1928

15- IJlrg.' FfflZlSfflSCHE STÜDIEN

Quartalschrift

1. t P. Dr. Parthenius Minges O. F. M., München, Skotistisches im H erz-Jesu-K ultus...... 289 2 . Dr. H. GleumeS, Regens des Konvikts in Emmerich- Rhein, Dér hl. Bonaventura und die Imitatio Christi 294 3 . Dr. Florenz Landmann, Stiftsgeisthcher in Rufach, Zum Predigtwesen dér Strafiburger Franziskanerprovinz in dér letzten Z e it des Mittelalters? ...... 316 4. P. Dr. Hugó Dausend O. F. M., Bonn, Das Studium der Liturgia als besonderes theologisches Fach im Lichte franáskanischer Überheferung ...... 349

(Fortsetzung 2. Seite des UmscUags.)

Münster i. W. AschendorlGísche Verlag^buchhandlung Besprechungen ...... 356 1. C a m ille M a u c la ir, L a vie de sainte Claire d’Assise (J. B. Kaiser). 2. P. Erhard Schlund O. F. M ., Die Katholische Aktion (P. Julián Kaup O. F. M.). 3. Kari W iederkehr, Die ieibliche Aufnahme dér allersel^sten Jungfrau Marta in den Hímmel (P . Julián Kaup O . F. M .). 4. H. Oenzinger und Clem. Bannwart S. J., Enchiridion Sym­ bolorum etc. (P . Julián Kaup O . F . M .). 5. Beichtzusprüche für jüngere Priester (P . L . Sch.). 6. D r. Feldm ann, Schule dér Philosophie (P. Hugó Dausend O . F . M .). 7. P . L u d w ig F a n fa n i O , P ., D e iure religiosorum ad normam | codicis iuris canonici (P . Hugó Dausend O . F . M -). j 8. P. Salesius Elsner O. F. M., Mutter Maria Theresia Bonzel | und ihre Stiftung (P. Hugó Dausend O. F. M.). | 9. M, Grabmann und Fr. Pelster S. J., Opuscula et Textus hi­ storiam ecclesiae eiusque vitam atque doctrinam illustrantia (P . Hugo Dausend O. F. M .). 10. Dr. Emmeram Leitl, Lateinbuch für Erwachsene und Das Latéin der Kirche (P. Hugo Dausend O. F. M .). 11. P. Odilo Gatzw eiler O. F. M ., Die liturgischen Handschriften des Aachener Münsterstifts (P. Hugo Dausend O. F. M .). f Dr, theol. h. c. P. Leonhard Lemmens O. F. M ...... 361

Alie die Schrifdeitung der Zeitschrift betreffenden Mitteilungen wolle man richten an: Schriftleitung der Franziskanischen Studien. Paderborn i. Westf., Westemstrafie 19. Schriftleiter: P. Dr. Ferdinand Doelle O .F.M .

Abonnement: Jahrllch ,4 Hefte RM 10.—, Einzelheit RM 3.—, Doppel- heit RM 6 .— .

A nzeigenpreise; 1 Seite RM 100.—, ^ 2 Seite RM 55.—, * /4 Seite RM 30.— ; Beilagen nach Übereinkunft.

Dieses Heit enthalt einen Prospekt der Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung, Münster i.W., betr. „MBINE WANDER- UND PILGERFAHRTEN IN SPANIEN" von P. DR. KLEINSCHMIDT 0. F. M.

■HsnwinaVHWluaKuivmaxMMHMHta Skotistisches im Herz-Jesu-Kultus. Von t P- Parthenius Minges O. F. M. Die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu gewinnt immer mehr an Ansehen und Bedeutung. Auch von ihr scheint das Gleichnis vöm Senfkörnlein zu gelten. Anfangs kaum beachtet, beim Bekanntwerden auf das heftigste bekámpft und verspottet, breitet sich dieser Kultus von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weiter aus. Das Herz-Jesu-Fest ist zum Rangé eines allgemeinen Festes erster Klasse erhoben worden, die sogenannten Herz-Jesu- Freitage werden allenthalben gefeiert und wirken sehr segens- voll. Dieser Verehrung scheint die Zukunít zu gehören. Ein&r jeder liturgischen Übung liegen dogmatische Prinzipien zu- grunde. Auf dieselben einzugehen, ist hier nicht dér Őrt. Wohl aber entspricht es den „Franziskanischen Studien“ einmal kurz darzulegen, wie sich dér Herz-Jesu-Kultus zűr altén Franzis- kanerschule, zum Skotismus, stellt. Duns Skotus betont bekanntlich sehr den f r e i e n W i 11 e n Gottes. Gott ist nur von sich selber determiniert im Wollen und W irken nach aufien hin; sonst ware er nicht mehr frei, von etwas Aufiergöttlichem abhangig. Weil er nur gut ist, kann er auch nur Gutes wollen. Dasselbe mag nicht das Beste sein; das Allerbeste im eigentlichen Sinne ist ja Gott selber, deshalb kann es nach aufien hin nicht effektuiert werden, weil das Unendliche nicht geschaffen werden kann. Ist es aber einmal verwirklicht, so ist es ohne weiteres gut, weil es eben von Gott herkommt. Es mag scheinbar zum Herkömmlichen, zu seiner Umgebung nicht passen, es mag auch den Schein erregen, als sei es Gottes unwürdig; es ist trotzdem gut und wird nur Gutes, vielleicht sehr Gutes wirken. Es wird sich behaupten, Geltung verschaffen und durchsetzen, mag es noch so sehr angeíeindet werden. Denn es ist Gottes W erk, die Hindemisse und Schwierig- keiten hingegen nur Menschenwerk. Gottes Gedanken sind nicht menschliche Gedanken, seine Wege nicht unsere Wege, ge- schöpfliches Wollen und Wirken aber auch nicht göttliches, Franzisk. Studien. 15. Jahrg. 4. Heft. 19 290 SKOTISTISCHES IM HERZ-JESU-KULTUS können deshalb dem Allerhöchsten nicht widerstehen. Ist nicht a ll das so echt biblisch? Diesen so echt skotistischen Gedanken seben w ir nun beim Herz-Jesu-Kultus so recht bestátigt. Dieser Kultus ist sozusagen ein nóvum in dér Kirche. Er widerspricht nicht dér vorher- gehenden Lehrentwicklung, auch nicht dér seitherigen Liturgie, dér patristischen und mittelalterlichen Frömmigkeit. Aber rein natürlich betrachtet, ware er kaum aus denselben von selbst her- vorgegangen, sowenig als das Fronleichnamsfest aus den álteren Kultusformen. W ie letzteres beruht auch er vielmehr auf direk- ter göttlicher Offenbarung. Organ derselben war nicht ein Papst, ein Bischof, ein Priester, nicht ein berühmter Theologe, sondern eine einfache, ganz unbekannte, ungelehrte, selbst von ihrer nachsten Umgebung nicht geschátzte Klosterfrau. Von dem Herz-Jesu-Kultus wie auch von dem damit enge zusammen- hangenden Fronleichnamsfest scheint zu gelten, was Gutberlet von dér Marienverehrung sagt^: „Harnack u. a. habén nicht ganz unrecht, wenn sie das Volk und die Mönche als Begründer dér Marienverehrung ausgeben. Dér Herr hat es den Seinigen, denen die seine eigene Person im vollsten Glauben erfassen und ihr die innigste Liebe und Verehrung entgegenbringen, überlassen, die Schlüsse aus Máriás Gottesmutterschaft zu ziehen.“ Eine Nonne war Urheberin miserer neuen Andachts- übung, Klosterfrauen und ihre geistlichen Berater, dann das ein­ fache schlichte Volk ihre ersten Anhánger und Förderer, Ordensleute ihre Verteidiger und Ausbreiter. Gar manche andre Katholiken dér höheren Stande aber, darunter auch Priester, Bischöfe und Theologen, waren dagegen eingenommen, nament- lich weil sie ihnen als Neuerung vorkam. Scharfe Widersacher waren namentlich im 18. Jahrhundert die einflufireichen Jansenisten und Josephiner. Mán verschrie diese Kultusform als neu, falsch, geíahrlich, nannte ihre Anhanger Alacoquisten und Herzanbeter, beschuldigte sie des Aberglaubens, ja sogar des Materialismus. Trotz alldem blieb die neue Verehrung Sieger, gewann immer mehr Boden, immer gröi3ere Anerkennung und Billigung von seiten dér obersten kirchlichen Behörden. Sie kam eben von Gott, war Gottes Werk, deshalb ohne weiteres in sich selbst gut, Gottes würdig und überwand allé Hindernisse.

1 Die Gottesmutter, Regensburg 1917, 21. MINGES 291

So spricht der Herz-Jesu-Kultus f o r m e ll einen echt skotisti- schen Gedanken aus. Er tut es aber auch m a te rie i 1. Was ist denn eigentlich das innere Wesen dieses Kultes? In erster Linie handelt es sich unstreitig um das le ib - liche Herz Christi. Dasselbe bildet einen Teii des Men- schen Jesu, ist deshalb in und m it der Menschheit hypostatisch mit der Gottheit der Person des Logos verbunden. Deshalb ist es, wenn auch nicht fiir sich alléin oder getrennt von der übrigen Menschheit und der Gottheit Christi, im strengen Sinne des Wortes anzubeten, weil eben der Heiland nur eine Person und zwar eine göttliche Person ist. Man kann aus dem genannten Grunde von dem g ö ttlic h e n Herzen Jesu reden, in erster Linie denkt man aber doch an das M e n s c h 1 i c h e in Christus. Der Herz-Jesu-Kult soli uns die menschliche Seite des göttlichen Erlösers naher bringen. Hier in kommt wieder ein echt skotisti- scher Gedanke zum Ausdruck. Im Gegensatz zum heiligen Thomas von Aquin, welcher in seiner Christologie mehr das Göttliche in Jesus hervorhebt, betont Skotus mehr den mensch- lichen Faktor, somit auch das Geschaffene, Gewordene, End- liche, Beschrankte. Er gibt der Gottheit der Person Christi, was der Gottheit ist, aber auch der Menschheit, was der Menschheit ist. Mit andem Worten, er macht mit der Menschheit des Heilandes vollen Ernst. Dies ersehen wir aus der Art und Weise, wie er die Fragen iiber die Impekkabilitat und die visio beatifica der Seele Christi, iiber das Erkennen und die Be- gnadigung derselben angreift und löst. Ebenso macht er vollen Ernst mit dem von allén Theologen zugestandenen Satz, dafí Christus ais Mensch, nicht ais Gott, fiir uns litt und starb, uns erlöste, fiir uns verdiente und Sühne leistete. Die Menschheit Christi ist und bleibt aber endlich, und dasjenige, bei welchem ein endlicher Faktor mitspielt, kann niemals unendlich im eigentlichen Sinne werden; denn sonst ware es auch ewig, unveranderlich usw., man könnte ja von einem Leiden und Sterben gar nicht mehr reden. Ist aber das W erk des Heilandes im ontologischen Sinne endlich — moralisch allerdings mag man es unendlich nennen, das gibt auch Skotus zu — so ergeben sich daraus andere sehr wichtige Konklusionen in dér ganzen Er- lösungslehre. Diese Folgerungen zog dér Doctor Subtilis auch wirklich und zwar mit dér ganzen ihm eigenen Geistesschárfe und Konsequenz. Auf solchem Wege mufite er freilich zu 19* 292 SKOTISTISCHES IM HERZ-JESU-KULTUS

anderen Resultaten kommen als dér Aquinate, welcher das Gött- liche in Christus betonend sein W erk als unendlich bezeichnete. Daher kam es aber auch, dafi mán Skotus immer und immár wieder den Vorwurf macht, seine Christologie führe zum Nestorianismus, sei verflachend, abschwachend usw. Das ist nicht wahr, dies liegt ihm gánzlich fern. Auf das Náhere kann ich hier nicht eingehen. Ich verweise nur auf meine beiden Artikel in dér Tübinger Theologischen Quartalschrift ^ über das Werk und die Person Christi. Wenn uns alsó die Kirche das Herz Jesu zűr Verehrung und Nachahmung vorstellt, so legt sie den Nachdruck ebenfalls auf das Menschliche in Christo, auf das leibliche Herz, auf die geschafíene Seele, den geschöpf- lichen Willen. Von einem g ö ttlic h e n Herzen im allerstreng- sten Sinne kann mán ja nicht reden, weil Gott als Gott keinen Leib, somit auch kein leibliches Herz hat. Wenn auch mit dem Herzen Jesu in erster Linie das leib­ liche Herz gemeint ist, so geht doch dér eigentliche Zweck unsers Kultus auf das Innere, auf das Seelenleben in Christus, speziell auf sein Liebes-, Opfer - und Tugend- leben. Von all dem ist das leibliche Herz das geeignetste Symbol. Dieser Gedanke braucht hier nicht weiter bewiesen und erörtert zu werden. Namentlieh die L ie b e Jesu soll uns unter dem Herzen Jesu zűr Erwagung und Nachahmung vor- gestellt werden. Diese Liebe betont aber gerade Skotus so recht. Nach ihm ware Gott auch Mensch geworden, wenn nicht gesündigt hatte. Er liebte eben die Menschen überaus und wollte sich aus Liebe ihnen mitteilen, durch die Menschwerdung sich zu ihnen herablassen. Mán sagt, dafi bei dér skotistischen Erlösungslehre die göttliche Gerechtigkeit zu kurz komme. Diesen Einwurf macht sich schon Skotus selber, er láfit ihn aber nicht gelten. Er hebt vielmehr öfters hervor, dafi Christus uns auch auf andere Weise hatte erlösen, für uns genugtun können. Aber trotzdem wahlte er den schmahlichen und schmerzlichen Tód am Kreuze, damit er uns desto offenbarer sein© grófi© Lieb© z©igen konnte, um uns dadurch mehr zűr Gegenlieb© anzutreiben. Unwillkürlich mufi mán bei dér Be- trachtung dér Liebe des göttlichen Herzens Jesu an diese echt christlichen, Christi würdigen Satze d©s Skotus d©nken. — Die

2 1907, 241— 279. 384— 424. M IN G E S 293

Liebe spielt auch sonst einei grofie Rolle im Skotismus. Es sei nur daran erinnert, dafi nach ihm die heiligmachende Gnade dem Wesen nach mit der theologischen Tugend der Liebe identisch ist. Liebe hat aber ihren Sitz im W il i en. Wenn uns deshalb der Herz-Jesu-Kult ganz besonders die Liebe des göttlichen Heilandes vorstellt, so weist er uns eben auf den W illen des- selben hin. Der W ille hat den Verstand zur Voraussetzung, somit auch der W ille Jesu seinen Intellekt, und sedn W ollen das Erkennen. An das Erkennen, an den Verstand Christi denkt man aber bei der Herz-Jesu-Verehrung kaum; sie verschwinden gleichsam hinter dem W illen, d. h. hinter der aus dem W illen hervorgehenden Liebei. Kommt hier.nicht wiederum eine echt skotistische Lehre zum Ausdruck, namlich d ie L e h re vom PrimatdesWillens? Ist dieselbe nicht so echt biblisch und christlich? W ird sie nicht im Herz-Jesu-Kulte sozusagen praktisch sanktioniert? Das wird sich kaum ernstlich bestreiten lassen. W ir haben also gesehen, dafi sich bei der Herz-Jesu-Ver- ehrung eine Reihe echt skotistischer Ideen mehr oder minder auspragen. Ist diese Tatsache nicht eine stillschweigende, aber trotzdem sehr beredte Approbation dieser Theorien? Ich glaube, dal5 dies auch noch in anderer Hinsicht der Fall ist. 294 DER HL. BONAVENTURA UND DIE IMITATIO CHRISTI

Der hl. Bonaventura und die Imitatio Christi. Von Dr. H. Gleumes. 1. D e r Einflufi des hl. Bonaventura auf die Schriftsteller des Windesheimer Reformkreises. St. Bonaventura, der grofie Mystiker und Verbreiter der franzis- kanischen Ideen, nimmt in der Gesehiehte der Mystik eiaen hervor- ragenden Platz ein. Spuren seines Einflusses lassen sich aucli fest- stellen in der grófién niederlandischen Reformbewegung am Ende des 14. Jahrhunderts, die ihren Ausgang von Gerhard Groot (f 1384) nahm und fortwirkte in der Windesbeimer Kongregation der Regu- larkanoniker vom hl. Augustinus, deren Mitglied auch Thomas a Kempis gewesen ist. P. Symphorien, ein Gelehrter aus dem Ka- puzinerorden, hat eine gründliche Untersuchung über die Frage an- gestellt, in welchem Umfange der Verfasser der Imitatio Christi von den Schriften des hl. Bonaventura beelnflufit worden ist. Das Er- gebnis seiner Forschungen hat er in den Etudes Franciscaines ^ ver- öffentlicht. Er zerlegt seine Arbeit in zwei Abschnitte: 1. Der doctor devotus ist bei den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“ ^ hoch geehrt und viel gelesen worden. 2. Die Ordnung und Lehre der Büeher der Imitatio und der hl. Bonaventura. Es hatte nahe gelegen, dafi P. Symphorien neben der Imitatio auch die anderen Traktate von Thomas Hemerken herangezogen hatte, um festzustellen, ob auch darin der Einflufi des hl. Kirchen- lehrers sich geltend macht. Im folgenden sollen die Untersuchungen des Kapuziners gepriift ‘ und erganzt werden, indem hingewiesen wird auf die Bedeutung des hl. Bonaventura für Gerhard Groot und seinen Freundeskreis, für die Imitatio Christi und für die anderen aszetischen und mystischen Schriften des Kempener Gottesfreundes. Dafi der Urheber der niederlandischen Reformbewegung am Ausgange des Mittelalters ein besonderer Verehrer des hl. Bona-

1 Symphorien, P., L’influence spirituelle de S. et rim itation de Jesus Christ. Études Franciscaines, tome 33 (1921), p. 36 ss., p. 235 ss., p. 344 ss., p. 433 ss., tome 34 (1922) p. 23 ss., p. 158 ss., tome 35 (1923) p. 279 ss., p. 356 ss. 2 Die Schiller Groots bildeten unter Leitung des Vikars Radewyns in Deventer eine Gemeinschaft, die sich bald auch in anderen Stadten fest- setzte, die Fraterherren oder Brúder vom gemeinsamen Leben. Ein grofier Teii ihrer Mitglieder schlofi sich zu einer Ordensgesellschaft nach der Augustinerregel zusammen. Die erste Klostergriindung war Windesheim, spater Vorort der grófién Kongregation. G L E U M E S 2 9 5

ventura gewesen ist und dessen Werke fleifiig benutzt hat, laBt sich nicht nachweisen. Die von Thomas von Kempen verfafite Vita Ger- ardi Magni * enthalt ebensowenig eine Andeutung wie das Chronicon Windesemense des Regularkanonikers Johannes Busch P. Sym- phorien meint, wenn mán Groots Bekehrungsgeschichte lese, sei mán geneigt, ihn als einen Mann von dér Gesinnungsart des berühmten Pariser Kanzlers Johannes Gerson einzuschátzen, dér ein Menjschen- alter spater gelebt habé. Gerson aber habé sich sehr lobend über Bonaventura ausgesprochen, ihn als „plus idoneum inter celebres doctores" bezeichnet. So werde auch Groot eine gleiche Verehrung für diesen Kirchenlehrer gehabt habén'’. Dem steht aber entgegen, dafi Groot weder in seiner Exhorte De sacris libris studendis ein Buch des hl. Bonaventura empfiehlt, noch auch in seiner Publica protestatio, worin er die von Ihm am meisten benutzten Schriften aufzahlt, irgendein Werk des doctor devotus erwahnt®. Wahrend seines Aufenthaltes als Student in Paris hat er sieh nur geringe Kenntnisse in dér Theologie erworben; denn „er suchte damals nicht Christi Ruhm, sondern strebte mehr nach irdischer Ehre“ Den An- stofi zu seiner Bekehrung gab erst viel spater dér Karthauserprior Heinrich von Kalkar. Kartháuser und Zisterzienser stehen ihm be- sonders nahe in seinem Wirken als Reformator von Klérus und Volk, nicht aber die Ordensgenossen des hl. Bonaventura „Für Johannes van Huesden kann ich keinen Text anführen,“ schreibt P. Symphorien in seiner Studie Die Chronik von Windes- heim und die historischen Abhandlungen von Thomas , Hemerken bieten keine Bemerkungen zu diesem Punkte. Anders verhalt es sich mit Florentius Radewyns, dem Mit- arbeiter Groots und eigentlichen Stifter dér Fraterherren oder Brüder vöm gemeinsamen Leben. Sein Tractatulus devotus ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Kommentár zu Bonaven- turas mystischer Schrift De trip lic i via. Er zitiert fást das ganze erste Kapitel dieses Büchleins und einen grófién Abschnitt aus dem

2 Hemerken, Thomae a Kempis, opera omnia, edidit M. J. Pohl, vol. V I I, Friburgi 1922. * Chronicon canonicorum regularium ordinis S. Augustini capituli Windesemensis auctore Joanne Buschio. Antwerpiae 1621. 5 Études fr., t. 33, p. 39 et 40. ® Op. omn. Thomae, vol. V II, p. 98 et 86. ’ Ibid. p. 35. s Anscheinend hat P. Symphorien bei seiner Untersuchung tiber Groot nur Anger, Études sur les mystiques des Pays-Bas au moyenage, Bruxelles, Hayez 1892 berilcksichtigt, nicht aber die Vita Gerardi Magni und das Chronicon Windesemense als Quellenwerke, die neben Nachrichten über Groot auch Auszüge aus seinen Briefen enthalten. 0 Études fr., t. 33, p. 39. 2 9 6 d e r h l . b o n a v e n t u r a u n d d ie im it a t io CHRISTI

dritten^". Die Einteilung ist bei beiden dieselbe; doch behandelt Radewyns von den drei Stufen der VolLkommenbeit nur die via pur­ gativa und illuminativa. Der Grund dafiir, daö er nicht auch zur höchsten Stufe fortschreitet, mag wohl in der ganzen Geisteshaltung der fratres vitae communis liegen, die sich hauptsachlich auf die praktische Aszese eingestellt hatten^^ Johannes von Schoonhoven, Nachfolger Ruysbrocks ais Prior des Klosters Groenendael, das sich der Windesheimer Reform einglie- derte, hat in seinem ersten Briefe an seinen Neffen Simon einzelne Zitate aus Bonaventura, so z. B. den Leidenshymnus In passione Do­ mini, der dem Officium de passione Domini entnommen ist Bonaventuras Breviloquium hat wohl den Regularkanoniker Gerlach Petri veranlafit, eins seiner Werke mit dem gleichen Titel zu versehen^^. Ein Schiller von Florentius Radewyns, der Fraterherr Gerhard Zerbolt van Zuetphen, hat in seiner Schrift De reformatione interiori seu virium naturae Bonaventuras Sentenzenkommentar und den auch von Radewyns benutzten Traktat De triplici via verwertet. Doch bedient er sich nicht der Áusdrücke: via purgativa, illuminativa, unitivá, wenn auch seine Gedanken nach diesem Schema geordnet sind Mehr noch ais Gerhard van Zuetphen hat der regulierte Chor- herr Johannes Mauburnus, der kurz nach dem Tode von Thomas a Kempis in das Kloster der hl. Agnes zu ZwoUe eintrat, den doctor seraphicus zitiert, namentlich in seinem Rosetum exercitiorum spiritualium

De triplici via, c. 1, n. 3— 13; c. 3, n. 3, tom. V I II . S. Bonaventurae op. omn. Ad. Clar. Aquas 1882 ss. cfr. Études fr., t. 33, p. 40—55. Sie machten sich auch Aufzeichnungen iiber ihre geistlichen Übungen und ihre guten Vorsatze. Vgl. Groots proposita, non vota sowie das propositum cuiusdam canonici. S. Bon. op. omn. tom. V I I I , p. 152. Ein Manuskript von Schoon- hovens Brief lag in der Lowener Bibliothek (n“ 239) und ist vielleicht durch den Brand von 1914 vernichtet worden. Doch findet sich der Text auch im Codex Lacensis, wo er auf die drei ersten Bücher der Imitatio folgt. Vgl. Stimmen aus Maria Laach, Jahrg. 1882, S. 235—265. Im Druck erschienen in der Zeitschrift Katholiek, 86. Deel (1884) p. 199 ss., p. 325 ss.; 87. Deel (1885), p. 126 ss. Leiden 1884/85. Vgl. Grube, K., Die literarische Tátigkeit der Windesheimer Kon- gregation, Katholik, Jahrg, 1881, I, 42 ff. Études fr., t. 33, p. 60—62; Gerhards van Zuetphen Biographie ist von Thomas in den Sermones ad novicios dargeboten. Op. omn. vol. V II, 1. IV , p. 265—282. Mauburnus starb 1502; sein Rosetum erschien 1491 zu Basel in Druck. In seiner Vorrede bezeichnet er Thomas a Kempis ais Verfasser der Imitatio. Vgl. Études fr., t. 33, p. 64—66. G L E U M E S 2 9 7

Wenn P. Symphorien schlieBlich noch den spanischen Benedik- tinerabt Cisneros erwahnt, dér ebenfalls von Bonaventura stark be- einilufit worden ist, so w ill er vor allém darauf hinweisen, dafi durch dia Schriften dieses Abtes die Ideen Bonaventuras, Gerhards van Zuetplien und Johannes’ Mauburnus dem Stifter dér Gesellschaft Jesu übermlttelt worden sind und dem Exerzitienbüchlein ihre Spuren aufgepragt habén Bemerkenswert ist noch, dafi das Propositum cuiusdam canonici, das zahlreiche Werke der Kirchenschriftsteller aufzahlt, den Namen des doctor seraphicus nicht enthalt. Daraus geht hervor, dafi dieser ungenannte Regularkanoniker der Windesbeimer Kongregation sich mit Bonaventuras Werken wenig oder gar nicht beschaftigte

2. D e r Einflufi des hl. Bonaventura auf die Imitatio Christi. In der „Nachfolge Christi" findet sich ein einziges Zitat aus einer Schrift des hl. Bonaventura \ das auch im Streite um die Autor- schaft dieses Biichleins eine Rolle gespielt hat. Man kann namlich daraus den Beweis fiihren, dafi der Verfasser nicht vor Bonaventura gelebt haben kann. Dieses Zitat ist der Legenda S. Fra-ncisci ent- nommen, in der es heifit: „Quantum est homo in oculis Dei, tantum est et non plus“ Die Imitatio hat folgende Lesart: „Nam quantum unusquisque est in oculis tuis, tantum est et non amplius, ait humilis sanctus Franciscus“ ^ P. Symphorien sagt von der Biographie Bona­ venturas: „Diese Lektiire ist Musik, die mit magischer Gewalt die Seele bis in ihre Tiefen durchdringt und in ihr die Flamme der Inspiration entfacht. Das ist fiir Thomas a Kempis ebenso wahr- scheinlich; er konnte in St. Bonaventuras Werk das von einer seraphischen Feder entworfene Vorbild dieser ,Nachfolge Christi' betrachten, welche die Zentralidee seines eigenen Meisterwerkes werden sollte“ Um die überragende Bedeutung des doctor seraphicus fiir den Verfasser der „Nachfolge Christi" hervorzuheben, stellt der ge- lehrte Kapuziner in seiner Studie folgende Behauptung auf: „Die

“ Études fr., t. 33, p. 67. Études fr., t. 33, p. 38; Collationes Brugenses, tomus X IV , p. 10 ss. 1 Es ist nicht, wie P. Symphorien meint, das einzige Zitat iiberhaupt. Augustinus, Bernhard, Thomas von Aquin und auch Schriftsteller des klassi- schen Altertums werden zitiert. 2 Leg c. 6,1 tom. V I I I , p. 520 (Bonv. op. omn.). Ad Claras Aquas 1882 ss. 3 Imit. 1. III, c. 50,37. -t Études fr., t. 33, p. 253. 2 9 8 d e r h l . BONAVENTURA u n d d ie im it a t io CHRISTI

Biicher der Imitatio Christi stellen deu dreifachen Weg der Reini- glung, Erleuchtung und Vereinigung dar, so wie er bezeiclmet und dargestellt wird von St. Bona ventura. Unter diesem Gesichtspunkte mufi das Buch vom Altarssakrament, das einen Teii des Weges d«r Erleuchtung ausmacht, auf das zweite Buch folgen“ Im Briisseler Autograph mit der Jahreszahl 1441 stebe das Buch vom Altars­ sakrament vor dem dritten Buch. Thomas habe absichtlich diese An- ordnung getroffen, weil er im ersten Bucbe die via purgativa, im zweiten und vierten (de saci’amento) die via illuminativa, im dritten die via unitivá zur Darstellung bringen woUte. Nun hat aber die Imitatioforschung nachgewiesen, dafi die vier Traktate der „Nachfolge Christi“ urspriinglich nicht die Bezeichnung erstes, zweites, drittes und viertes Buch tragen, sondem ais s

T. 33, p. 245 et 246. ® Pohl in den Epilegomena zur Imitatio, op. omn. Thomae, vol. II, p. 444, 481, 482. Cfr. H i r s c h e , C., Thomae Kempensis, De Im itatio Christi lib ri IV , Berolini 1874, praefatio, p. X V I II . Inhalt: Selbstgesprach der Seele, die drei ersten Bücher dér Imitatio, die Erhebung des Geistes, Mahnung zur geistlichen Übung, Vorrede vom vierten Buche dér Imitatio (de sacramenta). Ex actibus conventus Pari- siensis anni 1681, mitgeteilt von Puyol, Descriptions bibliographiques des manuscrits et des principales éditions du livre De Imitatione Christi, Paris 1898, p. 271; Pohl, op. omn. Thomae, vol. I I , p. 465. ® H a g e n , P., Mahnungen zur Innerlichkeit, Eine Urschrift des Buches von dér Nachfolge Christi, Lübeck 1926. Gründe gegen des Herausgebers Annahme, daü die Urschrift dér Imitatio in dieser Handschrift vorliege, finden sich bei Gleumes, Welche Mystiker habén den Verfasser dér Imitatio Christi beeinflufit? Diss. Sendenhorst 1926, S. 17—23. G L E U M E S 2 9 9 vielmehr enthált jeder einzelne Traktat kürzere oder lángere Aus- führiingen über die verschiedenen Vollkommeiiheitsstufen. P. Symphorien glaubt eine Stütze für seine These in Bonaven- turas Kommentár zum Lukasevangelium gefunden zu habén®. Zu dem Verse: Beatus qui manducabit panem in regno Dei! (Luk. 14,15) bemerkt der hl. Kirchenlehrer: „Et nota, quod cibus üle, qui erit in regno Dei, non erit cibus carnalis, sed spiritualis. Et iste panis est Verbum increatum et incarnatum, quem quidem panem manducamus in via sacramentaliter, secundum illud primae ad Corinthios, v. 28: „«Probet autem seipsum homo, et sic de pane illo edat et de calice bibat;» in patria vero manducabimus spiritualiter, videndo facie ad faciem. Primus panis est doloris paenitentiae. Secundus est panis laboris iustitiae. Tertius est panis instructionis doctrinae, Quartus est panis Sacramenti Eucharistiae, Quintus est panis consolationis internae, Sextus est panis contemplationis supernae; Per hos sex panes venitur ad septimum, de quo hic: Beatus qui manducat in regno Dei.“ P. Symphorien gibt dieser Stelle folgende Auslegung; „Offenbar teilt der Verfasser Jeden der drei Wege in zwei Unterpunkte. Zwei Dinge sind im Texte hervorzuheben. Zunaohst das ,Brot der Eucharistie‘, es steht vor der ,inneren Tröstung'... Die Eucharistie ist also die Erfiillung der ,Erleuchtung‘ die uns zur ersten Stufe der Vereinigung führt, zur inneren Tröstung. Femer mufi man den Aus- druck ,Brot der inneren Tröstung* beaehten; ,Innere Tröstung* ist gerade der Titel des vierten Buches in der Haiidschrift von 1441“ i". Der Kapuzinerpater bringt die Auslegung liber das siebenfache Brot mit den drei Stufen der Mystik in Verbindung. In Wirklichkeit spricht der Lukaskommentar hier gar nicht vom dreifachen Wege zur Vollkommenheit. Auch die Annahme, dafi je zwei Unterpunkte die einzelnen Stufen ausmachen, ist nicht unbedingt zwingend. Das „Brot des Bu6schmerzes“ ist freilich nichts anders ais das, was im Biichlein De triplici via unter der via purgativa zu verstehen ist, die vom Men- schen fordert, dafi „der Stachel des Gewissens aufgereizt, gescharft und richtig gelenkt vi^erden mu6“ Das zweite Brot, panis laboris iustitiae, erlautert der Heilige durch die beiden Schriftworte: „Du sollst im Schweifie deines Angesichtes dein Brot essen“ (Gen. 3,19),

0 Op. omn. tom. V I I, n. 33— 35, p. 369. 10 Études fr., t. 33, p. 358 et 359. „Stimulus conscientiae exasperandus, exaeuandus, rectifleandus est.“ tom. V I I I , p. 1— 18. 3 0 0 d e r h l . b o n a v e n t u r a ÜND UIE im it a t io CHRISTI

und „Deiner Hande Frucht wirst du wahriich geniefien; glückselig bist du und es wird dir gut gehen“ (Ps. 127,2). Man könnte auch die Ansioht vertreten, dafi „das Brot der Arbeit der Gerechtigkeit“ ein Punkt der via illuminativa ist, wo die Seele nach ihrer Hinwendung zu Gott die Nachfolge Christi übt, indem sie nach Gerechtigkeit (iuslitia), d. h. nach Tugenden strebt (die Aktivitát der zweiten Stufe). Panis instructionis doctrinae bedoutet offenbar die via illu­ minativa. Dagegen könnte man panis Sacramenti Eucharistiae auch der via unitivá zurechnen. Vom Brote der Lehre und vom Brote der Eucbaristie sprlcht der Heiland im 6. Kapitel des Johannesevange- liums. Wiederholt findet sich beim vierten Evangelisten die Zu- sammenstellung „Licht und Leben“, Ausdrücke, welche die via illu­ minativa unid unitivá charakterisieren. Panis consolationis internae und panis contemplationis supernae gehören zur via unitivá. Das Endziel ist dann das siebte Brot der ewigen Erquickung, panis refectionis aeternae. Mitbin ist die von dem belgischen Kapuziner aufgestellte These; „Offenbar teilt der Verfasser Jeden der drei Wege in zwei Unter- punkte“, nicht ganz einleuchtend. Die weitere Folgerung des Paters lautet: „Das erste Buch der ,Nachfolge Christf bezieht sich auf den Weg der Reinigung, das zweite und vierte behandeln den Weg der Erleuchtung, das dritte spricht vom Wege der Einigung, so wie er sich normalerweise in den hochherzigen Seelen verwirklichf* Er legt dann ausfiihrlich dar, was Bonaventura iiber die einzelnen Stufen besonders in seinem Werkchen De triplici via sagt, indem er bei der via unitivá das Soliloquium animae eingehend beriicksichtigt, und sucht schliefilich zu beweisen, dafi die aszetisch-mystischen Schriften des franziskanischen Kirchenlehrers und die „Nachfolge Christi“ des frommen Augustinerchorherrn in Aufbau und Inhalt weitgehende Übereinjstimmung zeigen. Priifen wir die angefiihrten Gründe auf ihre Stichhaltigkeit. I. Buch der Imitatio. Das erste Buch tragt den UntertiteI: Admonitiones ad spiritua­ lem vitam utiles. Vielleicht stammt dieser wie auch die UntertiteI der anderen Biicher von Thomas selbst, oder aus der Zeit kurz nach seinem Tode Indem P. Symphorien spiritualitas ais Gegensatz zu sensualitas auffafit, versteht er darunter das Freiwerden von der Sinnlichkeit, also die via purgativa. Doch lafit sich dieser Begriff noch weiter fassen, und für gewöhnlich versteht man unter geist-

