Your Own Personal Jesus. Jugendliche Entdecken Ihr Eigenes Jesusbild
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Your own personal Jesus. Jugendliche entdecken ihr eigenes Jesusbild. Johanna Eder / Rudolf Sitzberger Performatives Erschließen des eigenen Jesus-Bildes „`Jesus bedeutet für mich nicht so viel. Ich weiß zwar, dass es Gott gibt, aber mit Jesus kann ich nicht so viel anfangen(...)´. (Christine, 17.J.) 1. Der Abschied vom Gott des Kinderglau- bens, der sich häufig bei Jugendlichen vollzieht, ist ein wichtiger Schritt zu einem eignen, kri- tisch verantworteten Glauben. Dabei spielen die Gottesfrage und das eigene Jesuskonzept eine tragende Rolle in dieser Entwicklung. Andererseits stimmt es nachdenklich, dass Jesus für die meisten Jugendlichen nur eine geringe Bedeutung hat 2, obwohl sie gerade in dieser entwick- lungspsychologisch so wichtigen Phase in der Auseinandersetzung mit ihrem Gottesbild und Jesusglauben unterstützt werden sollten. Wie kann aber angesichts eines schwindenden Inte- resses die Problematik für die Heranwachsenden so aufbereitet werden, dass sie die Jugendli- chen auch anspricht? Im Lehrplan der 9. Klasse Hauptschule findet sich das Thema „Jesus Christus - Anstoß und Herausforderung“. Wie gelingt es in der Praxis, die Schülerinnen und Schüler in ihrer meist ablehnenden Haltung gegenüber biblischen Themen dennoch zu öffnen und in einen konstruk- tiven Lernprozess zu führen? Ziel der vorliegenden Unterrichtsskizze ist es, einen solchen Zugang aufzuzeigen, der es über die rein kognitive Ebene hinaus schafft, die Schülerinnen und Schüler handelnd in die Ausei- nandersetzung mit Jesus zu bringen und daraus Ansätze einer Weiterentwicklung ihres (Nicht-)Glaubens zu Christus erwachsen zu lassen. Im Sinne eines performativen Religionsunterrichts Marylin Manson (Brian Warner) wird die Inszenierung von Jesusbildern in moder- Marylin Manson kann als einer der pr o- ner Rock- und Popmusik genutzt, um die Abwehr- vozierendsten Gestalten des Showg e- haltung der Jugendlichen zu überwinden. Diese schäfts seit Mitte der 90er Jahre bezeic h- Inszenierungen sollen ihrerseits wieder im Klas- net werden. Mit Titeln wie Antichrist senzimmer in Szene gesetzt zu werden. Zudem Superstar (1996) und der letzten LP Lest werden klassische und moderne Jesusbilder der we forget (2004), auf der auch der Song Kunst nicht nur besprochen, sondern die Heran- Personal Jesus zu finden ist, trat Manson wachsenden werden angeregt, einer künstlerischen immer wieder als provozierender Küns t- ler ins Rampenlicht. Der Alptraum jeder Gestaltung ihres je individuellen Glaubens – oder Schwiegermutter schockiert durch sein Nicht-Glaubens – an diesen Jesus Ausdruck zu geschminktes, oft e ntstellendes und zur verleihen und ihn kritisch zu reflektieren. Perversion neigendes Aussehen ebenso Die vorgeschlagenen Methoden ermöglichen es, wie durch seine Texte, Videoclips und einen Zugang zu diesem Thema zu finden, bei dem Bühnenshows. „Es ist das Zusamme n- die Jugendlichen sich auf den Gegenstand einlas- spiel aus Artwork, Song, Live-Show und sen und nicht eine Mauer der Ablehnung aufbauen, der Selbstinszenierung Mansons, die ihn die dann erst durchbrochen werden muss, da mit zu einer der wichtigsten Figuren der US - ihnen bekannten Songs und Interpreten in die Rock-Szene gemacht hat.