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OrdnungARCH im Khaos ENEMY

Nach rund 15-jähriger Bandgeschichte und mit bereits acht Studioalben in petto, konnten Arch Enemy auf reichlich Erfahrung zurückgreifen als sie jetzt für die Aufnahmen ihres neuen Longplayers „Khaos Legions“ die Sweetspot Studios in Schweden enterten. Wir sprachen mit der Band über die Vorbereitungen für die

Aufnah men und baten auch Mischer-Ikone zum Gespräch. FOTO: SHUTTERSTOCK, PATRIC ULLAEUS

30 SoundCheCk 06|11 WWW.SoundCheCk.de © PPVMEDIEN 2011 ine Bandhistorie von mittlerweile einein- halb Jahrzehnten ist im, doch recht schnel- E lebigen, Musikbusiness schon eine halbe Ewigkeit. In dieser Zeit hat sich die Band um Gi- tarrist und Hauptsongwriter (un- ter anderem auch bekannt von Carcass und den ) vom Geheimtipp zu einem Stammgast in den Charts der ganzen Welt ge- mausert. Jetzt standen die Aufnahmen zum neun ten Studioalbum „Khaos Legions“ an, für die sich die Band in die schwedischen Sweetspot Studios zurückzog. Wir sprachen mit Michael Amott und Sängerin über die Vorbereitungen fürs Studio, ihr Songwriting und Guter Dinge für die Aufnahmen: Arch-Enemy-Frontfrau Angela Gossow und Gitarrist Michael Amott. ihr bevorzugtes Equipment.

SOUNDCHECK: Euer letztes erschien vor Demo-Aufnahmen beendet haben, dann fange ich auch immer. Und um diese Eckpfeiler arbei- rund 4 Jahren. Wann habt ihr mit dem Song- ich intensiv mit dem Schreiben der Texte an. Ich ten wir die Ideen dann aus. Ich nehme an, dass writing für „Khaos Legions“ begonnen? brauche die Musik, die Riffs und Melodien, um sorgt für Kontinuität in unserem Sound. Michael Amott: Naja, ich schreibe eigentlich ein Bild und eine Lyric-Idee zu entwickeln. Ich immer Songs. Ich spiele halt jeden Tag Gitarre. schreibe den Hauptanteil der Texte, in Zusam- SC: Denkt ihr schon beim Songwriting darü- ber nach, wie gut ein Song live funktionieren Wir testen neue Songs nie live wird? Und testet ihr die Songs vor Publikum " bevor ihr sie aufnehmt? bevor wir sie aufnehmen." MA: Wir testen neue Songs nie live bevor wir sie aufnehmen. Wir wollen alles 100 % fix und vor- SC: Schreibt jedes Mitglied der Band Songs menarbeit mit Michael. Meine Texte handeln bereitet haben, bevor wir damit auf die Bühne und diese werden dann der Band quasi fertig häufig von persönlicher Freiheit, atheistischem gehen, so arbeiten wir als Band. Wir denken na- präsentiert, oder sammelt ihr Ideen und ar- Gedankengut und sozialen Problemen wie Tier- türlich schon darüber nach, wie ein Song live beitet die dann mit der Band aus? oder Umweltschutz und humanitären Fragen. funktionieren könnte, wenn wir ihn schreiben MA: Jeder in der Band schreibt Riffs und Melo- und proben. Aber wenn der Song schon im dien. Diese halten wir dann entweder zuhause SC: Ihr habt als Band einen ganz eigenen Sound Proberaum die gewisse Power hat, wissen wir, oder eben unterwegs auf Tour fest, und später entwickelt. Wie stellt ihr sicher, dass dieser dass er wohl auch ein guter Live-Song wird. jammen wir dann gemeinsam im Proberaum und auch bei den neuen Songs erhalten bleibt? fügen das Ganze zusammen. MA: Darüber denken wir eigentlich nicht nach. SC: Wann beginnt ihr, euch aufs Studio vor- Angela Gossow: Ich warte, bis wir die ersten Wir haben alle in etwa die gleiche Vorstellung zubereiten? Nehmt ihr vorab Demos auf? Und davon, wie Arch Enemy klin- war Produzent Rickard Bengtsson von Beginn gen soll. Ich bin der Haupt- an in diesen Prozess eingebunden? songwriter, und das war MA: Ehrlich gesagt hat Rickard immer mal wieder BIOGRAFIE + CD Arch Enemy wird 1996 von den Brüdern Michael und Christopher Amott gemeinsam mit Johan Liiva und gegründet. Sharlee D'Angelo stößt dann 1999 zur Band, Angela Gossow 2001. Das ARCH ENEMY erste Album, das die deutschen und schwedischen Charts entert, ist „“ 2003. Von da an geht es für die Band langsam aber stetig die Karriereleiter hinauf. „Khaos Legions“ ist bereits das neunte Studioalbum der Death Metaller und überzeugt wieder einmal mit dem typischen Arch-Enemy-Sound und massig fetten Riffs. Und auch Musiker bekommen je- de Menge geboten, insbe- sondere die Soloaus flüge der Amott-Brüder sind im- mer wieder ein Fest für die Ohren. In dieser Qualität kann die Band gerne noch lange weitermachen!

