Ausgabe 14

tremoniamagazinnova für dortmunder kultur & wirtschaft

Kinderoper in Kleines Haus, große Idee Seite 10 Recycling a lá Envio Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen Seite 14 Inhalt wirtschaft –› „Tremonia“, mittelalterlicher Name der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund –› „Tremonia nova“, (lat.) Begriff für den Wandel der größten Stadt Westfalens von Kohle, Stahl und Bier hin zu einem europäischen Technologiestandort und attraktiven Lebensort des 21. Jahrhunderts In diesem Heft

3 Bayern in Dortmund Das Unternehmen Lead Discovery Center zog von Bayern nach Dortmund

6 Das jüngste Familienmitglied Auf Phoenix West eröffnete jüngst das Zentrum für Produktionstechnik

10 Titel: Kleines Haus, große Idee Kinder im Publikum und auf der Bühne der Kinderoper in Dortmund

14 Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen envio AG entsorgt PCB und recycelt Transformatoren

16 Laut und global Mit Heavy-Metal-Bands weltweit erfolgreich ist Century Media Records

18 heimspiel für Entwickler Physik-Professor Fedor Karpushko entwickelt eine neue Laser-Generation

19 Dortmunder Köpfe Ayse Özdemir, Katharina Daniela Werning, Prof. Dr. Ursula Gather

Impressum

magazin für dortmunder kultur & wirtschaft Ausgabe 14, März 2008 Herausgeber: Stadt Dortmund/Dortmund-Agentur, in Zusammenarbeit mit dem dortmund-project Chefredakteur: Oliver Berten (verantwortlich) Bayern in Dortmund Autoren: Stefanie Haddick, Alexander Nähle, Michael Westerhoff Bildnachweise: Century Media Records (Seite 17), Peter Dorn (Seiten 6–7, 9), Karin Hessmann (Seiten 6–9, 14–15) Lutz Kampert (Seiten 1–5, 10–13, 16–19), Klastech GmbH (Seite 18) Text: Michael Westerhoff Geschäftsführung: Gaye Suse Kromer, Pascal Ledune Bild: Lutz Kampert Gestaltung: Jutta Marquardt Anzeigen: Gaye Suse Kromer Fühlt sich wohl in seiner Das unschlagbare Angebot vom TechnologieZentrumDortmund, die Nähe zum Max-Planck-Institut Druck: Dortmund-Agentur neuen Wahlheimat für molekulare Physiologie. Und last not least die hohe Lebensqualität im Herzen Westfalens. Dortmund: Molekular- Friedensplatz 3 – 44122 Dortmund – Tel. (0231) 50-2 64 30 biologe und Bayer Für das junge biomedizinische Unternehmen Lead Discovery Center (LDC) sind Standortfragen von Fax: (0231) 50-2 65 97 – E-Mail: [email protected] Thomas Hegendörfer großer Bedeutung. Also zog man um – von München nach Dortmund. E

