Hessischer Städteatlas
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Hessischer Städteatlas Lieferung I,6 Limburg an der Lahn Textheft Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann Bearbeiter: Ursula Braasch-Schwersmann, Holger Th. Gräf und Ulrich Ritzerfeld Marburg 2005 Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde Die „Schlacht von Limburg“ 1796, Ölgemälde von Theodor Albrecht, Stadtarchiv Limburg Großes Siegel der Stadt Limburg, 1. Hälfte 13. Jh., Umschrift: + SIGILLVM CIVIUM IN LIMPURC B · IUSTE · IVDICATE, Durchmesser: 75 mm (verkleinert), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek über http://dnd.ddb.de abrufbar Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen ISBN 3-87707-645-9 © Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2005 Druck: Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss 1. Anfänge des Ortes von der ersten I. Historischer Abriss 3 urkundlichen Erwähnung bis 1300 1. Anfänge des Ortes von der ersten urkund- lichen Erwähnung bis 1300 3 2. Das Spätmittelalter und die Frühneuzeit 5 Die Anfänge von Limburg stehen im Kontext der 3. Das 19. und 20. Jahrhundert 12 fränkischen Landnahme und der von Trier aus 4. Jüdische Einwohner in Limburg im Mittelalter betriebenen Missionierung im Lahngebiet, bei der und in der Neuzeit 21 sich frühzeitig als Etappenstationen an der alten 5. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter Straße von der Mosel nach Hessen und Thüringen bis zum 20. Jahrhundert 24 die Zentren Limburg, Weilburg und Wetzlar her- 6. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- ausbildeten. Dabei ist die Errichtung einer Landfes- struktur in der Neuzeit 25 te in strategisch günstiger Lage auf einem steil zur 7. Stadtteile nach der hessischen Lahn abfallenden Kalkfelsen oberhalb der Schnitt- Gebietsreform von 1977 26 stelle alter Handelswege unweit der alten Missions- kirche Dietkirchen noch in merowingischer Zeit II. Siedlungstopographische Entwicklung vom 1 Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert 26 anzunehmen . Mit der politischen Gliederung des 1. 7. bis 10. Jahrhundert: Burg und Stift 26 Raumes in der Karolingerzeit wurde die ausgebaute 2. 10. Jahrhundert: Ansiedlung um Burg im 9. Jh. Sitz der Grafen im Niederlahngau. die St. Laurentiuskirche 27 In dieser Funktion, als königliche Amtsträger, be- 3. 11./12. Jahrhundert: Entstehung gegnen spätestens seit dem Ende des Jahrhunderts einer Marktsiedlung 28 Mitglieder der westfränkischen Hochadelsfamilie 4. 13. Jahrhundert: Stadtentstehung 29 der Konradiner, die der Entwicklung des Lahn- 5. Erste Hälfte 14. Jahrhundert: Wiederaufbau raumes durch die Gründung von drei Stiften in der Stadt; Entstehung der Vorstädte 32 Limburg, Weilburg und Wetzlar im kurzen Ab- 6. Mitte 14. bis Ende 18. Jahrhundert 35 stand von 910 bis 914 entscheidende Impulse ver- 7. Entwicklung bis 1873/74 38 liehen2. III. Siedlungstopographische Entwicklung von der In einer Schenkungsurkunde König Ludwigs zweiten Hälfte des 19. bis zum Ende des Kindes vom 10. Februar 910 ist die Gründung des 20. Jahrhunderts 41 des St. Georgenstifts dokumentiert und Limburg 1. 1873/74 bis 1914 41 erstmals erwähnt3. Der König schenkte darin auf 2. 