Die Konstruktion Menschlicher Identität Durch Biometrische Erkennungsverfahren Bei Personenkontrollen an Nationalstaatengrenzen
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Institut für Informatik Informatik in Bildung und Gesellschaft Diplomarbeit Die Konstruktion menschlicher Identität durch biometrische Erkennungsverfahren bei Personenkontrollen an Nationalstaatengrenzen Autorin: Erstgutacher: Andrea Knaut Prof. Dr. Wolfgang Coy Zweitgutachterin: HD Dr. Sigrid Schmitz Matrikel-Nr.: 151321 E-Mail: [email protected] Druckfassung abgegeben am: 27. März 2009 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung.......................................................................... 5 Abstract ......................................................................................... 5 Vorbemerkung ............................................................................... 6 1 Einleitung ................................................................................. 9 1.1 Methoden der Arbeit......................................................................................... 12 2 Zentrale Begriffe..................................................................... 13 2.1 Konstruktion ........................................................................................................ 13 2.2 Identität.................................................................................................................. 15 3 Biometrische Verfahren in Grenzkontrollen ............................ 19 3.1 Der generische Prozess und die Basiskomponenten eines biometrischen Systems.................................................................................... 22 3.1.1 Positive und negative Identifikation?.................................................................... 26 3.1.2 Anforderungen an die Qualität biometrischer Charakteristika und Verfahren.......................................................................................................................... 26 3.1.3 Anwendungsklassifikation biometrischer Verfahren ................................... 30 3.2 Die Konstruktion von Identität in Grenzkontrollverfahren............. 31 3.3 Fallbeispiel ABG .................................................................................................. 42 3.3.1 Fallbeispiel Iriserkennung an der Automatisierten Biometriegestützten Grenzkontrolle (ABG) am Frankfurter Flughafen........................................... 43 4 Kritik und Evaluation biometrischer Verfahren als sozialer Prozess ................................................................................... 53 4.1 Soziale Ausgrenzungen durch biometrische Verfahren und Probleme durch fehlende Nutzereinbindung ........................................ 53 4.2 Die anwendungsspezifische Klassifikation und Beurteilung biometrischer Verfahren ................................................................................ 58 4.3 Die Beurteilung biometrischer Verfahren mit Hilfe der FAR und der FRR................................................................................................................... 60 4.4 Akteure im Biometrie‐Diskurs ..................................................................... 62 4.4.1 Nationalstaaten, nationale Behörden und staatliche Infrastrukturen... 63 4.4.2 Europäische Union, europäische Behörden und ihre Infrastrukturen.. 65 4.4.3 Internationale und intergouvernementale Organisationen ....................... 66 4.4.4 Nichtregierungsorganisationen.............................................................................. 68 4.4.5 Agenturen, Forschung, Firmen, Lobbygremien................................................69 4.4.6 Autonome Organisationen, Aktionsbündnisse, Zusammenhänge ...........71 4.5 Anonyme Biometrie...........................................................................................72 5 Fazit ........................................................................................ 73 6 Quellenverzeichnis.................................................................. 76 6.1 Abbildungen..........................................................................................................76 6.2 Experteninterviews und Feldtagebücher ................................................77 6.3 Literatur..................................................................................................................78 6.4 Gesetzestexte und technische Standards.................................................91 6.5 Audio‐Feature ......................................................................................................93 7 Anhang ................................................................................... 