Fr. 3.– MONTAG, 7. AUGUST 2017

AZ 5000 Aarau | Nr. 188 | 22. Jahrgang [email protected] 058 200 58 58 [email protected] 058 200 55 55 [email protected] 058 200 53 53 T A R E S N Badenfahrt I Adrien Brody Vom Ursprung und der Ehrenleopard für Faszination des Volksfestes Oscar-Preisträger SEITE 16/17 KULTUR 13

KOMMENTAR Cassis, Moret und Maudet: Die Schweiz hat sich verändert

ls Franz Steinegger 1989 Nach- Kommt es zum Dreierticket? folger von Bundesrätin Elisa- bet Kopp werden wollte, wur- Bundesratswahlen Auch Isabelle Moret, Mutter schulpflichtiger Kinder, kandidiert de er gestoppt. Das Parlament Awollte keinen Bundesrat, der im Konku- binat lebte, obwohl er noch verheiratet VON OTHMAR VON MATT UND DORIS KLECK einen Sohn (6) und eine Tochter (11) Dreierticket bevorzuge: «Ich kann mit je- Nachfolge von . Zu war – und zog den verheirateten Kaspar und lebt getrennt von ihrem Ehemann. dem Entscheid unserer Fraktion leben.» den Westschweizer Ambitionen äus- Villiger vor. Auch Christiane Brunner, Nun ist es klar: Auch die Waadtländer Damit kommt es am 1. September vor Beat Walti, der Vize-Fraktionschef der sert er sich im Interview nur zurück- zweimal verheiratet, mit fünf Söhnen – Nationalrätin Isabelle Moret, die sich der FDP-Fraktion mit hoher Wahrschein- FDP und zuständig für das Prozedere, haltend: «Die Romandie ist im Bun- eigenen und adoptierten – erlitt 1993 wochenlang in Schweigen hüllte, kandi- lichkeit zum Dreikampf zwischen Ignazio betont: «Das ist eine wichtige Frage, die desrat sicher nicht untervertreten.» diert für die Nachfolge von Aussenmi- Cassis (TI), Isabelle Moret (VD) und Pi- wir in der Fraktion diskutieren werden. Cassis betont die angespannte Lage nister Didier Burkhalter. Moret, 46, be- erre Maudet (GE). Vieles deutet darauf Im Minimum werden es zwei Kandidaten mit Italien. Seine Wahl in den Bun- zeichnet sich selbst als «progressive Li- hin, dass Jacqueline de Quattro ihre Kan- sein», betont er. «Mit drei Kandidaten desrat wäre ein wichtiger Schritt, um von Othmar von Matt berale», die in Fragen von Wirtschaft, didatur zurückzieht. Maudet selbst kommt es einerseits zu taktischen Un- das Verständnis für diese Probleme Finanzen und Sicherheit rechts stehe, wünscht sich ein Zweierticket: «Ein Ti- wägbarkeiten, andererseits bietet man zu erhöhen, sagt Cassis. Das Ge- in Familien- und Umweltfragen aber cket mit einem Italienischsprachigen und der Bundesversammlung eine grössere schlecht wiederum sei zwar ein wich- progressiv sei. Mit Moret käme erstmals einer Frau wäre am besten für die FDP.» Vielfalt.» tiges, aber nicht das einzige Kriterium überhaupt eine Frau mit schulpflichti- sagt im «Montagsinter- Trotz der neuen Konkurrenz bleibt für das Bundesrats-Amt. dieses Schicksal. Das Parlament wählte gen Kindern in den Bundesrat. Sie hat view» zur Frage, ob er ein Zweier- oder Ignazio Cassis Kronfavorit für die KOMMENTAR RECHTS, SEITE 2/3, 4 die unverheiratete .

Heute will Nationalrätin Isabelle Moret Bundesrätin werden, obwohl sie von ih- Steuerbelastung im Aargau rem Ehemann getrennt lebt – und zwei Die grosse In Fahrt schulpflichtige Kinder hat. Ist das mög- Bürgerliche sehen Frage vor der 2. az- lich? Viele Schweizerinnen blicken neid- Oldtimer-Tour ges- voll nach Dänemark, wenn es darum Zürich als Vorbild tern Sonntag war: geht, wie sich in einer modernen Gesell- Hält der Himmel schaft Familie und Karriere verbinden Der Aargau kämpft seit Jahren mit kan- dicht? Er hielt – ab- lassen. Helle Thorning-Schmidt gilt als tonalen Defiziten. Vor diesem Hinter- gesehen, von einem Vorbild dafür. Sie wurde 2011 als Mutter grund interessiert, wo der Aargau mit kurzen Sprutz vor von damals 12- und 15-jährigen Töchtern seiner Steuerbelastung im Vergleich zu dem Hallwilersee. dänische Ministerpräsidentin. seinen Nachbarkantonen steht. Inzwi- Die einzigartige schen liegen Zahlen für 2016 vor, dem Fahrt führte 134 Ki- Doch inzwischen hat auch die Schweiz ei- Jahr, in dem die letzten Änderungen lometer durch den ne starke gesellschaftspolitische Öffnung aufgrund der Steuergesetzrevision von Kanton Aargau. Der hinter sich. Der Bruch kam 1995, mit der 2012 umgesetzt worden sind. Der Ver- Corso mit 60 ausge- Wahl von . «Ich war gleich zeigt, dass der Nachbarkanton wählten Oldtimern eine urbane Symbolfigur – der erste ge- Zug einkommenssteuermässig weiter- lockte Hunderte be- schiedene Bundesrat», sagte Leuenberger hin uneinholbar günstig ist. Mit eini- geisterte Fans an die 2012. «Heute lacht man, dass das je The- gem Abstand folgt Zürich, an dritter Strassenränder und ma war.» Wie wahr. Als Justizministerin Stelle abwechselnd der Aargau oder Lu- ins Ziel bei Emil Frey bei Ehemann und