Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 fokussiert

REDAKTION IM EINSATZ

Wolkenflucht im Mondschatten Ronald Stoyan Chefredakteur Eine Sonnenfinsternis in den Tropen in der Regenzeit: Da sind die Erfolgsaussichten eher gering und präzi- se Wetterprognosen fast unmöglich – aber Flexibilität kann mitunter den Unterschied machen. So gesche- hen am frühen Morgen des 9. März 2016 auf der indo- nesischen Insel Belitung zwischen Sumatra und Bor- neo, wohin ich gut 60 Finsternisjäger begleitet hatte.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Jupiter strahlte in den vergangenen Monaten hell vom Nachthimmel. Am 4. Juli, während er sich wieder von un- serem Himmel zurückzieht, tritt er in das Gesichtsfeld der Raumsonde Juno. Seit fünf Jahren unterwegs und mit einem enormen Arsenal an Forschungsinstrumenten ausgerüstet, erhofft man sich grundlegend neue Erkenntnisse über den größten Planeten des Sonnensystems. Michael Moltenbrey berichtet in unserem Hauptartikel, wie Juno Jupiters Schlei- er lüften soll (Seite 14).

Der Merkurtransit am 9. Mai war das herausragen- de Ereignis der letzten Wochen. Für uns in der Redakti- Der Mond hatte sich am lange vorher aus logistischen on ist es ein Ansporn, Ihnen die Ergebnisse dieses seltenen Gründen ausgesuchten Strand schon mehr als halb Vorübergangs des innersten Planeten vor der Sonnenscheibe vor die Sonnenscheibe geschoben, ein hartnäckiges in größtmöglicher Aktualität zu präsentieren. Am 10. Mai Wolkenfeld aber leider auch: Es wurde immer offen- wurde unser Rückblick erstellt – noch am selben Tag ging kundiger, dass sich die Sonne trotz ihres am Äquator das Heft in Druck (Seite 44). fast senkrechten Aufsteigens nicht daraus würde be- freien können. Nach rechts schien die Obergrenze der Wir freuen uns über die vielen Leserbriefe, die uns zur Wolken aber etwas niedriger zu sein – und so mach- ersten Ausgabe erreicht haben. Es waren so viele, dass wir hier ten wir uns eine halbe Stunde vor der Totalität mit gar nicht alle abdrucken konnten (Seite 94). Bitte schreiben immerhin zwei der fünf Kleinbussen der Gruppe auf Sie uns auch weiterhin Ihre Fragen und Bemerkungen – Re- den Weg, vollgepackt mit Finsternisfreunden mit nur daktion und Autoren sind dankbar für jede Rückmeldung. leichtem Astrogepäck. Mit ständigem Blick an den Himmel rasten wir die ein- Clear skies, zige Küstenstraße entlang nach Süden: Den idyllischen Strand-Vordergrund opferte ich schließlich einem Tüm- pel vor dem Sportstadion von Manggar, wo die Sonne nun tatsächlich hinter deutlich dünnerem Gewölk ihrer totalen Verfinsterung entgegen blickte. Ganz aus den Wolken befreien konnte sie sich zwar nicht, aber bis auf die äußeren Bereiche ihrer Korona war am Ende alles zu sehen, was eine totale Sonnenfinsternis zu bieten hat, noch dazu mit auffällig großem Perigäums-Neu- mond – und all dies deutlich klarer als am ursprüngli- chen Standort, wie sich später zeigen sollte. Daniel Fischer

3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abenteuer Astronomie 3 Juni/Juli 2016

Wissen

First Light 8 Sternriesen in der Tarantel 9 Ein junger Stern schießt um sich 10 Mit einer Atlas zur Raumstation 11 Aufbruch der Expedition 47

Fischers fantastische Zahlen 12 440.000 Lichtjahre

Deiters' erstaunliche Fakten 13 Was ist ein blauer Mond?

Hauptartikel 14 Jupiters Schleier fällt Jupiters Die Raumsonde Juno erkundet den Riesenplaneten Schleier Müllers Universum 26 Was ist ΛCDM? fällt Astro-ABC 27 B wie Balkenspirale 14

Die Raumsonde Juno b rb ve rv r erkundet den e ite i

42 e We Riesenplaneten We Die Di D . n. n e ke

Blick zum ROTEN PLANTEN cke ck c we Mars im Einsteigerteleskop beobachten Zwe Zw

Himmel en e vat va pri

Wichtige Ereignisse zu z Praxis ur u

28 Herr der Ringe in der Südkurve g n n

29 Rendezvous am Abendhimmel zun z t ut u

29 Rote Rivalen Spix' Spechteltipps Nut N t t. 42 Blick zum roten Planeten z Aktuell im Sonnensystem ütz üt ü Mars im Einsteigerteleskop beobachtet c sch sc

30 Der Mond im Juni/Juli ge 31 Die Planeten im Juni/Juli h geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbr

Artikel t htlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. htl h ht c 32 Sonne aktuell chtlic ec e

44 Dunkler Planet vor rec re r 33 Kometen aktuell r er e

heller Sonne ber be b 34 Planeten aktuell e he h Bilder des Merkurtransits rhe rh r u tu t s

am 9. Mai 2016 is i is Jetzt am Abendhimmel Einsteiger? t nt n 37 Sternbild-Streifzüge ent en e m

Stoyans Sky Sie sind neu im Hobby? um u 38 Mond-Spaziergang kum ku k Wir haben viele Beiträge o Do D 39 Fernglas-Wanderung 48 Im Bann des Katzenauges Do im Heft speziell für Neulinge. s es e

40 Deep-Sky-Schätze f. Stadtbeobachter Überall dort, wo Sie dieses Sym- ses se s e i

41 Deep-Sky-Schätze f. Landbeobachter Astrophysik live bol sehen, finden Einsteiger Die Di D 52 Wenn der Mars rückwärts läuft maßgeschneiderte Informationen! 6 70 Polarlichter über dem Postschiff Mit den Hurtigruten auf Nordlichttour

54 Space Checker

Welches Teleskop Unsere Rubrik für Kids von Kids für die Astrofotografie? Blutmond oder bunter Mond, Seite 82 Szene Technik Interview Dittlers Fotoworkshop 80 Karsten Danzmann 54 Welches Teleskop für Erlebnis die Astrofotografie? Space Checker 82 Blutmond oder bunter Mond? Dittiés Idee Artikel 56 Ein richtig guter Sonnenfilter 70 Polarlichter über Netznews t.

dem Postschiff 84 Jedem sein Klassiker g Teleskop-Tuning Mit den Hurtigruten 57 Gut durchlüften bitte auf Nordlichttour Diskurs & Diskussion

86 Früher war alles klarer? ist untersa Artikel Mein bestes Astrofoto g

58 Mars selbst kartiert 74 Das Mondauge Vor 100 Ausgaben reitun b So entsteht eine Gesamtkarte 87 interstellarum 3 des roten Planeten Leser-Galerie 76 Lesergalerie Astronomie vor Ort Test 90 Neuigkeiten und Veranstaltungen 62 Die Gesichtsfeld Riesen Rückblick unserer Partner-Sternwarten 78 Sofi Asiatisch Weigands Techniktipps 79 Die Feuerkugeljäger vom Gahberg Astro-Puzzle 66 Was bringt Filter-Stacking? 91 Raten und gewinnen! Marktplatz 92 Novitäten und Nachrichten von nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver

Herstellern und Händlern g

Rezensionen 93 Annals of the Deep Sky ützt. Nutzun 93 Stellarium mobile Sky Map h esc g

Leserbriefe h tlic 94 Leserbriefe h errec

80 b e Rubriken h

Karsten Danzmann 3 fokussiert 98 Vorschau im Interview 98 Kontakt

98 Impressum ieses Dokument ist ur 98 Hinweise für Leser D 7 Wissen | First Light Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Wissen STERNRIESEN in der Tarantel Neun Sterne mit über hundert Sonnenmassen t gt. a sa s rsa rs r e te nte nt n u t u tu s is i is g ng n ung un u t it i eit ei e r br b rbr rb r e ve v rv r e t ite it e We W We e i Die Di D . n. n e ke k cke ck c e we w Z Zw

n en e t at a vat va v i ri r pri pr p u zu z r ur u n g n gn n u zun zu z t ut u Nut Nu N . t. t z t ütz üt ü h ch c sch sc s e ge g ge g

»R136« lautet der prosaische Name des retisch nicht recht verstanden. Auch die Leucht- h ch c ich ic i l tl t

Sternhaufens im Zentrum des Tarantelne- kraft der Giganten ist enorm: Zusammen sind htl ht h c ec e rec re r

bels in der Großen Magellanschen Wolke, ei- die neun Sterne so hell wie 30 Millionen Son- r er e

ner kleinen Nachbargalaxie der Milchstraße. nen. So viele Sternriesen so dicht beieinander be b e he h rhe rh r

Doch der bescheidene Name täuscht: Beob- sind nirgendwo sonst im Kosmos bekannt. Auch u t u s is i

achtungen mit dem der massereichste bekannte Stern überhaupt, t nt n

haben jetzt zeigen können, dass neun der Ster- R136a1 mit 250 Sonnenmassen, gehört zu der ent en e m um u

ne Massen von mehr als dem Hundertfachen Gruppe. Dutzende weitere Sterne des erst 1,5 kum ku k o Do D

der Sonne besitzen. Dass derart massereiche Millionen Jahre alten Haufens besitzen immer D s es

Sterne überhaupt entstehen können, ist theo- noch mehr als 50 Sonnenmassen. ses se s e i Die Di D

NASA, ESA, P Crowther (University of Sheffield) 8 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | First Light

Ein JUNGER STERN schießt um sich t. g

Es sieht aus wie ein Szenenbild aus ist untersa

einem Science-Fiction-Film, aber es g handelt sich um eine echte Aufnahme reitun

des Hubble Space Telescope: Der Blick b fällt in die Sternen-Geburtsstube Orion B, wo ein gerade entstehender Stern mit scharfen Materiestrahlen auf sich auf- merksam macht. Sie rammen in das um- gebende Gas, heizen es auf Tausende Grad auf und lassen es aufleuchten. Die- ses verbreitete Phänomen, über das überschüssiger Drehimpuls des Jung- sterns »entsorgt« werden kann, wird Herbig-Haro-Objekt genannt und HH 24

gehört zu den beeindruckendsten Exem- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g plaren. Auf dem Bild sind auch noch wei- tere Jungsterne zu entdecken. So deut- lich wie auf diesem Bild war das ützt. Nutzun

Geschehen noch nie zu sehen. Hubble h

konnte aber nun mit infrarotem Blick die esc g

dichte Wolke besser durchdringen, als es h tlic

in sichtbarem Licht möglich h gewesen wäre. errec b e h

NASA, ESA, the Hubble Heritage (STScI/AURA)/

Hubble-Europe (ESA) Collaboration, D. Padgett

(GSFC), T. Megeath (University of Toledo), and B.

Reipurth (University of Hawaii) ieses Dokument ist ur D

9 Wissen | First Light Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Mit einer ATLAS ZUR RAUMSTATION Ein Cygnus geht auf die Reise t gt gt. g a sa s rsa e t nte u t u tu s is i is g ng n ung un u t it i eit ei e r br b rbr rb r e ve v rv r e te t ite it i e We W We W e ie i Die Di D . n. n ke k cke ck e we w Zwe Zw Z n en e t at a vat va v i ri r pri pr p u zu z r ur u n

g n n un u zun zu z t ut u Nut Nu N . t t. z tz t ütz üt ü h ch c sch s e ge g ge g h ch c ich ic i l tl t htl ht h c ec e r r er e ber be b e h rhe rh u t tu u s is

In der Nacht zum 23. März hat eine Atlas-V-Ra- Nutzlast im Transporter sind auch eine Reihe unge- tersuchen soll. Das Experiment »Meteor is t n kete erneut ein privates Transportschiff des Cy- wöhnlicher wissenschaftlicher Experimente. Am in- Composition Determination« wird für zwei Jahre en ent e m um u

gnus-Typs auf den Weg zur Internationalen teressantesten für Sternfreunde dürfte sicher eine hinter der »Window Observational« Research Faci- kum k o Raumstation gebracht. Bei diesem Nachtstart ha- Kamera sein, die von der Raumstation aus Meteo- lity angebracht, einem speziellen Fenster im Welt- ben sich viele Fotografen an solchen Langzeitbe- re in der Erdatmosphäre aufnehmen und via Spek- raumlabor Destiny. Permanente Meteorbeobach-

lichtungen versucht. Unter den fast 3,4 Tonnen troskopie deren chemische Zusammensetzung un- tung aus dem Orbit gab es zuvor noch nie. Dieses Do Dokument Dokument ist ist u ur

10 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | First Light

AUFBRUCH DER EXPEDITION 47 NASA/Aubrey Gemignani NASA/Aubrey t gt. g a sa s rs e te t nte nt n u t u tu s is is g n ung un u t i eit e br b rbr rb r e ve v rve r e te ite W We e Die Di D

Fast schon Routine aber immer wieder ein faszinierendes Schauspiel: Mit der Sojus TMA-20M sind in der Nacht zum 19. März Alexei Owtschinin, Oleg Skripotschka und Jeff Williams zur ISS gestartet und nach vier

Erdumkreisungen keine sechs Stunden spä- nur zu privaten Zwecken. g ter an der Raumstation angekommen. Die- se hat damit wieder sechs Besatzungsmit- glieder, denn Tim Kopra, Tim Peake und Juri ützt. Nutzun

Malentschenko bleiben noch bis zum 5. Juni: h

Bis zu ihrer Abreise wird von der 47. ISS-Ex- esc g

pedition gesprochen. Zu deren ungewöhn- h tlic

lichsten Aufgaben zählt sicher die Installa- h tion eines aufblasbaren Zusatzsegments errec

der Raumstation, des »Bigelow Expandab- b e le Activity Module« (BEAM): Zwar wird dort h niemand wohnen, aber das von einer Privatfirma entwickelte Modul soll zwei Jah- re lang seine Haltbarkeit beweisen und zu- United Launch Alliance mindest zeitweise auch »betreten« werden. ieses Dokument ist ur D

11 Wissen | Fischers fantastische Zahlen Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

INTERAKTIV Fischers fantastische Zahlen 440.000 Lichtjahre Durchmesser hat die größte von 53 außergewöhnlich riesigen und hellen Spiralgalaxien, auf die Astronomen beim systematischen Durchforsten der NASA/IPAC Extragalactic

Wissen Database (NED) gestoßen sind, einem Katalog mit 100 Millionen Galaxien aus zahl- reichen Suchprogrammen. Die sehr seltenen und bisher schlicht übersehenen »Super- spiralen« sind mindestens 180.000 Lichtjahre groß – die Milchstraße bringt es auf rund 100.000 Lichtjahre. Diese Exoten sind eine Überraschung, und ihre Entstehung ein Rät- sel: Eigentlich sollten Spiralgalaxien nur bis zu geringerer Größe wachsen können und ihre Sternproduktion dann selbst abwürgen – das ist hier unterblieben. Daniel Fischer ist Redakteur bei Abenteuer Astronomie und unser

Mann für die wahrhaft astronomi- SDSS schen Zahlen. Sie können ihn befra- gen über redaktion@abenteuer-astro- nomie.de oder unsere Facebook-Seite.

 Kurzlink: oclm.de/fb

Abb. 1: Drei der t. riesigen Spiralgalaxien. g ist untersa g reitun b MPIfR nach Gómez et al.

21 Mikrobogensekunden Auflösung hat das schärfste astronomische Satelliten Spektr-R in etlichen Erddurch- Bild, das je erzeugt werden konnte – aller- messern Entfernung: Die sehr ungleich- Abb. 2: Die Kernregion der aktiven Galaxie dings nur in einer Orientierung: Senkrecht mäßige Verteilung der Antennen führt zu dazu ist es 12-mal unschärfer. Denn ent- einer extrem elliptischen Punktbild-Funk-

BL Lac bei 22 GHz Frequenz oder 1,3 cm Wel- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver standen ist die Aufnahme der Zentralre- tion, so als ob man vor ein Teleskopobjek- g lenlänge, rekonstruiert aus Messungen des Ra- gion der aktiven Galaxie BL Lacertae mit tiv einen langen schmalen Spalt gesetzt dioAstron-Programms mit 15 Antennen einer Kombination von Messungen mit hätte. Die Auflösung entspricht 20 Mik- auf der Erde und einer auf einem Satelli- mehreren Radioteleskopen. Und die wa- robogensekunden, was einer 2-Euro-Mün- ützt. Nutzun

ten. Der synthetisierte »Beam« ist 261 × 21 ren in diesem Fall nicht nur über die ganze ze auf dem Mond von der Erde aus gesehen h

Mikrobogensekunden groß. Erde verteilt, eines saß auf dem russischen gleichkommt! esc g

h tlic h

SURFTIPPS errec b e 2 bis 3 Prozent h Rückstrahlvermögen hat der Kern des Ko- sichtbaren und infraroten Licht berechnet, • Superspiralen meten P/2016 BA14 (PANSTARRS), der der ist damit nur halb so groß wie bei Kometen •Schärfstes Bild Erde im März bis auf 3,5 Mio. km nahekam typisch. Derart naher Besuch von Körpern •Komet 2016 BA14 und daher gut untersucht werden konnte: des Sonnensystems dieses Formats kommt Das Rückstrahlvermögen seiner Oberflä- nur alle Jahre einmal vor, und erdnahe Ko-  Kurzlink: oclm.de/a3012

che, aus dem Vergleich der Helligkeit im meten sind eine noch größere Rarität. ieses Dokument ist ur D

12 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Deiters‘ erstaunliche Fakten

Deiters‘ erstaunliche Fakten INTERAKTIV Was ist ein blauer Mond? A. Herrmann A.

Stefan Deiters ist Astrophysiker und arbeitet als Wissenschaftsjournalist. Er betreibt seit 1999 den Online- Abb. 1: Ob blau oder nicht: Der Vollmond ist immer einen Blick wert. dienst astronews.com.

er Begriff »Blauer Mond« stammt zwei Vollmonden nur rund 29 Tage und zwölf  Kurzlink: oclm.de/fb aus dem englischen Sprachraum Stunden liegen. Im Schnitt tritt ein solcher Dund hat sich inzwischen auch im Blauer Mond alle 2,5 Jahre auf, das nächste Deutschen eingebürgert. Es ist eine recht Mal am 31. Januar 2018. Den letzten »Blauen de berechnet wurden. Vereinfacht gesagt war alte Bezeichnung, die nichts mit der tatsäch- Mond« gab es am 31. Juli 2015. danach ein Blue Moon der dritte Vollmond in lichen Farbe des Mondes zu tun hat: Als Blau- Die heute gebräuchliche Definition ist ver- einer Jahreszeit, wenn es in dieser Jahreszeit en Mond oder Blue Moon bezeichnet man gleichsweise neu und geht auf die Fehlinter- ausnahmsweise einmal vier Vollmonde gibt. t. heute den zweiten Vollmond in einem Kalen- pretation einer Regel zurück, nach der im Das war in diesem Jahr der Fall: Der Voll- g dermonat. Den kann es geben, weil zwischen Maine Farmers' Almanac die Blauen Mon- mond am 21. Mai war ein solcher Blue Moon. ist untersa Haben die Astronauten von Apollo  g

Was ist der reitun »Planet Neun«? wirklich außerirdische Musik gehört? b

en »Planeten Neun« hat bislang atürlich nicht, auch wenn die- NASA niemand gesehen oder fotogra- se Meldung zu Beginn des Jah- Dfiert. Das bedeutet allerdings nicht, Nres durch die Medien geister- dass es ihn nicht gibt. Die Astronomen Kon- te. Ursprung der Nachricht war eine Folge stantin Batygin und Mike Brown vom Ca- der Serie »NASA's Unexplained Files« des lifornia Institute of Technology sind sogar US-amerikanischen Discovery Channel. überzeugt davon, dass er sich irgendwo da Darin wurde behauptet, dass die Astronau- draußen befindet. Sie haben sich nämlich die ten der Mission Apollo 10 in ihrer Raum- Abb. 2: Das Apollo-10-Raumschiff »Charlie

Bahnen von einigen Objekten angesehen, die kapsel merkwürdige »Musik« gehört hät- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Brown« im Mondorbit. g weit jenseits der Neptun-Bahn um die Son- ten – und zwar zu einem Zeitpunkt, als sie ne kreisen. Dabei haben sie sehr eigentümli- sich mit ihrer Raumkapsel – von der Erde ren Öffentlichkeit zugänglich. Apollo 10, ge- che Auffälligkeiten der Bahnen bemerkt, die aus gesehen – hinter dem Mond befanden. startet am 18. Mai 1969, war die Generalpro- ützt. Nutzun

sich nach ihren Berechnungen am besten mit Tatsächlich ist auf Tonbandaufnahmen der be für die erste Landung auf dem Mond. Bis h

einem bislang unentdeckten Planeten erklä- Mission ein eigentümliches Störgeräusch zu auf die eigentliche Landung wurden dabei esc g

ren lassen würden. hören, das einer der Astronauten als Musik alle Aspekte der Mission geprobt. h tlic

Dieser müsste etwa die zehnfache Masse bezeichnet und »outer-spacey« nennt. h der Erde haben. Auf seiner Bahn wäre er im Die NASA hat für diese Geräusche eine SURFTIPPS errec Durchschnitt 20-mal weiter von der Sonne ganz einfache Erklärung: Es handelte sich b e entfernt als Neptun und würde für einen Um- um Interferenzen zwischen der Funkanla- h lauf zwischen 10.000 und 20.000 Jahre benö- ge der Mondlandefähre und des Komman- • Apollo-10-Musik tigen. Wegen der großen Entfernung dürfte es domoduls. Die Aufzeichnungen sind übri- •Apollo 10 Flight Journal sehr schwer sein, den Planeten auch tatsäch- gens auch nicht wirklich neu: Alle Dateien • Die Suche nach Planet Neun lich aufzuspüren. Die infrage kommende Re- sind seit 1973 im Nationalarchiv der USA öf- gion dürfte aber künftig besonders gründlich fentlich einzusehen, wurden allerdings erst  Kurzlink: oclm.de/a3013 ieses Dokument ist ur

überwacht werden. 2012 digitalisiert und dadurch einer breite- D

13 Wissen D Planeten zusammengenommen, was unge- was zusammengenommen, Planeten anderen aller Masse die 2,5-mal sichetwa in Planet unseres Sonnensystems. Er vereinigt massereichste Abstand dermit ist Er heraus. verändert. Gebirge nichtdurch den siedoch wer- Bedingungen, anderen de unterliegen die Win- Auch nichtstatt. schlichtweg finden wie Oberflächenerosion Effekte ten besteht. Flüssigkei- und Gasen aus Großteil einem zu sondern besitzt, Oberfläche feste erkeine dass an, damit schon Venus. und fängt Mars Es Nachbarn vertrauteren uns die als aufgebaut anders –ganz Sonnensystems äußeren ten des SystemEin fremdartiges Jupiters Gasplanten lüften. des se Geheimnis- die Sonde die soll der Mythologie blicken zu in wie Genau Wahrheit erkennen. zu die und dahinter es gelang Juno, Göttin der Wolken Frau, er aus verbergen. seiner Nur zu einschwenkt. Gasplaneten um den Umlaufbahn eine in die zweitedie Sonde nachGalileo, ten Jupiter Sie isterst eindringt. mutende Riesenplane- des Reich an- bizarr und fremdartige das in Ende, wenn Raumsonde die Juno Reisevorläufiges ein fünfjährige lange eine 2016 nimmt Juli 4. Am Wissen 14 142.000km knapp von Äquatordurchmesser seinem In 318 entspricht. fähr Erdmassen ja gar sein wahres »Ich« Schlei- einem wahres hinter sein ja gar Auch in anderer Hinsicht sticht Jupiter Jupiter sticht Hinsicht anderer in Auch Plane- anderen die wie Jupiter –ähnlich ist logie, versuchte stets seine Untaten, seine versuchte stets logie, Mytho- derrömischen Göttervater Jupiter, der Programm. ist er Name | Hauptartikel Die Raumsonde Junoerkundet denRiesenplaneten

NASA/JPL Schleier fällt Schleier Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Juni/Juli

DieDiD ses DDokumumente isst urhebererrecreecechtlhth ichh geschchhützü t. NutNu zung nuru zuu prip vatvav en ZweZwZ cken.n Die Weiterverbreitei ung isttu unteersagt.gt Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hauptartikel

Abb. 1: Künstleri- sche Darstellung der Raumsonde Juno vor ihrem Zielobjekt Jupi- ter. Sie wird eine Bahn über die Pole des Pla- neten einnehmen und kann so auch die rät- selhaften Polarlichter Jupiters erforschen.

15 Wissen | Hauptartikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Fly-By Erde ler erhoffen sich von den Daten der Sonde zellen der künftigen Gasriesen, allen voran 9.10.2013 Start zahlreiche neue Erkenntnisse. Jupiter, bilden konnten. Schnell nahm dieser NASA/JPL 5.8.2011 Juno soll sogar dazu beitragen, die Entste- an Masse zu, indem er Gase – in erster Linie hung unseres Sonnensystems besser zu ver- Wasserstoff und Helium – aus der ihn umge- stehen. Hier kommen vor allem zwei Aspekte benden Scheibe aufsaugte und als Gashülle zum Tragen: die »Kern-Frage« und die Zu- um sich band. sammensetzung der Atmosphäre. Viele der Das Vorhandensein eines Kerns, die Be- gängigen Modelle zur Entstehung des Son- stimmung seiner Größe und die Untersu- nensystems und damit der Gasriesen setzen chung der Atmosphäre könnten dabei hel- Steuerungsmanöver 30.8. und 3.9.2012 einen festen Jupiterkern voraus. Eine lang- fen, die verschiedenen Modelle besser auf ihre same Akkretion, also die Ansammlung von Plausibilität zu überprüfen. Ist bzw. war kein Material durch die eigene Schwerkraft wie Kern vorhanden, so fallen die gerade skiz- bei den terrestrischen Planeten, ist hier kaum zierten Modelle in sich zusammen. Existiert vorstellbar. Einige Modelle beschreiben da- bzw. gab es einen Kern ausreichender Größe? Ankunft bei Jupiter her ein rasches „Ansaugen“ großer Mengen Entspricht die Zusammensetzung der Atmo- 5.7.2016 von Gas aus der sogenannten protoplaneta- sphäre den Vorstellungen über diejenige der ren Scheibe, die sich um die noch junge Son- protoplanetaren Scheibe? Abb. 2: Die Flugroute Junos. Ein Direktflug zu Jupiter wäre zu teuer und technisch aufwän- dig. Daher entschieden sich die beteiligten Wis- senschaftler für die »klassische« Variante, bei der die Sonde mittels naher Vorbeiflüge an Pla- neten, in Junos Fall der Erde, beschleunigt und auf Kurs gebracht wird. NASA/JPL/University Arizona of würde die Erde 11-mal Platz finden. Zusätz- t. lich wird der Gasriese von mehr als 60 Mon- g den umkreist. Die meisten davon sind mit einem Durchmesser von weniger als 10km ist untersa

sehr klein. Diese unregelmäßig geformten Be- g gleiter hat Jupiter im Laufe der Zeit aus dem reitun

Sonnensystem herausgeschleudert. b Neben diesen Zwergen existieren einige große Monde, allen voran die berühmten vier Galileischen Monde Io, Europa, Gany- med und Kallisto. Ganymed ist mit einem Durchmesser von 5262km der größte Mond des Sonnensystems, was in etwa dem 1,5-Fa- chen unseres Mondes entspricht. Abb. 3: Aufnahme des Planeten Jupiter der Raumsonde Cassini während ihrer Passage im Jahr Jupiter und sein System sind fremdartiger 2000. Charakteristisch sind die hellen Zonen und dunklen Wolkenbänder. Etwa 20° südlich des Äquators und mysteriöser, als der erste Eindruck ver- ist der berühmte Große Rote Fleck zu sehen, ein gigantischer Wirbelsturm, der seit etwa 150 Jahren muten lässt. Viel haben wir schon durch die verfolgt wird. Der schwarze Fleck ist der Schatten eines der vier Galileischen Monde.

Raumsonde Galileo erfahren, die den Riesen- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g planeten zwischen 1995 und 2003 umkreis- ne bewegte und aus verschiedenen Gasen und Die Reise beginnt... te. Doch nun, mehr als ein Jahrzehnt später, Staub bestand. schickt sich Juno an, die noch offenen Rätsel Im Bereich des inneren Sonnensystems wa- Die Raumsonde Juno der amerikani- ützt. Nutzun

Jupiters zu lösen. ren die Temperaturen allerdings so hoch, dass schen Raumfahrtbehörde NASA wurde am h

Was verbirgt sich im Inneren des Riesen? sich nur schwerere Moleküle halten konnten, 5. August 2011 mit Hilfe einer Atlas-V- esc g

Was treibt ihn an? Existiert ein fester Kern aus welchen dann allmählich die terrestri- Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Cana- h tlic

und falls ja, wie sieht er aus? Was ist die Quelle schen Planeten sowie zahlreiche Kleinplane- veral in Florida auf ihre fünfjährige Reise h seines Magnetfeldes? Wie und warum kom- ten (Asteroiden) entstanden. Die weit flüchti- geschickt. Doch das fast vier Tonnen errec men die starken Polarlichter in Jupiters At- geren Gase in der Scheibe, wie Wasserstoff und schwere Gefährt ist anders als beinahe alle b e mosphäre zustande? Wie genau setzt sich sei- Helium, wurden aus dieser Region durch den seiner Vorgänger, die in das äußere Sonnen- h ne Atmosphäre zusammen? Sonnenwind buchstäblich hinausgeblasen. system vordrangen: Die sonst auf solchen Ab etwa 2,7 AE Entfernung von der Sonne, Missionen übliche nukleare Ener- Viel Arbeit liegt vor Juno bei Überschreiten der »Eislinie«, änderte sich giequelle fehlt. Als Sonde des New- die Situation aber schlagartig. Die Tempera- Frontiers-Programms setzten die In- Eine Menge Arbeit wartet dementspre- turen werden so niedrig, dass diese flüchtigen genieure auf neuartige effizientere und ieses Dokument ist ur chend auf Juno. Die beteiligten Wissenschaft- Gase zu Eis auskristallisierten und die Keim- strahlungsresistentere Solarzellen. D

16 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hauptartikel NASA/ESA, John Clarke (University of Michigan Abb. 4: Polarlichter auf Jupiter, aufgenommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop im ultravioletten Spektralbereich. Die Ursachen dieser ova- len Polarlichter sind allerdings noch nicht vollständig verstanden. Vermutlich entstehen sie durch Wechselwirkungen zwischen dem starken Magnetfeld Jupiters und seinen großen Monden. Spuren der Monde lassen sich in der Aufnahme erkennen, bspw. von Io (links), Ganymed (in der Nähe der Mitte) und Europa (etwas rechts unterhalb von der Ganymeds).

Eine solche Art der Energieversorgung detaillierte Beobachtungen der Atmosphä- Eine Reise mit Umwegen bringt allerdings auch Einschränkungen mit re ist zudem eine möglichst große Annähe- sich. Jupiter ist von sehr starken Strahlungs- rung an den Planeten wünschenswert. Zu Wie bei den meisten Raummissionen gürteln umgeben, bei deren Durchflug die So- guter Letzt sollten alle Instrumente an Bord wäre ein Direktflug zum Zielobjekt zu teu- larzellen und Instrumente erheblichen Scha- der Sonde in der Lage sein, zumindest ein- er, da zu viel Energie verbraucht würde. Da- t. den nehmen würden. Zwar sind die meisten mal während der gesamten Missionszeit alle her wurde auf die klassische Variante mit- g der hochempfindlichen Instrumente durch Regionen des Riesenplaneten zu beobachten. tels Swing-by-Manövern zurückgegriffen. das „Jovian Radiation Vault“, eine etwa 1cm Diese Anforderungen werden durch eine Dazu wurde Juno zunächst nach dem Start ist untersa

dicke Titanwand, vor den schlimmsten Ein- Bahn über die Pole am besten erfüllt. Die auf eine Umlaufbahn um die Sonne gebracht g flüssen der Strahlung abgeschirmt. Dennoch Sonde hat dann permanent Sicht zur Sonne und durch mehrere Kurskorrekturen auf ei- reitun bietet auch diese nur eingeschränkt Schutz. und es wird somit eine kontinuierliche, stabi- nen Vorbeiflug an der Erde geschickt. Am 9. b Ferner benötigt die Stromversorgung mit- le Stromversorgung der Instrumente ermög- Oktober 2013 näherte sich die Sonde, nach gut tels Solarzellen eine dauerhafte Bestrahlung licht. Leider sind damit aber auch nahe Vor- zweijähriger Flugzeit, bis auf 560km der Erde. mit Sonnenlicht. Längere Perioden im Jupi- beiflüge an den vier Galileischen Monden, die Deren Gravitationseinflüsse beschleunigten die terschatten während der Umläufe würde zu durchweg in den starken Strahlungsgürteln Sonde und sandten sie auf direktem Weg zu Jupi- dramatischen Energieverlusten führen. Für und fernab der Polarebene liegen, unmöglich. ter. Die Gesamtstrecke, die sie zurückgelegt ha-

IM DETAIL

Achtung, Einschlag! nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g Mit seiner gewaltigen Masse spielte Jupi- laufbahnen: Aus langperiodischen Kome- ter schon immer eine herausragende Rolle ten können kurzperiodische werden, andere in unserem Sonnensystem. Jupiter gilt als ei- Objekte werden gar aus dem Sonnensys- ützt. Nutzun

ner der Hauptgründe, warum sich zwischen tem geschleudert. Immer wieder passiert h

seiner Umlaufbahn und der des Mars kein es aber auch, dass Kleinkörper eingefan- esc g

Planet entwickeln konnte und wir stattdes- gen und auf mehr oder weniger stabile Um- h tlic

sen das »Trümmerfeld« des Asteroidengür- laufbahnen gezwungen werden. Dies kann h tels vorfinden. Seine Wanderungen im frü- jeweils in einem fulminanten Finale enden, errec

hen Sonnensystem im Zusammenspiel mit wenn diese Objekte auf Kollisionskurs mit b e h

Saturn gaben schließlich unserem Sonnen- dem Riesen geraten. Am faszinierendsten Oxford of NASA/IRTF/JPL-Caltech/University system sein heutiges Antlitz. war der Einschlag des Kometen Shoema- Aber auch heute noch beeinflusst er maß- ker-Levy 9 im Juli 1994 auf Jupiter. Dies war Abb. 7: Infrarotaufnahmen eines Ein- geblich das Schicksal zahlreicher Körper aber kein isoliertes Ereignis. Weitere Impak- schlags eines Kleinkörpers auf Jupiter im Jahr darin. Wenn sie ihm zu nahe kommen, ver- te, wenngleich nicht so spektakulär, konn- 2009 (links: 20. 7.2009; rechts: 16. 8.2009), ändert seine gewaltige Gravitation ihre Um- ten in den Folgejahren beobachtet werden. rechts jeweils der Große Rote Fleck. ieses Dokument ist ur D

17 Wissen | Hauptartikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 ben wird, beträgt unglaubliche 2,8 Milliarden Kilometer (ca. 19 Astronomische Einheiten, also dem 19-fachen Abstand Erde-Sonne) und ist da- mit deutlich länger als bei einem Direktflug. Wenn Juno im Juli 2016 ihre Triebwerke für das Abbremsmanöver zündet, wird Jupiter sie in eine polare Umlaufbahn mit etwa 14-tägiger Umlaufszeit zwingen. Diese geplante Umlauf- bahn wird sehr elliptisch sein und Juno bis auf etwa 4300km an die Pole Jupiters heran führen, dann aber weit hinaus jenseits der Bahn Kal- listos tragen, welcher ihrerseits Jupiter in einer mittleren Entfernung von 1,9 Millionen Kilo- metern umkreist. Juno soll bis zu ihrem Mis- Laboratory Physics Applied NASA/JPL/Johns University Hopkins sionsende im Februar 2018 etwa 37 Umläufe Abb. 5: Das Magnetfeld Jupiters ist das größte und stärkste aller Planeten in unserem Sonnen- vollziehen und dabei zahlreiche wissenschaft- system. Die Abbildung zeigt die sogenannte Magnetosphäre Jupiters mit magnetisch gefangenen Io- liche Daten sammeln. Was wissen wir bereits nen (rot) und einem Torus aus neutralem Gas der Monde Io (grün) und Europa (blau). Aus dem Torus um über Jupiter? Europa werden elektrisch neutrale Atome (blaue Pfeile) in den Raum abgegeben. Diese entstehen da- Typisch für einen Gasriesen wie Jupiter ist sei- durch, dass gefangene Ionen dort vorhandenen neutralen Gasen Elektronen stehlen und dadurch selbst ne relativ geringe Dichte von gerade einmal 1,3g/ neutral werden können. Die Daten wurden während eines Vorbeiflugs der Sonde Cassini gewonnen cm3 (Erde: 5,5g/cm 3). Zum allergrößten Teil be- steht Jupiter aus Gasen und Flüssigkeiten. Diese Eine Welt aus Gas fallen diese mit der Existenz eines »festen« Kerns. Zusammensetzung hat einige interessante Im- Bis heute gibt es keine eindeutigen Beweise – plikationen: Durch die schnelle Rotation von Die bisher grob beobachtete Zusammenset- auch wenn vieles dafür spricht. Im Jahr 1997 leg- knapp zehn Stunden wirken starke Fliehkräfte, zung von Jupiters Atmosphäre, die zu einem te eine Analyse gravimetrischer Messungen, die die zu einer gut sichtbaren Abplattung des Pla- großen Teil aus Wasserstoff (etwa 88% bis 89%), u.a. mit der Raumsonde Galileo gemacht wur- t. neten führen: An den Polen besitzt er nur knapp Helium (ca. 10%) und Spuren von Methan, Am- den, eine kompakte Region von etwa 12 bis 45 g 133.000km Durchmesser, am Äquator dagegen moniak und weiterer Gase besteht, korrespon- Erdmassen nahe. Ein Beweis war dies allerdings gut 10.000km mehr. Die Differenz entspricht diert auf den ersten Blick gut mit den gängigen nicht. Und genau hier kommt Juno ins Spiel. Die ist untersa

fast dem Durchmesser der Erde. Entstehungsmodellen. Letztendlich stehen und Sonde soll unter anderem mit dem »Gravity g

Scalar Helium Magnetometer reitun

Advanced Stellar Compass b (SHM) (ASC)

SHM wird die Magnetfeldstärke in ASC misst genau die Orientierung NASA/JPL Jupiters Umgebung mit großer Genauigkeit messen. der Magnetometer. Jovian Auroral JADE wird die Verteilung der Elektro- Distributions nen sowie die Geschwindigkeitsver- Gravity Science Experiment (JADE) teilung und Zusammensetzung der (GS) Ionen messen. Mit Hilfe von Radiowellen soll die Schwerkraft- Magnetometer verteilung Jupiters bestimmt werden. Daraus las- (MAG) sen sich Rückschlüsse über die Massenverteilung in seinem Inneren gewinnen. MAG soll das magnetische Feld vermessen, die dreidi- mensionale Struktur der po- laren Magnetosphäre be- stimmen und die Abläufe in Jupiters Innerem beobachten.

