Was Hindert Mädchen Am Fußballspielen?
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Catharine Tamara Meyer Was hindert Mädchen am Fußballspielen? Chancen und Barrieren für Mädchenfußball im Sportverein Die Dissertation kann wie folgt zitiert werden: urn:nbn:de:hbz:468-20050483 [http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahbz%3A468-20050483] Was hindert Mädchen am Fußballspielen? Chancen und Barrieren für Mädchenfußball im Sportverein Dissertation zum Erwerb des akademischen Grades Dr. phil.paed. im Fachbereich G Bildungswissenschaften (Pädagogik, Psychologie, Sportwissenschaft) der Bergischen Universität Wuppertal vorgelegt von Catharine Tamara Meyer Wuppertal, Januar 2005 Gutachter: Prof. Dr. Eckart Balz Dr. PD Peter Neumann Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung . 7 2 Pädagogische Argumente für Mädchenfußball . 13 2.1 Elf Freundinnen wollen wir sein – Das Faszinierende an der Sportart Fußball . 15 2.2 Kicken ohne Engpässe – Das Fußballspiel und seine Bewegungsmöglichkeiten für Mädchen . 18 2.3 Das Fußballspiel – Volltreffer für die Weiblichkeit? . 29 2.4 Er steht im Tor und sie nicht nur dahinter – Fußball spielen und trotzdem weiblich sein! . 35 2.5 Resümee . 41 3 Daten zum Fußballspielen von Mädchen oder: Wird Fußball bei Mädchen im Sportverein flach gehalten? . 43 3.1 Der lange Weg zum „Wunder von Travemünde“ – Zur historischen Entwicklung des Fußballspielens von Mädchen und Frauen . 44 3.2 Statistiken und Studien zum Stellenwert des Fußballspiels bei Mädchen und Frauen im Sportverein . 52 3.3 Mögliche Hindernisse . 66 4 Fußball unter der gender-Perspektive oder: Warum liegt die Wahrheit nicht „auf’m Platz“? . 71 4.1 Zur Bedeutung und Konstruktion von gender . 72 4.2 Gender im Sport . 79 4.3 Mädchensozialisation und Fußballaktivitäten . 84 4.4 Mögliche Hindernisse . 94 Inhaltsverzeichnis 5 Qualitative Studie: Warum stehen Mädchen beim Fußballspiel im Abseits? . 97 5.1 Anlage der Untersuchung . 97 5.2 Darstellung zentraler Ergebnisse . 104 5.3 Typenübergreifende Interpretation . 135 5.4 Fazit . 137 6 Schlussbetrachtung . 139 Literaturverzeichnis . 145 Verzeichnis der Abkürzungen, Tabellen und Abbildungen . 159 Anhang . 163 A DFB-Statistiken . 163 B Interviewleitfäden und Transkripte . 165 C Verschickungsmaterial . 191 D CD mit Videoclips . 198 Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag (Ernst Happel). 1 Einleitung Was kann es Schöneres geben, als fröhlich und unbeschwert Sport zu treiben? Diese Botschaft erwägt der DSB jedes Jahr in seinen „Sport tut Deutschland gut“-Kampag- nen, mit denen besonders Kinder und Jugendliche angesprochen werden sollen. Ein- leuchtende und kindergerechte Slogans wie „Ene mene meck – der Speck ist weg“ oder „Mitspielen strengstens erlaubt. Die Sportvereine“ sollen darauf hinweisen, wie wichtig es heutzutage für junge Menschen ist, sich sportlich zu betätigen und zwar regelmäßig. Nun ist Sporttreiben im Verein tatsächlich für viele Kinder und Jugendli- che ein selbstverständlicher Bestandteil in ihrem Lebensalltag: Sie nehmen am Sport in verschiedenen sozialen Kontexten teil und bevorzugen unterschiedliche Sportarten (vgl. KURZ/SACK/BRINKHOFF 1996; BAUR/BURRMANN 2000; ENDRIKAT 2001; TIET- JENS 2001; BRETTSCHNEIDER/KLEINE 