DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 35

Alte und neue Zwergcichliden aus Zentralafrika

Ein Überblick

Anton Lamboj meint, dass sich keine Schuppenreihe zwischen der Seitenline und der Basis der Rückenflosse befin- det), der Nacken, die Wangen und die Kiemen- Zwergcichliden aus dem Zentralafrikanischen deckel sind in der Regel gut beschuppt (bei Bereich stellen innerhalb des AKZ zwar durchaus Nanochromis wenig bis gar nicht beschuppt), die begehrte, aber oft nur wenig verfügbare Arten dar. Kieferzähne sind kräftiger und weniger dicht ste- Natürlich sind es hier vor allem die Arten aus der hend (bei Nanochromis feiner und enger beieinan- Gattung Nanochromis, die am meisten begehrt der stehend), unmittelbar hinter dem Neurocranium sind. Oder zumindest die Arten, die bis vor kurzem (Hirnschädel) ist ein sogenannter „supraneuraler noch in dieser Gattung vereint gewesen sind. Knochen“ vorhanden (fehlt bei Nanochromis) und Um niemandem einen Schreck einzujagen - natür- in manchen Stimmungen ist bei ein lich gibt es die Gattung Nanochromis noch, aller- schwarzer Längsstreif sichtbar (letztes Merkmal ist dings ist sie 2007 ein wenig kleiner geworden: Die zumindest so bei allen Arten, die lebend bekannt Arten N. dimidiatus, N. sabinae und N. squamiceps sind bzw. einen entsprechenden Konservierungs- wurden durch Stiassny & Schliewen gemeinsam zustand bieten, vorhanden, es ist bei Nanochromis mit einer neu beschriebenen Art in die neu geschaf- nicht vorhanden). fene Gattung Congochromis überstellt. Liebhaber Als neue Art der Gattung Congochromis wurde C. müssen sich also nun diesen neuen Namen merken, pugnatus beschrieben. Diese Art liegt leider nur als wobei Congochromis squamiceps die Typusart der konserviertes Material vor und unterscheidet sich neuen Gattung darstellt. äußerlich von den anderen Arten der Gattung vor Congochromis unterscheiden sich vor allem durch allem durch einen sehr robusten Kopf mit kräftigen folgende Merkmale von den echten Nanochromis: Kiefern. Die bereits 1915 gesammelten Exemplare Die obere Seitenline ist im hinteren Teil nur über der Typenserie stammen aus der Region um eine kürzere Strecke als bei Nanochromis direkt Kisangani und waren seit damals unerkannt im unter der Rückenflosse verlaufend (damit ist ge- American Museum of Natural History hinterlegt.

DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43 35

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 35] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 36

Die Art kommt möglicherweise syntop mit C. ein bis zwei Zentimeter länger werden), Weibchen squamiceps vor. bleiben etwas kleiner. Weibchen haben in Rücken- Bei den anderen drei Arten kennen wir zwar zum und Afterflosse weniger stark verlängerte Flossen- Glück wenigstens das Aussehen lebender Exemp- strahlen und – bei Laichreife – eine stark gerundete lare, auch wenn die Typusart, C. squamiceps, der- und gelblich bis orangerot (bei C. dimidiatus) bzw. zeit im Hobby nicht vorhanden ist. Es wurden zwar rötlich bis violett gefärbte Bauchregion (bei C. 2007 Tiere unter diesem Namen importiert und sabinae und C. squamiceps). Alle benötigen für die mittlerweile auch nachgezüchtet – es handelt sich erfolgreiche Haltung und Zucht weiches und leicht aber dabei doch „nur“ um eine Form von C. saures bis maximal neutrales Wasser. Auch sind sabinae. Ich habe aus einem der Originalimport alle Arten paarbildende Höhlenbrüter, bei denen Fische erhalten, auch Nachzuchten aus einem überwiegend das Weibchen die Gelege- und Import aus andere Quelle und schließlich noch Larvenbetreuung übernimmt, während das Männ- andere Nachzuchten aus diesen Importen gesehen, chen sich erst aktiv ab dem Zeitpunkt an der Brut- es besteht kein Zweifel, es ist alles eindeutig und pflege beteiligt, aber dem die Jungen frei schwim- ohne Zweifel C. sabinae. men – vorher kümmert es sich eher um die Revier- Deswegen brauchen wir aber nicht allzu traurig verteidigung. Pflanzen werden normalerweise nicht sein, seien wir eher froh dass wenigstens diese Art behelligt und können daher gut zur Dekoration ver- sowie C. dimidatus bei nun doch einigen Züchtern wendet werden. Natürlich dürfen auch Verstecke, verbreitet sind – beides sind attraktive Zwerg- Sichtblenden und Unterstände in Form von Holz buntbarsche. und/oder Steinen generell nicht fehlen. Sie dienen Nach allen bisherigen Erfahrungen sind Congo- sowohl als potenzielle Laichplätze, wie auch als chromis mäßig schwierig zu halten und zu züchten. Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten für unterle- Es sind richtige Buntbarsch-Zwerge, die bei nor- gene Tiere. maler Haltung und Ernährung im männlichen Congochromis-dimidiatus-Männchen „Zaire Red“. Geschlecht höchstens sieben Zentimeter lang wer- Seite 35: Congochromis-sabinae-Paar aus einem den können (manche „Mast-Monster“ können um Import, der 2007 falsch als C. squamiceps bezeichnet wurde.