zern. Nach ihnen folgt Baselland. Am Classics in Safenwil. Schriftsteller Lukas Hartmann auszog, meisten Einkommenssteuern kassieren SEITE 18/19 nahm das die Gesellschaft achselzuckend die Nachbarn und Solothurn. Der FOTO: SANDRA ARDIZZONE zur Kenntnis. Und Isabelle Moret nennt Aargau ist also im Mittelfeld. gar eine Schweizerin als ihr Vorbild: Nuria Aargauer Politiker ziehen unter- Gorrite, die erste weibliche Präsidentin schiedliche Schlüsse daraus. Die Frakti- der Waadtländer Regierung. Als sie 2012 onspräsidenten von CVP und SVP im in die Regierung gewählt wurde, war ihre Grossen Rat, Peter Voser und Jean-Pier- Tochter 14 Jahre alt. Übrigens: Gorrite ist re Gallati, sind überzeugt, dass sich der die Tochter spanischer Immigranten. Aargau steuerlich Zürich annähern muss, sobald sein strukturelles Defizit [email protected] beseitigt ist. Andere Prioritäten hat SP- Co-Fraktionschef Dieter Egli. Das Ein- nahmenproblem müsse mit teilweiser Rückgängigmachung der letzten Steuer- Machtkonflikt senkungen angegangen werden. SEITE 15 Venezuelas Führung vereitelt Rebellion Challenge League In Venezuela hat die sozialistische Füh- Aarau braucht rung nach eigenen Angaben eine Rebel- lion von Teilen des Militärs unter- den ersten Sieg drückt. Sieben Personen seien nach ei- nem Angriff auf einen Militärstütz- Wenn der FC Aarau heute Abend aus- punkt nahe der Stadt Valencia festge- wärts auf Winterthur trifft, geht es für nommen worden, teilten die Behörden die Mannschaft von Marinko Jurendic am Sonntag mit. Der stellvertretende darum, den definitiven Fehlstart in die Sozialistenchef Cabello sprach von ei- Saison 2017/18 zu verhindern. Nach den nem «terroristischen Angriff». Kurz ersten zwei Spielen ist der FCA noch darauf sagte er, die «Ausnahmesituati- ohne Sieg, der neue Trainer steht be- on» sei unter Kontrolle. Zuvor hatte die reits etwas unter Druck. Die Gründe für von Präsident Maduro durchgesetzte den schwachen Start sind bekannt – Verfassungsversammlung General- wichtige Spieler fehlen verletzt, man- staatsanwältin und Maduro-Kritikerin che Positionen sind zudem noch zu we- Luisa Ortega abgesetzt. SEITE 5 nig gut besetzt. Mit zwei Ligaspielen so- wie der ersten Cuprunde bietet sich nun aber innert sieben Tagen die Chan- AZ AARAU ce, den verkorksten Saisonbeginn noch zu retten. SEITE 11 Montagsinterview

HEUTE Ignazio Cassis 7.8.2017

Die Blattmacherin empfiehlt

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● ❒ P● ERSÖNLICH ❒ Dagmar Heuberger Der Bundesratskandidat erklärt, weshalb es in der Landesre- ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● gierung eher einen Tessiner als eine zusätzliche Frau braucht Ignazio Cassis Seit Bundesrat Didier Burkhalter seinen Rück- Happy Birthday, King Roger! Morgen – und weshalb er auch ein Vertreter des Calancatals ist. tritt angekündigt hat, sind alle Scheinwerfer Dienstag feiert Roger Federer seinen auf Ignazio Cassis (56) gerichtet. Dabei kam 36. Geburtstag. Und zwar nicht in Sardi- der Tessiner Nationalrat und Fraktionschef der nien, wo er mit seiner Familie Ferien FDP erst spät in die Politik. Für die National- machte, sondern im kanadischen Mon- ratswahlen 2003 suchte die Tessiner FDP ei- treal, wo ihm die Organisatoren des Ro- nen Arzt auf ihrer Liste. Cassis, damals Kan- gers Cup den roten Teppich ausrollen. tonsarzt, sagte zu, landete auf dem ersten Er- Federer nimmt erstmals seit 2011 wieder satzplatz und rutsche 2007 in die grosse Kam- an dem Turnier teil. Nomen est omen? «Natürlich mer nach. Der 56-Jährige spricht nebst Italie- Mit der Teilnahme in Montreal hat Fe- nisch fliessend Deutsch und Französisch. Die derer auch gute Chancen, anschlies- Domäne von Cassis ist die Gesundheitspoli- send in Cincinnati wieder die Nummer tik. Von 2008 bis 2012 war er Vizepräsident eins der Welt zu werden. Weshalb Fe- der Ärztegesellschaft FMH. Er verliess den derer wieder die Spitze der Weltranglis- Vorstand aus Protest wegen der negativen te übernehmen könnte, schildert Sport- bin ich nicht Haltung des Verbandes zur Managed-Care- redaktor Simon Häring im Sportteil. Vorlage. Seit 2013 präsidiert Cassis den Kran- kenkassenverband Curafutura. Er war ange- treten, um das schlechte Image der Kranken- Frage des Tages kassen zu verbessern – doch das Amt bringt Soll eine alleinerziehende Mutter ihn selbst immer wieder in die Kritik. Cassis Bundesrätin werden? Harry Potter» lebt mit seiner Frau in Montagnola bei Lugano. Ja Nein Stimmen Sie online ab unter Dass ich die Interessen der Versicherten www.aargauerzeitung.ch höher gewichte als das Gehalt meiner www.bzbasel.ch VON DORIS KLECK im Bundesrat eine angemessene Ver- Thurgauern, St. Gallern und