Verkleinerte Zusammensetzung der 18 Einzelblätter Biblio der Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1577/78 phzle von Thomas Schoepf Drucke von Josef Stocker Dietikon Zürich Schweiz

Der Faksimiledruck der Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1 5 77/78 von Thomas Schoepf erscheint in folgender Aufteilung: • Lieferung 1 Blatt 3 Lenk 4 Aigle 9 Bern 10 Freiburg

Lieferung 2 Blatt I Ernen 2 Naters 7 Meiringen 8 Langnau

Lieferung 3 Blatt 5 Evian 6 Genf II Yverdon 12 Lac de Joux

Lieferung 4 Blatt 13 Brugg 14 Olten 15 Solothurn 16 St-Imier 17 Pontarlier 18 Mouthe

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Blattnumerierung: Obere Reihe Blätter 1-6 Mittlere Reihe Blätter 7- 12 Untere Reihe Blätter 1 3- 1 8 Blatt 3 Lenk Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1577/ 78 von Thomas Schoepf, Stadtarzt zu Bern ~ Blatt 4 Aigle Herausgegeben von Prof. Dr. Georges Grosjean ~ Faksimiledruck 1970-72 nach zwei Originalen der Burger­ Blatt 9 Bern bibliothek Bern und der Zentralbibliothek Zürich ~ Nachgedruckt über die Kupferplatte ~ Blatt 10 Freiburg BibliophileDrucke vonJosef Stocker,Dietikon-Züricb ~

Überlieferung Ausgabe 1 577 /78 : ren Grenzen aber im Stich nicht vorgezeichnet sind, BurgerbibliothekBern, Mül. S 4 wieder andere zeigen rot kolorierte Ortschaften, an­ und Neuausgabe Ein Exemplar aus der Mülinenbibliothek; das Stück in dere bunte Unterstreichungen und Randkolorit. Wir 9 Doppelblättern, auf starkes Papier auf gezogen, ge­ entschlossen uns daher zu einem topographischen Ko­ Die Karte, die der Verlag Bibliophile Druck e von J o­ hörte dem Kunstmaler Sigmund Wagner, von diesem lorit, das die große landschaftliche Gliederung in sef Stocker im Jahre 1970 im Nachstich in Kupfer­ 1809 signiert und mit Ergänzungen in Tusche verse­ Hochgebirge, Hügelland und Täler deutlich werden druck in 18 Blättern nach fast 400 Jahren neu heraus­ hen. Handkolorit nach Amtsbezirken, nicht aus der läßt und das nach sorgfältigen Studien ungefähr gleich­ bringt, gehört zu den ganz großen Meisterleistungen Zeit Schoepfs. altriger oder ähnlicher späterer Karten entwickelt aus der Frühzeit der schweizerischen Kartographie. Stadt- und UniversitätsbibliothekBern, Kart. 402 B wurde . Ein ähnliches Kolorit mit kräftig blauen Seen Nach den ersten kleinmaßstabigen Karten der ganzen Ein vollständiges Exemplar, koloriert, in 9 Doppel­ und grünen Hügeln zeigen bereits die beiden handge­ Schweiz, die in Holzschnitt erschienen waren, folgten blättern, auf Karton auf gezogen. zeichneten Schweizer Karten von Konrad Türst in 1538 die große Schweizer Karte von Ägidius Tschudi, Ein unvollständiges Exemplar, Doppelblätter, auf Wien und Zürich von 1495 bis 1497, ferner ein sehr 1 560 neu auf gelegt, und 15 66 die Holzschnittkarte des Karton, gefalzt. schön koloriertes Blatt der Genferseekarte von Jac­ Kantons Zürich von Jos Murer. Thomas Schoepfs Ein vollständiges Exemplar, zusammengesetzt, ques Goulart aus einem Mercator-Hondius-Atlas von Karte des gesamten damaligen bernischen Staatsgebie­ schlecht erhalten, auf Leinwand auf gezogen, heute re­ 1605/06 im Geographischen Institut der Universität tes ist die dritte große Karte aus dem Bereich der heuti­ stauriert. Bern. Auch die Karte, die Pierre Willomet der Jüngere gen Schweiz, die zweite Karte eines Kantonsgebiets. ZentralbibliothekZürich, S. Be. 0. 3/5 a und b 1-9 1749 deutlich in Anlehnung an Schoepf vom altberni­ Mit dem Kupferstich, der in Italien bereits im 15. Jahr­ Ein besser und ein schlechter erhaltenes Exemplar, schen Staatsgebiet zeichnete, war ähnlich koloriert hundert für Kartendruck verwendet wurde, beschritt beide in 9 Doppel blättern, aufgezogen, handkoloriert. (Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, Kart. IX. 1). Schoepf diesen Weg erstmals in der schweizerischen Freilich ist das saftige Grün zu schmutzigem Braun Kartographie. Die ganze Karte übertrifft mit ihren Di­ Ausgabe 1672: entfärbt, doch sind Spuren des ursprün glichen Grün mensionen von 19 5 X 1 3 8 cm die Karten Tschudis und Stadt- und UniversitätsbibliothekBern noch feststellbar. Es ist möglich, daß zur Zeit Willo­ Murers bedeutend. Der Maßstab variiert im Mittel Ein sehr gut erhaltenes Exemplar, zusammengesetzt, mets noch Schoepf-Exemplare mit ähnlichem Kolorit zwischen 1 : 8 5 ooo und 1 : 115 ooo. Die Orientierung ist unter Glas, als Depositum ausgestellt im Schweizeri­ vorhanden waren . Süd. Zum Druck wurden 18 Kupferplatten verwen­ schen Alpinen Museum in Bern. Bernisches Staatsge­ Durch das Kolorit, das freilich nicht nach einem der det, von denen für die ganze Karte 18 Blätter von 46 biet einheitlich in leichtem Purpur koloriert. erhaltenen Exemplare faksimiliert ist, erhalten die ko­ cm Höhe und 32,5 cm Breite abgezogen wurden. Spä• EidgenössischeLandestopographie Be 1 lorierten Exemplare des Nachstichs einen eigenen, ter sind in den meisten heute erhaltenen Exemplaren, Ein sehr gut erhaltenes Exemplar in 9 Doppelblättern, ihnen immanenten künstlerischen Wert . Sie beginnen sofern nicht die ganze Karte zusammengesetzt wurde, auf Karton aufgezogen . Politisches Kolorit, Orte nach in der Linie der alten Kartentradition und nach alter je zwei Blätter zusammengeklebt worden. Die vorlie­ Zugehörigkeit farbig in Aquarell unterstrichen. Übung des Kartenkolorierens ein eigenständiges Da­ gende Neuausgabe behält die ursprüngliche Blattein­ ZentralbibliothekZürich sein als Kartenpersönlichkeiten zu führen. Es will uns teilung bei und numeriert die Blätter nach beiliegender Ein sehr gut erhaltenes Exemplar in 9 Doppelblättern, scheinen, daß das etwas besonders Reizvolles sein Übersicht von 1 bis 18. auf gezogen. kann. Über die Größe der Auflage fehlen Angaben. Nach Außerdem befinden sich noch einzige Einzel- und damaliger Übung wurden von Landkarten in der Re­ Doppelbl ätter der ersten und der zweiten Ausgabe an gel einige hundert Exemplare abgezogen. Die Karte verschiedenen Orten, unter anderem in der Stadt- und Autor Schoepfs ist heute sehr selten. Sie scheint schon hun­ Universitätsbibliothek Bern, im Staatsarchiv Bern, in dert Jahre nach ihrem Erscheinen selten gewesen zu der Zentralbibliothek Zürich und im Schloß Spiez. und Entstehung der Karte sein. Denn 1672 wurde die Karte durch Albrecht Meyer von den noch erhaltenen und, wie genaue Ver­ Als Vorlagen zum Nachstich von 1970 ff. dienten das Über den Autor unserer Karte wissen wir, daß er aus gleiche ergaben, völlig unveränderten Platten neu ge­ Exemplar der Burgerbibliothek Bern und das bessere Breisach stammte und 1541 bis 1547 in Basel die freien druckt. In die bei der ersten Ausgabe leer gelassenen Exemplar der Zentralbibliothek Zürich von 1577/78. Künste studierte, worunter man damals die Vorstufe Schriftfelder steuerte Meyer Textblätter bei, die aufge­ Den beiden Bibliotheken, aber auch den andern Stel­ zu den höhern Studien in Theologie oder Medizin ver­ klebt wurden. Das ist der einzige Unterschied zwi­ len, die ihre Exemplare zum Vergleich zur Verfügung stand, nämlich Grammatik, Dialektik, Rhetorik, schen der ersten Ausgabe von 1 577 /78 und der zweiten stellten, gebührt unser verbindlicher Dank. Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Bis von 1672. Damit die Bezüger der faksimilierten Verlag und Herausgeber entschlossen sich, für die 1 5 52 war Schoepf Magister zu St. Peter in Basel und Neuausgabe von 1970 und den Folgejahren das ganze, Kartenliebhaber auch handkolorierte Exemplare der zog dann mit dem durch seine Memoiren bekannten aber unveränderte Kartenwerk erhalten, erfolgt die Neuausgabe 197off. herauszubringen. Dies entspricht Felix Platter, dem Sohn Thomas Platters, zum Medi­ Reprodukti on nach der Erstausgabe, die Textblätter alter Kartentradition. Es konnte jedoch keines der zinstudium nach Montpellier. 1565 kam Thomas von 1672 werden aber beim Erscheinen der betreffen­ vorhandenen Exemplare als Vorbild verwendet wer­ Schoepf als Stadtarzt nach Bern. In dieser Eigenschaft den Kartenblätter beigelegt. Der Empfänger kann sie den. Sie zeigen alle ein unterschiedliches politisches hatte er eine geachtete Stellung inne, durfte aber ohne nach Belieben auf kleben oder getrennt aufbewahren. und offensichtlich nicht zeitgenössisches Kolorit. Bei Bewilligung des Rats, später nur noch des Schulthei ­ Vom ganzen Kartenwerk sind heute noch folgende den einen Exemplaren ist das ganze bernische Gebiet ßen, die Stadt nicht einmal kurzfristig verlassen . Exemplare vorhanden: monoton koloriert, bei andern die Landvogteien, de- Schoepf starb 1577 an der Pest.