Etudes fr., t. 33, p. 434. Die Handschrift des Nikolaus Numann aus Frankfurt, die aus dem Jahre 1488 stammt, tragt die verschiedenen Überschriften. G L E U M E S 3 0 1

lichem Leben das Streben nach Vollkommenheit allgemein, nicht blofi den Anfang dieses Strebens auf dér Stufe dér Reinigung. Dieses Bucii mit dem Titel: „Nützlicbe Ermahnungen für das geistliehe Leben“ behandelt tatsachlich mancbe Forderungen, die an einen in dér Tugend Fortgeschrittenen gestellt werden, z. B. das 19. Kapitel „von den Übungen eines guten Religiosen“. Dér Titel des zweiten Bucbes: Admonitiones ad interna trabentes, „Mabnungen zűr Inner- lichkeit“, besagt im Grunde genommen nicbts anderes als die Über- scbrift des ersten Bucbes, da internus und spiritualis gleicbbedeutend sind. Dagegen weist dér Titel des dritten Bucbes: De interna conso­ latione schon eber auf einen Fortscbritt in dér Vollkommenbeit bin, auf eine gröfiere Gottverbundenbeit. Die Überscbrift des vierten Bucbes: De sacramento altaris bezeicbnet das Spezifiscbe dieses Traktates. Obne Bedenken könnte mán die drei ersten Bücher ins- gesamt mit dem Titel: Admonitiones ad spiritualem vitam utiles oder aucb Admonitiones ad interna trabentes verseben, ja, es findet sicb in der Bibliotbek von Valenciennes eine französiscbe Handscbrift, die unter dem Titel I/internelle consolation die drei ersten Bücber der Imitatio entbalt Die Lübecker Handscbrift, welcbe das zweite und dritte Bucb umfafit, ist überscbrieben: „Mabnungen zűr Inner- Iichkeit“. Allerdings bestebt die Wabrscbeinlichkeit, dafi mit dem ersten Kapitel des dritten Bucbes eine neue Handscbrift beginnt, die jedocb von demselben Sebreiber angefertigt worden ist. Man kann somit auis dem Wortlaut der Titel nicbt beweisen, dafi das erste Bucb als via purgativa, das zweite als via illuminativa und das dritte als via unitivá cbarakterisiert werden solite. Der doctor serapbicus kennzeicbnet die drei Stufen der Mystik folgendermafien: „Necesse est . . . ascendere secundum triplicem viam, scilicet purgativam, quae consistit in expulsione peccati, illumi- nativam, quae consistit in imitatione Christi, unitivam, quae consistit in susceptione Sponsi“ Auf der Stufe der Reinigung, „die im Aus- treiben der Sünde bestebt“, mu6 die Seele von der Anbanglicbkeit an das Irdiscbe befreit werden. Die Seele besitzt nach Bonaventura drei Krafte, Verstand, Wille, Gedachtnis. Er schreibt in seinem Soliloquium,

Cruise, Who was the author of „the Imitation of Christ“? Lon­ don 1898, s. 72. i'* De tripi, via, c. 3,1, tom. V III, p. 12. Cfr. Itinerarium mentis ad Deum, c. 3, tom, V., p. 303. 3 0 2 d e r h l . BONAVENTURA u n d d ie im it a t io CHRISTI ist köstlicher ais Wein. Mit dem Verstande betrachte ich ihn, insofern er in sich unbegreiflich ist, weil er der Anfang und das Ende ist; insofern er in den Engeln erstrebenswert ist, weil sie in ihn hinein- zuschauen sich sehnen; insofern er allen Heiligen wonnevoll ist, weil sie in ihm sich immerdar erfreuen; insofern er in allen Krea- turen bewunderungswürdig ist, weil er afes machtig erschafft, weise lenkt, gütig anordnet. Wenn ich das betrachte, verlange ich nach ihm selbst“ ^^. An einer anderen Stelle schreibt er: „Dulcedinem participat triplex potentia animae, scilicet memoria, intelligentia et voluntas, ita quod memoria informetur aeternitate, intelligentia veritate, voluntas caritate“ ^®. Ahnlich lautet ein Satz in St. Bern- hards Kommentár zum Hohenliede: „Deus erit voluntati multi­ tudo pacis, rationi plenitudo lucis, memoriae continuatio aeternita- tis“ Bisweilen spricht Bonaventura auch von einer Zweiheit der Seelenkrafte, z. B. in seinem Soliloquium: „Reinige den Intellekt von den vielen unnützen Phantasiebildern, von den neugierigen natürlichén Vorstellungen, von áuíBeren vorwitzigen Beschaftigungen. Reinige auch den Affekt von Schuld, von den Folgen der Schuld, von der Gelegenheit und Ursache der Schuld“ Die Kapitel des ersten Buches der „Nachfolge Christi“ lassen sich, wie P. Symphorien vorechlagt, unter dem Gesichtspunkte der Reinigung der drei Seelenkrafte betrachten. Doch kann man die Grenzen nicht so scharf ziehen, dafi die Kapitel 1—5 vom Verstande, 6—16 vom Willen, 17—25 vom Gedachtnis handeln. So könnte das 14. Kapitel „vom Meiden freventlicher Urteile“ genau so wie das 4. Kapitel „Von der Vorsicht im Tun und Lassen“ dem Bereioh der ersten Seelenkraft, dem Verstande, zugewiesen werden. Die Er- wagungen „über das klösterliche Leben“ (17. Kap.), „iiber die Übungen eines guten Religiosen“ (19. Kap.) sowie „von der eifrigen Besserung des ljebens“ (25. Kap.) beziehen sich auf alie drei Seelen­ krafte, nicht blo6 auf das Gedachtnis. Anderseits finden sich im ersten Buche manche Gedanken, die schon eher zur via illuminativa gehören, so das 5. Kapitel „Von der Schule der Wahrheit“ und das 15. Kapitel „Von den Werken, die aus Liebe verrichtet werden“ .

Solii, c. 1,3, tom. V III, p. 45. Die Meditationes Bernardi gehören zu den unechten Bemhardsschriften. Das Zitat ist c. 1,1 entnommen. In den echten Schriften des Heiligen findet sich auch die Dreiteilung der Seelenkrafte. 18 Tom. V I I I , p. 438. Sermones in cantica canticorum s. 11, 5. S. Bernardi opera omnia. Curis Domini Joannis Mabillon. Parisiis 1839. 2» Solii, c. 1, tom. V I I I , p. 56. 21 Études fr., t. 38, p. 449 et 450. G L E U M E S 3 0 3

„Wer das ewige Wort iii sich reden hört, dér wird sich über allé Tagesmeinungen bald klar sein. 0 Wahrheit, o Gott, mache mlch eins mit dir in ewiger Liebe ! Oft ekeit es mich, so mancberlei zu lesen und zu hören; in dir finde ich ja alles, was ich wollen und wünschen kann. Verstummen sollen allé Lehrer, sehweigen allé Ge- schöpfe vor deinem Angesichte. Rede du alléin zu mir ! Wer die wahre vollkommene Liebe hat, dér sucbt in nichts sich selbst, sondern w ill alléin die Éhre Gottes in allém gefördert seben. Auch beneidet er keinen, weil er keine Freude für sich alléin liebt; ebensowenig sucht er seine Freude in sich selbst, sondern er wünscht unter Hintan- setzung aller Güter nur in Gott beseligt zu werden“

II. Buch. Das zweite Buch handelt in dér Hauptsache von dér via illumi- nativa, die nach Bonaventura „in dér Naehfolge Christi“ besteht. Die fundamentale Geslnnung dieser Stufe sei die Dankbarkeit des Menschen für die göttlichen Wohltaten: „Et talis üluminatio con- iuncta debet esse gratitudine affectionis, alioquin non est illuminatio caelestis, ad cuius splendorem videmus sequi calorem“ So über- schreibt denn Thomas Hemerken das 10. Kapitel: De gratitudine pro gratia Dei. Er spricht aber auch im dritten Buche, das nach P. Symphorien zur via unitivá gehört, von der Tugend der Dankbarkeit, z. B. im 22. Kapitel „von der Erinnerung an Gottes vielfaltige Wohl­ taten". Jene Stellen aus Bonaventura, die P. Symphorien zum 10. Ka­ pitel des zweiten Buches der Im itatio in ParaEele setzt, kann man ebensogut mit dem 22. Kapitel des dritten Bnches vergleichen :

Prim a semita hum ilitatis consi- Da mihil, [Domine,] inielltffere deratio Dei. Debes enim considerare voluntatem tuam, et cum magna re- Deum ut auctorem omnium bono- verentia ac diligenti consideratione rum, quia omnium bonorum est beneficia tua, tam in generali quam auctor, ideoque debemus sibi dicere: in speciali memorari: ut digne tibi omnia opera nostra operatus es in ex hinc valeam gratias referre, nobis, Domine! Et quia talis est, Omnia, quae in anima habemus et ideo sibi omne bonum debes tri- corpore, et quaecumque exterius vel buere et nihil tibi, considerans, quod interius, naturaliter vel supernatura- non fortitudo tua aut robur manuum liter possidemus, tua sunt beneficia, tuarum fecit bona, quae habes, quia et te beneficum, pium et bonum Dominus fecit nos et non ipsi nos. commendant: a quo bona cuncta Et talis consideratio destruit totam accepimus. Etsi alius plura, alius superbiam eorum qui dicunt: manus pauciora accepit, omnia tamen tua nostra excelsa et non Dominus fecit sunt: et sine te nec minimum potest haec 25. haberi.

Imit., 1. I, c. 5. 23 c. 15. 2< De tripi, via, c. 1, tom. V I I I , p. 6. 25 De perfectione, c. 2, 2. tom. V I I I , p. 110. 3 0 4 d e r h l . b o n a v e n t u r a u n d d ie im it a t io CHRISTI

Secundum quod sponsa D ei in Ille , qui maiora accepit, non oratione est necessarium gratiarum potest merito suo gloriari, neque actio, ut videlicet suo Creatori cum super alios extolli, nec minori in- ■omni humilitate referret pro bene- sultare, quia ille maior et melior, flciis ab eo iam receptis et adhuc qui sibi minus adscribit et in re- recipiendis. gratiando humilior est et devotior. Nihil enim est, quod hominem Et qui omnibus viliorem se exi- ita dignum reddit divinis muneribus, stimat et indigniorem se indicat, sicut semper Deo gratias agere et aptior est ad percipienda maiora reddere pro receptis donis Eine weitere Tugend der zweiten Stxife ist nach Bonaventura die Deniut, die in u^dankbaren Gesinnung des Menseh-en ais Grundlage enthalten ist. Von ihr handelt nicht nur das zweite Buch (2. Kap.), sondern auch mancher Abschnitt des dritten Buches. So tragt das 4. Kapitel die Űbersehrift; „Dafi mian in Wahrheit und Demut vor Gott wandeln soll“ ; wenn Thomas hier die Seele beten la fit: „Deine Wahrheit lehre mich, sie behiite und bewahre mich bis zum iseligen Ende; sie beireie mich von Jeder bősen Neigung und ungeordneten Liebe; dann werde ich mit dir in grofier Freiheit des Herzens wandeln,“ so haben wir hier Gedanken, die sich am besten der via illurninativa eingliedern lassen, auf welcher der Seele eine höhere geistig-sittliche Kenntnis vermittelt, wodurch die Seele zur eifrigen Nachfolge Christi befáhigt wird. Ferner lesen wir im 7. Kapitel: „Besser ist ein mafiiges Wissen und geringe Einsieht mit Demut ais grofie Schatze von Wissenschaft mit eitlem Selbstgefallen. Besser ist es dir, weniger zu haben ais viel, worauf du dir etwas eiabilden könntest___Wüfitest du stets demütig und gering in deinen Augen zu bleiben und deinen Geist gut zu ziigeln unid zu leiten, so würdest du nicht so schnell in Gefahr und Siinde kommen“ Im 4. Kapitel des zweiten Buches ist die Rede „von der Reinheit der Gesinnung und der Einfalt der Absicht“. Diese Ausfiihmngen müBten bei einer systematischen Darstellung am Ende der via purgativa stehen, also am Ende des ersten Buches. Denn das Ziel der via purgativa ist die Reinigung der Seelenkrafte, des Intellektes und des Affektes: „Simplicitas debet esse in intentione, puritas in affec­ tione. Simplicitas intendit Deum, puritas apprehendit et gustat“ Einzelne Kapitel des zweiten Buches miisisen w ir dej via unitivá zuweisen, von welcher der doctor seraphicus sagt: „Via unitivá, quae consistit in susceptione Sponsi“ Das 1. Kapitel „vom innerlichen Wander* spricht von der Aufnahme des göttlichen Brautigams : „Christus wird zu dir kommen und seinen Trost dir zeigen, wenn du ihm in deinem Innern eine würdige Wohnung bereitest . . . Den

26 Ibid., c. 2,3, p. 118. 27 Im it., 1. I I I , c. 22, 2—8. 28 Ibid., c. 4, 5. 6. 29 Ibid., c. 7, 14. 15. 19. 3» Ibid., 1. II, c. 4, 2. 3. 31 De tripi, via, c. 3,1, tom. V III, p. 12. G L E U M E S 3 0 5 iimerlichen Menschen würdigt er oft seiner Heimsuchung, seiner süfien Ansprache, seines lieblichen Trostes, gibt ihm vielen Frieden und pflegt wunderbare Vertraulichkeit mit ihm. Wohlan, teureSeele, bereite diesem Brautigam dein Herz, auf dafi er sich würdige, zu dii’ zu kommen und bel dir zu wohnen. Denn alsó spricht er : „Wer mich liebt, dér wird mein Wort haltén, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ (Joh. 14,23). „Mache alsó Christus Platz und wehre allém übrigen den Eintritt!“ ^^ Des weiteren wird das Glück dér Seele geschildert, die den H errn bei sich hat, und ihre Unruhe, wenn sie nicht mit Christus linnig vereint ist („nisi Christo intime fueris unitus") Mehrfaeh wird hier die Bezeichnung consolatio gebraucht, die nach P. Symphorien die Wirkung der via unitivá ist'*^. Die Parallelstellen, die der belgiscbe Eapuziner zum Vergleiche mit diesem 1. Kapitel der Imitatio anführt, handeln vom Wohnen Gottes in der Seele, vom inneren Troste, von der Liebe des Brautigams, also von der via unitivá®'*, lm zweiten Teile dieses Kapitels empfiiehlt Thomas idie Betrachtung des Leidens Christi, wo- durch die Seele sich auf dift^nade der Beschauung, auf die Liebes- vereinigiung mit Gott vorbertiten kann. Im 7. und 8. Kapitel des zweiten Buehes finden sich Erwagungen liber die via unitivá so rein und erhaben wie in nur wenigen Kapiteln des dritten Buehes. „Von der Liebe Jesai über alles” und „von der vertrauten Freimdschaft mit Jesus“ spricht der Mystiker. Das ist der „innere Trost, die Ver- einigung mit dem Geliebten”, der Gegenstand der dritten Voll- Kommenheitsstufe. „Selig, wer da versteht, was es sei, Jesus lieben und um der Liebe Jesu willen sich selbst verachten! Für diesen Ge­ liebten mufi man das Liebste lassen ; denn Jesuis w ill alléin über alles geliebt seln-----Dein Geliebter ist so geartert, dafi er keinen anderen zulassen will. Er alléin w ill dein Herz haben und darin wie ein König auf seinem eigenen Throne sitzen“ „0 selige Stunde, wenn Jesus von den Tranen zur í'reude des Geistes ruft!... Ohne Jesus seln ist peinvolle Holle ; mit Jesus sein süöes Paradles. Wer Jesus gefunden hat, der hat einen groSen Schatz gefunden, ja das Gut, das über alie Güter isi Von allém, was dir lieb, soll Jesus alléin dein einzig Ge­ liebter sem“ III. Buch. P. Symphorien sucht den Nachweis zu erbringen, daB die Abhand- lung über das Altarssakrament nach dem zweiten Buche stehen müsse und mit diesem zusammen die Darstellung dér via illuminativa

32 Imit., 1. II, c. 1, 4—9. =3 Ibid. c. 1,15. 3« Cfr. Études fr., t. 35, p. 279 ss. Ibid., tome 34, p. 34 et 35. 88 Im it., 1. I I, c. 7, 1. 2. 8. 37 Ibid., c. 8 4. 8.10.21. Franzisk. Studien. 15. Jahrg. 4. Heít 20 3 0 6 d e r h l . b o n a v e n t u r a u n d d ie im it a t io CHRISTI

enthalte. Er weist darauf hin, dafi cLie Dankbarkeit für die göttlichen Wohltaten ein wichtiger Bestandteil der zweiten Stufe sei. Eucharistie heiBe Danksagung; so sei also schon in dieser Bezeiehnung ange- deutet, dafi das Buch vam Altarssakramente über die via illuminativa handele. Umgekehrt könnten wir aber argumentieren, dafi Thomas, der von der communio, der Vereinigung spricht, diesen Traktat der via unitivá zuweisen w ill; das werde sehon durch den Namen com­ munio nahegelegt. St. Bonaventura spricht an einer Stelle von den Vorzügen der Nachfolge Jesu : „Der Herr gewahrt denen, die ihm folgen, eine drei- fache Wohltat, Heilung, Belehrung, Erquickung“ In ahnlicher Weise nennt der hl. Abt von Clairvaux Christus den Arzt, Begleiter (Wanderer) und Brautigam der Seele Wahrend nun der belgische Kapuziner in diesem Ternar eine Charaktenisierung der via illumi­ nativa sehen will glauben wir darin die drei mystischen Stufen wiedererkennen zu dürfen: via purgativa = sanatio, via illuminativa = instructio, via unitivá = refectio. Entgegen der jansenistischen Irrlehre vertritt die katholische Kirche den Standpunkt, dai3 die Eucharistie nicht so sehr eine Belohnui:^ für sündenreine Menschen ist, ais ein Starkungsmittel gegen Verfiihrungen und auch ein Heil- m ittel zur Tilgung lafilicber Sünden'^^. Ferner erfahrt unser Glaube durch dieses Sakrament eine ungeahnte Bereicherung. In dieser Hin- sicht kann man die Eucharistie ais sanatio und instructio anseben, und zahlreiche Stellen aus den Schriften des doctor seraphicus sowie aus dem vierten Buclie der Im itatio betrachten das Geheimnis des eucharistischen Gottes unter diesem doppelten Gesichtspunkte. Weiterhin aber ist das Altarssakrament die unaussprechliche Liebes- vereinigung zwischen dem göttlichen Brautigam und der brautlichen Seele. Vox dilecti, die Stimme des Geliebten, des Heilandes tönt uns im vierten Buche der „Nachfolge" entgegen. In der hl. Kommunion wird der Affekt entzündet, so dafi er in gliihender Liebe brennt. Die LieT)e aber ist das Prinzip der Einigung. Gerade solche Erwagungen finden wir in der Euoharistielehre des doctor seraphicus : „Das Altarssakrament übertrifft die anderen Sakramente, es ist gleichsam die Vollendung aller anderen, so wie die Liebe die Vollendung aller Tugenden ist“ Dieses Sakrament ist jenen zur Speise gegeben, die zum mystischen Leibe Christi gehören, und alie diese haben die Liebe“ „Man mufi beachten, dai3 die Liebe náhrt (pasoit), weil

Tom. V III, p. 585 „sanationis-instructionis-refectionis (beneficium)". Sermones in eant, canticorum, s. 31,7. Études fr., t. 34, p. 161 ss. ‘‘1 Cfr. Catechismi Romani pars II, c. IV, L II et L III. ^2 Tom. IV , p. 217. Ibid., p. 202. G L E U M E S 3 0 7 sie im Affekt liegt, dér mehr vereinigt wird (unitur) ; der Glaube trankt, weil er sich auf iden Verstandesakt bezieht, dér weniger ver­ einigt w ird “ „M án sagt, dafi dieses Sakrament mehr einige, w eil es den, dér sich würdig naht, liebeglühender macht wie eine feurige Kohlé, und anderseits ihn starker macht wie eine gute Speise“ In dér Sohrift De triplicá via schreibt er ; „Purgatio autem ad pacem ducit, illuminatio ad veritatem, perfectio ad caritatem" Das Be- griffspaar instructio et refectio oder illuminatio et perfectio bei Bo- naventura findet sich, wenn auch anders eingekleidet, Im 11. Kapdtel des vierten Buches der Imitatio, das den Xitel tragt: „Der Leib Christi und die HI. Schrift sind der glaubigen Seele sehr notwendig.“ Es ist das Brot der Lehre und das Brot der Eucharistie, von welcbem Christus im Evangélium spricht ; es ist die johanneische Begriffs- verbinidung (pajg xal Zmri-, Licht und Leben. Die Einleitungsworte des 11. Kapitels belehren uns dariiber, dafi Thomas hier den Empfang des Leibes Christi der via unitivá zuweist. Demi die glaubige Seele b e te t: „ 0 siifiester H err Jesu, wie grofi ist die Wonne edner andach- tigen Seele, die m it d ir an deinem Tische speiset, wo ih r keine anidere Speise zum Genusse vorgelegt w ird ais du, ih r einzig Ge- liebter, der ersehnte Gegenstand aller Wiinsche ihres Herzens !“ Sie fahrt dann fort: „Ich fiihle, dafi mir in diesem Leben vorziiglich zwei Dinge hochst notwendig sind, ohne die m ir dies armselige Leben unertraglich ware. Zuriickgehalten in dem Kerker dieses Leibes be- darf ich zweier Dinge, namlich der Speise und des Lichtes. Und da hast du mir Armen deinen heiligen Leib zur Erquickung des Geistes und des Leibes gegeben und dein Wort zur Leiuchte für meine Füfie. Ohne diese beiden k^^te ich nicht wohl leben; denn das W ort Gottes ist das Licht meiner Seele und dein Sakrament das Brot des Lebens-----Dank d ir H err Jesus, du Licht vom ewigen Lichte, fiir den Tisch der hl. Lehre, den du uns durch deine Diener, die Propheten, Apostel und andere Lehrer bereitet hast! Dank dir, Schöpfer und Erlöser der Menschen, dafi du, lun der ganzen Welt einen Beweis deiner Liebe zu geben, ein grofies Abendmahl bereitet hast, wo du nicht ein vorbildliches Osterlamm, sondern dein aUer- heiligstes Fleisch und Blut zum Genusse vorgesetzt hast, um alie Glaubigen zu erfreuen mit dem hl. Mahle und sie zu erquicken mit dem Kelche des Heiles, worin alie Wonnegenüsse des Paradieses enthalten sind, wo deine heiligen Engel mit uns speisen, freilich in gröfierer Seligbeit“ Die heilige Kommunion ist also ein Vorge-

« Tom. V I, p. 328. « Ibid., p. 293. De tripi, via, prologus, tom. V III, p. 1. Joh. 6, 22— 70. <8 Im it. i. l y , e. 11.

2 0 * 3 0 8 d e r h l . BONAVENTURA u n d d ie im it a t io CHRISTI

schmack der Seligkeit, worin die Seeie sich ais Braut Gottes erkennt. Darum hat die Eucliaristie einen richtigen Platz im mystischen Er- lebnis der Heiligen. So lesen wir z. B. in der KanonisationsbuUe der hl. Tberesia von Jesus ; „Vom Glaubenslicht erleuchtet, sah sie den Leib iinseres Herrn in der Eucharistie mit (den Augen des Geistes so klar, dafi sie versicherte, sie beneide jene nicht ítm ihre Seligkeit, welche den Herrn mit leiblichen Augen gesehen hatten. Und nicht iselten, wenn sie im Herzen die Freuden des Himmels iiberdachte, geriet sie im Geiste aufier sich und wurde im Fleische zum Genusse jener Freiuden Mngerissen“ Das 13. Kapitel des vierten Buches trágt die Überschrift: „Eine fromme Seele soli sich von ganzem Herzen nach der Vereinigang mit Christus im Sakramente sehnen.“ P. Symphorien steUt die Frage: „Ist hier formell und direkt die Rede von der tiefen mysti­ schen Vereinigung des dritten Stadiums im geistlichen Leben, von der via unitivá?" Er glaubt diese Frage verneinen zu müssen. Wenn man aber das dritte Buch der Imitatio, insbesondere die Ka­ pitel über die geistliche Tröstung ais via unitivá ansehen wiU, mufi man an diese Kommunionbetrachtung den gleichen Mafistab anlegen. Auch wenn wir das Schriftchen De triplici via zu Rate zieben, kommen wir zu demselben Ergebnis. Der heilige Kirch«nlehrer macht hier über die via perfectiva et triplici eius exercitio folgende Ausfiihrungen : „Postremo sequiter, qualiter nos exercere debemus ad igniculum sapientiae. Hoc autem faciendum est hoc ordine; quia iste igniculus ©st primo congregandus, secundo inflammandus, tertio sublevandus. Congregatur autem per reductionem affectionis ab omni amore creaturae, a cuius quidem amore debet affectio revocari, quoniam amor creaturae non proficit, et si proficit, non reficit, et si reficit, non sufficit." Abkehr von der geschöpflichen Liebe uiid Hin- wenden zu der höheren Liebe, Sammlung der Krafte für den edlen Affekt ist die erste Übnng, von der auch im 13. Kapitel des vierten Buches die Rede ist: „Wer hiUt mir, o Herr, dafi ich dich alléin finde, d ir mein ganzes Herz aufschliefie und dich genief5e, wie es meine Seele verlangt; dafi ich fortan keines Menschen Blick mehr beachte, dafi kein Geschöpf mich bewege oder anrege, sondern dafi du alléin mit mir redest xmd ich mit dir, wie ein Geliebter mit seinem Geliebten zu reden, ein Freund mit seinem Freunde zu speisen pflegt. Das ist meine Bitte, das meine Sehnsucht, dafi ich ganz m it

Bullarum Romanorum Pontificum Amplissima Collectio V (Romae 1756), Canonizatio S. Theresiae Virginis, § 5, p. 17. Vgl. K r e b s , Kirchl. Mystik, Freiburg i. Br. 1921, S. 25. M Études fr., t. 34, p. 189. De tripi, via, c. 1, 15— 17, tom. V I I I , p. 7. G L E U M E S 309 dir vereinigt werde und mein Herz von allén erschaffenen Dingen loslöse“ ^2. In dér zweiten Übimg soll die Liebesglut entflammt wenden, und zwar dadurch, dafi mán sie auf die Llebe des göttlichen Brauti- gams Mnwendet. Dies wird erreicht, wenn mán die Liebe Ln sich betrachtet, sich die Liebe dér Himmelsbürger vorstellt oder sich in die beglückende Vereinigung mit Christus hineindenkt: Secundo inflammandus est, et hoc ex conversione affectionis super amorem Sponsi. Et hoc quidem iit vel comparando ipsum amorem ad se ipsum vel ad affectum supernorum civium, vel ad ipsum Spon­ sum. Tunc autem hoc facit, quando attendit, quod per amorem suppleri potest omnis indigentia, quod per amorem est in Beatis omnis boni abundantia, quod per amorem habetur ipsius summe desiderabilis praesentia. Haec sunt, quae affectum inflammant." Im 14. Kapitel stellt der Kempener Mystiker diese Übung an: „Sei mir gnadig, giitiger, siifier und liebreicher Jesu, und verleihe mir armen Bettler doch zuweilen etwas von der herzlichen Inbrunst deiner Liebe, damit mein Glaube mehr erstarke, mein Vertrauen auf deine Giite zunehme und meine Liebe, einmal vollkommen entzündet und an das himmlische Manna gewöhnt, nimmermehr ermatte!“ (quod per amorem suppleri potest omnis indigentia). „Wenn ioh mancher Frommen gedenke, o Herr, die zu deinem Sakramente mit innigster Andacht und Sehnsucht hinzutreten, dann schame ich mich, . . . dafi ich vor dir, meinem Gott, nicht so ganz entflammt, nicht so machtig angezogen und ei^riffen bin, w^ie es viele Fromme waren, die vor iibergroBem Verlangen nach der Kommunion imd in heftiger Liebe ihres Herzens sich der Tranen nicht enthalten konnten. . . . Diese er- kennen den Herrn wahrhaft am Brotbrechen, weil ihr Herz bei Jesu Umgang so gewaltig in ihnen gliiht . . . Mit solcher Inbrunst . . . und Liebe wünsche ich dich heute zu empfangen wie dich empfing und ersehnte deine heilige Mutter . . . und dein seliger Vorlaufer, der gröfite unter den Heiligen, Johannes der Taufer“ (quod per amorem est in Beatis omnis boni abundantia). „Machtig genug ist deine Barmherzigkeit, m ir auch diese ersehnte Gmade zu gewahren und im Geiste inniger Liebe, wenn der Tag deines Wohlgefallens da ist, mich huldvollst heimzusuchen“ (quod per amorem habetur ipsius summe desiderabilis praesentia). In der dritten Übung lafit der doctor seraphicus die liebende Seele in ihrer Erkentnis emporgetragen werden über die Vorstel- lungskraft der Sinne und Phantasie, ja auch über die gewöhnliche

52 Im it. 1. IV , c. 13, 1. 2 53 Ibid. c. 14, 10.11. M Ibid. c. 14,2—5.8. ^5 ibid. c. 17, 1.7.8. so Ibid. c. 14,12. 3 1 0 d e r h l . BONAVENTURA u n d d ie i m it a t io CHRISTI

Verstandeskraft hinaus: Tertio sublevandus est

III. Buch. Das dritte Buch der Imitatio ist für P. Symphorien der Text zur via unitivá. Er stellt es in Parallele zu Bonaventuras Soliloquium und Incendium amoris. Das Wort consolatio, das ais Titel über dem drit- ten Buche steht (de interna consolatione), kehrt auch im Soliloquium

