Unterwegs zur Freundschaft

Zusammen mit den Universitäten Trier und Luxemburg organisiert das Institut vom 23. September bis zum 20. Oktober 2010 die Veranstaltungsreihe „Unterwegs zur Freundschaft“. Im Rahmen der Fotografieausstellung „Der Blick des Freundes“ von Jürgen Escher, einer internationalen Konferenz, einer Reihe von Filmvorführungen und des Multimedia-Vortrags „Die Vermessung der Nähe“ von Volker Gerling werden Fragen nach dem menschlichen Zusammenleben thematisiert.

Während der dreitägigen Konferenz, vom 23. bis zum 26. September 2010, diskutierten Wissenschaftler der Literatur, Philosophie und Philologie die Bedeutung von Freundschaft für das gesellschaftliche und politische Zusammenleben in Europa.

Die Begrüßung der Gäste und Eröffnung der Konferenztage übernehmen Mario Hirsch, Direktor des Institut Pierre Werner, Claudine Moulin von der Universität Trier sowie Paul Helminger, der als Bürgermeister der Stadt die besondere Bedeutung des menschlichen Zusammenlebens in Luxemburg, aufgrund des hohen Anteils an Migranten und Grenzgängern, herausstellt. Die Konferenz einleitend, verweist Katharina Münchberg, Professorin für Romanistische Literaturwissenschaft an der Universität Trier, darauf, dass gerade die Andersartigkeit, in Bezug auf Nationalität und Herkunft, oftmals den Wunsch nach Nähe und Austausch zwischen den Menschen hervorrufen würde. Für Dietmar Heidemann ist es die wechselseitige, reziproke Anerkennung, die die Grundlage einer Freundschaft ausmache.

In der Podiumsdiskussion, am Freitagabend, den 24. September 2010, stellten sich Mario Hirsch, Direktor des Institut Pierre Werner, Bernard Stiegler, Leiter des Institut de Recherche et d’Innovation du Centre Georges Pompidou, Jean-Michel Maulpoix, Professor für moderne Lyrik an der Universität X-Nanterre und Karlheinz Stierle, emeritierter Professor für Romanische Literatur an der Universität Konstanz, unter der Moderation von Katharina Münchberg den Fragen, wie der Begriff Freundschaft zu verstehen sei und inwieweit Freundschaft als Grundlage einer politischen Gemeinschaft dienen könne.

Karlheinz Stierle stellt während der Diskussion die Bedeutung von Komplementarität und wechselseitigem Vertrauen als wesentliche Komponente in freundschaftlichen Beziehungen heraus. Auf den Philosophen Michel de Montaigne beziehend, sei das absolute Vertrauen in die Gegenseitigkeit der Freundschaftsbeziehung für die Entwicklung und das Bestehen einer Freundschaft entscheidend.

Bernard Stiegler weist darauf hin, dass die Formen von Freundschaftsbeziehungen sich geändert hätten. Zunehmend neue Kommunikationsmöglichkeiten ließen verschiedene Formen der Freundschaftsbildung zu. Unter Tausenden von „Freunden“ in virtuellen Netzwerken wahre Freunde ausfindig zu machen, stellt die Bildung von Freundschaften vor neue Herausforderungen. Er plädiert dafür, verstärkt Werte wie Ehre und Würde innerhalb freundschaftlicher Beziehungen aufzubauen, um echte und feste Freundschaften aufrecht erhalten zu können.

Ergänzend zu der Frage nach wahrer Freundschaft, stellt auch Jean-Michel Maulpoix heraus, dass die Anzahl wirklicher Freundschaften begrenzt sei. Gerade diese Merkmale von Singularität und Einzigartigkeit machten aber wahre Freundschaften aus.