I Cl..r -1, Angesichts des Verbotes, die Stadt zu verlassen, ist es licht. Dazu wurde das plane Kilometer-Koordinaten­ Zu unserer Karte wurde auch ein authentischer Kom­ erstaunlich, daß Schoepf überhaupt die Karte des gan­ netz der modernen Karten anhand der identifizierba­ mentar in lateinischer Sprache verfaßt. Dieser trägt, zen bernischen Staatsgebietes vom Genfersee bis ren Punkte in die Karte Schoepfs eingezeichnet. Das wie die Karte, nur in etwas anderer Schreibweise, den Brugg zeichnen konnte. Die Erklärung liegt in der Art Gitter sollte also genau rechtwinklige und quadra­ Titel: und Weise, wie man damals Karten dieser Art ganz tische Felder aufweisen. Je stärker das Gitter von die­ Inc!Jtae Bernatu!JJUrbis, cum 01JJniditionis suae agro et allgemein anfertigte: aufgrund von schriftlich einge­ ser Form abweicht, desto größer sind die Fehler der provinciis delineatio chorographicasecundu!JJ cuiusque loci holten Nachrichten. Karte. iustiorem longitudinemet latitudinem coeli,authore Thoma Die Karte wurde nach den erfahrungsgemäß bekann­ In den mittleren Partien von Bern zeigt das Gitter we­ SchepftoBris [ acensi]doctore me dico. ten Marschzeiten mit dem Zirkel konstruiert. Man nig Verzerrung . Von hier ging offenbar die Konstruk­ «Der berühmten Stadt Bern, mit all ihrer Hoheit, vernachlässigte dabei den Unterschied zwischen Stra­ tion aus. Auch im Aargau sind die Felder gut, jedoch Land und Vogteien chorographische Darstellun g ßenlänge und Luftlinie. Das führte dazu, daß im fla­ etwas größer als um Bern, das heißt, daß der Maßstab nach jedes Ortes genauer geographischer Länge und cheren Land, wo die Straßenführung sich mehr der hier etwas größer ist. Die stärksten Verzerrungen Breite, von Thomas Schoepf aus Breisach, Doktor der Luftlinie näherte und weniger Krümmungen aufwies, hingegen zeigen das Oberhasli und der Waadtländer Medizin.» die Verzerrungen der Karte geringer sind als im gebir ­ Jura, wegen der bereits erwähnten Richtungsfehler. Das Wort «chorographisch» bedeutet «landbeschrei­ gigen Gebiet, wo zufolge der Straßenkrümmungen Auch die Berner Hochalpen sind stark zusammenge­ bend » und ist also etwa gleichwertig dem heutigen die Distanzen überschätzt wurden. Zur Konstruktion quetscht, was begreiflich ist, da sie für die damalige Ausdruck «topographisch» . der Karte mußten mindestens zwei Punkte in ihrer Zeit gar nicht zugänglich waren. Die Täler des Berner Abschriften des Kommentars in anderem Format und gegenseitigen Lage einigermaßen bekannt sein. Von Oberlandes sind, zufolge der Wegkrümmungen, die anderer Aufmachung, aber mit übereinstimmender diesen Punkten aus wurden die Dist anzen zu weitem zu große Distanzen ergaben, etwas zu stark in die Paginierung befinden sich im Staatsarchiv Bern, in der Punkten in den Zirkel genommen und die Bogen ge­ Länge gezogen, liegen aber zu nah nebeneinander, da Burgerbibliothek Bern und in der Zentralbibliothek schlagen. Im Schnittpunkt der Bogen lag jeweils der man das Zwischengelände unterschätzte. Am größten Zürich. Abgesehen von der ausführlichen Einleitung, weitere Punkt. Von den so gefundenen Punkten aus ist dieser Fehler zwischen Engstligental und Obersim­ die Auskunft gibt über die Absichten des Autors, über wurden weitere konstruiert. Damit wurden die Fehler mental. Das Di emtigtal ist verkümmert, und das Fer­ die Herkunft der Koordinaten von Bern und anderes, mit zunehmender Entfernung yom Ausgangspunkt meltal fehlt. Diese Fehler sind aber geringer als in allen ist der Kommentar trocken und schematisch, enthält der Konstruktion immer größer. Kleinere Ortschaften andern Karten, die auf Schoepf beruhen. Die spätem aber eine sehr große Zahl historisch und landschafts­ wurden wahrscheinlich ohne Zirkelkonstruktion von Kartenautoren, angefangen mit dem berühmten Ger­ geschichtlich interessanter Angaben. De r Kommentar den größern Orten her einfach in der angegebenen hard Mercator, der Schoepf für seine 1585 erstmals ist nach Landvogteien aufgebaut. Unter dem Titel Entfernung in ungefährer Himmelsrichtung lokali­ erschienenen schweizerischen Gaukarten verwendete, folgt ein kurzer historischer Abriß, wie das Gebiet zu siert. An den gefundenen Punkten setzte der Karto­ über Scheuchzer und Pierre Willomet, der 1749 eine Bern gekommen ist. Dann folgt die Aufzählung aller graph ein kleines Kreislein. Im Kupferstich wurden Berner Karte anfertigte, bis zu Gabriel Walser, der Ortschaften, Berge, Quellen, Brücken und anderes, diese Kreislein mit Punzen, einer Art Stempel aus noch um 1766 das Schoepfsche Kartenbild aus dritter grundsätzlich jedes Punktes, der in der Karte mit Namen Stahl, eingeschlagen. Man wird in der Karte bemer­ Hand für den bei Homann in Nürnberg erschienenen verzeichnet ist, und zwar immer zuerst das Kirchdorf ken, daß jede auch noch so kleine Ortschaft innerhalb Schweizer Atlas verwendete, haben Schoepfs Bild und dann die von ihm abhängigen Orte. Bei den mei­ der Ansicht von Kirchen oder Häusern ein solches durch Anpassung an andere Karten der Nachbarge­ sten Orten sind einige Angaben über Schlösser, Rui­ Kreislein trägt. Die wichtigeren Orte, in der Regel die biete verschlechtert, weil sie die hohen Qualitäten der nen, Herrschaftsverhältnisse, Bäder, Qualität von Al­ Sitze der Landvögte und Amtleute, zeigen im Kreis­ Berner Karte von 1577 /78 nicht erkannten. Schoepfs pen, Bergwerke, Reichsstraßen und anderes. Dann fol­ lein noch einen Punkt. Mutmaßlich sind nur diese Karte ist tatsächlich bis zur Schaffung des Atlasses von gen geogr aphische Länge und Breite und die Distanz Punkte mit dem Zirkel konstruiert worden. Schoepf Meyer-Weiß Ende des 1 8. Jahrhunderts die einzige von Bern oder vom nächsten größern Ort. Es ist offen­ bildet auf Blatt 8 seiner Karte einen Zirkel und einen Primärkarte des Kantons Bern, die auf unmittelbarer sichtlich, daß der Kommentar die, wohl etwas einheit­ Winkel ab. Dies deutet nach der Übung der Zeit an, Erhebung, wenn auch nicht eigentlicher Aufnahme lich redigierte, Zusammenstellung der schriftlich ein­ daß diese Instrumente zur Konstruktion der Karte beruhte. Alle andern Karten des In- und Auslandes geholten Nachrichten ist, aus denen die Karte kon­ verwende t worden sind. Eine Bussole, wie sie etwas sind Nachzeichnungen aus zweiter, dritter und