b a d i s c h e z e i t u n g mittwoch, 30. april 2008

W I R M A C H E N B A D E N B E I N E Hier herrschte einst die Familie Grimaldi WANDERN FÜR WISSBEGIERIGE (2): Im gibt es auch für Elsasskenner noch einiges zu entdecken – Von nach und zurück / Von Peter Gürth

atürlich kennen und lieben Metern auf einem kleinen, steilen Pfad wir alle das Elsass. Trotzdem (Wegzeichen gelber Querbalken) durch gibt es dort für viele Wande- den Buchenwald hinauf zur „Grotte des rer noch etwas zu entde- Nains“. Ncken. Denn manche Regionen sind als In einer schmalen Schlucht zwischen Wandergebiet noch unbekannt – wie der steilen Felsen finden wir eine winzige Sundgau. Dieser beginnt im Norden etwa Höhle. In dieser „Wolfshöhle“ wohnten auf der Höhe von und grenzt im Zwerge, und zwar, wie ein Besucher mit Süden an die Schweiz. Das südliche Elsass Bleistift auf den Wegweiser geschrieben ist überwiegend ein liebliches Hügelland, hat, freundliche („gentils“) Zwerge. Doch in dem Felder, Wiesen und Wälder klein- seit Kinder sie wegen ihrer Geißenfüße flächig abwechseln. Rebberge fehlen verlachten, hat man sie der Sage nach weitgehend. Dafür gibt es viele kleine nicht mehr gesehen. Fischteiche, in denen Karpfen Von der „Grotte des gezüchtet werden. Nains“ wandern wir, Ausgebackener Karpfen, dem Wegzeichen blauer „Carpe frite“, ist die regiona- Punkt folgend, über den le Spezialität. Sie hat sogar Park- und Rastplatz Keucht einer Touristenstraße den hinunter nach Ferrette. Namen gegeben. In den An der Gendarmeriekaser- kleinen Dörfern der Regi- ne und dem Touristenbüro vor- on stehen noch viele alte bei geht es in die Altstadt von Fachwerkhäuser. Ganz Ferrette (5,6 Kilometer). im Süden geht das Sundgauer Hügelland Hoch über dem Städtchen ra- in den Jura über. Zwei parallele Höhenzü- gen die Ruinen der Burg Haut-Ferrette ge erreichen hier eine Höhe von fast 700 oder Hohenpfirt empor. Sie gehörte den Metern. einflussreichen Grafen von Pfirt, die sich Die romanische Kirche von Feldbach (oben) und die Ruine der Burg Hohen- Wir beginnen unsere Wanderung in von den Herren von Mömpelgard pfirt oberhalb von Ferrette (rechts). F O T O S : R O L F M Ü L L E R / T H O M A S P E T E R dem hübschen Dorf Oltingue. Dort kann (Montbéliard) herleiten. 1104 wurden man als Erstes das Sundgauer Bauernmu- ein Unter- und ein Oberschloss erstmals gotische Reste auf. Und vielleicht entde- pach (6 Kilometer). Dann sind es noch seum besuchen ( Öffnungszeiten: 15. Juni urkundlich erwähnt. Als die Grafen von cken Sie in den Straßen des Örtchens ein zwei Kilometer ohne markierten Wander- bis 1. Oktober Di, Do, Sa 15–18 Uhr, So Pfirt 1324 ausstarben, fiel der Sundgau, Renaissancetor, eine bunte Männerfigur, weg entlang der D 463 nach Feldbach. 11–12 und 15–18 Uhr, im übrigen Jahr So natürlich durch Heirat, an das Haus Habs- eine hässliche Fratze an einem Hauseck Feldbach überrascht uns mit einer ro- 14–17 Uhr, t 0033/389/407402) oder burg. oder das originelle Firmenzeichen eines manischen Kirche. Wir fühlen uns bei de- der einsamen Kapelle St. Martin einen 1633 wurde das Obere Schloss zer- Ofensetzers. ren Anblick nach Burgund versetzt. Tat- Besuch abstatten. stört. Nach dem Westfälischen Frieden Auf dem Rückweg steigen wir zunächst sächlich gehörte Feldbach