36 DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 36] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 37

Congochromis-squamiceps- Paar. Auffällig ist die silbri- ge Binde über der After- flosse des Weibchens.

Foto: Horst Linke

Die Ernährung ist einfach. Selbstverständlich soll Die Fische wachsen zwar dann nicht so schnell wie immer wieder mal Lebendfutter gereicht werden, es manche gerne hätten, was aber letztlich doch was ja mit Artemia recht einfach geht – auch mehr als unnatürlich ist. Im Freiland wachsen sie erwachsene Exemplare nehmen frisch geschlüpfte auch nicht so rasch wie im Aquarium, werden Nauplien sehr gerne an. Aber auch gefrorenes meist auch gar nicht so groß (und wenn einzelne Futter darf gereicht werden. Wichtig ist jedoch ein Tiere Übermaß erreichen, dann sind es sehr alte guter Anteil ballststoffreichen Futters. Ich verwen- Tiere, die es geschafft haben, lange zu überleben) de dafür überwiegend Spirulina-Flocken. Am Die Fische sind bei zurückhaltender Fütterung Allerwichtigsten aber: Nicht überfüttern, daher jedoch wesentlich besser in Kondition, langlebiger entweder pro Tag nur winzigste Mengen reichen und auch über einen viel längeren Zeitraum zur oder, so wie ich es tue, etwa alle drei Tage nicht zu Zucht geeignet. füttern. In einem eingerichteten Aquarium werden Mit den bisher beschriebenen vier Arten ist aber die Fische dann den Bodengrund eifrig nach sicherlich die Gattung noch nicht vollständig defi- Nahrung durchsuchen, an Algen zupfen, Aufwuchs nier. Es sind sowohl aus Museumssammlungen wie und Mikroorganismen zu sich nehmen – also genau auch aus Aufsammlungen im Freiland einige wei- das tun, was sie in der Natur auch tun, um zu tere Arten bekannt, die noch auf ihre Beschreibung Nahrung zu gelangen. warten: C. sp. „Bloody Mary“, eine C. sabinae

Congochromis-squamiceps- Männchen.

Foto: Horst Linke

DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43 37

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 37] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 38

ähnliche Art mit sehr intensiver roter Färbung oder eine besonders groß werdende Art aus der Gegend von Yaekama, um nur zwei davon zu nennen.

Auf jeden Fall sieht es derzeitig so aus, als das Ver- breitungsgebiet der Gattung Congochromis vor allem in den nördlichen und östlichen Regionen des Kongoflusses beschränkt zu sein scheint – womit keine oder zumindest fast keine Überlap- pung mit der Verbreitung der Gattung Nano- chromis bestehen dürfte. Nanochromis kommen in der „Cuvette Centrale“, im Kasai, in der Region des Lac Mai Ndombe sowie in den unteren Bereichen des Kongoflusses Weibchen von Nanochromis transvestitus vor. Es handelt sich dabei um Zwergcichliden, die Nanochromis besitzt eine ziemlich hohe innerartli- im Durchschnitt etwas größer als Vertreter der che Aggressivität, so dass die Haltung in größeren Gattung Congochromis werden können – von den Aquarien zu empfehlen ist. Als Untergrenze zur Ausnahmen N. transvestitus und wahrscheinlich N. erfolgreichen Pflege empfehle ich Aquarien mit minor abgesehen. Auffallendste äußere Unter- einem Fassungsvermögen von 100 Litern. Die schiede zur vorher genannten Gattung sind die anderen Haltungsbedingungen sind analog wie bei überwiegende blaugraue bis graue Grundfärbung Congochromis beschrieben. Ein Faktor erscheint des Körpers sowie ein fehlender schwarzer Längs- mir aber doch noch als wichtig zu erwähnen: streif. Auch ist Nanochromis im Habitus schlanker Die meisten Nanochromis – mit der Ausnahme von gebaut. Auffallend ist weiterhin eine relativ gerun- N. parilus – benötigen sehr weiches, oft auch sehr dete Schnauzenregion, bei laichreifen Weibchen saures Wasser; N. transvestitus kommt im Lac Mai der meisten Arten eine deutlich sichtbare und breite Ndombe bei Leitfähigkeiten von unter 40 µS/cm Genitalpapille sowie -wieder bei den meisten, aber und einem pH-Wert von etwa 4,5 vor. nicht allen Arten -mehrere dunkle senkrechte Bän- der im Rückenbereich, die in manchen Stimmungen Männchen von Nanochromis transvestitus sind wesent- sichtbar werden können. lich unscheinbarer gefärbt als sie Weibchen.

