JAHRESBERICHT 2016

Gedenkstätte 02 JAHRESBERICHT 2016

Elisabeth und Rolf Duchscherer in Ihrem Garten. Im Hintergrund ist das Gebäude der Landesheilanstalt Hadamar mit dem Haupteingang zu erkennen. Aufnahme aus den 1940er Jahren. Foto: privat (Heinz Duchscherer).

IMPRESSUM

Gedenkstätte Hadamar Jahresbericht 2016

Gedenkstätte Hadamar Mönchberg 8 65589 Hadamar Tel. +49 (0) 6433 917172 [email protected] www.gedenkstaette-hadamar.de

Redaktion Regina Gabriel, Claudia Schaaf, PD Dr. Jan Erik Schulte (verantwortlich)

Fotos soweit nicht anders angegeben: Fotodokumentation Gedenkstätte Hadamar

Gestaltung Sabine Dilling, Kassel

Juni 2017 INHALTSVERZEICHNIS 03

IMPRESSUM 02

DIE GEDENKSTÄTTE HADAMAR – GESCHICHTE UND GEGENWART 04

RÜCKBLICK AUF DAS JAHR 2016 – VOLLSTÄNDIGE NAMENSNENNUNG VON „EUTHANASIE“-OPFERN 06

BESUCHER/INNEN UND BILDUNGSARBEIT – ERNEUTER BESUCHERHÖCHSTSTAND 08

PROGRAMM UND VERANSTALTUNGEN 10

AUSGEWÄHLTE VERANSTALTUNGEN 12

AUSKUNFTSERTEILUNG AN ANGEHÖRIGE UND FORSCHER/INNEN 14

ARCHIVNUTZUNG 15

PROJEKTE 16

VORTRÄGE UND VERÖFFENTLICHUNGEN 17

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER 18

FÖRDERVEREIN DER GEDENKSTÄTTE HADAMAR 19

FREIE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER 20

PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 21

REAKTIONEN ZUM GEOCACHING 32

AUS DEM BESUCHERBUCH 33

ANGEHÖRIGE SCHREIBEN DER GEDENKSTÄTTE 34 04 JAHRESBERICHT 2016

DIE GEDENKSTÄTTE HADAMAR GESCHICHTE UND GEGENWART

Von 1941 bis 1945 wurden in der ehemaligen Landesheilan- wurden überfüllt, die Qualität der medizinischen Betreuung stalt Hadamar rund 15.000 Menschen ermordet. Sie fielen den sank und die Versorgung litt. Zugleich wurden als „erbkrank“ nationalsozialistischen Euthanasie-Mordprogrammen zum bezeichnete Menschen einer Zwangssterilisation unterwor- Opfer. Die Gedenkstätte Hadamar befindet sich am authenti- fen, die 1934 mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken schen Ort der Verbrechen. Sie ist ein Erinnerungs- und Lern- Nachwuchses“ angeordnet worden war. Auch die Landesheil- ort, der das Gedenken an die Menschen, die ermordet wurden, anstalt Hadamar wurde in diese verbrecherische Praxis ein- wach hält. Den Besucherinnen und Besuchern bietet die Ge- bezogen. Bereits 1935 wurden 141 Frauen und 30 Männer aus denkstätte vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzung der Anstalt unfruchtbar gemacht. Aus der Rückschau erwies mit der Geschichte der NS-Euthanasie, des Nationalsozialis- sich dieses Gesetz jedoch nur als eine Zwischenetappe auf mus und den sich hieraus ergebenden langfristigen Folgen dem Weg zur Vernichtung. und aktuellen Wirkungen. Der Träger der Einrichtung ist der Auf Anregungen aus seiner engsten Umgebung unterzeich- Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen, ein kommunaler Zu- nete Adolf Hitler im Oktober 1939 eine vage formulierte An- sammenschluss, dem soziale Aufgaben übertragen wurden. weisung für die Tötung von Psychiatriepatienten. Das Schrei- Als Nachfolgeorganisation des Bezirksverbandes , ben wurde auf den 1. September 1939 zurückdatiert, dem Tag, des ehemaligen Trägers der Landesheilanstalt Hadamar wäh- an dem mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg be- rend der Zeit des Nationalsozialismus, begreift der LWV die na- gonnen hatte. Für die Mordaktionen entstand in der Berliner tionalsozialistische Vergangenheit als Herausforderung für Tiergartenstraße 4 eine Verwaltungszentrale, die der „Aktion T seine eigene Tätigkeit in Gegenwart und Zukunft. 4“ ihren Namen gab. Im ganzen Deutschen Reich mussten für Psychiatriepatienten Meldebögen ausgefüllt werden, die die Kategorisierungen von Menschen nach vermeintlichen „Ras- Anstaltsleitungen an die T 4-Zentrale nach Berlin sandten. sen“ und die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen Ausgewählte Psychiater entschieden dort anhand der Melde- sind keine nationalsozialistischen Erfindungen. Antisemiti- bögen darüber, wer umgebracht werden sollte. Die entspre- sches, rassistisches und eugenisches Gedankengut, das sich chenden Anweisungen gingen an die einzelnen Anstalten, die der Abschiebung und Ermordung von politisch, ideologisch, die Patientinnen und Patienten über so genannte Zwischen- gesellschaftlich und medizinisch „Unerwünschten“ verschrieb, anstalten in die Tötungszentren schickten. war bereits lange Zeit wirkungsmächtig, bevor die National- Zu den sechs Mordanstalten, die im Deutschen Reich ent- sozialisten im Januar 1933 an die Macht kamen. Unter den Be- standen, gehörte auch diejenige in Hadamar. Sie war die letz- dingungen der NS-Diktatur konnten sich allerdings die Ver- te, die eingerichtet wurde und ersetzte die Anstalt in Grafen- treter radikaler Gesellschaftsentwürfe durchsetzen, die eine eck bei Ulm. Wie in den anderen Tötungszentren, wurden in nach ideologischen und biologistischen Grundsätzen durchge- den Kellerräumen der bisherigen Heil- und Pflegeanstalt eine führte gesellschaftliche Neuordnung anstrebten. Diejenigen, Gaskammer eingerichtet und Krematoriumsöfen aufgestellt. die den menschenverachtenden Auswahlkriterien für „ge- Die Leitung der Anstalt oblag zwei Ärzten. Während des Jahres sunde Volksgenossen“ nicht entsprachen, wurden ausgeson- 1941 arbeiteten insgesamt etwa 100 Personen in der Tö- dert und vor allem während des Zweiten Weltkrieges in immer tungsanstalt, zum Beispiel Pflegekräfte, Küchenpersonal und größeren Mordaktionen umgebracht. An diesen Morden war di- die so genannten „Brenner“, die die Krematorien bedienten. rekt und indirekt eine Vielzahl von Täterinnen und Tätern auf Seit Januar 1941 trafen aus den Zwischenanstalten regelmä- allen gesellschaftlichen und staatlichen Ebenen beteiligt. ßig Patientinnen und Patienten ein, die mit den „Grauen Bus- Psychiatriepatienten waren schon während des Ersten Welt- sen“, die in Hadamar stationiert waren, in die Tötungsanstalt krieges einem erhöhten Vernichtungsdruck ausgesetzt gewe- gebracht wurden. Die Zwischenanstalten befanden sich in sen, als ihnen ausreichende Lebensmittelrationen vorenthal- Herborn, Weilmünster, , Eichberg (alle heute Hessen), ten wurden. Seit 1933 verschlechterten sich die Bedingungen Galkhausen (heute Nordrhein-Westfalen), Andernach, Scheu- in den Heil- und Pflegeanstalten abermals. Die Einrichtungen ern (heute Rheinland-Pfalz), Wiesloch und Weinsberg (heute 05

Ansicht der Tötungsanstalt Hadamar mit rauchendem Busgarage, in der die „Grauen Busse“ in Hadamar Schornstein, 1941. Foto: LWV-Archiv. ankamen, heutige Ansicht. Foto: Gedenkstätte Hadamar.

