Falsch Verbunden … Reader Zum Verbindungs(Un)Wesen. Hamburg

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Falsch Verbunden … Reader Zum Verbindungs(Un)Wesen. Hamburg AStA Uni Hamburg (Hg.) Falsch verbunden ... Reader zum Verbindungs(un)wesen in Hamburg Impressum Titelbild: Attenzione Herausgeber: Bestellung und Vertrieb: AStA Uni Hamburg rat . reihe antifaschistischer texte Von-Melle-Park 5 c/o Schwarzmarkt 20146 Hamburg Kleiner Schäferkamp 46 20357 Hamburg V.i.S.d.P.: Nicolai von Podlewski c/o AStA Uni Hamburg Stand: März 2005 Von-Melle-Park 5 20146 Hamburg 1. Auflage 7.000 Exemplare Layout und Redaktion: John Rothkind, Felix Krebs, Andreas Molnau, Schutzgebühr: 2€ Jan Johannsen Fotos: Attenzione, www.krasse-zeiten.de, AStA Archiv, Jan Johannsen 2 Inhaltsverzeichnis 1. Verbindung, Burschenschaft, Landsmannschaft, Corps - was ist was? 06 2. Die Geschichte der studentischen Verbindungen 07 3. Strukturen und Bräuche: Das Innenleben von Verbindungen 09 3.1. Das Lebensbundprinzip 09 3.2. Das Fechten 09 3.3. Die Trinkveranstaltungen: Kneipe und Kommers 10 3.4. Farben und Kleidung 11 3.5. Das Keilen: Anwerbung von Nachwuchs 12 3.6. Vom Fux zum Alten Herren: Die Karriere innerhalb einer Verbindung 13 4. Das Welt- und Menschenbild von Korporierten 14 4.1. Elitedünkel und Seilschaften in den Korporationen 14 4.2. Das politische Spektrum und das Verständnis von Meinungsfreiheit 17 4.3. Ausgrenzungen von Ausländern und Zivildienstleistenden 18 4.4. Verbindungen und Frauen 19 5. Hamburger Verbindungen und ihre Dachverbände 20 5.1. Deutsche Burschenschaft (DB) 21 5.1.1. Burschenschaft Germania 23 5.1.2. Burschenschaft Germania-Königsberg 25 5.1.3. Burschenschaft Hansea-Alemannia 27 5.1.4. Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg 28 5.2 Der Coburger Convent (CC) 28 5.2.1. Die Landsmannschaft Mecklenburgia 28 5.2.2. Die Turnerschaft Slesvigia-Niedersachsen 30 5.3. Die Corps 30 5.4. Konfessionelle Bünde in Hamburg: CV, KV, Unitas und Wingolf 30 5.5. Sonstige 31 6. Verbindende Verbindungen - Burschenschafter in der Hansestadt 32 6.1. Der aufhaltsame Aufstieg des Christian B. 32 6.2. Das LKA und der AStA 32 6.3. Bismarck und die Burschen 33 7. Die intellektuelle Rechte auf dem Vormarsch? Die Position des AStA 34 7.1. Die intellektuelle Rechte und der "Kampf um Köpfe" 34 7.2. Rechtsruck an den Hochschulen 34 Impressum 02 Literatur und Quellen 37 Das kleine Korporierten-ABC 38 3 Reader des AStA Uni Hamburg zum Verbindungs(un)wesen Vorwort Vorwort Die extreme Rechte ist nach den Wahlerfol- gen von DVU und NPD im Aufwind. Im 1. Kapitel geben wir einen Überblick über die verschiedenen Arten von studentischen Verbindun- Im sächsischen Landtag sprach der NPD-Politiker gen. Das 2. Kapitel beleuchtet kurz die Geschichte Jürgen Gansel am 21. Januar 2005 von einem des deutschen Verbindungswesens. Kapitel 3 „Bomben-Holocaust“ der Allierten im Zweiten Welt- nimmt die Sitten und Gebräuche der Verbindungen krieg. Als den Opfern des Nationalsozialismus ge- kritisch unter die Lupe. Dazu zählen Initiationsriten dacht werden sollte, verliess die NPD das Parla- und die berüchtigten mit militärischem Drill durch- ment. Einer der Schlüsselfiguren dieser Verhöh- geführten Saufrituale. Kapitel 4 stellt das Welt- nung der Opfer war Jürgen