ARCHITEKTUR Sonderbeilage Nr. 35 30. August 2013 Allreal-Gruppe: Zürich, Basel, Bern, Cham, St.Gallen www.allreal.ch Immobilien Projektentwicklung Realisation Foto: Peter Neusser Hi www er 84 re den .s 00 ali up si Wi Sup er er nt bl t er er Al oc bl th lr k. oc ea ur ch k l : architektur

NEUES HAFENFLAIR IN HAIFA Mit dem Ziel, Haifa mit dem Meer zu verbin- den, befasst sich auch der Vorschlag für die Pläne der New Haifa Waterfront durch die Architekten Amir Mann und Ami Shinar. De- ren Büro plant die Herstellung eines gros- sen, offenen und öffentlichen Raums dem Meer entlang. In der Bucht von Haifa sollen lineare Strukturen gebaut werden, die an al- te Lagerhäuser erinnern und nur zwei Stockwerke hoch sind. Die alten Gebäude auf dem gesamten Areal sollen ihren indust- riellen Charakter beibehalten. Auch mit den alten Kränen, dem Kornreservoir und den al- ten Docks wird die Atmosphäre noch zu-

sätzlich unterstrichen. [TA] PD FOTO

ISRAELISCHES TEAM IM timale Energie, Produktion und maxi- Hitlers ins Mandatsgebiet Palästina SOLAR-DECATHLON-WETTBEWERB male Ef zienz verbinden. Im Sommer kam, das Gebäude als Geburtshaus. 2013 wird sich erstmals ein Team aus Das Krankenhaus hatte er auf dem Ge- > Der Solar Decathlon China ist der am Wettbewerb beteiligen. Die- lände eines Zitrusfrüchtehains gebaut, jüngste Spross der Familie der interna- ses präsentiert ein Verfahren zur Pla- weitab der Stadt und durchdrungen tionalen Solar-Decathlon-Wettbewer- nung und Gestaltung, wie Gebäude von Frischluft. Das Geburtshaus war be. Es ist ein Design-Wettbewerb, der besser auf die Umwelt reagieren, mo- das erste seiner Art in Israel, zu einem alle zwei Jahre statt ndet und kollegi- di ziert und recycelt werden können. Zeitpunkt, als Frauen noch zu Hause ale Teams dazu auffordert, solarbetrie- Werte von Umwelt, Gesellschaft und in einem Ad-hoc-Kreisssaal gebärten. bene Häuser zu entwerfen, zu bauen israelischer Kultur sollen im Design Die Nachbarschaft formulierte nun ei- und zu betreiben, die bezahlbar, ener- zum Ausdruck kommen und mit der nen Umsetzungsplan, wie das Gebäu- gieef zient und attraktiv sind. Der Ge- momentan aktuellen israelischen Ar- de weiterhin genutzt werden könnte, winner des Wettbewerbs ist das Team, chitektur verochten werden. [TA] und wies israelische Kulturerbe-Insti- das die beste Mischung aus verschie- tutionen darauf hin, dass das Gebäude denen Komponenten der Wirtschaft- VOM KREISSAAL als Museum über den unterirdischen lichkeit ndet und Attraktivität für den Kampf gegen das britische Mandat Konsumenten mit exzellentem Design ZUR BIBLIOTHEK dienen könnte. Das Museum würde verbindet. Er muss in seinem Werk op- > Ein ehemaliges Krankenhaus im is- Führungen, Vorträge und Seminare raelischen Ramat Gan wurde durch über die Geschichte der Stadt anbie- Proteste von Bewohnern vor seiner ten. Ein Garten würde ebenfalls für Zerstörung gerettet. Seit 70 Jahren un- die Nutzung durch die Anwohner ge- terhielt das Ramat-Marpe-Kranken- panzt werden. Andere Vorschläge haus ein Gebäude, das auf einem ho- sind die Umwandlung des Gebäudes in hen Hügel in der Nachbarschaft von eine Bibliothek oder eine Baby-Klinik. Ramat Gan thront. Im Jahr 1935 stifte- Hinter Letzterem steht die Idee, die ur- te Leo Auerbach, ein Gynäkologe aus sprüngliche Funktion des Gebäudes

FOTO PD FOTO Berlin, der nach der Machtergreifung beizubehalten. [TA]

I MPRESSUM

Dies ist eine Beilage der JM Jüdischen Medien AG: JM Jüdische Medien AG, Postfach 1852, 8027 Zürich Telefon 044 206 42 22, Fax 044 206 42 20, E-Mail [email protected]

35 tachles 30. August 2013 architektur FOTOS PD FOTOS DER ERSTE SPATENSTICH STEHT NOCH AUS Neuer Standort der Nationalbibliothek in

ISRA ELI SCHE N AT I O NALBI BLI OTHEK Basler Architekten bauen in Jerusalem 2017 soll in Jerusalem die Nationalbibliothek Israels eröffnet werden, erbaut von den Basler Architekten Herzog & de Meuron. Ein Prestigeprojekt mit einer unruhigen Vorgeschichte.

sollte 2016 die Nationalbibliothek Israels hinter dem Neubauprojekt – den Namen VON ANDREAS SCHNEITTER eröffnet werden. Sollte. Denn die Planung des Architekten, der Israels Nationalbib- be ndet sich, noch vor dem ersten Spa- liothek der Zukunft bauen sollte: Ra Se- in paar Schritte südlich der Knes- tenstich, bereits um ein Jahr im Rück- gal, Israeli mit Abschluss am Technion set in Jerusalem, an der Kreuzung stand. Im September 2012 verkündeten Haifa und der Princeton University und E der Strassen Kaplan und Rupin, die Direktion der Nationalbibliothek und Dozent für Architektur in Harvard. Das wo jetzt nichts ist ausser Sträuchern, Bäu- die private israelische Rothschild-Stif- Projekt ist prestigeträchtig: Nicht nur soll men und von der Sonne gedörrtem Gras, tung Yad Hanadiv – die treibende Kraft die neue Bibliothek aus ihrem bisherigen