1914 bis 1945 43 Bitte des Erzbischofs Hatto von Mainz dem Gra- 3. 1945 bis 1992 44 fen Konrad Kurzbold den Fronhof Brechen nebst IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der Kirche zu Bergen mit umfangreichen Rechten der Karten und Hinweise zu ihren Quellen 46 zur Ausstattung der Kirche, die dieser auf dem 1. Katasterkarte (1873/74), 1:2.500 46 Berge, gen. Limburg, zu bauen im Begriffe sei (quam 2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1876/77), extruere nititur in monte quodam Lintburk vocato in Loge- 1:25.000 47 nahe). Die vermutlich schon im 9. Jh. existierende 2. b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1985/88), St. Laurentiuskapelle, Mittelpunkt der ältesten 1:25.000 48 Siedlung, wurde dem Stift eingegliedert4. Kaum 3. Entwicklungskarte vom Mittelalter trennen lässt sich bei der Gründungsausstattung bis 1873/74, 1:2.500 48 der Anteil des Reichs- bzw. Amtsguts vom Eigen- 4. Entwicklungskarte von 1873/74 bis 1992, 1:5.000 50 gut der Konradiner. Auch in der Folge wurden 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 51 dem Stift weitere Schenkungen sowohl des Reiches 6. a) Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 51 bis zu König Heinrich IV. als auch der Adelsge- b) Legende der Katasterkarte, 1:2.500 schlechter der Umgebung und später der Bürger- familien aus Limburg zuteil5. Auf eine Urkunde V. Gebäudeverzeichnis 52 1 Über die in der Forschung kontrovers diskutierten zeit- VI. Literatur 63 lichen Anfänge der Missionierung im Lahngebiet siehe 1. Quellen 63 STRUCK, Stift St. Lubentius S. 44-58. 2. Darstellungen 63 2 STRUCK, Stiftsgründungen. 3 STRUCK, Klöster 1 Nr. 1. 4 Einen soliden Überblick über Geschichte und Besitz des Stiftes bietet GENSICKE, Landesgeschichte S. 94-97. 5 Zu den königlichen Schenkungen STRUCK, Klöster 1 Nr. 2 = 940; Nr. 4 = (1024-1039), Nr. 6 = 1059, Nr. 7 = 1062. 3 Hessischer Städteatlas – Limburg an der Lahn Ottos I. aus dem Jahre 942 geht die Immunität des maßgeblichem Einfluss des Stiftes. Die Schenkun- Stiftsbesitzes zurück6. Burg, Stift und Vogtei in gen aus der Mitte des 11. Jhs. sowie die Weihein- Limburg wurden dabei mit dem dazugehörenden schrift einer Chortafel lassen auf eine Bautätigkeit Besitz frühzeitig aus dem Grafschaftsbezirk gelöst an der Stiftskirche schließen, die vermutlich mit der und bildeten den Mittelpunkt eines eigenen herr- frühzeitigen Entwicklung eines lokalen Marktes in schaftlichen Gebietes, der späteren Herrschaft Verbindung steht12. Im 12. Jh. verdichten sich die Limburg. Hinweise auf eine gewisse Zentralität des Ortes. Mit dem Ende der Konradiner im Lahngau Richteten sich die Aufstände der Dorfbevölkerung 1114 und 1129 noch gegen die Stiftspropstei13, so kamen die Burg und Limburg selbst über die Wet- 14 terauer Vettern und deren Luxemburg-Gleiberger sind der Bau einer ersten Lahnbrücke sowie zwei- Erben an die Pfalzgrafen und von diesen an die er Mühlen, die Münzstätte und das Rechnen nach Limburger Getreidemaß auch im benachbarten Grafen von Leiningen. Unter letzteren war Lim- 15 burg um 1180 Münzstätte, die durch einen Pfennig Weilburg als Indikatoren einer zunehmenden Wirt- mit regionalem Schlag sowie durch zwei Münzer schaftstätigkeit zu werten. 