Appenzel- Frau. www.basellandschaftliche.ch tretung beider Geschlechter anstreben. lern. www.solothurnerzeitung.ch Wir treffen Ignazio Cassis auf einer Das führt nicht zu Widerspruch? www.grenchnertagblatt.ch www.limmattalerzeitung.ch Sonnenterrasse in Lugano. Er trägt Davon kann selbst bei zwei Bundes- Ein Bewohner des Calancatals fühlt Sie liebt mich trotzdem. www.oltnertagblatt.ch orange Hosen und ein legeres T-Shirt rätinnen nicht die Rede sein. sich stärker mit dem Tessin verbun- «Die Umfrage finden Sie online über die und wirkt nach ein paar Tagen im Ble- Das ist zwar nicht elegant, aber die den als mit Graubünden? Sie verdienen ja auch allein mit Ih- Such-Funktion mit dem Stichwort «Ta- niotal entspannt. Vielleicht wird er sich Wahl der Bundesversammlung. Es geht nicht um Kantone, sondern um rem 60-Prozent-Pensum bei Cura- gesfrage» bald nicht mehr so unter die Leute wa- die Sprach- und Kulturzugehörigkeit. futura 180 000 Franken. Das Ergebnis erscheint in der nächs- gen. Der Dresscode im Falle einer Wahl Braucht es keine weiblichen Vorbil- Als FMH-Vizepräsident verdiente ich fast ten Ausgabe. in den Bundesrat beschäftigt ihn. der und Lebenserfahrungen in ei- Sie haben in Zürich und gleich viel, damals war der Lohn kein ner Regierung? gelebt. Erklären Sie uns die Unter- Thema. Ich kann die Wahrnehmung der Ergebnis letzte Tagesfrage Ihr Leben könnte sich in sechs Wo- Sicher. Wir hatten auch schon eine Re- schiede zwischen den Landesteilen. Leute nicht ändern: Ärzte sind gut, Kran- chen radikal verändern. Was tun gierung mit vier Frauen und drei Män- Ich erzähle Ihnen eine Anekdote. Zu kenkassen sind schlecht. Wir haben gefragt: Soll weiterhin Sie in der verbleibenden Zeit? nern. Und diese Zusammensetzung Beginn meiner Studienzeit verstand ich Chocolat Frey die Board-Schokolade Ignazio Cassis: Ich achte auf eine funktionierte genauso gut wie jene, die keinen Dialekt und damit auch nicht Was befähigt Sie für das Bundesrats- von Swiss produzieren? leichte Ernährung, jogge und schlafe wir heute haben. die Witze unserer Professoren. Deshalb amt, ausser Ihrer Herkunft? genug. Ich brauche einen gesunden konnte ich nicht lachen. Nach einem Meine Ausbildung, meine Denkmethode, Körper, um all diese Emotionen zu ver- Sie haben im «Le Matin Dimanche» Jahr verstand ich die Witze inhaltlich, meine Leistungen, meine Flexibilität – arbeiten und die kommenden Hürden gesagt: «Wenn ich eine Frau wäre, gelacht habe ich aber trotzdem nicht ich bin nicht stur – meine Fähigkeit, zu- ruhig anzugehen. wäre ich fast beleidigt, wenn man immer. Der Humor ist unterschiedlich, zuhören und mein Mut, auch unpopulä- mich wählen würde, weil ich eine und das hat mit der Kultur zu tun. Eine re Entscheide zu treffen. Bundesrat Burkhalter verglich das Frau bin.» Haben Sie keine Angst Sprache ist nicht das Aneinanderreihen «Politik kann unangenehm Amt mit einer zweiten Haut. davor, ein Quoten-Tessiner zu sein?, von Worten, sondern Ausdruck einer sein»: Bundesratskandidat Zum Beispiel? Dieser Vergleich hat mich stark be- Mentalität. Bei meiner Kandidatur geht Ignazio Cassis. Curafutura. Hätte ich populär sein wol- schäftigt. Natürlich weiss man, dass die es nicht um das Tessin, sondern um die FABIAN UNTERNÄHRER/13 PHOTO len, hätte ich auf das Amt verzichtet. Freiheit eines Bundesrates einge- dritte Schweiz. Ohne die italienisch- Doch ich wäre mir nicht treu geblie- schränkt ist. Doch die prononcierte sprachige Schweiz wäre die Schweiz ben. Ich sehe mich als Brückenbauer Video des Tages Aussage zeigt, dass das Amt manchmal nicht die Schweiz. für ein System, das mir sehr am Herzen www.aargauerzeitung.ch/mediathek/videos auch zu eng sein kann. Mir war es im- «Meine Flexibilität liegt. mer wichtig, mein Leben eigenständig Weshalb ist Ihre Wahl so wichtig, zu gestalten. Doch die Idee, das Land ist mein ausser dass die Verfassung die Be- Sie nennen sich flexibel. Wie stand- im Bundesrat mitzugestalten, begeis- rücksichtigung der Sprachregionen jedoch einen direkten Draht zu einem Der Tessiner Finanzplatz hat massiv ler bin ich auch Föderalist, die Kantone früher eingesetzt als im Rest der Heute lobbyieren Sie für Kranken- haft sind Sie? tert mich. Pluspunkt.» verlangt? ähnlich funktionierenden Menschen Kapital angezogen, weil die Italiener brauchen Freiheiten sonst würde die Schweiz und in Europa. Die Wahrneh- kassen. Kränkt Sie der Übername Lustigerweise nennen mich einige Zei- Ein italienischsprachiger Bundesrat bieten. Das hilft. ihr Vermögen in Sicherheit bringen Schweiz nicht existieren. mung ist wichtiger als die Realität. «Krankencassis»? tungen «Der Harmoniebedürftige», an- Sie gelten als Kronfavorit für die schafft eine psychologische