Das Geheimprojekt „Schwalbe I“ Zum Lokalen Arbeitseinsatz Im Dritten Reich Und Den Erinnerungsprozessen in Der Stadt Menden
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Das Geheimprojekt „Schwalbe I“ Zum lokalen Arbeitseinsatz im Dritten Reich und den Erinnerungsprozessen in der Stadt Menden Irina Kruszinski Berlin, im Februar 2014 Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen TEIL I: Arbeitseinsatz im Dritten Reich - Das Geheimprojekt „Schwalbe I“.............................8 1. Von „Arbeit“ zu„Zwangsarbeit“ .....................................................................................................9 1.1 Von den Lehren der Vergangenheit zu neuen Planungen ........................................................10 2. Arbeitseinsatz und R$stungspolitik zwischen 1939 und 1945 ......................................................13 3. Das Geheimprojekt „Schwalbe I“ .................................................................................................16 3.1 Das neue Reichsbauwesen: Die „Organisation Todt (OT)” und das „Geilenberg-Programm”.........................................................................................................16 3.2 Der Beginn des Bauvorhabens „Schwalbe I” ..........................................................................21 3.3 Arbeitseinsatz und Lagerbildung im Amtsbezirk Menden ......................................................24 5. Das Ende des Arbeitseinsatzes ................................................................................................... 29 Zwischenfazit ....................................................................................................................................31 TEIL II: Erinnerungsprozess einer Gemeinde - Das Geheimprojekt „Schwalbe I“ in der Erinnerung der Stadt Menden.....................................................................35 1. Geschichte und Erinnerung …......................................................................................................38 1.1 Erinnerungstheorien …...........................................................................................................41 2. Erinnerungsprozesse in Menden - eine Quellenanalyse ….............................................…...........48 2.1. Akteure der Erinnerungsprozesse ........................................................…..............................49 2.2 Erinnerungen an Menden in den Kriegsjahren 1943 bis 1945................................................50 2.3. Das Lagerleben von „Schwalbe I“ ….....................................................................................59 2.3.1. Ein Gesundheitsbericht …...................................................................................................67 2.3.2. Die Auflösung der Lager …................................................................................................70 3. Eine Zeitzeugengeschichte …........................................................................................................74 3.1. Karl Hasecker …...................................................................................................................76 3.2. Otto S. …..............................................................................................….............................80 3.3. Karl Hähnchen …..................................................................................................................84 3.4. Jan B. und Calogery M. …....................................................................................................86 4. Öffentliche Erinnerungsprozesse – Zwischen Gedenken und Erforschen …................................88 4.1 Deutungsschwierigkeiten.........................................................................................................94 Schlussbemerkungen..........................................................................................................................97 Appendix Vorbemerkungen Noch in den ersten Jahren erschien die expansive Wirtschaftsplanung des Deutschen Reiches als Erfolgskonzept, das in kurzer Zeit die herrschende Arbeitslosigkeit minimierte. Doch schon 1934 zeichnete sich ein steigender Facharbeitermangel ab. 1936 und 1937 kämpfte die Reichsführung schließlich mit einem Mangel in der Vollbeschäftigung. Der Staat begann sich zu verschulden und die Konjunktur wurde mit Nachdruck beschleunigt, um die hegemoniale Machterweiterung des nationalsozialistischen Regimes zu sichern. Es kam der Bedarf auf, das Arbeitskräftepotential kurzfristig zu steigern. So stieß die NS-Führung im Zuge ökonomischer Überlegungen auf ein bereits vorhandenes Konzept, das in den folgenden Kriegsjahren Millionen von Arbeitskräfte zwangsweise rekrutierte: Aus den Lehren des Ersten Weltkrieges leitete die Politik neue Planungen für einen totalen Arbeitseinsatz ab. Denn schon zwischen 1914 und 1918 