2 tremonia nova tremonia nova 3 wirtschaft

Stimmen zur Eröffnung des LDC Das ersparte dem Start-Up eine Anfangs- investition in Millionenhöhe. Baranowski Im November vergangenen Jahres habe sofort das Potenzial des biomedizini- feierte das Lead Discovery Center offi- schen Unternehmens erkannt, andere nicht. ziell Eröffnung. Ein Termin, den sich auch Nordrhein-Westfalens Innovations- Tatsächlich wagt das LDC etwas Neues, das minister Andreas Pinkwart nicht ent- es so noch nicht in Deutschland gibt. Es will gehen ließ. Das LDC – ein Meilenstein sich als Bindeglied zwischen akademischer für Dortmund und NRW, so die ein- Grundlagenforschung und Pharma-Industrie I bi a Dortmunder!“, begrüßt Geschäfts- München oder Dortmund? hellige Meinung der Redner. etablieren. In dieser Lücke scheitern häufig führer Bert Kelbl lachend seine Gäste. Medikamenten-Entwicklungen. Während die Die Kleidung stimmt auf jeden Fall. Er trägt LDC ist eine junge Firma. Erst Anfang 2008 „Dieses Zentrum ist ein ambitioniertes Forschung ihre Arbeit für erledigt hält, sind heute schwarz-gelb, schwarze Hose, gelbes von der Max-Planck-Gesellschaft gegründet. und wichtiges Vorhaben für die bio- die Ergebnisse für die Pharma-Riesen noch Hemd, so wie die Borussia-Spieler. Schnell stellte sich die Standortfrage. medizinische Forschung und für den nicht konkret genug. Das LDC will in den Sein breites bayrisch verrät aber schnell München oder eine andere Stadt. Die Wahl Pharmastandort Nordrhein-Westfalen.“ Dortmunder Laboren die Arzneimittel für seine Herkunft. Im April kam Kelbl nach fiel schließlich auf Dortmund. „Zum einen Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Innovations- die Industrie zur Marktreife führen. Dortmund, jetzt folgte die Familie nach – weil wir hier bereits das Max-Planck-Institut minister des Landes NRW, zur Bedeu- und wohnt im grünen Dortmunder Süden, für molekulare Physiologie haben, zum tung des LDC Pharma-Industrie im Boot in einem Haus „wesentlich günstiger als anderen aber auch weil wir in Dortmund unsere alte Bleibe an der Isar.“ viel mehr wahrgenommen werden als in „Die Gründung eines solchen Centers Offenbar eine Lücke, die dringend geschlos- München. Man spürt, dass Dortmund etwas ist für Deutschland etwas Neues. sen werden musste. Dem Bundesforschungs- Kelbl führt uns ins Büro von Thomas Hegen- erreichen will“, resümiert Kelbl. In anderen Städten stießen wir auf ministerium war das Projekt eine Förderung dörfer, einem weiteren Neu-Dortmunder. große Skepsis, in Dortmund begegnete von 20 Millionen Euro wert. Die vier Pharma- Kulinarisches aus Bayern und Westfalen Der 26-jährige Molekularbiologe hat nach Guido Baranowski, der Chef des Technologie- man uns mit der Frage: Was können Konzerne Merck Serono, Nycomed, Bayer „Bayern meets Nordrhein-Westfalen“, hieß seinem Studium in München und London ZentrumDortmund (TZDO), habe großen wir für euch tun?“ Schering und Astra Zeneca sind ebenfalls das inoffizielle Motto der Eröffnungsfeier. keine Minute gezögert, als der Umzug nach Anteil an dem Umzug, erzählt Hegendörfer. Prof. Dr. Herbert Waldmann, Direktor mit im Boot. Sechs Projekte zum Beispiel für Das spiegelte sich auch beim Büffett wider: Dortmund anstand. Als Junggeselle zog Er habe ein unschlagbares Angebot unter- des Max-Planck-Institutes für moleku- Krebs-, Diabetes- oder Demenz-Medikamente Hegendörfer aber dann doch lieber in das breitet. Das TZDO stellt die Laboreinrichtun- lare Physiologie, zur Standortwahl wurden bereits in den ersten Monaten ange- Bayrische Spezialitäten: innenstadtnahe Kreuzviertel mit seiner groß- gen, das LDC mietet sie anschließend an. stoßen, acht weitere hat das Unternehmen Haxerlsülze mit Petersilienschaum städtischen Kneipen- und Barszene. „Das LDC ist nur der erste Baustein, der in der Pipeline. Laugengebäck mit Leberkäs zweite ist die Development Company, Rindfleisch-Praline mit Meerrettichkern die auch in Dortmund angesiedelt wird Für Dortmund hat sich die Anfangsinvesti- Weiße Kaffeecreme nach Alfons Schuhbeck und wiederum zahlreiche hochqualifi- tion bereits ausgezahlt. 14 neue Arbeits- zierte Arbeitsplätze schaffen wird.“ plätze wurden geschaffen, neben den acht Leckeres aus Westfalen: Dr. Matthias Stein-Gerlach, Max-Planck- Managern, die aus München zugezogen Matjes auf westfälischem Pumpernickel Innovation, München, zu den Zukunfts- sind. Demnächst stehen eine Erweiterung Reibeplätzchen mit Räucherlachs plänen und ein Umzug in ein größeres Gebäude an. Westfälisches Pumpernickel-Mousse Mit diesem Schritt soll die Mitarbeiterzahl mit Sauerkirschen „Wir sind bereits Dortmunder, auf 60 steigen. Die Amtssprache im LDC Das LDC ist Bindeglied nur an der Sprache hapert‘s.“ b l e i b t a b e r w o h l n o c h e i n i g e Z e i t b a y r i s c h . L zwischen akademischer Grundlagenforschung Dr. Peter Nussbaumer, Geschäftsführer und Pharma-Industrie des LDC und gebürtiger Wiener www.lead-discovery.de

4 tremonia nova tremonia nova 5 wirtschaft

Das jüngste Familienmitglied 12 Uhr mittags. Der Brötchenwagen holpert über die noch nicht vollständig ge- Text: Michael Westerhoff teerte Straße auf dem alten Hochofenstandort Bild: Peter Dorn, Karin Hessmann Phoenix West. Von einigen liebevoll restau- rierten Industriedenkmalen abgesehen, Erst vor wenigen Wochen eröffnet, ist das ist von Schwerindustrie jedoch nichts mehr Dortmunder Zentrum für Produktionstechnologie (ZfP) zu entdecken. Vielmehr sieht es wie in einem bereits zu 70 Prozent ausgebucht. Neubaugebiet eines spanischen Ferienorts aus, in dem zwar die Straßen und Laternen schon stehen, die Hotels sich aber noch in Entstehung befinden. Alles ist frisch und neu. Überall wird gebaut. Der Brötchenwagen: so etwas wie der Kommunikationstreff der Unternehmen, die sich hier bereits angesiedelt haben.