WWW.SoundCheCk.de/ SoundCheCk 06|11 31 STudIoRePoRTAGe: ARCh eneMY © PPVMEDIEN 2011

SC: Wieviel Zeit hattet ihr im Studio? Und in ren das Ganze etwas genauer. Daniel beginnt welcher Reihenfolge habt ihr die Instrumente dann, die Clicktracks für alle Titel zu program- aufgenommen? mieren. Es geht dabei einfach darum, das Tem- MA: Wir starten immer mit den Drums und einer po zu finden, bei dem die Riffs am mächtigsten Guide-Gitarre. Danach folgen die Rhythmusgi- klingen. Schon eine Änderung um wenige Beats tarre, vier Spuren pro Song. Danach Bass und per Minute nach oben oder unten kann einen schließlich Soli und Keyboard. Die Vocalaufnah- riesigen Unterschied in der Wirkung eines Teils men laufen währenddessen parallel in einen des Songs erzeugen. Die Vocalaufnahmen laufen parallel" in einem kleineren Studio."

kleineren Studio, damit Angela ihre Aufnahmen SC: Benutzt ihr live und im Studio das gleiche über mehrere Wochen verteilen kann, um das Equipment? Oder experimentiert ihr beim Ganze weniger anstrengend für ihre Stimme zu Aufnehmen gerne mit Sounds? halten. Inklusive der Mixing Session haben wir MA: Studio und live sind zwei so unterschiedli- vier Monate an „Khaos Legions“ gearbeitet. che Umgebungen, dass man das unterschiedlich Immer mit vollem Einsatz dabei: Angela Gossow angehen muss. Im Studio tendieren wir viel stär- bei den Vocalaufnahmen mit dem Shure SM7B. SC: Setzt ihr im Studio auf Clicktrack oder ker zu Vintage-Equipment, das uns einzigartige, vertraut ihr dem Feeling eures Drummers? interessante Klänge liefert. Ich habe etwa einen MA: Während des Songwritings verzichten wir meiner alten Marshall JCM 800 „2205“ für alle nach Demos gefragt, aber wir änderten die Songs auf Clicktracks. An dem Punkt verlassen wir Soli und ein altes Rockman Echo für Delays ein- und Arrangements recht oft. Noch in der Woche uns ganz auf Daniels (Erlandsson; Anm. d. A.) gesetzt. Wir haben auch mein 80er Boss „Di- bevor es mit den Drumaufnahmen losging haben Timing. Für uns ist es wichtig, dass die Songs mension C“ oft benutzt – ein fantastisches Cho- wir viel an den Songs geändert! Deshalb hatte er ganz natürlich fließen und sich gut anfühlen, ruspedal das man beispielsweise während des nie besonders viele Pre-Production-Demos mit auf diese Weise finden wir leichter den richti- Solos am Anfang von „Cult Of Chaos“ hören denen er wirklich hätte arbeiten können. So eine gen Groove für alle Teile des Songs. Wenn wir kann. Im Gegensatz dazu setzen wir live auf Art von Input haben wir aber auch nicht von ihm uns dann in die Preproduction-Phase begeben, Equipment, dass den Belastungen standhält erwartet. Wir wollten, dass er tolle Sounds für uns beginnen wir über die genauen Tempi tzu der und nicht auseinanderfliegt. Ich verlasse mich erarbeitet und das Album co-produziert. verschiedenen Parts zu sprechen und analysie- da ganz auf neuere Marshalls wie die JVMs. INTERVIEW - ANDY SNEAP