94 7.1 Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen..........................................94 7.2 Verzeichnis der Abbildungen ........................................................................98 7.3 Verzeichnis der Tabellen.................................................................................98 Selbständigkeitserklärung............................................................. 99 Einverständniserklärung ............................................................. 101 Zusammenfassung In dieser Diplomarbeit werden Belege zusammengetragen, die zeigen, dass biometrische Identitifikationsverfahren die vielschichtigen sozialen Prozesse, die an die Identitätsfeststellung an einer Grenze gekoppelt sind, verschleiern. Ein automatisierter sozialer Prozess, der als unabhän- gig von seiner Umwelt und der an ihm beteiligten Akteure wahrge- nommen wird, legitimiert die Praxis der Identitätskontrolle an einer Grenze in einer Form, die ihre politische Infragestellung erschwert. Zweierlei Herangehensweise soll ermöglichen, den mit der weltweiten Einführung biometrischer Systeme an Grenzen intendierten Zweck si- cherer, effizienterund bequemer Grenzkontrollen grundlegend zu hin- terfragen. Erstens wirkt die Zerlegung eines biometrischen Systems in die Probleme seiner zahlreichen Komponenten dem Eindruck von seiner in sich abgestimmten Geschlossenheit entgegen. Zweitens zeigt die Ana- lyse der Einbettung biometrischer Technologien für Personenkontrollen an Nationalstaatengrenzen in von recht unterschiedlichen Interessen be- stimmte Akteurskontexte die mit ihnen verbundenen Produktivitätsanrei- ze und kontrollpolitischen Hoffnungen auf Lösung oder Vereinfachung bestimmter Sicherheits- und Prozessoptimierungsprobleme. Eine Betrach- tung der sozialen Implikationen in den biometrischen Identifizierungs- technologien stellt die Technik dabei als manifestiertes Sozialverhalten dar. Abstract Procedures of biometric identification obscure the multi-layered social processes that take place at border crossings. This thesis collects material to show how an automated social process, perceived as independent from its environment and users, plays a crucial part in legitimizing iden- tity-checks at borders in a way that makes it harder to criticize them po- litically. The author uses a twofold approach in questioning biometric systems' assumed safety, effectiveness and convenience. In the first place, showing how biometric systems can be taken apart into all their many components antagonizes the image of their unity. In a second step, looking at the different actors – and their various interests – involved in establishing biometric systems as part of border-controls, the analysis discusses the incentives of productivity and the need for soluti- ons to specific problems of safety and process enhancement, these needs being very much informed by the desire for political control. Looking at the social implications of these procedures of biometric iden- tification presents the technology as manifested social behavior. Vorbemerkung Weltweit werden zunehmend menschliche körperliche Merkmale wie Fingerabdrücke, Gesichter, Handformen, Handrückenvenen, Iris, Stimme oder Verhaltensabläufe wie die Unterschrift, bestimmte Gestiken oder Mimiken sowie DNA-Daten aller Menschen elektro- nisch erfasst, gespeichert und datentechnisch verarbeitet. Diese Daten sollen helfen, Individuen automatisch in verschiedensten Lebensbereichen zu erkennen: zum Beispiel für die Personalisie- rung von Konsumgütern, die Abwicklung von Bankgeschäften, die Zeiterfassung am Arbeitsplatz oder im Rahmen von Zugangs- kontrollen zu beschränkt zugänglichen Räumen. Ein besonderes Einsatzfeld sind dabei Nationalstaatengrenzen. Zu einem Grenz- übertritt gehört zumeist die Überprüfung der Identität der Reisen- den durch Grenzbeamte1 mit Hilfe eines Passes. In den meisten Ländern Europas, in Australien, Japan, den Sonderverwal- tungszonen Chinas, den USA, Mexiko, Brasilien, Pakistan, Indien, Afghanistan, Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ka- nada gibt es inzwischen Grenzkontrollen, die in irgendeiner Weise solche Körperdaten zur Identitätsverifikation oder -feststellung au- tomatisiert nutzen. Viele dieser automatisierten Grenzkontrollen stecken noch in Projekt- oder Pilotphasen. Einige richten sich an Vielreisende und sind freiwillig. Andere richten sich an Nicht- Staatsbürger und sind zwingend. Und damit sind nur die Extreme dieser Programme hinsichtlich ihrer Zielgruppen und ihrer Zwangsläufigkeit benannt. Wer teilnehmen muss oder kann, wel- che Körper- oder Verhaltensmerkmale wie gesammelt oder gespei- chert werden, wie weit fortgeschritten die Verbreitung und Standardisierung der eingesetzten Computersysteme an Luft-, Land- und Seegrenzen ist, ist im Detail sehr verschieden. Insgesamt zeichnet sich aber eine Ausweitung der biometrischen Registrie- rung sowohl der eigenen als auch der als fremd kategorisierten Bevölkerung in allen Staaten ab. Die automatische Erfassung und digitale Speicherung des Ge-