1994 (Nyíregyháza, 1995)
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Wenden des Spätneolithikums im Oberen Theißgebiet Nándor KALICZ T Im Beitrag beschäftige ich mich mit dem Spät- Daten der Absolutchronologie hat es nahezu das neolithikum jenes Teiles des Oberen Theißgebietes, ganze 5. Jahrtausend ausgefüllt (die konventionellen das sich östlich vom Hernadtal und nördlich von der l4C-Daten dieser Epoche: KALICZ-RACZKY 1987.a. Theiß erstreckt (Abb. 1). Das Spätneolithikum dieser 28-29.). Gegend umfaßt die lange Zeitspanne zwischen der Es muß auch die Terminologie für das Obere mittelneolithischen Bükk-Kultur und der frühkupfer- Theißgebiet bestimmt werden, da seit einigen Jahren zeitlichen Tiszapolgár-Kultur. Laut kalibrierten 14C- bekannt ist, daß das Spätneolithikum im Süden der Abb. 1 Fundorte des Spätneolithikums im Oberen Theißgebiet. I: Theiß-Kultur, frühklassische Phase. 1: Tiszalúc 2: Szerencs 3: Mád 4-5: Bodrogkeresztúr 6: Tokaj 7-8: Kenézlő 9: Bodrogzsadány (Sárazsadány) 10: Zemplén (Zemplín) 11: Munkács (Mukacevo) 12: Cicarovce II: Lengyel-Kultur, Phase la. 13: Izkovce ül: Raskovcc-Lcngyel-Kultur 14: Hernádcéce 15: Gönc 16: Zalkod 17: Meszes 18: Vel'ké Raskovce IV: Csőszhalom-Cicarovce Typus der Herpály-Kultur 19: Polgár-Csőszhalom 20: Kenézlő 21: Bodrog zsadány (Sárazsadány) 22: Sárospatak 23: Cicarovce V: Proto-Tiszapolgár-Phasc 24: Bodrogzsadány (Sárazsadány) 25: Kenézlő 26: Egres 27: Hrcel 28: Lucska (Lucky) 29: Zbince 30: Oborín 31: Tibava 32: Vel'ké Raskovce. 1. kép A késő neolitikum lelőhelyei a Felső-Tisza-vidéken. I: Tisza kultúra, korai klasszikus fázis 11: Lengyel-kultúra, la fázis III: Raskovce-Lengyel kultúra IV: A Herpály kultúra Csőszhalom-Cicarovce tpusa V: Prototiszapolgárfázis Nándor KALICZ Großen Ungarischen Tiefebene früher begonnen hat nur durch vereinzelte Keramikbruchstücke vertreten. als im Norden (KALICZ-RACZKY 1984.131., KALICZ- Trotz des abwechslungsreichen slowakischen Fund RACZKY 1987.a.ll-27., RACZKY 1986.103-109.). Wir materials, das der Tätigkeit von K. Andel, J. Vizdal, setzen nämlich das Spätneolithikum der ganzen Le und S. Siska zu verdanken ist, sind im Hinblick auf bensdauer der Theiß-Kultur parallel, und die For unser bescheidenes ungarisches Quellenmaterial un schungen der jüngsten Vergangenheit haben klar sere Kenntnisse zwar noch ungenügend, aber den gemacht, daß die Entwicklung der Theiß-Kultur im noch zeichnen sich bereits die Konturen gewisser Süden der Tiefebene vor sich ging, zu einer Zeit, als Tendenzen im Entwicklungsprozeß des Spätneolithi im Norden der Tiefebene noch die Bükk-Kultur und kums des Oberen Theißgebietes ab. Diese Ansätze die spätesten Gruppen (z.B. die Szilmeg-Gruppe) versuche ich zu systematisieren, ohne meinen Lösungs der Alföld-Linienbandkeramik (ALBK) ungebrochen versuch für einen endgültigen zu halten. Ich sehe weiterlebten (KALICZ-RACZKY 1987.a.30.: chrono meine Studie eher als eine Summe von Thesen an, die logische Tabelle, KALICZ 1989-103-122.). die Ergebnisse zukünftiger Forschungen, vor allem Zu den wichtigen Forschungsergebnissen der ver großflächiger Ausgrabungen, ausfüllen werden. gangenen Jahrzehnte gehört das Erkennen der 1. Die erste große Wende nicht nur der