Giacomo Puccini: „Tosca“
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SWR2 OPER Moderationsmanuskript von Ines Pasz Giacomo Puccini: „Tosca“ Sonntag, 07.04.2013, 20.03 Uhr Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. 1 Opernabend auf SWR 2, wir senden die Oper "Tosca" von Giacomo Puccini in einer Aufnahme aus dem Jahr 1990 mit Mirella Freni in der Titelrolle und Placido Domingo, Tenor als ihrem Geliebten Cavaradossi. Den blutrünstigen Scarpia singt der Bariton Samuel Ramey, Bariton, Cavaradossis Freund, der politisch Verfolgte Angelotti, Bryn Terfel, Bass. Spoletta, Scarpias Scherge, Anthony Laciura, Tenor, der Mesner in der Kapelle, Angelo Veccia, Bariton. Es singt der Chorus of the Royal Opera House Covent Garden London, es spielt das Philharmonia Orchestra unter der Gesamtleitung von Giuseppe Sinopoli. Das Textbuch der beiden Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica geht zurück auf das erfolgreichen Drama "La Tosca" von Victorien Sardou. Die Handlung spielt in Rom um 1800, während der Napoleonischen Kriege. Völlig außer Atem stürmt Cesare Angelotti, ehemaliger Konsul der Römischen Republik in die Kapelle der Familie Attavanti. Er ist aus der Engelsburg geflohen, dem Gefängnis für politische Häftlinge und kann sich jetzt im letzten Moment vor der Polizei verstecken. Der Maler Mario Cavaradossi betritt die Kapelle. Er arbeitet hier gerade an einem Bild mit dem Titel "Maria Maddalena". Versunken betrachtet er sein Werk und muss sich etwas verwundert eingestehen, dass seine Madonna einer unbekannten Dame gleicht, die er hier in den letzten Tagen schon mehrmals angetroffen hat. Aber nein, erklärt er dem Mesner, keine Verdächtigungen, sein Herz gehört nur Floria, seiner Geliebten, der berühmten Sängerin Floria Tosca, schön, aber sehr eifersüchtig. Da wagt sich Angelotti aus seinem Versteck und Cavardossi erkennt in ihm gleich seinen alten Freund. Spontan bietet er ihm Hilfe an. Von draußen hört man Tosca. Sie ist irritiert, weil die Kirche verschlossen ist und sie Stimmen gehört hat. Sofort wittert sie Verrat, Verrat an ihr. Als Cavardossi ihr aufschließt erkennt sie in seinem Gemälde auch noch die Marchesa Attavanti. Nur mühsam kann Cavaradossi sie beruhigen, sie versinken zusammen in einem hinreißenden Liebesduett. Nachdem Tosca die Kapelle wieder verlassen hat wagt sich Angelotti aus seinem Versteck. Die beiden Freunde besprechen seine Flucht. Zum Glück brechen sie gleich auf, denn inzwischen hat der allseits gefürchtete Polizeichef Scarpia die Kapelle erreicht und ahnt etwas. Auch Tosca kommt noch einmal zur Kapelle und ist überrascht, dass Cavaradossi nicht mehr da ist. Für Scarpia die Gelegenheit: er weiß wie eifersüchtig Tosca ist und schürt jetzt das Feuer um etwas von ihr zu erfahren. Neulich noch habe er den Maler zusammen gesehen mit der schönen Marchesa Attavanti. Tosca schäumt vor Wut und Schmerz und eilt davon. Scarpia schickt seinen Schergen Spoletta hinterher, er hofft bei Cavaradossi auch Angelotti zu finden. Er will alles: den Flüchtling Angelotti, den Maler Cavaradossi und dazu noch Tosca als Geliebte. „Tosca“, 1. Akt = 46‘16“ "Tosca" von Giacomo Puccini, im Opernabend auf