Gansel, der in Gießen und Menschenbild der Korporationen vor. Dort wer- und Marburg studierte. Er war, wie auch der Dres- den die zentralen Bestandteile des Verbindungswe- dener NPD-Fraktionsassistent und Bundesvorsit- sens vorgestellt. Kapitel 5 führt die verschiedenen zende der Jungen Nationaldemokraten, Stefan Ro- Hamburger Korporationen auf, besonderes Augen- chow, Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft merk gilt dabei denen, die Kontakte mit der extre- Dresdensia-Rugia. An diesem Beispiel wird die be- men Rechten pflegen. Im 6. Kapitel verdeutlichen sondere Bedeutung klar, die Verbindungen besit- wir noch einmal die Position des AStA und fassen zen. Sie bieten eine Rekrutierungsbasis für Polit- dort zusammen, warum wir der Auffassung sind, karrieren in der extremen Rechten. Lange war die dass Verbindungen generell abzulehnen sind. extreme Rechte nicht in der Lage Parlamentarier zu finden, die ihre Propaganda verbal transportie- Was hat es also auf sich mit den Männern mit den ren konnte. An den exponierten Positionen der seltsamen Schärpen und Mützen, die dich zur Party neofaschistischen Partei stehen in Sachsen jetzt oder zum Wohnen „auf” ihrem Haus einladen und rhetorisch geschulte braune Intellektuelle. Der dir im Vorbeigehen lebenslange Freundschaft ver- hessische Verfassungsschutzdirektor Lutz Irrgang sprechen? Welche Gefahr geht vom Verbindungs- spricht dieser Entwicklung „enorme Bedeutung“ zu wesen für die Gesellschaft aus? Welche Rolle spie- und schätzt dies als eine „absolut andere Qualität" len Rassismus und Antisemitismus in den Bur- in der extremen Rechten ein. schenschaften? Wo werden Minderheiten und an- dere sozial benachteiligte Gruppen ausgeschlos- Auch hier in Hamburg sind rechtsextreme Verbin- sen? Hat das grundsätzliche Beitrittsverbot für dungen ansässig. Die clownesken Auftritte mit Frauen mit Sexismus zu tun? Mit diesen und weite- Mütze und Schärpe sind zwar relativ selten, jedoch ren Fragen wollen wir uns in den folgenden Kapi- finden hinter verschlossenen Türen rege Aktivitä- teln beschäftigen. ten statt. Mit Vorträgen und Festivitäten soll das eigene Verständnis als Elite der Nation zementiert Die Redaktion werden. Seit längerem ist in der intellektuellen Rechten die Diskussion um einen „Kampf um die Köpfe“ im Gange. Über die Hochschulen soll ein rechtes Ge- dankengut wieder salonfähig gemacht werden. Schon seit längerem beobachten kritische Wissen- schaftlerInnen, antifaschistische Studierende und auch der Verfassungsschutz die Verbindungsszene. Die Unschärfe der Unterscheidbarkeit von Konser- vativen und Rechtsradikalen ist gerade in diesem Milieu häufig offensichtlich. Gerade deshalb neh- men viele studentischer Korporationen diese Scharnierfunktion wahr. 4 "Bist Du hässlich, fett, rank oder fremd im Lande, bist Du von Sorgenfalten, Welt- schmerz oder linksliberaler Gesinnung ge- peinigt, trägst Du alternative oder Schik- kimicki-Kleidung - oder gar einen Ring im Ohr, studierst Du Publizistik, Pädagogik oder Theologie oder gar nicht, hast Du den Wehrdienst verweigert oder eine Freundin mit, die weder schön noch still ist, dann bleib lieber zu Hause. Du wür- dest sowieso nicht eingelassen werden.“ (Auszug aus der Einladung zu einer Party der Burschenschaft Germania, zitiert nach BEYER et al. 2000). 