OKTOBER BIS DEZEMBER 2016 VIERTELJAHRESBERICHT DES INTENDANTEN ÜBER PROGRAMMBESCHWERDEN UND WESENTLICHE EINGABEN ZUM PROGRAMM

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Inhaltsverzeichnis

VIERTELJAHRESBERICHT DES INTENDANTEN

1. FÖRMLICHE PROGRAMM-BESCHWERDEN 6

1.1. »Tagesthemen« vom 22. Juni 2016, 6 1.2. Internetbeitrag auf tagesschau.de vom 30. Juni 2016 6 1.3. »Lokalzeit Dortmund« – Nachrichtenbeitrag „Entlassungen bei TEDI“ vom 25. Juli 2016 im WDR Fernsehen 7 1.4. »hart aber fair: Fluchtpunkt Deutschland – hat Merkel Ihre Bürger überfordert?« vom 5. September 2016, Das Erste 7 1.5. Video „Bitch der AfD“ aus »Pussy Terror TV« – Ankündigung auf WDR 2 am 28. September 2016 8 1.6. Moderation eines 1LIVE-Moderators in der Sendung am 16. November 2016 8

2. WESENTLICHE EINGABEN ZUM PROGRAMM 10

2.1. Fernsehen 10 2.1.1. »Aufgedeckt: Die Tricks der Telekom« vom 5. Oktober 2016 (WDR) 10 2.1.2. »hart aber fair: Terror – Abstimmung, Urteil und Diskussion« vom 17. Oktober 2016 (Das Erste) 10 2.1.3. »Monitor: Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst« vom 20. Oktober 2016 (Das Erste) 10 2.1.4. »maischberger: Die Publikumsdebatte – Angst vor dem Islam – Alles nur Populismus?« vom 16. November 2016 (Das Erste ) 10

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2.1.5. »die story: Rettet Susi die SPD? – Wie eine Putzfrau die Politik verändern will« vom 16. November 2016 (WDR) 11 2.1.6. »Ihre Meinung« vom 17. November 2016, 29. November 2016, 30. November 2016, 14. Dezember 2016, 15. Dezember 2016 (WDR) 11 2.1.7. »Sport im Westen live« vom 10. Dezember 2016 (WDR), Fußball, 3. Liga, Konferenzschaltung: MSV Duisburg – Fortuna Köln und Preußen Münster – SC Paderborn 11 2.1.8. »maischberger extra: Der Schock von Berlin – Gehört Terror zu unserem Alltag?« vom 20. Dezember 2016 (Das Erste) 11 2.1.9. »Schicht im Schacht! Eine Verneigung vor den „Kumpels“ – Zum Ende des Bergbaus« vom 25. Dezember 2016 12 2.1.10. »Faszination Flughafen«, dreiteilige Reihe; Doku am Freitag ab 7. Oktober 2016 12 I: Düsseldorf: Das Tor zur Welt (7. Oktober 2016) 12 II: Dortmund: Der Ruhrgebiets-Airport (14. Oktober 2016) 12 III: Köln/Bonn: Der Airport, der niemals schläft (21. Oktober 2016) 12 2.1.11. »Rockpalast: Feine Sahne Fischfilet« vom 11. Dezember 2016 (Aufzeichnung vom 25. November 2016) 12 2.1.12. »Nordrhein-Westfalen feiert Advent« vom 17. Dezember 2016 13 2.2. Hörfunk 14 2.2.1. Berichterstattung zur US-Wahl 14 2.2.2. »1LIVE Oktoberfestival« 14 2.2.3. »1LIVE Krone 2016« am 1. Dezember 2016 14 2.2.4. »WDR 2 Arena – Mehr Flüchtlinge = mehr Gewalt?« vom 8. Dezember 2016 14 2.2.5. WDR 3: »Türkei unzensiert – Offene Worte türkischer Journalisten«, vierteilige Reihe (23. November bis 14. Dezember 2016) 15 2.2.6. WDR 4 Radiokonzert mit Chris de Burgh 15 2.2.7. WDR 5: »Neugier genügt«: Hörerkrimi –Mousse au chocolat« vom 11. November 2016 15 2.2.8. WDR 5: »Schlag auf Schlag« mit Comedian Florian Schroeder am 3. Dezember 2016 15

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2.3. Internet 16 2.3.1. Resonanz in den sozialen Medien zu den neuen Ausgaben von »Ihre Meinung« 16 2.3.2. Zur Sendung »Ihre Meinung: Die da oben – wir hier unten« vom 17. November 2016 16 2.3.3. Digitalistan: „Hat wirklich der große Big-Data-Zauber Trump zum Präsidenten gemacht?“ vom 5. Dezember 2016, WDR.de 16 2.3.4. Facebook-Post zu »die story: Der Traum von Sicherheit – Was Frauen auf der Flucht erleiden« vom 7. Dezember 2016 16 2.3.5. Voting zu »Terror – Ihr Urteil« vom 17. Oktober 2016 17 2.3.6. US-Wahl: Warum lagen die Demoskopen falsch? Facebook live mit Jörg Schönenborn vom 11. November 2016 17 2.3.7. Video zu Hate Speech auf der WDR-Facebook- Seite vom 25. Dezember 2016 17 2.3.8. Themen mit der größten Reichweite auf der WDR- Facebook-Seite (Stand: 31.12.2016) 18

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Beitrag hatte nicht nur die Funktion, über die Gründe 1. Förmliche Programm- des Gedenktages zu informieren. Vielmehr sollte er auch ein Stimmungsbild aufzeigen. Hierzu durften auch beschwerden einzelne Facetten exemplarisch hervorgehoben wer- den. Die Korrespondentin hat sich dazu entschieden, den Biker-Club – aber auch den als „Kriegsgerät“ be- zeichneten Panzer – zu zeigen, um einen Eindruck von der Atmosphäre zu vermitteln.

Weiterhin hatte die Korrespondentin im Bericht auch den Umgang mit kritischen Fragen zu „Stalins Teil der Verantwortung“ thematisiert. Der Intendant stellte hier- zu klar, dass es sich dabei um eine zulässige Einord- nung der Korrespondentin gehandelt hat. Diese bezog sich vor allem auf den restriktiven Umgang mit dieser 1.1. »Tagesthemen« vom Fragestellung in Russland. Der Bericht hatte keinesfalls 22. Juni 2016, Das Erste zum Ziel, „die deutschen Verbrechen gegen die Sowjet- union zu relativieren“, wie die Beschwerdeführer unter- stellten. Der Beitrag fußte insoweit auf Erkenntnissen, Die Beschwerdeführer, die schon mehrfach Programm- die seit dem sowjetischen Tauwetter nach Stalins Tod beschwerden gegen Zulieferbeiträge des WDR zu der allgemein anerkannte Stand der Geschichtsschrei- »ARD aktuell« eingelegt haben, haben mit Schreiben bung sind. vom 23. Juni 2016 den Beitrag „Weltkriegsgedenken in Russland” des ARD-Studios Moskau in den »Tages- themen« vom 22. Juni 2016 kritisiert. 1.2. Internetbeitrag auf Die Beschwerdeführer waren der Ansicht, dass der tagesschau.de vom 30. Juni Beitrag gegen die „Verpflichtung zur Völkerverständi- gung“ verstoße. Im WDR-Gesetz regelt § 5 Absatz 4, 2016 dass der WDR der internationalen Verständigung ver- pflichtet sein soll. Der Intendant hat der Beschwerde Dieselben Beschwerdeführer wandten sich des Weite- nicht stattgegeben. ren gegen den Beitrag „Anti-Terror-Gesetz oder totale Überwachung?“ des WDR-Hörfunkkorrespondenten Die Beschwerdeführer hatten der Korrespondentin Markus Sambale im Studio Moskau. Golineh Atai in Zusammenhang mit dem Beitrag „Manipulation“ und sogar „Hetze“ vorgeworfen. Der Der Internettext schildert die Pläne für ein neues Anti- Intendant hat trotz der teils polemischen Wortwahl alle Terror-Gesetz in Russland, das eine intensive Debatte Beschwerdepunkte sachlich beantwortet. im Land auslöste. Die Beschwerdeführer kritisierten, der Text verstoße gegen den Grundsatz der Sachlich- Ein Kritikpunkt war, dass Frau Atai im Bericht den Aus- keit bei der Nachrichtengebung. druck „deutsche Streitkräfte“ verwendet hatte. Sie habe damit den „neutralsten Begriff aus der Stalin-Rede ver- Dieser Ansicht konnte der Intendant nicht folgen und wendet“, obwohl gerade diese Bezeichnung nur einmal hat der Beschwerde daher nicht abgeholfen. in der Rede vorgekommen sei. Der Intendant konnte hierzu richtigstellen, dass das kritisierte Zitat gar nicht Der Beitrag beschreibt die Inhalte des Anti-Terror-Ge- aus der Stalin-Rede stammte. Der Beitrag wurde viel- setzes sachlich und mit der gebotenen journalistischen mehr mit der ersten sowjetischen Radionachricht vom Distanz. Die kontroverse öffentliche Debatte über das Tage des Überfalls selbst – also dem 22. Juni 1941 – Thema wurde ausführlich dargestellt. Dabei kamen so- eröffnet: „Die deutschen Streitkräfte haben die Sowjet- wohl Gegner wie auch Befürworter des Gesetzes zu union angegriffen, ohne den Krieg zu erklären.“ Dieses Wort. Alle Zitate waren nachvollziehbar belegt. Zitat wurde inhaltlich korrekt wiedergegeben. Die Beschwerdeführer kritisierten unter anderem, dass Golineh Atai hatte im Beitrag weiterhin auf einen beim der Bericht Michail Braude als Kritiker des Anti-Terror- Gedenktag zu sehenden Panzer und die Rolle eines Gesetzes anführe, ohne dabei Aussagen über seine Biker-Clubs auf der Gedenkveranstaltung hingewiesen. Qualifikation zu treffen. Nach den eigenen Recherchen Dies kritisierten die Beschwerdeführer als „hetzerisch“ der Beschwerdeführer gebe es nur einen australischen und unterstellten, die Formulierungen dienten lediglich IT-Spezialisten mit dem Namen. Der Intendant stellte der Stimmungsmache gegen Russland. Auch diesem dazu klar, dass der Text wörtlich den Moskauer IT-Ex- Vorwurf konnte der Intendant entgegentreten. Denn der perten Michail Braude-Solotarjow zitiert. Dieser ist Di-

VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016 7 rektor des Zentrums für IT-Technologien an der Rus- 1.4. »hart aber fair: Fluchtpunkt sischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst beim Präsidenten der Russischen Föderation. Deutschland – hat Merkel Ihre Bürger überfordert?« 1.3. »Lokalzeit Dortmund« – vom 5. September 2016, Nachrichtenbeitrag „Ent- Das Erste

lassungen bei TEDI“ vom Eine Formulierung des Moderators Frank Plasberg in 25. Juli 2016 im WDR der »hart aber fair«-Ausgabe vom 5. September 2016 mit dem Titel „Fluchtpunkt Deutschland – hat Merkel Fernsehen Ihre Bürger überfordert?“ war ebenfalls Anlass für eine Programmbeschwerde. Die Beschwerde war bei der Ein Dortmunder Logistikunternehmen hat über die ARD-Vorsitzenden Prof. Dr. Karola Wille eingegangen. Berichterstattung zu TEDI in Dortmund eine Beschwer- de eingelegt. Eine Internet-Meldung sowie eine Mel- Die Beschwerde richtete sich explizit gegen Frank dung im Nachrichtenblock der Lokalzeit Dortmund vom Plasberg und konkret gegen eine Aussage des Mode- 25. Juli 2016, die in der WDR-Mediathek abrufbar war, rators zu den Ereignissen der Silvesternacht in Köln. berichteten über Kündigungen und Umstrukturierungen Dieser hatte zu der Einblendung eines Standbildes, bei TEDI. welches den Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofes und die Domtreppe in jener Nacht zeigt, gesagt: „Das war Der Beschwerdeführer hatte bemängelt, dass durch Köln: Wir haben heute nochmal telefoniert: über 600 beide Meldungen der zwingende Eindruck erweckt ermittelte sexuelle Übergriffe.“ Aus Sicht des Beschwer- werde, dass weitere Kündigungen bevorstehen. deführers war dies „offenkundig als Falschbehauptung zu bewerten“. Er berief sich auf „allgemein zugängliche Vor Einlegung der Programmbeschwerde hatte der Quellen“, wonach von „500 Anzeigen wegen behaupte- Beschwerdeführer den WDR bereits wegen des Be- ter sexueller Übergriffe“ auszugehen sei. Überdies ver- richts abgemahnt. Der WDR hatte zwar daraufhin seine mittle „der Kontext der Behauptung, dass diese von Online-Meldung angepasst, um jedes Missverständnis Plasberg so vorbereitet war und in manipulativer auszuschließen. Jedoch hat der WDR weder eine Un- Absicht erfolgte“. terlassungserklärung abgegeben, noch der Programm- beschwerde abgeholfen. Der Intendant half der Programmbeschwerde nicht ab, da er die Aussage Frank Plasbergs nicht als Falschbe- Ein Verstoß gegen den einschlägigen Programm- hauptung wertete und daher keinen Verstoß gegen den grundsatz der journalistischen Sorgfalt bei der Nach- Programmgrundsatz der Verpflichtung zur Wahrheit richtengebung lag nicht vor. sah.

Der Nachrichtenbeitrag hatte zwar – bereits erfolgte – Der Intendant führte zur Begründung aus, dass die vom Kündigungen bei TEDI thematisiert. An keiner Stelle Beschwerdeführer angegebene Zahl von ungefähr 500 wurde jedoch behauptet, dass weitere Kündigungen Anzeigen wegen Sexualstraftaten in der Kölner Silves- feststehen. Auch konnte der Intendant die Ansicht des ternacht zwar zutreffe, jedoch nichts über die Zahl der Beschwerdeführers nicht teilen, dass der Beitrag den Opfer aussage und damit auch nicht im logischen zwingenden Eindruck erwecke, dass weitere Kündi- Widerspruch zur Aussage des Moderators stehe, gungen bevorstehen. wonach es über 600 sexuelle Übergriffe gegeben habe. Diese Zahl ging unter anderem auf eine Recherche von Im Beitrag wurden lediglich die – objektiv vorhande- WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung zu dem Entwurf nen – Befürchtungen vor einem weiteren Stellenabbau einer Abschlussbilanz des Bundeskriminalamtes für die der Arbeitnehmervertretungen und Beschäftigten wie- Silvesternacht zurück. Darin heißt es: „Bei einigen dergegeben. Nach dem Eingang anonymer Schreiben dieser Straftaten sind mehrere Frauen betroffen gewe- von Mitarbeitern aus dem Betrieb hatte der Reporter sen. So kommt das BKA auf eine Zahl von insgesamt sowohl die Gewerkschaft Verdi und deren Vertrauens- 1 200 Opfern sexueller Übergriffe: etwa 650 in Köln“ leute im Betrieb nach der Substanz der geäußerten (Zitat: Süddeutsche Zeitung vom 11. Juli 2016). Im Sorgen und Ängste befragt, als auch das Unternehmen Zuge einer Hintergrundrecherche wurde der Redaktion um eine Stellungnahme gebeten. Alle erhaltenen Infor- aus Ermittlerkreisen und seitens der Staatsanwaltschaft mationen waren in die Meldungen eingeflossen. Inso- Köln die Zahl von rund 650 betroffenen Personen fern war die Berichterstattung nicht zu beanstanden. sexueller Übergriffe in Köln bestätigt. 8 VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016

Dem Einwand des Beschwerdeführers, dass „Anzeigen zum Schutz der persönlichen Ehre und zum Schutz und und Beschuldigungen (…) keine erwiesenen Straftaten“ der Achtung der Menschenwürde erkannte. seien, stimmte der Intendant im Grundsatz zwar zu. Da- raus folge jedoch nicht, dass die in der Moderation ge- Der Intendant verwahrte sich dagegen, dass in dem troffene Aussage eine „offenkundige Falschbehaup- kritisierten Stück zu Übergriffen auf Politikerinnen und tung“ sei. Frank Plasberg erwähnte „über 600 ermittelte Politiker aufgerufen werde. Einen derartigen Zusam- Übergriffe“, bezog sich also gerade nicht auf abge- menhang zwischen dem Musikvideo und dem Bericht schlossene Verfahren, in denen die Täter überführt über zunehmende Übergriffe auf Politikerinnen und sind. Die Wortwahl deutet vielmehr auf ein frühes Ver- Politiker bei WDR 5 habe es nicht gegeben. fahrensstadium des Ermittlungsverfahrens hin. Dass in diesem Stadium „der gesamte Sachverhalt (…) voll- Er verwies in seiner Begründung auf die Stilmittel, derer ständig ermittelt und aufgeklärt“ ist, wurde damit an sich der Carolin Kebekus in der Comedysendung keiner Stelle behauptet. »Pussy Terror TV« bedient: Ironie, Satire und Parodie auch in Form von Gesangseinlagen. Zudem führte der Intendant aus, dass es in der Sen- dung nicht um den individuellen Schutz mutmaßlicher Die Bezeichnung der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry Täter im Sinne der Unschuldsvermutung gegangen sei. als „Bitch der AfD“ unterfalle als eindeutig erkennbare Vielmehr sollte die Dimension der Ereignisse in der Sil- Satire der Meinungs- bzw. Kunstfreiheit und dürfe in vesternacht möglichst valide benannt werden. Nichts rechtlicher Hinsicht nicht vordergründig beurteilt wer- anderes hat die Moderation getan und konnte sich auf den. Fragen des persönlichen Geschmacks und „Quali- die oben aufgeführten Quellen stützen. tätsmerkmale“ spielten keine Rolle.