Dirk Stürmer, Projektleiter des ZfP, bestellt ein Schinkenbrötchen. „Fragen Sie Herrn Oppitz mal nach den Musikinstrumenten“, sagt Stürmer. Oppitz und seine Firma CTM-do gehören zu den ersten Mietern im ZfP. Stürmer kennt seine Mieter. Als Oppitz mit seinem Brötchen vom Wagen kommt und nach den Musikinstrumenten gefragt wird, sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Wir haben einen Computer-Tomographen, mit dem können wir alte Instrumente durchleuchten. Damit kann man feststellen, ob es sich um eine echte Stradivari oder eine Fälschung handelt.“

Unsichtbares sichtbar machen

CTM-do hat jetzt eine Kooperation mit dem Neanderthal Museum in Mettmann geschlos- sen, durchleuchtet für die Wissenschaftler alte Schädel, berichtet Oppitz: „Damit kann man erstmals ins Innere schauen und dadurch das Alter bestimmen.“ Auf Wunsch knacken die CT-Experten aber auch das Geheimnis von Überraschungseiern, verraten, ob ein Puzzle, ein Spielzeug oder ein Schlumpf drin ist – ohne die Hülle zu beschädigen. E

6 tremonia nova tremonia nova 7 wirtschaft

Noch sind viele Firmen vergleichsweise So landete die Stadt in der jüngsten Unter- Die Begeisterung, mit der Oppitz erzählt, klein und beschäftigen wenige Mitarbeiter. suchung von Wirtschaftswoche und Initia- zeigt die Gründer- und Aufbruchstimmung Für maximal 200 ist im ZfP Platz. Das Zen- tive Neue Soziale Marktwirtschaft auf Platz 1 im ZfP. Ü-Eier, Schädel, Stradivaris – nur ein trum ist im übertragenen Sinne so etwas beim Anstieg des Bruttoinlandsprodukts je Nebengeschäft von CTM-do. wie ein Gewächshaus. Gedeiht eine Unter- Einwohner und Standort-Dynamik. Sein Geld verdient das erst in diesem Jahr ge- nehmens-Pflanze so gut, dass sie zu groß Das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut, gründete Unternehmen mit der Automobil- wird, kann sie vor das ZfP versetzt werden. Berenberg Bank und Manager Magazin und der Luftfahrtbranche. Im Tomographen Rund herum befinden sich zahlreiche lobten in ihrer Studie den rasanten Struktur- durchleuchtet das Unternehmen Werkzeuge Freiflächen, auf denen sich wachsende wandel. Dortmund sei der stille Star im Ruhr- oder Turbinen, um Risse oder Beschädigun- Unternehmen ansiedeln können. gebiet, der bei der Steigerung der Erwerbs- gen im Inneren feststellen zu können. tätigkeit Platz 1 in Deutschland belege. Das Dortmunder Modell Leistung und Gegenleistung Dirk Stürmer will mit seinem ZfP an diese Für die Jung-Unternehmer ein Typ zum Genau das ist das Dortmunder Modell, Erfolge anknüpfen. Dazu tragen auch die Etwas später im Büro. Dirk Stürmer erklärt Anfassen, einer, mit dem man über Alltags- das schon beim TZDO und den kleinen intensiven Gespräche mit Gründern am das Konzept des ZfP: „Wer sich hier ein- probleme reden kann. Und über Oldtimer, Schwestern dem Logistikzentrum e-port, Brötchenwagen bei. Auch wenn der bald mieten will, muss einen schlüssigen Business- an denen er in seiner Freizeit schraubt. dem BioMedizinZentrum oder der auf ausgedient haben dürfte, denn im ZfP plan vorlegen, die Qualität seines Unter- Heute ist er mit einem goldenen Scirocco Nano- und Mikrotechnologie spezialisierten entsteht in naher Zukunft eine Cafeteria. nehmens beweisen und die Gesellschafter- gekommen, er besitzt aber auch einen alten MST.factory dortmund realisiert wurde. Wetten, dass sie von einem dynamisch- strukturen offenlegen, sonst hat er keine Mercedes SL, eine Ente und einen Käfer – Ein Konzept, das bei zahlreichen Wirtschafts- innovativen Jungunternehmer betrieben Chance.