Baden-Württemberg). Bis zum Stopp der T 4-Aktion im August Ermordeten erinnert. Hierbei handelte es sich vermutlich 1941 wurden in Hadamar über 10.000 Patientinnen und Pa- um das erste Mahnmal für die Opfer der NS-Euthanasie in tienten vergast und in den Krematoriumsöfen verbrannt. Deutschland. Etwas mehr als ein Jahrzehnt später, 1964, Auch nachdem die Vergasungseinrichtungen und Verbren- wurde ein Teil des Anstaltsfriedhofes zu einer Gedenkland- nungsöfen abgebaut worden waren, diente die wieder als Lan- schaft umgestaltet und eine Stele aufgestellt, die die Inschrift desheilanstalt in den damals zuständigen Bezirksverband trägt: „Mensch, achte den Menschen“. Eine kontinuierlichere Wiesbaden eingegliederte Einrichtung als Mordstätte. Zum wissenschaftliche und öffentlichkeitswirksame Auseinander- Teil von der T 4-Zentrale in Berlin mitorganisiert, wurden seit setzung mit den Verbrechen der NS-Zeit begann in den acht- 1942 Patientinnen und Patienten, psychisch erkrankte Bom- ziger Jahren. 1983 wurden zunächst die historischen Keller- bengeschädigte und Soldaten, Zwangsarbeiterinnen und räume der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und eine erste, Zwangsarbeiter sowie Kinder und Jugendliche, die als „jüdi- provisorische Ausstellung gezeigt. Mittlerweile gehörte das sche Mischlingskinder“ bezeichnet wurden, nach Hadamar ge- Gebäude zu einem umfangreicheren Klinikkomplex des psych- schickt, wo die meisten mithilfe überdosierter Medikamente iatrischen Krankenhauses Hadamar, der vom Landeswohl- oder durch Nahrungsmittelentzug ermordet wurden. Etwa fahrtsverband Hessen getragen wurde. Dieser entschloss sich 4.500 Menschen starben auf diese Weise und wurden auf dem 1986, eine hauptamtlich besetzte Gedenkstätte als Erinne- anstaltseigenen Friedhof in Massengräbern beerdigt. rungs- und Bildungsort zu gründen. 1991 konnte die Dauer- ausstellung der Öffentlichkeit übergeben werden. Am 26. März 1945 marschierten amerikanische Truppen in die Seit dieser Zeit erfüllt die Gedenkstätte ihre Aufgabe, die Erin- Stadt Hadamar ein und befreiten die Patientinnen und Pa- nerung an die NS-Euthanasie wachzuhalten und in Führun- tienten der Landesheilanstalt. Auch nach diesem Datum star- gen und während Seminartagen die Besucherinnen und Be- ben vermutlich noch Menschen an der zuvor erfahrenen sucher über die Geschichte der nationalsozialistischen Medi- Vernachlässigung. Einige der Verantwortlichen der beiden zinverbrechen aufzuklären. Wie wichtig der Bezug zu gegen- Mordphasen 1941 sowie 1942-1945 mussten sich im Rahmen wärtigen Diskursen ist, zeigen die Debatten über Embryonal- von Gerichtsverfahren verantworten. Im Oktober 1945 fand diagnostik und Sterbehilfe, die ebenfalls die Fragen nach dem vor einem amerikanischen Militärgericht in Wiesbaden der Wert und dem besonderen Schutz des Lebens stellen. Die erste Prozess statt. Drei Todesurteile wurden vollstreckt. Vor Kenntnisse über den Ablauf der Mordaktionen vor Ort konnten dem Landgericht wurden 1947 25 Personen ange- in den vergangenen Jahren erheblich erweitert werden. 2006 klagt und im Januar 1948 nochmals vier Krankenschwestern. wurde die ehemalige Busgarage, in der die Patientinnen und Alle zu Freiheitsstrafen Verurteilten aus den Prozessen kamen Patienten 1941 den „Grauen Bussen“ entstiegen, im Hof hin- spätestens in den fünfziger Jahren wieder frei. Je nach Alter ter der Gedenkstätte nahezu am authentischen Ort wieder konnten sie sich danach wieder eine bürgerliche Existenz auf- aufgebaut, und 2012 gelang es einem Team von Bauarchäo- bauen. Hans Bodo Gorgass, einer der Euthanasie-Ärzte, die logen, die Reste eines der beiden Öfen des Krematoriums frei- 1941 die Gaskammer bedient hatten, fand nach seiner Haft- zulegen. Die Gedenkstätte bleibt somit weiterhin ein im entlassung 1958 beispielsweise eine Anstellung in der Phar- beständigen Wandlungsprozess begriffener öffentlicher Ort, maindustrie. der die neuen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen 1953 wurde im Eingangsbereich des Hauptgebäudes der Herausforderungen der Auseinandersetzung mit der Ge- damaligen Landesheilanstalt ein Relief enthüllt, das an die schichte und dem Erbe des Nationalsozialismus annimmt. 06 JAHRESBERICHT 2016

RÜCKBLICK AUF DAS JAHR 2016 VOLLSTÄNDIGE NAMENSNENNUNG VON „EUTHANASIE“-OPFERN

Seit Herbst 2016 werden die Namen der Menschen, die Opfer Gerade in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation ver- der nationalsozialistischen Krankenmorde wurden, in der Dau- weisen die steigenden Besucherzahlen darauf, für wie wich- erausstellung, in pädagogischen Materialien und auf der tig die Auseinandersetzung mit den Verbrechen und den Homepage der Gedenkstätte Hadamar vollständig genannt. Folgewirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft ange- Vorausgegangen waren Erklärungen des Landes Hessen und sehen wird. In den Führungen wird über das nationalsoziali- des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, die die neue Vorge- stische Vokabular und dessen Kontinuität ebenso aufgeklärt hensweise ermöglichten. Lange Jahre konnten die Nachnamen wie über Ausgrenzungsmechanismen in Vergangenheit und nur abgekürzt verwendet werden. Insbesondere Angehörige Gegenwart. Insbesondere Schulklassen nutzen regelmäßig von Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“ hatten in und in steigender Zahl die pädagogischen Angebote der Ge- jüngerer Zeit die vollständige Nennung der Namen gefordert. denkstätte. Für die Gedenkstätte Hadamar ist die Namensnennung ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer umfassenden Aufgrund der hohen Zahl der Anfragen musste auch im Jahr und immer wieder erneuerten Erinnerung an die Menschen, die 2016 Gruppen abgesagt werden. Die Gedenkstätte Hadamar in der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. wird auch in Zukunft alles dafür tun, dass so weit wie möglich die Wünsche nach Gruppenführungen erfüllt werden können. Die Namensnennung war das vielleicht wichtigste Ereignis in Die Anfragen von Angehörigen und die Forschungsanfragen einem an Höhepunkten reichen Jahr 2016. Wie im Jahr zuvor blieben weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. 2016 wurden erinnerten die Stadt Hadamar und die Gedenkstätte gemein- 161 Anfragen von Angehörigen und 232 von Forscherinnen sam an den Jahrestag der Befreiung von Stadt und Tötungs- und Forschern beantwortet. Der hohe Zuspruch von Angehö- anstalt. Die Gedenkveranstaltung am 22. März 2016 wurde rigen und deren verstärktes Interesse an der Geschichte ihrer maßgeblich von Professor Dr.-Ing. Jürgen Erbach mitgestaltet, Vorfahren bleibt ein wesentliches Element der Gedenkarbeit. der mit seinem bewegenden Vortrag seine in den Räumen der Gedenkstätte präsentierte Sonderausstellung eröffnete. Sein Im Herbst trat die Gedenkstätte mit mehreren größeren Ver- Kunstprojekt „Untaten an Unorten“ zeigt kleine Bronzefiguren anstaltungen an die Öffentlichkeit. Eine Sonderausstellung – die „Betende“ und „der Gebeugte“ –, die an Orten der natio- des Kunstateliers von Vitos Rheingau zeigte vom 20. Septem- nalsozialistischen Verbrechen präsentiert und aus unge- ber bis 20. November 2016 Werke von psychiatrieerfahrenen wöhnlichen Blickwinkeln fotografiert wurden. Künstlern und Künstlerinnen. Auf Initiative des Ersten Beige- ordneten des LWV Hessen, Herrn Dr. Andreas Jürgens,hatte Auch 2016 stieg die Zahl der Besucherinnen und Besucher das Hessische Ministerium der Justiz, der LWV Hessen und die weiter an. Mit 19.801 Gästen konnte wiederum ein neuer Be- Gedenkstätte Hadamar am 3. November 2016 zu einem ge- sucherhöchststand erreicht werden. Für die Kolleginnen und meinsamen Symposium eingeladen, in dessen Mittelpunkt die Kollegen, insbesondere die freien Mitarbeiterinnen und Mit- Frankfurter „Euthanasie“-Prozesse der fünfziger Jahre stan- arbeiter, die die Gruppen pädagogisch begleiteten, ist der wei- den. Am 9. November fand, anlässlich des Jahrestages der terhin steigende Zuspruch ein Ausweis für ihre hervorragende Reichspogromnacht, die Uraufführung des von Regina Gabriel, Arbeit, ihre inhaltliche Kompetenz und ihr großes Engage- pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, geschriebenen ment. Ein besonderer Dank gilt ihnen und dem Verein zur För- und von ihr inszenierten Dokumentartheaterstücks „‘Einla- derung der Gedenkstätte Hadamar e.V., der die finanziellen dung zum runden Tisch. Die Vordenker schauen zurück.’ Wie Mittel für die Führungen bereitstellt. es zu den NS-Euthanasiemorden kam“ statt. 07

