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„Demokratiefreundlichkeit“ in den Landkreisen -Strelitz, und Rügen

Eine Analyse im Rahmen des XENOS - Projektes Regional Support „Zivilgesellschaft M-V“

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Projekt-Homepage Regional Support „Zivilgesellschaft-MV“: www.regional-support.de

Ansprechpartnerin für die Analyse: Christa Dziallas Stand: 12.3.2012 Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung - Was ist „Demokratiefreundlichkeit“? ...... 3 1.1 Stellung und Funktion der Analyse innerhalb des Projektes Regional Support „Zivilgesellschaft M-V“ ...... 4 1.2 Zentrale Begriffe ...... 6 1.2.1 Demokratie- und Toleranzförderung...... 7 1.2.2 Zivilgesellschaft ...... 8 1.2.3 Demokratische Strukturen ...... 9 1.3 Forschungsschwerpunkt im Vergleich zu anderen Studien ...... 12 1.4 Untersuchungsmethoden und Datenerhebung ...... 14 1.4.1 Demokratische Strukturen ...... 14 1.4.2 Rechtsextreme Strukturen ...... 16 1.4.3 Sozioökonomische Rahmenbedingungen ...... 17 1.4.4 Erstellung des Rankings „Demokratiefreundlichkeit“...... 18

2 Demokratiefreundlichkeit in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen. 20 2.1 Einleitung ...... 20

2.2 Mecklenburg Strelitz ...... 22 2.2.1 Struktur des Gebietes ...... 22 2.2.2 Rechtsextreme Strukturen ...... 28 2.2.3 Demokratische Strukturen ...... 34 2.2.4 Zusammenfassung und Gesamtranking ...... 41

2.3 Parchim ...... 44 2.3.1 Struktur des Gebietes ...... 44 2.3.2 Rechtsextreme Strukturen ...... 50 2.3.3 Demokratische Strukturen ...... 55 2.3.5 Zusammenfassung und Gesamtranking ...... 63

2.4 Rügen ...... 66 2.4.1 Struktur des Gebietes ...... 66 2.4.2 Rechtsextreme Strukturen ...... 72 2.4.3 Demokratische Strukturen ...... 76 2.4.4 Zusammenfassung und Gesamtranking ...... 83

1 www.portablo.de 2.5 Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen im Vergleich ...... 83 2.5.1 Strukturelle Rahmenbedingungen ...... 85 2.5.2 Rechtsextreme Strukturen ...... 87 2.5.3 Demokratische Strukturen ...... 90 2.5.4. Gesamtranking „Demokratiefreundlichkeit“ ...... 93

3. Anhang ...... 95 3.1 Abbildungsverzeichnis ...... 95 3.2 Tabellenverzeichnis ...... 96 3.3 Quellennachweise für die Recherche demokratischer Organisationen/Träger/Akteure ...... 97 3.3.1 nach Kategorie ...... 97 3.3.2 nach Region / Landkreis ...... 99

2 www.portablo.de 1. Einleitung - Was ist „Demokratiefreundlichkeit“?

Kann es demokratie„freundliche“ demokratie„unfreundliche“ Regionen geben? So wie es freundliches und unfreundliches Verhalten gibt? Impliziert ein solcher Begriff, es gäbe Regionen, die Demokratie eher annehmen und ihr aufgeschlossener gegenüberstehen als andere Regionen?

Es sei vorweggenommen, das es sich bei „Demokratiefreundlichkeit“ um ein Kunstwort handelt, das zu solchen Überlegungen anregen kann und soll. Der Begriff ist allerdings aus einem anderen Grund entstanden: weil in dieser Studie Rahmenbedingungen untersucht wurden, die eine demokratische und tolerante Gesellschaft befördern. Dabei wurde von drei Grundannahmen ausgegangen:

1. Günstige strukturelle Rahmenbedingungen (hohe Produktivität, hohe Einkommen, geringe Arbeitslosenquote in der Region) haben einen positiven Einfluss auf eine demokratische und tolerante Einstellung der Menschen in der Region. (Wer sich „abgehängt“ und ohne Chancen in der Gesellschaft fühlt, tendiert eher zu politisch-extremen Haltungen, in denen totalitäre und intolerante Aspekte enthalten sind.)1 2. Das Vorhandensein von anti-demokratischen und intolerant eingestellten Strukturen und Organisationen in einer Region wirkt sich nachteilig auf eine demokratische und tolerante Gesellschaft aus, weil Anlaufstellen vorhanden sind, die eine gegenteilige Haltung fördern.2 3. Das Vorhandensein einer vielgestaltigen Vereins- und Angebotslandschaft, die von den Menschen vor Ort gestaltet und für die Menschen vor Ort offen ist, befördert eine demokratische und tolerant eingestellte Gesellschaft, weil die Menschen miteinander in ihren Unterschiedlichkeiten umgehen und Sinnangebote gemacht werden, die nicht von politisch- extremen Gruppierungen besetzt sind.3

Diese Annahmen bilden die Grundlage der folgenden Untersuchung zur „Demokratiefreundlichkeit“ von Regionen. Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass diese Thesen umstritten sind (wie in den jeweiligen Fußnoten aufgezeigt wird). Die Anschlussfähigkeit dieser Grundaussagen ebenso wie ihre

1 Dies ist u.a. eine These von Stöss (2007) aus der Studie „Rechtsextremismus im Wandel“. Vergleiche hierzu die einleitenden Ausführungen zu Kapitel 2, Seite 20 dieser Analyse. 2 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich in Reaktion auf etablierte anti-demokratische und intolerante Strukturen zum Teil sehr aktive demokratie- und toleranzfördernde Gegenbewegungen einstellen. In diesem Fall kommt es häufig zu einem stärkeren Bekenntnis zu Demokratie und Toleranz als in vergleichsweise „ruhigen“ Regionen. Dies konnte in der nachfolgenden Untersuchung nicht berücksichtigt werden, da qualitative Inhalte (z.B. die explizit demokratische Ausrichtung von Organisationen wie bspw. einem „Bündnis gegen Rechts“) aufgrund der quantitativen Datenbasis nicht einbezogen werden konnten. 3 Das bloße Vorhandensein dieser Organisationen stellt selbstverständlich keinen Garant dafür dar, dass die Beteiligten demokratische und tolerante Werte pflegen und es ist möglich, dass auch in diesen Organisationen entsprechend totalitäre und intolerante Haltungen vertreten sind. Ohne eine qualitative Datenerhebung ist hierüber keine Aussage möglich. Die „Demokratiefreundlichkeit“ dieser Organisationen wird in dieser Studie dadurch begründet, dass sie als eine „neutrale“ Angebots- und Engagementstruktur verstanden werden, die teilweise (weil öffentlich bzw. gemeinnützig) explizit diesen Werten verpflichtet ist und definitiv kein politisch- extrem gefärbte Struktur darstellt.

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Aussagekraft für die „Demokratiefreundlichkeit“ einer Region bedürfen ggf. einer gesonderten Untersuchung, die in diesem Rahmen nicht geleistet werden kann.

Das Ziel der nachfolgenden Ausführungen ist es demzufolge nicht, die aufgezeigten Thesen zu verifizieren, sondern quantitative regionale Daten, die eine Aussagekraft über die „Demokratiefreundlichkeit“ einer Region haben können, schlüssig zusammenzustellen und zugänglich zu machen.

Dafür werden im weiteren Verlauf der Einleitung zunächst die Rahmenbedingungen für diese Studie geklärt, indem folgende Punkte erläutert werden:

1.1 die Einordnung der Analyse in die Struktur des Projektes „Regional Support“ sowie die Definition der Aufgabe, die sie zu erfüllen hat 1.2 die Klärung der Untersuchungsgegenstände in Form von Definitionen der folgenden Begriffe: demokratie- und toleranzfördernde Maßnahmen, Zivilgesellschaft und Demokratische Strukturen 1.3 die Beschreibung des eigenen Forschungsschwerpunktes im Vergleich zu anderen relevanten Studien 1.4 die Darstellung der Untersuchungsmethoden und der Datenerhebung

Im zweiten Kapitel erfolgt daraufhin die Zusammenstellung der regionalen Strukturdaten zur „Demokratiefreundlichkeit“ in den drei Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen. Dabei werden die Rahmenbedingungen für „Demokratiefreundlichkeit“ sowohl je Landkreis beschrieben, als auch in einem Ranking auf Amtsbereich-Ebene untereinander vergleichbar gemacht. Auf dieser Basis erfolgt zum Abschluss des zweiten Kapitels ein Gesamtranking zur „Demokratiefreundlichkeit“ der Amtsbereiche aller drei Landkreise.

1.1 Stellung und Funktion der Analyse innerhalb des Projektes Regional Support „Zivilgesellschaft M-V“ Das Ziel des Projektes „Regional Support Zivilgesellschaft MV“ ist die sichtbare Verbesserung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in der Implementierung und Wirkungsorientierung demokratie fördernder Maßnahmen im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns, insbesondere in den Landkreisen Rügen, Parchim und Mecklenburg-Strelitz. Dafür sollten in erster Linie die Organisationen und Träger demokratie- und toleranzfördernder Maßnahmen gestärkt werden. Die Analyse sollte dabei die Basis bilden, um regionale, demokratisch engagierte Akteure und Organisationen in den Landkreisen Rügen, Mecklenburg-Strelitz und Parchim kontextbezogen und mit Blick auf die regionalen Besonderheiten und Zusammenhänge zu beraten. Ein Anspruch an die Analyse war es daher, regionale Rahmenbedingungen und Informationen zu den Trägern und Organisationen kompakt zusammenzustellen. Im Projektablauf war die Analysephase daher den eigentlichen Beratungsprozessen in den Landkreisen vorangestellt und sollte bis zum 30.9.2009 abgeschlossen sein.

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Für die Analyse als Grundlage der Beratung hieß dies:

1. Dass alle Organisationen und Träger erfasst werden, die demokratiefördernde Maßnahmen implementieren. 2. Dass die Gesamtsituation im Landkreis aufgezeigt wird, um über die Darstellung einzelner Organisationen hinauszugehen und zu untersuchen, wie die erfassten Akteure in den räumlichen und strukturellen Rahmen des Landkreises wirken.

Für die Analyse der demokratischen Gesellschaft in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Rügen und Parchim wurden darauf aufbauend zwei Erhebungsschritte als notwendig erachtet:

1. Recherche der demokratiefördernden Akteure in den drei Landkreisen 2. Recherche der strukturellen Rahmenbedingungen in den drei Landkreisen – wenn möglich bis auf die Detailebene der Gemeinden.

Im Zuge der Konzeption wurde ersichtlich, dass die Informationstiefe, die bis zum gesetzten Endtermin der Analyse (30.9.2009) erreichbar war, den gestellten Erwartungen des Projektes nicht vollständig genügen würde. Den Erwartungen zufolge sollten Beratungen, Coachings und andere unterstützende Angebote für die Träger und Organisationen in den Zielregionen auf der Basis einer detaillierten Analyse der regionalen Strukturen erfolgen. Allerdings stellte sich heraus, dass die zu beratenden Akteure sehr spezifische Problemlagen haben, die nur bedingt von der Situation im Landkreis her analysierbar sind. Die jeweiligen Rahmenbedingungen der Organisationen unterscheiden sich beispielsweise nach Art (Privatwirtschaft, Öffentlicher Dienst, Ehrenamt/freiwilliges Engagement), Größe und Reichweite der Organisationen. Die übergreifende Funktion der Situations- und Ressourcenanalyse als Grundlage der Beratungen und Coachings in den Landkreisen wurde daher verworfen. Sowohl Coachings als auch Beratungen setzen kleinteilige Situations- und Ressourcenanalysen voraus, die sich direkt auf den Träger/die Organisation beziehen. Diese trägerspezifischen Analysen wurden als angemessenere Basis für die beratenden Prozesse erachtet.

Die Funktion der Analyse innerhalb des Projektes wurde daher angepasst: als ein Instrument, das zentrale Informationen zu regionalen demokratischen Strukturen auf Landkreisebene zusammenfasst und einen Überblick über die Trägerstruktur des Landkreises bietet. Das Trägercoaching dagegen, das auf intensiven Beratungsgesprächen und Interviews mit den Verantwortlichen der jeweiligen Träger beruht, wird als Detailebene verstanden. Aus diesen Gesprächen sind Informationen über den Bedarf und die lokale Situation der einzelnen Organisationen zu entnehmen, die in Ihrer Gesamtheit ebenfalls ein Bild der demokratischen Strukturen im Landkreis vermitteln. Makro- und Mikroebene stehen dabei in einem Wechselverhältnis und ergänzen sich gegenseitig. Dieses Verhältnis ist wie folgt beschreibbar:

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ÜBERREGIONALE EBENE DETAIL-EBENE

Analyse Trägercoaching

„Demokratiefreundlichkeit“ Regional Support „Zivilgesellschaft M-V“ - Überblick über Akteure Verzeichnis möglicher - Kategorisierung der Akteure relevanter Akteure für - Gemeinsame Analyse der - Verteilung in der Fläche spezifischen Trägersituation Trägercoachings Verhältnis zu Strukturdaten wie Beratung - - Wahlverhalten, Arbeitslosigkeit - Coaching etc. Informationen über das - Lösungsentwicklung regionale Umfeld

Einschätzungen der regionalen

Situation und anderer Akteure

Informationen über Funktionsweise, Probleme, Bedarfe, etc. einzelner Organisationen

Abbildung 1.1-1: Analyseraster Regional Support

Die veränderte Funktion der Situationsanalyse verlangte eine Änderung in der Projektstruktur und im Ablaufplan. Die wesentlichste Änderung ist, dass die situationsspezifischen Trägercoachings nicht erst im Anschluss an die Situations- und Ressourcenanalyse ab Oktober 2009 durchgeführt wurden, sondern seit Beginn des Projektes im Januar 2009. Die Analyse wurde parallel dazu als Informations- und Überblickstool im gesamten Verlauf des Projektes erstellt.

1.2 Zentrale Begriffe Wie in der Einleitung ausgeführt, soll die folgende Analyse ein Instrument sein, um auf der Landkreisebene regionale Strukturdaten, die als „demokratiefördernd“ verstanden werden können, zusammenzustellen. Dabei werden – entsprechend der anfangs aufgeführten Grundannahmen – drei Arten von Strukturdaten unterschieden:

1. sozioökonomische Daten, um die Lebensbedingungen der Menschen in der Region zu erfassen 2. Daten zu rechtsextremen Strukturen (besonders: Wahlverhalten und Vorkommnisse mit rechtsextremem Hintergrund) 3. Daten zu gemeinnützigen und öffentlichen Trägern, die Angebote machen, welche im Einklang mit demokratischen und toleranten Werten stehen (diese werden folgend als

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„demokratische Strukturen“ im Gegensatz zu den vorgenannten „rechtsextremen Strukturen“ verstanden)

Da es sich bei den hier benannten „demokratischen Strukturen“ nicht um einen etablierten Begriff handelt, wie das für die sozioökonomischen Rahmenbedingungen (die allgemein anerkannt sind) und die rechtsextremen Strukturen (die bspw. in den Verfassungsschutzberichten definiert sind) gilt, werden in den folgenden Unterkapiteln die theoretischen Grundlagen für die hier gewählte Bezeichnung geklärt. Dabei wird sowohl beschrieben, was unter „demokratischen“ Strukturen verstanden wird, aber auch die grundlegenden Definitionen der erwähnten Begriffe „Demokratie- und Toleranzförderung“ sowie „Zivilgesellschaft“ werden nochmals aufgezeigt, um das theoretische Umfeld dieser Analyse aufzuzeigen.

1.2.1 Demokratie- und Toleranzförderung Eine Grundannahme dieses Projektes ist, dass Träger und Organisationen, die sich aus einem demokratischen, toleranten4 und freiheitlichen Grundverständnis heraus definieren und die Gesellschaft durch gemeinschaftliche und freiwillige Angebote bereichern, demokratie- und toleranzfördernd wirken. Eine Stärkung und Stabilisierung dieser Träger und Organisationen hat dieser Annahme zufolge positive Effekte für demokratisch-tolerante, freiheitliche Strukturen.

Das Gegenbild zu diesen Angeboten, beschreibbar als die Negativ-Folie der „demokratischen“ Strukturen, sind rechtsextreme Strukturen. Gerade in strukturschwachen Flächenländern wie weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns werden gemeinschaftliche, freiwillige Aufgaben zunehmend von rechtsextremen Vereinigungen wie der NPD und freien Kameradschaften übernommen. Der Unterschied zwischen beiden Strukturen liegt weniger in der Form der Angebote (Kinderfest, Familienausflüge etc.) sondern vor allem in der gesellschaftlichen Intention der Anbietenden. Die rechtsextremen Vereinigungen vertreten ein gesellschaftliches Ideal, in dem die ethnisch-homogene „Volksgemeinschaft“ eine „natürliche“ Grundlage des Staates bildet. Volk und Staat sind in dieser Vorstellung identisch, wobei Menschen derselben ethnischen Herkunft laut der rechtsextremen Ideologie das Bedürfnis haben, sich zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen, sich der Herrschaft des Staates unterzuordnen, die eigene Volksgruppe herauszuheben, andere Volksgruppen auszugrenzen, abzuwerten oder sogar zu beherrschen. Diese Ideologie lehnt die universellen Freiheits- und Gleichheitsrechte aller Menschen ab.5

Daher werden folgend alle Träger und Organisationen, die sich zu demokratischen, pluralistischen, freiheitlichen und toleranten Gesellschaftsentwürfen bekennen und gesellschaftlich relevante, freiwillige Aufgaben übernehmen, als wesentliche Grundpfeiler für die demokratische Gesellschaft erfasst. Durch ihre Angebote bereichern sie den gesellschaftlichen Raum und zeigen die

4 Demokratie und Toleranz werden dabei nicht als einander bedingende Konzepte aufgefasst. Die Demokratie ist eine Staats- und Regierungsform und geht daher nicht automatisch mit dem Bekenntnis zu Toleranz, Gleichheit und Freiheit einher. Grundlage der Auswahl ist daher sowohl das Bekenntnis der Träger zur demokratischen Grundordnung sowie zu Toleranz, Freiheit und Gleichheit. 5 vgl. Stöss, Richard (2007): Rechtsextremismus im Wandel. Friedrich-Ebert-Stiftung . 2. aktualisierte Auflage. S. 27.

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Leistungsfähigkeit einer demokratisch-toleranten Gesellschaft – gleichzeitig bilden sie eine Opposition zu den zahlreichen Angeboten rechtsextremer Vereinigungen.

1.2.2 Zivilgesellschaft Zivilgesellschaft ist in diesem Projekt der Überbegriff für die Akteure, die (wie unter 1.2.1 beschrieben) aus einer freiheitlich-demokratischen und toleranten Haltung heraus gesellschaftlich relevante Angebote machen.

Unter Bezug auf politikwissenschaftliche Fachliteratur ist allerdings zu vermerken, dass der Begriff in dieser Funktion umstritten ist. Nach Ansgar Klein hat sich der Begriff „Zivilgesellschaft“ in einem langwierigen politischen Diskurs ausgeprägt. Im Mittelpunkt des Konzeptes steht das Engagement der StaatsbürgerInnen im politischen und gesellschaftlichen Kontext. Die Zivilgesellschaft besteht neben dem Staat als eine zweite politische Sphäre, die auf zwei normativen Grundsätzen beruht:

1. der Anerkennung der Notwendigkeiten rechtsstaatlicher Garantien (negative Freiheit) und damit einer professionellen, repräsentativen Demokratie, die diese Garantien bereithält (Tradition des Liberalismus) 2. die demokratische Selbstbestimmung der StaatsbürgerInnen (positive Freiheit, Tradition des Republikanismus)

Dabei betont Klein die Wichtigkeit von repräsentativen demokratischen Institutionen, die Zivilgesellschaft im Raum des Politischen verorten, aber gleichzeitig darauf angewiesen sind, durch eine aktive Zivilgesellschaft mit Leben gefüllt und reproduziert zu werden.6

Eine einheitliche Definition des Begriffes „Zivilgesellschaft“ hat sich bisher jedoch nicht durchgesetzt, da er von verschiedenen Seiten verwendet und interpretiert wurde und wird. Je nach politischem Kontext hat der Terminus sehr unterschiedliche Ausprägungen (bspw. neoliberal als Gesellschaft freier Marktteilnehmer oder stark kommunitaristische Ansätze von Zivilgesellschaft als einer homogenen politischen Gemeinschaft).

Bei den vielfältigen Beschreibungen von Zivilgesellschaft können nach Jürgen Kocka drei Ebenen des Begriffs festgehalten werden7:

1. Zivilgesellschaft beinhaltet einen Typ sozialen Handelns, nämlich den zivilen Umgang miteinander. 2. Zivilgesellschaft bezieht sich auf einen konkreten gesellschaftlichen Bereich, nämlich den der Selbstorganisation zwischen Markt, Staat und Privatsphäre und damit im Wesentlichen auf freiwillige Vereinigungen. 3. Zivilgesellschaft ist ein normatives Konzept, das auf die konkrete politische Utopie der Vertiefung und Weiterentwicklung von Demokratie zielt.

6 vgl. Klein, Ansgar (2004): Zivilgesellschaft und Sozialkapital: Herausforderungen politischer und sozialer Integration. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften. 7 Kocka, Jürgen (2003): Zivilgesellschaft in historischer Perspektive. In: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen: Konturen der Zivilgesellschaft. Zur Profilierung eines Begriffs, Jg. 16/2. S. 29-37.

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Dieser normative Bezug des Begriffes “Zivilgesellschaft” wird in der Fachliteratur nicht generell geteilt. Besonders Michael Bernhard8 hat ein Merkmalsprofil aufgestellt, das Zivilgesellschaft als öffentlichen Raum zwischen der staatlichen und privaten Sphäre beschreibt, der von einer Vielzahl autonomer und rechtlich vom Staat getrennter Organisationen ausgefüllt wird und der den Akteuren innerhalb dieses öffentlichen Raumes individuelle und kollektive Freiheiten garantiert. Damit schließt Zivilgesellschaft jedoch auch Organisationen ein, die demokratisch-freiheitlichen Grundsätze nicht achten (z.B. freie Kameradschaften). Diese Definition wird u.a. in der Untersuchung „Rechtsextremismus in Ostdeutschland“9 verwendet, die wie in 1.2.3 dargestellt einen wichtigen Bezugspunkt zu dieser Analyse bildet. In dieser Studie wird Zivilgesellschaft als eine „in normativer Hinsicht neutrale Sphäre“ beschrieben, „in welcher autonome, nicht-staatliche Organisationen um Einfluss, Macht und Diskurshegemonie ringen. Einen demokratischen Charakter enthält die Zivilgesellschaft erst dann, wenn Akteure mit demokratischen Gesinnungen und Zielen die Macht in dieser Sphäre gewinnen und diskursiv wie kulturell hegemonial sind“10. Für demokratisches Handeln der entsprechenden Akteure wird stattdessen der Begriff „Bürgerschaftliches Engagement“ verwendet.

Aufgrund der widerstreitenden Tendenzen in den Politikwissenschaften und der Uneinigkeit des Begriffes, wird „Zivilgesellschaft“ nur im Titel des Projektes „Regional Support“ verwendet und dabei in seiner normativen Ausprägung als Demokratie-unterstützend gedacht. Für die konkrete Beschreibungen und Untersuchungen der relevanten Akteure in den Landkreisen wird allerdings der Begriff „demokratische Strukturen“ gebraucht, da er bisher nicht (normativ) besetzt ist und Raum für die im Projekt betrachteten Strukturen lässt. „Demokratische Strukturen“ werden für das Projekt wie folgt beschrieben:

1.2.3 Demokratische Strukturen Die in Kapitel 2.1 vorgestellte Einordnung von Trägern und Organisationen, die aus der Sicht des Projektes Demokratie und Toleranz fördern, ist sehr weit gefasst und lediglich ex negativo beschrieben: als nicht rechtsextremistisch. Die Definition der „Zivilgesellschaft“ in Kapitel 1.2.2 ist dienlich als Oberbegriff des Projektes, aber nur bedingt für die tatsächliche Beschreibung der lokalen Strukturen. Daher wird an dieser Stelle eine genauere Beschreibung und Eingrenzung vorgenommen.

Das Ziel der Erhebung ist es Organisationen und Träger zu erfassen und zu beschreiben, die sich sowohl durch ein freiheitlich-demokratisches Grundverständnis als auch durch gemeinnützige und gesellschaftlich-relevante Angebote, die nicht allein zur staatlichen Grundversorgung zu zählen sind auszeichnen.

8 Bernhard, Michael (1996): Civil Society after the First Transition. Dilemmas of Postcommunist Democratization in and Beyond. In: Communist and Post Communist Studies 29. S. 309-330. 9 Buchstein, Hubertus; Gudrun Heinrich (Hg.) (2010): Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Demokratie und Rechtsextremismus im ländlichen Raum. Schwalbach: wochenschau Wissenschaft. 10 ebd. S. 23.

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Zur Definition der „demokratischen Strukturen“ werden daher maßgeblich zwei Dimensionen hinzugezogen und gesondert dargestellt: das Bürgerschaftliche Engagement und der Dritte Sektor. Aus beiden Beschreibungen wird eine positive Definition der „demokratischen Strukturen“ des Projektes abgeleitet.

Dimension I: Freiwilliges / Bürgerschaftliches Engagement

Bürgerschaftliches Engagement ist laut dem Bericht der Enquete Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ nicht nur eine Angelegenheit von gemeinnützigen Organisationen und lässt sich nicht auf einen „Freiwilligensektor“ begrenzen. Das gemeinwohlorientierte bürgerschaftliche Engagement ist vielmehr Kernbestandteil einer Bürgergesellschaft und betrifft bürgergesellschaftliche Organisationen ebenso wie staatliche Institutionen. (Enquete 2002:7)

Die Enquete-Kommission unterscheidet daher für das bürgerschaftliche Engagement folgende Tätigkeitsfelder:

- Politisches Engagement (z.B. im Gemeinderat, Mitarbeit in Parteien, Verbänden und Gewerkschaften, in Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen, das Engagement in Kinder- und Jugendparlamenten, in Ausländer- und Seniorenbeiräten oder die Mitarbeit in lokalen Agenda 21-Gruppen) - Soziales Engagement (z.B. in Jugend- und Wohlfahrtsverbänden, in Kirchengemeinden und in öffentlichen Einrichtungen, Hospizgruppen, die „Tafel“-Bewegung, in den AIDS-Initiativen und in Gruppen zur Unterstützung von Asylbewerbern) - Engagement in Vereinen, Verbänden und Kirchen - Engagement in öffentlichen Funktionen: (z.B. Schöffen, ehrenamtliche Richter oder Wahlhelfer; auch Tätigkeiten im Rahmen des Betreuungsgesetzes oder das Engagement von Elternbeiräten; auch öffentliche Aufgaben bei freiwilligen Feuerwehren, vom Technischen Hilfswerk und Rettungsdiensten; ebenso Bürgervereine und Zusammenschlüsse, die in Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken oder Schwimmbädern durch ihr bürgerschaftliches Engagement den Betrieb aufrechterhalten) - Formen der Gegenseitigkeit (z.B. Nachbarschaftshilfen, Genossenschaften und Tauschringe) - Selbsthilfe (z.B. in den Bereichen von Familie und Gesundheit, bei Arbeitslosen, Migranten und marginalisierten Gruppen) - Bürgerschaftliches Engagement in und von Unternehmen (z.B. Interessenvertretung in Kammern und Verbänden, Geld- und Sachspenden, aber auch neue Formen z.B. direkte Kooperationen zwischen Unternehmen und Projekten aus dem Sozial-, Jugend oder Kulturbereich) 11

11 Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ (2002): Abschlussbericht. Abgerufen am 09.02.2010 unter http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/14/089/1408900.pdf. S. 27. Die genannten Bereiche sind nicht als scharf getrennte Optionen zu sehen. Vgl. Roth, Roland (2000): Bürgerschaftliches Engagement –Formen, Bedingungen, Perspektiven. In: Zimmer, Annette / Nährlich, Stefan (Hrsg.): Engagierte Bürgerschaft. Traditionen und Perspektiven. Opladen, S. 20.

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In dieser Ausdifferenzierung wird die Vielfalt von Institutionen kenntlich, die für das bürgerschaftliche Engagement und damit für das Projekt „Regional Support“ von Interesse sind.