“ Im Gegenzug erhalten die zum Meilensteine internationaler Technologie- forschungsinstituten gut ankommt. In wird? L großen Teil jungen Unternehmen eine her- geschichte eben. schöner Regelmäßigkeit belegt Dortmund vorragende Infrastruktur mit Werkshallen, neuerdings in Rankings vordere Plätze. www.zfp-do.de Laboren, Haustechnik, Empfang und Post- Obwohl das 10.000 Quadratmeter große dienst. Selbst bei der Finanzierung hilft das Zentrum für Produktionstechnologie erst ZfP, indem es Kontakte zu Bankern herstellt. vor wenigen Wochen eröffnet wurde, ist es schon zu 70 Prozent ausgebucht. Acht Mieter Ein Modell, das sich in Dortmund mehrfach nutzen bereits die Hallen, Büros und Labore. bewährt hat. Blaupause dafür war das in In erster Linie Firmen, die im weitesten Sinne Unternehmen im Zentrum für Produktionstechnologie den 80er-Jahren errichtete TechnologieZen- für die Automobilindustrie und die Luftfahrt- trumDortmund (TZDO) an der Universität, branche arbeiten. Sie beschäftigen sich mit BCT Steuerungs- und DV-Systeme GmbH Fräsen, Schleifen, Laserschweißen für Luftfahrt, Energiewirtschaft, Automobilindustrie, Metallverarbeitung, Gründung: 1986, 9 Mitarbeiter eines der ersten seiner Art in Deutschland. Beschichtungen für Flugzeugfahrwerke, „Natürlich wäre es toll, wenn wir an die schreiben Software für Roboter, die in der CTM-do GmbH Erfolge anknüpfen könnten“, hofft der Autoproduktion eingesetzt werden oder Industrielle Computer-Tomographie, u.a. für Automobil- und Luftfahrtbranche, Gründung: 2008, 4 Mitarbeiter 37-jährige Stürmer. Er hat dabei Unterneh- entwickeln wie iQ Power Batterien, die schon iQ Power Deutschland GmbH men wie Elmos oder Boehringer Ingelheim bald unter der Motorhaube unserer Autos Intelligente Batterien für Automobilindustrie, Gründung: 1991, 30 Mitarbeiter microParts im Hinterkopf, die klein im TZDO stecken könnten. Konzept.E Engineering für Energieeffizienz GmbH begonnen haben, und nun mehrere hundert Energieeffizienz-Lösungen für Industrie und Immobilienwirtschaft, Gründung: 2008, 2 Mitarbeiter Mitarbeiter beschäftigen. Gewächshaus ZfP Oben: Dicker Schädel newline Datentechnik GmbH oder alter Schädel? „iQ Power stellt eine intelligente Batterie Software-Dienstleistung, Automatisierungstechnik für Logistikbranche, Gründung: 1998, 5 Mitarbeiter Ein Projektleiter zum Anfassen Computer-Tomographie her“, erklärt Dirk Stürmer das Geschäfts- im ZfP für das SimuForm GmbH Der Raumplaner Stürmer, der seine Diplom- modell. „Diese Batterie wird an den Bord- Neanderthal Museum. Simulationssoftware für Verfahrenstechnik, Gründung: 2006, 9 Mitarbeiter arbeit über „Strategien zur Bewältigung computer angeschlossen. Sie meldet dann Rechts unten: ZfP-Projektleiter Thermico GmbH und Co. KG des Strukturwandels“ geschrieben hat, war den Ladezustand des Aggregats und hat eine Dirk Stürmer Roboterbasierte Beschichtungen für Luft- und Raumfahrt sowie Maschinenbau, Gründung: 1999, 22 Mitarbeiter früher im TZDO für die Ansiedlung von neu- kleine Heizung, so dass sie schneller auf Tem- en Unternehmen verantwortlich. peratur kommt und dadurch länger hält.“ vibro-tec GmbH Werkstück-Reinigung für Automobilindustrie, Gründung: 1996, 8 Mitarbeiter