Der Vorwurf der „offenkundigen Falschbehauptung“ war Die Charakterisierung von Frauke Petry als „Bitch“ war somit nicht gerechtfertigt. Damit entbehrte auch der im Rahmen der Satire auch im Hinblick auf die Anfor- Vorwurf, Frank Plasberg habe zum Zwecke der Mani- derungen des Ehrschutzes zulässig. Frau Kebekus pulation „bewusst die Unwahrheit verbreitet“, jeglicher habe den Begriff im Sinne der Jugendsprache verwen- Grundlage. det. Bei Jugendlichen würden Frauen, die bereit sind, auch mit härteren Bandagen zu kämpfen, um ans Ziel zu kommen, als „Bitch“ bzw. als „bitchy“ bezeichnet. 1.5. Video „Bitch der AfD“ aus Der Begriff stehe sogar positiv für ein besonders hohes weibliches Selbstbewusstsein. In der Persiflage rund »Pussy Terror TV« – um Frau Petry beziehe sich Carolin Kebekus genau auf diese starke Durchsetzungsfähigkeit von Frau Petry in Ankündigung auf WDR 2 ihrer eigenen Partei. am 28. September 2016 Eine persönliche Herabwürdigung von Frauke Petry Auch die Ankündigung des satirischen Beitrags „Bitch durch die Parodie sei im Ergebnis ebenfalls nicht ge- der AfD“ aus der Sendung »Pussy Terror TV« war An- geben. Die ironisch-kritische Auseinandersetzung be- lass für eine Programmbeschwerde. Sabine Heinrich ziehe sich ausschließlich auf ihre Funktion als Politike- hatte am 28. September in ihrer Moderation auf WDR 2 rin. Schon gar nicht werde Frau Petry durch die Parodie zum Start des Fernsehformats »Pussy Terror TV« mit zum bloßen Objekt im Sinne einer Verletzung der Men- Carolin Kebekus in „Das Erste“ auf das bereits im Inter- schenwürde herabgesetzt. net abrufbare Video hingewiesen. Eingebettet in ihre Moderation war eine 13 Sekunden lange Passage aus dem Lied „Bitch der AfD“. Der Beitrag selbst lief in voller 1.6. Moderation eines 1LIVE- Länge in der Fernseh-Sendung am 29. September 2016. Moderators in der Sendung am 16. November 2016 Der Beschwerdeführer bewertete die zitierte Passage des Stückes als „diffamierend, herabwürdigend und Zu einer Moderation eines 1LIVE-Moderators am 16. völlig an politischer Satire vorbeigehend“. Er brachte November 2016 gingen mehrere Eingaben und eine seine Kritik vor dem Hintergrund vor, dass am Tag des förmliche Programmbeschwerde ein. Die Hörerinnen Vorberichts auch zunehmende Übergriffe auf Politike- und Hörer monierten, der Moderator habe US-Präsident rinnen und Politiker Gegenstand der Berichterstattung Barack Obama rassistisch beleidigt. „Komme gerade auf WDR 5 waren. von der Toilette, habe noch einen Obama ins Weiße Haus geschickt", hatte der Moderator in seiner Live- Der Intendant half der Programmbeschwerde nicht ab, Sendung am Mittwochabend gesagt. da er keinen Verstoß gegen die Programmgrundsätze

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Hörer-Kommentare in sozialen Netzwerken kritisierten die Wortwahl des Moderators heftig. „Sorry, aber purer Rassismus on air? Was ist da bei euch schiefgelaufen? Böse Entgleisung" , schrieb ein Hörer auf Facebook. Der Spruch „war ja wohl allerunterste Schublade. Wel- chen Niveaus bedient ihr euch heutzutage?" , kritisierte ein anderer Nutzer. Ein weiterer Hörer twitterte, „in Zei- ten von AfD und Donald Trump sei es nicht angebracht, einen „Farbigen als Synonym für Scheiße zu bezeich- nen" .

1LIVE reagierte direkt und stellte dem Moderator das nächste freie Moderationsfenster zur Verfügung, um sich zu entschuldigen. Dies tat er und beteuerte, der Spruch sei keineswegs rassistisch gemeint gewesen.

Zeitgleich verwies 1LIVE in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter auf die Entschuldigung und dis- tanzierte sich als Sender von dem Gesagten des Mode- rators :

„Wir entschuldigen uns für diesen Ausrutscher und dis- tanzieren uns von jedem Rassismus. Auch der Mode- rator hat seine Worte gerade im Radio zurück genom- men.“ Wenn auch die Grenzen von Humor schwierig zu fassen seien, stellte der WDR fest, dass es sich in die- sem Fall „nicht um einen Witz, sondern um eine verbale Entgleisung" handle.

Die Bemerkung hatte interne Konsequenzen für den Moderator. Zusätzlich hat der Chef der Breitenpro- gramme Jochen Rausch den Vorfall zum Anlass ge- nommen, auf der Bereichsversammlung alle Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter noch einmal intensiv an die Grenzen und die Verantwortung für das Programm zu erinnern. Gerade eine Jugendwelle wie 1LIVE müsse sich des Einflusses auf ihre Hörerschaft bewusst sein.

Der eingegangen förmlichen Programmbeschwerde wurde abgeholfen. Der Intendant bekundete in seinem Bescheid, dass die Bemerkung objektiv nicht toleriert werden könne. Sie verstoße gegen den in § 5 Absatz 2 Satz 1 WDR-Gesetz festgelegten Grundsatz, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Er versi- cherte, dass „wir im WDR keine Form von Rassismus tolerieren und wir uns als öffentlich-rechtlicher Sender in unseren Programmen für ein diskriminierungsfreies Miteinander einsetzen. Bemerkungen, die diesen Prin- zipien konträr zuwiderlaufen, sind nicht akzeptabel. Dies gilt unabhängig davon, dass der Moderator betont, dass er keine rassistische Intention bei der Bemerkung hatte.“

