materialmappe zum Stück third generation– NEXT generation

VON YAEL RONEN & ENSEMBLE Eine Inszenierung des Maxim Gorki Theaters Berlin

LIEBE LEHRER*INNEN, LIEBE PÄDAGOG*INNEN,

wir freuen uns sehr, dass Sie sich für Third Generation – Next Generation inte- ressieren. Den Nahostkonfl ikt hat Yael Rohen in verschiedenen Stücken bereits auf die Bühne gebracht, doch diese Inszenierung ist ein rasanter Ritt durch Klichees, die deutsche Geschichte und den Nahostkonfl ikt, changiert sie doch zwischen politischer Schärfe und ironischer Überspitzung. In Vorbereitung auf einen Theaterbesuch und den Besuch eines Work- shops kann mit dieser Materialmappe gearbeitet werden. Die Materialmappe soll die Arbeit und Auseinandersetzung mit dem Stück für viele möglichen Lehr- kontexte entlasten. Auf Grundlage aktueller Unterrichtsplanung ist sie dafür so angelegt, dass sie quasi direkt im Unterricht eingesetzt werden kann. Zunächst gibt es einen einführenden Teil zum Nahostkonfl ikt, der den Schüler*innen er- möglichen soll, einen unverstellten Blick auf die Thematik zu gewinnen. Weiter vorbereitend für den Theaterbesuch ist die Auseinandersetzung mit israelbezogenem Antisemitismus am Beispiel der Kampagne BDS zu sehen. Gerade in der Kampagne, die zum Boykott und zur Isolierung Israels aufruft, laufen – wie im Stück – die Linien israelischer, palästinensischer und deutscher Biographien zusammen. Im Stück werden diverse antisemitische Klischees auf- genommen und ironisch verdreht. Darüber hinaus sind auch Aussagen einzelner Figuren in antisemitischer Tradition zu lesen. Dafür braucht es ein Verständnis der Genese des Antisemitismus und antisemitischer Kontinuitäten. Genau für diesen Blickwinkel auf das Stück und den Konfl ikt schult dieser Teil der Material- mappe Analyse– und Urteilskompetenz. Auf diese ausführliche Auseinandersetzung mit Antisemitismus folgt ein nachbereitender Teil, der vor allem die Positionierung und Beziehungen der Figuren zueinander beinhaltet. Abschließend daran wird die eigene Beurteilung der Schüler*innen und die Refl exion des Lernprozesses adressiert, sodass der Bogen zum Anfang geschlagen werden kann. Insgesamt kann mit dieser Materialmappe eine gesamte Unterrichtsrei- he zum Themenbereich Nahostkonfl ikt und Antisemitismus abgedeckt werden, die den Theaterbesuch als Bezugspunkt für die Schüler*innen und ihre eigenen Erfahrungen setzt. Im Sinne eines refl ektierten Umgangs mit Sprache ist diese Materialmappe gen- dersensibel verfasst. Die direkten Quellen aus Zeitungen etc. bilden da leider eine Ausnahme, da diese nicht von uns verfasst worden sind.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und regen Austausch mit Ihren Schüler*innen!

Till Herold & das Gorki X-Team INHALT

Seite 3 Einführung

Seite 5 Zum Stück

Kapitel I Einführung in das Thema

Seite 7 EIN GEFÜHL FÜR DIE GRÖSSE GEWINNEN

Seite 10 DIE SCHULDFRAGE – EINE ANNÄHERUNG

Seite 11 HINDERNISSE FÜR DEN FRIEDEN

Seite 18 ZEITSTRAHL

Kapitel II Antisemitismus oder Israelkritik

Seite 21 ANTISEMITISMUS, WAS IST DAS?

Seite 23 DIE GENESE DES ANTISEMITISMUS

Seite 24 DER EWIGE JUDENHASS

Seite 25 AKTUELLE ERSCHEINUNGSFORMEN DES ANTISEMITISMUS

Seite 25 DER EWIGE JUDE – EIN ANTISEMITISCHES MACHWERK

Seite 27 BILDER DES ISRAELBEZOGENEN ANTISEMITISMUS

Kapitel III Die BDS-Kampagne – antisemitisch oder legitim?

Seite 33 ANTIZIONISTISCHER ANTISEMITISMUS

Seite 36 FISH–BOWL–DISKUSSION

Seite 38 ANTISEMITISCH ODER KRITISCH?

Kapitel IV Nachbereitung des Theaterbesuchs

Seite 43 BIOGRAPHIEN DES KONFLIKTS

Seite 66 ABSCHLUSS

Seite 69 QUELLENANGABEN

Seite 71 IMPRESSUM ZUM STÜCK

THIRD GENERATION – NEXT GENERATION

VON YAEL RONEN & ENSEMBLE Nimm eine Handvoll Palästinenser, gib ein paar Israelis dazu, vermisch das Ganze mit dem Konflikt und schmeck es mit Deutschen und ihren Schuldgefühlen ab. Was kommt dabei raus? Ein großer Erfolg! Regie YAEL RONEN Dritte Generation, 2009

Dramaturgie IRINA SZODRUCH Vor zehn Jahren zeigten Yael Ronen und ihr Ensemble aus israelischen, deutschen und palästinensischen Schauspie- ler*innen die Premiere ihres Stückes Dritte Generation in der Schaubühne Berlin und kurz darauf in Tel Aviv. Die Auffüh- Besetzung ABAK SAFAEI-RAD rungen lösten zum Teil heftigen Debatten aus: für deutsche Verhältnisse wurden Konfliktlinien unter den Beteiligten DIMITRIJ SCHAAD schonungslos ausgetestet und das auch noch mit Humor!

KARIM DAOUD Heute ist die politische Lage in Berlin Grund genug sich erneut mit dem Gordischen Knoten zwischen Israelis, KNUT BERGER Deutschen und Palästinenser*innen zu befassen. Denn in den vergangenen zehn Jahren ist viel passiert. Tausende LAMIS AMMAR Menschen aus dem Nahen Osten leben mittlerweile neu in Berlin: Zugezogene Israelis (unter anderen Yael Ronen NIELS BORMANN und einige der Schauspieler*innen) genauso wie Men- schen aus arabischen Ländern. Seit mindestens fünf Jah- ORIT NAHMIAS ren versucht zudem ein wachsender deutscher Nationa- lismus beide Gruppen gegeneinander auszuspielen. Doch AYELET ROBINSON wie ist das Verhältnis zwischen den Neu-Berliner*innen untereinander? Welche Konflikte bringen sie mit, welche MICHAEL RONEN entstehen erst hier? Und was hat das alles noch mit der Staatsräson des »Nie wieder« zu tun? Die Next Generati- YOUSEF SWEID on trifft mit ihren Perspektiven auf die Third Generation. Gemeinsam fragen sie nach Ideen für die Zukunft vor dem OSCAR OLIVO Hintergrund einer neuen Situation, in der Deutsche glau- ben, ihre Schuldgefühle ablegen zu können wie eine zu enggewordene Jeansjacke, während Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus »von Tabus befreit« wuchern.

Premiere: 9. März 2019 am Maxim Gorki Theater Berlin

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa

5 KAPITEL I EINFÜHRUNG IN DAS THEMA

6 1. Notiert in Einzelarbeit in der Mindmap, was euch zum Thema Nahostkonflikt einfällt.

NAHOSTKONFLIKT

2. Kommt zu viert zusammen und vergleicht eure Mindmaps.

3. Nehmt ein DIN A2-Blatt und erstellt eine Mindmap auf Grundlage eurer eigenen Mindmaps.

4. Präsentiert eure Mindmap in der Klasse. Was wisst ihr alles zum Nahostkonflikt?

7 EIN GEFÜHL FÜR DIE GRÖSSE GEWINNEN

Nachdem ihr euch angesehen habt, was ihr bereits über den Nahostkonflikt wisst, werdet ihr im Folgenden schauen, was ihr über und die Palästinensischen Autonomiegebiete wisst.

WAS WISST IHR ÜBER ISRAEL UND DIE PALÄSTINENSISCHEN AUTONOMIEGEBIETE?

ISRAEL IST IN ETWA SO GROSS WIE:

A Schweiz B Bayern C Polen D Hessen

UND WIE GROSS SIND DIE PALÄSTINENSISCHEN AUTONOMIEGEBIETE IN ETWA?

A Korsika B 2,5x Saarland C 3x Berlin D Dänemark

WIE VIELE MENSCHEN LEBEN IN ISRAEL:

A ca. 15 Millionen B ca. 9 Millionen C ca. 5 Millionen D ca. 20 Millionen

UND IN DEN PALÄSTINENSISCHEN AUTONOMIEGEBIETEN?

A ca. 5 Millionen B ca. 10 Millionen C ca. 1 Millionen D ca. 15 Millionen

WIE SETZT SICH DIE ISRAELISCHE BEVÖLKERUNG ZUSAMMEN?

A ca. 50 % jüdische Israelis und 50 % arabische Israelis

B ca. 95 % jüdische Israelis und 5 % arabische Israelis

C. ca. 80 % jüdische Israelis und 20 % arabische Israelis

D ca. 35 % jüdische Israelis und 65 % arabische Israelis

8 1. Beantwortet die Fragen in Einzelarbeit.

2. Vergleicht die Antworten mit eure*m*r Sitznachbar*in.

3. Notiert auf den Linien unterhalb, was ihr Neues gelernt habt. Ist Israel größer und be- völkerungsreicher oder kleiner und bevölkerungsärmer, als ihr gedacht habt? Zieht für die Beantwortung der Fragen auch die Karte heran.

9 DIE SCHULDFRAGE – EINE ANNÄHERUNG

Der Streit um den Frieden in Nahost ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Viele Probleme haben sich in der Zeit ent- wickelt, verschiedene Kriege sind bestritten worden und die Situation ist immer noch sehr verfahren. Bevor ihr das Stück seht und vielleicht den Workshop macht, werdet ihr nun ein Stimmungsbild zum Konflikt erstellen. Dieses könnt ihr am Ende der Einheit noch einmal wiederholen und dann verglei- chen, wie sich die Positionen verändert haben. Nehmt dafür pro Frage große Blätter, um die Positionierungen aufzeichnen zu können.