8 tremonia nova tremonia nova 9 Kleines Haus, große Idee

Text: Stefanie Haddick Bild: Lutz Kampert

Eine eigene Bühne, ein eigener Orchestergraben, ein eigener Zuschauerraum – mit dem Bau der Dortmunder Kinderoper ist der Traum vom musikalischen Zuhause für Kinder endlich wahr- geworden. Nur wenige Meter vom großen Opernhaus entfernt finden seit dem 5. Mai 2008 Musikstunden der besonderen Art statt. Räuberische zum Beispiel! E

10 tremonia nova tremonia nova 11 kultur

Ein eigens geschaffener Raum

Der Bau eines eigenen festen Gebäudes für Ja, die Flötistin hat Schnorrs Herz gestohlen. die Kinderoper, übrigens der erste in Nord- Doch der sonst so mutige, draufgängerische I m Zuschauerraum wird es langsam dunkel. Unterstützt von einem Jungen und einem rhein-Westfalen, ist ein großer Schritt auf die- Räuber hat Angst. Wie soll er nur beim Vater Das Gemurmel verstummt. Alle Blicke sind Mädchen, dem Publikum und natürlich der sem Weg. Für Christine Mielitz eine Herzens- seiner Liebsten, ausgerechnet einem Polizis- gespannt auf die Opernbühne gerichtet als ... Musik – von Andrew Lloyd Webber über angelegenheit: „In Dortmund wurde ein ten, vorsprechen? Da gibt es nur ein Mittel: nein, kein Tannhäuser ins Rampenlicht tritt, Billy Joel bis zu Wolfgang Amadeus Mozart. Zeichen gesetzt, dass man Kindern begegnen den Anti-Angst-Räubertanz. Und da der um- sondern: ein Cowboy. Leichten Schrittes trabt muss. Und das geschieht am besten in einem so besser wirkt, je mehr Leute mittanzen, ist er herein, der obligatorische Hut sitzt locker- Mit Kindern für Kinder eigens für sie geschaffenen Raum“, weiß die auch das Publikum gefragt – Kinder, Eltern lässig auf dem Kopf, die goldenen Stiefel Operndirektorin. „Das Haus an sich mag mit und Großeltern. glänzen. Er ruft ein „Herzlich willkommen Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn: seinen 92 Plätzen überschaubar sein, aber zum Konzert in der neuen Kinderoper Dort- Anne Merle Köck (7) sitzt in der Maske und die Idee, die dahintersteckt, ist eine große!“ Also die Hände in Boxhaltung, ein paar kraft- mund!“ in die Runde, begibt sich hinter das lässt sich für ihren Auftritt zurechtmachen Und der Erfolg gibt ihr und dem Kinder- volle Schritte nach links, ein paar nach rechts. DJ-Pult und haut kräftig in die Tasten seines – ein wenig Rouge auf die Wangen, die oper-Team Recht: Die Aufführungen sind „Mut, Mut“, hallt es durch die Kinderoper Neben „Wer andern nach der Pfeife Synthesizers. Als sich plötzlich die Seitentür Haare zu Zöpfen binden, aufdrehen und mit fast immer restlos ausverkauft, auch aus den und noch lange nach dem Happy End durch tanzt“ werden in der Spielzeit 2008/2009 öffnet und er den Raum betritt: Schnorr Klammern fixieren. „Ich spiele ein Mädchen, umliegenden Städten zieht es Schulklassen Straßenbahnen, Autos und vor allem Kinder- noch folgende Stücke auf die Bühne der von Klau, der größte Räuber weit und breit. das aus einem Räuber herausbringt, dass er und Familien immer öfter in die Kuhstraße. köpfe. L Kinderoper gebracht: verliebt ist“, erklärt sie und verzieht kurz das Doch seit Kurzem ist der Klassenbeste der Gesicht: „Aua, das ziept.“ Doch der Schmerz „Dortmund ist ein ausgezeichnetes Beispiel www.theaterdo.de/kinderoper Ich-bin-ich Räuberschule nicht mehr so recht bei der ist schnell vergessen, die Bühne ruft. dafür, wie private und städtische Mittel zu- Ein Stück vom Suchen nach sich selbst Sache. Er kann nicht mehr stehlen, ständig Von Lampenfieber keine Spur: „Wir haben sammenkommen, um etwas Tolles zu schaf- und vom Finden kleiner Wunder. schwirrt ihm diese Melodie im Kopf herum. ja oft genug geübt.“ Außerdem kommt fen“, so Mielitz. Die Idee einer Kinderoper Das poetische Märchen „Das kleine Das hat doch nicht etwa mit der dazuge- Anne, wie viele der sogenannten Sing- und fand hier bei Firmen sowie Privatpersonen Ich-bin-ich“ trifft auf Christoph Willibald hörigen Flötistin zu tun? Und so begibt Spielkinder, von der Chorakademie und hat rege Unterstützung, die für den Bau benötig- Glucks Teenager-Story „Le Cinesi“. Schnorr sich in „Wer andern nach der Pfeife dort schon Bühnenerfahrung gesammelt. ten 450.000 Euro kamen größtenteils durch tanzt“ auf eine Reise zu seinen tief vergra- Spenden zusammen. Nur ein Jahr nach dem Hexe Hillary geht in die Oper benen Gefühlen. „Wir versuchen, so oft wie möglich in unse- ersten Spatenstich öffneten sich so die Türen Ein spielerisches Kennenlernen ren Stücken Kinder für Kinder spielen zu für den musikbegeisterten Nachwuchs. der Gattung Oper mit der beliebten lassen. Das schafft eine engere Verbindung“, Kinderbuch-Hexe. erklärt Heike Buderus (52), Theaterpädago- Der Anti-Angst-Räubertanz gin am Theater Dortmund. Verbindung schaf- Wer andern eine Geige klaut ... fen, die jungen Besucher dort abholen, wo „Räuber sieht ein Röslein stehn”, trällert Im ersten Abenteuer Schnorrs von Klau sie sind – die Dortmunder Kinderoper will Schnorr von Klau unterdessen aus vollem verändert eine Geige das Leben des be- Oben: und kann viel erreichen. Halse. Er singt, pflückt Blumen ... und macht rüchtigten Räubers auf magische Weise. Eingang der dabei „so ein richtiges Operngesicht“, wie Kinderoper einer der kleinen Zuschauer passend bemerkt. Frühzünder und Spätblüher Rechts: Intergeneratives Tanzprojekt mit Schönmachen für den Auftritt von Laien zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Anne Merle Köck