Vom 24. bis 26. November hatte die Gedenkstätte Hadamar in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main zu der wissenschaftlichen Tagung „Von der ‚Euthanasie‘ zum Holocaust. Kontinuität oder Parallelität?“ nach Frankfurt und Hadamar eingeladen. Ebenso gut besucht wie diese Veran- staltungen waren auch wieder die vier „Hadamar-Gespräche Prof. Erbach bei seinem Vortrag im Rahmen der Gedenkveranstaltung am zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen“, 22. März 2016. Foto: Gedenkstätte Hadamar, 2016. die in Kooperation mit dem Stadtarchiv Limburg im Limbur- ger Rathaus stattfanden.

Eine kleine Episode aus dem Sommer machte deutlich, dass die Gedenkstätte Hadamar und ihre Arbeit vermehrt interna- tional wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Im Juli 2016 wurde der Gedenkstätte Hadamar eine japanische Über- setzung des Ausstellungskataloges überreicht. Zwei japani- sche Tempelvorsteher, die zwei Jahre zuvor die Gedenkstätte besucht hatten, hatten die Übersetzung auf Basis der eng- lischsprachigen Zusammenfassung des Ausstellungskatalo- ges auf eigene Kosten angefertigt. Gerade in Japan ist das Interesse in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Bereits 2015 war im japanischen Fernsehen eine mehrteilige Dokumenta- Helmut Mair (Vordergrund Mitte), Leiter des Ateliers von Vitos Rhein- gau, bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Psychiatrie und Kunst“ tion über die Geschichte der NS-„Euthanasie“ gesendet wor- am 20. September 2016. Foto: Gedenkstätte Hadamar, 2016. den, in der die Geschichte Hadamars und seiner Opfer eine prominente Rolle eingenommen hatte.

PD Dr. Jan Erik Schulte

Die Gedenkstätte Hadamar nennt die vollständigen Namen der in der Tötungsanstalt Ermordeten: Frau Möller, Freiwillige im Sozialen Jahr, bei der Überarbeitung der Ausstellung. Foto: Jan Erik Schulte/Gedenk- stätte Hadamar, 2016. 08 JAHRESBERICHT 2016

BESUCHER/INNEN UND BILDUNGSARBEIT ERNEUTER BESUCHERHÖCHSTSTAND

Die Gedenkstätte ist ein Gedenk- und Lernort, der pädagogi- derungen an die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sche und historisch-wissenschaftliche Angebote für eine Viel- stellt. 2016 wurden zudem speziell für Vereine aus Hadamar zahl unterschiedlicher Gruppen und Schulklassen bereitstellt. Abendführungen angeboten, die vom Förderverein der Ge- Wie die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, wird dieses denkstätte finanziell getragen wurden. Angebot immer stärker nachgefragt. Studientage beinhalten neben einer Führung eine themati- Das fünfte Jahr in Folge verzeichnete die Gedenkstätte einen sche Vertiefung, beispielsweise zur Rolle der Schwestern, Pfle- Besucheranstieg. Dabei konnte 2016 wiederum ein neuer ger, Ärzte und der Verwaltung bei den Morden, zu Fragen der Höchststand erreicht werden. 19.801 Personen besuchten die Reproduktionsmedizin und Sterbehilfe, zu den in Hadamar er- Gedenkstätte, damit wurde die Höchstzahl aus dem vergan- mordeten Opfern, zum Umgang mit Menschen mit Behinde- genen Jahr noch einmal um 643 Gäste übertroffen. Grundlage rungen heute, zur Reflexion über Gedenkformen und -rituale hierfür war abermals eine Ausweitung des Angebots von und eigene Betroffenheit. Häufig werden bei den Studienta- Gruppenführungen: Im Jahr 2016 wurden 662 Gruppen päd- gen kreative und künstlerische Lernformen gewünscht und agogisch betreut, was eine Zunahme von 4,4 Prozent gegen- eingesetzt. Studientage umfassen vier bis sechs Zeitstunden über dem Vorjahr bedeutet. Damit wurde auch ein neuer und sind aus diesem Grund sehr personalintensiv. Daher kön- Höchststand der Zahl der Gruppenführungen erreicht. nen gegenwärtig nicht alle Anfragen positiv beschieden wer- den. Krankheitsbedingt und aufgrund der großen Zahl von Die weitaus meisten Gäste besuchen die Gedenkstätte im Gruppenführungen, wurden 2016 nur 29 Studientage durch- Rahmen von geführten Rundgängen. Dabei stammen die Be- geführt (2015: 51). suchergruppen überwiegend aus allgemeinbildenden Schu- len, sozialen Einrichtungen, Universitäten, Kirchen und Er- Um die große Nachfrage nach Rundgängen zu bedienen, bie- wachsenenbildungsstätten. Die allgemeinbildenden Schulen tet die Gedenkstätte seit 2014 auch Schulungen von Lehr- sind am stärksten vertreten, 2016 mit 446 Gruppen und ins- kräften an, die ihre Klassen selbständig durch die Ausstellung gesamt 12.538 Schülerinnen und Schülern. Sie stellen damit führen möchten. Während der Schulung werden die Lehrerin- 63 Prozent aller Gäste der Gedenkstätte. Zahlreiche Schulen nen und Lehrer mit der Ausstellung und den didaktischen Ma- nehmen das Angebot der Gedenkstätte inzwischen regelmä- terialien der Gedenkstätte vertraut gemacht. 2016 wurden 22 ßig wahr. Zum Teil haben sie die Thematik NS-Euthanasie-Ver- Schulklassen von ihren Lehrern durch die Ausstellung geführt. und damit den Besuch der Gedenkstätte in ihr An jedem ersten und dritten Sonntag führt die Gedenkstätte Schulprogramm aufgenommen. mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins zusätzlich öf- fentliche Führungen durch, die kostenlos sind und sich großer Gruppenführungen umfassen in der Regel einen Einstieg in Beliebtheit erfreuen. 2016 wurden alleine während dieser die Thematik der NS-Euthanasie, ihrer Vorgeschichte, einen Rundgänge 794 Personen gezählt. Überblick über die Geschichte der Tötungsanstalt Hadamar, verbunden mit einem Besuch der Dauerausstellung sowie Während der Öffnungszeiten stehen die Ausstellungsräume, einen Rundgang durch die historischen Örtlichkeiten (die Bus- der historische Keller und die ehemalige Busgarage allen garage, die ehemalige Gaskammer im Keller, der ehemalige Interessierten offen. 2016 besuchten 1.134 Personen die Sezierraum, die Überreste des Krematoriums und der Fried- Gedenkstätte, ohne dass sie an geführten Rundgängen teil- hof). Um die Annäherung an den Ort je nach Gruppenzusam- nahmen. Der Friedhof, einschließlich der dort befindlichen Er- mensetzung didaktisch angemessen vollziehen zu können, innerungsstätte, ist auch außerhalb der Öffnungszeiten der sind die Führungen in der Regel auf drei Zeitstunden ausge- Gedenkstätte zugänglich. legt – ein Format, das sich bewährt hat, aber erhöhte Anfor- STATISTIK 09