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Umfeld auf dem Universitätscampus Gi- vat Ram, wo sie die vergangenen 50 Jahre eingebunden war, ausgelagert und in die Nachbarschaft der und des Isra- el Museums gestellt werden, auch ihr Sta- tus wird aufgewertet: 2007 hat die Knes- set per Gesetz die Institution, bisher die Bibliothek der Geisteswissenschaften mit den archivarischen Schwerpunkten Ju- daica, israelische Literatur und Printme- dien sowie Islam im Nahen Osten, aus der Verantwortung der Universität herausge- hoben und zur Nationalbibliothek erklärt. Fortan sollte, so der Gesetzesauftrag, die Bibliothek jede Publikation und jedes Tondokument, die in Israel oder weltweit über Israel und das Judentum veröffent- licht werden, in ihren Bestand aufneh- men. Der Neubau soll diese Aufwertung in Stahl und Beton giessen, und es schien auf der Hand zu liegen, dass ein israeli- scher Architekt diese Aufgabe erfüllen sollte. «Sein Vorschlag beweist ein tiefes Verständnis der historischen Bedeutung einer Nationalbibliothek und demonst- riert Einfühlungsvermögen in die beson- dere Lage der Bibliothek in Jerusalem», schrieb das Entscheidungsgremium nach der Wahl von Ra Segal, damals im ver-

gangenen September. KEYSTONE FOTO SCHWEIZER ARCHITEKTENDUO Herzog & de Meuron haben den Zuschlag bekommen Architektur und Politik Ein Jahr später ist der Name Segal längst vom Tisch und das Projekt verzögert sich. Rolle gespielt haben: Bing Wang, die wie sualisierungen eingereicht hatten: das Kurz nach dem Entscheid wurde aus der Segal in Harvard doziert und eine Design- Entscheidungsgremium war «ausseror- Jerusalemer Stadtverwaltung Kritik an rma leitet, beschuldigte ihn des Ideen- dentlich beeindruckt» vom Engagement, der Wahl Segals laut. Ein Vertreter der klaus – oder präziser: einen seiner Mitar- das die beiden Architekten während ei- städtischen Bau- und Pla- beiter, der auch in Wangs nes eineinhalbstündigen Gesprächs ge- nungskommission hielt Betrieb tätig gewesen sei zeigt hätten: «Es war sowohl innovativ dem Architekten vor, man und Elemente des De- wie eindeutig fokussiert», schrieb das könne nicht staatliche signs mitgebracht habe, Gremium in seiner Begründung. Aufträge empfangen und «Nun soll eine ohne die Urheberschaft gleichzeitig «in der gan- Marke mit globaler zu erwähnen. Einer Klä- Konzerte und Lesesäle zen Welt Israel ins Gesicht rung des Copyrights ka- Danach soll die Bibliothek, die 1892 als spucken». Die Vorwürfe Ausstrahlung men Nationalbibliothek B’nai-B’rith-Bibliothek gegründet worden gründeten auf dem Buch das Projekt und Yad Hanadiv zuvor war und unter anderem die Bibliothek von «A Civilian Occupation: und zogen, allerdings Gershom Scholem oder das Privatarchiv The Politics of Israeli Ar- ausführen.» ohne detaillierte Be- der Kaufmannsfamilie Sassoon beher- chitecture», das 2003 er- gründung, die Wahl Se- bergt, mehr sein als das bedeutendste Ju- schien und bei dem Segal gals zurück. daica-Archiv mit rund fünf Millionen Be- als Co-Autor mitwirkte. Stattdessen soll eine ständen, die gegenwärtig aufwendig digi- Das Buch behandelte die Funktion von Marke mit globaler Ausstrahlung das talisiert werden. Geplant sind ausserdem Architektur und Landschaftsplanung in Projekt ausführen: Im April 2013 wurde Räumlichkeiten für Kulturveranstaltun- der israelischen Besatzungspolitik. bekannt, dass nicht ein Israeli die Biblio- gen – Lesungen, Theater, Konzerte, Aus- Fehlte es ausgerechnet dem Architek- thek bauen wird, sondern die Basler Star- stellungen. Eröffnet wird 2017, die voraus- ten der Nationalbibliothek an zionisti- architekten Jacques Herzog und Pierre de sichtlichen Baukosten betragen 150 Milli- schem Engagement? Zumindest beende- Meuron. Deren Portfolio: Tate Gallery onen Dollar, wobei rund zwei Drittel die te die Bibliotheksdirektion bereits im De- London, Nationalstadion Peking oder die Rothschild-Stiftung beitragen wird – die- zember die Zusammenarbeit mit Ra Se- – noch unfertige – Hamburger Elbphil- selbe Stiftung, die bereits den Bau der gal. Neben der politischen Debatte dürf- harmonie. Herzog & de Meuron wurden Knesset sowie des Obersten Gerichtshofes ten auch Plagiatsvorwürfe an Segal eine ausgewählt, ohne dass sie Pläne oder Vi- mit angestossen hatte. T

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GLAUBE UND KUNST VEREINT Eine Synagoge für die Kunst Einst ein Bürohaus, dann zum Gotteshaus umfunktioniert: die Synagogue for the Arts in New York schafft Raum für Gebet und Kunst.

n Tribeca, dem Dreieck unterhalb I der Canal Street, liegt die Synagogue for the Arts, ein architekto- nisches Meisterwerk, dessen Gemeindesaal regelmässig als Aus- stellungsraum fungiert. Die Synagoge ist etwas versteckt zwischen zwei Wohnhäusern und wirkt wie eine Welle, die sanft über den Bo- den schwingt. Durch die leicht zurückver- setzte Position bleibt die historische Struktur der Strasse erhalten. Nur wer direkt vor dem Gebäude steht, kann die Synagoge richtig er- kennen. Architekt William

Breger, ein Schüler von PD FOTO Walter Gropius und späterer Professor am WÖLBUNG MIT SINN Die wellenartige Form der Synagoge lässt Spielraum für viele Interpretationen New Yorker Pratt-Institut, kreierte dieses ungewöhnliche Gotteshaus, das 1968 vom American Institute of Architects den Nati- Krümmung einer Thorarolle in der Archi- Civic Center Synagogue gegründet wurde. onal Honor Award erhielt. tektur. Civic Center heisst Stadthalle, und der Na- Inspiration war einerseits der biblische me kommt daher, dass viele der Gemein- brennende Dornbusch – in der Welle er- Ursprünglich ein Bürohaus demitglieder für die Stadt arbeiteten. Ini- kennt man die ackernde Flamme –, an- Diese ungewöhnliche, wenn auch kunst- tiator war Jacob Rosenblum, ein Assistent dererseits sehen einige Besucher die volle Architektur hebt hervor, was 1938 als des Bezirksstaatsanwalts Thomas Dewey.