12 tremonia nova tremonia nova 13 wirtschaft

Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen

Text: Michael Westerhoff Bild: Karin Hessmann

Weltweit warten zehn Millionen Transformatoren auf die Entsorgung. E s riecht nach Lösungsmittel wie in einer Das Geschäft wird den Dortmundern nicht Zum Zweiten profitiert das Dortmunder Viel Arbeit für die Dortmunder Envio AG. Sie gehört zu den wenigen chemischen Reinigung. Ein Mann im weißen so bald ausgehen: „Wir schätzen, dass erst Unternehmen von den Rohstoff-Preisen: Unternehmen, die in der Lage sind, giftiges PCB aus alten Trafos zu waschen. Schutzanzug schließt einen PCB-haltigen ein Drittel entsorgt wurde, sechs Millionen „Die Metalle alter Transformatoren ver- Die alten Transformatoren landen nicht auf dem Müll, sondern werden Trafo an ein Pumpsystem an. PCB. Eine als Transformatoren mit PCB sind noch im Ein- kaufen wir weiter. Sehr begehrt sind alte wiederverwertet. krebsauslösend geltende Chlorverbindung, satz“, berichtet Neupert. „Deutschland, Silicium-Bleche, aus denen in China und die bis in die 80er-Jahre in Transformatoren Österreich und die Schweiz sind bei der Ent- Indien neue, kleinere Transformatoren gefüllt wurde, aber inzwischen verboten ist. sorgung schon relativ weit, in anderen euro- gebaut werden, zum Beispiel für Elektro- Hier in der Werkshalle im Dortmunder Hafen päischen Ländern gelten lange Übergangs- Geräte.“ werden alte Transformatoren geleert, gerei- fristen bis 2015.“ Insgesamt haben 140 Länder nigt und dann in ihre Einzelteile zerlegt. eine Konvention unterschrieben, wonach Zukunft Biogas die PCB-Transformatoren bis spätestens Waschen – Schneiden – (Zer-)Legen. 2025 verschwunden sein müssen. Der 43-jährige Neupert glaubt zwar, dass Das Geschäftsmodell von Envio ist denkbar „ich in Rente bin, bevor alle alten Trafos einfach. Und sehr erfolgreich. PCB-Trans- Trotz der guten Zukunftsaussichten trennte entsorgt sind“. Trotzdem hat sich Envio formatoren waschen, Metalle herausschnei- sich der Maschinenbaukonzern ABB, der welt- bereits jetzt auf eine PCB-freie Welt einge- den und in Einzelteile zerlegen. Geschäfts- größte Transformatoren-Hersteller, 2003 stellt. Demnächst baut das Unternehmen führer und Mitinhaber Dirk Neupert erklärt von der Sparte. Entsorgung – kein Kernge- in Korea, in dem Lebensmittelreste immer bei einem Werksrundgang: „Wir verdienen schäft für die Schweizer. Dadurch wurde der noch von Containerschiffen ins Meer ge- auf zwei Seiten. Zum einen zahlen Kunden ABB-Angestellte Dirk Neupert zum Unter- schüttet werden, die erste Biogas-Anlage für die Entsorgung des PCB, zum anderen nehmer. Im Rahmen eines Management- des asiatischen Staates. verkaufen wir das Metall der Alt-Transfor- Buy-Outs kaufte er zusammen mit Christoph matoren weiter.“ Das PCB geht anschließend Harks, einem anderen ABB-Manager, die Eine Idee, die von einem koreanischen in Verbrennungsanlagen, das Metall wird Entsorgungstochter. Seither firmiert sie Umweltverband an die Dortmunder heran- sortiert. unter dem Namen Envio. getragen wurde: „Da steckt unheimliches Potenzial drin, 3.000 Tonnen Speisereste Höchste Geheimhaltungsstufe Von ABB an die Börse werfen allein die Bewohner von Seoul jeden Tag weg.“ Müll, aus dem in Zukunft Biogas Details des Prozesses dürfen wir nicht be- „Wir haben den Umsatz seit dem Ausstieg gewonnen wird. Bislang steht in Korea keine sichtigen und schon gar nicht fotografieren. von ABB vervierfacht“, verrät Neupert, einzige solche Anlage, 25 Kommunen haben Höchste Geheimhaltungsstufe. „Unsere Kon- der allein am Standort Dortmund 50 Mit- jedoch bereits Interesse angemeldet. Ein kurrenten müssen nicht unbedingt wissen, arbeiter beschäftigt. Seit September 2007 neues, zweites Geschäftsfeld für das junge wie wir das machen“, entschuldigt sich ist Envio an der Börse notiert. Den Erlös Unternehmen. Die Zukunft von Envio ist Neupert. Der Markt ist heiß umkämpft. aus dem Börsengang investierte das Unter- gesichert. L Envio – die weltweite Nummer 2 der PCB- nehmen fast komplett in ein Zweigwerk Entsorger – ist auf dem Weg an die Spitze in Südkorea. Auch aus dem asiatischen Land der Branche. sollen bis 2015 alle Transformatoren ver- www.envio-group.de Die Envio AG ist eines schwunden sein. Envio ist bislang das einzige der wenigen Unter- Unternehmen in Korea, das diesen Auftrag nehmen, die PCB aus erfüllen kann. alten Transformatoren waschen und diese Trafos recyceln können „Sicherlich hat der Gesetzgeber uns in die Hände gespielt“, erklärt Neupert den Erfolg von Envio, der auf der Pflicht, alte Transfor- matoren auszutauschen, basiert.

14 tremonia nova tremonia nova 15 kultur

Laut und global

Text: Michael Westerhoff Bild: Lutz Kampert, Century Media Records

Es muss nicht immer Schlips und weißer Kragen sein. Ein schwarzes T-Shirt tut es auch. Century Media aus dem Dortmunder Hafen macht mehr Umsatz als mancher Mittelständler, das Unternehmen hat Zweigstellen in Los Angeles und London und doch ist hier alles ein bisschen anders. Zum Beispiel die bevorzugten Kleidungsstücke der Manager: Motörhead-T-Shirts.

