberge und skurrile Tel. +41 44 342 36 60 Wanderalbatrosse auf ihren Nestern 15. Tag: Buenos Aires – Zürich Übernachtung im Viersterne-Hotel. Eisskulpturen gleiten an uns vorbei. Wir Preis inkl. Flug, Transfers und beobachten können. An den Strän- Reiseleitung: Fax +41 44 342 36 61 7. Tag: Antarctic Sound – Am Morgen haben wir nochmals sind unterwegs zum sechsten Kontinent. Hotel: ab CHF 14’390. den von Salisbury Plain und St An- Dr. Ruedi Abbühl, Meeresbiologe Brown Bluff Zeit, um letzte Einkäufe zu tätigen. 4. Tag: Ushuaia, Einschiffung Bei Brown Bluff betreten wir erst- Am Nachmittag Rückflug ab Buenos Der Morgen steht zur freien Verfü- 16. – 19. Tag: Antarktische Halbinsel Reiseleitung: Mail: [email protected] mals das antarktische Festland und Aires nach Zürich. gung, am Nachmittag erfolgt die Ein- Je nach Wetterbedingungen werden Dr. Michael Wenger, Meeresbiologe www.polar-reisen.ch können die dort ansässige Kolonie schiffung. ver­­schiedene Orte angefahren, zum von Adéliepinguinen besuchen. 16. Tag: Zürich Bei­spiel die Vulkaninsel Deception, Am frühen Nachmittag Ankunft in 5. Tag: Auf See Paradise­ Bay, der Lemaire-Kanal oder 8. / 9. Tag: Snow Hill, Zürich. Fahrt in Richtung Falklandinseln. Wir Paulet Island. Kaiser­pinguine geniessen die Ruhe auf Deck und die Zwischen den Inseln Snow Hill und endlose Weite des südlichen Ozeans. 20. / 21. Tag: Drake Passage James Ross nähern wir uns der Pack- Programmänderungen wegen Wetter- Wir verlassen die Antarktische Halb­ eisgrenze und hoffen, Kaiser­pingui- und Eisbedingungen­ bleiben aus- 6. / 7. Tag: Falklandinseln insel und fahren durch die Drake Pas- ne auf ihrem Weg zum offenen Meer drücklich vorbehalten. Ankunft auf den Falklands. Zum ers- sage in Richtung Kap Hoorn. beobachten zu können. Schliess­lich ten Mal begegnen wir der vielfältigen erreichen wir die Brutkolonie der Preis inkl. Flug, Transfers und einheimischen Tierwelt. 22. Tag: Ushuaia – Buenos Aires Kaiserpinguine. Hotel: ab CHF 13’490. Am Morgen Ankunft in Ushuaia. 8. / 9. Tag: Auf See Transfer zum Flugplatz und Inland­ 10. Tag: Antarktische Halbinsel Reiseleitung: Überfahrt nach South Georgia. Mit flug nach BuenosAires. Übernach- Wenn die Wetterbedingungen an den Dr. Rolf Schiel, Biologe etwas Glück werden wir während der tung mit Frühstück im Mittelklasse- Überfahrt Wale sichten. Hotel.

78 PolarNEWS PolarNEWS 79 Arktis – Spitzbergen Durch die Nordostpassage 8 verschiedene Abfahrten vom 7. Juni bis 10. Juli bis 4. August 2016 5. September 2016 Jahrhundertelang scheiterten Händler und Entdecker am legendären Seeweg von Svalbard, wie Spitzbergen auch genannt wird, ist eine Inselgruppe zwischen dem Europa entlang der nordsibirischen Küste nach Asien. Erst 1879 gelang dem 74. und 81. Grad nördlicher Breite. Sie setzt sich zusammen aus den Inseln Finnen Adolf Erik Nordenskiöld die ganze Durchquerung der Nordostpassage. Westspitzbergen, die als einzige bewohnt ist, Nordaustlandet, Edge- und Barents- 2016 wird nach einigen Jahren Pause erstmals wieder ein Eisbrecher mit Touristen Insel, Prins Karls Forland und benachbarten Inseln. Dank der Auswirkungen des seinen Weg durch die vereiste Strecke bahnen: vom ostrussischen Anadyr bis nach Golfstromes findet man hier aber trotzdem 160 Pflanzenarten. Spitzbergen ist Longyearbyen in Spitzbergen, rund 7000 Kilometer mit dem Eisbrecher «Kapitan auch Heimat von 130 Vogelarten, Rentieren, Walrossen und Polarbären. Khlebnikov».