und sym- wollten. Das Land stand wegen der Doch mir scheint, dass diese Ära hier Nein. Krankenkassen gehören zum Ge- dere «Der knallharte Interessensvertre- Nachfolge von Didier Burkhalter … bolische Verbundenheit mit der ent- Mit Isabelle Moret und Pierre Mau- kommunistischen Roten Brigaden auf Dass Grenzgänger einen Strafregis- abklingt. Das Pendel schlägt zurück. sundheitswesen wie die Ärzte, Spitäler ter». Christa Rigozzi: «Wenn die Leute … das Wort habe ich selbst nie benutzt. Damit wollte ich zum Ausdruck brin- sprechenden Schweizer Bevölkerung. det kandidieren zwei Westschwei- der Kippe. Wohin haben die Italiener terauszug vorlegen müssen, belas- und alle anderen Gesundheitsberufe. meinen Job kritisieren, ist das ok» Der Weg ist lang. Die Lagebeurteilung gen, dass das Geschlecht nicht höher Wer sich vernachlässigt fühlt, identifi- zer. Finden Sie den Anspruch der das Geld gebracht? Nach Lugano, weil tet die Beziehungen zu Italien. Weshalb wurden Sie Arzt? Der Staat reguliert und übt die Aufsicht Wer hat recht? ändert sich kontinuierlich. Je nachdem, gewichtet werden soll als die weiteren ziert sich auch nicht mit den Institutio- Romands auf einen dritten Bundes- dort die Leute eben die gleiche Spra- Staatspolitisch ist diese Massnahme Aus Neugierde. Ich wollte wissen, wie aus. Ihr Ruf mag schlecht sein, doch Alles hat seine Zeit: Zuerst suche ich wer noch kandidiert und ob ich Fehler Qualitäten einer Person. nen. Historisch gesehen wurde ein itali- ratssitz vermessen? che und Mentalität haben. Viele Bau- falsch. Doch sie ist, wie der Tessiner In- der Körper funktioniert. Dazu gab es Krankenkassen sind nötig. Sie nehmen nach Kompromissen, dann kommt der mache. enischsprachiger Bundesrat immer Es kommt auf die Perspektive an. Die ern und Handwerker wechselten die ländervorrang, Ausdruck einer Malai- zwei Schlüsselerlebnisse. Mit 13 Jahren eine Treuhandfunktion für die Versi- Entscheid, den ich knallhart vertrete. Weshalb ist es wichtiger, einen dann gewählt, wenn es im Süden der Romandie ist heute sicher nicht unter- Branche. In meinem Dorf Sessa arbei- se. Kein anderer Kanton ist umgeben riss ich bei einem Sprung über einen cherten wahr. REZEPT DES TAGES Was ist Ihre Strategie? Tessiner in der Regierung zu haben Schweiz Spannungen gab. Das ist heute vertreten. Am Schluss wird die Bundes- tete plötzlich ein Drittel bei einer Bank. von 10 Millionen Leuten, denen es Zaun meinen kleinen Finger ab. Später Sind Sie ein guter Stratege? Präsentiert von Annemarie Wildeisen Mich selbst zu sein, ruhig zu bleiben. als eine zusätzliche Frau? der Fall. Die Situation mit Italien ist seit versammlung diese Frage entscheiden. wirtschaftlich schlechter geht. In erlebte ich einen epileptischen Anfall Haben Sie den Schritt nie bereut? Die Leute sagen es von mir. Wassermelonen- Es geht um die Vertretung der italie- Jahren angespannt. Stichworte dazu Dann kam die Krise. hat sich noch nie jemand über die eines Freundes. Warum verliert ein Nein. Erdbeer-Süppchen Bundespräsidentin nischsprachigen Schweiz, das heisst ei- sind Steuern, Migration, Arbeitsmarkt. Moret und Maudet begründen ihre In den 90er-Jahren holte Italien mit Mensch plötzlich die Kontrolle über Was finden Sie selbst? hat angekündigt, längstens bis Ende ner Sprach- und Kulturregion, nicht ei- Die Schweiz muss die Beziehungen zu Kandidatur damit, dass die Tessiner Steueramnestien Kapital ins Land zu- seinen Körper? Solche Fragen haben Ihre Aussichten, Bundesrat zu wer- Ein Stratege ist nur so gut wie seine Re- Zutaten für 2 Personen 2019 zu bleiben. Hat Sie diese An- nes Kantons. Und die italienischspra- Italien verbessern. Natürlich bin ich FDP nur Sie als Kandidaten nomi- rück. Unser Finanzplatz litt. Vor zehn mich beschäftigt. den, wären grösser. sultate. kündigung erstaunt? chige Schweiz ist seit fast 20 Jahren nicht Harry Potter mit einem Zauber- niert hat. Hat Ihre Kantonalpartei Jahren hat dann die Finanz- und Wirt- Mag sein, aber ich habe ja nicht Bun- 400 g Wassermelone Inhaltlich nicht, aber der Zeitpunkt. Es nicht mehr in der Landesregierung ver- stab. Falls ich gewählt werde, wird die richtige Strategie gewählt? schaftskrise die Lombardei stark getrof- «Ich gewichte die Sie haben schon früh aufgehört, als desrat studiert. Nehmen wir die Altersreform. Sie 250 g Erdbeeren kann einen gewissen Einfluss auf die treten. nicht alles auf einen Schlag gut. Doch Diese Frage sollten Sie an den Präsi- fen. Eine Katastrophe! Plötzlich such- Arzt zu praktizieren. Warum? wurden von Mitte-Links vorgeführt. 1 Esslöffel Zucker, gehäuft Burkhalter-Ersatzwahl haben. meine Wahl wäre ein wichtiger Schritt, denten der FDP Tessin richten. Ich war ten 10 Millionen Menschen einen Job Interessen der Mein Ziel war immer eine eigene Pra- Braucht es nicht eine maximale Fle- Haben Sie Fehler gemacht? 