Microwave Radiometer Jupiter Energetic-Particle nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver (MWR) g Detector Instrument (JEDI) Das MWR wird mit Hilfe von Mikro- JEDI wird mit Hilfe seiner wellen, die als einzige in der Lage Detektoren die Energie und Vertei- sind tief in die dichte Atmosphä- lung geladener Partikel in Jupiters re Jupiters einzudringen, deren

Magnetosphäre vermessen. Zusammensetzung bestimmen. ützt. Nutzun h esc g

Juno Ultraviolet Spectrograph h Radio and Plasma Wave Sensor

(UVS) tlic (Waves) Jovian Infrared Auroral h UVS wird Polarlichter Mapper (JIRAM) und damit die polare Ma- JunoCam errec

gnetosphäre im UV-Be- b

reich beobachten und e h spektrographische Auf- nahmen davon liefern. Waves wird Plasma- und JIRAM wird spektroskopische Inf- Radiowellen in Jupiters Aufnahmen von Jupiter und rarotaufnahmen von Jupiters At- Magnetosphäre messen. seinen oberen Wolkenschich- mosphäre machen, die bis in eine ten im visuellen Bereich. Tiefe von 50-70km reichen.

Abb. 6: Die Raumsonde Juno wurde von ihren Entwicklern mit einer Fülle wissenschaftlicher Instrumente ausgestattet, die es ihr ermöglichen ieses Dokument ist ur werden, Daten über Jupiter in noch nie dagewesener Detailfülle zu gewinnen. D

18 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hauptartikel

Science« Experiment das Gravitationsfeld Ju- phor, Schwefel oder Kohlenwasserstoffe Es wird spannend piters vermessen, was wiederum Rückschlüs- dafür verantwortlich. se auf die Massenverteilung im Gasriesen er- Bänder und Zonen werden durch Jetstreams Es wird also spannend, wenn Juno am 4. Juli laubt. So wird eine ungleichmäßige Verteilung getrennt, in denen Winde mit deutlich höherer 2016 in eine Umlaufbahn um Jupiter eintritt. der Massen durch feine Schwankungen in der Geschwindigkeit um Jupiter jagen. Vor allem Schon nach einigen Tagen werden auf der Erde Gravitation nachweisbar (vgl. Kasten). an den jeweiligen Übergängen kann es dann zu die ersten, vorläufigen Ergebnisse erwartet, vor Über diesem vermuteten Kern befinden Turbulenzen kommen, die sich in Wellenmus- allem von der JunoCAM. Wir werden uns al- sich Unmengen an Gasen und Flüssigkeiten. tern zeigen. Der »Jovian Infrared Auroral Map- lerdings nicht lange an Aufnahmen von ihr er- Auch die äußersten Schichten der Hülle beste- per« wird Spektralaufnahmen im nahen Inf- freuen können: Vermutlich bereits nach sieben hen vornehmlich aus Gas, welches mit zuneh- rarotbereich der oberen Wolkenschichten (in Umläufen wird die starke Strahlung des Gas- mender Tiefe und damit Druck in einen flüs- 50km bis 70km Tiefe) erstellen, »JunoCAM« riesen diese unbrauchbar machen. Es ist ge- sigen Zustand übergeht. Interessant ist dabei, schließlich Nahaufnahmen im visuellen Be- plant, Juno bis Februar 2018 in Betrieb zu hal- dass es keinen konkreten Phasenübergang zu reich liefern, die ein Studium der Wolkendy- ten. Aber wer weiß, vielleicht können wir auf geben scheint. namik im Detail möglich machen. eine Verlängerung hoffen. Was bedeutet das? Auf der Erde kennen wir ▶ Michael Moltenbrey so etwas aus unserer täglichen Wahrnehmung Ein riesiges Magnetfeld eigentlich nicht. An der Schnittstelle zwischen | DER AUTOR | unserer Atmosphäre (Gas) und dem Meer Eine der wichtigsten Aufgaben Junos wird es Michael Moltenbrey ist Informatiker, der sich seit (flüssige Oberfläche) haben wir einen klar de- sein, das riesige Magnetfeld Jupiters (etwa 14- vielen Jahren in seiner Freizeit leidenschaftlich finierten Phasenübergang. Aber genau so et- mal so stark wie das der Erde) und seine Po- mit Astronomie und Astrophysik auseinander- was scheint es auf Jupiter nicht zu geben. Die larlichter zu untersuchen. Auf der sonnenzu- setzt. Ihn interessieren besonders die frühen beiden Phasen gehen mehr oder weniger »flie- gewandten Seite ragt es, zusammengestaucht Phasen der Entstehung unseres Sonnensystems. ßend« ineinander über. Wie dies genau aus- durch den darauf aufprallenden Sonnenwind, sieht, sollen Messungen Junos zeigen. Das Ma- zwischen fünf und sieben Millionen Kilome- gnetometer an Bord der Sonde wird hierfür das tern ins All. Auf der sonnenabgewandten Sei- Magnetfeld des Planeten untersuchen. Aus den te erstreckt es sich fast 700 Millionen Kilome- Literatur Ergebnissen, so hoffen die Wissenschaftler, las- ter weit und kommt damit der Umlaufbahn sen sich Erkenntnisse über die inneren Vorgän- des Saturn bereits sehr nahe. Die Ursprünge [1] Bagenal, F., Dowling, T. E., McKinnon, ge Jupiters gewinnen. Auch das »Microwave dieses Magnetfelds, seine Struktur und die des W. B.: Jupiter: The planet, satellites, and Radiometer « soll die Anteile von Wasser und von ihm umschlossenen Raums, der Magne- magnetosphere. Cambridge University Ammoniak in den tieferen Schichten der At- tosphäre, sind noch nicht verstanden. Press, 2004 mosphäre (500-600km tief) messen. Ebenso wie das Magnetfeld geben auch die [2] Podbregar, N., Lohmann, D.: Im Fokus: ovalen Polarlichter an den Polen Jupiters Rätsel Sonnensystem: Eine Reise durch un- sere kosmische Heimat, Springer Spek- Wolken und noch mehr Wolken auf. Sie wurden bereits mit dem Hubble-Welt- raumteleskop, der Raumsonde und anderen trum, 2014 Generell ist es auf Jupiter sehr kalt. Es werden vorbeifliegenden Sonden beobachtet. Ihre Ur- [3] Cannat, G., Jamet, D.: Jupiter und Sa- nur etwa –108°C erreicht. Seine Atmosphäre ist sprünge sind noch nicht vollständig verstan- turn: Die schönsten Bilder der Raum- mit geschätzten 5000km die dickste, die wir den. Polarlichter auf der Erde entstehen durch sonden Galileo und Cassini, Delius Kla- sing, 2007 in unserem Sonnensystem kennen. Allerdings geladene Teilchen des Sonnenwinds, die durch ist sie nicht klar nach unten hin abgrenzt und das Magnetfeld der Erde auf die Atmosphä- [4] Taylor, S.R.: Solar System Evolution 2ed: A New Perspective, Cambridge geht auch hier vermutlich ohne Phasenüber- re unseres Heimatplaneten treffen und dort University Press, 2008 gang in die nicht-atmosphärischen Schichten zu Ionisation führen. Ähnlich geschieht dies [5] Fischer, D., Heuseler, H.: Der Jupiter über. In ihr toben gewaltige Stürme, wie etwa sicherlich auch auf Jupiter. Allerdings schei- Crash, 2. Aufl., Birkhäuser, Basel (1996) der Große Rote Fleck, und unzählige Wolken nen ebenso Wechselwirkungen mit seinen [6] Levy, D.: Impact Jupiter, Plenum Press, sind in Bänder gepresst, die in unterschiedli- großen Monden, allen voran dem Vulkan- New York (1995) chen Geschwindigkeiten in Ost-West-Rich- mond Io, eine tragende Rolle zu spielen, denn tung um den Planeten rasen (vgl. Surftipps). Io schleudert große Mengen an geladenen Par- Bereits in kleinen Teleskopen erkennt tikeln ins All, die dann rasch von Jupiters Ma- man etliche dieser Wolkenbänder, die un- gnetfeld eingefangen und seiner Atmosphäre SURFTIPPS terschiedliche Farben besitzen. Man un- zugeführt werden. terscheidet hellere Zonen und dunkle- Ein großer Teil der Bordinstrumente Junos • Missionswebseite der NASA re Bänder. Die Zonen sind kühler als die dienen eben jener Erforschung des Magnet- • Missionswebseite der University dunklen Bänder. Erstere erhalten ihre Far- felds und der Polarlichter. Sie werden entweder of Wisconsin be höchstwahrscheinlich durch Ammoniak- spektroskopische Analysen in unterschiedli- • Video der Wolkenbewegungen eis, das aus tieferen Schichten der Atmo- chen Frequenzbereichen (UV, Infrarot etc) auf Jupiter sphäre aufsteigt. Woher die dunkleren Töne durchführen oder die Energie, Geschwindig- • Papiermodell der Sonde Juno der Bänder kommen, ist noch nicht vollstän- keit und Verteilung der geladenen Teilchen dig verstanden. Vermutlich zeichnen Phos- genauer untersuchen.  Kurzlink: oclm.de/a3019

19 Wissen | Hintergrund Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Die Entdeckung der Erde durch Außerirdische t. g ist untersa g reitun b

Abb. 1: Aus der Ferne betrachtet ist die Erde – hier zusammen mit dem Mond aufgenommen von

der Raumsonde Voyager nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g 1 – nicht sehr groß. Wie könnten mögliche außer- irdische Zivilisationen uns ützt. Nutzun

am besten finden? h esc g

h tlic h errec b e Astronomen schlagen vor, sich bei der Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen auf einen schma- h

len Bereich am Himmel zu konzentrieren. Von Planeten um Sterne, die in diesem Streifen liegen, würde sich NASA/JPL die Erde vergleichsweise leicht entdecken lassen. Sollte es dort intelligentes Leben geben, könnte uns dieses schon längst aufgespürt und eine Botschaft Richtung Erde geschickt haben. ieses Dokument ist ur D

20 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hintergrund

ind wir allein im Universum? Diese Fra- ge gehört wohl zu den spannendsten und NRAO Sin ihren Implikationen am weitesten rei- chenden, die wir Menschen uns je gestellt haben. Denn sollten wir eines Tages tatsächlich ein eindeutiges »Ja« auf die Frage geben können, sei es durch Nachweis von Radiobotschaften von weit entfernten Planeten außerhalb des Sonnen- systems oder durch den offensichtlichen Besuch von Außerirdischen, würde dies wohl nicht weniger bedeuten als einen Umsturz unseres modernen Weltbilds. Biologen wüssten dann, dass es noch mindestens einen weiteren Ort ge- geben hat, an dem eine von der Erde unabhängi- ge Evolution stattfand und komplexes Leben ent- standen ist. Physiker und Mathematiker könnten sich womöglich durch Kommunikation mit un- seren neuen Bekannten an völlig neue Techno- logien oder abstrakte Konzepte wagen. Theolo- gen hätten die große Aufgabe, die Schöpfung in der Bibel neu zu deuten. Soziologen könnten das Verhalten einer in ihrem Ursprung völlig von uns unabhängigen intelligenten Spezies studie- ren. Politiker und Militärexperten jeder Nation würden sich mit der bisher unbekannten Auf- gabe konfrontiert sehen, mit einem womöglich t. in allen technologischen und intellektuellen Be- g langen weit überlegenen Gegenüber zu verhan- deln. Das wiederum würde die Frage aufwerfen, ist untersa

wer eigentlich der rechtmäßige Vertreter unseres g Planeten in einem solchen Fall wäre. reitun b Signale vom Mars? Abb. 2: Mit diesem 26-Meter-Radioteleskop des National Radio Astronomy Observatory in Die moderne Suche nach extraterrestrischer Green Bank (USA) suchte Frank Drake 1960 mit dem ersten modernen SETI-Experiment nach Sig- Intelligenz, die sogenannte SETI-Initiative, geht nalen von außerirdischer Intelligenz. zurück bis mindestens 1896. Damals spekulierte der Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla ke von der Cornell University im Rahmen des onen gar nicht absichtlich ins All geschickt wor- darüber, ob eine Weiterentwicklung seines elek- Projekts Ozma die Sterne Tau Ceti und Epsi- den sind. Andere Projekte richteten ihre Anten- tromagnetischen Empfängers dazu genutzt wer- lon Eridiani ins Visier. Mithilfe des 26-Meter- nen auf Sternhaufen in der Hoffnung, möglichst den könnte, Signale von möglichen Marsbewoh- Radioteleskops in Green Bank suchten sie nach viele Sterne – und damit mögliche Quellen von nern zu empfangen. 1959 dann veröffentlichten Radioemissionen mit einer Frequenz von 1,42 Radiosignalen – auf einmal abdecken zu können.

Giuseppe Cocconi und Philip Morrison von der GHz, fanden jedoch nichts. Der sowjetische As- Wiederum andere Experimente untersuchten nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat tronom Iossif Schklowski und der US-amerika- interessante Einzelobjekte, wie etwa den Stern g New York einen vielbeachteten Artikel im Fach- nische Astronom Carl Sagan gaben mit ihren KIC 8462852. Bei diesem hatte das NASA-Welt- magazin Nature. Sie schlugen vor, dass interstel- populärwissenschaftlichen Artikeln in den fol- raumteleskop Kepler eigentümliche Helligkeits- ützt. Nutzun

lare Kommunikation am sinnvollsten mit Ra- genden Jahren weitere Anstöße zur Suche nach schwankungen festgestellt. Erfolgreich war je- h

dioteleskopen zu bewältigen sei: Radiowellen außerirdischer Intelligenz: Mitte der 1990er Jah- doch keines dieser Projekte. Gibt es also in einem esc g

würden nur schwach von planetaren Atmosphä- re wurde etwa im Rahmen des »Project Phoenix« Umkreis von einigen hundert Lichtjahren tat- h tlic

ren und vom interstellaren Medium absorbiert unter Leitung von Jill Tarter nach Signalen von sächlich keine weitere Zivilisation oder wurde h und sind – verglichen mit z.B. Gammastrahlen insgesamt 800 Sternen in der Nachbarschaft der bislang nur bei den falschen Sternen gesucht? errec

– relativ energiearm. Das würde die Anforde- Sonne, also innerhalb von rund 100 Lichtjahren, b e h rungen an den Energieverbrauch des Senders gesucht. Auch hier jedoch: Funkstille. Die richtige Abhörstrategie gering halten. Über einhundert weitere Projekte wurden dar- über hinaus durchgeführt. Manche konzentrier- Doch welche Sterne sind die richtigen? Müsste Keine Nachricht von Epsilon Eridiani ten sich dabei auf nahegelegene Sterne. Sollte es man nicht am besten alle für uns sichtbaren Ster- um diese nämlich bewohnte Planeten geben, ne gezielt nach Radio- oder anderen Signalen ab- In den 1960er Jahren dann nahmen Wissen- könnte man eventuell auch Signale empfangen, suchen, um auf Nummer sicher zu gehen? – Na- ieses Dokument ist ur schaftler um den US-Amerikaner Frank Dra- die von den potentiell dort lebenden Zivilisati- türlich, doch ist dies auf Grund der riesigen zu D

21 Wissen | Hintergrund Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 NASA Ames/JPL-Caltech/T. Pyle Ames/JPL-Caltech/T. NASA t. g ist untersa g reitun b

Abb. 3: Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops Kepler. Das Teleskop hat mithilfe der Transitmethode unzählige extrasolare Planeten entdeckt. Seit Mai 2014 läuft eine erweiterte, K2 genannte Missionsphase. untersuchenden Datenmenge nicht durchführ- aus wir am wahrscheinlichsten Nachrichten ter verfeinert. Heute finden Astronomen im bar. Schließlich müsste man die Radioemis- erhalten könnten – also dorthin, von wo au- Schnitt praktisch täglich Planeten außerhalb sion von Milliarden von Sternen auswerten – ßerirdische Beobachter des Sonnensystems des Sonnensystems. Über 800 waren es allein und dies noch in verschiedenen Frequenzberei- gute Chancen hätten, die Erde und das auf 2014, während im vergangenen Jahr 144 Ent-

chen und in Echtzeit. Es wäre eine Aufgabe für ihrer Oberfläche vorhandene Leben zu ent- deckungen verkündet wurden. Als außeror- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Tausende von Jahren. Außerdem wäre es mit ei- decken. Denn hätten sie die Erde entdeckt dentlich ergiebig hat sich dabei die sogenann- g nem einmaligen Abhören nicht getan, da man- und festgestellt, dass sie ein bewohnbarer Pla- te Transitmethode erwiesen, die im Jahre 2000 che Zivilisationen ihre Botschaften vielleicht net ist, dann würden sie vielleicht auch ver- zum ersten Mal erfolgreich angewendet wur- ützt. Nutzun

nicht kontinuierlich senden oder gerade erst suchen, uns zu kontaktieren. Denn auch de. Sie macht sich das Vorüberziehen eines ext- h

mit der Kontaktaufnahme beginnen, nachdem außerirdische Wissenschaftler dürften ihre rasolaren Planeten vor seinem Heimatstern zu- esc g

wir ihr Sternsystem zum ersten Mal abgehört Ressourcen nicht verschleudern und stattdes- nutze. Während eines Transits verdunkelt sich h tlic

haben. Wie lässt sich aber angesichts unserer sen vielversprechende Ziele anfunken. Doch der Stern von der Erde aus gesehen geringfü- h recht begrenzten Möglichkeiten die höchst- von wo könnten außerirdische Beobachter gig, typischerweise um ein Prozent oder weni- errec mögliche Trefferwahrscheinlichkeit erzielen? unseren Planeten am besten ausfindig ma- ger für die Dauer von mehreren Stunden. Diese b e chen und als belebte Welt identifizieren? Bei Verdunklung tritt periodisch einmal pro Um- h Lauschen, wo uns jemand der Antwort auf diese Frage hilft es, sich anzu- lauf auf, also einmal pro Jahr auf dem fernen sehen kann schauen, wie irdische Astronomen nach ande- Planeten, und hat immer den gleichen zeitli- ren Planeten suchen. chen Verlauf von Verdunklung und anschlie- Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Seit Entdeckung des ersten extrasolaren ßender Aufhellung zurück auf Normalniveau. Wir müssen die wenigen zur Verfügung ste- Planeten im Jahr 1995 wurden die Methoden Die meisten bekannten Exoplaneten haben ieses Dokument ist ur henden Teleskope dorthin richten, von wo zum Aufspüren der fernen Welten immer wei- Jahre oder Orbitperioden mit einer Dauer von D

22 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hintergrund weniger als 365 Erdtagen. Das Weltraumteles- Transitmethode ist daher ein ganz natürli- Transit der Erde unter besonders günstigen kop Kepler hat mit dieser Methode seit 2009 ches Verfahren, um erdähnliche Planeten um Bedingungen messen können. Damit wer- über 1.000 Exoplaneten gefunden. Mehre- sonnenähnliche Sterne zu finden – sowohl den Planeten ausgeschlossen von denen aus re tausend Exoplaneten-Kandidaten warten für uns als auch für andere mögliche Beob- gesehen die Erde nur gerade so am äußers- noch auf eine Bestätigung. achter im Universums. ten Sonnenrand entlangziehen würde und Genauso wie auch wir von der Erde nur auf denen die Erdtransits besonders kurz und Verräterische Transite Transite in ganz bestimmten Exoplaneten- wenig ausgeprägt erscheinen würden. Beson- systemen sehen können, müssen auch et- ders gute Möglichkeiten, unseren Planeten zu Um einen Transit sehen zu können, muss man waige extrasolare Beobachter eine spezielle entdecken, haben Beobachter, für die die Erde allerdings unter einem ganz bestimmten Winkel Position haben, um solare Erdtransite beob- höchstens einen halben Sonnenradius vom auf das entfernte Exoplanetensystem blicken. Ke- achten zu können: Stellen wir uns z.B. vor, Zentrum der Sonnenscheibe entfernt über pler hat über 100.000 Sterne über vier Jahre konti- wie die Erde ihren Orbit um die Sonne voll- die Sonne wandert. Damit dies möglich ist, nuierlich beobachtet. Die 1000 gefundenen Exo- führt und dabei eine fast kreisrunde Ebene müssen sie sich allerdings in einem noch planeten legen also eine Trefferquote von 1/100 um die Sonne aufspannt. Eine Senkrechte kleineren, restriktiveren Bereich der solaren nahe. Das liegt daran, dass die Orbits von Exo- durch diese Ebene beschreibt die Orbitach- Erdtransitzone befinden. planeten praktisch zufällig zur Sichtlinie der Erd- se der Erde. Ein entfernter Beobachter des In der Datenbank des Hipparcos-Satelli- bewohner ausgerichtet sind. Die meisten Exopla- Sonnensystems nahe der Orbitachse der Erde ten, mit dem in den frühen 1990er Jahren ca. neten beschreiben somit Orbits, die nie zu einem sähe die Erde einmal jährlich einen fast per- eine Million Sterne katalogisiert und die Be- Transit für einen Beobachter auf der Erde führen. fekten Kreis um die Sonne vollführen. Einen wegungen und Entfernungen von ungefähr Ungefähr jeder 100. Planetenorbit aber ist so aus- Transit würde er nie wahrnehmen. Nur Be- 100.000 Sternen vermessen wurden, haben gerichtet, dass wir Erdlinge den Planeten einmal obachter, die sich nahe der Orbitebene be- mein Kollege Ralph Pudritz von der McMas- pro Orbit vor seinem Stern entlangziehen sehen. finden, haben Chancen, den Erdtransit zu ter University in Hamilton (Ontario, Kanada) Während eines solchen Transits geben die Pla- beobachten. Genau genommen ist die Regi- und ich nun 82 sonnenähnliche Sterne iden- neten viel über sich preis. Die Stärke der Verdun- on ca. 0,5 Grad breit und erstreckt sich wie tifiziert, die sich in dieser restriktiven solaren klung lässt nämlich Rückschlüsse auf den Durch- ein schmales Band um die Ekliptik einmal Erdtransitzone befinden. Bei keinem dieser messer des Planeten zu. Von der Erde aus gesehen über den gesamten Himmel. Die Ekliptik ist Sterne wurde bislang ein extrasolarer Planet t. ist der Planet während des Transits nicht von sei- die gedachte Sonnenbahn am Himmel und nachgewiesen, was aber vor allem daran lie- g nem Heimatstern beleuchtet. Er erscheint qua- der Bereich, in dem sich die Planeten in der gen dürfte, dass um die meisten dieser Sterne si schwarz, auch wenn er genau genommen gar Nacht beobachten lassen. Innerhalb von un- noch nicht nach Exoplaneten gesucht wurde. ist untersa

nicht räumlich aufgelöst sichtbar ist. gefähr einem Viertel Grad um die Ekliptik Trotzdem sollte, so schlagen wir vor, genau g Gemessen wird allein die Helligkeit des Sterns. können potenzielle außerirdische Beobach- hier mit hoher Priorität nach Signalen von reitun

Die Fläche der unbeleuchteten Planetenscheibe ist ter also den Erdtransit beobachten. entwickelten Zivilisationen gesucht werden. b proportional zum Quadrat des Planetenradius. Der Zensus aller bisher gefundenen Exo- Die gleiche Proportionalität gilt für den Stern. Der Fokus auf 82 Sterne planeten legt nahe, dass jeder zehnte sonne- Helligkeitsabfall des Sterns bietet also einen direk- nähnliche Stern einen erdgroßen Planeten ten Vergleich des Flächenverhältnisses zwischen Die Größe dieser Zone, aus der heraus ext- in seiner habitablen Zone beherbergt. Die dem Stern und seinem Planeten und erlaubt so- rasolare Beobachter den Erdtransit beobach- habitable Zone ist dabei der Entfernungsbe- mit eine Messung des Planetenradius relativ zum ten könnten, ist verhältnismäßig gering. Ihre reich um einen Stern, in dem erdähnliche Sternradius. So hat Jupiter z.B. einen Radius, der Fläche entspricht nur etwa einem Zweihun- Planeten flüssiges Oberflächenwasser haben fast genau 1/10 des Sonnenradius beträgt. Die Flä- dertstel oder 5 Promille der gesamten Him- können, was als Grundvoraussetzung für Le- che von Jupiters Planetenscheibe beträgt also nur melsfläche. Man kann sich zudem auf po- ben gilt. Um die 82 nun ausgemachten Sterne ein Hundertstel der Fläche der Sonne. Und da- tentielle Beobachter beschränken, die den in der Erdtransitzone könnte es also zahlrei-

her verursacht ein Transit Jupiters vor der Sonne nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver eine Verdunklung von 1/100 oder einem Prozent. g Ein Erdtransit hingegen bewirkt nur eine winzige Verdunklung von gerade einmal 1/10.000 oder 0,1 ützt. Nutzun

Promille. Doch sogar diese minimale Helligkeits- Planet h

veränderung kann das Kepler-Teleskop bei ande- esc g

Stern ren Sternen gerade noch so nachweisen. h

Lichtkurve tlic h

Solare Transite der Erde errec b e h Erdtransite könnten auch genau das Mittel Helligkeit sein, mit dem unser Planet für ferne, extrasola- Zeit re Astronomen aufzuspüren wäre. Zwar wissen wir nichts über ihre technologischen Möglich- Abb. 4: Der hier gezeigte Transit eines Planeten vor seinem Mutterstern erlaubt die Messung keiten, doch wissen wir, dass sie mit den glei- der Größe des Planeten im Vergleich zum Stern. Je größer die Helligkeitseinbuße eines Sterns wäh- chen physikalischen Gesetzmäßigkeiten ar- rend des Transits ist, desto größer ist der Planet, der den Stern bedeckt. Im Beispiel der Erde würde ieses Dokument ist ur beiten müssen wie wir hier auf der Erde. Die die Sonne um ca. ein Zehntausendstel verdunkelt. D

23 Wissen | Hintergrund Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

che Planeten geben, von denen wiederum un- Zahl von Sternen über rund vier Jahre stän- SURFTIPPS gefähr acht in der habitablen Zone liegen soll- dig beobachtet. Aussortiert werden müss- ten. Hätte einer dieser acht wiederum Leben ten allerdings eventuell die Sterne, die nicht und gar höheres, intelligentes Leben mit In- sonnenähnlich oder zu weit entfernt für in- • MPI für Sonnensystemforschung, teresse an Astronomie hervorgebracht, dann terstellare Kommunikation sind. Abteilung Das Innere der Sonne könnte es dieser ferne Planet sein, von dem aus So sollte es theoretisch möglich sein, schon und der Sterne uns in diesem Moment Botschaften erreichen. innerhalb eines Menschenlebens die Frage zu • Weltraumteleskop Kepler beantworten, ob es in unserer Milchstraße • Breakthrough Listen Initiative 100.000 Möglichkeiten noch an einem anderen, weit entfernten Ort eine Genesis gab. Mit der neuen SETI-Stra-  Kurzlink: oclm.de/a3024 Außerdem haben Ralph Pudritz und ich tegie könnten wir bald herausfinden, ob die die Anzahl sonnenähnlicher Sterne berech- Natur außerirdische Astronomen hervorge- net, die sich tatsächlich – wenn auch mit bis- bracht hat, die mit ähnlichen Methoden wie her unbekannten Entfernungen – in der Erd- wir nach Exoplaneten gesucht und schließ- | DER AUTOR | transitzone befinden: Es sind rund 100.000 lich unser Sonnensystem und die Erde ent- Dr. René Heller ist Astrophysiker am Sterne. Das mag auf den ersten Blick viel er- deckt haben. Sie wohnen vielleicht auf einem Max-Planck-Institut für Sonnensystemfor- scheinen, doch hat beispielsweise das Welt- dieser 100.000 Sterne. schung in Göttingen. Sein Forschungsschwer- raumteleskop Kepler eine ähnlich große ▶ René Heller punkt sind Exoplaneten und Exomonde. . t g a rsa nte u t u is is g reitun b iterver We W We Die Di D n. n cke ck c e Z Zwe n en t vat pri zu z ur n g t. Nutzun t ütz h sch ge h tlic h errec b e h Axel Quetz, NASA Quetz, Axel ent ist ur m m u u Abb. 5: Diese Fotomontage zeigt den Transit der Erde vor der Sonne. Die Größenverhältnisse von Sonne und Erde stimmen nicht überein, der Erd- radius ist in Wirklichkeit nur ein Hundertstel des Sonnenradius. Wir als Beobachter befinden uns in der obigen Ansicht also in relativer Nähe zur Erde, wäh- rend die Sonne weit entfernt ist. Diese Ansicht erlaubt es uns, die städtischen Lichter auf der Nachtseite der Erde auszumachen. Ein entfernter Beobach- ieses Dok ter des Erdtransits würde die Beleuchtung der Nachtseite jedoch nicht wahrnehmen können. D

24 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Hauptartikel

a

René Heller, 2MASS, Planck b t. g ist untersa g reitun b nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g Abb. 6: Der obere Teil (a) zeigt ein Bild der Milchstraße. Die Pfeile im Bildzentrum zeigen auf das Zentrum der Milchstraße, um welches sich alle anderen Sterne auf dem Bild bewegen. Literatur Das übergestreifte Koordinatensystem bezieht sich auf die Ekliptik, also auf die Bahn der Erde ützt. Nutzun um die Sonne. Der schmale, grau unterlegte Streifen entspricht der Erdtransitzone. Läge der [1] Lineweaver, C., Fenner, Y., Gibson, B.: The h esc

Erdorbit um die Sonne in der gleichen Ebene wie der Orbit der Sonne um das galaktische Zen- Galactic Habitable Zone and the Age Distribu- g

trum, dann verliefe die Erdtransitzone geradewegs durch die Mittelebene der Milchstraße, quer tion of Complex Life in the Milky Way. Science h tlic

303, 59, DOI:10.1126/science.1092322, http:// h von rechts nach links im oberen Bild. arxiv.org/abs/astro-ph/0401024 (2004)

Unten ist eine Nahaufnahme des Bereichs, der im oberen Bild mit einem weißen Viereck errec [2] Harp, G., et al.: Radio SETI Observa- b e

gekennzeichnet ist (b). Das untere Bild zeigt deutlich ein inneres, heller unterlegtes Band so- h tions of the Anomalous KIC 8462852. wie ein äußeres, weniger stark schattiertes Band. Das innere Band entspricht dabei der restrik- http://arxiv.org/abs/1511.01606 (2015) tiveren Erdtransitzone. Weit entfernte Beobachter, die das Sonnensystem aus diesem schma- [3] Heller, R., Pudritz, R.: The Se- len Band heraus betrachten, sehen die Erde nie weiter als einen halben Sonnenradius vom arch for Extraterrestrial Intelligen- Mittelpunkt der Sonnenscheibe entfernt entlangziehen, wenn sie einmal jährlich ihren Transit ce in Earth’s Solar Transit Zone. Astro- vollzieht. Der Pfeil im unteren Bild zeigt einen der 82 sonnenähnlichen Sterne (HD 224448), biology 16, 4, DOI:10.1089/ast.2015.1358, die in der neuen Studie als die interessantesten Ziele für die Suche nach außerirdischer Intel- http://arxiv.org/abs/1603.00776 (2016) ieses Dokument ist ur ligenz identifiziert wurden. D

25 Wissen | Müllers Universum Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Was ist ̬CDM Woraus besteht unser Universum? Und wie entwickelte es sich? Beide Fragen hängen eng miteinander zu- sammen. Denn die 1915 von Albert Einstein in einer einzigen Gleichung formulierte Allgemeine Relativitäts- theorie besagt in Worten: Materie und Energie verbiegen das vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum, und

Wissen diese gekrümmte Raumzeit diktiert den Materie- und Lichtteilchen, wie sie sich zu bewegen haben.

terieform. Fritz Zwicky forderte ihre Existenz, weil er mit der sichtbaren Materie allein nicht die Bewegung der Galaxien im Coma-Gala- xienhaufen beschreiben konnte. Sonst müss- te der Haufen auseinanderfliegen. Ähnliches entdeckte Vera Rubin an einzelnen Galaxi- en, deren um ihr Zentrum kreisende Sterne durch eine unsichtbare, zusätzliche Materie- form auf der Bahn gehalten werden mussten. Diese unsichtbare Materieform heißt Dunkle Materie (engl. dark matter; Abkürzung DM), weil sie nicht leuchtet, d.h. nicht elektromagne- tisch wechselwirkt. Was könnte das sein? Ak- tuell favorisieren Kosmologen dafür bislang (Liverpool John Moores University) and the Coma HST ACS Treasury Team NASA, ESA, and the Hubble Heritage (STScI/AURA), Team D. Carter unentdeckte neue Elementarteilchen, die sehr t. Abb. 1: Optische Aufnahme des Coma-Galaxienhaufens, den F. Zwicky beobachtete und daraus schwer und elektrisch neutral sind. Damit ist g auf die Existenz Dunkler Materie schloss. ein erster Bestandteil in der Abkürzung ΛCDM geklärt. DM ist die Dunkle Materie.