Dimension II: Dritter Sektor / NGOs

Einen weiteren Orientierungspunkt für die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes „Zivilgesellschaft“ liefert das Konzept des „Dritten Sektors“. Dieser wird – ähnlich wie in der obengenannten Definition von Zivilgesellschaft nach Bernhard (1996) – als öffentliche Sphäre zwischen Staat und Privatwirtschaft beschrieben. Auch die Definition des „Dritten Sektors“ ist umstritten, hat allerdings nicht dieselbe normative Komponente wie die Beschreibungen der Zivilgesellschaft. Relativ weit verbreitet ist die Definition des John Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project12, nach der Organisationen zum Dritten Sektor zählen, die folgenden Merkmale aufweisen:

- formal-rechtliche Strukturierung (eigene Rechtsform) - organisatorisch unabhängig vom Staat - keine Gewinnorientierung - eigenständige Verwaltung - zu einem gewissen Grad von freiwilligen Beiträgen (Spenden, ehrenamtliches Engagement) getragen - kein Zwangsverband

Gemäß dieser Definition gehören in Deutschland zum Dritten Sektor all jene gemeinnützigen Organisationen und freiwilligen Vereinigungen, die formal-rechtlich als eingetragener Verein, private Stiftung, gemeinnützige GmbH oder gemeinnützige Genossenschaft organisiert sind.13

III ReSOP Definition „Demokratische Strukturen“

Im Projekt „Regional Support Zivilgesellschaft M-V“ Organisationen werden „demokratische Strukturen“ unter Berücksichtigung der Dimensionen „Dritter Sektor“ und „Bürgerschaftliches Engagement“ wie folgt gefasst:

Als demokratische Strukturen einer Region werden all jene Träger und Institutionen erfasst, die durch ihre öffentliche Funktion oder ihren formulierten Zweck bzw. ihre Zielstellung basierend auf der Anerkennung freiheitlich demokratischer Grundauffassungen gemeinnützige Aufgaben übernehmen, die über die staatlichen Pflichtaufgaben hinausgehen.

Ihre Angebote werden – unabhängig von der inhaltlichen Ausrichtung (kulturell, bildend, Sport etc.) – als demokratie- und toleranzfördernd verstanden, wenn sie als sinnstiftende und gemeinnützige (Freizeit)Angebote Alternativen zu ähnlichen rechtsextremen Angeboten darstellen.

12 Center for Civil Society Studies: The Comparative Nonprofit Sector Project. Abrufbar unter: http://www.ccss.jhu.edu/index.php?section=content&view=9&sub=3 (Stand: 22.02.2010) 13 vgl. Zimmer, Annette (2007): Vereine – Zivilgesellschaft konkret. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften. S. 180.

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Dies betrifft folgende Institutionen:

1. Der Schwerpunkt liegt, in Übereinstimmungen mit den Beschreibungen des Dritten Sektors und des Bürgerschaftlichen Engagements, auf Vereinen sowie gemeinnützigen Stiftungen, GmbHs und Genossenschaften. 2. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf öffentlichen Einrichtungen, an die sich bürgerschaftliches Engagement verstärkt anlagert und die häufig Freizeit- und Kulturangebote über ihre eigentliche Aufgabe hinaus veranstalten (vor allem Schulen, Bibliotheken, Museen etc.). 3. Zum dritten betrifft es Institutionen, die in Ihrer Organisationsform weder rein zivilgesellschaftlichen Interessen vertreten (wie unter 1.) noch öffentliche Einrichtungen sind, aber dennoch über ihr Regelangebot hinaus zusätzliche gemeinnützige Aufgaben übernehmen – dies trifft besonders die Wohlfahrtsverbände und die Kirchen zu.

1.3 Forschungsschwerpunkt im Vergleich zu anderen Studien Der Ansatz demokratische Strukturen als ein Gegengewicht zu rechtsextremen Strukturen zu denken und in ihrer Gesamtheit zu erfassen und dabei sowohl öffentliche Institutionen als auch bürgerschaftliche Initiativen und den Dritten Sektor einzubeziehen, ist relativ neu.

Bisher lag der Fokus zum Einen auf der Untersuchung einzelner Institutionstypen, die den demokratischen Strukturen zugeordnet werden können z.B. die ausführliche, vergleichende Untersuchung zu Vereinsstrukturen in zwei deutschen Städten von Annette Zimmer (2007). Hier liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf den etablierten regionalen Vereinsstrukturen und ihren sozioökonomischen Rahmenbedingungen.

Ein zweiter Ansatz ist es, Arten des und Motivationen für bürgerschaftliches Engagement(s) zu erheben. Die Freiwilligensurveys des BMFSFJ von 2004 und 2009 haben einen Überblick über die Engagierten in der BRD gegeben. Hier lassen sich u.a. Informationen entnehmen, wie viel Prozent der deutschen Bevölkerung in welchen Sparten von Vereinen engagiert sind, ihre Motivation für Vereinsarbeit und Charakteristika der jeweils Engagierten.

Sollen jedoch demokratische bzw. bürgerschaftliche Strukturen in Regionen erhoben werden, liegen bisher vorwiegend vergleichende Einzelfallbetrachtungen vor. Dabei werden die bürgerschaftlichen Strukturen in einzelnen Orten dezidiert untersucht und beschrieben. Da in diesen Fällen jedoch die individuellen Funktionsweisen und Schlüsselpersonen in jedem Ort detailliert herausgearbeitet werden, sind die beschriebenen Situationen nur bedingt miteinander vergleichbar und lassen sich – aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen – kaum auf andere Regionen übertragen. Ein

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Beispiel dafür ist die Studie „Das aktive und soziale Dorf“ des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern14.

Ähnlich gelagert sind Analysen von demokratischen / zivilgesellschaftlichen Strukturen, die als Aktionspotential gegen rechtsextreme Strukturen gedacht werden, wie beispielsweise in der Analyse „Rechtsextremismus in Ostdeutschland“15. In diesen Untersuchungen, die meist ebenfalls einzelne Orte detailliert untersuchen, wird nicht die Gesamtheit der demokratischen / zivilgesellschaftlichen Strukturen vor Ort erfasst, die ggf. aktiv werden könnten, sondern lediglich die Initiativen, die sich gegen rechtsextreme Strukturen engagieren.

Der Ansatz dieser Analyse im Rahmen des Projektes „Regional Support Zivilgesellschaft M-V“ unterscheidet sich von den vorgestellten Ansätzen in mehreren Ebenen:

1. Es wird ein größeres Gebiet untersucht. ‰ Im Gegensatz zu allen vorgestellten Studien (außer des Freiwilligensurveys des BMFSFJ, der sich auf Befragungspersonen bundesweit bezieht) wird nicht nur ein einzelner Ort detailliert untersucht, sondern es werden die demokratischen Strukturen in drei Landkreisen erfasst werden.

2. Die Institutionen, die erfasst und untersucht werden, sind untereinander und in der Art ihrer Angebote verschieden. ‰ Im Gegensatz zu Studien über einzelne Institutionstypen wie Vereine oder Stiftungen werden folgend sehr unterschiedliche Institutionen erfasst. Dies ist bedingt durch die Zielsetzung, die demokratischen Strukturen in den Landkreisen möglichst vollständig zu erfassen. Da unter demokratie- und toleranzfördernde Angeboten in diesem Projekt die unterschiedlichsten sinnstiftenden und gemeinnützigen (Freizeit)Angebote gefasst werden, die die Träger und Organisationen vor Ort anbieten, ergibt sich ein sehr heterogenes Institutionsprofil, in dem sowohl genuin bürgerschaftliche Initiativen wie Vereine als auch öffentliche Einrichtungen (Schulen, Museen, Bibliotheken) und professionelle Organisationen des Dritten Sektors erfasst werden.

Diese Analyse stellt somit den ersten Ansatz dar, die heterogenen demokratischen Strukturen, die auf der Ebene einzelner Orte bisher eher qualitativ beschrieben sind (entweder in Bezug auf Initiativen gegen Rechtsextremismus oder als Untersuchung eins „funktionierenden“ sozialen Ortes) in einer größeren Untersuchungsregion zu ermitteln. In Folge dessen verschiebt sich der Untersuchungsschwerpunkt. Während bei kleinteiligen Regionalanalysen der Schwerpunkt auf dem Wirken der einzelnen Institutionen in den Regionen sowie deren Interaktion innerhalb des Ortes gelegt

14 Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forten und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (2006): AGRARKONZEPT 2000. Ländliche Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern - Das Projekt „Das aktive und soziale Dorf“. Unter: service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=1805 (Stand: 10.2.12) 15 Buchstein, Hubertus; Gudrun Heinrich (Hg.) (2010): Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Demokratie und Rechtsextremismus im ländlichen Raum. Schwalbach: wochenschau Wissenschaft.

13 www.portablo.de wird, stehen bei dieser Analyse die Institutionen im Fokus, die potentiell zu einer vielfältigen demokratischen Struktur beitragen können. Relevant für die Untersuchung sind dabei sowohl strukturelle Daten wie die Verteilung der Organisationen in der Fläche, personelle und finanzielle Ausstattung der Organisationen sowie ihre Bedarfe und Probleme, um ihre gesellschaftlichen Aufgaben im Rahmen der Demokratie- und Toleranzförderung weiterhin bereithalten und ggf. ausbauen zu können.

Dieser Schwerpunkt spiegelt sich auch in der Auswahl der Untersuchungsmethoden, die innerhalb der Analysen zum Einsatz kamen und folgend beschrieben werden.

1.4 Untersuchungsmethoden und Datenerhebung In dieser Analyse stehen die demokratischen und rechtsextremen Strukturen sowie die sozioökonomischen Rahmenbedingungen von Regionen im Fokus, um anhand dieser Merkmale eine Aussage über die „Demokratiefreundlichkeit“ der Regionen zu treffen. Dabei wurden bei den einzelnen Ebenen wie folgt vorgegangen:

1.4.1 Demokratische Strukturen Als demokratische Strukturen werden maßgeblich die unter 1.2.2 beschriebenen Organisationen und ihre Angebote verstanden. Auf Basis dieser Definition wurde zunächst zusammengefasst, welche Träger in die Erhebung aufgenommen werden sollten. Dies sind:

• auf der Ebene des zivilen/bürgerschaftlichen Engagements: gemeinnützige Vereine, gGmbH und Stiftungen • auf der Ebene öffentlicher Einrichtungen: öffentliche Schulen, Kindertageseinrichtungen, Bibliotheken, Museen ‰ Einrichtungen, die über ihre eigentliche Verpflichtung hinaus häufig gemeinnützig aktiv werden • auf der Ebene des Dritten Sektors: Wohlfahrtsverbände (bspw. Diakonie, Caritas, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Volkssolidarität), Kirchgemeinden, Rettungsdienste

Daraufhin wurden all diese Organisationstypen mittels einer Internetrecherche für die drei Landkreise ermittelt und systematisch erfasst. Zur Weiterarbeit wurde es als sinnvoll erachtet inhaltliche Themenfelder als Ordnungsschemata zu verwenden. Das folgende Analyseschema wurde unter Berücksichtigung aller erhobenen Organisationen entwickelt und mit den Tätigkeitsbereichen von Vereinen (WWU Münster – Forschungsschwerpunkt Dritter Sektor: „Vereine in Münster“)16, der International Classification of Nonprofit Organizations (ICNPO) (John Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project) und den Bereichen des freiwilligen Engagements (Freiwilligen Survey 1999-2004, BMFSFJ) abgeglichen.

16 vgl. Zimmer, Annette (2007): Vereine – Zivilgesellschaft konkret. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

14 www.portablo.de

Analyseschema „Demokratische Strukturen“ Anzahl der erfassten Organisationen (Internetrecherche) 1647,0 1. Sport 335,5

2. Soziales 277,8 2.1. Jugendhilfe / Familienhilfe 123,5 2.2. Senioren 23 2.3. Migration 0 2.4. Behinderte 11,8 2.5. religiöse Vereinigungen 76,5 2.6. Beratung / Selbsthilfegruppen 13 2.7. Multikategoriale Träger 30

3. Bildung 294

3.1. Kitas 124

3.2. Schulen 92 3.3. Schulfördervereine 33 Ausbildungs-, Bildungs- und 3.4. Beschäftigungsträger 45

4. Kultur 357,8

4.1. Kunst / Musik 140,5

4.2. Bibliotheken / Museen 106,5 4.3. Historische Gebäude 18,5 4.4. Heimat- und Traditionsvereine 66,3 4.5. Karnevalsvereine 26 5. Natur und Umwelt 115,3 5.1. Natur-, Umwelt- und Tierschutz 36,33 5.2. Kleingartenvereine 53

5.3. Tierzucht 26

6. Rettungsdienste 128

6.1. Freiwillige Feuerwehr 108 6.2. Technisches Hilfswerk THW 1 6.3. Deutsches Rotes Kreuz DRK 6 6.4. Sonstige (Wasserwacht, Verkehrswacht etc.) 13 7. Interessenvereinigungen 138,5 7.1. ohne Zuordnung 87 7.2. Tourismus 51,5

Tabelle 1.4-1: Organisationen der "demokratischen Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen

15 www.portablo.de

Mittels einer Internetrecherche wurden 1647 Organisationen ermittelt17, die aufgrund des erfassten Profils vorläufig den einzelnen Kategorien zugeordnet wurden (siehe Tabelle 1.4-1).

Die systematisierten Listen wurden daraufhin in die Landkreise gegeben, um die Vollständigkeit und die Zuordnung zu überprüfen. Im Anschluss erfolgte eine statistische Auswertung der Trägerverteilung je Amtsbereich in den einzelnen Landkreisen. Dazu zählen folgende Merkmale:

- Verteilung der Organisationen in Bezug auf die Einwohnerzahl (Anzahl der Möglichkeiten zum demokratischen Engagement) - Verteilung der Organisationen in Bezug auf die Fläche der Landkreise (Nähe zu / Erreichbarkeit von Engagement-Möglichkeiten) - Zusammensetzung der regionalen demokratischen Strukturen (Unterteilung nach den Bereichen Sport, Soziales, Bildung, Kultur, Natur & Umwelt, Rettungsdienste, Sonstiges) - Charakterisierung der der einzelnen Branchen intern

Die Organisationsdichte in Bezug auf die Fläche und die Einwohnerzahl ging anschließend als quantifizierbarer Faktor in das Ranking „Demokratiefreundlichkeit“ ein.

1.4.2 Rechtsextreme Strukturen Die Bundesverfassungsschutzberichte unterscheiden die rechtsextreme Szene in unterschiedliche Gruppierungen, die jeweils gesondert in den Blick genommen werden. Dies sind:

- parteigebundene Strukturen, die vorrangig von der NPD besetzt sind, während die DVU und die Republikaner in Mecklenburg-Vorpommern keine Rolle spielen (ca. 400 Aktive in M-V) - Gruppierungen von Neonazis, die als freie Kameradschaften oder ähnliche regionale Bündnisse organisiert sind (politisch ambitioniert, stehen den Partei-Strukturen der NPD mittlerweile recht nahe, sind aber nicht mit der NPD gleichzusetzen) (ca. 250 Aktive) - der subkulturellen Szene (u.a. Skinheads), die vorwiegend im Bereich von rechten Partys und Konzerten aktiv ist (in den neuen Bundesländern historisch bedingt sehr stark vertreten). Sie sind nicht leicht für strategische und politisch motivierte Aktionen zu gewinnen. (ca. 650 Aktive; machen somit etwa die Hälfte des rechtsextremen Personenpotentials in M-V aus)

Da das rechtsextreme Personenpotential nur auf Landesebene erhoben wird, können für die Landkreise Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen keine konkreten Aussagen über das aktive Personenpotential der rechtsextremen Szenen gemacht werden. Um konkrete Angaben zu den Landkreisen machen zu können, wurden daher folgende Informationen zusammengetragen: - Vermerke zu den Landkreisen in den veröffentlichten Landesverfassungsschutzberichten seit 2003 (auf Landkreisebene)18

17 Das Quellenverzeichnis der Internetrecherche ist im Anhang unter Punkt 3.3 zu finden. Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass die Daten nur einen Überblick über die Träger und Organisationen geben, die via Internetrecherche zugänglich sind. Sie stellen somit nur den aktuellen Stand der Vereinslandschaft dar, wie er auf den Homepages der Amtsbereiche und Gemeinden gepflegt wird.

16 www.portablo.de

- Wählerpotential für NPD, anhand der Wahlergebnisse der Landtagswahl 2006 (auf Gemeindeebene)19 - Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund, die von LOBBI e.V. von 2001 bis 2009 dokumentiert wurden (auf Gemeindeebene)20

Die Informationen wurden in Grafiken und Tabellenform aufbereitet, um die Erläuterungen in den nachfolgenden Kapiteln zu stützen. Sie wurden außerdem in ausgewählter Form in das Ranking aufgenommen.

1.4.3 Sozioökonomische Rahmenbedingungen Die Daten zu sozioökonomischen Rahmenbedingungen wurden nach zwei Schwerpunkten eingeteilt - zum Einen nach demografischen Faktoren d.h. auf der Charakterisierung der EinwohnerInnen und der Siedlungsstruktur und zum Anderen nach wirtschaftlichen Faktoren. Alle nachfolgend aufgeführten Daten wurden - sofern in der Fußnote nicht anders vermerkt - der SIS-Kommunalstatistik des Landes Mecklenburg-Vorpommern21 entnommen. Dabei wurde jeweils der höchste Detaillierungsgrad gewählt, der in der Statistik zugänglich war. Dies ist bei den demografischen Faktoren häufig die Gemeindeebene, während bei den wirtschaftlichen Faktoren die Daten vorwiegend auf Landkreisebenen zur Verfügung standen.

Als demografische Faktoren wurden einbezogen: - Bevölkerungsdichte (Fläche und Bevölkerungsstand in den Landkreisen - Stichtag: 31.12.2007) - Bevölkerungsentwicklung von 1994 bis 2009 (natürliche Bewegung und Wanderungsverluste/- gewinne - Stichtag: 31.12.2008) - Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg Vorpommern bis 203022 - Altersstruktur der Bevölkerung (Stichtag: 31.12.2007) Als sozioökonomische Faktoren wurden einbezogen: - Bruttowertschöpfung in der Region (Stichtag: 31.12.2008) - Anteil einzelner Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung (Stichtag: 31.12.2008) - Erwerbstätige in den einzelnen Wirtschaftsbereichen (Stichtag: 31.12.2007)

18 Zu finden auf der Website des Landesinnenministeriums: http://www.verfassungsschutz- mv.de/cms2/Verfassungsschutz_prod/Verfassungsschutz/content/de/_Service/Publikationen/index.jsp 19 Die Daten wurden der SIS-Kommunalstatistik M-V (http://www.mvnet.de/inmv/land-mv/stala/sis/) auf Gemeindeebene entnommen. 20 Die Daten sind auf der Website des LOBBI M-V e.V. für Mecklenburg-Vorpommern insgesamt unter dem Stichwort „Chronologie rechter Gewalt“ zu finden. Hieraus wurden die Vorkommnisse in den drei Landkreisen entnommen. siehe: http://www.lobbi-mv.de/html/chrono.php 21 Siehe: http://www.mvnet.de/inmv/land-mv/stala/sis/ 22 Siehe: Statistisches Amt MV (2009): Bevölkerungsentwicklung der kreisfreien Städte und Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 (Basisjahr 2006). Unter: http://service.mvnet.de/statmv/daten_stam_berichte/e-bibointerth01/bevoelkerung--haushalte--familien-- flaeche/a-i__/a183l__/daten/a183l-2008-01.pdf Sowie: Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels (2008): Diskussionspapier No. 22. Bevölkerungsprognose für Mecklenburg-Vorpommern auf Kreisebene bis zum Jahr 2030. http://www.rostockerzentrum.de/publikationen/rz_diskussionpapier_22.pdf

17 www.portablo.de

- Anteil der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stichtag: 31.12.2008) - Arbeitslosenquote (Stichtag: 31.12.2008) - Pendlerverhalten (Stichtag: 31.12.2008) - Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte23

Diese Daten wurden in Tabellen- und Diagrammform zusammengestellt, um in den einzelnen Kapiteln Erläuterungen vorzunehmen. Zudem wurden ausgewählte Faktoren in das Ranking überführt.

1.4.4 Erstellung des Rankings „Demokratiefreundlichkeit“ Aus den ermittelten Daten auf Gemeinde-, Amts- und Kreisebene in den drei Landkreisen wurden charakteristische Indikatoren ausgewählt, um demokratische und rechtsextreme Strukturen sowie die strukturellen Rahmenbedingungen vergleichend quantifizieren zu können (vgl. Tabelle 1.4-2)

Da keine Erhebung mit einer vergleichbaren Methodik vorliegt, stellen die Bezugsgrößen lediglich die drei Landkreise untereinander dar. Somit wurden je Indikator der Maximalwert und der Minimalwert sowie der Median aus allen Amtsbereichen der Landkreise Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen ermittelt. Der Amtsbereich mit dem Maximalwert erhielt die Höchstzahl der zu vergebenden Punkte für diesen Indikator, der Amtsbereich mit dem Minimalwert erhielt 0 Punkte und der Amtsbereich mit dem Median die exakt mittlere Punktzahl. Die weitere Verteilung erfolgte entlang der Durchschnittsverteilung zwischen Median und Maximal- bzw. Minimalwert.

Die in Kapitel 2 dargestellten Daten sind auf der Ebene der Amtsbereiche analysiert. Sie sind so zusammengestellt, dass sie sowohl je Kreis (in den namentlichen Kapiteln) als auch vergleichend zwischen den drei Kreisen (in den zusammenfassenden Kapiteln) nach den Schwerpunkten Zivilgesellschaft, Rechtsextremis und strukturelle Rahmenbedingungen betrachtet werden können.

23 Statistisches Amt MV (2010): Primäreinkommen und verfügbares Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern.1995 bis 2008. Unter: http://service.mvnet.de/statmv/daten_stam_berichte/e-bibointerth11/einkommen--preise/p- ii__/p233__/daten/p233-2008-00.pdf

18 www.portablo.de

Ranking "Demokratiefreundlichkeit" Einheit Anteil an der Bewertung Maximale Punktzahl Handlungsfeld I Demokratische Strukturen 33,33% 33,33 setzt sich zusammen aus: Indikator 1.1 Vorhandene zivilgesellschaftliche Strukturen im Amtsbereich Organisationsanzahl je 1.000 Einwohner 22,22% 22,22 Indikator 1.2 Erreichbarkeit der Organisationen im Amtsbereich Organisationsanzahl je 10km² 11,11% 11,11

Handlungsfeld II Rechtsextreme Strukturen 33,33% 33,33 setzt sich zusammen aus: Indikator 2.1 Anteil der NPD-Wähler im Amtsbereich in Prozent (Zweitstimmen für die NPD; Landtagswahl 2006) 22,22% 22,22 Indikator 2.2 Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund im Amtsbereich Anzahl der Vorfälle 11,11% 11,11

Handlungsfeld III Strukturelle Rahmenbedingungen 33,33% 33,33 setzt sich zusammen aus: Indikator 3.1 Bevölkerungsdichte Einwohner je km² 6,67% 6,67 Indikator 3.2 Anteil der unter-30-Jährigen in Prozent 6,67% 6,67 Indikator 3.3 Bevölkerungsentwicklung von 2004-2009 in Prozent 6,67% 6,67 Indikator 3.4 Arbeitslosenquote (Landkreisebene) in Prozent 3,33% 3,33 Indikator 3.5 Produktivität (BIP je Erwerbstätigem) (Landkreisebene) in € 3,33% 3,33 Indikator 3.6 BIP je EinwohnerIn (Landkreisebene) in € 3,33% 3,33 Indikator 3.7 Verfügbares Einkommen je EinwohnerIn (Landkreisebene) in € 3,33% 3,33

Gesamt 100,00% 100

Tabelle 1.4-2: Aufschlüsselung des Rankings "Demokratiefreundlichkeit"

19 www.portablo.de

2 Demokratiefreundlichkeit in den Landkreisen Mecklenburg- Strelitz, Parchim und Rügen

2.1 Einleitung In den folgenden Kapiteln 2.2 bis 2.4 werden für jeden der drei Landkreise grundlegende Informationen zu den vorhandenen rechtsextremen sowie demokratischen Strukturen gegeben. Diese werden mit einer Beschreibung der sozioökonomischen Rahmenbedingungen zusammengebracht. In Kapitel 2.5 werden die Merkmale und Ausprägungen in den drei Landkreisen abschließend vergleichend betrachtet und in einem Ranking zur „Demokratiefreundlichkeit“ erfassbar gemacht.

Dabei wird in der gesamten Argumentation nicht der Anspruch erhoben, Zusammenhänge zwischen den drei Ebenen (strukturellen Rahmenbedingungen, Ausprägungen von Rechtsextremismus und Ausprägungen der Zivilgesellschaft) zu erläutern. Eine derartige Analyse kann, wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, nur auf der Basis regionaler Detailanalysen ermittelt werden. Ziel an dieser Stelle, ist es einen Überblick zu geben, welche Ausprägungen bestimmte Regionen (vor allem die Amtsbereiche in den Landkreisen) hinsichtlich zivilgesellschaftlicher, rechtsextremer und struktureller Merkmale aufweisen und die Regionen anhand der ermittelten Daten zu vergleichen. Dies erfolgt in Form eines Rankings, in dem die einzelnen Merkmale als Indikatoren gewichtet und zu Handlungsfeldern zusammengefasst werden. (vgl. Tabelle 1.4-2)

Um allerdings zu zeigen, dass die Annahme, sozioökonomische Rahmenbedingungen, rechtsextreme und demokratische Strukturen stünden in einem Zusammenhang, nicht unbegründet ist, seien an dieser Stelle einige ausgewählte Studien zitiert:

Laut der Studie „Rechtsextremismus im Wandel“ von Stöss (2007) haben sozioökonomische Rahmenbedingungen Auswirkungen auf die rechtsextremen wie die demokratischen Strukturen. Regionen mit Multiproblemlagen (Arbeitslosigkeit, Strukturschwäche, Überalterung der Gesellschaft), die wenig Perspektiven für die EinwohnerInnen bieten, begünstigen pessimistische Lebenshaltungen auf einer individuellen Ebene, die sich in rechtsextremen Haltungen der EinwohnerInnen äußern können. Diese latenten Haltungen können sich im Wahlverhalten oder auch in tatsächlichem Engagement in rechtsextremen Strukturen äußeren. Stöss beschreibt Rechtsextremismus daher schwerpunktmäßig als ein Unterschichtenphänomen. In der Studie „Zivilgesellschaft in Ostdeutschland“ macht Gensicke ehrenamtliches (demokratisches) Engagement eher bei Familien mit Kindern sowie Menschen mit höherem Bildungsabschluss aus. Bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland hängt laut Gensicke nicht primär von der wirtschaftlichen Lage der Region (arm/reich), der empfundenen Wohn- und Lebenssituation der Engagierten (sehr gut bis schlecht) oder dem empfundenen sozialen Zusammenhalt in der Region (sehr gut bis schlecht) ab. Die entscheidenden Faktoren dafür, dass sich Menschen gemeinnützig engagieren, sind soziokulturell bedingt und werden vor allem beeinflusst durch den Bildungsgrad (je höher desto eher engagiert) und das politisch-öffentliche Interesse (je höher desto eher engagiert).

20 wwwprtabde

Zudem sind Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen in einem Haushalt leben eher engagiert, weil sie durch das Eingebundensein der Kinder und Jugendlichen eher an ehrenamtlich-relevante Bereiche (wie Kitas, Schulen, Sportvereine etc.) herangeführt werden als kinderlose Menschen. Dadurch kann es Regionen, die stärker von der Überalterung der Gesellschaft sowie der Abwanderung junger Menschen betroffen sind auch zunehmend an ehrenamtlich Engagierten fehlen. Außerdem ist zu bedenken: auch wenn die wirtschaftliche Situation der Regionen in der Befragung eine untergeordnete Rolle spielt, weist Gensicke darauf hin, dass ökonomische Unsicherheiten die Zivilgesellschaft elementar gefährden können, da unsere Gesellschaft auf einer guten ökonomischen Grundversorgung und einer relativ gleichen Verteilung der Einkommen beruht. Beschäftigung zu vernünftigen Löhnen und Gehältern sowie sozialstaatliche Absicherungen gehören laut Gensicke zu den Grundpfeilern unserer Kultur. Insofern bekräftigt er die These, dass der allgemeine ökonomische Druck und Stress auf weite Teile der Gesellschaft in Ostdeutschland auch die Entfaltung der Zivilgesellschaft hemmt und eine ökonomische Entspannung für die Zivilgesellschaft günstig wäre. Direkte Zusammenhänge zwischen rechtsextremen und zivilgesellschaftlichen Strukturen wurden bisher nur bedingt nachgewiesen. Häufig ist das Verhältnis reaktiv: wenn sich vor Ort rechtsextreme Strukturen etablieren, handeln die zivilgesellschaftlichen Akteure dagegen. Wie die Regionalanalysen von Borstel, Lehmann und Volkmann gezeigt haben, mangelt es jedoch an einem positiven, ideellen Bild einer demokratischen Gesellschaft, dass die zivilgesellschaftlichen Akteure vor Ort darüber hinaus wirken lassen könnten. Daher geraten sie oft in eine Aktion-Reaktion-Spirale, haben aber kein gegen den Rechtsextremismus positionierbares Leitbild, das das Handeln vor Ort bündeln könnte.