38 DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 38] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 39

Nanochromis-parilus- Weibchen mit deutlich aus- geprägter Genitalpapille.

Von den Arten dieser Gattung sind leider nur zwei bei Kopf und Augen erfolgen – ich verweise dazu regelmäßig im Handel bzw. bei den Liebhabern auch auf die beigefügten Abbildungen. verfügbar: N. parilus als die wohl häufigste Art Ein wenig verwirrend kann sein, dass die Männ- (was daran liegen dürfte, dass N. parilus in der chen der meisten Arten in Bezug auf die Fär- Umgebung von Kinshasa vorkommt, wo Fänger bung/Musterung der Schwanzflosse variabel sein einfach hingelangen können) und N. transvestitus können – so kommen bei N. parilus Männchen vor, aus dem Einzug des Lac Mai Ndombe. N. parilus die entweder gar keine Musterung in der unteren wurde und wird noch immer häufig unter dem Hälfte dieser Flosse zeigen bis hin zu solchen, wo Namen N. nudiceps angeboten. Diese zweite Art ist die untere Hälfte eine Unzahl von in Reihen ange- der Gattungstypus und wurde bisher sehr selten nur ordneter blauer und roter Tupfen zeigt – alle importiert, meist als Beifang bei N. transvestitus, Zwischenstufen sind möglich und immer nur indi- kam also bisher wahrscheinlich aus der Lac Mai viduelles Merkmal. Was aber bei allen N. parilus, Ndombe Region zu uns. Die Unterscheidung zwi- egal ob Männchen oder Weibchen, zu sehen ist, schen N. nudiceps und N. parilus kann am Besten sind einige schwarze und gelbliche bis weiße – wie bei vielen anderen Arten der Gattung auch – Linien in der oberen Hälfte der Schwanzflosse über die Form und Färbung bzw. Musterung der (also nicht bloß ein äußerer Rand gefolgt von Schwanzflosse im Zusammenhang mit Färbungen einem so genannten Submarginalband, wie es bei

Nanochromis-parilus- Männchen.

DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43 39

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 39] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 40

einigen anderen Arten der Fall ist). Dadurch lässt paar neue Regionen erkunden und nicht immer nur sich N. parilus leicht von allen anderen Arten der die nähere Umgebung von Kinshasa oder denn Gattung unterscheiden. westlichen Einzug des Lac Mai Ndombe – und Auch bei N. transvestitus können Männchen vor- natürlich dann auch die Fische nach Europa senden kommen, die in der Schwanzflosse eine Zeichnung (ein großes Problem bei afrikanischen Sammlern ähnlich wie die Weibchen vorweisen. Ansonsten ist ist nämlich, dass sie sehr oft Fische, die sie nicht N. transvestitus aber wohl die Art, die am leichte- kennen, gar nicht zum Versand bringen, sondern sten zu erkennen ist, besitzt sie doch eine unver- nur wohl bekannte Arten anbieten). wechselbare schwarz-weiß-Bänderung am Körper. Es ist dies auch eine der kleinsten Arten der Gattung, in der Natur dürften die Fische fünf Zenti- meter Gesamtlänge nicht überschreiten. Die anderen Arten der Gattung können (mit Aus- nahme von N. minor, der aber noch niemals lebend eingeführt worden ist) – Gesamtlängen von etwa acht Zentimeter in der Natur, im Aquarium von bis zu zehn Zentimeter erreichen. Nanochromis nudiceps – oder zumindest die Fische, die wir vorläufig als solche ansprechen – fällt vor allem durch eine intensive Rotfärbung über den Augen auf, die bei Weibchen meistens deutlich stärker ausgeprägt ist. Leider ist diese Art, ebenso wie die Fische, die vor ein paar Jahren als N. consortus im Hobby waren, derzeit nicht in unseren Aquarien verfügbar. Es bleibt nur zu hof- Oben: Weibchen von Nanochromis nudiceps. fen, dass die Sammler endlich wieder einmal ein Unten: Männchen von N. nudiceps; zu beachten ist die Färbung bzw. Musterung der Schwanzflosse.