hatte man versucht, Menschen mit Hilfe repressiver Maßnahmen zur Arbeit zu zwingen (vgl. Kap. 2). Ausländische Arbeiter sollten nun (mit oder gegen ihren Willen) den Arbeitskräfteengpass in der deutschen Wirtschaft ab Mitte der 1930er Jahre, insbesondere in der Rüstung, beheben. So waren es schließlich „ukrainische Kinder, italienische Landarbeiter, polnische Schülerinnen, belgische Facharbeiter, französische Studenten, russische, indische und US- amerikanische Kriegsgefangene”1, die im Zweiten Weltkrieg für das nationalsozialistische Deutschland arbeiteten. „Im Juli 1944, als die Rüstungsproduktion ihren Höhepunkt erreichte, stellten über 5,7 Millionen ausländische Zivilarbeiter, über 1,9 Millionen Kriegsgefangene und etwa 400.000 KZ-Häftlinge knapp 26% aller Arbeiter und Angestellten im Deutschen Reich.“2 Der Fokus der aktuellen öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Arbeitseinsatz im Dritten Reich, vor allem im Zusammenhang der Zwangsarbeit, liegt auf den Themen „Entschädigung” und „Wiedergutmachung” erlittenen NS-Unrechts. Doch insbesondere im regionalen Bereich tritt immer wieder Interesse auf, sich mit den Umständen zu beschäftigen, unter denen Arbeit zwischen 1933 und 1945 geleistet (und verwaltet) wurde. Die umfassende Forschungsgrundlage auf überregionaler Ebene bietet hierbei 1 Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Stuttgart/München 2001, S.9. 2 Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Stuttgart/München 2001, S.9+29-32. Brechtgen, Magnus: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939, Darmstadt 2004, S. 63. 1 einen Ansatzpunkt für Einzelfallstudien. Auch die Stadt Menden im märkischen Sauerland im Regierungsbezirk Arnsberg arbeitet ihre Stadtgeschichte mit Blick auf die Zeit des Dritten Reichs auf. Dabei rückte ein Bauvorhaben im Raum Menden in den Mittelpunkt, das unter dem Namen „Schwalbe I” 1938 als geheim eingestuft galt und zu einer Bildung von verschiedenen Lagern führte. Das Erscheinen eines Zeitungsartikels in der Westfälischen Post über das Projekt im Jahr 1985 weckte das Interesse an weiteren Informationen. Kai Olaf Arzinger nahm daraufhin als gelernter Journalist aus Hagen die Recherche auf und veröffentlichte erstmalig eine kurze Publikation unter dem Titel „Stollen im Fels und Öl für das Reich”, die sich mit dem Projekt befasst. Daneben erarbeiteten weitere private Interessierte Details zum Projekt und fassten ihre Ergebnisse in öffentlichen Diskussionen und Zeitungsartikeln auf lokaler Ebene zusammen. Auch findet „Schwalbe I” Erwähnung in Gabriele Loftis Publikation „KZ der Gestapo”, die sich mit Arbeitserziehungslagern in der Endphase des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzt.3 Bis heute ist der Aspekt „Arbeitseinsatz” im Zusammenhang mit „Schwalbe I” in der regionalen Geschichte des Sauerlandes noch nicht umfassend bearbeitet worden. Es fehlen grundlegende (quellengebundene) Darstellungen zum Bauvorhaben, die systematisch die Ereignisse zwischen 1938 und 1945 aufarbeiten und den mit dem Vorhaben verbundenen Arbeitseinsatz analysieren. Um das Thema in einem wissenschaftlichen Rahmen zu erfassen, trat die Stadt Menden im Januar 2009 an das Institut für Zeitgeschichte der Ruhr-Universität Bochum heran und bat um Unterstützung bei der Aufarbeitung. Erste Forschungsarbeiten ließen im Bestand des Stadtarchivs Menden über 40 Akten zum Thema sichtbar werden, die bis heute zum Teil identifiziert und gesichtet wurden und Hinweise auf weitere mögliche Funde in anderen regionalen und überregionalen Archiven bieten. Auf dieser Grundlage fasst der erste Teil dieses Buchs erste Ergebnisse zusammen, die sich aus den Dokumenten des Stadtarchivs ergaben. Im Fokus steht die Darstellung des Arbeitseinsatzes im Zweiten Weltkrieg, der unter Berücksichtigung der Entwicklungen der Rüstungswirtschaft im Dritten Reich auf sachlich-historischer Ebene betrachtet wird. * 3 Verfasser unbekannt: „Einem Polen zur Flucht verholfen“, in: Westfälische Post, Lokalausgabe Menden (22.01.1985). Arzinger, Kai Olaf: Stollen im Fels und Öl für das Reich. Das Geheimprojekt „Schwalbe I“, Iserlohn 1997. Lofti, Gabriele: KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Stuttgart/München 2000. 2 Der erste Teil dieser Untersuchung hat es zum Ziel den Zusammenhang zwischen dem lokalen Bauvorhaben und der allgemeinen Arbeitseinsatzplanung in der zweiten Hälfte des Zweiten Weltkrieges zu analysieren. Mit Blick auf die Verantwortlichkeit von Reichs- und örtlichen Behörden soll es gelingen, einen Überblick über das System zu bieten, in das das Geheimprojekt eingebettet war. Weiter werden die durch das Projekt „Schwalbe I” gebildeten Lager untersucht, die Teil eines komplexen Lagersystems auf bundesweiter Ebene waren. Während es Hinweise auf die örtliche Lage der Bauten gibt, müssen Details zum Lagerleben (Aufbau, Insassen und ihre Herkunft/Grund ihrer Inhaftierung, Lebensbedingungen)