als Nonnen- Vom Bauernmuseum aus überqueren 1648 kam das Gebiet über den Kardinal hinauf auf den Schlossberg und genießen kloster zu der berühmten Abtei Cluny. wir die , die hier noch ein kleiner Dorf- Mazarin schließlich an die Grimaldis. De- den Blick auf das Städtchen. Wir erken- 1144 ließ Friedrich I., Graf von Pfirt, die bach ist. Mit den Wanderzeichen blaue ren bekanntester Familienzweig sind nen, dass Ferrette in einem engen Tal Kirche errichten, die vermutlich auch die Raute und orangefarbener Punkt geht es heute die Fürsten von Monaco. Doch liegt, das den ersten Bergzug des Jura Grablege seiner Familie wurde. Die nach rechts, beim Wegweiser aber nicht noch heute führen die Grimaldis auch quert. Dem Wegweiser blauer Punkt fol- schlichte Kirche hat drei Schiffe, eine gro- schriften lassen sich nicht mehr deuten. der blauen Raute in den Wald folgen, son- den Titel der Grafen von Pfirt. gend wandern wir über den Loechlenfel- ße und zwei kleine Apsiden (Altarni- Die Kirche hatte ursprünglich nur einen dern mit dem orangefarbenen Punkt am Im Städtchen Ferrette können wir aller- sen und die Heidenfluh zurück zum Park- schen). kleinen Dachreiter, der im neoromani- Waldrand bleiben. Oberhalb von Boux- lei Entdeckungen machen. Das Rathaus platz Keucht. Von hier aus folgen wir dem In ihrem Inneren ist sie, bis auf die Ka- schen Stil errichtete Glockenturm willer laufen wir nach links auf den „Che- der Stadt ist ein gut erhaltener Renais- „Dreiländerweg“ (rote Raute) zurück pitelle der wuchtigen Säulen, nahezu stammt von 1909. Durch eine gründliche min des Trois Etangs“ und nach etwa 300 sancebau, die neugotische Kirche weist nach Oltingue (6,5 Kilometer). An der schmucklos. Einige alte Grabsteine an Restauration 1975/77 wurde das bis da- Abzweigung, an der es rechts nach Rae- den Wänden mit Darstellungen oder In- hin vernachlässigte Kleinod gerettet. m dersdorf abgeht (blaues Dreieck), bewun- 700 dern wir nach 100 Metern die uralte Ei- 600 che, die von den Kämpfen des Bauern- D I E T O U R ferien verkehren, sollten Sie sich un- Bouxwiller krieges (1525) bis zu den Stürmen unse- bedingt vorher informieren: Vieux- 500 t Ferrette rer Zeit vieles überstanden hat. Rundwanderung 12 Kilometer: 0033/389/617261. 400 Nun steht uns aber noch ein besonde- Mäßige Steigung bis auf zwei steile Einkehr: Unterwegs in Ferrette gibt Château 0 12 km Ferrette res Erlebnis bevor. Auf der Rückfahrt mit Anstiege. es mehrere Restaurants; in Oltingue dem Auto in Richtung Altkirch sollten wir Anfahrt mit dem Auto nach Oltingue Caveau du Musée (t 0033/389/ P Start Grotte des Nains auf der D 443 einen Umweg über Feld- über Altkirch oder St-Louis. Bahn bis 407710); in Feldbach Cheval blanc, Ferrette P Ziel bach machen. Wenn wir mit öffentlichen Mulhouse oder Altkirch, dann Buslinie (t 0033/389/258186). Rastplatz Oltingue Verkehrsmitteln nach Oltingue gekom- 835 der Firma Kunegel. Rückfahrt über Keucht „Alte Eiche“ men sind, dann wandern wir nicht dort- Feldbach mit der Buslinie 830, eben- Alle bisher erschienenen Teile hin zurück, sondern vom Städtchen Fer- falls Firma Kunegel. Da einige Busse der BZ-Wanderserie finden Sie unter rette der roten Raute folgend nach Ries- nicht täglich und nicht in den Schul- www-badische-zeitung.de/wandern