2 ist untersa Galaxien auf der Flucht E = mc ist Masse der Energie äquivalent. Da- Das C hängt mit der Dunklen Materie zu- g her hat der materielle Inhalt des Universums sammen, denn die Kosmologen unterscheiden reitun

Im Weltbild vor 100 Jahren war der Kos- eine Wirkung auf den Kosmos selbst – aber kalte (engl. cold, kurz C) und heiße (engl. hot, b mos statisch und ewig. Bis dato schienen das nicht nur dieser. kurz H) Dunkle Materie. Es gibt also CDM und auch alle Beobachtungen zu belegen. In den Die materielle Umgebung, die uns umgibt, HDM. Dies bezieht sich auf die mittlere Ge- 1920er-Jahren entdeckten die Astronomen je- besteht aus Atomen. Die Kosmologen rechnen schwindigkeit der Teilchen. Ist sie hoch, sind doch einen merkwürdigen Trend: Weit ent- alle Atome und Ionen zur baryonischen Ma- die Teilchen »heiß«; ist sie gering, sind die Teil- fernte Galaxien bewegen sich allesamt von der terie. Dazu gehört nicht nur die Erde, sondern chen »kalt«. Leichte Teilchen wie die Neutri- Erde weg. Diese Fluchtbewegung der Galaxi- alles, was wir an Sternen, Galaxien und inter- nos flitzen rasant durch das All – beinahe mit en verriet, dass das Universum dynamisch sein stellarer sowie intergalaktischer Materie leuch- Lichtgeschwindigkeit. Schwere Teilchen kom- musste und sich ausdehnte. Die Galaxien ent- ten sehen. Es ist verblüffend, dass all das aber men da viel schneller »außer Puste« und be- fernen sich von uns, da der Raum selbst zwi- nur rund 5% des (lokalen) Universums aus- wegen sich langsam. Die aktuellen Beobach- schen einer Galaxie und uns auseinanderge- macht! Der ganze Rest, also rund 95%, besteht tungen der Kosmologen legen nahe, dass die

zogen wird. So ergeht es auch Lichtwellen, die aus dunklen Komponenten. Dunkle Materie aus schweren Teilchen be- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver aus den Tiefen des Kosmos bis zu uns vordrin- steht. Auf der Erde wird nach den Teilchen in g gen. Sie werden mit dem Raum auseinanderge- Eine neue Materieform Experimenten wie CRESST, XENON1T oder zogen, d.h., ihre Wellenlänge wird größer. Das LUX gesucht. Auch am Large Hadron Colli- ützt. Nutzun

Licht wird somit gerötet, weshalb man auch von In den 1930er-Jahren fanden Astronomen der am CERN hofft man Teilchen zu finden, h

der kosmologischen Rotverschiebung spricht. erste Hinweise auf eine vollkommen neue Ma- die nicht im Standardmodell enthalten sind, esc g

Der Rötungseffekt wird umso größer, je wei- h tlic

ter die Lichtquelle entfernt ist. Daher kann die Atome Dunkle Neutrinos Dunkle h kosmologische Rotverschiebung z als Entfer- 4,9% Energie 10% Materie

68,3% 63% errec nungsmaß benutzt werden. b e

Dunkle h Materie 26,8% Lichtteilchen Der kosmische Inhalt macht‘s 15% WMAP-Team, NASA und Planck-Mission, ESA Planck-Mission, und NASA WMAP-Team, Was verursacht diese seltsame, kosmi- Atome sche Dynamik? Einsteins Gleichung verrät 12% uns, dass alle kosmischen Energieformen das Abb. 2: Zusammensetzungen des Universums 13,8 Milliarden Jahre (links) und 380.000 Jahre nach ieses Dokument ist ur

Schicksal des Universums bestimmen. Gemäß dem Urknall (rechts) D

26 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Wissen | Müllers Universum | Astro-ABC

z = 0. In früheren kosmologischen Entwick- INTERAKTIV lungsphasen und damit großen Werten von z war der Beitrag der kosmischen Inhaltsstoffe Andreas Müller ist Astrophysiker und beantwortet in seiner Ko- anders verteilt. Das liegt daran, da sie sich mit lumne Leserfragen zur Kosmologie. Wenn Sie sich in seiner Ru- dem ausdehnenden Kosmos unterschiedlich brik ein bestimmtes Thema wünschen, schreiben Sie an redakti- stark ausdünnen. Neutrinos und Lichtteilchen [email protected] oder auf unsere Facebook-Seite. spielten anfänglich sogar eine Rolle bei der kos- mischen Dynamik. Später wurden sie infolge  Kurzlink: oclm.de/fb der Expansion viel stärker ausgedünnt als nor- male und Dunkle Materie. Einsteins kosmolo- gische Konstante dünnte sich gar nicht aus und so u.a. supersymmetrische Teilchen, von denen 1920er-Jahren geriet Λ zunächst in Vergessen- blieb konstant, so dass sie in späten Entwick- das leichteste ein sehr geeigneter Kandidat für heit. Ende der 1990er-Jahre wurde Einsteins Λ lungsphasen – nämlich in unserem hier und ein Dunkle-Materie-Teilchen wäre. Aber bis- aber wiederbelebt, weil weit entfernte Explo- heute – sogar die dominante Rolle spielt. Mitt- lang fehlt jede Spur. sionen von Weißen Zwergen, die Supernovae lerweile zählt Λ übrigens zu einer von vielen Typ Ia, belegten, dass sich unser Universum so- Formen der Dunklen Energien. Es gibt weite- Auch substanzlose Energie kann gar beschleunigt ausdehnt. Eine mathematische re, jedoch aktuell nicht favorisierte Formen wie dunkel sein Erklärung dieses Phänomens im Rahmen von die »Quintessenz« oder die »Phantom-Energie«. Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ge- Kosmologie-Missionen wie Planck, der Dark Die Dunkle Materie trägt zu den erwähnten lingt nur mit Λ. Energy Survey, WFIRST und bald EUCLID 95% mit 25 Prozentpunkten bei. Was verbirgt versprechen mehr Klarheit über die Natur der sich dann hinter dem größten Anteil, den rund Dunklen Energie zu bringen. Auflösung der ▶ 70% des lokalen Universums? Hier kommt wie- rätselhaften Abkürzung Andreas Müller der Albert Einstein ins Spiel. Er erfand schon 1917 die »kosmologische Konstante« und sym- ΛCDM meint also das aktuell favorisierte bolisierte sie mit dem griechischen Buchstaben kosmologische Modell, nach dem unser jet- SURFTIPPS t. Λ (Lambda). Einstein erklärte mit Λ mathema- ziges Universum von Einsteins Λ und kalter g tisch einen statischen Kosmos. Λ ist ein Skalar, Dunkler Materie (CDM) dominiert wird. Das • Online-Lexikon der Astrophysik also eine Zahl, die von Anbeginn des Univer- war übrigens nicht immer so. Bisher war immer • Blogartikel zur Planck-Mission ist untersa

sums an immer denselben Wert haben sollte. vom lokalen Universum die Rede, also unserem g Es ist eine neue Naturkonstante. Mit der Ent- Universum heute. Man könnte auch sagen: dem  Kurzlink: oclm.de/a3027 reitun deckung des expandierenden Kosmos in den Kosmos bei kosmologischer Rotverschiebung b iterver e Astro-ABC: B wie Balkenspirale

ieser ABC-Eintrag führt in die Tie- ble »barred spiral «, also fen des Alls in das Reich der Galaxien! Balkenspiralgalaxien. Rund 11% der helleren D Galaxien sind Systeme von Mil- Galaxien gehören diesem Typ an. lionen bzw. Milliarden von Sternen, Gas Der Balken, der mehrere zehntausend

und Staub. Im Teleskop erscheinen sie meis- Lichtjahre lang sein kann, und die Spiralarme nur zu privaten Zwecken. Die W tens nur als matt schimmernde Nebelfleck- bestehen aus Sternen und Gaswolken. Im Bal- g chen. Der Astronom Edwin Hubble wies in ken und Kern ist die Konzentration der Ster- den 1920er Jahren nicht nur nach, dass diese ne höher. Hubbles Einteilung der Galaxien- ützt. Nutzun

Fleckchen eigene Sternsysteme weit außerhalb typen wurde im Laufe der Jahre erheblich h

unserer Milchstraße sind, sondern versuchte verfeinert. Unsere eigene Milchstraße wird esc g

auch, eine Ordnung in deren Formenvielfalt heute meistens als Balkenspiralgalaxie ein- h tlic

zu bekommen. geschätzt. Das ist nicht leicht zu entscheiden, h NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team STScI/AURA) Viele Galaxien erscheinen diskusförmig. wenn man selbst in einem Spiralarm sitzt! errec

Oft ist es nicht leicht, ihre wahre Gestalt zu Paul Hombach b e erkennen, z.B. wenn man von der Erde aus ge- h sehen auf ihre Kante blickt. Verbreitet ist eine Abb. 1: Die Balkenspiralgalaxie NGC 1300, auf- Form mit einem hell leuchtenden Kern, an den genommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop. sich Spiralarme anschließen. Galaxien mit ei- Die Galaxie im Sternbild Eridanus ist ca. 65 Millionen nem in die Länge gezogen Kern nannte Hub- Lichtjahre entfernt. ieses Dokument ist ur D

27 Himmel | Wichtige Ereignisse Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 HERR DER RINGE

Himmel in der Südkurve Saturn in Opposition am 3. Juni gt gt. g a s rsa rs e te nte t u is g ng n ung reit b r rve ite Zwecken. Die We n

Abb. 1: Saturns majestätische Ringe, wie sie im Jahr 2003 vom Hubble Space Telescope aufgenommen wurden. Die Farbgebung ist leicht überhöht. Die Neigung des Ringsystems ist derzeit vergleichbar, jedoch ist nun der Nordpol des Planeten zu uns geneigt. nur zu private g ützt. Nutzun

en Ringplaneten die ganze Nacht be- gesehen vom noch helleren Mars, der weiter gleichförmig wirkenden Ring. Wer mit dem h

obachten können, wenn er der Erde westlich strahlt, ist er das auffälligste Objekt Teleskop Saturn beobachtet, wird auch des- esc g

am nächsten steht: Das sind norma- in dieser Gegend des Sternhimmels. Zu sei- sen größten Mond Titan sehen können, der h

D m tlic

lerweise erfreuliche Aussichten für Amateur- ner Helligkeit tragen die Saturnringe bei, die mit einer Helligkeit von 9 schon mit kleinen h astronomen. Schade nur, dass das Objekt der 2016 mit 26° Neigung fast maximal möglich Instrumenten erreichbar ist. NASA/ESA und E. Karkoschka (University of Arizona) of (University Karkoschka E. NASA/ESA und errec

Begierde so weit südlich steht und während geöffnet sind. In Sachen Saturns Sichtbarkeit steht Be- b e der sommerlich-kurzen Nacht nur einen fla- Dass Saturn Ringe hat, ist bereits in klei- obachtern in nördlichen Breiten eine jahre- h chen Bogen über dem Horizont beschreibt. nen Teleskopen ab ca. 30× erkennbar. Dank lange Durststrecke bevor. Im Schneckentem- Achteinhalb Stunden zeigt sich der Pla- der großen Ringöffnung ist bei höheren Ver- po durchläuft der Ringträger die ekliptikale net im südlichen Teil des Schlangenträgers größerungen und ruhiger Luft auch das Be- Südkurve. Erst zur Opposition im August während seiner Oppositionsnacht am 3. obachten der sogenannten Cassinischen Tei- 2021 wird er wieder höher am Himmel ste- Juni. Mit bloßem Auge erscheint Saturn als lung in diesem Jahr einfacher. Sie zeigt sich hen als diesmal. ieses Dokument ist ur

ruhig leuchtender gelblicher Lichtpunkt. Ab- als schmale dunkle Trennlinie im ansonsten ▶ Paul Hombach D

28 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Wichtige Ereignisse

Astronomische Ereignisse im Rendezvous am Abendhimmel Juni/Juli 2016 Mond nahe Jupiter am 11. Juni 3.6. 8:37 MESZ Saturn Opposition (0m)

Mond und Jupiter begegnen sich am der hellen Dämmerung erreicht. Mit dem 5.6. 5:00 MESZ Neumond Abend des 11. Juni im südlichen Teil des Fernglas kann man bereits vor Sonnenunter- 5.6. 10:48 MESZ Merkur (0,m4) größte Sternbildes Löwe. Der kleinste Abstand gang nördlich des Mondes nach Jupiter su- Elongation (24,2°) West zwischen beiden beträgt 2,2° und wird in chen. Mit zunehmender Dunkelheit ist das 6.6. 23:39 MESZ Venus obere Konjunktion Duo bequemer zu sehen. Jupiter erscheint dann dem bloßen Auge als heller Lichtpunkt 11.6. 14:05 MESZ Kleinplanet (8) Flora in Opposition (9,m4, Oph) oberhalb des Mondes. Die Nähe beider 11.6. 21:48 MESZ Mond 2,2° SO Jupiter R. Sparenberg R. Himmelskörper ist nur scheinbar. In Wahr- heit ist der Riesenplanet an diesem Abend 12.6. 10:10 MESZ Mond Erstes Viertel 819 Millionen Kilometer von der Erde ent- 16.6. 0:35 MESZ Mond bedeckt κ Vir (4,m2), fernt, der Mond nur 394.000 Kilometer. Eintritt Bei jedem Mondumlauf kommt der Erd- m trabant einmal an Jupiter vorbei, aber nicht 16.6. 1:50 MESZ Mond bedeckt κ Vir (4, 2), Austritt am hellen Rand alle Begegnungen sind so eng wie diese. Und nicht immer stehen beide Himmelskörper 19.6. 2:48 MESZ Mond bedeckt 24 Sco (4,m9) bei ihrer größten Annäherung für einen be- stimmten Beobachtungsort auch über dem 19.6 3:24 MESZ Mond 2,4° NW Saturn Horizont. Der Mond kann in seltenen Fällen 20.6. 13:02 MESZ Vollmond sogar vor Jupiter herziehen. Die nächste von Europa aus sichtbare Jupiterbedeckung fin- 21.6. 0:34 MESZ Sommersonnenwende Abb. 2: Am 11. Juni passiert der Mond den det am 28. November 2019 statt, allerdings 22.6. 0:04 MESZ Mond bedeckt 43 Sgr Riesenplaneten Jupiter. Allerdings ist anders vormittags am Taghimmel. (4,m9), Eintritt am als am 22.4.2012 diesmal ein größerer Teil der hellen Rand Mondoberfläche beleuchtet. Paul Hombach 22.6. 1:16 MESZ Mond bedeckt 43 Sgr (4,m9), Austritt Rote Rivalen 26.6. 1:13 MESZ Mond bedeckt λ Aqr (3,m7), Austritt Mars nähert sich Antares 27.6. 20:19 MESZ Mond Letztes Viertel Noch steht Mars im Sternbild Waage, doch 3.7. 23:07 MESZ (4368) Pillmore 16,m2 nähert er sich mit gut 0,25° pro Tag dem Stern- bedeckt HIP 94423, 7,m7 bild Skorpion. Dort wartet ein farbähnlicher (1,7s Δm: 8,m5) Rivale auf ihn, den er am 24. August passieren 4.7. 13:01 MESZ Neumond wird. Schon jetzt lohnt es sich, die Annäherung zu verfolgen. 4.7. 18:24 MESZ Erde im Aphel Da vergleichen sich zwei, die verschiedener 7.7. 5:24 MESZ Merkur obere nicht sein könnten – ein kleiner, rötlicher Fel- Konjunktion senplanet und ein wahrer Sterngigant: Der nach 12.7. 2:52 MESZ Mond Erstes Viertel dem antiken Kriegsgott benannte Mars, grie- 20.7. 0:57 MESZ Vollmond chisch Ares, und der Stern α Scorpii, genannt Ant-Ares, was ebenso mit »Gegenmars« wie bis- 27.7. 1:00 MESZ Mond Letztes Viertel weilen mit »marsähnlich« übersetzt wird. Bei- 29.7. 5:20 MESZ Mond bedeckt γ Tau de verfügen über eine ähnliche rötliche Färbung. (Hyadum I) (3,m6), Eintritt Bei Mars ist es der rötliche Staub mit Eisenoxid, am hellen Rand, Dämmerung also ordinärer Rost, der ihm die Farbe verleiht. Antares hingegen ist ein Überriese des Spek- Abb. 3: Das helle Dreieck am Sommerhim- 29.7. 6:21 MESZ Mond bedeckt γ Tau m traltyps M1. Aufgrund der Oberflächentempe- mel aus Mars, Saturn und Antares am 20. Juli um (Hyadum I) (3, 6), Austritt, Taghimmel ratur von nur 3700°C erscheint er dem Auge 22:30 MESZ. orange-rötlich. Trotz seiner fast 600 Lichtjah- 29.7. 14:21 MESZ Mond bedeckt α Tau (Al- debaran) (0,m9), re Entfernung katapultiert ihn seine über zehn- erreichen und damit sogar Jupiter übertreffen. Taghimmel tausendfache Sonnenleuchtkraft auf Platz 15 der Von Anfang Juni wird seine Helligkeit von –1,m9 hellsten Sterne am Himmel. bis auf –0,m7 Ende Juli abnehmen. Am 24. Au- 30.7. 0:00 MESZ Maximum Südliche Delta-Aquariiden, m Antares' Helligkeit schwankt leicht um 1 , gust, wenn beide Himmelkörper nur 1,8° tren- ZHR=16 die des Mars ist ungleich wechselhafter. Wäh- nen, ist Mars aber mit –0,m2 mehr immer noch m 30.7 21:30 MESZ Merkur nur 0,3° N Regu- rend er in Konjunktionsnähe mit blassen 2 da- doppelt so hell wie der Riesenstern. lus (tief über Horizont) m ▶Paul Hombach herkommt, kann er in günstigsten Fällen –2, 7 Zeiten bezogen auf 50° nördliche Breite, 10° östliche Länge.

29 Himmel | Aktuell im Sonnensystem Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel . t g rsa nte t u is ung eit rbr r ve rve r e ite We e Die n. n cke Zwe en vat pri zu ur g n zun Nut Nu t. tz ütz sch s ge ge h ich htl h rec ber b e rhe t u is ent en kum D Do ses ie D

30 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Aktuell im Sonnensystem Abenteuer Astronomiem (nach CalSky) (nach Astronomiem Abenteuer Abenteuer Astronomiem (nach CalSky) (nach Astronomiem Abenteuer . t g ist untersa g reitun b Weiterver Die privaten Zwecken. zu r ur n g n n un zun Nut t. ütz ü h sch e g

h tlic h errec b e h ist ur ent kum ku ses Do ie D

31 Himmel | Aktuell im Sonnensystem Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 1: Hohe Aktivität mit diversen Eruptio- nen auf der Oberfläche und am Sonnenrand am 8.1.2016, aufgenommen vom Solar Dynamics Ob- server (SDO) im extremen UV-Licht.

Himmel SURFTIPPS

• Aktuelle Sonnenaufnahmen der Leser •Leibniz-Institut für Atmosphärenforschung • GONG H-alpha-Network Monitor

 Kurzlink: oclm.de/a3032 Solar Dynamics Observatory Dynamics Solar

Sonne aktuell: Magnetfeldloopings und Eruptionen ie Tage mit einer hohen Sonnen- pe um den Westrand wegrotiert war und die gen wesentlich mehr zu sehen. Ein Beispiel aktivität sind rar geworden. In den Zahl vieler kleiner Gruppen sprunghaft an- dafür wurde Abenteuer Astronomie von ei- ersten beiden Monaten des Jahres stieg, nahm die Aktivität in anderen Wel- nem Leser zur Verfügung gestellt, der mit ei- t.

D g 2016 gab es nur einen echten Höhepunkt und lenlängenbereichen überdurchschnittlich zu. nem Kleinteleskop sowohl die Oberfläche als zwar in den ersten Januartagen. Während Für wenige Tage erinnerte die Sonnenakti- auch den Sonnenrand aufgenommen und im Weißlicht in dieser Zeit eine große Grup- vität wie etwa im Licht des Extremen Ultra- zu einem Komposit zusammengefügt hat. ist untersa

violetts, das nur von Weltraumsatelliten aus Es zeigt sehr schön die typische Größe der g erreicht werden kann, an längst vergangene Protuberanzen der letzten Zeit sowie hel- reitun

Zeiten. Helle Bögen, die auf Magnetfeldern le Flaregebiete und dunkle strichförmige b saßen, und Eruptionen verschiedenster For- Filamente – so werden die über der Ober- men und Größen tummelten sich neben von fläche sichtbaren Protuberanzen bezeich- koronalen Löchern herrührenden Struktu- net. Weitere Leserbilder finden Sie auf ren. Danach fiel die Sonnenaktivität deut- unserer Webseite (vgl. Surftipps). lich ab. Große Gruppen wichen vielen klei- Diese Flaregebiete sind neben eruptiven nen Aktivitätsgebieten. Die verschiedenen Filamenten und koronalen Löchern der Relativzahlen, die zur mathematischen Be- Ursprung für viele energiereiche Ereignisse stimmung des Aktivitätsverlaufs der Sonne auf der Sonne. So gab es im Januar vier und dienen, stiegen an, aber es war nur ein Schein- im Februar sieben M-Flares, deren Strah- effekt, da die Fleckengruppen der beiden lung vom irdischen Magnetfeld aufgefan-

höchsten Klassen E und F nach Waldmei- gen und zu den Polgebieten abgeleitet wur- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver er fast völlig fehlten oder nach nur wenigen de und hier Polarlichter erzeugte, die auch g Tagen wieder zerfielen. von Norddeutschland aus zu beobachten Im Januar wurden 16, im Februar 17 neue waren. Daher bleibt die Sonne auch in Zei-

α ützt. Nutzun

Abb. 2: Die Swonne im H -Licht am 27.3.2016, Fleckengruppen registriert. Im Hα-Licht – ten abnehmender Aktivität weiter für den h

aufgenommen mit einem 35/400mm-Refraktor für das aktuelle Stadium des laufenden Fle- Beobachter interessant. esc g

und einem Hα-Filter. Michael Schröder ckenzyklus nicht ungewöhnlich – war dage- ▶ Manfred Holl h tlic h 350 0,8 A Re

0,7 „A-Netz (bloßes Auge) errec

300 b e

0,6 h 250 „Aktivität gesamt „Aktivität Nordhemisphäre 0,5 200 „ „ α Aktivität Südhemisphäre Aktivität H 0,4 150 0,3 100 0,2

50 0,1

0 0,0 ieses Dokument ist ur

05/2013 08/2014 02/2016 03/2013 08/2014 02/2016 D

32 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Aktuell im Sonnensystem

Abb. 1: 252P/LINEAR am 18. März von Namibia aus. CCD-Auf- nahme mit 300mm-Astro- graf bei 1140mm, CCD-Kame- ra FLI ML 8300, Belichtung 6min (L-Kanal) bzw. je 3min (RGB-Kanäle). Gerald Rhe- mann

Kometen aktuell: t gt. gt g a sa rsa rs r e

Zwei Kometen te t nte nt n u t u tu s is i

ganz nah is g u t leich zwei Kometen flogen im März 252P/LINEAR ent- tung eit ei e

knapp an der Erde vorbei: Der seit wickelte sich im März – br rbr dem Jahr 2000 bekannte 252P/LI- etwas überraschend – zu einem terve G t NEAR und der erst im Januar dieses Jah- spektakulären Objekt. Beobachter auf der res entdeckte P/2016 BA14 (PANSTARRS). Südhalbkugel konnten eine rasante Stei- Fernglasobjekt am Morgenhimmel beob- Die ähnlichen Bahnparameter der beiden gerung von Helligkeit und Komadurch- achtet werden. Schweifsterne lassen auf einen gemeinsamen messer feststellen. P/2016 BA14 (PANSTARRS), der für Be- Ursprung schließen. Wahrscheinlich trenn- Am 8. März war die Koma 5' groß und obachter der nördlichen Hemisphäre weit- te sich die wesentlich kleinere Komponente die Gesamthelligkeit lag bei etwa 10,m0. aus günstiger platziert war, blieb leider we- P/2016 BA14 erst Mitte des 19. Jahrhunderts Aber schon am 11. gab es Berichte von 7,m0 sentlich schwächer. Er entwickelte fast kein von LINEAR. Die zwei Kometen durchlie- Helligkeit bei einem Durchmeser von 30'. Koma und blieb sternförmig bei einem Ma- fen am 15. März ihr Perihel und kamen prak- Am 14. März war er dann bereits 6,m5 hell ximum von 12,m5.

tisch zeitgleich (21. und 22. März) in Erdnä- und ein einfaches Fernglasobjekt. Der Ko- Im Juni und Juli gibt es nach derzeitigem nur zu privaten Zwecken. Die Wei he – 252P bis auf 0,036AE, P/2016 BA14 sogar met steigerte seine Helligkeit bis zur Erd- Stand keine helleren Kometen. g bis auf 0,023AE. Damit hat dieser Komet den nähe um 0,m5 pro Tag und wurde am 19. ▶ Burkhard Leitner drittkleinsten beobachteten Abstand zur freisichtig mit einer Helligkeit von 4,m8 und ützt. Nutzun

Erde, lediglich Komet Lexell 1770 und 55P/ einem Durchmesser von 50'. h SURFTIPPS

Tempel-Tuttle 1366 waren uns noch näher. Zur Erdnähe raste 252P mit 10° pro Tag esc g

Die Gelegenheit, gleich zwei Kometen so über den Südhimmel, die Helligkeit er- h

m tlic erdnah beobachten zu können, wurde auch reichte 4, 0 und der Komadurchmesser • 252P/LINEAR bei S. Yoshida h von professionellen Observatorien, dem 70'. Ende März stieg der Komet dann auch errec

Hubble Space Telescope und vom Gold- über den mitteleuropäischen Horizont  Kurzlink: oclm.de/a3033 b e stone-Radioteleskop der NASA genutzt. und konnte den ganzen April noch als h

Kometen im Juni/Juli 2016

Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungsfenster erw. Helligkeit

m m ieses Dokument ist ur

9P/Tempel 3.4.1867 2.8.2016 (1,54AE) 13.4.2016 (0,98AE) April bis August 2016 11 bis 13 D

33 Himmel | Aktuell im Sonnensystem Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Planeten aktuell: Die Großen Drei n den Sommermonaten sind die drei für Hobby-Astronomen spannendsten Pla- Ineten am Abendhimmel versammelt. Jupiter sollte man so früh wie möglich be- obachten, er geht schon in der Dämme- rung am Westhimmel unter. Mars folgt tief am Südhimmel, er erreicht zum Ende der Abenddämmerung seinen höchsten Stand. Saturn ist ihm nur wenig auf den Fersen Richtung Osten und kann am längsten be- obachtet werden. Jupiter ist vor dem Eintreffen der Raum- sonde Juno im Juli ein besonders interes- santes Ziel. Im Teleskop sind nicht nur die vier Galileischen Monde, sondern auch die beiden dunklen Hauptwolkenbänder schon bei geringer Vergrößerung zu sehen. Mit Teleskopen von 80mm bis 100mm Öffnung und Vergrößerungen ab 150× kann man feinere Einzelheiten ausmachen. Die be- kannteste ist sicher der Große Rote Fleck. Er erscheint momentan relativ klein, aber gut sichtbar orange eingefärbt. Seine vari- able Längenposition liegt derzeit bei 243° t. im Rotationssystem II. g Das südliche Äquatorband (SEB) ist in weiten Teilen in zwei Stränge geteilt. Da- ist untersa

mit unterscheidet es sich von seinem nörd- Abb. 2: Jupiter am 23. März. Der Gro- g lichen Gegenstück (NEB). In letzterem ße Rote Fleck leuchtet in sattem Orange. reitun

hat sich bei 270° Länge, also fast nördlich Rudolf Hillebrecht b des Großen Roten Flecks, ein heller ova- ler Wirbel am Nordrand eingenistet. Das bemerkte er einen hellen Blitz am Rand des andere langlebige Sturmsystem auf Jupi- Planeten. Er stammt von einem ca. 10m bis ter, das Oval BA, liegt dagegen südlicher 20m großen Körper, der auf Jupiter einge- als der Große Rote Fleck bei einer Länge schlagen ist. Es ist der erste derartige Im- von 340°. Es dürfte ihn im Juni bereits ein- pakt, der vom deutschen Sprachraum aus geholt haben. entdeckt wurde. In der Jupiter-Atmosphäre Am 17. März um 1:30 MEZ filmte der blieben jedoch keine Spuren zurück. österreichische Amateur Gerrit Kernbau- Mars ist jetzt ideal beobachtbar, leider er den Riesenplaneten. Zehn Tage später steht er tief im Süden, so dass sein Licht nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g SURFTIPPS

• Aktuelle Planetenfotos ützt. Nutzun h unserer Leser esc g • Video von Gerrit Kernbauer h tlic  Kurzlink: oclm.de/a3034 h errec b e h

Abb. 3: Spektakulär, aber schwierig zu be- Abb. 1: Jupiter in voller Pracht obachten waren die besonderen Mondereig- mit Großem Roten Fleck am 10. März. nisse in der Oppositionsnacht am 8. März. Die- Christopher Go se beeindruckende Aufnahme gelang mit einem ieses Dokument ist ur

150mm-Teleskop! Silvia Kowollik D

34 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Aktuell im Sonnensystem ALPO-Japan ALPO-Japan

Abb. 4: Mars am 20. März mit Wolken über den Abb. 5: Der beeindruckende Ringplanet mit der dunklen Cassini- und vielen weiteren großen Vulkanen des Tharsis-Plateaus. Teilungen. einen langen Weg durch die Atmosphäre Saturns Ring ist ein absoluter Hin- der Oppositions-Stellung am 3. Juni, bei nehmen muss. Damit wird ein gutes Bild gucker diesen Sommer. Bei mindestens der er verschwunden war, mit jedem Tag bei ruhiger Luft unwahrscheinlicher. Der 100-facher Vergrößerung kann man deut- breiter wird. Durchmesser des Planetenscheibchens be- lich die dunkle Teilungslinie erkennen, die Auf Saturns Planetenscheibchen tut trägt Anfang Juni noch fast die Hälfte von den inneren helleren Ring B vom äußeren sich meistens nicht allzu viel. Oft ist nicht Jupiter, fällt jedoch bis Ende Juli deutlich dunkleren Ring A trennt. Weitere Ring- mehr als ein dunkles Äquatorialband zu ab. Im Teleskop erkennt man ab ca. 200-fa- teile wie der noch weiter innen liegende sehen. Der Ringplanet ist jedoch ab und cher Vergrößerung einzelne dunkle Fle- Ring C sind nur mit großen Teleskopen an für Überraschungen gut, dann entste- cken. Diese sogenannten Albedostrukturen zu erkennen. Spektakulär sind die Schat- hen plötzlich ausgedehnte Sturmsysteme, t. kennzeichnen lediglich eine andere Boden- tenspiele, die sich durch die unterschiedli- die im Teleskop als kleine helle Flecken zu g beschaffenheit. Die gewaltigen Marsvulka- che Richtung von Erde und Sonne ergeben. sehen sind. ne sind dagegen nur durch die an ihren Gip- Man kann im Teleskop verfolgen, wie der ▶ Ronald Stoyan ist untersa

feln entstehenden Wolken zu sehen. Schatten des Planeten auf dem Ring nach g reitun IM DETAIL b

Die Saturnmonde beobachten

Die vier großen Jupitermonde sind sehr hell noch näher an Saturn und und schon im Fernglas zu sehen. Alle ande- damit deutlich schwerer WinJUPOS ren des insgesamt mehr als 60 Körper umfas- sind Tethys und Dione Tethys Saturn Mimas senden Systems bleiben jedoch mit normalen zu sehen. Hier sollte man

Amateurteleskopen unerreichbar. Das ist bei 150mm Öffnung und min- Enceladus Saturn anders: Der Ringplanet hat kaum we- destens 200-fache Ver- niger Monde als Jupiter, doch lassen sich hier größerung ansetzen. Wer nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver ganz unterschiedlich helle Monde beobach- ein Teleskop von mehr g ten. Neben der Helligkeit spielt dabei auch die als 300mm Öffnung hat, Nähe zum Planeten eine große Rolle, denn kann sich darüber hinaus Dione Rhea der Ring überstrahlt die kleinen Lichtpünkt- an Enceladus und Mimas ützt. Nutzun h chen im Okular. versuchen, die noch ein- esc g

Titan ist der weitaus größte Saturnmond. Er mal deutlich schwächer Abb. 6: Das innere Saturnmondsystem am 3. Juni um 1:30 MESZ. h tlic

ist nur wenig schwächer als die Galileischen sind und noch dichter am h Monde um Jupiter. Er ist schon mit kleinen Te- Planeten stehen. Eine Besonderheit ist Jape- tion wichtig. Mit einem Planetariumspro- errec

leskopen als »Sternchen« unweit des Plane- tus. Er hat eine dunkle und eine helle Hemi- gramm kann man sich die genauen Posi- b e ten zu erkennen. sphäre und ist deshalb mal relativ einfach, mal tionen anzeigen lassen und gezielt nach h Viel näher am Planeten steht Rhea. Sie ist schwer zu sehen. Seine Bahn liegt noch au- ihnen suchen. Dabei hilft das gezielte Da- jedoch auch deutlich dunkler als Titan und ßerhalb derjenigen von Titan. nebenschauen (»Indirektes Sehen«), da- erfordert daher ca. 100mm Teleskopöffnung Für die Entdeckung der schwächeren mit die lichtempfindlichen Zellen des Auges und ein geübtes Auge. In etwa gleich hell, aber Monde ist die Kenntnis der genauen Posi- angesprochen werden. ieses Dokument ist ur D

35 OSTEN Himmel Jetzt am Abendhimmel am Jetzt 1. Juli 2016: 21:00 MESZ 21:00 2016: Juli 1. MESZ 23:00 2016: Juni 1. Der Skorpion Sternbild-Streifzüge: Himmel 36 Beobachtungsempfehlungen für Juni/Juli 2016 Juni/Juli für Beobachtungsempfehlungen

–1 –1 4 0 5 3 2 1 Delphin

m Adler m m m m m m

M 25 M

Schild M 11 M Atair

| Jetzt amAbendhimmel | Jetzt

M 24 M

Pfeil

M 17 M

M 8 M

M 16 M

M 21 M M 71 M

M 27 M

IC 4756 IC M 23 M

Sommerdreieck

Schwan Cr 399 Cr 6940

Füchschen 6633

M 9 M

M 62 M

M 14 M

Schlangenträger

Eidechse IC 4665 IC

M 19 M

M 56 M

Saturn 7000

Antares 7209

M 10 M

Leier Fernglas-Wanderung: der Skorpions In den Scheren

Deneb

M 12 M

M 39 M

Skorpion

7243 Herkules

Wega M 4 M

M 31 M Schlange

7510

Mars 92 M M 32 M

M 13 M Nördliche Krone Nördliche

Drache

Kepheus M 52 M

Waage M 5 M

Arktur

Kleiner Bär Kleiner

SÜDEN Ekliptik 457

N Kassiopeia

M 101 M

Bärenhüter Frühlingsdreieck M 103 M im Skorpion Paar Doppeltes Stadtbeobachter: für Deep-Sky-Schätze

Jungfrau Polaris

884/869

N M 3 NORDEN M 51 M Jagdhunde M 34 M 83

M 53 Mel 20

Spika M 82 Giraffe Haar der Berenike M 81 1502

Perseus Großer Bär Mel 111 Rabe M 104

Kapella Abenteuer Astronomie 3 Löwe

Becher Ein kosmisches Fossil Landbeobachter: Fuhrmann für Deep-Sky-Schätze Jupiter

Regulus M 38

M 36 Kastor M 37 Zwillinge Sextant Krebs Pollux Wasserschlange Breite, nördliche 50° für M 44

M 35 10° östliche Länge | Juni/Juli 2016 Juni/Juli

M 67

WESTEN Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privatentZ Zwecken.Z Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Sternbild-Streifzüge: Der Skorpion

us dem deutschsprachigen Raum ist vom Skorpion nur der nördliche Teil Azu sehen. Sein orangefarben strah- lender Hauptstern Antares (α Scorpii) mar- kiert das Herz des Spinnentiers und zählt zu den 15 hellsten Sternen des Nachthimmels. Er ist ein wahrer Gigant: als Roter Überrie- se besitzt er den mehr als 700-fachen Durch- messer unserer Sonne. Wer das Sternbild voll- ständig sehen möchte, muss mindestens ans Mittelmeer reisen.

In vielen Kulturen zu Hause

Der Name des Sternbilds geht auf die Him- melsbeobachter in Mesopotamien zurück. Abb. 1: Im Vor rund 5000 Jahren nannten die dortigen deutschsprachi- Sumerer die Konstellation GIR.TAB, was gen Raum bleibt der wörtlich etwa »scharfe Waffe« oder »bren- gefährliche Schwanz nender Stachel« bedeutet. Das Sternbild ver- des Skorpions leider unter banden sie mit Išhara, einer Göttin der Un- dem Horizont verborgen. terwelt. Zugleich stellte man es sich auch als Skorpion-Menschen vor. Im sumerischen Gil- t gamesch-Epos bewachen nämlich zwei Skor- gt. rsa e pion-Männer das Tor zur Unterwelt, durch e das die Sonne täglich ein- und ausgeht. leskop lassen sich Einzelsterne erkennen; seine ge Grad über dem Südhorizont. Die auffälligen

m ist unt

Die bekannteste mythologische Geschichte hellsten Mitglieder sind immerhin heller als 11 . Sterne des markanten Sternfächers nordwest- g stammt aus dem antiken Griechenland und Weitere interessante Sternhaufen sind M 80 lich von Antares gehören zum sog. Antares-Be- reitun

handelt vom starken Jäger Orion, der damit sowie das Paar aus M 6 und M 7. Letzterer ist wegungshaufen Collinder 302. Die Sterne sind b angab, jedes Tier erlegen zu können. Die ver- das südlichste Objekt der Messier-Liste und kul- gemeinsam entstanden, ansonsten gibt es je- ärgerte Artemis, die Göttin der Jagd, sandte miniert im deutschsprachigen Raum nur weni- doch nur einen lockeren Zusammenhang. daraufhin einen Skorpion aus, um den prah- ▶ Nico Schmidt lerischen Jäger zu töten. Durch einen Stich mit dem giftigen Stachel starb Orion. Die beiden 18h 00min 17h 00min 16h 00min Gegner wurden möglichst weit voneinander Graffias -20º entfernt an den Sternhimmel versetzt. In den M80 Mythen der Maori, der Ureinwohner Neusee- Ekliptik Dschubba Schauroth v. Kai lands, stellt das gewundene Sternbild hinge- gen einen magischen Fischerhaken dar, mit M 19 Antares Alnyat SCHÜTZE π dem der Halbgott Maui eines Tages ein Stück M4 nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver τ g Land aus dem Ozean zog. Die so geangelte In- SCHLANGENTRÄGER sel zerbrach schließlich in zwei Teile: Neusee- M 62 land war entstanden. -30º M 6 Collinder 302 ützt. Nutzun

SKORPION WOLF h

ε esc

Sternhaufen, kugelförmig g M 7 und offen h

Shaula tlic Lesath μ h Durch seine Nähe zum Band der Milchstraße κ errec

finden sich im Skorpion viele Sternhaufen. Mit ι b e einer Helligkeit von 5,m8 müsste der Kugelstern- h -40º η ζ haufen M 4 gerade noch mit bloßem Auge er- Sargas kennbar sein, doch stört der sehr helle Haupt- fst 5m , 0 stern Antares. M 4 zählt mit einer Entfernung von 7200 Lichtjahren zu den nächstgelegenen Kugelsternhaufen. Schon mit einem kleinen Te- Abb. 2: Übersichtskarte des Sternbilds Skorpion mit den Beobachtungsempfehlungen, rot ein- ieses Dokument ist ur

gekreist ist der Antares-Bewegungshaufen. D

37 Himmel | Jetzt am Abendhimmel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

NASA/GSFC/Arizona State University Mond-Spaziergang: Bilharz (43km) und Naonobu (35km) bie- tet einen schönen Kontrast zu Langrenus. Naonobu Highlights am Mondrand Seltener doppelter Ringwall Atwood Bilharz Nahe dem östlichen Mondrand – auf dem Das mächtige und 177km große Ringgebir- gleichen Längengrad gelegen – finden sich ge Petavius zeigt sich wie Langrenus in ei- zwei Krater, die bereits ab dem dritten Tag nem guten Erhaltungszustand. Die vielstu- Langrenus nach Neumond zu beobachten sind: Lan- fig terrassierten Wallhänge überragen den grenus am östlichen Rand des Mare Fe- gewölbten Kraterboden im Westen 3300m; cunditatis (Meer der Fruchtbarkeit) und im Osten sind sie noch 1800m hoch. Die Petavius am südlichen Ende des Meeres. Wallhänge zeigen eine seltene Besonder- heit: Der südwestliche Abschnitt teilt sich Typisch Ringgebirge beim Krater Wrottesley (58km) in zwei se- parate Wallkämme, so dass ein doppelter Der 132km durchmessende und 4300m Ringwall zu sehen ist. Das Zentralgebirge tiefe Krater Langrenus ist ein typisches zeigt sich bei gutem Seeing in eine Vielzahl Ringgebirge mit klar abgegrenztem Wall von einzelnen Gipfeln unterteilt. Dabei er- und den charakteristischen terrassenarti- reicht das Gebirge fast die Höhe des Walls. gen Stufen der inneren Wallhänge. Sein bis zu 1400m über den Kratergrund heraus- Mal schwarz, mal hell ragendes Zentralgebirge besteht aus zwei Hauptgipfeln. Mit diesen Merkmalen wird Ausgehend von dieser zentralen Erhebung Wrottesley Langrenus oft mit dem in der Mondmitte erstreckt sich in südwestlicher Richtung liegenden Copernicus (vgl. Abenteuer Ast- das Highlight von Petavius: Die Hauptril- ronomie 1) verglichen. Der weitgehend fla- le der Rimae Petavius (Petaviusrillen). Der Petavius che und mit Lava überflutete Kratergrund 80km lange Spannungsbruch zeigt sich im ist nur im Norden und Nordwesten von Teleskop am Morgenterminator als dün- einigen niedrigen Hügeln bedeckt. Diese ne schwarze Linie, die sich kontrastreich nur etwa 100m hohen Erhebungen sind vom Untergrund abhebt. Am Abendter- gut bei sehr flachem Sonnenstand erkenn- minator dagegen erscheint sie als hel- bar. Das Strahlensystem von Langrenus ler Strich, da jetzt die Innenseite der Ril- ist wenig ausgeprägt. Das helle Auswurf- le beleuchtet wird. Weitere schwieriger zu material ist hauptsächlich in drei Strah- beobachtende Rillenabschnitte befinden len gruppiert, die sich gut von der dunklen sich nördlich und nordöstlich des Zen- Oberfläche des Mare Fecunditatis abhe- tralgebirges. Entdeckt wurden die Rimae Abb. 1: Langrenus und Petavius sind ben. Das nordwestlich liegende Trio aus Petavius von dem deutschen Astronomen zwei typische Ringgebirge mit Zentralberg. den lavagefüllten Kratern Atwood (29km), Hieronymus Schröter. Lambert Spix

Abb. 3: Zeichnung von Langrenus: Das Gebirge wirft bei flachem Son- nenstand zwei lange Schatten auf den Kraterboden. Lambert Spix

IM DETAIL

Lichtstrahl in Hyginus

Bei einem Mondalter von etwa 7 Tagen die flach stehende Sonne durch die Rima nach Neumond erscheint auf dem schat- Hyginus und beleuchtet so einen schmalen tenbedeckten Kraterboden von Hygi- Streifen. Die Vergrößerung sollte aufgrund Abb. 2: Beide Krater befinden sich nus ein Lichtkeil, der mit zunehmendem der geringen Größe des Lichtstrahls hoch

NASA/GSFC/Arizona State University nahe des Mondrandes. Mondalter an Breite gewinnt. Hier scheint genug sein, am besten 150× oder mehr.