“ (www.musik - Thematik eingestiegen wird. Hilfreich ist darüber news.de/artikel_marilyn-manson--- biografie_2683.htm) hinaus auch, dass die SchülerInnen erst einmal „Dampf ablassen“ dürfen, indem sie Aussagen und Bildteile streichen dürfen, die ihnen nicht zusagen. Durch die Vorlage von Aussagen und Bildern wird es ihnen erleichtert, ihre eigenen Gedan- 1 Eine Jugendliche, so zitiert in: Ziegler, Abschied von Jesus, dem Gottessohn? , 120. 2 Vgl. Ziegler, Abschied von Jesus, dem Gottessohn?, 107. ken zu bündeln und sie abzugrenzen. Schließlich wird in der Auseinandersetzung mit den Vorschlägen der anderen SchülerInnen das eigene Jesusbild hinterfragt und reflektiert. Unterrichtsskizze 1. Einstieg: Individuelle Begegnung mit dem Jesusbild Marilyn Mansons In der ersten Phase des Unterrichts wird den SchülerInnen ermöglicht, sich zu- nächst mit dem Jesusbild Marilyn Man- sons vertraut zu machen. Erste Verknüp- fungen, sowohl kognitiver als auch affektiver Art, werden von den SchülerIn- nen beim ersten Hören des Lieds herge- stellt. Zustimmung und Ablehnung sind erlaubt und werden methodisch unterstützt. Konkret wurde diese Phase folgenderma- ßen umgesetzt: - Liedtext austeilen (Sch lassen den Text umgedreht liegen) - 1. Hören des Liedes Sch äußern sich - 2. Hören des Liedes Sch lesen Text auf deutsch mit - Arbeit am Liedtext: Streiche Textstellen, die für dich unwichtig sind/die dir nicht zusagen! Hebe Textstellen/Zeilen/einzelne Worte hervor, die dir wichtig sind/ die dich an- sprechen! Vgl. dazu obenstehenden Ausschnitt aus einer Schülerbearbeitung Alternativ: Übermale Textstellen, die für dich unwichtig sind/die dir nicht zusagen! Gestalte Textzeilen/einzelne Worte, die dir wichtig sind /die dich ansprechen mit Farbe aus! - während der Arbeitsphase kann das Lied im Hintergrund nochmals abgespielt werden 2. Erarbeitung: In der Begegnung mit Jesusbildern der Kunst eigene Vorstellungen konkretisieren In der zweiten Phase des Unterrichts geht es vorrangig um die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen von/über Jesus. Die SchülerInnen können anhand mitgebrachter Bilder aus unterschiedlichen Jesus-Konzepten 3 auswählen und diese dann noch weiter dem eigenen Konzept anpassen, indem sie die Kopien bearbeiten und verändern. Durch die vorausgegan- gene Auseinandersetzung mit Mansons Jesusvorstellung sind die SchülerInnen bereits in das 3 Jedes Jesus-Bild spiegelt zugleich ein bestimmtes Jesus-Konzept wieder: Jesus als König der Welt, als leiden- der Gottesknecht, als Hirte der Menschen, als den Tod besiegender Gottessohn, ... Daher ist es besonders wich- tig, den SchülerInnen vielfältige Jesus-Konzepte anzubieten, d.h., nicht zwölf Bilder zu einem Jesus-Konzept, zum Beispiel das des „Leidensmannes“, auszuwählen. Thema eingeführt und können in diesem Konstruktionsprozess ihre eigenen Vorstellungen weiter ausbilden und greifbar machen. Unterrichtspraktische Umsetzung: Die Schülerinnen und Schüler lernen Jesusdarstellungen kennen, setzen sich mit einer genauer auseinander und überdenken ihr eigenes Bild von Jesus. - Schwarz-weiß-Kopien von Jesusbildern liegen zur Auswahl auf (in unserem Beispiel waren es 12 verschiedene Jesus-Bilder) 4 - Wähle ein Bild aus, das dich anspricht/das deiner Meinung nach zu dem passt, was aus dem Liedtext im vorhergehenden Schritt bei dir entstanden ist - Arbeit am Bild: Übermale Bildausschnitte, die dir unwichtig sind/die dir nicht gefallen! Hebe Bildausschnitte hervor, die dich ansprechen/die dir gefallen und gestalte sie farbig! Denke dabei an die Farbgebung: helle – dunkle, kalte – warme Farben! 