40 DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 40] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 41

Mehr Samples, vor allem mit Fundortangaben, Punkte in der Rückenflosse besitzen, wie sie bei wären sehr wichtig, um näher mit den Unter- den wenigsten anderen Nanochromis-Arten zu schieden diverser Arten arbeiten zu können. Vor sehen sind. Wesentlich ist weiter, dass die Kiemen- allem die Größen der tatsächlichen Verbreitungs- deckel bei N. teugelsi gut beschuppt sind, was bei gebiete und die innerartlichen Variationen der mei- den anderen Arten der Gattung kaum der Fall ist sten Arten sind noch immer mehr als klärungsbe- (Ausnahmen sind N. parilus und N. consortus, von dürftige Themen. der zweiten Art kann N. teugelsi äußerlich gut Nanochromis consortus dürfte nicht in allen durch den schlankeren und kürzeren Schwanzstiel Exemplaren solch extrem kurze Stachelstrahlen in unterschieden werden, von der ersteren eben durch der Rückenflosse besitzen, wie bei Roberts & die unterschiedliche Zeichnung in der oberen Stewart (1976) angegeben, zumindest lassen jüng- Hälfte der Schwanzflosse). ste Aufsammlungen darauf schließen. Die früher N. teugelsi wurde 2000 erstmalig durch Warzel vor- als N. consortus eingeführte Art, die wir derzeit als gestellt und war dann einige Zeit unter dem Namen N. cf. consortus ansprechen, könnte also vielleicht N. sp. „Kasai“ ein wenig in der Aquaristik verbrei- doch diese beschrieben Art darstellen. Wer weiß? tet, ist aber derzeit unter Umständen leider wieder Derzeit etwas besser aquaristisch bekannt ist die aus dem Hobby verschwunden. Es sind zwar vori- nächste Art, die 2006 erstbeschrieben wurde, näm- ges Jahr wieder Tiere unter diesem Namen als lich Nanochromis teugelsi. Auch diese Art zeigt Nachzuchten aufgetaucht, allerdings sind diese große Ähnlichkeiten zu N. parilus oder N. nudi- Fische wesentlich schlanker und auch viel farbiger, ceps, unterscheidet sich aber von diesen beiden als es N. teugelsi sein sollte. Diese Cichliden erin- ebenfalls vor allem durch die Musterung der nerten mich von Anfang an sehr stark an N. splen- Schwanzflosse (natürlich auch durch andere anato- dens. Erste Überprüfungen scheinen diese Ansicht mische bzw. morphologische Merkmale, die aber zu bestätigen. Es ist zwar nicht bekannt, woher und am lebenden Exemplar kaum nachzuvollziehen wie diese Fische zu uns gekommen sind, fest steht sind). Die meisten Exemplare können schwarze aber, dass wir damit eine wunderschöne Be- reicherung im Hobby erhalten haben. N. cf. consortus wird heute kaum mehr gepflegt.

DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43 41

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 41] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 42

Gruppe von Nanochromis teuglesi bei der Balz.

Unten: Männchen von Nanochromis splendens. Die Fische sind offensicht- lich im Jahr 2007 erstmalig in Europa verfügbar geworden. Die Art zählt zu den attraktivsten der Gattung.

Die wohl faszinierendste Art dürfte Nanochromis besonders bei den Männchen, für die Gattung sehr wickleri sein, Mitte 2006 von Schliewen & ungewöhnlich geformt: Die Flossenhäute der Stiassny erstbeschrieben. Es handelt sich dabei Rückenflosse sind zumindest bei den größten zwar um einen von der Farbe her eher unschein- Exemplaren vorne, beim zweiten und dritten baren Cichliden – bei beiden Geschlechtern ist die Flossenstrahl, stark verlängert (bei Männchen stär- Grundfarbe grau, sie besitzen keine auffällige ker als bei Weibchen), diese Flosse erinnert Zeichnungsmuster, lediglich das größte gesammel- dadurch von der Form her ein wenig an eine solche te Weibchen hatte einen leicht rosafarbenen Glanz wie sie auch bei Apistogramma cacatuoides zu auf den Flanken. Allerdings ist die Rückenflosse, sehen ist.