1. Positioniert euch zu folgenden Fragen auf einer Positionslinie:

FRAGE AUSPRÄGUNGEN AUF DER LINIE

Wer ist Schuld am Konflikt? Palästinenser*innen oder Israelis? Wem sollte das Land gehören? Palästinenser*innen oder Israelis? Trägt Deutschland eine Schuld am Konflikt? Ja oder nein? Spielt der mutmaßliche Antisemitismus der Ja oder nein? Araber*innen eine entscheidende Rolle? Spielt der mutmaßliche antimuslimische Ja oder nein? Rassismus der Israelis eine entscheidende Rolle?

2. Notiert auf eurem Platz, welche Hindernisse es für einen Frieden für euch gibt.

3. Tauscht euch mit euren Sitznachbar*innen darüber aus.

4. Sammelt, vergleicht und diskutiert in der Klasse die Hindernisse für einen Frieden.

HINDERNISSE FÜR DEN FRIEDEN:

SAMMLUNG DER KLASSE:

10 HINDERNISSE FÜR DEN FRIEDEN

Ihr habt nun bereits einiges von eurem Vorwissen aktiviert und euch über die Hindernisse für den Frieden ausgetauscht. Um einen besseren Überblick zu bekommen, werdet ihr euch im Folgenden mit den verschiedenen Hindernissen aus- einandersetzen. Ergänzt doch eure Sammlung in der Klasse.

1. Teilt euch für ein Gruppenpuzzle in sechs Gruppen auf. Lest in eurer Gruppe euren kurzen Text und betrachtet das Bild.

2. Recherchiert weitere Informationen zu eurem Hindernis für den Frieden.

3. Stellt eine kurze Übersicht zu eurem Hindernis zusammen.

4. Puzzelt euch so zusammen, dass aus jeder Gruppe eine Person vertreten ist. Stellt euch gegenseitig eure Ergeb- nisse vor.

5. Kommt in der Stammgruppe zusammen und diskutiert die Hindernisse. Erstellt eine Rangliste der schwierigsten Probleme.

6. Diskutiert in der Klasse, warum der Konflikt so schwer zu lösen ist.

1. RÜCKKEHRRECHT DER FLÜCHTLINGE

Nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 machten Ägypten, der Libanon, Transjordanien, Syrien und der Irak mobil. Israel konnte sich erfolgreich verteidigen. Der Krieg machte etwa 600.000 Palästinenser zu Flüchtlingen, sie flohen in die Nachbarstaaten. Die Palästinenser sprechen hierbei von der Nakba – der Katastrophe. Laut Völkerrecht erhalten auch Nachkommen der Vertriebenen den Flüchtlingsstatus, so dass die Zahl der Flüchtlinge heute auf mehr als sechs Millionen Menschen angewachsen ist. Das Problem: Erhielten sie alle ein Rück- kehrrecht, ist die zionistische Idee, dass Israel ein jüdisch geprägter Staat ist, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Lösungsvorschläge in der Flüchtlingsfrage zielen in die Richtung, den Flüchtlingen ein Rück- kehrrecht in einen zukünftigen Palästinenserstaat zu gewähren. Nicht Rückkehrwillige würden von Israel entschädigt. Palästinenser*innen fliehen vor dem arabisch- (Süddeutsche Zeitung 2010) israelischen Krieg 1948

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

11 2. DIE STAATSGRENZEN

Die endgültigen Staatsgrenzen Israels, und damit auch eines zukünftigen Palästinenserstaates, sind ungeklärt. Die Vereinten Nationen schlugen bereits 1948 einen Teilungsplan vor, der wurde nicht akzeptiert. Zahlreiche Kriege, aus denen Israel stets als militärischer Sieger hervorging, veränderten die politische Landkarte fortlaufend. In den Frie- densgesprächen der vergangenen 20 Jahre gelten die Grenzen von 1967, vor dem Sechstagekrieg, als Verhandlungs- grundlage. Die Sperranlage, die Israel seit 2003 baut, geht allerdings weit über diesen möglichen Grenzverlauf hinaus. Weiteres Gebiet geht einem zukünftigem Palästinenserstaat durch israelische Siedlungen verloren. (Süddeutsche Zeitung 2010a) (Süddeutsche Zeitung 2010a)

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

12 3. DIE ISRAELISCHEN SIEDLUNGEN

Nach 1967 begann Israel mit dem Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. Mittlerweile leben circa 200.000 Siedler in Ostjerusalem und dem Westjordanland. Und Israel plant den Bau weiter fortzusetzen. Die Palästinenser fordern einen sofortigen Siedlungsstopp als Grundlage für Friedensverhandlungen. Auch international erntet Israel viel Kritik. Der Bau von Siedlungen auf besetztem Gebiet verstößt gegen geltendes Völkerrecht. Konfliktpotential hat auch die Frage, was mit den Siedlungen im Westjordanland nach der Gründung eines Palästinenserstaates geschehen soll. Bis- herige Vorschläge der Vermittler beinhalten, dass Israel die Siedlungen behält, die Palästinenser im Gegenzug einen Landausgleich erhalten. (Süddeutsche Zeitung 2010b) (Vereinte Nationen 2012) (Vereinte

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

13 4. JERUSALEM I WELTLICHE BEDEUTUNG

In Jerusalem fallen zwei Hauptprobleme zusammen. Sowohl für Israelis als auch für die Palästinenser ist Je- rusalem eine heilige Stadt. Und beide Seiten beanspruchen Jerusalem, oder Al-Quds, so der arabische Name, als ihre Hauptstadt. Im Osten Jerusalems leben hauptsächlich Palästinenser, im Rest der Stadt überwiegend jüdische Israelis. (Süddeutsche Zeitung 2010c) (Wikipedia 2019) (Wikipedia

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

14 5. JERUSALEM II RELIGIÖSE BEDEUTUNG

In Jerusalem liegen mit dem Tempelberg, der Klagemauer, der Al-Aqsa-Moschee und der Grabeskirche einige der heiligsten Stätten von Judentum und Islam – und des Christentums. Weder für Israelis noch für Palästinen- ser ist es vorstellbar, die Kontrolle über die Heiligtümer der anderen Seite zu überlassen. Als Lösung kommt in Betracht, Jerusalem zu teilen und den Bereich mit den heiligen Stätten unter gemeinsame oder internationale Kontrolle zu stellen. (Süddeutsche Zeitung 2010d) (picture alliance / dpa/ Marius Becker)

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

15 6. EXTREMISMUS

Auf beiden Seiten finden sich Gruppen, mit denen kein Kompromissfrieden zu machen ist. Das Problem dabei: Obwohl nicht in der Mehrheit, haben sowohl die extreme Rechte auf israelischer Seite, als auch die Fundamentalisten auf palästinensischer Seite genug Einfluss, um einen Frieden zu sabotieren. Das israelische Parteiensystem kennt keine Sperrklausel. Extreme Splitterparteien müssen so meistens an der Regierung beteiligt werden. Die palästinensische Führung ist gespalten, im Westjordanland regiert die Fatah, im Gaza-Streifen die radikalislamische Hamas, die das Existenzrecht Israels nicht anerkennt. (Süddeutsche Zeitung 2010e) (Mohamad Torokman/Reuters)

WELCHES PROBLEM UMFASST DIESES HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?

WIE KÖNNTE MAN ES LÖSEN?

16 RANGLISTE DER FRIEDENSHINDERNISSE

1.

So schwer zu lösen, weil

2.

So schwer zu lösen, weil

3.

So schwer zu lösen, weil

4.

So schwer zu lösen, weil

5.

So schwer zu lösen, weil

6.

So schwer zu lösen, weil

WEITERE

So schwer zu lösen, weil

17 GESCHICHTE DES NAHOSTKONFLIKTES – ZEITLEISTE

Geschichte des Nahostkonflikts – Zeitleiste

Alija Zionismus Balfour–Deklaration Britisches Mandat MacDonald–Weißbuch

ab 1882 ab 1887 1917 ab 1920 1939

Shoah UN–Teilungsplan »Exodus« »Vergeltung« für Deir Yassin Deir Yassin 1939–1945 1947 1947 13. April 1948 09. April 1948

Staatsgründung Israels Erster Arabisch–Israelischer Krieg Flucht und Vertreibung Sueskrise Sechstagekrieg 14. Mai 1948 1948/49 1948/49 1956/57 1967

Jom–Kippur–Krieg Zweite Intifada Oslo–Friedensprozess Erste Intifada Libanonkrieg 1973 2000–2005 Ab 1993 1987–1993 1982

Israelische Sperranlagen Räumung des Gaza–Streifens Machtübernahme der Hamas im Gaza–Streifen Libanonkrieg

ab 2002 2005 2006 2006

Friedensgespräche Operation »Gegossenes Blei« Operation »Schutzlinie« ab 2010 Dezember 2008 – Januar 2009 2014

Idee und Ausgangspunkt für den Zeitstrahl sowie weitere Anregungen und Informationen unter: www.anders-denken.info

18 Geschichte des Nahostkonflikts – Zeitleiste

Alija Zionismus Balfour–Deklaration Britisches Mandat MacDonald–Weißbuch ab 1882 ab 1887 1917 ab 1920 1939

Shoah UN–Teilungsplan »Exodus« »Vergeltung« für Deir Yassin Deir Yassin 1939–1945 1947 1947 13. April 1948 09. April 1948

Staatsgründung Israels Erster Arabisch–Israelischer Krieg Flucht und Vertreibung Sueskrise Sechstagekrieg 14. Mai 1948 1948/49 1948/49 1956/57 1967

Jom–Kippur–Krieg Zweite Intifada Oslo–Friedensprozess Erste Intifada Libanonkrieg 1973 2000–2005 Ab 1993 1987–1993 1982

Israelische Sperranlagen Räumung des Gaza–Streifens Machtübernahme der Hamas im Gaza–Streifen Libanonkrieg ab 2002 2005 2006 2006

Friedensgespräche Operation »Gegossenes Blei« Operation »Schutzlinie« ab 2010 Dezember 2008 – Januar 2009 2014

19 KAPITEL II ANTISEMITISMUS ODER ISRAELKRITIK

20 ANTISEMITISMUS ODER ISRAELKRITIK?

Um den Konflikt nachvollziehen zu können, bedarf es auch eines grundlegenden Verständnisses von Antisemitismus. Gerade im Umgang mit Israel und dem Nahostkonflikt sind die Grenzen von legitimer Kritik an der Politik Israels und israelbezogenem Antisemitismus fließend. In dieses Wirrwarr aus Vorwürfen und Unkenntnis soll die folgende Unter- richtseinheit Ordnung bringen. Dafür werdet ihr euch auch mit der pro-palästinensischen »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS) auseinandersetzen.