Die folgend dargestellten Daten und Ergebnisse verstehen sich als eine mögliche Ergänzung solcher Detailstudien, indem sie einen strukturellen Überblick über einzelne Regionen liefern.

21 wwwprtabde

2.2 Mecklenburg Strelitz

2.2.1 Struktur des Gebietes Der Landkreis Mecklenburg-Strelitz liegt im südöstlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er grenzt im Süden an das Land und ist umgeben von den Landkreisen -Müritz im Westen, und im Norden, sowie - im Osten.

Mecklenburg-Strelitz zählt zu den ländlichen und am dünnsten besiedelten Gebieten Mecklenburg- Vorpommerns. Das Bundesland gilt mit 72 Einwohnern je km² im bundesweiten Vergleich generell als dünn besiedelt, aber mit einer durchschnittlichen Einwohnerdichte von 38,72 Einwohnern je km² ist Mecklenburg-Strelitz nur halb so dicht besiedelt wie M-V im Durchschnitt.

Zwei große Versorgungszentren bestimmen den Landkreis: zum Einen das im nordwestlichen Teil gelegene Oberzentrum mit 65.137 Einwohnern, das als kreisfreie Stadt jedoch nicht Bestandteil der durchgeführten Analysen ist, und zum Anderen das im Südwesten gelegene Mittelzentrum mit 21.537 Einwohnern. Des Weiteren ist die Struktur geprägt durch fünf Unterzentren: , Feldberg, , und mit Einwohnerzahlen zwischen 3.000 und 7.000. Diese Zentren machen 36,1% der Landkreisfläche aus und es leben 60,46% der Bevölkerung dort. Demzufolge leben 39,54% der Landkreisbevölkerung in Klein- und Kleinstsiedlungen. Die Bevölkerungsdichte in Mecklenburg-Strelitz kann anhand von Abbildung 1 nachvollzogen werden.

Abbildung 2.2-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Mecklenburg-Strelitz)

22 www.portablo.de Wie anhand der Abbildung deutlich wird, sind vor allem die Gemeinden im Einzugsbereich des Oberzentrums Neubrandenburg dichter besiedelt, als die ländlichen Flächen im Osten und Süden des Kreises. Im südlichen Teil fungieren außerdem die Städte Neustrelitz und Mirow als zentrale Orte. Im Norden erfüllt Friedland diese Funktionen. Im Osten des Landkreises und vor allem in den Landkreisen Woldegk und Feldberger Seenlandschaft liegt die Bevölkerungsdichte deutlich niedriger.

Die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Gemeinden in Mecklenburg-Strelitz ist relativ unterschiedlich. Zwischen 1994 und 2004 konnten 41,5% der Gemeinden Bevölkerungsgewinne verzeichnen. Allerdings ändert sich diese Entwicklung bis Mitte der 2000er Jahre. Zwischen 2004 und 2009 konnten nur noch 11,3% der Gemeinden Zuwächse verzeichnen.

Gemeinde Amtsbereich 1994-2004 2004-2009 1994-2009 Burg Stargard +14,87 +7,19 +23,13 Wustrow Meckl. Kleinseenplatte +2,84 +4,43 +7,40 Meckl. Kleinseenplatte -1,32 +8,72 +7,28 Glienke Friedland -1,97 +8,72 +6,58 Woldegk -9,04 +15,01 +4,62 Neustrelitz Land +0,37 +1,12 +1,49 Woldegk -15,37 -8,96 -22,95 Schönhausen Woldegk -17,68 -12,82 -28,23 Woldegk -25,00 -6,67 -30,00 Woldegk -41,82 -14,75 -50,40

Tabelle 2.2-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent

Wie unterschiedlich die Bevölkerungsentwicklungen in den einzelnen Gemeinden sind, lässt sich dabei der Tabelle entnehmen. Nur drei Gemeinden – Burg Stargard, Wustrow und Kratzeburg sind kontinuierlich seit 1994 gewachsen, während drei Gemeinden – Priepert, Glienke und Mildenitz – seit 2004 so deutliche Zuwächse zu verzeichnen haben, dass sie zwischen 1994 und 2009 auf einen positiven Saldo kommen. Viele Gemeinden im Amtsbereich Woldegk sind besonders stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen ist. Die Gemeinden mit den höchsten Verlusten seit 1994 befinden sich ausnahmslos in diesem Amtsbereich. Betrachtet man allerdings die absoluten Angaben für den gesamten Amtsbereich sind die Bevölkerungszahlen im Amtsbereich Friedland zwischen 2004 und 2009 am stärksten zurückgegangen, während der Amtsbereich Stargarder Land die wenigsten Verluste verzeichnet.

23 www.portablo.de Bevölkerungsrückgang Amtsbereich 2004-2009 in % Friedland -13,3 Woldegk -8,0 Meckl. Kleinseen -6,8 -6,8 Neustrelitz-Land -6,4 Feldberger Seenlandschaft -6,4 Neustrelitz -4,1 Stargarder Land -1,5 MST gesamt -6,3

Tabelle 2.2-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

Von 1995 bis 2009 ist die Bevölkerung in Mecklenburg-Strelitz um 8,9% zurückgegangen. Damit liegt der Landkreis sowohl unter dem Landesschnitt von 9,4%. Die Prognose des statistischen Landesamtes für die Bevölkerungsentwicklung bis 2030 fällt allerdings für Mecklenburg-Strelitz negativer als für Parchim und Rügen aus. Laut der Prognose des statistischen Landesamtes soll die Bevölkerung bis 2030 um 34,5% zurückgehen (Basisjahr 2006). Auch die Überalterung der Gesellschaft wird in der Prognose sehr deutlich. Während 2006 etwa 11% Kinder (bis 15 Jahre) 22,5% SeniorInnen (über 65 Jahre) gegenüberstehen, verschiebt sich das Verhältnis laut Prognose im Jahr 2030 auf 6,1% zu 48,5%. Fast die Hälfte der Bevölkerung des Landkreises wäre demzufolge 2030 über 65 Jahre alt.

Zentrum für demografische Statistisches Landesamt Entwicklung Mecklenburg- - Basisjahr 2006- - Basisjahr 2005- Strelitz 2006 2030 2006-2030 2005-2030

Gesamt 82365 53916 -34,5% -16,5% davon 0-15 Jährige 10,4% 6,1% davon 65+ 20,5% 48,5% 38,4%

Tabelle 2.2-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009 und Zentrum für demografische Entwicklung 2009)

Die Prognose des Statistischen Landesamtes ist die Aktuellste zur zukünftigen Bevölkerungs- entwicklung. Sie geht vom Basisjahr 2006 aus und wird daher an dieser Stelle zitiert. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die Prognose des Rostocker Zentrums für Demografische Entwicklungen, die eng an den Definitionen des Statistischen Landesamtes bleibt, aber einzelne Faktoren anders gewichtet, in einer Prognose aus dem Jahr 2008 auf deutlich abweichende Ergebnisse kommt. Für Mecklenburg- Strelitz wurde in dieser Prognose keine überdurchschnittliche Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung ermittelte. Ausgehend vom Basisjahr 2005 soll Mecklenburg-Stelitz nur um 16% und

24 www.portablo.de damit am wenigsten unter den drei betrachteten Landkreisen schrumpfen. Da die Abweichungen zwischen beiden Prognosen so deutlich sind, kann daher keine Aussage über die mögliche zukünftige Bevölkerungsentwicklung getroffen werden.

Regionaler Arbeitsmarkt

Neben der Charakterisierung der Siedlungs- und Bevölkerungsverhältnisse, die einen Teil der lebensweltlichen Realität und der Angebote vor Ort bestimmen, ist für Menschen im erwerbsfähigen Alter die Arbeitsplatzsituation und damit die Möglichkeit sich selbst und ggf. die Familie angemessen zu versorgen entscheidend.

Generell können in Mecklenburg-Strelitz zwei unterschiedliche Landschafts- und infolge dessen auch Bewirtschaftungstypen unterschieden werden. Der nördliche Teil des Landes ist stärker durch die landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt (70 bis 80% Anteil an der Gesamtfläche), während der südliche Teil sich durch Wald- und Seenreichtum auszeichnet. Landwirtschaftliche Flächen machen hier nur 30 bis 40% aus, während die Waldfläche zwischen 35 und 45% liegt und die Wasserflächen bei 10 bis 20%.1

Die Wirtschaftsstruktur des Landkreises Mecklenburg-Strelitz ist traditionell durch die Bereiche bestimmt, die sich auf die natürlichen Ressourcen der Region beziehen. Dazu zählen die Landwirtschaft im nördlichen Teil des Landkreises sowie der Tourismussektor für den südlichen Teil des Kreises. Allerdings sind diese beiden Branchen stark saisonbedingt und vor allem in der Landwirtschaft sinken aufgrund der Umstellung der Produktionsprozesse die Erwerbszahlen kontinuierlich. Daher sind beide Branchen, wie in Abbildung 2.2-2 ersichtlich, zwar wichtig für die Region, aber nicht die Hauptarbeitgeber. Das Gastgewerbe zeigt insgesamt deutliche Zuwächse. Die Gästeübernachtungen sind von 1997 bis 2008 um 96% gestiegen. In diesem Zeitraum hat entsprechend die Zahl der angebotenen Betten um 47% und der Beherbergungsstätten um 35% zugenommen. Zwar ist die Tourismusbranche nicht vergleichbar mit den Ausmaßen auf Rügen, aber sie wächst stärker als in Parchim, das im südöstlichen Teil ebenfalls an der Seenplatte gelegen ist. Weitere relevante Wirtschaftsbranchen sind die öffentlichen Verwaltung und Dienstleistungen, unternehmensnahe Dienstleistungen, Baugewerbe, Gesundheitswesen sowie Verkehrsnebentätigkeiten wie die Logistik. Die Dienstleistungsbranche macht im Landkreis 83% der Bruttowertschöpfung aus. Das verarbeitende Gewerbe ist mit lediglich 11,8% sehr schwach ausgeprägt. Die Gewichtung der Branchen wird auch anhand der Erwerbstätigen-Zahlen des Landkreises deutlich:

1 Gebietsbezogene Lokale Entwicklungsstrategie Mecklenburg-Strelitz (2007): S. 16

25 www.portablo.de Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

7% Verarbeitendes Gewerbe 8% 26% Baugewerbe 9%

Handel, Gastgewerbe und Verkehr

16% Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister 26%

8% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Andere öffentliche und private Dienstleister

Abbildung 2.2-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (Stand: 2008)

Generell ist die absolute Zahl der Erwerbstätigen2 im gesamten Erfassungszeitraum des statistischen Landesamtes deutlich rückläufig. Die Zahl der Erwerbstätigen ist seit 1991 um 28,9% gesunken. Es ist zu befürchten, dass diese Entwicklung anhält. So liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis verglichen mit dem Durchschnitt in M-V wie auch den Landkreisen Parchim und Rügen deutlich höher. Zwar ist seit 2005 ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen, allerdings ist dies für das gesamte Bundesland der Fall, so dass Mecklenburg-Strelitz noch immer deutlich über der durchschnittlichen Arbeitslosenquote in M-V liegt (vgl. Tabelle 2.2-5 / S.28). Aufgrund der regional relativ schlechten Arbeitsmarktchancen ist die Zahl der Auspendler in Mecklenburg-Strelitz konstant höher als die Zahl der Einpendler. In Mecklenburg-Strelitz kommen auf einen Einpendler drei Auspendler.

Ranking der Amtsbereiche

Da die Wirtschaftsdaten nicht auf Amtsebene vorliegen, können die Amtsbereiche in Mecklenburg- Strelitz lediglich auf der Basis demografischer Indikatoren bewertet und miteinander verglichen werden.3 Dies sind: Bevölkerungsdichte je Einwohner, Anteil der unter 30-Jährigen und die Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009. Für jeden der drei Indikatoren werden maximal 6,7 Punkte vergeben, so dass sich eine maximale Gesamtpunktzahl von 20 Punkten ergibt.

2 Andere Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit sind in dieser Statistik nicht erfasst. 3 Die wirtschaftlichen Indikatoren wurden nur auf Landkreis-Ebene einbezogen und dienen dem Gesamtranking zwischen den drei Landkreisen.

26 www.portablo.de Ranking anhand der demografischen Strukturen Punkte Mecklenburg-Strelitz Wert (von 20) Rang Neustrelitz (Stadt) 13,2 1 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 158,6 4,6 1 Anteil der unter 30-Jährigen 29,1% 4,5 1 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -4,1% 4,1 2 Stargarder Land 12,4 2 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 49,9 3,3 2 Anteil der unter 30-Jährigen 28,5% 4,1 2 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -1,5% 5,0 1 Neverin 9,7 3 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 42,6 2,5 3 Anteil der unter 30-Jährigen 28,4% 4,0 3 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,8% 3,2 4 Woldegk 6,9 4 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 26,3 0,8 6 Anteil der unter 30-Jährigen 27,8% 3,5 4 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -8,0% 2,6 5 Neustrelitz-Land 6,7 5 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 18,3 0,0 8 Anteil der unter 30-Jährigen 27,4% 3,3 5 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,4% 3,4 3 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft 6,1 6 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 24,4 0,6 7 Anteil der unter 30-Jährigen 25,8% 2,1 7 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,4% 3,4 3 Mecklenburgische Kleinseenplatte 5,7 7 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 27,4 0,9 5 Anteil der unter 30-Jährigen 25,1% 1,6 8 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,8% 3,2 4 Friedland 4,0 8 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 36,5 1,9 4 Anteil der unter 30-Jährigen 25,8% 2,1 6 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -13,3% 0,0 6

Tabelle 2.2-4: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach demografischen Faktoren

Die demografischen Strukturen in Neustrelitz sind demzufolge die vorteilhaftesten im gesamten Kreis. Die Stadt punktet, ebenso wie der zweitplatzierte Amtsbereich Stargarder Land und der drittplatzierte Neverin in allen drei Kategorien. Gefolgt werden sie von drei Landkreisen, die zwar eine niedrige Bevölkerungsdichte aufweisen, aber bei den beiden anderen Indikatoren vergleichsweise gut abschneiden. Bei dem Amtsbereich Mecklenburgische Kleinseenplatte fällt neben der niedrigen Punktzahl für die Bevölkerungsdichte vor allem der niedrige Anteil der unter 30-Jährigen auf. Der letztplatzierte Amtsbereich Friedland dagegen weist eine moderate Bevölkerungsdichte auf, aber sowohl der niedrige Anteil der unter 30-Jährigen als auch die negative Bevölkerungsentwicklung seit 2004 zeigen eine bedenkliche demografische Entwicklung in dieser Region auf.

27 www.portablo.de Die Bewertung des Landkreises aus wirtschaftlicher Sicht, setzt sich zusammen aus folgenden Teilbereichen:

Rang Punkte (von den Rahmenbedingungen Wirtschaftsstruktur Wert (13,3 gesamt) betrachteten Landkreisen) Arbeitslosenquote 17,3% 1,1 3 Produktivität (BIP je Erwerbstätigem) 43.118 € 0,2 3 Verfügbares Einkommen je Einwohner 16.486 € 3,3 1 BIP je Einwohner 14.638 € 0,0 3 Gesamt 4,7 3

Tabelle 2.2-5: Ranking des Landkreises Mecklenburg-Strelitz nach Wirtschaftsstruktur

Im Vergleich der drei Landkreise zeigt sich, dass Mecklenburg-Strelitz vor allem in Bezug auf die Wirtschaftstruktur schlecht abschneidet. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist das niedrigste in Mecklenburg-Vorpommern.

2.2.2 Rechtsextreme Strukturen Etablierte rechtsextreme Strukturen

In Mecklenburg-Strelitz setzt sich die rechtsextreme Szene, wie für die neuen Bundesländer insgesamt typisch, aus maßgeblich drei Richtungen zusammen: parteigebundenen Strukturen, die vorrangig von der NPD besetzt sind; Gruppierungen von Neonazis, die meist als freie Kameradschaften oder ähnliche regionale Bündnisse organisiert sind, und die subkulturelle Szene (u.a. Skinheads), die vorwiegend im Bereich von rechten Partys und Konzerten aktiv ist.

In den jährlichen Verfassungsschutzberichten des Landes wird Mecklenburg-Strelitz seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992 kontinuierlich als ein Zentrum rechter Aktivitäten ausgewiesen. Dabei sind zwei Schwerpunkte zu verzeichnen: als Zentrum für rechtsextreme Subkulturen und in Bezug auf neonazistische Vereinigungen/freie Kameradschaften. Der NPD-Kreisverband Mecklenburg-Strelitz wird in den Verfassungsschutzberichten stattdessen nicht als sonderlich aktiv eingestuft.

Die subkulturelle Szene wird in den Berichten bis 2008 im gesamten Landkreis und in Neubrandenburg verortet. Dies deckt sich mit der Dokumentation von rechtsextremen Gewalttaten, die bei LOBBI e.V. geführt wird. Laut dieser Dokumentation sind vor allem in Neubrandenburg und Neustrelitz, aber auch in Friedland, Wesenberg und Mirow zwischen 2001 und 2009 36 Gewalttaten und Sachbeschädigungen verübt worden. Allein in Neubrandenburg sind 20 derartige Delikte verzeichnet – viele davon mit schweren Körperverletzungen (gegen Linke und Personen mit Migrationshintergrund). In Neustrelitz werden dagegen eher Sachbeschädigungen festgestellt. Im Verfassungsschutzbericht von 2009 werden die Regionen Burg Stargard und Friedland gesondert als

28 www.portablo.de regionale Schwerpunkte ausgewiesen. Unter anderem finden dort seit 20054 jährlich etwa zwei bis drei Konzerte und Partys mit rechtsextremer Ausrichtung statt.5

Neben der subkulturellen Szene war bis 2009 die neonazistische Vereinigung „Mecklenburgische Aktionsfront“ (MAF) stark im Landkreis vertreten. Sie wurde 2008 als eine der aktivsten Kameradschaften im Land eingeschätzt, die ein hohes Maß an Veranstaltungen organisieren und Personen mobilisieren kann.6 Seit dem Verbot der MAF im Jahr 2009 gestalten sich neonazistische Treffen jedoch deutlich konspirativer. Weitere regionale, neonazistische Gruppierungen in Mecklenburg-Strelitz haben sich in Burg Stargard („Stargarder Freundeskreis“) und in Friedland („Nationale Sozialisten Friedland“) formiert. Ehemals aktive Gruppen in Mirow und Wesenberg scheinen dagegen nicht mehr zu existieren.7

Die NPD hat in Mecklenburg-Strelitz zwar einen von sechs Kreisverbänden in Mecklenburg- Vorpommern eingerichtet, aber die Personaldecke der Partei ist relativ dünn und benötigt die Unterstützung durch freie Kräfte. So trat die NPD bei den Kommunalwahlen 2009 in Mecklenburg- Strelitz nicht flächendeckend an, sondern lediglich in Neustrelitz und Friedland kandidierten Vertreter für die Stadtvertretung. Zwar sind in Mecklenburg-Strelitz umtriebige NPD-Akteure aktiv, aber für öffentliche Aktionen benötigen sie die Unterstützung neonazistischer Vereinigungen.

Die durchgeführten Aktionen und Veranstaltungen8 der rechtsextremen Szene in Mecklenburg-Strelitz weisen eine große Bandbreite auf: Als regelmäßige Veranstaltung findet jährlich der - Marsch anlässlich des Todestages der Nazi-Ikone Horst Wessel statt. Im Jahr 2009 nahmen etwa 60 Personen teil. Als regelmäßiges „nationales“ Informationsmedium wird der „Strelitzer Bote“, von Marko Zimmermann herausgegeben (NPD-Mitglied und in den Stadtrat von Neustrelitz gewählt). Dieser wird auch mehrmals im Jahr kostenlos an alle Haushalte verteilt. Außerdem werden diverse Internetseiten zur Informationsstreuung betrieben.9 In den Jahren 2009 und 2010 fanden zudem diverse Protestaktionen und Demonstrationen statt: u.a. am 8. Mai (gegen die „Befreiungslüge“)10 und jüngst Mahnwachen und Proteste gegen einen Sexualstraftäter im Landkreis11. Ein Teil der Aktionen gleicht

4 Über die Zeit vor 2005 liegen den Verfassungsschutzberichten MV keine Karten bei, die die Orte identifizierbar machen. 5 Dies ist aus den Verfassungsschutzberichten für Mecklenburg-Vorpommern ablesbar und wurde in den qualitativen Interviews im Rahmen der eigenen Erhebung bestätigt. 6 Innenministerium M-V (2008): Verfassungsschutzbericht. S. 8. 7 Dies wurde zum Einen in einem Interview bestätigt, spiegelt sich aber auch in den Dokumentation von LOBBI e.V. von 2001 bis 2009, wo seit 2005 keine Straftaten mehr aus Wesenberg und Mirow verzeichnet sind. 8 Diese Aufzählung ist nicht vollständig. Neben der Internet-Recherche lag ein unveröffentlichter Bericht des Regionalzentrums Mecklenburgische Seenplatte vor. Weiterhin teilte uns Herr Dr. Körner (SPD) mit, dass das Netzwerk für Demokratie und Toleranz Daten über rechtsextreme Aktionen zwischen 2007 und 2009 dokumentiert hat. Allerdings sind die Dokumente erst nach dem Abgabedatum des Berichtes verfügbar und werden nachgereicht. 9 u.a. http://www.mupinfo.de/(MV-weit); http://freies-pommern.de/ (Schwerpunkt: Vorpommern); http://www.npd-mv.de/index.php?com=news&view=category&id=11&mid=2 (NPD-Kreisverband Mecklenburg-Strelitz); (Abgerufen am 10.10.2010) 10 Autonome Antifa Mecklenburg-Strelitz (2010): Hetze gegen den 8. Mai keine Straftat. Unter: http://aamst.blogsport.de/category/3/ (Abgerufen am 10.10.2010). 11 NPD (2010): Erneute Mahnwache gegen Kinderschänder. Unter: http://www.npd- mv.de/index.php?com=news&view=article&id=2115&mid=1 (Abgerufen am 10.10.2010.

29 www.portablo.de dabei bürgerschaftlichen Initiativen und wird dazu genutzt, über regionale Themen rechte Argumentationsmuster zu platzieren.12 So hat sich etwa die Initiative „Schöner und sicherer Wohnen in Friedland“ gegründet, die sich gegen die Schließung eines rechten Jugendclubs einsetzt. Der Zugang und die Nähe zu den Bürgern werden dabei strategisch über regionale Themen mit erhöhtem Protestpotenzial hergestellt. In diesem Zusammenhang ist in der Literatur von „Unterwanderung der Zivilgesellschaft“ oder einer „rechtsextremen Zivilgesellschaft“ die Rede.

Rückhalt rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung

Um den Rückhalt rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung zu ermitteln, können die Wahlergebnisse für die NPD als ein Indikator verwendet werden. Dabei muss zwischen Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen unterschieden werden. Bei den Kommunal- wie den Bundestagswahlen schneidet die in NPD in Mecklenburg-Strelitz (wie im gesamten Land) vergleichsweise schlecht ab. Bei den Kommunalwahlen ist dies u.a. damit zu begründen, dass die Kreisverbände nicht stark genug aufgestellt sind, um genügend Kandidaten zu stellen und einen umfangreichen Wahlkampf zu organisieren. Auch bei den Bundestagswahlen 2005 und 2009 wurden vergleichsweise niedrige Ergebnisse von etwa drei Prozent verzeichnet. Die Landtagswahl 2006 allerdings zeigt, dass die NPD durch konzertierte Aktionen vergleichsweise hohe Ergebnisse auf Landesebene erzielen kann. Die Ergebnisse dieser Wahl werden folgend dargestellt, um die Haltung der Bevölkerung zur NPD und ihren Themen zu zeigen. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass es sich zum Teil ProtestwählerInnen handeln kann und dass die Landtagswahl ggf. als Sondersituation gewertet werden muss und die Wahlergebnisse somit lediglich rechtsextreme Tendenzen aufzeigen.

12 Vgl. dazu Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen (2008): Rechtsradikale Zivilgesellschaft. Neonazis besetzen das Ehrenamt. Jg. 21, Heft3; und besonders die Situationsanalyse von Fischer/Volkmann: Anerkennung durch kommunales Engagement? Rechtsextremismus in Ueckermünde. im selben Heft.

30 www.portablo.de

Abbildung 2.2-3: Karte Mecklenburg-Strelitz - Vergleich NPD-Wahlergebnisse 2006 und Einwohnerdichte

31 www.portablo.de Betrachtet man den Landkreis Mecklenburg-Strelitz anhand der beiden Wahlkreise, weist der nordöstliche Wahlkreis Mecklenburg-Strelitz II deutlich höhere NPD-Ergebnisse13 auf, als der südwestlich gelegene Wahlkreis Mecklenburg-Strelitz I, wie auch in Abbildung 2.2-3 ersichtlich. Dafür können mehrere Gründe angeführt werden. Zum einen zeigt die historisch-vergleichende Studie von Schoon, dass Mecklenburg-Vorpommern bezüglich des Wahlverhaltens zweigeteilt ist. Der mecklenburgische, westlich gelegene Landesteil ist weniger konservativ geprägt als der pommersche, östlich gelegene.14 Je weiter östlich gelegen, desto besser schneidet die NPD ab.15 Schoon stellt daher die These auf, dass zwischen einer mecklenburgischen und pommerschen Kultur- und Politiktradition unterschieden werden könnte. Da sich Mecklenburg-Strelitz aus einem mecklenburgischen und einem pommerschen Teil zusammensetzt, könnte dies ein Erklärungsmuster sein. Ein zweiter Ansatz wäre auch aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen der Landkreisteile denkbar. Der nordöstliche Teil ist in höherem Maß durch die Landwirtschaft geprägt und hat nicht dieselben Perspektiven wie der Wachstumsmarkt Tourismus im südlichen Teil des Landkreises. Die Amtsbereiche Woldegk und Friedland, die besonders hohe NPD-Ergebnisse aufweisen, liegen zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landkreis Uecker-Randow, in dem landesweit die höchsten NPD-Ergebnisse (bis zu 30%) verzeichnet wurden.

Im südlichen Teil des Landkreises korrespondieren hohe NPD-Ergebnisse eher mit dünn-besiedelten Gebieten als im nördlichen Teil. So weisen die Gemeinden Kratzeburg (Neustrelitz-Land), Roggentin und Priepert (Meckl. Kleinseenplatte), mit einer sehr niedrigen Bevölkerungsdichte deutlich höhere NPD-Ergebnisse aus als die umgebenden Gemeinden. Die dicht-besiedelten Gebiete weisen im süd- und auch nordwestlichen Teil des Landkreises dagegen niedrige NPD-Ergebnisse auf. Das gilt sowohl für Neustrelitz, und Mirow im Süden, als auch für Neverin und in der unmittelbaren Umgebung des Oberzentrums Neubrandenburg. Im nordöstlichen Teil dagegen ist dieser Zusammenhang zwischen NPD-Ergebnissen und der Bevölkerungsdichte nicht mehr gegeben. Besonders Friedland, aber auch Burg Stargard weisen trotz höherer Bevölkerungsdichte hohe NPD- Ergebnisse auf. Auch nach der historisch-vergleichenden Studie zum Wahlverhalten in M-V von Schoon, kann nicht unmittelbar auf einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte und NPD- Ergebnissen geschlossen werden. Bei den Landtagswahlen bis 2002, die parallel zur Bundestagswahl stattfanden, wurden lediglich in den städtischen Zentren mit mehr als 45.000 EinwohnerInnen geringere NPD-Ergebnisse als im Landesdurchschnitt ermittelt. Bei kleineren Städten, die eine höhere Bevölkerungsdichte aufweisen als das ländliche Umland, konnte demnach kein abweichendes Wahlverhalten festgestellt werden.

13 Vgl. Brodkorb, Mathias (2006): Wahlergebnisse zur Landtagswahl Mecklenburg-Vorpommern 2006. Unter: http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=3719:wahlergebnis-der-npd-mv- zur-landtagswahl-2006&Itemid=354 (Abgerufen am 10.10.2010). 14 Vgl. Schoon, Steffen (2005): Wahlen, Wählerverhalten und politische Traditionen in Mecklenburg- Vorpommern : eine politikwissenschaftlich-empirische Untersuchung zur Stabilität und strukturellen Verankerung des Parteiensystems zwischen Elbe und Ostsee im Zeitraum von 1871 bis 2002. Dissertation Universität Rostock. S. 514ff. 15 Vgl. Schoon, Steffen; Nikolaus Werz (Hg.) (2006): Die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2006 : die Parteien im Wahlkampf und ihre Wähler. Unter: http://www.wiwi.uni- rostock.de/fileadmin/Institute/IPV/Informationen/Publikationsreihe/IPV-Reihe27.pdf. S 13.