SOUNDCHECK: Warum hast du damals dein eige- SC: Über die Jahre hast du deinen ganz eigenen nes Tonstudio gestartet? Andy-Sneap-Sound entwickelt. Worauf konzent- Andy Sneap: Ehrlich gesagt ging es am Anfang rierst du dich während des Aufnehmens? darum, eigene Demos aufzunehmen. Ich begann AS: Habe ich den? Ich mache einfach, was ich mit einer kleinen 8-Spur-Bandmaschine und von mache, versuche alles klar und kraftvoll zu hal- da aus hat sich das einfach entwickelt. Außerdem ten. Ich denke jeder gute Produzent drückt den bin ich ein Gear-Junkie, so gesehen war der Kauf Songs ein wenig seinen Stempel auf. Ich achte von Aufnahmeequipment ein guter Weg, mein eben sehr auf Tightness. Timing und korrekte Geld rauszuhauen. Außerdem wurden die Budgets Stimmung sind wirklich alles. Zudem versuche immer geringer und ich saß in anderen Studios ich, das Beste aus den Musikern zu holen, dass sie und fragte mich, warum ich das Geld nicht selbst sich wohlfühlen und das Aufnehmen nicht hassen. verdienen und der Band einen besseren Deal an- the future of sound bieten sollte. Es ist für mich also sowohl ein praktischer, wie auch finanzieller Vorteil. SC Wie groß würdest du deinen Einfluss auf den Sound eines einschätzen? AS: Schwer zu sagen. Wenn wir Arch Enemy als In den letzten 20 Jahren hat sich der Brite SC: Du nimmst seit fast 20 Jahren auf. Was hat Beispiel nehmen, kenne ich ihren Sound sehr gut. Andy Sneap – insbesondere in der Metal- sich in dieser Zeit technisch geändert? Und ist es Sie lassen mich also einen Grundsound erstellen, Szene – einen Namen mit seinen fetten leichter geworden, einen geilen Sound zu erreichen? was etwa eine Woche dauert, und dann beginnen Produktionen erarbeitet. So arbeitete er AS: Es ist schon einfacher, aber die Musiker sind wir uns mp3s mit Ideen hin- und herzuschicken. unter anderem mit Bands wie Machine auch faul geworden. Die Technik erleichtert es, Mike und Dan kamen dann für den Mix zu mir, was Head, , Exodus oder Accept. kreativ zu arbeiten, aber die Leute können auch sehr hilfreich war. Ich würde sagen, der Mix steht Weitere Infos zu Andy, seinen bisherigen bescheißen. Ich würde mich freuen, wenn es mehr zu etwa 70 % wenn die Band bei mir auftaucht. Produktionen und seinem Studio findet ihr Bands gäbe, die ihre Songs wirklich gemeinsam Vom Ablauf kümmere ich mich um ein Instrument im Internet unter www.andysneap.com. spielen können, bevor sie ins Studio kommen. nach dem anderen, alles läuft sehr strukturiert.