42 DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 42] DTP_Sonderheft AKZ_NEU.qxd 21.04.2008 07:43 Seite 43

Diese Art dürfte für Nanochromis ziemlich groß tauchen werden. Das Gebiet ist groß, mit einer werden, da das größte gesammelte Männchen eine Unzahl von Gewässern und noch immer extrem Totallänge von mehr als neun Zentimeter besitzt. schlecht erforscht. Von der Gestalt her ist N. wickleri schlank und lang Jedoch dürfen wir auch nicht vergessen, die vor- gestreckt, mit großem, rundem Kopf. handenen Bestände gut zu hüten, um ein Ver- Die für die Erstbeschreibung verwendeten Exemp- schwinden aus dem Hobby, wie es bei C. squami- lare sind die einzigen, die von dieser Art bisher ceps oder N. cf consortus leider der Fall war, wir- bekannt geworden sind; sie wurden durch U. kungsvoll zu verhindern. Nachzuchten gehören Schliewen im Lake Mai Ndombe-Gebiet bei rasch auf möglichst viele gute und seriöse Züchter Inongo aufgesammelt. Nanochromis wickleri lebt verteilt, die dann bei der Arterhaltung im Hobby dort in Bereichen mit sandigem, von Laterit- eng zusammenarbeiten. Eventuell sind Zucht- terrassen durchsetztem Bodengrund, bei Wasser- bücher empfehlenswert und ratsam, um alle Er- tiefen zwischen ein und zwei Metern. Sie kommt fahrungen und Daten zu erhalten und allen sympatrisch mit N. transvestitus vor – allerdings Züchtern zur Verfügung stellen zu können. Ein war diese zweite Art dabei eher in Regionen mit regelmäßiger Austausch von Fischen zwischen den steinigem Untergrund und in flacherem Wasser mit Züchtern macht sicher auch Sinn. Eine Aufgabe, bis zu einem Meter Tiefe anzutreffen. die sowohl für die DCG und natürlich auch dem Bleibt nur zu hoffen, dass N. wickleri auch einmal AKZ mehr als nur Auftrag sein sollte. für die Aquaristik eingeführt wird – unwahrschein- lich oder unmöglich wäre es ja nicht, weil im Lac Literatur Mai Ndombe auch hin und wieder Aufsammlungen Lamboj, A. (2004): Die Cichliden des westlichen Afrikas. Birgit von N. transvestitus für den Handel gemacht wer- Schmettkamp Verlag, Bornheim. 253 Seiten. den – die Sammler müssen wohl nur mal diese Lamboj, A. & R. Schelly (2006): Nanochromis teugelsi, a new Fische auch versenden (siehe dazu auch meine species (Teleostei: Cichlidae) from the Kasai region and central Congo basin. Ichthyological Exploration of Freshwaters Bemerkung weiter oben). 17 (3): 247–254. Es ist also einiges in Bewegung mit diesen beiden Schliewen, U. K & M. L. J. Stiassny (2006): A new species of Gattungen. Ein Ende der Neubeschreibungen, der Nanochromis (Teleostei: Cichlidae) from Lake Mai Ndombe, neuen Arten, ist derzeit wohl nicht abzusehen. Es central Congo basin, Democratic Republic of Congo. Zootaxa 1169: 33–46. ist mehr als wahrscheinlich, dass bei der Bereisung Stiassny, M. L. J. & U. K. Schliewen (2007): Congochromis, a und Besammlung der Gebiete beider Kongostaaten New Cichlid (Teleostei:Cichlidae) from Central Africa, noch viele neue Arten aus beiden Gattungen auf- with a Description of a New Species from the Upper Congo River, Democratic Republic of Congo. American Museum Novitates, 3576: 1–16. Konserviertes Exemplar von Nanochromis wickleri.

Fotos: Anton Lamboj

DCG-Informationen, Sonderheft 5: 35–43 43

[Limberg Box Patch : TrimBox [0] BleedBox [3] MediaBox [10] Patch : Page 43]