De elev. mentis, vol. I I , p. 399—418. =8 Im it., 1. IV , c. 1, 43. 44. s» Ibid., c. 18, 22. 23. 21. Das 10. und 13. Kapitel hat seine Voriage in einer Schrift von Gerhard Groot, Kapitel 6 bis 9 zeigt grofie Ahnlichkeit mit einem Traktat von Florentius Radewyns. Vgl. P. van Ginneken in den Sitzungsberichten d. Koninkl. Akadémia van Wetenschappen, Amsterdam, 13. Sept. 1926; A. H y m a , The Christian Renaissance, Grand Rapids Michian 1924. G L E U M E S 3 1 1 immer wieder. Dér Vergleich dér Schriften dér beiden Mystiker wird in drei Abschnitten durchgeführt, über die geistliche Tröstung allgemein, über die Vorbereitungen auf diese Gnadengabe und über die Hindernisse. Bei den beiden letzten Pimkten hat dér belgische Gelehrte Gedanken dargeboten, die sich mehr auf die erste und zweite Stufe dér Mystik beziehen®^ Das „Selbstgesprach“ des hl. Bonaventura enthalt zahlreiche Zitate aus anderen Kirchenschriítstellern. Mit Absicht lafit dér Ver- fasser andere so oft zu Worte kommen; bemerkt er doch in seiner Einleitung: „Aus innerem Antrieb habé ich diesen Traktat wegen jeder einfaltigen Seele in sehlichten Worten nach Aussprüchen dér Heiligen zusammen^estellt in dér Art eines Zwiegesprachs, in welchem die andachtige Seele, die Sohülerin dér ewigen Wahrheit, meditierend fragt und dér innere Mensch Antwort gibt, geistiger- weise sprechend“ Sehr haufig wird dér hl. Bernhard erwáhnt, dessen Auífassung vöm göttlichen Troste dér franziskanische Kirchen- lehrer sieh zu eigen macht: Bernardus: „0 quam viHs est, quam inutilis est mundana consolatio, et quod plus est metuendum, quia verae ac sanctae consolationis est impedimentum" „Renuas igitur, o anima mea, in mundo delectari, si vis de Dei memoria conso­ la ri" „0 anima, secunxium Bernardum haec consolatio n ih il aliud est quam gratia quaedam devotionis procedens de spe veniae et quidam gustus boni, licet exiguus, et suavissima quaedam delectatio, qua benignus Deus afflictam recreat animam, qua anima ad Deum quaerendum invitatur et ad divinum amorem accenditur vehe­ menter" Zu der Überschrift des 1. Kapitels des dritten Buches bemerkt P. Symphorien „De locutione Christi ad animam fidelem" zeigt uns die Herablassung Jesu, der die Seele zur innigsten Vereinigung ruft. Das ist wolil das „debet elevari ad complacentiam et mutuam allocutionem" des hl. Bonaventura®^. Das ist die Zwiesprache von Brautigam und Braut. Deshalb ist der „liber internae consolationis in Dialogform abgefafit. Diese Form ist nicht das Ergebnis einer ein- fachen literarischen Wahl, sie w ill vielmehr darstellen den Zustand der Seele, die des Brautigams Vertraulichkeit geniefit. Indessien hat der Verfasser nicht die Bezeichnungen Sponsus et Sponsa gebraucht,

ei Études fr., t. 35, p. 283—300. «2 Soliloquium, Prologus, 4, tom. V I I I , p. 44. Ibid., c. 2,9. Bei Bernhard: In vigilia Nativitatis Domini, s. 4,1. Ibid. c. 2,9. Bei Bernhard: In Ps. 90, s. 4,2. Ibid. c. 2,13. Bei Bernhard: In festo omnium Sanctorum, s. 1,10. 66 Études fr., t. 35, p. 363. 6^ De tripi, via, c. 2,4, tom. V III, p. 10. 312 DER HL. BONA VENTURA UND DIE IMITATIO CHRISTI sondern Dominus und Discipulus. Einfache Folgewidrigkeit; denn die Lehre dieses Buches ist geradezu die Lehre von der Stufe der Einigung und Liebe“. Der Text des Brilsseler Autographs hat nicht Dominus und Discipulus, sondem die Anreden Domine und Fili. Das vierte Bueh dagegen tragt in den einzebien Kapiteln die Überschrif- ten: Vox Dilecti und Vox Discipuli. Für dieses Buch miifite P. Sym- phorien auch die Folgerung ziehen, dafi es die Lehre von der via unitivá enthalte, da es auch die Dialogform hat und Christus hier ais Dilectus ( = Sponsus) zur Seele redet. Bei der Bespreehung des zweiten Buches wurde schon darauf hingewiesen, dafi Thomas auch im dritten Buche von der Demut und Dankbarkeit spricht, die nach Bonaventura Űboingen der via iUu- minativa sind. Manche Kapitel handehi von der Geduld im Leiden, also von der passiven Seite der Nachfolge Christi, so heifit der Titel des 18. Kapitels: Quod temporales miseriae exemplo Christi aequani­ miter sunt ferendae; auch das 13. Kapitel weist aul Christus ais unser Vorbild hin: De oboedientia humilis subditi ad exemplum Jesu Christi. Zusammenfassung. Abschliefiend können wir sagen, dafi der geistige Einllufi des doctor iseraphicus auf den Autor der Imitatio nicht so stark ist, wie P. Symphorien annimmt. Der Kommentár des hl. Bonaventura zu dem Lukasworte: Beatus, qui manducabit panem in regno Dei, worin von dem siebenfachen Brote die Rede ist, hat auf den Inhalt und die Ordnung der vier Bücher der „Nachfolge Christi“ nicht bestimmend elngerwirkt. Und gerade dies halt P. Symphorien für den Kernpunkt seiner Abhandlung: „es ist der Haupttext, der für uns eine Offen- barung war“ Die grofie Ahnlichkeit des 11. Kapitels des vierten Buches der Imitatio mit der Eucharistielehre des franziskanischen Kirchenlehrers kann ihren Grund darin haben, dafi beide auf das 6. Kapitel des Johannesevangeliums zurüekgegriffen haben, das von dem Brote der Lehre und der Eucharistie spricht. Schliefilich muö man beachten, dafi der hl. Bonaventura die Schriften des Abtes von Clairvaux viel benützt hat. Neben sehr zahlreichen Bernhardzitaten finden sich oft Anklange an Stellen aus den Werken des doctor mellifluus, wofür wir einige Beispiele bringen: Bernardus: Bonaventura: M ulti adhuc ambulant cum Jesu, O anima, non fuit sine causa re- donee veniatur ad edendam eius car- pulsio tam desolatoria. Puto, quod nem et bibendum sanguinem illius, haec fuit causa, quia coluisti esse ad communicandum scilicet passio- socia consolationis, antequam fuisses nibus eius — hoc enim et verbum socia passionis; voluisti esse parti­

15® Études fr., t. 34, p. 159. a L E ü M E S 3 1 3 illud et ipsum Sacramentxmi signi­ ceps remunerationis, antequam fleret, ficat —, extunc autem scandalicantur imitatrix virtutum et abeunt retro Nisi super humilitatis stabile fun­ Haec autem confidentia potius est damentum, spirituale aedificium stare verae iustitiaé inimica. — Et hoc minime potest totum est propter defectum hum ili­ tatis, quae est totius iustitiae fun­ damentum Virtutum siquidem bonum quqd- Sicut enim principium omnis pec­ dam ac stabile fundamentum humi­ cati est superbia, sic fundamentum litatis. Nempe si nutet illa, virtu­ omnium virtutum est humilitas tum aggregatio nonnisi ruina est Studete humilitati, quae funda­ Omnium virtutum custos et decor mentum est custosque virtutum. humilitas copiosa virum Dei uber­ Sectamini illam , quae sola potest sal­ tate repleverat. Super hanc studuit vare. animas vestras aedificare seipsum, ut sapiens ar­ chitectus fundamentum praeiaciens, quod a Christo didicerat. Studebat tamquam Christi discipulus in oculis suis et aliorum vilescere Humilitas est virtus, qua homo tlum ilitas est virtus, qua homo, verissima sui agnitione sibi ipsi vera cognitione sui sibi vilescens, vilescit appetit tractari vilius et non sub­ limius gubernari Da Thomas Hemerken die Schriften des hl. Bemhard weit mehr herangezogen hat ais die des hl. Bonaventura, und erstere viel hau- figer zitiert, auch in seinen Werken oft den Namen des Abtes von Clairvaux, nie aber den des doctor seraphicus nennt, so dürfen w ir bei Stellen, in denen Bemhard, Bonaventura und Thomas Überein- stimmung aufweisen, den Abt von Clairvaux ais die Quelle, die an- deren aber ais die Benutzer ansprechen, und zwar so, dafi der Ver- fasser der „Nachfolge Christi" meist unmittelbar auf die Schriften des grófién Zisterziensers zuriickgegriffen hat.

3. D e r Einflufi des hl. Bonaventura auf andere Schriften von Thomas a Kempis. Die Legenda S. Francisci, die in der Imitatio zitiert wird scheint auch in anderen Werken des Kempener Mystikers verwertet worden zu sein. Im Büchlein De tribus tabernaculis heifit es: „Ich

«i* In Nativitatem S. Benedicti abbatis 12. Solii, c. 2,17, tom. V III. In cantica canticorum, s. 36, 5. De consideratione, 1. V, 82. Op. omn. S. Bonav. tom. V I I, p. 452 et 453. Ibid., tom. V III, De perfectione vitae ad sorores, c. 2. De Nativitate Domini, s. 1,1. Legenda S. Francisci, c. 6, tom. V I I I , p. 519. De gradibus humilitatis, c. 1,2. Op. omn. S. Bonav., tom. V I I I , p. 410 Expositio super Reges, c. 3. 1 Im it., 1. I I I , c. 50, 37. ,3 1 4 d e r h l . BONAVENTURA u n d d ie im it a t io CHRISTI denke an meinen armeii Diener Franziskus, der die Armut innig ge- liebt hat. Getreai fiirwahr, vielgetreu war jener mein Diener, der sie so geliebt hat, dafi er sie in herzlicher Zuneigung seine Herrin nannte. Und da er sie liebgewonnen hatte, hat er sie auch bis zum Ende seines Lebens geliebt“ Die Legenda erwahnt, idaiS Franziskus „die Armut bald seine Mutter, bald seine Braut, bald seine Herrin zu nennen pflegte; deshalb blieb er zu Anfang seiner Bekehrung nackt vor dem Bischof zuriiok und wollte bei seiner Vollendung nackt von dieser Welt sebeiden" Wenn der Smbprior des Chorherren- stiftes von Zwolle in seinem Manuale parvulorum vom hl. Franz rühmend hervorhebt, dafi er „das Leiden Christi und seine schmerz- lichen Wunden voll unermefilicher Liebe im Herzen trug, fromm iiberdachte, herzlich bemitleidete, tiefsitinig betrachtete, bitterlich beweinte und glühend liebte“ so hatte er in St. Bonaventuras Legenda lesen können; „Dieser heilige Mann verehrte das Zeichen , gleich ais ob dies sein ganzes Studium sei“ Da die Legenda S. Francisci weit verbreitet war, ist es leicht mög- lich, dafi Thomas dieses Buch selbst eingesehen hat. Heute sind noch zahlreiche alte Handsohriften erhalten, und zwar, soweit sie bekannt geworden sind, 93 lateinische und 43 in lebenden Spracben. In Holland und Belgien, die friiher eine politische Einheit bildeten, befinden sich in Briissel 4, in Lüttich 1 und Ln Utrecht 6 lateinische Manuskripte, an hollandischen sind noch vorhanden 3 im Haag, und je 1 in Utrecht, Leyden, Deventer und Brüssel®. In seiner Hymnendichtung hatte der Kempener Gottesfreund ein Vorbild an Bonaventura. Dieses Heiligen Hymruus ad matutinum in seinem Officium de passione Domini'' hat in einzelnen Strophen grofiie Ahnlichkeit m it Thomas’ Hymnus de passione Dom ini nostri Jesu Christi Bonaventura. Thomas. Portemus in memoria Semper crux, clavi, lancea. Dolores et opprobria Fel, arundo cum spongia Christi ooronam spineam, Sputa, corona spinea Crucem, clavos et lanceam Et dira tua vulnera Et plagas sacratissimas Cordi meo sint infixa

2 De tribus tabernaculis, vol. I, p. 13 et 14. 2 Leg. S. Franc., c. 7 et 14. ^ Manuale parvulorum, c. 5, vol. IV , p. 167. ® Leg. S. Franc., c. 4. s Études fr., t. 33, p. 247. 7 Tom. V III, p. 152. 8 Hymn. 93, vol. IV , p. 380 et 381. G L E U M E S 3 1 5

Omni laude dignissimas, Et in memória scripta; Acetum, fel, arundinem Nam sunt amoris stigmata Et mortis amaritudinem. Sponsique murra electa. Laus, honor Christo vendito Sit honor, laus, devotio Et sine causa prodito, Jesu, Mariae Filio, Mortem passo pro populo Tenso crucis patibulo In aspero patibulo. Amen. Pro redimendo populo. Beide Dichter driicken den Wunsch aiis, die Marterwerkzeuge des Herrn, die sie in weitgehender irbereinstimmaing eiiizeln auf- zahlen, möchten dhnen in der Erinnerung bleiben. In der Schlufi- strophe preisen sie Christus, der am Kreuzesholze fiir sein Volk gelitten hat. Man braucht nicht anzunehmen, dafi dem Subprior von Zwolle Bonaventuras Officium de passione Domiini unmitteibar vorge- legen hat. Vielmehr konnte er diesen Leidenshymnus in dem Briefe des Priors von Groendael, Johannes van Schoonhoven, finden, wie er ja auch fiir die Imitatio diesen Brief benutzt hat Im 34. Kapitel des dritten Buches der „Nachfolge Christi“ gibt Thomas den Ausspruch des hl. Franz wieder: Ecce Deus meus et omnia! Auch in seiner 16. Rede an die Ordensnovizen scheint er an den seraphisohen Heiligen gedacht zu haben. Er lafit namlich in glanzender Rhetorik die vier Elemente ais Anklager der Verdamm- ten am jüngsten Tage auftreten in ahnlicher Art, wie Franziskus von Assisi in seinem „Sonnengesang“ die Naturkrafte personifiziert und Brúder Wind, Schwester Wasser, Brúder Feuer und Schwester Erde Gott lobsingen láfit

® Vgl. P. Gerh. Schneemann, „Ein Vorlaufer des Thomas von Kempen“, Stimmen aus M. Laach, Jahrg. 1882, S. 253— 265. Sermones ad novicios, s. 6, vol. V I, p. 129— 135. 316 PRRDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

Zum Predigtwesen dér StraBburger Franziskaner- provinz in dér letzten Zeit des Mittelalters \

Von Dr. FI. Landmann in Rufach, Ober-ElsaB.

Observanten, die durch ihre Predigten bekannt geworden sind.

Seit 1450 standén neben den Konventualen dér Oberdeut- schen Provinz die Observanten unter einem eigenen Provinzial- vikar, zunachst mit sechs Klöstern^, dann bis in die 80er Jahre fortwahrend an Ausdehnung und Bederutung znnehmend Für die sachgemalSe Bewertung dér von den Observanten den Kon­ ventualen gegenüber vertretenen Reform sind erst in: letzter Zeit durch die umfassenden Studien von P. Cajetan Schmitz gerade für unsiere Provinz die Grundlagen geschaffen worden"*. Das Vorgehen dér Observanten hat durchaus nicht, wie mán allzu- lange geglaubt hat, einen unsittlichen Lebenswandel bei den Konventualen zűr Voraussetzung gehabt, sondern zunachst nur ein mehr oder minder starkes Abweichen von dér ursprüng- lichen Franziskanerregel in dér Übung dér freiwilligen Armut. Beide Richtungen, von dér kirchlichen Obrigkeit gutgeheifien, konnten alsó nebeneinander wie neben den alteren Orden, jede in ihrer Weise, ganz wohl die christliche Frömmigkeit im Volke

1 Vgl. FS X III (1926) 337-365; XIV (1927) 297-332 und XV (1928) 96— 120. 2 S. über deren Zusammentreten FS X III, 303, Anm. 20. ® Die Observanten gewannen noch die Konvente von Amberg (1452), Weifienburg (1459), Bamberg (1460), Kaisersberg (1462), Heübronn (1465), Ingolstadt und Landshut (1468), Mainz und Oppenheim (1469), München (1480), Barr (kurz vor 1480) und Ulm (1484); im J. 1515 folgte noch Frei- burg i. Br. Aufierdem errichteten sie selber neue Klöster an folgenden Orten: Binken, Kreuznach, Fremersperg, Kelheim, Lenzfried, Mengenberg, Leonberg, Riedfelden und Zabern. Vgl. Eubel, Gesch. d. Oberd. M.-Pr. 81 f. und Glafiberger, Chronica 0. Min. Observatium, AF II, passim. ^ R. Schmitz, Dér Zustand dér süddeutschen Franziskaner-Konven- tualen am Ausgang des Mittelalters, Freiburger Dissertation, Düsseldorf 1914; C. Schmitz, Dér AnteiI dér süddeutschen Observantenvikarie an dér Durchführung dér Reform, in: FS II (1915) 359—76; III (1916) 41—57. 356— 64. Vgl. jetzt auch A. Scháfer, Aktén zűr Observanzbewegung des 15 Jahrhunderts in Württemberg, in: Blatter für Württembergische Kirchen- geschichte NF. 26 (1922) 61— 75; 129— 159. LANDMANN 317

íördern und die Predigt allén Bedürfnissen entsprechend pflegen

I. Die Zeit des raschen Wachstums dér Observanz (na eh 1450).

1. Als im Frühjahr 1480 das Münchener Minoritenkloster von Herzog Albrecht von Bayern in ziemlich tnmultnarischer Weise refor­ mi ért und den Observanten übergeben wurde, setzten diese als ersten Guardian den Prediger des Nürnberger Konvents, Petrus Christanni, ein®. Da er von Breslau stammte, könnte er unter den Magistern und Studenten gewesen sein, die von Johannes Capistranus 1452 in Leipzig für die Observanz gewonnen und zűr Ausbildung zum Teil nach Nürnberg geschickt worden waren^ . Glafiberger kennzeichnet ihn bei seinem Tode, dér schon in dér Fastenzeit 1483 eintrat, als hervorragenden Kanzelredner: er habé zahlreiche Abhandlungen und derart herrliche Predigten verfafit, dai3 er selten ahnliches getroffen habé®. Tatsachlich finden sich in dér Münchener Staatsbibliothek zwei saubere Handschriften mit Predigten von Cristanni, die meines Wissens von dér Forschung noch nicht herangezogen worden sind. Die eine ist ein kleiner Pergamentband aus dem Münchener Franziskanerkloster **, dér 1479, alsó zu Lebzeiten des Verfassers, geschrieben worden ist und ein kurzes Quadragesimale nebst zahl-

5 Es ist nur bedauerlich, dafi die endgültige Scheidung őst nach einem Jahrhundert des heftigsten Streites zustande kam, und zwar in derselben Zeit, als Luther das Losungswort des kirchllchen Aufruhrs unter die Massen warf. Mán kann námlich nicht in Abrede stellen, dafi die von den Observanten mit Hilfe dér Fürsten und Stádte in den Klöstern dér Konventualen vielfach gewaltsam vorgenomniene Reform die Wege gewiesen hat, auf denen dann die weltlichen Obrigkeiten das Volk ebenso zűr neuen Lehre und zum Abfall von dér Kirche geführt habén. * ® Glafiberger, II 473: Primus Guardianus in reformatione in eodem conventu institutus fuit venerabilis pater frater Petrus Cristanni, de Vratislavia oriundus, qui tunc praedicator conventus Norimbergensis erat. Vgl. die in vielfacher Hinsicht bemerkenswerten Regein, die Capistran dem Nürnberger Guardian Albert Püchelbach am 15. November 1452 für die Erziehung dieser Novizen und die Beobachtung der Observanz mitgesandt hat, bei Glafiberger, 1. c. 342 s. 8 Er nennt ihn „sotemnis praedicator et compilator multorum tracta­ tuum et sermonum solemnium, ut raro eis similes invenerim". G la fi­ berger I I 486 s. » Clm 8728, in 8« min., 329 Bll. A u i ff, 24—73; Quadragesimale com­ pendiose collectum per fratrem Petrum Christanni ordinis Minorum, pre- dicatorum conuentus Nurenbergensis, anno 1479. Die anderen Predigten, die 318 PREOIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ reichen verschiedenen Predigten enthalt. Die andere Handschrift ist 1499 von Johannes Zingiesser, dem Dekan der Regularkanoniker in Polling, geschrieben und bietet uns Sermones de tempore Die beiden Kodizes sind ein Beweis, dafi Cristannis Predigten in Abschriften allenthalben verbreitet waren. Dafür spricht auch ein Zitat in der gedruckten Passión seines Ordensbruders Dániel Agri­ cola, der ihn auch ais „solemnis praedicator" bezeichnet Von seiner Predigttatigkeit, die wohl bis gegen die Mitte des Jahr- hunderts zuriickreicht, ist nur bekannt, dafi er 1482 zu den Kreuz- zugspredigern gehörte, die unter dem papstlichen Bevollmachtigten Emericus de Kemel, Ord. Min., Gelder fiir die Befreiung Otrantos aufbringen sollten, eine Aufgabe, die den siiddeutschen Observanten viel Ungemach bereitete^^. 2. Von dem homiletischen Wirken eines Zeitgenossen Cristannis, Heinrich Vigilis von Weifienburg, sind ebenfalls bedeutende Überreste erhalten. Die Stadtbibliothek von Colmar besitzt einen von mehreren Handen geschriebenen Codex aus dem Klarissen- kloster Alspacli bei Kaisersberg Das erste Stück handelt von dér geistlichen Ein- und Auskehr und ist von einer dér Schwestern geschrieben ; es folgen von einer zweiten Hand zahlreiche Artikel mit einem Tractatus de arte Christianae vitae (ff. 275—287) den niedlichen Bánd füUen, sind f. 318 ss. durch eine doppelte Tabula leicht benutzbar gemacht. Cím 11 928, in 8", 223 Bll. D ér reiche Jahrgang (ff. 1— 214) ist von dem Schreiber geordnet worden. In dem f. 215 ss. folgenden Predigtstoff: De passione domini, habén w ir das bekannte 1502 gedruckte W erk des Ob­ servanten Kon rád Oesterreicher zu sehen. Vgl. darüber FS XIV, 313 ff. Es scheint das fást ein Titel zu sein, den mán den ersten Predigern dér Provinz beilegte. — Das Zitat findet sich in dér Baseler Ausgabe von 1516 auf f. 13 und bezieht sich auf die Antwort Jesu (als dér Hohepriester ihn über seine Jünger befragte), dafi er immer öfíentlich geredet habé. Es heifit da: Petrus Christanni solemnis predicator ordinis Minorum de obser- uantia, in suo sermologo, sermone de passione Christi, ait; Christus pius magister nihil boni de discipulis tunc dicere poterat laudis bone, cum Judam sciebat eum tradidisse et Petrum negasse, alios vero fugisse. Dans per hoc nobis doctrinam, vt cum nescimus vel saltem dicere velle (!) bona de proximo, de malis pariter taceamus. Über Agricolas Passión s. FS X IV , 309 ff. Cf. G 1 a 8 b e r g e r , 1. c. I I 481. S. darüber FS. X I I I , 356 f. 1^ Stadtbibliothek zu Colmar, Ms. 274, in 8“, s. XV, 293 Bll. f. 2—107: Difi ist ein geistliche lerre vnd vnderwissung, wie sich ein mensch sol inn vnd vfi kerren vnd het sy gesetzt der wirdige vatter vnd herre herr heinrich vigylljs von wissenburg vnd ist das erste der innkerr vnd das ander der vfikerr. — Vnser aller liebster herr Jhesus, der LANDMANN 319

über das Leiden Christi, ohne da6 Vigilis Name genannt ware; dann ein drittes Stück von dritter Hand, das im Anschlufi an den Text: Dilectus meus mihi . . . (Cant. 2,16) von den sieben Graden dér vollkommenen Liebe handelt, in dér eine Braut Christi wandeln soll Cruel weist auf zwei Handschriften dér Bamberger Bibliothek hin, in denen zwölf Sermone von „Henricus Vigil“ über das Kreuz Christi — also eine Serie von Reihenpredigten — überliefert sind^®. Er hat diese Predigten im Jahre 1491 zu Bamberg gehalten und dabei den Traktat Bonaventuras: Lignum vitae, zugrunde gelegt. Glafiberger kennt diesen ehemaligen Alspacher Beichtvater als Guardian von Leonberg. Er kommt als Begleiter des Generalvikars Johannes Philippi mit dem Mainzer Guardian Simon von Gouda 1476 nach Heübronn zűr Visitation des dortigen Konvents und des Klarissenklosters Sie treffen in diesem zvirei Laienbrüder, die als Schreiner im Auftrage des Provinzialkapitels Chorstühle für die Schwestern anfertigen, wie sie das auch schon in Amberg und Landshut und nachher in Binken und Kelheim für die Brüder getan hatten. Dér Generalvikar sieht das nicht gern, lafit sie aber nach Rücksprache mit den zwei Guardianen gewahren. Er reiste von da — jedenfalls in Begleitung derselben zwei Vertreter dér Provinz — zűr Visitation dér Konvente von Ingolstadt und Nürnberg weiter^*. Wir dürfen hier wohl auch Johann Einzlinger nennen, über dessen Ordensangehörigkeit eine Angabe fehlt. Denn eine Predigt von ihm steht in einem Münchener Kódex, dér auch Lehr- stücke von den Observanten Oliverius Maillard und Stephan Fridolin enthalt^®. Er mufi — wie schon diese Aufzeichnung beweist — ein vnser wores leben isi vnd vns gegeben ist . . . spricht von sínen scheffUn: Sy gont inn vnd gont vf! vnd findent volle weidde (Joli. 10,9). Am Schlufi: Gedenckent ouch dér sehriberin vmb gottes willen. (f. 250—278^): Am Schlufi die ausdrückliche Bemerkung: Disse ser- mon hét gedon herr heinrich von wissenburck, eiin armer bar- íusse, dér ein bichter ist gewesen zú a I s p a e h. Dis hat er geben schwester barbel welden. — Eine weitere Hand schreibt ahnliche Stücke dazu, darunter eines (288— 2901) von Thomas Lampertheim, Ord. Praed. Cruel, Gesch. d. d. Pred. 522. Es sind die Handschriften Nr. 1460 und 2599; die erste ist von dér Klarissin Ursula Koller geschrieben. 1'' Glafiberger, 1. c. II 461: Anno Domini 1476, in vigilia Purifica­ tionis Mariae, venit reverendissimus pater frater Johannes Philippi, Vicarius Generalis, Heilbrunnam cum patribus Simone de Gauda Maguntinensi et Henrico Vigilis Leonbergensi Guardianis et visitavit ambos conventus . . . A uf dem Provinzialkapitel, das er nach seiner Riickkehr aus der sachsischen Provinz in Mainz hielt, w ird dann u. a. die Bestimmung gegeben: Quod per Fratres non fiant structurae vel alii labores in monasteriis sororum. Münchener Staatsbibliothek Cgm 4439, in 4», 60 BIL, geschrieben 1500. Die Predigt (Bll. 54—57) handelt von der Gelassenheit und trágt 320 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FBANZISKANERPROVINZ

tüchtiger Geisteslehrer gewesen sein, da in einem zweiten Münchener Kódex elf umfangreiche Predigten von dér Liebe Gottes (dér anfan- genden, zunehmenden und vollkommenen) und dér heimlichen Offen- barung Gottes uns überliefert sind Sie sind ver Klarissen gehalten worden und nehmen oft Bezug auf die hl. Ordensstiíterin. 3. Von den zahlreichen Provinzialvikaren dér Observanten — síé wechselten regelmafiig auf den Provinzialkapiteln, die allé drei Jahre stattfanden — wird für diese Zeit Johannes Altpart (Alphart) von dem Observantenchronisten Glafiberger als tüchtiger Prediger bezeichnet. Er weifi von ihm zu melden, dafi er aus Basel gebürtig und dér Sohn eines Fischers gewesen sei^^. Altpart vs^urde dreimal mit dér Leitung dér Provinz beauftragt, zuerst als Guardian von Nürnberg von den Kapiteln zu Tübingen (für die Jahre 1474—77) und Heidelberg (für 1481—84), dann als Prediger in Ulm auf dem Kapitel zu Oppenheim (für 1487—90). Schon 1465 war er zum „Socius“ des Provinzialvikars bestimmt worden, vertrat auch wieder- holt den Provinzialvikar als Kommissar (so 1479 und 1481) und nahm, wie er schon bei dér Einführung dér Observanz im Münchener Kloster beteiligt war, 1484 die schwierige Reform des Ulmer Kon- vents und dér Klarissen von Söflingen vor^^. Innerhalb dér Observanten-Provinz selber machten sich damals die erstenWirren wegen dér abweichenden Ordensauffassung Kaspar Walers fühlbar, und Altparts Mafinahmen, besonders bei dér aufier- ordentlichen Convocatio in Ulm (2. Február 1484), begegneten star- kem Widerspruch Er war auf dem Kapitel zu Amberg, das 1486 die Überschrift: Difi hat geprediget dér andechtig vater Johannes Einczinger (!). Ob sie wie die vorhergehenden Stücke wohl auch in Nürnberg gehalten wurde? Vgl. zu diesen M. Straganz, Ansprachen des Fr. Maillard an die Klarissen zu Nürnberg, FS. IV (1917) 68—85. Daselbst Cgm 4575, in 8", 411 Bll. Auf Bl. 1 steht: Das hat ge- predigt dér wirdig vatter Johannes Einczlinger. — Diesen gediegenen Predigten über zwei Wege dér Geisteserneuerung gingen solche voraus über drei andere Wege; dér erst ist gewest ein rechte gute maynung, dér ander ein fleissige betrachtung, dér dritte ein rechte clare schawung. Wo dieses Stück wohl zu flnden ist? Auch dér Schlufi des Werkes fehlt, da dér Pre­ diger im ganzen von sieben Wegen reden wollte; vgl. Bl. 2^ f. 21 Glafiberger, 1. c. II 457: Hie fűit natus Basileae filius piscatoris, bonus praedicator. 22 L. c. I I 457. 480. 504. 417. 470. 489. 23 Glafiberger, 1. c. II 489: . . . in festo Purificationis Mariae eius­ dem anni facta est ibidem (Ulmae) convocatio et mutatio multorum Fratrum per Provinciam, sicut solet fieri in capitulis provincialibus. Tunc quoque erat status Provinciae satis gravis, quia m ulti Fratres exacerbati magis quam consolati fuerunt propter partialitatem vel singulares favores, quos Vicarius Provincialis in visitatione ostendebat; unde fuit de hoc in sequenti capitulo LANDMANN 321

Walers Strafversetzung nach Metz aussprach, Mitglied des Defini- toriums und wurde daselbst auch zum Abgeordneten dér Provinz für das Generalkapitel bestimmt Als auf dem Nürnberger Provin- zialkapitel an Pfingsten 1488 dér Generalvikar Oliverius Maillard in dér grófién Spitalkirche bei Vorzeigung dér hl. Leidenswerkzeuge eine lateinische Predigt hielt, übersetzte sie Altpart den Zuhörern ins Deutsche Von ihm selber ist eine Predigt in einem Mün- chener Kódex erhalten und vor kurzem durch P. L. Verschueren hier abgedruckt worden^®. Auf dem Generalkapitel zu Florensac lm Jahre 1493 wird Altpart schon unter den 39 Toten dér oberdeutschen Observantenprovinz aufgezahlt 4. Damals war Kaspar Waler lángst wieder in die Provinz y.urückgekehrt, ja er wurde jetzt am 18. August 1493 auf dem Provinzialkapitel zu Kaisersberg, wo besonders dér Generalvikar Maillard ihn empfahl, sogar zum Provinzialvikar gewahlt W ir nen- nen diesen merkwürdigen und anscheinend bedeutenden Mann hier, w eil sein Ordensgenosse Konrad Pellikan in seiner Hauschrdnik aus- drücklich bemerkt, er habé als hervorragender Prediger lange Jahre in Heidelberg gewirkt; ja Pellikan hebt als Alttestamentler die Merkwürdigkeit hervor, dér beredte und eifrige Ordensmann habé daselbst sechs Jahre hindurch aus dem Buche gepredigt Er scheint demnach bereits 1487 aus dér Verbannung von Metz heim- gekehrt und gerade durch sein Wirken als Prediger in Heidelberg wieder im Ansehen gestiegen zu sein®“. statutum. — Waler wurde auf diesem Kapitel (zu Leonberg am 2. Aug. 1484) dem neuen Provinzial Johannes von Lindenfels als Socius beigegeben. Ib. 492. 2“ G 1 a fi b e r g e r , 1. c. I I 498 s. 25 L. c. II 504 s. Wir kommen auf den Vorgang zurück. 28 Münchener Staatsbibliothek Cgm 5140, BlI. 3171— 32^1. S. FS X V (1928) 121— 125. 27 Glafiberger, 1. c. I I 511. 2® Glafiberger,!. c. 511. Vgl. über W aler bes. C. S c h m i l z in dem genannten Aufsatz: Dér Anteil dér süddeutsohen Observantenvikarie . . . in: FS II (1915) 373 ff. Er weist darauf hin, dafi Glafibergers Berichte natürlich parteiisch gefárbt sind. Auch ist zu vergleichen M. Bihl, Die sogenannten Sfatuta Julii II. und deren Lübecker Ausgabe vöm Jahre 1509, in: FS V III (1921) 225—259. 28 S. das Chronikon des Konrad Pellikan, hrsg. von B. R i g g e n - bach, Basel 1877, 11 f.: . . . is Heidelbergae multis annis praedicator exi­ mius concionabatur 6 annis ex libro Job, eloquens et zelosus, singularis amicus avunculi mei Jodoci Galli . . . Weil dieser Gallus, damals Dom- prediger in Speyer, bei dem Provinzial Waler Fürsprache einlegte, durfte Pellikan 1496 von Rufach zum Generalstudium nach Tübingen übergehen. Bei Glafiberger, 1. c. I I 510 erscheint er 1492 schon unter den Definitoren des Landshuter Kapiteis als „praedicator et Discretus conventus Heidelbergensis". Franzisk. Studien. 15. Jahrg. 4. Helt. 21 322 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

Auch schon vor seiner Verbannung hatte er als Prediger in Mainz (1477—81) als Guardian in Heilbronn (1481—84) und dann als Genosse des Provinzials wichtige Ordensamter innegehabt. Als er nun auf dem Kapitel zu Weifienburg von seinem dreijahrigen Provinzialat (1493—96) zurückgetreten und wieder Guardian, in Heilbronn geworden war, nalim er im folgenden Jahre sein Reform- werk — Bihl sieht in ihm einen Coletaner von dér Richtung des Bonifatius von Ceva — von neuem auf, knüpfte im gelieimen mit den Konventualen Verbindungen an, mufite sich aber schon 1498 ein zweites Mai auf Gnade und Ungnade ergeben®^. Durch das Generalkapitel zu Albi 1502 in die Kölner Provinz versetzt, starb er im Konvent zu Koblenz, nach den Worten des Chronisten Adam Bürvenicli „nicht ohne Zeichen dér Heiligkeit“

II. Stephan Fridolin. 1. Wir kommen zu dem Observanten, dér als Prediger und Aszet von dér neueren Forschung am eingehendsten gewürdigt worden ist, zu Stephan Fridolin. U. Schmidt hat ihm vor nicht zu langer Zeiteine verdienstvolle Sonderuntersuchung gewidmet und siebald darauf durch Veröffentlichung einer Anzahl seiner Predigten über die Prim erganzt Fridolin war, wie ein Eintrag in dem Seelen- mefibuch des Klarissenklosters in Nürnberg lautet, daselbst sechzehn Jahre hindurch Prediger und Beichtvater und starb 1498, von den Klosterschwestern tief betrauert Bereits in den 90er Jahren des

G 1 a fi b e r g e r , 1. c. I I 480. Er wurde 1481 auf dem Provinzialkapitel zu Heidelberg als „praedicator et discretus conventus Moguntinensis" ins Definítoriuni gewahlt. 32 G I a fi b e r g e r , 1. c. I I 491. =>3 l . c . I I 515— 17. P. Schlager, Beitrage zűr Geschichte dér Kölner Franziskaner- provinz, Köln 1904, 133. — Mehrere Briefe von ihm und über ihn ver- öfíentlichte A. Schafer in dem schon genannten Aufsatze: Aktén zűr Observanzbewegung, in; Bll. f. Württemb. Kirchengeschichte, NF.^26 (1922), bes 129— 159. s'’ U. S c h m i d t , P. Stephan Fridolin, ein Franziskanerprediger des ausgehenden Mittelalters (Veröffentlichungen aus dem Kirchenhistorischen Seminar München, hrsg. v. A. Knöpfler, I I I . Reihe, N. 11), München 1911. Schmidt, Mittelalterliche Deutsche Predigten des Franzis- kaners P. Stephan Fridolin, 1. Heft: Predigten über die Prim (dieselbe Sammlung, IV. Reihe, N. 1), München 1913. Páter stephanus Fridilinus ist prediger gewest XVI jár, ist ganz unser getrewer f reunt vnd vater gewest; obiit octava Sancti Laurencii Anno Domini MCCCCLXXXVIII (fehlerhaft anstatt 1498!) zu Nurnberg, hat uns gepredigt die schenen auslegung super . . . cuius anima requiescat in vulneribus Jehsu Christi. So schon wiedergegeben bei A. W ü r f e 1, Historische, genealogische und diplomatische Nachrichten zűr LANDMANN 323 verflossenen Jahrhunderts hatte N. Paulus die Bedeutuiig des Mannes als aszetischer und homiletischer Schrii'tsteller zu bestimmen ver- sucht indem er seinen „Schatzbehalter“, ein reich illustriertes, 1491 gedrucktes Erbauungsbuch für das Volk würdigte Er konnte ihin auch zwei kleinere anonym gedruckte Werke für Klosterfrauen mit dem Titel „Dér geistliche Herbst“ “ und „Dér geistliche Mai“ end- gültig zusprechen. Schmidt war aber so glücklich, in einer Berliner Handschrift die Sammlung von Predigten wiederzufinden, die schon dér alté Veesenmeyer aus Ulm, in dessen Besitz sie gewesen war, mit gröfiter Hochachtung genannt h a t t e Y q j . gchmidt kannte mán

