Kartographie in Winterthur
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Kartographie in Winterthur Autor(en): Schertenleib, Urban Objekttyp: Article Zeitschrift: Librarium : Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen- Gesellschaft = revue de la Société Suisse des Bibliophiles Band (Jahr): 34 (1991) Heft 1 PDF erstellt am: 09.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-388536 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Das klassische Die «Lithographische Anstalt» wurde Darstellungsmittel dieser Wissenschaft 1842 gegründet und 1924 an das Artistische wurde die Karte, die vorwiegend in Institut Orell Füssli in Zürich Mitteleuropa eine rasante Entwicklung verkauft. Mit dieser Übernahme wurde das erfuhr. Grosse Erfolge wurden in der Unternehmen in Winterthur aufgelöst Geländedarstellung, vorweg in der Gebirgsdar- und in die kartographische Abteilung von stellung erzielt. Orell Füssli eingegliedert. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung In den 82 Betriebsjahren zwischen hatten in der Schweiz von nationaler Gründung und Auflösung wechselte die Seite das Kartenwerk von General Unternehmung viermal den Firmennamen. Guillaume Henri Dufour (1787—1875) sowie Diese Firmennamen wurden in das Nachfolgewerk von Hermann Siegfried verschiedenen Kombinationen verwendet, (1819-1879). Von privater Seite zum Teil abgekürzt oder um die genauere brachten Karten aus der in Winterthur Bezeichnung der Tätigkeit des Unternehmens ansäßigen « Lithographischen Anstalt » ergänzt. maßgebende Neuerungen. Jakob Melchior Mai 1842 bis 30. Mai 1863 Ziegler (1801 —1883), Johann Ulrich Wurster Joh. Wurster & Comp, in Winterthur (1814—1880), Johann Randegger l.Juni 1863 bis 31. Dezember 188g (1830-1900), Rudolf Leuzinger (1826- Wurster, Randeggerà Cie., Winterthur 1896), Heinrich Wettstein (1831-1895), i.Januar 1890bis 31. Dezember 1905 Fridolin Becker (1854—1922) sowie Jakob Anstalt J. sind Topographische Schlumpf, Schlumpf sen. (1857-1916) Namen, Winterthur die untrennbar mit diesem Unternehmen bis Ende verbunden sind. Die Anstalt rasch i .Januar 1906 1924 errang Kartographia Winterthur A.G., eine bedeutende Stellung. In einer Würdigung (Liquidation 1927) aus demjahre 1883 wird sie gepriesen als Der an der Datierung von Karten dieser «... eine Zierde Winterthur's, welche vier Unternehmen interessierte Leser findet schon in der ersten Zeit ihres Bestehens unten eine Zusammenstellung der von den wissenschaftlichen Leistungen Firmenbezeichnungen mit Angabe der Ziegler's der gelehrten Welt Kunde Jahre, in welchen sie verwendet wurden. brachte ; eine Kunde, welche sich über den Kreis der schweizerischen Verhältnisse hinaus über alle Zweige der geographischen Joh. Wurster & Comp, in Winterthur Wissenschaft erstreckte, und welche bewirkte, daß der Name des schweizerischen Im Frühjahr 1842 gründeten J. U.Wur¬ Gelehrten und Forschers [i.e. ster (Abb. 1) und J.M. Ziegler (Abb. 2) J.M. Ziegler] in den geographischen eine lithographische Anstalt in Winterthur. Gesellschaften von Paris und London, von Untergebracht war diese in der Berlin, Wien und Petersburg mit gleicher Liegenschaft Zieglers «Zur Rosenau2». Das Auszeichnung genannt wurde '. » Unternehmen trat unter dem Namen/o/«. 67 Wurster & Comp. (Abb. 8) an die Öffentlichkeit. her Darstellungskraft wissenschaftlichen Wurster war von der Geschäftsaufnahme Zwecken zu dienen und die Forderung an der technische Betriebsleiter, der Wissenschaft zu erfüllen. Die Zielsetzung, während Ziegler Geldgeber, Wissenschafter solche Produkte herzustellen, hatte und Ideenbereiter war. Ziegler als Bedingung für seine Jakob Melchior Ziegler (1801-1883) war Beteiligunggemacht. für die Entstehung und Entwicklung der Die erste Publikation, die den Betrieb kartographischen Unternehmungen von verließ und dieser Zielsetzung entsprach, zentraler Bedeutung. Er hätte nach dem war keine Karte, sondern das Schulbuch Willen seines Vaters das Handelsgeschäft «Darstellende Geometrie» vonj. M. Ziegler, für Baumwolle, Baumwollgarn und sog. 1843 in Winterthur herausgekommen Spekulationswaren übernehmen sollen. «In Commission