38 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Jetzt am Abendhimmel

Abb. 1: Der farbenfrohe Rho-Ophiuchi-Nebel und seine Umgebung: Antares ist der helle oran- ge Stern unterhalb des Nebels, rechts davon der Kugelsternhaufen M 4. Jim Thommes

Fernglas-Wanderung: In den Scheren der Skorpions Das Sternbild Skorpion ist eine der ein- drucksvollsten Konstellationen am Him- mel, jedoch nur von Südeuropa aus voll- ständig zu sehen. Dort stört auch der Horizontdunst die Beobachtungen nicht mehr, so dass Sie im Urlaub Ihr Fernglas nicht vergessen sollten! Doch selbst von Mitteleuropa aus kann man diese Tour bei guten Sichtbedingungen angehen, es lohnt sich!

Vielfältige Kugelsternhaufen nördlich von M 4 befindet und von die- Drei von Fünf t. Auf Fotos wirken Kugelsternhaufen oft sem über ς und ο Sco aufgesucht werden g zum Verwechseln ähnlich, doch können kann. Allerdings leuchtet M 80 wesent- Der Stern ρ Oph ist vor allem wegen wir auf unserer Wanderung selbst mit dem lich schwächer, so dass er im Horizont- des gleichnamigen farbenfrohen Nebels ist untersa

Fernglas drei sehr unterschiedliche Exem- dunst oft nur als rundlicher Nebelklecks bekannt, der im Fernglas jedoch nicht g plare sehen. Nur etwa 1° westlich von An- zu erahnen ist. sichtbar ist. Aber auch ρ Oph selbst ist in- reitun

tares befindet sich der helle und große Ku- Schwenken wir das Fernglas von Anta- teressant: Es handelt sich um ein Fünf- b gelsternhaufen M 4. Obwohl er noch nicht res aus 7,5°, also etwa eine Sehfeldbreite, fach-Sternsystem, von dem drei Kom- in Einzelsterne aufgelöst werden kann, nach Osten über die Sternbildgrenze hin- ponenten bei guten Sichtbedingungen wirkt er im Fernglas durchaus körnig. weg zum Schlangenträger, erreichen wir bequem mit dem Fernglas aufzulösen sind, Aufmerksame Beobachter erkennen einen einen weiteren Messier-Kugelsternhaufen, da sie jeweils gut 150" voneinander ent- »Balken«, der durch sein Zentrum verläuft. nämlich M 19. Dieser zeichnet sich durch fernt stehen. Finden lässt sich ρ Oph rela- Ein weiterer Messier-Kugelsternhau- eine auch schon im Fernglas erkennbare tiv leicht, da er nur 3° nördlich von Anta- fen im Skorpion ist M 80, der sich gut 3,5° ovale Form aus. res bzw. M 4 liegt. KayHempel

17h 00min 16h 30min 16h 00min Jabbah PRAXISTIPP nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver

Graffias g -20º

.7.1. Kai v. Schauroth v. Kai

15.6. .6.1. Saturns großer Begleiter Saturn 15.5. Im Erscheinungszeitraum dieser Aus- Ekliptik ützt. Nutzun h Dschubba gabe steht Saturn nur wenige Grad vom

M80 esc g

Skorpion entfernt im Sternbild Schlan- h ρ genträger. Sein Ringsystem lässt sich tlic SCHLANGENTRÄGER erst bei Vergrößerungen ab etwa 30× h

sehen, ein Fall für den Feldstecher ist errec b

-25º e

aber der größte Saturnmond Titan mit h SKORPION Alnyat einer Helligkeit von 8,m4. Wichtig ist hier M 19 Antares π eine möglichst große Entfernung zum M4 hellen Saturn. Geeignete Zeitpunkte fst 8m , 0 können mithilfe der Grafiken im »Him- mels-Almanach 2016« oder eines Pla- netariums-Programms ermittelt werden. ieses Dokument ist ur Abb. 2: Rund um Antares findet sich eine Vielzahl spannender Fernglasobjekte. D 39 Himmel | Jetzt am Abendhimmel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 D. BlaneD.

Abb. 2: Zeichnung von ν Scorpii im Teleskop.

Abb. 1: Der »Blue Horsehead « IC 4592 im Skorpion (Norden liegt unten). ν Scorpii befindet sich am Nasenrücken des Kopfes und sorgt für die bläuliche Färbung. Unterhalb der »Ohren« ist der ebenfalls bläuliche Ne- bel IC 4601 zu erkennen. Scott Rosen

Für Stadtbeobachter: Doppeltes Paar im Skorpion t. g Bei ν Scorpii handelt es sich um ein Vier- lativ leicht zu finden ist: Von β Scorpii, dem Orion. Nur wenige wissen, dass es auch im fach-Sternsystem, das häufig mit dem »Dop- nördlichsten Stern der drei Scherensterne, Sternbild Skorpion einen Nebel gibt, dessen ist untersa

pel-Doppel« ε Lyrae verglichen wird. Bereits braucht man das Teleskop lediglich 1,5° öst- Form an den Kopf eines Pferdes erinnert: IC g mit 25-facher Vergrößerung lässt sich das ers- lich zu schwenken bis hin zu einem markan- 4592. Der Nebel fällt besonders durch seine

m m reitun te Pärchen trennen: Eine 4 starke Kompo- ten Dreieck mit zwei 7 hellen Sternen und ei- überwiegend bläuliche Färbung auf. Verant- b nente löst sich mit einem komfortablen Ab- nem Stern der 4. Ordnung. Der hellere Stern wortlich dafür ist der auf dem »Nasenrücken« stand (41") von einem etwas schwächeren ist unser Ziel: ν Scorpii. des Pferdes gelegene ν Scorpii. Um den blauen Begleiter (6,m3). Beide Komponenten haben Pferdekopfnebel im Umfeld von ν Scorpii zu ihrerseits Begleiter, deren Trennung jedoch Pferdekopfnebel im Skorpion sehen, sind allerdings ein sehr dunkler Him- sehr viel schwieriger ist und eine erheb- mel und ein südlicher Standort nötig. lich größere Öffnung erfordert. Mit einem Beim Pferdekopfnebel denkt vermutlich 200mm-Teleskop ließ sich bei über 200-fa- jeder an das markante Objekt im Sternbild ▶ Karl-Peter Julius cher Vergrößerung eine dritte Komponen- te erahnen, wirklich gelungen ist die Tren- nung aber auch damit nicht. Der Beobachter 17h 00min 16h 30min 16h 00min ν benötigt also nicht nur eine gute Sicht zum nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver

Graffias g Horizont, sondern auch einiges an Geduld. -20º Kai v. Schauroth v. Kai Tief am Horizont ützt. Nutzun

Ekliptik h Dschubba ν Scorpii liegt mit einer Deklination von M80 esc g

–19° ähnlich südlich wie M 41. Wer also in der ρ h tlic Lage ist, den horizontnahen Offenen Stern- SCHLANGENTRÄGER h haufen im Sternbild Großer Hund zu be- errec obachten, kann sich an den sommerlichen b -25º e Ausflug zum Skorpion wagen. Ein geeigneter SKORPION Alnyat h M 19 Ausgangspunkt ist hierbei Antares, der in den Antares π Sommermonaten zusammen mit den Sche- M4 rensternen des Skorpions, π, δ und β Scorpii fst 8m , 0 über dem Horizont zu sehen ist. In der Stadt gilt es da manchmal eine Häuserlücke aus- ieses Dokument ist ur zunutzen. Von Vorteil ist, dass ν Scorpii re- Abb. 3: Aufsuchkarte für ν Scorpii und M 4. D

40 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Himmel | Jetzt am Abendhimmel

Abb. 1: M 4 ist einer der nächst- gelegenen Kugelsternhaufen. Rudolf Dobesberger

Deep-Sky-Schätze für Landbeobachter: Ein kosmisches Fossil

m Skorpion finden sich zahlreiche helle ße auf einer weiten Bahn und durchläuft so bis 150mm Öffnung zur Auflösung in Ein- t. Nebel und Sternhaufen. Das macht ihn auch immer wieder die galaktische Scheibe. zelsterne benötigt werden, muss man in Mit- g I populär bei vielen Beobachtern und Fo- Dabei gehen in der Regel zahlreiche Haufen- teleuropa schon 200mm Öffnung verwenden. tografen. Er ist allerdings von Mitteleuro- sterne verloren, so dass M 4 im Laufe der Zeit Auffälligstes Merkmal von M 4 ist ein läng- ist untersa

pa aus schwer zu beobachten. Nur wenige an Leuchtkraft eingebüßt haben dürfte. Das licher Balken hellerer Sterne, der quer durch g Nächte im Jahr bieten die passende Kombi- Licht des Kugelsternhaufen wird heute au- den Kugelsternhaufen verläuft. reitun nation aus guter Horizontsicht, ausreichender ßerdem durch das interstellare Medium um Nur ein halbes Grad nordöstlich findet sich b Dunkelheit und klarem Himmel. Dann zie- ein bis zwei Größenklassen geschwächt. mit NGC 6144 ein weiterer, allerdings deut- hen Objekte wie der helle Kugelsternhaufen lich schwächerer Kugelsternhaufen. Astro- M 4 die Beobachter geradezu magnetisch an. Auf den Standort kommt es an fotografen bilden M 4 oft zusammen mit der M 4 wurde im Zeitraum 1745/1746 von Phi- farbenprächtigen Rho Ophiuchi/Antares-Re- lippe Loys de Chéseaux entdeckt und 1764 Von der Südhalbkugel aus ist M 4 bei op- gion ab – eines der spektakulärsten Motive von Charles Messier in seinen Katalog auf- timalen Bedingungen fast noch mit blo- des gesamten Himmels. ▶ genommen. Messier konnte M 4 auch in sehr ßem Auge als blasses Nebelchen direkt ne- Matthias Juchert n Zwecken. Die Weiterver schwache Einzelsterne auflösen und war da- ben Antares erkennbar. In Mitteleuropa wird e mit der Erste, dem dies bei einem Kugelstern- für die Beobachtung jedoch durch die gerin- haufen gelungen ist. ge Horizonthöhe und die Mitternachts- dämmerung erschwert, so dass auf je- den Fall ein Fernglas benötigt wird.

Kugelsternhaufen vor zung nur zu private Dieses zeigt in schönem Kon- der Haustür Nut Nu N

trast zum orangefarbenen An- t t. tz Mit einer Entfernung von etwa 7200 Licht- tares einen deutlichen Nebel- ütz ch jahren ist M 4 der uns nächstgelegene Kugels- ball. Auch der Anblick im Te- sch ternhaufen, der mit Amateurinstrumenten leskop ist stark vom Standort ge ich

beobachtet werden kann. Nur der erst 2006 abhängig. Während von südli- htl c rechtlich

im Infraroten entdeckte Haufen FSR 1767 cheren Standorten nur 120mm r liegt mit 4900 Lichtjahren noch näher. Mit ber be b rhe rh rheberrechtlich geschützt

einem Alter von 12,2 Milliarden Jahren er- u tu t u s is blicken wir hier ein kosmisches Fossil: Die Abb. 2: So is

Sterne des Haufens dürften alle das gleiche sieht der Kugel- ent hohe Alter haben und damit eine noch ver- sternhaufen in einem gleichsweise ursprüngliche Zusammenset- kleinen 70mm-Teleskop zung aufweisen. Wie alle Kugelsternhaufen bei 56× aus. R. Stoyan

umrundet M 4 das Zentrum der Milchstra- Dieses Dokum

41 Praxis Praxis 42

NASA/JPL/USGS Polkappe. die auf Blick mit Orbit Mars des Abb. 1: | Spix' Spechteltipps Fotografie aus dem Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Juni/Juli

DieD ses Dokument ist urhebere recechtlh ichh geeschscschc ützützt. NutNuutzunzunungng nurur zuzu priprpriivatvav ene Zweckeken.n DieD e Weiterverbreitung ist untetet rsars gt. Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Spix' Spechteltipps

ie leuchtend orange-rote Erscheinung men wie z.B. Bakterien entwickelt haben. Die des Mars am Nachthimmel zieht die Entfernung Erde-Mars schwankt aufgrund sei- PRAXISTIPP DMenschen bis heute in ihren Bann. ner stark elliptischen Umlaufbahn zwischen Allein fünf aktive Sonden umkreisen aktu- 55,6 Millionen und 101 Millionen Kilometern. Der richtige ell den Roten Planeten und zwei Rover erkun- Beobachtungszeitpunkt den seine Oberfläche. Mit dem ExoMars Tra- Mars im Teleskop ce Gas Orbiter samt Landemodul Schiaparelli Für den visuellen Beobachter ist Mars ist gerade eine weitere Mission auf dem Weg Schon im 17. Jahrhundert konnte man im eine Herausforderung. In der Opposition zum Mars. Teleskop dunkle Strukturen auf der Oberflä- 2016 erscheint das Marsscheibchen nur Viele alte Kulturen sahen in Mars den Boten che des Mars erkennen. Diese Beobachtungen 18,4 Bogensekunden groß. Im Vergleich für Krieg und Zerstörung. Die Griechen über- lassen sich heute bereits im kleinen Teleskop dazu besitzt der Mond eine Größe von nahmen diesen Glauben von den Babyloniern von 70mm nachvollziehen. Diese sogenannten 1800 Bogensekunden, ist also 100-mal und aus deren Kriegsgott Nergal wurde Ares, Albedo-Strukturen sind vergleichbar mit den so groß! Darüber hinaus erreicht der Pla- der Feuer und Eisen beherrscht. Schließlich »Meeren« des Mondes. Es sind also Struktu- net dieses Jahr nur eine Höhe von etwa nannten ihn die Römer nach ihrem Kriegsgott ren auf den Oberflächen von Himmelskörpern, 18° über dem Horizont. Für eine erfolg- Mars. Auch die Science-Fiction-Literatur der die durch unterschiedlich starke Rückstrahl- reiche Beobachtung der Albedo-Struk- 50er Jahre des letzten Jahrhunderts übernahm eigenschaften des Materials bei Lichteinfall turen oder der Polkappen müssen da ge- diese Sichtweise und beschrieb Mars gerne als entstehen, so dass unterschiedlich helle bzw. wisse Bedingungen erfüllt sein: Warten Ursprung feindlicher Invasoren. dunkle Gebiete sichtbar werden. Sie erschei- Sie mit der Beobachtung, bis der Planet nen auf dem Mars meistens in einem mehr seine höchste Stellung im Süden erreicht Mars im Profil oder weniger hellen Braunton im Gegensatz und nutzen Sie eine Nacht mit sehr ruhi- zum vorherrschenden orange-rot der übrigen ger Luft. Wie gut das Seeing ist, verraten Mars hat einen erdähnlichen Aufbau, Marsoberfläche. Eine besonders prägnante Al- die Sterne: Flackern sie auch in Horizont- besitzt somit einen Kern, einen Mantel bedo-Struktur ist die »Große Syrte«, lateinisch nähe nur wenig, ist die Luftunruhe gering. und eine feste Kruste. Seine typische rote Syrtis Major, die im Teleskop als dunkle drei- Jetzt können Vergrößerungen von über Farbe stammt von Eisenoxid, also Rost. eckige Struktur erscheint. 100× genutzt werden. t. Mit einem Äquatordurchmesser von Beachten Sie allerdings, dass es für g 6792km ist der Planet nur etwa halb so Veränderliche Polkappen eine gegebene Teleskopöffnung eine groß wie die Erde. Ein Tag auf dem Mars höchstmögliche sinnvolle Vergrößerung ist untersa

dauert 24 Stunden und 37 Minuten und Spannend ist auch die Beobachtung der Pol- gibt. Als Faustformel gilt: Maximale Ver- g ist damit fast gleich lang wie ein Erdtag. kappen, die sich als sehr helle weißliche Fle- größerung = Teleskopöffnung × 2. Ein op- reitun

Die Bilder und Daten der auf dem Mars cken im Teleskop darstellen. Diese Struktu- tisch gutes Teleskop von z.B. 70mm Öff- b gelandeten Sonden zeigen einen trocke- ren verändern sich im Verlauf der Jahreszeiten nung erreicht also bei 140× Vergrößerung nen Wüstenplaneten, dessen Atmosphä- des Mars deutlich. Mit dem einsetzenden seine Leistungsgrenze. re nur rund ein Prozent des irdischen Marsfrühling auf der entsprechenden Hemi- Luftdrucks aufweist. Allerdings deutet al- sphäre schmilzt die Polkappe langsam ab, wird les darauf hin, dass es in der Frühzeit des kleiner und verschwindet im Sommer schließ- Planeten eine sehr viel dichtere Atmosphä- lich ganz. Auf der entgegengesetzten Hemi- INTERAKTIV re gegeben haben muss und sogar flüssiges sphäre kann im dortigen Herbst und Winter Wasser vorhanden war. Es könnte sich also parallel ein Anwachsen der Polkappe beob- durchaus Leben in Form von Mikroorganis- achtet werden. nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g L.Spix L.Spix ützt. Nutzun h esc g

h tlic Lambert Spix' langjährige Leiden- h

schaft ist die praktische Astronomie errec b e

und ihre Weitergabe an Neulinge. Wenn h Sie sich in seiner Rubrik ein bestimm- tes Thema wünschen, schreiben Sie an [email protected] Abb. 2: Ein Teleskop mit 70mm Öffnung Abb. 3: Zeichnung: Bei höheren Vergrößerun- oder auf unserer Facebook-Seite. zeigt Mars als kleines rötliches Scheibchen und gen von 200 × zeigt ein Teleskop mit 102 mm bei günstigen Bedingungen die Polkappen und Öffnung bereits zahlreiche Albedo-Strukturen.  Kurzlink: oclm.de/fb ieses Dokument ist ur große Albedo-Strukturen (Illustration). D

43 Praxis nenuntergang. Abenteuer Astronomie hat die besten Bilder des Transits zusammengestellt. des Bilder besten hat die Abenteuer Astronomie nenuntergang. über Sonnenscheibe die langsam Schauspiel Das wanderte. endete deutschsprachigen im mit dem Raum Son- Punkt, schwarzer der sonnennächste wie Planet, sichtbar kleiner nur als Anleitung, unter fachkundiger Laien obachten der ist: Transit von Merkur vor der Sonne. 9. Am 2016 Mai verfolgten Amateurastronomen und auch der isteines seltenenEs astronomischen nicht und zudem ohne zube- Hilfsmittel Ereignisse noch das eines, am9. MaiBilder 2016 desMerkurtransits Sonne heller vor Planet Dunkler Praxis Sebastian Voltmer Sebastian QHY5LII CCD-Kamera. leskop mit einer 60mm-H Lunt mitentstand einem bei 656nm stoff-Licht im Wasser-Aufnahme Diese nenoberfläche. Strukturen der Son- vor den ausgestanzt scheibchen stand wie Das kleine Merkur- teurastronomen. Highlight für Ama- ein war 9.Mai am be der Sonnenschei- vorgang Merkurs kulär: Der Vorüber- Abb. 1: | Artikel Spekta- α -Te- Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Juni/Juli

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschhützzt.t. NutNuNutu zununnggn nurur zuzu priprr vatv tenen Zweweckeck n.n DieDiD WWeeiteitterveveerbrbrb eitungng ist untersasagt.gtgt Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Artikel

inen Merkurtransit kann man nicht Abb. 2: Merkur zog über mehr als sieben Stunden vor der Sonnenscheibe entlang. Diese Auf- ohne Hilfsmittel verfolgen: Man benö- nahme ist ein Komposit aus acht Bildern. Aufgenommen mit einem Lunt ST 60/500 THalpha-Te- Etigt ein Fernglas oder besser ein Teles- leskop und einer Canon EOS 60Da. Pro Aufnahme wurde 1/250s belichtet bei ISO 400. Frank Meyer kop mit einem sicheren Sonnenfilter, um das Ereignis sehen zu können. So konnte man, wo das Wetter mitspielte, auch am 9. Mai beob- achten, wie der Planet um 13:12 Uhr MESZ die Sonnenscheibe berührte und in den folgenden Stunden langsam als kleiner schwarzer Punkt über unseren Zentralstern wanderte. Die Mit- te des Transits war um 16:56 Uhr MESZ er- reicht. Er endete gegen 20:40 Uhr. An vielen Orten war die Sonne da bereits untergegangen. Die besten Beobachtungsbedingungen gab es im Nordosten, während im Süden und Wes- ten immer wieder Wolken den Blick auf die Sonne beeinträchtigten.

Nächste Chance

Wer am 9. Mai kein Glück mit dem Wetter hat- te, muss gar nicht so lange auf die nächste Chance zur Beobachtung warten: Am 11. November 2019 wird der Planet wieder vor die Sonne treten. Aller- dings ist dann von Mitteleuropa aus nur der Be- ginn zu sehen. Erst am 13. November 2032 lässt sich wieder ein fast vollständiger Merkurtransit vom deutschsprachigen Raum aus beobachten.

Abb. 3: Merkur kurz nach dem Eintritt. An- blick im Hα-Licht, aufgenommen mit einem 100mm-Refraktor und Daystar Quark Chromo- sphere Filter. Michael Schmidt

Abb. 4 Das Merkurscheibchen im Weißlicht vor der Granulation der Sonnenoberfläche. Aufgenommen mit einem 105/630mm-Refrak- tor, Baader Herschelprisma und Skyris 618M Ka- mera. Sebastian Voltmer

SURFTIPPS

• Bilder von unseren Lesern •Mehr vom Solar Dynamics Observatory

 Kurzlink: oclm.de/a3045

45 Praxis | Artikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 5: Während das Ereignis bei hohem Sonnenstand begann, fand der Austritt nahe des Horizonts statt – hier mit vorbei fliegendem Flugzeug im Vordergrund. Die Aufnahme entstand gegen 19:12 MESZ mit einem 175mm-Refraktor und Baader fotografischer Sonnenfilterfolie, 1/2500s belichtet bei ISO 400 mit einer Canon 5Ds. Rudolf Hillebrecht

Abb. 7: Der Augenblick des Eintritts im Hΐ- Licht. Eine Protuberanz wurde nur knapp verfehlt. Aufgenommen mit einem 60/355mm-Refraktor t. und 50mm Lunt Hΐ-Filter. 40s belichtet mit einer g ASI 120 Kamera. Armin Erndt ist untersa

Abb. 8: Der Eintritt ist um 13:15 MESZ gera- g de beendet. In dieser sehr scharfen Aufnahme reitun

ist kein Tropfeneffekt zu erkennen. Verwendet b wurde ein 203mm-Newton und eine QHY5L- IIm CCD-Kamera bei 0,57ms Belichtungszeit. Torsten Kammer Die Weiterver . n. cke Zwe en e t vat pri pr u zu ur g n n zun Nut t. ütz üt ü ch sch g ge h ich htl h ec e rec e ber rhe t u is is ent kum

Abb. 6: Die Kleinheit Merkurs im Vergleich zur Sonne wird in dieser Aufnahme besonders Do

deutlich. Mosaik aus 16 Einzelbildern mit einem 72/432mm-Refraktor, gewonnen mit einem Daystar ses se s e

Quark Chromosphere Hα-Filter. Bernd Gährken Die

46 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Artikel

Abb. 11: So sah das Solar Dynamics Observa- ERLEBNIS tory der NASA den Transit aus dem All. Bei ei- ner Wellenlänge von 17nm im extremen Ultravi- Merkurtransit in Bonn als Wolkenkrimi olett ist Merkur schon vor dem Eintritt und nach dem Austritt vor dem Hintergrund der Sonnen- Schon einige Tage vor dem seltenen den ersten Stunden hielt sich noch das korona zu sehen. Naturschauspiel stand fest, dass der Wetter, zur Mitte des Merkurdurchgangs

Merkurtransit angesichts einer dichten verschlechterten sich die Bedingungen NASA Schleierbewölkung für die Sonderveran- zusehends, so dass das projizierte Son- staltung an der Volkssternwarte Bonn nenbild immer diffuser wurde und auch zu einem Wolkenkrimi werden würde. der winzige Merkur verschwand. Doch Schon vor 12:00 Uhr zogen die ersten schon nach einer halben Stunde lichte- Cirren über den Himmel, die störten die ten sich die dichten Wolken wieder und in Bonn angebotene Sonnenbeobach- der kleine Planet war noch bis gegen tung jedoch überhaupt nicht. So konnte 18:00 Uhr vor einer leicht diesigen Son- um 13:12 Uhr problemlos der Eintritt des ne zu sehen – danach verschwand die kleinen Planeten in den aufgebauten Sonne hinter dem Sternwartengebäu- Sonnenteleskopen beobachtet werden. de. Mit über 50 Besuchern war die öf- Manche Besucher fotografierten di- fentliche Beobachtung somit trotz eini- rekt das projizierte Sonnenbild an, an- ger Wolken ein Erfolg. dere hielten ihre Handys ans Okular, um so den Planetentransit festzuhalten. In ▶ Nico Schmidt NASA t. gt gt. g a rsa rs r te nte u t u is is g ng n ung eit e r br rbr rb e ve v rv r ite e We We W e Die Di D n. n e N. SchmidtN. cke ck

Abb. 9: Zum Eintritt des Merkur drängten sich die Besucher der Volkssternwarte Bonn we Zwe Z

dicht um ein Teleskop, bei dem die Sonne mittels Projektion gezeigt wurde. So ließ sich n en t at

das Sonnenbild auch bequem im Sitzen abfotografieren. vat va i r pri pr p u u r u NASA g n un zun zu ut u Nut t. ütz ü

Abb. 10: Das klei- sch s ge ne Merkurscheib- ge ich

chen vor der Son- htl

ne gegen Mitte rec

des Transits. Auf- ber

nahme mit einem rhe t u 60/500mm-Refrak- tor und Lunt LS60T Hα-Filter, 200×0,8ms

belichtet mit einer Dokument is QHY5IIC CCD-Kame- ieses

ra. Frank Iwaszkiewicz D Praxis | Stoyans Sky Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 1: Das Katzenauge NGC 6543 ist ein spekta- kuläres Objekt, nicht nur auf dieser Aufnahme des Hubb- le-Weltraumteleskops. Praxis Im Bann des Katzenauges Deep-Sky-Ziele rund um NGC 6543 . t g Er sieht aus wie ein grün glühendes Auge in der Nacht: Der Katzenaugen-Nebel macht seinem Namen im Teleskop alle Ehre. Sein Bild des Hubble Space Telescope ist eines der bekanntesten des Weltraumteleskops. ist untersa In direkter Nachbarschaft finden sich weitere interessante Ziele, die im Juni und Juli nahezu im Zenit zu g reitun

finden sind. b eiterver W W

as Sternbild Drache schlängelt sich nichts, man sollte so hoch vergrößern, wie es dern helle bogenförmige Strukturen und ei- zwischen dem Kleinen und Großen Teleskop und Seeing erlauben (vgl. Kasten) – nen Zentralstern besitzt. Es ist auch mit mitt- DWagen hindurch. Mit einer markan- für letzteres ist der hohe Stand des Objekts im leren Öffnungen relativ schwierig, die genaue ten Kurve wendet es sich dann nach Süden und Frühsommer ideal. Struktur dieser Bögen zu erfassen. Sehr sinnvoll streckt seinen Kopf dem Himmels-Helden Her- Mit sehr viel Geduld kann man schon in ist eine Zeichnung – dies zwingt zum ge- kules entgegen. Das Sternpaar χ und φ - relativ kleinen Teleskopen ab 200× erkennen, nauen Hinsehen und man lässt sich auf das nis steht am Anfang der Kurve und bildet den dass die Nebelscheibe nicht homogen ist, son- Objekt voll ein.

Ausgangspunkt für das Aufsuchen der hier nur zu privaten Zwecken. Die vorgestellten Objekte. g CCD-Guide Ins Katzenauge ützt. Nutzun h

Der Katzenaugen-Nebel mit der leicht zu esc g

merkenden Nummer NGC 6543 ist der un- h tlic

bestrittene Star dieser Himmelsregion. Wer h ihn bei niedriger Vergrößerung per Goto oder errec

Starhopping einstellt, merkt davon jedoch b e noch nichts: Der unscheinbare Planetarische h Nebel ist weniger als halb so groß wie das Jupi- terscheibchen. Ohne Vergrößerung geht hier

Abb. 2: Der Katzenaugennebel (Mitte) mit dem äußeren Halo und IC 4677 (rechts) ieses Dokument ist ur

und der Galaxie NGC 6552 (links). D

48 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Stoyans Sky . t g ist untersa g reitun b NASA, ESA, HEIC, and The Hubble Heritage (STScI/AURA) Team eiterver W W a b c d e nur zu privaten Zwecken. Die Abb. 3: Zeichnungen von NGC 6543: Uwe Glahn 400mm-Newton (a), Uwe Glahn 685mm-Newton (b), Hans-Jürgen Merk 400mm-Newton (c), g Oliver Stein 350mm-Newton (d), Rainer Mannoff 460mm-Newton (e).

Mich erinnerten die Strukturen bei 600× NGC 6543 lässt sich von χ und φ Dra über das nem 7m- Stern erkannt werden. Mit mittleren ützt. Nutzun

mit dem 360mm-Newton an eine Brezel. Paar 37/38 Dra per Starhopping auffinden. Ich und größeren Geräten offenbart sich eine struk- h

Bei niedriger Vergrößerung lässt sich ne- bevorzuge den Weg über ω und 27 Dra: der Ne- turierte Nebelscheibe. Auf Fotos sind zahlrei- esc g

ben der intensiven grünen Farbe noch eine bel liegt 4° südöstlich, wenn man genau recht- che rötliche Sternentstehungsgebiete zu sehen, h tlic

weitere Besonderheit erkennen: der äuße- winklig von der Verbindungslinie dieser beiden die die Arme von NGC 6503 nachzeichnen. Wir h re Halo von NGC 6543. Insbesondere ein Sterne abgeht. Wer mit einem optischen Sucher blicken unter einem relativ flachen Winkel auf errec heller Knoten an der Westseite des Nebels arbeitet, erkennt NGC 6543 dort als 8 m -Stern. diese Spiralgalaxie. b e mit der Bezeichnung IC 4677 lässt sich mit Interessant an dieser 18 Millionen Lichtjah- h UHC- oder [OIII]-Nebelfilter herausarbei- Verloren im Raum re entfernten Welteninsel ist ihre Position: Sie ten. Ohne den Filter kann man NGC 6552 befindet sich im »Local Void«, einem riesigen sichten, eine 14 m- Galaxie 10 Bogenminuten NGC 6503, 5° nördlich von NGC 6543, ge- Raum von 150 Millionen Lichtjahren Durch- östlich vom Katzenauge. Mir erschien sie mit hört zu den zu Unrecht unbekannten Objekten. messer, in dem sich nahezu keine anderen Ster- 360mm Öffnung relativ deutlich, sie ist grö- Die 10m- Galaxie kann schon mit sehr kleinen ne und Galaxien befinden. Der für seine blu- ieses Dokument ist ur

ßer als der Planetarische Nebel. Teleskopen als länglicher Nebelstreif neben ei- migen Eigennamen bekannte amerikanische D

49 Praxis | Stoyans Sky Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

PRAXISTIPP

Hoch vergrößern!

