Aus aktuellem Anlass 20. Oktober 2011

L’art pour l’art oder faschistische Kunst? Die rechte -Band „“ gibt ihr einziges Deutschlandkonzert in Eisleben

Anfang der Woche wurde einer breiten Sowohl die Band selbst als auch ihre Öffentlichkeit durch einen Bericht der Fans und Verteidiger_innen verweisen Mitteldeutsche Zeitung die Tatsache immer wieder auf die Mehrdeutigkeit der bekannt, dass die rechte Neofolk-Band politischen Botschaften von „Death in „Death in June“ in der Lutherstadt June“ in Text und äußerem Eisleben im Rahmen ihrer Europatour Erscheinungsbild. Hier gebe es keine 2011 ihr einziges Konzert in Deutschland Festlegung auf eine rechtsextreme gibt. Zuvor war die Band u.a. in Helsinki politische Programmatik. Wie in der und Moskau aufgetreten. Das Konzert in Popkultur immer wieder der Fall, würde Eisleben ist mit 800 Karten ausverkauft. die Band lediglich mit Versatzstücken faschistischer Bewegungen spielen. Bezüge auf SA und SS „Death in June“ und andere Neofolk- Bands präsentieren sich als kontroverse Texte und Auftreten von „Death in June“ Künstler. sind von einer faschistischen Ästhetik geprägt und sparen nicht mit Bezügen Ästhetik des Faschismus zum Nationalsozialismus. Bereits der Name „Death in June“ („Tod im Juni“) Zweifelsohne handelt es sich bei allem, greift auf den so genannten Röhm- was „Death in June“ auf der Bühne Putsch zurück. In einer gezielten Aktion veranstalten um Kunst. Nur ist es eben ließ zwischen dem 30. Juni faschistische Kunst. Und diese ist nicht und 2. Juli 1934 die gesamte nur eine Frage des Geschmacks, wie ein Führungsriege der SA – einschließlich genauerer Blick auf das ästhetische und ihres Stabschefs Ernst Röhm – sowie politische Oeuvre von „Death in June“ unliebsame Mitglieder der NSDAP und zeigt: Das Spiel der Band und ihres nationalkonservative Gegner von SS- Frontmanns Douglas Pierce mit Einheiten ermorden. Die Liquidierungen Elementen einer faschistischen Ästhetik ermöglichten den Aufstieg der SS zur zeugt von ihrer Identifikation mit dem dominierenden Macht des NS-Staates. reaktionären Gedankengut. An keiner Stelle ihrer künstlerischen Gesamt- Bei ihren Auftritten präsentieren sich inszenierung brechen „Death in June“ „Death in June“ in der Tarnuniform der mit dem ästhetischen Code des Waffen-SS. Ihre Internetseiten und „Schönen Scheins des Faschismus“, Veröffentlichungen, wie dem Album mit weder übertreiben sie ihn ironisierend dem sinnfälligen Titel „Brown Book“, noch stellen sie ihn anderweitig in Frage. ziert ein SS-. Die Bühnen- Martialische Songs wie „Rose Clouds of gestaltung der Band nimmt Bezug auf Holocaust“ oder „Death of the West“ die so genannte Schwarze Sonne, einem spiegeln in metaphorischer Sprache die originären Symbol der SS. Faszination der Band für den Faschismus wieder. Dies geschieht etwa dort, wo – rechtsextremer Lebenswelten freispre- wie in „“ – der chen. „Death in June“ rehabilitieren in Mord an den europäischen Jüdinnen und ihren Auftritten nicht nur die Ästhetik Juden als „bitter lies“, also als „bittere des Faschismus, sondern ebenso dessen Lügen“ bezeichnet wird. Dies veranlasste archaisch-autoritäre Ideenwelt von dem, die Bundesprüfstelle für jugendgefähr- was bis heute die extreme Rechte für dende Medien zu einer Indizierung des vorbildhaft hält. „Death in June“ sind Songs und des Albums „Brown Book“. keine Neonazis. Doch Douglas Pierce und sein Umfeld lassen keinen Zweifel daran Auch wenn die Aneignung einer aufkommen, dass sie den Gesellschafts- faschistischen Ästhetik größtenteils entwurf des Faschismus für einen außerhalb nationalsozialistischer Tradi- Ausgang aus der jetzigen Krise ansehen. tionslinien steht, so lassen sich „Death in June“ nicht vom Vorwurf der Propaganda David Begrich/Pascal Begrich

Die Impulse aus aktuellem Anlass informieren in kompakter Form über rechtsextreme Ereignislagen. Sie werden von Miteinander e.V. herausgegeben.

Redaktion: Pascal Begrich (Vi.S.d.P.)

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