ANTISEMITISMUS, WAS IST DAS?

Erarbeitet euch im Schneeballprinzip eine Begriffsdefinition für Antisemitismus, indem ihr…

1. in Einzelarbeit in der Mindmap notiert, was euch zum Begriff Extremismus einfällt.

2. in Partner*innenarbeit eure Notizen vergleicht und eine erste gemeinsame Definition findet.

3. euch in eine Gruppe aus je zwei Partner*innengruppen zusammensetzt und eure Definitionen kurz diskutiert und eine gemeinsame Gruppendefinition auf Plakat findet, welche eine Person abschließend im Plenum vorstellen soll.

1. Notiere, was dir zum Begriff Antisemitismus einfällt.

2. Vergleiche mit deine*m*r Partner*in deine Notizen und findet eine gemeinsame Definition.

ANTISEMITISMUS IST...

21 3. Diskutiert in der Gruppe eure Definitionen und findet eine gemeinsame Definition, die ihr gut leserlich auf einem Plakat fixiert. Bereitet euch dann darauf vor, dass eine Person eure Definition vorstellt.

ANTISEMITISMUS IST...

ANTISEMITISMUSDEFINITIONEN

GRUPPE 1 GRUPPE 2 GRUPPE 3

4. Notiert euch während der Vorstellung die Definitionen der anderen Gruppen und eventuelle Kritikpunkte, die ihr daran habt.

KRITIKPUNKTE KRITIKPUNKTE KRITIKPUNKTE

22 DIE GENESE DES ANTISEMITISMUS

Im Folgenden könnt ihr eure Antisemitismus-Defi nition mit einer ›offi ziellen‹ abgleichen und diskutieren. Anschlie- ßend könnt ihr euch die Genese des Antisemitismus auf Basis einer dreiteiligen Dokumentation erarbeiten, sodass ihr am Ende viel über das Phänomen Antisemitismus wisst und euer Wissen auf die BDS-Kampagne anwenden könnt.

ANTISEMITISMUS – WAS IST DAS?

Als ein Junge seinen Schulkameraden erzählt, dass er Jude ist, kün- digen sie ihm die Freundschaft und beleidigen ihn. Eine jüdische Grundschülerin wird von Mitschüler*innen mit dem Tode bedroht. Eine junge Frau lehnt einen Flirt in einer Bar ab – und kriegt mit den Worten »Scheiß-Jude!« einen Faustschlag ins Gesicht. Ein Mann mit Kippa (einer jüdischen Kopfbedeckung) wird auf offener Straße atta- ckiert. Manches davon macht Schlagzeilen. Anderes, Meldungen über Friedhofsschändungen etwa, schafft es nur selten in die Nachrichten, denn vielerorts hat man sich daran gewöhnt. In Deutschland werden alle zwei bis drei Wochen jüdische Friedhöfe geschändet und pro Tag ca. vier antisemitische Straftaten registriert. Die Dunkelziffer ist weit höher.

Hass und Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden wird Antisemitismus genannt. Er fi ndet im Alltag, beim Einkaufen, in der Schule, im Sport- verein, im Club statt. Häufi g unbemerkt oder ignoriert von den Umste- henden. Aus Angst vor Antisemitismus geben sich Jüd*innen daher vielfach nicht zu erkennen. Manchmal sagen sie es nicht einmal ihren engsten Freund*innen. Viele Erfahrungen mit Antisemitismus haben sie vorsichtig werden lassen. (Amadeu Antonio Stiftung 2019)

1. Lest den Text der Amdeu Antonio Stiftung.

2. Formuliert, wie Antisemitismus hier defi niert wird. Welche Elemente sind zentral?

3. Vergleicht diese Defi nition mit der euren. Diskutiert, was ihr passender fi ndet, und einigt euch auf eine Arbeitsdefi - nition

DER EWIGE JUDENHASS1

1. Schaut die Dokumentation in drei Teilen an. Füllt während der Dokumentation die Tabelle auf dem Arbeitsblatt aus.

2. Diskutiert nach dem Anschauen der Dokumentation in Kleingruppen folgende Fragen: Welche Parallelen und welche Unterschiede seht ihr in der Behandlung von Jüd*innen? Notiert euch zu jeder Spalte (A-D) mindestens drei Paral- lelen. Wie hat sich der Antisemitismus entwickelt?

1 Dieser Dokumentarfi lm kann zu Unterrichtszwecken angesehen werden. Auf Anfrage an Gorki X (E-Mail: [email protected]) senden wir Ihnen gerne den mit Passwort geschützten Vimeo-Link.

23 Wie wird das Verhältnis von wird das Verhältnis Wie jüdischer und nicht-jüdischer Bevölkerung geschildert? D–BEZIEHUNG Welche Verbrechen wurden den wurden Verbrechen Welche Jüd*innen angedichtet? C–VERLEUMDUNG Wie wurden die Jüd*innen Wie behandelt? B–BEHANDLUNG - Wie wurden Jüd*innen darge Wie stellt? A–DARSTELLUNG RASSISTISCHER ANTISEMITISMUS CHRISTLICHER ANTIJUDAISMUS DEUTSCHNATIONALE JUDENFEINDLICHKEIT ARBEITSBLATT ZUR DREITEILIGEN DOKUMENTATION DER EWIGE JUDENHASS VON CHRISTINA VON BRAUN

24 AKTUELLE ERSCHEINUNGSFORMEN DES ANTISEMITISMUS

Um den heutigen Antisemitismus zu verstehen, ist es wichtig, die Genese zu kennen. Diese habt ihr ja bereits erarbei- tet. Im nächsten Schritt werdet ihr dieses Wissen nun auf aktuelle Erscheinungsformen anwenden und dabei weiter der Frage nach legitimer bzw. illegitimer Israelkritik nachgehen.

Wie wird das Verhältnis von wird das Verhältnis Wie jüdischer und nicht-jüdischer Bevölkerung geschildert? D–BEZIEHUNG 1. Schaut euch gemeinsam das YouTube-Video an. Welche Vorwürfe werden von den Demonstrant*innen gegen Israel vorgebracht?

2. Analysiert nun die drei Bildquellen. Welche Vorwürfe werden hier erhoben?

3. Vergleicht die erhobenen Vorwürfe mit eurem Wissen aus der Genese des Antisemitismus. Welche Gemeinsamkeiten gibt es und welche Schlüsse lässt das auf die vorgebrachten Anschuldigungen zu? Welche Verbrechen wurden den wurden Verbrechen Welche Jüd*innen angedichtet? C–VERLEUMDUNG Wie wurden die Jüd*innen Wie behandelt? B–BEHANDLUNG - (Lkc54 2014: o. S.) Wie wurden Jüd*innen darge Wie stellt? A–DARSTELLUNG ) *zur Einordnung von Compact:

Compact ist ein verschwörungsideo- logisches Medium der extremen RASSISTISCHER ANTISEMITISMUS CHRISTLICHER ANTIJUDAISMUS DEUTSCHNATIONALE JUDENFEINDLICHKEIT Rechten. (Compact 2014: o. S.

25 . S.) o vnat 2006: (Li (Kwather 2009: o. S.)

26 DER EWIGE JUDE – EIN ANTISEMITISCHES MACHWERK

Bestimmt ist euch aufgefallen, dass der Titel des NS-Propagandafilms dem Titel der Dokumentation sehr ähnlich ist. Ihr werdet euch dem karikaturistischen Zugang nun weiter nähern, um im Zuge dessen antisemitische Bilder besser dekodieren zu können.

1. Analysiert die beiden folgenden Plakate des NS-Propagandafilms Der ewige Jude. Wie wird in dieser antisemitischen Karikatur die jüdische Person dargestellt? Welchen Eindruck soll das vermitteln?

2. Christina von Braun hat ihrer Dokumentation den Titel Der ewige Judenhass gegeben. Diskutiert, warum sie das getan haben könntet?

3. Findet ihr das gelungen?

(Deutsches Historisches Museum 2016: o. S.) (Schweitzer 1940: o. S.)

27 BILDER DES ISRAELBEZOGENEN ANTISEMITISMUS

1. Bearbeitet zu zweit oder zu dritt jeweils eine der Karikaturen. Fertigt eine Karikaturenanalyse an. Bezieht eure Kenntnisse über Antisemitismus dabei mit ein.

2. Stellt den anderen eure Karikaturen und die Analyse derselben vor.

3. Fasst Gemeinsamkeiten der Darstellung zusammen. (al-Ali o.. J.a: 1) (al-Ali o. J.b: 1)

28 (al-Ali o. J.c: 1) (al-Ali o. J.d: 1)

29 (Latuff 2014: o. S.) (Al-Ahram 2002: O. S.)