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Films zu entscheiden. Die Beteiligung am Voting war 2. Wesentliche Eingaben überwältigend groß (vgl. zum Voting auch Punkt 2.3.5). Üblicherweise geht man von einer Beteiligung von un- zum Programm gefähr einem bis drei Prozent des Gesamtpublikums aus. Bei »Terror – Ihr Urteil« waren es 8,8 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer, die ihre Stimme abga- 2.1. Fernsehen ben, bei einer für diesen Sendeplatz weit überdurch- schnittlichen Reichweite. Allerdings konnte aus tech- 2.1.1. »Aufgedeckt: Die Tricks der Telekom« vom nischen Gründen nicht jede Person abstimmen. Dies 5. Oktober 2016 (WDR) führte zu vielen Zuschriften enttäuschter Zuschaue- rinnen und Zuschauer. Die Redaktion drückte ihr Be- Die Sendung beschrieb, wie sehr die Service-Mitarbei- dauern aus. Gleichzeitig weis sie darauf hin, dass der terinnen und -mitarbeiter in den Call-Centern der WDR mit externen Dienstleistern, die auf modernste Deutschen Telekom angehalten werden, neben der Infrastruktur zugreifen, zusammengearbeitet hat, je- eigentlichen Aufgabe zu beraten auch Produkte und doch offensichtlich auch modernste Technik an Gren- Verträge zu verkaufen. Außerdem wurde u.a. auf tech- zen stoßen kann. Betont wurde ferner, dass das Ergeb- nische Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Internet- nis mit über 609 000 abgegebenen Stimmen auf einer Telefonie eingegangen. Besonders viele Reaktionen breiten und validen Basis stand. Darüber hinaus gingen rief der Umstand hervor, dass die Redaktion zur Schil- 1 600 weitere Mails in der Redaktion ein, mit allgemei- derung der Arbeitsweise in den Call-Centern dort einen nen Anmerkungen zum Thema, Lob und Kritik. Übli- Reporter „undercover“ eingeschleust hatte. Viele Zu- cherweise erreichen die Redaktion nach einer Sendung schriften kamen von Kundeninnen und Kunden, die die 500 bis 600 solcher Mails. Dieses hohe quantitative eigenen negativen Erfahrungen mit der Deutschen Feedback belegt das Interesse vieler Zuschauerinnen Telekom nunmehr besser einordnen konnten. Mitarbei- und Zuschauer an innovativem Fernsehen. terinnen und -mitarbeiter anderer Call-Center der Tele- kom bestätigten die Erkenntnisse des Reporters. Auf 2.1.3. »Monitor: Gekaufte Expertise: Wie ein indus- der anderen Seite gab es ebenfalls Reaktionen von trienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik Telekom-Beschäftigten, die sich durch die Recherche- beeinflusst« vom 20. Oktober 2016 (Das Erste) Methoden unverdientermaßen in Misskredit gebracht sahen. Ebenfalls ging zu dieser Sendung eine Pro- Der Beitrag zeigt, wie ein industrienaher Gutachter seit grammbeschwerde ein, die im Dezember 2016 be- Jahrzehnten Gutachten auch in Themengebieten schieden wurde. schreibt, auf denen er gleichzeitig bezahlte Expertisen für die Industrie abgibt. Selten hat ein Beitrag in den Der WDR hat in seinen Antworten klargestellt, dass es Kommentaren, die »MONITOR« auf allen Kanälen der Redaktion fern lag, alle Callcenter-Beschäftigten erreicht haben, so viel uneingeschränkte Zustimmung der Telekom unter einen Generalverdacht zu stellen. bekommen. Und auch sonst hat er Reaktionen nach Dies sei in der Berichterstattung allerdings auch nicht sich gezogen: Die Fraktion der Grünen im Bundestag geschehen. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass hat aufgrund des Beitrags eine Kleine Anfrage an die sich die aufgeworfenen Kritikpunkte nicht ausschließlich Bundesregierung gestellt, genauso wie sich eine em- auf die Deutsche Telekom bezogen hätten, sondern pörte Zuschauerin beim Bundesumweltministerium über eher auf eine ganze Branche zu münzen seien. In die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Bezug auf die gezeigten Bilder aus den Call-Centern Gutachter (und der dazu gehaltenen Laudatio der Bun- hat die Deutsche Telekom nach der Berichterstattung desumweltministerin) beschwert hat. die Abgabe einer Unterlassungserklärung seitens des WDR erwirkt, diese Sequenzen nicht weiter zu zeigen. 2.1.4. »maischberger: Die Publikumsdebatte – Angst vor dem Islam – Alles nur Populismus?« vom 2.1.2. »hart aber fair: Terror – Abstimmung, Urteil und 16. November 2016 (Das Erste ) Diskussion« vom 17. Oktober 2016 (Das Erste) Eine Woche nach den US-Wahlen diskutierte die Sen- Im Herbst war »hart aber fair« Teil eines großen inter- dung »maischberger« die Auswirkungen des Populis- aktiven Fernseh-Events im Ersten: Darf ein Bundes- mus auf die deutsche Gesellschaft anhand des Themas wehrpilot ein entführtes Flugzeug abschießen, 164 „Islam“ – allerdings nicht in einer Expertenrunde son- Menschen töten, um 70 000 in einem Fußballstadion zu dern mit Publikum aus der gesamten Republik. Die retten? Die Verfilmung des Theaterstücks „Terror“ stellt Sendung und insbesondere das Format als Publikums- diese Frage nicht abstrakt, sondern ganz direkt an die debatte fand ein sehr positives Presseecho. „Bild on- Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie waren aufge- line“ schrieb: „Das war ein Talk in der Kategorie: Voll- fordert, online oder telefonisch über die Frage schuldig treffer“, für „Welt Online“ hat sich „dieses Experiment oder nicht schuldig und damit über den Ausgang des gelohnt“ und für „Spiegel Online“ war die Sendung „etwas Besonderes“. Die Zahl der Zuschauerrückmel-

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dungen zur Publikumsdebatte (Social Media, E-Mails, willkommen?“, „Kaputte Brücken, marode Straßen, Briefe) war weit höher als üblich und in einem unge- Dauerstau – Was muss sich ändern?“ sowie „Schlagen, wöhnlichen Maß positiv; sowohl Presse- als auch Zu- schreien, hetzen – Verroht unsere Gesellschaft?“. Be- schauerfeedback waren verbunden mit Fragen nach sonders die letzte Sendung stieß – nach einem brutalen Fortsetzung, die bei den Zuschauerinnen und Zuschau- Vorfall in der Berliner U-Bahn – auf großes Interesse. ern auch weit über den Sendetermin anhalten. Es gab mehr als 500 Kommentare allein auf Facebook.

2.1.5. »die story: Rettet Susi die SPD? – Wie eine Insgesamt gab es von den Zuschauerinnen und Zu- Putzfrau die Politik verändern will« vom schauern sehr viel positive Resonanz zur Sendestaffel. 16. November 2016 (WDR) Zitate: „Diese Talkshows mit dem Volk als Gäste kom- men viel besser auf den Punkt, als die Promi-Talks, Am 17. November 2016 beschwerte sich der Oberbür- unbedingt mehr davon“ oder „Zur Zeit eine der besten germeister der Stadt Gelsenkirchen bei Intendant Tom Sendungen im Deutschen Fernsehen mit dem Quer- Buhrow über einen Fehler im Pressetext und im Film schnitt unserer Gesellschaft“. Immer größeren Zu- der Sendung »die story: Rettet Susi die SPD? – Wie spruch bekommen auch die Facebook-Live-Übertra- eine Putzfrau die Politik verändern will«. Es ging um gungen und Facebook-Live-Reportagen vor und nach eine falsche Zahlenangabe bezüglich der Arbeits- der eigentlichen Sendung. losenquote von Gelsenkirchen-Horst. Die Redaktion hatte diesen Fehler, als sie auf ihn aufmerksam wurde, 2.1.7. »Sport im Westen live« vom 10. Dezember sofort auf ihrer Internetseite korrigiert und sich dort 2016 (WDR), Fußball, 3. Liga, Konferenz- dafür entschuldigt. Sie hat den Film umgehend aus schaltung: MSV Duisburg – Fortuna Köln und dem Netz genommen, bereits am nächsten Tag bear- Preußen Münster – SC Paderborn beitet und wieder in die Mediathek eingestellt. Zu der Konferenzschaltung gingen zahlreiche Zuschau- 2.1.6. »Ihre Meinung« vom 17. November 2016, er-Beschwerden per E-Mail ein, weil der überwiegende 29. November 2016, 30. November 2016, Teil der Konferenz von dem Spiel Duisburg – Köln ein- 14. Dezember 2016, 15. Dezember 2016 genommen wurde und nur wenig von dem Spiel Mün- (WDR) ster – Paderborn gezeigt wurde.