MONATSSTATISTIK DER JAHRE 2015 UND 2016

2.500

2.000

1.500 2015 2016 1.000

500

0 Januar März Mai Juli September November Februar April Juni August Oktober Dezember

BESUCHERBILANZ FÜHRUNGEN UND STUDIENTAGE

Jahr Besucher/innen Jahr Führungen Studientage

2012 15.357 2012 454 59 2013 15.631 2013 458 42 2014 17.209 2014 553 43 2015 19.158 2015 634 51 2016 19.801 2016 662 29

1989 - 2016 334.122

VERKAUFTE VERÖFFENTLICHUNGEN (AUSWAHL)

WEBSEITE Titel Exemplare Anzahl der Besuche Katalog „Verlegt nach Hadamar“ 109 2016 Veränderung Broschüre „Gedenkstätte Hadamar“ 72 gegenüber Vorjahr Unterrichtsmaterialien 36 48.776 + 17,6 % „‘Euthanasie‘-Verbrechen im Nationalsozialismus“ 10 JAHRESBERICHT 2016

PROGRAMM UND VERANSTALTUNGEN 2016

13.01. Ökumenischer Gottesdienst anlässlich des 75. Jahrestages der ersten Euthanasiemorde in Hadamar In Kooperation mit: Kath. Pastoraler Raum Hadamar, Ev. Kirchengemeinde Hadamar, Stadt Hadamar

25.02. Hadamar-Gespräche zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen (gemeinsam mit dem Stadtarchiv Limburg): „Deutsche Kriegsgefangene in Sowjetischer Hand“ Privatdozent Dr. Andreas Hilger, Helmut Schmidt Universität Hamburg

12.03. Verlegung Stolpersteine in Hadamar und vor dem Eingang der Gedenkstätte

22.03. Gedenkfeier zur Befreiung der Tötungsanstalt und zum Jahrestag des Kriegsendes in Hadamar mit Eröffnung der Sonderausstellung „Untaten an Unorten“ von Prof. Jürgen Erbach

22.03. Sonderausstellung „Untaten an Unorten“ - 28.04. von Prof. Jürgen Erbach

23.04. Interne Fortbildung für freie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

12.05. Hadamar-Gespräche zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen (gemeinsam mit dem Stadtarchiv Limburg): „Das Volkswagenwerk im Dritten Reich“ Dr. Manfred Grieger, Leiter Historische Kommunikation Volkswagen AG und Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen

22.05. Internationaler Museumstag „Museen in der Kulturlandschaft“ Öffentliche Führung

31.05. Vortrag „Die Geschichte von Siegmund Aumann“ Dr. Bernd Weil, Ein Vortrag über den jüdischen Jungen Siegmund Aumann

01.09. Tag des offenen Denkmals Öffentliche Führung

22.09. Eröffnungsveranstaltung der Sonderausstellung „Beieinander! Zusammen? Psychiatrie und Kunst“ Einführungsvortrag von Helmut Mair, Atelier des Psychiatrischen Zentrums Vitos Rheingau 11

20.09. Sonderausstellung „Beieinander! Zusammen? Psychiatrie und Kunst“ - 20.11. Originalexponate aus dem Kunstatelier des Psychiatrischen Zentrums Vitos Rheingau

06.10. Hadamar-Gespräche zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen (gemeinsam mit dem Stadtarchiv Limburg): „Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte, 1926 - 1955“ Dr. Lutz Budraß, Ruhr-Universität Bochum

12.10. Schulung für Lehrkräfte zum Umgang mit den Materialien auf der Homepage als Grundlage unbegleiteter Rundgänge

03.11. Symposium „Die Aufarbeitung des NS-Unrechts. ‚Euthanasie‘ in den Frankfurter Prozessen – 70 Jahre danach“ Kooperationsveranstaltung: Hessisches Ministerium der Justiz, Landeswohlfahrtsverband Hessen, Gedenkstätte Hadamar

09.11. Dokumentartheater „‚Einladung zum runden Tisch. Die Vordenker schauen zurück.‘ Wie es zu den NS-Euthanasiemorden kam“ Uraufführung zum Jahrestag der „Pogromnacht“, Festsaal der Vitos Hadamar

16.11. Dokumentartheater „‚Einladung zum runden Tisch. Die Vordenker schauen zurück.‘ Wie es zu den NS-Euthanasiemorden kam“ 2. Aufführung, evangelische Schlosskirche Hadamar

19.11. Interne Fortbildung für freie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

23.11. Dokumentartheater „‚Einladung zum runden Tisch. Die Vordenker schauen zurück.‘ Wie es zu den NS-Euthanasiemorden kam“ 3. Aufführung, Kolping-Haus Limburg

24.11. Tagung „Von der ‚Euthanasie‘ zum Holocaust. Kontinuität oder Parallelität?“ - 26.11. Tagungsorte: Frankfurt am Main und Hadamar in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main

01.12. Hadamar-Gespräche zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen (gemeinsam mit dem Stadtarchiv Limburg): „Mythos Wehrmacht. Legenden und populäre Darstellungen bis in die Gegenwart“ Dr. Jens Westemeier, RWTH Aachen 12 JAHRESBERICHT 2016