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Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Anfang de siebziger damals viele jüdische Anwälte, Beamte Jahre stand New aber auch Juden, die in der Textilindustrie York am Rande des «downtown», also im Süden Manhattans, Bankrotts. Viele Ju- arbeiteten. Bis dato gab es in diesem Teil den verliessen das der Stadt keine Synagoge, in der sie mor- Beamtentum, Ge- gens oder mittags beten konnten. schäfte im Süden Die Civic Center Synagogue war zu- Manhattans schlos- nächst keine richtige Synagoge, sondern sen, und in den eher ein Raum in einem Bürohaus, der zu Achtzigern befürch- einem Gebetsraum umfunktioniert wur- tete man, dass die de. Wichtiger als das Gebäude war die Tat- Gemeinde das Ge- sache, dass eine Gemeinschaft, die in der bäude verkaufen Fremde geschaffen wurde, die in dersel- müsse. Doch 1989 ben Gegend arbeitete und betete. wurde Jonathan 1957, also fast 20 Jahre nach der Grün- Glass Rabbiner der dung der Gemeinde, wurde die erste Sy- Gemeinde und initi- nagoge eingeweiht, die sich auf der Dua- ierte die Umwand- ne Street befand. Drei Jahre nach Fertig- lung zur Synagogue stellung des Gebäudes wurde die Ge- of the Arts. Die Ge- meinde darüber informiert, dass mehre- gend um Tribeca re Gebäude – darunter auch die Synago- und das angrenzen- ge – abgerissen werden sollten, um die de Soho hatten zu- Federal Plaza zu errichten, einen Platz, nehmend Anzie- der heute von der Stadtverwaltung um- hungskraft für geben ist. Nach einigen Verhandlungen Künstler, einige aus wurde der Gemeinde das Grundstück auf wohlhabenden Fa- der White Street gegeben, wo heute das milien. Glass schaff- von Breger entworfene Gebäude steht. te es, diese für das Zunächst war das Gebäude weitgehend organisierte Juden-

genutzt. Wenn Jizkor auf einen Wochen- tum zu gewinnen. PD FOTO tag el, kamen bis zu 2000 Betende zu- Die ungewöhnliche Architektur des Ge- MITTEN IN DER STADT Weil bestens in sammen. Doch diese Zeiten sind lange bäudes war ein zusätzlicher Pluspunkt. die umliegenden Häuser integriert, fällt die vorbei. Die Gemeinde wurde of ziell in Syn- Architekur der Synagoge kaum auf und lässt agogue of the Arts umbenannt, und als die historischen Gebäude rundherum in Anziehungspunkt für Boheme solche organisiert die Gemeinde regel- ihrem alten Glanz Der Hauptbetsaal, der durch Dachfenster mässig Ausstellungen im Saal unterhalb erhellt wird und mit seinen geschwunge- des Betraums. Spätestens seit der Jahr- meinde geworden, sodass es für Künstler nen Linien fast meditativ wirkt, wird nur tausendwende ist Tribeca eine der ange- zunehmend interessant ist, dort auszu- noch an Feiertagen genutzt. Man hat zwar sehensten Gegenden Manhattans und stellen. Ohne Übertreibung kann also täglich einen Minjan, aber selten sind wo- viele Immobilienmakler und Wall- gesagt werden: Die Kunst hat die Ge- chentags mehr als ein Dutzend Besucher Street-Banker wohnen hier, und einige meinde, die dieses Jahr ihr 75. Jubiläum in der Gemeinde. sind mittlerweile auch Mitglieder der Ge- feiert, gerettet. JULIAN VOLOJ

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SYNAGOGEN-MUS EUM IN N EWPORT Symbol der Freiheit Die Touro-Synagoge in Newport, Rhode Island, gilt als eine Wiege des amerikanischen Judentums. Das Gebäude dient weiterhin als Gotteshaus, zieht jedoch auch Besucher aus aller Welt an.

chauen Sie sich um», sagt Linda liams (1603–1683) gegründet, der als einer mitten in diesem Halbkreis vor der 1763 Nathanson und weist auf eine Rei- der Väter der Religionsfreiheit in den USA eingeweihten Touro-Synagoge, dem ältes- S he von Türmen, die hinter den Dä- gilt. Auch die auf das Jahr 1639 zurückge- ten, jüdischen Gotteshaus Nordamerikas. chern hier im alten Stadtkern von New- hende Hafenstadt Newport war – ähnlich Die Pensionärin gehört der jüdischen Ge- port, Rhode Island, aufragen: «Da drüben wie New Amsterdam/New York und spä- meinde Newports an und führt Besucher liegt das Gebetshaus der Quäker und süd- ter Charleston, Südkarolina – ein weltof- durch das Gotteshaus von Jeshuat Israel, westlich von hier nden Sie die erste Kir- fener, toleranter Ort und deshalb ein Ma- das gleichzeitig als Museum dient. Auch che freier Afroamerikaner in den heuti- gnet für jüdische Kaueute, Unternehmer die Architektur des Tempels symbolisiert gen USA.» Dann kommt Nathansons und Handwerker. den für das alte Newport charakteristi- Pointe: «Wir sind hier einen Steinwurf schen Dialog der Religionen: Der Archi- vom Zentrum Newports entfernt. Aber im Vorbild Amsterdam tekt Peter Harrison war Protestant und Gegensatz zum übrigen Neuengland ha- So liessen die Stadtväter Newports die lehnte den Auftrag zunächst ab, da er nie ben die Gründer hier nicht zugelassen, Gotteshäuser der verschiedenen Religio- eine Synagoge gesehen hatte. dass eine Religion sich im Ortskern mit nen in einem Halbkreis um den Hafen Doch der damals erst 19-jährige Has- ihrer Kirche als der massgeblichen etab- bauen, der in der Kolonialzeit eines der san (und spätere Rabbiner) Isaac Touro liert.» Rhode Island wurde im Jahre 1636 wichtigsten Handelszentren der USA war. war aus seiner Kindheit in Amsterdam mit von dem radikalen Prediger Roger Wil- Laura Nathanson steht auf einer Anhöhe der berühmten «portugiesischen Synago-