32 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Mittels des Ranking-Verfahrens kann für die Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz in Bezug auf die rechtsextremen Strukturen zusammenfassend folgende Rangfolge aufgestellt werden:

Ranking - Rechtsextremismus Mecklenburg-Strelitz Wert Punkte Rang Amt Neverin 25,8 1 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 6,5% 14,7 1 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Gemeinde Feldberger Seenlandschaft 21,9 2 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,6% 10,8 4 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Amt Neustrelitz-Land - 21,2 3 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,9% 10,1 5 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Amt Stargarder Land 19,8 4 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,5% 8,7 6 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte 16,8 5 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,0% 12,9 2 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 3 3,9 - Amt Woldegk 12,9 6 Zahl vorhandener Engagement-Möglichkeiten (je 1.000 EW) 11,5% 1,8 7 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 0 11,1 - Stadt Neustrelitz 11,8 7 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,3% 11,8 3 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 10 0,0 - Amt Friedland 4,4 8 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 12,3% 0,0 8 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 2 4,4 -

Tabelle 2.2-6: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach rechtsextremen Strukturen

Demnach sind im Amtsbereich Neverin rechtsextreme Strukturen am geringsten ausgeprägt (zumindest in Bezug auf potentielle WählerInnen und die aufgezeichneten Vorfälle von LOBBI e.V.). Auch Burg Stargard nimmt nach diesem Ranking einen mittleren Platz ein – allerdings wird hier deutlich, dass die Informationstiefe des Rankings begrenzt ist, da in Interviews mit Akteuren vor Ort aufgezeigt wurde, dass durchaus rechtsextreme Strukturen vorhanden sind. Sie sind allerdings anhand der ausgewählten Indikatoren nicht abbildbar. Am deutlichsten sichtbar werden die rechtsextremen Strukturen in den Amtsbereichen Woldegk, Friedland und der Stadt Neustrelitz. In den Erstgenannten vor allem durch das hohe Wählerpotential, in Neustrelitz vor allem durch die hohe Zahl dokumentierter Vorfälle von LOBBI e.V.

33 www.portablo.de 2.2.3 Demokratische Strukturen Im Vergleich zu den rechtsextremen Strukturen, über die aufgrund der geringen Datentiefe (Landesebene) nur bedingt Aussagen gemacht werden können, wurden die demokratischen Strukturen im Rahmen des Projektes vollständig erhoben.

In Mecklenburg-Strelitz wurde folgende Anzahl von Organisationen ermittelt:

Demokratische Strukturen MST 483 1. Sport 84,5 2. Soziales 65 2.1. Jugendhilfe / Familienhilfe 18,5 2.2. Senioren 5,5 2.3. Migration 0 2.4. Behinderte 7 2.5. religiöse Vereinigungen 20 2.6. Beratung / Selbsthilfegruppen 4 2.7. Multikategorische Träger 10 3. Bildung 70 3.1. Kitas 32 3.2. Schulen 20 3.3. Schulfördervereine 6 Ausbildungs-, Bildungs- und 3.4. Beschäftigungsträger 12 4. Kultur 114,5 4.1. Kunst / Musik 46 4.2. Bibliotheken / Museen 29 4.3. Historische Gebäude 5,5 4.4. Heimat- und Traditionsvereine 30 4.5. Karnevalsvereine 4 5. Natur und Umwelt 45,5 5.1. Natur-, Umwelt- und Tierschutz 8,5 5.2. Kleingartenvereine 21 5.3. Tierzucht 16

6. Rettungsdienste 36 6.1. Freiwillige Feuerwehr 29 6.2. Technisches Hilfswerk THW 1 6.3. Deutsches Rotes Kreuz DRK 3 6.4. Sonstige (Wasserwacht, Verkehrswacht etc.) 3 7. Interessenvereinigungen 67,5 7.1. ohne Zuordnung 38 7.2. Tourismus 29,5

Tabelle 2.2-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" im Landkreis Mecklenburg-Strelitz

34 www.portablo.de Diese verteilen sich auf die Landkreise wie folgt:

Amtsbereich Anzahl Prozent Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte 134,0 27,7 Stadt Neustrelitz 112,0 23,2 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft 69,0 14,3 Amt Friedland 66,0 13,7 Amt Stargarder Land 51,0 10,6 Amt Neverin 51,0 10,6 Amt Neustrelitz-Land 0* Amt Woldegk 0* Gesamt 483,0 100,0

Tabelle 2.2-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich

Aus der Aufschlüsselung wird bereits ersichtlich, dass in Mecklenburg-Strelitz sowohl eine Trägerkonzentration im städtischen Raum (Neustrelitz) zu finden ist wie auch im ländlichen, dünn besiedelten Raum (Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte).

Dies zeigt sich noch deutlicher, wenn die Verteilung der Träger auf die Fläche der jeweiligen Amtsbereiche bzw. auf die Einwohnerzahlen betrachtet wird. Im Süden des Landkreises sind mehr Demokratie-relevante Organisationen ansässig, als im nördlichen Bereich des Landkreises. Während bei der Verteilung auf die Fläche die Unterschiede zwischen beiden Bereichen noch relativ moderat sind, werden die Unterschiede in Bezug auf die Einwohnerzahlen ziemlich deutlich. Im nördlichen Teil des Landkreises kommen demnach zwischen 5 und 6,5 Organisationen auf tausend EinwohnerInnen; im südlichen Teil sind es in den ländlichen Regionen zwischen 14 und 16 Organisationen – fast dreimal so viele. Hier relativiert sich auch die Ballung in den städtischen Zentren – in Bezug auf die höheren Einwohnerzahlen ist die Häufung von Organisationen nicht ausschlaggebend: auch hier kommen etwa 5 Organisationen auf tausend EinwohnerInnen.

35 www.portablo.de

Abbildung 2.2-4: Karte Mecklenburg-Strelitz - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner

36 www.portablo.de 160

140 134

120 110

100 Gesamt Sport Soziales 80 Bildung 69 66 Kultur Natur&Umwelt 60 51 51 Rettungsdienste Sonstige 44

40 31 33 29 22 19 21 20 15 13 14 13 13 13 11 12 12 11 12 12 11 9 9 9 9 9 7 7 7 7 8 6 6 5 3 4 4 4 3 4 1 1 0 0 Stadt Neustrelitz Gemeinde Feldberger Amt Stargarder Land Amt Neverin Amt Friedland Amt Mecklenburgische Seenlandschaft Kleinseenplatte

Abbildung 2.2-5: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich

37 www.portablo.de Siedlungsstruktur und demokratische Strukturen

Die unterschiedlich hohe Verteilung von Demokratie-relevanten Organisationen in den Amtsbereichen des Landkreises nicht mit der Siedlungsstruktur erklären. Die Amtsbereiche sind ähnlich besiedelt und weisen sowohl im südwestlichen, als auch im nördlichen Teil kleinstädtischen Zentren und dünn- besiedelte Gemeinden auf. Als exemplarisch dafür können die Amtsbereiche Mecklenburgische Kleinseenplatte und Friedland angesehen werden. Die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft ist durchgängig dünn besiedelt und dennoch ist das Organisationsdichte in diesem Amtsbereich sehr hoch.

Verteilung der Organisationen nach Bereichen

Mecklenburg-Strelitz (483 Organisationen)

Sport 14% 18% Soziales 7% Bildung 13% Kultur 9% Natur und Umwelt

15% Rettungsdienste 24% Interessenvereinigungen

Abbildung 2.2-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis

In Mecklenburg-Strelitz machen die kulturellen Organisationen mit 24% den größten Teil der erhobenen Organisationen aus, gefolgt vom dem Bereiche Sport mit 17%, der allerdings einen geringeren Anteil ausmacht als in den anderen Landkreisen. Die drei Bereiche Soziales, Bildung und sonstigen Interessenvereinigungen sind mit 13 bzw. 14% nahezu gleich stark vertreten. Hervorzuheben ist besonders der vergleichsweise hohe Anteil der Interessenvereinigungen. Sie machen einen so großen Umfang aus, weil viele Initiativen zur Aufrechterhaltung der touristischen Infrastruktur im südlichen Teil des Landkreises existieren. Im Vergleich zu den anderen Landkreisen ist auch der Bereich Natur und Umwelt deutlich stärker vertreten. Dagegen ist der Anteil der Bereiche Soziales und Bildung an der Gesamtzahl der erfassten Organisationen im Vergleich zu Parchim und Rügen relativ niedrig.

Die einzelnen Regionen (Amtsbereiche) haben relativ spezifische Ausprägungen der demokratischen Strukturen (vgl. Abbildung 2.2-5).

Im Mittelzentrum Neustrelitz ist der Anteil der Kulturorganisationen überdurchschnittlich. Hier bündeln sich verschiedene gemeinnützige Kulturanbieter und -vereine vor allem aus dem Bereich der bildenden Kunst und der Musik. Die Sportorganisationen dagegen sind unterdurchschnittlich vertreten. Wie in allen Mittelzentren sind die Bildungsorganisationen überproportional vertreten, ebenso wie die

38 www.portablo.de sozialen Organisationen. Hier zeigt sich der Versorgungsfunktion der Mittelzentren, die diese Angebote bereitstellen müssen, in besonderer Weise.

Die ländlichen Amtsbereiche Neverin und Burg Stargard umschließen das Oberzentrum Neubrandenburg, was ihre etwas geringer ausgeprägte Organisationsdichte erklären kann, da viele Angebote im Oberzentrum wahrgenommen werden können. Die Verteilung der demokratischen Bereiche weicht nicht sonderlich von der durchschnittlichen Verteilung im Landkreis ab. Einzig bei der Anzahl der sozialen Organisationen weisen sie deutliche Unterschiede auf. Im Amtsbereich Burg Stargard sind sie überdurchschnittlich vertreten, unter anderem durch vier große Träger, während im Amtsbereich Neverin kaum Präsens von sozialen Organisationen festgestellt werden konnte.

Die ländlichen Amtsbereiche Feldberger Seenlandschaft und Friedland weisen ebenfalls kaum Abweichungen von der durchschnittlichen Verteilung im Landkreis auf. Allenfalls sind die Kulturorganisationen in der Region Feldberger Seenlandschaft noch präsenter. Es sind besonders viele Heimat- und Traditionsvereine ansässig, sowie eine bemerkenswerte Zahl von Museen und Bibliotheken im Vergleich zu dieser relativ dünn besiedelten Region. In Friedland dagegen ist wiederum die Zahl der sozialen Organisationen überdurchschnittlich.

Eine deutlich anders gelagerte Verteilung zeigt der Amtsbereich Mecklenburgische Kleinseenplatte. Zu der sehr hohen Organisationsdichte tragen vor allem die Sportvereine bei, die in dieser Region einen deutlich höheren Prozentsatz ausmachen. Wichtiger als kulturellen Organisationen sind hier auch die Interessenvereinigungen, die in dieser Region vor allem auf die Unterstützung des Tourismus zielen (Fremdenverkehrsvereine, Bootshäuser etc.). Auch Organisationen aus dem Bereich Natur- und Umwelt sind vergleichsweise stark vertreten. Sie setzen sich zu etwa gleichen Teilen aus Kleingarten- und Tierzuchtvereinen zusammen.

39 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Anhand der quantitativen Verteilung der demokratie-relevanten Organisationen in Mecklenburg-Strelitz können die Amtsbereiche wie folgt in ein Ranking sortiert werden:

Ranking anhand der demokratischen Strukturen Mecklenburg-Strelitz Werte Punkte Rang Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte 26,9 1 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 15,7 20,9 1 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 4,3 6,0 2 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft 25,1 2 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 14,2 19,4 2 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,5 5,7 3 Stadt Neustrelitz 16,5 3 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 5,0 8,9 5 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 8,0 7,6 1 Amt Friedland 15,3 4 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 6,5 12,0 3 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 2,4 3,3 5 Amt Neverin 13,3 5 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 5,4 10,3 4 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 2,3 3,0 6 Amt Stargarder Land 12,3 6 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 5,0 8,7 6 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 2,5 3,5 4 Amt Neustrelitz-Land - - - Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) - - - Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) - - - Amt Woldegk - - - Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) - - - Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) - - -

Tabelle 2.2-9: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach demokratischen Strukturen

Die höchstplatzierten Amtsbereiche Mecklenburgische Kleinseeplatte und Feldberger Seenlandschaft fallen vor allem durch eine sehr hohe Organisationsdichte je 1.000 EinwohnerInnen auf. Hier wurden maximal 22,2 Punkte vergeben und beide Amtsbereiche sind nah an der Maximal-Punktzahl. Bei der Verteilung der Organisationen in der Fläche schneiden die Städte – in diesem Fall Neustrelitz – besser ab als die ländlich geprägten Amtsbereiche. Der Amtsbereich Friedland, der bei den Rankings der demografischen und rechtsextremen Strukturen bisher relativ niedrige Ergebnisse erzielt hat, weist zu beachtende demokratische Strukturen im Mittelfeld der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz auf. Allerdings fehlt ein Gesamteindruck für den Landkreis, da für die Amtsbereich Neustrelitz-Land und Woldegk das Vereinsregister nicht einsehbar war.

40 www.portablo.de 2.2.4 Zusammenfassung und Gesamtranking Betrachtet man den Landkreis Mecklenburg-Strelitz anhand der strukturellen Rahmenbedingungen sowie der rechtsextremen und demokratischen Strukturen wird deutlich, dass sich der Landkreis im Mittelfeld der drei untersuchten Landkreise bewegt. In Bezug auf die drei genannten Bereiche weist Mecklenburg-Strelitz spezifische Stärken und Schwächen auf.

Die strukturellen Rahmenbedingungen sind im Vergleich zu Rügen und Parchim als nachteilig zu bewerten. Sowohl die demografische Entwicklung (niedrige Bevölkerungsdichte, vergleichsweise hohe Bevölkerungsrückgänge zwischen 2004 und 2009 und in einzelnen Amtsbereichen sehr niedrige Anteile der unter 30-Jährigen) deuten auf die zukünftige Überalterung der Gesellschaft sowie eine Entsiedlung in der Fläche hin. Die Wirtschaftsstruktur ist vergleichsweise schwach ausgeprägt (BIP je Erwerbstätigem und je Einwohner gehören zu den niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern, die Arbeitslosenquote liegt deutlich über dem Durchschnitt des Bundeslandes). Allerdings verzeichnen einzelne Branchen und besonders der Tourismus in den südlichen Amtsbereichen seit den letzten Jahren deutliche Zuwächse.

Die rechtsextremen Strukturen sind vor allem im nördlichen und östlichen Teil des Landkreises sowie in der Stadt Neustrelitz stark ausgeprägt. In den nördlichen und östlichen Amtsbereichen fallen vor allem hohe Wahlergebnisse für die NPD auf, die sich im Landkreis deutlicher etablieren konnte als in Parchim und auf Rügen. Auch die neonazistische Vereinigungen (Freie Kameradschaften und ähnliche Bündnisse, die mittlerweile relativ eng mit der NPD kooperieren) sind im Landkreis stark vertreten. Die aktivste Vereinigung „Mecklenburgische Aktionsfront“ wurde im Jahr 2009 verboten. Vorfälle und Gewalttaten mit rechtsextremen Motiven konzentrieren sich im Landkreis vor allem in Neustrelitz und kommen nur vereinzelt in den Amtsbereichen vor (u.a. in Friedland).

Die demokratischen Strukturen stellen sich in Mecklenburg-Strelitz sehr unterschiedlich dar. Die südlich-gelegenen, ländlichen Amtsbereiche Mecklenburgische Kleinseenplatte und Feldberger Seenlandschaft weisen eine sehr hohe Dichte an demokratie-relevanten Organisationen in Bezug auf die EinwohnerInnen vor Ort auf, während die Organisationdichte in den nördlichen Amtsbereiche und der Stadt Neustrelitz im Durchschnitt aller erhobenen Amtsbereiche liegt. Die kulturellen Organisationen und Einrichtungen den größten Teil der Organisationslandschaft im Landkreis dar. Dies gilt für alle Amtsbereiche außer der Region Mecklenburgische-Kleinseenplatte, wo Sportvereine und Interessenvereinigungen für Tourismus die übrigen Bereiche überwiegen. In Bezug auf die ermittelten Bereiche und die quantitative Verteilung der Organisationen im Landkreis, kann in Mecklenburg-Strelitz von einer stabilen Trägerlandschaft gesprochen werden.

Werden die drei erhobenen Bereiche – die strukturellen Rahmenbedingungen sowie rechtsextreme und demokratische Strukturen – zusammengefasst, ergibt sich für die Amtsbereiche in Mecklenburg- Strelitz folgendes Gesamtranking:

41 www.portablo.de Punkte Rang in MST Rang gesamt Gesamtranking Mecklenburg-Strelitz (von 100) (von 8) (von 23) Gemeinde Feldberger Seenlandschaft 57,9 1 4 Demokratische Strukturen 25,1 2 4 Rechtsextreme Strukturen 22,0 2 8 Strukturelle Rahmenbedingungen 10,8 6 22 Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte 54,1 2 8 Demokratische Strukturen 26,9 1 3 Rechtsextreme Strukturen 16,8 5 14 Strukturelle Rahmenbedingungen 10,4 7 23 Amt Neverin 53,5 3 9 Demokratische Strukturen 13,3 5 15 Rechtsextreme Strukturen 25,8 1 4 Strukturelle Rahmenbedingungen 14,4 3 15 Amt Stargarder Land 49,2 4 14 Demokratische Strukturen 12,3 6 16 Rechtsextreme Strukturen 19,8 4 11 Strukturelle Rahmenbedingungen 17,1 2 9 Neustrelitz (Stadt) 46,2 5 15 Demokratische Strukturen 16,5 4 13 Rechtsextreme Strukturen 11,8 6 21 Strukturelle Rahmenbedingungen 17,9 1 5 Amt Friedland 28,4 6 23 Demokratische Strukturen 15,3 3 12 Rechtsextreme Strukturen 4,4 8 25 Strukturelle Rahmenbedingungen 8,7 8 25 Amt Neustrelitz-Land 32,5 - - Demokratische Strukturen - - - Rechtsextreme Strukturen 21,2 3 9 Strukturelle Rahmenbedingungen 11,3 5 21 Amt Woldegk 24,6 - - Demokratische Strukturen - - - Rechtsextreme Strukturen 13,0 7 23 Strukturelle Rahmenbedingungen 11,6 4 20

Tabelle 2.2-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Mecklenburg-Strelitz

In Mecklenburg-Strelitz ist die Spanne zwischen den einzelnen Amtsbereichen sehr groß. Der letzt- platzierte Amtsbereich Friedland weist im Vergleich zu den Erst- und Zweitplatzierten Landkreisen nur die Hälfte der Punkte auf. Diese ungleichmäßige Verteilung ist bei den anderen Landkreisen nur bedingt gegeben. Die erstplatzierten, südlichen Amtsbereiche zeichnen sich vor allem durch hohe Punktzahl in den Bereichen demokratischer Strukturen aus, sowie in einer hohen Resistenz gegen rechtsextreme Strukturen. Die demografischen Rahmenbedingungen dagegen sind vergleichsweise nachteilig ausgeprägt. Der Amtsbereich Neverin zeichnete sich vor allem dadurch aus, das rechtsextreme Strukturen kaum vorhanden sind, während im Amtsbereich Stargarder Land sowohl die

42 www.portablo.de demografische Entwicklung als auch schwach ausgeprägte rechtsextreme Strukturen das Ranking begünstigen. Die Stadt Neustrelitz und der Amtsbereich Friedland stehen vor allem durch deutlich sichtbare rechtsextreme Strukturen am Ende des Rankings, die durch die quantitativ etwa durchschnittlich aufgestellte, demokratische Organisationslandschaft im Ranking nicht mehr aufgefangen werden können. In Friedland kommt zudem die negative demokratische Entwicklung erschwerend hinzu.

43 www.portablo.de 2.3 Parchim

2.3.1 Struktur des Gebietes Der Landkreis Parchim liegt im südwestlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er grenzt im Süden an das Land Brandenburg und ist umgeben von den Landkreisen Ludwigslust im Westen, und Güstrow im Norden, sowie Müritz im Osten.

Parchim zählt wie der Landkreis Mecklenburg-Strelitz zu den ländlichen und dünn besiedelten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 44,7 EinwohnerInnen je km² zwar deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 72 EinwohnerInnen je km², aber höher als in Mecklenburg-Strelitz.

Abbildung 2.3-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Parchim)

44 www.portablo.de Zwei große Versorgungszentren bestimmen den Landkreis: zum Einen das im Nordwesten angrenzende Oberzentrum Schwerin mit 95.041 Einwohnern (Stand: 31.12.2009) und zum Anderen das im Südosten gelegene Mittelzentrum Parchim mit 18.670 Einwohnern (Stand: 31.12.2009). Des Weiteren ist die Struktur geprägt durch sechs Unterzentren: Brüel, , Goldberg, Lübz, und Sternberg mit Einwohnerzahlen zwischen 3.000 und 6.000. Diese Zentren machen 19,5% der Landkreisfläche aus und es leben 41,9% der Bevölkerung dort. Die Bevölkerung die in ländlichen Kleinsiedlungen lebt, liegt damit in Parchim bei 58,1% und somit um 20% höher als in Mecklenburg- Strelitz. Die Bevölkerungsdichte in Parchim kann im Detail anhand von Abbildung 2.3-1 nachvollzogen werden.

Wie anhand dieser Abbildung deutlich wird, sind vor allem die Gemeinden im Einzugsbereich des Oberzentrums Schwerin in Folge der Suburbanisierungstendenzen dicht besiedelt. Ebenso weist jeder Amtsbereich ein städtisches bzw. kleinstädtisches Zentrum auf, die umgebenden Gemeinden allerdings sind äußerst dünn besiedelt.

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

Von 1995 bis 2009 ist die Bevölkerung in Parchim um 9,8% zurückgegangen. Damit liegt der Landkreis leicht über dem Landesschnitt von 9,4%, aber unter dem Landkreis Rügen mit 14%.

Die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Gemeinden folgt ähnlichen Tendenzen wie sie für Mecklenburg-Strelitz beschrieben wurden. Zwischen 1994 und 2004 konnten auch in Parchim 40,9% der Gemeinden Bevölkerungsgewinne verzeichnen. Zwischen 2004 und 2009 wuchs die Bevölkerung nur noch in drei Gemeinden, so dass sich 95% der Gemeinden mit sinkenden Bevölkerungszahlen auseinandersetzen müssen.

Gemeinde Amtsbereich 1994-2004 2004-2009 1994-2009 Banzkow Banzkow 33,50 23,20 64,50 Severin 15,60 4,60 20,90 Groß Godems Parchimer Umland 6,70 0,80 7,80 Werder Eldenburg-Lübz -19,57 -20,62 -36,15 Tramm Crivitz -37,10 -4,70 -40,06 Herzberg Eldenburg-Lübz -30,81 -16,54 -42,25

Tabelle 2.3-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent

Zuwachs verzeichnen konnten zwischen 2004 und 2009 nur: Die Gemeinde Banzkow als Suburbanisierungsgegend von Schwerin, die seit 1994 kontinuierlich und deutlich gewachsen ist – von 2004 bis 2009 allein um 23,2%. Obwohl auch die anderen Gemeinden im Umkreis Schwerins bis 2004 deutliche Zuwächse zu verzeichnen hatten, sinken die Bevölkerungszahlen seit Mitte der 2000er Jahre. Geringere, aber kontinuierliche Zuwächse seit 1994 verzeichnen auch die beiden ländlichen Gemeinden Severin und Groß Godems im Amtsbereich Parchimer Umland. Auch dies könnte auf Suburbanisierungstendenzen zurückzuführen sein, da beide in der Nähe der Stadt Parchim liegen.

45 www.portablo.de Am stärksten von rückläufigen Bevölkerungsentwicklungen betroffen sind die Gemeinden Herzberg und Werder im Amtsbereich Eldenburg-Lübz. Hier ist die Bevölkerung seit 1994 um 42,3% bzw. 36,2% zurückgegangen, wobei der Rückgang seit 1994 kontinuierlich hoch ist. Die Bevölkerung in der Gemeinde Tramm im Amtsbereich Crivitz ist dagegen vor allem zwischen 1994 und 2004 stark zurückgegangen. Seit 2004 hat sich der Rückgang deutlich stabilisiert.

Was sich bereits bei den Gemeinden andeutet, wird in der Übersicht der Amtsbereiche nochmals deutlich. Der Amtsbereich Banzkow kann als einziger aller betrachteten Amtsbereiche Bevölkerungszuwächse verzeichnen, während vor allem der Amtsbereich Goldberg-Mildenitz zwischen 2004 und 2009 deutlich geschrumpft ist.

Bevölkerungsrückgang/- Amtsbereich zuwachs 2004-2009 in % Goldberg-Mildenitz -11,2 Sternberger Seenlandschaft -9,0 Crivitz -7,8 Eldenburg-Lübz -6,8 Parchimer Umland -6,0 Plau -4,2 Ostufer -3,7 Parchim, Stadt -3,7 Banzkow 3,6 Parchim Gesamt -5,6

Tabelle 2.3-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent

Die Prognose des statistischen Landesamtes für die Bevölkerungsentwicklung bis 2030 fällt allerdings für Parchim wie für alle ländlichen Regionen in Mecklenburg-Vorpommern negativ aus. Die Bevölkerung soll von 2006 bis 2030 um 26,2% zurückgehen und damit etwas weniger sinken als in Mecklenburg-Strelitz.

Zentrum für demografische Parchim Statistisches Landesamt Entwicklung - Basisjahr 2006- - Basisjahr 2005- 2006 2030 2006-2030 2005-2030 Gesamt 101279 74770 -26,2% -16,1% davon 0-15 Jährige 10,6% 7,4% davon 65+ 16,7% 43,8% 40,1%

Tabelle 2.3-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009)

Die Prognose zur Überalterung der Gesellschaft ist für Parchim ebenso deutlich wie für Mecklenburg- Strelitz. Allerdings fallen sie nicht ganz so drastisch aus (vgl. S.24). Zwar soll auch in Parchim der Anteil der über 65-Jährigen auf 43,8% ansteigen, aber wichtige Bevölkerungsgruppen wie die 0-15 Jährigen und die 20-30 Jährigen sind etwas stärker vertreten als in Mecklenburg-Strelitz.

46 www.portablo.de Die Prognose des Rostocker Zentrums für Demografische Entwicklung (Basisjahr 2005) zeigt auch für Parchim deutlich andere Ergebnisse an. Der Bevölkerungsrückgang wird, wie für Mecklenburg-Strelitz, weniger drastisch prognostiziert und soll nur 16,1% betragen. Auch der Anteil der über 65-Jährigen soll mit etwa 40% etwas niedriger ausfallen. Aufgrund der sich deutlich widersprechenden Ergebnisse beider Prognosen werden daher keine Tendenzen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung aufgezeigt.

Regionaler Arbeitsmarkt

Traditionell ist die Region von der Landwirtschaft sowie der Forst- und Fischereiwirtschaft und ihren vor- und nachgelagerten Bereichen geprägt. Zudem hat die Region im Osten Anschluss an das Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte und eine lange Tradition der touristischen Nutzung. Hier werden im Leader-Strategiepapier von 2007 die Wachstumschancen des Landes gesehen (vgl. GLES 2007:21ff.). Allerdings machen diese Branchen nicht den Hauptanteil der Bruttowertschöpfung aus: die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft generiert 5,6% der Bruttowertschöpfung. Der Dienstleistungssektor generiert mit 75,6% den größten Mehrwert. Im Unterschied zu Mecklenburg- Strelitz und Rügen ist auch das verarbeitende Gewerbe stärker in der Region (18,8%) vertreten, wenn auch leicht unterdurchschnittlich bei der Betrachtung aller Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern (20,0%).Der Tourismussektor zeigt weniger Dynamik als in Rügen oder Mecklenburg-Strelitz. Die Zahl der angebotenen Betten (1997-2008: +24,2%), der Beherbergungsstätten (1997-2008: +4,6%) und der Gästeübernachtungen (1997-2008: +36,7%) ist im Vergleich zu den anderen beiden Landkreisen weit weniger gewachsen.

Positiv ist zu vermerken, dass die Bruttowertschöpfung in Parchim sowohl in absoluten Zahlen (1,45 Mio. €) als auch je Erwerbstätigem (45.844 €) höher liegt als in Mecklenburg-Strelitz und Rügen, allerdings immer noch unterdurchschnittlich im Vergleich zur Quersumme aller Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern (47.593 € je Erwerbstätigem).