30 DIE BDS-KAMPAGNE – ANTISEMITISCH ODER LEGITIM?

Die größte und wirkungsmächtigste Kampagne gegen Israel ist unbestreitbar die Kampagne »Boycott, Divestment and Sanctions«. Sie wurde 2005 gegründet und fordert dazu auf, Israel zu isolieren. Über den antisemitischen Gehalt der Kampagne gibt es viel Streit. Diesem Streit sollt ihr in einer Podiumsdiskussion widerspiegeln, um euch selbst eine Meinung darüber zu bilden. (picture alliance / AP Photo)

"BDS" STEHT FÜR BOYKOTT, DESINVESTITIONEN UND SANKTIONEN – GERICHTET GEGEN DEN STAAT ISRAEL

Die Abkürzung BDS steht für Boykott, Desinvestition und Sanktionen. Knapp 170 palästi- nensische Organisationen hatten 2005 zu einem Boykott gegen Israel aufgerufen. BDS-Ak- tivisten fordern Politiker, Unternehmer, Künstler, Wissenschaftler oder Sportler dazu auf, Auftritte, Investitionen oder wissenschaftliche Kooperation abzusagen oder zu beenden.

BDS ist keine feste Organisation. In den USA, Großbritannien und Skandinavien wird die Kampagne vor allem an Universitäten unterstützt. Dort bestimmten BDS-Aktivisten den Diskurs mit, sagt Fabian Weißbarth. Der Sprecher des American Jewish Committee Berlin betont, in Deutschland habe BDS weit weniger Einfluss. Hier versuchten die Aktivisten eher über kulturpolitische Aktivitäten oder im kirchlichen Bereich Fuß zu fassen. Doch die meisten Parteien grenzten sich deutlich ab, sagt Weißbarth, Städte wollten keine öffent- lichen Räume für entsprechende Veranstaltungen bereitstellen. Neben München erklärte beispielsweise bereits Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Gruppen oder Veranstalter, die BDS unterstützen, sollten keine städtischen Räume oder Zuschüsse mehr bekommen. (Tagesschau 2017)

1. Lest den kurzen Text zu BDS. Worum geht es der Organisation?

2. Lest nun den Text zu antizionistischem Antisemitismus und fasst zusammen, was die Charakteristiken von antizio- nistischem Antisemitismus sind.

3. Bereitet euch dann mithilfe des Arbeitsblattes auf eine Fish–Bowl–Diskussion vor (QR-Code).

4. Führt die Diskussion durch und wertet sie danach mithilfe des Auswertungsbogens aus.

5. Diskutiert anschließend die Streitfrage in der Klasse.

31 KAPITEL III DIE BDS-KAMPAGNE – ANTISEMITISCH ODER LEGITIM?

32 DIE BDS-KAMPAGNE – ANTISEMITISCH ODER LEGITIM? ANTIZIONISTISCHER ANTISEMITISMUS

ÜBER DIE BESONDERHEITEN IM SPANNUNGSFELD VON ANTISEMITISCHER UND NICHT-ANTISEMITISCHER ISRAEL-KRITIK

Der Antizionismus spricht Israel das Existenzrecht ab. Bewusst oder unbewusst: eine solche Position läuft auf die Aufhebung einer gesicherten Zufluchtsstätte für die Juden und eine damit verbundene Verfolgung hinaus. Al-Quds-Tag am 21.10.2006 in Berlin. (© Ralf Fischer/Agentur Ahron) Al-Quds-Tag

DEFINITION UND FORMEN DES ANTISEMITISMUS

Antizionistischer Antisemitismus – was ist mit diesem sperrigen Begriff gemeint? Offenbar handelt es sich um eine spezifische Form der Judenfeindschaft. Worin bestehen aber die Besonderheiten gegenüber anderen Varianten des Antisemitismus? Es geht dabei um einen spezifischen Bezug zum Staat Israel. Aber worin bestehen die Unterschiede zwischen einer antisemitischen und einer nicht-antisemitischen Israel-Kritik? Diese Fragen sollen hier er- örtert werden. Die Auseinandersetzung damit setzt eine Definition von wichtigen Bestand- teilen der Bezeichnung »antizionistischer Antisemitismus« voraus.

Zunächst geht es dabei um eine Begriffsbestimmung von »Antisemitismus«. Darunter ver- steht man eine Sammelbezeichnung für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die den als Juden geltenden Einzelpersonen oder Gruppen aufgrund dieser Zugehörigkeit negative Eigenschaften unterstellen, um damit eine Abwertung, Benachteiligung, Verfolgung oder gar Ermordung ideologisch zu rechtfertigen. Anders formuliert: Es handelt sich um eine Feindschaft gegen Juden, weil sie Juden sind.

Im Laufe der Geschichte bildeten sich unterschiedliche Formen des Antisemitismus he- raus. Hierzu gehört erstens der religiöse Antisemitismus, der sich insbesondere auf den anderen Glauben der Juden bezieht, zweitens der soziale Antisemitismus, der den Ju- den Machenschaften im Bereich des Geldverleihs und Handels unterstellt, drittens der politische Antisemitismus, der ihr verschwörerisches Wirken zur Beherrschung der Welt behauptet, viertens der rassistische Antisemitismus, der Juden als von Natur aus böse und minderwertig ansieht, und fünftes der sekundäre Antisemitismus, der sich aus der Leug- nung des Holocaust ergibt

33 DEFINITION DES HISTORISCHEN UND GEGENWÄRTIGEN ZIONISMUS

Als sechste Variante gilt der antizionistische Antisemitismus, der auf die Ablehnung des Staates Israel bezogen ist. Doch was meinen nun die Begriffe »Zionismus« und »Antizionis- mus«? Allgemein versteht man unter Ersterem eine Bewegung im Judentum, die sich die Bildung eines eigenen Judenstaates zum Ziel gesetzt hatte. Derartige Tendenzen kamen im Europa des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf den kursierenden Antisemitismus auf, sahen die Anhänger des Zionismus doch nicht mehr in der Assimilation und Integration in die Mehrheitsgesellschaft, sondern nur in dem Bestehen eines eigenen Staates die Möglichkeit für ein freies und sicheres Leben der Juden.

Trotz dieser grundlegenden Gemeinsamkeiten gab es nie einen politisch einheitlichen Zionis- mus als nationale Emanzipationsbewegung der Juden. Darüber hinaus lassen sich unter- schiedliche Zielsetzungen im Laufe der historischen Entwicklung unterscheiden, stand der Zionismus doch seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre nur für den Wunsch nach einer Heimstätte, danach für eine Rettungsbewegung für die von den Natio- nalsozialisten verfolgten Juden und ab 1948 für das inhaltliche Selbstverständnis des neu gegründeten Staates Israel. Aktuell lässt sich nur noch im letztgenannten Sinne sinnvoll vom Zionismus sprechen, ist das ursprüngliche Ziel doch durch die Staatsgründung er- reicht worden.

DEFINITION UND VARIANTEN DES ANTIZIONISMUS

»Antizionismus« bedeutet demnach die Ablehnung des Existenzrechtes des Staates Israel, also die Negierung des Anspruchs von Juden auf nationale Selbstbestimmung. Bewusst oder unbewusst läuft diese Position auf die Aufhebung einer gesicherten Zufluchtsstätte für die Juden und eine damit verbundene Verfolgung hinaus. Als abgeschwächtere Variante des Antizionismus kann die pauschale »Verdammung« Israels als negativer Kraft gelten, welche nicht notwendigerweise mit der ohnehin unrealistisch erscheinenden Forderung nach Aufhebung der staatlichen Existenz verbunden sein muss. So wird der Staat der Juden als angeblich alleiniger Verantwortlicher für den Nahost-Konflikt verantwortlich ge- macht, wobei häufig diffamierende historische Gleichsetzungen selbst mit dem deutschen Nationalsozialismus erfolgen. Aufgrund der in beiden Formen auszumachenden rigorosen Feindschaft gegenüber den Juden und dem Staat Israel steht hinter solchen Auffassungen von Antizionismus mitunter auch ein latenter Antisemitismus. Gleichwohl lässt sich keine pauschale Gleichsetzung von Antisemitismus und Antizionismus vornehmen. Markus Lehner

34 DAS VERHÄLTNIS VON ANTISEMITISMUS UND ANTIZIONISMUS

Historisch betrachtet stellten die Zionisten bis zum Holocaust auch eine Minderheit unter den Juden dar. Überwiegend waren sie zur Assimilation in den jeweiligen Ländern bereit und lehnten eine Auswanderung nach Palästina ab. Erst nach den Massenmorden wäh- rend des Zweiten Weltkriegs änderte sich dies. Insofern herrscht unter den Juden in- und außerhalb Israels eine pro-zionistische Auffassung vor. Gleichwohl bestehen noch Minder- heiten mit gegenteiligen Auffassungen. So lehnt etwa eine religiös-orthodoxe Strömung die Existenz Israels ab, sollte doch der Judenstaat aus deren Perspektive von Gott und nicht von Menschen geschaffen werden. Dieser Antizionismus geht aber nicht mit einem Antise- mitismus einher.

Anders verhält es sich bei den fundamentalen Israel-Feinden im arabischen Raum: Hier wird vielfach die Auffassung propagiert, man sei kein Antisemit, sondern nur Antizionist. Unbeantwortet bleibt bei entsprechenden Positionierungen aber die Frage, wie die von diesen Kreisen geforderte Auflösung oder Zerschlagung des Staates Israel nicht mit einer Diskriminierung von Juden einhergehen sollte. Gerade solche Folgewirkungen machen aus dem Antizionismus auch einen Antisemitismus. Seine Verkopplung mit der rigorosen Ver- dammung des Staates Israel wird daher als antizionistischer Antisemitismus bezeichnet.

