scHierKe - und Kein ende? interVieW mit oberbürgermeister a.d. ludWig Hoffmann

Redaktion: Herr Hofmann sie sind es in Schierke nicht viel mehr Angebo- Mitglied der Bürgerinitiative „Pro Win- te, als die Wanderung auf den terberg – Gemeinsam für Schierke“. und seit kurzem die Schierker-Feuer- Warum engagieren Sie sich dort? stein-Arena. Deshalb muss man etwas Ludwig Hofmann: Mein Engagement tun, dass man nicht nur eine nacht in in Schierke hat zwei Gründe: Erstens: Schierke bleibt. Der Stadtrat hat auf Vorschlag des Oberbürgermeisters vor etlichen Jahren » eine sehr kluge Entscheidung getrofen, Die „Erlebniswelt nämlich das Ortsentwicklungskonzept für Schierke. Schierke als Teil der Stadt Winterberg“ ist wieder zu der touris- eine Attraktion, Ludwig Hofmann, tischen Bedeutung zu entwickeln, die die diesen Eingrif Oberbürgermeister a. D. es einmal hatte, ist ein sinnvolles und « rechtfertigt. auf den Wintersport ganz zu verzichten, strukturbestimmendes Projekt. halte ich auch für falsch. ich halte es für einen Skandal, dass eine » staatliche Behörde wie das Umweltmi- Wenn man will, nisterium ständig neue Hürden für die » dass auch die Menschen Entwicklung des Winterberg-Gebietes Die „Erlebniswelt aufstellt, als vernünftige Kompromisse im Oberharz eine Zukunft Winterberg“ funktioniert zu ermöglichen. nur ganzjährig und mit haben, dann muss man dort investieren. « Aber wäre es nicht viel attraktiver, den mehreren Angeboten, Touristen statt diverser „Fun“- Erlebnis- und so ist sie Und da bietet sich vorrangig der Tou- se unberührte Natur anzubieten? konzipiert. « rismus an. Touristen haben heute eine Das ist bedenkenswert, hat aber den riesige Auswahl an Zielen im in- und Haken, dass dieses Konzept nicht funk- Das Kernstück, die Seilbahn wird das Ausland. Da muss der mehr bieten tioniert. Es gibt genug Orte im gesam- ganze Jahr über eine besondere At- als andere Ziele. Die naturschönheiten ten Harz, wo es eine wenig attraktive traktion sein. Warum wohl sind die des Harzes sind dafür eine gute Basis, touristische infrastruktur gibt. nach der Seilbahnen am oder in Thale sie reichen aber allein nicht aus. „alternativen“ Theorie müssten das aber so beliebt? Warum zieht „Harzdrena- Den zweiten Grund haben die Schierker besonders gefragte Orte sein. Meist ist lin“ an der rappbode-Talsperre mit der immer wieder auf Plakate geschrieben: aber das Gegenteil der Fall, und es sieht Seilrutsche, der Hängebrücke u.a. viele Gerechtigkeit. Durch 40 Jahre DDr und dort eher traurig aus. Oder können Sie Besucher an? fast so lange Sperrgebiet sind in Schier- mir einen Ort im Harz nennen, wohin ke wichtige touristische und sportliche Touristen wegen der „unberührten“ na- „Überhebt“ sich Wernigerode nicht mit Einrichtungen verloren gegangen, wie tur strömen? ich unterstütze Bemühun- Schierke? z.B. die Eckerloch-Schanze, die Bobbahn gen, Menschen zum Besuch des Harzes nein. Man kann schon jetzt die Erfolge oder die Bergwiesen am Winterberg. zu locken, anstatt sie fernzuhalten. im der investitionen von Stadt und Land Wenn es mit dem Ganzjahresprojekt Übrigen gibt es rund um Schierke auch in Schierke sehen. Die investitionen der „Erlebniswelt Winterberg“ auch wie- künftig so viel unberührte natur (z. B. öfentlichen Hand in die infrastruktur der Angebote für Sport und Tourismus den nationalpark Harz), wie kaum in sind ein Anreiz für private investitionen geben soll, dann ist das nur ein kleiner anderen Orten des Harzes. wie „Das Schierke“, Hotel „Bodeblick“, Ausgleich für die massiven Verluste Allerdings bieten große Teile des hochwertige Ferienhäuser mit Gast- touristischer infrastruktur. Und nicht zu nationalparks in den nächsten Jahren ronomie, die geplante neue Kaufhalle vergessen: das Gebiet um den Kleinen wegen des Borkenkäferbefalls ein ziem- oder die Pläne für den „Fürstenhof“. Die Winterberg wurde mit der Zielstellung lich trauriges Bild. Da bietet sich die Übernachtungszahlen sind deutlich an- aus dem nationalpark herausgelöst, schnelle realisierung der „Erlebniswelt gestiegen. Heute weist das Statistische damit sich Schierke dort touristisch Winterberg“ an. Landesamt allein für Schierke so viele entwickeln kann. Übernachtungen aus wie für die Stadt Am Winterberg soll es auch Möglichkei- Quedlinburg. Es gibt Ansiedlungen von Nun gibt es gegen das Projekt auch Wi- ten für den Skisport geben. Dabei gibt Familien, statt Wegzug. All das gene- derstand, vor allem von „grüner“ Seite. es doch wegen des Klimawandels im- riert zusätzliche Einnahmen und (steu- Das Projekt „Erlebniswelt Winterberg“ mer weniger Schneetage. erlich wirksame) Umsätze. Höchst pro- erfordert einen erheblichen Eingrif in Das ist tendenziell richtig. Deswegen blematisch wäre es, wenn der wichtige die natur, und deshalb muss man diesen darf es kein Angebot geben, das sich „Baustein“ des Konzeptes, die „Erlebnis- sehr sorgfältig bedenken. Zurzeit gibt auf den Wintersport beschränkt. Aber welt Winterberg“ verhindert würde.■

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