SWR 2 hören Sie die inzwischen legendäre Aufnahme aus dem Jahr 1990 mit Mirella Freni in der Titelrolle. Ihren Geliebten, den Maler Cavaradossi singt Placido Domingo, Tenor, den blutrünstigen Scarpia der Bariton Samuel Ramey, Bariton. Als Angelotti, Cavaradossis Freund hören Sie den Bassbariton Bryn Terfel, Bass. Spoletta, Scarpias Scherge, Anthony Laciura, Tenor und in der Rolle des Mesners Angelo Veccia, Bariton. Außerdem singt der Chorus of the Royal Opera House Covent Garden London, es spielt das Philharmonia Orchestra, die Leitung hat Giuseppe Sinopoli. Gerade mal Anfang dreißig ist Giacomo Puccini, als er seinem Verleger Ricordi von seinen neuen Opernplänen erzählt: er will das Drama "La Tosca" vertonen. Aber der Dichter Victorien Sardou verweigert die Vertonung, immerhin handelt es sich hier um seinen bislang größten Bühnenerfolg und Giacomo Puccini ist ihm einfach zu jung und unbekannt. Erst 2 sieben Jahre später, 1896, als Puccini schon mit "La Boheme" glänzen kann gibt Sardou seine Zustimmung und voller Enthusiasmus macht sich Puccini an die Arbeit. Er fährt nach Rom und besucht die Schauplätze. Im Morgengrauen steigt er auf die Engelsburg: mit eigenen Ohren will er hier die gewaltigen Schläge der Kirchenglocken erleben, vor allem den Ton der größten Glocke vom Petersdom, ein tiefes E. Genau diesen Ton hört man auch zu Beginn des 3.Aktes. Alles soll möglichst authentisch sein, echt, real. Für den neuen Stil der italienischen Oper, den Verismo ist Puccinis Tosca ein Paradebeispiel. Schon allein durch die dramatische Vorlage. Politische Brisanz, Freiheitstaumel, polizeiliche Willkür, Folterszenen. Aber wie steht es mit der Lyrik, der Poesie? In Sardous Drama fehlen sie, im Textbuch der beiden Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica sind sie dagegen schon eindeutig platziert, in der Musik Puccinis endgültig ein tragendes Element. "Vissi d'arte, vissi d'amore" singt Tosca im zweiten Akt, "Ich lebte für die Kunst, die Liebe. Stets mit aufrichtigem Glauben schmückte ich die Altäre mit Blumen. In dieser Schmerzensstunde, warum, warum, o Herr, warum dankst du mir das so?" Alle Dramatik tritt zurück vor dieser wunderbaren Innerlichkeit, diesem schmerzerfüllten Monolog. Zuletzt muss sogar Victorien Sardou zugeben, dass das Libretto samt Oper noch besser ist als sein Drama. Im 2. Akt spitzen die Ereignisse sich zu. Er spielt im römischen Palazzo Farnese, in Scarpias Arbeitszimmer. Berauscht von seiner Macht und voller Brutalität sinniert er über sein Verhältnis zu Frauen. Befriedigt ist er nur, wenn er sie gewaltsam erobern kann. Auch bei Floria Tosca soll es so sein. Er bestellt sie zu sich, nach ihrem Konzert will er sie in diesem Zimmer verführen. Da bekommt er die Meldung, dass man Mario Cavaradossi, Toscas Geliebten verhaftet hat. Scarpia lässt ihn vorführen. Auf die Frage nach dem Versteck Angelottis schweigt Cavaradossi. Als Tosca das Zimmer betritt beschwört Cavaradossi sie nichts zu verraten. Aber Scarpia weiß, wie er Tosca zum Reden bringt. Cavaradossi soll in die Folterkammer. Zuerst bleibt Tosca standhaft, als sie aber die Schmerzensschreie ihres Geliebten hört wird sie schwach und verrät das