VERANSTALTUNG STOLPERSTEINVERLEGUNG IN HADAMAR

Am 12. März 2016 wurden zum ersten Mal 13 Stolpersteine in Hadamar verlegt, davon einer direkt vor dem Eingang zur Gedenkstätte. Bereits 2009 hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig sein Projekt der Stolpersteinverlegung ins Leben gerufen. Quadra- tische, kleine Messingplatten werden seit dem in den Boden Blick in den Historischen Saal des Hessischen Ministeriums der Justiz eingelassen, um an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft zu er- während der Begrüßung durch Frau Eva Kühne-Hörmann, Hessische Ministerin der Justiz. Foto: Katharina Bärenfänger, 2016. innern. Die Steine werden am letzten Wohnort der verfolgten und getöteten Menschen verlegt. In Hadamar ging die Initiative von interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus. Im März 2014 lud dann der Bürgermeister SYMPOSIUM von Hadamar Michael Ruoff zu einem runden Tisch ins Rat- DIE AUFARBEITUNG DES NS-UNRECHTS. haus ein. Als Ergebnis wurde eine Projektgruppe gegründet, „EUTHANASIE“ IN DEN FRANKFURTER PROZESSEN die sich Ende April 2014 in der Gedenkstätte konstituierte. Die – 70 JAHRE DANACH Stadtverordnetenversammlung stimmte im Juni einstimmig für die Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet Hada- Im Rahmen der Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahresta- mars. ges der Gründung des Bundeslandes Hessen fand am 3. No- In der Projektgruppe engagierten sich 15 Hadamarer/innen. vember 2016 im Hessischen Ministerium der Justiz in Die Gedenkstätte Hadamar war durch die Teilnahme von Re- Wiesbaden das Symposium „Die Aufarbeitung des NS-Un- gina Gabriel ebenfalls in dieses Projekt eingebunden. Die Ar- rechts. ‚Euthanasie‘ in den Frankfurter Prozessen – 70 Jahre beit bestand in aufwändigen Recherchen zu den jüdischen danach“ statt. Die Veranstaltung wurde vom Hessischen Mi- Bürger/innen aus Hadamar, die von den Nationalsozialisten nisterium der Justiz und dem Landeswohlfahrtsverband Hes- verfolgt worden waren. sen in Kooperation mit der Gedenkstätte Hadamar durchge- Für die Gedenkstätte war diese Aktion von besonderer Bedeu- führt. Ausgehend von den Prozessen, die 1946-1948 in Frank- tung, da ein Stolperstein für die ehemalige Patientin Selma furt/Main vor deutschen Gerichten stattfanden und in denen Klein vor dem Haupteingang verlegt wurde. Täter der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen an- geklagt waren, standen drei Vorträge im Mittelpunkt. Dr. Peter Sandner referierte über die NS-„Euthanasie“-Verbrechen in den hessisch-nassauischen Anstalten, Dr. Anika Wendelstein sprach über die Frankfurter Prozesse im Kontext der gesamt- deutschen „Euthanasie“-Rechtsprechung und von Dr. Jan Erik Schulte wurde die Erinnerungs- und Bildungsarbeit der Ge- denkstätte Hadamar vorgestellt. In das Symposium führten die Hessische Ministerin der Justiz Eva Kühne-Hörmann und der Erste Beigeordnete des Landes- wohlfahrtsverbandes Hessen Dr. Andreas Jürgens ein. Dr. Mo- nika Hölscher von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung leitete die Diskussion. Die Referentinnen und Refe- renten hoben die besondere Bedeutung der Frankfurter Pro- zesse sowohl für die juristische Auseinandersetzung mit den Krankenmorden als auch für die gegenwärtige Erinnerungs-

Bei der Stolpersteinverlegung am 12. März 2016 in Hadamar. arbeit hervor. Zu der gut besuchten Veranstaltung waren rund Foto: Florian Dierig, 2016. 100 Personen erschienen. AUSGEWÄHLTE VERANSTALTUNGEN 13

Premiere am 9.11.2017 im Festsaal der Vitos Klinik. Foto: Gedenkstätte Hadamar. Die Sektion am Abschlusstag: Katharina Rauschenberger, Hagen Markwardt und Jörg Osterloh (v. li). Foto: Werner Lott/Fritz Bauer Institut, 2016. NACHLESE ZUM DOKUMENTARTHEATER „EINLADUNG ZUM RUNDEN TISCH. DIE VORDENKER SCHAUEN ZURÜCK.“ TAGUNG WIE ES ZU DEN NS-EUTHANASIEMORDEN KAM. VON DER „EUTHANASIE“ ZUM HOLOCAUST. PARALLELITÄT ODER KAUSALITÄT? Das Dokumentartheater ist in der Theatergeschichte verbun- den mit Bert Brechts epischem Theater sowie der sich davon Vom 24. bis 26. November 2016 veranstalten die Gedenkstätte weiterentwickelten Form des politischen Theaters unter Erwin Hadamar und das Fritz Bauer Institut gemeinsam die Tagung Piscator in Berlin. Bekannt dürften beispielhafte Stücke sein „Von der ‚Euthanasie‘ zum Holocaust. Parallelität oder Kausa- wie: „Die Ermittlung“ von Peter Weiss oder Heinar Kipphardts lität?“, die auf dem Campus Westend der Goethe-Universität „In der Sache J. Robert Oppenheimer“. Im Zentrum stehen je- Frankfurt am Main und in der Gedenkstätte Hadamar statt- weils historische Schriften, die zusammengestellt, zitiert und fand. parallel in Spielhandlungen übertragen werden. Auf dieser Ziel der Tagung war es, die bis heute umstrittenen Beziehun- Grundlage wurde das dokumentarische Theaterstück entwik- gen zwischen dem Mord an den europäischen Juden und den kelt: „‚Einladung zum runden Tisch. Die Vordenker schauen zu- Krankenmordaktionen auszuloten und den beteiligten Wis- rück.‘ Wie es zu den Euthanasiemorden kam“. Als Autorin und senschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Aus- Regisseurin fungierte Regina Gabriel, pädagogische Mitarbei- land einen Raum für Diskussionen zu bieten. Zu den zentralen terin der Gedenkstätte. Fragen gehörten: Gab es kausale Zusammenhänge und wenn Das Projekt wurde durch zwölf interessierte und spielfreudige ja, wie stark waren diese? Wie sind die personellen Verflech- Menschen aus Hadamar mitgetragen. Hinführende Übungen tungen zu bewerten? In 5 Sektionen wurden über „Gesell- zum Theaterspielen, das Kennenlernen des Textbuches und schaftliche und ideelle Grundlagen“, die „Nationalsozialisti- der darin vorkommenden Protagonisten, waren den ersten sche Politik“, „Übergänge zwischen ‚Euthanasie‘ und Holo- Proben vorbehalten. Anschließend ging es vertiefender um die caust“, „Transfer von Personal und Technologie“ sowie „Justi- darstellerische Feinarbeit. Alle Mitspieler/innen ließen sich zielle Ahndung und gesellschaftliche Reaktionen“ debattiert. überaus intensiv, mutig und engagiert auf dieses Experiment Im öffentlichen Abendvortrag sprach Frank Bajohr (München) ein. über Reaktionen der Bevölkerung auf „Euthanasie“ und Holo- Die Premiere fand am 9. November im Festsaal der Vitos-Klink caust. Dabei betonte er, dass es sowohl einen „antijüdischen Hadamar statt. Mit mehr als 100 Zuschauer/innen war das Konsens“ in der Gesellschaft gegeben habe, wie auch eine Hin- Dokumentartheater die bestbesuchte Veranstaltung in den 25 nahme der Krankenmordaktionen. Jahren, in denen die Gedenkstätte kulturelle Angebote zu die- Die Diskussionen mit ungefähr 80 Teilnehmerinnen und Teil- sem Jahrestag ausrichtet. nehmern gaben konzise Einblicke in den Forschungsstand und Auch die folgenden Aufführungen in der Schlosskirche in Ha- verdeutlichten die vielfältigen, aber nicht immer eindeutigen damar und im Kolpinghaus in Limburg stießen auf große Re- Bezüge zwischen den Krankenmorden und dem Mord an den sonanz seitens des Publikums. europäischen Juden. 14 JAHRESBERICHT 2016