Erlauterung dér Nürnbergischen Stadt- und Adelsgeschichte II (Nürnberg 1769) 930. N. P a u I u s , Dér Franziskaner Stephan Fridolin, ein Nürnberger Prediger des ausgehenden Mittelalters, Historisch-politische Blátter, B. 113 (1894) 465—83; Áltere religiose Literatur, daselbst B 119 (1897) 545—48; Zűr literarischen Tatigkeit des Franziskaners Stephan Fridolin, daselbst B. 120 (1897) 150-152. Dér Schatzbehalter oder schrein dér waren reichtűmer des hayls vnd dér ewigen seligkeit, Nürnberg (Anthonius Koberger) 1491. — Das Buch, ein Folioband mit 352 Bll. u. 96 blattgrofien Holzschnitten, ist anonym er- schienen, w ird aber schon durch eine zeitgenössische Notiz in einem Exem­ plar der Münchener Staatsbibliothek (Incun. c. a. 2609) aus dem Kloster Rebdorf unserem Prediger zugewiesen. Sie lautet: Frater stephanus de ordine minorum de conventu nurmpergensi hoc perutile et deuotum volu­ men edidit. Super psalmum quoque beati immaculati alterum insigne volumen teuthonice compilavit, quod in mariastein habetur. Ego frater matthias ante ingressum religionis sepe huic doctissimi patris interfui predicationi ad sanctam claram nurmperge, nunc autem (ut pie credo) feli­ citer viuit cum Christo in celestibus. Exponit autem predictum psalmum solum sensu allegorico nitens legentem inducere ad amorem christi. Obiit anno Domini 1498 in octava s. laurentii. Die erste Auflage erschien am Anfange des 16. Jahrh. unter dem Titel: Das puchlein wirdt genenndt Der edel Weinreb Jesu, der do spricht: Ich bin der waer W einreb etc., o. 0. u. J., 55 Bll. in 2“. Eine zweite Auflage: Der Geistlich Herpst, Dillingen 1575. Gar ein schone nuczliche leer Eingeschlossen Gaystliche'n personen Genandt der gaystliche Mayen lieblich zelesen, Landshut 1533, 128 Bll. in 4“. Andere Auflagen: München o. J.; 1549. 1550. — Eine Handschrift, ange- fertigt vor 1529, ist in der Münchener Staatsbibliothek Cgm 4473, 339 Bll. — Ein Auszug aus dem Werke ist auch das im 16. Jahrh. erschienene Gebet- und Betrachtungsbuch: Der Seele Lustgartlein, Dillingen o. J. Beide Werke, Der Geistliche Mai und Der Geistliche Herbst, sind zusammen herausge- geben worden in Dillingen 1581 und in erneuerter Gestalt durch F. S. Hattler S. J., Freiburg i. B. 1897. M. Georg Veesenmeyer, Sammlung von Aufsatzen zur Er­ lauterung der Kirchenliteratur, Münz- und Sittengeschichte, bes. des 16. Jahr- 21 * 324 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ nur die Predigten Fridolins über die Kompletpsalmen, die auf Grund eines Kódex vöm Jahre 1519 in etwas verstümmelter Form zu prak- tischen Zwecken herausgegeben worden waren^^. 2. Diese BerlinerHandschrift, das Exemplar, das Veesen- meyer besessen hatte^*, zerfallt in drei Teile. Dér erste Teil — 222 Blátter stark — enthalt Predigten über die Hymnen und Psalmen dér vier kleinen Horen des Breviers; dér zweite Teil mit 46 Blattern bringt die oben genannten Predigten über die drei ersten Komplet­ psalmen; dér Rest dér Handschrift, 106 Blátter zahlend, bietet „das leiden Christi fruchtperlicher zu betrachten“. Dieser letzte Teil scheint mit Fridolin nichts zu tun zu habén dagegen steht am Kopf dér Predigten sein Name und sein Geburtsort Winenden (in Württemberg, Oberamt Waiblingen) W ir habén in demBande nicht die Urschrift vor uns, sondern für den ersten Teil eine Abschrift, die eine junge Schwester Elisabeth Minsinger aus Ulm im Jahre 1501 in dem Klarissenkloster Söflingen angefertigt hat^'^. Dér zweite Teil hunderts, Ulm 1827, 198. E r lobt die Klosterfrauen zu Nürnberg, dafi sie die Predigten ihres Vaters Fridolinus, um ihren Segen auch für andere fruchtbar zu machen, verbreitet hatten; „Überall dringt er auf innere Besse- rung und Reinigkeit und Heiligkeit des Herzens, Kampf gegen die Sünde, innige Liebe zu Gott und reine und uneigennützige Liebe gegen die Mit- menschen; und als Hilfsmittel, sich in dem Tugendkampfe und Tugendeifer zu starken, preist er das Andenken an Gott und seine Befehle, die Lesung dér Hl. Schrift, das Gebet und den Genufi des hl. Abendmahls oft und nachdrucksvoll an.“ Gaben des katholischen Prefivereins in dér Diözese Seekau für das Jahr 1887, Graz 1887, 1— 117: Betrachtungen des Barfűfiermönchs P. Stephan Fridolin von Windenheim. Königl. Bibliothek zu Berlin, Ms. germ. föl. 1040, 374 Bll., mit dér Eintragung auf dér Vorderseite des ersten Blattes: M. G. Veesenmeyer Prof. Gymnasii. 1820. m. Aug. D ér Kódex w ar bei dér Aufhebung des Klosters Söflingen an diesen Historiker gekommen. ^5 Die Abhandlung ist wohl auch ein Niederschlag franziskaniseher Predigten dieser Zeit. Es heifit da unter Hinweis auf die erste Predigt: „Ain mensch, das syn tagzeit andechtiglich vollbringen will vnd got recht bezalen, das er im schuldig ist von gelüpt wegen, dér fleifi sieh diser hernach geschribnen stücklein, die in fuer pintlein begriffen seind, die gebredigt hat dér würdig vatter stephan fridelinufi von winenden, da mán zalt 1492 ior Sant Claren in nürenberg.“ Vgl. den Schlufi: Difi buch ist ufigeschrieben worden an dem nechlten dornstag nach dem tag dér heiligen wirdigen junckfrawen Sant Apolonia durch eine junge swester Sant Claren ordens in Maria roí3gartten zu sefElingen, in dem iar, als mán zelet von Christi unsers lieben heren geburt Tusent fünfí hundert vnd ein iar . . . Von anderer Hand: Scriptus est liber iste per Religiosam sororem Elyzabeth minsingerin de Vlma. LANDMANN 325 ist in einer etwas abweichenden Schrift, wohl von einer Mit- schwesterin Elisabeths, zwei Tagé spater beendet worden^®. Die Frage, ob wir uns unter dér Vorlage dér von dér Söflinger Schwester angefertigten Abschrift eine von den Klosterfrauen von St. Kiara wahrend oder nach dem Anhören dér Predigt aus dem Ge- dachtnis gemachte Niederschrift zu denken habén, verneint Schmidt mit Recht. Da es sich durchweg um gut disponierte, vollstándig aus- gearbeitete, mit peinlicher Sorgfalt ausgefeilte Predigten handelt, hat wohl Fridolin selber den Schwestern zum Zweck dér Verviel- faltigung ein Manuskript zűr Verfügung gestellt. Ob dasselbe nun vor oder erst nach gehaltener Predigt, etwa auf Grund von Auf- zeichnungen dér Zuhörer so angefertigt worden ist, ob es die Pre­ digten wörtlich oder nur dem Sinne nach wiedergab, diese Fragen bleiben offen'^'*. Den Abschreiberinnen kam es vor allém darauf an, eine Sammlung Fridolinischer Predigten zum Zwecke erbaulicher Lesung und Betrachtung zu besitzen. Soweit mán nach den nun gedruckt vorliegenden Predigten urteilen kann, ist die Würdigung Schmidts durchaus zutreffend, dafi wir in diesem Franziskaner eine dér edelsten Erscheinungen auf dem Gebiete mittelalterlicher Kanzelberedsamkeit, einen Prediger erster Qualitat vor uns habén. Er behandelt allé wichtigen Glaubens- und Sittenlehren, das Hauptthema in beiden Predigtzyklen ist aber das bittere Leiden und Sterben Christi, das das Menschenherz so stark bewegt und zűr Gottes- und Nachstenliebe anfeuert. Da es Klosterpredigten sind — obschon auch Laien dér Zutritt zu den Predigten in Frauenklöstern gestattet war^“ —, fafit er in erster Linie die geistlichen Bedürfnisse dér Klosterfrauen ins Auge, ihre ganzliche Losschalung von dér Welt und ihre Verbindung mit dem himmlischen Brautigam. Bei allém Reichtum scholastischer Bildung tritt deshalb auch ein mystischer Zug bisweilen kráftig zutage. Erzáhlungen und Heiligenlegenden fehlen ganz, dafür wei6 dér Prediger zu fesseln durch Fülle des Ausdrucks, gewandte Dar-

S. den Sehlufi: MV vnd ein jor. Beendet an dem nechsten Samstag noch sant Apolonia tag. Sit laus deo semper in secula seculorum. Ámen. Eine zweite Handschrift, die sich lm Privatbesitz eines Berliner Pastors befinden soll, konnte Schmidt nicht einsehen. W arum sagt er auch nichts über die Handschrift, aus dér schon 1887 die Kompletpsalmen abge- druckt worden sind? P. Lehmann, Besehreibung mittelalterlicher Hand- schriften des K. B. Nationalmuseums zu München (Sitzgsber. dér K. B. Ak. dér Wiss., Philos-philol. u. hist. K I,, Jahrg. 1916, 4. Abh.), S. 7, stellt Pre­ digten Fridolins in dem Kod. 3801 fest. Vgl. das Zeugnis des obengenannten Fr. Matthias (S. 323, Anm. 39); s. auch L. Pfleger, Zűr Geschichte des Predigtwesens in Strafiburg vor Geiler von Kaysersberg, Strafiburg 1907, 16. 326 PREDIGTWESEN DEK STRASSBUKGER FRANZISKANERPROVINZ stellung, Haufung dér Gegensatze und besonders durch fein durch- geführte Bilder und Vergleiche. Er entnimmt sie nach Franziskaner- art vor allém dem Tun und Treiben dér Menschen des Alltagslebens, wo seinem scharf beobachtenden Auge auch nicht dér kleinste Zug entgeht. 3. Wlr habén in f’ridolin namlich nicht einen in dér Abge- schiedenheit von dér Welt lebenden Prediger und Beichtvater eines Frauenklosters zu sehen, er ist vielmehr einer dér ersten und ange- sehensten Vater dér damaligen Oberdeutschen Observantenprovinz. Glafiberger, sein Genosse als Beichtvater im Nürnberger Klarissen- kloster, berichtet zum Jahre 1479, dafi unser Franziskaner auf dér Rückreise von Rom mit seinem Begleiter Johann Kempt in dió Hánden von Seeraubern fiel und, nach Korsika geschleppt, dórt ohne Lösegeld wieder freigelassen wurde. Er war wohl von seinen Obern /.ur Erledigung wichtiger Ordensangelegenheiten nach Rom geschickt worden**^. Als Lektor und Diskret des Nürnberger Konvents w ird er auf dem Provinzialkapitel zu Heidelberg 1481 in das Deíinitorium gewahlt, ebenso auf den zwei folgenden Kapiteln, zu Leonberg 1484 und zu Oppenheim 1487. Hier nennt ihn dér Chronist ausdrücklich als „praedicator sororum in Norimberga". Diese Nachrichten zeigen die Bedeutung des Mannes innerhalb seiner Ordensprovinz. Stammen die bisher gekennzeichneten Predigten Fridolins erst aus den Jahren 1492 und 1494, so lassen sich Art und Inhalt seiner früheren Kanzelvortrage in dem Nürnberger Klarissenkloster nur aus den schon genannten aszetischen Werken erschliefien. So er- fahren wir aus seinem 1491 erschienenen „Schatzbehalter“, dafi er bereits in den 80er Jahren das hl. Mefiopfer zum Gegenstand einer gröfieren Reihe von Predigten genommen hat®^. Dér Schatz und die

Schon auf dieser Romreise mu6 Fridohn auch seine humanistisch- geschichtlichen Studien gepfleg'l habén. „Hans Tuchers Buch von den Kaiserangesichten“, herausg. von P. Joachimson (Mitteilungen des Ver- eins für Gesch. dér Stadt Nürnberg, 11. H .), Nürnberg 1895, ist namlich, wie dieser Gelehrte nachgewiesen hat, ein Werk unseres Predigers. Es sind die, von dem Patrizier Tucher in die Wege geleiteten, 1487 aufge- zeichneten geschichtlichen Betrachtungen Fridohns im Anschlufi an 42 alté silberne und kupferne Münzen, die vergoldet „in einer grófién taffel" dér „Librei“ des Nürnberger Stadtrates hingen. Fridolin selber hatte die Münzen von einem Prior dér Kartauser in Mainz erhalten und, um einige Stücke vermehrt, dér Stadt Nürnberg geschenkt. Er polemisiert in diesem Buche auch gegen den Chronisten Sigismund Meisterlin über die Grün- dungsgeschichte Nürnbergs. Ob er wohl auch zu denen gehört hat, die ihre Einwtiríe gegen Meisterlins , Aufstellungen, wie dieser klagt, „über die canzel gehustet haben“? Vgl. Die Chroniken dér deutschen Stadte vöm 14. bis ins 16. Jahrh. I I I (Leipzig 1864 ff.) 39. 52 Er berichtet da (Z 4 d—c)^ -wie einmal ein Prediger — nach dem ganzen Zusammenhang kein anderer als er selbst — bei seinen Vertragén LANDMANN 327

„wahren Reichtümer des Heils und dér Seligkeit“, von denen dieses Buch selber handelt, bestehen in nichts anderem, als in dér Mensch- heit Christi, in seinem Leben, Leiden und Sterben, in dem die Summe aller christlichen Weisheit gegeben sei. Dieser Grund- gedanke seiner Klosterpredigten ist alsó hier für die Laienwelt fafilicli dargstellt. Er ist auch dér Gegenstand seiner zwei kleineren aszetischen Werke für Ordensfrauen, des „Geistliciien Herbstes“ und des „Geist- lichen Maies“. In dem ersten behandelt er das innere, in dem zweiten das aufiere Leiden des Herrn. Sie sind nacii dem Schatz- behalter geschrieben, gehen aber ohne Zweifel auf Predigten zurück, ,die er früher schon den Klarissen über sein Haupt- und Lieblings- thema gehalten hat. Das zeigt sich in dér Deutlichkeit und Lebendig- keit dér Darstellung und in dér hauflgen Anwendung dér Antithesen, ja selbst das allegorische Gewand dér beiden Schriften möchte ich auf den Predigtvortrag zurückführen. In dér ersten ist es die Wein- lese (die Bestellung dér Leserinnen, das Sammeln und Keltem dér Trauben, das Füllen dér Gefafie und das Kosten des süfien Mostes), miter deren Biid das inwendige Herzeleid Christi den Schwestern verstandlich gemacht wird ; in dér zweiten íindet die ganze reiche Blumenpracht dér Frühlingsnatur ihre Auslegung in dem aufieren Leiden des Herrn, angefangen von dem ersten Augenblicke seines irdischen Daseins bis zum letzten Atemzuge am „Maienbaum des heiligen Kreuzes“. Dér Geistliche Herbst gilt als die schönste dér Schriften Fridolins, da die Allegorie ohne jede Künstelei und Geschmacklosigkeit durch- geführt ist. Dér Geistliche Mai ist nach ihm verfaCt und sollte mit ihm zusammen ein abgeschlossenes Ganzes bilden. „Was du aber in dem Maién — sagt er zum Schlufi — nicht alles kannst aus- richten (námlich in dér Betrachtung und Aneignung dér Leidens- verdienste Christi), das tue danach; hast du einen Tag nicht Zeit, so tue es an einem andern, alsó dafi du einen ganzen Sommer zu schaffen hast in dem Garten deines Gesponsen bis dér reiche Herbst

über die hl. Messe dargelegt habé, wie mán bei dem Kyrie und Christe eleison die drei göttlichen Personen um Barmherzigkeit anrufen solle. Da sei nach dér Predigt eine andáchtige, edie Frau zu ihm gekommen und habé ihn gebeien, das gleiche Thema noch einmal besser und ausführlicheí" zu behandeln. Bei seinem Nachsinnen, wie mán Gott den Vater am wirk- samsten bei dem Verdienste seines Sohnes anrufen könne, sei dér Haupt- teíl seines Buches entstanden. 53 „D ér H err Jesus ist selbst dér Weinslock und das W eintraubel und dér süfie Cypernwein, dér Gott und die Menschen erfreut,“ sagt er beüauflg in den 1492 gehaltenen Predigten (f. 166 a), ein Zeichen, dafi die Schwestern m it dér Allegorie schon vor dér Herausgabe des Buches bekannt waren. 328 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ kommt, in dem du in die lustigliche Weinlesen des innern Leidens deines Gesponsen gehst.“ Wir dürfen in diesen zwei aszetischen Werken wie in den Predigten über die kleinen Tageszeiten und die Komplet die reife literarische Frucht dér homiletischen Wirksam- keit Fridolins sehen, eine Frucht, die noch vielen Seelen Erbauung verschafft íiat, nachdem dér Prediger und seine frommen Zu- hörerinnen langst in den Garten ihres Brautigams eingegangem waren 4. In dér oben schon genannten Münchener Handschrift findet sich, unmittelbar nach einer Unterweisung von Oliverius Maillard®^ eine zweite ahnliche mit dér Überschrift: „Dise noch volgende ler hat gethun dér andechtig vater steffan vnd gehor zu angefochten vnd kleinmutigen menschen“ Es besteht kein Zweifel, dafi wir es hier mit Aufzeichnungen dér Schwestern von St. Kiara in Nürnberg und mit dér „Lehre“ ihres Predigers und Beichtvaters Stephan Fridolin zu tun habén, wahrscheinlich aus dér Zeit um 1488, in welchem Jahre dér Generalvikar dér Observanten Oliver Maillard auch das Klarissenkloster wiederholt besucht hat. Es sind tröstende Antworten auf Klagen, mit denen die gewissenszarten Seelen ihren „getreuen Freund und Vater“ behelligten. Mán erkennt auch hier wieder den erfahrenen, klugen und überaus milden Seelenführer, dér sich ganz in die Lage des leidenden Mitmenschen hineinzu- denken und herzlich mitzufühlen wei6. Einzelne Darlegungen be- rühren sich mit dem, was auch in seinen Predigten niederge- schrieben ist. In dér Bibliothek zu Maihingen steht in einer Handschrift aus einem Klarissenkloster, die bisher noch nicht benutzt worden ist, an erster Stelle dér „Geistliche Herbst“ Fridolins darauf folgen allerlei Gebete und geistliche Unterweisungen, so auch eine Predigt, die ein Beichtvater, Johann Freytag, den Schwestern im Jahre

Cgm 5136 dér Münchener Staatsbibliothek, geschrieben 1529—30, hat íolgenden Inhalt: f. 1—52: Passión: vssgelegt vff ein geistlich Weinreb;. f. 57—217: Predigten über das Sakrament des Altars, von allén Heiligen, vöm Schv^feigen; f. 241— 287: Ain vsslegung des passions myt den früchten dy darvss kummen. Geendet vnd gesehriben durch brúder Wolf- g a n g S t. Zu disen zyt Viceguardian zu heilbrun 1530. — Ich vermute, dafi hier auch Fridolinsches Gut vorliegt. Cgm 4439, f. 48^—50^; Dise nachfolgende ler hat vnfi gethun dér aller wirdigst vnd wol seligst vater Oliverius maillardi. — Es wird gezeigt, wie mán Anfechtungen durch Glelehgültigkeit am besten überwindet. f. 501—54. Öttingen-Wallersteinsche Bibliothek in Maihingen, Ms. III (Deutsch) 2, 8°, 10, f. 3-621; jjyg yolgt ein geistlicher herbst aufi gelegt auf das inwendig leyden eristi Jhesu. LANDMANN 32&

1514 gehalten hat. Sie spricht von sieben Lichtern, iii deren Glanz ihnen das Verstandnis des Herrn am Kreuze aufgehen werde®*. Ob eine zweite Predigt dér Handschrift über den inneren und aufieren Trost im Leiden ebenfalls von ihm stammt, lafit sich nicht angeben Es mufi sicli nach der Schlufinotiz des Kódex um ein Kloster handeln, das den Reformationssturm überstanden hat®". Unter den von Erasmus Schaltdorffer 1478 geschriebenen Sermones der Münchener Bibliothek sind solche, die im gleichen Jahre in Schaffhausen gehalten worden sind. Eine nahere Untersuchung des Handschriftenbandes hat ergeben, dafi Schaltdoröer, wie schon Eubel annehmen wollte, selber der Prediger ist und dafi er einen anderen Teil der Predigten bereits 1477 in Strafiburg, insbesondere in den zwei Klarissenklöstern, vorgetragen hat. Die Predigten stammen aus der Zeit, wo er noch Konventuale war; denn w ir finden ihn 1490 als Inhaber des Predigtamtes im Landshuter Konvent"^. Er war 1480 als Student des Münchener Konvents in Yenedig und trat, als dieser reformiert worden war, bei seiner Rückkehr zu den Observanten über

I II. Paul Scriptoris und andere Freunde Konrad Pellikans. 1. Ein wegen der Nachrichten von Pellikans Hauschronik viel- beachteter Zeitgenosse Fridolins ist dér schon früher mit seinem Lehrer Brulefer genannte Tübinger Studienleiter und Guardian Paul Scriptoris. Mán hat in ihm wie in Brulefer einen Vor- laufer der Reformation sehen wollen, der insbesondere in seinen

f. 671—771; H er nach volgen vii. lycht, die da aufiweifien oder au6- spreyten den glancz der verstendnufi, das wyr den herrn am creuez mugen erkennen, gepredigt von dem wyrdygen vater Johannes freytag zu der selben Zeit pychtvater Jm xycxiiii jár. Das erste Licht ist der Glaube, dass der Herr am Kreuze der Sohn ist des ewigen Vaters; das zweite die Begierde des Mitleides m it dem H errn usw. Es ist besonders Bonaventura benutzt. f. 1571— 1771; Hernach folgt gar ein schonne nutzliche predig von der der mensch von innen vnd aufien wol mag getrost werden in leyden. Am Schlufi (f. 269) ist die Herkunft dér Handschrift in folgender Weise angegeben: Dafi büch ist mariabeierin empfangen den 27 semptembris von barbara sunenbergerin im closter zu sant dara, da mán zalt 1591 jár. «1 Münchener Staatsbibliothek, Cím 8940, aufgezahlt von E u b e Gesch. dér Oberd. M.-Pr. 258; der Schreiber heifit da irrtümlich Erasmus Schalthofer. S. das von S c h m i t z , D er Zustand d. südd. Franziskaner-Konv. 82, gebotene Verzeichnis der Konventsmitglieder. «3 Glaí3berger, 1. c. II 473: frater Erasmus Schaltdorfer, qui tem­ pore reformationis ipsius Venetiis studio vacabat. 330 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

Predigten unkirchliche Lehren vorgetragen hatte. Doch hat N. Paulus mit diesem Gedanken für immer aufgeráumt Scriptoris gab námlich 1498 die Vorlesungen heraus, die er über den Kommentár des Duns Scotus zu dem ersten Buciié dér Sentenzen auch vor Zu- hörern aus dér Stadt gehalten hat®^ In dér Lehre über die Kirche, über die Rechtfertigung und die guten Werke stimmt er in diesem Buche ganz mit den anderen scholastischen Theologen überein, von eigentlich reformatorischen Ansichten findet sich keine Spur®®. Er wird alsó in dieser selben Zeit, in dér er nach Pellikans Aussage seiner Predigten wegen bei dér Universitat auf Schwierigkeiten gestofien ist, nicht unkirchliche Lehren vorgetragen, sondern, wie Paulus annimmt, kirchliche Mifistánde allzu freimütig gegeifielt habén. Scriptoris hielt solche Predigten auf den Kanzeln dér Um- gegend von Tübingen, besonders in den Stadten Reutlingen und Horb, indem er von seinen Freunden, gelehrten Geistlichen öfters zu Festen eingeladen wurde®^. Ich möchte noch auf eine andere, wahrscheinlichere Erklarung hinweisen, da Pellikan doch zu bestimmt von anstöfiigen Lehr-

N. Paulus, Paul Scriptoris, ein angeblicher Reformator vor dér Reformation, in: Tübinger Quartalschrift 75 (1893) 298—311. Lectura fratris pauli srip to ris ordinis minorum de observantia quam edidit declarando subtilissimas doctoris subtilis sententias circa magistrum in primo libro. Am Schlusse: Explicit exacta expositio . . . ordinarie facta in conventu fratrum minorum in alma universitate Tuwingensi, ubi et im­ pressa per Magistrum Johannem Ottmar. Anno MCCCCXCVIII. Bei Hain 1. c. Nr. 12 493. — Es ist der allererste Tübinger Druck und wurde am 24. Marz dieses Jatires abgesehlossen. Scriptoris hatte den Drucker von Reut­ lingen nach Tübingen kommen lassen. S. Pellikan, Chronikon 13 s.: . . . quo agente prima impressionis librorum officina illuc (Tubingam scilicet) translata est ex Rütiingen. Vgl. H. Hermelink, Die theologische Fakultat in Tübingen vor der Reformation 1477— 1584, Tübingen 1906, 163— 166, \vo dieses U rteil be- statigt wird. '5'^ Hier die Hauptstelle Pellikans, Chronikon 13: Erat is quoque vir dextro ingenio et liberali et audaci satis ad veritatis confessionem, exi­ mius praedicator, non tamen ordinarius, quia guardianus. Verum evocabatur crebro a doctis sacerdotibus, qui tunc erant in Rutlingen, ubi in magnis celebritatibus praedicabat, sic quoque in oppido Horw, ubi nimis pro istis temporibus libere praedicans, quosdam articulos asseverabat et probabat fortiter scriptis: de Sacramentis, Indulgentiis, votis et aliis, qui postea dicti sunt, ut hodie, Lutherani. Propter quod et fama perveniens ad theologos Tubingenses invisum eum reddidit universitati eatenus, ut deliberarent de inquisitore hereticae pravitatis accersendo contra eum. Unde et accusatus^ provinciali et a fratribus quoque subditis exosus, tandem ab officio suspen­ sus est lectoratus et* guardianatus. LANDMANN 331

meinungen redet. Scriptoris gehörte als Theologe in Tübingen dér realistischen Richtung, dér sog. via antiqua an, dia dórt dér stark vertretenen via moderna d. h. dem Ockamistischen Nominalismus gegenüberstand. Mit dem Realismus dürfte seine Vorliebe für die mathematisch-astronomischen Studien zusammenhangen ebenso seine Wertschatzung dér griechischen Sprache, die er bei Reuchlin lernte, und dér hebraischen Sprache, deren Studium er bei seinem Schiller Pellikan auf jede Weise förderte®". So lange íleynlin von Stein, Walter von Werve und Konrad Summenhart, mit denen er als Vertreter dér via antiqua aus Paris gekommen w ar’", lebten und neben ihm wirkten, solange besonders auch sein Lehrer und Ordens- ^ genosse Stephan Brulefer, ein hochangesehener Reálist, an dér Main- zer Ordensschule lehrte^^, mochte dér rührige, freimütige Mann von seinen Mitbrüdern, die dér Richtung ihres Ordensgenossen Ockam folgten, unangefochten geblieben sein. lm Jahre 1501 auf dem Kapitel zu Pforzheim aber wurde dér Widerspruch, in dem er schon jahrelang zűr Tübinger Fakultat stand, von den ihm feindlichen Mitbrüdern aufgegriffen und seine Versetzung nach dem Baseler Konvent verfügt: er sollte dórt nicht mehr unterrichten und predigen, sondern lediglich schriftstellerisch tatig sein Jedoch auch in Basel fehlte es nicht an Anfeindungen. lm Jahre 1502 wurde er nach Zabern berufen, um sich vor seinen Obern wegen seiner Aufierungen zu verantworten. Unterwegs gewarnt, da6 ihm Einkerkerung drohe, begab er sich in die österreichische Ordens- provinz nach Wien^*. Von hier reiste er bald darauf nach Rom, wo

Er hielt im Kloster vor Auswartigen und den gelehrten Brűdern nicht nur Vorlesungen über Theologie, sondern auch über Ptolemáus und Euklid und erklarte die Anlegung und den Gebrauch des Astrolabiums. S. Pellikan, Chronikon 12. S. über den Verlauf des Streites dér zwei Richtungen an den deut- schen Universitaten und den inneren Zusammenhang dér humanistischen Studien mit dér via antiqua Hermelink, a. a. 0. 133— 170. Hermelink a. a, 0. 154 ff. Scriptoris verteidigte 1488 auf dem Kapitel zu Nürnberg in einer Disputation die aufgestellten Thesen unter Brülefers Leitung, in Gegenwart des Generalvikars Oliver M aillard. S. Glassberger, 1. e. 505. ■^2 Auf dem vorhergehenden Provinzialkapitel zu Kempten, 1498, er- scheint er noch als Guardianus et Discretus Tübingensis unter den Deflni- toren. Glafiberger, 1. c. I I 518. Pellikan, Chronikon 23: Simulque Paulus Scriptoris absolutus a guardianatu Tübingensi, translatus est ad Basiliensem Conventum, ut scriberet, non legeret vet praedicaret; praetextus esse videbatur, ut ab amicis destitueretur, quos habebat in Suevia. Pellikan, Chronicon 24: Is ipse piissimus et doctissimus^vir anno sequente, qui erat post quingentesimum secundus, dum timeret ad- 332 PREDIGTWESBN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPRO VINZ er ohne Zweifel an höchster Stelle sich rechtfertigte. Pellikan selbst erzahlt, dafi er, ohne sich einer Bufie unterziehen zu müssen, in die oberdeutsche Provinz nach Heilbronn zurückkehren konnte; ja dér Generalvikar dér Observanten, Martial Boulier, dér ihn kannte und liebte, beauftragte ihn alsbald, in Toulouse die Theologie vorzu- tragen'^^ Auf dér Réise dahin hielt er sich in Basel auf, um dem Bischof Christoph von Utenheim bei dér Reform des Benediktiner- klosters St. Albán behilflich zu sein. Wahrend er als dessen Legat Mönche aus dem Kloster Schüttern dafür gewinnen sollte, wurde er von einer Krankheit befallen und starb im Kloster Kaisersberg am 21. Október 1505 Pellikan, dér seit 1496 dér Lieblingsschüler des Tübinger Guar- dians gewesen war und ihn auf seinen Reisen gewöhnlich begleiten durfte — sein Vater stammte aus dér schwabischen Reichsstadt WeiI, dér Geburtsstadt des Scriptoris —, erzahlt mehr als 40 Jahre spater noch in Dankbarkeit, wie dér groűe Gelehrte am Franziskustage 1501 dér Primizfeier des 23jahrigen Ordensgenossen in seinem Heimats- orte Rufach beiwohnte und die Festpredigt hielt. Er handelte dabei von den fünf goldenen Mausen dér Philister (1. Sam. 4,6f.) und wufite daraus allegorisch — Pellikan begreift spater selbst nicht mehr, wie ihm das gelungen sei — das Lob dér hebraischen Studien des Primizianten abzuleitenPellikan fügt hier hinzu, wie hoch er in dér Achtung des Scriptoris gestanden habé und wie ihm dieser in vertraulichen Gesprachén wiederholt gesagt habé, es stehe die Zeit bevor, wo mán die Theologie umgestalten, die scholastische Methode aufgeben und zu den altén Kirchenlehrern zurückkehren monitus incareerari ob dogmata, quae nunc sint Lutherana dicta, vocatus ad Zaberniam pervenit Argentínám, ubi admonitus, ne illuc pergeret, abiit Viennam Pannoniae, in aliam provinciam, ad tutiorem locum. Pellikan, Chronikon 24: Deinde Romam pergens post tres annos rediit Heilbronnam, sine aliqua poena susceptus, sed a generali Vicario Gallo, qui virum norat et diligebat, vocatus est, ut legeret theologiam in Tolosa. Dieses Datum wird im Nekrolog des Bamberger Franziskanerklosters angegeben: An. 1505, 21 oct. in die sancte Ursule in Keysersberg obiit ibique sepultus est Fr. Paulus Scriptoris, in omni genere doctrinarum eruditissimus, qui a multis annis guardian. thiiwingens. et lector theologiae plurimos instituit iratres. Vgl. Bericht über den Stand und das Wirken des Historischen Ver- eins für Oberfranken zu Bamberg 36 (1873) 56. Pellikan, Chronikon 23 s.: Aderat pro honore meo solemniis etiam Pater Paulus Scriptoris, praeceptor meus incomparabilis amicus/ Is praedicabat sub Missa in Ecclesia et sub Mensa quoque praesenti séhatui tractabatque quinque mures Philistaeorum aureos allegoria nescio qua ad mea studia commendanda. LANDMANN 333 müsse; auch viele Gesetze sollten verandert werden’ ®. N. Paulus bemerkt dazu m it Recht, Scriptoris habe das sagen können, ohne sich dadurch gegen die kirchliche Autoritat aufzulehnen, und nie- mand werde ihm verargen, dafi er eine Erneuerung der damaligen Schultheologie herbeiwiinschte. In der Tat kam gerade die via antiqua, wie Heynlin von Stein sie verfocht, einer Vereinfachung und Vertiefung des theologischen Studiums entgegen'^®; Pellikan irrt, wenn er spater darin, wie in der Abschaffung kirchlicher Mii3 brauche, etwas spezifisch Lutherisches sieht. 2. Durch Scriptoris kam Pellikan auch mit einem anderen Obser- vanten in Verbindung, den er ais bedeutenden Prediger bezeichnet, m it Paul Pfedders-heimer, einem getauften Juden. Dieser mu6 ein geschaftsgewandter Menscli gewesen sein, denn 1498 wird er — er war damals Prediger des Klosters St. Ulrich bei Barr — von dem Provinzialvikar Johann von Lindenfels ais Unterhandler (wohl in der Affare Kaspar Waler) an den Kaiser Maximilian ge- schickt®'*. Ais Pellikan 1499 in Begleitung seines Guardians nach dem Elsafi und dann iiber Weifienburg zu einer Zusammenkunft der Vater des Rheingebiets und Schwabens nach Oppenheim reiste, hatte er zwischen Dürckheim und Worms Pfeddersheimer ais Weg- genossen. Er erzahlt von ihm, dal3 er sich früh in Mainz bekehrt hatte und daselbst Magister artium geworden war®^. Das w ird be- statigt durch die Tübinger Universitatsmatrikel: Walter von Werve hatte ihn als seinen Famulus von Paris nach Tübingen gebracht, wo er am 3. Januar 1480 als „Paulus de Pfedershain Bacc. Maguntinen- sis“ eingeschrieben wurde Er schenkte nun dem jungen Pellikan,

