Vielfalt Bedingt Vielfalt – Wildlebende Arten Im Botanischen Garten Der Universität Bern
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NGB Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 2020 Vielfalt bedingt Vielfalt – wildlebende Arten im Botanischen Garten der Universität Bern Katja Rembold1 | Anne-Laure Junge1 | Felix Amiet2 | Carl’Antonio Balzari3 Ariel Bergamini4,5 | Stefan Blaser4,6 | Steffen Boch4,5 | Markus Bürki1 Stefan Eggenberg7 | Cécile Eicher8 | Andreas Ensslin1 | Laurence Etter9 Christina Friedli1 | Anne Gattlen10 | Christoph Germann11 | Andreas Gygax7 Ambros Hänggi11 | Stefan T. Hertwig9 | Gesa von Hirschheydt4,5,12 René Hoess13 | Christine Wisler Hofer14 | Thomas Inäbnit9 Christine Keller4,5,12 | Jeannette Kneubühler9 | Helen Küchler4,5 Adrian Möhl1,7 | Tobias Moser5,15 | Eike Neubert9 | Beat Pfarrer9 Deborah Schäfer1 | Norbert Schnyder5,15 | Tamara Spasojević9 Silvia Stofer4,5,12 | Beatrice Senn-Irlet6 | Rob van der Es16 | Markus Fischer1,17 1 Botanischer Garten der Universität Bern, Altenbergrain 21, 3013 Bern, Schweiz, 2 Forststrasse 7, 4500 Solothurn, Schweiz, 3 Ber- ner Ala, Jägerstrasse 27, 3074 Muri b. Bern, Schweiz, ⁴Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmens- dorf, Schweiz, ⁵Bryolich – Schweizerische Vereinigung für Bryologie und Lichenologie, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf, Schweiz, ⁶Swissfungi – Nationales Daten- und Informationszentrum zur Dokumentation, Förderung und Erforschung der Schwei- zer Pilzflora, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf, Schweiz, ⁷Info Flora – Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, Altenbergrain 21, 3013 Bern, Schweiz, ⁸Fledermausverein Bern, Dändlikerweg 71, 3014 Bern, Schweiz, ⁹Natur- historisches Museum Bern, Bernastrasse 15, 3005 Bern, Schweiz, 10 Uferweg 10A, 3013 Bern, Schweiz, 11 Naturhistorisches Muse- um Basel, Augustinergasse 2, 4051 Basel, Schweiz, 12 SwissLichens – Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flechten an der WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf, Schweiz, 13 Info Fauna – Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF/CSCF), Avenue de Bellevaux 51, 2000 Neuchâtel, Schweiz, 14 Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilien- schutz Schweiz karch, Regionale Vertretung Kanton Bern – Fachbereich Reptilien, Gostel 18, 3234 Vinelz, Schweiz, 15 Swissbryo- phytes – Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Moose, Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik, Zollikerstrasse 107, 8008 Zürich, Schweiz, 16 Bernstrasse 18, 3125 Toffen, Schweiz, 17 Institut für Pflanzenwissenschaften, Altenber- grain 21, 3013 Bern, Schweiz 24 Rembold et al. | Vielfalt bedingt Vielfalt Zusammenfassung wertvoll die hohe Pflanzenartenvielfalt und der vielfältige Lebensraum des BOGA für die ie Rolle von Botanischen Gärten gesamte Biodiversität mitten in der Stadt ist. geht weit über die gezeigten Pflan- zensammlungen hinaus. Sie sind Botanische Gärten als Lebensraum WG Orte der Bildung, Forschung, Kul- für wild lebende Arten Dtur,ErholungundwichtigeAkteurebeiderEr- haltung gefährdeter Pflanzenarten. Der Bo- Wachsende Siedlungsflächen sind einer tanische Garten der Universität Bern (BOGA) der Hauptgründe für den fortschreitenden