AUSKUNFTSERTEILUNG AN ANGEHÖRIGE UND FORSCHER/INNEN

Die Rechercheanfragen bezüglich der Opfer des NS-Kranken- hand der zur Verfügung stehenden Datenbanken möglich ist mordes bleiben weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. 2016 - auch weiterführende Informationen oder Kontaktdaten an- wurden insgesamt 394 Anfragen nach Opfern beantwortet. derer Gedenkstätten zu geben. Dies betrifft Recherchen nach Hinzu kommen inzwischen vermehrt Anfragen nach Quellen Opfern aus anderen Anstalten der „T4-Aktion“ oder den An- oder Bildern aus dem Archiv und der Dokumentation der Ge- stalten Eichberg, Idstein (Kalmenhof) und Weilmünster. denkstätte. Im vergangenen Jahr wurden 34 solcher Anfragen bearbeitet. Erstmals zeigt sich darüber hinaus ein gestiegenes Die Forschungsanfragen sind in unterschiedliche Kategorien Interesse an Täterinnen und Tätern. Es wurden drei Anfragen aufgegliedert. Zunächst gibt es generelle Anfragen, die sich nach dem Personal beantwortet. auf Hadamar als ehemalige Tötungsanstalt oder als Gedenk- stätte beziehen. Darüber hinaus stellen Forscherinnen und Die hohe Zahl der Anfragen fordert alle Kräfte heraus. Nur Forscher zunehmend konkrete Anfragen über Opfer des Kran- unter maßgeblicher Mithilfe von Christoph Schneider, der die kenmordes. Dabei geht es teilweise um Einzelanfragen nach Gedenkstätte im Rahmen eines Werkvertrages unterstützt, spezifischen Personen, bei denen eine begründete Vermutung konnten die Anfragen überwiegend zeitnah beantwortet und besteht, dass diese Personen in Hadamar ermordet wurden. ein Überhang vermieden werden. Im Gegensatz dazu stehen Sammelanfragen von Forscherin- nen und Forschern, die sich für bestimmte Orte interessieren. Erneut wurde eine große Zahl von Auskünften gegeben, die Hierzu gehören insbesondere Initiativen zur Verlegung von von den Angehörigen der Opfer erbeten worden waren. Neben Stolpersteinen. Gerade in diesen vorgenannten Forschungs- Anfragen aus Deutschland kommen seit einigen Jahren ver- bereichen ist ein enormer Anstieg zu verzeichnen. Das Inter- mehrt solche aus dem Ausland hinzu, namentlich aus den Ver- esse an individuellen Lebensgeschichten der Opfer aber auch einigten Staaten, Israel, der Schweiz, den Niederlanden und die Gedenkstätte selbst als Untersuchungsfeld tritt immer Australien. Bei den Anfragen ist die Recherche nicht auf Ha- mehr in den Fokus der Forscherinnen und Forscher. damar beschränkt, sondern es wird versucht- soweit dies an-

AUSKUNFTSERTEILUNG 2016

81

Angehörige 161 Forschung (einzelne Opfer) Forschung (Sammelanfragen) 67 Forschung (generell) 84 15

ARCHIVNUTZUNG

Das Archiv des Landeswohlfahrtsver- bandes Hessen unterhält eine Außen- stelle in Hadamar. Dort lagern etwa 6.000 Patientenakten und Splitter von Verwaltungsakten. Nach Genehmigung durch die Archivleitung in Kassel können Akten in der Gedenkstätte eingesehen werden. 2016 wurden im Archiv der Ge- denkstätte 21 Benutzerinnen und Be- nutzer fachlich betreut. Deren Motive sind ganz unterschiedlich: Angehörige von Opfern der NS-Euthanasie erhoffen sich durch Akteneinsicht und persönli- che Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses weitere In- formationen über ihre Familienangehö- rigen. Forscherinnen und Forscher, die regio- Lisa Steinebach, Studentin der Universität , bei der Akteneinsicht für eine Hausarbeit. nalgeschichtlich arbeiten, bemühen sich Foto: Claudia Schaaf, 2016. regionsbezogen Lebensgeschichten auf- zuarbeiten, wofür die Akteneinsicht un- erlässlicher Bestandteil ist. Zunehmend werden auch Um die wachsenden Aufgaben im Archiv durchzuführen, wird Anfragen von Initiativen bearbeitet, die Stolpersteine für Opfer die Gedenkstätte seit 2014 von Herrn Rüdiger Klees, der be- des NS-Krankenmordes verlegen möchten. reits Akten für die Gedenkstätte verzeichnete, auch bei dieser Im vergangenen Jahr führte der Kontakt zu einem Forscher zur Tätigkeit unterstützt. Ergänzung der Opferdatenbank. Durch die von ihm geleistete Neben der Betreuung von Archivnutzerinnen und -nutzern ist Forschungsarbeit wurden sechs Personen, die bis dahin unbe- es eine weitere wichtige Aufgabe des Archivs, die Akten lang- kannt waren, in der Opferdatenbank neu verzeichnet. Es han- fristig zu erhalten. Der 2014 neu angeschaffte Buchscanner delte sich dabei um Personen, die mit einem jüdischen Sam- trägt dazu maßgeblich bei. Hierdurch können Akten schonend meltransport im Februar 1941 von Düsseldorf Grafenberg und schnell digitalisiert werden, um die Inhalte dauerhaft zu nach Hadamar zur Ermordung gebracht wurden. Nur wenige bewahren. Inzwischen konnten über 100 Akten auf diese Art Monate nach der Verzeichnung der Namen kam es zum Kon- dauerhaft gesichert werden. takt mit einer der Hinterbliebenen-Familien. Die aus Austra- lien stammende Familie besuchte die Gedenkstätte Hadamar im Juli im Rahmen einer Europareise und wurde hier vor Ort BENUTZERSTATISTIK durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses betreut. Benutzer und Benutzerinnen gesamt 21 Im Rahmen des schulischen Angebots der „besonderen Lern- Aufträge für Aktenkopien/Scans 25 leistung“ sind 2016 zwei Schülerarbeiten von der Gedenk- stätte Hadamar betreut worden. Angehörigengespräche 14 16 JAHRESBERICHT 2016

PROJEKTE

Im Herbst 2016 konnte Carmen Kleemann die Neuorganisa- tion der Bibliothek weitgehend abschließen. Hiermit nahm ein insgesamt dreijähriges Projekt sein erfolgreiches Ende. Als eh- renamtliche Mitarbeiterin sind wir Frau Kleemann zu beson- derem Dank verpflichtet, da sie über den genannten Zeitraum mit nie versiegendem Enthusiasmus den gesamten Bestand der Gedenkstättenbibliothek neu ordnete und verzeichnete. Die historischen Bücher unserer Bibliothek stehen nun als wei- teres großes Projekt der Neuverzeichnung an.

Die bauhistorischen Untersuchungen, die in den vergangenen Jahren vorwiegend im Bereich des historischen Kellers durch- geführt worden waren, erstrecken sich seit Herbst 2016 auch auf das Erdgeschoss. Weitgehend zerstörungsfrei wurden ein- zelne Räume und Elemente des Ostflügels untersucht. Hierbei wurden beispielsweise historische Heizkörper als solche er- kannt und ehemalige Türöffnungen wiederentdeckt. Die bau- historischen Untersuchungen, die die Berliner Firma Schulz und Drieschner durchführt, sollen auch im Jahr 2017 weiter- gehen, wobei dann auch vorsichtige Sondierungen beispiels- weise zur Ermittlung unterschiedlicher Zeitschichten beim Innenputz vorgenommen werden sollen.

Blick in die neu organisierte Bibliothek. Frau Möller, Freiwillige Im Erdgeschoss wurden an einzelnen, historisch genau beleg- im Sozialen Jahr, bei der Einordnung mehrerer Bücher. baren Räumen knappe und präzise Erläuterungen angebracht, Foto: Jan Erik Schulte, 2017. die vor allem Einzelbesucherinnen und -besuchern die Nut- zung einzelner Räume in den Jahren 1941-1945 nahe bringen lieferung der Gedenkstätte weiter ordnen, sondern auch digi- sollen. Selbst wenn der heutige Zustand auf den ersten Blick tale Dokumente verzeichnen. Beim Aufbau der Täterdokumen- nicht die vergangene Nutzung verrät, kann sich mittels der Er- tation stand ihr insbesondere der Historiker Volkmar John zur läuterung doch an die Topographie des Verbrechens in der ehe- Seite. Die Dokumentation unterstützt nicht nur die pädagogi- maligen Tötungsanstalt angenähert werden. sche Arbeit und erleichtert es, wissenschaftliche Auskünfte zu geben, sondern sie ist auch für die künftige Neukonzeption der Leider konnte der Ausbau des Dachgeschosses nicht wie vor- Dauerausstellung unverzichtbar. gesehen abgeschlossen werden, da sich rechtliche und bautech- nische Unklarheiten ergaben. Sobald diese ausgeräumt sind, In der zweiten Jahreshälfte 2016 begann der Kulturwissen- werden die zwei unter dem Dach neu entstehenden Seminar- schaftler Christoph Schneider mit der Überarbeitung des Ge- räume erheblich zu einer verbesserten Verteilung der Grup- denkbuches, in dem er unter anderem systematisch vorab pen beitragen. Insbesondere ist eine intensive Ausnutzung im erkannte Fehlerquellen untersuchte und ausräumte. Die Über- Rahmen von ganztägigen Seminarveranstaltungen geplant. arbeitung des Gedenkbuches, das die Namen von fast 15.000 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordeter Menschen auf- Der Aufbau einer eigenen Dokumentation für die Gedenk- zeichnet, erfordert große Detailkenntnisse und soll nach ge- stätte Hadamar schreitet weiter voran. Die Historikerin Dr. genwärtigem Planungsstand bis Anfang 2018 abgeschlossen Esther Abel konnte im Berichtsjahr nicht nur die Papierüber- werden. 17