P e llik a n , Chronikon 24: Consueverat enim alias quoque dicere neminem habere discipulum, de quo meliora speraret profectumque majorem quam de me; solebat mihi dicere instare tempus mutandae theologiae et deserendae scholasticae disputationis resumendosque priscos Sanctos Doc- tores et obmittendos Parisienses. Item, tempus appetere mutandarum legum plurimarum. Siehe den schon erwahnten Aufsatz von M. H o fife ld , Johannes Heynlin am Stein, in: Basier Zeitschrift f. Gesch. u. Altertumsk., bes. 7 (1908), 162. 8“ In seiner Begleitung war der Baseler Lektor der Theologie Johann Sprengler. S. den Aufsatz von C. S c h m i t z , Der Anteii der stiddeutschen Observantenvikarie, in: FS II (1915) 375. P e llik a n , Chronikon 14: Sociorum autem in itinere permuta­ tione, qui m ulti eramus, factum est, ut jungerer comes cuidam Patri Paulo Pfedersheimer, insigni praedicatori, qui ex Judaeis conversus Moguntiae dudum et magister in artibus promotus minorita postea factus et celebris erat, vocatus et ipse ad comitia ad Oppenheim. 82 S. Herme link, a. a. 0. 156. 193; ebenso dessen A ufsatz: D ie A n - fange des Humanismus in Tübingen, in: Wiirttemberg. Vierteljahrshefte f. 3 3 4 PREDI6TWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

da dieser Lust für die Erlernung der alttestamentlichen Sprache zeigte, einen gewaltigen hebraischen Prophetenkodex, den Scriptoris nach der Tagung von Oppenheim in Maiuz abliolte und auf seinen Schultern zuerst nach Pfortzheim und dann, um den schwachlichen Genossen zu schonen, bis nach Tiibingen trug®^. Spater hat, wie Glafiberger erzahlt, der Wankelmut Pfeddersheimers den Obser- vanten vielen Verdrufi bereitet. Im Jahre 1504 ist er ais „Guardia- nus Kaysersbergensis suppletus“ bei dem Kapitel zu Bamberg Mit- glied des Definitoriums Von dem Ingoldstadter Provinzialkapitel 1508 an den Provinzial Konrad Bondorffer geschickt, um die Wahl des Provinzialvikars Bartholomaeus Wyer anzuzeigen, ging er zu den Konventualen iiber und wufite den Observanten allenthalben Schwierigkeiten zu schaffen. Er wurde von diesen im folgenden Jahre wiedergewonnen, doch bald darauf fiel er ein zweites Mal ab und kehrte nicht mehr zuriick*®. Ais im Jahre 1504 der papstliche Legat Kardinal Raymundus Perraudi im Baseler Gebiet die Erhebung der Gebeine der drei hl. Jungfrauen in Eichsel bei Grischona vornahm, befand sich unter den Mitwirkenden auch Franz Wiler, „predicator ordinis fratrum minorum Ciuitatis Basiliensis“ Pellikan, der 1502 ais Lektor nach

Landesgesch. 15 (1906) 331. Er identiflziert Pfeddersheimer jedesmal irr- tiimlicherweise mit dem Konventualen Johann Pauli in Thann. P e llik a n , Chronikon 16 s.: Commendaveram autem diligenier abeunti Moguntiam meo patri, ut commonefaceret Paulum Neophitum de transmittendo mihi libro hebraico. Post aliquot dies superveniens Paulus Scriptoris, magnum codicem gestaverat in humeris, talis et tantus vir, a Moguntia ad Pfortzen, ut studiis et desideriis meis gratificaretur, quae pro­ babat valde, cum ipse quoque jam antea graeca didicerat, a Reuchlino eatenus instructus, ut epistolium graece eidem scriptum a Paulo viderim et legerim . . . Eum denique codicem propriis suis humeris Paulus Scriptoris bajulavit, vir ille piissimus et sanctissimus, etiam consequenter ad Tubingam usque, parcens m ihi teneriusculo fratri et ut eum robustum in via expeditius sequi valerem. G 1 a 6 b e r g e r , 1. c. I I 533 s. Glafiberger, 1. c. II 549 s. Ais er schrieb, lebte Pfeddersheimer noch. F. Hueber (Dreyfache Cronickh von dem dreyfachen Orden des H. Seraphischen Ordens-Stifters Francisci, München 1686, 563 ff.) schliefit seinen sonst gleichlautenden Bericht, dafi er bei den Konventualen „immer- dar newe Unruhigkeiten wider die Observanten erwecket, bifi ihme der einbrechende Todt das Liecht hat aufigelöscht“. So wird berichtet im gedruckten Protokoll der Feier: Processus habitus et factus occasione translationum et eleuationum sanctarum virginum Kunegundis, Mechtundis et Vuibrandis in ecclesia Eichsel Constantiensis diocesis necnon Christiane in ecclesia montis sancte Christiane dicte diocesis requiescentium, s. 1. e. a. Ein Exemplar in der Baseler üniversitatsbibliothek. LANDMANN 335

Basel kam, kennt ihn als hervorragenden Prediger und tüchtigen Gelehrten, dér seinem Verwandten, dein Baseler Buchdrucker Johann Amorbach dem Alteren bei dér Ausgabe dér Werke des hl. Augu­ stinus in elf Banden behilflich war. Er verfafite, nachdem dér Augustiner Kanoniker Dodo an dér Pest gestorben war, ein Jah'r hindurch die den einzelnen Kapiteln vorgedruckten kurzen Inhalts- angaben, eine Arbeit, die dann Pellikan übernahm und bis zum Schlul3 weiterführte Aufier in seiner Vaterstadt Basel hat Wyler in dem Konvent von Zabern gewirkt Ein begeisterter Musikfreund komponierte er kirchliche Hymnen und kampfte an dér Seite Wimpfelings für die Reinigung dér liturgischen Gesange®®; als humanistischer Dichter widmete er dem Strafiburger Münsterpre- diger Geiler ein Epitaph 3. W ir sehen aus den Nachrichten, die er überliefert, welche Teilnahme Konrad Pellikan den tüchtigen Predigern unter seinen Ordensgenossen entgegenbringt. Er selber, sein ganzes Leben hindurch mehr eine schüchterne Gelehrtennatur als ein kraftvoller Redner, erzáhlt doch, wie er zweimal bei dér Feier von Provinzial- kapiteln die auch bei den Observanten übliche lateinische Prunkrede zu haltén bestimmt wurde. An dér Rufacher Stadtschule und 16 Monate hindurch bei seinem Oheim Jodocus Gallus in Heidelberg vorgebildet, war dér Fünfzehnjahrige 1493 in den Konvent von Ru- fach eingetreten und hatte nach dem Noviziate besonders in Tübingen die Philosophie und Theologie studiert. Von 1502—1508 versah er das Lektorát in Basel Da wurde 1507, am 3. Sonntage nach Ostern

Vgl. R. Wackernagel, Mitteilungen über Raymundus Peraudi, in: Base­ ler Zeitschrift f. Gesch. u. Altertumsk. 2 (1903) 246. P e llik a n , Chronikon 27: Erat egregius praedicator et apprime doctus Minorita Franciscus Wyler, Basiliensis, affinis Amorbachio. Eundem obtinuit, ut brevia argumenta non libris, sed capitibus praeponeret. Id egit per anni circulum, multos legendo et distinguendo in capitula, prius non distincta; sed sequenti anno loco motus, iterum destituebatur impressor sanctissimus. Convenit me juvenem quidem, sed laboriosum, rogavit ut in illius remoti locum succedens . . . 8® Vgl. D. F is c h e r, Notice histori.ue sur Fancien couvent des Récollets de Saverne, in; Bulletin ecclésiastique du Diocése de Strasbourg IX (1874— 75) 143 s. s® Er richtete in dieser Angelegenheit einen Brief an Wimpfeling. S. J. K n e p p e r, Jákob W im p fe lin g , F re ib u rg 1902, 105. »0 Daselbst, 249. Vgl. auch J. K n e p p e r, Das Schul- und Unterriclits- wesen im Elsafi, Strafiburg 1905, 76. Dér schon oben genannte papstliche Legat Raymundus Perraudi, ein Freund seines Oheims Jodocus Gallus, des damaligen Speyrer Dompredigers, erhob ihn bei seiner Anwesenheit in Basel im J. 1504 nach vorheriger Prüfung zum Lizentiaten dér Theologie. Er sollte mit ihm nach Italien 3 3 6 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

(25. April) das Provinzialkapitel in seiner Vaterstadt Rufach gefeiert, und dér junge Baseler Lektor mufite die ziemlich wider Willen über- nommene lateinische Rede haltén Er trug jedoch in dér dafür angesetzten Stunde vor den versammelten Vátern nur deren ersten Teil vor (ü.ber die Liebe dér Ordensbrüder) und gedachte, den zweiten und dritten Teil (über die Demut dér Minderbrüder und über die Beobachtung dér Regei durch die Observanten) im Refek- torium bei dér Mahlzeit vorzulesen. Doch war er froh, als sich keine Gelegenheit dazu darbot; denn er fürchtete, wie er wenigstens in seinem Altér erzahlt, es könnten ihm seine Ausführungen über die damals viel erörterte „Observanz“ übel ausgelegt werden. Was er damals niedergeschrieben, sei allerdings in den darauffolgenden Jahren bei den Provinzialkapiteln den Vátern von andern um so eifriger und wirksamer eingepragt worden®=*. Pellikan denkt dabei vor allém an Sebastian Münster, den spateren grófién Geographen, seinen LieblingsschülerAls er selber 1508—1511 Lektor in Rufach war®® und dórt eine Anzahl und Rom reisen, kehrte aber bald als fieberkrank mit seinem Genossen wieder ins Kloster zurück. S. Chronikon 28 ff. Er erzahlt im Chronikon 39: Ad illud jubebar concionem latinam parare Patribus collectis pro more proponendam; id quidem invitus subii, verum pro honore patriae mihi injunct’tm detrectare non audebam. Collegi ergo tripartitum argumentum fratribus proponendum; dicendum mihi puta­ bam Fratribus de charitate, Minoribus de humilitate, de Observantia nuncu­ patis de disciplina morum. »3 Chronikon 39 f.: Improbabam enim in tertia parte arrogantiorem istum titulum, quo sese de Observantia cognominabant, regulae quidem Franciscanae, in qua professio evangelicae vitae initio et fine suis commen­ datur atque observanda docetur. Cupiebam eum titulum non jactari ah vere humilibus. Verum quae dicenda conscripseram et non dixi tunc, ea sequen­ tibus annis alii quidam a me conscripta in provincialibus Capitulis me arden­ tius retulerunt Patribus et inculcaverunt efficacius. Vgl. über ihn V. H a n t z s c h , Sebastian Münster. Leben, Werk, wissenschaftliche Bedeutung, Leipzig 1898; A. Wolkenhauer, Sebastian Münsters handschriftliches Kollegienbuch aus den Jahren 1515—1518 und seine K arten, B e rlin 1909. »5 Aus der Baseler Zeit ist noch nachzutragen, dafi er für Ostern 1507 auf Verlangen des Bischofs Christoph von Utenheim einen kurzen Inbegriff der katholischen Lehre zusammenstellte (tripartitum opusculum de credendis scilicet, sperandis et agendis), in dem er von den Glaubensartikeln, dem Gebete des Herrn und den 10 Geboten handelte. Der Bischof wollte es auf einer Synode zur Grundlage der Predigt der Pfarrgeistlichkeit machen — ut secundum eum praedicarent uniformiter et catholice. Aber weder die Synode fand statt, noch wurde eine dahingehende ^Verordnung erlassen. C hronikon 36 f. LANDMANN 337 jüngerer Brüder zu unterrichten hatte, kam dér Ingelheimer Seba- stian Münster 1509 als ISjahriger dahin und wurde von ihm be- sonders sorgfaltig in die menschliche und göttliche Wissenschaft ein- geführt®®. Die Rufacher Rede, soweit sie von Pellikan 1507 vor- getragen worden war, mu6 den Vatern gefallen habén; denn er wurde jetzt zu dem Provinzialkapitel, das am 1. Juni 1510 unter dem Generalvikar Martialis Boulier in Tübingen stattfand, jedenfalls als ehemaliger Student der dortigen Universitat, wieder mit dér latei- nischen Rede beauftragt. Er wollte über das „Sapere ad sobrietatem" (Rom. 12,3) in den verschiedenen Wissenschaften sprechen hatte die Rede ins Reine geschrieben und dem Gedachtnis eingepragt, wagte aber aus angeborener Furchtsamkeit nicht, sie zu haltén, zumal da ver ihm, wie wir schon sahen, dér hervorragende Prediger Dániel Agricola mit einem Vortrage bei den Teilnehmern des Kapitels wenig Beifall gefunden hatte®®. Die Rede wurde aber wie die erste in Abschriften verbreitet Dieser Zaghaftigkeit des Rufacher Lesemeisters wollte mán für das Wahlkapitel 1511 in Basel wohl dadurch .begegnen, dafi nicht er, sondern Sebastian Münster, dér damals 20 Jahre alt und noch nicht Priester war, den Auftrag erhielt, eine lateinische Predigt vorzu- tragen. Er bat seinen Lehrer Pellikan, ihm eine solche zu verfassen, und hat diese denn auch mit Erfolg gehalten. Sie hatte die aposto- lische Armut zum Gegenstand and w ird jedenfalls auch dessen Be- denken wegen des Ausdrucks „Observanz“ ausgesprochen habén

Chronikon 39; Communicavi Munstero juveni quaecunque habebam hebraica et astronomica, quibus adjecit sua quoque meditatione et diligentia, ut evaserit in his rebus doctissimus. Verum urgebam eum pro virili in Philosophiam divinam et humanam, quam esset aliquando fratribus quoque aliis praelecturus. Chronikon, 40 f.: Eodem anno jussus sum praeparare me ad ora­ tionem latinam declamandam coram doctis studii Tubingensis, ubi erat celebrandum capitulum provinciale Minoritarum post Pasca; argumentum proposui tractandum de sobrie sapiendo non tantum in moralibus, sed multo magis etiam in disciplinis. Id autem prosequebar per omnes artes liberales, in quibus nimia curiositate omnia perturbarentur, nominatim in Gram­ matica, Dialectica, Rhetorica, in Theologia quoque, quam veram (et linguas ad veram necessarias) negligerent studiosi, inutilem autem et disceptatricem philosophicam et scholasticam Theologiam sectarentur; in Astronomia quo­ que et Poetica, quamvis Poetarum dente lacerari timens contra eos tutius putarem tacere quam loqui vel quicquam scribere. S. FS X III, 309 den Eindruck, den das auf Pellikan machte. Chronikon 41: Et tamen fuit rescripta a pluribus oratio, sed ut prior quoque perdita est mihi. Chronikon 41; Anno undecimo erat celebrandum Capitulum pro­ vinciale Basileae, in quo Sebastianus Munsterus jussus declamare sermonem Franzisk. Studlen. 15. Jahrg. 4. Heft. 22 3 3 8 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

Glafiberger, dér gewissenhafte Chronist aller dieser Provinzial- kapitel, spricht nicht von solchen rednerischen Spielereien, wohl aber wei6 er von diesem Baseler Kapitel, das an Maria Himmelfahrt (15. August) stattfand, zu erzahlen, die Vater hatten sowohl am Vor- feste als auch am Feste selber im Döme Volkspredigten haltén müsseni°i und das Domkapitel, dér Weihbischof, dér Bischof, die Lehrer dér Universitat, die Kanoniker von St. Peter, dér Stadtrat und die religiösen Orden dér Stadt hatten an vier Tagén abwechselnd mit den armen Brüdern im Kloster gespeist^^^ ggi einer solchen Gelegenheit w ird denn wohl Münster die Rede Pellikans vöm Stapel gelassen habén 4. Auf diesem Kapitel in Basel wurde Pellikan zum Guardian in Pforzheim ernannt, wohin er den Sebastian Münster mitnehmen durfte^'’“. Von weiteren oratorischen Bemühungen dér beiden ist nicht mehr die Rede. Als Kaspar Schatzgeyer 1514 in Heidelberg zum Provinzialvikar erwahlt wurde, begleitete ihn^"*^ Pellikan als

latinum, obtinuit a me conscribi illam, quam postea dixit feliciter — sumpto themata ad Patres: Quando misi vos sine sacculo, pera et calciamentis, num- quid defuit vobis aliquid? Dicunt ei: nihil (Luc. 22,35). G 1 a fi b e r g e r , 1. c. II 551: In illo denique capitulo magna fuit Fratribus reverentia exhibita, primum nempe per venerandos dominos Canonicos maioris ecclesiae fuerunt patres rogati atque invitati ad faciendos sermones ad populum in profesto et festo Assumptionis gloriosissimae V ir­ ginis Mariae, quod alias nusquam fuit consuetum. G 1 a fi b e r g e r , 1. c. I I 551 s.: F in ita autem Missa, reverendissi­ mus dominiis Episcopus Basileensis cum reverendissimo patre Episcopo Tripolitano processionem Fratrum ad conventum cum domino Praeposito ceterisque Canonicis e vestigio sequebantur cum illo pauperum coetu Fratrum pransurL Dominica die rector almae Universitatis Basileensis cum doctoribus atque multis magistris eiusdem gymnasii in tabula fuit cum Canonicis ecclesiae collegiatae sancti Petri. Item dommi senatores cum multis feria III. in mensa fuere. Item IV. feria Religiosi civitatis Basi­ leensis fuerunt invitati. 103 Der Textspruch der Rede war um so eher passend, als die ver- sammelten Vater fiir derartige Speisungen von der Stadt, von fürstlichen und anderen Personen reich beschenkt wurden. 104 Chronikon 41: Postquam igitur non integris annis tribus Rubiaci praelegissem, veni ad Pfortzen assumpto mecum socio et subdito et chariore discipulo Sebastiano Monstero, nondum sacerdote pervenimusque ad Pfortzen Kalendis septem bris anni 1511. Chronikon 46: Is ibi rogatum me habuit, ut obmisso gardianatu Pfortzensi, in quo alioqui per fratrum vota continuandus eram, dignarer in officio Provincialatus esse socius secretarius et scriba, cum tertio fratre utriusque ministro. Statim laetus ego pro liberatione tam a difficili officio gardianatus sponte obtuli me ad eius obsequium, caritatem et officium. LANDMANN 339

Sekretar auf seinen Reisen, besonders zum groCen römischen Gene- ralkapitel von 1517, von dem er todkrank zurückkehrte. Er leitete dann als Guardian zuerst den Konvent seiner Heimatstadt Rufach (1517—19) und in den entscheidenden Jahren 1519—23 den be- deutenden Konvent zu Basel. Es klingt durchaus wahr und w irkt tragisch ergreifend, wie dér auch nachher noch so stille, bescheidene, aber einseitig gebildete Mann seinen allmahligen Abfall von dér Kirche und dem ihm liebgewordenen Ordensleben erzahlt Er hat zuerst, noch immer im Ordenskleide, an dér Baseler Universitat und dann, nach Ablegung des Ordenskleides, seit 1526 bei den Zwing- lianern in Zürich volle 30 Jahre hindurch seine Kenntnis dér bibli- schen Sprachen und seine Arbeitskraft in den Dienst dér Neuerung gestellt. Sebastian Münster ist auch bei dem Abfall vöm altén Glauben sein Genosse gewesen. In Basel soll zűr Zeit, als Murner dórt Jura studierte (1519), dér Observant Johann Sündli von Luzern als eifriger Volksprediger gewirkt habénEr kann das nicht als Hauptprediger in dér Klosterkirche getan habén; denn seit 1517 war daselbst Johann Lüthard m it dem Predigtamt betraut^"® und wirkte bald in luthe- rischem Sinne, ohne von Pellikan gehindert zu werden. Infolge seiner Predigten wurde im Juni 1522 das erste Dekret des Rates „des ewangelium halb“ eriassen und zwar zum Schutze dér altén Lehre Ein Umschwung trat erst im Frühjahr 1523 ein^^“.

106 ]5j. schrieb am 18. Nov. 1535 auch an Erasmus, er glaube nicht unrecht gehandelt zu habén, den Orden zu verlassen; doch fügte er bei: Nulla profecto me hóra invitum vixisse in minoritieo ordine, quandoquidem a puero persuasum habui Deo placere institutum illud vivendi, in quo nollem hodie quoque non me vixisse et nutritum in iuventute certe cum viris Deum timentibus et honestis et in odio omnis iniquitatis, ut in papistico regno nullum hodie credam ordinem fuisse meliorem. Mitgeteilt von H o ra w itz in den Sitzungsberichten der phil.-hist. Klasse der Wiener Akadémia der Wissenschaften C VIII (1884) 831. So berichtet von L ie b e n a u , Der Franziskaner Dr. Thomas Mumer, 85, indem er sich auf seine Abhandlung im Baseler Taschenbuch íü r 1879 beruft. S. seine Ernennung bei F. D o e 11 e , Die Tafel des ersten Provinz- kapitels der StraiJburger Observanten zu München im Jahre 1517, in: FS V II (1920) 226-231. S. P e llik a n , Chronikon 88 s. und die Einleitung Riggenbachs X IX f. Die Handschrift A. VI. 38 der Baseler Bibliothek, geschrieben 1493, stammt aus dem Klarissenkloster Gnadental und enthalt u. a. deutsche Predigten auf den hl. Evangelisten Johannes, die „Brúder C la u s d e r s c h irm e r, ein hoher lesemeister von paris“, ferner ein „Johannes

2 2 * 3 4 0 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ

IV. Kaspar Schatzgeyer und Heinrich Kastner. 1. „Einer dér gröfiten, vielleicht dér bedeutendste unter den süd- deutschen Observanten“ dieser Zeit und zugleich ein ausgezeich- neter Prediger ist dér bereits genannte Kaspar Schatzgeyer, dér vaterliche Freund und Vorgesetzte Pellikans, gewesen^^^. Er hat nur bis zum 18. September 1527 gelebt, und doch liegt dér Haupt- teil seiner Tátigkeit, die von einem berufenen Geschichtschreiber bereits eingehend dargestellt worden ist, in seinem Kampfe gegen die lutherische Neuerung^^^. Seine seit 1522 gedruckten Werke sind 1543 von seinem Ordensgenossen und langjahrigen Mitarbeiter Johann Bachmann — allerdings nicht vollstandig — gesammelt und mit einer biographischen Notiz als Widmungsschreiben neu heraus- gegeben worden Einzelne Stücke’^^'' sind sicher Niederschlage von Predigten und Unterweisungen, die Schatzgeyer gehalten hat, und sie mögen z. T. auch in die Zeit vor Luther zurückreichen; doch ist das nur von dér Formula vitae christianae bezeugt, die Schatzgeyer 1501 für den neuerwáhlten Abt von Tegernsee, Heinrich von Noertlingen, in dér kilchen ze Gnodental ze Basel ze St. Claren“ gehalten habén; auch solche von Joh an ne s von O ffrin g e n , 0. Praed. Ob die zwei erstgenannten auch Dominikaner waren? S. G. Binz, D ie deutschen Handschriften dér Öffentl. Bibi. dér Univ. Basel I (Basel 1907) 75 fi. m So nennt ihn C. S chm itz, Dér Anteil dér süddeutschen Obser- vantenvikarie, in: FS II (1915) 367. P e llik a n schreibt über ihn Chronikon 46: Mense Augusto (1514) celebratum capitulum Minorum in Conventu Heidelbergensi, ubi electus est in provincialem vicarium pater Caspar Satzgerus Landshutensis natione, vir religiosus, doctus Theologus, eximius praedicator et humanus valde. N. P a u lu s, Kaspar Schazgeyer, ein Vorkampfer der katholischen Kirche gegen Luther in Siiddeutschland (Strafiburger Theologische Studien I I I , 1), S trafiburg 1898. Schon vo rh e r hatte A. v. D r u ff e l iiber ihn gehandelt in den Sitzungsberichten der hist. Kl. der Kgl. Bayr. Akademie der Wiss. zu München, Jahrg. 1890, II, 397—433 (München 1891): Der Bairische Minorit der Observanz Kaspar Schatzger und seine Schriften. Opera omnia . . . Gasparis Schatzgeri, In g o lsta d ii 1543. In der von Johann Eck am 2. Januar 1543 verfafiten Vorrede heifit es, dafi Schatzgeyer sein ganzes Leben „scribendo, praedicando, consulendo, hortando et orando contra perniciosas doctrinas" verbracht habe. Dann fáhrt er fort: Nam etsi obrueretur negotiis sacri Ordinis sui in fastidioso et laborioso Ministri Provincialis officio, quod saepe administravit, essetque primus et ultimus in divinis officiis monasterii sui praesidens, molestias plures tulit atque jugiter ad populum declamavit, tanta tamen contra adversarios scripsit, ac si muneribus vacuus in summo otio vixisset. S. die Aufzahlung aller gedruckten Schriften Schatzgeyers (im ganzen 28 Nummern) nach den Jahren geordnet bei P a u lu s, a. a. 0.1 44 ff. LANDMANN 341

Kunzer, verfafit hat Sie enthalt in 33 Abschnitten Anweisungen für eifrige Christen, die ernstlieh nach einem tugendhaften Leben streben wollen, und lehrt insbesondere, dafi die ciiristliche Voll- kommenheit in dér Liebe Gottes und des Nachsten bestehe, dafi die aufieren Übungen hingegen, wie Bufiwerke, mündliche Gebete und dergleichen, nur als Mittel zűr Vollkommenheit zu betrachten seien. Die eigentlichen Predigten Schatzgeyers liegen nur handschriftlich in mehreren Banden dér Münchener Bibliotheken vor^^’. Da Schatzgeyer im 64. Lebensjahre gestorben ist, falit seine Geburt ins Jahr 1463 oder 64. In seiner Vaterstadt Landshut vor- gebildet, wurde er am 1. Október 1480 an dér Hochschule in Ingol- stadt immatrikuliert, trat aber als Baccalaureus artium bald in das Noviziat des Landshuter Observantenklosters ein. lm Jahre 1487 erscheint er hier bereits als Lektor, von 1489 bis 1496 versah er das- selbe Amt in Ingolstadt. Auf dem Weifienburger Provinzialkapitel von 14p6 wurde er nach München versetzt, wo er nun zunachst als Vizeguardian und seit 1499 als Guardian eine höchst segensreiche Tatigkeit entfaltet hat. Bachmann erzahlt, Schatzgeyer habé als Guardian die Gewohn- heit gehabt, dem versammelten Konvent erbauliche Vortrage zu haltén, zu deren Gegenstand er die verschiedenen Bücher dér Hl. Schrift wahlte. Tatsachlich ist uns eine grófié Anzahl von Skizzen exegetischer Predigten erhalten. Er hat^ sie aber nicht vor seinen Mitbrüdern, sondern an Sonn- und Feiertagen auf dér Kanzel vor dem Volke gepredigt. So zunachst eine Anzahl von Vortrágen über das Buch Dániel, für die sich das Jahr 1497 bestimmen láfit Nach dér Reihenfolge in dér alteren Handschriít zu schliefien fallen ferner in frühere Jahre 55 Predigten über die zwei ersten Bücher dér Könige, 6 über Ruth und 31 über das Buch dér Richter^^o^ wahrend die 65 Predigten über die Genesis nachher anzusetzen waren^^i.

116 Np 28. F orm ula vitae christianae, A ntw e rpiae 1534. 44 Bl. Sie steht auch in den Opera omnia. Es sind in dér Münchener Universitatsbibliothek Cod. Ms. 62 (ge- schrieben 1513— 14) und 61; in d é r S taatsbibliothek Cím 7803 u. 9056. Paulus záhlt daraus 9 Sammlungen aus dér Zeit vor 1517 auf, eine 10. stammt wohl aus seinem letzten Lebensjahre (1526—27). Als solcher erscheint er 1498 auf dem Provinzialkapitel zu Lenz- fried bei Kempten und gehört neben Paul Scriptoris dem Definitorium an. G 1 a 6 b e r g e r 1. c. I I 518. Ili* Nr. 6: Sie stehen im Cod Ms. 62, f. 100—115. Am Schlusse dér Er- klarung des 12. Kapitels wird das Jahr 1497 von dem Prediger als annus praesens bezeichnet. 120 Nr. 4. 3. 2: Cod. Ms. 62, f. 1—67; f. 68— 75; f. 76— 100. 121 Nr. 1: Cod. Ms. 62, f. 116—204. 342 PREDIGTWESEN DER STRASSBUKGER FRANZISKANERPROVINZ

endlich ist eine Reihe von Predigten über das Buch Judith in den anderen Kodizes überliefert Paulus weist auf die Synoden von Eichstatt (1477) und Bamberg (1491) hin, die derartige homile- tische Predigten für das Volk angeordnet hatten^^®. Auf dem Rufacher Kapitel des Jahres 1507 erscheint Schatzgeyer noch als Guardian von München unter den Deflnitoren; dagegen wurde er wohl im folgenden Jahre als Prediger und Lektor nach Ingolstadt versetzt, da er als solcher 1511 im Deíinitorium des Baseler Provinzialkapitels genannt w ird “ ^; anfangs 1513 ist er da- selbst Guardian geworden^^^. In Ingolstadt hat Schatzgeyer die anderen Predigtzyklen gehalten, die in denselben Handschriften auf uns gekommen sind. Zuerst eine Reihe von Vortragen für Advent 1511 über die Erschaffung des Menschen, über den Sündenfall dér Stammeltern und die Erlösung durch Christus Dann zwei Predigt-

122 Nr. 5: Cod. Ms. 61, f. 171— 199 (geschrieben 1516); Cím 7803 (ge- schrieben 1527). — Die Handschrift 118 dér Colmarer Stadtbibliothek, aus dem Observantenkloster zu Rufach stammend, bietet ff. 1—104^ in ahnlicher Weise Predigten über das Buch Tóbiás (geschrieben 1533) und ff. 121—2291 solche über den Jacobusbrieí (1584). 123 Sacerdotes Scripturam saeram veteris seu novi Testamenti ac prae­ cipue Evangélium Christi plane et intelligibiUter dominicis et aliis solem- nibus diebus populo praedicent. J. H a rtz h e im , Concilia Germaniae V (Coloniae 1763) 364. 628. — Ahnliche Predigten über die biblischen Bücher Josue (gehalten im Sommer *1519), Tobias (Fastenzeit und Sommer 1518) und Esther (Advent 1518) nebst einem Quadragesimale de alphabeto vitae Christianae (1519) und einem zweiten de vinea (1520) sowie etvi^a 20 Sermo­ nes generales pro adventu enthalt der aus dem Münchener Franziskaner- kloster stammende Clm 8965 der Münchener Staatsbibliothek. Der Schreiber bezeichnet sich (f. 201) am Ende der Predigten über Esther als fr. V a 1 e n - tinus Pausopolitanus, Zabern tunc temporis praedciator. Gemeint ist ohne Zweifel der Observant Valentin R a s ta tte r, d e r 1523 als P red i­ ger in Freiburg i. Br. gestorben ist. S. das Necrologium Provinciae Argen- tinae, AF VI (1917) 277, 30. Inwievs^eit w ir es hier mit eigenen Predigten des Schreibers oder mit Schatzgeyerschem Gute oder mit sonstigen franzis- kanischen Erzeugnissen zu tun haben, bleibt zu untersuchen. Einzelne Stücke tragen neben der Überschrift die Initialen KS. B. Auf einer alteren Lage des Bandes (ff. 230— 2481) stehen, 1506 von fr. S c. geschrieben, auch 13 Predigten über das Buch Judith, die ebenfalls in der Adventszeit gehalten vi^orden sind. i2‘i G 1 a Í3 b e r g e r , 1. c. I I 545. 552. 125 vgl. das bei Paulus unter *Nr. 11 genannte Gutachten über die kirchliche Immunitat, das er in diesem Jahre abgegeben hat. 126 9 - Sermones per adventum v. p. f. Caspar Schatzgeyer, de lapsu hominis. Cod. Ms. 61, f. 130—170 (Abschrift beendigt am 14. Juli 1514). — Dreizehn Adventspredigten über denselben Gegenstand finden sich auch in der Stadtbibliothek zu Colmar, Ms. 117, ff. 1—36i, aus dem Rufacher Kloster stammend, geschrieben von Brúder Johannes Nadler. Sie zeigen LANDMANN 343 zyklen für die Fastenzeit in den Jahren 1511 und 1512, dér eine über die zehn Gebote Gottes^^^, dér andere über den geistlichen