Versteck. Cavaradossi wird hereingetragen, entsetzt erfährt er, dass Tosca gestanden hat. Dann plötzlich ein Fanal, Napoleons Truppen und damit die Revolutionäre haben gegen das Regime gesiegt, Victoria! Sieg! schmettert Cavaradossi voller Begeisterung in den Raum. Spätestens jetzt ist klar, dass er seine Verhaftung nicht überleben wird, man führt ihn ab. Mit geheuchelter Freundlichkeit bittet Scarpia die entsetzte Tosca zum Souper. Sie fragt nur nach dem Preis, nach dem Preis für die Rettung ihres Geliebten. Deine Hingabe, antwortet Scarpia ihr, er will nur sie, mehr nicht. Nach erstem Zögern gibt sie voller Verachtung ihre Zustimmung. Cavaradossi soll nur zum Schein erschossen werden ordnet Scarpia an, zum Schein, so wie beim Gefangengen Palmieri, befiehlt er bedeutungsvoll seinem Sergeanten. Als sich Scarpia an seinen Schreibtisch setzt um einen Passierschein für Tosca und Cavaradossi auszustellen will, greift Tosca zum Messer und ersticht ihn. "Questo è il bacio di Tosca.", "Das ist der Kuss der Tosca". Voller Abscheu betrachtet Tosca den Ermordeten, dann nimmt sie zwei Kerzenleuchter, stellt sie links und rechts von dem Toten auf, legt ihm ein Kruzifix auf die Brust, nimmt den Passierschein und geht. „Tosca“, 2. Akt = 45‘06“ "Tosca" von Giacomo Puccini, im Opernabend auf SWR 2 hören sie die inzwischen schon legendäre Aufnahme aus dem Jahr 1990 mit Mirella Freni in der Titelrolle und Placido Domingo als ihr Geliebter, Mario Cavaradossi. Den blutrünstigen Scarpia singt der Bariton Samuel Ramey. Angelotti, Cavaradossis Freund und von Scarpia verfolgt Bryn Terfel, Bass. Spoletta, Scarpias Scherge, Anthony Laciura, Tenor. Es singt der Chorus of the Royal Opera House Covent Garden London, es spielt das Philharmonia Orchestra, die Leitung hat Giuseppe Sinopoli. 3 "Vissi d'arte, vissi d'amore, für die Kunst, für die Schönheit, für die Liebe habe ich gelebt" verzweifelt appelliert Tosca im 2. Akt an eine glücklichere Zeit in ihrem Leben. Von dieser Spannung zwischen Kunst und Leben, von der Zerstörung aller Illusionen und Hoffnungen lebt die Oper. Ob es die der Kunst sind oder politische. Eine grausame Realität stellt sich zwischen die Liebenden und ihren jeweiligen Traum vom Glück, vernichtet alles mit Terror, Brutalität, mit Willkür. Ausweglos sind die Protagonisten verstrickt in die Maschinerie der Unterdrückung. "Ich habe immer im Schmerz, in der Bitterkeit und in der Seelenqual die Anregung zu meinen besten Szenen gefunden", bekennt Puccini, "ja, ich liebe die Schwermut. Wenn ich beim Komponieren leide, dann fühle ich mich leben, wundervoll leben". Gerade hier, in seiner Tosca bietet sich für Puccini dazu der ideale Raum. Die Seelenqualen seiner Protagonisten, die Grausamkeit der Handlung, die Tragik der Umstände, Puccini nimmt sie als Folie und stellt sie in einen krassen Kontrast zur Schönheit seiner Musik, zum Wohlklang der Stimmen, zur Zartheit seiner Melodik. Morgendämmerung in Rom, der 3. Akt spielt auf der Plattform der Engelsburg. Im Hintergrund der Vatikan, man hört die Glocken des Petersdoms. Mario Cavaradossi wird zu seiner Hinrichtung geführt. Er will keinen Priester, nur ein paar letzte Zeilen an Tosca. Während er