Drei Tage Unterwegs Im Bayerischen Wald
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trekking DEUTSCHLAND Drei Tage unterwegs im Bayerischen Wald Text: Torben Dietrich Torben Dietrich war drei Tage lang auf dem Gold - steig im Bayerischen Wald zum Großen Arber un - terwegs. Mit ihm wanderte »Mr. Goldsteig« (rechts), GOLDSTEIG der eigentlich Michael Körner heißt und dem der 660 km lange Weg einiges zu verdanken hat. Der Ur-Bayer war an der Entstehung des Goldsteigs r e n nämlich maßgeblich beteiligt und kennt ihn in- und r ö K l e a auswendig. So entstand eine sehr authentische h c i M : d l Reportage über diesen Qualitätswanderweg. i B »Ach, Mr. Goldsteig ist auch da, Grüß Gott.« men in drei Etappen begehen, vom Berghof Gi - Michael Körner kennt jeden Meter Goldsteig. Der Angesprochene, der eigentlich Michael Kör - bacht bis zu seinem steinigen Höhepunkt, dem Über 700 Wegweiser montierte er selbst entlang der gesamten Strecke. ner heißt, lacht und grüßt zurück. Körner, der .56 Meter hohen Großen Arber. Ur-Bayer mit dem kräigen Händedruck, be - Die ersten Meter auf dem Streckenabschnitt kräigt im oberpfälzischen Dialekt: »Den nach Furth im Wald führen sofort ins Grün. Aus old-fashioned«, sagt Michael Körner. »So etwas Namen hob i mir net ausgedacht«. einer Forststraße wird schnell ein Waldweg, haben wir ja nicht mehr hier, das Wort wollen wir Aber er passt. Denn der 660 Kilometer lange durch das Blätterdach dringen zwar die Son - auch gar nicht mehr benutzen.« Bayern und Böh - Goldsteig im Bayerischen und Oberpfälzer Wald nenstrahlen, aber nicht die vereinzelten Regen - men seien zwei Nachbarregionen, die Jahrhun - hat ihm einiges zu verdanken: Vor allem, dass er tropfen. Auf gut 900 Metern bewegt sich der derte ihrer Geschichte teilen. Auch als damals der in diesem Jahr seinen zehnjährigen Geburtstag Wanderer hier, nach einem leichten Anstieg Eiserne Vorhang im Kalten Krieg Bayern von als »Qualitätswanderweg« feiern kann. In langer ragen schöne Felsengebilde aus dem Wald. Einer Böhmen trennen sollte, unterhielten die Forstbe - Vorarbeit erkundete Körner den Weg und das von ihnen ist der so genannte Pfennigfelsen. amten beider Seiten offenbar ein sehr freund - vielseitige Gelände ganz genau, rief ein Netz von Rechts neben drei hölzernen, gehörnten Wald - schaliches Verhältnis. »Bei Tee und Grog ehrenamtlichen Wegpaten ins Leben und mon - wesen kann der Wanderer ein paar Münzen op - wurden so manche Geschichten ausgetauscht«, tierte eigenhändig mehr als 700 Wegweiser. fern, auf dass er heil wieder zurückkomme. weiß Körner. »Ich weiß genau, wie es um den Weg bestellt Belohnt wird er aber auf jeden Fall vom fast Der Goldsteig selbst ist das beste Beispiel für ist, ich kenne jeden Meter«, sagt Körner, als wir grenzenlosen Ausblick hinter dem Pfennigfelsen, die historische Partnerschaft: Sein Name ist uns am Berghof Gibacht zwischen Waldmün - auf Waldmünchen und das Ulrichsgrüner Tal und von den »Goldenen Steigen« inspiriert, mittel - chen und Furth im Wald mit Wanderführer und zurück zum hochgelegenen Bergdorf Herzogau. alterlichen Handelswegen von Passau nach Wegpate Franz urner treffen. Danach führt die Etappe nur leicht abwärts Böhmen und Prag, auf deren Routen er heute