1 Esslöffel Grenadinesirup; Sie mögen es nicht, wenn man vom um das Verständnis für diese Probleme in die Festlegung der Strategie nicht in- und finden ihn in dieser Schweiz, die xis. Doch 1989 war Aids ein riesiges xibilität, wenn man plötzlich nicht Ich persönlich nicht. ersatzweise Himbeersirup Die Frauenfrage steht nun stärker Anspruch des Tessins spricht? zu erhöhen. volviert. ähnlich tickt, aber politisch anders or- Versicherten höher Thema. Ich war Assistenzarzt in Luga- mehr die Ärzte, sondern die Kran- 1 Esslöffel Zitronensaft im Fokus. Das ist schlecht für Sie, Deutschschweizer und Romands mei- ganisiert ist. Dieser riesige Druck auf no, als der Kanton jemanden suchte kenkassen vertritt? Der Kurs Ihrer Fraktion war schlin- 75 g Joghurt griechisch; zumal mit Isabelle Moret eine eta- nen mit dem Wort «Tessin» ein Sprach- Ihr Konkurrent, der Genfer Staats- Wie beurteilen Sie denn die Situa- den Arbeitsmarkt ist verantwortlich für für eine Aids-Sprechstunde. Niemand Das ist mein Pluspunkt. gerhaft und hat nicht reüssiert? ersatzweise saurer Halbrahm als das Gehalt blierte Nationalrätin kandidiert. gebiet und missachten damit die Bünd- rat Pierre Maudet, ist tagtäglich mit tion Ihres Kantons? die Verteidigungshaltung des Kantons, hat sich gemeldet, also tat ich es. Unsere Fraktion hatte einen klaren Kurs, Möglicherweise. Eine Bundesratswahl ner Südtäler und die Hälfte der italie- den Problemen eines Grenzkantons Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war die von der Lega politisch ausgenützt meiner Frau.» Sie mussten sich nie verleugnen? doch wir agierten nicht allein und muss- ist jedoch eine multidimensionale An- nischsprechenden Schweizer, die we- konfrontiert. Ein Vorteil für ihn? das Tessin sehr arm, die Leute wander- worden ist. Zu Recht, weil die anderen Weshalb? Nein, weil meine Werte gleich geblie- ten mit anderen Fraktionen Kompromis- gelegenheit. Das Geschlecht ist ein der im Tessin noch in Graubünden le- Es ist sicher gut, wenn auch er die Pro- ten aus. In den 60er-, 70er-Jahren kam Parteien geschlafen haben. Auch die Die Neugierde. Bei der Arbeit wurde ben sind. Die Mission von Curafutura se suchen. Ich unterstütze zum guten wichtiges Kriterium, aber nicht das ein- ben. Ich könnte mir sehr gut bleme der Grenzkantone kennt. plötzlich der Wohlstand. Leute aus ein- FDP. Grenzgänger beklagt. Sie werden ge- mir klar, dass die gesellschaftliche Di- entspricht auch den freisinnigen Ideen Teil die ursprüngliche Vorlage des Bun- zige. vorstellen, dass die Bündnerin Silva Se- fachen Verhältnissen, wie ich, konnten braucht, wie auch in den Tessiner Spi- mension viel schlimmer war als die und auch derjenigen der Ärzte. Doch desrates. Die letzte Version des National- madeni bei einer SP-Vakanz eine ausge- Wären Sie denn ein guter Vertreter studieren. Meine Generation und die Das Tessin hat den restriktivsten Ar- tälern oder auf den Baustellen. Krankheit selbst. Die Ausgrenzung beim Ärzteverband FMH ist selbstver- rates war auch nicht viel anders. Persön- Nur eine Frau im Bundesrat wäre zeichnete Bundesratskandidatin der des Tessins mit Ihrer positiven Ein- unserer Kinder wuchs im Glauben auf, beitsmarkt der Schweiz. Wie beur- schmerzte die Patienten. Meine Betrof- ständlich der Schutz der Einkommen lich hätte ich gerne früher auf die Schul- nicht zeitgemäss. italienischsprachigen Schweiz wäre. stellung zur Personenfreizügigkeit? dass der Wohlstand gottgegeben ist. teilen Sie als Liberaler diese Poli- Ist die Diskussion um die Grenzgän- fenheit war gross. Es ging um gleichalt- ein wichtiges Thema. denbremse mit Rentenalter 67 verzich- Bestellen Sie jetzt via SMS ein Schnupperabo mit 3 Ausgaben für nur 12 Franken. Bundesrätin Leuthard hat ja nicht ge- Ich bin ein stolzer und legitimer Vertre- Doch diese Zeit war ein historischer tik? ger im Tessin noch rational? rige Patienten, die zum Teil mit mir in tet: Das war Gift in der Diskussion. Doch SMS mit SCHNUPPER + Name und Adresse an sagt, wann sie zurücktritt. Entspre- Was verbindet Sie mit den Bündner ter der italienischen Sprache und Kul- Sonderfall. Normalarbeitsverträge mit Mindestlöh- Die Politik ist in den letzten zehn Jah- der Schule waren. Das hat mich inte- Ihre Frau ist Radiologin. Wie erklä- es gelang mir nicht, die anderen davon 919 (20 Rp./SMS) oder Online-Bestellung unter www.wildeisen.ch/schnupperabo chend hat sich die Ausgangslage nicht Südtälern? tur. Aber ich könnte nicht alle Erwar- ne sind unschön, aber unter gewissen ren überall irrationaler geworden. Im ressiert und so wechselte ich in die Prä- ren Sie ihr die geplanten Tarif-Sen- zu überzeugen. Das ist Politik. Politik www.wildeisen.ch/suche/rezepte verändert. Aber natürlich müssen wir Die gleiche Kultur. Das ist wie bei den tungen des Tessins erfüllen. Ich könnte Warum? Bedingungen verständlich. Als Libera- Tessin hat diese Entwicklung einfach ventivmedizin. kungen? kann unangenehm sein. Montagsinterview Ignazio Cassis