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30. August 2013 tachles 35 architektur FOTO PD FOTO PD FOTO OFFENE STRUKTUR DES GEBETSRAUMS Der Bau wurde von der «portugiesischen Synagoge» in Amsterdam inspiriert ge» dort aus dem Jahr 1670 vertraut. Von der Tradition folgend nach Jerusalem aus- terhaltung des Tempels hilft auch eine ei- Touro beraten, übernahm Harrison gerichtet, inmitten einer gep egten Grün- gens gegründete Stiftung. schliesslich den Auftrag, wobei er auf ein anlage auf einem dreieckigen Gelände Honorar verzichtete. Der Tempel erreicht zwischen zwei Strassen. An der Spitze des Synagoge als Museum zwar mit 800 Quadratmetern Bau äche Dreiecks wartet das 2009 eröffnete Loeb Der Begriff Museum ist in diesem Zusam- nur ein Siebtel der Grösse des Amsterda- Visitor Center, das eine kleine Ausstellung menhang jedoch erklärungsbedürftig. mer Vorbilds, gleicht diesem jedoch mit über die Geschichte der Newporter Juden Denn ausser dem Gebäude selbst und ei- der offenen Struktur des Gebetsraums, und der Synagoge enthält. Das Besucher- nigen Stellwänden und interaktiven der nach orthodoxem Ritus einen Frauen- zentrum wurde aus mächtigen Kalksand- Schautafeln im Besucherzentrum bietet balkon und eine zentral platzierte Bima stein-Quadern errichtet, die nicht zufällig die Anlage keine Exponate. Dies ist jedoch enthält. Unter der Kanzel be ndet sich ein an den hellgelben Jerusalem-Stein erin- gerade in Newport keineswegs verwun- Hohlraum, der vor dem amerikanischen nern und damit jüdische Kontinuität sym- derlich, sondern die Regel: Der historische Bürgerkrieg als Versteck ent ohener bolisieren. Der schöne Neubau und der Hafen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Sklaven gedient hat. Patriot Park genannte Garten zeigen von den neuen Wirtschaftseliten New Der Besucher in Newport entdeckt al- ebenso wie der exzellente Zustand der Sy- Yorks und Bostons als Sommerwohnsitz lerdings rasch, dass der rechteckige, von nagoge, dass die mit etwa 100 Familien entdeckt. So liess sich Cornelius Vander- aussen schlicht und elegant wirkende Sy- zwar recht kleine Gemeinde den Wert ih- bilt 1892 mit The Breakers die imposantes- nagogenbau gleichzeitig das einzige Expo- res historischen Erbes schätzt und auch zu te dieser «Mansions» bauen. Diese werden nat des Museums ist. Das Gebäude steht dessen P ege in der Lage ist. Bei der Un- seit dem Zweiten Weltkrieg kaum noch R

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von den ursprünglichen Besitzerfamilien bewohnt, sondern von der Stiftung Pre- servation Society of Newport County ver- waltet und als «Museen» betrieben. Spezi- ell für ausländische Touristen gehört ein Besuch in einem oder mehreren dieser Anwesen zum Pflichtteil jeder Neueng- land-Reise. Die Formel «historisches Gebäude = Museum» ist zwar keine amerikanische Er- findung. Aber gerade im Nordosten der USA sind derartige Institutionen weit ver- breitet und werden von lokalen und über- regionalen Stiftungen wie Historic New England gepflegt. Dabei werfen sich vieler- orts Freiwillige gerade in der Sommersai- son in Kostüme, die den historischen Ge- bäuden entsprechen und erklären Besu- chern die versunkenen Lebenswelten von Kolonisten und Immigranten. Für die ame- rikanisch-jüdische Geschichte besonders aufschlussreich ist in diesem Zusammen-

hang das Lower East Side Tenement Muse- wikipediafoto um in einer der wenigen, noch erhaltenen Amerikas älteste Synagoge Der Tempel der Gemeinde Jeshuat Israel in Newport wurde Mietskasernen an der Orchard Street im vor 250 Jahren erbaut Südosten Manhattans aus der Zeit um 1900. Hier ist die drangvolle Enge nachzuvollzie- […] Denn die Regierung der Vereinigten gionsfreiheit Ausdruck gab. Washingtons hen, in der osteuropäische jüdische Immi- Staaten wird frohen Mutes niemals Bigot- Antwort befindet sich üblicherweise in ei- granten nicht nur gelebt, sondern auch als terie erlauben oder Verfolgung unterstüt- nem gesicherten Archiv, wird derzeit je- Heimarbeiter für die boomende Textilin- zen und verlangt von Personen unter ih- doch in dem Museum der amerikanisch- dustrie New Yorks geschuftet haben. rem Schutz nur, dass sie sich als gute jüdischen Geschichte in Philadelphia ge- Die jüdische Tradition Newports ist Staatsbürger verhalten und der Regierung zeigt. von dieser Welt jedoch denkbar weit ent- jederzeit ihre tatkräftige Unterstützung Als der Brief Washingtons in Newport fernt. Allerdings spielt das idyllische geben.) eintraf, waren die Stadt und ihre jüdische Städtchen am Narragansett Bay eine Das Schreiben gilt als zentrales Doku- Gemeinde jedoch bereits in einem Nie- Schlüsselrolle in dem Freiheitsverspre- ment der Religionsfreiheit in den USA und dergang begriffen, der erst 100 Jahre spä- chen, das auch Millionen osteuropäischer beruhigte die Sorgen nicht nur der Juden ter allmählich endete. Die britische Be- Juden in die USA gezo- in Amerika, dass ge- satzung zerstörte die Bedeutung der gen hat. Damit ist der wohnte Rechte aus der Stadt als Hafen, und so wanderten die Ju- Brief angesprochen, Kolonialzeit in der den rasch aus der Stadt ab. Sie gehörten den Präsident George neuen, unabhängigen zu der gut vernetzten sephardischen Ge- Washington 1790 an die «Denn die Regierung Republik verloren ge- meinschaft, die nach der Vertreibung aus Gemeinde Jeshuat Isra- der Vereinigten hen könnten. Dass sich Spanien und Portugal im 16. Jahrhundert el in Newport gesandt Washington an Jeshuat von Amsterdam aus an der Gestaltung hat. Darin fand der Staaten wird frohen Israel gewandt hat, war der neuen, atlantischen Welt zwischen Gründervater die le- Mutes niemals kein Zufall. Er war als Europa, Afrika, der Karibik und dem gendäre Formulierung: Kommandeur der re- amerikanischen Festland beteiligt war. «every one shall sit in Bigotterie erlauben.» volutionären Armee in So wanderten Familien wie die Touros safety under his own Newport und hat bei während und nach dem Unabhängig- vine and figtree, and dieser Gelegenheit keitskrieg etwa nach New Orleans aus, there shall be none to auch den Tempel be- wo sich Verwandte und Geschäftspart- make him afraid. (…) For happily the sucht. Das hatte auch praktische Gründe. ner aufhielten. Government of the United States gives to Die Briten hatten Newport 1776 besetzt Die Synagoge wurde derweil von der bigotry no sanction, to persecution no as- und weitgehend zerstört, die damals nur 1653 gegründeten sephardischen Gemein- sistance, requires only that they who live 13 Jahre alte Synagoge jedoch auf einen de Shearit Israel in New York verwaltet. under its protection should demean them- Vorschlag der Gemeinde hin als Lazarett Erst der Zustrom aschkenasischer Juden selves as good citizens, in giving it on all benutzt. Nach der Unabhängigkeitserklä- Ende des 19. Jahrhundert führte dann zu occasions their effectual support.» (Jeder- rung kam Washington nach Newport und einer Neugründung von Jeshuat Israel. mann soll in Sicherheit unter seiner Rebe in die Synagoge zurück, wo ihm Gemein- Wie das Tempel-Ensemble zeigt, weiss und seinem Feigenbaum sitzen und es soll demitglieder einen Brief überreichten, der diese jedoch ihre grosse Geschichte zu niemanden geben, der ihm Furcht einjagt. ihren Sorgen um die Bewahrung der Reli- würdigen. Andreas Mink