Moderatorin Bettina Böttinger hat im Herbst fünfmal zu Die Zuschriften wurden von der Redaktion per E-Mail aktuellen Themen mit dem Publikum, Experten und beantwortet und die Kritik an der Konferenzschaltung Politikern diskutiert. Nach dem überraschenden Sieg akzeptiert. von Donald Trump bei den US-Wahlen setzte die »Ihre Meinung«-Redaktion am 17. November 2016 das Die Verteilung der Anteile in der Konferenz beruhte auf Thema „Die da oben, wir hier unten – Warum sind einer bewussten Entscheidung aufgrund des Einsatzes Trump, AfD & Co. so erfolgreich?“. Das Publikum dis- sehr unterschiedlicher Produktionsmittel. Da der Tabel- kutierte sehr engagiert mit dem CDU-Vorsitzenden in lenführer aus Duisburg auch in der ARD Sportschau NRW Armin Laschet und dem AfD-Vorsitzenden in gezeigt werden sollte, wurden für dieses Spiel 6 Kame- NRW Marcus Pretzell. Dabei wurde deutlich, dass viele ras eingesetzt, für das Spiel in Münster nur zwei, was Menschen sich von Politikern nicht gehört oder verstan- dadurch optisch deutlich abfiel. Als Kompensation für den fühlen. Die Sendung bekam viel Lob per E-Mail den geringen Anteil in der Konferenz wurde im Sinne und auf den Social-Media-Kanälen. der Fans von Preußen Münster und dem SC Paderborn die Partie Münster – Paderborn 90 Minuten im Live- Einzelne Kritik gab es an der Sendung, weil eine Tat- Stream auf sportschau.de gezeigt. sachenbehauptung eines Zuschauers über einen Düsseldorfer CDU-Politiker unwidersprochen stehen 2.1.8. »maischberger extra: Der Schock von Berlin – blieb. Der Vorwurf bestand darin, dass der Politiker Gehört Terror zu unserem Alltag?« vom beim Verkauf von Wohnungen bevorteilt worden sei. 20. Dezember 2016 (Das Erste) Dies ist der bislang einzige Fall einer solchen umstrit- tenen und möglicherweise falschen Tatsachenbehaup- Am Tag nach dem Anschlag auf den Berliner Weih- tung. Als Reaktion auf diesen Fall wurde ein „Fakten- nachtsmarkt diskutierte »maischberger« in einer Extra- Check“ eingerichtet. Während der Live-Sendung prüfen Ausgabe im Anschluss an den »Brennpunkt« Fragen nun zwei erfahrene Journalisten hinter den Kulissen von Sicherheitspolitik und Terror im Rahmen der ARD- alle ähnlich gelagerten Tatsachenbehauptungen, um Sonderberichterstattung. Sowohl in den sozialen Netz- noch in der Sendung für Aufklärung zu sorgen. werken als auch per E-Mail und in Briefen wurde deut- lich, dass der anwesende Politikwissenschaftler und Die Themen der anderen »Ihre Meinung«-Sendungen Sicherheitsexperte aus Tel Aviv einen besonderen waren: „Macht uns unser Gesundheitssystem krank?“, Eindruck hinterlassen hat, überwiegend positiv – seine „Wendepunkt Silvesternacht – Sind Flüchtlinge noch 12 VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016

Vergleiche mit der Sicherheitslage in Israel (Terror im Einflugbereichen durchaus und immer wieder Nieder- Alltag) weckten viel Interesse. schlag in der Berichterstattung finde (beispielsweise in der „Lokalzeit aus Düsseldorf“) und das gesamte The- 2.1.9. »Schicht im Schacht! Eine Verneigung vor den menspektrum rund um den Flughafen im WDR Fern- „Kumpels“ – Zum Ende des Bergbaus« vom sehen seinen Raum habe. 25. Dezember 2016 2.1.11. »Rockpalast: Feine Sahne Fischfilet« vom In dem Film über die Schließung der letzten Zeche im 11. Dezember 2016 (Aufzeichnung vom Ruhrgebiet wurden aktive und ehemalige Bergleute 25. November 2016) teilweise über Jahre begleitet und eindrucksvoll Ge- schichten von ihnen, ihren Familie und ihrem Leben Am 25. November 2016 zeichnete der »Rockpalast« aus dem "Pott" erzählt. das Konzert der Band „Feine Sahne Fischfilet“ im Kölner E-Werk auf. Es handelt sich um eine politische Nach Ausstrahlung des Films gab es zahlreiche sehr Band aus dem linken Spektrum, die mit ihrer Punk- positive wie auch oft emotionale Reaktionen. Viele Zu- Musik wie in diesem Genre üblich auch bewusst pro- schauer haben sich an den WDR gewandt und Fragen voziert. Der Redaktion war bekannt, dass die Band nach Details, Ergänzungen oder auch ihre eigenen zeitweise im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg- persönlichen Geschichten zum Bergbau geschickt. Das Vorpommern genannt wurde. Sie hat sehr genau ge- Thema ruft im Sendegebiet offensichtlich eine hohe prüft und abgewogen, ob und wie der Auftritt der Band Resonanz hervor. ausgestrahlt werden kann. Als Reaktion auf die Auf- zeichnungsankündigung erreichten den WDR viele 2.1.10. »Faszination Flughafen«, dreiteilige Reihe; kritische E-Mails. Es wurde der Vorwurf erhoben, die Doku am Freitag ab 7. Oktober 2016 Band sei linksextrem bzw. deutschlandfeindlich einge- stellt und/oder würde zu Gewalt gegen Polizisten auf- I: Düsseldorf: Das Tor zur Welt (7. Oktober rufen. In zwei Dritteln aller eingegangenen Nachrichten 2016) wurden Textzeilen zweier verschiedener Liedtexte II: Dortmund: Der Ruhrgebiets-Airport („Staatsgewalt“ und „Gefällt Mir“) zitiert, die in den frü- (14. Oktober 2016) hen Jahren der Band entstanden sind. Auf Facebook gab es vor allem am Tag der Aufzeichnung sowie als III: Köln/Bonn: Der Airport, der niemals schläft Reaktion auf die Sendungsankündigung am 9. Dezem- (21. Oktober 2016) ber 2016 eine rege Diskussion, die von der Redaktion begleitet wurde. Die kritischen Reaktionen ähnelten Zu der Reihe gab es einige Zuschauerreaktionen, vor inhaltlich den eingegangenen Mails. Gelobt wurde das allem von Flughafengegnern. Die Schreiben bezogen vom WDR veröffentlichte Interview, welches am Kon- sich in erster Linie auf die erste Folge (Düsseldorf). zertabend aufgezeichnet wurde. Demnach seien die Probleme für Anlieger wie Fluglärm Der WDR hat in seinen Antworten ausführlich darge- und Schadstoffausstoß in der Dokumentation zu wenig legt, dass es Grundlage der Arbeit beim Rockpalast ist, berücksichtigt worden, untermauert mit z.T. ausführli- die Sachverhalte darzustellen, ohne sie zu bewerten. Er chen Daten und Tabellen. Die Absender gehören zu wies darauf hin, dass der WDR unter Extremismus die den sehr aktiven Flughafengegnern, die sich immer „fundamentale Ablehnung des demokratischen Verfas- wieder in einschlägigen Foren äußern und auch ande- sungsstaates“ verstehe, worunter alle Bestrebungen ren Redaktionen (AKS, Lokalzeit) bekannt sind. In dem fallen, die sich gegen den „Kernbestand“ des Grundge- Zusammenhang wurde dem WDR u.a. vorgeworfen, er setzes bzw. der Freiheitlich-Demokratischen-Grundord- hätte sich zum „Sprachrohr der Interessen der Flug- nung insgesamt richten. Menschen, die den rechtlichen hafenlobby“ gemacht. und freiheitlichen Kern der Gesellschaft und des Staa- tes fundamental ablehnen, oder Personen, bei denen In den Antworten wurde herausgestellt, dass es bei der mit strafrechtlich relevantem Verhalten in der Sendung Doku-Reihe „Faszination Flughafen“ darum ging, einen zu rechnen ist, würden nicht eingeladen bzw. im Pro- Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die Filme sollten gramm abgebildet. Dies sei bei der Band „Feine Sahne zeigen, wie ein solcher Mikrokosmos funktioniert und Fischfilet“ nicht der Fall. Darüber hinaus hat der WDR welche Räder ineinander greifen müssen, damit der die zitierten Textzeilen eingeordnet: Die erste stammt Betrieb reibungslos funktioniert. Dabei wurde durchaus aus dem Song „Staatsgewalt“, welcher nicht mehr ver- auch das Nachtflugverbot zum Schutz der Anwohnerin- trieben wird und aus dem Repertoire der Band gestri- nen und Anwohner erwähnt, das Thema bildete jedoch chen worden ist. Der zweite Text entstammt dem Song keinen Schwerpunkt. „Gefällt mir“ (2012), welcher im Gesamtkontext des Liedes als harsche Kritik an Hetze und unreflektierten Gleichwohl wurde darauf hingewiesen, dass die kriti- Hass-Reden im Netz zu verstehen ist, nicht als Haltung sierten Auswirkungen des Flugverkehrs in den Ab- und der Band. Keines der beiden Lieder wurde auf dem

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Kölner Konzert gespielt. Unabhängig davon ist keiner der Texte indiziert oder mit einem Aufführungsverbot belegt. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht (MV) 2015, herausgegeben im August 2016, werden „Feine Sahne Fischfilet“ nicht mehr erwähnt. Alle Antworten wurden mit der Fernsehdirektion und Pressestelle abgestimmt.