Die ca. 35.300 Erwerbstätigen (Stand: 31.12.2008) verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche:

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Verarbeitendes Gewerbe 8%

27% 12% Baugewerbe

Handel, Gastgewerbe und Verkehr 11%

7% Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister

12% 23% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Andere öffentliche und private Dienstleister

Abbildung 2.3-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Parchim (Stand: 2008)

47 www.portablo.de Im Vergleich zum strukturell ähnlich gelagerten Landkreis Mecklenburg-Strelitz wird ersichtlich, dass in Parchim die Wirtschaftsbereiche Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und der Sektor der Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister stärker aufgestellt sind. Diese stellen in Parchim deutlich mehr Stellen zur Verfügung. Dafür ist in Parchim der Sektor von Handel, Gastgewerbe und Verkehr schwächer aufgestellt als in Mecklenburg-Strelitz. Der Prozentsatz der öffentlichen Verwaltung an der Gesamtheit der Wirtschaftsbereiche ist kleiner als in Mecklenburg- Strelitz, was auf einen stabileren wirtschaftlichen Sektor hinweist. Dies spiegelt sich auch im Zeitverlauf. Im Erfassungszeitraum des statistischen Landesamtes (1991-2008) ist die absolute Zahl der Erwerbstätigen1 um 16,4% zurückgegangen. Zwar ist diese Entwicklung deutlich stabiler als in Mecklenburg-Strelitz (28,9%), aber weniger stabil als auf Rügen (10,2%).

Die Arbeitslosenquote im Landkreis liegt mit 13,4% unter dem Durchschnitt in M-V. Auch konjunkturelle Schwankungen haben kaum Einfluss auf die Arbeitslosenquote im Landkreis. Es muss jedoch, wie generell in M-V, von einer relativ hohen Sockelarbeitslosigkeit ausgegangen werden. Und obwohl der Arbeitsmarkt vergleichsweise gut aufgestellt ist, sind auch für Parchim deutlich mehr Auspendler als ein Einpendler zu verzeichnen. Das Verhältnis zwischen Ein- und Auspendlern liegt mit 1 zu 2,7 (Stand: 31.12.2008) fast ebenso hoch wie in Mecklenburg-Strelitz.

1 Andere Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit sind in dieser Statistik nicht erfasst.

48 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Die einzelnen Amtsbereiche können in Bezug auf die demografische Entwicklung wie folgt in ein Ranking gebracht werden:

Ranking anhand demografischer Rahmenbedingungen Parchim Wert Punkte Rang Parchim (Stadt) 13,0 1 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 17,7 4,8 1 Anteil der unter 30-Jährigen 28,4% 4,0 1 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -3,7% 4,3 2 Banzkow 12,0 2 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 81,8 3,7 2 Anteil der unter 30-Jährigen 25,2% 1,6 7 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 3,6% 6,7 1 Ostufer Schweriner See 10,4 3 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 65,6 3,5 3 Anteil der unter 30-Jährigen 26,5% 2,6 6 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -3,7% 4,3 2 Plau am See 9,7 4 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 38,3 2,1 5 Anteil der unter 30-Jährigen 27,7% 3,5 2 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -4,2% 4,1 3 Crivitz 8,0 5 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 38,2 2,1 5 Anteil der unter 30-Jährigen 27,4% 3,3 4 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -7,8% 2,7 6 Eldenburg-Lübz 7,7 6 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 34,0 1,6 7 Anteil der unter 30-Jährigen 27,0% 2,9 5 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,8% 3,2 5 Sternberger Seenlandschaft 7,2 7 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 35,6 1,8 6 Anteil der unter 30-Jährigen 27,5% 3,3 3 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -9,0% 2,1 7 Parchimer Umland 5,3 8 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 27,1 0,9 9 Anteil der unter 30-Jährigen 24,2% 0,9 8 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,0% 3,5 4 Goldberg-Mildenitz 2,4 8 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 31,9 1,4 8 Anteil der unter 30-Jährigen 23,0% 0,0 9 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -11,2% 1,0 8

Tabelle 2.3-4: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach demografischen Faktoren

49 www.portablo.de Die Stadt Parchim bietet in Bezug auf die demografischen Strukturen die besten Ausgangsbedingungen im Kreis. Bei allen drei Indikatoren können etwa identische Punktzahlen erzielt werden und jeweils die ersten Ränge im Kreisvergleich. Die zweit- und drittplatzierten Amtsbereiche Banzkow und Ostufer Schweriner See zeichnen sich als Suburbanisierungsregionen von Schwerin durch eine hohe Bevölkerungsdichte und eine positive Bevölkerungsentwicklung seit 2004 aus. Allerdings ist der Anteil der unter 30-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in beiden Amtsbereichen sehr niedrig. Die folgenden Amtsbereiche (Plau am See, Crivitz, Eldenburg-Lübz und Sternberger Seenlandschaft) zeigen in allen drei Indikatoren eine ähnliche Ausprägung in den mittleren Bereichen und können daher als ländliche, demografisch-ähnlich strukturierte Regionen beschrieben werden. Eine geringere Bevölkerungsdichte und einen sehr niedrigen Anteil von unter-30-Jährigen weisen dagegen die letztplatzierten Amtsbereiche Parchimer Umland und Goldberg-Mildenitz auf. In Goldberg-Mildenitz fällt auch der Rückgang der Bevölkerung seit 2004 am höchsten aus, so dass der Amtsbereich bei allen drei betrachteten Indikatoren die niedrigsten Werte im Kreis aufweist. Er bildet damit das Gegenstück zur Stadt Parchim.

Punkte Rang (betrachtete Rahmenbedingungen Wirtschaftsstruktur Werte (13,3 gesamt) Landkreise)

Arbeitslosenquote 13,40% 2,5 1 Produktivität (BIP je Erwerbstätigem in EUR) 45.844 € 1,1 1 Verfügbares Einkommen je Einw. (in EUR) 15.700 € 2,5 2 BIP je Einwohner (in EUR) 16.322 € 0,9 2 Gesamt 7,0 1

Tabelle 2.3-5: Ranking des Landkreises Parchim nach Wirtschaftsstruktur

Im Vergleich der drei Landkreise zeigt sich, dass Parchim auch in Bezug auf die Wirtschaftstruktur gut abschneidet. Die Produktivität im Landkreis ist höher als in den anderen beiden. Die Arbeitslosenquote niedriger.

2.3.2 Rechtsextreme Strukturen Etablierte rechtsextreme Strukturen

In Parchim setzt sich die rechtsextreme Szene ebenfalls aus den drei vorgestellten Ausprägungen zusammen (vgl. Kapitel 2.1): parteigebundenen Strukturen, die vorrangig von der NPD besetzt sind; Gruppierungen von Neonazis, die meist als freie Kameradschaften oder ähnliche regionale Bündnisse organisiert sind, und die subkulturelle Szene (u.a. Skinheads), die vorwiegend im Bereich von rechten Partys und Konzerten aktiv ist.

In den jährlichen Verfassungsschutzberichten des Landes wird der Landkreis Parchim im Gegensatz zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz in keiner der drei genannten rechtsextremen Ausprägungen, sondern lediglich in folgenden Zusammenhängen erwähnt: der Sitz eines Versandhandels befand sich

50 www.portablo.de im Landkreis (VS-Bericht 2003/2004) und 2009 wurde in Goldberg eine Aktion zum sogenannten „Heldengedenktag“ veranstaltet (VS-Bericht 2009).

Dennoch ist auch für den Kreis Parchim ein beträchtliches Maß von Aktivitäten auszumachen – vor allem von der subkulturellen Szene. LOBBI e.V. (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) dokumentierte seit 2001 eine Vielzahl von rechtsextremen Aktivitäten in M-V. Für den Landkreis Parchim wurden 24 Vorfälle von 2001 bis 2009 erfasst. Dies sind mehr als in Mecklenburg-Strelitz. Die Vorfälle in Parchim verteilen sich über den gesamten Landkreis. Schwerpunktmäßig treten sie in den zentralen Orten Parchim (4), Crivitz (4) und vor allem Sternfeld (6) auf. Weiterhin sind einzelne Aktivitäten in Brüel, Karow am See, Lübz, Pinnow, Plau am See, Raben-Steinfeld, Rom und Zapel dokumentiert. Während es sich bei den Vorfällen in Crivitz, um tätliche Angriffe mit Körperverletzung handelt, die alle im Zeitraum eines Monats (Februar 2002) stattfanden, sind vor allem in Sternberg und Parchim kontinuierlich Vorfälle zu verzeichnen. Viele davon sind ebenfalls Fälle schwerer Körperverletzung und zu einem großen Teil gegen MigrantInnen gerichtet. Die sporadisch verzeichneten Vorfälle in den anderen Orten sind eher Sachbeschädigungen und Verwendung staatsfeindlicher Symbole (Beschädigung eines jüdischen Friedhofes, Graffitis/Schmierereien) in Einzelfällen auch Körperverletzungen (z.B. in Rom 2002).

Zudem finden in Parchim vereinzelt rechtsextreme Konzerte und Partys statt. Der Bundesverfassungsschutz verzeichnete von 2006 bis 2008 jeweils ein Konzert im Landkreis (in Lübz, Dabel und Sternberg), im Jahr 2009 waren es zwei Konzerte (in Rom und Sternberg).

Neonazistische Vereinigung / freie Kameradschaften für den Landkreis Parchim werden in den Verfassungsschutzberichten des Landes nicht ausgewiesen, es wird jedoch darauf verwiesen, dass es vielerorts informelle Gruppen gibt, die sich in eher lockeren Strukturen zusammenfinden. Diese weisen laut Verfassungsschutzbericht (M-V 2008:86) nicht die Stabilität einer „Kameradschaft“ auf, sind ideologisch jedoch der Neonaziszene zuzuordnen. Überschneidungen mit der subkulturellen Szene sind nicht selten.

Innerhalb der parteilichen Strukturen der NPD gehört der Landkreis zum Kreisverband Westmecklenburg. In den Verfassungsschutzberichten sind keine gesonderten Kommentare zu diesem Kreisverband verzeichnet. Sie gelten als unauffälliger im Vergleich zu den östlichen Kreisverbänden.

Rückhalt rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung

Rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung können anhand der Wahlergebnisse für die NPD ausgewiesen werden. Als Indikator gilt vor allem die Landtagswahl von 2006, die erstmals unabhängig von der Bundestagswahl stattfand und sehr hohe NPD-Ergebnisse aufwies. Bei den Kommunal- wie den Bundestagswahlen schneidet die NPD in Parchim (wie im gesamten Land) vergleichsweise schlecht ab, da die Personaldecke der Partei in der ländlichen Fläche nicht ausreicht.

51 www.portablo.de Betrachtet man die Wahlergebnisse im Landkreis Parchim bei der Landtagswahl 2006 so wird zunächst deutlich, dass die Städte, in denen die meisten rechtsextremen Vorfälle verzeichnet wurden – Sternberg, Crivitz und Parchim – nicht durch sonderlich hohe NPD-Wahlergebnisse auffallen. Hohe NPD-Ergebnisse weisen stattdessen die umliegenden ländlichen Gemeinden auf: in der Nähe von Sternberg die Gemeinde Witzin; in der Nähe von Parchim die Gemeinden Rom und Siggelkow; zwischen Parchim und Crivitz die Gemeinden Klinken, Raduhn und Severin. Hinsichtlich der Bevölkerungsdichte weisen diese Gemeinden oberflächlich betrachtet keine Strukturschwächen auf. Sie sind teilweise sogar dicht besiedelt, wie die Gemeinde Rom. In diesem Fall treffen auch ein verzeichneter Vorfall des LOBBI e.V. und hohe NPD-Wahlergebnissen zusammen. Sehr niedrige Wahlergebnisse zeichnen stattdessen vor allem die Gemeinden im Einzugsbereich Schwerins aus, besonders im Amtsbereich Ostufer Schweriner See.

52 www.portablo.de

Abbildung 2.3-3: Karte Parchim - Vergleich NPD-Wahlergebnisse 2006 und Einwohnerdichte

53 www.portablo.de Zusammenfassung und Ranking

In Bezug auf die vorherigen Aussagen können die Amtsbereiche anhand rechtsextremer Strukturen wie folgt in eine Reihenfolge gebracht werden (Rang 1 = kaum rechtsextreme Strukturen):

Ranking anhand rechtsextremer Strukturen Parchim Wert Punkte Rang Banzkow 28,7 1 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 5,6% 17,6 2 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Ostufer Schweriner See 26,6 2 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 4,3% 22,2 1 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 2 4,4 - Goldberg-Mildenitz 25,5 3 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 6,5% 14,4 5 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Plau am See 21,5 4 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 5,8% 17,0 3 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 2 4,4 - Sternberger Seenlandschaft 15,9 5 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 6,4% 14,8 4 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 8 1,1 - Eldenburg-Lübz 14,9 6 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,0% 9,9 7 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 - Parchimer Umland 14,6 7 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,1% 9,6 8 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 - Parchim (Stadt 12,8 8 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,2% 9,5 9 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 4 3,3 - Crivitz 12,7 9 Prozentsatz der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,5% 10,5 6 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 6 2,2 -

Tabelle 2.3-6: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach rechtsextremen Strukturen

Im Kreis Parchim sind die Wahlergebnisse für die NPD im Vergleich zu Mecklenburg-Strelitz und Rügen relativ niedrig, so dass jeder Amtsbereich mindestens die Hälfte der Maximal-Punktzahl erreicht. Allerdings unterscheiden sich die erstplatzierten Amtsbereiche und vor allem die Region Ostufer Schweriner See noch einmal deutlich mit den geringsten NPD-Wahlergebnissen von allen betrachteten Amtsbereichen. Der Einfluss der Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund auf das Gesamtranking ist mit einem Drittel vergleichsweise moderat gewählt und kann daher durch niedrige NPD-Wahlergebnisse wie im Amtsbereich Sternberger Seenlandschaft ausgeglichen werden. Bei den letztplatzierten Amtsbereichen Stadt Parchim und Crivitz fallen sie allerdings deutlich ins Gewicht.

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2.3.3 Demokratische Strukturen Im Vergleich zu den rechtsextremen Strukturen, über die aufgrund der geringen Datentiefe (Landesebene) nur bedingt Aussagen gemacht werden können, wurden die demokratischen Strukturen im Rahmen des Projektes vollständig erhoben.

Im Landkreis Parchim wurde folgende Anzahl von Organisationen ermittelt:

Demokratische Strukturen Parchim 813,0 1. Sport 178,0 2. Soziales 142,8 2.1. Jugendhilfe / Familienhilfe 86,0 2.2. Senioren 12,0 2.3. Migration 0,0 2.4. Behinderte 1,3 2.5. religiöse Vereinigungen 27,5 2.6. Beratung / Selbsthilfegruppen 3,0 2.7. Multikategorische Träger 13,0 3. Bildung 134,0 3.1. Kitas 49,0 3.2. Schulen 43,0 3.3. Schulfördervereine 27,0 3.4. Ausbildungs-, Bildungs- und Beschäftigungsträger 15,0 4. Kultur 187,8 4.1. Kunst / Musik 87,5 4.2. Bibliotheken / Museen 30,0 4.3. Historische Gebäude 12,0 4.4. Heimat- und Traditionsvereine 36,3 4.5. Karnevalsvereine 22,0 5. Natur und Umwelt 55,3 5.1. Natur-, Umwelt- und Tierschutz 15,3 5.2. Kleingartenvereine 30,0 5.3. Tierzucht 10,0 6. Rettungsdienste 59,0 6.1. Freiwillige Feuerwehr 53,0 6.2. Technisches Hilfswerk THW 0,0 6.3. Deutsches Rotes Kreuz DRK 2,0 6.4. Sonstige (Wasserwacht, Verkehrswacht etc.) 4,0 7. Interessenvereinigungen 56,0 7.1. ohne Zuordnung 40,0 7.2. Tourismus 16,0

Tabelle 2.3-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" im Landkreis Parchim

55 www.portablo.de Diese verteilen sich auf die Landkreise wie folgt:

Amtsbereich Anzahl Prozent Amt Plau am See 126,0 15,5 Amt Sterneberger Seenlandschaft 121,0 14,9 Amt Parchimer Umland 113,0 13,9 Stadt Parchim 106,0 13,0 Amt Goldberg-Mildenitz 96,0 11,8 Amt Eldenburg-Lübz 78,0 9,6 Amt Crivitz 74,0 9,1 Amt Banzkow 51,0 6,3 Amt Ostufer Schweriner See 48,0 5,9 Gesamt 813,0 100,0

Tabelle 2.3-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich

Aus der Aufschlüsselung wird ersichtlich, dass die ländlichen Landkreise bei der Anzahl der demokratisch orientierten Organisationen ähnlich stark und teilweise stärker aufgestellt sind, als die Kreisstadt Parchim. Die Amtsbereiche Ostufer Schweriner See und Banzkow, die in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt Schwerin liegen, weisen dagegen eine geringere Organisationszahl auf.

Werden diese Angaben zur verfügbaren Fläche und den Einwohnerzahlen der Amtsbereiche ins Verhältnis gesetzt, relativieren sich die absoluten Angaben. Im Durchschnitt kommen in Parchim 3,7 Organisationen auf 10 km² bzw. 8,2 Organisationen auf 1.000 Einwohner.

In Bezug auf die Fläche liegen die Organisationszahlen der flächenmäßig kleineren Amtsbereiche Ostufer Schweriner See mit 3,5 Organisationen im Durchschnitt und in Banzkow mit 5,3 Organisationen sogar über dem Durchschnitt. Dagegen weisen vor allem die großflächigen Landkreise eine flächenmäßig dünnere Verteilung der Organisationen auf: vor allem Eldenburg-Lübz mit 1,8 Organisationen je 10km², aber auch die Amtsbereiche Sternberger Seenlandschaft und Parchimer Umland, die bei den absoluten Angaben sehr hohe Organisationszahlen aufweisen, liegen unter dem Durchschnitt des Landkreises. In Bezug auf die Fläche wird die Konzentration in der Kreisstadt Parchim mit fast 10 Organisationen je 10km² sichtbar. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass in den jeweiligen Amtsbereichen nur ein Teil der verfügbaren Fläche als Siedlungs- und Nutzfläche zur Verfügung steht. Daher ist eine Verteilung der Organisationen auf die Fläche lediglich ein Maß der Veranschaulichung. Relevanter ist die Organisationdichte im Verhältnis zu den EinwohnerInnen.

56 www.portablo.de

Abbildung 2.3-4: Karte Parchim - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner

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Abbildung 2.3-5: Karte Parchim - Vergleich der Organisationsdichte je 1.000 Einwohner und der Einwohnerdichte

58 www.portablo.de 140

126 121 120 113 106

100 96

78 80 74 Gesamt Sport 60 Soziales 50,99 48 Bildung Kultur 40 37 35 Natur und Umwelt 28 29 27 27 27 Rettungsdienste 24 24 22 2222 22 23 20 20 20 Sonstige 18 17 18 17 20 15 15 16 15 15 15 15 15 13 14 11 12 12 12 10 9 10 9 88 8 7 8 7 5 5 6 3 2 2 3 3 3 0 2 10 1 1 10 1 0

Abbildung 2.3-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich

59 www.portablo.de In Bezug auf die Einwohnerzahlen verschiebt sich die Einschätzung der Organisationdichte nochmals. Vor allem die relativ dünn-besiedelten, ländlichen Amtsbereiche Sternberger Seenlandschaft, Plau am See und Parchimer Umland weisen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Organisationen je 1.000 Einwohnern auf (von 14,1 bis 17,1). Eine etwa durchschnittliche Organisationdichte verzeichnen dagegen die Amtsbereiche Crivitz, Eldenburg-Lübz und Goldberg-Mildenitz. Besonders der Amtsbereich Banzkow ist hier hervorzuheben, der auch bei einer relativ hohen Bevölkerungsdichte eine durchschnittliche Organisationsdichte von 7,1 verzeichnet. Die Kreisstadt Parchim im Vergleich dazu weist bei einer ebenfalls hohen Bevölkerungsdichte 5,6 Organisationen je 1.000 Einwohner aus. Die wenigsten Organisationen im Verhältnis zu den Einwohnern weist der Amtsbereich Ostufer Schweriner See aus. Auch hier ist im Vergleich zum Durchschnitt des Landkreises eine relativ hohe Bevölkerungsdichte festzustellen (wenn auch niedriger als in Parchim und Banzkow), aber es kommen lediglich 3,4 Organisationen auf 1.000 Einwohner – halb so viel, wie durchschnittlich im Landkreis Parchim.

Wie anhand von Abbildung 2.3-5 deutlich wird, lässt sich die unterschiedlich hohe Verteilung der Demokratie-relevanten Organisationen in den Amtsbereichen des Landkreises nicht mit der Siedlungsstruktur erklären. Die ländlichen Amtsbereiche Sternberger Seenlandschaft, Goldberg- Mildenitz, Plau am See und Eldenburg Lübz sind ähnlich besiedelt. Um ein kleinstädtisches Zentrum sind dünner besiedelte, ländliche Gemeinden verteilt. Dennoch ist die Organisationsdichte im Amtsbereich Goldberg-Mildenitz nur halb so hoch wie in den Amtsbereichen Plau am See und Sternberger Seenlandschaft. Auch die Amtsbereiche nahe Schwerins unterscheiden sich nicht wesentlich in ihrer Siedlungsstruktur, weisen aber eine sehr unterschiedliche Dichte von Demokratie- relevanten Organisationen auf.

Verteilung der Organisationen nach Bereichen demokratischen Engagements

Parchim (813 Organisationen)

7% Sport 7% 22% Soziales 7% Bildung Kultur

18% Natur und Umwelt 23% Rettungsdienste Interessenvereinigungen 16%

Abbildung 2.3-7: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis

60 www.portablo.de Im Landkreis Parchim machen die im Kulturbereich engagierten Organisationen den Großteil der erhobenen Organisationen aus, allerdings nicht so deutlich wie in Mecklenburg-Strelitz. Die Organisationen aus dem Bereich Sport sind fast ebenso stark vertreten. Die nächsten wichtigen Sektoren sind Soziales und Bildung, während die Bereiche Natur und Umwelt, Rettungsdienste und Interessenvereinigungen einen geringeren Anteil an der Gesamtzahl der Träger ausmachen. Im Vergleich zu den beiden anderen Landkreisen zeigt sich in Parchim ein relativ ausgeglichenes Verhältnis zwischen den konstruierten Bereichen demokratischen Engagements.

Die einzelnen Amtsbereiche weisen jeweils spezielle Ausprägungen auf (vgl. Abbildung 2.3-6)

Eine ähnliche Verteilung wie auf Landkreisebene (ausgeprägte Bereiche Kultur und Sport, gefolgt von Bildung und Soziales und den unwichtigeren Bereichen Umwelt und Natur, Rettungsdienste, Interessenvereinigungen) weisen folgende Amtsbereiche auf:

- Amt Banzkow: Allerdings ist hier der Anteil der Rettungsdienste und Interessenvereinigungen deutlich niedriger ausgeprägt. - Amt Sternberger Seenlandschaft: Wobei hier der Kultur- und Sportbereich deutlich dominieren, während Natur und Umwelt sowie Rettungsdienste ebenso stark vertreten sind wie Bildung und Soziales. - Amt Goldberg-Mildenitz: Auch hier ist allerdings der Bereich Bildung unterdurchschnittlich vertreten und entspricht etwa der Stärke des Bereiches Natur und Umwelt.

Ein deutlich abweichendes Profil zeigen dagegen folgende Amtsbereiche:

- Stadt Parchim: Hier dominiert der Bildungssektor die demokratischen Strukturen und ist überdurchschnittlich stark vertreten. Der Kulturbereich ist ebenfalls stark ausgeprägt, aber der Bereich Sport ist weniger zentral als im Durchschnitt des Landkreises. Interessenvereinigung und Natur und Umwelt spielen eine untergeordnete Rolle. - Amt Crivitz: Hier dominieren die im Sportbereich engagierten Organisationen vor dem Kulturbereich. Der Bildungssektor ist deutlich schwächer vertreten als Organisationen aus dem Bereich Natur und Umwelt. - Amt Ostufer Schweriner See: Auch hier dominiert der Sportbereich, aber der Kulturbereich ist schwächer vertreten als die Bereiche Bildung und Soziales. - Amt Eldenburg Lübz: Im Gegensatz zu den anderen Amtsbereichen sind die Anteile der Sport und Kulturorganisationen in diesem Amtsbereich deutlich niedriger ausgeprägt als die Bereiche Bildung und Soziales. Sie dominieren die demokratischen Strukturen deutlich, da auch die anderen Bereiche unterdurchschnittlich ausgeprägt sind. - Amt Plau am See: Hier ist die Verteilung zunächst relativ ähnlich zum Kreisprofil (mit der Ausnahme, dass der Bildungsbereich leicht unterdurchschnittlich aufgestellt ist und hinter dem Bereich Natur und Umwelt zurückfällt). Der hauptsächliche Unterschied ist, dass Interessenvereinigungen hier einen ebenso großen Anteil der demokratischen Strukturen ausmachen, wie kulturelle Organisationen.

61 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Anhand der Organisationsdichte im Verhältnis zu den EinwohnerInnen wie der Fläche können die Amtsbereiche des Kreises in folgende Reihenfolge gebracht werden. Dabei macht die Anzahl der Organisationen je 1.000 EinwohnerInnen zwei Drittel der Bewertung aus, da sie die Engagement- Möglichkeiten für jeden Einzelnen im Amtsbereich aufzeigen. Die Anzahl der Organisationen je 10km² wird dagegen als Indikator für die Erreichbarkeit der vorhandenen Organisationen verstanden und macht daher ein Drittel der Bewertung aus.

Ranking anhand der demokratischen Strukturen Punkte Parchim Wert (von 33,3) Rang Sternberger Seenlandschaft 27,4 1 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 17,1 22,2 1 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,1 5,2 7 Plau am See 25,7 2 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 14,1 19,3 3 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 5,4 6,5 2 Parchimer Umland 25,1 3 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 14,3 19,5 2 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,2 5,6 6 Parchim (Stadt) 19,6 4 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 5,6 11,1 8 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 9,9 8,5 1 Banzkow 19,0 5 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 7,1 12,6 5 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 5,3 6,5 3 Goldberg-Mildenitz 18,4 6 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 7,0 12,5 6 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 4,0 5,9 4 Crivitz 17,9 7 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 7,7 13,2 7 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,0 4,8 8 Eldenburg-Lübz 15,9 8 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 8,8 14,2 4 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 1,8 1,8 9 Ostufer Schweriner See 8,1 9 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 3,4 2,4 9 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,5 5,7 5

Tabelle 2.3-9: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach demokratischen Strukturen

Die ersten drei Amtsbereiche zeichnen sich vor allem durch die hohe Zahl von potentiellen Engagement-Möglichkeiten aus. Auf tausend EinwohnerInnen kommen hier 14 bis 17 demokratie- relevante Organisationen. Im Fall der erstplatzierten Region Sternberger Seenlandschaft und der drittplatzierten Region Parchimer Umland relativiert diese hohe Organisationsdichte sogar die niedrige Zahl der Organisationen in Bezug auf die Fläche.

62 www.portablo.de Die höchste Organisationsdichte in Bezug auf die Fläche weist die Stadt Parchim auf – allerdings relativiert sich diese Angabe im Verhältnis Organisationszahl/EinwohnerInnen. Eine für den Kreis sehr niedrige Organisationsdichte je tausend EinwohnerInnen weist der letztplatzierte Amtsbereich Ostufer Schweriner See auf. Ebenso unterdurchschnittlich ist die Organisationsdichte in der Fläche von Eldenburg-Lübz.

2.3.5 Zusammenfassung und Gesamtranking Der Landkreis Parchim weist eine ähnliche Siedlungsstruktur wie der Landkreis Mecklenburg-Strelitz auf. Er besteht aus großen ländlichen, dünn besiedelten Regionen, die durch Kleinstädte und Zentralorte strukturiert sind. Die demografische Entwicklung im Kreis ist Parchim ist etwas stabiler als in Mecklenburg-Strelitz. Dennoch sind beide Kreise ähnlich von Bevölkerungsrückgang und Überalterung der Gesellschaft betroffen. Der Wirtschaftsstruktur des Kreises ist stark von der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung geprägt. Im nordöstlichen Teil bestehen zudem Möglichkeiten zur touristischen Nutzung aufgrund der Anbindung an die Mecklenburgische Seenplatte. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsstruktur des Kreises ist deutlich höher als auf Rügen oder in Mecklenburg-Strelitz. Insgesamt ist die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem die höchste in den drei betrachteten Landkreisen. Auch die die Arbeitslosenquote liegt leicht unter dem Landesdurchschnitt. Die Zahl der Erwerbstätigen hat seit 1991 nicht in so hohem Maß abgenommen, wie in Mecklenburg-Strelitz. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, kann daher im Kreis Parchim von günstigeren Rahmenbedingungen gesprochen werden, als in Mecklenburg-Strelitz.