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DIE GESCHWISTER K A RMI Kinder des Betons Wie der Vater, so der Sohn – und im Falle des Architekten Dov Karmi so auch die Tochter. Galt der Vater noch als Anhänger des Bauhaus-Stils und der sogenannten weissen Architektur, gingen seine Kinder Ram und Ada als Architekten ihren eigenen Weg.

as Architektur- büro von Ada D Karmi-Melame- de be ndet sich in der Kaplan-Strasse in Tel Aviv. Im selben Gebäude hat die Jewish Agency im Erdgeschoss ein Büro. In der fünften Etage emp- fangen auf dem Flur eine Reihe von Fotos sowie Reissbrettzeichnungen von Gebäuden den Besu- cher und stimmen ihn auf eine andere Welt ein. Ei- S ne Welt der Formen und Linien, hoher Symbol- kraft, Licht und Schatten. Die Begrüssung durch Ada Karmi-Melamede ist höich, aber spürbar zu-

rückhaltend. Die kleine, FOTOS ADA KARMI-MELAMEDE ARCHITECT grauhaarige Dame ist sportlich elegant ge- EINZIGARTIGE ZUSAMMENARBEIT Der Oberste Gerichtshof Israels kleidet. Schmuck trägt sie nicht, auch kein Make-up. Ada bittet in das Konferenzzimmer. möchte es auch seine Tochter halten. Statt Palästina». Beim Betrachten der abgebil- Das Gespräch läuft etwas holprig und ver- grosser Worte über sich und ihre berühm- deten Bauwerke eröffnet sie das Gespräch halten an. Das Interesse an ihrer Person te Architektenfamilie zu machen, schlägt an diesem heissen und schwülen Tel Avi- scheint ihr etwas unverständlich zu sein. Ada zunächst zwei Architektur-Bildbän- ver Vormittag mit dem Satz «Architektur «Der Bär war privat», so hielt es schon ihr de auf und beginnt in einem von ihnen zu ist eine Sprache». Eine Sprache, die schon berühmter Vater Dov Karmi, und so blättern. Es trägt den Titel «Architektur in ihr Vater sowie auch ihr im April 2013 ver-

 30. August 2013 tachles 35 storbener Bruder Ram, wenn auch in un- terschiedlicher architektonischer Aus- drucksweise, jeder auf seine Art sehr er- folgreich beherrschten. Adas Vater Dov Karmi (1905–1962) wurde in der geboren. 1921 emigrierte seine Familie in das britische Mandatsgebiet Palästina. In der neuen Heimat studierte der junge Dov in Jerusalem zunächst Malerei an der Bezalel Academy of Arts and Design, ent- deckte dann aber seine Leidenschaft für die Architektur und nahm in Belgien an der Universität von Gent sein Architektur- studium auf. 1929, nach Abschluss des Studiums, kehrte er nach Palästina zu- rück, wo er drei Jahre später in Tel Aviv sein eigenes Architekturbüro gründete.

Starke Namen, starke Charaktere Stark inspiriert vom Bauhaus, gründete Dov Karmi gemeinsam mit anderen jun- gen Architekten, unter ihnen auch und Arieh Sharon, einen Kreis, der die Architektur Israels nach der Staatsgründung bestimmte. In Israel herrschte unter der jüdischen Bevölke- rung zu jener Zeit eine Stimmung des Neubeginns. Fast alles schien möglich. Auch die Architektur traf den Nerv der Zeit. Man wollte eine neue Gesellschaft gründen und Tel Aviv sollte die erste mo- derne jüdische Stadt werden. Die extre- men klimatischen Bedingungen stellten den Architekten vor eine besondere Her- ausforderung, die zu einer neuen Form- TALENTIERTE GESCHWISTER Die Architekten und Ada Karmi-Melamede sprache des Bauhaus-Stils führte. Karmis erster grosser Erfolg war der Gewinn der Wettbewerbsausschreibung einem Atemzug», sagt Ada, «und dies aus ahnen lassen». Diese Bemerkung entlockt zur Erweiterung des Kulturzentrums in gutem Grund. Drei hervorragende Archi- selbst der zurückhaltenden Ada ein, wenn Tel Aviv. Den Entwurf hatte er gemeinsam tekten, aber auch starke Persönlichkeiten auch üchtiges, amüsiertes Lächeln. mit Zeev Rechter eingereicht. «Meist fallen mit unterschiedlichen Charakteren trafen Um diese Anspielung zu verstehen, die Namen Karmi, Rechter und Sharon in aufeinander, wie schon ihre Vornamen er- muss man die deutsche Bedeutung der R