Kampf, insbesondere gegen die sieben H auptsünden Auch diese Aufzeichnungen tragen allé denselben skizzenhaften Charakter wie die Schriftpredigten, ohne jedwede rednerische Ausschmückung, blofi den Gedankeninhalt dér wirklichen Vortrage lateinisch wieder- gebend. Scliatzgeyers Genosse Bachmann schreibt das groJBe An- sehen des Volkspredigers in München wie in Ingolstadt vor allém auch seinem frommen, heiligmafiigen Leben 2. Mit dem Jahre 1514 wurde Schatzgeyer ein erstes Mai an die Spitze dér Provinz berufen, zunáchst noch als Provinzial- vikar. Pellikan hat die grófién Visitationsreisen, die sie zusammen machten, anschaulich beschrieben, ebenso die Reisen nach dem Generalkapitel in Rouen (1516) und nach dem von Leó X. anbe- raumten Capitulum generalissimum in Rom (1517). Schatzgeyer kehrte von diesem Kapitel, das die völlige Trennung von den Kon- ventualen vollzog^^", als erster Provinzial dér Observanten heim und wurde auf dem Münchener Provinzialkapitel durch Johann Machysen ■ersetzt^®^. Er selber versah wieder das Guardianat in Nürnberg (1517—2Ó) und wurde, als die Wogen um Luther höher zu gehen begannen, auf dem Kapitel zu Amberg ein zweites Mai für drei Jahre zűr Leitung dér Provinz berufen. Wie mán erwartet hatte,

■sich in Aufbau und Ausdruck verwandt mit den eben genannten Predigten aus Ms. 118 über Tóbiás und den Jakobusbrief. 127 g; Quadragesimale . . . tractans de deeem praeceptis dei, adductis decem plagis egiptiorum. Cod. Ms. 61, f. 56—126 (nach einer Ab- schrift aus dem Jahre 1511 von dem Amberger Sebastian Parn aus dem Konvent von Ingolstadt). 128 7 ; Quadragesimale de pugna vitiorum et illi annexis. Cod. Ms. 61, f. 1—53 (geschr. von Sebastian Parn 1512); auch Cod. Ms. 62, f. 105—246. 129 In dem Widmungsschreiben zu den Opera omnia: Quanta hic gra­ vitate, quanta simul authoritate tot annis populum Monachii ac Ingolstadii edocuerat publicitus legendo ac praedicando, hanc ei dubio procul vita sanctior peperit. 130 Die erste gedruckte Schrift Schatzgeyers: Apologia Status fratrum ordinis minorum de observantia nuncupatorum adversus patrem Bonifacium provincie Franci© ministrum, s. 1. e. a. (Basel 1516) ist für diesen Ausgang des lOOjahrigen Streites zwischen Observanten und Konventualen von Be- deutung gewesen. Vgl. über diese aufregenden Ereignisse S c h m i t z , Der Anteii der süddeutschen Observantenvikarie, in: FS III (1916) 360 ff. Schatzgeyer hatte auch schon 1506 an dem groBen Unionskapitel Julius’ II. in Rom teilgenommen. 131 Hier wurde die Oberdeutsche Observantenprovinz in die drei Kusto- dien Rhein (10 Klöster), Bayern (9 Klöster) und Schwaben (9 Klöster) geteilt mit je einem Kustos an dér Spitze. Glafiberger, 1. c. I I 560. 344 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPROVINZ nahm er in Wort und Schrift den Kampf mit den Neuerern und führte ihn nachher als Guardian von München und Kustos von Bayern ebenso mafivoll wie kraftvoll weiter bis zu seinem Tode. Die letzte uns erhaltene Predigtsammlung Schatzgeyers stammt aus dieser Zeit dér religiösen Wirren, allém Anscheine nach aus den Jahren 1526—1527^^=*. Es isi eine Reihe von Vortragen, vöm ersten Adventsonntage an bis zum dritten Sonntage nach Pfingsten, über die Erschaffung, den Fali und die Erlösung des Menschen- geschlechts, über die Rechtfertigung, den Glauben und die zehn Gebote Gottes. Sie berühren sich alsó eng m it den Predigten von 1511, nur dafi jetzt Rechtfertigung und Glaube náher behandelt und einigemal — nicht zu haufig — polemische Anspielungen gemacht werden. Schatzgeyer hatte von jeher nach dem Grundsatz gehandelt, dafi die gründliche Darlegung dér christlichen Wahrheit bei Menschen, die guten Willens sind, die beste Abwehr gegen den Irrtum ist. Wie mán dem Volke predigen müsse, erklart er ausdrücklich in seiner ersten Kontroversschrift, dem Scrutinium divinae Scripturae. Mán benüge sich nicht, führt er aus, dem Volke die Hl. Schrift vorzu- tragen, sondern richte sich nach dér Fassungskraft dér Zuhörer;, für die Unmündieen müsse dér harte Kern zerrieben werden. Da- mit ihnen das Wort Gottes besser gefalle, suche mán es schmackhaft zu machen, ohne jedoch seine ursprüngliche Kraft zu schwáchen. Bilder und Gleichnisse, wie sie die sichtbare Natúr uns biete, be- leuchtende Züge aus dér Geschichte, Beispiele aus dem Leben dér Heiligen müfíten gleichsam die feinere Würze dér Rede bilden. Für den Inhalt dér Vortrage behalte mán stets die Erbauung dér Zu­ hörer im Auge und predige ihnen nicht blofi den Glauben, sondern auch die Werke, die aus dem Glauben íliefien sollen^^*. 4. Als Nachfolger Schatzgeyers wurde auf dem Landshuter Kapitel 1523 Heinrich Kastner zum Provinzial gewahlt^^^ Er soll vorher Guardian in Bamberg gewesen^^® und nachher, nachdem er sein Amt als Provinzial nach anderthalb Jahren krankheitshalber

Sein erstes Werk ist: Scrutinium divinae Scripturae pro concilia­ tione dissidentium dogmatum, Basileae 1522, das noch von Pellikan in einer Vorrede befiirwortet und bald darauf wiederholt neugedruckt wurde. 1“ Clm 7803, f. 44— 142, geschrieben 1529 von M atthias W alch, V ik a r in Apfeldorf; auch in Clm 9056, geschr. 1530 vom Franziskaner Moritz Rasch. i ’"* S. die Stelle bei P a u lu s, Kaspar Schatzgeyer 19 f. Es siindigen gegen das achte Gebot, führt er in einer Predigt dieser Zeit aus, „praedi­ cantes falsa miracula, falsas legendas, fictas reliquias, frivolas vislones“ (Clm 9056, f. 58b). iss Glafiberger, 1. c. I I (A p p e n d ix I) 561. 130 Glafiberger, 1. c. 562, nennt ih n fü r 1522 un te r den D e finito ren des Provinzialkapitels von Nürnberg, ohne seine Stellung anzugeben. LAN D M A N N 3 4 & ,

Qiedergelegt hatte, 1530 zu Ingolstadt gestorben sein Er erscheint aber auch schon früher auf dem Tübinger Provinzialkapitel von 1510 unter den Definitoren als Prediger des Konvents von Heilbronn und 1515 wird er in dem von Schatzgeyer eben reformierten Konvent zu Freiburg i. Br. als erster Prediger angestellt Er gehörte als solcher 1517 dem Definitorium des Münchener Provinzialkapitels an^®*®. Obgleich kein zeitgenössischer Bericht seine Tatigkeit auf dér Kanzel rühmend hervorhebt, so mu6 er doch nach einem seiner Predigtbüclier, das ich in einer Colmarer Handschrift festgestellt und eingehend gevs^ürdigt habe^^\ als einer dér ausgezeiclinetsten Volksprediger des ausgehenden Mittelalters angesehen werden. Wie aus diesem seinem Werke hervorgeht, hat er nicht nur in Heilbronn und Freiburg, sondern in früheren Jahren auch in Ingolstadt (1498 bis 1501), Nürnberg (1501—1507) und Ulm, vielleicht auch in Heidel- berg das Predigtamt verwaltet. Dér Colmarer Kódex ist namlich nicht eine fremde Niederschrift von Predigten Kastners, sondern das von ihm selber zu seinem Ge- brauche angelegte Handexemplar, in das er allé in Ingolstadt ver- fafiten und auch vorgetragenen Predigten mehr oder weniger aus- führlich, aber doch mit grofier Sorgfalt drei volle Jahre hindurch eingetragen hat. Dér erste Jahrgang, am 29. Juni 1498 m it dem Feste Peter und Paul beginnend, umfafit die Nummern 1—54, dér zweite reicht bis 94, und zum dritten, bei dem die Zeiten nicht mehr genau angegeben sind, gehören die gröfieren Stücke 95—110. Die drei letzten Predigten 111—113 lelten einen vierten Jahrgang ein und sind von dem Verfasser und Schreiber am 29. und 30. Juni 1501 und am Sonntag vorher bei dem A ntritt seiner neuen Predigtstelle in Nürnberg gehalten worden. Kastner ist alsó durch das Kemptener Provinzialkapitel vöm 24. Mai 1498 als Prediger nach Ingolstadt und

So berichtet P. M inges, Geschichte dér Franziskaner in Bayern, München 1885, 85, ohne náhere Quellenangabe. 138 G l a f i b e r g e r , 1. c. I I 551. 555. Schatzgeyer lie fi in F re ib u rg zurück: patrem Guardianum Tübingensem Wernerum Zachmann, qui et primus guardianus ibidem fuit institutus, et fratrem Henricum Castner, primum praedicatorem, et fratrem Johannem Hafenbrack, primum lectorem sacrae theologiae, cum aliis viginti Fratribus, qui in primis ibi laborem et dolorem sustinuerunt etc. 139 F. D o e 11 e , Die Tafel des ersten Provinzkapiteis, in : FS V II (1920) 231. 1*0 Stadtbibliothek zu Colmar, Ms. 115, wohl aus dem Franziskaner- kloster Rufach stammend. 1*1 FI. L a n d m a n n , Das Ingolstadter Predigtbuch des Franziskaners Heinrich Kastner in: Festgabe Heinrich Finke gewidmet, Miinster 1904, 425-480. 346 PREDlüTWESEN DER STRASSBURGEH FRANZISKANERPROVINZ durch das Kapitel zu Pforzheim am 14. Juni 1501 in dér gleichen Eigenschaft nach Nürnberg versetzt worden. Dieses Ingolstadter Predigtbuch enthalt bei weitem nicht allé Kanzelvortrage, die Kastner in den drei Jahren gehalten hat. Es sind im ganzen nur Predigten für Heiligenfeste und zwar mehr für aufierordentliche Gelegenheiten; die eigentlichen Advent- und Fasten- predigten, auf die er hinweist, fehlen ebenso wie die gewöhnlichen Sonntags- und Heiligenpredigten. Kastner benutzte namlich für diese laufenden, überall gleichen Falle andere, altere Aufzeichnungen in ahnlichen von ihm angelegten Predigtbüchern. So nennt er öfter eine Sammlung j^Sermonarius viarum vitae et mortis“ , eine andere Sermones extravagantes", eine dritte unter dem Titel „Eytlpofi“ . Unser Predigtband selber tragt aufien die Aufschrift: „Sermones de sanctis et alijs varijs in principio annotatis, Tercius" und scheint sich damit anderen, álteren Sammlungen von Heiligenpredigten Kastners anzureihen. Ja auch über die spatere Wirksamkeit unseres Predigers er- halten wir Aufschlufi. Wie er namlich in dér Neujahrspredigt 1499 für die Kleriker eine Stelle aus einer lateinischen Rede, die er auf dem Kemptener Provinzialkapitel gehalten hat, einschaltet so trágt er am Rande unserer Sammlung nicht nur Erganzungen, neue Einteilungen und andere Fassungen nach, sondern schreibt auch vielfach das Jahr hinzu, in dem er eine Predigt oder einen Abschnitt davon von neuem vorgetragen hat. So sind die Jahre 1510, 1511, 1515 und 1522 vertreten. Das wichtigste Dátum ist aber bei dér Píingstpredigt vöm Jahre 1501 vermerkt, indem es den Namen des Verfassers angibt und seine Anwesenheit auf dem Capitulum gene­ ralissimum von 1506 in Rom mitteilt^^®. Er war damals noch Pre- ■diger in Nürnberg und wird es wohl bis zum folgenden Provinzial­ kapitel in Rufach (1507) geblieben sein. In diesen spáteren Rand- bemerkungen ist auch wiederholt ein weiteres Predigtbuch Kastners genannt: Sermones Ulmenses, ein Beweis dafür, daö er auch einmal langere Zeit in Ulm auf dér Kanzel gewirkt hat. 5. Die Predigten unserer Sammlung sind dér Mehrzahl nach Skizzen, die Kastner wahrscheinlich vor dem Vortrag auf freien Zetteln gemacht und nachher jedesmal für den spáteren Gebrauch aufgezeichnet hat. Manchmal gibt er nur die Einleitung, meist mit dér sich anschliefienden Einteilung, in den zahlreichsten Fallen aber Ms. 115, f. 39b; Nunc autem inseratur aliquid latint eloquij de collacione facta in capitulo Campedonensi; dormire interim iubeantur mulieres. Die eingeschobene Stelle ist nicht wiedergegeben, doch betraf sie die priesterliche Keuschheit. Ms. 115, f. 182a: Hunc sermonem feci Romé ego fra te r H einricus Kastner predicator Nurembergensis, anno 1506 in hospitali Theutonicorum tempore capituli generalissimi. LANDMANN 347 auch die Ausarbeitung mit den gebrauchlichen Autoritaten und illustrierenden Mittein; nur selten ist aber eine Predigt von Anfang bis zu Ende im einzelnen gleichmafiig ausgeführt. Die auszeichnen- den Pradikate, die er gewissen Stíleken im Register gibt^^^, zeigen, dafi er die Wirkungen seiner Vortrage wohl beobachtet hat und vor allém das festhalten wollte, was aucli ein anderes Mai Wirkung zu machen geeignet war. Dér theologische Reichtum des Inhaltes, die dialektische und sprachliche Gewandtlieit und vornelimlich die Anschauliclikeit dér Darbietung kennzeichnen Kastner als einen vollendeten Prediger. Unter anderem gebraucht er, um Leben und Bewegung in den Ver­ trag zu bringán, eine standige Hilfsfigur, die er als seinen Sohn anredet. Er richtet sich immer wieder an ihn, lafit ihn allerlei Fragen stellen, schickt ihn im Geiste an die verschiedenen Schauplatze dér Ereignisse, nach Bethlehem, nach dem Kalvarienberg, in den Kimmel, in die Vorhölle, nach Rom, zu dem Konzil von Basel usw., um sich dann mit ihm über das zu unterhalten, was sie da sehen. Zu den schönsten Stücken dér Sammlung gehören die Ausführungen über die Menschwerdung und das Leiden Christi Welche hohe Auf- fassung Kastner selber von dem Predigtamte und dér Pílicht die Predigt zu hören hatte, zeigt er in den drei Nürnberger Antritts- predigten im Anschlufi an den Text: Beati qui audiunt verbum dei et custodiunt illud (Luc. 11,28). Er bemerkt dabei über seinen Er- folg an den früheren Wirkungskreisen, dafi er nicht allén, wohl aber den meisten gefallén habé. So wolle er auch jetzt sich Mühe geben, insbesondere die im Laster Lebenden nicht zerschmettern, sondern bessern und retten In Freiburg wurde Kastner bei Beginn dér

Z. B. Sermo valde bonus, Sermo totus mordax, Sermo pulcher, Sermo deuotissimus, Sermo bene congestus. Sermo lacrimabilis etc. So in den drei Predigten über die Unbefleckte Empfangnis Mariae (f. 30—34), wo ilim als Vorbild der von Glafiberger (1. c. II 218 s.) erwahnte Sermo trimembris des Pariser Lehrers Johannes Vitalis, Ord. Min., vom Jahre 1389 dient; doch wei6 er ihn eigenartig umzugestalten und zu ver- einfachen, indem er an Stelle des Festes im Himmel die feierliche Sitzung des Konzils von Basel vorführt, in der ein Dekret über diesen Lehrpunkt erlassen wurde. Vgl. über die Predigt des Vitalis G. H asebeck, Die alteste gedruckte Franziskanerpredigt über die Unbefleckte Empfangnis, in: FS V III (1921) 283—92. E r selber gesteht an W eihnachten 1499 (f. 105 b); Duó sunt dies in anno, karissimi, in quibus ego mailem audire alium quam ipse predicare, mailem alijs prelacrimari quam preloqui. Prima est dies parasceues, secunda hodierna. Am Karfreitag dieses Jahres heifit es (f. 57): Mailem igitur flere quam alios ad fletum concitare. Vbi tamen prius fui, maior pars fuit grata, alia et minor fuit paciens, tercia et minima fuit forte indignabunda de me. Nunc autem hic 348 PREDIGTWESEN DER STRASSBURGER FRANZISKANERPRORINZ

Neuerung einmal von dem Hebraisten Johann Lonitzer, Luthers vor- maligem Amanuensis, angegriffen, doch standén dér Stadtrat und das Volk auf seiner Seite^^®. W ir schliefien hier mit dem Jahre 1517 ab und erwahnen nicht mehr die Observanten, deren Predigttatigkeit erst nach dicsér Zeit bezeugt ist. N. Paulus stellt eine ganze Reihe solcher Franziskaner- prediger am Schlusse seiner Studie über Kaspar Schatzgeyer zu- sammen Mán kann nicht anders sagen, als dafí die Predigt dér Fran- ziskaner-Observanten in dér 2. H alfte des 15. und im beginnen- den 16. Jahrhunderí — soweit sie bis heute bekannt ist — was Regsamkeit und Erzeugnisse betrifít, weit über die mittlere Höhe hinausragt. Es zeigt sich das vor allém: 1. in den Sammelbanden, die tagebuchartig über die von den Schreibern selber gehaltenen Predigten Kunde geben (Heinrich Kastner, Erasmus Schalt- dorffer, Valentinus Rastatter); 2. in den erhaltenen deutschen Predigten, die zusammen mit aszetischen Traktaten in den Frauenklöstem zűr erbaulichen Lesung dienten (Johann Einz- linger, Heinrich Vigilis, Johannes Altpart, Stephan Fridolin, Johann Freytag); 3. in dem Gebrauche, ganze Bücher dér Hl. Schrift auf dér Kanzel homiletisch zu behandeln (Kaspar Waler, Kaspar Schatzgeyer); 4. in dem Eifer, mit dem einzelne Produkte durch den Druck damals schon dér weiteren Öffentlichkeit zu- gánglich gemacht worden sind (Johann Meder, Dániel Agricola, Konrad Oesterreicher) Es ist wahr, was A. Schafer über das so lebensreiche 15. Jahrhundert sagt: „Auch das abendlandische Ordenswesen hat damals kein schlafriges Dasein geführt, son- dern in máchtigen StöiSen eine grófié Reformbewegung hervor- gebracht. Von deren Wellen sind auch die Orden des hl. Fran- ziskus stark und nicht zuletzt ergrifíen worden . . . Die Obser- vanzbewegung gehört zu den bezeichnendsten Vorgangen dér spatmittelalterlichen Kirchengeschichte und leltet in wesent- lichen Teilen zum Verstandnis dér grófién Reformation des 16. Jahrhunderts an“

non érit eciam possibile omnibus placere. Quantumcunque tamen potero, studebo nulli iuste displicere. Que enim corrigenda erunt, non ad homines confundendum (nec enim ad hoc hic sum nec mihi commissum est), sed ad saluandum cum omni qua possum mititate et discrecione corripiam (f. IQlb). S. P. P. A lb e r t, Die reformatorische Bewegung zu Freiburg bis zum Jahre 1525, in: Freiburger Diozesan-Archiv 46 (1919) 17. P au lu s, Kaspar Schatzgeyer 133ff. S. über diese alten Drucke FS X III, 303 fi. S. Akten zur Observanzbewegung, Bll. f. Wiittemb. Kirchengesch. NF. 262 (1922) 61. D A U S E N D 3 4 9

Das Studium der Liturgie ais besonderes theologisches Fach im Lichte franziskanischer überlieferung.

Von P. H u g o D a u s e n d . Das Studium der Liturgie, die Liturgik ais besonderes theolo­ gisches Lehrfach ist verhaltnismafiig spat aus dem Stamme theolo- gischen Lehrbetriebes herausgewachsen. Die Aufklarungszeit war die Sonne, die ihm das Dasein schenkte. Damals kam die praktische Theologie ais Lehrfach auf. Einer ihrer Zweige war die Liturgik. Wurde sie auch damals an den staatlichen theologischen Lehr- anstalten, den Universitaten und Seminarien eingeführt, so fand sie nicht überall Zutritt. Ja, mancherorts wurde sie bald wieder abge- schafft. Erst der Codex iuris hat ihr Leben gesichert und sie ais kráf- tiges, vollwertiges Reis am Baume theologischer Wissenschaft gekenn- zeichnet, den jede theologische Lehranstalt, die etwas auf Treue und Gehorsam gegen die Kirche halt, pflegen mu6. Can. 1365 § 2 bestimmt: „Cursus theologicus saltem integro qua­ driennio contineatur et praeter theologiam dogmaticam et moralem complecti praesertim debet, studium sacrae Scripturae, historiae ecclesiasticae, iuris canonici, liturgiáé, sacrae eloquentiae et cantus ecclesiastici." Can 1366 § 3 ordnet aai: „Ourandum est, ut saltem sacrae Scrip­ turae, theologiae dogmaticae, theologiae moralis et historiae ecclesia­ sticae, totidem habeantur distincti magistri." Über diese Canones verbreitet helles Licht das Programma gene­ rale studiorum a Pio PP. X. pro omnibus Italiae Seminariis. Unter Abschnitt V heifit es dort für die Theologie: a) „La teologia avra un corso diviso in quattro classi con un orario regolare di quattro ore d’ insegnamento al giorno. b) Esso comprendera le materie seguenti; Luoghi teologici, in- troduzione generale e speciale alia s. Scrittura, Esegesi bibica, Teo­ logia dogmatica e saeramentaria, Teologia morale e pastorale, Insti- tuzione di diritto canonico. Storia ecclesiastica. Lingua ebraica. Lingua greca, Archeológia ed arte sacra, S. Eleqruenza e Patristica, S. Liturgia" 1. Abschnitt VI g schreibt vor: „Le singole materie negli studi liceali e teologici sarranno affldate a distinti Professori i quali po- tranno, in via eccezionale, assere incaricati dell’ insegnamento di qualche materia affine. Si dovra sempre pero evitare ad ogni costo

1 Acta sanctae sedis X L (1907) 339 f. 3 5 0 . d a s s t u d iu m d e r l it u r g ie r inconveniente che una stessa persona abbia troppe ore di in- segnamiento, con danno evidente degli alumii“ Der beigegebene Stundenplan der Theologie weist der Liturgik durch alie vier Jahre je eine Wochenstunde oder ein Jahr hindurcli 4 Stunden wöchentlich zu, ahnlich wie der Kunst und Archaologie, Beredsamkelt oind Patrrstiik, dem Hebraischen und der bibi. Ein- leitung, der allgemeinen Moral mid Fundamentaltheologie Aus den angeführten Bestimmungen ergibt sich, dafi die Kirche die Liturgik ais besonderes Lehrfach fordert, nicht nur wünscht, da6 ihr besondere Sorge gewidmet werden mufi, dafi die mafigebenden Beliörden einen ausgebildeten Fachdozenten fiir die Liturgik be- stimmen sollen. Dafi die Kirche diese Vorschriften geben mufite, ist verstandlich. Beiiehit doch das Konzil von Trient den Pfarrern ausdrücklich: „ut frequenter inter missarum celebrationem vel per se vel per alios ex iis, quae in missa leguntur, aliquid exponant atque inter caetera sanctissimi huius sacrificii mysterium aliquod declarent, diebus prae­ sertim dominicis et festis“ Das Rituale — auch in seiner neuesten, auf Anordnung P. Pius’ XL besorgten Ausgabe — malint: „Ipse vero, antequam ad huiusmodi administrationem accedat, paululum, si opportunitas dabitur, orationi et sacrae rei, quam acturus est, medita­ tioni vacabat, atque ordinem ministrandi et ^ caeremonias pro tem­ poris spatio praevidebit et perleget“ „In Sacramentorum admini- stratione eorum virtutem, usum ac utilitatem et caeremoniarum signi­ ficationes, ut Concilium Tridentinum praecipit, ex sacrorum Patrum et Catechismi Romani doctrina, ubi commode fleri potest, diligenter explicabit“ Der Wille der Kirche ist klar und deutlich. Die Kirche verlangt, dafi sich der Priester die Liturgie der Sakramente vor Ausspendung vergegenwartige, dafi er die Glaubigen über die Liturgie belehre. Das setzt voraus, dafi er über die Liturgie wohl unterrichtet ist. Wohl unterriclitet ist er sicher, wenn er selber einen gründlichen liturgischen Fachunterricht genossen hat. So ruft denn der unzweideutige W ille der Kirche nach liturgischem Fach­ unterricht. Alte, echte franziskanische Überlieferung ist es aber, den Wiinschen und Weisungen der Kirche treu und pünktlich zu ent- sprechen. Darum mufi es fiir den theologischen Lehrbetrieb im Franziskanerorden gegenwartig selbstverstandlich sein, Liturgik ais besonderes Lehrfach zu besitzen, ihr den gehörigen Platz und hin- reichende Zeit zu gewahren, und sie nach Möglichkeit einem wirk- lichen Fachlehrer anzuvertrauen.

2 A. a. 0. 340. 3 3 4 2 f. 4 Sess. X X II c. 8. T it. n. 6. 8 n. 10. D A U S E N D 3 5 1

Dasselbe verlangt auch die Ordenstradition wahrend dér ver- flossenen Jalirhunderte. Ist auch die Liturgik im Sinne eines besonderen theologischea Lehrfaches nicht betrieben worden, so weist die Vergangenheit liturgisches Lehrgut in anderen Disziplinen auf oder es liegen Tat- sachen vor, aus denen w ir schliefien müssen, in irgendeiner Form ist früher Liturgik gelehrt und studiert worden. Schon in dér ersten Zeit unseres Ordens wurde bei uns die Musik betrieben; sie wurde betrieben „vorab aus Liebe zűr liturgisch-prak- tischen Theologie“ , wie H. Felder^ nachweist. Ihre Pflege wurde durch allé Jahrhunderte beibehalten und ihr grofier Wert zugemessen». Bis in die jüngste Gegenwart hinein habén die einzelnen Ordenspro- vinzen immer wieder eigene Cantuarien herausgegeben, die liturgische Gesange, aber zugleich Anleitung zu ihrer Darbietung und überhaupt zűr kirchlich-liturgischen Musik enthalten. So hatten bzw. habén z. B. ihre eigenen Cantuarien oder Cantorinen die alté Bavaria, Colonia, Saxonia, Thuringia. Ja, als die Bavaria in dér ersten Halfte des 19. Jahrhunderts ihre Auferstehung feiern durfte, schenkte ihr dér damalige P. Próvinzial, P. FranzSeraph Fritsch ein neues, den Verháltnissen angepafites Formulare cantandorum durch P. Lect. iur. can. Victricius KehP. Ohne Kenntnis und Studium der Liturgie ist aber die Pílege des liturgischen Gesanges und dér liturgischen Musik gar nicht möglich. Dafi w irklich das Studium der Liturgie im Orden betrieben worden ist, zeigen deutlich die verschiedenen Traktate und Werke über Liturgie, die Ordensangehörige verfafit habén. A1 exander von H a 1 e s behandeit im vierten Teil seiner Summa in dér Quae­ stio 36 die symbolische Bedeutung dér priesterlichen und pontifi- kalen Kleidung; in dér Quaestio 37 gibt er eine Mefierklarung, die andere Erklarungen nachdrücklich beeinílufit hat D e r h 1. B o n a - ventura spricht an verschiedenen Stellen seiner zahlreichen Werke von dér Liturgie, er unterrichtet über sie und begeistert vor allém seine Ordensbrüder für sie^^. Guibert von Tournay ver- fafite unter dem Titel Tractatus de officio episcopi et ecclesiae cere-

^ Geschiehte der wissenschaftlichen Studien im Franziskanerorden,. F re ib u rg i. Br. 1904, 425. 8 A. a. 0. 426—437. SI Bemard Lins, Geschichte des ehemallgen Augustiner- und jetzigen unteren Franziskanerklosters in Ingolstadt, in: Sammelband des historischen Vereins Ingolstadt, Ingolstadt 39 (1919) 66 Anm. 1. A d o lf F ranz, Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg i. Br. 1902, 460 ff. A. a. 0. 462—465 u. P. W illibrord Lampen, De officio divino in ordine minorum iuxta S. Bonaventuram, in: Antonianum 2 (1927) 135—156. 3 5 2 DAS STUDIUM DER LITURGIE moniis eine Erklarung des PontificaleWilhelm von Gouda schenkte uns eine kurze, vielgelesene Mefierklarung Von unserem berühmten Mitbruider, dem Pariser Doktor Stephan Brulefer stammt eine sonst nicht erwahnte, wertvolle MeiSerklarung Eia Traktat De celebratione missae gehört wahrscheinlich dem frucht- baren F r a n z i s k u s M a y r o n Dem hl. JohanneiS Kapistran w ird die noch unveröffentlichte Arbeit Animadversiones circa sacro­ sanctum Missae sacrificium zugescbrieben Hermann von Coblenz ( t ca. 1554) schrieb „Explicationem septem sacramentorum et catho­ licam enarrationem de Missa Petrus Marchant (f 1662) veröffent- lichte 1653 zu Antwerpen Expositionem incruenti sacrificii Missae Dafi unser Orden das Studium der Liturgia eifrig gepflegt haben mu6, legen uns auch die Predigten eines BertholdvonRegens- biu r g eines J o h anne s von W e r d e n^", eines d e H u n g a r i a und die gelehrten Arbeiten eines Anton (F r. F los­ culus) Binterim nahe. Dieser gelehrte, durch die gewaltsame Klosterunterdrückung zu Anfang des 19. Jahrhunderts aus seinem stillen Gottesfrieden gerissene Mitbruder bringt in seinem bedeu- tenden Werke: Denkwiirdigkeiten der katholischen Kirche Bd. 4—7 (Kirchheim, Mainz 1898) reiche Beitrage zur gesamten wissenschaft- lichen Liturgik, besonders zu ihrer Geschichte, aber nicht blo6 zu ihrer Geschichte. Andere Mitbrüder verfaBten kanonistisch-rubrizistische Werke. Nur einige seien aufgezahlt; P. Bruno Neusser, Lektor in Mainz, schenkte uns seinen Tractatus de horis canonicis seu resolutiones quaestionum, quae circa horarium et breviarii lectionem moveri solent quibus omissis, quae historiam ac mysticam significationem horarum spectant, universa materia de horis tractandis ac de iis, quae in breviario continentur, elucidantur. Moguntiae. Sumptibus Joannis Baptistae Schönwetteri. 1696 Herm. Janssens verfafite eine Explanatio rubricarum Mis- salis Romani Antwerpiae 1755

12 F ra n z, Messe 465f. Franz 601 f. P. Patrizius Schlager, Über die Mefi- erklarung des Franziskaners W ilhelm von Gouda, in: FS 6 (1919) 323—336. F ranz 609. Franz 494. i®P. Gaudentius (Guggenbichler), Der Protestantismus und die Franziskaner 2 Bozen 1 8 8 2 , 4 3 2 A nm . n. 45. A. a. 0. 319. 18 A. a. 0. 228. ” F ranz 64 4-6 68. 741— 750. p ra n z 679f. 21 Franz 677f. 22 Vgl. P. G a u d e n tiu s 322. 23 V gl. C. Callewaert, S. Liturgiáé Institutiones I De S. Liturgia universim , Brugge 1925, n. 106 90 Anm . 7. D A U S E N D 353

Anaklet Reiffenstuel veröffentlichte um 1670 anonym ■ein Biichlein m it dem Titel: Praxis compendiosa sacrorum rituum et ■caeremoniarum, quae iuxta rubricas missalis Romani novi in missis, praesertim solemnibus a ministris observandae sunt, ad usum fra­ trum minorum s. Francisci Reformatorum Provinciae Bavariae. Konstantin Hagerer liefi 1716 erstmalig seinen Ritus exactus servandus in celebratione missae privatae iuxta rubricas missalis Romani, decreta pontificia, praesertim sacrorum rituum con­ gregationis ac mentem probatissimorum authorum instructus, per additionem frequentiorum errorum practice dilucidatus, 1729 sein Rituale sive compendium ss. rituum et ceremoniarum in missa, vesperis aliisque rebus divinis observandum a Fratribus Minoribus S. P. Francisci Reformatae Provinciae Bavariae juxta Rubricas, authores probatissimos et laudabiles provinciae consuetudines nec- non conformiter ejusdem consuetudinibus municipalibus. Ihnen liefi er 1740 seinen tractatus in tertiam partem rubricarum missalis Romani de defectibus in celebratione missarum occurrentibus ex variis authoribus collectus et ad sacerdotum omnium utilitatem desideratissimam pro plurimis et diversissimis in ss. missae sacri­ ficio occurrentibus dubiis et casibus dissolvendis instructus folgen. Drei Werke, von denen zwei auch das Handbuch der katholischen Liturgik von Ludwig Thalhofer in seinen verschiedenen Auflagen mit den Worten verzeichnet: „die viel benutzten rubrizistischen Schriften des bayrischen Franziskaners Konstantin Hagerer [ f 1742] (Ritus exactus servandus in celebratione missae Monachii 1716. 141 u. ö.; Tractatus de defectibus in celebratione missarum ebd., 1739, 1740, 1741 u. Selbst bei öfEentlichen Disputationen wurden Themata gewahlt, die liturgischen Stoff berücksichtigten. So 1723 in Ingolstadt. Hier lautete der Titel einer Thesis doctrinalis: Speculum ordinandorum ■conspicienda exhibens, quae pro recipiendo sacramento ordinis et spirituali exinde adepta potestate praesertim in sacrosancto sacri­ ficio missaie rite exercenda praescire oportet 1841/42 gab P. Fran- ziskus Hav. Lohbauer sein dreiteiliges Rituale ecclesiasticum ad usum clericorum Ord. FF. Min. SP. Francisci Reformatae Provinciae Antonio-Bavaricae Monachii Teii I bei Joannes Georg Weifi, die beiden anderen bei Hübschmann ais Hilfsm ittel für den litu r­ gischen Unterricht und dien taglichen Gebrauch heraus B. S a n n i g konnte 1756 bei Heinrich Nöthen in Köln, Frankfurt und Bonn zum