Die rechtsextremen Strukturen sind in Parchim stark von gewaltbereiten Subkulturen geprägt. Dafür sprechen die zahlreichen von LOBBI e.V. dokumentierten Vorfälle, die nicht zu einem strategisch- überlegten Handeln der NPD und der Neonazis passen. Die Aktionen der subkulturellen, rechtsextremen Kräfte finden in unterschiedlichen Regionen Parchims statt (schwerpunktmäßig in den städtischen Unterzentren), verteilen sich aber auch in der Fläche. Eine Konzentration vorwiegend einzelne Städte wie in Mecklenburg-Strelitz (Neustrelitz/Neubrandenburg) ist nicht festzustellen. Die Parteistrukturen und neonazistischen Vereinigungen sind allerdings schwächer vertreten als in Mecklenburg-Strelitz. Der NPD-Kreisverband Westmecklenburg ist laut den Landesverfassungs- schutzberichten deutlich weniger aktiv als die östlichen Kreisverbände. Das Wahlpotential für die NPD ist im Vergleich zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz ebenfalls deutlich niedriger. Zwar gibt es einzelne ländliche Gemeinden mit einem hohen Wahlpotential, sie machen aber einen wesentlich geringeren Anteil aus, als selbige in Mecklenburg-Strelitz.

Die demokratischen Strukturen in Parchim sind im Vergleich der drei Landkreise quantitativ am stärksten ausgeprägt. Sowohl die Organisationsdichte je tausend Einwohner als auch je 10km² sind hier besonders hoch. Dies trifft besonders auf die ländlichen und vergleichsweise dünn besiedelten Amtsbereiche wie Sternberger Seenlandschaft, Plau am See und Parchimer Umland zu. Die Organisationsdichte je tausend Einwohner liegt hier drei Mal höher als in der Stadt Parchim. Die Amtsbereiche im Schweriner Umland weisen dagegen eine geringere Organisationsdichte auf – vor allem der Amtsbereich Ostufer Schweriner See. Eventuell ist hier die Nähe eines großen Angebotes in

63 www.portablo.de Schwerin entscheidend, so dass der Aufbau von Strukturen vor Ort vernachlässigt werden kann. Die einzelnen Bereiche demokratischen Engagements sind anteilsmäßig ähnlich vertreten wie in Mecklenburg-Strelitz. So machen Organisationen mit kulturellen Schwerpunkten 23% und Sportorganisationen 22% der demokratischen Strukturen aus, da sie vor allem in der Fläche wirken, gefolgt von sozialen Einrichtungen und Organisationen sowie Bildungseinrichtungen und –initiativen.

Werden alle drei Untersuchungsfelder (strukturelle Rahmenbedingungen sowie demokratische und rechtsextreme Strukturen) in ein gleichwertiges Rankingsystem gebracht, ergibt sich für die Amtsbereiche im Kreis Parchim folgendes Ranking:

Gesamtranking Punkte Rang in PCH Rang gesamt Parchim (von 100) (von 8) (von 23) Banzkow 66,7 1 1 Demokratische Strukturen 19,0 4 7 Rechtsextreme Strukturen 28,7 1 2 Strukturelle Rahmenbedingungen 18,9 2 4 Plau am See 63,8 2 2 Demokratische Strukturen 25,8 2 2 Rechtsextreme Strukturen 21,5 4 6 Strukturelle Rahmenbedingungen 16,6 4 10 Sterneberger Seenlandschaft 57,4 3 5 Demokratische Strukturen 27,3 1 1 Rechtsextreme Strukturen 15,9 5 13 Strukturelle Rahmenbedingungen 14,1 7 17 Goldberg-Mildenitz 53,3 4 10 Demokratische Strukturen 18,4 7 10 Rechtsextreme Strukturen 25,5 3 5 Strukturelle Rahmenbedingungen 9,3 9 24 Parchim (Stadt) 52,4 5 11 Demokratische Strukturen 19,6 8 11 Rechtsextreme Strukturen 12,8 9 22 Strukturelle Rahmenbedingungen 20,0 1 3 Ostufer Schweriner See 52,0 6 12 Demokratische Strukturen 8,1 9 21 Rechtsextreme Strukturen 26,6 2 1 Strukturelle Rahmenbedingungen 17,3 3 8 Parchimer Umland 51,9 7 13 Demokratische Strukturen 25,1 3 5 Rechtsextreme Strukturen 14,6 7 18 Strukturelle Rahmenbedingungen 12,2 8 19 Crivitz 45,6 8 16 Demokratische Strukturen 17,9 5 8 Rechtsextreme Strukturen 12,7 8 20 Strukturelle Rahmenbedingungen 14,9 5 13 Eldenburg-Lübz 45,4 9 17

64 www.portablo.de Demokratische Strukturen 15,9 6 9 Rechtsextreme Strukturen 14,9 6 17 Strukturelle Rahmenbedingungen 14,6 6 14

Tabelle 2.3-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Parchim

In Parchim ist die Spanne zwischen erst- und letztplatziertem Amtsbereich deutlich geringer als in Mecklenburg-Strelitz, was auf ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis zwischen den einzelnen Regionen in Bezug auf drei Untersuchungsfelder hinweist.

Allerdings zeigt sich bei näherer Analyse, dass einzelnen Amtsbereiche deutlich unterschiedliche regionale Profile für die einzelnen Untersuchungsfelder aufweisen. Nur bei den erst- und letztplatzierten Amtsbereichen sind die drei Untersuchungsfelder gleichmäßig stark (Banzkow und Plau am See) oder schwach (Eldenburg-Lübz) ausgeprägt. In allen anderen Amtsbereichen zeigt mindestens eins der Untersuchungsfelder deutliche Tendenzen z.B.

- im Amtsbereich Sternberger Seenlandschaft sind die strukturellen Rahmenbedingungen vergleichsweise schlecht (Rang 7 von 9), bei hohen Punktzahl für demokratische und (kaum vorhandene) rechtsextreme Strukturen - die Amtsbereiche Goldberg-Mildenitz und Ostufer Schweriner See punkten vor allem durch gering ausgeprägte rechtsextreme Strukturen, bei gleichzeitig schwächeren Rahmenbedingungen und teilweise niedrigen demokratischen Strukturen - die Stadt Parchim zeichnet sich eher durch gute strukturelle Rahmenbedingungen aus, die demokratischen Strukturen sind jedoch nicht höher ausgeprägt - der Amtsbereich Parchimer Umland weist vor allem durch ausgeprägte demokratische Strukturen bei gleichzeitig geringen Werten für die strukturellen Rahmenbedingungen

Wollte man also einen Zusammenhang zwischen einzelnen Faktoren und Untersuchungsfeldern konstruieren, könnten die Amtsbereiche im Kreis Parchim als Gegenargument dienen, da an dieser Aufzählung bereits gezeigt werden kann, dass die einzelnen Untersuchungsfelder einander nicht bedingen (zumindest bei der Datenlage dieser Studie).

65 www.portablo.de 2.4 Rügen

2.4.1 Struktur des Gebietes Der Landkreis Rügen liegt im nordöstlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Im Vergleich zu den bisher betrachteten Landkreisen handelt es sich um eine Insel, was mit spezifischen Merkmalen für diese Region vor allem in Bezug auf die regionale Wirtschaft und Siedlungsstruktur einhergeht.

Die Insel ist mit 976 km² nur etwa halb so groß, wie die bisher betrachteten Landkreise Mecklenburg- Strelitz und Parchim, aber nicht so dünn besiedelt. Mit 71,4 EinwohnerInnen je km² weist der Landkreis den durchschnittlichen Wert für Mecklenburg-Vorpommern auf. Lediglich die Amtsbereiche West-Rügen und auf Rügen (ohne die Stadt Bergen) weisen mit 36,1 bzw. 32,3 eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte auf.

Abbildung 2.4-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Rügen)

66 www.portablo.de Das Versorgungszentrum des Landkreises ist die Stadt Bergen auf Rügen, die auch als Mittelzentrum fungiert. Das nächstgelegen Oberzentrum, Stralsund, liegt nicht mehr auf der Insel, ist jedoch ähnlich nah gelagert wie die Oberzentren Schwerin für den Landkreis Parchim und Neubrandenburg für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz. Neben dem Mittelzentrum gibt es lediglich ein weiteres Mittelzentrum auf Rügen, die Stadt Sassnitz. Im Verhältnis zur Fläche sind für Rügen damit deutlich weniger Versorgungszentren zu verzeichnen, als in Mecklenburg-Strelitz und Parchim. Dennoch sind die Verhältnis von städtischer zu ländlicher Bevölkerungsverteilung ähnlich: auf 11% der Fläche (die Städte Parchim und Sassnitz) leben 55,7% der Rügener Bevölkerung.

Auf Rügen ist vor allem der östliche Küstenbereich dicht besiedelt. Besonders im nordwestlichen Teil ist die Bevölkerung. Die Bevölkerungsverteilung hängt dabei stark mit den touristisch nutzbaren Regionen zusammen – der westliche Teil ist für UrlauberInnen nicht so attraktiv wie der nordöstliche. Hier überwiegt stattdessen die landwirtschaftliche Nutzung.

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

Von 1995 bis 2009 ist die Bevölkerung im Landkreis um 14,1% zurückgegangen. Dies ist gemessen am Landesdurchschnitt von 9,4% sowie im Vergleich zu den Landkreisen Parchim (-9,8%) und Mecklenburg-Strelitz (-9,0%) relativ hoch.

Die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Gemeinden folgt ähnlichen Tendenzen wie sie auch für die vorherigen Landkreise beschrieben wurden. Zwischen 1994 und 2004 konnten auf Rügen noch 43,9% der Gemeinden Bevölkerungsgewinne verzeichnen. Zwischen 2004 und 2009 wuchs die Bevölkerung nur noch in 9,8% der Gemeinden. Dabei konzentrieren sich sowohl die wachsenden als auch die stark schrumpfenden Gemeinden nicht auf eine spezielle Region im Landkreis. Die in der Tabelle aufgeführten Gemeinden liegen in unterschiedlichen Amtsbereichen und weisen spezifische Charakteristika auf.

Gemeinde Amtsbereich 1994-2004 2004-2009 1994-2009 Buschvitz Bergen 16,83 0,85 17,82 Baabe Mönchgut-Granitz 11,15 0,35 11,54 Glowe Nord-Rügen 6,98 1,29 8,36 Dreschvitz West-Rügen 7,22 0,75 8,02 Neuenkirchen West-Rügen -17,36 -20,75 -34,50 Bergen -34,63 -5,61 -38,30 Dranske Nord-Rügen -54,30 -19,10 -63,03

Tabelle 2.4-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent

In der folgenden Aufschlüsselung wird jedoch deutlich, dass einzelne Amtsbereiche zwischen 2004 und 2009 mit deutlich höheren Bevölkerungsverlusten konfrontiert waren als andere.

67 www.portablo.de Bevölkerungsrückgang Amtsbereich 2004-2009 in % Nord-Rügen -9,5 West-Rügen -7,8 Bergen (Amtsbereich) -6,5 -5,5 Mönchgut-Granitz -5,2 Bergen (Stadt) -4,2 Sassnitz -4,1 -0,8 Rügen gesamt -5,6

Tabelle 2.4-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent

So hat der Amtsbereich Nord-Rügen einen nahezu doppelt so hohen Bevölkerungsrückgang im Vergleich zum Landkreisschnitt zu verzeichnen. Während vor allem das Ostseebad Binz in den letzten fünf Jahren kaum Rückgänge zu verzeichnen hat.

Die Prognose des statistischen Landesamtes für die Bevölkerungsentwicklung bis 2030 fällt zwar auch für Rügen negativ aus, allerdings nicht in so drastischem Maß wie für Parchim und besonders Mecklenburg-Strelitz. Die Bevölkerung soll von 2009 bis 2030 um 13,5% zurückgehen.

Zentrum für demografische Rügen Statistisches Landesamt Entwicklung - Basisjahr 2006- - Basisjahr 2005- 2006 2030 2006-2030 2005-2030 Gesamt 70459 59116 -16,1% -21,8% davon 0-15 Jährige 9,8% 8,4% davon 65+ 21,4% 40,4% 41,3%

Tabelle 2.4-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009)

Die Tendenzen zur Überalterung der Gesellschaft sind auf Rügen ebenso deutlich, wie für Mecklenburg-Strelitz und Parchim. Das Verhältnis zwischen unter 15-Jährigen und über 65-Jährigen soll laut statistischem Landesamt auch hier im Jahr 2030 bei 1:5 liegen.

Auch im Fall von Rügen weicht allerdings die Prognose des Rostocker Zentrums für Demografische Entwicklung (Basisjahr der Berechnung: 2005) deutlich anders aus. Während Mecklenburg-Strelitz und Parchim einen geringeren Bevölkerungsrückgang prognostiziert bekommen als in der Studie des statistischen Landesamtes, fällt die Prognose für Rügen höher aus. Laut dem Zentrum für demografische Entwicklung, soll die Bevölkerung auf Rügen um etwa 20% zurückgehen. Damit hätte der Landkreis mehr Verluste zu verzeichnen als Parchim und Mecklenburg-Strelitz. Aufgrund der sich deutlich widersprechenden Ergebnisse beider Prognosen werden daher keine Tendenzen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung aufgezeigt.

68 www.portablo.de Regionaler Arbeitsmarkt

Traditionell ist die Insel Rügen vor allem vom Tourismus und der Landwirtschaft geprägt. Der Tourismus macht dabei – in Form von Handel und Gastgewerbe – 34,5% der Bruttowertschöpfung des Landkreises aus, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung mit 25,8% (dieser Anteil liegt unter dem der Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Parchim) sowie anderer öffentlicher und privater Dienstleistungen mit 23,8%. Unterdurchschnittlich ist dagegen das verarbeitende Gewerbe mit 10,0% auf Rügen vertreten. Die Landwirtschaft hat, verglichen mit den Landkreisen Parchim und Rügen den größten Anteil auf Rügen mit 5,9% den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung. Die Bruttowertschöpfung des gesamten Landkreises liegt sowohl in absoluten Zahlen (1,23 Mio. €) als auch je Erwerbstätigem (44.644 €) etwas niedriger als in Parchim, aber vor Mecklenburg-Strelitz.

Der Tourismussektor als wichtigster Wirtschaftsbereich der Insel verzeichnete zwischen 1997 und 2008 enorme Steigerungsraten. Die Zahl der angebotenen Betten ist um 70,8%, die der Beherbergungsstätten um 68,4%, die der Gästeankünfte um 84,1% und die der Gästeübernachtungen um 92,2% gestiegen. Damit stellt Rügen das touristische Zentrum unter den drei betrachteten Landkreisen und – unter Vergleich der Gästeübernachtungen – auch deutschlandweit dar.

Die ca. 30.800 Erwerbstätigen (Stand: 31.12.2008) verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche – auch dabei wird ersichtlich wie zentral das Dienstleistungsgewerbe für den Landkreis ist:

4% Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 5% 6% 23% Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

6% Handel, Gastgewerbe und Verkehr

Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister 11% 45% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Andere öffentliche und private Dienstleister

Abbildung 2.4-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Rügen (Stand: 2008)

Im Vergleich zu den strukturell ähnlich gelagerten Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Parchim wird ersichtlich, dass auf Rügen unter gänzlich anderen Bedingungen gewirtschaftet wird. West-Rügen ist eher durch die Landwirtschaft geprägt, die nördlichen und östlichen Teile des Kreises verstärkt durch den Tourismus. Das bedeutet allerdings sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die

69 www.portablo.de Wirtschaftsleistung, dass saisonale Schwerpunkte im Jahr zu verzeichnen sind. Zudem sind beide Wirtschaftsbereiche stark von der Witterung abhängig.

Die Arbeitslosenquote im Landkreis liegt etwa im Durchschnitt des Landes M-V. Von 2001 bis 2004 lag sie etwas höher, seit 2007 etwas niedriger. Wie generell in M-V kann von einer relativ hohen Sockelarbeitslosigkeit gesprochen werden. Im Vergleich zu den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Parchim, die einen kontinuierlichen Rückgang der Erwerbstätigenzahlen seit 1991 zu verzeichnen haben, ist die absolute Zahl der Erwerbstätigen auf Rügen nur zwischen 1991 und 1996 um 16,6% gesunken. Seit 1996 ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen und hat sich seit 1999 auf ca. 30.000 Erwerbstätige eingependelt (mit jährlichen Schwankungen).

Trotz des relativ stabilen Arbeitsmarktes überwiegt auch auf Rügen die Zahl der Auspendler – allerdings nicht so deutlich wie Mecklenburg-Strelitz oder Parchim. Im Landkreis Rügen kommen auf einen Einpendler im Jahr 2008 ca. 2 Auspendler und damit weniger als in Parchim und Mecklenburg- Strelitz.

Ranking der Amtsbereiche

Da die Wirtschaftsdaten nicht auf Amtsebene vorliegen, können die Amtsbereiche auf Rügen lediglich auf der Basis demografischer Indikatoren bewertet und miteinander verglichen werden.1 Dies sind: Bevölkerungsdichte je Einwohner, Anteil der unter 30-Jährigen und die Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009. Für jeden der drei Indikatoren werden maximal 6,7 Punkte vergeben, so dass sich eine maximale Gesamtpunktzahl von 20 Punkten ergibt.

Ranking anhand der strukturellen Rahmenbedingungen Punkte Rügen Wert (von 20) Rang Bergen auf Rügen (Stadt) 17,4 1 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 343,0 6,7 1 Anteil der unter 30-Jährigen 31,9% 6,7 1 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -4,2% 4,1 3 Gemeinde Ostseebad Binz 13,4 2 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 217,3 5,2 3 Anteil der unter 30-Jährigen 27,0% 2,9 5 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -0,8% 5,2 1 Sassnitz (Stadt) 10,9 3 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 225,4 5,3 2 Anteil der unter 30-Jährigen 24,9% 1,4 8 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -4,1% 4,1 2 Mönchgut-Granitz 10,9 4 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 84,7 3,7 4 Anteil der unter 30-Jährigen 27,6% 3,4 3 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -5,2% 3,8 4

1 Die wirtschaftlichen Indikatoren wurden nur auf Landkreis-Ebene einbezogen und dienen dem Gesamtranking zwischen den drei Landkreisen.

70 www.portablo.de Putbus (Stadt) 9,9 5 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 71,5 3,6 5 Anteil der unter 30-Jährigen 26,6% 2,7 6 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -5,5% 3,7 5 Bergen auf Rügen (Amt) 8,5 6 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 31,1 1,3 8 Anteil der unter 30-Jährigen 28,2% 3,9 2 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -6,5% 3,3 6 West-Rügen 7,7 7 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 36,1 1,8 7 Anteil der unter 30-Jährigen 27,3% 3,2 4 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -7,8% 2,7 7 Nord-Rügen 7,1 8 Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²) 55,0 3,4 6 Anteil der unter 30-Jährigen 25,7% 1,9 7 Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009 -9,5% 1,9 8

Tabelle 2.4-4: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach demografischen Faktoren

Das Ranking der einzelnen Amtsbereiche in Bezug auf die demografischen Strukturen zeigt nochmals, dass die Kleinstädte und östlichen Regionen der Insel besser aufgestellt sind, als der nördliche und westliche Teil.

Wie auch in den vorher betrachteten Landkreisen weisen die Städte bzw. Kleinstädte die günstigsten demografischen Voraussetzungen auf, da die Bevölkerungsdichte höher ist als in den weiläufigeren, ländlichen Amtsbereichen. Allerdings schneidet nur die Stadt Bergen auch bei den anderen beiden Kategorien ebenso gut ab. In Binz und Sassnitz ist der Anteil der unter-30-Jährigen geringer. Die Stadt Putbus sowie der Amtsbereich Mönchgut-Granitz nehmen in Bezug auf die demografischen Faktoren das Mittelfeld der Regionen ein. Hier sind alle drei Indikatoren ähnlich ausgeprägt. Die ländlichen Amtsbereiche Bergen auf Rügen und West-Rügen zeichnen sich trotz ungünstiger Ausgangsbedingungen (niedrige Bevölkerungsdichte und negative Bevölkerungsentwicklung seit 2004) durch einen vergleichsweise hohen Anteil an unter-30-Jährigen aus. Der Amtsbereich Nord- Rügen allerdings, weist bei allen demografischen Faktoren relativ niedrige Werte auf.

Rang Punkte Rahmenbedingungen Wirtschaftsstruktur Wert (von den betrachteten (13,3 gesamt) Landkreisen) Arbeitslosenquote 15,1% 1,8 2 Produktivität (BIP je Erwerbstätigem) 44.466 € 0,7 2 Verfügbares Einkommen je Einwohner 14.730 € 1,3 3 BIP je Einwohner 19.781 € 2,9 1 Gesamt 6,7 2

Tabelle 2.4-5: Ranking des Landkreises Rügen nach Wirtschaftsstruktur

71 www.portablo.de Im Vergleich der drei Landkreise zeigt sich, dass der Landkreis Rügen in Bezug auf die Wirtschaftsstruktur zwischen Mecklenburg-Strelitz und Parchim steht. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist vergleichsweise hoch, was sich jedoch nicht unmittelbar auf die Einkommen der Einwohner auswirkt.

2.4.2 Rechtsextreme Strukturen Etablierte rechtsextreme Strukturen

Auf Rügen setzt sich die rechtsextreme Szene – wie für die neuen Bundesländer und daher auch die vorher beschriebenen Landkreise typisch – aus drei Ausprägungen zusammen: parteigebundenen Strukturen, die vorrangig von der NPD besetzt sind,; Gruppierungen von Neonazis, die meist als Kameradschaften oder ähnliche regionale Bündnisse organisiert sind und die subkulturelle Szene (u.a. Skinheads), die vorwiegend im Bereich von rechten Partys und Konzerten aktiv ist. (vgl. Kapitel 2.1)

In den jährlichen Verfassungsschutzberichten des Landes wird der Landkreis Rügen im Gegensatz zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz kaum erwähnt. Benannt wird eine Flugblatt- und Plakataktion zum Gedenken an Rudolf Heß im Jahr 2007 (vgl. VS-Bericht 2007:74), sowie die Kameradschaft „Nationale Aktivisten Rügen“ aus Sassnitz, auf die im Jahr 2009 aufmerksam gemacht wird (VS- Bericht 2009:27).

Neben der Erwähnung in den Verfassungsschutzberichten, ist der Dokumentation von LOBBI e.V.2 zu entnehmen, dass auch im Landkreis Rügen Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund zu verzeichnen sind. Von 2001 bis 2009 wurden 11 Vorfälle erfasst. Bezogen auf die Fläche und Einwohnerzahl sind dies nicht weniger als in Mecklenburg-Strelitz oder Parchim. Ein Drittel der Vorfälle ereignet sich in Sassnitz, wo die Kameradschaft „Nationale Aktivisten Rügen“ ansässig ist. Aber auch in Bergen und in den ländlichen Gemeinden (u.a. Dranske, Sellin, Rambin) sind Vorfälle zu verzeichnen. Die Hälfte der Fälle sind tätliche Angriffe auf Personen und zum Teil schwere Körperverletzungen. Die Opfer sind MigrantInnen, eine Person mit Beeinträchtigung und Passanten. Ebenso sind schwere Sachbeschädigungen auf Geschäfte von MigrantInnen zu verzeichnen.

Auf Rügen finden zudem vereinzelt rechtsextreme Konzerte und Partys statt. In den Bundesverfassungsschutzberichten wird keines erwähnt, aber LOBBI e.V. berichtet von einem Versuch und einem durchgeführten Konzert im Jahr 2002 in Sassnitz.

Innerhalb der parteilichen Strukturen der NPD gehört der Landkreis zum Kreisverband . Dieser Kreisverband gilt in den Verfassungsschutzberichten als einer der aktivsten im Land. Als Zentrum fungiert die Stadt Stralsund, in der auch neonazistische Kameradschaften und gewaltbereite Subkulturen stark vertreten sind. Von diesem Kreisverband gehen kontinuierliche Aktivitäten aus – u.a. Veranstaltung von Informationsständen und Demonstrationen. Zudem arbeitet

2 LOBBI e.V. (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene Rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) dokumentierte seit 2001 eine Vielzahl von rechtsextremen Aktivitäten in M-V. - siehe: http://www.lobbi-mv.de/html/chrono.php

72 www.portablo.de der Kreisverband eng mit den neonazistischen Vereinigungen vor Ort zusammen. Obwohl auf Rügen laut den Verfassungsschutzberichten keine Parteiveranstaltungen stattgefunden haben, sind die unmittelbare Nähe zu Stralsund sowie die Zugehörigkeit zum aktivsten NPD-Kreisverband nicht zu unterschätzen.

Rückhalt rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung

Rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung können anhand der Wahlergebnisse für die NPD ermittelt werden. Dabei muss zwischen Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen unterschieden werden. Bei den Kommunal- wie den Bundestagswahlen schneidet die in NPD auf Rügen (wie im gesamten Land) vergleichsweise schlecht ab. Die Landtagswahl 2006 allerdings hat gezeigt, dass die NPD durch konzertierte Aktionen vergleichsweise hohe Ergebnisse auf Landesebene erzielen kann und wird daher als Indikator verwendet.

Im Landkreis Rügen lässt sich bei den Wahlergebnissen 2006 eine ähnliche Verteilung der NPD- Ergebnisse feststellen wie im Landkreis Parchim. Nicht die Stadt Sassnitz, in der die meisten rechtsextremen Vorfälle verzeichnet wurden, weist hohe NPD-Wahlergebnisse auf, sondern einzelne umliegende Gemeinden – in diesem Fall die Gemeinde Sagard. Hinsichtlich der Bevölkerungsdichte unterscheiden sich die vier Gemeinden mit hohen NPD-Ergebnissen deutlich. Während Neuenkirchen im Amtsbereich West-Rügen äußert dünn und die Gemeinde Buschvitz im Einzugsgebiet der Stadt Bergen ebenfalls dünn besiedelt sind, weisen die Gemeinden Sagard, Patzig und Thesenvitz eine vergleichsweise hohe Bevölkerungsdichte auf. Im Gegensatz zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz ist auf Rügen allerdings keine Konzentration von Gemeinden mit hohen NPD-Ergebnissen zu finden. Auf Rügen und Parchim fällt das Wahlverhalten somit deutlich gemäßigter aus, als in Mecklenburg- Strelitz.

73 www.portablo.de

Abbildung 2.4-3: Karte Rügen - Vergleich NPD-Wahlergebnisse 2006 und Einwohnerdichte

74 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Für die einzelnen Amtsbereiche im Landkreis wurde folgendes Ranking in Bezug auf die rechtsextremen Strukturen ermittelt:

Ranking anhand rechtsextremer Strukturen Rügen Wert Punkte Rang Putbus (Stadt) 26,4 1 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 6,3% 15,3 1 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Gemeinde Ostseebad Binz 22,2 2 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,5% 11,1 4 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Bergen auf Rügen (Amt) 21,0 3 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,0% 9,9 6 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 0 11,1 - Mönchgut-Granitz 17,5 4 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,1% 12,5 3 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 - West-Rügen 16,8 5 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,3% 11,8 4 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 - Sassnitz (Stadt) 15,8 6 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 7,1% 12,5 2 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 4 3,3 - Bergen auf Rügen (Stadt) 14,4 7 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,2% 9,4 7 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 - Nord-Rügen 13,4 8 Anteil der NPD-Wähler (Landtagswahl 2006) 8,7% 8,4 8 Anzahl von Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund 1 5,0 -

Tabelle 2.4-6: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach rechtsextremen Strukturen

Wie bereits die Erläuterungen bezüglich der rechtsextremen Strukturen gezeigt haben, weist auch das Ranking keine besonders hohe Anfälligkeit für rechtsextreme Strukturen nahe. Der Stimmenanteil für die NPD in den einzelnen Amtsbereichen liegt im Mittelfeld aller untersuchten Amtsbereiche und weist auf Rügen keine extrem hohen oder niedrigen Werte auf, wie in Mecklenburg-Strelitz oder Parchim. Auch die Anzahl der Vorfälle ist vergleichsweise moderat – in Neustrelitz wurden von LOBBI e.V. bspw. 10 Vorfälle erfasst.