ANTISEMITISCHE UND NICHT-ANTISEMITISCHE ISRAEL-KRITIK

Eine solche Bündelung sollte auch gegeben sein, wenn man eine antisemitische von einer nicht-antisemitischen Israel-Kritik unterscheiden will. Nicht jede einseitige und überzo- gene Negativ-Bewertung des Staates Israel muss in judenfeindlichen Motiven ihren Ur- sprung haben. Es sollte hier immer nach den jeweiligen inhaltlichen Grundlagen der Kritik gefragt werden: Legt man einen besonders hohen Maßstab an, weil Israel ein demokrati- scher Verfassungsstaat ist und sich entsprechend auch immer an die damit verbundenen Wertvorstellungen halten sollte? Oder legt man einen besonders hohen Maßstab bei der Einschätzung der Politik des Landes an, weil man damit umso unverhohlener eine latent antisemitische Einstellung scheinbar berechtigt artikulieren kann? Gerade diese Grundlage muss nachweisbar sein, will man von einem antizionistischen Antisemitsmus sprechen. Er findet sich sowohl bei Islamisten wie bei Rechtsextremisten. Im ersten Fall bildet der Antizionismus die Basis, die durch Antisemitismus aufgeladen wird. Bei den Rechtsext- remisten bildet der Antisemitismus den Kern, der durch den Antizionismus ergänzt wird. (Pfahl–Traughber 2006) (Armin Pfahl–Traughber o. J.) (Armin Pfahl–Traughber

35 IST DIE BDS-KAMPAGNE EINE LEGITIME FORM VON ISRAEL- KRITIK ODER AUSDRUCK EINES ANTISEMITISCHEN ANTIZIONISMUS?

POSITION 1: Sie sind eine führende Person der BDS-Kampagne und unterstützen das Ziel eines unabhängigen Palästinas. Selbst- verständlich sehen Sie den Vorwurf des Antisemitismus kritisch und verneinen ihn vollends. Für Sie ist klar, dass der Staat Israel und die ihm zu Grunde liegende Ideologie des Zionismus Ursache des Konfliktes sind und der Antisemi- tismusvorwurf ein Werkzeug der Zionist*innen ist, um von ihren Verbrechen abzulenken.

AUFGABE:

• Lies die Beschreibung der Fish-Bowl-Methode. (s. QR-Code, S. 31) • Lies die beiden Artikel aus der taz. • Schreibe dir Argumente aus den Artikeln auf, die deine Position stärken. • Recherchiere mindestens 10 Argumente, die deine Position stärken, und notiere sie. • Beziehe deine Kenntnisse der Geschichte des Antisemitismus und der verschiedenen Formen des Antisemitismus mit ein. • Skizziere eine Argumentation und bereite dich auf die Diskussion vor.

POSITION 2 : Sie arbeiten für das American Jewish Committee (AJC) in Berlin und versuchen die BDS-Kampagne zu bekämpfen. Für Sie ist klar, dass BDS durch und durch antisemitisch ist. Sie sehen große Parallelen zum Boykott jüdischer Ge- schäfte in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie wollen nicht über Israel diskutieren, da es ja um BDS und nicht um israelische Politik gehen soll. Deswegen halten Sie Versuche, die Diskussion auf den Nahostkonflikt umzulenken, für Ablenkungsmanöver.

AUFGABE:

• Lies die Beschreibung der Fish-Bowl-Methode. (s. QR-Code, S. 31) • Lies die beiden Artikel aus der taz. • Schreibe dir Argumente aus den Artikeln auf, die deine Position stärken. • Recherchiere mindestens 10 Argumente, die deine Position stärken und notiere sie. • Beziehe deine Kenntnisse der Geschichte des Antisemitismus und der verschiedenen Formen des Antisemitismus mit ein. • Skizziere eine Argumentation und bereite dich auf die Diskussion vor.

MODERATION: Sie sind ein*e gestandene*r Moderator*in und haben sich intensiv auf diese Diskussion vorbereitet. Sie müssen die Diskussion lenken und setzen sich auch gegen vorlaute Diskussionsteilnehmer*innen gekonnt durch.

AUFGABE:

• Lies die Beschreibung der Fish-Bowl-Methode. (s. QR-Code, S. 31) • Lies die beiden Artikel aus der taz. • Recherchiere verschiedene Argumente der beiden Seiten. • Überlege dir ein Eröffnungsstatement. • Bereite dich auf die Moderation vor und überlege dir eine Struktur für die Diskussion.

36 DEINE WEITEREN NOTIZEN:

WELCHE ARGUMENTE HABEN DICH AM MEISTEN ÜBERZEUGT? WELCHE ARGUMENTE SIND AM WICHTIGSTEN GEWESEN? WAS WURDE DISKUTIERT? WAS WELCHE POSITION HAT DICH AM MEISTEN ÜBERZEUGT UND WARUM? WELCHE POSITION HAT BDS KAMPAGNE – ANTISEMITISCH ODER LEGITIM? EINE LEGITIME FORM VON ISRAELKRITIK ODER AUSDRUCK EINES ANTISEMITISCHEN ANTIZIONISMUS? IST DIE BDS-KAMPAGNE Alle, die nicht gerade mitdiskutieren, sollen die Tabelle ausfüllen und damit die Analyse der Diskussion nach unterstützen. Alle, die nicht gerade mitdiskutieren, sollen Tabelle

37 PRO UND CONTRA ISRAEL-BOYKOTT ANTISEMITISCH ODER KRITISCH?

Ist die Bewegung BDS antisemitisch? Ist sie legitimer Protest? Oder fehlt jede Empathie für die Juden? Zwei Stand- punkte. (ap o. J.)

JA, BDS IST ANTISEMITISCH

Der Boykott von Juden hat eine lange Tradi- Juden aus dem Wirtschaftsleben zu elimi- tion. Schon seit der Wende vom 19. auf das nieren trachteten. Es war ein Vorbote für 20. Jahrhundert wurden sie in Deutschland den Massenmord als finale Folge der - Ver populär. Judenboykotte waren einerseits drängung. Reaktionen auf die zunehmende Gleich- Wir müssen diese historische Perspektive stellung in Mitteleuropa, die es Juden er- berücksichtigen, wenn wir über den inter- möglichte, auch in Geschäftsfeldern tätig nationalen Boykott gegen den Staat Israel zu werden, die zuvor Christen vorbehalten diskutieren, der sich »Boycott, Divestment, waren. Sanctions«, BDS, nennt. Die Befürworter Andererseits war der Judenboykott nur eine argumentieren, ihre Aktion habe nichts mit von vielen antisemitisch motivierten Ak- Antisemitismus zu tun und richte sich al- tionen, mit denen man Juden wieder an lein gegen die Politik der israelischen Re- den Rand der Gesellschaft drängen und gierung. sie als vermeintliche Feinde eines imagi- Ihr Ziel ist dabei eine Bestrafung Israels als nären Volkswillens stigmatisieren wollte. ein Staat, der die Palästinenser unterdrücke Dazu zählten etwa Bemühungen, nur eine und insbesondere palästinensisches Land begrenzte Zahl Juden an Hochschulen zu- besetzt halte. Im Idealfall, so die BDS-Wort- zulassen oder sie weiterhin von bestimmten führer, führe ihre Aktion zu einer Revision Berufen auszuschließen. dieser israelischen Politik. Oder, so der un- Wenn heute Judenboykott zur Sprache missverständliche Subtext: zur Auflösung kommt, ist damit meist eine Aktion des des jüdischen zugunsten eines binationalen NS-Regimes vom 1. April 1933 gemeint. Staates, in dem Juden dann eine Minder- An diesem Tag riefen die nationalsozialis- heit wären. tischen Machthaber zum Boykott jüdischer Der Boykott richtet sich nicht allein gegen Geschäfte und Unternehmen auf. Er kann israelische Unternehmen, die im Westjor- als eine der ersten Maßnahmen verstanden danland tätig sind, sondern betrifft alle Pro- werden, mit der die Nazis die deutschen dukte »Made in Israel«, alle akademischen

38 Kooperationen und selbst den Schüleraus- zu werden – diese Erfahrung haben diese tausch. Damit verhängen die BDS-Befürwor- Menschen schon einmal gemacht. Weil ter eine Kollektivstrafe gegen alle Israelis, die Schoah ein untrennbarer Teil der Vor- gleich welcher politischer Gesinnung. Ihr geschichte Israels ist, begreift eine über- Boykott richtet sich damit gegen die israe- wältigende Mehrheit der jüdischen Israelis lische Gesellschaft als Ganzes und hat zum diesen Boykott eben nicht nur als politisch Ziel, diese Gesellschaft und ihre staatliche unangemessen, sondern als Angriff auf die Ordnung zu delegitimieren. Sprich: Israels eigene Existenz. Existenzberechtigung infrage zu stellen. Der Staat Israel aber ist jüdisch geprägt. Die Die Boykott-Befürworter nehmen dies bei große Mehrheit der Israelis – von rechtskon- ihrer Aktion wissentlich in Kauf. Sie sche- servativ und religiös geprägt bis hin zu säku- ren sich nicht um die Verletzungen, die sie lar denkend oder politisch links eingestellt den Überlebenden zufügen. Ihnen scheint – besteht auf dem jüdischen Charakter ihres die öffentliche Meinung in Israel, das sie zu Landes. Es ist dieser Versuch der Delegimi- einem besseren Staatswesen umzuerziehen tierung Israels, der gewollt oder ungewollt oder aufzulösen gedenken, vernachlässi- an die antisemitischen Aktionen gegen Ju- genswert zu sein. den vor und während der NS-Zeit anknüpft. Soll das etwa ehrliches Bemühen sein, den Die Boykott-Befürworter behaupten, ihre komplizierten Nahostkonflikt einer Lösung Aktion sei nicht antisemitisch, sondern an- näher zu bringen? Es zeugt eher von einsei- tizionistisch orientiert. Die Delegitimierung tiger Parteinahme. Dabei werden Methoden beträfe keineswegs die Juden im Allgemei- angewandt, mit deren historischer Dimensi- nen, sondern alleine ein jüdisch dominier- on man sich entweder nicht auseinanderge- tes Staatswesen. Häufig berufen sie sich setzt hat oder diese Dimension gar bewusst dabei auf einige wenige Vorzeigejuden, die nutzt. sich ihrer Bewegung angeschlossen haben. Es ist diese Haltung der Unversöhnlichkeit Doch diese Unterscheidung ist historisch und der fehlenden Empathie, die die Boy- von keinerlei Sachkenntnis getrübt. Der kottbewegung gegen Israel so unerträglich Gründung des Staates Israel hat die inter- macht. Und es ist umso unbegreiflicher, nationale Gemeinschaft 1948 nicht zuletzt dass sich auch Deutsche dieser Aktion an- auch unter dem Eindruck der Vernichtung schließen, obwohl gerade sie eine besonde- der Juden in Europa zugestimmt. Seine re Verantwortung für jüdisches Leben in und Existenz ist daher untrennbar mit dieser außerhalb Israels tragen sollten. historischen Realität verwoben. Greift man Wer aber unbedingt auf der Fährte der ei- dieses Land nun mit Methoden an, die der genen Vorfahren wandeln möchte, dem sei Verfolgungsgeschichte entlehnt sind, so dies unbenommen. Zumindest den deut- sollte es niemanden verwundern, wenn die- schen Boykott-Freunden empfiehlt sich al- se Methode als schäbig und antisemitisch lerdings, vor ihrer nächsten Aktion einmal empfunden wird. einen Blick in die beim Bundesarchiv ge- Ob der Boykott Israels nun antisemitisch lagerten Akten des Document Centers zu oder »nur« antizionistisch ist, ist nicht die werfen, um zu überprüfen, was der eigene entscheidende Frage, zumal sich Antizio- Groß- oder Urgroßvater vor 75 Jahren so nismus und Antisemitismus häufig über- getrieben hat. Möglicherweise ergeben sich lappen. Entscheidend ist vielmehr, dass erstaunliche Kontinuitäten. Holocaust-Überlebende ebenso wie deren (Klaus Hillenbrand, taz 2017) Nachfahren ihn fast schon zwangsläufig als antisemitisch empfinden müssen. Wer in Europa der Schoah entronnen ist, wird aus nachvollziehbaren Gründen nicht bereit sein, zwischen Juden- und Israel- Boykott zu unterscheiden, besonders dann nicht, wenn man als Bürger des Staates Is- rael angriffen wird. An den Rand gedrängt