Viele Sternfreunde trauen sich nicht, hohe Vergrößerungen bei der visuellen Deep-Sky-Beobachtung anzuwenden. Oft werden nur mittlere Vergrößerun- gen verwendet, bei denen der Himmels- hintergrund noch einigermaßen hell und das manuelle Nachführen leicht ist. Ge- rade der Katzenaugennebel ist ein Para- debeispiel dafür, dass man so aber das ei- gentliche Erlebnis verpasst! Wenn das Teleskop eine einigermaßen gute Optik hat und gut justiert ist, sollte man sich trauen, die gewohnte Zurückhal- tung hinter sich zu lassen. Das geht selbst bei nicht optimalem Seeing gut. Meine Empfehlung: Vergrößern Sie mit 200mm Öffnung mindestens 350×, mit 300mm 450×, mit 400mm 600×. Steigern Sie

Kai v. Schauroth v. Kai langsam, um den kleinen Nebel nicht aus Abb. 4: Aufsuchkarte aus dem interstellarum Deep Sky Atlas. Die besprochenen Objekte sind dem Gesichtsfeld zu verlieren. Wichtig ist, gelb markiert. beim Scharfstellen geduldig zu sein, bei t. NGC 6543 gibt es einen geeigneten Fo- g Beobachter Stephen James O’Meara bezeich- seiner Art am Himmel. Hier hat vor 100 Mil- kussier-Stern westlich des Nebels. Selbst nete sie deshalb als »Lost-In-Space-«. lionen Jahren eine Kollision zweier Galaxien wenn das Bild nicht ganz scharf ist, wer- ist untersa

Das Aufsuchen per Starhopping geschieht stattgefunden. Das Ergebnis sind große akti- den Sie mehr erkennen als bei den »siche- g am besten wieder mit dem Sternpaar ω und 27 ve Sternentstehungsgebiete aufgrund der gra- ren« niedrigen Vergrößerungen. reitun

Dra. Diesmal biegt man aber nicht links ab, son- vitativen Wechselwirkungen und ein 200.000 b dern folgt der Verbindungslinie beider Sterne Lichtjahre langer Gezeitenschweif. Die beiden kopöffnung bei 200-facher Vergrößerung für 3° nach Norden. Galaxien sind dazu bestimmt sich weiter inei- sichten. Mit 500mm Öffnung bei 425-fa- nander zu verwirbeln und schließlich zu einem cher Vergrößerung fand ich beide Galaxien Verschmelzendes Paar Objekt zu verschmelzen. nicht schwach. Aufgrund der enormen Entfernung von 280 Die Freunde der »Faint Fuzzies« finden einen Millionen Lichtjahren ist dieses Schauspiel nur Kleine Kassiopeia Leckerbissen etwa 3° nordöstlich des Katzen- in relativ großen Teleskopen zu verfolgen. Der augen-Nebels. NGC 6621 und 6622 bilden das erfahrene Beobachter Martin Schoenball konn- Weiter nördlich, etwas westlich der beiden interaktive Paar Arp 81, eines der seltsamsten te den Hauptkörper schon mit 250mm Teles- hellen Ausgangssterne χ und φ Dra, steht ein ganz anderes Objekt: Kemble 2. Ich kann mich

noch gut an eine Nacht auf dem Tiefenbach- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver ferner in Tirol vor etwa 20 Jahren erinnern, als g ich zufällig beim Aufsuchen schwacher Gala- xien über dieses markante Sternmuster stol- ützt. Nutzun

perte. Es erinnerte mich sofort an eine Mi- h

niaturausgabe des Sternbilds Kassiopeia. Zu esc g

diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass die- h tlic

ses Mini-Sternbild kurz zuvor vom kanadi- h schen Beobachter Lucian Kemble »entdeckt« errec

worden war. b e Zur Beobachtung eignet sich die kleinste h mögliche Vergrößerung am besten. Wer einen optischen Sucher benutzt, wird damit den bes- ten Anblick haben. Nach heutigen Erkenntnis- sen handelt es sich nicht um ein echtes astro- nomisches Objekt, sondern nur eine zufällige ieses Dokument ist ur

Abb. 5: NGC 6503, eine spektakuläre Spiralgalaxie in Kantenlage. Tony Hallas perspektivisch verursachte Sternanordnung. D

50 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Stoyans Sky

Deep-Sky-Ziele rund um das Katzenauge IM DETAIL Objekt Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe Bemerkung isDSA NGC 6543 PN 17h 59,5min +66° 38' 8,m10,3'Katzenaugennebel3 NGC 6503 Gx 17h 49,4min +70° 9' 10,m2 4' × 1' Lost-In-Space-Galaxy 3 Die Physik des Katzenauges NGC 6621/2 Gx 18h 12,9min +68° 22' 13,m2 2,1' × 0,8' Arp 81 3 Kemble 2 Ast 18h 35,1min 72° 22' k. A. 30' Kleine Kassiopeia 3 Der etwa 3000 Lichtjahre von uns PGC 61695 Qs 18h 30,4min +73° 13' 14 m stellar variabel 3 entfernte Katzenaugen-Nebel ist ein so NGC 6786 Gx 19h 10,9min +73° 25' 13,m0 1,1' × 0,9' Paar mit UGC 11415 3 genannter Planetarischer Nebel. Diese UGC 11415 Gx 19h 11,1min +73° 26' 14,m3 1,0' × 0,7' Paar mit NGC 6786 3 Klasse von Objekten hat nichts mit Pla- neten zu tun, sondern beschreibt eine Wild’s Variable Object Phase am Lebensende sonnenähnli- cher Sterne. Hat der Stern seinen Brenn- Ein völlig anderes Ziel ist PGC 61965. Die- stoffvorrat an Wasserstoff, Helium und ses sternförmige Objekt steht etwa 1° nörd- schwereren Elementen verbraucht, ver- lich von Kemble 2. Es handelt sich um einen liert er das Gleichgewicht von nach au- Quasar, einen extrem leuchtkräftigen Gala- ßen gerichtetem Strahlungsdruck und xienkern, in 1,5 Milliarden Lichtjahren Ent- nach innen gerichteter Schwerkraft. Es fernung! Er gehört zu den hellsten seiner Art stellen sich Instabilitäten ein, bei denen am Himmel und kann schon mit 250mm Te- der Stern Masse verliert. Dabei stößt der leskopöffnung gesichtet werden. Stern mehrmals seine äußeren Schich- Während das visuelle Erscheinungsbild – ten in den umgebenden Raum ab. Der so wie ein sehr schwacher Stern – eher unspek- freigelegte sehr heiße Kern des Sterns takulär ist, offenbart regelmäßige Beobach- regt diese von ihm ausgestoßenen Gas- tung einen interessanten Lichtwechsel. Paul massen zum Leuchten an. Bei den meis- Wild entdeckte, dass die Helligkeit des Qua- ten Planetarischen Nebeln spielt das sars um mehrere Größenklassen zwischen 20 m grüne Licht des Sauerstoffs eine große t. und 14m schwanken kann. Der Frankfurter Rolle, sie erscheinen deshalb in dieser g Quasar-Beobachter Stefan Karge führt seit 17 Farbe im Teleskop und ein [OIII]-Filter Jahren eine Überwachung durch, Anfang 2016 kann seine Wirkung entfalten.

m ist untersa betrug die Helligkeit 14, 7 (vgl. Surftipps). Der Kern von NGC 6543 ist etwa ein g Für das Aufsuchen ist eine genaue Kennt- Abb. 6: Die »Kleine Kassiopeia« alias Kem- halbes Lichtjahr groß. Der Zentralstern – reitun nis des Orts erforderlich, denn der Quasar ist ble 2. John Mirtle wahrscheinlich ein sehr enges Sternpaar b visuell kaum von einem Stern zu unterschei- – hat eine Oberflächentemperatur von den. Etwa 10 Bogenminuten südwestlich steht a annähernd 60.000°C. Er sendet einen ein 9m- Stern, der als Richtmarke dienen kann. starken Sternwind aus, der von innen an die zuvor emittierten Gasmassen stößt. Nochmal interaktiv Dadurch entstehen die auf dem Hubb- le-Foto bläulich aussehenden Schalen, Den Abschluss des Abends bildet das Ga- die vor wenigen tausend Jahren erzeugt laxienpaar NGC 6786/UGC 11415 etwa 5° wurden. Die orangefarbenen Flecken an östlich von PGC 61965. Wie bei NGC 6621/2 den gegenüberliegenden Enden sind so handelt es sich um ein wechselwirkendes Sys- genannte Jets in einer bipolaren Anord-

tem. Hier sind die beiden Galaxien aber noch nung, beeinflusst durch die Umlauf- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g weiter voneinander entfernt. Die Aufnah- bewegung des zweiten, nicht sichtba- me des Hubble Space Telescope zeigt schon ren Sterns. Weiter außen erkennt man b deutliche Anzeichen der gegenseitigen Ge- schließlich schalenartige Stoßfronten, ützt. Nutzun

zeitenkräfte, die Verschmelzung wird aber wo der Sternwind die kühleren Außen- h

noch einige hundert Millionen Jahre dauern. bereiche des Nebels von innen einholt. esc g

Die Distanz von der Erde beträgt etwa 350 Die regelmäßige Anordnung legt meh- h tlic

Millionen Lichtjahre. rere wiederkehrende Ausbrüche nahe. h NGC 6786 ist relativ einfach schon mit errec

200mm Teleskopöffnung zu sehen, es zeigt b e sich aber damit noch kein Anzeichen der h Wechselwirkung mit der Nachbargalaxie. Das SURFTIPPS bleibt großen Teleskopen vorbehalten. Die Ga- laxie UGC 11415 ist ein sehr schwieriges Ob- • Aufsuchkarte für PGC 61965 jekt, auch deshalb, weil ein Stern direkt vor ihr Abb. 7: Zeichnungen von NGC 6621/2 steht und die Wahrnehmung des schwachen (a) und NGC 6786/UGC 11415 (b) mit einem  Kurzlink: oclm.de/a3051 ieses Dokument ist ur

Nebelhauchs stört. 685mm-Newton. Uwe Glahn D

51 Praxis | Astrophysik live Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 1: Planeten sind am Himmel nicht immer geradlinig unterwegs: Während der Rote Planet 2007/2008 eine Marsschleife mitten durch das Sternbild Stier zog, zeichnet Mars dieses Jahr eine S-Form bzw. Zick-Zack- Form durch den Skorpion. P. Wienerroither P. t. Wenn der Mars rückwärts läuft g ist untersa Eine Marsschleife selbst beobachten g reitun b Rund alle zwei Jahre steht der Mars in Opposition zur Sonne und ist daher von der Erde aus die ganze Nacht beobachtbar. Dabei präsentiert die Himmelsmechanik eine ganz besondere Show: eine so genannte Mars- schleife. Jeder Planet jenseits der Erde zeigt dieses seltsame Verhalten, doch die Oppositionsschleife des Ro- ten Planeten lässt sich besonders gut beobachten. Die Schleifenbewegung von Mars am Himmel zu verfol- gen, ist auch heute noch spannend, denn sie verdeutlicht den langen Kampf um das heliozentrische Weltbild.

ormalerweise wandern Plane- Seltsame Planetenschleifen ... als der weiter außen liegende Mars. Dieses ten vor dem Hintergrund des simple Überholmanöver hat eine scheinba-

Sternhimmels immer von West Dabei verlangsamt sich die normale recht- re Schleifenbahn zur Folge, wobei der Planet nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver N g nach Ost. So wie sich Mars zu Anfang des läufige (prograde) Bewegung, bis der Planet – je nachdem, wo Mars sich auf seiner Um- Jahres noch im Sternbild Waage befand, kurz ganz anhält und sich danach für eine laufbahn gerade befindet – statt einer Schleife sich zurzeit im Skorpion aufhält und im gewisse Zeit rückläufig (retrograd) über den auch eine Zick-Zack-Bahn durchlaufen kann. ützt. Nutzun

Herbst in den Schützen wechseln wird, Himmel bewegt, bis er erneut stoppt und h

so rückt jeder äußere Planet Nacht für wieder seine übliche Bewegungsrichtung esc

... und Kopernikus‘ Lösung g

Nacht ein kleines Stückchen nach Osten vor. einnimmt. Vor dem Hintergrund des Stern- h tlic

Gelegentlich kommt es jedoch zu einem himmels beschreibt diese seltsame Bewegung Bereits seit Jahrtausenden wird beobach- h sonderbaren Himmelsschauspiel. Denn eine Schleife, genauer Oppositionsschleife tet, wie Mars seine normale Bewegung ge- errec

während der Mars-Opposition, wenn oder Planetenschleife genannt. Besonders be- legentlich umkehrt und dabei eine Schlei- b e also der Planet genau gegenüber der Son- kannt ist die Marsschleife, die der Rote Pla- fenbahn an den Himmel zeichnet. Die wohl h ne steht und somit von der Erde aus die net rund alle zwei Jahre am Himmel zieht. älteste Beschreibung des sonderbar rückläu- ganze Nacht beobachtbar ist, wird er zeit- Der rückwärtslaufende Mars ist nur ein figen Mars wurde in einer Grabkammer des weise zum Geisterfahrer auf der Ekliptik. scheinbarer Effekt, der allein aus der einfa- Pharaos Seti I., Sohn von Ramses I., entdeckt. Der Rote Planet gerät aus der bekannten chen Tatsache entsteht, dass die Erde den äu- Vor fast 3300 Jahren wurden dort Hierogly- geordneten Bahn und läuft plötzlich rück- ßeren Mars überholt: Die auf der Innenbahn phen hinterlassen, die sinngemäß bedeuten, ieses Dokument ist ur

wärts über den Himmel. gelegene Erde umkreist die Sonne schneller dass sich Mars rückwärts bewegt. Dieses selt- D

52 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Praxis | Astrophysik live

hende Erde bewegt. So vollführte mit diesem mit anschließend schwarze Sterne auf wei- Kreis-auf-dem-Kreis-Konstrukt der Rote Pla- ßem Untergrund gedruckt werden, sollte net aus irdischer Sicht tatsächlich eine Schlei- die Übersichtkarte noch invertiert werden. fe. Und obwohl es nicht gelang, auch mit noch Dann ist die Karte, in der die Positionen des so vielen Epizykeln die Theorie mit den Be- Mars eingetragen werden können, auch schon obachtungen exakt in Übereinstimmung zu fertig. Und es reicht schon eine kleine Wol- bringen, sollte das geozentrische Weltbild fast kenlücke, um mit einem kurzen prüfenden 1500 Jahre Bestand haben. Um 1510 entwarf Blick durch ein Fernglas die genaue Positi- schließlich Nikolaus Kopernikus ein Plane- on des Planeten zu bestimmen und sie in die tensystem, bei dem der Domherr annahm, Sternkarte einzutragen. dass die Planetenschleifen nur scheinbare Be- wegungen sind, während alle Planeten um Zick-Zack-Kurs die Sonne kreisen sollten. Dafür muss man statt Schleifenbahn keine Hilfskreise mehr annehmen, bei denen sich die Umlaufrichtung der äußeren Plane- Die retrograde Bewegung der Mars-Oppo- ten wirklich umkehrt. sition 2016 begann ab Mitte April. Den Um- kehrpunkt erreichte der Planet am 17. April, Eine Marsschleife verfolgen d.h. er war kurz stationär und lief anschlie- ßend in scheinbar verkehrter Richtung wei- Eine Marsschleife lässt sich leicht selbst ter, so wie es schon die alten Ägypter beob- beobachten. Mit dem gelegentlichen Blick achtet hatten. Während der rückläufigen in Richtung Mars ist seine rückläufige Be- Bahnbewegung kommt es Ende Mai zur Op- wegung jedoch wenig offensichtlich, darum position, in der Mars, Erde und Sonne in ei- empfiehlt sich als kleines Projekt die Doku- ner Linie stehen, so dass der Rote Planet die same Verhalten sorgte später bei den griechi- mentation mit Papier und Stift. Bereits kos- gesamte Nacht beobachtbar ist. Das bedeu- schen Astronomen wie Ptolemäus für Kopf- tenlose Programme wie »Stellarium« oder tet auch, dass er am 22. Mai seine größte Hel- t. zerbrechen, denn wie sollte so eine Bewegung »Cartes du Ciel« bieten geeignetes Karten- ligkeit erreicht und zudem am 30. Mai mit 75 g mit dem geozentrischen Weltbild erklärt wer- material zum Ausdrucken. Für die aktuel- Millionen Kilometern Abstand der Erde am den. Ganz einfach: mit der Epizykeltheorie. le Mars-Opposition genügt ein Ausdruck nächsten ist. Am 30. Juni wird Mars erneut ist untersa

Nach ihr wanderte z.B. der Mars auf ei- der Skorpion-Region nördlich des rötlichen stationär und nimmt anschließend wieder g nem kleinen Kreis (Epizykel genannt), der Hauptsterns Antares, und damit die Stern- seine normale Bewegungsrichtung auf, wobei reitun

sich wiederum seinerseits auf einem größe- karte noch übersichtlich bleibt, reicht eine sich der Umkehrpunkt weniger als 0,5° ent- b ren Kreis (Deferent genannt) um die stillste- Grenzgröße von 8m oder 9m völlig aus. Da- fernt vom helleren Kugelsternhaufen NGC 5897 befindet. Nun zieht der rötliche Wan- delstern in Richtung Antares weiter, dem er am 24. August am nächsten steht. 10 9 3 2 Schaut man sich nun die in den zurück- 11 1 4 liegenden Wochen in die Sternkarte einge- 8 tragenen Planetenpositionen an, so fällt auf, Abenteuer Astronomie Abenteuer 6 7 5 dass Mars statt einer Schleifenbewegung eine wie oben beschriebene Zick-Zack-Be- wegung vollführt hat. Da die Erdbahn leicht

gegen die Marsbahn geneigt ist, ergeben sich nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver je nach Position der Planeten unterschiedli- g che Bahnformen. Statt Papier und Stift lässt sich natürlich auch fotografisch eine Se- ützt. Nutzun

rie von Aufnahmen anfertigen, so dass die h 9 8 7 6 5 4 10 3 rückläufige Bewegung als Animation dar- esc

2 g 11 1 7 6 5 Mars gestellt werden kann. Insgesamt lässt sich so h 8 4

9 3 tlic 10 2 mit einfachen Mitteln das Himmelsschau- h 11 spiel verfolgen bzw. sichtbar machen, das bei

1 errec Erde den Astronomen noch vor gut 2000 Jahren b e für Kopfzerbrechen sorgte und deshalb mit h konstruierten Epizykeln (sowie der Kreis- form) das geozentrische Weltsystem andert- halb Jahrtausende zusammenhielt.

Abb. 2: Wenn die Erde auf der Innenbahn einen äußeren Planeten überholt, wird als Abbild die- ▶ Nico Schmidt ieses Dokument ist ur

ser Bewegung am Sternhimmel eine Oppositionsschleife sichtbar. D

53 Technik chen einem Einsteiger die Auswahl nichtchen leicht. einem Einsteiger Auswahl die und auch Öffnungsverhältnisse noch schiedliche sind, die ma- Teleskope,Fotografiefür dieoptimiert der TeleskopeDer Markt scheint auf den ersten Blick unübersichtlich: Verschiedene Bauformen, unter- ASTROFOTOGRAFIE? Welches Teleskop die für Technik 54 | Dittlers Fotoworkshop | Dittlers eine Gesamtbelichtungszeit von 60 Minuten auf. daher weist und zusammen 1600) ISO (bei Sekunden 300 je von Belichtungszeit einer mit men 12 aus Aufnah- sich setzt Bild Das verwendet. Vollformat-DSLR einer mit te zusammen (f/5) fie. Für diese Aufnahme der Plejaden (Messier 45) wurde ein Refraktor mit 530mm Brennwei- 530mm mit Refraktor ein 45) wurde (Messier Plejaden der Aufnahme diese Für fie. Abb. 1: »Nadelfeine« Sternabbildungen bis in die Bildecken sind das Ziel der Astrofotogra- der Ziel das sind Bildecken die in bis Sternabbildungen 1: »Nadelfeine« Abb. Abenteuer Astronomie 3y | Juni/Juli 2016 Juni/Juli

DieDiD sessesese DoDokumkukumumentent isst urherhheberb rrecece htlhthtlichichh gegeschscchchützütütztzt.t NutNututzunzuz ng nurr zuzu priprpr vatvatatene ZweZwewecken.n DieDiD e WeW iteititeterveerbrrbrbreite tungung isst untentteersarssaagt.gt. Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Dittlers Fotoworkshop t. g ist untersa

ei der Wahl eines Teleskops für dies schaffen schon nicht mehr alle Teleskope. Abb. 2: An zahlreiche Amateurteleskope kann g die Astrofotografie sind vier Din- Leider fehlt diese Angabe meistens. mit wenig Aufwand eine DSLR angeschlossen reitun Bge wichtig: Die Brennweite des Te- werden. Hier kommt eine preiswerte Kamera mit b leskops, dessen Bauart, das Öffnungsverhält- Öffnungsverhältnis APS-C-Sensor an einem Newton-Teleskop zum nis und die Größe des Bildfeldes, welches das Einsatz. Teleskop ausleuchtet. Die Lichtstärke von Fotoobjektiven wird in der Regel mit dem Blenden-Wert angege- Größe des Bildfeldes ben; die entsprechende Angabe heißt bei Te- leskopen Öffnungsverhältnis: Je kleiner die Abhängig von der Kamera, die Sie für die Zahl ist, umso lichtstärker ist das Teleskop Astrofotografie verwenden wollen, muss das und umso kürzer können die Belichtungs- Teleskop ein bestimmtes Bildfeld verzer- zeiten gewählt werden. Das Öffnungsver- rungsfrei ausleuchten, damit in den Bildecken hältnis ist die Relation von Öffnung zu Brenn-

nadelfeine Sternabbildungen und keine un- weite des Teleskops. Bei 100mm Öffnung und nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver schön verformten Lichtflecken entstehen. Zu- 900mm Brennweite beträgt es also 1:9. g dem sollte das Teleskop über das gesamte Bild- Vereinfacht kann man sagen, dass Spie- feld ein (nahezu) gleichmäßig ausgeleuchtetes gelteleskope (Reflektoren) in der Regel Öff- ützt. Nutzun

Bild liefern, damit Details und Sterne am Bild- nungsverhältnisse zwischen 1:5 und 1:7 haben, h

rand nicht durch Randabdunkelungen oder Linsenteleskope (Refraktoren) üblicherwei- esc g

Vignettierungen geschluckt werden. se zwischen 1:7 und 1:9 und Schmidt-Casse- h tlic

Wenn Sie für den Einstieg in die Astro- grain-Teleskope meist um die 1:10. Speziel- h fotografie eine digitale Spiegelreflexkame- le Astrographen, d.h. Teleskope, die für die errec ra mit APS-C-Sensor verwenden, so hat der Astrofotografie optimiert sind, können auch b e rund 22,3mm × 15mm große Chip eine Dia- Öffnungsverhältnisse zwischen 1:3 und 1:5 h gonale von etwa 28mm; die meisten Ama- bei entsprechend kurzen Brennweiten errei- teurteleskope können ein solches Bildfeld aus- Abb. 3: Klassische Linsenfernrohre eignen sich chen. Mit derartig kurzbrennweitigen Te- leuchten. Wenn Sie einen Vollformatchip mit gut für die Astrofotografie. Die Ausrichtung auf leskopen und großen Öffnungsverhältnissen 24mm × 36mm verwenden wollen, so ist hier- das astronomische Objekt und dessen Abbildung können ausgedehnte Himmelsobjekte mit für ein Teleskop notwendig, das mindestens auf dem Chip kann einfach mit der LiveView-Funk- kurzen Belichtungszeiten abgebildet werden ieses Dokument ist ur ein Bildfeld mit 43mm fehlerfrei ausleuchtet – tion kontrolliert werden. (vgl. Kasten). D

55 Technik | Dittiés Idee Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 4: Spiegelteleskope vom Typ Schmidt-Cassegrain sammeln mit ihren großen Öffnungen viel Licht. Hilfreich für die Astrofoto- grafie sind die von den Teleskopherstellern ange- botenen Fotoadapter, die dafür sorgen, dass die Kamera in der optimalen Position hinter der Op- tik positioniert wird.

IM DETAIL

Öffnungsverhältnis und Belichtungszeit

Die Belichtungszeit ist direkt abhängig vom Öffnungsverhältnis der verwende- ten Optik. Je kleiner das Öffnungsver- Bauart und so Objekte detaillierter abbilden. Interes- hältnis ist, desto länger wird die Belich- sant sind einige Schmidt-Cassegrain-Telesko- tungszeit. Die Tabelle zeigt die Faktoren, Grundsätzlich eignen sich Reflektoren, pe durch die Möglichkeit, die Kamera im Fo- um die für das gleiche Bildergebnis län- Refraktoren und auch Spiegel/Linsen-Te- kus des Hauptspiegels zu positionieren und ger belichtet werden muss. leskope für die Astrofotografie. Linsente- so die sich ergebenden Öffnungsverhältnisse leskopen wird eine gute und kontrastrei- von rund 1:2 zu nutzen: Mit kurzen Belich- che Abbildungen von feinen Sternen tungszeiten können so sehr tiefe Abbildun- Öffnungsverhältnis Belichtungs- nachgesagt, während Spiegelteleskope in gen erstellt werden. zeit-Faktor der Regel mit ihren größeren Öffnungen f/3 (Öffnungsverhältnis 1× und längeren Brennweiten höhere Ver- eines Astrografen) Brennweite größerungen erlauben und sich damit be- t. f/5 (Öffnungsverhältnis 3,25× sonders gut zur Abbildung von kleineren Die Brennweite des Teleskops bestimmt g typischer Reflektoren) Himmelsobjekten eignen. in Verbindung mit dem Öffnungsverhältnis f/7 (Öffnungsverhältnis 7,5× Spiegel/Linsen-Teleskope, insbesondere die Größe des gezeigten Himmelsausschnitts vieler Refraktoren) ist untersa

Schmidt-Cassegrain-Teleskope (SCT) bieten und dessen Vergrößerung. Lange Brennwei- g f/10 (typisches Öffnungs- 15× meist noch größere Öffnungen und Brennwei- ten bieten kleinere Himmelsausschnitte mit

verhältnis eines SCT) reitun

ten und können damit noch stärker vergrößern stärkerer Vergrößerung, kurze Brennweiten b iterver e Dittiés Idee: Ein richtig guter Sonnenfilter

Abb. 1: Ein Neutraldichtefilter aus dem ie Sonne im Weißlicht anzuschau- stufen hat wohl niemand auf Lager. Achtung: Fotohandel kann als Sonnenfilter für klei- en ist eine gute Idee, die man öfters Vielfach wird im Fotohandel statt der Neu- ne Teleskope verwendet werden. Die Din die Tat uumsetzenm sollte, denn es tralen Dichte die Verlängerung der Ver- selbstgebaute Befestigung ist tuttut sicsichh eieigentlichgent immer was. Auch schlusszeit in der Bezeichnung verwendet. nicht schön, aber praktisch. wennwenn dadas Fleckenmaximum Viele als »ND4« bezeichnete Filter besitzen nur zu privaten Zwecken. Die W vorvorbeibe ist, gibt es mit den die Neutrale Dichte von 0,6! Man sollte g hhellenel Fackelgebieten et- deshalb nach »ND10.000« suchen. wwas zu sehen. Sie sind Diese Filter gibt es in allen üblichen ützt. Nutzun

allerdings kontrastär- Fotogewindegrößen bis etwa 80mm Durch- h

mer als die dunk- messer. Das Neutralglas ist planparallel esc g

len Sonnenflecken, poliert und beschichtet. Der Aufwand zahlt h tlic

so dass man einen sich aus, das Bild ist höchstens leicht gelb- h schon etwas besseren lich-orange, aber gestochen scharf. Ledig- errec

Sonnenfilter braucht. lich die ewige Luftunruhe begrenzt den b e Ganz hervorragend Genuss. Der Filter wird mittig in einen h geeignetg ist ein Neutral- Deckel montiert, der vorne auf das Fern- glasgla in Form eines rohr gesteckt wird. Sollte das Bild zu hell ND4-ND4-Filters.F Die werden in sein, schraubt man einen 8×-Neutralfilter ggutenuten FotofachgeschäftenFotof auf Be- ins Okular. So ist man von klarem Himmel stellungstellung geliefert,geliefert, dennde einen Dämpffilter bis diesigem Wetter passend ausgestattet. ieses Dokument ist ur G. Dittié mitmit dedemm FFaktoraktor 11:10.000:10 bzw. 13 Blenden- ▶ Georg Dittié D

56 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Teleskop-Tuning

INTERAKTIV S. Seip

UllrichUllrich Dittler ist ein bekannter Astrofotograf und Autor zahlreicher Ver- Abb. 5: Astrographen sind für die Astrofotografie optimierte Teleskope, die oft über eine hohe öffentlichungen zurAstrofotografie und Lichtstärke verfügen, um kurze Belichtungszeiten zu ermöglichen. Der hier abgebildete Astrograf ver- zu astrofotografischem Equipment. Er ist fügt bei einer Öffnung von 200mm über eine Brennweite von nur 600mm und weist damit ein Öff- gemeinsam mit A. Martin und B. Koch Au- nungsverhältnis von f/3 auf (das hier von einer gekühlten Astro-CCD-Kamera genutzt wird). tor des »Handbuchs Astrofotografie«, das umfangreichste Kompendium zur Astrofo- tografie in deutscher Sprache. Er betreibt zeigen hingegen einen größeren Ausschnitt ßen Nebelgebieten wie dem Orionnebel (M eine Privatsternwarte im Schwarzwald, bei kleinerer Vergrößerung. 42) oder den Plejaden (M 45). dort widmet er sich neben der Deep- Möchten Sie hingegen schwächere Nebelge- Sky- und der Sonnenfotografie auch dem Fazit biete fotografieren, so helfen Spiegelteleskope Nachweis von Exoplaneten. Wenn Sie Fra- mit Öffnungsverhältnissen von 1:5 die Struk- gen zur Astrofotografie haben oder sich t. Bewährt haben sich Linsenteleskope mit turen bei nicht allzu langen Belichtungszeiten für diese Rubrik ein bestimmtes Thema g Brennweiten zwischen 500mm und 1000mm einzufangen. SC-Teleskope mit Brennweiten wünschen, schreiben Sie an redaktion@ Brennweite für den Einstieg in die Fotogra- über 1500mm eignen sich hingegen sehr gut, abenteuer-astronomie.de oder auf ist untersa

fie von Sternhaufen wie h und χ Persei (NGC wenn Mond oder Planeten die ersten Objek- unserer Facebook-Seite. g 869 und NGC 884), ausgedehnten Galaxien te Ihrer astrofotografischen Unternehmun-

 Kurzlink: oclm.de/fa reitun wie der Andromeda-Galaxie (M 31) oder gro- gen sein sollen. b iterver e Teleskop-Tuning: Gut durchlüften bitte

Um zu sehen, was damit gemeint ist, sollte de Lüfter einander gegenüber gesetzt werden. man einmal einen hellen Stern sehr unscharf Dies funktioniert auch bei Gitterrohr-Tuben. stellen und die Hand vor die Öffnung halten. Konzepte für geschlossene Tuben sollten den Die Lüftung eines Teleskops soll diese Innenraum frei von Staub und Pollen halten.

Warmluftschlieren verwirbeln, so dass eine Entweder man sorgt nur für eine Umwälzung nur zu privaten Zwecken. Die W homogene Luftmischung im Strahlengang innerhalb des Tubus, oder die zugeführte Au- g entsteht. Da es fast immer Temperaturun- ßenluft muss gefiltert werden. Generell emp- terschiede gibt, ist die reine Auskühlung da- fehlen sich regelbare Lüfter mit großem Quer- ützt. Nutzun

gegen Nebensache. Einfache Belüftungskon- schnitt aus dem Computer-Zubehör. h ▶

zepte lassen sich an Teleskopen mit offenem Sven Wienstein esc g

h S. Wienstein S. Tubus realisieren. Hier wird gern ein Luft- tlic Abb.1: Turbulent: Die Luftunruhe kann man strom durch die Tubus-Öffnung eingesaugt h SURFTIPPS sehr gut illustrieren, in dem man eine Hand vor und mit einem hinter dem Hauptspiegel sit- errec

zenden Lüfter ausgeblasen. Lüfter, die einfach b die Optik hält. e h von hinten auf den Hauptspiegel blasen, kön- • Lüfter-Einbau am Intes Micro uftunruhe, meist Seeing genannt, gilt nen diesen hingegen nur abkühlen und er- Alter IM715 als unabänderlicher Teil der Beobach- reichen keine Luftverwirbelung im Innern • Ein Lüfter an einem 8-Zoll-New- Ltungsbedingungen. Zum Glück stimmt des Tubus. ton-Teleskop das nicht ganz, denn ein Teil der Luftunru- Komplexere Belüftungskonzepte erzeugen he kann vom Teleskop selbst stammen, wenn eine flach über die optische Fläche gehende  Kurzlink: oclm.de/a3057 ieses Dokument ist ur

darin störende Warmluftschlieren entstehen. Strömung, wobei meist saugende und blasen- D

57 Technik | Artikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik

MARS SELBST KARTIERT So entsteht eine Gesamtkarte des roten Planeten In den Wochen seiner Erdnähe wird unser äußerer Nachbar von der internationalen Amateurgemeinde fast lückenlos videografiert. Die Bilder werden in Internetforen gezeigt und in öffentlichen Archiven gesammelt. t.

Aber viele landen auch nur im privaten Daten-Endlager, ohne dass je wieder etwas mit ihnen angefangen g wird. Das ist schade, denn heute ist es jedem Sternfreund möglich, den berühmten Marskartografen Schia- parelli, Antoniadi und Co. nachzueifern. ist untersa g ozu eine eigene Marskarte? Die tum, denn bereits sechs, notfalls sogar fünf gend beschriebenen Berechnungen mit die- reitun

bringt doch die Forschung nicht Bilder genügen. Voraussetzung ist, dass sie sem Zeitsystem arbeiten. Sind LRGB-Bilder b Wweiter. So dürften zumindest Prag- gleichmäßig über die Längengrade verteilt mit einer monochromen Kamera videogra- matiker unter Hinweis auf die aktuellen Welt- sind. Unterscheidet sich der jeweilige Zen- fiert worden, gilt die zeitliche Mitte des de- raummissionen argumentieren. Aber warum be- tralmeridian (also der Längengrad, der zum tailgebenden Kanals als Aufnahmezeit. Das obachten wir dann überhaupt noch dieses selbst Zeitpunkt der Aufnahme genau in der Mit- ist besonders wichtig, wenn zeitlich längere zur Opposition winzige Planetenscheibchen mit te des Planetenscheibchens steht) jeweils um Videos derotiert, das heißt, auf den für ihre unseren Fernrohren? Wir ärgern uns über süd- rund 60°, ist die gesamte Planetenoberfläche Mitte geltenden Zentralmeridian korrigiert liche Deklination und wallende Luft und sind mit sechs Aufnahmen abgedeckt. wurden. glücklich, wenn für Zehntelsekunden der Rest In der Praxis wird es jedoch fast immer der Nordpolkappe oder die helle Wolke über Zentralmeridian-Lücken geben. Deshalb Digitales Werkzeug Olympus Mons aufblitzen. Zum Glück gibt es muss man vielleicht einige Bilder mehr ein-

heute die Videografie, mit der solche flüchtigen beziehen. Nach dem Grundsatz »Klasse statt Das kostenlos im Internet verfügbare Pro- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Momente festgehalten und aufsummiert werden Masse« sollten jedoch so wenige wie möglich gramm WinJUPOS (vgl. Surftipps) ist eine g können. Das Ergebnis sind Bilder, die unserer vi- verwendet werden. Zum einen, weil jeder Art digitaler Werkzeugkasten für Planeten- suellen Wahrnehmung gleichkommen oder sie Qualitätsmangel im Gesamtergebnis sicht- beobachter. Neben vielen nützlichen Tools – ützt. Nutzun

sogar übertreffen. Aus solchen Aufnahmen eine bar ist. Zum anderen, weil das Nachbearbei- unter anderem für die eben erwähnte Dero- h

Gesamtkarte des Planeten zu erstellen, ist eine ten umso aufwändiger wird, je mehr Bildseg- tation – bietet WinJUPOS die Möglichkeit esc g

reizvolle Aufgabe. Sie bringt persönlichen Er- mente die Karte bilden. einer Kartenberechnung. Um die ausgewähl- h tlic

kenntnisgewinn und die Freude, den unvollkom- ten Planetenbilder auf eine Projektionsebe- h menen Beobachtungsbedingungen ein überra- ne umrechnen zu können, muss man sie zu-

Auf Zeitgenauigkeit achten errec schend gutes Ergebnis abgetrotzt zu haben. nächst vermessen. Das geschieht unter dem b e Weil sich der Zentralmeridian des roten Menüpunkt »Datenerfassung« → »Bildaus- h Schon fünf Bilder können Planeten in einer Minute um 0,24° ändert, messung«. Nach Eingabe der Aufnahmezeit ausreichen reichen Zeitangaben wie »gegen 23 Uhr« generiert das Programm eine Maske, in die oder »kurz nach Mitternacht« nicht aus. Die das Bild eingepasst werden muss. Das ge- Manche wagen sich nicht an das Berechnen Aufnahmezeit muss mindestens minuten- schieht über Tastaturbefehle, die anfangs et- einer Marskarte, weil sie glauben, dafür zu we- genau bekannt sein. Außerdem sollte man was verwirrend erscheinen, aber in der Hilfe ieses Dokument ist ur

nigeAufnahmen zu haben. Das ist oft ein Irr- einheitlich UT verwenden, weil die nachfol- des Programms detailliert erklärt sind. D

58 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Artikel J. Mosch J.

Abb. 1: Zwischen dem 12.2. und 15.3.2012 entstanden diese sechs LRGB-Summenbilder des Mars mit einem apochromatischen 180mm-Re- fraktor bei 7500mm Äquivalentbrennweite. Die Zentralmeridiane sind 1,1°, 62,0°, 92,9°, 141,9°, 239,8° und 300,1° (von links nach rechts). Süden ist oben.

Planetenrand und Pol-Orientie- lung unter und es besteht die Gefahr, dass das trast wieder auf Null gesetzt und das Ergebnis rung beachten Planetenbild beschnitten wird. Dadurch wür- als Bildausmessungsdatei (*.ims) gespeichert. den alle Oberflächenmerkmale in der Karte et- Beim Justieren der Maske ist große Sorgfalt was zu groß erscheinen und leicht in Richtung Erstes Ergebnis wird sichtbar nötig. Das gilt sowohl für das Erfassen des Mars- der Pole verschoben sein.Um das zu verhindern, randes als auch für die polare Ausrichtung. Ist werden unter dem zweiten Reiter (»Just.«) die Sind alle Bilder ausgemessen, findet man t. eine Polkappe zu erkennen – was fast immer der Werte für Gamma und Kontrast so lange er- unter dem Menüpunkt »Auswertung« → »Kar- g Fall ist – nimmt man ihre Mitte als Nord- bzw. höht, bis der tatsächliche Planetenrand zum tenberechnung« das Fenster für den nächsten Südrichtung an. Wegen der Asymmetrie der Vorschein kommt. Die optimale Einstellung Schritt. Durch Rechtsklick auf den oben stehen- ist untersa

polaren Eisflächen ist das natürlich nicht ganz variiert von Bild zu Bild und sollte durch Pro- den Tabellenkopf erhält man die Möglichkeit, g exakt und muss gegebenenfalls später noch et- bieren gefunden werden. die zuvor erzeugten ims-Dateien zu laden. reitun was korrigiert werden. Sind Bild und Maske zur Deckung gebracht, Unterhalb der Tabelle können nun Projekti- b Ist die Mitte des Planetenscheibchens richtig werden sie gemeinsam zentriert und horizon- onsart, Breitenwerte, Kartenorientierung, Kar- belichtet, geht sein Rand in der Randverdunke- tiert. Anschließend werden Gamma und Kon- tengröße und Layout ausgewählt werden. Der

180° 210° 240° 270° 300° 330° 360° 30° 60° 90° 120° 150° 180°

-90° -90°

-60° -60° nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g -30° -30°

+0° +0° ützt. Nutzun h esc g

h

+30° +30° tlic h errec b e h +60° +60°

+90° +90°

180° 210° 240° 270° 300° 330° 360° 30° 60° 90° 120° 150° 180° J. Mosch J. ieses Dokument ist ur

Abb. 2: Quadratische Plattkarte aus den sechs Mars-Ansichten der Abb. 1. D

59 Technik | Artikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 3: Beim Ausmessen der Bilder unter

J. Mosch J. WinJUPOS kommt es darauf an, den Marsrand möglichst exakt zu erfassen. Dazu wählt man einen großen Zoom-Faktor (gelb) und erhöht die Gamma- und Kontrastwerte (rot). Die rechte Hälf- te des Marsbildes zeigt den Anblick nach Rückset- zen von Gamma und Kontrast auf Eins.

linke Kartenrand wird üblicherweise auf 180° Länge gesetzt, wodurch der Nullmeridian in die Mitte rückt. Nach Klick auf »Karten- berechnung« erscheint ein erstes Ergebnis. Doch selbst wenn die »Automatische Hellig- keits- und Farbkorrektur der Kartensegmen- te« aktiviert ist, werden die Segmentgrenzen noch deutlich zu erkennen sein. Man kann nun verschiedene Einstellungen probieren, bis man fürs Erste mit dem Ergebnis zufrie- den ist. Dieses wird als Rohkarte gespeichert.