Da der Indikator „Wahlergebnis NPD“ zwei Drittel der Gewichtung ausmacht, während Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund als ein Drittel gewichtet sind, ist die Stadt Sassnitz vor der Stadt Bergen und dem Amtsbereich Nord-Rügen eingeordnet, obwohl hier weniger rechtsextreme Vorfälle verzeichnet wurden. Hier wird ein Merkmal des Rankings deutlich – nämlich dass eine geringere Bereitschaft die NPD zu wählen, auf eine demokratische Einstellung vor Ort schließen lässt. Daher

75 www.portablo.de wird einzelnen Vorfällen weniger Priorität zugeordnet als dem Wahlergebnis. Bei Sassnitz kommt hinzu, dass vor Ort Lokaler Aktionsplan initiiert wurde, um gegen die rechtsextremen Strukturen vorzugehen (auch wenn dies im Ranking in dieser Form nicht abzubilden ist).

2.4.3 Demokratische Strukturen Im Landkreis Rügen wurde im Rahmen des Projektes folgende Anzahl von Organisationen ermittelt:

Demokratische Strukturen Rügen 291,0 1. Sport 73,0 2. Soziales 52,0 2.1. Jugendhilfe / Familienhilfe 14,0 2.2. Senioren 2,5 2.3. Migration 0,0 2.4. Behinderte 3,5 2.5. religiöse Vereinigungen 20,0 2.6. Beratung / Selbsthilfegruppen 6,0 2.7. Multikategorische Träger 6,0 3. Bildung 72,0 3.1. Kitas 31,0 3.2. Schulen 24,0 3.3. Schulfördervereine 0,0 3.4. Ausbildungs-, Bildungs- und Beschäftigungsträger 17,0 4. Kultur 49,0 4.1. Kunst / Musik 7,0 4.2. Bibliotheken / Museen 42,0 4.3. Historische Gebäude 0,0 4.4. Heimat- und Traditionsvereine 0,0 4.5. Karnevalsvereine 8,0 5. Natur und Umwelt 10,0 5.1. Natur-, Umwelt- und Tierschutz 9,0 5.2. Kleingartenvereine 1,0 5.3. Tierzucht 0,0 6. Rettungsdienste 22,0 6.1. Freiwillige Feuerwehr 14,0 6.2. Technisches Hilfswerk THW 1,0 6.3. Deutsches Rotes Kreuz DRK 1,0 6.4. Sonstige (Wasserwacht, Verkehrswacht etc.) 6,0 7. Interessenvereinigungen 13,0 7.1. ohne Zuordnung 8,0 7.2. Tourismus 5,0

Tabelle 2.4-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" auf Rügen

76 www.portablo.de Diese verteilen sich auf die einzelnen Amtsbereiche wie folgt:

Amtsbereich Anzahl Prozent Stadt Bergen auf Rügen 82,0 28,2 Amt West-Rügen 46,0 15,8 Amt Nord-Rügen 37,0 12,7 Stadt Sassnitz 30,0 10,3 Amt Bergen auf Rügen 30,0 10,3 Amt Mönchgut-Granitz 23,0 7,9 Gemeinde Ostseebad Binz 22,0 7,6 Stadt Putbus 21,0 7,2 Gesamt 291,0 100,0

Tabelle 2.4-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich

Aus der Aufschlüsselung wird bereits ersichtlich, dass die absolute Zahl der Organisationen auf Rügen deutlich unter der Organisationszahl der Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Parchim liegt. Zwar hält der Rügen auch nur die Hälfte der Fläche im Vergleich zu den vorher genannten Landkreisen, aber die Bevölkerungszahl liegt nur etwa 14% unter der des Landkreises Mecklenburg-Strelitz. Außerdem fällt auf, dass die erhobenen Organisationen sich stärker auf ein Zentrum – die Stadt Bergen – konzentrieren als in den anderen Landkreisen.

Was sich bereits in den absoluten Zahlen andeutete, bestätigt sich, wenn die Organisationszahlen zur verfügbaren Fläche und den Einwohnerzahlen der Amtsbereiche ins Verhältnis gesetzt werden. Im Durchschnitt kommen im Landkreis 3,0 Organisationen auf 10 km² - dies liegt nur leicht unter den Werten von Parchim (3,7) und Mecklenburg-Strelitz (3,6) – aber es kommen nur 4,2 Organisationen auf 1.000 Einwohner, während es in Parchim 8,2 und in Mecklenburg-Strelitz 7,4 sind.

In Bezug auf die Fläche zeigt sich die Konzentration der Organisationen in den wenigen städtischen Zentren mehr als deutlich. Während Bergen, Sassnitz und Binz deutlich über durchschnittlichen Organisationdichte auf Rügen liegen, sind vor allem in den südlichen und westlichen Amtsbereichen Bergen auf Rügen und West-Rügen sehr niedrige Organisationszahlen in Bezug auf die Fläche zu verzeichnen.

In Bezug auf die Einwohnerzahlen stellen sich die Organisationen vergleichsweise ähnlich niedrig in den meisten Amtsbereichen dar. In der Stadt Bergen sind sie mit 5,7 Organisationen je 1.000 EinwohnerInnen zwar am höchsten im Landkreis Rügen, liegt damit aber im Durchschnitt der Mittelzentren, die auch in der Stadt Parchim (5,6) und der Stadt Neustrelitz (5,0) ähnliche Werte

77 www.portablo.de

Abbildung 2.4-4: Karte Rügen - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner

78 www.portablo.de 90

82

80

70

60

Gesamt Sport 50 46 Soziales Bildung Kultur 40 37 Natur&Umwelt Rettungsdienste 30 30 30 Sonstiges

23 23 22 22 21

20 17

13 12 11 11 9 9 8 8 8 8 10 7 7 7 7 7 7 6 5 5 5 5 5 4 4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 2 2 2 1 1 11 1 1 1 1 1 1 0 0 00 0 0 0 Gemeinde Stadt Putbus Stadt Sassnitz Amt Bergen auf Bergen, Stadt Amt West-Rügen Amt Nord-Rügen Amt Mönchgut- Ostseebad Binz Rügen Granitz

Abbildung 2.4-5: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich

79 www.portablo.de aufweisen. Auffällig ist dagegen, dass keiner der anderen Amtsbereiche eine höhere Organisationsdichte je 1.000 EinwohnerInnen aufweist. Dies ist sowohl im Landkreis Parchim als auch im Landkreis Neustrelitz der Fall. Sogar im nördlichen, vorpommerschen Teil des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, der durch niedrigere Organisationszahlen auffällt als die Amtsbereiche im südlichen Teil, liegt die Trägerdichte etwas genauso hoch oder leicht über dem Wert des Mittelzentrums Neustrelitz. Auf Rügen liegen alle anderen Amtsbereiche unter dem Wert des Mittelzentrums.

Einen erkennbaren strukturellen Grund für diese niedrige Organisationsdichte auf Rügen gibt es nicht. Von den untersuchten Faktoren haben sowohl die Bevölkerungsdichte als auch die rechtsextremen Strukturen keine sichtbare Auswirkung auf die Organisationsdichte. Eventuell ist die Liste der Organisationen die im Internet vom Landkreis zentral zur Verfügung gestellt werden und auf der die Organisationsrecherche basiert nicht ebenso detailliert, wie die in den Landkreisen Mecklenburg- Strelitz und Parchim zur Verfügung gestellten Listen je Amtsbereich. Falls dies nicht der Fall sein sollte, ist die Organisationsdichte auf Rügen tatsächlich deutlich geringer als in den zuvor betrachteten Landkreisen.

Verteilung der Organisationen nach Bereichen demokratischen Engagements

Die übergeordneten Kategorien, denen die ermittelten Organisationen zugeordnet wurden, sind auf Rügen deutlich anders gewichtet als in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Parchim. Der Kulturbereich spielt auf Rügen eine untergeordnete Rolle. Statt dem Kulturbereich machen bei der Rügener Organisationslandschaft Sport- und Bildungsorganisationen mit jeweils 25% den größten Anteil aus, gefolgt von Organisationen aus dem Bereich Soziales (18%) und Kultur (17%). Obwohl Rügen, ebenso wie Teile des Landkreises Mecklenburg-Strelitz eine touristisch attraktive Region darstellen, nehmen die Interessenvereinigungen auf Rügen nicht denselben Rang ein, wie in Mecklenburg-Strelitz. Dort stützen sie zum Großteil die touristische Infrastruktur – auf Rügen ist der Anteil der Fremdenverkehrsvereine deutlich niedriger.

80 www.portablo.de Rügen (291 Organisationen)

4% 3% 8% Sport 25% Soziales Bildung 17% Kultur Natur und Umwelt 18% Rettungsdienste

25% Interessenvereinigungen

Abbildung 2.4-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis

Wie bereits bei den vorherigen Landkreisen beschrieben spiegelt sich die generelle Verteilung der Organisationen auf Landkreisebene (großer Anteil der Sport- und Bildungsinstitutionen, gefolgt von Sozialem – und Kulturbereich, geringere Anteile für Natur und Umwelt und Interessenvertretungen) nicht zwangsläufig in den Profilen der einzelnen Amtsbereiche wieder. Sie weisen recht spezifische Ausprägungen der regionalen demokratischen Strukturen auf.

Eine sehr ähnliche Verteilung wie auf der Kreisebene weist nur der Amtsbereich Nord-Rügen auf. Auch die Stadt Sassnitz weist ein ähnliches Profil auf, allerdings sind die Sport- und Bildungsorganisationen dort nur um weniges stärker vertreten als der Bereich Soziales. Der Amtsbereich Bergen auf Rügen weist ebenso ein ähnliches Profil auf, nur die Bildungsinstitutionen sind etwas schwächer vertreten als die Organisationen aus dem Bereich Sport.

Eine starken Kulturbereich (im Fall von Rügen: viele Museen) verzeichnen stattdessen – im Gegensatz zum Kreisprofil – die Amtsbereiche Mönchgut-Granitz, Putbus und Ostseebad Binz. Die Organisationen aus den Bereichen Sport und Bildung sind hier im Vergleich zum Kreis unterdurchschnittlich vertreten.

Ein grundsätzlich anderes Profil weist das Mittelzentrum Bergen auf. Zum Einen konzentrieren sich hier, wie bereits beschrieben, die Organisationen der Insel. Der Sport- und der Bildungsbereich sind zwar ebenfalls sehr präsent, aber es dominieren die sozialen Organisationen. Außerdem sind vergleichsweise viele Rettungsdienste in Bergen konzentriert.

Auch der Amtsbereich West-Rügen hat ein recht spezifisches Profil. Der Sportbereich dominiert, aber der Kulturbereich ist ähnlich stark vertreten wie die Bildungsinstitutionen. Außerdem sind auch hier vergleichsweise viele Rettungsdienste ansässig.

81 www.portablo.de Ranking der Amtsbereiche

Ranking anhand der demokratischen Strukturen Punkte Rügen Wert (von 33,3) Rang Bergen auf Rügen (Stadt) 22,4 1 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 5,7 11,3 1 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 16,0 11,1 1 Gemeinde Ostseebad Binz 12,8 2 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 4,0 4,8 5 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 8,7 8,0 2 Putbus (Stadt) 11,7 3 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 4,4 6,4 2 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 3,2 5,3 4 Nord-Rügen 8,5 4 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 4,2 5,5 4 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 2,3 3,0 6 West-Rügen 7,5 5 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 4,4 6,4 3 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 1,6 1,1 7 Sassnitz (Stadt) 6,9 6 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 2,8 0,0 8 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 6,4 6,9 3 Mönchgut-Granitz 6,0 7 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 3,3 1,7 7 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 2,8 4,3 5 Bergen auf Rügen (Amt) 3,5 8 Zahl vorhandener Organisationen (je 1.000 EW) 3,7 3,5 6 Verteilung in der Fläche (Organisationen je 10km²) 1,2 0,0 8

Tabelle 2.4-9: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach demokratischen Strukturen

Im Gegensatz zu den Kreisen Mecklenburg-Strelitz und Parchim, wo ländlich-geprägte Amtsbereiche das Ranking der demokratischen Strukturen anführen, ist es auf Rügen die Stadt Bergen. Die Konzentration der Organisationen in der Stadt überwiegt so stark, das die Relation zu den dortigen EinwohnerInnen nicht im selben Maße ins Gewicht fällt wie bei den vorher benannten Kreisen. Alle Regionen auf Rügen weisen im Vergleich zu den bisher betrachteten Amtsbereichen in Parchim und Mecklenburg-Strelitz eine sehr niedrige Organisationdichte sowohl in Bezug auf die Einwohnerzahl als auch die Fläche auf. Auch die Stadt Bergen liegt nur bei einem Drittel der möglichen Punktzahl für demokratische Strukturen. Es bleibt damit festzustellen, dass nach der Datenlage dieser Erhebung3 die demokratischen Strukturen auf Rügen deutlich schwächer ausgeprägt sind, als in den zuvor betrachteten Landkreisen. Das Ranking zeigt lediglich Abstufungen der insgesamt schwierigen Situation auf.

3 Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass während der Recherche für die demokratischen Strukturen auf Rügen nur eine zentrale Quelle zur Verfügung stand. (siehe Rechercheverzeichnis im Anhang)

82 www.portablo.de

2.4.4 Zusammenfassung und Gesamtranking Betrachtet man den Landkreis Rügen anhand der strukturellen Rahmenbedingungen sowie der rechtsextremen und demokratischen Strukturen wird deutlich, dass der Landkreis sich im hinteren Mittelfeld der drei untersuchten Landkreise bewegt.

Die strukturellen Rahmenbedingungen auf Rügen sind stark von der Insellage geprägt. Anders als in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Parchim weist Rügen nur ein Zentrum auf – die Stadt Bergen. Die touristisch attraktiven, östlichen Gebiete sind dichter besiedelt als der landwirtschaftlich geprägte Westen der Insel. Aufgrund der attraktiven Lage und der damit einhergehenden vorteilhaften Nutzung durch die Tourismuswirtschaft ist der Arbeitsmarkt auf Rügen deutlich stabiler als in den zuvor betrachteten Landkreisen – so sind u.a. die Erwerbstätigenzahlen seit 1999 relativ stabil. Allerdings ist die Bruttowertschöpfung und die Produktivität auf Rügen niedriger ausgeprägt als in Parchim, was an den personalintensiven Branchen liegen kann, die auf Rügen dominieren (Dienstleistungen, Handel, Gastgewerbe).

In Bezug auf die rechtsextremen Strukturen ist Rügen wie der Landkreis Parchim subkulturell bzw. neonazistisch geprägt und weniger durch die Parteistrukturen der NPD. Zwar ist der NPD- Kreisverband Nordvorpommern sehr aktiv, aber in den Verfassungsberichten sind keine NPD- Aktivitäten auf Rügen ausgewiesen. Die Vorfälle, die von LOBBI e.V. dokumentiert sind, sprechen eher für eine gewaltbereite Subkultur. Zudem ist eine aktive Kameradschaft auf Rügen, die „Nationalen Aktivisten Rügen“, vertreten, die vom Verfassungsschutz (2009:27) hervorgehoben wird.

Die demokratischen Strukturen auf der Insel sind nach der aktuellen Datenlage vergleichsweise schwach ausgeprägt. Sowohl in ihrer quantitativen Ausprägung (Organisationsdichte in der Fläche und in Bezug auf die Einwohnerzahlen) als auch in Bezug auf die einzelnen Bereiche. So spielen beispielsweise kulturelle Organisationen, die in Mecklenburg-Strelitz und Parchim in ihrer Vielgestaltigkeit und Anzahl dominieren, auf Rügen eine untergeordnete Rolle und bestehen eher in Form einer Vielzahl von Museen. Aufgrund der vergleichsweise wenigen gemeinnützigen Organisationen, die ermittelt werden konnten, dominieren auf Rügen neben dem Sportbereich eher soziale Einrichtungen und Bildungsinstitutionen, die einen weniger zivilgesellschaftlichen Charakter haben.

83 www.portablo.de Punkte Rang auf Rang Gesamtranking (von RÜG gesamt Rügen 100) (von 8) (von 23) Bergen auf Rügen (Stadt) 60,8 1 3 Demokratische Strukturen 22,4 1 6 Rechtsextreme Strukturen 14,4 7 19 Strukturelle Rahmenbedingungen 24,1 1 1 Gemeinde Ostseebad Binz 55,0 2 6 Demokratische Strukturen 12,7 2 14 Rechtsextreme Strukturen 22,2 2 7 Strukturelle Rahmenbedingungen 20,1 2 2 Stadt Putbus 54,7 3 7 Demokratische Strukturen 11,7 3 17 Rechtsextreme Strukturen 26,4 1 3 Strukturelle Rahmenbedingungen 16,6 5 11 Amt Mönchgut-Granitz 41,0 4 18 Demokratische Strukturen 11,7 3 17 Rechtsextreme Strukturen 26,4 1 3 Strukturelle Rahmenbedingungen 16,6 5 11 Stadt Sassnitz 40,3 5 19 Demokratische Strukturen 6,9 5 19 Rechtsextreme Strukturen 15,8 6 16 Strukturelle Rahmenbedingungen 17,6 3 6 Amt Bergen auf Rügen 39,7 6 20 Demokratische Strukturen 3,5 8 23 Rechtsextreme Strukturen 21,0 3 10 Strukturelle Rahmenbedingungen 15,2 6 12 Amt West-Rügen 38,6 7 21 Demokratische Strukturen 7,5 6 20 Rechtsextreme Strukturen 16,8 5 15 Strukturelle Rahmenbedingungen 14,4 7 16 Amt Nord-Rügen 35,6 8 22 Demokratische Strukturen 8,5 4 18 Rechtsextreme Strukturen 13,3 8 23 Strukturelle Rahmenbedingungen 13,8 8 18

Tabelle 2.4-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Rügen

84 www.portablo.de 2.5 Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen im Vergleich

2.5.1 Strukturelle Rahmenbedingungen Die strukturellen Rahmenbedingungen für demokratische Strukturen werden in dieser Untersuchung als ein Zusammenspiel von demografischen Faktoren (Bevölkerungsdichte, Anteil der unter-30 Jährigen und Bevölkerungsentwicklung von 2004 bis 2009) sowie arbeitsmarktbezogenen und wirtschaftlichen Faktoren (Arbeitslosenquote, BIP je Einwohner, BIP je Erwerbstätigem, verfügbares Einkommen der Haushalte) verstanden. Die Faktoren wurden gewichtet und innerhalb eines Rankings auf Kreisebene (vgl. Kapitel 2.2 bis 2.4) ausgewertet. An dieser Stelle werden die Ergebnisse auf Landkreisebene zusammengefasst und miteinander verglichen.

Die günstigsten Voraussetzungen der drei untersuchten Landkreise in Bezug auf die strukturellen Rahmenbedingungen bietet der Landkreis Rügen. Mit durchschnittlich 15,5 Punkten schneidet er am besten ab – dicht gefolgt vom Landkreis Parchim mit durchschnittlich 15,3 Punkten. Der Kreis Mecklenburg-Strelitz weist deutlich ungünstigere Ausgangsbedingungen auf. Er kommt nur auf 12,8 Punkte im Durchschnitt.

Durchschnittliche Punktzahl – Mecklenburg- Parchim Rügen strukturelle Rahmenbedingungen Strelitz

Gesamt (von 33,3) 12,8 15,3 15,5 Demografie (von 20) 8,1 8,4 10,7 Arbeitsmarkt (von 13,3) 4,7 6,9 6,7

Tabelle 2.5-1: Durchschnittliche Punkteverteilung für die strukturellen Rahmenbedingungen in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen

Dabei ist relevant, welchen Anteil die demografische Faktoren (insgesamt maximal 20 Punkte) und arbeitsmarktbezogenen Faktoren (insgesamt maximal 13,3 Punkte) auf diese Verteilung haben.

Anhand der Tabelle wird deutlich, dass der Kreis Mecklenburg-Strelitz sowohl bei den demografischen als auch den arbeitsmarktbezogenen Faktoren schlechtere Ausgangsbedingungen bietet als die Kreise Parchim und Rügen. Allerdings ist auch der Kreis Parchim in Bezug auf die demografischen Ausgangsbedingungen kaum besser aufgestellt als Mecklenburg-Strelitz. Besser schneidet in diesem Bereich der Landkreis Rügen ab. Der Kreis Parchim ist allerdings bemessen an Arbeitsmarkt und Produktivität der erfolgreichste der drei Landkreise, dicht gefolgt vom Kreis Rügen.

Dies spiegelt sich auch im Ranking der Amtsbereiche wieder: Amtsbereiche aus dem Landkreis Rügen sind die höchstplatzierten im Ranking und auch der letztplatzierte Amtsbereich Rügens kommt im Gesamtranking noch auf Platz 16 von 25. Im Durchschnitt erlangen die Amtsbereiche auf Rügen Rang 8,1. Auch die Amtsbereiche im Kreis Parchim belegen vordere Plätze (Rang 3, 4, 8) – allerdings reicht die Spanne bis zu Platz 24 (Durchschnittsrang des Kreises Parchim: 12,4). Dies ist mit der Gewichtung der demografischen Indikatoren zu erklären, die in Parchim bei einzelnen Amtsbereichen ebenso niedrig ausfallen wie in

85 www.portablo.de Mecklenburg-Strelitz. Demzufolge belegen die Amtsbereiche aus Mecklenburg-Strelitz eher hintere Plätze im Ranking. Der durchschnittliche Rang des Kreises liegt bei 17,5.

Gesamtranking - Teilbereich I "Strukturelle Rahmenbedingungen"

Punkte Rang Rang Amtsbereich / Kreisfreie Stadt Landkreis (von 33,3) gesamt Landkreis -intern Bergen auf Rügen (Stadt) RÜG 24,1 1 1 Gemeinde Ostseebad Binz RÜG 20,1 2 2 Parchim (Stadt) PCH 20,0 3 1 Amt Banzkow PCH 18,9 4 2 Neustrelitz (Stadt) MST 17,9 5 1 Sassnitz (Stadt) RÜG 17,6 6 3 Amt Mönchgut-Granitz RÜG 17,5 7 4 Amt Ostufer Schweriner See PCH 17,3 8 3 Amt Stargarder Land MST 17,1 9 2 Amt Plau am See PCH 16,6 10 4 Putbus (Stadt) RÜG 16,6 11 5 Amt Bergen auf Rügen RÜG 15,2 12 6 Amt Crivitz PCH 14,9 13 5 Amt Eldenburg-Lübz PCH 14,6 14 6 Amt Neverin MST 14,4 15 3 Amt West-Rügen RÜG 14,4 16 7 Amt Sternberger Seenlandschaft PCH 14,1 17 7 Amt Nord-Rügen RÜG 13,8 18 8 Amt Parchimer Umland PCH 12,2 19 8 Amt Woldegk MST 11,6 20 4 Amt Neustrelitz-Land MST 11,3 21 5 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft MST 10,7 22 6 Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte MST 10,4 23 7 Amt Goldberg-Mildenitz PCH 9,3 24 9 Amt Friedland MST 8,7 25 8

Tabelle 2.5-2: Struktur-Ranking aller Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen

Auffällig ist insgesamt, dass die Städte die besten strukturellen Rahmenbedingungen bieten. Dies hängt bei diesem Ranking vor allem von den demografischen Bedingungen ab, da die arbeitsmarktbezogenen Indikatoren nur auf Kreisebene einbezogen werden konnten und sich demzufolge bei Städten und Amtsbereichen eines Kreises nicht unterscheiden. Um im Ranking vordere Plätze belegen müssen die Städte bei mehreren demografischen Faktoren gut abschneiden. Es genügt also nicht allein eine höhere Bevölkerungsdichte, sondern die Städte sind auch bei dem Anteil der unter-30-Jährigen sowie den Bevölkerungsrückgängen seit 2004 besser aufgestellt.

86 www.portablo.de 2.5.2 Rechtsextreme Strukturen Die rechtsextremen Strukturen in den drei Landkreisen setzen sich aus den parteilichen Strukturen der NPD, neonazistischen Vereinigungen und Kameradschaften sowie gewaltbereiten Subkulturen zusammen. Die Ausprägung der einzelnen Strukturen ist in den Landkreisen recht unterschiedlich. In Mecklenburg-Strelitz sind vor allem die parteilichen und neonazistischen Strukturen stark ausgeprägt. Die Kameradschaft „Mecklenburgische Aktionsfront“ galt bis zu ihrem Verbot als die aktivste Kameradschaft im Land und die erfolgreiche Parteiarbeit der NPD lässt sich an den vergleichsweise hohen Wahlergebnissen bei der Landtagswahl 2006 ablesen. Die parteilichen und neonazistischen Strukturen sind in den Kreisen Parchim und Rügen weniger ausgeprägt, allerdings sind hier zahlreiche Vorfälle und Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund zu verzeichnen, die auf eine aktive, gewaltbereite Subkultur schließen lassen. Diese Szene macht bei den rechtsextremen Strukturen in Ostdeutschland etwa die Hälfte des Personenpotentials aus. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Ausprägung rechtsextremer Strukturen in den drei Kreisen:

MST PCH RÜG Vorfälle mit rechtsextremen Hintergrund 1,9 2,3 1,5 (2001-2009) je 10.000 Einwohner

Anteil der Gemeinden mit NPD- 29,4% 11,1% 11,9% Wahlergebnissen über 11%

Anteil der Gemeinden mit NPD- 5,9% 24,7% 7,1% Wahlergebnissen unter 5% - Meckl. Aktionsfront (2009 verboten) - Nationale - Stargarder Aktivisten Rügen Neonazistische Vereinigungen / Freundeskreis (Sassnitz) Kameradschaften (VS-Bericht) (Burg Stargard) - Nationale Sozialisten Friedland Kreisverband Kreisverband Kreisverband Aktivitätsgrad des jeweiligen NPD Nordvorpommern: Mecklenburg-Strelitz: Westmecklenburg: Kreisverbandes kontinuierlich + kontinuierlich aktiv gering höchster in M-V

Tabelle 2.5-3: Zusammenfassende Beschreibung rechtsextremer Strukturen auf Landkreisebene

Innerhalb des Rankings drücken sich diese Ergebnisse in folgenden Punktzahlen aus (je höher die Punktzahl, desto geringer ausgeprägt sind die rechtsextremen Strukturen). Dabei machen die NPD- Wahlergebnisse 60% der Gesamtpunktzahl aus und die Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund 40%.

87 www.portablo.de Durchschnittliche Punktzahl – Rechtsextreme Mecklenburg- Parchim Rügen Strukturen Strelitz

Gesamt (von 33,3 Punkten) 16,8 19,3 18,4 NPD-Wahlergebnisse 2006 (von 20 Punkten) 8,8 13,9 11,3 Vorfälle/Gewalttaten (von 13,3 Punkten) 8,0 5,3 7,1

Tabelle 2.5-4: Durchschnittliche Punkteverteilung für "Rechtsextreme Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen

Der Kreis Parchim schneidet vor allem durch die niedrigen NPD-Wahlergebnisse in weiten Teilen des Kreises gut ab – hier zeigen sich auf Rügen und vor allem in Mecklenburg-Strelitz stärker ausgeprägte, rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung. Allerdings weist Parchim deutlich mehr Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund auf und erhält daher in diesem Bereich deutlich niedrigere Punktzahlen als Rügen und Mecklenburg-Strelitz. Der Kreis Rügen bewegt sich zwischen den Kreisen Parchim und Mecklenburg-Strelitz: die Wahlergebnisse für die NPD sind nicht so hoch wie in Mecklenburg-Strelitz, aber auch nicht so niedrig wie in Parchim – gleiches gilt, mit umgekehrten Wertungen für die Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund.