D ortmunder Hafen. Ein kleines unschein- Sechs Etagen Heavy Metal Auf dem Weg erzählt er mir vom besonderen Ein ganzes Haus voller Heavy Metal. 60 Ar- Eine erstaunliche Zahl im Zeitalter der Down- bares Schild weist den Weg. Über Stock, Flair des Unternehmens. „Uns interessieren beitsplätze allein in Dortmund. Ein globales loads. „Heavy-Metal-Fans wollen eine CD mit Stein und Parkplatz nähere ich mich einem „Ich bin der Christian“, begrüßt mich Chris- keine Zeugnisse, uns interessiert, was die Unternehmen mit Filialen auf der ganzen Booklet haben, die laden eher selten runter, unscheinbaren Hochhaus, das schon bessere tian Weyer, Rechtsanwalt und Dortmunder Leute können“, erklärt er einen der Unter- Welt: „In London sitzt die Finanzabteilung, Klingeltöne sind verpönt, die verkaufen wir Tage gesehen haben dürfte. Sieht irgendwie Statthalter von Century Media. Hier duzt schiede: „Bei uns gibt es noch die klassischen in Los Angeles ein Teil des Managements und nicht.“ Dafür aber Soundtracks für Video- von außen verrostet aus, denke ich, passt sich jeder, also sind auch wir beide schnell Tellerwäscher-Karrieren. Einer unserer höchs- in Australien, Frankreich, Italien, Spanien und spiele. ja, eine Metall-Hülle für eine Heavy-Metal- beim „Du“. Die Gründer haben ihr Büro vor ten Manager hat als Praktikant am Empfang Schweden haben wir noch kleinere Büros“, Firma. Ich schiebe die schwere Tür auf, mich einigen Jahren ins sonnige Kalifornien ver- begonnen.“ erklärt Christian Weyer und lässt dabei den Raus aus der Nische begrüßt nicht die typische, adrett gekleidete legt. Seither hat Christian am Stammsitz das Blick vom Dach des Heavy-Metal-Hochhauses Empfangsdame, sondern ein bunt blinkender Sagen. „Diese Firma ist etwas anders, des- Jobmaschine Metal-Musik über den Dortmunder Hafen schweifen: Vor 20 Jahren ist Century Media in Dortmund Auch Christian Weyer will raus aus der Nische. Flipper. halb arbeite ich hier so gern. Lass‘ uns mal „Hier hatte übrigens früher tatsächlich ein gegründet worden. Aus Verzweiflung, weil Er ist stolz auf seine ungewöhnliche und sehr ‘nen Rundgang machen.“ Wir sind auf unserem Rundgang inzwischen Metall verarbeitender Betrieb seinen Sitz.“ einer der Gründer für seine Band keine erfolgreiche Firma. „In der Musikbranche „Willst du zum Christian?“, fragt mich ein oben angekommen. Auf der Dachterrasse. Wo früher Metallteile in den Hochregalen Plattenfirma fand. Heute sind sie eins der kennen alle Century Media, nur in Dortmund junger Mann mit Bart und langen Haaren. Christian führt mich über sechs Etagen. Eine kleine Bar steht hier für Firmenfeiern, lagen, stapeln sich jetzt CDs. Strukturwandel global wichtigsten Heavy-Metal-Labels. nicht“, ärgert sich der Familienvater und „Ja, äh, zu Herrn Weyer eben ...“ Unten das Lager (und seine Flipper-Samm- aber auch heute an einem regnerischen, küh- made in Dortmund. 20 Jahre haben sie passend zum Standort Flipper-Fan. Spätestens 2010 soll sich das „Christian sitzt ganz oben, ich ruf‘ ihn mal lung), in den Etagen darüber das Platten- len Tag ist es voll hier. „Ich habe im ganzen eher im Verborgenen gearbeitet. Doch Heavy ändern: „Wir wollen unsere Musik bei der eben an.“ Die Treppe heruntergeflitzt kommt label Century Media mit Marketing, Akqui- Hochhaus Rauchverbot eingeführt, hier oben Hier werden ganz große Geschäfte gemacht. Metal ist in der Mitte der Gesellschaft ange- Kulturhauptstadt vorstellen. Mit einem Festi- ein Mann im Anzug, Jahrgang 1964, offen- sition, Buchhaltung usw. Auf Zwischenetagen ist unsere Raucherecke“, grinst Nichtraucher Mit Bands, die Durchschnitts-Radiohörer wie kommen. Das zeigte nicht zuletzt die AC/DC- val hier im Hafen. Wenn uns die Offiziellen bar der einzige, der hier kein schwarzes sitzen ein kleines Punk-Label, ein Heavy-Me- Christian. Die drei jungen Männer mit selbst ich allenfalls von Plakatwänden mit Rekla- Tour, die innerhalb von zwölf Minuten aus- nicht wollen, machen wir es eben allein.“ Band-T-Shirt trägt. tal-Tournee-Veranstalter, eine Grafik-Firma gedrehten Zigaretten finden das anschei- me für Konzert-Veranstaltungen kennen. verkauft war. Der rebellische Geist ist geblieben, auch und ganz oben der Musikverlag, der eben- nend nicht ganz so lustig, schweigen aber aus Italien oder Paradise Lost aus nach 20 Jahren Century Media. L falls von Christian geführt wird. höflich. Es sind ja schließlich Gäste da. Großbritannien sind so Namen. Bands, die weltweit eine halbe Million CDs verkaufen. www.centurymedia.com