2.1.12. »Nordrhein-Westfalen feiert Advent« vom 17. Dezember 2016

Das Konzert hat sehr viel Lob und Zuspruch erhalten, trotz offensichtlicher Tonstörungen, deren Ursachen im Nachhinein aber nicht eruiert werden konnten. Das Pro- blem tauchte nur auf dem SD-Verbreitungsweg auf (SD = Standard Definition im Gegensatz zum hochauflösen- den Format HD = High Definition). Es besteht daher Grund zu der Annahme, dass die Ursache außerhalb des WDR lag.

Bei der gleichen Redaktion (WDR Klassik) hatten sich allerdings auch zahlreiche Zuschauerinnen und Zu- schauer telefonisch oder schriftlich darüber beschwert, dass die Sendereihe „Schöne Bescherung“ aus dem Programm genommen worden war. Sie wurden auf andere unterhaltende, durch vorweihnachtliche Stim- mung geprägte Programmangebote des WDR, vor allem an den Adventswochenenden, hingewiesen.

14 VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016

te Comedy-Mix-Show Europas. Die Radiokonzerte mit 2.2. Hörfunk Clueso, Beginner, Twenty One Pilots, Sido und Sport- freunde Stiller fanden im Globe-Theater in Neuss statt. Zur 1LIVE Comedy-Nacht XXL kamen 14 000 Fans in 2.2.1. Berichterstattung zur US-Wahl die Lanxess-Arena.

Die Berichterstattung zur US-Wahl hat bei den Hörerin- Für Tickets für die Veranstaltungen gab es ungewöhn- nen und Hörern der verschiedenen Wellen ein großes lich viele Anrufversuche an der Hotline. Echo hervorgerufen: 2.2.3. »1LIVE Krone 2016« am 1. Dezember 2016 So erreichten WDR 2 zur US-Wahl sehr viele Hörer- rückmeldungen über E-Mails, Telefon und soziale Netz- Am 1. Dezember 2016 wurde zum 17. Mal Deutsch- werke. Ein großer Teil davon setzte sich mit dem Wahl- lands größter Radio-Award verliehen: die 1LIVE Krone. ergebnis und den Ursachen auseinander. Daneben gab Vorab hatten die Hörerinnen und Hörer die Möglichkeit es auch diverse Rückmeldungen, die den Wahlsieg von für ihren Lieblingskünstler oder ihre Lieblingsband ab- Donald Trump auf eine generelle Unzufriedenheit mit zustimmen. den politischen Eliten zurückführten und einen ähnli- chen Trend in Deutschland sehen. In diesem Zusam- Neben der Live-Berichterstattung im Radio (Sondersen- menhang gab es auch gelegentlich den Vorwurf, WDR dungen ab 14 Uhr live aus Bochum) konnte das Publi- 2 habe sich mit den politischen Eliten gemein gemacht kum im Netz alles hautnah miterleben und interagieren: und pro Hillary Clinton berichtet. WDR 2 hat in den Ant- per Livestream auf 1LIVE.de, Facebook, Facebook- worten deutlich gemacht, dass grundsätzlich beide Sei- Live, Instagram, Snapchat und Twitter. Zugleich feierte ten zu Wort kommen und dass im Programm auf Aus- die 1LIVE Krone in diesem Jahr eine Premiere: Erst- gewogenheit geachtet wurde. mals wurde die Verleihung ab 20:15 Uhr live im WDR Fernsehen ausgestrahlt. Bei den Hörerinnen und Hörern von WDR 5 löste die Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen in Die Resonanz auf das Event war sehr hoch: Es erzielte den USA und deren Kommentierung ebenfalls geteilte insgesamt über 3,3 Millionen Video-Abrufe auf Face- Reaktionen aus: Neben viel Lob und Zustimmung wur- book, YouTube und 1LIVE.de sowie über 300 000 Inter- de auch bemängelt, dass angeblich zu negativ über aktionen auf Facebook, Twitter und Instagram. Außer- Donald Trump und seine Wähler berichtet worden sei. dem generierten die Krone-Inhalte (Videos, Postings, In den Antworten hat WDR 5 darauf hingewiesen, dass Bilder etc.) allein bei Facebook insgesamt etwa 30 Milli- der Sender das ganze Spektrum an Meinungen abge- onen Publikumskontakte (Stand: 14. Dezember 2016). bildet hat. Darüber hinaus verbreiteten auch Dritte, vor allem die nominierten Künstlerinnen und Künstler, die Inhalte Auch 1LIVE erreichte vereinzelt der Vorwurf, der Sen- weiter. der berichte zu einseitig. Allerdings hat 1LIVE sowohl in den Tagen vor der Wahl als auch nach dem Wahlaus- 2.2.4. »WDR 2 Arena – Mehr Flüchtlinge = mehr gang Wert darauf gelegt, auch Trump-Befürworter zu Gewalt?« vom 8. Dezember 2016 Wort kommen zu lassen. In den Antworten in den Social-Media-Kanälen wurde darauf hingewiesen. Die Vergewaltigungen in Bochum und der Mord an einer Studentin in Freiburg waren Anlass für die WDR 2 Sehr hohe Resonanz erzielte das Posting einer selbst Arena, mit Hörerinnen und Hörern das Thema „Mehr gestalteten Comic-Grafik von COSMO (ehemals Funk- Flüchtlinge = mehr Gewalt?“ zu diskutieren. Es gab haus Europa), die sich mit Trumps vielfach als frauen- große Resonanz mit fast 1 500 Anruferinnen und An- feindlich kritisierten Äußerungen befasste: Bei Face- rufern, dazu Hunderte E-Mails und Postings. Die De- book wurden damit fast acht Millionen Menschen er- batte im Gästebuch auf WDR 2.de dauerte auch am reicht (Stand 5. 1. 2017), und diverse Medien haben die Folgetag noch an. Grafik international aufgegriffen. Auf einer Demons- tration in New York wurde sie zudem von Trump-Kriti- In der Sendung waren viele Anruferinnen und Anrufer kern auf Plakaten gezeigt. Bei Twitter hatte die Grafik der Auffassung, man dürfe Flüchtlinge zwar nicht als eine Reichweite von über 84 000 Usern. Gruppe unter Generalverdacht stellen, aber die große Zahl junger Männer, die unkontrolliert ins Land gekom- 2.2.2. »1LIVE Oktoberfestival« men seien, führe zwangsläufig zu mehr Gewalttaten. Andere vertraten die Meinung, dass sexualisierte Ge- 1LIVE hat vom 17. bis 22. Oktober 2016 eine exklusive walt gegen Frauen ein wachsendes Problem darstelle, Festivalwoche veranstaltet und große Stars aus Musik das oft als „Gefühl“ mit Migranten in Verbindung ge- und Comedy nach NRW geholt. Jeden Tag gab es ein bracht werde, obwohl Statistiken dem widersprächen. Live-Event: fünf exklusive Radiokonzerte und die größ-

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2.2.5. WDR 3: »Türkei unzensiert – Offene Worte türkischer Journalisten«, vierteilige Reihe (23. November bis 14. Dezember 2016)

Vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen in der Türkei bekamen auf WDR 3 renommierte türkische Journalisten und Schriftsteller ein Forum, die zu Hause ihre Plattformen und Kanäle verloren hatten: Sie berich- teten, wie sich ihr Alltag verändere, wie Freiheiten be- schnitten und Bürgerrechte verletzt würden. Alle vier Teile wurden auch als Podcast im Netz und als Stream im Hörspielplayer angeboten.

Besonders bei Facebook kam es zu einer großen Re- sonanz. Die einzelnen Beiträge wurden über 1 000 Mal kommentiert und hundertfach geteilt. Einige der Kom- mentare waren schwer beleidigend oder riefen offen zur Gewalt oder Selbstjustiz auf. Diese wurden von der Re- daktion gelöscht. Auf Türkisch verfasste Rückmeldun- gen wurden von einer sprachkundigen Mitarbeiterin übersetzt und zum Teil auf Türkisch beantwortet.

2.2.6. WDR 4 Radiokonzert mit Chris de Burgh

Die Karten-Verlosung für ein exklusives Konzert von WDR 4 mit Chris de Burgh am 11. Dezember 2016 hat zu einer außergewöhnlichen hohen Publikums-Reso- nanz geführt: Die Hotline verzeichnete über 100 000 Anrufversuche. Das Konzert fand in intimem Rahmen im Schloss Eulenbroich in Rösrath statt. Karten gab es nicht zu kaufen, sondern nur bei WDR 4 zu gewinnen. Der Auftritt wurde live übertragen, auch per Video-Live- Stream.