materiellen schwerwiegenden Tatsache, daß das Obere Theißge Kultur, sondern des ganzen Kulturhabitus ist nörd biet im Laufe des Neolithikums und der Kupferzeit lich von Bodrog und Theiß in einer verhältnismäßig zu einer der wirtschaftlich bedeutendsten Gegenden schmalen Zone mit dem Erscheinen der Theiß-Kultur des Karpatenbeckens wurde. Die Bedeutung kam in zur Geltung gelangt. Die Wende zeigt die erkleckli erster Linie in der Rolle zur Geltung, die sie bei der che Abnahme der Zahl der Siedlungsorte an. Ver Vermittlung und in der Verteilung der diversen Roh gleicht man die Fundorte der Theiß-Kultur bzw. ihre stoffe und Produkte spielte (Steinarten, Kupfer, Zahl mit der der vorangegangenen Bükk-Kultur, so Gold, usw.). Diese Rolle erhält einen noch größeren ist die Wende augenfällig. Die gegenwärtig bekann Nachdruck, wenn man weiß, daß auch die Fundorte ten mehr als hundert Fundorte der Bükk-Kultur und des in weitem Umkreis beliebten Rohstoffes Obsidi der späten ALBK (Alföld-Linienbandkeramik) (KA- an innerhalb der von uns behandelten Gegend lie LICZ-MAKKAY 1977., SISKA 1989.) hat die Theiß- gen (Zemplén-Gebirge). Hier trafen und kreuzten Kultur in der nördlichen Zone von Theiß und Bod sich wichtige „Verkehrswege". Es ist daher nicht rog nur mit 12 selbständigen bekannten Fundorten allzu überraschend, daß ein erheblicher Teil der eingenommen, und zwar so, daß in dem nördlich Änderungen und Wenden des Spätneolithikums mit der schmalen Zone der Theiß-Kultur liegenden riesi dem Oberen Theißgebiet in Zusammenhang ge gen Gebiet andere Fundorte ähnlichen Alters unbe bracht werden kann. kannt sind. Die einzigen Ausnahmen bilden viel Einige Etappen des außerordentlich abwechs leicht Izkovce, das zur Grenze der genannten Zone lungsreichen und komplizierten Entwicklungsgan in enger Beziehung steht, jedoch - wie wir nachste ges sind infolge der slowakischen Forschungstätig hend sehen - in den Kreis einer anderen Kultur, in keit hauptsächlich aus der Ostslowakei, also aus dem den Kreis der frühen Lengyel-Kultur gehört (VIZDAL nordöstlichen Teil der Großen Ungarischen Tiefebe 1986.a.305-312.), sowie Vel'ké Raskovce, wo wäh ne bekannt geworden. In engem Zusammenhang rend der neueren Ausgrabungen mit weniger mit diesem Gebiete haben jenseits der Karpaten die Stichbandkeramik auch einige Theiß-Scherben vor südpolnischen großflächigen Ausgrabungen vom kamen (VIZDAL 1986.b.Abb. 2.3-4,6-8., Abb. 6.5., Standpunkt unseres Themas zu überaus hervorra Abb. 11.6.). Das Siedlungswesen hat also eine radi genden Ergebnissen geführt. Die ungarischen For kale Veränderung durchgemacht. Wenn man - mit schungen stehen leider noch zu sehr in den Anfän Recht - die Unbewohntheit des nördlich der Theiß- gen, als daß uns die Problematik des Spätneolithi Zone liegenden riesigen Gebietes bezweifelt, so bie kums auf dem behandelten Gebiet in ihrem vollen ten sich für die Erklärung des Mangels an Fundorten Umfang bekannt sein könnte. Leider bildet die Kera zwei Erklärungen: entweder haben hier spätmittel- miktypologie noch immer die wichtigste Grundlage neolithische Gemeinschaften noch eine Zeitlang ne unserer Untersuchungen, obwohl die Keramik in der ben der Theiß-Kultur und parallel zu ihr gelebt, oder