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Dass ich die Interessen der Versicherten höher gewichte als das Gehalt meiner VON DORIS KLECK im Bundesrat eine angemessene Ver- Thurgauern, St. Gallern und Appenzel- Frau. tretung beider Geschlechter anstreben. lern. Wir treffen Ignazio Cassis auf einer Das führt nicht zu Widerspruch? Sonnenterrasse in Lugano. Er trägt Davon kann selbst bei zwei Bundes- Ein Bewohner des Calancatals fühlt Sie liebt mich trotzdem. orange Hosen und ein legeres T-Shirt rätinnen nicht die Rede sein. sich stärker mit dem Tessin verbun- und wirkt nach ein paar Tagen im Ble- Das ist zwar nicht elegant, aber die den als mit Graubünden? Sie verdienen ja auch allein mit Ih- niotal entspannt. Vielleicht wird er sich Wahl der Bundesversammlung. Es geht nicht um Kantone, sondern um rem 60-Prozent-Pensum bei Cura- bald nicht mehr so unter die Leute wa- die Sprach- und Kulturzugehörigkeit. futura 180 000 Franken. gen. Der Dresscode im Falle einer Wahl Braucht es keine weiblichen Vorbil- Als FMH-Vizepräsident verdiente ich fast in den Bundesrat beschäftigt ihn. der und Lebenserfahrungen in ei- Sie haben in Zürich und Lausanne gleich viel, damals war der Lohn kein ner Regierung? gelebt. Erklären Sie uns die Unter- Thema. Ich kann die Wahrnehmung der Ihr Leben könnte sich in sechs Wo- Sicher. Wir hatten auch schon eine Re- schiede zwischen den Landesteilen. Leute nicht ändern: Ärzte sind gut, Kran- chen radikal verändern. Was tun gierung mit vier Frauen und drei Män- Ich erzähle Ihnen eine Anekdote. Zu kenkassen sind schlecht. Sie in der verbleibenden Zeit? nern. Und diese Zusammensetzung Beginn meiner Studienzeit verstand ich Ignazio Cassis: Ich achte auf eine funktionierte genauso gut wie jene, die keinen Dialekt und damit auch nicht Was befähigt Sie für das Bundesrats- leichte Ernährung, jogge und schlafe wir heute haben. die Witze unserer Professoren. Deshalb amt, ausser Ihrer Herkunft? genug. Ich brauche einen gesunden konnte ich nicht lachen. Nach einem Meine Ausbildung, meine Denkmethode, Körper, um all diese Emotionen zu ver- Sie haben im «Le Matin Dimanche» Jahr verstand ich die Witze inhaltlich, meine Leistungen, meine Flexibilität – arbeiten und die kommenden Hürden gesagt: «Wenn ich eine Frau wäre, gelacht habe ich aber trotzdem nicht ich bin nicht stur – meine Fähigkeit, zu- ruhig anzugehen. wäre ich fast beleidigt, wenn man immer. Der Humor ist unterschiedlich, zuhören und mein Mut, auch unpopulä- mich wählen würde, weil ich eine und das hat mit der Kultur zu tun. Eine re Entscheide zu treffen. Bundesrat Burkhalter verglich das Frau bin.» Haben Sie keine Angst Sprache ist nicht das Aneinanderreihen «Politik kann unangenehm Amt mit einer zweiten Haut. davor, ein Quoten-Tessiner zu sein?, von Worten, sondern Ausdruck einer sein»: Bundesratskandidat Zum Beispiel? Dieser Vergleich hat mich stark be- Mentalität. Bei meiner Kandidatur geht Ignazio Cassis. Curafutura. Hätte ich populär sein wol- schäftigt. Natürlich weiss man, dass die es nicht um das Tessin, sondern um die FABIAN UNTERNÄHRER/13 PHOTO len, hätte ich auf das Amt verzichtet. Freiheit eines Bundesrates einge- dritte Schweiz. Ohne die italienisch- Doch ich wäre mir nicht treu geblie- schränkt ist. Doch die prononcierte sprachige Schweiz wäre die Schweiz ben. Ich sehe mich als Brückenbauer Aussage zeigt, dass das Amt manchmal nicht die Schweiz. für ein System, das mir sehr am Herzen auch zu eng sein kann. Mir war es im- «Meine Flexibilität liegt. mer wichtig, mein Leben eigenständig Weshalb ist Ihre Wahl so wichtig, zu gestalten. Doch die Idee, das Land ist mein ausser dass die Verfassung die Be- Sie nennen sich flexibel. Wie stand- im Bundesrat mitzugestalten, begeis- rücksichtigung der Sprachregionen jedoch einen direkten Draht zu einem Der Tessiner Finanzplatz hat massiv ler bin ich auch Föderalist, die Kantone früher eingesetzt als im Rest der Heute lobbyieren Sie für Kranken- haft sind Sie? tert mich. Pluspunkt.» verlangt? ähnlich funktionierenden Menschen Kapital angezogen, weil die Italiener brauchen Freiheiten sonst würde die Schweiz und in Europa. Die Wahrneh- kassen. Kränkt Sie der Übername Lustigerweise nennen mich einige Zei- Ein italienischsprachiger Bundesrat bieten. Das hilft. ihr Vermögen