2002). Auch Mädchen und junge Frauen sind in den Sportvereinen zahlreich vertreten. Obwohl der Anteil weiblicher Mitglieder im DSB in den letzten Jahren kontinuierlich und im Vergleich zu männlichen Kindern und Jugendlichen sogar stärker gestiegen ist, sind Mädchen laut verschiedener Jugendsportstudien und Jugenderhebungen allerdings immer noch unterrepräsentiert (vgl. NAGEL 2003; SCHMIDT/BRETTSCHNEIDER/HART- MANN-TEWS 2003). Allerdings lassen die Studien erkennen, dass Mädchen und junge Frauen im Gegensatz zu ihren männlichen Altersgenossen einen facettenreichen Sport treiben, was bedeutet, dass sie neben Sportarten wie Turnen, Schwimmen und Leicht- athletik auch Zugang zu hierzulande eher männerdominierten Sportarten finden, wie beispielsweise Handball, Judo oder Tennis (vgl. MENZE-SONNECK 1998). Blickt man jedoch genauer auf die Ausrichtung des weiblichen Vereinssports, so ist festzustellen, dass sie in einer Sportart kaum oder gar nicht anzutreffen sind: im Fußballsport. Bei männlichen Jugendlichen ist Fußball hingegen die populärste Sportart, dort sogar mit großem Abstand. Ihre Dominanz ist in keiner anderen Sportart derart ausgeprägt. Seit einiger Zeit wird in diversen Sportmagazinen, Tageszeitschriften und besonders Webseiten vom Kommen, ja sogar vom „Boom“ im Mädchen- und Frauenfußball gesprochen. „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich“, so besagen es ebenfalls die viel zitierten Worte des FIFA-Präsidenten Sepp Blatter. In den Werbepausen der live über- tragenen Champions-League-Spiele wurde ehemals ein Spot gezeigt, in dem ein Vater dem Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld das Glanztor seiner fußballbegabten Tochter per Handy schickt (vgl. Anhang D.1). Hitzfeld bestaunt den Treffer auf seinem Laptop und winkt die Spieler des FC Bayern während eines Trainings zu sich. Kahn und Co. 7 1 Einleitung schauen anschließend interessiert auf den Bildschirm und Hitzfeld kommentiert mit den Worten: „Hier schaut mal, und wehe es lacht nochmal einer über Frauenfußball“. Unbestritten kämpft der Frauenfußball, besonders in seinen unteren Spielklassen, mit Anerkennungsproblemen und Benachteiligungen. In den Medien, egal ob Presse, Rundfunk oder Fernsehen, sind Übertragungen und Berichte zu weiblichen Fußball- spielen eher eine Rarität. Dennoch hat sich der Frauenfußball durch die großen Erfolge der Nationalmannschaft, die in den vergangenen elf Jahren immerhin viermal Europameister, einmal Vize-Weltmeister und einmal Weltmeister wurde, Ansehen und Respekt verschafft. Nach wie vor gehört das Fußballspiel jedoch der Herrenwelt. Dies überrascht nicht, wenn man wiederum bedenkt, dass Fußball von seiner historischen Entstehung her Teil einer männlich dominierten Kultur war bzw. ist und traditionell- männliche Werte wie Kampf, Körpereinsatz, Aggression, physische Stärke, Einsatz- willen widerspiegelt (vgl. KNAUF 1995). Nicht Frauen, sondern Männer schreiben Fuß- ballgeschichte, Männerfußball mobilisiert Massen und jedes Jahr plustern (Sport-)Journalisten die Frage zu einem Riesenthema auf, wer den Bayern in dieser Saison ein Bein stellen wird. Wenn es in einer Sportart derartige zwischengeschlecht- liche Klüfte gibt, scheint es lohnend, diese nicht einfach nur hinzunehmen, sondern