3. Vertiefung: Eigene Jesusvorstellungen werden zum Ausdruck gebracht und unterein- ander ausgetauscht Die dritte Phase führt die beiden ersten Teile zueinander und verbindet Text und Bild. Die Schülerinnen und Schü- ler bringen ihre jeweils ganz individu- elle Jesusvorstellung zum Ausdruck, indem sie die Umschreibungen aus der 1.Phase mit den umgestalteten Bildern der zweiten Unterrichtsphase in Ver- bindung bringen und dabei ein neues Ganzes gestalten. Diese eigene Kon- struktion wird im Klassenverband vorgestellt und besprochen. Dazu werden folgende Aufträge an die SchülerInnen gegeben: Bringe nun die Textaus- schnitte und dein umgestal- tetes Bild miteinander in Verbindung. Du kannst den Text um das Bild anord- nen/in das Bild hineinschreiben, ..... Du kannst beides zu einer Collage ergänzen! Im Anschluss an die Arbeitsphase können die SchülerInnen nun ihre ent- standenen Werke der Klasse vorstel- len. 4 Jesusbilder zum Kopieren finden sich zum einen in den gängigen Schulbüchern (der 9. Jahrgangsstufe), aber auch in der Folienmappe “Christusbilder”, die über das religionspädagogische Seminar auszuleihen bzw. käuf- lich zu erwerben ist. Natürlich sind über das Stichwort „Jesus“ bei der Bildersuche im Internet, wie etwa bei www.google.de , jede Menge weiterer Jesusbilder zu finden. Auch hier gilt es auf eine möglichst breite Streuung der Jesus-Konzepte zu achten. Du kannst nun dein Werk deinen Mitschülerinnen und Mitschülern zeigen. Es wä- re schön, wenn du ein paar Worte dazu sagen könntest. Hinweise zur Durchführung Die vorliegende Unterrichtsskizze ist sowohl als Einzelstunde (in guten Klassen, evtl. mit verkürzten Arbeitsaufträgen), besser aber als Doppelstunde (oder zwei Einzelstunden) durch- führbar. Bei Einzelstunden kann als Einstieg in die 2. Unterrichtseinheit erneut der Song an- gehört werden. Dabei rufen sich die Jugendlichen ihre wesentlichen Aussagen wieder ins Ge- dächtnis. Im Sinne einer produktiven Verlangsamung sollte den SchülerInnen genügend Zeit gegeben werden, sich auf die Thematik einzulassen und an ihrem eigenen Jesusbild zu arbei- ten. Auch das gegenseitige Vorstellen und Aussprache sollte nach Möglichkeit ohne Zeitdruck stattfinden. Dies gelingt jedoch nicht in allen Klassen, weil sich die SchülerInnen an diesem Punkt des Unterrichts selbst einbringen und von sich etwas preisgeben müssen. Diese „Runde“ sollte unter dem Prinzip der Freiwilligkeit durchgeführt werden. Schön wäre es, wenn die erarbeiteten Jesus-Bilder der Klasse in einer kleinen Ausstellung gesammelt präsentiert wer- den könnten. Wichtig ist es, die Schülerinnnen und Schüler explizit zur farbigen Gestaltung anzuregen und sie an die Bedeutung und Wirkung von Farben zu erinnern. Genauere Erläuterungen sind dazu nicht notwendig, da ihnen diese Zusammen-