Schweizer ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Er Verlust von Lebensräumen für wild leben- beherbergt nicht nur eine grosse Vielfalt an de Organismen in der Schweiz (BUNDESAMT Pflanzen, sondern bietet auch Lebensraum, FÜR UMWELT 2017). Umso wichtiger für den Nahrungsquelle, Unterschlupf- und Nist- Erhalt der Biodiversität und die Lebens- Artenreichste möglichkeiten für eine Vielzahl von wildle- raumvernetzung sind grüne Oasen inner- benden Organismen. Doch wie hoch genau halb von Siedlungsräumen, in denen wild ist die Biodiversität auf dem 2.5 ha grossen lebende Arten weiterhin vielfältige Lebens- Gelände? Wie viele Pflanzenarten auf dem räume finden. In natürlichen Ökosystemen BOGA-Gebiet kultiviert werden, war bereits ist eine positive Beziehung der Artenzahlen bekannt: rund 5500 Arten aus aller Welt. verschiedener Organismengruppen zu be- Auch zu einigen wild lebenden Tiergruppen, wie Vögeln oder Wildbienen, wurden über die Jahre bereits Artenlisten zusammenge- tragen. Um das Potenzial des Botanischen Der Botanische Garten beherbergt nicht Gartens als Lebensraum für weitere wild nur eine grosse Vielfalt an Pflanzen, sondern lebende Bewohner zu erforschen, führte der bietet auch Lebensraum, Unterschlupf- BOGA zusammen mit rund 30 Expert*innen und Nistmöglichkeiten für eine Vielzahl von im Frühjahr 2019 eine Bestandsaufnah- wildlebenden Organismen. me durch. Insgesamt wurden 14 Taxa von Tieren, Pflanzen und Pilzen untersucht (Weichtiere, Spinnen, Käfer, Libellen, Tag- falter, Reptilien, Amphibien, Vögel, Fleder- obachten (MANNING ET AL. 2015), da Arten in mäuse, Kleinsäuger, Pilze, Flechten, Moose, einem Nahrungsnetz voneinander abhän- Gefässpflanzen). Bisher wurden auf dem gen. Pflanzen bilden als Primärproduzenten BOGA-Gelände 1139 Arten identifiziert, von die erste Stufe in einem Nahrungsnetz und denen etwa je ein Drittel Pilze, wild wach- damit die Grundlage für die folgenden Stu- sende Pflanzen und wirbellose Tiere sind. fen von konsumierenden Organismen, die Da zahlreiche Organismengruppen noch auf pflanzliche oder tierische Nahrung an- nicht untersucht wurden oder eine andere gewiesen sind. Eine Faustregel ist deshalb Jahreszeit bevorzugen, ist zu erwarten, dass oft: Je höher die Pflanzenvielfalt, desto hö- die Artengemeinschaft im BOGA sogar noch her ist die Vielfalt anderer Organismen (BAS- deutlich grösser ist und es auch weiterhin SET ET AL. 2012). Botanische Gärten könnten viel zu entdecken gibt. Zu den Highlights folglich mit ihren umfangreichen Pflan- der Bestandsaufnahme zählen z.B. der Erst- zensammlungen eine wichtige ökologische nachweis der Spinnenart Triaeris stenaspis Rolle als Lebensraum für eine Vielzahl wild in der Schweiz oder der Pilz Scirrhia osmun- lebender Arten spielen. dicola, welcher zum ersten Mal seit seiner Neben der Anzahl an Pflanzenarten ist Erstbeschreibung 1959 gesichtet wurde. auch die strukturelle Vielfalt von grosser Zudem sind einige Gruppen erstaunlich gut Bedeutung: Je höher die strukturelle Viel- vertreten, so wurden 34% der Schweizer Vo- falt, desto mehr Mikrohabitate entstehen gelarten im BOGA gesichtet und dies auf ge- und umso mehr Arten können zusammen rade mal 0.00005% der Landesfläche. Diese vorkommen (BEGON ET AL. 2006, TEWS ET Bestandsaufnahme