39 NEIN, BDS IST NICHT ANTISEMITISCH

Die israelische Regierung rückt immer wei- in Deutschland sollten sich solche Verglei- ter nach rechts. Gegner ihrer Siedlungspoli- che verbieten, mit denen Menschenrechtler, tik betrachtet sie inzwischen als Staatsfein- die sich für einen fairen Frieden im Nahen de und fährt schwere Geschütze gegen sie Osten einsetzen, auf eine Stufe mit Naziver- auf. Ausländer, die zum Boykott von Israel brechern gestellt werden. oder den Siedlungen im Westjordanland Die Bewegung Boycott, Divestment and aufgerufen haben, sollen künftig nicht mehr Sanctions ist 2005 aus dem Weltsozialfo- nach Israel einreisen dürfen oder ausge- rum in Porto Alegre hervorgegangen. Nach wiesen werden, das hat die Knesset kürz- dem Vorbild der Boykottbewegung, die zum lich beschlossen. Und Israelis, die mit der Fall des Apartheidregimes in Südafrika Boykottbewegung sympathisieren, drohen beigetragen hat, will sie Druck auf Israel schon länger drakonische Strafen von bis zu ausüben, die Besatzung palästinensischer 10.000 Euro. Gebiete zu beenden, den Palästinensern in Israels Ministerpräsident Benjamin Netan- Israel gleiche Rechte zu gewähren und eine jahu machte die Bewegung »Boykott, Des- Lösung für die Millionen palästinensischen investitionen und Sanktionen«, kurz BDS, Flüchtlinge weltweit zu finden. bereits 2015 als »größte aktuelle Bedro- Die BDS-Bewegung wird von einem Teil hung« seines Landes aus und stellte rund der israelischen Linken, der palästinensi- 23 Millionen Euro für eine groß angelegte, schen Zivilgesellschaft und prominenten weltweite Anti-BDS-Kampagne und Propa- Intellektuellen wie Judith Butler, Alice Wal- gandaoffensive bereit. ker, Erzbischof Desmond Tutu, Ken Loach, Einige konservative Parteien in Europa hat Naomi Klein und Laurie Penny unterstützt. er auf seine Seite gebracht. In Großbritanni- Vor allem in den USA, Großbritannien, in en, Frankreich und einigen US-Bundesstaa- Frankreich und Südafrika genießt sie Sym- ten wurden Gesetze erlassen oder andere pathien; einige Fürsprecher sind selbst jü- Maßnahmen ergriffen, um die Boykottbewe- discher Herkunft. Manche befürworten nur gung zu behindern. Die britische Regierung den Boykott von Produkten aus israelischen etwa hat es staatlichen Stellen, Kommunen Siedlungen. Andere treten für einen kom- oder Gewerkschaften verboten, zum Boykott pletten Boykott ein, der auch den wissen- gegen Israel oder dessen illegalen Siedlun- schaftlichen und künstlerischen Austausch gen im Westjordanland aufzurufen. einschließt. Auch die deutsche CDU hat auf ihrem letz- Sicher lässt sich nicht ausschließen, dass ten Parteitag im Dezember einem Antrag sich im Fahrwasser der BDS-Bewegung zugestimmt, in dem die Israel-Boykott-Be- auch manche bewegen, die von antijüdi- wegung pauschal als »antisemitisch« be- schen Ressentiments angetrieben sind. Ge- zeichnet und mit dem Judenboykott der Na- nauso wenig lässt sich ausschließen, dass zis im Dritten Reich verglichen wurde. »Wer manche, die jetzt so lautstark die türkische heute zum Boykott israelischer Waren und Regierung kritisieren, von pauschalem Hass Dienstleistungen aufruft, der spricht in der auf Türken getrieben werden. Trotzdem ist gleichen Sprache, in der man einst die Men- die Kritik in beiden Fällen in der Sache rich- schen dazu aufgerufen hat, nicht bei Juden tig. Denn die BDS-Bewegung richtet sich zu kaufen«, hieß es dazu aus der Frankfur- nicht gegen Juden, sondern gegen einen ter CDU, die den Antrag einbrachte. Staat, der eine Volksgruppe seit mindestens Dieser Vergleich ist geschichtsvergessend 50 Jahren systematisch unterdrückt. und verhöhnt die NS-Opfer, denn damit Weil dieser Staat seit Jahren von Europa und wird der Völkermord der Nationalsozialisten den USA unterstützt und mit Waffen belie- verharmlost. Israel ist auch keine drangsa- fert wird, ist der individuelle Boykott für lierte Minderheit wie die Juden im Dritten viele Bürger der einzige Weg, den eigenen Reich, sondern der militärisch und wirt- Regierungen etwas entgegenzusetzen. Dass schaftlich stärkste Staat der Region. Gerade die Boykottbewegung offenbar eine Wirkung

40 hat, zeigt sich an dem massiven Aufwand, Reagan in den USA und die britische Pre- den die israelische Regierung betreibt, um mierministerin Margaret Thatcher, die Wi- sie zu bekämpfen. derstandsbewegung des ANC unter Nelson Schon jetzt werden jüdischen Verbänden Mandela als »Terrorgruppe«. Die Forderung und Einzelpersonen die Bankkonten gekün- nach Sanktionen gegen Südafrika wies digt, wenn sie sich auf diese Weise gegen man zurück: Dies schade letztlich nur den Israel engagieren, oder diese werden als Schwarzen, außerdem müsse das »Exis- »Antisemiten« denunziert. Veranstaltungen tenzrecht der Weißen« gewahrt bleiben. Die von kritischen Künstlern und Intellektuellen Argumente von heute klingen ähnlich, wäh- wie dem südafrikanischen Theologen Farid rend sich Israel immer mehr in einen Apart- Esack wurden auf politischen Druck hin ver- heidsstaat verwandelt, je mehr es mit den hindert. besetzten Gebieten zusammenwächst. Leider stimmen auch viele Linke und Grüne Würde sich daran etwas ändern, dann wäre wie Volker Beck solcher Zensur zu. Die CDU der Boykott-Bewegung der Boden entzogen. will jetzt durchsetzen, dass Institutionen (Daniel Bax, taz 2017) und Gruppen, die sich zur BDS-Bewegung bekennen, keine staatliche Förderung mehr erhalten. Doch egal, wie man zur BDS-Be- wegung oder zu Israel steht: Das ist eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, die in einer Demokratie nicht akzeptabel ist. Man kann die BDS-Bewegung kritisch se- hen und insbesondere einen kompletten Israel-Boykott aus guten Gründen ableh- nen, weil er auch die Falschen träfe. Aber die Meinungsfreiheit sollte schwerer wiegen und auch solche Positionen aushalten. Die Haltung der CDU hat aber Tradition. Schon in den 1980er Jahren unterstütz- te sie das Apartheidregime in Südafrika, und Helmut Kohl betrachtete, wie Ronald

41 KAPITEL IV NACHBEREITUNG DES THEATERBESUCHS

42 BIOGRAPHIEN DES KONFLIKTS

Nachdem ihr das Stück gesehen habt, sollt ihr im Folgenden versuchen, es ein bisschen zu ordnen. Gerade die Dichte und Schnelligkeit des Stückes sind ja sehr herausfordernd. Deswegen schauen wir uns im Folgenden mal die Perso- nenkonstellation an.

1. Teilt euch in 10 Gruppen auf und arbeitet in diesen Gruppen zu den Charakteren des Stückes. (Lasst Oscar dabei aus.)

2. Füllt unter eurer Figur den Arbeitsbogen aus.

3. Eine Person aus eurer Gruppe soll nun die Figur aus dem Stück verkörpern. Weiter geht es dann auf Seite 65.

43 ABAK SAFAEI-RAD wird 1974 in Köln geboren und schließt 1999 ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover ab. Es folgen Festengagements am Staatstheater Kassel und Schauspiel Frankfurt. Nach einigen freischaffenden Jahren mit Gastengagements u.a. am Ballhaus Ost, der Volksbühne, dem Hebbel am Ufer und dem Maxim Gorki Theater ist sie seit 2013 Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart. Sie arbeitet u.a. mit den Regisseur*innen Armin Petras, Wanda Golonka, Peter Kastenmüller, Simone Blattner, Hans-Werner Krösinger, Martin Laberenz, Sebastian Hartmann und René Pollesch. Seit ihrem 12. Lebensjahr wirkt sie als Sprecherin in zahlreichen Hörspiel-und Radioproduktionen mit. Am Gorki ist sie in Sebastian Nüblings Inszenierung Nach uns das All – das innere Team kennt keine Pause zu sehen.