2.2.7. WDR 5: »Neugier genügt«: Hörerkrimi – Mousse au chocolat« vom 11. November 2016

Im Rahmen einer Höreraktion zum 1 000. »Tatort« lob- te WDR 5 einen Preis für den besten Hörer-Krimi aus. 560 Hörerinnen und Hörer von WDR 5 haben Texte eingesandt. Der beste Text wurde als Hörspiel umge- setzt und am 11. November 2016 ausgestrahlt. Der Gewinner durfte zusätzlich als Statist beim Dreh des »Tatort Münster« auftreten.

2.2.8. WDR 5: »Schlag auf Schlag« mit Comedian Florian Schroeder am 3. Dezember 2016

Der Video-Ausschnitt eines Auftritts, bei dem Comedian Florian Schroeder sich mit den „Sorgen der Bürger“ be- fasst, erzielte eine ungewöhnlich hohe Resonanz bei Facebook: Er wurde über 210 000 Mal abgespielt und über 3 600 Mal geteilt (Stand: 19. Dezember 2016). Er löste eine differenzierte Diskussion zu dem Thema aus.

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Die Redaktion veröffentlichte diesen Hinweis in eigener 2.3. Internet Sache auf Facebook: „Unsere Facebook-Seite wurde mitten im Sendungs- 2.3.1. Resonanz in den sozialen Medien zu den Livestream plötzlich von Facebook offline gestellt. Die neuen Ausgaben von »Ihre Meinung« genauen Gründe dafür sind noch unklar. Wir stehen mit Facebook in Kontakt und wollen das klären...“ Für die neuen Ausgaben von „Ihre Meinung“ war sen- UPDATE, 18.11., 10 Uhr: „Die Seite wurde nachts debegleitend ein vom Programmbereich Internet zu- wieder freigeschaltet, wir klären mit Facebook, was da sammengestelltes Social-Media-Team für den neuen los war.“ Facebook-Auftritt der Sendung im Einsatz. Der Online- auftritt von »Ihre Meinung« hatte 2016 insgesamt 2.3.3. Digitalistan: „Hat wirklich der große Big-Data- 90 000 Visits bzw. 190 000 Page-Impressions. Die Zauber Trump zum Präsidenten gemacht?“ Sendungen nach der Sommerpause waren – was die vom 5. Dezember 2016, WDR.de Nutzung des Webauftritts angeht – im Schnitt erfolg- reicher als zum Start im Frühjahr. Der Beitrag aus dem Digitalistan-Blog von Dennis Horn hat 104 479 Visits und 114 429 Page-Impressions seit 2.3.2. Zur Sendung »Ihre Meinung: Die da oben – wir seiner Veröffentlichung generiert (Stand 31.12.2016). hier unten« vom 17. November 2016 Der Beitrag beschäftigt sich kritisch mit dem viel disku- tierten Artikel aus „Das Magazin“ über den Psychologen Die meisten Besuche auf der Seite von »Ihre Meinung« Michal Kosinski, der behauptet, Donald Trumps Wahl- gab es am 17. und 18. November 2016 zum Thema erfolg beruhe zu einem großen Teil auf der Nutzung „Die da oben, wir hier unten" mit insgesamt rund 15 000 von Big Data bei der Kommunikation mit Wählerinnen Visits. Über die WDR-Mediathek wurde die Sendung und Wählern in sozialen Netzwerken. Fast zwei Drittel rund 100 000 Mal abgerufen. Der Facebook-Auftritt der WDR-User gelangten über Facebook zu dem Bei- gewann insgesamt knapp 1 200 Fans. Die Nettoreich- trag, weitere zehn Prozent über Twitter. Der Blogeintrag weite des Auftritts seit dem Start lag laut Facebook bei wurde in 89 Kommentaren sehr rege mit dem Autor rund einer Million Facebook-Nutzern. diskutiert.

Während des Sendungs-Livestreams wurde der Face- 2.3.4. Facebook-Post zu »die story: Der Traum von book-Auftritt von Facebook abgeschaltet. Rückfragen Sicherheit – Was Frauen auf der Flucht bei Facebook ergaben, dass es sich um ein internes erleiden« vom 7. Dezember 2016 technisches Problem handelte: Ein Facebook-Mecha- nismus hat durch die vielen Zugriffe auf die Seite ein Ein Post zur »die story«-Doku „Der Traum von Sicher- falsches Signal gegeben und zur Abschaltung der Seite heit“ hat auf Facebook zu vielen Hasskommentaren geführt. Viele User haben dem WDR und Facebook geführt. Es gab einige Kommentare, die die geschil- deshalb Zensur vorgeworfen. Auch wurde kritisiert, derten Fälle genutzt haben, um die Flüchtenden und/ dass der WDR der AfD eine Bühne gebe. Außerdem oder die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu gab es häufig den Vorwurf, das Publikum sei im Vor- schmähen. Der Ton war dabei so heftig, dass das hinein ausgewählt und dadurch nicht repräsentativ. Social-Media-Team vom PB Internet folgendes State- ment postete: Beispielhafte User-Reaktionen bei Twitter und Face- book werden im Folgenden dargestellt: „Zu unserem großen Bedauern sind manche Einträge hier menschenverachtend, zynisch und beschämend. „Waren die Zuschauermeinungen nicht passend, Das können wir nicht so stehen lassen. Wir thematisie- Fratzenbuch?“ ren hier ein Thema, das einen großen Missstand auf- „Nana ob es an Facebook liegt oder ist es euch zu zeigt. Nämlich die Vergewaltigung von Frauen und Kin- heikel ??? Des Bürgers wahre Meinung muss ver- dern hier in Deutschland, nachdem sie vor Krieg und hindert werden. Facebook hat keine vorselektierten Verbrechen geflohen sind. Manche, die hier ihre Mei- Gäste das ist das wahre Problem.“ nung posten, scheinen zu vergessen, dass eine Verge- waltigung ein strafbarer Übergriff an einer Frau ist, der „#IhreMeinung ist auf Facebook nicht erwünscht“ die Seele und oft genug auch den Körper verletzt. Bei „#IhreMeinung kippt gerade! Bürger reden offen in die jeder Frau. Egal, welche Nationalität. Und übrigens Kamera. Script ist TOT. Was macht facebook? Schaltet auch egal, durch welchen Täter. Es ist schrecklich, was die FBseite offline. #Zensurlive“ diesen Frauen und Kindern angetan wird, und wir fin- den, dass darüber gesprochen werden muss. Dass es „@WDR der Staatsapparat funktioniert. DIE STASI auch deutsche Frauen und Kinder gibt, denen unfass- ARBEITET“ bares Leid angetan wird, wird von uns doch nicht ver- @WDR Ein Glück? Das sind doch Ansätze von Zensur. schwiegen, es ist lediglich nicht Thema dieses Beitrags.