1214/25 ist schließlich von drei Fleischbänken (tribus marcellis sitam apud nachgewiesen ist und als Zeugnis für umfassende 16 Herrschaftsrechte im Raume zu werten ist7. Die Limpurg) die Rede . Hauptvogtei über das Stift Limburg aus dem glei- Der sich parallel zur wirtschaftlichen Ent- chen Erbe ist jedoch 1124/29 in den Händen der wicklung vollziehende nachbarschaftlich-genossen- Grafen von Laurenburg-Nassau belegt8. Um 1220 schaftliche Zusammenschluss in Limburg ansässi- treten schließlich die Herren von Isenburg als ger Kaufleute und Handwerker, die bereits ein Stadtherren und Stiftsvögte die Erbfolge in der gewisses Maß an persönlicher Unabhängigkeit und Herrschaft Limburg an, nach der sich erstmals wirtschaftlicher Selbstständigkeit erlangt hatten, fand 1248 Gerlach nennt9. Ihre Stellung war jedoch 1211 seinen schriftlichen Niederschlag in der Be- nicht auf Eigengut, sondern im Lehnrecht begrün- zeichnung cives17. 1214 führten Schultheiß, Schöffen det. Je zu einem Drittel wurden sie mit der Burg, und Gemeinde von Limburg (sculteti, scabini et uni- der Stadt und dem Zubehör (Bifang) vom Deut- versi limpurgenses) ein eigenes Siegel, das 1224 offen- schen Reich, dem Erzbischof von Mainz sowie den sichtlich nicht mehr vorhanden war18. Ist 1227 Landgrafen von Hessen belehnt10. 1332 bekundet noch ausdrücklich von der civitas Limburg die Re- schließlich Gerlach von Limburg, seine Dörfer Elz, de19, so bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried Brechen, Bergen und Werschau sowie seinen 1232 dem Limburger Stift u. a. den Besitz des Pfarr- Zehnten zu Weroth und die Hälfte des Dorfes altars infra muros oppidi Limburg 20 , womit dieses Nomborn bei Montabaur, ferner die Vogteien des als Stadt im Rechtsinne gelten kann. Als Organe Stifts Limburg und des Dorfes Netzbach mit den der Stadtgemeinde siegeln erstmals 1293 zwei davon abhängigen Hufen mit der hohen und niede- ren Gerichtsbarkeit der Dörfer von Erzbischof Balduin von Trier zu Lehen empfangen zu haben11. Unter letzterem setzte eine gezielte Expansions- 12 STRUCK, Klöster 1 Nr. 5. SCHIRMACHER, Limburg S. 284-285, politik des Trierer Erzstifts im Lahnraum ein, das vermutet schon im 10. Jh. die Existenz eines Marktes. 13 STRUCK, Klöster 1 Nr. 10 und 12. nach dem Aussterben der Herren von Limburg 14 GENSICKE, Gottfried S. 35-38, und in diesem Punkt fol- deren Stadt- und Landesherrschaft übernahm. gend, SCHIRMACHER, Limburg S. 59-62. Die Errichtung dieser ältesten, vermutlich hölzernen Brücke wird hierin Vor dem Hintergrund dieser sich wandelnden nach der Gründungsüberlieferung des Klosters Altenberg herrschaftlichen Strukturen vollzog sich die Ent- dem Wanderprediger Gottfried von Beselich zugeschrie- wicklung der Stadt Limburg zunächst noch unter ben und um 1150 angesetzt. Hierzu neuerdings kritisch DOEPNER, Altenberg S. 10-11 bes. Anm. 4 und 6. 15 STRUCK, Klöster 2 Nr. 1057. 6 STRUCK, Klöster 1 Nr. 3. 16 ROSSEL, Urkundenbuch 2 Nr. 558 S. 399 und Nr. 572 7 HÄVERNICK, Münzwesen S. 89; SCHIRMACHER, Limburg S. 409-410. S. 258-260. 17 MEYER ZU ERMGASSEN, Oculus Memorie, Kap. XXIII A § 8 Zur bisweilen sehr kontrovers geführten Diskussion über [43] S. 396. Die Bürger werden hier anlässlich einer Güter- die Herleitung des Besitzes siehe LAUT, Territorialge- übertragung neben den Kanonikern