„Werde Von Der Lust Getrieben, Von Dem Sinne Aufgefordert, Dass Ans Singen Ich Mich Mache …“ ANFANG DES FINNISCHEN NATIONALEPOS „KALEVALA“ PROGRAMM
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Abonnement Ein Abend mit Montag 04.11.2019 20.00 Uhr · Kleiner Saal CAMILLA NYLUND Sopran HELMUT DEUTSCH Klavier „Werde von der Lust getrieben, von dem Sinne aufgefordert, dass ans Singen ich mich mache …“ ANFANG DES FINNISCHEN NATIONALEPOS „KALEVALA“ PROGRAMM Toivo Kuula (1883–1918) Vier ausgewählte Lieder „SYYSTUNNELMA“ (HERBSTSTIMMUNG) OP. 2 NR. 1 (Text: Eino Leino) „SINIPIIKA“ (DIE WALDMAID) OP. 23 NR. 1 (Text: Veikko Antero Koskenniemi) „PURJEIN KUUTAMOLLA“ (SEGELFAHRT IM MONDSCHEIN) OP. 31A NR. 1 (Text: Kalle Wuokoski) „SUUTELO“ (EIN KUSS) OP. 8 NR. 1 (Text: Arnold Kandolin) Robert Schumann (1810–1856) „Frauenliebe und -leben“ – Liederzyklus nach Adelbert von Chamisso op. 42 „SEIT ICH IHN GESEHEN“ „ER, DER HERRLICHSTE VON ALLEN“ „ICH KANN’S NICHT FASSEN, NICHT GLAUBEN“ „DU RING AN MEINEM FINGER“ „HELFT MIR, IHR SCHWESTERN“ „SÜSSER FREUND, DU BLICKEST“ „AN MEINEM HERZEN, AN MEINER BRUST“ „NUN HAST DU MIR DEN ERSTEN SCHMERZ GETAN“ PAUSE Armas Järnefelt (1869–1958) Drei ausgewählte Lieder „LEIVO“ (DIE LERCHE) (Text: A.Rahkonen) „SOLSKEN“ (SONNENSCHEIN) (Text: Jonatan Reuter) „TOIVONI“ (HOFFNUNG) (Text: Paavo Cajander) ZUM PROGRAMM Johannes Brahms (1833–1897) Fünf ausgewählte Lieder „DEIN BLAUES AUGE“ OP. 59 NR. 8 (Text: Klaus Groth) GEHEIMNIS“ OP. 71 NR. 3 (Text: Karl Candidus) „MEINE LIEBE IST GRÜN“ OP. 63 NR. 5 (Text: Felix Schumann) „WIR WANDELTEN“ OP. 96 NR. 2 (Text: Georg Friedrich Daumer) „UNBEWEGTE LAUE LUFT“ OP. 57 NR. 8 (Text: Georg Friedrich Daumer) Richard Strauss (1864–1949) Vier Lieder für hohe Stimme und Klavier op. 27 „HEIMLICHE AUFFORDERUNG“ OP. 27 NR. 3 (Text: John Henry Mackay) „RUHE, MEINE SEELE“ OP. 27 NR. 1 (Text: Karl Henkell) „MORGEN“ OP. 27 NR. 4 (Text: John Henry Mackay) „CÄCILIE“ OP. 27 NR. 2 (Text: Heinrich Hart) PREMIUMPARTNER Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Auf- führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwider- handlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. TOIVO KUULA „Wir wandelten …“ Camilla Nylund nimmt uns in diesem romantischen Lieder- abend mit auf eine Reise: Sie spannt den Bogen von dem gebürtigen Hamburger Johannes Brahms – der sich schließlich in Wien niederließ – über den in Zwickau geborenen Robert Schumann – der sein bewusstes Leben nicht sehr glücklich in Düsseldorf mit einem Sprung in den Rhein gewissermaßen beendete – bis hin zum hohem Norden: Am Beginn des Programms nimmt sie uns mit in das westfinnische Alavus, wo Toivo Kuula sein kurzes Leben begann, und später nach Viipuri in Karelien. In dieser heute zu Russland gehörenden Stadt erblickte der finnische Komponist Arman Järnefelt das Licht der Welt. Zum Abschluss führt die finnische Sängerin, die selbst in Dresden lebt, uns dann zurück in das verhältnis- mäßig südlich gelegene München, die Heimat von Richard Strauss. TOIVO KUULA – NATUR UND LIEBE IN FINNLAND I Der finnische Komponist Toivo Kuula gilt nach Jean Sibelius als wichtigster Komponist seines Landes, der trotz seines frü- hen Todes ein umfangreiches Werk hinterlassen hat. Es