der Steiner'schen Buchhandlung. Seine Ausbildung führte ihn mit 20 Jahren Druck J.J. Ulrich in Zürich»; das nach Genf, wo er sich intensiv mit zweiteilige Werk umfaßt einen Textband sowie Mathematik, darstellender Geometrie und einen als «Atlas» bezeichneten der Vermessungskunde nahestehenden Abbildungsteil mit 66 Tafeln in Folio, letzterer Fächern beschäftigte. Einer seiner Lehrer gestochen und gedruckt bei Joh. Wurster in Genf war der nachmalige Begründer & Comp, in Winterthur. des Eidgenössischen Topographischen Ziegler, der in Heinrich Pestalozzi den Bureaus (Eidg. Landestopographie) und Begründer des Anschauungsunterrichtes spätere General Guillaume Henri Du- verehrte, veröffentlichte 1843 als erste four. Unter der Leitung Dufours wirkte Publikation aus seiner Anstalt das er auch im eidgenössischen Generalstab erwähnte Lehrmittel Darstellende Geometrie bei der Aufnahme der Topographischen mit einem Abbildungsband. An diesem Karte der Schweiz mit3. In Paris verfeinerte verfeinerte und erprobte Ziegler das Können er seine Studien in Mathematik bei des Ateliers, bevor er Aufträge für Lacroix und in Physik bei Gay-Lussac. Der Karten annehmen konnte. Hinschied seines Vaters zwang ihn im Von Heinrich Pestalozzi einerseits und Sommer 1824 zur Rückkehr nach Winterthur, vom führenden Geographen seiner Zeit, um den väterlichen Handelsbetrieb Carl Ritter (1779-1859), anderseits stark zu übernehmen. Aber seine Neigungen beeinflußt, begann Ziegler nach einem für pädagogische Anliegen sowie die Besuch bei Ritter 1847 in Berlin mit der Naturwissenschaften ließen ihn trotz der gezielten Herausgabe von Karten, die sich Arbeit im Handel nicht los. 1828 übernahm hoher Anschaulichkeit verpflichtet hatten. er in Winterthur eine Lehrerstelle für Aus Dank und Verehrung für die Mathematik und Naturwissenschaften. Von unzähligen Anstöße, die Ziegler von Ritter den Ideen Heinrich Pestalozzis (1746- empfing, widmete er Ritter den Allgemeinen 1827) geprägt, erkannte er während Atlas über alle Theile der Erde in 29 Blättern seiner Lehrtätigkeit den Mangel an guten, (1847-1851, 2.Auflage 1866). Mit anschaulichen und didaktisch gestalteten dem Einstieg in die Kartographie begann Lehrmitteln. Dieser Mangel wurde sein persönlicher und wissenschaftlicher leitend für seine spätere Tätigkeit. Nach Aufstieg zum bedeutendsten Geographen wenigen Jahren verließ er 1834 die der Schweiz des vergangenen Lehrerstelle und wurde für die Stadt Winterthur Jahrhunderts. «Aufgrund seiner Verdienste als Forstinspektor tätig. 1842 gründete um die Geographie und wissenschaftliche er mit seinem ehemaligen Schüler Kartographie4» ehrte ihn 1870 die Johann Wurster eine lithographische Philosophische Fakultät der Universität Zürich Anstalt, die sich die Aufgabe stellte, mit ho¬ mit der Promotion zum Doctor honoris 68 causa. Bedeutende ausländische Fachge- &f C., Winterthur, gegründet. Später hatte sellschaften würdigten sein Wirken mit die Verlagshandlung ihren Sitz in Zürich. der Ernennung zum Ehrenmitglied. J. Wurster war alleiniger Besitzer des Johann Ulrich Wurster (1814—1880) kam Verlages bis zu dessen Verkauf am 20. März Ende 1841 nach Studien in Freiburg i.B. 1872 an Joseph Anton Meyer5. Über den und Stuttgart, wo er praktische Geometrie Commissions Verlag vom Geographischen Institut betrieben und sich in er Lithographie J. Meier [sie] vormals J. Wurster, Zürich1' ausgebildet hatte, nach Winterthur wurden bis nach der Jahrhundertwende zurück. Wurster war von Anbeginn Betriebsleiter, Karten vertrieben. Durch den Verlag Drucker, Techniker und ab 1852 J.Wurster & Cie, Zürich, kamen Karten, Verleger, während Ziegler durch seine Atlanten sowie Bücher eigener und fremder weitgespannten Interessen und Kontakte Produktion wie auch Reliefs in den zu führenden europäischen Naturwissenschaftern Verkauf; die Landkarten-HandlungJ. Wurster die Grundlage für das & Co. befand sich am Neumarkt 13 in Unternehmen und dessen hohes Ansehen legte. Zürich, das Institut J. Meier dann an der Die Schreibweise des Herstellervermerkes, Bahnhofstraße 94. Topogr. Anstalt v. J. Wurster u. Comp, in Winterthur oder Lithogr. Anstalt