Für Arktis-Fans werden mit einer Dank des frühen Starts sollte die Reise durch die Nordostpassage Nordostpassage zu dieser Jahreszeit viele Traumziele auf einmal Wirk- noch stark vereist sein. Es gibt also lichkeit. Da sind einerseits die viel zu tun für den Eisbrecher. Meere: Der Eisbrecher durchquert Arktis – Auf der Suche nach Eisbären die Tschuktschensee, das Ostsibiri- Die Durchquerung der Nordostpas- Spitzbergen – Franz-Joseph-Land sche Meer, die Laptev-, Kara- und sage ist die erste von vier Etappen, 7. bis 15. Juni 2016 Barentssee. Und da sind anderseits in denen die «Kapitan Khlebnikov» 4. bis 17. Juli 2016 die Inseln: die Wrangel-Insel und rund um die Arktis fährt. Jede der 29. Juni bis 7. Juli 2016 die Neusibirischen Inseln, Sever- vier Etappen kann einzeln gebucht Das geheimnisvolle Franz-Joseph-Land ist Russlands nördlichster Aussenposten naja Semlja und Nowaja Semlja werden. Spitzbergen, das Land der Eisbären. Etwa 3000 von ihnen leben im Bereich im arktischen Eismeer. Die Inseln waren Anlaufstelle vieler Expeditionen und sind sowie Spitzbergen. Alle diese In- dieser Inselgruppe an Land oder auf dem Packeis. Auf dieser Fahrt kommen vor seln teilen den arktischen Ozean in Programmänderungen bleiben erst seit knapp zwanzig Jahren wieder für Touristen zugänglich. die einzelnen Meere ein, von denen ausdrücklich vorbehalten. allem die Fans des Königs der Arktis und Fotografen auf ihre Rechnung. jedes unterschiedliche hydrologi- sche und klimatische Eigenheiten Preis inkl. Flug, Transfers und 1. Tag: Zürich – Oslo – Longyearbyen 9. Tag: Kap Tegetthoff – Hall-Insel aufweist. Hotel: ab CHF 29´530. 1. Tag: Zürich – Oslo –Longyearbyen nördlich von Nord­aust­landet gele- Linienflug onv Zürich nach Longyear- Eine weitere Anlandung ist beim Am Morgen Flug von Zürich nach gen. Eisbären und Elfenbeinmöw­ en byen und Übernachtung im Spitsber- «Wahrzeichen» von Franz-Joseph- Oslo. Am Abend Weiterflug nach bewohnen diese nördlichsten Inseln. gen Hotel. Land, am Kap Tegetthoff, auf der Long­yearbyen, Übernachtung im Bei optimalen Bedingungen­ verbrin- Hall-Insel geplant. Spitsbergen Hotel. gen wir einige Stunden im Packeis. 1. Tag: Zürich – Longyearbyen 7. Tag: Barents-Insel und Edgøya 2. Tag: Longyearbyen, Einschiffung Flug von Zürich nach Longyearbyen, Auf der Barents-Insel besuchen wir Am Vormittag unternehmen wir ei- 10. Tag: Tikhaya-Bucht–Rubini Rock 2. Tag: Longyearbyen 7. Tag: Entlang der Eisgrenze Übernachtung im Spitsbergen Hotel. am Morgen eine Trapperhütte, am nen Stadtrundgang. Am Nachmittag Am Morgen erreichen wir die Tikha- Am Morgen kulturelles und ge- Wir folgen unserem Weg zurück Nachmittag­ unternehmen wir eine Einschiffung und Abfahrt. ya-Bucht auf der Hooker-Insel. In schichtliches Treffen in Longyearby- nach Westen, wobei wir die meiste 2. Tag: Longyearbyen Zodiacfahrt zur Insel Edgøya und dieser Bucht befindet sich der be- en. Am frühen Abend Einschiffung Zeit der Eisgrenze entlang fahren auf Am Morgen kulturelles und ge- werden in der Diskobukta anlanden. 3. Tag: Auf See rühmte Rubini-Felsen, Heimat für und Fahrt durch den Isfjorden. der steten Suche nach Eisbären und schicht­liches Treffen in Longyear- Auf der Überfahrt nach Victoria Tausende von Seevögeln. Vor allem dem seltenen Grönlandwal. byen. Am frühen Abend Einschif- 8. Tag: Bölscheøya Island gönnen wir uns Ruhe und Dickschnabellummen und Dreize- 3. Tag: Westküste fung und Fahrt durch den Isfjorden. Besuch auf Bölscheøya und Aekon- geniessen die Annehmlichkeiten des henmöwen, aber auch Krabbentau- Auf der Fahrt nach Norden, entlang 8. Tag: Prins Karls Forland gen, wo ein komplett zusammen­ Schiffs. cher, Gryllteisten, Eissturmvögel, der Westküste Spitzbergens, werden Wir landen an der Nordspitze von 3. Tag: Krossfjord – Ny Ålesund gesetztes Grönlandwal­skelett am Eismöwen, Eiderenten, Raubmöwen wir Sallyhamn erreichen. In dieser Prins Karls Forland nahe Fuglehu- Am Morgen erleben wir die erste Zo- Strand zu besichtigen ist. 4. Tag: Victoria Island und Elfenbeinmöwen brüten hier. Gegend wurden immer wieder Eisbä- ken. Hier nisten Seevögel an den diacfahrt entlang des spektakulären Auf Victoria Island, dem nordwest- 1929 eröffnete hier die Sowjetunion ren gesichtet. Später setzen wir die Klippen, und Polarfüchse suchen den 14.