Segmentunterschiede verschwin- ERLEBNIS den lassen

Waren die Bildausmessungen fehlerfrei, Mein allererster Versuch sollten sich an den Segmentgrenzen keine Verschiebungen der sichtbaren Oberflächen- Die hier beschriebene Kartenberech- sen und mit dem Bleistift in ein vorbe- strukturen zeigen. Leichte Helligkeits-, Kont- nung funktioniert auch mit Zeichnungen reitetes Gradnetz übertragen werden. rast- und Farbunterschiede treten jedoch fast als Ausgangsmaterial. Allerdings gab es Das Ganze war ein Mix aus Geometrie immer auf. Sie entstehen, weil selbst bei un- WinJUPOS noch nicht, als ich nach der und Fiktion und wurde entsprechend veränderter Technik und Belichtungszeit die Marsopposition 1971 meine erste Mars- ungenau. Das tat aber der Faszinati- Aufnahmebedingungen nie identisch sind. karte (Abb. 4) erarbeiten wollte. Die De- on Mars keinen Abbruch. Schon damals Um die Kartensegmente anzugleichen, tails der Zeichnungen mussten mit einer nahm ich mir vor, es eines Tages besser sind nun die bildkosmetischen Möglich- selbst angefertigten Schablone vermes- zu machen. keiten von Photoshop oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm gefragt. Als Ers- 180° 225° 270° 315° 0° 45° 90° 135° 180°

J. Mosch J. tes wird jedes einzelne Segment pixelgenau ausgeschnitten und in eine gesonderte Ebene kopiert. Dadurch wird vermieden, dass sich die Bearbeitungsschritte unbemerkt auf die -60° Nachbarsegmente auswirken. Mit den Reg-

-50° lern für Helligkeit und Kontrast versucht man nun, die Einzelsegmente so abzustim- -40° men, dass sie ein einheitliches Gesamtbild er- -30°

-20° geben. Schwieriger wird das bei eventuellen -10° Farbunterschieden. Photoshop bietet hierfür 0° +10° unter »Bild« → »Korrekturen« → »Farbton/Sät- +20° tigung« eine Fülle von Einstellmöglichkeiten. +30° Diese sollten jedoch sehr sparsam eingesetzt +40° werden (vgl. Kasten). +50°

+60° Wolken, Dunst und Polkappe

Streng genommen sollte eine Marskarte nur unveränderliche Albedomerkmale und topographische Strukturen zeigen. Aber je 180° 225° 270° 315° 0° 45° 90° 135° 180° näher der Planet der Sonne steht, umso ak- Abb. 4: Marskarte in Mercator-Projektion. Die dafür verwendeten 19 Zeichnungen entstan- tiver wird seine Atmosphäre. Das äußert den zwischen dem 19.7. und 3.10.1971 an einem 150mm-Cassegrain bei 140facher Vergrößerung. sich in Morgen- und Abenddunst, in oro- grafischen Wolken über den großen Vulka-

60 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Artikel nen und in ausgedehnten Wolkenfeldern, bei- Bilder anderer Beobachter nutzen spielsweise über Hellas Planitia. Wenn man SURFTIPPS statt der LRGB- nur die Rotkanal-Bilder ver- Wer selbst videografiert, wird natürlich be- wendet, lässt sich zumindest ein Teil des Mars- strebt sein, nur das eigene Bildmaterial zu ver- •Software WinJUPOS wetters ausblenden. Ganz sind die saisonalen wenden. Auf fremde Aufnahmen zurück- •ALPO USA Erscheinungen aber nicht wegzubekommen. zugreifen, hat jedoch einen entscheidenden •ALPO Japan Das gilt besonders für Veränderungen der je- Vorteil: Weil Mars heute rund um den Globus weils sichtbaren Polkappe. Weil sich die Ro- beobachtet wird, kann seine gesamte Oberflä-  Kurzlink: oclm.de/a3057 tationszeiten von Erde und Mars nur um 37 che im Idealfall innerhalb von 24 Stunden ab- Minuten unterscheiden, braucht man mindes- gelichtet werden. Dadurch lässt sich der Einfluss tens 32 Tage, um alle für eine Gesamtkarte temporärer Veränderungen drastisch reduzie- servers (ALPO, vgl. Surftipps). Wegen des Co- nötigen Bilder aufzunehmen. Innerhalb die- ren. Nachteilig ist nur die größere Inhomoge- pyrights sollte man allerdings die Bildautoren ser Zeitspanne kann die Polkappe deutlich nität des Bildmaterials. So können zum Beispiel kontaktieren und um Erlaubnis fragen – vor al- schrumpfen oder größer werden. Das führt Auflösung, Kontrast und Farbton erheblich dif- lem, wenn man seine Ergebnisse später veröf- zwangsläufig zu Versätzen an den Grenzen der ferieren. fentlichen will. Kartensegmente. Diese lassen sich nur durch Attraktive Bildquellen sind die Marsarchi- Bildmanipulation beseitigen. ve der Association of Lunar and Planetary Ob- Eigene Karte hilft sehen

Nach den letzten Korrekturen ist die Mars- PRAXISTIPP karte nun fertig. Wer mag, kann jetzt noch die Namen der Strukturen eintragen. Das ist keine unnütze Spielerei, denn es hilft, die Marsober- Vorsicht mit Abwedler und Verschiebungen fläche besser kennenzulernen. Das ist von Vor- teil für die visuelle Beobachtung: Ich selbst habe Besonders vorsichtig sollte man in Pho- werden. Falls die Segmente dann noch lange davon geträumt, eines Tages die Thar- toshop mit Veränderungen sein, die nicht immer nicht zusammenpassen, hilft nur sis-Vulkane im Fernrohr zu sehen. Nachdem t. die gesamte Fläche des jeweiligen Seg- vertikales Verschieben oder vorsichtiges ich 2012 eine Marskarte erstellt hatte, konnte g ments betreffen. An den Grenzen zeigen manuelles Skalieren. Man sollte sich al- ich drei der vier kleinen Flecke 2014 bei sehr sich häufig Helligkeitsgradienten, die lerdings bewusst sein, dass spätestens gutem Seeing finden. Wenn man weiß, wo man

durch selektives Abwedeln bzw. Nachbe- damit die Grenze zwischen Bildbearbei- ist untersa

suchen muss, ist das gar nicht so schwer. g lichten eliminiert werden können. Hier- tung und -manipulation überschritten

bei ist es wichtig, einen ausreichend gro- wird. reitun b ßen Werkzeugdurchmesser zu wählen Das ist auch zu bedenken, wenn es um Ein Video vom rotierenden Mars und nur mit geringer Belichtung (1% bis projektionsbedingte Artefakte in den ho- Abschließend kann nun noch ohne großen 2%) zu arbeiten. hen Breiten der von der Erde abgewand- Aufwand ein Video des rotierenden Planeten Ein horizontaler Versatz, das heißt eine ten Polarregion geht. Weil hier die Bildin- erstellt werden. WinJUPOS bietet dafür un- teilweise Doppelung der Oberflächen- formationen erheblich gestreckt werden, ter »Werkzeuge« → »Ephemeridenrechnung« strukturen, weist auf einen Zeitfeh- entstehen mitunter Pseudostrukturen, → »Optionen« die Möglichkeit, die Karte als ler hin. Sind die Strukturen vertikal ver- die mit den tatsächlichen Albedomerk- Texturbild zu nutzen. Ist das vereinbart, findet schoben, dürfte die Bildausmessung malen nichts zu tun haben. Es empfiehlt man links neben »Optionen« das Fenster »Gra- ungenau sein. Hat man die Ursache ge- sich daher, die Karte in diesem Bereich fik«, wo das Filmsymbol anzuklicken ist. Nun funden, kann die Karte neu berechnet zu beschneiden. öffnet sich ein weiteres Fenster, in dem Bildgrö- 180° 210° 240° 270° 300° 330° 360° 30° 60° 90° 120° 150° 180°

ße, Schrittweite und die Zahl der Bilder pro Se- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver -90° -90° g

J. Mosch J. kunde eingestellt werden. Nach einem Klick auf

-60° -60° »Berechnen« wird das Video unter einem zuvor vereinbarten Namen als Avi-Datei gespeichert.

-30° -30° ützt. Nutzun h esc

Der Mars in 3D g +0° +0° h tlic

Mit einem Videoschnitt-Programm lässt sich h +30° +30° sogar ein 3D-Video des rotierenden Planeten errec

generieren. Dazu wird eine Kopie des ersten b +60° +60° e Videos um einen Zentralmeridian-Wert von h

+90° +90° 3° versetzt und seitlich neben dem Ausgangs- 180° 210° 240° 270° 300° 330° 360° 30° 60° 90° 120° 150° 180° video montiert (vgl. Surftipps). Der 3D-Effekt stellt sich am Monitor ohne weiteres Hilfsmit- Abb. 5: Die erste Rohkarte zeigt noch deutliche Helligkeits- und Farbabweichungen so- tel ein, wenn der Abstand der Planetenmitten wie Versätze der einzelnen Bildsegmente. Durch Wiederholen der Bildausmessung und selek- dem Augenabstand des Betrachters entspricht.

tive Photoshop-Korrekturen lässt sich das aber weitgehend beheben. J. Mosch ieses Dokument ist ur

Jörg Mosch D

61 Technik | Test Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 DIE GESICHTSFELD Technik RIESEN Neue 100°-Okulare im Test Okulare mit 100° Gesichtsfeld haben seit der Einführung der Ethos-Okularreihe von Televue den Markt be- stimmt und jenseits der Ultra-Weitwinkel die neue Klasse der Extrem-Weitwinkel definiert. In den letzten Mo- naten sind zahlreiche neue Modelle aus China auf den Markt gekommen. Wir haben sie in einem Praxistest ver- glichen. . t g ist untersa Studio 1, Abenteuer Astronomie Abenteuer 1, Studio g reitun b en Zwecken. Die Weiterver vat v pri zu ur n g zun ut Nut t. ütz ü h sch e g

h ic htl ht rec r er ber e h

Abb. 1: Vier Bewerber um die Gunst der Sternfreunde: Die 100°-Okulare von William Optics, Sky-Watcher und Lunt Engineering (von links) sowie Mea- ieses Dokument ist ur

de (vorn liegend). D

62 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Test

a b Studio 1, Abenteuer Astronomie Abenteuer 1, Studio

Abb. 2: Die Okulare von William Optics und Sky-Watcher gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Beide besitzen eine herausdrehbare starre Augen- muschel (a) und eine 2-Zoll-Überwurfhülse (b).

s bietet gleich mehrere Vorteile, beim leskopen höchster optischer Qualität, so dass te- Blick durch das Okular ein möglichst leskopseitig optische Fehler ausgeschlossen werden IM DETAIL Egroßes scheinbares Gesichtsfeld zu ha- können: Einem 120/900mm-Vollapochromaten ben: Man hat einen besseren Überblick zur Ori- Takahashi TSA120 mit Öffnungsverhältnis f/7,5 Scheinbares und wahres entierung mit einer Sternkarte, sieht mehr von sowie einem 508/2000mm-Selbstbau-Newton Gesichtsfeld großflächigen Objekten und kann nicht nachge- mit hervorragendem Hauptspiegel, gefertigt von führte Optiken wie Dobsons länger unbewegt Roland Herrmann. Als Referenzokular diente Das scheinbare Gesichtsfeld ist lassen. Vor allem aber stellt sich jener »Space- das 9mm-Modell von Explore Scientific, das der

eine Eigenschaft des jeweiligen t. g walk-Effekt« ein, bei der man wie aus der Beob- Autor seit Jahren gerne verwendet. Okulars. Es bezeichnet den Seh- achtungskuppel eines Raumschiffs ins All schaut Um die Voreingenommenheit bei den Tests zu winkel, den das Auge beim Blick in und ringsherum von Sternen umgeben ist. Das minimieren, nahm als zweiter Tester Bernd Lieb- das Okular überschauen kann. As- ist untersa ist etwas ganz anderes als der Blick durch eine scher teil. Er beobachtete zusätzlich zum Autor tronomische Okulare bieten ge- g dunkle Röhre, wie ihn Okulare mit kleinem Ge- ohne zu wissen, welches Okular sich gerade im wöhnlich zwischen 40° und 100° reitun sichtsfeld zeigen. Okularauszug befand. Als Ergebnis wurden nur scheinbares Gesichtsfeld. b solche Resultate notiert, die beide Tester unab- Das wahre Gesichtsfeld ist der Modelle hängig voneinander gesehen hatten. Durchmesser des Himmelsaus- Testobjekte waren der Mond mit dem Refrak- schnitts, der mit einer bestimmten Platzhirsch ist nach wie vor Televue mit den tor sowie α UMa, M 82, M 97 und die Plejaden Teleskop-Okular-Kombination über- Ethos-Okularen, die im Jahr 2007 die Vorreiter- M 45 mit dem Newton. Die Vergrößerung be- schaut werden kann. Es berechnet rolle bei den kommerziellen Extrem-Weitwin- trug also jeweils 100× (90× beim Meade-Oku- sich grob aus dem scheinbaren Ge- keln innehatten. Sie wurden gefolgt von Explo- lar) und 222× (200×). sichtsfeld dividiert durch die Ver- re Scientific, denen es wenige Jahre später gelang, größerung, die mit der jeweiligen Te- 100°-Okulare in einer guten Qualität in China Optik und Haptik leskop-Okular-Kombination entsteht: herstellen zu lassen.

Lange Zeit waren diese beiden Anbieter die Schon beim Auspacken fällt auf: Die Okula- Wahres Gesichtsfeld = Scheinbares Ge- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g einzigen am Markt. Nun sind innerhalb kurzer re von Lunt, Sky-Watcher und William Optics sichtsfeld / Vergrößerung Zeit weitere in China gefertigte 100°-Okulare er- sind sich sehr ähnlich, die beiden letzteren bis schienen, darunter Modelle von Lunt Enginee- auf die Gravur des Markennamens rein äußer- Man kann das wahre Gesichtsfeld ützt. Nutzun ring, Meade, Sky-Watcher und William Optics. lich sogar vollkommen identisch. Sie besitzen selbst durch eine Messung bestim- h

Damit haben die einst zur Oberklasse gehören- eine dem Televue Ethos nachempfundene Form men. Dabei misst man die Durch- esc g den Extra-Weitwinkel-Okulare den Weg in den mit einer an die 1¼-Zoll-Hülse anschraubbaren laufzeit eines Sterns durch das Ge- h tlic

»Mainstream« der Hobby-Astronomen gefunden 2-Zoll-Überwurfhülse, so dass die Okulare in al- sichtsfeld. Wichtig ist, dass der Stern h – und potentiell den Weg in viele Okularkoffer. len herkömmlichen Okularauszügen verwendet durch das volle Feld läuft und nicht errec

werden können. Die 2-Zoll-Überwurfhülse ist je- b nur durch einen Teil. Das wahre Ge- e h Testarrangement weils im Lieferumfang enthalten. sichtsfeld berechnet sich dann zu Das Lunt-Okular ist etwas schlanker und da- Für den Test standen die 9mm-Modelle der mit besser an die Benutzung in Binokularan- Gesichtsfeld in Bogenminuten = Okularreihen Lunt Engineering HDC, Sky- sätzen angepasst. Bei den Okularen von Sky- (Durchlaufzeit in Sekunden × cos De- Watcher Myriad und William Optics XWA so- Watcher und William Optics sind durch die klination des Sterns) /  wie das 10mm-Modell von Meade Serie 5000 Bauweise Augenabstände von weniger als 65mm ieses Dokument ist ur

MWA zur Verfügung. Getestet wurde an zwei Te- binokular nicht realisierbar. D

63 Technik | Test Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

a b

Abb. 3: Das Okular von Lunt von außen (a) und innen (b). Studio 1, Abenteuer Astronomie Abenteuer 1, Studio

Die Okulare von Sky-Watcher und William Die Plejadensterne erwiesen sich dafür als ide- BEWERTUNG verfügen über eine starre, drehbare Augenmu- ales »Messfeld«. schel, während bei Lunt eine flexible umklapp- Im Detail zeigten sich geringe Unterschie- Lunt Engineering HDC 9mm bare Muschel angebracht ist, unter der sich ein de: Das größte tatsächliche Feld am Himmel volle 100° Gesichtsfeld M44,5×0,75-Gewinde zum Anschluss von Ka- besitzt das Lunt-Okular, bei Sky-Watcher und gute Verarbeitung meras verbirgt – leider wurde hier kein verbrei- William ist es nur sehr wenig kleiner. Die Re- t. gute Randschärfe teter Gewindetyp verwendet. ferenz von Explore Scientific zeigt sogar noch g geringe Reflexe Alle drei Okulare enthalten eine Konstruk- etwas weniger. Das Meade-Okular ist aufgrund schmales Gehäuse tion mit neun Linsen in sechs Gruppen. Te- der Brennweite von 10mm nicht direkt ver- ist untersa

nicht optimaler Einblick leskopseitig ist wie beim Vorbild Ethos ein Bar- gleichbar, besitzt insgesamt jedoch ein eben- g low-Element vorhanden. Auch wenn nur Lunt bürtiges scheinbares Feld. reitun

Meade Serie 5000 MWA 10mm den Aufbau der Okulare offenlegt, dürfte er Da die Sehwinkel der Okulare sich kaum b wohl bei allen drei Modellen identisch sein. unterscheiden, müssen die leicht unterschied- volle 100° Gesichtsfeld Dass die drei Okulare von Lunt, Sky-Watcher lichen wahren Gesichtsfelder eine andere gute Verarbeitung und William Optics auch dieselbe Vergütung Ursache haben. Tatsächlich werden die Un- gute Randschärfe mit grünlichen, gelblichen, rötlichen und vi- terschiede durch die optische Verzeichnung geringe Reflexe oletten Reflexen besitzen, legt den Verdacht der Okulare verursacht: Das Meade-Oku- nutzbar für Brillenträger nahe, dass auch der Fertigungsort sich kaum lar hat eine starke kissenförmige Verzeich- nervöser Einblick ohne Brille unterscheidet. nung, bei Lunt ist sie dagegen leicht ton- deutliche Verzeichnung Ein Ausreißer ist das Meade MWX. Es ist nenförmig. Die Okulare von Sky-Watcher, wesentlich kleiner und leichter als die drei William und das Modell von Explore Scienti- Sky-Watcher Myriad 9mm anderen Okulare. Es besitzt lediglich eine fic zeigen keine wahrnehmbare Verzeichnung.

volle 100° Gesichtsfeld 1¼-Zoll-Hülse. Der Okularkörper wird von nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g gute Verarbeitung einer großen, griffigen Gummifläche domi- gute Randschärfe niert. Die Augenmuschel ist umklappbar und geringe Reflexe abnehmbar. Der Hersteller verrät kaum etwas ützt. Nutzun

starre Augenmuschel über die inneren Werte, die Verwendung von h

nicht optimaler Einblick lediglich acht Linsen und die sichtbar andere esc g

grüne Vergütung deuten jedoch auf grundle- h tlic

William Optics XWA 9mm gende Unterschiede zu den anderen Model- h len hin. errec Studio 1, Abenteuer Astronomie Abenteuer 1, Studio

volle 100° Gesichtsfeld b e gute Verarbeitung h Gesichtsfeld gute Randschärfe geringe Reflexe Der erste Blick in ein Extra-Weitwin- starre Augenmuschel kel-Okular ist immer wieder faszinierend! Alle nicht optimaler Einblick Okulare können das Versprechen des großen hoher Preis Abb. 4: Das Meade-Okular ist das kleinste Gesichtsfelds halten, das scheinbare Feld ist je- und handlichste – und damit am ehesten für den ieses Dokument ist ur

weils identisch und weist mindestens 100° auf. Einsatz mit Reise-Teleskopen geeignet. D

64 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Test

Einblick

Das Okular von Lunt bietet eine flexible Au- genmuschel. Ausgestülpt kann das ganze Feld überblickt werden, aber es gelingt keine ent- spannte Kopfhaltung, dadurch wirkt der Ein-

blick leicht nervös. Bei den identischen Okula- Astronomie Abenteuer 1, Studio ren von Sky-Watcher und William entsteht mit ganz ausgezogener Augenmuschel eine gute Kopfhaltung durch Kontakt mit Augenbraue Abb. 5: Die Vergütungen der getesteten Okulare unterscheiden sich nur wenig. und Wange, aber es kann nicht mehr das ganze Feld überblickt werden. Wird die Augenmuschel 15%, bei William sogar nur 5%. Offenbar ist die erkennen. Das Okular von Sky-Watcher zeig- eingeschoben, ist der richtige Einblickpunkt nur Randschärfe mehr abhängig vom einzelnen te ein identisches Bild, beim Williams-Okular schwer zu fassen. Für besten Eindruck muss eine Modell und nicht von der Baureihe. Beim an- waren die Reflexe ebenfalls ähnlich, aber schwä- mittlere Stellung der Augenmuschel gefunden ders konstruierten Meade-Okular war ab 40% cher ausgeprägt. Beim Meade-Okular war der werden, so dass gleichzeitig der Kopf angelegt des Gesichtsfeldradius eine leichte, ab 20% eine Eindruck genau umgekehrt: Hier zeigten sich und das gesamte Feld überblickt werden kann. deutlichere Unschärfe festzustellen – aber kei- kaum Reflexe bei hellen Objekten im Feld, aber Beim Meade-Okular liegt auch bei voll ausge- neswegs in einer Größenordnung, bei der eine umso mehr, wenn der Störenfried genau am klappter Augenmuschel die ideale Einblickposi- Beschwerde angebracht ist. Im Vergleich dazu Rand positioniert wurde. Die Referenz von Ex- tion relativ weit außen, so dass man sich nicht an schnitt das Explore-Scientific-Okular mit leich- plore Scientific zeigte zum Vergleich einige Re- die Augenmuschel anlehnen kann. Dadurch ist ten Unschärfen ab 15% des Gesichtsfeldradius flexe bei Stand eines hellen Sterns in der Mitte es schwer den richtigen Einblickpunkt zu finden, durchschnittlich ab. Helle Objekte zeigten bei des Feldes, aber keine, wenn der Stern am Rand es kommt zum gefürchteten »Kidney beaning«, allen Okularen einen blauen Saum am Rand, am oder außerhalb platziert wurde. also dunklen Schatten im Gesichtsfeld. Brillen- stärksten beim Okular von Meade, jedoch blieb träger haben hier jedoch den Vorteil, dass sie dies bei allen Modellen absolut im Rahmen des Fazit das Okular gerade deshalb voll nutzen können! Vertretbaren. Die optische Leistung aller Oku- t. Im Vergleich dazu gefällt das Explore-Scien- lare ist also tadellos. Lunt, Sky-Watcher und William bieten sehr g tific-Okular mit sehr angenehmem Einblick bei gute 100°-Okulare, deren optische Leistung ausgeklappter Muschel, hier ist das ganze Feld Reflexe voll überzeugen kann. Sie sind ernsthafte Al- ist untersa

sichtbar und der Kopf kann sich gegen das Oku- ternativen zu den Okularen von Televue und g lar lehnen, ohne dass man diese optimale Posi- Wer schwache Nebel und Galaxien beobach- Explore Scientific, wenn man zu kleinen Ab- reitun tion lange suchen muss. tet, wird bei vielen Okularen von Geisterbildern strichen beim Einblickverhalten bereit ist. Das b und Reflexen gestört, vor allem dann, wenn im Meade-Okular ist insbesondere für die Ver- Randschärfe oder neben dem Gesichtsfeld ein hellerer Stern wendung an balance-empfindlichen Telesko- steht. Die Unterdrückung solcher Reflexe durch pen, etwa Reise-Dobsons interessant, hier gibt es Fallen die in China hergestellten Okulare in Vergütungen ist gerade bei Okularen mit derart lediglich kleine Kritikpunkte bei Verzeichnung der Randschärfe ab? Keineswegs! Uns begeister- vielen Glas-Luft-Grenzflächen eine große Her- und Einblickverhalten. Insgesamt können alle te bei allen Modellen der sehr geringe Schärfeab- ausforderung. Hier schneiden alle Okulare gut vier Okulare bedenkenlos empfohlen werden. fall zum Rand. Achtet man nicht darauf, fällt er ab, viele Beobachter werden die Reflexe gar nicht bei keinem der Okulare auf – selbst direkt am bemerken. Wer genauer hinsieht, bemerkt mi- ▶ Ronald Stoyan Rand ist die Leistung noch in Ordnung! nimale Unterschiede im Detail. | DER AUTOR | Ist man sehr pingelig, kann man beim Das Lunt-Okular zeigte Reflexe, wenn ein Ronald Stoyan, Chefredakteur von Abenteuer

Lunt-Okular auf den äußersten 20% des Ge- sehr helles Objekt im Gesichtsfeld und außer- Astronomie, nutzt gerne die 100°-Riesen und nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g sichtsfeldradius einen leichten Schärfeabfall halb steht. Wurde der helle Stern jedoch genau kann sich die Rückkehr zu kleineren Gesichts- feststellen. Bei Sky-Watcher sind es gar nur am Rand positioniert, waren kaum Reflexe zu feldern kaum noch vorstellen. ützt. Nutzun Daten der Okulare h esc g

Modell Lunt Engineering Meade Serie 5000 Sky-Watcher William Optics HDC 9mm MWA 10mm Myriad 9mm XWA 9mm h tlic

Andere Brennweiten 20mm 21mm, 15mm, 5mm 20mm, 5mm, 3,5mm 20mm, 5mm, 3,5mm h Scheinbares Gesichtsfeld 100° 100° 101° 101° errec b

Pupillenabstand 13mm 19,7mm 13mm 15mm e h Steckhülse 2 Zoll + 1¼ Zoll 1¼ Zoll 2 Zoll + 1¼ Zoll 2 Zoll + 1¼ Zoll Gewicht 465g 413g 595g 594g Aufbau 9 Linsen in 6 Gruppen 8 Linsen 9 Linsen in 6 Gruppen 9 Linsen in 6 Gruppen Durchmesser 55mm 60mm 63mm 63mm Länge 151mm 111mm 151mm 151mm

Listenpreis 250€ 279€ 309 € 416€ ieses Dokument ist ur D

65 Technik | Weigands Techniktipps Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 A. Murner A. Technik

Abb. 1: Die Sonne im Licht der Hα-Linie mit zwei verschiedenen Bandbreiten von 0,065nm (0,65Å) und 0,045nm (0,45Å). Was bringt FILTER-STACKING? t. Zwei Filter kombinieren zur Hα-Sonnenbeobachtung g ist untersa

ie Sonne ist aufgrund ihrer dy- Eine Möglichkeit den Kontrast weiter zu tor von etwa 0,85 und einer geringfügigen g namischen Oberfläche eines der verbessern ist das Kombinieren zweier Fil- Kontraststeigerung gerechnet werden. reitun Dspannendsten und veränder- ter, das sogenannte »Filter-Stacking«. Zu den zugrunde liegenden Berechnun- b lichsten Objekte für Hobbyastronomen, gen muss angemerkt werden, dass von ide- insbesondere bei Beobachtung der Chro- Die optimale Filter-Kombination alen Filtern mit 100% Transmission auf der mosphäre mit Hα-Filtern. Auf dem Markt zentralen Wellenlänge ausgegangen wur- gibt es inzwischen eine Vielzahl an Filtern Beim Filter-Stacking multiplizieren sich de. In der Praxis jedoch weichen die Trans- oder kompletten Hα-Teleskopen. Optio- beide Transmissionskurven und die resul- missionsmaxima davon ab und liegen ty- nal werden oft auch sogenannte »Doub- tierende Halbwertsbreite verringert sich pischerweise bei ca. 60%, wodurch die le-Stack-Einheiten« angeboten. Dabei han- dabei im Vergleich zum einfachen Filter. Bildhelligkeit beim Filter-Stacking deut- delt es sich um einen zweiten Filter, der in Schaut man sich dies für verschiedene Fil- Kombination mit einem vorhandenen Fil- ter-Kombinationen an, zeigt sich, dass der ter einen besseren Kontrast bieten soll. größte Gewinn, d.h. die maximale Reduk-

tion in der Halbwertsbreite erreicht wird, 1,0 nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver M. Weigand M. g Doppelte Hα-Filter wenn der zweite Filter die gleiche Halb- wertsbreite wie der erste besitzt. In diesem 0,8

Um die Chromosphäre beobachten zu Fall reduziert sich die Halbwertsbreite um 0,6 ützt. Nutzun

können, müssen das Weißlicht der Pho- den Faktor 0,64 (vgl. Kasten). Somit kann h 0,4

tosphäre geblockt und gleichzeitig die beispielsweise mit zwei 0,07nm-Filtern esc Relative Itensität Relative g

Relative Transmission Relative Hα-Linien durchgelassen werden. Die (0,7Å) eine Halbwertsbreite von 0,045nm 0,2 h tlic

Form der Transmissionskurve eines (0,45Å) erzielt werden. h 0 Hα-Filters entspricht einer Lorentz-Glo- Oft jedoch ist die genaue Halbwerts- 656,1 656,2 656,3 656,4 656,5 errec

ckenkurve. Ein wichtiges Kriterium da- breite unbekannt und Herstellerangaben b Wellenlänge/nm e für, wie deutlich die Strukturen der Chro- sind mit gewissen Unsicherheiten behaf- h mosphäre hervortreten, ist die Breite des tet. Die meisten Filtersysteme auf dem Abb. 2: Typische Durchlasskurve eines Hα-Fil- Transmissionsfensters, die als Halbwerts- Markt weisen Halbwertsbreiten zwischen ters mit 0,07nm Halbwertsbreite, was einem breite (engl. »Full Width at Half Maxi- 0,05nm und 0,1nm auf. Selbst im ungüns- durchschnittlichen Filter entspricht (blau), und mum«, FWHM) angegeben wird. Je ge- tigsten Fall – das entspricht demnach ei- das Profil der solaren Hα-Linie bei 656,2nm (ge- ringer die Halbwertsbreite ausfällt, desto nem Halbwertsbreiten-Verhältnis von 1:2 strichelt). In diesem Beispiel wird fast nur der Kern ieses Dokument ist ur

besser ist der Kontrast. – kann also mit einem Multiplikationsfak- der Hα-Linie durchgelassen. D

66 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Technik | Weigands Techniktipps

lich abfällt. Insbesondere bei höheren Ver- größerungen kann dies Detailbeobachtun- INTERAKTIV M. Weigand M. 1,0 gen erschweren. Fotografen müssen länger belichten, was im Hinblick auf das eher 0,8 schlechte Seeing bei Tag ein Nachteil ist.

0,6

0,4 Halbwertsbreite ist nicht alles

Relative Transmission Relative 0,2 Die Halbwertsbreite stellt nicht den ein- zigen kontrastbestimmenden Faktor dar. 0 656,18 656,28 656,38 Von Bedeutung ist auch die Breite im Ba- Wellenlänge/nm sisbereich des Transmissionsfensters. Zwei Filtersysteme können die gleiche Halb- Abb. 3: Wirkung des Filter-Stackings: Ein Dop- wertsbreite aufweisen und dennoch auf- pelfilter weist ein steileres Profil als ein Einzelfil- grund verschiedener Basisbreiten einen ter mit gleicher Halbwertsbreite auf. unterschiedlichen Kontrast zeigen. Hier Mario Weigands Leidenschaft sind gilt: je steiler das Profil, desto geringer die Hardware, Software und ihre An- Basisbreite und desto besser der Kontrast. 1,0 wendung. Wenn Sie sich in sei- Denn über die Ausläufer der Transmissi- ner Rubrik ein bestimmtes The- M. Weigand M.

0,9 onskurve trägt die sehr helle Photosphä- ma wünschen, schreiben Sie an re signifikant zum Anblick bei und ver- [email protected] 0,8 schlechtert somit den Kontrast. oder auf unserer Facebook-Seite. Vergleicht man die Transmission von 0,7 zwei kombinierten 0,07nm-Filtern mit ei-  Kurzlink: oclm.de/fa nem 0,045nm-Einzelfilter, erhält man den 0,6 FWHM-Multiplikationsfaktor gerade beschriebenen Fall. Das Profil des t. g 0,5 Doppelfilters ist steiler und somit im Vor- 1,0 1,25 1,5 1,75 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 teil, er bietet den besseren Kontrast. Nur das Ergebnis: Während mit einem brei- FWHM-Verhältnis ein noch schmalerer Einzelfilter würde den teren System mit etwa 0,07nm die Pho- ist untersa

Abb. 4: Resultierende Halbwertsbreite in Ab- gleichen Bildkontrast liefern. tosphäre noch deutlich hindurch scheint, g hängigkeit vom FWHM-Verhältnis von breitem was besonders am Sonnenrand auffällt, ist reitun zu schmalem Filter. Im optimalen Fall werden Fil- Optimierung sie bei 0,045nm praktisch nicht sichtbar. b ter mit gleichen Halbwertsbreiten kombiniert. Die Die deutlich kontrastreicheren Strukturen resultierende Durchlasskurve ist dann um den Die Filter auf dem Markt lassen sich hin- auf der Scheibe gehen nahtlos in die Rand- Faktor 0,64 schmaler. sichtlich der zentralen Wellenlänge durch strukturen und Protuberanzen am Rand eine Kippmechanik, über eine Temperatur- über. Gleichzeitig wird das Bild insgesamt regelung oder Luftdruck auf die Hα-Linie dunkler, weswegen bei der Beobachtung einstellen. Wichtig beim Filter-Stacking ist, ein effektiver Streulichtschutz ratsam ist. dass beide Filter optimal auf die Hα-Linie Mario Weigand

1,0 Weigand M. eingestellt sind. Bei einer »Verstimmung« der Filter gegeneinander verschiebt sich die 0,8 zentrale Wellenlänge weg von der Hα-Li- IM DETAIL

0,6 nie, was die Sichtbarkeit chromosphäri- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver scher Strukturen verschlechtert. g 0,4 In der Praxis ist es sinnvoll zunächst nur Berechnung

Relative Transmission Relative der Halbwertsbreite 0,2 mit Einzelfilter zu beginnen, und diesen ützt. Nutzun

entweder anhand des visuellen Eindrucks h Um die resultierende Halbwertsbrei- 0

oder am Bildschirm per Livebild für ei- esc 656,18 656,28 656,38 te bei der Kombination zweier Filter g

nen bestmöglichen Kontrast einzustel- h Wellenlänge/nm zu berechnen, kann man folgende tlic

len. Dann liegt die zentrale Wellenlänge h Formel verwenden: Abb. 5: Beide Filter müssen beim Stacking des Filters auf der Hα-Linie. Danach wird

V ist das FWHM-Verhältnis von errec genau auf die Hα-Linie eingestellt sein, ansons- der zweite Filter montiert und ebenfalls b e

breitem zu schmalem Filter. h ten verschiebt sich das Maximum von der Hα-Li- visuell optimiert. nie weg. In diesem Beispiel wurde das Transmis- sionsfenster eines der beiden Filter um 0,5Å Beobachtung mit besonders α gegenüber der H -Linie verschoben. Die Halb- schmalen Filtern wertsbreite der resultierenden Durchlasskurve (rot) vergrößert sich und das Transmissionsma- Das Resultat der Wirkung unterschied- ieses Dokument ist ur

ximum ist deutlich gesunken. lich breiter Filter hat Auswirkungen auf D

67 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Erlebnis | Artikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis . gt. g a rsa e te nte n u t u is

POLARLICHTER is ung u it eit ei e r rbr rve ite W We e Die Di n. n cke ck c we

ÜBER DEM Zwe Zw en vat pri zu z ur gn g n zun zu z

POSTSCHIFF ut Nut MIT DEN HURTIGRUTEN AUF NORDLICHTTOUR t. t ütz ch sch e ge

Hurtigruten – das ist jene berühmte Schiffslinie entlang der norwegischen Küste, h ich tl t die früher Post, Waren und Passagiere und heute vor allem Touristen befördert. ht h ec re r r er

Für die Strecke von Bergen nach Kirkenes benötigen die elf Schiffe der Flotte we- be h niger als eine Woche. Im Oktober 2015 war ich insgesamt elf Tage hin und zu- rhe t u tu

rück unterwegs, um die großartigen Polarlichter von Bord aus zu fotografieren. is ent kum Do Do s ses i Die

70 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis | Artikel

ie Jahreszeit hatte ich mit Be- Abb.1: Von Bord aus dacht gewählt: Zum Zeitpunkt fotografiert: Kräftige Dder Äquinoktien (Tag- und Polarlichter vor der Insel- Nachtgleichen) im März/April bzw. Sep- gruppe der Vesterålen tember/Oktober tritt die statistisch gese- am 7.10.2015. hen größte Wahrscheinlichkeit von Nord- Canon EOS 5D Mark lichtereignissen auf. Erfreulicherweise war II mit Samyang 14mm das Touristenaufkommen gegenüber der f/2,8, 3 Sekunden, ISO Hochsaison im Sommer schon deutlich ge- 800. Manfred Kiau ringer, so dass an Bord einigermaßen Frei- raum für eigene Beobachtungen war. Denn für mich stand – wenngleich die Reise kei- ne ausgewiesene Polarlichtfahrt war und demzufolge astronomisch nicht betreut wurde – die Beobachtung und insbeson- dere Fotografie von Polarlichtern im Fo- kus des Interesses. Begleitet wurde ich von meinem Astronomiefreund Dirk Sichel- schmidt und seiner Frau Inge.