5 Reader des AStA Uni Hamburg zum Verbindungs(un)wesen Verbindung, Burschenschaft, Landsmannschaft, Corps - was ist was ? 1. Verbindung, Burschenschaft, Lands- mannschaft, Corps - was ist was? Die Begriffe "Burschenschaft" und "Verbindung" werden fälschlicher- weise häufig synonym benutzt. Richtig ist: Verbindung oder Korpo- ration (lat.: "Körperschaft") ist der Oberbegriff, Burschenschaften sind nur eine bestimmte Art von Verbin- dung. Das Missverständnis kommt wahrscheinlich daher, dass Bur- schenschaften am meisten von sich reden machen, da sie in der Öffentlichkeit häufig (negativ) auf- fallen. Außerdem werden die end- gültig aufgenommenen Mitglieder bei jeder Art von Verbindung "Bur- schen" genannt, was ebenfalls zu Verwirrung führt. Verbindung oder Korporation bezeichnet als Oberbegriff eine Ge- meinschaft auf Lebenszeit von Stu- dierenden und berufstätigen Aka- demikern ("Alte Herren"), deren Umgangs-, Organisations- und Sprachformen von Traditionen aus dem 18. und 19. Jahrhundert ge- prägt sind. Auf die von Verbindun- gen gepflegten Grundsätze und Ri- tuale wird in Kapitel 2 noch näher eingegangen. Weitere Verbin- dungsarten neben den Burschen- schaften sind Landsmannschaften, Corps, akademische Turner- und Sängerschaften. Die Burschenschaften haben den Wahlspruch "Ehre! Freiheit! Vater- land!" zum Grundsatz und müssen sich den Vorwurf der Deutschtü- melei gefallen lassen. Sie berufen Typische Utensilien: Band, Mütze, Stoßdegen, Schläger, Krug und Bummelstöcke sich im Wesentlichen auf die 1815 in Jena gegründete Urburschen- nannt sind (z.B. "Saxonia", bzw. Sport treiben und pflegen schaft und auf das Wartburgfest "Franconia", "Mecklenburgia" dieselben Traditionen wie alle 1817, wo einerseits antifeudale etc.). Ihr Dachverband ist der anderen studentischen Verbin- Maßnahmen wie Freiheit, Presse- Coburger Convent. dungen auch. freiheit und Schutz des Eigentums gefordert wurden, andererseits Corps gingen im 18. Jahrhun- Die meisten Turnerschaften aber der Code Civil und Bücher jü- dert aus einigen Landsmann- sind (wie die Landsmannschaf- discher Schriftsteller verbrannt schaften hervor und nahmen ten) Mitglieder im Coburger wurden. Fast alle Burschenschaf- häufig nur sozial privilegierte Convent und somit pflichtschla- ten verweigern Ausländern die Auf- Mitglieder auf, vor allem aus gend, Sängerschaften fechten nahme. Die meisten der 250 Bur- der höheren Aristokratie. In in der Regel nicht. schenschaften sind im Dachver- dieser Tradition vertreten sie band Deutsche Burschenschaft bis heute einen "mit elitären Daneben gibt es noch christli- (DB) zusammengeschlossen (siehe Weihen versehenen Traditi- che Verbindungen, von de- Kapitel 4). onskonservatismus" (ELM/ nen einige die Bezeichnung HEITHER / SCHÄFER 1992). "Burschenschaft" tragen. Ande- Landsmannschaften gelten als re hingegen fallen in keine der die älteste Form studentischer Zu- Kaum wahrgenommen werden obigen Kategorien. sammenschlüsse. Sie nahmen ur- in der Öffentlichkeit die akade- sprünglich nur "Landsmänner" aus mischen Turner- und Sänger- derselben Region auf, nach der sie schaften. Sie definieren sich in der Regel bis heute noch be- durch gemeinsames Musizieren 6 2. Geschichte des
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