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Wir bitten daher, kritische Einträge auf ein Mindestmaß rufe, 831 Reaktionen, fast 600 Kommentare und wurde an Menschlichkeit und Anstand zu überprüfen. So wird 90 Mal geteilt: es für uns alle erträglicher, hier in den Kommentaren zu lesen. Wir finden das Thema an sich nämlich schon „Richtig guter Beitrag, danke ARD!“ hart genug.“ „Vielen Dank Herr Schönenborn und ihr Team. Ein sehr gut gemachter Beitrag, der etwas genauere Einblicke in In der Folge haben einige User ihre Posts zurückgezo- die Erhebung von politischen Umfragen gibt und Pro- gen; die Diskussion wurde im Anschluss strenger mo- bleme dabei aufzeigt. Grossartig!“ deriert und blieb im akzeptablen Rahmen. „nun Tagesschau und Jörg Schöneborn, wie wäre es 2.3.5. Voting zu »Terror – Ihr Urteil« vom 17. Oktober mal mit ein wenig Selbstreflektion? Hier jetzt auf die 2016 Demoskopen abzustellen ist mehr als schwach und absolut durchsichtig“ Zum interaktiven ARD-Fernsehfilm »Terror – Ihr Urteil« hat der Programmbereich Internet die »hart aber fair«- 2.3.7. Video zu Hate Speech auf der WDR-Facebook- Redaktion bei der Umsetzung des Online-Votings Seite vom 25. Dezember 2016 unterstützt. Über ein Abstimmungstool konnten die Zuschauer entscheiden, wie sie urteilen würden. Mit einem Video in eigener Sache hat das Social-Me- dia-Team des PB Internet direkt seine User angespro- Für das Voting gab es aus dramaturgischen Gründen chen. Ironisch gebrochen wurde eine Auswahl von nur ein Zeitfenster von sechs Minuten. Laut Hochrech- Posts vorgestellt, mit denen sich User an den WDR ge- nungen wurden mehr als 350 000 parallele Verbin- wendet hatten und die weit entfernt von einem zivilisier- dungsversuche erreicht. Die massive Belastung führte ten Umgangston formuliert waren. Das Video hat bis für 59 Sekunden zum Ausfall der Cloudinfrastruktur. zum 31. Dezember 2016 insgesamt 395 822 Personen erreicht und 4 984 Interaktionen (Likes/Reaktionen, Ausfälle gab es auch beim telefonischen Voting. Die Kommentare, geteilte Inhalte) ausgelöst. In vielen Kom- Zahl der Abstimm-Versuche war zu hoch für das kurze mentaren wurde fundamentale Kritik am System des Zeitfenster. öffentlich-rechtlichen Rundfunks formuliert, insbesonde- re wurde „Zwangsfinanzierung“ vorgeworfen und „staat- Der Hashtag #terrorihrurteil schaffte es an die Spitze liche Lenkung des Programmes“ unterstellt. Es gab der Twitter Trends. In den sozialen Medien gab es viele aber auch Gegenstimmen, die das ÖR-System lobten, Reaktionen. Einige Beispiele: insbesondere im Vergleich zu privaten Mitbewerbern. „Es war fast zu erwarten: @DasErste hat Dies sind ein paar Beispiele für Kommentare: #TerrorIhrUrteil in den Sand gesetzt“ „GEZ find ich gut, ich zahle gerne und finanziere damit „@WDR mmhh, die Abstimmung ist online beendet, auch die Bildung und Unterhaltung der Menschen, die vorher die ganze Zeit Bad gateway? Das war wohl nix„ es sich sonst nicht leisten können. Ich könnte gut und gerne auf jeden verblödeten Privatsender verzichten.“ „#TerrorIhrUrteil Eine wirklich beeindruckende Produk- tion, exzellent besetzt. Hochspannend! Bin immer noch „GEZ finanziert neben WDR auch noch ne Menge an- tief beeindruckt.“ derer Sender/Programme. Ich bin Student, bekomme kein Bafög und werde nicht durch Mutti/Vati durchge- „Ich bin schockiert das anscheinend nur 13 % der füttert, sondern muss mein Geld selbst verdienen. Aber Zuschauer im TV unser Grundgesetz kennen und ich zahle gerne GEZ. Wer es abschaffen möchte: viel verstehen, warum wir es haben. #TerrorIhrUrteil“ Spaß bei RTL und Frauentausch. Das ist nämlich der letzte ... Dort würde Propaganda betrieben, nicht bei 2.3.6. US-Wahl: Warum lagen die Demoskopen den öffentlich Rechtlichen.“ falsch? Facebook live mit Jörg Schönenborn vom 11. November 2016 „Lustige Idee die Beleidigungen mancher Leute in ein solches Video zu packen liebes WDR. Bin zwar auch In Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen kein Freund des Rundfunkbeitrags aber trotz alledem von WDRforyou hat der Programmbereich Internet am gibt das niemanden das Recht ausfallend und beleidi- 11. November 2016 einen 15-minütigen Live-Video- gend zu werden. Also meinen Respekt habt ihr für ei- Chat mit Jörg Schönenborn auf der Facebook-Seite der nen solchen Umgang mit diesen respekt- und niveau- Tagesschau angeboten. Im Fokus stand dabei die Fra- losen Kommentaren.“ ge, warum viele Meinungsforscherinnen und Meinungs- „Danke - einfach mal Danke! Allein, die Tatsache, dass forscher vor der Wahl falsch lagen und den Sieg von Ihr auch mit Kritik umgeht und Kritiker sogar regelmäßig Hillary Clinton vorausgesagt haben. Der Stream hatte zu Wort kommen lasst, zeigt Euer Niveau und Eure konstant 1 500 Livezuschauer. Er erreichte 76 189 Auf- 18 VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016

Leistungsbereitschaft. 2017 wird sicher nicht langweilig 1 623 714 erreichte Personen, 17 713 Reaktionen, 718 – da möchte ich den WDR nicht missen “ Kommentare, 10 467 Shares „Glückwunsch. Ihr nehmt Stellung zu allen die unsach- TOP 3 Post mit Video: Dieses Video ist für alle, die lich und argumentationslos kritisieren. Auf inhaltliche uns mögen, loben und zivilisiert kritisieren! Kritik erfährt man keine Antwort – und wenn dann der- Vom 25. Dezember 2016: art inhaltsloses Geschwafel wie jenes dem ihr euch selbst entgegen zu stellen versucht. Ihr merkt selbst Zu Weihnachten haben wir ein kleines Video in eigener nicht wie ihr euch diese unsachliche Kritik heranzüchtet Sache gemacht. Wir hoffen, es bleiben keine Fragen – denn auf inhaltliche habt und gebt ihr keine Antwort – offen. und so entsteht Hass. Danke dass ich für diesen Hass sogar noch bezahlen darf....“ 395 822 erreichte Personen, 3 507 Reaktionen, 917 Kommentare, 560 Shares „Bleibt noch zu erwähnen: Hass? Ich möchte nichts vom WDR, der WDR will etwas von mir. Gerne könnt TOP 4 Kätzchen im Lüftungskanal vom 2. November ihr das machen was ihr machen wollt, warum nicht? 2016: Aber mit Diebstahl von meinem Konto nicht. Und Euch über Eure Opfer lustig zu machen...Hass, wer schürt Fünf Feuerwehrleute sind zwei Stunden im Einsatz, den denn?“ weil ein kleines Kätzchen im Lüftungskanal feststeckte. Spoiler: Dem Tier geht es gut. „Hallo WDR, mal eine Frage an euch: wieso betreibt ihr von unseren Zwangsgebühren überhaupt Facebook- 373 333 erreichte Personen, 10 917 Reaktionen, 130 seiten? Der Auftrag eurer Arbeit ist, Fernseh- und Ra- Kommentare, 405 Shares dioprogramme zu hosten. Also lasst doch einfach die Facebookseiten, dann braucht ihr auch nicht rumheu- TOP 5 Spielt Nationalität bei Straftaten eine Rolle? len, dass sich Leute über euch aufregen. PS: Ihr seid vom 9. Dezember 2016: überkommen und gehört zwangsprivatisiert (umgewan- In Bochum und Freiburg wurden Frauen möglicherwei- delt in Pay TV)“ se von Ausländern vergewaltigt. Der Kriminologe Chris- „Wieder einmal ein schönes Beispiel für die Arroganz tian Pfeiffer hält nichts von der Diskussion um die Nati- und Überheblichkeit des öffentlich rechtlichen Rund- onalität von Tätern. funks. Und das an Weihnachten. Glückwunsch WDR!“ 364 274 erreichte Personen, 7 592 Reaktionen, 505 Dies war die Reaktion des Social-Media-Teams: Kommentare, 1 521 Shares Liebe Leute, wir haben jetzt genug neue Kommentare für einen 2. Teil zusammen – ihr könnt mit dem Hass aufhören für heute . Wir wünschen weiterhin frohe Weihnachten! Und immer dran denken: "Hass ist krass, Liebe ist krasser."

2.3.8. Themen mit der größten Reichweite auf der WDR-Facebook-Seite (Stand: 31.12.2016)

TOP 1 Möhre bringt verschollenen Ehering zurück vom 4. November 2016:

Ein Mann aus Bad Münstereifel hat vor drei Jahren seinen Ehering im Garten verloren – jetzt hat er ihn zurück. Ein Gemüse hat ihm bei der Suche geholfen... 2 256 281 erreichte Personen, 40 919 Reaktionen, 407 Kommentare, 2 712 Shares

TOP 2 Erfindet die Pharma-Industrie Krankheiten? Vom 24. Oktober 2016:

Ist es möglich, dass die Pharma-Industrie Krankheiten erfindet, um Medikamente zu verkaufen? Medizin-Jour- nalist Jörg Blech sagt bei Planet Wissen: Ja! Ein Bei- spiel dafür: Das Sissi-Syndrom.

VIERTELJAHRESBERICHT OKTOBER BIS DEZEMBER 2016 19

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Redaktion Oliver Wehner Publikumsstelle

Januar 2017