-Juli-Gletschers. Am Nachmittag 9. Tag: Südspitzbergen lichsten Ausleger Russlands, ist die die Polarstation Buchta Tichaja, die Reise in den Raudfjord fort, wo wir Fuss der Felswände nach herabge- führt uns die Reise nach Ny Ålesund, Fahrt durch die zahlreichen Seiten­ erste Anlandung geplant. erste Forschungsstation auf Franz- Bart- und Ringelrobben sowie viele stürzten Jung­vögeln und Eiern ab. der nördlichsten permanent bewohn- fjorde des spektakulären Hornsundes. Joseph-Land. Seevögelarten erwarten. Spitzbergen-Ren­tiere grasen auf den ten Siedlung der Erde. 5. Tag: Auf See relativ saftigen Weiden. In der Nacht 10. Tag: Van-Keulen-Fjord Den heutigen Tag verbringen wir auf 11. Tag: Kap Flora und Bell Island 4. Tag: Liefdefjorden – erreichen wir Longyearbyen. 4. Tag: Der 80. Breitengrad Landung auf Ahlstrandhalvøya an See in Richtung Osten. Wir erreichen das Kap Flora auf Monaco­gletscher Auf Amsterdamøya besuchen wir die der Mündung des Van-Keulen- Northbrook Island und versuchen da Wir erreichen den Liefdefjorden und 9. Tag: Longyearbyen – Zürich Reste der niederländischen Walfang­ Fjords. Haufenweise liegen Skelette 6. Tag: Kap Norvegia–Stoliczka-Inseln anzulanden. Als Alternativen stehen unternehmen eine Tundra­wanderung Ausschiffung, Rückflug über Oslo station aus dem 17. Jahrhundert und der Weiss­wale am Strand, die hier im Heute ist eine Anlandung beim Cape Bell Island und Mabel Island zur auf der Insel Andøya. Eiderenten und nach Zürich. auf Fuglesangen die Kolonie der 19. Jahrhundert gejagt wurden. Norway auf der Jackson-Insel vorge- Auswahl. Danach heisst es wieder Kurzschnabelgänse nisten hier. Bei Krabben­taucher. Auf dem Weg zur sehen. Hier überwinterten 1895/96 Kurs West. günstigen Eisverhältnissen­ erreichen Programmänderungen bleiben nahen Moffen-Insel, Heimat der 11. Tag: Longyearbyen – Zürich Fridtjof Nansen und Hjalmar Johan- wir den Monaco­gletscher. Dreize- ausdrücklich vorbehalten. Walrosse, überqueren wir den 80. Ausschiffung, Rückflug nach Zürich. sen unter einfachsten Bedingungen. 12. / 13. Tag: Auf See henmöwen fischen hier zu Tausenden Breitengrad. Eine weitere Anlandung ist auf den Auf dem Weg nach Spitzbergen beglei- an der Abbruchkante, immer wieder Preis inkl. Flug, Transfers und Programmänderungen bleiben Stoliczka-Inseln geplant. Hier befin- ten uns unzählige Seevögel, mit etwas lassen sich an der Gletscherkante Hotel: ab CHF 5450. 5. / 6. Tag: Hinlopenstrasse ausdrücklich vorbehalten. det sich die bekannteste Walrossko- Glück können wir Wale beobachten. Eisbären beobachten. Die Lågøya in der nördlichen Ein- lonie auf Franz-Joseph-Land. Reiseleitung: fahrt der Hinlopenstrasse bietet eine Preis inkl. Flug, Transfers und 14. Tag: Longyearbyen, Rückreise 5. Tag: Hinlopenstrasse 7.–15. Juni 2016 weitere Möglichkeit, Walrosse zu se- Hotel: ab CHF 6390. 7. Tag: Kap Heller – Wilczek-Insel Wir erreichen Longyearbyen. Nach Heute fahren wir in die Hinlopenstras- Dr. Ruedi Abbühl, Meeresbiologe hen. In der Hinlopenstrasse stehen Bei Kap Heller auf der Wilczek-Insel der Ausschiffung erfolgt der Rück- se, das Territorium von Bart- und die Chancen gut, Bart- und Ringel- überwinterten 1899/1900 zwei Mit- flug über Oslo nach Zürich. Ringel­robben, Eisbären und Elfen­ 29. Juni – 7. Juli 2016 robben, Polarbären­ und Elfenbein- glieder der Wellman-Expedition. Die bein­­möwen. Ziel ist das Alkefjellet, Dr. Michael Wenger, Meeresbiologe möwen zu beobachten. Überreste der Unterkunft können ein Vogelfelsen, auf dem Tausende noch heute besichtigt werden. Viel- Programmänderungen bleiben von Dickschnabel­lummen in spekta- leicht sehen wir auch Eisbären. ausdrücklich vorbehalten. kulärer Umgebung nisten. 8. Tag: Champ Island – Kap Triest Preis inkl. Flug, Transfers und 6. Tag: Siebeninseln Unser Ziel ist die Champ-Insel. Die Hotel: ab CHF 8400. Am Vormittag hoffen wir auf eine Landschaft hier ist majestätisch, die Anlandung auf Lågøya, hier vermu- Klippen und eisbedeckten Berge sind Reiseleitung: ten wir Walrosse an ihren Lagerplät- die höchsten der Inselgruppe. Wir noch nicht bestimmt zen. Später steuern wir den nörd- werden beim Kap Triest an Land ge- lichsten Punkt unserer Reise an: Diese PolarNEWS-Leserreise wird mit hen und uns die runden Steine bis zu Phippsøya auf den Siebeninseln, unserem Partner Glur Reisen durchgeführt. 3 Meter Durchmesser anschauen.