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35 tachles 30. August 2013  Vornamen kennen. Dov heisst übersetzt Bär, Arieh ist der Löwe, und Dritter im Bunde war Zeev, der Wolf. Ab Mitte der fünfziger Jahre arbeitete Dov Karmi auch häu g mit seinem Sohn Ram zusammen, der zunächst am Technion in Haifa und später an der Londoner Architectural As- sociation School of Architecture studier- te, wie auch später seine sechs Jahre jün- gere Schwester Ada. «Im Gegensatz zu meinem Bruder habe ich nie mit meinem Vater zusammengearbeitet», sagt Ada fast beiläu g. Ob sie diese Tatsache als Er- leichterung betrachtet, ist nicht eindeutig klar. Und so ist es wohl auch von ihr ge- dacht, als rein sachliche Aussage. Wie schon ihr Bruder Ram, hat sich auch Ada als Architektin nie so richtig für die Bau- haus-Architektur begeistern können, zu- mindest nicht als die passende Architek- tur für den Staat Israel, wie weitere Be- merkungen im Laufe des Gesprächs un- schwer erkennen lassen. «Die Weisse Ar- chitektur ist zu poliert. Wir, also mein Bruder und ich, sind Kinder des Betons und nicht des Verputzes. Unsere Archi- tektur ist der Brutalismus. Er spiegelt den Charakter der Israeli wieder, nicht die glatten und polierten Fassaden.» Diese Äusserung irritiert im ersten Moment und schreit nach Erklärungsbedarf. Brutalis- mus ist ein Architekturstil der Moderne und wurde von dem schwedischen Archi- tekten Hans Asplund geprägt. Der Begriff leitet sich von «béton brut», wörtlich «ro- her Beton», dem französischen Ausdruck Stilvoll inszeniert. für Sichtbeton ab. Neben der Verwendung von unverputztem Beton kennzeichnen Ihr Waschtisch im besten Licht: Zum Beispiel strenge geometrische Körper die Bruta- ergänzt durch «Base New 130», eine von lismus-Architektur. Internationale Bei- zahlreichen SABELLA-Designlinien, die form- spiele sind das Royal National Theatre in schönen Stauraum bieten. Zu sehen mit London, die russische Akademie der Wis- hunderten von anderen Badezimmer-Ideen senschaften, Moskau, und das Hochhaus bei SABAG. der Union Investment, Frankfurt a. M. In der Schweiz ist im Kanton Bern die Sied- lung Thalmatt 1 in Herrenschwanden im Brutalismus-Stil gebaut, auch «graue Ar- chitektur» genannt.

Die gute Wahl Die abweisende Architektur Besonders Le Corbusier war für diesen Architekturstil richtungsweisend. «Es war Ram Karmi, der den Brutalismus- Küchen Bäder Platten Baumaterial Stil nach Israel brachte», sagt seine Schwester. «Architektur sollte zum Besuchen Sie uns in Biel 032 328 28 28 Cham 041 741 54 64 Delémont 032 421 62 16 Standort passen, aber mit universeller Hägendorf 062 209 09 09 Neuchâtel 032 737 88 20 Porrentruy 032 465 38 38 Rothenburg 041 289 72 72 Yverdon-les-Bains 024 423 44 30 Bedeutung.» Ihre Sicht auf Architektur SABAG BIEL/BIENNE, J. Renferstrasse 52, 2501 Biel sabag.ch bekräftigt Ada mit einem Plädoyer für die ausschliessliche Verwendung von lo- kalem Baumaterial. Offensichtlich fand der Brutalismus in Israel grossen An-

 30. August 2013 tachles 35 Gebaut mit Wasser und Geschmack

Chromstahlkonsolen, Unterhangdecken aus geschliffenem Streckmetall, Marmorböden oder Mes- singbrunnen. Dank Wasserstrahlschneiden sind der Fantasie von Architekten und Künstlern keine formalen und materiellen Grenzen mehr gesetzt.

Wo Griechenland heute liegt, weiss Walter Mauer nicht mehr genau. An den damit verbundenen Auftrag seiner Firma Waterjet vor fünfundzwanzig Jahren erinnert er sich aber sehr wohl: «Wir fertigten ein mit Wasserstrahl aus Marmor und Glas geschnittenes Kartenmodell des Landes für den Boden einer repräsentativen Eingangs- halle.» Damit begann eine bis heute andauernde Zusammenarbeit mit Architekten und Künstlern. Walter Maurer sieht dafür zahlreiche Gründe: «Wir schneiden hochpräzis und fast sämtliche Materialien. Dazu zählen extrem harte wie Granit, dann Kompositmaterialien wie Alucompound, die für die Bauwirtschaft wichtig sind, aber auch heikle Materialien wie Marmor oder Titan sowie Edelmetalle wie Silber für Intarsien.» Geschnitten werden selbst kleinste Serien. Für Künstler wie Anna-Maria Bauer auch Einzelanfertigungen. Eine ihrer Arbeiten, Bodenintar- sien aus Chromstahlplatten, kann im Oerlikoner Business Center in Augenschein genommen.

Wer die Firma Waterjet in Aarwangen besucht, geht beim Empfang über eine aus hellem Quarzit und dunklem Labrador (Granit) geschnittene Windrose. Beim Wasserstrahlschneiden nur an Böden zu denken, griffe aber zu kurz. «Entscheidend ist,» sagt Direktionsmitglied Matthias Straubhaar, «dass der Architekt seine Idee mit dem gewünschten Material umsetzen kann, ob für ein Mikromodell aus Messing oder für massgeschneiderte Dämmplatten.»

Dämmmaterial ist oft unansehnlich. Eine Ausnahme bilden die Wände der Aula der Fachhochschule Nordwest- schweiz, wo 1600 Schallpanels aus Glas eingefasst sind. Nur dank feinsten Perforationen in Form von Schlitzen absorbiert das harte Glas den Schall. Einzig mit dem Wasserstrahl konnten die Glasplättchen geritzt werden, ohne zu brechen. Das Ergebnis ist gleichzeitig Ohren- und Augenschmaus. Blickfänge sind aber auch Fassa- den, wie die jüngst in Genf neugestaltete Schulhausfassade der Grundschule Budé, eine Doppel-Metallhaut, die nach einem parametrischen Code perforiert wurde.

Nicht zuletzt zieren auch zahlreiche Objekte aus den Waterjet-Hallen den öffentlichen Raum, wie der von der Künstlerin sinnigerweise «Wasserzeichen» genannte Brunnen in der Bremgarter Altstadt. Hier wurde zwar kein Wasser aus dem Fels geschlagen, aber ein eindrückliches Wasserspiel aus Messing geschnitten.