vierter struiert wurde. später meist auf Karten und Plänen erscheint, fehlt. Hand, enthalten bisweilen einige örtliche Korrektu­ Die genauen, auf Bruchteile von Minuten angegebe­ Offenbar hat man sie zur Aufnahme nicht verwendet. ren, Ergänzungen weniger Ortschaften und Namen, nen geographischen Längen und Breiten zu jedem Ort Das erklärt, daß einige ziemlich schwerwiegende in der ganzen Anlage aber sind sie schlechter als die haben Leo Weisz in seinem Buche «Die Schweiz auf Richtungsfehler begangen worden sind. So verläuft Karte Schoepfs. Insbesondere sind die Karte Schoepfs alten Karten » (Zürich 1945) zu der irrigen Annahme das Haslital zu sehr in Richtung Ost-West statt Süd• und ihre unmittelbaren Abkömmlinge, die Karten verleitet, die Karte sei aufgrund einer Vielzahl von Nord. Auch das untere Ende des Genfersees ist viel Mercators von 1 58 5 und deren Nachstiche von Jans­ astronomischen Längen- und Breitenbestimmungen zuwenig nach Süden abgedreht und drückt so die son und Blaeu und die Berner Karte Joseph Plepps erstellt worden. Dies hält einer genauen Prüfung nicht ganze Partie des Waadtländer Juras zu stark nach Nor­ von 1638, die einzigen Karten, welche die Stellung stand. Geographische Breiten ließen sich zwar durch den. Sonst aber ist das Resultat der Kartenkonstruk­ von Thuner- und Brienzersee besser wiedergeben als Messung der Höhe des Polarsterns oder der Höhe der tion, gemessen an andern zeitgenössischen Karten der · alle andern Karten, die auf einer andern Tradition be­ Kulmination der Sonne zur Zeit der Tagundnacht­ Schweiz und der umliegenden Gebiete, vorzüglich. ruhen und die die beiden Seen in Südost-Nordwest• gleiche verhältnismäßig leicht bestimmen. Geogra­ Das wird durch das Verzerrungsgitter veranschau- Richtung gestreckt darstell en. phische Längen aber konnte man praktisch nicht er- mitteln. Die geographischen Längenunterschiede Eine Längenminute beträgt bei Schoepfim Mittel 10,8 mußten, wie heute, aus dem Zeitunterschied der mm, eine Breitenminute 15,8 mm. Das Verhältnis von Kulmination der Sonne oder eines Gestirns ermittelt Länge zu Breite ist somit o,68, was dem Kosinus der werden, was genau gehende und transportable Uhren geographischen Breite von 4 7 ° entspricht.Die Längen vorausgesetzt hätte. Solche konnte man höchstens auf verhalten sich somit zu den Breiten im richtigen Ver­ Schiffen mitführen, und auch hier zeigen die gewalti­ hältnis wie auf der Kugeloberfläche. Die Meridiane gen Fehler in der Ausdehnung des Mittelländischen zeigen keine Konvergenz gegen Norden. Schoepf hat Meeres oder des Atlantiks auf den Karten der großen also eine Projektion verwendet, welche derjenigen Seefahrerzeit des 16. Jahrhunderts, daß man tatsäch• entspricht, die unter dem Namen von Gerhard Merca­ lich nicht in der Lage war, geographische Längen auch tor bekanntgeworden ist. Es ist äußerst bemerkens­ nur einigermaßen genau zu ermitteln. Man verfuhr wert, daß sich Schoepf nicht mehr an die sonst damals genau umgekehrt. Aus den geographischen Breiten beliebten, Ptolemäus entnommenen konventionellen kannte man seit dem Altertum den Umfang der Erde. Kegelprojektionen anlehnt. Da Mercator, wie schon Also konnte man errechnen, welche Distanz bei ver­ gezeigt, Schoepfs Kartenbild für die schweizerischen schiedenen geographischen Breiten einem Längen• Gaukarten in seinen Atlanten übernahm, ist anzuneh­ grad entsprach. So konstruierte man aus den bekannten men, daß Schoepf mit diesem bedeutendsten Geogra­ Wegstrecken das Grundrißbild eines Landes und warf phen des 16.Jahrhunderts irgendwie in Kontakt ge­ ihm dann, einigermaßen im selben Maßstab, das Grad­ kommen ist. netz über, wobei in der Regel ein einziger Punkt ge­ Die Darstellung des Geländes erfolgt in unserer Karte nügte, das Netz zu verpassen. Diesen einen Punkt be­ in der damals allgemein üblichen Kavalierperspektive. stimmte man in der Breite astronomisch, die Länge Dieser Ausdruck stammt aus der Befestigungstechnik. bezog man aus einer andern Karte, die ihrerseits nach Ein Kavalier ist ein erhöhtes Festungswerk. Kavalier­ dem gleichen Prinzip entworfen war. Allenfalls ver­ perspektive will also eine Einsicht ins Gelände von wendete man auch einfach die aus dem Altertum über• einem erhöhten Punkte aus bezeichnen. Das stimmt nommenen Angaben, die Claudius Ptolemäus zuge­ indessen nicht ganz . Die alte Kavalierperspektive ist schrieben wurden. nicht eine perspektivisch konstruierte Schrägansicht Schoepf gibt im Kommentar an, daß er die geogra­ von oben, wobei das Gelände nach der Tiefe perspek­ phische Länge für Bern mit 291/6° der Erdbeschrei­ tivisch verkürzt wird wie in neueren Vogelschaukar­ bung des berühmten Mathematikers Gaspar Vopellius ten, sondern vielmehr eine einfache Kombination von entnommen habe. Der Anfangsmeridian dürfte ir­ Grundriß und Seitenansicht. Das Gewässernetz und gendwo auf den Kanarischen Inseln angenommen die Ortschaften erscheinen im Grundriß, Berge, Häu• worden sein. Der Meridian von Ferro war damals ser und Bäume in Seitenansicht; bisweilen ist der Wille noch nicht durch Konvention als allgemeiner An­ spürbar, diese Elemente schräg von oben abzubilden. fangsmeridian bestimmt. Die geographische Breite von Bern hat Schoepf nach seinen Angaben selbst mit neuen, zweckmäßigen Instrumenten bestimmt und da­ bei nie mehr als 464/sO erhalten. Trotzdem, sagt er, schließe er sich beim Entwurf seiner Karte der Mei­ nung eines berühmten Mathematikers an, welcher Bern die geographische Breite von 469/10° zuteile.Das ist immer noch 3 Bogenminuten zuwenig. Schoepfs eigenes Resultat war also schlechter als dasjenige sei­ nes Gewährsmannes. Aufgrund dieser Angaben von Bern trägt Schoepf am Kartenrand die geographischen Längen und Breiten von 5 zu 5 Minuten auf, wobei die Übereinstimmun g von Kartenbild und Gradnetz für die damalige Zeit sehr gut gelang. Während bei Türst das Gradnetz ge­ genüber der Situation um 30 bis 40 ° gegen den Uhrzei­ ger gedreht ist, stimmen Gradnetz und Situation bei Schoepf in ihrer Orientierung viel besser überein. Die im Kommentar angegebenen Längen- und Breitenan­ gaben aller andern Orte außer Bern hat Schoepf in seiner eigenen Karte ausgemessen. Verzerrungsgitter der Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1577/78 von Thomas Schoepf