44 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

45 DIMITRIJ SCHAAD wurde 1985 in Kasachstan geboren. Von 2005 bis 2009 absolvierte er seine Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Theaterakade- mie St. Petersburg. Nach Auftritten an den Münchner Kammerspielen und in Essen war er von 2010 bis 2013 am Schauspielhaus Bochum engagiert. Er arbeitete mit Regisseur*in- nen wie Roger Vontobel, Sebastian Nübling, Jan Klata und Jan Neumann zusammen. 2011 wurde er mit dem Bochumer Theaterpreis und beim NRW-Theatertreffen als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Dimitrij Schaad ist seit der Spielzeit 2013/2014 Mit- glied des Gorki-Ensembles. 2014 wählten ihn die Kritiker*innen in der Jahresumfrage von »Theater heute« zum Nachwuchsschauspieler des Jahres. Am Gorki ist er unter anderem Darsteller in Der Russe ist einer der Birken liebt, Das Kohlhaas-Prinzip, The Situation und Denial, in der Regie von Yael Ronen, und spielt sowohl die Hauptfi gur in Hakan Savaş Mi- cans Fallada-Inszenierung von Kleiner Mann - was nun? als auch zuletzt in Get deutsch or die Tryin’ von Necati Öziri, in der Regie von Sebastian Nübling. 2016 gewann er den Stu- denten-Oscar für den Film Invention of Trust, in dem sein Bruder Alex Schaad Regie führte.

46 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

47 KARIM DAOUD wurde 1996 in Qalqilya, Palästina, geboren. Mit zwölf Jahren begann er Parkour zu trainieren und hat seitdem an vielen Shows und Festivals teilgenommen, die meisten davon in Palästina und manche in Israel. Karim ist Teil des Films Qalqilya – Where Pales- tinians are learning how to fl y, welcher die Underground-Szene in Palästina dokumentiert. Am Gorki war er bisher in Sebastian Nüblings Inszenierung In unserem Namen zu sehen sowie in The Situation von Yael Ronen. The Situation wurde 2016 zum Theatertreffen ein- geladen und von »Theater heute« zum Stück des Jahres 2016 gewählt. Neben Yael Ronens Winterreise ist Karim Daoud in Die Hamletmaschine in der Regie von Sebastian Nübling und Elizaveta Bam, inszeniert von Christian Weise, zu sehen. Er spielt zudem in You Are Not The Hero Of This Story und Ersan Mondtags Salome mit.

48 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

49 KNUT BERGER wird 1975 in Gelsenkirchen geboren und studiert Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin. 2003 spielt er die Hauptrolle in dem israelischen Kinofi lm Walk On Water, der sich mit den deutsch-israelischen Verhältnissen auseinandersetzt. Nach Dritte Generation ist Der Russe ist einer, der Birken liebt seine fünfte Zusammenarbeit mit der israelischen Regisseurin Yael Ronen. Zudem ist Knut Berger in Produktionen wie Thele- machos von Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris im Ballhaus Naunynstraße zu sehen. Knut Berger spielt fast ausschließlich in Stücken mit, die gemeinsam mit den Schauspie- ler*innen entwickelt werden.

50 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

51 LAMIS AMMAR wurde 1992 in Akka, Israel, geboren und studierte später an der Universität im Fachbereich Theatre & Acting. Während ihres Studiums arbeitete sie am Freedom Theatre in Jenin (Palästina) und spielte außerdem z.B. in Kurzfilmen und die Hauptrolle im Film Sand Storm, welcher u.a. das Sundance Festival gewann und zur Berlinale 2016 eingeladen wurde. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin schreibt sie selbst Texte und macht Videoinstalla- tionen für mehrere Galerien in Haifa. 2018 gewann sie den Hauptpreis für ihr Monodrama beim TeatroNeto-Theaterfestival in Tel Aviv.

52 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

53 NIELS BORMANN, geboren 1973 in Bremen, gründet 1994 ein jacket-security-Unternehmen (mit Namen Garderoben-Bormann) und eine Tortenproduktion für Kreuzberger Cafés. Ab 1996 Studium der darstellenden Kunst an der Hochschule der Künste, Berlin. Nach Diplom- erhalt 6-monatiges Aufbaustudium Chorsprechen bei Einar Schleef in Verratenes Volk am Deutschen Theater. Danach führt ihn seine freie Tätigkeit nach Buenos Aires, Shanghai, Accra, Lagos, Richmond (VA), ans Hamburger Schauspielhaus, Westin Grand Hotel Dres- den, dann Schauspiel Dresden und den Großteil der Zeit nach Berlin, wo er am HAU, in den Sophiensaelen, an der Volksbühne, dem Maxim Gorki und in Neukölln auftritt. 2008 Gast und von 2009 bis 2013 Ensemblemitglied an der Schaubühne Berlin. Seit 2010 Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin

54 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

55 ORIT NAHMIAS wurde 1977 in Jerusalem geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung am Seminar Hakibutzim College of Education in Tel Aviv. Mit ihrem Drama Why Me? wurde sie beim Israeli TeatroNeto-Festival 2008 ausgezeichnet. Orit Nahmias wirkte in unter- schiedlichen Theaterproduktionen in ganz Israel mit, darunter Taxi, Revizor und Reluctant Heroes. An der Schaubühne war sie in Dritte Generation sowie in Day Before the Last Day von Yael Ronen & Ensemble zu sehen. 2013 schrieb sie das Drehbuch für den Dokumen- tarfi lm Jerusalem for Cowards. Am Gorki spielt sie unter anderem in den Inszenierungen Common Ground, Erotic Crisis, The Situation, Denial, A Walk on the Dark Side und Yes but No von Yael Ronen, sowie in In Unserem Namen, der Regiearbeit von Sebastian Nübling. Des Weiteren ist sie in Verräter – Die letzten Tage von Falk Richter und in Ersan Mondtags Regiearbeiten Ödipus und Antigone und Salome zu sehen. Seit der Spielzeit 2015/2016 ist Orit Nahmias festes Mitglied im Gorki-Ensemble. 2017 gab Orit Nahmias zusammen mit Jilet Ayşe einen Doppel-Abend im Studio , u. a. mit Nahmias’ Stand-up-Show Female Shit über den kläglichen Versuch, zugleich erfolgreiche Schauspielerin, fürsorgliche Mutter und Ausländerin in Berlin zu sein.

56 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

57 AYELET ROBINSON wurde 1975 in Israel geboren. Sie ist als Schauspielerin und Singer-Song- writer tätig und studierte an der School of Performing Arts Beit-Zvi, wo sie zehn Exzel- lenz-Stipendien erhielt. Sie übernahm Rollen wie Diane Goodman im Musical Next to Nor- mal, Brooke Wyeth in Other Desert Cities, sowie Sally Bowles in Cabaret und viele weitere Haupt- und Nebenrollen. Sie war bereits 2009 Teil des Ensembles der Produktion Third Generation (Dritte Generation) von Yael Ronen & Ensemble, einer Koproduktion der Schau- bühne Berlin, des Habima National Theatre und der Ruhrtriennale 2009. Außerdem ist sie zu sehen im Film Lemon Tree (Regie: Eran Riklis), den TV-Serien Mossad 101, Greenhouse Academy (Israel) und The Office (Israel) sowie in der Webserie In Tweetment von Veronica Kedar.

58 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

59 MICHAEL RONEN, Regisseur, Schauspieler, studierte Regie an der London Academy of Music and Dramatic Arts und inszeniert seitdem an zahlreichen Bühnen. U.a. führte er Regie bei Verbrennungen von Wajdi Mouawad am Arab-Hebrew Theatre 2009, Romeo und Julia in der Bearbeitung von Nuran David Calis beim Jerusalem Festival 2010. Am Ball- haus Naunynstraße inszeniert er Warten auf Adam Spielman von Hakan Savaş Mican und Ich rufe meine Brüder, in Zusammenarbeit mit Niederösterreichischen Landestheater. Als Schauspieler ist er zu sehen in Hakoah Wien von Yael Ronen am Schauspielhaus Graz. Er ist der Gründer des interdisziplinären Künstlerkollektivs Conflict Zone Arts Asylum und wirkt dramaturgisch und inszenatorisch im Studio .

IN MANCHEN VORSTELLUNGEN ÜBERNIMMT JONATHAN MILLER DIE ROLLE VON MICHAEL RONEN.

60 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonflikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografie des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

61 YOUSEF SWEID wurde 1976 als Palästinenser in der innerhalb Israels liegenden Stadt Haifa geboren und studierte Theater an der Universität von Tel Aviv. Er spielte unter anderem in den Kinofi lmen von Eitan FoxWalk on water und The Bubble, sowie in Gidon Rafs TV-Serien Hatufi m – In der Hand des Feindes und in deren US-amerikanischen Version Homeland mit. Mit Yael Ronen arbeitete er bereits 2006 in Plonter am Cameri Theater Tel Aviv zu- sammen. In Deutschland war er in Third Generation (Dritte Generation) und The Day Before The Last Day beteiligt. The Situation ist die erste Produktion, in der Yousef Sweid am Gorki zu sehen ist.

62 Was kennzeichnet die Rolle dieser Figur?

Welche Position nimmt sie zum Nahostkonfl ikt ein? Wie begründet sie das?

Welche Verbindungen glaubt ihr zwischen der Biografi e des*der Schauspieler*s*in und der Figur zu erkennen?

IN MANCHEN VORSTELLUNGN ÜBERNIMMT TANER ŞAHINTÜRK DIE ROLLE VON YOUSEF SWEID.

63 Der Vollständigkeit halber drucken wir hier auch das Foto mit Kurzbiographie von Oscar Olivo ab, auch wenn keine Gruppe zu ihm arbeitet.