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klang. Hatte Dov Karmi 1957 als erster Obersten Gerichtshof war in vielerlei spreche ich auch von der hohen Bedeu- israelischer Architekt den Israel-Preis Hinsicht eine grosse Herausforderung tung des Schattens.» Ada Karmi-Me- bekommen, so erhielt sein Sohn Ram den und eine wichtige beru iche Lektion. Ich lamede ist eine nachdenkliche Frau, ihre begehrten Preis 2002. habe für mich gelernt, Architektur ist voller Symbolkraft. 2007 Auch Ada hat, wie ihr wie wichtig auch archi- wurde auch sie als Architektin mit dem berühmter Bruder, in tektonische Kon ikte in Israel-Preis ausgezeichnet. London Architektur stu- einem Gebäude sind.» Ob jedes Gebäude der Karmis archi- diert. 15 Jahre lang lehr- «Ada verliert Auf Nachfrage, was ge- tektonisch gelungen ist, liegt im Auge des te sie danach in den USA nau sie damit meint, führt Betrachters und darüber lässt sich sicher Architektur. Als ihr keine grossen Ada weiter aus: «Die Sa- kontrovers diskutieren, wie im Falle des Sohn als Soldat im ersten che darf nicht zu ‹rund› Zentralen Busbahnhofes in Tel Aviv. Libanon-Krieg diente, Worte über sein, man muss als Archi- Über eines dürfte jeder Zweifel aller- verlagerte sich ihr Le- sich und ihre tekt das Bedürfnis ver- dings erhaben sein: Der Brutalismus mag bens- und Arbeitsmittel- spüren, zu dem Gebäude im ersten Moment hart, fast abweisend punkt wieder nach Isra- berühmte Archi- zurückkehren zu wollen. wirken. Aber es lohnt sich ein genauerer el. 1984 gründete auch tektenfamilie.» Es müssen Frage offen Blick. Denn hinter den mitunter abwei- sie ein Architekturbüro bleiben.» Diese Philoso- send, beinah trotzig wirkenden Gebäu- in Tel Aviv. «Mein Bru- phie kann der aufmerk- den steckt eine hohe Symbolkraft: Ada der war ein Guru. Umso same Betrachter auch im nimmt gerne den viel zitierten Vergleich erstaunter war ich, als Obersten Gerichtshof be- der israelischen Mentalität mit der sta- man mich bat, mich mit Ram gemeinsam obachten. Dann erinnert sie sich: «Viele cheligen Kaktusfrucht, der Sabra, als Bei- mit einem Entwurf für den Obersten Ge- unserer Entwürfe wurden verworfen. spiel für ihre Architektur. Die Architek- richtshofAarau/Baden/Olten_farb_99x136_1.pdf zu bewerben.» Ram und Ada Meine zweite persönliche wichtige Lek- tur von Ram Karmi und seiner Schwester gewannen den Wettbewerb. Es blieb die tion bei dem Projekt war, wie elementar Ada dokumentiert auf jeden Fall ihre tie- einzige Zusammenarbeit der Geschwis- wichtig die Lichtführung in einem Ge- fe Verbundenheit mit Israel. ter als Architekten. «Der Entwurf zum bäude ist. Und wenn ich Licht sage, dann GUNDULA MADELEINE TEGTMEYER

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 30. August 2013 tachles 35 architektur

HISTORISCH E SYNAGOGEN Die Corned-Beef-Synagogen Viel zeugt heute nicht mehr von der jüdischen Vergangenheit in Baltimores Viertel Jonestown. Prominentester Beleg ist aber das Jewish Museum of Maryland, das zwei historische Synagogen rettete und damit dem Quartier wieder jüdisches Leben einhauchte.

hörte zu der amerika- VON JULIAN VOLOJ nisch-jüdischen Ge- neration, die ein Le- ragt man einen Amerikaner nach ben in den Vororten der Stadt Baltimore, so erwähnt dem Grossstadtleben F dieser wohl die Fernsehserie «The vorzog. Wire» von David Simon, die von 2002 bis In die Zeit fällt 2008 in fünf Staffeln im Fernsehsender auch die Gründung HBO gezeigt wurde und allgemein als des heutigen Jewish Meisterwerk angesehen wird. Simon war Museum of Maryland, 15 Jahre lang Reporter bei der «Baltimore eines der wichtigsten Sun» und erzählt in seinem Fernsehdrama und ältesten jüdi- die Geschichte von Drogen und Politik in schen Museen der seiner Heimatstadt. Die Serie wurde vor USA. Das Museum allem in den Slums der Grossstadt gedreht. be ndet sich im Her- Und daher prägen diese Bilder des «urban zen des ehemals jüdi- decay» auch das Bild von Baltimore. schen Viertels in Jo- Unter «urban decay» verstehen Ameri- nestown, das noch kaner den Zerfall von Grossstädten, der viele Bewohner der vor allem mit der «Flucht» der weissen Be- Stadt als Jewtown be-

völkerung in die Vorstädte zu tun hat, ein zeichnen – ein Begriff, PD FOTO Phänomen, das nach dem Zweiten Welt- der ein Pendant zu einem Chinatown ist. 1856 GEGRÜNDET Die ehemalige Frieden- krieg begann. Seinen Anfang nahm das Museum wald-Synagoge, heute Teil des Museums 1960, als eine Gruppe von Juden aus Balti- Im Herzen von «Jewtown» more das Ende von Jewtown dokumentie- und zog in den Vorort Pikesville, wo heute Die Geschichte von Baltimore ist eine Ge- ren wollte. Der Grossteil der jüdischen Ge- etwa 100 000 Juden leben. schichte, wie man sie auch in anderen meinde war damals in den Nordwesten der amerikanischen Städten wie etwa Cleve- Stadt gezogen, in die Gegend um die ele- Historische Relevanz land oder Detroit ndet. David Simon ganten Eutaw Place, die von der Champs- Das Museum erzählt von den glorreichen wuchs in den sechziger Jahren in Mary- Elysees inspiriert wurde. Nach den Ras- Tagen in Jewtown, als die Gegend östlich land auf. Sein Vater Bernard Simon war senunruhen von 1968 verliess der Gross- vom Stadthafen ein Einwandererviertel Pressevertreter von B’nai B’rith und ge- teil der jüdischen Gemeinde Baltimore voller Leben war. Das Museum be ndet R