Reiseverlauf

Am 4. Oktober, nach einem Flug von Düsseldorf über Kopenhagen nach Ber- gen, erfolgte die Abfahrt dort abends um 20:00 Uhr bei bewölktem Himmel. Am t. nächsten Morgen klarte der Himmel auf g und dieser Zustand hielt sich bis zum 10. Oktober: tagsüber Sonne und nachts ist untersa

sternklarer Himmel mit Polarlichtern! Je g weiter wir nach Norden vordrangen, des- reitun

to heftiger waren die Polarlichtereignis- b se. Einen Höhepunkt erreichten die tan- zenden Lichter in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober. Dabei erreichte der von Polarlicht-Enthusiasten verfolgte Akti- vitätsindex (kp-Wert) 7,4 auf einer Ska- la von 0 bis 9! In dieser Nacht wurden bis an die Küsten von Nord- und Ostsee in Polen, Deutschland und Holland Polar- licht-Sichtungen gemeldet. nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver

Lichterspektakel am Himmel – g und an Bord

Unser Schiff befand sich in dieser Nacht ützt. Nutzun

auf Höhe der Lofoten sowie der benach- h

barten Vesterålen. Auf den Oberdecks esc g

des Schiffes herrschte rege Betriebsam- h tlic

keit: Aufgeregte Menschen versuchten h die Leuchterscheinungen – für viele si- errec

cherlich die ersten Polarlichter ihres Le- b e bens – mit allen zur Verfügung stehenden h Mitteln fotografisch zu dokumentieren. Mobiltelefone, Smartphones, Tablet-PCs und alle erdenklichen Arten von Kame- ras kamen zum Einsatz. Leider waren auch viele Fotografierende dabei, die kei- ieses Dokument ist ur [O. Hofschulz] [O. ne Kenntnis ihrer Geräte hatten. Sie wuss- D

71 Erlebnis | Artikel Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 2: Die MS Richard With am An- leger in Kirkenes. Manfred Kiau

ten nicht, wie sie die Blitzlichtfunktion ab- Beeindruckendes Schauspiel in der Dämmerungsphase, was fotografisch schalten konnten oder dass das Anblitzen sehr reizvoll ist. Zeitweise waren die Polar- von Polarlichtern keine bildverbessern- Am Himmel zeigten sich jegliche Arten lichter so schnell in ihren Bewegungen, dass de Wirkung zeigt, sondern lediglich den von Polarlichterscheinungen: Bögen, Bän- durchaus von »tanzenden Lichtern« gespro- Ladezustand des Akkus reduziert und in der, Strahlen, Vorhänge und Strahlenkro- chen werden kann. Dies wurde besonders ganz erheblichem Maße auch die anderen nen. Selbst bei erfahrenen Nordlichtbeob- deutlich an den Strahlen der Polarlichtbän- Fotografen stört. achtern werden starke Emotionen geweckt, der. Die schnellen Bewegungen waren foto- Leider erwiesen sich viele Reisende auch ich selbst war wie elektrisiert und voller in- grafisch gar nicht zu erfassen. als beratungsresistent und blitzten weiter nerer Anspannung. Erst als die ersten guten munter drauf los. Wer sich jedoch einen Bilder gemacht waren, konnte ich die Beob- Ausklang t. günstigen Platz möglichst an der Reling achtung mit einer gewissen Distanz genie- g – damit sich niemand vor die eigene Ka- ßen und nebenbei fotografieren. Glückli- Die positiven Wetterverhältnisse änder- mera stellen konnte – erobert hatte und cherweise leerte sich das Oberdeck nach ein ten sich erst am 11. Oktober, ab diesem Zeit- ist untersa

seine auf einem Stativ adaptierte Kamera bis zwei Stunden auf ein erträgliches Maß, so punkt gestaltete sich das Wetter wechselhaft g einsetzte, der konnte dieses wunderbare dass meist eine freie Platzwahl möglich war. und auch die Polarlichtaktivität ließ spür- reitun

Spektakel nicht nur beobachten, sondern Auch in den nachfolgenden Nächten gab es bar nach. Insgesamt konnte von einer geruh- b auch weitgehend ungestört fotografieren. wunderbare Nordlichter, in der Regel bereits samen Kreuzfahrt für Ruheständler keine

IM DETAIL

Die Hurtigruten

Die Hurtigrute wird von einer Flot- te von elf Schiffen bedient. Täglich fährt ein Schiff von Bergen ab und nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver ein Schiff legt in Bergen wieder an. g Die Route führt von Bergen nach Kir- kenes und zurück, hierbei werden

insgesamt 2500 nautische Meilen ützt. Nutzun h zurückgelegt (ungefähr 4600km). esc g Es können Teilabschnitte befahren h

werden, auch ohne Übernachtung. tlic h Von Bergen bis Kirkenes werden

34 Häfen angelaufen, meist wer- errec b e

den die Häfen, die auf der Hinfahrt h nachts angelaufen wurden, auf der Rückfahrt tagsüber angesteuert. Die maximale Liegezeit beträgt 4,5 Stunden, es bleibt also genug Zeit für Stadtbesichtigungen. Abb. 3: Beeindruckend: Polarlichter am gesamten Himmel über dem Schiff! Canon 7D Mark II mit ieses Dokument ist ur

Fisheye Sigma EX 4,5mm f/4, 3,2 Sekunden, ISO 6400. Dirk Sichelschmidt D

72 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis | Artikel

Abb. 4: Im Hafen von Svolvaer (a) Canon EOS 5D Mark II mit Samyang 14mm f/2,8, 6 Sekunden, ISO 800. Manfred Kiau

PRAXISTIPP t. g Fotografie an Bord

Die Standortwahl auf dem Schiff ist Checkliste für Polarlichtfotografen ist untersa g schwierig, da man nicht alleine ist und man • Benutzung einer DSLR reitun

auch nie vorher weiß, wo genau die Po- • unbedingt auf ein Stativ adaptieren b larlichter auftreten werden bzw. welchen • ein Weitwinkelobjektiv mit möglichst Kurs das Schiff fährt. Idealerweise hält großem Bildwinkel wählen, Blende Abb. 5: Polarlicht in der Abenddämmerung man sich in der Mitte des Schiffes auf, hier ganz öffnen mit Schiffsheck, 9.10.2015. Canon EOS 5D Mark II sind die Bewegungen am geringsten, hier • ISO-Zahl so niedrig wie möglich ein- mit Samyang 14mm f/2,8, 3 Sekunden, ISO 2000. befinden sich näherungsweise die Dre- stellen (Reduzierung des Bildrau- Manfred Kiau hachsen des Schiffes. Dafür sind am Bug schens), hier sollte man ein wenig pro- und Heck des Schiffes die scheinbaren Be- bieren, beginnend bei ISO 1000 Rede sein: tagsüber Besichtigungen der Städ- wegungen der Landschaft am geringsten. • für schnelle Polarlichtbewegungen die te, in deren Häfen unser Schiff festgemacht Die Belichtungszeit sollte man möglichst ISO-Zahl höher wählen zur Vermeidung hatte, abends und nachts Polarlichtereignis- kurz wählen, damit die Verwischungen be- von Wischeffekten, grenzt und die Sternstrichsspuren mög- • dies gilt auch bei stärkeren Schiffs- se allererster Güte. Hinsichtlich des Wetters nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver und der Polarlichtaktivität hatten wir sehr lichst kurz gehalten werden. bewegungen bzw. schwächeren Po- g viel Glück, denn gutes Wetter und möglichst An Bord gibt es immer irgendwelche Lich- larlichtern wenig Wind und Wellengang sind Grundvo- ter, diesen sollte man versuchen auszuwei- • manuelle Einstellung wählen, Autofo-

chen. Ein (kleiner) Teil des Schiffes kann kus und Bildstabilisator sowie Blitzlicht ützt. Nutzun raussetzung fürs Gelingen guter Fotos. Des- h als Vordergrundmotiv genutzt werden, je- unbedingt ausschalten wegen sollte man klaren Himmel und Polar- esc g

lichter gleich bei der Buchung mitbestellen! doch geraten die Schiffsaufbauten meist • Entfernungseinstellung manuell im h

▶ zu hell, auch wenn das Hauptlicht ausge- Live-View an einem hellen Stern oder tlic Manfred Kiau h schaltet ist. Die Liegezeiten in den Häfen einem Objekt im Unendlichen, nicht auf errec

kann man zum Verlassen des Schiffes nut- die Unendlich-Markierung am Objektiv b e zen, jedoch ist die Standortwahl schwie- verlassen h SURFTIPPS rig, da die Schiffsbeleuchtung in den Hä- • Display-Helligkeit herunte regeln fen immer eingeschaltet ist, hinzu kommt • Weißabgleich auf Tageslicht oder Au- • Hurtigruten natürlich die erhebliche Hafenbeleuchtung. tomatik einstellen • Fernauslöser verwenden  Kurzlink: oclm.de/a3073 ieses Dokument ist ur D

73 ErlebnisErlebbnis | Mein| Mein bbestesestees AsAstrofototrofoto Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abb. 1: Der Mond und Mondhof mit seinen farbigen Rin- gen an inhomogenen dünnen Wolken während einer Halbschat- ten-Mondfinsternis am 19.10.2013. Erlebnis gt. g sa s rsa rs r te nte nt u t u is ng ung u eit ei e br rbr e ve v rv r e te t ite it i e We W We e Die Di D . n. n e ke

DAS MONDAUGE cke ck c e we w Zw Z

Mond und Mondhof auf einem einzigen Foto en e t vat va v ri pri pr p zu r B. Hoffmann B. ur u u

ein bestes Astrofoto entstand in den Mondhof zu fotografieren. Nun lernte ich durch konnte ich erfolgreich mein erstes astrono- den absoluten Anfängen meiner auch, was für ein riesiger Dynamikumfang im misches Ereignis fotografisch festhalten. M Astrofotografie. Ich hatte mir gera- Spiel ist, wenn der gleißend helle Vollmond fade Später am PC habe ich auch gleich gelernt, wel- de meine erste Kamera mit Wechselobjektiven scheinende Wolken überstrahlt! Was man mit che Reserven das RAW-Format in der Astrofo- zugelegt und wollte damit meine alte Begeiste- dem bloßen Auge ganz einfach sehen kann, ist tografie bietet: Aus dem hellen Mond und den rung für die Astronomie wieder etwas aufleben nicht ohne weiteres auf den Sensor zu bannen. fast nicht erkennbaren Wolken mit aufgepräg- lassen. Am 19.10.2013 gab es eine Halbschat- Ich probierte unterschiedliche Belichtungszeiten tem Mondhof konnte ich das hier präsentier- ten-Mondfinsternis und ich hatte mir vorge- und auch Belichtungsreihen, die sich aber dank te Endresultat erreichen. Die unregelmäßigen nommen, diese zu fotografieren. der schnellen Wolkenbewegung als unbrauchbar Wolkenstrukturen erzeugen eine gespenstische Die Wetterbedingungen gestalteten sich aller- erwiesen. Ich wollte auf keinen Fall die Mond- Stimmung und ich fühlte mich sofort an Sau- dings schwierig: Mal dünne, mal dicke Wolken oberfläche ausbrennen lassen, was mir dann mit rons Auge erinnert! Daher gab ich dem Foto den zogen schnell vor dem Mond vorbei. Wenn die 1/15s Belichtungszeit gelang. Am Rohbild konn- Titel »Moon Eye«, das Mondauge. In den sozi- Wolken dünn genug waren, konnte man deut- te ich das spätere Potential noch nicht erkennen alen Netzwerken hat sich das Foto schnell ver- lich den Mondhof mit seinen farbigen Ringen und freute mich erstmal umso mehr, dass der selbstständigt und es wurde zu meinem erfolg- wahrnehmen. Da ich noch zehn Minuten bis Himmel einige Minuten später zum Maximum reichsten Foto. zum Finsternis-Maximum hatte, versuchte ich der Halbschattenfinsternis plötzlich aufriss. Da-

74 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 ErlebnisErlebnis | Mein| MMein bbestesestes AsAstrofototroofoto B. Hoffmann B.

Abb. 2: Unbearbeitetes RAW-Foto. Der hohe Dynamikumfang erfordert massive Nachbearbei- tung, um sowohl Mondhof als auch den Mond sel- ber sichtbar zu machen. t. g IM DETAIL ist untersa Technik und Bearbeitung g reitun

Kamera: Sony NEX-5N mit b 16 Megapixel Objektiv: SEL-55210 bei 210mm Brennweite Blende: f/10 Belichtungszeit: 1/15s ISO: 400 Nachbearbeitung: Adobe Lightroom CC, on1 Perfect Effects 9, Adobe Photoshop CC nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Der Weg zu diesem Resultat war allerdings und die Farbkanäle noch etwas angepasst, so und habe mich auf Weitfeld-Deep-Sky-Foto- g steinig: Zuerst habe ich in Lightroom die Le- dass das Bild möglichst genau das wiedergab, grafie spezialisiert. Ganz nach dem Motto: Al- vel angepasst: Lichter runter, Tiefen hoch, His- was ich in der Nacht am Himmel gesehen habe. les muss batteriebetrieben sein und ich will die ützt. Nutzun

togramm ausgereizt, so dass nichts ausbrennt Die drastische Bearbeitung hat natürlich gesamte Ausrüstung in einem Rutsch zum Auto h

oder absäuft. Auch die Klarheits- und Sätti- auch ihre Spuren hinterlassen: Besonders der tragen können! esc g

gungsregler haben geholfen, die feinen Struk- Mond hat gelitten und zeigt einige Artefakte. Björn Hoffmann h tlic

turen und Farben in den Wolken sichtbar zu Heute mit knapp drei Jahren mehr Erfahrung h machen. Als nächstes habe ich das Foto in on1 würde ich meine Fotos nicht mehr so heftig be- SURFTIPPS errec

Perfect Effects bearbeitet. Der wichtigste Schritt arbeiten. Aber dennoch blicke ich immer wie- b e war hier die selektive Kontrasterhöhung an der gern auf diesen tollen Anfang meiner Astro- h • Björn Hoffmanns Astrobin-Profil großflächigen Strukturen. Erst dadurch wur- fotografie zurück, der mich mit Sicherheit auch • Björn Hoffmanns 500px-Profil mit den die fast unsichtbaren Filamente in den Wol- motiviert hat, diesem anspruchsvollen Hobby Astro- und Landschaftsfotografie ken sichtbar. Bis hier hatte sich leider auch ein nicht irgendwann verzweifelt den Rücken zu- heftiges Rauschen gebildet, weshalb das Foto in zukehren!  Kurzlink: oclm.de/a3075 der dritten Station zu Photoshop weitergereicht Inzwischen bin ich mit einer kleinen, aber ieses Dokument ist ur wurde. Dort habe ich das Rauschen reduziert feinen transportablen Ausrüstung unterwegs D

75 Erlebnis | Leser-Galerie Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis . t. t gt. gt g a sa rsa e te nte u t u s is g ng n ung u t it eit r br b rbr rb e ve v rve rv e t ite We W W e ie Die Di D n. n e ke k cke ck c e we w Zwe Zw Z n en e t at vat va v i ri r pri pr p u zu z r ur u n g n gn n un u zun zu z Nut N t t. z ütz ü h h esc g

h tlic h errec b e h

Abb. 2: Der Doppelsternhaufen h und χ im Perseus. Aufnahme mit einem 200/900mm-Newton, Canon EOS 450D astro-modifiziert, ISO 200, 12×10min be- lichtet. Daniel Förtsch ieses Dokument ist ur D

76 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis | Leser-Galerie t. g

Abb. 3: M 51, die Whirlpool-Galaxie. Aufnahme mit einem 140/980mm-Teleskop, Atik 383L und ist untersa

ALCCD6c pro CCD-Kameras, 27×20min Luminanz-Kanal belichtet mit der Atik-Kamera, 6×20min die g RGB-Kanäle mit der ALCCD-Kamera. Michael Schröder reitun b nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g ützt. Nutzun h esc g

Abb. 1: NGC 7635, der Bubble-Nebel. Aufnah- h tlic

me mit einem 355mm-Newton bei 1330 Brenn- h weite, SBIG 8300 CCD-Kamera. Insgesamt 25 errec

Stunden mit RGB- und Hα-Filter in Nerpio/Spa- b e nien belichtet. Lukas Demetz, Harel Boren h

Abb. 4: Die Galaxien NGC 3718 (rechts) und NGC 3729 (links) mit der kompakten Galaxiengrup- pe Hickson 56. Aufnahme mit einem 200/1280-Cassegrain, SBIG ST8300M CCD-Kamera, 46×8min ieses Dokument ist ur

Luminanzkanal und je 6×8min RGB belichtet. Michael Deger D

77 Erlebnis SOFI ASIATISCHSOFI zeigt sich eine beeindruckende Perlschnur und eine Protuberanz. Erlebnis Erlebnis 78

Abb. 1: Abb. 2: Die Korona zur Mitte der Totalität. Totalität. der Mitte zur Korona Die Die totale Sonnenfinsternis vom 9. März, 9.März, vom Sonnenfinsternis totale Die | Rückblick Dirk Ewers fotografiert von Bord der MS Volendam in der Straße von Makassar in Indonesien. Zum 2. Kontakt 2.Kontakt Zum Indonesien. in Makassar von Straße der in Volendam MS der Bord von fotografiert Dirk Ewers das Schauspiel. großartige

Abb. 3: Jubel mischt sich mit der Begeisterung der mit sich mischt Jubel Abenteuer Astronomie 3 Dirk Ewers | Juni/Juli 2016 Juni/Juli über

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Erlebnis | Rückblick DIE FEUERKUGELJÄGER vom Gahberg t. g ist untersa g Abb. 4: Seit Sommer 2015 betreibt Erwin Filimon auf der Sternwarte Gahberg eine Kamera, die reitun jede klare Nacht bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden pro Bild ein Bild aufnimmt. Am 6. Februar b m gelang ein Treffer. Er hielt eine ca. –8 ^ helle Feuerkugel fest. Erwin Filimon nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g ützt. Nutzun h esc g

h tlic h errec b e h

Abb. 5: Kratzer am Horizont: Besonders gute Sichtbedingungen haben dazu geführt, dass diese zweite Feuerkugel genau ein Jahr vorher am 6.2.2015 ieses Dokument ist ur

über eine unglaubliche Distanz von 900 Kilometern fotografiert werden konnte. Sie war über Dänemark im Zenit zu sehen! Erwin Filimon D

79 Szene | Interview Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 »Ein epochales Ereignis«

Es war die Wissenschaftsnachricht des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts: Am 14. September 2015 ge- lang erstmals der direkte Nachweis von Gravitationswellen. An der im Februar der Öffentlichkeit präsentier- ten Entdeckung waren auch Forscher aus Deutschland maßgeblich beteiligt, unter ihnen Professor Karsten Szene Danzmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut), einer der führenden Spezialisten für Gravitationswellen.

Wann hatten Sie zum ersten Mal Sie sind die führende Kraft hin- Spiegelaufhängung, die optische Anordnung und von der starken Welle am 14. September 2015 ge- ter dem kleineren deutschen Gravitationswel- die Laser, das stammte alles von uns. hört - und wann hatten Sie sich überzeugt, dass es len-Detektor GEO600. Er spielte beim Erfolg der real war? großen amerikanischen LIGO-Detektoren eine Ist damit nun das Ende der wichtige Rolle. Möglichkeiten erreicht? Karsten Danzmann: Erfahren habe ich es am selben Tag, aber erst einmal hat niemand von uns Karsten Danzmann: GEO600 ist von uns ei- Karsten Danzmann: LIGO ist immer noch einen daran geglaubt, weil das Signal einfach viel zu gentlich als Technologieschmiede ins Leben ge- Faktor 3 von seiner Endempfindlichkeit entfernt, schön war. Bis es dann eingesunken ist, was für rufen worden: Wenn man klein und flexibel ist, da und das entspricht einem Faktor 30 in der Ereignis- ein epochales Ereignis wir da gerade gesehen hat- kann man alles Mögliche ausprobieren. Und wenn rate, weil das Volumen mit der dritten Potenz geht. ten, das hat schon mehrere Tage gedauert. Es ist man guckt, was bei LIGO jetzt neu ist und vergli- Wenn alles klargeht, wird man solche Ereignisse wie ja nicht so, dass man ein Vierteljahrhundert nach chen mit der ersten Version die Empfindlichkeit im letzten September vielleicht jeden Tag sehen oder sowas sucht und dann einfach sagt: Ach, Eureka, entscheidend verbessert hat, dann ist fast alles von sogar viele pro Tag. Das wird dann richtig beob- jetzt haben wir’s gefunden. der GEO-Kollaboration entwickelt worden. Die achtende Astronomie mit ernsthaften Ereignisraten. R. Hurt/Caltech-JPLR. Abb. 1: Gravitationswellen sind von Albert Einstein vorhergesagte Kräuselungen der Raumzeit. Die künstlerische Darstellung zeigt Gravitations- wellen, die durch zwei einander umkreisende Neutronensterne entstehen.

80 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Interview

Abb. 2: Prof. Karsten Danzmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphy- sik (Albert-Einstein-In- stitut), gilt als einer der führenden Spezialisten für Gravitationswellen. Frank Vinken/MPG Frank

Sie sind auch maßgeblich am Satel- Die war zwar primitiv, aber man konnte damit Auf- Karsten Danzmann: Das kam wesentlich später: litenprojekt eLISA beteiligt, das in den 2030er Jahren nahmen machen. Allerdings hat der Motor nie funk- die totale Sonnenfinsternis 1999 in Stuttgart bei Freun- ebenfalls nach Gravitationswellen Ausschau halten tioniert: Die besten Bilder habe ich gemacht, indem den. Eigentlich war der ganze Himmel zu, aber genau soll: Wie vergleicht sich das mit Laserinterferometern ich selber am Fernrohr gesessen und mit der Hand da wo wir waren, da war eine Lücke, und man konn- t. am Boden wie den LIGOs? nachgeführt habe. te was sehen. Und ansonsten eindrucksvoll war es, g als ich das erste Mal selber den Orionnebel fotogra- Karsten Danzmann: Die einzige Gemeinsamkeit Und was war Ihr beeindruckendstes fiert habe: eine halbe Stunde Belichtungszeit, es war ist untersa

ist, dass es sich um Laserlicht mit der gleichen Wellen- Astro-Erlebnis? zwar ein simples Bild, aber ich fand das toll. Da war g länge handelt, aber im Detail ist alles anders: der Fre- ich vielleicht 13.

Die Fragen stellte Daniel Fischer. reitun quenzbereich, die Art der Interferometrie, die Schwie- b rigkeiten, mit denen man zu kämpfen hat. Und vor allem sind auch die erwarteten kosmischen Quellen IM DETAIL andere: zwar auch Schwarze Löcher, aber in kosmo- logischen Entfernungen. Dieses LIGO-Ereignis war ja noch in unserem Vorgarten: Für die meisten Men- Gravitationswellendetektoren schen sind 1,3 Milliarden Lichtjahre ziemlich weit Albert Einstein hatte Gravitations- Das Laser Interferometer Gravitatio- weg, aber das ist noch nicht das frühe Universum. ESA Mit eLISA wird man jedes superschwere Schwarze wellen vor rund 100 Jahren vorherge- nal-Wave Observatory (LIGO), mit dem Loch mit Millionen Sonnenmassen detektieren, egal sagt. Seit vielen Jahren bemüht man im September 2015 die erstmalige Ent- wo es ist in unserem Universum: eLISA wird in seine sich, diese Wellen auch direkt nachzu- deckung von Gravitationswellen gelang, weisen. Über den ganzen Globus ver- besteht aus zwei identischen Detek-

Kinderstube schauen. nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver teilt entstanden daher große Detek- toranlagen in den USA. Sie verfügen je- g Mit diesen Satelliten wird neben- toranlagen, mit deren Hilfe man ver- weils über L-förmig angeordnete, vier bei auch ein Jugendtraum von Ihnen wahr, denn sucht, die winzigen Längenänderungen Kilometer lange Tunnel. An der Ent-

zu entdecken, die sich ergeben müss- wicklung der Detektoren und der Aus- ützt. Nutzun

die Laser-Satelliten werden Schiefspiegler als Te- h ten, wenn eine Gravitationswelle den wertung der Daten sind mehr als 80 wis-

lekope verwenden – und solche exotischen Fern- esc g

rohr-Optiken hatten Sie sich als junger Amateurast- Detektor durchläuft. Die Anlagen beste- senschaftliche Institutionen weltweit h

hen in der Regel aus zwei rechtwink- beteiligt, darunter auch die deutschen tlic

ronom immer gewünscht. Was hatten Sie tatsächlich h für Instrumente? lig zueinander angeordneten Tunneln, Wissenschaftler. GEO600 ist ein kleiner errec

in denen Laserstrahlen hin- und her- deutsch-britischer Gravitationswellen- b e Karsten Danzmann: Ich habe angefangen mit ei- geschickt und dann wieder zusammen- detektor in der Nähe von Hannover. Er h nem 6-cm-Refraktor, und dann irgendwann habe ich geführt werden. Eine durch den Detek- verfügt lediglich über 600 Meter lange mir zu Weihnachten und Geburtstag und nochmal tor laufende Gravitationswelle würde Tunnel und wird vor allem genutzt, um Weihnachten zusammen von allen einen Newton-Re- für eine Phasenverschiebung der Licht- damit Technologien für größere Anla- flektor gewünscht, einen 5-Zöller, und den habe ich wellen und damit für eine messbare gen wie LIGO zu testen. dann auch bekommen. Dann habe ich mir dazu selber Intensitätsänderung sorgen. ▶Stefan Deiters ieses Dokument ist ur

eine Nachführung mit Motor zusammen gestöpstelt: D

81 Szene | Space Checker Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

INTERAKTIV

Space Checker ist unsere Rubrik für As- trokids zwischen 8 und 14 Jahren. Die- ses Projekt wurde von den Mitgliedern der AG »Young « der Sternwarte SPACE Sohland/Spree durchgeführt. Wenn du eines der Experimente gemacht hast, Szene schreibe uns doch an redaktion@aben- CHECKER teuer-astronomie.de eine E-Mail! Im vergangenen Jahr stand der Mond ganz besonders im Fokus der Ar- Blutmond oder beit unserer Astronomie-AG. Nach der erfolgreichen Organisation ei- nes öffentlichen Beobachtungse- bunter Mond? vents zur partiellen Sonnenfinster- nis im Frühjahr war die Beobachtung Zwei Projekte zur Beobachtung und der totalen Mondfinsternis am 28. Erforschung des Mondes September 2015 für uns der nächs- te Höhepunkt. In einem weiteren t. Projekt beschäftigte sich eine Schü- g lerin im Rahmen ihres Wettbe- ist untersa

werbsbeitrages für den Wettbewerb g »Schüler experimentieren«, die »Ju- reitun niorensparte« von »Jugend forscht«, b mit der Erforschung der Mond- oberfläche auf Basis farbüberhöhter fotografischer Aufnahmen.

ls wir erfuhren, dass im September 2015 Gymnasium Einstein Astro-AG eine gut zu beobachtende totale Mond- Abb. 1: Der Mond während der totalen Phase der Finsternis, von uns selbst mit dem Schulfern- Afinsternis stattfinden würde, fassten rohr und einer Digitalkamera fotografiert. wir schnell den Entschluss, diese zu beobach- Ausrüstung und Aufgaben ten die Messwerte und eigene Kommentare und ten. »Wir«, das sind vier 14-jährige Schüler der Eindrücke. Nachdem wir am Abend zuvor alle

Astro-AG des Einstein-Gymnasiums in Neuen- Die Beobachtung fand am 28. September Instrumente getestet hatten, waren wir sehr gut nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver hagen bei Berlin. Dazu hatten wir für diese von 2015 von 1:00 Uhr bis 7:00 Uhr statt. Als Beob- darauf vorbereitet, das Ereignis zu dokumentie- g uns zuvor akribisch geplante Nachtarbeit einen achtungsort wählten wir ein Feld nahe dem Dorf ren. Und wir wurden mit einer kalten, klaren Tag schulfrei ausgehandelt. Unser Ziel war es, den Wegendorf. Für die Bildaufnahmen verwende- Nacht belohnt, wir hatten perfekte Bedingungen! ützt. Nutzun

Verlauf der Finsternis mit Fotos, eigenen Eindrü- ten wir ein Telementor-Teleskop (DDR-Schul- h

cken und einem selbst gemessenen Verlauf der fernrohr) und eine Canon 1000D, die an das Te- esc

Ein voller Erfolg g

Helligkeit vollständig zu dokumentieren. leskop angeschlossen wurde. Zur Dokumentati- h tlic

on des Helligkeitsverlaufes nutzten wir ein Gerät, Am frühen »Morgen« gegen 0:30 Uhr verlie- h das die Himmelshelligkeit misst, sowie ein klei- ßen wir das Haus, um unsere Beobachtungs- errec

nes Sucher-Teleskop mit einem Fotowiderstand. position einzunehmen. Der volle Mond stand b e Schon vorab hatten wir die Aufgaben unter uns gleißend hell und hoch am Himmel. Es war ein- h verteilt: Lasse führte die Messungen zum Hellig- drucksvoll zu beobachten, wie der Erdschatten keitsverlauf durch, Kenneths Aufgabe war das den Mond gegen 3:06 Uhr berührte und dann Nachführen des Teleskopes auf den Mond und nach und nach immer mehr bedeckte. Zunächst das Fotografieren. Achill führte immer wieder war der Mond hell und weiß, der Schatten dun-

Astro-AG Einstein Gymnasium Einstein Astro-AG die Lichtmessungen mit dem Messgerät durch. kel und fast schwarz. Nachdem der Mond aber Abb. 2: Unser Beobachterteam. ieses Dokument ist ur Währenddessen notierte Artus alle fünf Minu- zum großen Teil vom Schatten bedeckt war, D

82 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Space Checker konnte man auch den Rest seiner Oberfläche vom Blutmond, allerdings erschien uns der Mond Farben des Mondes! Diese nehmen wir norma- wieder wahrnehmen. nicht wirklich blutig, aber schon irgendwie unge- lerweise nicht wahr, da die Farbkontraste nur Mit Beginn der totalen Phase waren plötzlich wohnt gespenstisch. Das war unsere erste bewusst schwach sind. Mit ähnlichen Methoden arbei- viel mehr Sterne, auch in der Umgebung des Mon- beobachtete totale Mondfinsternis, ein für uns alle ten auch moderne Raumsonden wie z.B. Dawn. des, sichtbar. Der voll verfinsterte Mond erschien schwer beeindruckendes Ereignis! Hier werden die Aufnahmen mit verschiedenen uns sehr dunkel, seine Farbe war nun braun bis Farbfiltern aufgenommen und dann zu einem far- rot. Ab 5:23 Uhr gab der Erdschatten nach und Julianes Forschungsarbeit: Der bigen Gesamtbild kombiniert. Die Ursache für nach wieder den Blick auf den Mond frei. Wir be- farbige Mond die verschiedenen Farben ist die unterschied- obachteten weiter bis zum Ende der Finsternis um liche mineralogische Zusammensetzung der 6:27 Uhr. Dabei konnten wir den Helligkeitsver- In meiner Arbeit für den Wettbewerb »Schü- einzelnen Gebiete. lauf der Finsternis dokumentieren und einige Fo- ler experimentieren« hatte ich mir vorgenom- In meiner Aufnahme des Mondes haben z.B. tos aufnehmen. In der Zeitung lasen wir vorher men, aus den Farbinformationen von selbst an- die dunkelblauen Gebiete einen hohen Metall- gehalt (Eisengehalt > 15%, Titangehalt > 7%). Bei ERLEBNIS den ockerfarbenen Regionen handelt es sich um metallarme Basalte. Anschließend habe ich aus- gehend von meinem Mondfoto eine eigene »geo- Die Eindrücke der logische« Mondkarte gezeichnet. Mondfinsternisbeobachter ▶ Kenneth Heinig, Lasse Borges, Artus Blauär- Lasse: Es war ne tolle Erfahrung auch mel, Achill Walther, Juliane Gebauer, Astro-AG Ein- mal ein bisschen mehr Einsatz für ein stein-Gymnasium Neuenhagen bei Berlin solches Experiment und Ereignis zu

zeigen und dann auch konstant über Gymnasium Einstein Astro-AG Stunden Werte zu messen und Fotos Abb. 4: Das Ergebnisbild vom farbigen Mond, PRAXISTIPP deutlich lassen sich die verschiedenfarbigen zu machen. Gebiete unterscheiden. Artus: Kann mich Lasse nur anschlie-

Halbschattenfinsternis t.

ßen. Es war schön, dass wir im Team g gefertigten Mondfotos Rückschlüsse auf die am 16.9. gearbeitet haben und jeder seine Auf- Zusammensetzung der Mondoberfläche zu zie- gabe gut gemacht hat. War wie ein hen. Dazu habe ich zusammen mit meinem Leh- Versucht doch unsere Beobachtun-

kleines Abenteuer! ist untersa

rer Fotos vom Vollmond gemacht. Aufgenom- gen nachzumachen! Am 16. September g Kenneth: Es war einfach ein schönes Er- men wurden die Bilder durch ein Teleskop mit 2016 findet eine Halbschattenfinster-

lebnis mit den Anderen unter dem freien reitun

einer digitalen Spiegelreflexkamera, wobei ver- nis des Mondes statt. Wir werden ver- b Sternenhimmel zu stehen und den Mond schiedene Belichtungszeiten gewählt wurden. suchen diese Finsternis photometrisch, zu beobachten. Diese Aufnahmen wurden anschließend mit ei- also mit einer gemessenen Lichtkurve Achill: Ich kann auch einfach nur immer ner HDR-Software zu einem Bild kombiniert, das nachzuweisen. Das könnt ihr auch pro- wieder betonen wie atemberaubend die einen großen Kontrastumfang aufweist. bieren! Oder fotografiert den Vollmond ganze Beobachtung war und was das für Wenn man die Aufnahme nun in einem Bild- und versucht seine Farben sichtbar zu ein tolles Erlebnis war. bearbeitungsprogramm öffnet, kann man die machen. Viel Spaß und viel Erfolg! Farbsättigung maximieren. Dann sieht man die

0 Dunkelheit nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g 5

Hier ist der Phase des Eintritts in den Kern- Totale Phase - Der Phase des Austritts, Die Austrittsphase geht Mond noch voll schatten. Die registrierte Helligkeit Mond erscheint der Erdschatten gibt nach und nach in die ützt. Nutzun

10 beleuchtet. geht nach und nach zurück. Der dunkelbraun bis rot. den Blick auf den Dämmerung über. Das h Erdschatten bedeckt einen immer Beginn um 4:10 Uhr Vollmond langsam kann man sehr gut am Beginn der Kernschattenfinternis größeren Anteil des Mondes. wieder frei. Helligkeitsverlauf esc g / Eintritt um ca. 3:06 Uhr sehen. h tlic h 15 errec b e h

20

25 Gymnasium Einstein Astro-AG 1:50 2:00 2:10 2:20 2:30 2:40 2:50 3:00 3:10 3:20 3:30 3:40 3:50 4:00 4:10 4:20 4:30 4:40 4:50 5:00 5:10 5:20 5:30 5:40 5:50 6:00 6:10 6:20 6:30

Uhrzeit ieses Dokument ist ur

Abb. 3: Der gemessene Helligkeitsverlauf. D

83 Szene | Netznews Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Jedem sein

Szene KLASSIKER Alte Fernrohre sind wieder beliebt

0 bis 50 Jahre alte Teleskope genie- ßen heute einen Kultstatus. In ei- 4nem Thread auf Astrotreff zeigen viele Sternfreunde ihre »Klassiker«. Bei manchen von ihnen fühlt man sich in die Anfangszeit des Hobbys zurückversetzt, als man mit 114/900mm-Spiegelfernroh- ren aus dem Quelle-Versandhauskatalog zum ersten Mal den Himmel erkundete. Sie saßen in der Regel auf viel zu schwachen Montierungen und zeigten nicht das, was die beiliegenden Informationsbroschüren versprachen. Die Linsenteleskope jener Zeit t. waren auch nicht sehr viel besser und offen- g barten ihre Schwächen in Form von roten und blauen Farbsäumen um die beobachte- ist untersa

ten Objekte. Ein Traum vieler Sternfreun- g de war damals der Fraunhofer-Refraktor reitun

150/1500mm auf einer für seinerzeitige b Verhältnisse sehr genau laufenden Wach- ter Astronom 2-Montierung, die bei einem der Autoren des Forums auch heute noch in Gebrauch ist. Eine Besserung stellte sich erst durch die von der heute nicht mehr existieren- den Fa. Vehrenberg vertriebenen japani- schen Vixen-Fernrohre ein, die seit An- fang der 1990er Jahre über deutlich bessere Nachführungen, Montierungen und op-

tische Geräte verfügte und für den deut- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver schen Markt zugänglich gemacht wurde. g Eines davon war der Sirius 50L, der da- mals für knapp 300 DM mit Optik, azi- ützt. Nutzun

mutaler Montierung, höhenverstellbarem h

Alustativ, 5×20-Sucher, 24,5mm-Zenitpris- esc g

ma und Okularen mit 8mm und 20mm so- h tlic

wie einem Kompass ausgeliefert wurde. Die h Bewertung dieses Teleskops fiel sehr un- errec

terschiedlich aus. Man konnte aber bei- b e spielsweise durch Schwärzung des Innen- h tubus und bessere Okulare mehr Leistung aus der kleinen Optik herausholen. Ein weiteres Instrument aus der Vi- xen-Familie war das RS-NP 114S, ein Spie-

gelteleskop, das besonders, wenn man qua- Meier M. ieses Dokument ist ur

litativ deutlich bessere Okulare verwendete Abb. 1: Wieder beliebt: klassische Amateurteleskope aus längst vergangenen Tagen. D

84 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Netznews als die mitgelieferten, sein vorhandenes Po- gut eingenordete und gleichmäßig tenzial ausspielen konnte. Damals galten laufende Montierung. SURFTIPPS Plössl-Okulare als das »Nonplusultra«. Ein Was man beim Jupiter allerdings nicht weiterer besprochener Klassiker ist der Tas- vergessen darf, ist seine schnelle Rotati- • Diskussion zu Klassiker-Fernrohren co 13V-Refraktor mit einem Linsendurch- on, die sich bei zu langen Videos schnell • Jupiter in kleinen Instrumenten messer von 80mm und einer Brennwei- bemerkbar macht. Zu lange Filme kann te von 910mm, der vergleichsweise gute man gut für Animationen verwenden,  Kurzlink: oclm.de/a3085 Abbildungseigenschaften aufwies. die, bei höherer Geschwindigkeit ab- Im Zeitalter von Internetauktionshäu- gespielt, eine schöne Darstellung der sern wie eBay können Interessenten auch Planetenrotation liefern. heute noch klassische Fernrohre erwerben, Fehler in der Optik, ein Wandern des ergebnisse entstanden, die weit mehr als die mehr als ein Ausstellungsobjekt im hei- Planeten durch das Bildfeld oder zappeli- die beiden Hauptbänder der Atmosphä- mischen Wohnzimmer sind. Was ein klas- ge Videos sind nach den Erfahrungen der re des Riesenplaneten zeigen. Neben dem sisches Fernrohr ist, liegt eben im Auge des Diskussionsteilnehmer häufig Quellen für Großen Roten Fleck sind in diesem Thread Betrachters oder in romantischen Bezie- schlechte Bildergebnisse. Teile der Aufnah- Aufnahmen mit Jupiter und einigen seiner hungen zum ersten Teleskop, wenn man me können dann verwischt aussehen. In der Monde, aber auch deren Schatten, kleine sich auch damals teilweise sehr über sie Zeit rund um die Jupiter-Opposition in der Animationen aus Einzelaufnahmen oder geärgert hat. Nacht am 8. März 2016 sind trotz teilweise gleich zwei Mondschatten-Ereignisse zu widriger Witterungsumstände mit Instru- sehen. Sie zeigen, dass Besitzer kleiner In- Jupiter mit menten wie einem120/850mm-Newton und strumente keineswegs auf die Fotografie Ju- kleinen Instrumenten einer 2×-Barlowlinse sowie einer geschick- piters verzichten müssen. ten Bildbearbeitung ganz erstaunliche Bild- ▶ Manfred Holl Es erscheint auf den ersten Blick wider- sinnig, mit kurzbrennweitigen Telesko- pen Jupiter aufzunehmen, weil er im Bild- feld nur eine sehr kleine Fläche einnimmt. t. Daher ist, wenn es das Seeing zulässt, der g Einsatz von Barlowlinsen notwendig, um einen ausreichend vergrößerten Planeten ist untersa

aufnehmen zu können. Empfohlen von g den Diskutanten auf Astrotreff wird ein reitun visueller Vortest, bei dem man den Plane- b ten durch das Teleskop beobachtet, durch das später fotografiert werden soll. Ist das visuelle Bild schon so schlecht, dass man nicht einmal die beiden Hauptbänder in der Jupiteratmosphäre sieht, braucht man keine Aufnahmen zu machen. Sind hin- gegen schon im Okular viele Details mit Barlowlinse zu erkennen, sollte man mög- lichst bald nach dem Auskühlen des Te- leskops mit den Aufnahmen begin-

nen. Wichtig ist dabei natürlich eine nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g

INTERAKTIV ützt. Nutzun h esc g

Netznews h

Im Dschungel der Foren verbirgt sich tlic h manche Rosine – an dieser Stelle aus- errec

gegraben und aufbereitet. Dies ge- b e schieht exklusiv mit unserem Partner h Astrotreff. Ausgewählt wurden The- men, die bei Erscheinen dieses Heftes nicht unbedingt aktuell, aber für den praktischen Beobachter dennoch von

großem Interesse sein können. astrotreff.de ieses Dokument ist ur

Abb. 2: Die Diskussion zu den Jupiterbildern mit kleinen Instrumenten. D

85 Szene | Diskurs & Diskussion Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Früher war alles klarer? Einem Wettermythos auf der Spur

Geht es Ihnen auch so? Als Sternfreund, der schon jahrelang beobachtet, wird man den Eindruck nicht los: Szene Früher gab es mehr klare Nächte! Ist das nur ein verklärter Blick auf die astronomisch-meteorologische Ver- gangenheit oder gibt es Statistiken, die das belegen?

pa tagelang eingestellt. Der Himmelsanblick war erstaunlich. Wo sich sonst nach höchs- tens einem Tag mit richtig blauem Himmel bald die charakteristische Milchglasschei- be »powered by Billigflieger« einstellt, war eine mehrtägige makellose Transparenz zu bewundern. Natürlich ist das eine Moment- aufnahme. Der genaue Zusammenhang zwi- schen Kondensstreifen und Wolkenbildung bleibt Gegenstand der Forschung.