200

/90

/50 ~

/40 Kilometer-Koordinatennetz ~ IO eines heutigen Kartenbildes

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Das Blatt enthält das westliche Berner Oberland und Kommentars. Es ist also wahrscheinlich, daß die Ge­ das mittlere Rhonetal in Wallis von Leuk bis Sitten. Im währsleute Schoepf solche Zeichnungen von Einzel­ Rhonetal erkennt man gut, daß der Kartenautor keine heiten zusandten. Die drei springenden Brunnen sol­ eigene Kenntnis der Örtlichkeiten hatte, über Be­ len die Wasserfälle darstellen. Tatsächlich entspringt schreibungen, aber nicht über Zeichnungen verfügte. die Simme aus mehreren Quellen unter der Fels­ Das zeigt sich besonders an der Darstellung von Sit­ wand am Räzliberg. Auch in der Lenk ist die Situa­ ten. Die kleine Vedute, die hier als Nordansicht er­ tion richtig erfaßt: lockere Streusiedlung, Brücke, scheint, entspricht der Ansicht von Westen. Die wich­ Kirche westlich davon. Bei Blankenburg ist die Lage tigsten Teile sind da: die beiden Hügel, derjenige links des Landvogteisitzes auf der Felskuppe an der Simme höher. Die Kirche ist aber auf den höhern Hügel von richtig angedeutet, das Schloß selbst ist Phantasie. Als Tourbillon gesetzt, das Schloß auf den niedrigeren rein konventionelle Darst ellungen sind die Ruinen von Valere. Die Kirche hat richtigerweise zwei Mannenberg, Laubegg und Simmenegg zu werten, Türme, aber die Zwiebelhelme sind Phantasie. Richtig Simmenegg auf der falschen Seite der Simme angege­ erscheinen links auf einem Felssporn, aber wieder mit ben. Bei Mannenberg, einer ehemaligen Herrschaft, ist Phantasieturmhelmen, die Gebäude der Majorie, zu richtigerweise noch die Richtstätte, der Galgen, ver­ Füßen der Hügel angeschmiegt das Städtchen mit der zeichnet. Kathedrale. Leuk zeigt mit dem Schloß auch noch Interessant sind die Gebirgswülste in der Ecke unten einigermaßen Anklänge an die wirkliche Gestalt. Die rechts. Zwischen Kaiseregg und Rotenflue liegt wie­ Topographie dagegen, die Hü gel und der Lauf der der ein oberir disch abflußloser See. Er markiert die Rhone oder des Rotten, wie er heute in der örtlichen Walop-Seen, die heute ganz abgelegen, von Touristen Aussprache heißt, sind rein schematisch. selten auf gesucht sind. Offenbar wurde der Übergang Das Berner Oberland dagegen zeigt erstaunlich gute vom Schwarzsee ins Simmental über Walop damals Ortskenntnis, wenn auch nur auf dem Wege über den noch häufiger benützt, da die Seen bekannt waren. Der schriftlichen Bericht mit Distanzangaben. Zunächst, See erscheint denn auch regelmäßig auf allen Karten links außen, die Gemmi. Schoepf ist dem in seiner Zeit des In- und Auslandes bis gegen Ende des 18. J ahrhun­ noch weit verbreiteten Irrtum verfallen, den Paß nicht derts, bisweilen viel zu groß . Der Name Walalp dabei, als Scharte, sondern als Kuppe zu zeichnen, da er eben von Adalmsriedt (Adlemsried) her zugänglich, dürfte von den ortsansässigen Menschen als « Gemmiberg » - der heutigen Alp Walop entsprechen, nicht der weiter Gemmi m( ons) bei Schoepf - bezeichnet wird . Densel­ östlich beim Stockhorn liegenden Walalp. Der ben Fehler finden wir weiter westlich beim Rawil-Paß Schwarzsee im Kanton Freiburg erscheint wenig auf­ ( R abiln m.) und beim Sanetschpaß ( Sanets m.). Er­ fällig in der Ecke ganz rechts unten. staunlich aber ist, daß Schoepf, beziehun gsweise sein Der rechte Drittel der Karte ist vom Lauenental und Gewährsmann, den Daub ensee als oberirdisch abfluß• vom Saanental eingenommen. Die wichtigsten Alpen, losen Karstsee erfaßt hat. Im Tal von Adelboden fällt Gelten und Dun gel; sind mit Namen angegeben. Sie die richtige Gruppierung der einzelnen Fraktionen auf, spielten wirtschaftlich auch eine bedeutende Rolle. welche schon damals die Kirchgemeinde Adelboden Schoepfs Kommentar weist gelegentlich bei den Al­ bildeten: Adelboden mit der Kirche, damals noch eine pen auf die besondere Güte der Weiden hin. Auch die kleine, lockere Häuser gruppe, in der Karte richti g er­ Lauenenseen sind bezeichnet. Saanen zeigt die Kirche faßt. Dann Stiegelschwand, Geilsbach, Im Boden. richtig nördlich der Saanenbrücke. Gstaad ist fälsch• Weiter engstlenabwärts finden wir den Schuuebelbrun- licherweise Stadt genannt. Es bestand hier jedoch nie den Schwefelbrunnen- noch als Bad angegeben. Auch ein Städtchen. um Frutigen ist die Top ogr aphie richtig; der Zusam­ Die orographischen Zusammenhänge sind in den gro­ menfluß von Kander und Engstlen, die beiden Brük• ßen Linien richtig erfaßt, weisen im einzelnen aber ken, die Kirche westlich am Han g, die damals noch als noch große Fehler auf. Insbesondere ist die Partie zwi­ Landvogteisitz dienende Tellenburg auf einem mar­ schen Engstligental und Obersimmental zu schmal ge­ kanten Bergsporn zwischen den Flüssen. Das Ausse­ raten. Es ist dies, wie aus dem Verzerrungsgitter im hen der Burg freilich ist erfunden. Einleitungsteil zu sehen ist, der größte Fehler der Im Simmental sind etwas phantasievoll die sieben Karte überhaupt. Das Diemtigtal ist schmal einge­ Brunnen am Rädtzlisberg dargestellt, aus denen die klemmt, und das Fermeltal fehlt ganz . Das Paß der Simme entspringt und die der Simme früher auch die Saanenmöser ist nicht herausgearbeitet, der Euschels­ etymo logisch freilich falsch gedeutete Bezeichnung paß zwischen dem Schwarzsee und Jaun ist eine Tal­ « Siebne » einbrachte. Schoepf gibt aber S imnenfl. Diese wasserscheide . Darstellung der sieben Brunnen findet sich als Skizze im Exemplar der Burgerbibli othek Bern des Schoepf- Blatt 4