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35 tachles 30. August 2013  architektur FOTOS PD FOTOS TEIL DER AMERIKANISCHEN GESCHICHTE Die Lloyd-Street Synagoge, die drittälteste noch VON DER GEBÄUDEERHALTUNG ZUM existierende Synagoge der USA MUSEUM Der «aron hakodesch» in der ehemaligen Friedenwald-Synagoge

sich auf der Lloyd Street zwischen zwei Maryland niederliessen. Die älteste jüdi- 1905 wurde das Gotteshaus daher als Kir- historischen Synagogen, die beide Teil des sche Gemeinde war die Baltimore Hebrew che genutzt, bevor orthodoxe Juden aus Museums sind, und grenzt an die Lom- Congregation, die am 29. Januar 1830 ge- Polen und Russland das Gebäude wieder bard Street, die Strasse, die früher einmal gründet wurde. erwarben und es erneut als Synagoge Corned Beef Road genannt wurde, da sich Die Gemeinde erbaute 1845 auf der nutzten. dort ganz viele osteuropäisch-jüdische Lloyd Street die erste Synagoge des Bun- Als die Gemeinde 1963 ihren Sitz in Restaurants befanden. Von der Corned desstaates Maryland. Das Gotteshaus ist den nordwestlichen Teil der Stadt verleg- Beef Road ist nicht viel übrig geblieben. im Greek-Revival-Stil erbaut und heutzu- te, wo nun die meisten ihrer Mitglieder Lediglich zwei jüdische Feinkostläden, tage das drittälteste noch existierende Sy- lebten, drohte der Abriss des Gebäudes. Weiss und Attman’s, nden sich hier. Vor nagogengebäude der USA. Bis dato war die drei Jahre zuvor gegrün- allem das 1915 gegründete Attman’s, das dete Jewish Historical Society of Maryland heutzutage nicht mehr koscher ist, lebt von Schon früh ein Museum ohne festen Sitz. Aus der Initiative, das Nostalgie nach dem jüdischen Viertel, Als die deutschen Juden aus den Einwan- Gebäude zu retten, entstand das heutige ebenso wie Katz’ Deli in New York. dererviertel in eine bessere Gegend Bal- Jewish Museum of Maryland. Baltimores jüdische Gemeinde ist eine timores zogen, wurde das Gebäude an ei- 1964 wurde die Synagoge als Museum der ältesten der USA. Ihren Ursprung ne katholische Kirchengemeinde, deren feierlich eingeweiht. Jewtown befand sich nahm sie Anfang des 19. Jahrhunderts, als Mitglieder überwiegend Immigranten im Zerfall, aber das Museum wirkte dem deutsch-jüdische Immigranten sich in aus Litauen waren, verkauft. Von 1889 bis Trend entgegen. Einerseits bewahrte die

 30. August 2013 tachles 35 Weniger Energie- jüdische Gemeinde der Stadt ein histori- sches Gebäude, andererseits wurde jü- verbrauch für mehr disch-amerikanische Geschichte gesam- melt, und dies in einer Zeit, in der dies an- Lebensqualität dernorts alles andere als üblich war.

Rundes Jubiläum In dem allgemein als Lloyd Street Syna- gogue bezeichneten Gebäude be ndet Vonkostenloser sich nicht nur eine ehemalige Matza- Beratung profitieren! bäckerei, sondern auch die älteste erhal- Lassen Sie sich vom EgoKiefer Spezialisten beraten. An 13 tene Mikwa Nordamerikas. Die Synagoge Vertriebsstandorten sowie bei wird nur noch selten genutzt und ist heu- über 350 Fachbetriebspartnern in der ganzen Schweiz: te hauptsächlich ein Museum mit einer www.egokiefer.ch hochmodernen Ausstellung, die die Ge- schichte des Gebäudes auf interessante Weise erzählt. Auf der anderen Seite des Hauptge- bäudes des Jewish Museum of Maryland be ndet sich die andere historische Syn- © agoge, die im maurischen Stil 1876 erbaut wurde. 1870 hatte sich eine Gruppe von Juden von der Baltimore Hebrew Congre- Hofstetter gation getrennt, da diese traditionelle Ge- Gerry by

bete reformieren wollte. Die Traditiona- Art listen wurden von Jonas Friedenwald an- Light geführt, sodass deren Gotteshaus, das keine 50 Meter von der Baltimore Hebrew 10CAsNsjY0MDQx0TU2srQ0NwAA3y-3-Q8AAAA=

10CFWMqw7DQAzAvignJ5d7ZIFTWTUwlR-phvf_aGrZgJntfc9WuHlur2N7p6LuUi1ikDYpveYYWjBPJmZofRA0ovn80wXV0WFdjjAFW4TgYrFmb0vrdVh3Tfmenx9NmPS1fwAAAA== Congregation erbaut wurde, allgemein als Klimaschutz inbegriffen. Friedenwald-Synagoge bezeichnet wur- Eine kleine Robbe liegt auf einer Eisscholle. Das ist nur mit einem de, auch wenn die Gemeinde den hebräi- perfekt isolierten Fell möglich. Diese Wärmedämmung ist im hohen schen Namen Chizuk Amuno («Stärkung Norden überlebenswichtig, und in unseren Breiten sorgt sie für des Glaubens») hatte. 1895 verkaufte Chi- behagliches Wohnen. EgoKiefer Top-Wärmedämmfenster zuk Amuno das Gebäude an die erste rus- schützen IhreRäume wirksam vor Wärmeverlust und reduzieren sische Gemeinde der Stadt, Bnai Israel, den Energieverbrauch über das Fenster um bis zu 75%. die bis heute in dem Gebäude betet. In den 1980er-Jahren drohte dem Ge- bäude, dessen holzgeschnitzter «aron ha- kodesch» ein Meisterwerk ist, ebenfalls steht für Energieeinsparung und Wärmedämmung der Abriss, und wiederum setzte sich die Ego®Energy ist Teil des EgoKiefer jüdische Gemeinde der Stadt dafür ein, ei- Mehrwertsystems Ego®Power. ne historische Synagoge zu retten. Von Ausgehend von den Basisausfüh- 1983 bis 1986 wurde das Gebäude komplett rungen der EgoKiefer Fenster in saniert und seitdem als Teil des Museums Kunststoff, Kunststoff/Aluminium, genutzt. Holz und Holz/Aluminium sind Nächstes Jahr wird die jüdische Ge- diese Optionen speziell auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet. meinde Baltimores das 50. Jubiläum der Rettung der Lloyd-Street-Synagoge fei- ern. Viele Besucher werden aus den Vor- orten in die Stadt kommen, um einen Teil der eigenen Kultur zu feiern. Aber es gibt noch mehr zu feiern: Baltimores Innen- stadt erlebt ein kleines Comeback. Mehr als 5000 zumeist junge Juden sind wieder in die Stadt gezogen, und eine kleine or- thodoxe Gemeinde nutzt die Bnai-Israel- Synagoge, die heute die einzige aktive Sy- nagoge in Downtown Baltimore ist. Und somit ist scheint Baltimores Vergangen- heit auch Teil der Zukunft der Stadt zu sein. JULIAN VOLOJ

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