reicht von Orchesterwerken und Sinfonik über Kammermusik bis zu Chor- und vielen Sololiedern. Die Einflüsse des Impressionis- mus und besonders Faurés und Sibelius’ sind deutlich zu hören. Zwischen 1907 und ’08 war er Schüler des berühmten Landsmannes gewesen. Kuula, Vater von zwei Kindern, der zweimal verheiratet war, kam 1918 in den Wirren des finni- schen Bürgerkrieges mit nur 34 Jahren durch eine Kugel – offenbar abgegeben von einem konservativen Offizier – ums Leben. ROBERT SCHUMANN „Syystunnelma“, auf einen Text des finnischen Schriftstellers Eino Leino, startet getragen und ebenso hoffnungslos wie leidenschaftlich. Im folgenden märchenhaften Stim- mungsbild „Sinipiika“ vertonte Kuula ein Gedicht seines Lands- mannes Veikko Antero Kosken- niemi, der übrigens nicht nur Dichter, sondern auch Amateur- astronom war – ein Komet ist nach ihm benannt. Eine ganz ähnlich zauberische Stimmung entspinnt sich in „Purjein kuutamolla“ nach Kalle Wuokoski. Der abschließende zarte Gesang „Suutelo“ auf einen TITELBLATT DES LIEDES „HERBSTSTIMMUNG“ VON TOIVO KUULA, 1911 Text von Arnold Kandolin lässt vor dem inneren Auge ein anspielungs- reiches impressionistisches Bild entstehen: „Deine Seele war weiß wie die Lilie und meine wie die Nacht …“ ROBERT SCHUMANN – JANUSKÖPFIGER CHAMISSO Robert Schumanns Liebeslieder aus dem sogenannten Lieder- jahr 1840 – am Ende des Jahres lagen 138 kleine Kunstwerke für die menschliche Stimme vor – verströmen mit Sicherheit viel aufgestautes und intensives Gefühl. 1840 wurde für den 30Jährigen zu einem erfolgreichen und glücklichen Jahr. Der lange und zermürbende Kampf um Clara Wieck, die Tochter seines Klavierlehrers, war endlich zu Gunsten der jungen Leute entschieden, und die Hochzeit konnte stattfinden. Im Vorfeld hatte es nicht an üblen Schlammschlachten gefehlt. Es wurde keine unproblematische Ehe, die Robert und Clara im September 1840, einen Tag vor dem 22. Geburtstag der ROBERT SCHUMANN Braut, schlossen. Zunächst aber war ein langgehegter Traum endlich in Erfüllung gegangen, und es gab gute Vorsätze. Für Clara bedeutet das Eheleben auch, als Pianistin und Kompo- nistin zurückzustecken – es sei nicht nur an die psychischen Probleme Roberts, sondern auch an die acht Schwangerschaf- ten während ihrer Ehe erinnert. Robert regte ein gemeinsames, im wöchentlichen Wechsel zu führendes Tagebuch an, in dem Wünsche, Hoffnungen ausgesprochen werden sollten. „ …auch soll es ein Büchlein der Bitten, die wir an einander zu richten haben, wo das Wort nicht ausreicht; auch eines der Vermittlung und Versöhnung, wenn wir uns etwas verkannt hatten; kurz ein guter wahrer Freund soll es uns sein, dem wir Alles anvertrauen, dem unsere Herzen offen stehen. Bist du damit einverstanden, liebes Weib, so versprich mir auch, dass Du Dich streng an die Statuten unseres geheimen Eheordens halten willst, wie KURZ NOTIERT ich es Dir selbst hier verspreche.