zum Drei-Wappen-Felsen an der mit einem teilweise verläuft. Michael Körner kennt Pfahl markierten Landesgrenze mit Tschechien. jeden Meter Goldsteig Das Laufen ist auf dem federnden Untergrund Nur ein Meter fehlt am Kreuz- Um dem längsten Fernwanderweg Deutsch - ein Vergnügen. Buchen und Fichten machen im felsen bis zur Tausender-Marke lands die Ehre zu geben, wollen wir ihn zusam - Bayerischen Wald den Großteil der Baumpopu - Eine kurze Fotopause am Drei-Wappen- lation aus, doch hier Felsen, dann geht es wieder bergauf durch lich - r e n kommt der Schilderwald tere Waldlandscha, zwischen bemoosten r ö K l hinzu: Wegweiser, Grenz - Steinen und Felsen. Der Pfad wird schmaler und e a h c schilder, Infotafeln. Ein interessanter zu gehen. Nach einer knappen hal - i M : Zuweg aus Arnschwang ben Stunde und einem steilen Aufstieg ist der d l i B tri hier auf den Gold - Kreuzfelsen erreicht, höchster Punkt unserer steig, zusätzlich geht eine Etappe. Ein eingelassenes Drahtseil sichert die grenzüberschreitende letzten Schritte zum Gipfelkreuz. Ein einziger Verbindung zum Čerchov Meter fehlt hier nur bis zur Tausender-Marke. ab, den nur zwei Kilome - Auch jetzt durchschnaufen, den tiefen Talblick ter entfernten höchsten genießen und einige schöne Bilder machen. Punkt des Böhmerwalds. Nun geht es bergab, wir passieren ein weiteres »Obwohl, das Wort Kreuz am Reiseck, und zwar das Gläserne Grenze ist ja sowas von Kreuz. Es soll an die Arbeiter der Glaswerkstät - ten erinnern, die es einst in großer Zahl in Furth Der 660 Kilometer lange im Wald gab. Die Stadt selbst ist vom Gläsernen Goldsteig ist hervorragend Kreuz aus schon zu sehen. ausgeschildert, die Wege- Steil hinunter geht es jetzt aber erst einmal zur Infrastruktur ausgezeichnet – auch dank enormer ehren - Robert-Hütte der bayerischen Bergwacht. Hier amtlicher Mithilfe. wartet eine wundervolle, verspätete Mittags - trekking magazin 3/2017 Der Mittagstein, kurz vor der Kötztinger Hütte. Der Ausblick geht hier weit ins Zellertal und bis nach Böhmen. b u H _ O V T : ) 3 ( . b b A Der Kaitersberg hält neben grandiosen Aussichten auch alpines Gelände und spannende Klettermöglich - felsen erreicht, der westlichste Punkt des tagstein. Von hier aus zur Kötztinger Hütte ist es Süden und bis weit nach Böhmen hinein im keiten bereit (oben). – Steinige, halbbewachsene langgestreckten, überwiegend granitenen Kai - nicht mehr weit. Gut so, denn mittlerweile hat Osten«, sagt Michael Körner, der scheinbar kno - Pfade sind charakteristisch für den Bayerischen tersberges. Zwar ist der vorspringende Fels der nicht nachlassende Regen alles bis auf die chentrocken geblieben ist. Leider ist nur Nebel Wald. In frischer Morgenstimmung entfaltet der Weg seinen ganzen Zauber (rechts). etwas rutschig, aber das Gipfelbuch an dem Haut durchdrungen, sogar die Schuhe. vor dem Fenster zu sehen. enormen Kreuz muss – auch bei Regen – na - In der Kötztinger Hütte wartet ein großer, war - Körner zuckt die Schultern. »Der Weg ist türlich einen Eintrag bekommen. mer Ofen und ein freundlicher Hüttenwirt. Für immer anders. So, wie du ihn heute erlebt hast, brotzeit unter mittlerweile freiem Himmel mit solche Momente, wenn sich die Kälte langsam aus wirst du ihn morgen nicht erleben. Es ist immer Bayrisch Hellem zum Durstlöschen und Wurst - Zum Trocknen in die den Gliedmaßen zurückzieht und ein dampfen - anders. Andere Gerüche, anderes Wetter, andere broten, dazu ein wundervoller Ausblick in die Kötztinger Hütte des Getränk auf dem Tisch steht, scheint das Wort Begegnungen und so weiter.