zeigt eindrücklich, wie AL. 2004). Da Botanische Gärten mit ihren 25 Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 2020 Gartenbereiche Kübelpflanzen Alpinum Regionen (Sommermonate) Treffpunkt Palmenhaus 1. Pyrenäen 23. Australien 47. Duftoase 24. Neuseeland Café Fleuri 2. Westalpen 48. Kanarische Inseln 3. Eurasische Steppenrabatte 25. Freilandsukkulenten der und Madeira Toiletten 4. Schweizer Alpen Neuen Welt 49. Asien Toiletten IV 5. Ostalpen 26. Nordamerikanisches Hochmoor 50. Afrika Eingänge ohne Treppen 6. Balkan 27. Mitteleuropäische Gehölze 51. Amerika 7. Karpaten 28. Asien 52. Nachtschattengewächse 8. Asiatische Gebirge 29. Asiatisches Moorbeet 9. Amerikanische Gebirge 30. Mittelmeer Freiland Ökologische Bereiche 10. Wallis 31. Südafrika 53. Ruderalfläche 11. Jura 32. Amerikanische Wasserpflanzen 54. Getreideacker 12. Napf 55. Teich 13. Tessin Schauhäuser 56. Schweizer Wasser- 14. Europäisches Moor 33. Steppenhaus und Sumpfpflanzen 15. Hochstauden 34. Mittelmeerhaus 57. Trockenwiese 16. Urgestein 35. Orchideenhaus 58. Schmetterlings- und Gartenbereiche hule 17. Kalktuff 36. Palmenhaus Raupengarten 20 esc . 37. Farnhaus 59. Grotte Nr erb Alpinum Nutz-, Zier- und Heilpflanzen Bus Gew 38. Sukkulentenhaus Nutz-, Zier- und Heilpflanzen1. Pyrenäen 18. Bauerngarten 60. Insektenhaus Nor 2. Westalpen 19. Pfingstrosen 61. Honigbienenstock d 18. Bauerngarten 3. EurasischeVitrStepinenpenrabatte 20. Heilpflanzengarten 19. Pfingstrosen 4. Schweizer Alpen 21. Nutzpflanzengarten 39. Hoch- und Flachmoor 20. Heilpflanzengarten 5. Ostalpen 22. Jahreszeiten-Wildgarten 40. Fleischfressende Pflanzen 27 21. Nutzpflanzengarten 6. Balkan Arbeitsbereiche 60 53 22. Jahreszeiten-Wildgarten 7. Karpaten41. AmerikanischeReSukkgionenulenten 8. Asiatische42.GebiAlpinerge Pflanzen23. Australien C 9. Amerikanische Gebirge 24. Neuseeland 62. Anzucht 43. Tropische Raupen und D 10. Wallis 25. Freilandsukkulenten der 63. Forschungsbereiche 11. Jura Schmetterlinge Neuen Welt 12. Napf 26. Nordamerikanisches HochmInsoortitut für 13. Tessin Gehölzsammlung27. enMitteleuropäische GehölzePflanzenwissenschaften IPS A 14. Europäisches Moor 28. Asien B 44. Zaubernuss-Wäldchen 19 15. Hochstauden 29. Asiatisches Moorbeet A Hauptgebäude mit Hörsaal 45. Waldgarten 24 25 16. Urgestein 30. Mittelmeer Freiland B Nebengebäude, Sekretariat 26 46. Arboretum 35 17. Kalktuff 31. Südafrika C Bibliothek 34 39 32. Amerikanische Wasserpflanzen 18 Alt 40 E 9 enber D Birlihaus 23 33 41 8 24 gr 42 ain E Forschungshaus 7 44 Schauhäuser 3 5 6 33. Steppenhaus 4 28 10 54 34. Mittelmeerhaus 1 13 Botanischer Garten BOGA 2 11 35. Orchideenhaus 15 14 12 M Kulturgarage 36. Palmenhaus 16 29 N Orangerie 37. Farnhaus 17 38. Sukkulentenhaus O Arbeitsraum 47 49 43 36 45 P Schulungsraum (Alte Fischerei) ke 50 20 Q Büro BOGA / Info Flora brüc 56 37 Lie ne 60 55 31 fe ai ra rr 48 nt en Lo M 38 30 32 51 52 Q N O 59 46 62 57 P 61 62 63 21 58 22 Aare Aare Abb. 1: Übersicht über die rund 60 Gebiete des Botanischen Gartens der Universität Bern. 26 Rembold et al. | Vielfalt bedingt Vielfalt verschiedenen geografischen und ökolo- nis) auf den Liegewiesen. Wie viele dieser gischen Abteilungen auf vergleichsweise sich selbst angesiedelten Pflanzenarten der kleiner Fläche eine aussergewöhnlich