“ NACH DEM SONNENUNTERGANG, 1887 – GEMÄLDE VON EERO JÄRNEFELT (1863–1937) ROBERT SCHUMANN Mit dem Chamisso-Zyklus „Frauenliebe und -leben“, im Juli in Leipzig geschrieben, versenkte Schumann sich in das weib- liche Seelenleben. Gewidmet sind die acht Lieder allerdings nicht der Braut, sondern dem Freund Oswald Lorenz, einem Organisten und Musikschriftsteller, der für seine „Neue Zeit- schrift für Musik“ schrieb. In diesem Blatt sind auch Schu- manns „Davidsbündler“, die „romantischen Seelen“ Florestan (stürmisch und extrovertiert) und Eusebius (elegisch und kontemplativ), zu Hause, mit denen er seine Musikkritiken unterzeichnete. Damit positionierte er sich bewusst gegen die spießbürgerlichen Philister der Zeit. Frauen scheint es in der großen „Künstlerbruderschaft“ jedoch kaum zu geben. Liest man heute nur die Chamissotexte der dramatischen Ereignisse aus dem Leben einer Frau von der mädchenhaften Verliebtheit in „Seit ich ihn gesehen“ bis zur traurigen Witwe in „Nun hast du mir den ersten Schmerz getan“, überrascht die untergeord- nete, allein vom Mann bestimmte Frauenrolle. Ungeachtet dessen behauptet der tiefempfundene Liederzyklus seinen festen Platz auf den Konzertbühnen. Schumann hat das Abschlussgedicht Chamissos weggelassen. Während der Dichter ein versöhnendes Ende für die Frau vorsieht, die Glück mit Kindern und Enkeln findet, schließt Schumann ohne Hoffnung. Mit dem Nachspiel des letzten Liedes erinnert der Komponist an den berauschenden Beginn: Ein glücklicher Nachklang nur in der Reminiszenz. „… Gegen die allzu wortreiche Seligkeit des Textes, gegen das auf die demütige Dienerin des Herrn reduzierte Bild der Frau kehrt sich die Komposition oft mit Tempo und Leidenschaft; die Verse ‚Lass mich in Andacht/ Lass mich in Demut/ Lass mich verneigen dem Herren mein’ (Nr. 5) sind geradezu gegen ihren Sinn vertont. Wenn im Epilog am Ende des Zyklus’ die Musik sich des nun ‚verlorenen Glücks’ erinnert, dann erklärt die Nähe von Liebe und Tod auch den Sarabandenrhythmus AUFGEHORCHT im Liebeslied zu Beginn.“ (Barbara Meier) ARMAS JÄRNEFELT ARMAS JÄRNEFELT – NATUR UND LIEBE IN FINNLAND II Drei Lieder von Armas Järnefelt, 14 Jahre älter als Kuula, jedoch erst 40 Jahre nach ihm gestorben, komplettieren die Stippvisite in Finnland. Der Komponist und Dirigent war fest in der Romantik verwurzelt und einer der ersten, der finni- sche Texte vertonte – zu einer Zeit, als das Schwedische die Sprache der gehobenen Gesellschaft war – und nationale Klänge seines Landes in seine Werke integrierte. Neben Helsinki waren auch Berlin und Paris seine Studienorte. In Berlin für Richard Wagners Werk entbrannt, brachte er dessen Opern in seine Heimat und führte sie am Finnischen Nationaltheater in Helsinki auf. Nach sehr erfolgreichen Jahren an der Königlichen Oper in Stockholm (auch mit viel- beachteten Wagner-Opern) zwischen 1907 und ’32 – er nahm auch die schwedische Staatsbürgerschaft an – kehrte er nach Finnland zurück und propagierte als Chefdirigent der Phil- harmonie und Oper in Helsinki beispielsweise Komponisten wie Beethoven oder Sibelius. Der vier Jahre ältere Jean Sibelius war Armas Järnefelts Schwager. Über die Brüder Järnefelt (Arvid war Schrift- steller; Eero, von dem die Bilder in diesem Programmheft stammen, Maler) hatte Sibelius deren Schwester Aino, seine spätere Frau, kennengelernt. Diese übrigens – sie brannte wie alle Järnefelts sehr für die nationale Idee – weckte in Sibelius, dessen Muttersprache Schwedisch war, entspre- chendes Interesse. 1890 schrieb er an die Braut: „Ich lese sorgfältig