VORTRÄGE UND VERÖFFENTLICHUNGEN

VORTRÄGE Antrittsvorlesung als Privatdozent für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum, 16.11.2016. Claudia Schaaf „Kein einfacher Nexus: Auschwitz, die ‚Aktion Reinhardt‘ und die „Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchungen im Keller der NS-Krankenmorde“, Vortrag auf der Tagung „Von der ‚Euthana- ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar“, Vortrag im Rahmen der sie‘ zum Holocaust. Parallelität oder Kausalität?“, Fritz Bauer internen Fortbildung der Gedenkstätte Hadamar, 23.4.2016. Institut/Gedenkstätte Hadamar, in Frankfurt/Main und Ha- Dr. Esther Abel damar vom 24. - 26.11.2016. „Chamäleonjahre. Biographische Studie zu dem ambivalenten Osteuropahistoriker Peter Scheibert“, Vortrag im Rahmen des VERÖFFENTLICHUNGEN Kolloquiums für Osteuropäische Geschichte an der Ruhr-Uni- versität Bochum, 5.7.2016. Claudia Schaaf „Nur ein Beamter im Dienste des Staates“? – zur Karriere des Die „Psychiatrisierung“ von „Querulanten“ im Nationalsozia- Osteuropahistorikers Peter Scheibert“, Vortrag bei der Deut- lismus – Ein Fallbeispiel, in: KZ-Gedenkstätte Neuengamme schen Gesellschaft für Osteuropakunde, Zweigstelle Tübingen, (Hg.): „Euthanasie“-Verbrechen. Forschungen zur national- 28.11.2016. sozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bremen 2016, Christoph Schneider S. 108-118. Moderation des Filmgesprächs mit Margret Hamm im An- Dr. Esther Abel schluss an den Film „Lebensunwert – unerwünscht“, im Ciné- Kunstraub – Ostforschung – Hochschulkarriere. Der Osteuro- Mayence in Mainz, 5.2.2016. pahistoriker Peter Scheibert, Paderborn 2016. „Das Verfahren gegen drei NS-‚Euthanasie‘-Ärzte vor dem Land- Christoph Schneider gericht Frankfurt 1967 oder: Über die Quellen des Irrtums und Die „Euthanasie“-Verbrechen in aktuellen medizin-ethischen der Ressentiments“, Kolloquiums-Vortrag im Institut für Ge- Diskussionen. Dokumentation eines Podiumsgesprächs in der schichte der Medizin in Gießen, 20.6.2016. Evangelischen Akademie Alsterdorf in Hamburg am 7. Februar „Vergessenen Gräber und falsche Daten – Die Opfer der NS- 2014, in: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): „Euthanasie“- ‚Euthanasie‘“, Vortrag und Führung zum NS-Gräberfeld auf Verbrechen. Forschungen zur nationalsozialistischen Gesund- dem Hauptfriedhof in Frankfurt/Main am „Tag des Friedhofs“, heits- und Sozialpolitik, Bremen 2016, S. 163-179. 18. 9.2016. Die Urnen der NS-„Euthanasie“-Opfer auf dem Gräberfeld des PD Dr. Jan Erik Schulte Hauptfriedhofs Frankfurt/Main. Forschungsprojekt des AK „Der T4-Gedenkort Hadamar“, Vortrag während des 62. bun- Zwangssterilisation und NS-„Euthanasie“, Frankfurt/Main desdeutschen Gedenkstättenseminars „Zwischen Aufklärung 2017, in: graeberfeld.copyriot.com. und Sinnstiftung? Die Besonderheit von Dokumentationszen- PD Dr. Jan Erik Schulte tren als Lernorte zur NS-Geschichte – das Beispiel Reichspartei- From the protection of sovereignty to humanitarian interven- tagsgelände Nürnberg“, in Nürnberg am 16. - 18.6.2016. tion? Traditions and developments of United Nations Peace- „Zivilisationsbruch. Deutsche Anstaltspsychiatrie zwischen keeping in the twentieth century, in: Fabian Klose (Hrsg.), The Kaiserreich und Weimarer Republik“, Habilitationsvortrag an Emergence of Humanitarian Intervention. Ideas and Practice der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität from the Nineteenth Century to the Present, Cambridge 2016, Bochum am 29.6.2016. S. 253-277. „Die Erinnerungs- und Bildungsarbeit der Gedenkstätte Hada- Hadamar 1953 – Eine frühe Rede zum Gedenken an die „Eu- mar: historische Entwicklung und Bedeutung der Hadamar-Pro- thanasie“-Opfer, in: Christina Vanja (Hrsg.), Reichtum der Quel- zesse“, Vortrag auf dem Symposium „Die Aufarbeitung des NS- len. Vielfalt der Forschung. 30 Jahre Archiv des Landeswohl- Unrechts. ‚Euthanasie‘ in den Frankfurter Prozessen – 70 Jahre fahrtsverbandes Hessen, Petersberg 2016, S. 78-80 (Histori- danach“ im hessischen Ministerium der Justiz am 3. Nov. 2016. sche Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Public History?“, Quellen und Studien, Bd. 17). 18 JAHRESBERICHT 2016

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

HAUPTAMTLICHE MITARBEI- ABGEORDNETE LEHRKRÄFTE AUSGESCHIEDEN 2016 TERINNEN UND MITARBEITER Franziska Schmidt (FSJ bis 31.07.2016) Paul Bantelmann (FSJ bis 31.07.2016)

PROJEKTMITARBEITER/INNEN Dr. Jan Erik Schulte Patricia Birkenfeld Leiter der Dr. Esther Abel (Aufbau Dokumen- Gedenkstätte tation) Volkmar John M.A. (Täterforschung) Carmen Kleemann (Bibliothek) Christoph Schneider (Opferdatenbank) Andrea Sucke (Unterstützung Büro- kommunikation) Regina Gabriel Christian Zeuch Pädagogische Mitarbeiterin REINIGUNGSSERVICE

Vitos Service GmbH Birgit Reusch

Claudia Schaaf M.A. Pädagogische FREIWILLIGES SOZIALES JAHR Mitarbeiterin (FSJ)