Dargestellt sind hier die westlichen Berner und die stellten Formen der Prealpes Romandes. Im einen oder Waadtländer Alpen bis zum Genfersee, als Streifen am andern der Berge Schoepfs glaubt man vielleicht so­ obern und am rechten Rand das Rhonetal von unter­ gar, das Rüblihorn erkennen zu können. Bei der Ort­ halb Sitten bis zum Genfersee. Auch hier ist im Rhone­ schaft J aun gehen die Vorstellungen Schoepfs durch­ tal wenig Ortskenntnis des Autors. Die Ansichten von einander. Er zeichnet sicherheitshalber ein Schloß ins Martigny ( Martinach) , St-Maurice (St.Moritz) und Dorf und die Ruinen des alten, in seiner Zeit bereits Monthey haben wenig mit der Wirklichkeit zu tun. zerstörten Herrschaftssitzes Bellegarde noch daneben. Einzig die Lage der Brücke von St-Maurice zur Ort­ In Wirklichkeit gab es nach der Zerstörung der Burg schaft dürfte auf einer richtigen Beschreibung beru­ Bellegarde in Jaun kein Schloß mehr. Deutsche Orts­ hen. Schoepf zeichnet aber eine signaturhafte Holz­ namen sind noch bekannt: Galmis unten am Blattrand brücke, obschon damals schon die 1491 erbaute stei­ ist Charmey. Das Städtchen Greyerz ( Gryers) ist in der nerne Bogenbrücke stand. Gesamtdisposition richtig erfaßt, das Schloß östlich Interessant ist die sicher auf einer Zeichnung beru­ auf der Bergkuppe erhöht, das Städtchen auf dem hende Darstellung der Salinen von Bex, die aber öst• Sporn westlich davon. Die Einzelheiten der Gebäude lich des Schlosses Aigle gezeichnet sind, da man die sind frei erfunden. Je unbekannter das Gelände, desto Salinen allgemein als diejenigen von Aigle - nach der größer wird die Phantasie . Bei dem damals recht be­ Bezeichnung der Landvogtei - benannte. Im Eingang rühmten Kloster Part Dieu ( Part Dei), bei Cha­ der Höhle steht ein mit einem Salzfaß beladener Zwei­ tel-St-Denis, Bossonnens und Attalens tarnen immer räderkarren, davor ist der Salzbrunnen, das Bad. Diese reicher sprießende Türme und Kuppelgebilde die Un­ Salinen waren damals für den Staat Bern von sehr gro­ kenntnis des Autors. ßer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, da die Wieder besser erfühlt sind die steilen, tatsächlich fast alte Eidgenossenschaft sonst für das unentbehrliche überhängenden Felsgipfel, welche das Tal der Saane Salz vollständig auf Frankreich oder Österreich ange­ und des Hongrin von den Gestaden des Lavaux am wiesen war und durch diese Mächte politisch unter Genfersee trennen. Die Dent de Jaman, auch heute Druck gesetzt werden konnte. In den Soldbündnissen noch ein Blickfang, ist besonders angeschrieben . Wir der Eidgenossen mit diesen Mächten spielen die Salz­ stehen in einer Zeit, da das Interesse für die Berge lieferungen als Gegenleistung zu den Söldnerlieferun• gerade in Bern durchaus wach ist . Es wird dann wieder gen eine wichtige Rolle. für fast ein Jahrhundert verschüttet werden. Am Gen­ Einigermaßen herausgearbeitet ist von Aigle an auf­ fersee ist das Schloß Chillon in seiner topographischen wärts das Tal von Les Ormonts, über Sepey und Cha­ Lage auf einer kleinen Felsklippe vor dem Ufer wieder pelle bis zum Col du Pillon, der als Bil!ioun m. etwas erstaunlich gut erfaßt, in seiner baulichen Gestalt aber abseits, mit einem Wachtturm gekrönt, wieder als unrichtig dargestellt. Unter den verschiedenen andern Berg, nicht als Paß erscheint, aber an die tatsächlich Schlössern fehlt das bedeutendste, das Freiherren­ südlich des Passes liegende kleine Kuppe erinnert. schloß von Blonay, dessen Besitzer doch zu den weni­ Von erstaunlich guter Ortskenntnis - offenbar auf gen nicht ausgestorbenen mittelalterlichen Freiherren­ Skizzen beruhend - sind auch östlich des Pillon die geschlechtern der Waadt zählten - und heute noch zäh• Ausmündung des Rüschbachs ( Ryschbach) von der 01- len. Die frei hingesetzten Rebsignaturen geben unge­ denalp oberhalb Gsteig, die Lage des Dorfes Gsteig fähr die richtige Verteilung des Vignoble du Lavaux und der Arnensee. Gegen den untern Drittel rechts in an oder - wie der Berner sagte - der Rebberge des unserem Blatt erkennen wir das Pays d'Enhaut, das «Ryftals ». obere Tal der Saane, von Rougemont, dessen alte Klosterkirche ziemlich groß angegeben ist, über Cha­ teau-d'CEx ( Oesch) und Rossiniere nach dem Engnis von La Tine, das nicht mit Namen bezeichnet, aber anschaulich durch Verschwinden des Flusses zwischen den Felsen dargestellt ist . Auch hier liegt eine einiger­ maßen wirklichkeitsgetreue Vorstellung von der Ört• lichkeit vor . Vielleicht kannte man das Engnis so gut, weil es militärisch schon damals von Bedeutung sein konnte. Im freiburgischen Gebiet kennt sich Schoepf wieder weniger gut aus. Die Grenzberge zwischen dem Pays d'Enhaut und dem Jauntal zeigen zwar in ihrem Habi­ tus gewisse Anklänge an die markanten, steil auf ge- Blatt9