Im Ranking der Amtsbereiche kommt diese Verteilung wie folgt zum Ausdruck:

Gesamtranking - Teilbereich II "Rechtsextremismus" Rang Punkte Rang Amtsbereich / Kreisfreie Stadt Landkreis Landkreis - (von 33,3) gesamt intern

Amt Banzkow PCH 28,7 1 1 Amt Ostufer Schweriner See PCH 26,6 2 2 Putbus RÜG 26,4 3 1 Amt Neverin MST 25,8 4 1 Amt Goldberg-Mildenitz PCH 25,5 5 3 Gemeinde Ostseebad Binz RÜG 22,2 6 2 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft MST 22,0 7 2 Amt Plau am See PCH 21,5 8 4 Amt Neustrelitz-Land MST 21,2 9 3 Amt Bergen auf Rügen RÜG 21,0 10 3 Amt Stargarder Land MST 19,8 11 4 Amt Mönchgut-Granitz RÜG 17,5 12 4 Amt West-Rügen RÜG 16,8 13 5 Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte MST 16,8 14 5 Amt Sternberger Seenlandschaft PCH 15,9 15 5 Sassnitz (Stadt) RÜG 15,8 16 6 Amt Eldenburg-Lübz PCH 14,9 17 6 Amt Parchimer Umland PCH 14,6 18 7 Bergen auf Rügen (Stadt) RÜG 14,4 19 7 Amt Nord-Rügen RÜG 13,3 20 8 Amt Woldegk MST 13,0 21 6 Parchim (Stadt) PCH 12,8 22 9

88 www.portablo.de Amt Crivitz PCH 12,7 23 8 Neustrelitz (Stadt) MST 11,8 24 7 Amt Friedland MST 4,4 25 8

Tabelle 2.5-5: Ranking „Rechtsextreme Strukturen“ (einbezogen sind alle Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen)

Das Ranking der einzelnen Amtsbereiche in Bezug auf die rechtsextremen Strukturen fällt nicht ebenso eindeutig aus, wie bei den strukturellen Rahmenbedingungen. Zwar erringt der Kreis Parchim hier die vordersten Plätze, aber auch einige der letzten Plätze werden von diesem Kreis belegt. Der durchschnittliche Rang des Landkreises liegt bei 12,3. Die Amtsbereiche auf Rügen bewegen sich dagegen eher im Mittelfeld und belegen weder die vordersten noch die hintersten Plätze. Im Durchschnitt kommt Rügen auf den Rang 12,4 – ähnlich wie der Kreis Parchim. Die Amtsbereiche im Kreis Mecklenburg-Strelitz weisen wiederum eine breite Streuung auf: sowohl auf die vorderen Plätze als auch auf die letzten. Aufgrund der deutlich höheren NPD-Wahlergebnisse im Kreis fallen in Mecklenburg-Strelitz die Bewertungen niedriger aus, so dass der Kreis im Durchschnitt auf Rang 14,4 liegt.

Betrachtet man auch in diesem Zusammenhang die Positionierung der Städte und der ländlich- geprägten Amtsbereiche fällt auf, dass die Städte vorwiegend Plätze im der zweiten Hälfte des Rankings einnehmen und damit vergleichsweise deutliche rechtsextreme Strukturen aufweisen, während ländliche geprägte Amtsbereiche mit teilweise sehr schlechten strukturellen Rahmenbedingungen vordere Plätze einnehmen (bspw. die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft und der Amtsbereich Goldberg Mildenitz).

89 www.portablo.de 2.5.3 Demokratische Strukturen Als demokratische Strukturen wurden alle Organisationen erhoben, an die sich freiwilliges Engagement anlagern kann, welches dem Gemeinwesen nützt und mit demokratischen Haltungen verbunden ist. Folgende Themenfelder sind dabei in den drei Landkreisen relevant:

- Sport - Soziales - Bildung - Kultur - Natur und Umwelt - Rettungsdienste - Sonstige

Dabei wurden nicht nur Vereine als verbreiteteste Form des freiwilligen Engagements aufgenommen, sondern auch öffentliche Institutionen und Organisationen des Dritten Sektors, an die sich ein demokratisches Engagement häufig anlagert.

Um das folgende Ranking zu erstellen, wurde die Zuordnung zu den einzelnen Bereichen nicht berücksichtigt, da im Rahmen der Betrachtung eher relevant ist, ob und in welcher Quantität demokratische Strukturen in der Region vorhanden sind. Qualitative Faktoren wie die Beschäftigungsfelder der jeweiligen Organisationen stellen zwar Merkmale dar, aber es ist kein positiv oder negativ zu bewertender Faktor, ob Organisationen im Kulturbereich oder im Sport aktiv sind. Nähere Informationen zur Verteilung der Organisationen in diesen Bereichen sind daher dem vorangestellten Exkurs zu entnehmen.

Der Faktor Organisationsdichte ging in zwei Ausprägung in das Ranking ein: zum Einen die Zahl der Organisationen je 1.000 Einwohner im Amtsbereich – als Beschreibung potentieller Engagement- Möglichkeiten, die den EinwohnerInnen zur Verfügung stehen; zum Anderen die Zahl der Organisationen je 10km², um die Erreichbarkeit der Engagement-Möglichkeiten zu verdeutlichen. Die Organisationsdichte muss jedoch keine Auswirkung auf die tatsächlichen demokratischen Aktivitäten vor Ort haben. Sie stellen lediglich Möglichkeitsfaktoren dar, da sich an jede einzelne Organisation freiwilliges Engagement mit demokratischen Grundintentionen anlagern kann. Eine aktive Organisation vor Ort kann genügen, um regionale Potentiale zu bündeln und zu nutzen. Das Aufzeigen der Organisationdichte dient in diesem Zusammenhang der Charakterisierung der demokratischen Strukturen.

Die drei Landkreise weisen dabei im Durchschnitt folgende Werte auf:

90 www.portablo.de Durchschnittliche Punktzahl – Mecklenburg-Strelitz Parchim Rügen Demokratische Strukturen

Gesamt (von 33,3 Punkten) 18,2 19,7 9,9 Engagement-Möglichkeiten je 1.000 EW 13,3 14,1 4,9 Erreichbarkeit der Engagement-Möglichkeiten 4,8 5,6 4,9

Tabelle 2.5-6: Durchschnittliche Punkteverteilung für "Demokratische Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen

Bereits an dieser kurzen Übersicht wird deutlich, dass die Kreise Mecklenburg-Strelitz und Parchim eine wesentlich höhere Organisationsdichte – vor allem in Bezug zu den EinwohnerInnen - zu verzeichnen haben als der Landkreis Rügen.

Im Detail äußert sich dies bei den Amtsbereichen wie folgt:

Gesamtranking - Teilbereich III "Zivilgesellschaft" Rang Punkte Rang Amtsbereich / Kreisfreie Stadt Landkreis Landkreis - (von 33,3) gesamt intern

Amt Sterneberger Seenlandschaft PCH 27,3 1 1 Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte MST 26,9 2 1 Amt Plau am See PCH 25,8 3 2 Amt Parchimer Umland PCH 25,1 4 3 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft MST 25,1 5 2 Bergen auf Rügen (Stadt) RÜG 22,4 6 1 Parchim (Stadt) PCH 19,6 7 8 Amt Banzkow PCH 19,0 8 4 Amt Goldberg-Mildenitz PCH 18,4 9 7 Amt Crivitz PCH 17,9 10 5 Neustrelitz (Stadt) MST 16,5 11 4 Amt Eldenburg-Lübz PCH 15,9 12 6 Amt Friedland MST 15,3 13 3 Amt Neverin MST 13,3 14 5 Gemeinde Ostseebad Binz RÜG 12,7 15 2 Amt Stargarder Land MST 12,3 16 6 Putbus (Stadt) RÜG 11,7 17 3 Amt Nord-Rügen RÜG 8,5 18 4 Amt Ostufer Schweriner See PCH 8,1 19 9 Amt West-Rügen RÜG 7,5 20 6 Sassnitz (Stadt) RÜG 6,9 21 5 Amt Mönchgut-Granitz RÜG 6,0 22 7 Amt Bergen auf Rügen RÜG 3,5 23 8 Amt Neustrelitz-Land MST - - - Amt Woldegk MST - - -

Tabelle 2.5-7: Ranking „Demokratische Strukturen“ (einbezogen sind alle Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen)

91 www.portablo.de Eine besonders große Zahl von Organisationen verzeichnen vor allem die Amtsbereiche in Parchim und Mecklenburg-Strelitz. Wie schon in der Übersicht angedeutet, belegen diese Amtsbereiche die vorderen Plätze. Die Rügener Amtsbereiche liegen fast alle (bis auf die Stadt Bergen) auf den letzten Rängen. Die Amtsbereiche des Kreises Parchim liegen im Durchschnitt auf Rang 8,1; die des Kreises Parchim auf 10,2. Der durchschnittliche Rang der Amtsbereiche auf Rügen liegt dagegen bei 17,8.

Anders als bei den vorangegangenen Rankings ist der Unterschied zwischen den Städten und den ländlichen Amtsbereichen nicht im selben Maß signifikant. Zwar sind die fünf erstplatzierten Regionen ländliche Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz und Parchim, aber im weiteren Verlauf des Rankings nehmen die Städte ähnliche Positionierungen ein, wie die ländlichen Amtsbereiche. Ein Grund dafür ist, dass die höhere Einwohnerzahl vergleichsweise hohe Organisationszahlen relativiert, so dass die Städte eher auf den mittleren Rängen platziert sind.

92 www.portablo.de 2.5.4. Gesamtranking „Demokratiefreundlichkeit“ Im Zusammenspiel aller drei vorgenannten Untersuchungsfelder, die in die Gesamtuntersuchung eingehen, lässt sich folgendes Ranking zur Demokratiefreundlichkeit der drei Landkreise aufstellen:

Durchschnittliche Punktzahl – Mecklenburg- Parchim Rügen Gesamtranking Strelitz

Gesamt (von 100 Punkten) 48,2 54,3 45,7 Strukturelle Rahmenbedingungen (von 33,3 Punkten) 12,8 15,3 15,5 Rechtsextreme Strukturen (von 33,3 Punkten) 16,8 19,3 18,4 Demokratische Strukturen (von 33,3 Punkten) 17,8 19,7 9,9

Tabelle 2.5-8: Durchschnittliche Punkteverteilung im Gesamtranking "Demokratiefreundlichkeit" auf Landkreisebene

Von den drei betrachteten Landkreisen bietet Parchim die besten Voraussetzungen für demokratische Strukturen und Einstellungen im Landkreis. Die strukturellen Rahmenbedingungen sind vergleichsweise positiv (wenn auch die demografische Entwicklung und die niedrige Bevölkerungsdichte einige Herausforderungen für die Zukunft bergen). Rechtsextreme Strukturen sind – vor allem was die Einstellung der Bevölkerung angeht, wie sie sich in den Wahlen zeigt – sehr niedrig und die potentiellen Engagement-Möglichkeiten in demokratischen Strukturen sind – vor allem in der ländlichen Fläche groß.

Zweitplatziert ist der Landkreis Mecklenburg-Strelitz – obwohl die strukturellen Rahmenbedingungen vergleichsweise schlecht sind (sowohl in Bezug auf die demografische Entwicklung, als auch in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die regionale Wirtschaft). Auch die rechtsextremen Strukturen sind im hier stärker ausgeprägt als in Parchim und auf Rügen – dies betrifft besonders die parteilichen Strukturen der NPD und die neonazistische Vereinigungen. Dies korrespondiert mit einem teilweise recht ausgeprägten Anteil von WählerInnen mit rechtsextremen Einstellungen in einzelnen Amtsbereichen. Dennoch ist für Mecklenburg-Strelitz eine solide demokratische Organisationslandschaft zu verzeichnen, die derjenigen in Parchim vergleichbar ist. In Mecklenburg-Strelitz konzentrieren sich die Probleme auf spezielle Amtsbereiche wie z.B. Friedland, in denen sich verschiedene Problemlagen (strukturell und rechtsextrem) verdichten.

Den dritten Rang nimmt der Landkreis Rügen ein. Die ermittelte Schwäche liegt vor allem bei den demokratischen Strukturen. Unter dem Vorbehalt, dass die Datenlage auf der Insel Rügen schwierig ist und daher ggf. nicht alle Organisationen ermittelt werden konnten – zeigt sich auf der Insel eine sehr viel geringere Organisationsdichte als in den anderen Kreisen. Dies beschränkt die Möglichkeiten zum Engagement und verhindert die Vielgestaltigkeit der demokratischen Strukturen vor Ort. Einzig die Stadt Bergen auf Rügen, die eine absolute Zentrumsfunktion auf Rügen einnimmt, weist eine durchschnittliche Organisationsdichte auf und liegt daher auf einem der vorderen Ränge – denn die Rahmenbedingungen auf Rügen sind vorteilhaft und die rechtsextremen Strukturen nicht zu dominant ausgeprägt.

93 www.portablo.de Für die einzelnen Amtsbereiche ergibt sich folgendes Gesamtranking:

Gesamtranking Rang Punkte Rang Amtsbereich / Kreisfreie Stadt Landkreis Landkreis - (von 100) gesamt intern

Amt Banzkow PCH 66,7 1 1 Amt Plau am See PCH 63,8 2 2 Bergen auf Rügen (Stadt) RÜG 60,8 3 1 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft MST 57,8 4 1 Amt Sterneberger Seenlandschaft PCH 57,4 5 3 Gemeinde Ostseebad Binz RÜG 55,0 6 2 Putbus (Stadt) RÜG 54,7 7 3 Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte MST 54,1 8 2 Amt Neverin MST 53,5 9 3 Amt Goldberg-Mildenitz PCH 53,3 10 4 Parchim (Stadt) PCH 52,4 11 5 Amt Ostufer Schweriner See PCH 52,0 12 6 Amt Parchimer Umland PCH 51,9 13 7 Amt Stargarder Land MST 49,1 14 4 Neustrelitz (Stadt) MST 46,2 15 5 Amt Crivitz PCH 45,6 16 8 Amt Eldenburg-Lübz PCH 45,4 17 9 Amt Mönchgut-Granitz RÜG 41,0 18 4 Stadt Sassnitz RÜG 40,3 19 5 Amt Bergen auf Rügen RÜG 39,7 20 6 Amt West-Rügen RÜG 38,6 21 7 Amt Nord-Rügen RÜG 35,6 22 8 Amt Friedland MST 28,4 23 6 Amt Neustrelitz-Land MST 32,5 - - Amt Woldegk MST 24,6 - -

Tabelle 2.5-9: Gesamtranking "Demokratiefreundlichkeit" (einbezogen sind alle Amtsbereiche der Landkreise Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen)

94 www.portablo.de 3. Anhang

3.1 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1-1: Analyseraster Regional Support ...... 6

Mecklenburg-Strelitz (Kapitel 2.2) Abbildung 2.2-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Mecklenburg-Strelitz) ...... 22 Abbildung 2.2-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (Stand: 2008) ...... 26 Abbildung 2.2-4: Karte Mecklenburg-Strelitz - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner ...... 31 Abbildung 2.2-5: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich ... 37 Abbildung 2.2-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis ...... 38

Parchim (Kapitel 2.3) Abbildung 2.3-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Parchim) ...... 44 Abbildung 2.3-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Parchim (Stand: 2008) ...... 48 Abbildung 2.3-3: Karte Parchim - Vergleich NPD-Wahlergebnisse 2006 und Einwohnerdichte ...... 53 Abbildung 2.3-4: Karte Parchim - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner ...... 57 Abbildung 2.3-5: Karte Parchim - Vergleich der Organisationsdichte je 1.000 Einwohner und der Einwohnerdichte ...... 58 Abbildung 2.3-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich ... 59 Abbildung 2.3-7: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis ..... 60

Rügen (Kapitel 2.4) Abbildung 2.4-1: Bevölkerungsdichte je km² (Gemeindeebene, Landkreis Rügen) ...... 66 Abbildung 2.4-2: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis Rügen (Stand: 2008) ...... 69 Abbildung 2.4-3: Karte Rügen - Vergleich NPD-Wahlergebnisse 2006 und Einwohnerdichte ...... 74 Abbildung 2.4-4: Karte Rügen - Vergleich der Dichte "demokratischer" Organisationen je 10 km² und 1.000 Einwohner ...... 78 Abbildung 2.4-5: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen je Amtsbereich ... 79 Abbildung 2.4-6: Verteilung der "demokratischen" Organisationen nach Bereichen im Landkreis ...... 80

95 www.portablo.de 3.2 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1.4-1: Organisationen der "demokratischen Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg- Strelitz, Parchim und Rügen ...... 15

Tabelle 2.1-1: Aufschlüsselung des Rankings "Demokratiefreundlichkeit" ...... 19

Mecklenburg-Strelitz (Kapitel 2.2) Tabelle 2.2-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent ...... 23 Tabelle 2.2-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent ...... 24 Tabelle 2.2-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009 und Zentrum für demografische Entwicklung Rostock 2009) ...... 24 Tabelle 2.2-4: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach demografischen Faktoren .... 27 Tabelle 2.2-5: Ranking des Landkreises Mecklenburg-Strelitz nach Wirtschaftsstruktur ...... 28 Tabelle 2.2-6: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach rechtsextremen Strukturen ... 33 Tabelle 2.2-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" im Landkreis Mecklenburg-Strelitz .. 34 Tabelle 2.2-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich ...... 35 Tabelle 2.2-9: Ranking der Amtsbereiche in Mecklenburg-Strelitz nach demokratischen Strukturen .. 40 Tabelle 2.2-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ...... 42

Parchim (Kapitel 2.3) Tabelle 2.3-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent ...... 45 Tabelle 2.3-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent ...... 46 Tabelle 2.3-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009) ...... 46 Tabelle 2.3-4: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach demografischen Faktoren ...... 49 Tabelle 2.3-5: Ranking des Landkreises Parchim nach Wirtschaftsstruktur ...... 50 Tabelle 2.3-6: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach rechtsextremen Strukturen ...... 54 Tabelle 2.3-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" im Landkreis Parchim ...... 55 Tabelle 2.3-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich ...... 56 Tabelle 2.3-9: Ranking der Amtsbereiche in Parchim nach demokratischen Strukturen ...... 62 Tabelle 2.3-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Parchim ...... 65

Rügen (Kapitel 2.4) Tabelle 2.4-1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden in Prozent ...... 67 Tabelle 2.4-2: Bevölkerungsentwicklung in den Amtsbereichen in Prozent ...... 68 Tabelle 2.4-3: Prognose der Bevölkerungsentwicklung (Statistisches Landesamt 2009) ...... 68 Tabelle 2.4-4: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach demografischen Faktoren ...... 71 Tabelle 2.4-5: Ranking des Landkreises Rügen nach Wirtschaftsstruktur ...... 71 Tabelle 2.4-6: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach rechtsextremen Strukturen ...... 75 Tabelle 2.4-7: Organisationen der "demokratischen Strukturen" auf Rügen ...... 76 Tabelle 2.4-8: Verteilung der "demokratischen" Organisationen je Amtsbereich ...... 77 Tabelle 2.4-9: Ranking der Amtsbereiche auf Rügen nach demokratischen Strukturen ...... 82 Tabelle 2.4-10: Gesamtranking der Amtsbereiche im Landkreis Rügen ...... 84

Gesamtranking „Demokratiefreundlichkeit“ (Kapitel 2.5) Tabelle 2.5-1: Durchschnittliche Punkteverteilung für die strukturellen Rahmenbedingungen in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen ...... 85

96 www.portablo.de Tabelle 2.5-2: Struktur-Ranking aller Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen ...... 86 Tabelle 2.5-3: Zusammenfassende Beschreibung rechtsextremer Strukturen auf Landkreisebene .... 87 Tabelle 2.5-4: Durchschnittliche Punkteverteilung für "Rechtsextreme Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen ...... 87 Tabelle 2.5-5: Ranking „Rechtsextreme Strukturen“ (einbezogen sind alle Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen) ...... 88 Tabelle 2.5-6: Durchschnittliche Punkteverteilung für "Demokratische Strukturen" in den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen ...... 91 Tabelle 2.5-7: Ranking „Demokratische Strukturen“ (einbezogen sind alle Amtsbereiche aus den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen) ...... 91 Tabelle 2.5-8: Durchschnittliche Punkteverteilung im Gesamtranking "Demokratiefreundlichkeit" auf Landkreisebene ...... 93 Tabelle 2.5-9: Gesamtranking "Demokratiefreundlichkeit" (einbezogen sind alle Amtsbereiche der Landkreise Mecklenburg-Strelitz, Parchim und Rügen) ...... 94

3.3 Quellennachweise für die Recherche demokratischer Organisationen/Träger/Akteure

3.3.1 nach Kategorie

1. Sport regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

2. Soziales 2.1. Jugendhilfe / Familienhilfe: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 2.2. Senioren: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 2.3. Migration: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 2.4. Behinderte: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 2.5. religiöse Vereinigungen: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) sowie: http://www.kirchenkreis-wismar.de/; http://www.kirchenkreis-parchim.de; http://www.kirchenkreis-stargard.de/Kirchgemeinden.gemeinden.0.html; 2.6. Beratung / Selbsthilfegruppen: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 2.7. Multikategorische Träger: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

3. Bildung 3.1. Kitas: regionale Verzeichnisse (Siehe Kapitel 3.3.2) sowie http://www.kita-portal-mv.de/de/tageseinrichtungen/kitas_in_m_v/kitas_in_m_v_kreiskarte 3.2. Schulen: regionale Verzeichnisse (Siehe Kapitel 3.3.2) 3.3. Schulfördervereine: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 3.4. Ausbildungs-, Bildungs- und Beschäftigungsträger: regionale Vereinsregister und Verzeichnisse (Siehe Kapitel 3.3.2) MV-weite Datenbank: http://www.weiterbildung-mv.de/anbieter/

4. Kultur 4.1. Soziokultur: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) sowie http://www.soziokultur.de/bsz/node/105 4.2. Kunst / Musik: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 4.3. Bibliotheken / Museen: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) sowie: http://www.fachstelle-mv.de/wDeutsch/oeffentliche_bibliotheken/karte/index.php?navid=6 4.4. Pflege Historischer Gebäude: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 4.5. Heimat- und Traditionsvereine: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 4.6. Karnevalsvereine: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

5. Natur und Umwelt 5.1. Natur-, Umwelt- und Tierschutz: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 5.2. Kleingartenverein: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 5.3. Tierzucht: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

6. Rettungsdienste und Hilfsorganisationen 6.1. Freiwillige Feuerwehr: regionale Verzeichnisse (Siehe Kapitel 3.3.2) 6.2. Technisches Hilfswerk THW: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 6.3. Deutsches Rotes Kreuz DRK: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 6.4. Sonstige (Wasserwacht, Verkehrswacht etc.): regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

97 www.portablo.de 7.Interessenvereinigungen 7.1. ohne Kategorie: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2) 7.2. Tourismus: regionale Vereinsregister (Siehe Kapitel 3.3.2)

3.3.2 nach Region / Landkreis

Mecklenburg Strelitz

- auf Landkreisebene:

2.1. http://www.mecklenburg-strelitz.de/kultur/jugendzentren 3.2. http://www.mecklenburg-strelitz.de/bildung/schulen-im-lankreis 4.3. http://www.mecklenburg-strelitz.de/kultur/museen-in-mecklenburg-strelitz 6.1. http://www.feuerwehr-mst.de/contenido-4.4.5/cms/front_content.php?idcat=8

- auf Amtsebene:

1. Feldberger Seenlandschaft Vereinsregister, sowie 2.5., 3.1., 3.2.., 6.1.-6.4. http://www.feldberger-seenlandschaft.de ‰ Wegweiser ‰ Behörden, Dienste, Service 4.3. http://www.feldberger-seenlandschaft.de ‰ KulTour ‰ Ausstellungen und Museen http://www.feldberger-seenlandschaft.de ‰ Wegweiser ‰ Behörden, Dienste, Service ‰ Museen

2. Friedland Vereinsregister http://www.friedland-mecklenburg.de/html/vereine.html 2.1., 3.1. http://www.friedland-mecklenburg.de/html/einrichtungen.html http://www.friedland-mecklenburg.de/html/bibliothek.html; http://www.friedland-mecklenburg.de/html/museum.html

3. Mecklenburgische Kleinseenplatte Vereinsregister http://www.mecklenburgische-kleinseenplatte.de/heimatliche-kleinseenplatte/offentliche-einrichtungen/vereine.html 2.1. http://www.mecklenburgische-kleinseenplatte.de/heimatliche-kleinseenplatte/offentliche-einrichtungen/familie- jugend.html 2.2. http://www.mecklenburgische-kleinseenplatte.de/heimatliche-kleinseenplatte/offentliche-einrichtungen/senioren/aktiv- leben.html 3.1. http://www.mecklenburgische-kleinseenplatte.de/heimatliche-kleinseenplatte/offentliche- einrichtungen/kindertagesstatten.html 4.3. http://www.mecklenburgische-kleinseenplatte.de/kulturelle-kleinseenplatte.html

4. Neustrelitz Vereinsregister http://www.neustrelitz.de/vereine-15-10-1-11-21.html 2.5. http://www.neustrelitz.de/kirchen-15-11-1-11-22.html 3.1.- 3.4. http://www.neustrelitz.de/bildung-7-35-1-92.html 4.1.-4.6. http://www.neustrelitz.de/kunst_und_kultur-17-1-1-60.html 6.1. http://www.neustrelitz.de/feuerwehr-15-12-1-11-23.html

5. Neverin Vereinsregister http://www.amtneverin.de/start.html

6. Stargarder Land Vereinsregister http://www.burg-stargard.de/cms/index.php?id=37 2.1. – 2.7. http://www.burg-stargard.de/cms/index.php?id=46 3.1. http://www.burg-stargard.de/cms/index.php?id=45 3.2., 3.4 http://www.burg-stargard.de/cms/index.php?id=47 6.1. http://www.burg-stargard.de/cms/index.php?id=50

7. Woldegk Vereinsregister fehlt 2.5. http://www.woldegk.mvserver.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=6&Itemid=7 3.1. http://www.woldegk.mvserver.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=2&Itemid=3 3.2. http://www.woldegk.mvserver.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=11&Itemid=11 4.3. http://www.woldegk.mvserver.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=70&Itemid=63 6.1. http://www.woldegk.mvserver.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=48&Itemid=70

98 www.portablo.de Parchim

- auf Landkreisebene:

Veröffentlichung des Landkreises: Lokales Bündnis für Familie – Parchimer Region (2009): Familienwegweiser. 2. Aufl. WEKA Info Verlag GmbH.

Vereinsregister http://www.kreis-pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Leben_und_Wohnen/Vereine_und_Verbaende/ 2.1. http://www.kreis-pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Kreistag/_pdf/Jugendhilfeplanung.pdf (Stand Juli 2007, siehe S. 17) 3.2. http://www.kreis-pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Aktuelles/Jugend-%2c_Schulverwaltungs- _und_Kulturamt/_pdf/Schulen_im_Landkreis_Parchim.pdf 4.1. – 4.6. http://www.kreispch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Leben_und_Wohnen/Vereine_und_Verbaende/_pdf/Tabelle_Kultu r.pdf 4.3. http://www.kreis-pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Bildung_und_Kultur/MuseenAusstellungen/index.jsp; http://www.kreis-pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Bildung_und_Kultur/_pdf/museen.pdf; http://www.kreis- pch.de/cms/Parchim_prod/Parchim/Bildung_und_Kultur/Bibliotheken/index.jsp

- auf Amtsebene:

1.Banzkow Vereinsregister http://www.amt-banzkow.de/html/vereine.html

2. Crivitz Vereinsregister: http://www.amt-crivitz.de/index.phtml?Aktion=view&ID=222&SpecialTop=1

3. Eldenburg Lübz Vereinsregister fehlt 3.1./ 3.2. http://www.amt-eldenburg-luebz.de/luebz/index.html http://www.amt-eldenburg-luebz.de/ ‰ Informationen ‰ Kitas und Schulen

3. Goldberg-Mildenitz Vereinsregister http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=2 2.1. http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?kategorie=24 2.5. http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?kategorie=26 3.1. http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?kategorie=5 3.2. http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=4 6.1. http://amt-goldberg-mildenitz.verwaltungsportal.de/verzeichnis/index.php?kategorie=22

4. Amt Ostufer Schweriner See Vereinsregister http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/cambs/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/dobin/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/godern/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/langen/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/leezen/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/pinnow/vereine.php http://www.amt-ostufer-schweriner-see.de/gemeinden/raben/vereine.php

5. Parchimer Umland Vereinsregister http://www.amt-parchimer-umland.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=2 2.1. http://www.amt-parchimer-umland.de/verzeichnis/index.php?kategorie=24 3.1. http://www.amt-parchimer-umland.de/verzeichnis/index.php?kategorie=5 3.2. http://www.amt-parchimer-umland.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=4 6.1. http://www.amt-parchimer-umland.de/verzeichnis/index.php?kategorie=22

6. Plau am See Vereinsregister http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=2 2.5. http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?kategorie=26 3.1. http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?kategorie=5 3.2. http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=4 4.3. http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=9 6.1. http://www.amtplau.de/verzeichnis/index.php?kategorie=22 4.3. http://www.amt-sternberger-seenlandschaft.de/verzeichnis/index.php?mandatstyp=9

99 www.portablo.de 6.1. http://www.amt-sternberger-seenlandschaft.de/verzeichnis/index.php?kategorie=22

Rügen

- auf Landkreisebene:

Vereinsregister http://www.ruegen.de/verbaende_vereine.html 2.1. http://www.ruegen.de/jugendeinrichtungen.html 2.2. http://www.ruegen.de/soziale_einrichtung.html 3.1. http://www.ruegen.de/kindertagesstaette.html 3.2. http://www.ruegen.de/schulen.html Verschiedene http://www.ruegen.de/sonstige_einrichtung.html (u.a. 2.1., 2.6., 6.2.)

- auf Amtsebene: keine Detaildaten vorhanden

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