Teleskopkauf und

schlechtes Wetter t. g Weitgehend unbewiesen ist der Zusam- menhang zwischen dem Erwerb neuer As- ist untersa

tro-Ausrüstung und der unvermeidlich da- g rauf folgenden Schlechtwetter-Periode. Das reitun P. Hombach P. ist etwa so belastbar wie die Einschätzung, b Abb. 1: Wolken am Himmel – werden es immer mehr? dass ein beobachteter Teekessel das Was- ser scheinbar nie zum Kochen bringt. Aber »Wann wird es mal wieder richtig Som- Trend sogar leicht nach oben. Nimmt man vielleicht steckt doch ein Körnchen Wahrheit mer?« sang Rudi Carrell anno 1975. Schon sich eine Stadt wie Frankfurt am Main her- drin: Da kauft man sich, inspiriert vom selte- damals schien man der Meinung zu sein, dass aus und betrachtet jeweils das Mittel aus 30 nen Anblick eines klaren Himmels doch wie- früher wettermäßig alles besser gewesen sei. Jahren, so liegt der Zeitraum 1981–2010 mit der ein neues Teleskop. Bis es geliefert und Das ist ein bekannter Auswahleffekt. Mit der durchschnittlich 1662 Sonnenscheinstunden aufgestellt ist, haben sich rein statistisch die Zeit »verklärt« sich offenbar die Erinnerung. pro Jahr vor dem vom 1961–1990, der nur nächsten Tiefausläufer eingefunden. Oder Schöne Wettererlebnisse bleiben in Erinne- deren 1586 ausweist. Zumindest Sonnenbe- hatten wir »früher« einfach nur mehr Zeit rung, tagelanges Durchschnittsgrau hin- obachter können also nicht klagen. Und die zum Beobachten? Wie viele klare Nächte ver-

gegen wird vom Gehirn nicht als speicher- Zahl klarer Nächte? Der Sternfreund Jürgen streichen heute ungenutzt, weil berufliche nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver würdige Information erachtet. Wer über das Goldan wollte es selbst herausfinden und hat und private Verpflichtungen zugenommen g Blaue vom Himmel spekuliert, sollte daher eigene Wetterbeobachtungen im Raum Han- haben? Wie auch immer: Möge sich niemand nach überprüfbaren Fakten suchen. nover von 1981 bis 2015 ausgewertet. Bei aller aus gefühltem Wetterfrust genötigt sehen, ützt. Nutzun

Schwankung lässt sich feststellen: Im Durch- sein schönes Hobby an den Nagel zu hängen! h

schnitt ist immer nur jede 6. Nacht klar. In diesem Sinne: clear skies! esc

Ein Blick in die Statistik g

▶ Paul Hombach h tlic Auf den Seiten des Deutschen Wetter- Ein Blick durch h dienstes werden Interessierte fündig - zu-

die Milchglasscheibe SURFTIPPS errec mindest, was Regenmengen und Sonnen- b e scheindauer im langjährigen Vergleich Spannend sind Effekte, die durch den zu- h angeht. Für den Niederschlag gibt es eine nehmenden Flugverkehr hinzukommen. Er- • Zeitreihen des Deutschen bis ins Jahr 1881 zurückreichende Messrei- innern Sie sich an den April 2010, als in Island Wetterdienstes he, der man allenfalls eine marginal steigen- der Eyja-Fjälla-Dingenskirchen ausbrach? de Durchschnittsmenge entnehmen kann. Da eine Gefahr für die Flugzeugtriebwerke  Kurzlink: oclm.de/a3086 Im Verzeichnis der Sonnenscheindauer, das durch Vulkanstaub nicht auszuschließen ieses Dokument ist ur

ab 1951 geführt wird, weist der langfristige war, wurde der Flugbetrieb über Mitteleuro- D

86 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Vor 100 Ausgaben Vor 100 Ausgaben: interstellarum 3 Der mausgraue Kittel R. Scheffer n Ausgabe 3 von interstellarum hatte ich in ein Wespennest gestochen. Das war mir Ivollkommen bewusst, Spaß gemacht hat es trotzdem. Es ging in einem launig formulierten Beitrag in der Glossen-Kolumne »Das Streulicht« um mein Erstaunen, dass die meisten Teilnehmer auf Teleskoptreffen immer dieselben Referenzobjek- te im Okular hatten: M 13, ε Lyrae, Wega. Ich hatte den Eindruck, dass diese Objekte haupt- sächlich dazu dienten, die Leistung der jeweili- gen Teleskope zu vergleichen. Stundenlang hörte ich die Besitzer über Beugungsscheibchen fabu- lieren und regte mich darüber auf, dass kaum je- mand sein Teleskop zum Beobachten benutzen würde. Ich beschrieb die selbst ernannten Ex- perten als Besserwisser im mausgrauen Kittel. Das war natürlich übertrieben, aber es saß. Ich Abb. 1: bekam zahlreiche Antworten, u.a. von Lesern, Der mausgrauemausgraue KittelKittel im Vehrenberg-Katalog von 1995. die sich wiedererkannten und ironisch »oute- t. ten«. Schließlich griff sogar der damals führen- g de Teleskophändler Vehrenberg das Thema auf und nahm in seinem Katalog auf einer ganzen ist untersa

Doppelseite mit bildhübschem mausgrauen Kit- g tel Bezug darauf. reitun

Und heute? Ich würde sagen, dass der maus- b graue Kittel den meisten Sternfreunden mittler- weile fremd ist. Und auf Teleskoptreffen werden – nicht zuletzt dank interstellarum – auch im- mer mehr »exotische« Objekte eingestellt. Ich persönlich würde immer noch ein Grenzobjekt im Okular dem Bild eines Beugungsscheib- chens vorziehen, auch wenn ich die gepflegte Diskussion über Optiken mittlerweile durch- aus goutieren kann. ▶ Ronald Stoyan nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g INTERAKTIV

Vor 21 Jahren wurde interstellarum ützt. Nutzun h gegründet, die Vorgängerzeitschrift esc g von Abenteuer Astronomie. Wir bli- h

cken in jedem Heft 100 Ausgaben zu- tlic h rück und lassen die ursprünglichen errec

Autoren von damals zu Wort kom- b e

men. Das entsprechende Originalheft h in voller Länge finden Sie kostenlos auf www.abenteuer-astronomie.de zum Download.

 Kurzlink: oclm.de/a3087 ieses Dokument ist ur

in interstellarum 3. D Abb. 2: Ausschnitt aus dem Originalartikel 87 Szene D-65428 Rüsselsheim 25.6.2016 (HaTR) H-alpha Treff D-12435 Berlin 18.–19.6.2016 Kleinplanetentagung Szene 88 Juni/Juli 2016 Juni/Juli Termine fürSternfreunde | Termine

A-2724 Hohe Wand 29.–31.7.2016 Sommerworkshop WAA D-99334 Kirchheim 2.–3.7.2016 Sonne Fachgruppe Sonnetagung der D-37444 St. Andreasberg 30.7.–13.8.2016 (ASL 2016) Astronomisches Sommerlager D-01609 Peritz 29.–31.7.2016 teleskoptreffen (STT) teleskoptreffen Sommernachts- Sächsisches Abenteuer Astronomie 3

| Juni/Juli 2016 Juni/Juli

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weitervverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. SzeneSzene || Sternwarten Sternwwarten Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Astronomie vor Ort

Neuigkeiten und Veranstaltungen unserer Partner-Sternwarten

Sternwarten und Astrovereine sind überall im deutschen Sprachraum vertreten. Unsere Partner-Sternwarten haben die Möglichkeit, aktuelle Veranstaltungen und Neuigkeiten an dieser Stelle zu kommunizieren und ihre Einrichtungen und Aktionen ausführlich vorzustellen. Wir möchten diese Möglichkeit auch weiteren Stern- warten anbieten – werden Sie unser Partner!

Bayern Österreich WERDEN SIE PARTNER-STERNWARTE! . Verein der Freunde Sternwarte Gahberg t der Sternwarte Regensburg e.V. Adresse: Sachsenstraße 2, g rsa Partner-Sternwarten von Abenteuer Adresse: Ägidienplatz 2, A-4863 Seewalchen nte n

93047 Regensburg www.astronomie.at Astronomie profitieren mehrfach: t u is www.sternwarte-regensburg.de g Adresse: Sachsenstraße 2, A-4863 • Ihre Sternwarte erhält 10 Exempla- un eit r

Seewalchen www.astronomie.at b re der Zeitschrift für Ihre Mitglieder r ve v 1.06. – 15.07. Sommerpause oder Besucher v (Sternwarte geschlossen) Vereinstreffen am 2. Freitag im Mo- nat 19:00 Uhr im Gasthof Heller- • Ihre Sternwarte erhält 3 Exempla- Öffentliche Führung mann in Lenzing re aller Neuerscheinungen des Ocu- ab 16.7. jeden Freitag ab 21 Uhr lum-Verlags Sternwartenführung jeweils am 10., Nordrhein-Westfalen 20. und 30. des Monats ab 22:00 Uhr. • Mit dem Verkauf der Zeitschriften 8.7. 21:00 Uhr Astronomie am Atter- und Bücher leisten Sie einen Beitrag Astronomie-Werkstatt see an der Promenade Seewalchen zur Finanzierung Ihrer Sternwarte Sterne ohne Grenzen 12.7. 21:00 Uhr Astronomie am Mond- und bieten Ihren Besuchern immer

see an der Promenade Mondsee neue Medien nur zu privaten Zwecken. Die Weiter

Adresse: Sülzgürtel 42, g 50937 Köln www.sterne-ohne-grenzen.de Schweiz • Ihre Sternwarte stellt sich in Aben- teuer Astronomie vor und berichtet ützt. Nutzun Termine für Sternenwanderungen in Astronomische regelmäßig über Veranstaltungen, h

der Eifel im Juni/Juli: Aktionen und Beobachtungen esc

Vereinigung Kreuzlingen g

Adresse: Breitenrainstrasse 21, h tlic 10.6. 22:00 Uhr: CH-8280 Kreuzlingen • Die Leser von Abenteuer Astro- h Sternwanderung mit Halbmond nomie werden regelmäßig über Ihre

www.avk.ch errec 11.6. 22:00 Uhr: b Veranstaltungstermine unterrichtet e Sternwanderung mit Halbmond Sternwarte jeden Mittwoch h 29.7. 23:00 Uhr: Sternwanderung ab 19 Uhr geöffnet, Bitte kontaktieren Sie uns für Ihr 30.7. 23:00 Uhr: Sternwanderung Sternwarten-Paket: zusätzlich Veranstaltungen [email protected] des Planetariums jeden Mittwoch, Freitag, ieses Dokument ist ur

Samstag und Sonntag D

90 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Astropuzzle Astro-Bilderrätsel: Raten und gewinnen! Rätsel-Spaß der Extra-Klasse steuert unser Autor Steffen Behnke in jeder Ausgabe durch sein Bilderrätsel bei. Gesucht wird ein astronomisches Objekt, verlost werden unterschiedliche astronomische Buchtitel aus dem Oculum-Verlag. Können Sie mit Ihrem Wissen punkten? Dann ist unser Bilderrätsel genau das Richti- ge für Sie. Aber welches astronomische Objekt versteckt sich denn nun hinter diesem Ausschnitt?

Unter Ausschluss des Rechtswegs verlosen wir 3 Exemplare unserer Neuheit »Handbuch Astrofotografie« im Wert von je 59,90€. In diesem weltweit umfassendsten Standard- werk zum Thema Astrofotografie wird von den Grundlagen bis zu den Details alles zur Fotografiefie des des Himmels Himmels erklärt.erklärt. t. g ist untersa g reitun b

Handbuchuch AstrofotografieAstrofotografie Ullrich Dittler, Bernd Koch, Axel Martin 480 Seiten, Hardcover, 28cm × 21cm, durch- gehend farbig

Bitte teilen Sie uns Ihre Lösung sowie Ihren Namen und Ihre Anschrift bis zum 5.6.2016

via Facebook-Nachricht, per E-Mail an: ge- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver [email protected] oder g auf dem Postweg (Oculum-Verlag GmbH, Obere Karlstr. 29, 91054 Erlangen), Betreff ützt. Nutzun

»Astro-Puzzle«, mit und gewinnen Sie mit h

etwas Glück das Handbuch. esc g

h tlic h GEWINNER Auflösung aus Heft 2: errec

Das Puzzle der Ausgabe 2 zeigt die helle b e Die Gewinner des Astro-Puzzles und große Spiralgalaxie Messier 101 (Feu- h in Abenteuer Astronomie 2 sind: errad-Galaxie) im Sternbild Großer Bär. Da wir von oben auf die Galaxie blicken, ist es • Udo Seidel uns möglich die Spiralarme im Detail zu be- • Beate Schütt Alle Gewinner erhalten je ein obachten. Entdeckt wurde die Galaxie am 27. • Nicole Schmidtke Exemplar des Buches »Lichtphänomene« März 1781 von Pierre Méchain. ieses Dokument ist ur

▶ Steffen Behnke D

91 Szene | Marktplatz Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 MARKTPLATZ

Novitäten und Nachrichten von Herstellern Szene und Händlern. Diese Inhalte werden von un- seren Sponsoren gestellt und sind nicht redaktionell bearbeitet.

Astroshop: Teleskop-Konfigurator mit acht neuen Teleskopen

eim Kauf eines Teleskops muss man hör wählen. Hinzugekommen ist ein neueses sich meist mit festgelegtem Zubehör 203mm-Dobson-Teleskop, drei Maksu- B begnügen. Eine individuelle Auswahl tov-Teleskope mit 100mm, 127mm von Okularen, Sucher oder Okularauszug ist und 152mm und vier weitere a- nicht möglich. Vor etwa einem Jahr jedoch chromatische Refraktoren mit 90mm, startete Astroshop.de den Omegon Teles- 102mm, 127mm und 152mm Objekti- kop-Konfigurator: Ein Tool, mit dem sich je- vdurchmesser. Dadurch haben Sterngu-u- der Hobbyastronom einfach sein eigenes Te- cker nun viel mehr Möglichkeiten ihr Tele-le- leskop mit Zubehör zusammenstellen kann. skop auszuwählen. Und auch in Zukunftnft t. Nur sechs Schritte und wenige Minuten ist soll der Konfigurator mit weiteren Telesko-ko- g jeder von seinem Wunschteleskop entfernt. pen ausgestattet werden. Der Teleskop-Konfigurator umfasste zu Im Vergleich zum Einzelkauf sind die Bau-au- ist untersa

Beginn nur zwei Newton-Teleskope der teile im Konfigurator wesentlich preiswerterter g Omegon Advanced-Serie mit 152mm und erhältlich. So ist man sicher ein ähnlich güns-ns- reitun

203mm Durchmesser und zwei verschie- tiges Teleskop zu bekommen wie im festge-ge- b dene Montierungen. Doch der Konfigura- legten Set, jedoch mit dem Vorteil, ein per-er- tor ist jetzt gewachsen: Nun kann jeder aus sönlich zugeschnittenes Teleskop zu erhalten.en. zehn verschiedenen Teleskopen plus Zube-

Explore Scientific: Fokalextender

»Kann ich das auch größer sehen?« Brennweite verlängert und die Bild- Projektion gehen zu müssen – bei einer Te- lautet eine der Standardfragen, güte auch bei schnelleren Syste- leskopbrennweite von 1,4m werden Jupiter wenn sich ein Einsteiger oder men nicht verschlechtert. oder die Saturnringe oft schon mit mehr als

Besucher einer Volksstern- Explore Scientific bietet dafür 1mm Größe auf dem Chip abgebildet. Das nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver warte das erste Mal einen Pla- jetzt eine Reihe von telezentri- genügt ohne weiteres, um eine Vielzahl von g neten durch das Teleskop an- schen Fokalextendern an, mit Details im Bild festzuhalten. Die neuen Fo- sieht. Meistens ist die richtige den Verlängerungsfaktoren 2× kalextender sind zu unverbindlich empfohle- ützt. Nutzun

Antwort dabei, dass ein kleine- (in 1¼ und 2 Zoll), 3× (1¼ Zoll) nen Preisen zwischen 89,00€ (2× Fokalexten- h

res, scharfes Bild mehr zeigt als und 5×. Die vierlinsige telezentri- der 1¼ Zoll) und 159,00€ (2× Fokalextender esc g

ein großes unscharfes Bild. Es gibt sches Konstruktion sorgt dabei da- 2 Zoll) ab sofort verfügbar. h tlic

jedoch Ausnahmen – so ist vor al- für,f dass die Bildgüte sehr hoch ist, h lem bei kurzbrennweitigen Gerä- undu die ausgezeichneten Multiver- errec

ten oft eine höhere Vergrößerung gütungeng auf allen optischen Flä- b SURFTIPPS e möglich, als die Standard-Oku-u chench verhindern störende Reflexe. h larbrennweiten bei gutem Einblickver- Das ist bei hellen Objekten wie den Plane- halten ermöglichen. Auch bei der Aufnah- ten besonders wichtig. Mit den meisten Tele- • Omegon Teleskop-Konfigurator me von Planeten will man in der Regel ein skopen kann bei der Verwendung des 5×-Fo- • Fokalextender größeres Bild auf dem Chip haben, als die kalextenders das Bild bereits direkt mit einer  Kurzlink: oclm.de/a3092 Teleskopbrennweite erlaubt. Dazu benötigt Webcam oder CCD-Kamera verwendet wer- ieses Dokument ist ur

man hochwertiges Zubehör, das die effektive den, ohne den aufwendigen Umweg über die D

92 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 Szene | Rezensionen

Buch: Annals of the Deep Sky

uch im Internetzeitalter sind ge- auch die Mittel der Amateurastronomen Das Werk gehört daher in die Bibliothek je- druckte Verzeichnisse für Himmels- haben sich weiterentwickelt. Sein Konzept der öffentlich zugänglichen Sternwarte. Der- A objekte gefragt. Autoren wählen hat sich jedoch bewährt und so haben die zeit sind die ersten drei Bände lieferbar: von aus, filtern die wirklich relevanten Informa- Astronomen Jeff Kanipe und Dennis Webb Andromeda bis Canis Major. tionen und bereiten alles für ihre Leser ver- beschlossen, es ins 21. Jahrhundert zu ret- ▶ Stefan Taube daulich auf. Für Jahrzehnte war Burnham’s ten: Ihr mehrbändiges Werk Annals of the Celestial Handbook die bedeutendste En- Deep Sky ist wie das Vorbild von Burnham zyklopädie für Himmelsbeobachter. Zu je- aufgebaut, jedoch ausgestattet mit neues- dem Sternbild listete der amerikanische ten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Astronom Robert Burnham die für Hob- modernen Abbildungen. by-Astronomen erreichbaren Himmelsob- Der erste Band der Annals beginnt mit jekte auf und beschrieb jedes Objekt mit der einer 121-seitigen Einführung in die be- gebotenen Ausführlichkeit. schreibende Astrophysik. Danach werden Der Burnham ist allerdings in die Jah- in alphabetischer Reihenfolge alle 88 Stern- re gekommen. Sowohl die Astrophysik als bilder mit ihren astronomischen Highlights abgehandelt. Neben historischen und ast- rophysikalischen Fakten bieten die Auto- IM DETAIL ren auch nützliche Grafiken für Beobachter: detaillierte Aufsuchkarten sowie spezielle Jeff Kampe, Dennis Webb: Annals of Karten für Veränderliche oder Doppelsterne. the Deep Sky – A Survey of Galactic Trotz des Kartenmaterials wird man die and Extragalactic Objects, Volume Annals eher nicht am Teleskop verwenden. 1, Willmann-Bell, 2015, ISBN 978-1- Die Bücher würden eine feuchte Nacht nicht 942675-00-6, ca. 30,00€ unbeschadet überstehen. Mit den Annals t. bereitet man Beobachtungen vor oder nach. g ist untersa g reitun Android- und iOS-App: Stellarium mobile Sky Map b

s ist erfreulich zu beobachten, wel- Klassiker mobil che Entwicklungen derzeit bei den IM DETAIL E digitalen Sternkarten für Smart- Stellarium als PC-Programm ist seit vielen phones und Tablet-PCs stattfinden. Die für Jahren bekannt und bei zahlreichen Amateur- iOS-App: Stellarium mobile Sky Map, iOS- und Android-Geräte verfügbare App astronomen im Einsatz; nun gibt es eine mo- 44 MB, Version 1.2.3, iOS 5.1 oder höher, Stellarium mobile Sky Map erweist sich bile Version: Zunächst ist Stellarium mobi- 2,99€ dabei als ein zeitgemäßer Vertreter dieser le Sky Map eine digitale Sternkarte, die die neuen Generation. aktuelle Ansicht des Sternhimmels zeigt und Android-App: Stellarium mobile Sky dabei die Position und die Blickrichtung des Map, 44 MB, Version 1.2.3, Android 2.3

Nutzers ausliest, um auf dem Display des oder höher, 1,99€ nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver Smartphones oder des Tablets die aktuelle g Himmelsansicht zu präsentieren. Die Darstellungsoptionen können dabei ützt. Nutzun

in weiten Teilen vom Anwender angepasst dem Hintergrundinformationen zu den h

werden: Die Lichtverschmutzung am Beob- Sternbildern und der Bedeutung des Stern- esc g

achtungsort lässt sich ebenso einstellen wie himmels in verschiedenen Kulturen – von h tlic

die Leuchtkraft der Milchstraße. Dass sich den Azteken über die Chinesen, Ägypter, h die Anzeige verschiedener Himmelsobjekte Inuit, Koreaner bis zu den altnordischen In- errec

(Sterne, Planeten, Satelliten, Deep-Sky-Ob- terpretationen. Damit bietet die App Infor- b e jekte etc.) ein- und ausschalten lässt, ist bei mationen, die über das hinausgehen, was an- h Programmen dieser Gattung inzwischen dere derartige digitale Himmelskarten an selbstverständlich, ebenso wie die Anzeige Informationen zu den angezeigten Objek- von Ekliptik, Meridian sowie der Sternbild- ten enthalten. Aber auch ohne diese kulturel- linien und Sternbildfiguren. len Zusatzinformationen wäre die App eine Darüber hinaus kann diese App auch die Empfehlung wert! ieses Dokument ist ur

Sternbildgrenzen anzeigen und enthält zu- ▶ Ullrich Dittler D

93 Szene | Leserbriefe Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 LESERBRIEFE

Ein Däne, Io und das tatsächlich leichter erkennbar sein als die Be- alen Gases leicht klar machen kann. Die Kernfu- schnelle Licht obachtung des Bedeckungsbeginns am hellen sion oder Verschmelzung von Atomkernen (bit- Planetenrand. te nicht mit der Kernschmelze, dem Unfall bei Nico Schmidt Kernreaktoren verwechseln) hängt entschei- dend von der Temperatur ab. Je höher die Tem- Was war vor dem Urknall? peratur, desto schwerer können die Atomkerne sein, die miteinander fusionieren. Die Sonne er- Die Schwerebeschleunigung der Erde reicht 15 Mio. Grad und fusioniert Wasserstoff hat nach Wikipedia ihr Maximum auf der (Ordnungszahl 1). In schweren Sternen geht das Erdoberfläche und nimmt dann (abhängig weiter, bis das Element Silizium (Ordnungszahl vom Aufbau) bis zum Erdmittelpunkt auf 14) miteinander fusioniert (»Siliziumbrennen«). Null ab. Ebenso müsste es sich ja auf der Daraus entsteht nämlich Eisen (Ordnungszahl Sonne verhalten – also im Mittelpunkt eine 26), aus dessen Fusion keine Energie mehr frei Schwerebeschleunigung von Null. Dennoch wird. Bei schwereren Atomkernen als Eisen ist lese ich immer wieder: »Im Kern der Sonne es günstiger, Energie aus deren Spaltung (Fissi- t. sind Druck und Temperatur so hoch, dass die on) zu gewinnen. Das geschieht gerade in her- g Materie dort die Form von Plasma hat. Nur kömmlichen Kernkraftwerken, in denen Uran hier, im tiefsten Inneren der Sonne findet gespalten wird. ist untersa

die Kernschmelze statt.« Das verstehe ich Andreas Müller g nicht: Es müsste sich doch eigentlich eine reitun

Art Schalenstruktur aus unterschiedlichen Da ich von Berufs wegen her viel mit Werk- b Dichten ergeben – aber nicht mit der größ- stoffen zu tun habe, interessiert es mich sehr In Heft Nr. 1 hat mich die Bestimmung der ten Dichte im Kern… auf Basis von unserem Periodensystem die Lichtgeschwindigkeit aufgrund der Beob- Können Sie mir erklären, wo mein Denk- Entstehung der Elemente näher zu beleuch- achtungen der Bedeckungen der Jupitermon- fehler liegt – und wieso die Kernschmelze ten. Wikipedia hat ein schönes Periodensys- de sehr angesprochen. Ich möchte nur gerne dennoch nur im Kern der Sonne stattfindet? tem dargestellt, jedoch ist für mich nicht ganz wissen, ob ich dies auch mit Hilfe der Ver- Eckart Wiegräbe erklärt bzw. klar, woher speziell die leichten finsterungen der Jupitermonde bewerkstel- Elemente Lithium, Beryllium und Bor stam- ligen kann. Treten also die Verfinsterungen Es ist richtig, dass die Schwerebeschleuni- men (es ist von Strahlung die Rede). Man lernt ebenso in einem Vielfachen der Umlaufszeit gung abnimmt, je näher man dem Zentrum der zwar viel über die Elemente im Periodensys- der Monde ein? kugelförmigen Masse kommt. Nicht vergessen tem (in Schule und technischem Studium), je-

Ich glaube, dass es etwas leichter ist, die dürfen wir aber die Masse der vielen darüber lie- doch ging keiner wirklich explizit auf die Her- nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g Zeitpunkte der Verfinsterungen zu bestim- genden Schichten, die auf dem Zentrum lastet. kunft der Elemente ein. Daher meine Frage: men. Bei exakter Bestimmung von Bede- Den Luftdruck auf der Erdoberfläche verdanken Woher stammt das Lithium für unsere Akkus? ckungszeiten benötigt man doch mindes- wir ja zu einem Großteil der Luftsäule, die sich Entstand es nur während bzw. kurz nach dem ützt. Nutzun

tens einen Zehnzöller – die Luft ist einfach zu über unseren Köpfen auftürmt. Der Druck ergibt Urknall, oder bildet es sich auch jetzt noch? h

schlecht, um genaue Ergebnisse zu erzielen. sich dann aus der Gewichtskraft der Luftsäule Jörg Nirschl esc g

Peter Reinhard pro Fläche. Wenn Sie in ein tiefes Schwimmbe- h tlic

cken hinabtauchen, können Sie direkt den zu- Die Elemente sind kosmischen Ursprungs und h Herr Reinhard vermutet richtig. Die im Artikel nehmenden Druck aus Luft- und Wassersäule wurden auf sehr unterschiedliche Weisen er- errec beschriebene Methode mit dem Bedeckungs- in den Ohren spüren. Gleiches gilt für das Zent- zeugt: b e anfang (BA) stellt nur eine Möglichkeit dar, auf rum von Sternen, auf dem der Druck der Plasma- 1) Primordiale Nukleosynthese im Urknall (Big h die gleiche Weise kann (nach der Opposition) schichten lastet. Das ist der Gravitationsdruck. Bang Nucleosynthesis, BBN) in den ersten Mi- die Messung natürlich auch über das Verfins- Er ist im Sonnenzentrum 200 Milliarden Mal hö- nuten nach dem Urknall. Elemente: Wasserstoff, terungsende (VE) durchgeführt werden. Hier her als in der Erdatmosphäre. Helium, Lithium, Beryllium (letztere beide nur in würde das erste Licht, wenn also der Mond Mit der Druckzunahme steigt auch die Tem- nur »in Spuren«) wieder aus dem Jupiterschatten tritt, als ge- peratur (sofern die Anzahl der Teilchen gleich 2) Stellare Nukleosynthese in Sternen ab we- ieses Dokument ist ur eignete Zeitmarke dienen. Dies könnte sogar bleibt), wie man sich an der Gleichung eines ide- nigen hundert Millionen Jahren nach dem Ur- D

94 Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016 knall bis heute: Elemente bis zur Ordnungszahl 26, nämlich Eisen-56 (Ausnahme s-Prozesse in AGB-Sternen) 3) Explosive Nukleosynthese in Sternexplosionen ab wenigen hundert Millionen Jahren nach dem Urknall bis heute: Elemente, die schwerer sind als Eisen-56, z.B. Platin (Ordnungszahl 78), Gold (Ord- nungszahl 79), Blei (Ordnungszahl 82) oder Uran (Ordnungszahl 92). Nun zum Lithium, das übrigens nicht gesprochen wird wie »Lizi- um«, denn der Name leitet sich am vom griechischen Wort »lithos« für Stein ab, weil es in Gesteinen im 19. Jahrhundert entdeckt wurde. Lithium (Li) und Beryllium (Be) entstanden noch in der primordia- len Nukleosynthese, typischerweise durch Anlagerung von Proton, Neutron oder Deuteron (einer Verbindung von Proton und Neut- ron). Li-7 enthält sieben Nukleonen. Weil es kein stabiles Element mit acht Nukleonen gibt, brach die Kette der primordialen Nukleo- synthese bei Li-7 ab. Etwa 20min nach dem Urknall war das frisch gebackene Universum dann zu stark infolge der Expansion abge- kühlt, so dass die Fusion nicht weitergehen konnte. Danach musste man einige hundert Millionen Jahre warten, bis die ersten Sterne (die Population III) die kosmische Bühne betraten. Durch die Gravitation wurden sie im Innern so heiß, dass die Fusion weitergehen konnte. Der Ursprung von Bor ist übrigens eine weitere spannende Fra- ge. Es kommt weder aus der primordialen noch aus der stellaren Nukleosynthese, sondern aus Spallationsreaktionen mit kosmi- scher Strahlung (manchmal auch »nicht-thermische Nukleosyn- these«). Dabei werden Atomkerne von kosmischer Strahlung, also elektrisch geladenen Teilchen wie Protonen, Alphateilchen oder t. noch schwereren Teilchen getroffen. Der so neu entstandene g schwerere Atomkern zerplatzt in kleinere Bruchstücke. Trifft die kosmische Strahlung z.B. interstellaren Kohlenstoff, so kann aus ist untersa

der Spallationsreaktion Bor entstehen. Auch Li und Be entstehen g in Spallationsreaktionen. reitun

Andreas Müller b

Wie man Tauwasser vermeidet

Von der empfohlenen Notlösung Hygienepapier aus reiner Zellulose möchte ich dringend abraten! Zellstoff-Taschentü- cher haben bei wiederholtem Gebrauch auf vergüteten Optik- flächen eine schleifende Eigenschaft. Ich habe mir mit dieser bequemen Praxis die Oberfläche meiner Brille in relativ kur- zer Zeit in einen Flecken-Teppich verwandelt. Ich habe für Taubildung auf dem Teleskop immer einen klei-

nen Föhn mit 12V-Anschluss in greifbarer Nähe – zu Hause nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver g am Akku und unterwegs am Zigarettenanzünder. Das Föh- nen wirkt sehr schnell und hält relativ lange vor. Die Endrei- nigung zu Hause: ützt. Nutzun

1. mit Optikpinsel entstauben h

2. mit Spezialreiniger für Linsen und optische Produkte und esc g

einem frischen Mikrofasertuch ohne Druck behandeln. h tlic

Klare Sicht! Wolfram Haasemann h errec b e INTERAKTIV h

Wir freuen uns über Ihre Leserbriefe an redaktion@aben- teuer-astronomie.de!

 Kurzlink: oclm.de/a3094 ieses Dokument ist ur D Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Vorschau & Impressum Abenteuer Astronomie 3 | Juni/Juli 2016

Abenteuer Astronomie 4, im Handel ab 22. Juli Kontakt

Abo-Service Neue Abonnements, Adressänderungen, Fragen zum Bezug [email protected] (0049) 09131-970694

Redaktion Einsendungen, Fragen zu Artikeln, Leserbriefe [email protected] (0049) 9131 -9 774 664

Anzeigen Aufträge, Mediadaten, Preise [email protected]

Facebook facebook.com/AbenteuerAstronomie

Twitter Der Cirrusnebel ist die faszinierendste Nebellandschaft des Sommerhimmels. Tauchen Sie ein mit uns! twitter.com/abenteuerastro

Impressum

Abenteuer Astronomie ISSN 2366-3944

Verlag Oculum-Verlag GmbH, Obere Karlstr. 29, 91054 Erlangen, Deutschland

Geschäftsführung Ronald Stoyan

Chefredaktion t. g Ronald Stoyan

Redaktion Daniel Fischer, Paul Hombach, Christian Preuß ist untersa

Kolumnen g Steffen Behnke, Dr. Stefan Deiters, Prof. Ullrich Dittler, Daniel Fischer, Dr. Georg Dittié, Kay Hempel, Manfred reitun

Die Sonnenfinsternis in Indonesien faszinier- Vor 100 Jahren wurde das Schwarzes Loch Holl, Paul Hombach, Karl-Peter Julius, Matthias Juchert, b te viele Sternfreunde. Zwei Fernreisende berich- als Gedankenexperiment »erfunden«. Heute Burkhard Leitner, Dr. Andreas Müller, Lambert Spix, ten von ihren Erlebnissen. wissen wir, dass es sie tatsächlich gibt. Ronald Stoyan, Stefan Taube, Dr. Mario Weigand Korrektur Verena Tießen, Manfred Holl, Paul Hombach, UNSERE PARTNER & SPONSOREN André Knöfel Anzeigenleitung Marion Faisst

Crowdfunding Privatpersonen Abo-Service Startnext Dr. Andreas Alzner Melanie Jessen Daniel Buergin Herstellung QUERWILD GmbH, Dieter Reimann Hersteller Pierre Capesius Grafik

Nikon Deutschland, Düsseldorf Prof. Dr. Ullrich Dittler nur zu privaten Zwecken. Die Weiterver

Arnold Barmettler, Eduardo Arriola, g Kowa Optimed Deutschland, Düsseldorf Constantin Lazzari QUERWILD GmbH, Nadine Distler

Omegon, Landsberg am Lech Dirk Lorenzen Vertrieb Franz-Peter Pauzenberger IPS Pressevertrieb GmbH, Meckenheim ützt. Nutzun

Händler Arne Ristau h

Bresser, Rhede Daniel Schmid Hinweise für Leser esc g

Teleskop Austria, Linz Erich Suter Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten h

links; Planeten: Süden oben, vorangehender Rand tlic

Optical Vision, Kempten Kurt-Peter Zirn h links (wie im unkehrenden Teleskop) Datenquellen: Himmelsalmanach 2016 errec

Koordinaten: äquatoriale Koordinaten angaben, b

Sternwarten Medien e Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut Astrotreff Astroforum Äquinoktium 2000.0 h Helligkeiten: sofern nicht anders Sterne ohne Grenzen CalSky.com angegeben V-Helligkeit Sternwarte Kreuzlingen CCD-Guide Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternwarte Regensburg Sternhaufen), PN (Planetarischer Nebel), GN (Galakti- scher Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs Wir danken allen (Quasar), As (Sternmuster) Unterstützern herzlich! Kartenverweise: Deep Sky Reiseatlas (DSRA), in-

terstellarum Deep Sky Atlas (isDSA), Fotografischer ieses Dokument ist ur Mondatlas (FMA) D

98