nach den Gründen zu fragen: Warum spielen so wenige Mädchen und Frauen Fuß- ball? Liegt es vorwiegend am Desinteresse der Männer an diesem sportlichen Tun des weiblichen Geschlechts oder trägt allein die weibliche Apathie gegenüber dieser Sport- art zu den Durchbruchschwierigkeiten bei? Im besagten Werbespot fragt das einzige Mädchen, welches in einem Jungenteam spielt seinen Vater, ob die Bayern denn nun Angst bekommen. Die Antwort auf diese Frage müssen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst geben1, aber es scheint sicher, dass es heute immer noch manchen Personen im männerdominierten Fußball- geschäft und auch außerhalb desselben wenig angenehm ist, wenn sich weibliche Wesen jeden Alters mit Fußballstiefeln, Trikots und Hosen bekleiden und den Versuch wagen, den grünen Rasen (oder weitestgehend den Ascheplatz) zu erobern. Wenn ich in der vorliegenden Arbeit die zentrale Frage stelle, was Mädchen und junge Frauen2 am Fußball spielen hindert, so bin ich der Auffassung, dass der Mädchen- fußball entgegen populistischer Wahrnehmungen (vgl. FIFA-Slogan) nicht stark im Kommen ist und dass es immer noch viele ungeahnte Talente in dieser Sportart gibt, deren spezielle Lebenssituation eine Fußballaktivität nicht oder nur zeitweise zulässt. Die Semantik des Wortes hindern in der Fragestellung verweist auf zweierlei Aspekte, 1 Vielleicht müssen die Bayern Angst haben, da laut Meinung britischer Forscher Frauen im Jahr 2156 schneller laufen werden als Männer (vgl. TATE M /GUERRA/ATKINSON/HAYS 2004). 2 Ich meine in diesem Zusammenhang Mädchen und junge Frauen im Alter von 10 bis 17 Jahren. 8 Einleitung 1 welche genauer zu untersuchen sind. Zum einen bedeutet gehindert sein, dass Mäd- chen das Praktizieren dieser Sportart durch äußere Einflüsse schwer gemacht wird. Zum anderen impliziert das Wort hindern und hinderlich aber auch, dass es Mädchen selbst lästig, beschwerlich oder gar peinlich erscheint, in den organisierten Fußball- sport einzusteigen oder ihn beständig zu betreiben. Zu der Frage nach den Gründen für spezifische weibliche Sportkarrieren, aber auch Sportabstinenz großer Gruppen der weiblichen Bevölkerung, hat die Frauenforschung in der Sportwissenschaft in den letzten 15 Jahren einige richtungsgebende Beiträge geliefert (vgl. u. a. PALZKILL 1990/1991; PALZKILL/SCHEFFEL/SOBIECH 1991; KRÖNER/ PFISTER 1992; KLEIN 1995; PFISTER 1999; KUGELMANN 1996; ANDERS 2001). Auf der Grundlage dieser Arbeiten haben andere – überwiegend auch weibliche – Forsche- rinnen versucht, die Sportaktivität des weiblichen Geschlechts in einer ganz bestimm- ten Sportart genauer zu analysieren. NEUMANN (1992) befasste sich mit der weiblichen Karriereentwicklung im Basketball, ADOLPH (1994) führte eine empirische Untersu- chung zur Frage durch, warum Mädchen und Frauen reiten, GOMOLLA (1997) unter- suchte Zusammenhänge zwischen Bewegungspraxis und Überschreitung von Geschlechtskonturen in der Sportart Aikido, von ROSE (1991) und MENZE-SONNECK (1998) erschienen Arbeiten zu Sportkarrieren von Mädchen und jungen Frauen im Turnverein. SÜßENBACH (2004) ging der Frage nach, inwiefern jugendliche Mädchen hinsichtlich ihrer Identitätsfindung von einem Sportspielengagement profitieren kön- nen, dabei bezog sie