in Sicherheit bringen Schweiz nicht existieren. mung ist wichtiger als die Realität. «Krankencassis»? tungen «Der Harmoniebedürftige», an- Sie gelten als Kronfavorit für die schafft eine psychologische und sym- wollten. Das Land stand wegen der Doch mir scheint, dass diese Ära hier Nein. Krankenkassen gehören zum Ge- dere «Der knallharte Interessensvertre- Nachfolge von Didier Burkhalter … bolische Verbundenheit mit der ent- Mit Isabelle Moret und Pierre Mau- kommunistischen Roten Brigaden auf Dass Grenzgänger einen Strafregis- abklingt. Das Pendel schlägt zurück. sundheitswesen wie die Ärzte, Spitäler ter». … das Wort habe ich selbst nie benutzt. Damit wollte ich zum Ausdruck brin- sprechenden Schweizer Bevölkerung. det kandidieren zwei Westschwei- der Kippe. Wohin haben die Italiener terauszug vorlegen müssen, belas- und alle anderen Gesundheitsberufe. Der Weg ist lang. Die Lagebeurteilung gen, dass das Geschlecht nicht höher Wer sich vernachlässigt fühlt, identifi- zer. Finden Sie den Anspruch der das Geld gebracht? Nach Lugano, weil tet die Beziehungen zu Italien. Weshalb wurden Sie Arzt? Der Staat reguliert und übt die Aufsicht Wer hat recht? ändert sich kontinuierlich. Je nachdem, gewichtet werden soll als die weiteren ziert sich auch nicht mit den Institutio- Romands auf einen dritten Bundes- dort die Leute eben die gleiche Spra- Staatspolitisch ist diese Massnahme Aus Neugierde. Ich wollte wissen, wie aus. Ihr Ruf mag schlecht sein, doch Alles hat seine Zeit: Zuerst suche ich wer noch kandidiert und ob ich Fehler Qualitäten einer Person. nen. Historisch gesehen wurde ein itali- ratssitz vermessen? che und Mentalität haben. Viele Bau- falsch. Doch sie ist, wie der Tessiner In- der Körper funktioniert. Dazu gab es Krankenkassen sind nötig. Sie nehmen nach Kompromissen, dann kommt der mache. enischsprachiger Bundesrat immer Es kommt auf die Perspektive an. Die ern und Handwerker wechselten die ländervorrang, Ausdruck einer Malai- zwei Schlüsselerlebnisse. Mit 13 Jahren eine Treuhandfunktion für die Versi- Entscheid, den ich knallhart vertrete. Weshalb ist es wichtiger, einen dann gewählt, wenn es im Süden der Romandie ist heute sicher nicht unter- Branche. In meinem Dorf Sessa arbei- se. Kein anderer Kanton ist umgeben riss ich bei einem Sprung über einen cherten wahr. Was ist Ihre Strategie? Tessiner in der Regierung zu haben Schweiz Spannungen gab. Das ist heute vertreten. Am Schluss wird die Bundes- tete plötzlich ein Drittel bei einer Bank. von 10 Millionen Leuten, denen es Zaun meinen kleinen Finger ab. Später Sind Sie ein guter Stratege? Mich selbst zu sein, ruhig zu bleiben. als eine zusätzliche Frau? der Fall. Die Situation mit Italien ist seit versammlung diese Frage entscheiden. wirtschaftlich schlechter geht. In Basel erlebte ich einen epileptischen Anfall Haben Sie den Schritt nie bereut? Die Leute sagen es von mir. Es geht um die Vertretung der italie- Jahren angespannt. Stichworte dazu Dann kam die Krise. hat sich noch nie jemand über die eines Freundes. Warum verliert ein Nein. Bundespräsidentin Doris Leuthard nischsprachigen Schweiz, das heisst ei- sind Steuern, Migration, Arbeitsmarkt. Moret und Maudet begründen ihre In den 90er-Jahren holte Italien mit Mensch plötzlich die Kontrolle über Was finden Sie selbst? hat angekündigt, längstens bis Ende ner Sprach- und Kulturregion, nicht ei- Die Schweiz muss die Beziehungen zu Kandidatur damit, dass die Tessiner Steueramnestien Kapital ins Land zu- seinen Körper? Solche Fragen haben Ihre Aussichten, Bundesrat zu wer- Ein Stratege ist nur so gut wie seine Re- 2019 zu bleiben. Hat Sie diese An- nes Kantons. Und die italienischspra- Italien verbessern. Natürlich bin ich FDP nur Sie als Kandidaten nomi- rück. Unser Finanzplatz litt. Vor zehn mich beschäftigt. den, wären grösser. sultate. kündigung erstaunt? chige Schweiz ist seit fast 20 Jahren nicht Harry Potter mit einem Zauber- niert hat. Hat Ihre Kantonalpartei Jahren hat dann die Finanz- und Wirt- Mag sein, aber ich habe ja nicht Bun- Inhaltlich nicht, aber der Zeitpunkt. Es nicht mehr in der Landesregierung ver- stab. Falls ich gewählt werde, wird die richtige Strategie gewählt? schaftskrise die Lombardei stark getrof- «Ich gewichte die Sie haben schon früh aufgehört, als desrat studiert. Nehmen wir die Altersreform. Sie kann einen gewissen Einfluss auf die treten. nicht alles auf einen Schlag gut. Doch Diese Frage sollten Sie an den Präsi- fen. Eine Katastrophe! Plötzlich such- Arzt zu praktizieren. Warum? wurden von Mitte-Links vorgeführt. Burkhalter-Ersatzwahl haben. meine Wahl wäre ein wichtiger Schritt, denten der FDP Tessin richten. Ich war ten 10 Millionen Menschen einen