Dieses Blatt fällt schon durch seinen stärkeren Reich­ buscommentarius , verfaßt vom Zürcher Humanisten J o­ die sogenannten Twingherrschaften in der Umgebung tum an Einzelheiten und größere Individualität ver­ sias Simler. Solcherart war das geistige Klima, als von Bern in der Hand von Berner Adels - und Burger­ schiedener Bergformen und Ortsansichten auf. Es ist Schoepf sein Kartenblatt mit Blick auf die Voralpen geschlechtern waren nicht in Landvogteien, sondern das Herzstück der Karte, das Berner Mittelland bis hin­ schuf. in den Vier Landgerichten Konolfingen, Zollikofen, auf zum Alpenrand, die Landschaft, die Schoepf trotz Die Gliederung der Landschaft liegt klar vor uns. Am Seftigen und Sternenber g organisiert, welche unmit­ seines Verbots, die Stadt ohne Bewilligung zu verlas­ obern Rand ist die Voralpenkulisse. Bei Wimmis ver­ telbar von der Stadt aus durch die vier Venner als sen, doch noch aus eigener Anschauung kennen und einigen sich Kander und Simme. Durch aus der Natur Mitglieder des Kleinen Rats verwaltet wurden. Jedes an schönen Tagen von Bern aus überblicken konnte. abgeschaut ist der Eingang des Simmentals bei Wim­ Landgericht hatte seine Gerichtsstätte, den Landstuhl Auch mochten seine Mitarbeiter, vor allem der Maler mis mit dem Niesen und der Simmenfluh. Auch das unter freiem Himmel. Man erkennt in der Karte auch Martin Krumm, der auf dem Textschild auf Blatt 16 Schloß Wimmis entspricht dem wirklichen Aussehen. die übrigen Landstühle bei den Namen Säftingen, Cho­ genannt ist, die Landschaft durchstreift und manche Zu tief ist die Einsattelung gegen das Stockhorn, und nolftngenund Zollickhofen. kleine Skizze nach Hause gebracht haben. Das Blatt weiter westlich nehmen die Berge wieder phanta­ Mit zunehmender Entfernung von der Stadt Bern ver­ atmet etwas von jenem echten Naturgefühl, das selt­ stische Formen an. Immerhin ist die Stockhornkette liert sich der stark individualisierende Charakter der sam heiter und lichtvoll, wie ein Vorläufer der spätem als jähe Schranke, aus dem weich modellierten Mo­ Darstellun g mehr und mehr. Burgdorf ist allerdings Aufklärungszeit, damals in Bern auf gebrochen war. lasse- und Flyschhügelland aufsteigen d, in ihrem We­ noch, wie Bern, sehr genau wiedergegeben, mit dem Es ist kein Zufall, daß Stockhorn und Niesen oben auf sen richtig erfaßt. Recht naturnah ist die Darstellun g Schloß auf der Sandstein-Felskuppe, mit seinem gro­ dem Blatt in den Voralpen Formen zeigen, die durch­ der Kirche Blumenstein mit Pfarrhaus und Umge­ ßen rechteckigen Bergfried und den andern Türmen aus der Natur abgeschaut sind. Denn diese beiden bungsmauer beim Austritt des Fallbaches aus dem Ge­ einigermaßen richtig charakterisiert und mit der Berge waren als erste der Berner Alpen, nicht lange birge. Bei Mülenen (Milben) östlich des Niesens ist Kirche westlich, etwas tiefer auf dem Sporn und der vor Schoepfs Arbeit, bestiegen und literarisch be­ als richtige Einzelheit noch der Torbogen des ehemali­ darum herum gruppierten Stadt. Deutlich ist, daß schrieben worden. Die Schweiz wurde damals vom gen Städtchens zu sehen. In Spiez sind die Anklänge an Burgdorf nicht an der Emme liegt, sondern am Ober­ Hauch der Renaissance berührt und erlebte eine erste die richtige Gestalt von Schloß und Städtchen nur burg-Bach. Die zwei Brücken über die Emme, die Wy­ begeisterte Hinwendung zur Schönheit der Alpen. Die schwach. Immerhin ist richtig festgehalten, daß da­ nigenbrücke und die Heimiswiler Brücke, sind indivi­ schreckhafte Vorstellung von den Bergen, welche das mals an das Schloß angelehnt noch ein ummauertes dualisierend als gedeckte Holzbrücken gezeichnet. Zu Mittelalter beherrscht hatte und im 17. Jahrhundert Städtchen bestand. In Thun ist die Topographie gut, den interessanten richtigen Einzelheiten auf der Seite wieder einkehrte, war für wenige Jahrzehnte wie ein Kirche und Schloß auf dem Hügel, die Stadt von der gegen das Emmental gehört auch, daß in Münsingen dunkler Vorhang gehoben und ließ den Blick frei in durchflossen. Doch zeigen Kirche und Schloß damals nicht nur eines, sondern zwei Schlösser ange­ lichtvolle Alpenlandschaft . 1 51 8 hatte der St. Galler nur vage Ähnlichkeit mit dem damaligen Bauzustand. geben sind . Landschaftsgeschichtlich bemerkenswert Humanist und spätere Reformator Joachim von Watt, Von Thun durchfließt die Aare als breites Band in ist auch, daß drei später nur noch als Moore bekannte unter dem Namen Vadianus bekannt, den Pilatus be­ schematischen Windungen das Blatt. Die Schleifen bei und heute völlig trockengelegte Gebiete noch als Seen stiegen, um den Aberglauben vom Geist des Pontius Bern sind nicht vollständig richtig erfaßt. Insbeson­ erscheinen, so das Enggistein -Moos ( Enckistein) und Pilatus im Pilatusber gsee zu widerlegen. Es war die dere ist diejenige, die nach Norden gegen Reichenbach zwei Seen zwischen Trimstein und Ruhigen, die mit erste literarisch bekannte Gipfelbesteigung in den ausholt, verkümmert. Die Schlösser von Bremgarten dem Vilbringenmoos und dem Beitenwil- und Trim­ Schweizer Alpen. 15 36 bestieg der aus Rellikon im und Reichenb ach zeigen den damaligen Zustand von stemoos zu identifizieren sind. Die nicht bezeichneten Kanton Zürich stammende und in Bern wirkende festen Feudalburgen. Die Neubrücke, um 1560/70 an­ Häuser zwischen den Seelein sind wohl die Weiler Bei­ Pfarrer Johannes Müller, der sich nach seiner Her­ stelle einer ältern Brücke in ihrer heutigen Gestalt er­ tenwil und Vielbringen . kunft Rhellicanus nannte, mit einigen Kollegen das baut, ist im Gegensatz zu den sonst nur signaturenhaft Westlich von Bern ist das Plateau von Schwarzenburg Stockhorn und verfaßte darüber in Anlehnung an Ho­ dargestellten Brücken als gedeckte Holzbrücke darge­ durch seinen hügeligen Charakter herausgehoben. mer die Stockhornias.Bei der Rast am Stockensee denkt stellt. Das Glanzstück des Blattes ist natürlich die Stadt Nicht angedeutet hat Schoepf den Cafioncharakter der man sich, wohl mehr als antikisierende Spielerei, die Bern als an kleinsten Einzelheiten reiche, wirklich ­ Täler des Schwarzwassers und der Sense. Da gegen ist Bergwelt mit Nymphen bevölkert. Dann aber wech­ keitsgetreue Miniaturvedute, welche die Topographie der Grenzverlauf im Sensegraben. bemerkenswert. Zu­ selt das Gedicht zu Naturbetrachtung von Gestirnen besser erfaßt als die in der Cosmographievon Sebastian folge der ständig sich verändernden Mäander der und Tieren, und erstmals werden Alpenblumen be­ Münster im Holzschnitt veröffentlichte Ansicht von Sense galt hier tatsächlich nicht das Flußbett als schrieben, so die Nigritella nigra (Bränderli), die Gen­ Hans Rudolf Manuel vom Jahre 1549. Auch die Wäl• Grenze, sondern eine durch Zeichen versicherte Linie, tiana lutea (gelber Enzian) und das Veratrum album der in der Umgebung Berns sind nicht nur, wie sonst die je nach dem Lauf der Sense bald rechts, bald links (weißer Germer). Es folgten andere Bergwanderer, so in der Karte Schoepfs, mehr oder weniger freies Füll• des Flußbettes lag. Gewissenhaft sind auch neben der der Zürcher Naturforscher Conrad Geßner, der 15 5 5 sel, sondern markieren die wichtigsten großen Wäl• immer noch imposanten Grasbur g die heute fast ver­ die zweite literarisch beschriebene Pilatusbesteigung der, den Bremgartenwald, den Forst und das Grau­ schwundenen Ruinen Helfenberg und Helfenstein als ausführte, und der gelehrte Berner Pfarrer Bendicht holz, freilich ohne genauere Konturen. Reste eines frühem Befestigungssystems durch mehr Marti, Aretius genannt, der ebenfalls aus stark botani­ Im Forst findet sich beim Namen Sternenberg eine oder weniger gleichartige Ruinensignaturen angege­ schem Interesse im Jahre 15 57 Stockhorn und Niesen interessante Einzelheit: der Landstuhl, die Gerichts­ ben. Die Grasburg war erst 157 3, also vier Jahre vor bestieg und darüber schriftliches Zeugnis ablegte. stätte des alten Landgerichts Sternenberg, dargestellt Vollendung unserer Karte, als Landvogteisitz der ge­ Vier Jahre vor dem Druck der Karte Schoepfs er­ durch die Gerichtslinde mit der quadratischen Einfrie­ meinen Herrschaft Grasburg aufgegeben worden. Der schien das erste Gesamtwerk über die Alpen, D e A fpi- dun g. Die früheren Erwerbungen der Stadt Bern und Sitz wurde in das neu erbaute kleine Schlößchen Schwarzenburg verlegt, das Schoepf phantastisch und überdimensioniert angibt. Die Karte trägt also, min­ destens in der Umgebung von Bern, damals neuesten Veränderungen Rechnung. Rechts unten in unserem Blatt mag unser Blick noch auf Aarberg fallen, das als wirklichkeitsgetreue Vogelschauansicht mit den ge­ deckten Holzbrücken erscheint. Auch der Wald am Hang gegen das Plateau vom Seedorf ist richtig ange­ ordnet. Blatt 10