80 PolarNEWS PolarNEWS 81 Polar Zeitschrift über polare Regionen NEWS Ausgabe 21 / Juni 2015 Gratis www.polarnews.ch PolarNEWS bleibt gratis

Böse Zungen lästern, was keinen Preis habe, sei nichts wert... PolarNEWS beweist das Gegenteil: Wir berichten über die polaren Gebiete dieser Erde und greifen ver­tieft Themen aus der Wissenschaft­ und der Tier­forschung auf. Wir portraitieren Menschen, die in der Kälte leben, veröffentlichen ergreifende Reise­be­richte und, und – alles gratis.

Natürlich könnten wir einen Abonnementspreis er­heben und das PolarNEWS am Kiosk verkaufen. Aber wir möchten ins­ Spitzbergen besondere Jugendlichen und Schülern diese lehrreiche und Mit Skidoos im Land Neue Partner der Sonnenfinsternis brückenschlagende­ Lektüre nicht vorenthalten: Viele Schul­ Knecht und Glur Reisen Nordostpassage Alte Werte neu erleben im Team mit PolarNEWS Die lange Suche nach klassen arbeiten im Unterricht mit PolarNEWS. dem kurzen Weg

Dass viele Leserinnen und Leser trotzdem einen Beitrag an unsere Arbeit geben möchten, liegt nicht daran, dass unser Heft «einen Gebr. Nötzli AG Wert» erhalten soll, sondern weil sie PolarNEWS unterstützen möchten. Wir haben uns deshalb entschlossen, diesen Support zu ermög- Brunaustrasse 91 lichen, indem wir an dieser Stelle eine Postkarte beilegen. Mit ihr kann man auch weitere Gratisexemplare­ von PolarNEWS bestellen. 8002 Zürich Redaktion PolarNEWS I Ackersteinstrasse 20 I CH-8049 Zürich I Mail: [email protected] Telefon 044 202 63 08 Telefon +41 44 342 36 60 oder Fax +41 44 342 36 61 Telefax 044 202 63 61 www.noetzliag.ch www.polarnews.ch PolarNEWS 83

No000_Inserat A4_Alte_Werte.indd 1 22.04.13 16:02 Rubriktitel Arktis – Antarktis

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