IAD GmbH • Johann-Georg-Halske-Str. 11 • 41352 Korschenbroich Tel. +49(0)2161.617830 • Fax +49(0)2161.6178350 • Internet: www.iad-audio.de

32 SoundCheCk 06|11 WWW.SoundCheCk.de © PPVMEDIENzu 2011 gewinnen 10 x Zoom G2.1MA

Michael Amott hat schon viel Signature-Gear mit verschiedenen Herstellern entwickelt und optimiert. So war er auch sofort mit von der Partie, als es darum ging, aus dem Handelsüblichen Zoom G2.1 sein Signature-Modell, das Zoom G2.1MA zu kreieren. Das ist, abgesehen von der Optik, mit dem Standardmodell iden- tisch. Allerdings hat Michael hier 50 Presets ganz nach sei- nen Wünschen und Soundvorstellungen programmiert, so dass man per Knopfdruck diverse Signature- Die Vocalaufnahmen laufen Presets von Clean bis Ultrabrett anwählen kann. " Netterweise hat uns der deutsche Zoom- parallel in einem kleineren Studio." Vertrieb Sound Service 10 dieser brandneu- en, gerade erst auf der Musikmesse präsen- tierten Pedale zur Verfügung gestellt. Ihr wollt auch mit einem Zoom G2.1MA abro- cken? Dann schreibt einfach eine Postkarte oder E-Mail mit dem Stichwort „Zoom G2.1MA“ an die Redaktion. Es gelten die Teilnahme­bedingungen des Take Aways von Seite 111. Viel Erfolg.

Michael Amotts Studiosetup: Seine Dean-Signature- Gitarre und reichlich Marshalls. gewisse Stimmung zu erzeugen oder zu erhalten. klar nicht mehr die Haupteinnahmequelle, son- MA: Außerdem müssen wir die Gitarrenparts zu dern die Shows. Aber um weiterhin so viel tou- einem gewissen Teil ändern, da es manchmal ren zu können, brauchen wir neue Songs. Wir AG: Mein Livemikro ist ein Sennheiser aus der dreistimmige Arrangements gibt, die man mit sind eine Band, die sehr gerne live spielt – wir EM500-Serie, mit der 945er-Kapsel. Ein sehr gu- zwei Gitarren kaum reproduzieren kann. Aber haben uns damit eine sehr stabile Fan-Basis ter Allrounder, der laute, verzerrte Vocals trans- mittlerweile sind wir sehr gut darin, das so um- geschaffen, die auch in Zukunft unsere Exis- parent und mittig wiedergibt. Außerdem ist es zustellen, dass es immer noch fett und groß- tenz sichern wird. robust und stabil – eben tourtauglich. Auch im klingt und das Publikum sich nicht betrogen MA: Außerdem hat ja niemand bei Arch Enemy Studio nehme ich mit einem Handheld-Mikro vorkommt (lacht). Zudem klingen wir, wenn wir angefangen, um mit der Band Geld zu verdie- auf – ich hasse statische Mikros mit Poppschutz. live spielen, sowieso kraftvoller und aggressiver, nen oder berühmt zu werden. Wir haben eben Das nimmt mir jeden Spaß. Ich habe die letzen das gleicht vieles aus. einfach Musik in uns – und müssen die verarbei- beiden Alben („Root Of All Evil“ und „Khaos Le- ten, um bei Verstand zu bleiben. Deshalb wer- gions“) mit dem Shure SM7B aufgenommen. SC: Wie wichtig ist ein neues Album in Zei- den wir auch weiterhin Songs schreiben und ten sinkender Verkäufe überhaupt noch? diese anschließend veröffentlichen, sobald wir SC: Ändert ihr die Arrangements eurer Songs AG: Wir machen in erster Linie Musik für uns neues Material haben, das wir den Fans gerne für den Live-Einsatz? – dazu gehört auch, diese Musik auf Alben zu präsentieren wollen. AG: Wir ändern oft das Songende, um den Fluss verewigen, kombiniert mit Artwork und unserer zwischen den Tracks zu verbessern und um eine textlichen Botschaft. Die CD-Verkäufe sind ganz ✖ Jan Hoffmann