« Further Senke und zum Hohenbogen. Das Höhenprofil wird anschließend flacher, »Hüttengemütlichkeit« gemacht. »Hier hätten wir Als wir aus der Tür treten, hat sich nicht viel Das Ende der Tagesetappe winkt nach einer die Tausender-Marke überschreiten wir am Mit - einen einzigartigen Rundblick in das Zellertal im geändert, doch die Topographie entschädigt weiteren knappen Stunde steil abfallenden, aber leicht zu gehenden Waldwegs an einem Wan - derparkplatz am Stadtrand von Furth im Wald. Vorbei an der Räuberhöhle Die Kriterien für einen Qualitätswanderweg werden schon nach dieser Goldsteig-Etappe voll erfüllt. Die Naturbelassenheit des Terrains, be - nutzerfreundliche Wegweiser und Markierun - gen, Infrastruktur und die vielseitigen Landschasformen machen die Wanderung auf dem Goldsteig sehr angenehm. Damit das Gehen ein Genuss bleibt, kümmern einer Herausforderung. Gut neun Kilometer lie - ten: Die Räuber-Heigl-Höhle, direkt linker Hand sich außer Michael Körner noch 60 Wegepaten gen vor uns, bei gutem Wetter eine beeindru - am aufsteigenden Weg unterhalb des Kreuzfel - um den Goldsteig. Von November bis März wird ckende Höhenwanderung. sens gelegen. Der Eingang etwas von hohen Fich - gesichert, werden kaputte Schilder ersetzt, Pfade Von Schönbuch aus geht es stetig am Kaiters - ten und tropfendem Farn verhüllt, bietet sie einer von Schnee und Geäst befreit, Pfähle eingehauen. berg aufwärts, nach zwei Kilometern sind bereits kleinen Gruppe Zuflucht. Der berüchtigte Heigl »Wir prüfen auch, ob der Weg nach einem Sturm 300 Höhenmeter überwunden. Glatte Steine und wurde seinerzeit als »Robin Hood vom Bayeri - überall begehbar ist oder ob nach einem Starkre - ein rutschiger, durchwurzelter Pfad erfordern schen Wald« bezeichnet, da er vor allem reiche gen irgendwo Sturzbäche lauern«, erzählt Körner. Konzentration und robustes Schuhwerk. Grundbesitzer und Geistliche überfiel. Als ob der Himmel diese Worte gehört hätte, Felsformationen begleiten den Weg, eine von Doch weiter, denn der Regen beginnt, die öffnet er am nächsten Morgen seine Schleusen. ihnen hat sogar schon einem berühmten Räuber ersten Textilschichten zu durchdringen. Nach Die Etappe von Schönbuch nach Eck wird so zu Schutz vor Regen und neugierigen Blicken gebo - einem weiteren kleinen Aufstieg ist der Kreuz - trekking magazin 3/2017 nach der Durchquerung der Steinbühler Ge - INFOBOX l r e b E senke für das Wetter. Denn bald führt der Gold - r e t l steig, durchweg gut markiert mit einem a W : . goldenen, auf der Seite liegenden »M«, durch an - b b A nähernd alpines Gelände. Scharantiger Granit bildet den Untergrund auf diesem Teil des Wegs zum Großen Riedel - stein, der höchsten Stelle des Kaitersbergs. Bei Sonnenschein spenden die Fichten etwas Schat - ten, ihre Wurzeln durchziehen auch hier den Pfad. Trittsicherheit ist hier besonders wichtig, gerade bei diesem Wetter, da die Felsvorsprünge teilweise