16 tremonia nova tremonia nova 17 wirtschaft personalien

Dortmunder Köpfe

D ie Physiotherapeutin Ayse Özdemir (35) gibt zurück. Ihren Kredit hat sie bei der Bank abgezahlt, die Praxis Balanceé in der Nordstadt brummt. Spezialisiert hat sie sich auf die Behand- lung von Frauen mit Migrationshintergrund. „Meine Patientinnen sind in ihren Familien immer für die anderen da, hier erhalten sie von mir und meinem Team etwas zurück.“ Die Frauen verlieren bei Özdemir ihre Scheu und gewinnen ein besseres Gefühl für ihren Körper. Jetzt steht auch eine neue Nordic-Walking-Gruppe in den Startlöchern. „Bald bin ich wieder mit meinen Kopftuch- Heimspiel für Entwickler Frauen im Fredenbaumpark zu sehen.“ Für ihren Mut, aus der Arbeitslosigkeit heraus ein neues Konzept zu erproben, belohnte sie die Wirtschaftsförderung 2007 mit dem ersten Preis Text: Alexander Nähle des Urban-II-Wettbewerbs. Den übrigens gab sie nicht zurück. Bild: Lutz Kampert, Klastech GmbH

L aser bringen enorme Energie geballt Innerhalb von zweieinhalb Jahren schaffte auf einen Punkt. So zielgerichtet wie Pro- Karpushko 17 Arbeitsplätze. Mit seiner fessor Fedor Karpushko sie in Dortmund neuen patentierten Laser-Generation D er Kick, mit mehr als 60 Stundenkilometern um den Sieg entwickelt und auf dem internationalen DENICAFC, die deutlich effizienter und zu kämpfen“ – das ist, was Katharina Daniela Werning (23) Markt platziert. langlebiger als die Vorgänger ist, erobert am Pferdesport besonders reizt. Sie stammt aus einer mit Klastech den Markt. Karpushko will expan- dem deutschen Pferderennsport eng verbundenen Familie; Gestatten, Professor Fedor Karpushko, dieren, erkennt für seine Laser weitere hinter ihr liegen 140 Siege als weiblicher Jockey. 61 Jahre alt, Geschäftsführer der Klastech Gebiete: Mikroskopie oder Drucktechnik. „Manche Pferde bevorzugen die Frau mit dem Händchen.“ GmbH und Dortmunds bekanntester Jung- Jetzt richtet Klastech den Fokus auf die Doch Katharina Daniela Werning macht nicht nur auf Deutsch- unternehmer. Es könnte auch ein erfolg- Photovoltaik. „Andere Energien werden lands Rennbahnen eine gute Figur – zur Abwechslung ist sie reicher US-Präsidentschaftskandidat sein, teurer oder knapp. Wir wollen Laser für auch als Foto-Model im Land unterwegs. so flüssig kommen dem gebürtigen Weiß- Geräte produzieren, die Sonnenenergie russen Begriffe wie „opportunity“ und in elektrische umwandeln.“ „development“ über die Lippen. Fedor Karpushko, der Globetrotter, blickt Es war Dortmund, das dem Physik-Professor aus dem Fenster, redet über seine neue die Gelegenheit gab, seine technischen Heimat Dortmund. Opportunity und Innovationen in der MST.factory dortmund development. „Dortmund bietet vielen D urch Erfolge auf der Forschungs-Landkarte ein gefüllter Punkt weiterzuentwickeln. Die Industrie- und Han- kreativen Menschen hervorragende Mög- werden.“ Das wünscht sich Prof. Dr. Ursula Gather (55) für die delskammer brachte ihn zum Dortmunder lichkeiten, auch mir. Die Stadt hat sich in Technische Universität Dortmund, der sie seit September 2008 Gründerwettbewerb start2grow. den fünf Jahren, seit ich hier bin, enorm als Rektorin vorsteht. Dass dieser Wunsch eine mathematische Er sah die Chance, nicht mehr an Universi- entwickelt.“ L Dimension hat, wundert nicht. Prof. Gather ist Mathematikerin, täten zu forschen, sondern Produkte für entdeckte während ihrer Laufbahn, dass die Mathematik mit ihren den realen Markt zu schaffen. 2005 gewann www.klastech.de klaren Strukturen nicht nur Ästhetik ausstrahlt, sondern auch, Karpushko den ersten Preis, die Initialzün- dass sie dem Leben dient – wie zum Beispiel in der Intensivmedizin. dung für die Gründung eines aufstrebenden Die Rektorin, die Transparenz und Offenheit schätzt, redet von Lasertechnologie-Unternehmens. der Mathematik so engagiert wie von der Uni: „Noch zu wenige wissen, dass die TU in Dortmund mit der größten Anzahl an Technologie-Unternehmen in unmittelbarer Nähe meisterhaft ist.“

18 tremonia nova tremonia nova 19