Das an das Blatt des Berner Mittellandes westlich an­ Städte tatsächlich noch eine gewisse Bedeutung. Sie schließende Blatt des Freibur ger Mittellandes ist noch zeugen von der wirtschaftlichen und militärischen reicher mit Einzelheiten gefüllt als das vorhergehende Wichtigkeit des Eingan gs zum Pays d'Enhaut und Blatt und fällt durch seinen unterschiedlichen zeichne­ zum Jauntal, wo im 13. und 14.Jahrhundert die Gra­ rischen Stil auf. Das weist daraufhin, daß wahrschein­ fen von Gre yerz, die Grafen von Savoyen und die Bi­ lich schon in der Zeichnung, nicht nur im Stich, ver­ schöfe von Lausanne um die Wette Städte gründeten, schiedene Hände am Werk waren. Die Baumsignatu­ die im gegenseitigen Konkurrenzkampf nicht auf­ ren sind freier, weni ger streng stilisiert als auf den mei­ kommen konnten. Am besten behauptete sich das bi­ sten andern Blättern, die Schattenschraffuren an den schöfliche Bulle. Im allgemeinen zeigen die Ansichten Häusern sind diagonal, statt horizontal, die Schraffu­ dieser Städtchen wie auch die Kartause Valsainte einen ren der Berge und Hügel feiner, aber etwas wirr. Öf• gewissen Anklang an die Wirklichkeit. Das große ters kommen bei den Schraffuren für Gelände und Ge­ Schloß in Plaffeien dagegen ist wieder Phantasie. Frei­ bäude Kreuzlagen vor. Alles wirkt künstlerisch freier, burg selbst zeigt wie Bern eine naturgetreue, wenn bewegter und naturnaher, aber kartographisch weni­ auch zusammengedrängte und etwas vergröberte Mi­ ger klar und prägnant. Auch die Kreislein der Ort­ niaturvedute. Deutlich sind die Felsspornlage, die schaften sind unregelmäßig und ungleich groß, offen­ Bernbrücke, die Schmiedenvorstadt jenseits der Saane bar nicht mit Punzen geschlagen. Die Brücken sind und die Befestigungen auf den Höhen herausgearbei­ anders dargestellt, gerade, nicht gewölbt, auch die ge­ tet. Auch Romont zeigt mit seiner Akropolis lage et­ deckten Holzbrücken bei Aarberg (Aarberg liegt ge­ was von der Wirklichkeit. Bei A venches, in unserer genüber Bargen auf Blatt 9) und Gümmenen sind nicht Karte Wiflisburg) sind das Schloß und der Turm beim gleich wie die Neubrücke bei Bern oder die Brücken römischen Amphitheater zu erkennen. Die Kirche ist bei Burgdorf. Doch zeigen die Baumsignaturen im un­ zu weit nach Osten verschoben . Dagegen ist die weit tern Teillinks im bernischen Seeland mehr Anlehnun g über die Höhen südlich ausholende römische Ring­ an den Stil des Blattes 9. Es kann daraus geschlossen mauer deutlich angegeben. werden, daß die Stilunterschiede teils auf den Zeichner Auch Grandcour und Cudrefin zeigen historisch rich­ - es war offenbar auf unserem Blatt ein anderer für das tig noch Stadtcharakter. Bei Murten hat man den Ein­ deutschbernische als für das freiburgische und waadt­ druck, daß der Zeichner eine gewisse Vorstellung ländische Gebiet - wie auch auf den Stecher zurückge• hatte. Man erkennt die Stadt auf der Höhe des Kliffs hen; denn das ganze Blatt zeigt im Stich doch wieder und davor die niedrigeren Häuserzeilen an der R yff. gewisse Gemeinsamkeiten. Der Bau auf der Ringmauer beim Ortskreislein Im ganzen Blatt fällt noch die stark deutsche Nomen­ dürfte das Rathaus sein. Dagegen scheinen dem klatur auf. Wir finden, vom Murtensee nach Süden Zeichner in der Ecke rechts vorn, wo das Schloß gehend, Merlach statt Meyriez, Grißach statt Cressier, steht, Schloß und Kirche in eins zusammengefallen Brigels statt Breille, Ziffizachen statt Givisiez, Britte­ zu sein. Auch bei Erlach ist die Lage am Berghang nachstatt Bertigny, Mertenlachstatt Marly, A lteryf statt mit dem Schloß zuoberst richtig erfaßt, die einzelnen Hauterive, Spins statt Ependes, 11/ingenstatt Illens, Er­ Bauten aber, besonders auch das Schloß, entsprechen genzachistatt Arconciel, Treffels statt Treyvaux, Wippin­ nicht dem damaligen Aussehen. Im Bielersee ist die gen statt Vuippens, Bol/ statt Bulle. Worru ist eher eine St. -Peters-Insel mit dem ehemaligen Klösterchen verdorbene Form für Vaulruz . Favernachsteht dage­ noch eine rings von Wasser umgebene Insel. Auch gen wieder etymologisch richtig für Favargny, ebenso die Kleine Insel erkennt man, auf der später Jean­ Cottingenfür Cottens und Lentenachfür Lentigny. Die Jacques Rousseau mit der Tochter des Insel­ Namen, die deutsch auf-ach, französisch auf-y enden, pächters Kaninchen aussetzte. Seit der ersten Jura­ sind in der Regel aus den keltoromanischen -acum­ gewässerkorrektion, die 1878 vollendet war, sank Namen entstanden, was die Siedlung eines Grund­ der Seespiegel und gab den flachen Rücken, der die herrn bedeutet: Montaniacum = Siedlung des Monta­ Inseln mit Erlach verbindet, frei. Zuunterst in der nus, deutsch Montenach, französisch Montagny. Die Ecke rechts unseres Blattes sind Neuenburg und -ens-Orte sind eine analoge, aber burgundische Bil­ Colombier zu sehen. Die Darstellung von Neuenburg dung, wobei aus -ingos deutsch -ingen, französisch zeigt kaum Anklänge an die Wirklichkeit, dagegen -ens entstand. erkennen wir im Schloß Colombier Züge der tat­ Im obern Teil unseres Blattes fallen die zahlreichen sächlichen Gestalt. Städte auf, die viel zu groß gezeichnet sind und heute zum Teil nur noch Dorfcharakter haben oder, wie Montsalvens (in der Karte fälschlich A1ontsermens)) überhaupt verschwunden sind. Damals hatten diese