24 F re ib u rg i. B r. 1890 129; 1894 121; 1912 161. 25 Vgl. H. D a use nd, Die Liturgia in dér bayrischen Franziskaner- provinz seit ihrem Ansehlufi an die Relormation, in: FS 12 (1925) 87—92. 28 V gl. L in z, a. a. 0.: Die Angaben sind nicht ganz richtig. Franzisk. Studien. 15. Jahrg. 4. Heft 23 3 5 4 DAS STUDIUM DER LITURGIE siebten Mal sein Rituale ecclesiasticum herausgeben. Es war das. erste Mal in Prag erschienen In Bayern begegnet uns schon seit 1717 eine A rt liturgischen Unterrichtes. Die Statuten dieses Jahres bestimmen n. 19: „Clerici bimestri antequam fiant sacerdotes certis diebus certisque horis non impeditis, a magistro vel alio bene qualiflcato Patre per superiorem ad id deputato uniformiter et exacte instruantur in perfecto rubricis et decretis pontificiis conformi modo celebrandi missam iuxta libel­ lum intitulatum Ritus exactus servandus in celebratione missae privatae ex mandato ven. definitorii typis mandatum. Eodem bimestri attente et devote legant, bene imprimant materiam de dignitate et obligatione sacerdotali, studeantque primitus assumere et assuescere perfectiorem prae ceteris modum praeparendi se ad tremendum missae sacrificium et gratias agendi“ eine Bestimmung, die von den neuen Statuten des Jahres 1857 nach Wiedererrichtung der Provinz unter n. 27 erneuert wurde mit dem einzigen Unter- schied, dafi auf das neue Rituale Lohbauers („iuxta Rituale nostrum") ais Leitfaden hingewiesen wurde, nicht mehr auf Hagerers Ritus exactus^®. Was hier vorgeschrieben wixrde, ist ein mehr oder weniger ein- gehender Unterricht in der Rubrizistik, aber ein Unterricht, der zur Liturgik gehört, bei dem die Liturgik nicht ausgeschaltet werden kann, sondern beobachtet werden mu6. Dafi auch bis in die jiingste Gegenwart hinein der Orden Liturgik ais Unterrichtsfach nicht ganz vernachlassigt haben kann, zeigt das Compendium sacrae Liturgiáé des P. Innozenz Wapelhorst, Lektors der Theologie, Rektors des Priesterseminars Salesianum imd Professors der Liturgik das 1888 erstmalig bei Gebr. Benzinger in New York erschienen ist und wohl von C. Callewaert®’^ und Christ. Kunznioht aber von Thalhofer-Eisenhofer, Liturgik, S t a p p e r , Grundrifi der Liturgik, Oskar Huf, Een Woord over Liturgie-Literatuur oder Dom Cabrol, Introduction aux Études

S a n n i g , R ituale V. 28 D ause nd, L itu rg ie 89. • 2» Statuta Provinciae Bavariae ord. fratr. min. Reform. 1857. 18. 30 Kleinschmidt, Das Auslandsdeutschtum in Übersee und die kath. Missionsbewegung. M iinster 1926, 193 ff. Liturgiáé Institutiones I n. 116 S. 98 Anm. 14. 32 Handbuch der priesterlichen Liturgie®, 1. Die liturgischen Verrich- tungen des Celebranten 2, Regensburg 1914; 2. Die liturgischen Verrich- tungen der Leviten und Assistenten 2 1922; 1. Die liturgischen Verrich- tungen der Ministranten 1902 unter Wapelhorst bei Vollstandige Titel der zitierten Biicher und Zeitschriften. D A U S E N D 3 5 5

Liturgiques angeführt wird. Es ist 1925 von P. A u r e l i u ,s B r u e g g e schon in 10. Auflage erschienen und verbindet von seiner 1. Auflage an Liturgik und Rubrizistik, wie es das Dekret 174 des dritten ameri- kanischen Plenarkonzils vorschreibt: „In praxi caeremoniarum dili­ genter exerceantur clerici; ritum sacrorum explicatio tradatur eis historica et mystica“ Die Liturgik ais ordentliches Lehrfach gehört also hinein in den theologischen Lehrbetrieb des Franziskanerordens laut Ordensüber- lieferung. Die Ordensüberlieferung zeigt aber auch, wie die Liturgik zu betreiben ist, welche Gesichtspunkte besonders beachtet werden müssen. Laut seiner Überlieferung hat der Franziskanerorden die mystische Erklarung, die geschichtliche Erforschung, die rubri- zistische Darlegung und die Vereinigung von allén dreien im Laufe der Jahrhunderte beim Unterricht der Liturgie gepflegt. Er hat sich in seiner Methode nach den jeweiligen Bedürfnissen, den obwalten- den Zeitverhaltnissen und dem Stand der Wissenschaft gerichtet. In der Zeit vor der Kirchentrennung, in der Zeit von A le x­ ander von Hales bis Brulefer herrschte die mystisch-theolo- gische Methode wie überall so auch im B'ranziskanerorden vor. In der Zeit der kirchlichen Wiederherstellung nach der Reformation und dem anschliefienden Dreifiigjahrigen Kriege, ais man daran- gehen mufite, alles wieder in die rechte Ordnung zu bringen, den kirchlichen Gesetzen Geltung zu verschaffen, w ird besonders Rubri­ zistik in Schrift und Unterricht gepflegt. Binterim zeigt, wie seine Zeit iiberhaupt, starkes geschichtliches Interesse, ohne die theologische Bearbeitung und Erklarung des liturgischen Stoffes in seinen Werken auszuschliefien. Wapelhorst-Bruegge verbin- det geschichtliche, mystische und rubrizistische Darlegung mitein- ander. Es drangt sich aber etwas vor die rubrizistische. Die Franziskaner haben also den Unterricht in der Liturgik praktisch-wissenschaftlich gestaltet entsprechend den herrschenden Methoden, den obwaltenden Bedürfnissen, den besonderen Ordens- aufgaben und dem Jeweiligen Stand der liturgischen Wissenschaft und zwar unter Leitung ausgebildeter Fachlektoren.

Wapelhorst-Bruegge, Compendium sacrae Liturgiáé III.

2 3 ' Besprechungen.

Veríasser von Zeitschriftenaufsatzen, die deren Berück- sichtigung an dieser Stelle wünschen, werden höf- lichst um Zusendung eines Sonder-Abzuges gebeien. Die Schriftleitung,

La vie de sainte Claire d’Assise. Von Camille Mauclair. Paris (H. Piazza, o. J.) 1924. (16“, XV u. 258.) Wer nach dér Lektüre von Beaufretons St. Kiara nach dem Werke Mauclairs greift, in dér Hoffnung, etwas Neues oder das Alté in neuer Form zu erfahren, legt enttauscht das Buch beiseite. Dér eine ist geschulter Historiker, dér andere . . . Na, in dér Einleitung, S. X, meint er, sowohl die geschichtliche Wahrheit als auch die Legende zűr Darstellung seines Heiligenlebens gebrauchen zu dürfen. Und M. hat wirklich sehr starken, ja m. E. zu starken Gebrauch von dér Legende gemacht und manche historische Dokumente ver- nachlássigt. Ist es nicht mehr als auffallend, dafi ein Biograph dér hl. Kiara deren Kanonisationsprozefí ignoriert, wenn er auch erst vor einigen Jahren veröftentlicht wurde?^ Nicht ungestraft lafit mán derartige Urkunden beiseite liegen. Es würde nicht mehr behauptet werden, dér Vater dér hl. Kiara stamme aus dem Geschlechte dér Sciffi 2 und die Mutter aus dem dér Fiumi (S. 1, 12, 23, 124 u. a.); die sagenhaften Geschwister Boso und Penenda (S. 2, 107) würden ver- schwinden. Ist es so sicher, dafi St. Kiara am 11. Juli 1194 geboreu wurde (S. 2)? Andere ziehen das Jahr 1193 vor. Klaras Vater wird Favorino statt Favarone genannt (S. 1, 2, 23, 27) u. a. m. Dér Papst Tiberius für Liberius (S. 20) dürfte ein Druckfehler sein. Die Deutung des Namens „Francesco“ (S. 5 u. a.) dürfte doch anders lauten. Als Kiara in dér Nacht vöm 27. zum 28. Marz 1211, und nicht vöm 18. zum 19. 1212 (S. 93), das vaterliche Haus verlieíS, stand ihr Pacifica Guelfucci zűr Seite, und nicht Bona Guelfucci (S. 97), aus dem einfachen Grunde, weil Bona damals sich auf einer Wallfahrt

^ AFH X II (1920) 403—507. Auch dér französische Übersetzer von Cuthers Leben des hl. Franziskus scheint dieses aufierst wichtige Dokument nicht zu kennen. 2 Und nicht S é i s s 1, w ie in e in e r Besprechung FS 1925, 271 infolge eines Druckfehlers zu lesen war. BESPRECHUNGEN 357 nach Rom beíand. Auch nicht Favarone suchte seine Kinder den Klöstern San Pietro und Sant’ Angelo di Panso gewaltsam zu ent- reifien, da er wahrscheinlich bereits tót war. — Wie Pietro de Catani Kanonikus von St. Rufin und zugleich „conseiller laic du capitre d’Assise“ sein konnte (S. 62), ist m ir unbegreiflich. — Verschiedent- licli wird das „Schreckensjahr“ 1000 erwahnt (S. 26, 229). „II y avait á peine deux siécles, — la terreur en persistait encore — qne l ’huma- nité s’était attendue á voir ce Dieu irrité pour le milliéme anniver- saire de la mórt de són Fils, décréter la catastrophe inouie de la fin du monde“ (S. 26). WeiC doch jeder Historiker, dafi es mit dem Schrecken im Jahre 1000 gar nichts ist®*. Wie kann er noch zwei Jahrhunderte spater nachgewirkt habén? Mauclairs Arbeit hátte entschieden gewonnen, wenn er weniger auf Legenden und Sagen gebaut hatte. Montigny-les-Metz. J. B. Kaiser.

Die Katholische Aktion. Materialien und Aktén von P. E rhard Schlund 0. F. M. München 1928. (8“, 142 S.) Steif geheftet Mk. 4,50. Mán hört und liest in dér letzten Zeit soviel über die Katholische Aktion, aber trotzdem ist es schwer, sich die nötigen Kenntnisse über ihr Wesen und ihre Aufgabe zu verschaffen. Hier hat P. Erhard Schlund eine gute Vorarbeit geleistet, indem er eine treffiiche Über- sicht bietet über Name, Vorgeschichte und Verpflichtung zűr Katho- lischen Aktion, über Absichten und Weisungen des Hl. Vaters, die gegenwártige Organisation in Italien, die Aufgabe dér Katholischen Aktion in Deutschland und den Stand dér Katholischen Aktion in den einzelnen Landern. Eine gediegene Übersetzung dér kirchlichen Erlasse, dér Statuten dér Katholischen Aktion in den verschiedenen Landern und sonstiger einschlagiger Aktenstücke ermöglicht es dem einzelnen, sich über diese wichtige Gegenwartsfrage persönlich zu orientieren.

Die leibliche Auínahme dér allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel. Von Kari Wiederkehr. Einsiedeln (Ben- ziger & Cg.) 1927. 5 Mk., géb. 6,40. Dér gesamte Stoff ist in drei Teile gegliedert. Nachdem im ersten Teil einige Vorfragén zűr Sprache gekommen sind, werden im zweiten und dritten Teil die positiven Zeugnisse und spekulativen Begründungen zűr Frage des Dogmas dér leiblichen Aufnahme

« Vgl. Dóm. Piaine, Les prétendues terreurs de Tan mii, in: Revue des questions historiques, 1873. J. Roy, L ’un mii. Formation de la légende de Tan mii. 358 BESPRECHUNGEN

Máriás in den Himmel dargelegt. Wiederkehr kommt zu dem Schlufi: „Die leibliche Aufnahme aber ist Lehre dér Kirche, vorgetragen durch ihr ordentliches Lehramt. Alsó ist sie proxime definibilis, ohne weiteres deflnierbar (S. 145). Zugleich w ird diese Deíinition als „wünschbar und konvenient“ bezeichnet (S. 148). Doch dürfte sich die wissenschaftliche Theologie m it den einzelnen Beweisen, die zu diesem Resultat geführt habén, kaum in allém einverstanden erklaren.

Enchiridion Symbolorum, Delinitionura et Declarationum de rebus iidei et morum. Editio decima et septima quam pa­ ravit Johannes Bapt. Umberg S. J. Von H. Denzinger und Clem. Bannwart S. J. Freiburg i. Br. (Herder) 1928. (8®, XXX u. 612, 28 u. 58 S.) Mk. 6,—; in Leinwand 7,50. Es ware w irklich überílüssige Mühe, die Bedeutung und Brauch- barkeit des langst bewahrten Denzinger-Bannwart, der wiederum in neuer (16. und 17.) Auflage vorliegt, noch eigens hervorzuheben. Auch diese Auflage ist ebenso wie die vorhergehende durch P. Um­ berg besorgt, der sie durch zahlreiche Verbesserungen und Ergan- zungen neuer Dokumente dem gegenwartigen Stande der wissen- schaftlichen Forschung angeglichen hat. So vermag der neue „Den- zinger“ allen Anforderungen zu geniigen, die man mit Recht an eine solche Textsammlung stellen kann. Wie er für den Fachtheologen schon langst zu einem unentbehrlichen Hilfsm ittel geworden ist, so kann und soli er auch akademisch gebildeten Laien ein zuverlassigei- Führer durch das kirchliche Lehrgebaude werden. Paderborn. P. Julián K a u p 0. F. M.

Beichtzuspriiche Hir jiingere Priester. Als Manuskript ge- druckt im Auftrage des Provinzialates des Franziskanerordens in Bayern. Landshut a. J. (Solanushaus) 1928. (VIII, 144.) Das Biichlein ist aus der Praxis hervorgegangen und w ill jiingere Priester in diese einführen. Für alie Feste, Seelenzustande und Gelegenheiten bietet es passende Ermahnungen. In mancher heiklen Frage, wie beim abusus matrimonii, w ird es vielen ein willkommener Führer sein. Wenn der eine oder andere Satz dem Pönitenten auch nicht gleich verstandlich ist, so bietet er dem Beichtvater doch manche Anregung, ja selbst Stoff zur Betrachtung. Es wird deshalb auch alteren Priestern gute Dienste leisten. P. L. Sch.

Schule der Philosophie. Auslese charakteristischer Abschnitte aus den Werken der bedeutendsten Denker aller Zeiten. Mit Unterstützung zahlreicher Philosophen und Pádagogen heraus- gegeben und mit einer Einführung und Erláuterung versehen BESPRECHUNGEN 359

von D. Dr. Joseph Feldmann, o. Prof. dér Philosophie an dér Akademie zu Paderborn. (8“, XIV, 512.) Mk. 6,— ; géb. 8,— . Dia Ausschnitte aus den Werken dér verschiedenen Philosophen sind unter sachliche Gesichtspunkte gebracht: 1. Name, Wesen und Einteilung dér Philosophie; 2. Logik und Erkenntnislehre; 3. Allge- meine Metaphysik-Ontologie; 4. Naturphilosophie; 5. Psychologie; 6. Theodizee-Religionsphilosophie; 7. Ethik oder Moralphilosophie; 8. Gesellschafts- und Staatsphilosophie; 9. Asthetik; 10. Padagogik; 11. Geschichtsphilosophie; 12. Sprachphilosophie (V II—XI). Aus Werken dér grófién Franziskanerscholastiker sind Texte aufge- nommen von Bonaventura, Olivi, Duns Skotus, Ockham. Für eine erste Einführung sind die Texte, die H. Spettmann gut leserlich übersetzt hat, recht brauchbar. Doch ersetzen sie das Original nicht. Wertvoil ist auch die am Schlufi gegebene „Einführung in die ein- zelnen Abschnitte“. Über die Franziskanerschule handelt 452—59.

De iure religiosorum ad normam codicis iuris canonici, od. altera, revisa atque notabiliter aucta. Von P. L u d . Fan- ia n i O.P. M arietti (Taurini-Romae) 1925. (8®, X X V III, 600.) Ein umfangreiches, klares und zugleich praktisches Ordensrecht, das einen beim Nachschlagen kaum verlafit.

Mutter Maria Theresia Bonzel und ihre Stiltung (Franz von Assisi. Aus dem religiösen Geistesieben seiner drei Orden. Reihe der Lebensbilder 2). Von P. Salesius Elsner O. F. M. W erI (Franziskus-Druckerei) 1926. (8°, 395.) Auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaut, schenkt uns P. Sal. Elsner ein erbauliches Lebensbild der Stifterin der Olpener Franzis- kanerinnen und zeichnet zugleich deutlich die Entwicklung dieser zum Wohle der Mitmenschen wirkenden Genossenschaft-

Opuscula et Textus historiam ecclesiae eiusque vitam atque doctrinam illustrantia. Series scholastica et mystica edita curantibus M. Grabmann et Fr. Pelster S. J. Münster i. W. (Aschendorff) 1928/29. 1. S. Thomae Aquinatis, De ente et essentia ed. Ludo- vicus Baur. (8°, 60.) geh. Mk. 1,20. 2. Guidonis Terreni, Quaestio de magisterio infallibili Romani pontificis ed. P. Bartholomaeus M. Xiberta, O. Cam, (8°, 32.) M. 0,80. 3. S. Thomae de Aquino, Quaestiones de natura fidei; ex 3 6 0 BESPRECHUNGEN commentario in libri tertii sententiarum distinctiones 23 et 24 ed. Franciscus Pelster S. J. (8°, 64.) Mk. 1,20. , Schriften für theologische Übungen wollen die genannten sein. Sie gehören zu einer Reihe, die verschiedene Abteilungen hat. Die drei vorliegenden zahlen zur scholastisch-mystischen. Hoffentlich flndet die Franziskanerschule auch die verdiente Beriicksichtigung.

Lateinbuch liir Erwachsene. Hervorgegangen aus Unterriclits- kursen fiir Mánner und Frauen aller Stande von Dr. Emmeram L e itl, 3 Teile. München (Kösel & Pustet) 1924/25. (8°, VIII, 158; V III, 182; X 214.) Es ist ein Lehrbuch besonderer Art, das uns auch hinfiihrt zur lateinischen Sprache des Mittelalters, ja der Neuzeit. Für den Freund franziskanischen Schrifttums ist es erfreulich, dafi der 3. Teii 80—100 Stiicke aus Bonaventuras Legenda s. Francisci bringt. Die einleitende Bemerkung über ihren geschichtlichen Wert entspricht nicht den Tatsachen. Vgl. u. a. F. van den Borne 0. F. M. „Die Fran- ziskus-Forschung in ihrer Entwicklung“ , München, 1917, bes. 77.

Das Latéin der Kirche. Von Dr. Emmeram Leitl. München (Kösel & Pustet) 1927. (8«,175.) brosch.Mk. 1,80; Halbl. Mk. 2,80. Ein treffliches Büchlein für den Erwachsenen, die lateinische Kirchensprache kennenzulernen. Im Anhang bietet es 172/4 das für den Franziskanerhistoriker bedeutsame Dies irae lateinisch und in wörtlicher deutscher Übersetzung.

Die liturgischen Handschriiten des Aachener Miinsterstifts. Bearbeitet von P. Dr. Odilo Gatzvi^eiler 0. F. M. Liturgie- geschichtliche Quellen (Heft 10) mit vier Tafeln. Münsterí. W. (Aschendorfische Verlagsbuchhandlung) 1926. (8°, 222.) Dieses sorgfaltig, aber etwas umstandlich gearbeitete, P. Beda Kleinschmidt gewidmete Buch dient zunachst der Liturgik. Aber auch die Franziskanergeschichte kann einiges aus ihm schöpfen. Es weist ja hin auf Martin v. Orsbach, den ehemaligen Miiioriten, er- wahnt mehrere Male die Aachener Franziskanerkirche St. Nicolaus und macht mit einigen Festen des Ordens bekannt, die im Münster gefeiert worden sind. Das genaue Register lafit diese Dinge leicht finden. Bonn. P. Hugo Dausend 0. F. M. t Dr. theol. h. c. P. Leonhard Lemmens O. F. M. Am 10. Február 1929 erhielten wir von Rom die Trauernachricht, dafi P. Leonhard Lemmens infolge eines Herzschlages im Altér von 64 Jahren gestorben sei. Mit P. Leonhard verlieren die Franzis- kanischen Studien einen ihrer eifrigsten Mitarbeiter, dér sich gleich im ersten Jahrgange mit einer lángeren Arbeit über die Franzis- kanermissionen im Orient wahrend des 13. Jahrhunderts beteiligte. In dér Folge hat er fást zu jedem Jahrgange einen gediegeneu Aufsatz nebst manchen Besprechungen beigesteuert; ferner verfafite er die Beihefte „Die Franziskaner im HL Lande“ und „Die Heiden- mission des Spatmittelalters“ . P. Leonhard begann unter den schwierigsten Verhaltnissen seine schriftstellerische Laufbahn. Im Jahre 1896 erschien sein Erstlings- werk als Frucht fleiiSiger und eingehender Studien über die Nieder- sachsischen Franziskanerklöster im Mittelalter. Durch diese Schrift und durch die Monographie, die er drei Jahre spater dem Vor- kampfer für den katholischen Glauben im Zeitalter dér Reformation, P. Augustin Alfeld, widmete, wies er die Ordenshistoriker auf ein bisher fást unbekanntes Gebiet dér sachsischen Ordensgeschichte hin. Diese beiden Schriften riefen das Interesse weiter Kreise für die ruhmvolle Vergangenheit dér sachsischen Provinz wach und veran- lafiten verschiedene ordensgeschichtliche Publikationen. Von diesen sei hier nur hingewiesen auf die zu Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Jahrbücher, die dann erweitert wurden durch die Bei- trage zűr Geschichte dér sachsischen Provinz vöm HL Kreuze, an deren Stelle endlich im Jahre 1914 die Franziskanischen Studien mit ihren Beiheften traten, denen P. Leonhard bis zu seinem Tode in Liebe und Treue ergeben war. Auf P. Leonhard, den Nestor der sachsischen Ordensgeschichtschreibung, müssen w ir alsó zurückgehen, wollen w ir eine allseitig genügende Erklárung für das Aufblühen dér schriftstellerischen Tatigkeit und das wissenschaftliche Interesse in dér sachsichen Provinz finden. Wie bereits angedeutet wurde, hat er auch auf dem Gebiete dér Missionswissenschaft bahnbrechend gearbeitet. So ist sein Schwanen- gesang eine umfangreiche „Geschichte dér Franziskanermissionen", die erst kurz vor seinem Tode erschien. Hier müssen w ir uns auf diese kurzen Notizen beschranken, da seine ausgedehnte literarische Tatigkeit an anderer Stelle gewürdigt werden soll. Mögen die An- regungen des stets liebenswürdigen und hilfsbereiten Gelehrten noch lange fortwirken und viele reife Früchte auf dem Gebiete dér Ordens- und Missionsgeschichte zeitigen! D ie Schriftleitung. Personen- und Ortsverzeichnis.

Aachen 182 f . ; Franziskanerkloster 12; Auvergne, W ilh . von 237 Klarissenkloster 19 Avicenna 83 Abs, Theodos. 133 f. 148— 158 Auxerre, Wilh. von 167 Agricola, Dán., 0. F. M. 108. 318. 337 Albergati, Nuntius in Köln 19. 22. Balé, J. 170 40—46 Bannwart, Clem., S. J. 358 Alexander V., (Pisaner) Papst 101 Barbanfon, K onstantin von, 0. M. Cap. Alphart (Altpart), Joh., 0. F. M. 38. 44 121— 125. 320 f. Barbudo, Duarte. portugies. Gesandter Alspach, Klarissenkloster 318 f. auf Ceylon 178 Altheimer, Rúd., 0. F. M. 100 Barcelona, Franziskanerkloster 53; A lve rna 63 ff. Museum 52 Alzey, Franziskanerkloster 17 Basel, Franziskanerkloster 331. 339; A m brosius, h l. 167 t. Provinzkap. 0. F. M. (1511) 837 f. Amersfort, Gregor von, 0. M. Cap. 34 Amorbach, Joh., Buehdrucker 335 Baum gartner, M. 227 f. Andernach, Franziskanerkloster 17. 22 Baur, Lúd., 359 f. Andreas, Anton, 0. F. M. 167 Bayern, Ernst von, Kurfürst von Köln Angelis, Franc, de, 0. F. M. 268 41 ff. Anjiro, Dolmetscher des hl. Franz Beaufreton, Maurice 356 X avér in Japan 187 Beffenhuser, Ulr., 0. M. Conv. 107 Antonius hl., Einsiedler 61 B en lliure , Jósé, span. M a le r 189 f. Aquasparta, Matth. von, 0. F. M. 287 Berg, Frau von, Tertiarin in Köln 21 Aquila, Petrus von, 0. F. M. 165 Bergaigne, Jós., 0. F. M. 16 188 244. 291. 359 f. Bergamo, Franz von, 0. M. Cap. 27; A q u in , Thomas von, hl., 167. 173 ff. Thomas von, 0. M. Cap. 27 188. 244. 291. 359 f. Bernardone, Pietro, Vater des hl. A rbusow , Leonid 272 ff. Franziskus 56 f. Arentz, Cornelius 6 Bettona bei Assisi 65 A ristote les 85 B eurig a. d. Saar, Franziskanerkl. 17 A rn d t, Ges. 126. 160 Bhuvaneka Báhu, K önig auf C-eylon Arnheim, Augustinerinnenkl. 8 176 ff. Arnoldi, Barth., 0. Erem. S. Aug. 263. B ie le fe ld, Franziskanerkl. 12. 18 264^. 269; U rban, 0. F. M. 269 Bihl, Mich., 0. F. M. 82128. 322 Assisi 65; Basilika des hl. Franziskus 53ff.; Franz von, hl. 51—68. 189f. Bingen, Pfarrei 281 f. 279 f. 285 ff. 3 1 3 1 ; K ia ra von, hl. B in te rim , A nt., (0. F. M.) 352. 355 65. 356 f. Bittremieux, J. 192 Atougia, Petrus de, 0. F. M. 181 Bömlin, Konr., 0. M. Conv. 102 ff. Augsburg 99; Provinzkapitel 0. F. M. Bonaventura, hl. 59 f. 62. 65 f. 68. (1453) 107 69—95. 164. 167 ff. 193—244. 294— Augustinus, hl. 167 f. 188 f. 201. 213. 315. 319. 351 232. 234. 241 Bondorf, Konr, von, 0. M. Conv. 108— Aumayer, Ulr., 0. F. Conv., Weih- 111. 118. 334; Stephan, 0. M. Conv. bischof 105 f. 111 PERSONEN- UND ORTSVERZEICHNIS 3 6 3

Bonét, Nik., 0. F. M. 167 Dániel, Laienbruger 0. F. M., Lehrer Bonn, Franziskanerkloster 17 im Franziskanerkl. zu Halberstadt Bonzel, M. Theresia, Franziskanerin 134. 139 359 D anneil 152 ff. Boppard, Franziskanerkl. 17 Dausend, Hugó, 0. F. M. 190 ff. 282 ff. Borromaeus, Kari, hl. 27 349— 355. 3591 B ou lier, M a rtia l, 0. F. M., 332. 337 Delphini, Aegid., Ordensgeneral 110 Brand, Joh., 0. F. M. 21 Denzinger, H. 358 Brandenburg, Albrecht von, Kurfürst Deus, Hyazinth de, 0. F. M. 177 von Mainz 269 ff.; Franziskaner­ Dersch, W. 2811 klo ste r 266 Dinant, Sigismund von, 0. M. Cap. Bremer, Joh., 0. F. M., 161—172 38 1 40 f. 42. 44 Brindisi, Laurentius von, hl., 0. M. Doelle, Férd., O. F. M. 270 Cap. 2 7 1 31. 41 Dorpat, K la rissen kl. (?) 272— 278 Bruegge, A u re liu s, 0. F. M. 355 Dorsten, Franziskanerkloster 12. 18 Brühl, Franziskanerkl. 12 Douay, K ap uzinerkl. 83 f. B ru le fe r, Stephan, 0. F. M. 329. 331. Duns, Scotus, 0. F. M., 165. 167 ff. 352. 355 289—293. 330 Brüssel, Arsenius von, 0. M. Cap. 47 Durandus, Wilh., 167 Bugreff, A nt., 0. M. Conv. 110 Düren, Franziskanerkl. 12 Busch, Joh., Regularkanoniker 295 Dyck, Schlofi im Rheinland 182

Candia, Petrus von, 0. F. M., Pi- Eger, K la rissen klo ste r 274 sanerpapsf A le x. V. 165. 167 Eggenburg, Franziskanerkloster 280 Canterbury, Anselm von, hl. 237 Eggius, Adalbert, Generalvikar in Canton, Sanchez 52 Haarlem 11. 24; Arnold 9 Castro, Joh. de, portugies. Statthalter E hre nb reitstein 250 f. auf Ceylon 178. 180 E hrle, Franz, K a rd in a i 164 f. 244 Castro Feretti, Hieron. von, 0. M. Eichsel i. d. Schweiz 334 Cap. 28 Eijan, Sam., 0. F. M. 51 Celano, Thomas von, 0. F. M. 55 f. 58. Einzlinger, Joh., 0. F. M.? 319 f. 62. 65 ff. Elias, Vikar u. General, 0. F. M. 62 Ceva, B onif. von, K oletaner 110. 322 Elsner, Sales., 0. F. M. 359 Ceylon, Franziskanermission 176—181 Emmel, K. 1881 Chartres, Bernh. von 169 Emmerich, Jesuitenkolleg 12 Chatton, W a lte r von, 0. F. M. 165. Efi, Kari van 1541 1671 Efilingen, Provinzkap. dér Konventua­ Christanni, Petrus, 0. F. M. 317 f. len (1503) 111 Cisneros, 0. S. B. 297 E rfu rt, U n ive rsita t 161 f. 253—265. 268; Civezza, M arce llino von, 0. F. M. 177 Franziskanerkl. 162. 254 ff. 268 ff. C lairvaux, Bernh. von, hl. 301 f. 306. 311 ff. Eubel, K onr., 0. M. Conv. 97. 103. 106. 245 elem en, Ottó 279 Coblenz, Herm . von, 0. F. M. 352 Coelius, Lutheraner 270 Facchinetti, Vittorino, 0. F. M. 52 Coimbra, Simon von, 0. F. M. 177 Falkenstein, Cuno von, Erzbischof von Colmar, Provinzkap. dér Konventualen T rie r 250 (1523) 113 F anfani Lúd., 0. P. 359 Conincx, Martin 6 Felder, HU., 0. M. Cap., 351 Conradi, Lambert 0. F. M. 16 Feldm ann, Jós. 358 f. Coopal, Wilh., Kapitelsvikar in Haar­ Fleming, Thomas, O. F. M. 16 lem 10 Frankfurt a. M., Provinzkap. dér Kon­ Coster, S. J. 26 ventualen (1499) 110 f. 3 6 4 PERSONEN- UND ORTSVERZEICHNIS

Frankfurt a. d. Oder, Provinzkap. stei' dér w illig e n A rm e n 136. 143 f . ; 0. F. M. (1518) 253 N ikolainonnenkl. 136. 141 ff. 148 f . ; Franz, A do lp h 263 kathol. Schulwesen 126—160 Freytag, Joh., 0. F. M. 828 f. Hales, A le x. von, 0. F. M. 167. 236 f. F rid o lin , Stephan, 0. F. M. 258. 322— 351. 355 329 Hamm, Franziskanerkl. 12. 18 Friedrich II., deutscher Kaiser, 60i Harsewinkel 152 IV. Kurf. von dér Pfaiz 31 Híiselbeckh, Albert, 0. M. Conv. 105 Frois, Luis, S. J. 176 Hayo, Joh., 0. F. M. 8 Fulda, Franziskanerkl. 17 f. Heel, Dalmatius von, 0. F. M. 2 Fumo, Vitalis de, Kard., 0. F. M. 167 Heidelberg, Franziskanerkl. 17. 266 Heilbronn, Joh. von, 0. F. M. 96; Gallus, Jodokus 335 Franziskanerkl. 319; Klarissenkl. G atterer, M ich., S. J. 190 319 Gatzweiler, Odilo, 0. F. M. 360 Hering, H. 266 Gelnhausen, Franziskanerkl. 17 Herp (Harphius), 0. F. M. 121 Genf, Generalkap. dér avignonesisch. H ieronym us, hl. 167 f. Obedienz 0. F. M. (1385) 99 Hiltalinger, Joh., 0. Erem. s. Aug. 98 f. Gént, Heinr. von 167 Hiquaeus, A_nt, 0. F. M. 16 Gerson, Joh. 165. 295 Hocedez, E., S. J. 170 f. Ginzburg, Joh. von, 0. M. Conv. 105 Hofeltinger, Albert, 0. F. M. 101 Giotto, Maler 53-59 Hoffmann, Georg, 0. M. Conv. 111 ff. Glafiberger, Nikol., O. F. M. 96 ff. Hohenzollern, Gráf Eítel Friedr. von, 101 f. 107. 109. 121. 170. 317. 319 f. Dompropst in Köln 40 ff. 44. 46; 326. 334. 338 Kari l.. Gráf von, Fürst von Sig- Gleumes, H., 294—315 m aringen 40 Gnybe, Joh., 0. M. Conv. 106 f. H o lla nd 6. 19 f. Goffln, Arnold 51 H olzer, S. G. 250 f. Gonzaga, Franz, General 0. F. M. 176f. Hermes, Mich., 0. F. M. 20 179. 181 Honorius IIL , Papst 62 Gofiler, von, Prafekt des Halberstadter Hornensis, Jakobus, Magister an dér D istrikte s 153 f. U niv. E rfu rt 262 Gouda, Simon von, 0. F. M. 319; Hosp, Ed., C. Ss. R. 190 W ilh . von, 0. F. M. 352 Hueber, Fortunat, 0. F. M. 1 Gozzi, Benozzo, M a le r 53. 57. 67 Huesden, Joh. von 295 Grabmann, M. 236. 238. 359 Hungaria, Mich. de, 0. F. M. 352 Greccio 65 f. Gregor d. Grófié, hl., Papst 167 f. Innozenz IIL, Papst 59 - , X I II . 8 f. lunsbruck, Mich. von, 0. M. Cap. 48 f. G risar, Hartm ., S. J. 263. 266 In stito ris, M a rtin , 0. M. Conv. 110 f. Gritsch, Joh., 0. F. M. 101 Irland, Georg von, 0. M. Cap. 38 ff. Groot, G erhard 294 f. Grutsch, Konr., 0. M. Conv. 106 Janssens, Herm., 0. F. M. 352 Guggenbichler, Gaudent., 0. F. M. 1 Japan, Jesuitenm ission 187 f. Günther, 0. M. Conv. 107 Jayavira, K ön ig a u f Ceylon 180 G utberlet 290 Jeile r, Ignatius, 0. F. M. 230. 244 , K ö n ig von W estfalen 153. 157. H aarlem 2 f. 6. 11. 18; B istum 10 f. 159 22; Franziskanerkl. 4 Jesus Christus, Herz-Jesu-Kultus 289— Hagenau, Minoritenkl. 106 293 Hagerer, Konstantin, 0. F. M. 353 f. Johann II., König von Schweden 5; Halberstadt, D o m inikan erkl. 127. 136; I IL , K ö n ig von P ortugál 177 f. 179. Franziskanerkl. 17. 126— 160; K Io- 181 PERSONEN- UND ORTSVEUZEICHNIS 3 6 5