Rainer Schrömges Rafael Calé Anmeldebüro seit 01.08.2016

Sophie Möller seit 01.08.2016 19

FÖRDERVEREIN DER GEDENKSTÄTTE HADAMAR

Der Verein zur Förderung der Gedenkstätte Hadamar e.V. un- WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT terstützt seit 1998 die Arbeit der Gedenkstätte. Im Mittel- punkt stehen dabei pädagogische Aufgaben und die Dr. Johann Zilien (Vorsitzender) Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Euthana- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden sie-Verbrechen. Der Verein kooperiert mit der Gedenkstätte in Frank Aulbach Fragen der Gedenkarbeit und der Öffentlichkeitsarbeit sowie Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bezirkskonservator, fördert die Zusammenarbeit mit der Jugendbegegnungs- und Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden Bildungsstätte des „Internationalen Bundes“ vor Ort. Prof. Dr. Dr. Udo Benzenhöfer Durch seine ehrenamtlich Mitarbeitenden trägt der Verein Senckenbergisches Institut für Geschichte und Ethik der maßgeblich zur vielfältigen Bildungsarbeit der Gedenkstätte Medizin, Universität Frankfurt am Main bei. Als freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sie Dr. Siegmund Drexler sich insbesondere bei Führungen und im Rahmen von Studi- Landesärztekammer Hessen entagen, Fachtagungen und Seminaren. Sie werden dabei or- PD Dr. Ralf Forsbach ganisatorisch und besonders hinsichtlich didaktischer Fragen Medizinhistorisches Institut, Universität Bonn vom Team der Gedenkstätte betreut. Der steigende Besucher- Margret Hamm zuspruch erfordert auch in Zukunft eine weitere Werbung von AG Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Interessenten, die sich der historisch-politischen Bildungsar- Zwangssterilisierten, Berlin beit in der Gedenkstätte annehmen. Joachim Heidersdorf Über die engeren pädagogischen Aufgaben hinaus unterstützt Nassauische Neue Presse, Limburg an der der Verein die Gedenkstätte beispielsweise bei Ausstellungen, Prof. Dr. Gerhard Henke-Bockschatz Forschungen und Veröffentlichungen. Für diese Aufgaben, die Institut für Didaktik der Geschichte, dem Gedenken an die Opfer und der historisch-politischen Universität Frankfurt am Main Aufklärung über die NS-Gewalttaten gewidmet sind, erbittet Matthias Meissner und sammelt der Förderverein Spenden von Einzelpersonen Bundesarchiv Berlin und Institutionen. Der Kreis der Mitglieder geht daher weit Prof. Dr. Therese Neuer-Miebach über den engeren regionalen Raum hinaus, umfasst geogra- Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, phisch das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Fachhochschule Frankfurt am Main Die Organe des Vereins sind der Vorstand, die Mitgliederver- Michael Ruoff sammlung und der wissenschaftliche Beirat. Dem Vorstand Bürgermeister der Stadt Hadamar und dem wissenschaftlichen Beirat gehörten Ende 2016 an: Karlheinz Weimar Staatsminister a.D., CDU, MdL für den Wahlkreis VORSTAND Limburg- II

Michael Thiele (1. Vorsitzender) Robert Becker (2. Vorsitzender) KONTAKT Ernst Schuster (Kassenwart) Claudia Schaaf (Schriftführerin) Claudia Schaaf, Verein zur Förderung der Gedenkstätte Maren Müller-Erichsen (Beisitzerin) Hadamar e.V., Mönchberg 8, 65589 Hadamar, Heinz Valentin (Beisitzer) E-Mail: [email protected] Berthold Weikert (Beisitzer) Spendenkonto: Anne Badmann (kooptiertes Mitglied) Kreissparkasse Limburg, Gisela Puschmann (kooptiertes Mitglied) IBAN: DE 38511500180040453631, BIC: HELADEF1LIM Dr. Jan Erik Schulte (kooptiertes Mitglied) 20 JAHRESBERICHT 2016

FREIE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der internen Fortbildung am 19.11.2016 in der Gedenkstätte Hadamar, Foto: Regina Gabriel, 2016.

Dr. Esther Abel Nicole Fritz Anja Siehoff Historikerin Erzieherin Sparkassenbetriebswirtin/Mediatorin Florian Albrecht Lucas Hofmann (seit 2. Halbjahr 2016) Student Student (seit 1. Halbjahr 2016) Birgit Sucke Anne Badmann Bjorn Höfer Diplomgeografin Dipl. Psychologin Student Jannina Tonert Randi Becker Volkmar John M.A. Studentin Studentin (seit 1. Halbjahr 2016) Postbeamter a.D. Alexander Türk Kurt Bücher Bettina Morich Student Lehrer i.R. Studentin Stella Türk Lisa Caspari Olaf Neumann (MSW) Studentin Studentin Pädagoge Thomas Wieder Christel Debusmann Christoph Schneider Bankangestellter Historikerin Kulturwissenschaftler Tobias Wieder Sandra Elisath Manfred Seelbach Student Studentin Lehrer i.R. PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 21

Lokalanzeiger Lahn Post vom 16. Januar 2016 22 JAHRESBERICHT 2016

Nassauische Neue Presse vom 14. März 2016 PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 23

Westerwälder-Zeitung vom 24. März 2016 24 JAHRESBERICHT 2016

Weilburger Tageblatt vom 18. Mai 2016 PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 25

Nassauische Neue Presse vom 4. Juli 2016 26 JAHRESBERICHT 2016

Weilburger Tageblatt vom 2. September 2016 PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 27

Nassauische Neue Presse vom 22. September 2016 28 JAHRESBERICHT 2016

Nassauische Neue Presse vom 3. November 2016 PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 29

Rhein-Lahn-Zeitung vom 4. November 2016 30 JAHRESBERICHT 2016

Lokalanzeiger Lahn Post vom 10. Dezember 2016 PRESSEBERICHTE – EINE AUSWAHL 31

Nassauische Neue Presse vom 22. Dezember 2016 32 REAKTIONEN ZUM GEOCACHING AUS DEM BESUCHERBUCH 33 34 JAHRESBERICHT 2016

ANGEHÖRIGE SCHREIBEN DER GEDENKSTÄTTE

„Ich danke Ihnen sehr für Ihre Mühe, Recherche und Arbeit generell. Sie haben mir mit Ihren Informationen weiter geholfen. Darüber hinaus bedarf es einer besonderen Kraft, sich täglich mit diesen furchtbaren Verbrechen auseinanderzusetzen. So wünsche ich Ihnen weiterhin viel Kraft und das Bewusstsein dafür, wie wertvoll Ihre Arbeit ist, immer wieder für die Würde des Menschen und der Verstorbenen einzutreten.“

„Thank you ever so much for providing us with this information, albeit very upsetting. The detail of what happened has made it all very real and is completely different to what we had thought had happened. “ […]

„On behalf of the family, I would like to thank you very much for the information. You are correct in that it was a horrible situation for the patients and it is unbelievable that humans can perpetrate such an organized killing process. Nevertheless, we all felt that it was important that despite our grandfather, Paul, being without his family when he died, he is definitely not forgotten. His grandchildren and great grandchil- dren are living proof that the Nazis failed completely in this case to wipe out his family […].“

„Manche Ereignisse benötigen zunächst einmal eine Zeit der Stille, Ruhe und inneren Kontemplation. Die Gedenkfeier letzte Woche war so ein Ereignis. Es war eine ganz be- sondere Gedenkfeier, mit besonderen Akzenten. […] Ich möchte mich bedanken für diese ganz besondere Gedenkfeier und auch für die Ausstellung, begleitet von den Skulpturen „die Betende“ und „der Gebeugte“. Sowohl die Gedenkfeier als auch die Aus- stellung stehen für mich unter der Überschrift „Versöhnung“. Als Opferangehörige kämpfe ich mit Gefühlen von Zorn und Wut gegenüber meinem eigenen Land, das sol- che Verbrechen zugelassen hat und kann diese Verbrechen bis heute nicht verzeihen. Doch ich suche auch nach Versöhnung, im Sinne meiner Tante, die sich ganz sicher ein friedliches Leben für sich und alle anderen Opfer gewünscht hätte. Versöhnung ist möglich mit der Arbeit der Gedenkstätte, die den Opfern ihre Würde wieder gibt.[…]“ 35

Stolperstein für Selma Klein vor dem Haupteingang zur Gedenkstätte, verlegt am 12.3.2016. Foto: Jan Erik Schulte, 2016.

2. Aufführung Dokumentartheater in der Schlosskirche in Hadamar am 16.11.2016. Foto: Gedenkstätte Hadamar, 2016.

Eijun Izumoji und Ryosei Tsuda, zwei japanische Tempelvorsteher, bei ihrem Besuch in Hadamar am 3. Juli 2016. Foto: Esther Abel, 2016. Eine Einrichtung des