OSCAR OLIVO wird 1981 in New York geboren, schließt 2003 sein Schauspielstudium an der Columbia University und 2008 die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch im Fach Puppenspielkunst ab. Als Schauspieler und Puppenspieler wirkt er seitdem in di- versen Produktionen, unter anderem am Nationaltheater Mannheim, am Grazer Theater oder am Staatstheater Stuttgart mit. Zu seinen künstlerischen Höhenpunkten zählt die Zusammenarbeit mit Tom Kühnel, Jörn Hintzer, Jakob Hüfner, Hans-Werner Kroesinger, Christian Weise und Yael Ronen. Von Spielzeit 2009/2010 bis 2015/2016 war er festes Ensemblemitglied am Schauspiel Hannover, wo er unter anderem seine autobiografi schen Soloabende auf die Bühne brachte.

64 1. Eine Person aus eurer Gruppe soll nun die Figur aus dem Stück verkörpern. Diskutiert aus eurer eigenen Position, warum eure Mitschüler*innen so stehen.

Positioniert euch als Figur zu den Fragen vom Anfang der Materialmappe.

FRAGE AUSPRÄGUNGEN AUF DER LINIE

Wer ist Schuld am Konflikt? Palästinenser*innen oder Israelis?

Wem sollte das Land gehören? Palästinenser*innen oder Israelis?

Trägt Deutschland eine Schuld am Konflikt? Ja oder nein?

Spielt der mutmaßliche Antisemitismus der Ja oder nein?

Araber*innen eine entscheidende Rolle?

Spielt der mutmaßliche antimuslimische Ja oder nein?

Rassismus der Israelis eine entscheidende Rolle?

2. Diskutiert, ob alle Position gleichmäßig verteilt sind. Gibt es eine vernünftige Auseinandersetzung auf der Bühne oder ist sie problematisch?

3. Kommt in zwei Gruppen (jeweils mindestens eine Person aus jeder Gruppe) und erstellt ein Standbild. Wie stehen die Figuren zueinander?

4. Führt das Standbild in der Klasse vor (mindestens 30 Sekunden stehen bleiben).

5. Diskutiert über die Darstellung des Standbildes. Könnten die Akteur*innen einen Frieden bilden?

6. Welcher Figur fühlt ihr euch am verbundensten? Wieso?

65 ABSCHLUSS

1. Positioniert euch selbst nochmal zu den Fragen und notiert die Positionierungen auf einem Plakat.

2. Vergleicht anschließend die beiden Positionierungen. Was hat sich verändert? Warum?

3. Wie bewertet ihr die Friedenshindernisse jetzt? Diskutiert mit euren Sitznachbar*innen.

4. Schreibt einen Leser*innenbrief zu dem Stück, in dem ihr erklärt, wie ihr das Stück fandet und was sich durch das Stück für euch in Bezug auf den Nahostkonflikt verändert habt.

5. Stellt euch in Vierer-Gruppen die Leser*innenbriefe vor. Was hat sich an eurer Position auf den Nahostkonflikt verändert?

6. Diskutiert in der Klasse, inwiefern es sinnvoll ist für eine Behandlung des Nahostkonfliktes das Stück zu besuchen.

66 67 Liebe*r

68 Quellenangaben

Al-Ahram (2002): The Zionist Media. Online unter: Kämmer, H.–J. (2003): Israel und sein geopolitisches http://www.tomgrossmedia.com/img/arabcartoons10.jpg Umfeld. In: Israel. Informationen zur politischen Bildung [28.07.2019]. Nr. 278. Bonn: bpb. al-Ali, Nadschi (o. J.a): Cartoons about Israel 1. Online Kwather, Salam (2009): Demo Against Israeli Mur- unter: http://www.handala.org/cartoons/cartoon-gallery/is- ders of Children. Online unter: http://www.kawther.info/ rael/1.jpg [28.07.2019]. wpr/2009/01/11/demo-against-israeli-murders-of-child- ren [28.07.2019]. al-Ali, Nadschi (o. J.b): Cartoons about women 4. Online unter: http://www.handala.org/cartoons/cartoon-gallery/ Latuff, Carlos (2014): Please RT! @Israel blows up terro- women/4.jpg [28.07.2019]. rists in #Gaza district of Shejaya! @al_tagreer #GazaUn- derAttack. Online unter: https://latuffcartoons.files.word- al-Ali, Nadschi (o. J.c): Cartoons about Israel 2. Online press.com/2014/07/shejaiya-massacre-gaza-altagreer. unter: http://www.handala.org/cartoons/cartoon-gallery/is- gif?w=885 [28.07.2019]. rael/2.jpg [28.07.2019]. Lehner, Markus (2018): Zionismus. Online unter: http:// al-Ali, Nadschi (o. J.d): Cartoons about women 3. Online arbeiterinnenmacht.de/wp-content/uploads/2018/02/zio- unter: http://www.handala.org/cartoons/cartoon-gallery/ nismus_rassismus_800x445.jpg [28.07.2019]. women/3.jpg [28.07.2019]. Livnat, Andrea (Hg.) (2006): Antisemitische Demo in Amadeu Antonio Stiftung (2019): Antisemitismus. Online Berlin: "Tod, Tod, Israel". Online unter: http://www.hagalil. unter: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-con- com/archiv/2006/07/001.jpg [28.07.2019]. tent/uploads/2019/01/Flyer_GMF_Antisemitismus.pdf [28.07.2019]. Lkc54 (2014): FREE palestine Demo , Muslime wachen auf! 2014 12.7.14 kindermörder Israel. Online un- Bax, Daniel (2017): Nein, BDS ist nicht antisemitisch. ter: https://www.youtube.com/watch?v=kHQBJOPWmSo In: taz.de. Online unter: https://taz.de/Pro-und-Contra-Is- [28.07.2019]. rael-Boykott/!5389548/ [28.07.2019]. Pfahl–Traughber, Armin (2006): Antizionistischer An- Becker, Marius (o. J.): Jerusalemer Tafelberg. https:// tisemitismus. Online unter: https://www.bpb.de/politik/ www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/3/314242f- extremismus/antisemitismus/37954/antizionistischer-an- 9587499ab64927d2c5ab08f67v1_max_755x425_ tisemitismus [28.07.2019]. b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2. jpg?key=95cf98 [28.07.2019]. Pfahl–Traughber, Armin (o. J.): Armin Pfahl–Traugh- Compact (2014): Inhalt COMPACT 9/2014. Online unter: ht- ber. Online unter: http://www.buendnis-toleranz.de/ tps://www.compact-online.de/compact-september-2014/ cache/images/0/166840-st-article295.jpg?5DD2E [28.07.2019]. [28.07.2019].

Deutsches Historisches Museum (2016): Der ewige Picture alliance/AP Photo: BDS. Online unter: https://www. Jude. Postkarte aus dem Jahr 1938, Wien. Online un- tagesschau.de/multimedia/bilder/bds-aktion-103~_v-vi- ter: https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/96003766 deowebl.jpg [28.07.2019]. [28.07.2019]. Schweitzer, Hans (1940): Der ewige Jude. Filmplakat des Fischer, Ralf (2006): Al-Quds-Tag am 21.10.2006 antisemitischen Films von Fritz Hippler. Online unter: in Berlin. Online unter: https://www.bpb.de/cache/ https://www.ushmm.org/information/press/press-kits/tra- images/5/37955-3x2-galerie_gross.jpg?E0F29 veling-exhibitions/state-of-deception/der-ewige-jude-the- [28.07.2019]. eternal-or-wandering-jew [28.07.2019].

Hillebrand, Klaus (2017): Ja, BDS ist antisemitisch. In: Süddeutsche Zeitung (2010): Rückkehrrecht der taz.de. Online unter: https://taz.de/Pro-und-Contra-Isra- Flüchtlinge. Online unter: https://www.sueddeutsche. el-Boykott/!5389548/ [28.07.2019]. de/politik/israel-und-palaestina-kernpunkte-des-kon- flikts-1.15997-2 [28.07.2019].

69 Süddeutsche Zeitung (2010a): Die Staatsgrenzen. On- line unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/isra- el-und-palaestina-kernpunkte-des-konflikts-1.15997-3 [28.07.2019].

Süddeutsche Zeitung (2010b): Die israelischen Siedlun- gen. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/is- rael-und-palaestina-kernpunkte-des-konflikts-1.15997-4 [28.07.2019].

Süddeutsche Zeitung (2010c): Jerusalem. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-und-palaesti- na-kernpunkte-des-konflikts-1.15997-5 [28.07.2019].

Süddeutsche Zeitung (2010d): Jerusalem II. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-und-palaesti- na-kernpunkte-des-konflikts-1.15997-6 [28.07.2019].

Süddeutsche Zeitung (2010e): Extremismus. On- line unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/isra- el-und-palaestina-kernpunkte-des-konflikts-1.15997-7 [28.07.2019].

Torokman, Mohamad (2015): A Palestinian protester burns a replica Israeli flag. Online unter: https://images. jpost.com/image/upload/f_auto,fl_lossy/t_Article2016_ ControlFaceDetect/418882 [28.07.2019].

Vereinte Nationen (2014): West Bank Access Restric- tions. Online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipe- dia/commons/f/fd/West_Bank_Access_Restrictions.pdf [28.07.2019].

Wikipedia (o. J.): Jerusalem. Online unter: https://de.wi- kipedia.org/wiki/Jerusalem#/media/Datei:Jerusalem_info- box_image.JPG [28.07.2019].

70 Materialmappe zum Stück THIRD GENERATION – NEXT GENERATION von Yael Ronen & Ensemble

Verfasser Till Herold Redaktion Janka Panskus, Irina Szodruch Fotos Esra Rothoff, Ute Langkafel Layout Lena Wessel

© 2019 Maxim Gorki Theater Berlin Leitung Shermin Langhoff, Jens Hillje, Marcel Klett

Download unter: http://gorki.de/de/gorki-x

KONTAKT Maxim Gorki Theater GORKI X – Schule | Club | Labor Janka Panskus und Astrid Petzoldt Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin Tel.: (030) 20221 - 315 Fax: (030) 20221 - 365 [email protected] | www.gorki.de | Facebook: Gorki X