Gesamtheit des Lebens eine nur untergeordnete Rol dieses Gebiet war von einer bisher unbekannten le spielte. Dabei steht uns dieses Quellenmaterial auf spätneolithischen Bevölkerung besiedelt. Leider dem Gebiete vorläufig nicht gerade in großer Menge fehlt es zur Entscheidung dieser Frage noch an zur Verfügung, weshalb die Mitteilung unserer dar Beweisen jeder Art. Die Forschungslücke spielt eine auf aufbauenden Schlüsse nur unter gewissen Vor grundlegende Rolle. Die Keramik der aufeinander behalten möglich ist. folgenden Kulturen (Bükk, ALBK einerseits und Theiß andererseits) ist so fundamental verschieden, Die Grundquellen sind in Ungarn sehr lückenhaft daß eine einfache Umwandlung aus der späten und können sogar sporadisch genannt werden, da ALBK und Bükk-Kultur in die Theiß-Kultur unvoll- bisher kaum einige Grubenobjekte durch Ausgra stellbar scheint. Das Erscheinen der Theiß-Kultur im bungen entdeckt wurden. Mehrere Fundorte sind 264 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994 Wenden des Spätneolithikums im Oberen Theißgebiet Norden fassen wir als das Ergebnis einer sehr wahr Bauch des Gefäßes, doch läßt sich deren Muster nicht scheinlichen Expansion (unbekannter Art) auf. Von mehr feststellen. Inv. Nr. 84.59-1., H. 18,8 cm (Abb. 2:5). der Art und Weise der Kulturwende haben wir 2. Flaschenförmiges Gefäß mit ovalem Körper, leicht vorläufig keine Ahnung. Was die Formen und die geschweiftem Hals, auf dem Bauch zwei große Griff- Verzierung betrifft, so ist die Keramik (vor allem knubben mit senkrechter Durchbohrung. Geglättet, gelb, Szerencs, aber auch Kenézlő, Bodrogkeresztúr, usw.: schmucklos. Inv. Nr. 84.59-4, H. 14,2 cm (Abb. 2:6). KOREK 1989. Taf. 16-18., TOMPA 1927. Abb. 13.1-3-, 3- Kleines Gefäß, mit bikonischem Körper, leicht Abb. 15.1-19., TOMPA 1929. Taf. 41.4-5.,7-8., TOM- geschweiftem kurzem Hals und geradem Rand. Am PA 1937. Taf. 12.1-3.,12.,15., KISS 1939. Taf. 1-3., Bauch zwei kleine, senkrecht durchbohrte Knubben. PATAY 1957. Taf. 1-2., der größte Teil der Funde ist Die Oberfläche ist mit geritzter Verzierung bedeckt, unpubliziert im Ungarischen Nationalmuseum, Bu deren Muster von zwei auf dem Bauch ringsum dapest) mit der der Gebiete der mittleren und südli laufenden, parallelen, geritzten Linien in einen obe chen Tiefebene identisch, allerdings nicht mit der ren und unteren Teil geteilt wird. Der obere Teil wird Keramik der frühesten, sondern der frühklassischen durch zwei, von den beiden den Rand begleitenden, Phase (z.B. Kisköre, Szolnok, Öcsöd obere Schich horizontal ringsum laufenden geritzten Linien bis zu ten, sowie Szegvár, Kökénydonb, Vésztő, usw. in den Knubben reichende, geritzte Leitermuster in den entsprechenden Niveaus: KOREK 1987. Abb. zwei Felder geteilt, die mit nach oben zeigenden und 8-27., KOREK 1989. Taf. 1-15.,30., MÁTHÉ 1970, herabhängenden geritzten Dreiecken ausgefüllt sind. RACZKY 1986. unter den Abbildungen 9-16, Die Verzierung des unteren Teils ist nicht in Felder RACZKY 1987. Abb. 14-15,17.,19-21,24,29,30,32- geteilt, sie ist wenig regelmäßig und erinnert mehr 35,45-46, HEGEDŰS-MAKKAY 1987. Abb. 6-21, an ein Netzmuster. Ziegelrot, ergänzt. Inv. Nr. 84.59-2, BANNER 1930, BANNER 1951, BANNER-FOLTINY H. 10,8