.Tohann Wilhelm, Herzog von Jülich Leó vöm hl. Kreuz, Kard. 61 usw. 31 Leonberg, Franziskanerkl. 319 Jüngst, Thomas, 0. S. B. 191 Leonis, Joh., 0. F. M. 101 Leopold, Herzog von Österreich 99 K aiser, J. B. 357 Limburg, Franziskanerkl. 12. 18 Kaisersberg, G e ile r von 114 ff. 335 Lindau, Marquard von, 0. F. M. 96—99 Kaiserslautern, Franziskanerkl. 17 Lindenfels, Joh. von, 0. F. M. 333 K a lka r, H e inr. von, O. Carth. 295 Lissabon, Franziskanerkl. 177 Kamp, Zisterzienserabtei 183 Lohbauer, Franz Xavér, 0. F. M. 353 f. Kapistran, Joh., hl., 0. F. M. 267. :íl7. Lom bardus, Petrus 163 ff. 259 352 Longpré, Ephrem, 0. F. M. 168 Karrer, Heinr., 0. M. Conv. 107 Lonitzer, Joh. 348 Kartels, Athanas. Maria, 0. M. Cap. Lorsch 250 25—50 Lortz, Joseph 189 Kastner, H einr., 0. F. M. 344—348 Löwen, Universitat 4 f. 7 Kaup, Julián, 0. F. M. 188 f. 357 f. Loyola, Ignatius von, hl. 297 Kehi, Victricius, 0. F. M. 351 Lucanus, H e inr. 128 Kernel, Em. de, 0. F. M. 318 Lü thard, Joh. 339 Kemper, Franziskanerkl. 17 Lu ther, M art. 263. 265. 268 ff. Kem pis, Thomas a 294—315 Luther, Wichmann, 0. P. 262 Kleinschmidt, Beda, 0. F. M. 51—68. Luyckx, B onif., 0. P. 84. 227. 237 189 f. Lychetto, Franz, General 0. F. M.268f. Klemens VII., Gegenpapst 98—100; Lyra, N ik. von, 0. F. M. 167 f. 265 V III., Papst 25 Kiinge, Konr, 0. F. M. 252—271 Machysen, Joh., O. F. M. 343 Koblenz, Franziskanerkl. 12; Capella M aihingen, B ib lio th e k 328 s. F lo ria n i 250 f. M a illa rd , O liver, 0. F. M. 321, 328 Koehler, Franz 279 f. Mainz, Franziskanerkl. 17. 46. 250 f.; Koller, Ursula, Klarissin 319^“ Klarissenkl. 19; Kapuzinerkl. 25— Köln 6. 7. 20; Franziskanerkl. 1 f. 89. 44—50; Provinzkap. 0. F. M. 11— 16. 17. 19. 21 ff.; K la rissen kl. (1383) 101 in dér Streitzeuggasse 18 f. 22; auf Maior, Joh. 171 dem Filzengraben 19; Kapuzinerkl. M ansfeld, Schlofi 270 89—44. 46 f. 50 Marchant, Petrus, 0. F. M. 352 Kreuznach, Franziskanerkl. 17 Marchia, Franciscus de, 0. F. M. 167 K ullm an n, W illib a ld , 0. F. M. 286 f. M aria, G ottesm utter 857 f. M a rtin V., Papst 267 Lagos, Vicente de, 0. F. M. 181 Masseron, A le x. 285 f. Lam pen, W illib r., 0. F. M. 170 ff. M auburnus, Joh., F ra te rh e rr 296 f. Lampertheim, Hesso von, 0. F. M. 98 M auclair, C am ille 356 f. Landm ann, FI. 96— 120. 3 1 6 -3 4 8 Máyádunné, Fürst auf Ceylon 177. Langenberg, Jodokus von, 0. M. Conv. 179 f. 101 Mayron, Franz,, 0. F. M. 167 f. 352 Laurentius 0. F. M., Custos Bavariae Mediavilla, Richardus de, 0. F. M. et Rheni 101 f. 165. 167. 170 ff. Leipzig 317; Franziskanerkl. 161 Meier, Ludger, 0. F. M. 161—172 L e itl, Em m eram 360 M ellenbach 269 Leland, J. 170 Mensching, Gust. 282 Lemmens, Leonh., 0. F. M. 161. 176. M ensinger, P a u lin e r 270 181. 187 f. 272. 277 f. 361 Mentzer, Joh. 0. M. Conv. 108. 111 f. Lemper, Coelestin, 0. F. M. 286 f. M eroth, Franz, 0. F. M. 268 Lee, Gefahrte des hl. Franziskus 63 Metzger, Bonav., 0. M. Conv. 102 Leó X., Papst 15. 267 Meyer, Joh., 0. M. Conv. 120 3 6 6 PERSONEN- UND ORTSVERZEICHNIS

Mierlo, Gottfr. van, Bischof von Haar­ Oettingen, Andr. von, 0. M. Conv. 101 lem 10 O hlm eier, T heo ph il, 0. F. M. 282 Minges, Parth., 0. F. M. 289—293 Oldenzaal, Klarissenkl. 19 M insinger, Elisabeth, K la ris s in 324 Oliger, Livarius, 0. F. M. 245—251 Molsheim, Joh. von, 0. F. M. 99 f. Oppenheim, Franziskanerkl. 17 Mons, Symphorien de, 0. M. Cap. Ostendorf, Flórian, 0. F. M. 155 294—315 Otranto 318 Montefalco, Franziskanerkirche 67 Ottó, R udolf 282 Monteprandone, Franz. von, 0. F. M. Ottow, Rich. 272— 278 177. 180 M ü lle r, Joh. von, H is to rik e r 153 Padram , A nt., 0. F. M. 177. 180 München, Franziskanerkl. 317. 320; Palhoriés, G. 240 K ap uzinerkl. 27. 41; Generalkap. Panfoeder, Chrys. 284 f. 0. F. M. (1405) 101 Parsch, Pius, Chorherr 191 M ünster, Seb. 336—339 Paschmann, Adam , 0. F. M. 134. 146 ff.- Münster i. W., Franziskanerkl. 17 f. 150 f. 22; Klarissenkl. 19 Pattiner, Heyse, Bürgermeister von M u rillo , M aler 61 f. Révai 274 f. 277 M urn er, Thomas, 0. M. Conv. 110. 113 Paul V., Papst 44 M utianus 263 Pauli, Joh., 0. M. Conv. 113— 119 Paulus, N ik. 323. 330. 333. 342. 348 Nachtigal, Konsistorialrat in Halber- P ellika n, K onr. 321. 329. 340. 343 stadt 137— 147 Pelster, Franz, S. J. 170 f. 359 Nassau, Gerlach von, Erzbischof von Peraudi, Raym., papstl. Legat 334 M ainz 245 f. 249 f. Pestalozzi, H e inr. 153. 156 Navarra, Petrus von 167 P etri, Gerlach, F ra te rh e rr 296 Nazarius, hl. 250 Pfreundtner, Fidelis, 0. F. M. 281 Nedewolt, Herm., 0. F. M. 253 Pforzheim, Provinzkap. dér Observant. Negráo, Franz., 0. F. M. 177 (1501) 331 Neubrandenburg, Provinzkap. 0. F. M. P h ilip p i, Joh., 0. F. M. 319 (1521) 252. 265. 267 f. Pisa, Barthol. von, 0. F. M. 60. 63. 67. Neupert, A lfon s 190 170 NeuC, Franziskanerkl. 17. 22 Piscatoris, Peter, 0. M. Conv. 108 Neusser, Bruno, 0. F. M. 352 Polius, Jákob, O. F. M. 2 f. 10 Newcastle, Hugó von, 0. F. M. 167 Popp, Joh., O. F. M. 101” Neyen, Josef, 0. F. M. 22 P o rtiu n ku la 61. 65 Nikolai, Lorenz, S. J. 5 Potfliet, Jákob, 0. F. M. 16 Nolte, kath. P fa rre r in H alberstadt 158 Prag, Universitát 263; Kapuzinerkl. 31 Nordhausen in S. 252 f.; Franziskaner- Provinzen 0. F. M.: Argentína 96— klo ste r 253. 258 120. 316—348; K ö ln e r Oberservan- Nördlingen, Provinzkapitel dér Con- tenpr. 11—18; Provincia Rheni 267; ventualen (1513) 112 Saxonia S. Crucis 17 f. 163. 267 f.; Nugentinus, Franz., 0. M. Cap. 33—46 Saxonia S. Johannis Bapt. 267 f. Nürnberg, Franziskanerkloster 258; Theutonia 267; T h u rin g ia 267 f . K la rissen kl. 322. 324‘ 2. 326. 328; Prunlaiter, Ulr., 0. M. Conv. 105^» Provinzkap. O. F. M. (1390) 96; Punt, Joh. von, Bürgermeister von dér Oberservanten (1488) 321 Aachen 183

Oberhassel, Euseb. von, 0. M. Cap. 26f. Quintavalle, Bemard von, Genosse des Ockham, W ilh e lm , 0. F. M. 165. 167 f hl. Franziskus 58 331 Oellers, Prosper, 0. F. M. 184 ff. 280 f Radewyns, F lore ntiu s 294 2. 295 f. Oesterreicher, Konr., 0. F. M. 318i» Ravensburg, Jákob von, 0. F. M. 101 PERSONEN- UND ORTSVERZEICHNIS 3 6 7

Regensburg, Berthold von, 0. F. M. Schm idt, E xpedit, 0. F. M. 173 ff. 352; Liebhard von, 0. F. M. 99; — , U lr., 0. F. M. 322 f. Minoritenkloster 105; Klarissenkl. Sehmitz, Cajetan, 0. F. M. 182 f. 31& 274 Schongauer, Maler 61 Regius, Heinr., 0. F. M. 4 Schönmerlin, Ludwig, 0. M. Conv. R eiffenstuel, A na kle t, O. F. M. 353 107 f. Reifferscheid, Burg im Rheinland 183 Schoonhoven, Joh. von, Fraterherr 296 Reinanz, Jós., 0. F. M. 130 Schulte, K u rt 188 Rensink, Franz, 0. F. M. 12 — , Xistus, 0. F. M. 148 Requesens, Alphons von, 0. F. M. 12 Schurhammer, Georg, S. J., 176f. 187f. R eucliling 254 Schwarz, A lo is, C. s k R. 281 Rhenen, Tertiarinnenkl. 8 Schweden 5 Ribalta, Franz, M a le r 66 Schweikard von Kronenberg, Kurf. v. Richard, Kaspar, 0. M. Conv. 106 M ainz 26— 40. 42. 44— 50 Richstatter, K a ri, S. J. 283 Schwendinger, Fidelis, 0. F. M. 69—95.. Rickius, Simon, 0. F. M. 16 193— 244 Rietberg, Franziskanerkl. 17 Schwering, Joh., 0. F. M. 13. 16. 20 Riga, Franziskanerkl. 277 f. S criptoris, Paul, 0. F. M. 329—384 Ripa, Joh. von 167 Settesoli, Jacoba da 67 Rom 10; Generalkap. 0. F. M. (1517) Sickingen, Freih. Friedr. von, General- 267; (1625) 17; dér Kapuziner v ik a r in M ainz 48 f. (1608) 30 Sierk a. d. Mosel, Franziskanerkl. 17 Rosenheim, Kapuzinerkl. 27. 41 Sigismund, d. König 101; Herzog von Rost, Max. PMl. von, Domherr in Hal- Sachsen 162 berstadt 128 Skutella, Fridolin, 0. F. M. 192 Rubianus, Crotus 254 Söflingen, K la rissen kl. 320. 324 f. Ruckhenacker, 0. M. Conv. 120 Soledade, Férd. da, 0. F. M. 177 Rudolf II., Kaiser 27 Solothurn, Provinzkap. dér Konven- Rufach, Franziskanerkl. 335 ff.; Pro- tualen (1502) 110 vinzkap. dér Observanten (1507) Soto, Andreas von, 0. F. M. 13 336 Spoleto, Angelus von, 0. F. M. 99 Stalpart, Joh., 0. F. M. 18. 20 Stein, H e yn lin von 331. 333 Sack, Joh., 0. F. M. 102^2 Strafiburg, Provinzkap. 0. F. M. (1389) Salter, Emma, G. 52 96; (1436) 1041; dér Konventualen Sanchis, Joachim, 0. F. M. 287 f. (1498) 111 f.; (1504) 111; (1514) St. Damian bei Assisi, Franziskanerkl. 112 f. 56 f. Streicher, Domkammerer in Halber- Sannig, B., 0. F. M. 353 f. stadt 182 f. 158 Schafer, A lb re ch t 348 Summer, Georg, 0. M. Conv. 108 f. — ,T im ., O. M. Gap. 184 ff. Sündli, Joh., 0. F. M. 339 Schaffers, Ludovica, Priorin in Halber- Sutoris, F rie d r., 0. F. M. 269 stadt 144 Schaffhausen, Provinzkap. d. Konven- Teckendorffer, Ulr., 0. M. Conv. 105- tualen (1507) 111 Terrenus, Guido 359 f. Schaltdorffer, Erasmus, 0. F. M, 829 T e rtu llia n 189 Scharff, H erm ., 0. F. M. 265 Tetteborn, 0. F. M. 128 Schatzgeyer, Kaspar, 0. F. M. 112'^8. T halhofer, L u d w ig 353 338— 845 Theresia von Jesus, hl, 308 Schlager, Patric., 0. F. M. 1—24 Thode, Henry 51 Schlettstadt, Hugó von, 0. M. Conv. T illy , F e ld h e rr 128 106 Torro, A nt., 0. F. M. 189 f. Schlund, E rhard, 0. F. M. 357 Tournay, Guibert de, 0. F. M. 351 f_ 3 6 8 PERSÜNEN- UND ORTSVERZEICHNIS

Traut, W o lf 68 Wapelhorst, Innozenz, 0. F. M. 354 f. Trithemius, Abt 170 f. Ware, Wilh. von, 0. F. M. 167 T ru ttfe tte r, Jodokus 263. 2648“ Weets, Laurentius, Bischof 7 Tschamser, Malachias, 0. M. Conv. 96. W enzel, d. K önig 99 102. 106 Werden, Joh. von, 0. F. M. 352 Tübingen, Franziskanerkl. 329ff.; Pro- W erne r, K. 227 vinzkapitel der Observanten (1510) W erve, W a lte r von 331. 333 337 Wetzlar, Franziskanerkl. 17 f. W ickram , Peter 116 W ied erke hr, K a ri 357 f. U lm , Franziskanerkl. 320 W iesbaden, B erth old von, 0. F. M. 102 U rban V I., Papst 99 Wiggers, Nik. Vigerius W i(p)ler, Franz, 0. F. M. 334 f. Veesenm eyer, M. Georg 323 f. Wilhelm, Herzog von Bayern 27. 41 Verschueren, Lucidius, 0. F. M. 121— W im ph eling 335 125. 321 W ipperfürth 152 Verfien, Herm., Kanonikus in Halber- Witte, Arnold van, 0. F. M. 20 stadt 128 Wolfgang, A. M., Kupferstecher 68 Verwey, Ant., 0. F. M. 20 W u lf, de 72. 244 Vetweis, Bernardin, 0. F. M. 21 W ü rd tw e in 269 Vigerius, Nik., 0. F. M. 1—24 Würzburg, Bonav. von, 0. M. Gap. 34. V ig ilis , H einr., 0. F. M. 318 f. 3S. 43; Minoritenkl. 245. Viladomat, Ant., span. Maler 51—68 W yer, Barth., O: F. M. 334 V illa de Conde, Joli., 0. F. M. 177 ff. Wynshemius, Jodokus, Magister in Er­ Yillingen, Joh. von, 0. M. Conv. 105; fu rt 262 M in o rite n kl. 108. 118; Provinzkap. d. Konventualen (1438) 102; (1490) X ave riu s, Franz, hl. 176. 178. 187 118; K la rissen kl. 118 f. X ib erta, Barth. M., 0. Cam. 359 f. Vincent, Balth., 0. F. M. 22 Vitzthum von Apolda 255 Za(o)zenhausen 250 f.; Johann von. Voretzseh, D iplom át 176 ff. 0. F. M. 245—251 Vosmer, Sasbold, Apóst. Vikar in Hol­ Zeitz, Kustodenvers. dér Provinz vöm land 1. 9 ff. 19. 23 hl. Johann Bapt. (1521) 268 Zerbold, Gerhard, Fraterherr 296 f. Zerngast, Joh., 0. F. M. lOO^’’ Wageningen, Augustinerinnenkl. 8 Zotzenheim, Joh., 0. F. M., Weih- W agháusel, K ap uzinerkl. 46 f. bischof 100 W aler, Kaspar, 0. F. M. 320 ff. 333. Zurborg, Bonav., 0. F. M. 129 ff. 154 Wameln, Klarissenkl. 8 Zweters, Peter, 0. F. M. 148 FRANZISKANISCHE STUDIEN FRANZISKANISCHE STÜDIEN

Quartalschrift

Fünfzehnter Jahrgang

1928

Münster in Westf. Verlag dér Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung Herausgegeben von Mitgliedern des Franzlskanerordens. Schriítleiter;P.Dr.FerdinandDoelle O.P.M. in Paderborn i.W., Westernstr. 19. Druck dér Aschendorffschen Buchdruckerei, Münster i. W. Inhaltsverzeichnis.

I. Abhandlungen und kleinere Beítrage.

1. Nikolaus Vigerius (Wiggers) (1555—1628), Von P. Dr. Patrícius Schlager O. F. M. in G a rn s to c k ...... 1 2. Die ersten Kapuziner am Rhein. Zum 400jahrigan Jubilaum dér Besta- tigung des Kapuzinerordens. Von P. Dr. Athanasius Maria Kartels O. F. M. Cap. in M a in z ...... 25 3. Ein Franziskusleben von dem spanischen Barockmeister Antonio Vila- domat. Mit 10 Abbildungen. Von P. Dr. Beda Kleinschmidt O. F. M. in P aderborn...... 51 4. Die Erkenntnis in den ewigen Ideen nach dér Lehre des hl. Bonaven- tura. Von P. Dr. Fidelis Schwendinger 0. F. M. in Schwaz 69. 193 5. Zum Predigtwesen dér StraBburger Franziskanerprovinz in dér letzten Zeit des Mitteialters, Von Stiftsgeistlichen Dr. Florenz L a n d m a n n in R u fa c h ...... 96. 316 6. Eine Predigt des P. Johannes Alphart 0. F. M. Von P. Lucidius Ver- schueren O. F. M. in Venray in H o lla n d ...... 121 7. Die Volksschule dér Franziskaner in Halberstadt, besonders um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts. Von Oberpfarrer Dr. jur. h. c. Georg Arndt in B e r l i n ...... 126 8. Dér Sentenzenkommentar des Johannes Bremer. Von P. Ludger Meier In M ü n c h e n ...... 161 9. W ar Rlchard von M ediavilla O. F. M. Énglander? Von P. D r. W i l l i - brord Lampen O. F. M. in Q u a ra c o h i...... 170 10. St. Bonaventura und die Ars theatrica. VonP. Dr. Expeditus S c h m id t O. F. M. in D e tte lb a c h ...... 173 11. Zu den Aníangen dér Franziskanermission auE Ceylon. Von t Dr. Leonhard Lemmens 0. F. M. in Rom . . . ,...... 176 12. Franziskaner als Feldgeistliche im XIV. Jahrhundert. Von P. Dr. Cajetan Schmitz O. F. M. in D ü s s e ld o rf...... 182 13. Die deutsche Passión des Johannes von Zazenhausen O. F. M., Weih- bischoís von Trier. Von P. Livarius Oliger 0. F. M. in Rom . . . 245 14. Jugend und Studienzeit des Franziskaners Konrad Kiinge. Von Studien- rat D r. Hermann Bücker in C l e v e ...... 252 15. Die Niederlassungen dér Franziskaner in Dorpat. Von Dr. Richard Ottow in H ildesheim ...... 272 16. Skotistisches lm Herz-Jesu-Kultus, Von t P- ür. Parthenius Minges O. F. M. in M ü n ch e n ...... 289 17. Der hl. Bonaventura und die Imitatio Christi. Von Regens Dr. H. Gleumes in E m m erich-R hein...... 294 V I INHALTSVERZEICHNIS

18. Das Studium der Liturgie ais besonderes theologisehes Fach im Lichte franziskanisohcr Überlieterung. Von P. Dr, Hugo Dausend O. F. M. in B o n n ...... 349 19. Nacbrul íür f P. Leonhard Lemmens 0. F. M...... 361

II. Abbildungen. 10 Abbildungen zum Autsatz von. P. D r. Beda Kleinsohmidt, Ein Franziskusleben von dem spanischen Baroclcmeister Antonio Viladomat 51—68

III. Besprechungen. 1. Schaier, P. T., De religiosis ad normam iuris canonici (P. Prosper Oellers 0. F. M.). 2. Scliurhammer, Georg, S. J., Das lárchliche Sprachproblem in der japa- nischen Jesuitenmission des 16. und 17. Jahrhunderts (P. Leonhard Lem­ mens 0. F. M.). 3. Schuite, Kurt, Das Wahrheits- und Erkenntnisproblem nach Thomas von Aquino und Emmei, Dr. K., Des Aurelius Augustinus drei Biicher gegen die Akademiker (P. Julián Kaup O. F. M.). 4. Lortz, Dr. Joseph, Tertullian ais Apologet (P. Julián Kaup O. F. M.). 5. Benlliure, Jósé, und Torró, Antonio, San Francisco de Asis (P. Beda Kleinschmldt O. F. M.). 6. Gatterer, Michael, S. J., Das liturgische Tun {P. Hugo Dausend O. F. M.). 7. Hosp, Eduard, C. Ss. R,, Die Heiligen im Kanon Missae (P. Hugo Dausend 0 . F. M.). 8. Neupert, Alíons, Handbuch dér L itu rgie (P. Hugo Dausend 0. F. M.). 9. J tin g s t, Thomas, O. S. B., Die Liturgie des Kirchenjahres (P. Hugo Dausend 0. F. M.). 10. Abtei Marla Laach, Dér Weg dér Kirche 1925/26 und Parsch, Dr. Pius, Klosterneuburger Liturgie-Kalender 1926 (P. Hugo Dausend 0. F. M.). 11. Bittremieux, J., De meditatione universali B. M. Virginis quoad gratias (P. D.). 12. Skutella, Fridolin, O. F. M., Kurze Einiiihrung in das liturgische Latéin (P. F.). 13. Cie m en, Otto, Franziskus von Assisi (M. V.). 14. Koehier, Franz, Franziskus von Assisi (M. V.). 15. Leitner, Handbuch des katholischen Kirchenrechts (P. Prosper Oellers 0. F. M.). 16. Schwarz, Alois, C. Ss. R., Das Kloster in Eggenburg, Niederösterreich (P. Fidelis Pfreundtner O. F. M.). 17. Katholischer Kirchenkalender der Piarrei Bingen (W. Dersch). 18. Ohlmeier, Theophil, O. F. M., Lobet Gott in seinen Heiligen (P. Hugo Dausend O. F. M.). 19. Otto, Rudolf, Zur Erneuerung und Ausgestaltung des Gottesdienstes (P. Hugo Dausend 0. F. M.). 20. Mensching, Gustav, Die liturgische Bewegung der evangelischen Kirche, ihre Formen und Probleme (P. Hugo Dausend O. F. M.). INHALTSVERZEICHNIS Vll

21. Richstatter, Karl, S. J., Die Herz-Jesu-Verehrung des deutschen Mittel- alters (P. Hugo Dausend 0. F. M.). 22. Sacher, Hermann, Staatslexikon, Band I und II (P. Hugo Dausend O. F. M.) 23. Panfoeder, P. Chrys., Das Persönliche in der Llturgie (P. Hugo Dau-’ send 0. F. M.). 24. Masseron, Alexander, Les Stigmates de Frangois d’Assise (J. B. K.) 25. Kullmann, Willibald, 0. F. M., Ein Kulturkampfspriester (A. H.). 26. Franciscalia (Fr. Joachim Sanchis O. F. M.). 27. Mauclair, Camille, La vie de sainte Claire d’Assise (J. B. Kaiser). 28. Schlund, Erliard, 0. F. M., Die Katholische A ktion (P. Julián Kaup O. F. M.). 29. Wiederkehr, Karl, Die leibliche Aufnahme der allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel (P. Julián Kaup O. F. M,). 30. Denzinger, H., und Bannwart, Clem., S. J., Enchiridion Symbolorum etc. (P. Julián Kaup O. F. M.). 31. Beichtzuspriiche filr jiingere Priester (P. L. Sch.). 32. Feldmann, Dr. Joseph, Sehule der Philosophie (P. Hugo Dausend 0. F. M.J. 33. Fanfani, Ludwig, O. P., De iure religiosorum ad normam codicis iuris canonici (P. Hugo Dausend O. F. M.). 34. Elsner, Salesius, 0. F. M., Mutter Maria Theresia Bonzel und ihre Stiftung (P. Hugo Dausend O. F. M.). 35. Grabmann, M., und Pelster, Fr., S. J., Opuscula et Textus historiam ecclesiae eiusque vitam atque doctrinam illustrantia (P. Hugo Dausend O.F.M.). 36. Leitl, Dr. Emmeram, Lateinbuch fur Erwachsene und Das Latéin der Kirche (P. Hugo Dausend O. F. M.). 37. Gatzweiler, Odilo, O. F. M., Die liturgischen Handschriften des Aachener M iinsterstifts (P. Hugo Dausend 0. F. M.).

IV. Personen- und Ortsverzeichnis . . . . 362 Soeben ersdiien:

BEDA KLEINSCHMIDT MEINE WANDER- UND PILQERFAHRTEN IN SPANIEN

BILD DES VERFASSERS. (Nadi einer Kohlezeidinung von Jos, Hunstiger-Paderborn)

VII u. 232 S. M it 1 Karte u. 31 Abbildungen. Geheftet RM 4.50; Leinenband RM 6.—

VERLAQ ASCHENDORFF, MÜNSTER IN WESTFALEN Manche Eigenschaften zeidinen dieses Sodann — und das glbt dem Budié neue Spanienbudi vor den meisten seine elgene Note — relste P. Klein-- anderen Werken ahnlldien Inhalts sdimidt als Kunst^ und Kulturhlsto-- vorteilhaft aus. Erstens bereiste dér riker, dér berelts eine groBe Anzahl Verfasser die Pyrenaisdie Halbinsel kunstgesdiiditlidier Werke verfaBt nidit wle „im Fluge“ , um dann sofort hat, aber audi als Priester und Or-- eine Erinnerung niederzusdireiben; densgelehrter, dem vlele Wege und er weilte vielmehr kurz nadieinander Türen offen standén, weldie andern zwelmal je drel Monate in Spanien versdilossen blelben. Er sah alles und Portugál, einmal bei brennen- mit dem Auge des abgeklarten H i^ dér Hitze, weshalb er Spanien mit storikers, dér die Leser in unauffal-- Vorliebe als Sonnenland bezeidinet, llger Weise in die kulturelle Ént'- sodann zűr Zeit des sprieBenden wicklung dér spanisdien Nation ein-- Frühiings, wann das Landsdiafts^ führt. Es werden jedodi nldit die bild ein so ganz anderes ist. Auf Resultate wissensdiaftlidier For-- diesen beiden Fahrten bereiste er sdiungen mitgeteilt, es sind viel^ fást allé gröBeren Stadte Spaniens mehr sdilldite Darstellungen für Ge-- zweimal und gewann so viel starkere lehrte und Ungelehrte, wobel neben Eindrüdíe als es bel einer elnmallgen den Erlebnlssen audi die Gesdieh^ fluditigen Relse dér Fali seln kann. nlsse in den Vordergrund stehen.

ALHAMBRA, MOSCHEE

Spanien kann ja nlemand verstehen, dér nidit mit elnem Auge in die Gegenwart, mit dem andern In die Vergangenheit blldít, d. h. wenn er nidit stets beaditet, was einst GroDes und Klelnes in diesem Lande ge^ sdiehen ist. Ohne dlese Kenntnisse wlrd nlemand dleser ritterlidien Na^ tlon gerednt werden. Es wlrd kein zweites Spanienbudi geben, das bel so gerlngem Umfange eine soP dieFullegesdilditlldierundkul-' tu re lle r -Ausführungea enthalt; als dieses neueste Werk Kleinsdimidts.

TOLEDO, LINKS ALCÁZAR, RECHTS DÓM KLOSTER MONSERRAT MINIATUR, KLOSTER GUADELUPE

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HlPfilEL MOLITOR s o e b e n e r s g h i e n : O.S.B. Abt vonSt.Joseph,Gerleve I lüS DÉR RECHTSGESCHICHTE I BENEDIKTINISCHERVEBBÁNDE N ® Bánd I: VERBÁNDE VON KLOSTER Zü KLOSTER o 5 Gr. 80. X L «. 884 S. Geh. HM 17.25, Leinenbd. BM 19.25

Ű3 ín dicsem ffir die Rechts- und Ordensgeschichte gléich ^ wichtigen Werke entwirft dér Verfassér auf Grund eines S reichen, vielfach bisher unbekannten Materials in groBen ® Zügen eineGeschichte derVereinigungen dér Benediktiner ÍD unter sich, und zwar kommen in diesem ersten Bande ® jene Unionen in Betracht, die von Kloster zu K lo ste r ^ bestanden. — Ein zweiter demnachst erscheinender W Bánd bringt die Unionsversuche des 14. bis 19. Jahr- hunderts zűr Darstellung, nm dann nach einer kurzen Q Geschichte dér römischen Ordenskollegien Gregorianum W und Ansehnianum die Anfánge dér heute blühenden sieb- Q zehn Kongregationen im 19. Jahrhundert zu schildern. VERLAG ASCHENDORFF, MUNSTER i.WEST.

SOEBEÍÍ ERSGHIEN IN 2. UND 3. NEUBEARBEITETER AUFLAGE:

PAULUS SEINE MISSIONARISCHE PER- SONLICHKEIT UND WIRKSAMKEIT von Professor Dré KARL PIEPER (N^testamentliche Abhandlungen, herausgegeben von M. M e in e rtz , Bánd 12, H e ft 1/2.) IV u. 291 S, Geh. RM 9.20 Leinenband « . . RM 11.00 Einige Auszüge aus den hervorragenden Be- urteilungen dér ersten Auflage: PROF. H. J. VOGELS IN DÉR BONNER ZEIT- SCHRIFT FÜR THEOLOGIE UND SEELSORGE: „Es sei unumwunden anerkannl, dafi wir katho- [ischerseits kein annáhernd gleichwertiges Paulus- buch besitzen." 2EITSCHRIPT FÓR MISSIONSWISSENSCHAFT UND RELIGIONSWISSENSCHAFT: „Von katho- jischer Seite ist wohl nichts Besseres über den Völkerapostel und seine missionarische Tátigkeit geschrieben w ord^.“ Dureh jede Buchhandlung VERLAG ASCHENDORFF, MUNSTER i. W. P. DR. LEONHARD LEMMENS O.F.M. ZUM GEDACHTNIS

Geschichte dér Franziskanermissionen. (Missionswissenschaft- liche Abhandlungen und Texte, herausgegeben von Joseph Schmidlin, Heítl2.) XXu.376S. Geh.RM10.— geb.RM12.- Das Werk führt durch sieben Jahrhunderte, durch allé Weltteile, und schöpft soviel eben möglich aus den besten und álteslen Quellen. Das Buch hat auch grófién W ert für die allgemeine Missionsgeschichte. Die Franziskaner im Hl. Lande. 1. Teil: Die Franziskaner auf dem Sión (1335—1552). (Franziskanische Studien, heraus­ gegeben von P. Ferdinand Doelle O. F. M., Beihefté.) 2. Aufl. X II u. 208 S. Geh. RM 8.40, géb. RM 10.— FRANZISKANISCHE STUDIEN, 1916, Helt 3: „Dér Verfasser bielet uns eine objektive und gründliche Geschichte dér Franziskaner Palá­ stinas, welche allé bisherigen Arbeiten weit überholt.^ Die Heidenmissioneti des Spatmittelalters. (Franziskanische Studien, herausgegeben von P. Dr. Ferdinand Doelle O.F.M., Beiheft 5.) X II u. 112 S. Geh. RM 4.80, géb. RM. 6.— TH EO LO G IE UND GLAUBE, 1920, Nr.2: „M it gewohnter Sachkenntnis und kritischem Blick entwirl't P. Lemmens in dem 5. Beiheft dér Franziskanischen Studien éin übersichtliches Bild dér Missionen des Spatmittelalters, denen die Orden des hl. Dominicus und des hl. Fran- ziskus ihr besonderes Geprage verliehen habén." Alis ungedruckten Franziskanerhriefen des XVl.Jahfhunderts. (Reíormationsgeschtliche Studien und Texte, begründet von .loseph Greving, herausgegeben von Albert Ehrhard, Heft 20.) X II u. 120 S. RM 4.90. THEOLOGISCHER LITERATURBERICHT, 1912, Heft 5: „Dér um- sichtige, archivalisch gut geschulte Gelehrte . . . hal eine 76 Seiten lange, kenntnisreiche Eiiileitung vorangestellt, ín dér er dén reichen Inhalt dér Briefe verarbeitet, erlautert, in seiner Bedeutung für wei- teres dem Leset klarzumachen gewuBt." Aiigustin von Alfeld 0. F. M., Erklamng des Salve regina. (Zusammen mit dér Ausgabe dér Schrift „Wyder den Witten- ^rgischen Abgot M artin Luther" (1524) von Dr. Káté Büsch- gens als 11. Heft dér Sammlung Corpus Catholicorum, be­ gründet von Joseph Greving, herausgegeben von Albert Ehrhard, erschienen.) 102 S. RM. 4.50 ZEITSCHRIFT FÜR KATHOLISCHÉ THEOLOGIE (1928) S. 449: „Dér Herausgeber dér packenden populüren Schrift verdient lebhaften Dank.“

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