Job Interessen der Mein Ziel war immer eine eigene Pra- Braucht es nicht eine maximale Fle- Haben Sie Fehler gemacht? Sie mögen es nicht, wenn man vom um das Verständnis für diese Probleme in die Festlegung der Strategie nicht in- und finden ihn in dieser Schweiz, die xis. Doch 1989 war Aids ein riesiges xibilität, wenn man plötzlich nicht Ich persönlich nicht. Die Frauenfrage steht nun stärker Anspruch des Tessins spricht? zu erhöhen. volviert. ähnlich tickt, aber politisch anders or- Versicherten höher Thema. Ich war Assistenzarzt in Luga- mehr die Ärzte, sondern die Kran- im Fokus. Das ist schlecht für Sie, Deutschschweizer und Romands mei- ganisiert ist. Dieser riesige Druck auf no, als der Kanton jemanden suchte kenkassen vertritt? Der Kurs Ihrer Fraktion war schlin- zumal mit Isabelle Moret eine eta- nen mit dem Wort «Tessin» ein Sprach- Ihr Konkurrent, der Genfer Staats- Wie beurteilen Sie denn die Situa- den Arbeitsmarkt ist verantwortlich für als das Gehalt für eine Aids-Sprechstunde. Niemand Das ist mein Pluspunkt. gerhaft und hat nicht reüssiert? blierte Nationalrätin kandidiert. gebiet und missachten damit die Bünd- rat Pierre Maudet, ist tagtäglich mit tion Ihres Kantons? die Verteidigungshaltung des Kantons, hat sich gemeldet, also tat ich es. Unsere Fraktion hatte einen klaren Kurs, Möglicherweise. Eine Bundesratswahl ner Südtäler und die Hälfte der italie- den Problemen eines Grenzkantons Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war die von der Lega politisch ausgenützt meiner Frau.» Sie mussten sich nie verleugnen? doch wir agierten nicht allein und muss- ist jedoch eine multidimensionale An- nischsprechenden Schweizer, die we- konfrontiert. Ein Vorteil für ihn? das Tessin sehr arm, die Leute wander- worden ist. Zu Recht, weil die anderen Weshalb? Nein, weil meine Werte gleich geblie- ten mit anderen Fraktionen Kompromis- gelegenheit. Das Geschlecht ist ein der im Tessin noch in Graubünden le- Es ist sicher gut, wenn auch er die Pro- ten aus. In den 60er-, 70er-Jahren kam Parteien geschlafen haben. Auch die Die Neugierde. Bei der Arbeit wurde ben sind. Die Mission von Curafutura se suchen. Ich unterstütze zum guten wichtiges Kriterium, aber nicht das ein- ben. Ich könnte mir sehr gut bleme der Grenzkantone kennt. plötzlich der Wohlstand. Leute aus ein- FDP. Grenzgänger beklagt. Sie werden ge- mir klar, dass die gesellschaftliche Di- entspricht auch den freisinnigen Ideen Teil die ursprüngliche Vorlage des Bun- zige. vorstellen, dass die Bündnerin Silva Se- fachen Verhältnissen, wie ich, konnten braucht, wie auch in den Tessiner Spi- mension viel schlimmer war als die und auch derjenigen der Ärzte. Doch desrates. Die letzte Version des National- madeni bei einer SP-Vakanz eine ausge- Wären Sie denn ein guter Vertreter studieren. Meine Generation und die Das Tessin hat den restriktivsten Ar- tälern oder auf den Baustellen. Krankheit selbst. Die Ausgrenzung beim Ärzteverband FMH ist selbstver- rates war auch nicht viel anders. Persön- Nur eine Frau im Bundesrat wäre zeichnete Bundesratskandidatin der des Tessins mit Ihrer positiven Ein- unserer Kinder wuchs im Glauben auf, beitsmarkt der Schweiz. Wie beur- schmerzte die Patienten. Meine Betrof- ständlich der Schutz der Einkommen lich hätte ich gerne früher auf die Schul- nicht zeitgemäss. italienischsprachigen Schweiz wäre. stellung zur Personenfreizügigkeit? dass der Wohlstand gottgegeben ist. teilen Sie als Liberaler diese Poli- Ist die Diskussion um die Grenzgän- fenheit war gross. Es ging um gleichalt- ein wichtiges Thema. denbremse mit Rentenalter 67 verzich- Bundesrätin Leuthard hat ja nicht ge- Ich bin ein stolzer und legitimer Vertre- Doch diese Zeit war ein historischer tik? ger im Tessin noch rational? rige Patienten, die zum Teil mit mir in tet: Das war Gift in der Diskussion. Doch sagt, wann sie zurücktritt. Entspre- Was verbindet Sie mit den Bündner ter der italienischen Sprache und Kul- Sonderfall. Normalarbeitsverträge mit Mindestlöh- Die Politik ist in den letzten zehn Jah- der Schule waren. Das hat mich inte- Ihre Frau ist Radiologin. Wie erklä- es gelang mir nicht, die anderen davon chend hat sich die Ausgangslage nicht Südtälern? tur. Aber ich könnte nicht alle Erwar- ne sind unschön, aber unter gewissen ren überall irrationaler geworden. Im ressiert und so wechselte ich in die Prä- ren Sie ihr die geplanten Tarif-Sen- zu überzeugen. Das ist Politik. Politik verändert. Aber natürlich müssen wir Die gleiche Kultur. Das ist wie bei den tungen des Tessins erfüllen. Ich könnte Warum? Bedingungen verständlich. Als Libera- Tessin hat diese Entwicklung einfach ventivmedizin. kungen? kann unangenehm sein.