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' Die Karte des Bernischen wurde in den Jahren 1970-1972 von Josef Stocker in Die Karte des Bernisch en Staatsgebietes von 1577 /78 von Thomas Schoepf besteht aus 18 Kupferstich­ Staatsgebietes von I 577/ 78 Dietikon-Zürich als Faksimiledruck verlegt. Als Vorlage für die Wiedergabe dienten zwei Originale, blättern im Format 3 3, 5 X 46 cm. Die einmalige von Thomas Schoepf die von der Burgerbibliothek Bern und der Zentral­ Faksimileausgabe beträgt 480 numerierte Handab­ bibliothek Zürich freundlicherweise zur Verfügung züge, dazu kommen 20 römisch numerierte, nicht für gestellt wurden. den Verkauf bestimmte Exemplare. Die Ausgabe er­ scheint in vier Einzellieferungen. Den Druck des Die Wiedergabe erfolgte auf dem Weg über die Begleittextes und die Buchbinderarbeiten besorgten Kupferplatte. Kurt Wiedenmann, Kupferstecher und die Werkstätten der Walter-VerlagAGOlten. Eduard Xylograph in Stuttgart, war für die Übertragung, die Faerber besorgte die graphische Gestaltung von Text Kupferplatten und die Handabzüge verantwortlich. und Einband. Prof. Dr. Georges Grosjean von der Universität Bern zeichnet als Herausgeber. Er schrieb einen Kommen­ Copyright 1970 by Josef Stocker, Dietikon-Zürich tar zur kartographischen und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Werkes sowie zur Person des Autors Thomas Schoepf und die Begleittexte zu den Kupfer­ stichblättern.

Für den Druck wurde ein in Ton, Struktur und Ge­ Dieses Exemplar trägt die Nummer wicht den Ori ginalen angeglichenes Rundsiebbütten der Hahnemühle Dassel verwendet. ------

Blatt 1 Ernen Karte des Bernischen Staatsgebietes von I 577 / 78 von Thomas Schoepf, Stadtarzt zu Bern Wif Blatt 2 Naters Herausgegeben von Prof. Dr. Georges Grosjean WifFaksimiledruck 1970-72 nach zwei Originalen der Blatt 7 Meiringen Burgerbibliothek Bern und der Zentralbibliothek Zürich WifNachgedruckt über die Kupferplatte Wif Blatt 8 Langnau BibliophileDrucke vonJosef Stocker,Dietikon-Zürich Wif

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Das Blatt enthält vor allem das prachtvolle Staatswap­ Schoepfs fort, entspringe die Aare mehr als sieben pen, das zusammen mit dem gesamten heraldischen Stunden weiter weg in der Landvogtei Interlaken Schmuck der Karte an besonderer Stelle besprochen (fol. 74 r.). Die Karte verzeichnet demnach die ver­ wird. Im untern Teil des Blattes ist ein Teil des Goms meintliche Aarequelle ( Arolaef onsexistimatus) an der dargestellt, wobei Schoepf nur dürftige Angaben zur Grimsel und die wirkliche Aarequelle ( Arolae fons Verfügung standen. Die Ortschaften sind wenig zahl­ verus) weiter westlich, bereits auf Blatt 2 am Fuße des reich, aber dafür um so größer dargestellt. Außerdem Schreckhorns. Der Kommentar zum Amt Interlaken täuschen phantasievoll hingesetzte Waldpartien und macht dazu im Zusammenhang mit dem Zäune über die tatsächliche Leere des Kartenbildes folgende Angaben (fol. 114 r.): Vom Ostfuß des Ber­ hinweg. Lax ist unrichtig auf die Südseite der Rhone ges beginne ein Tal, das sich bis zur Grimsel erstrecke, lokalisiert. Der lateinische Kommentar Schoepfs sagt sehr rauh und von ewigem Eis (perp etua glacie) ver­ indessen richtig, daß Lax rechts der Rhone liege. Auf schüttet, so sehr, daß es nicht genutzt werde, außer bernischer Seite der Landesgrenze zeugt das Blatt da­ durch die Jäger und die, welche den Kristall graben, gegen von erstaunlich guter Ortskenntnis. Auch der von dem dieser Ort große Lagerstätten habe. In der Kommentar macht sehr exakte Angaben. Der Grimsel­ alpinen Literatur ist die Vorstellung weit verbreitet, paß führtüber dieHusegg. VondortgehtderalteSaum­ daß der Mensch früherer Zeit die Alpen gefürchtet weg über ein gewelltes Rundhöckergelände mit kleinen habe und daß das Begehen des eigentlichen Hochge­ Seelein über Kreuzegg und Twäregg, dann steiler ab­ birges erst im 18. und 19. Jahrhundert einsetzte. Der fallend nach Obergesteln. Der Weg ist noch heute als Kommentar zu Schoepf gibt hier eines der nicht sehr Fußweg begangen. Die Straße, die dem Totensee ent­ zahlreichen ältern Zeugnisse über die Begehung des lang und über die Meienwang nach Gletsch führt, ist unproduktiven Hochgebirges durch die einheimische erst Ende des 19. Jahrhunderts angelegt worden. An Bevölkerung. Wir vernehmen, daß Jäger und Strahler der Husegg sind an einem senkrechten Felsen die Wap­ damals bereits bis mindestens sieben Stunden weit in pen von Bern und Wallis eingehauen, um die Grenze das Gebiet des Unteraargletschers vorstießen. In die­ zu markieren. Das ist in der Karte getreu wiederge­ ser Marschzeit gelangt man tatsächlich von der Grim­ geben. Das Kreislein unter dem Wappen zeigt den sel bis ins Gebiet des Lauteraargletschers und an den genauen Ort. Im Kommentar irrt sich Schoepf oder Fuß des Schreckhorns. Der Weg von der Grimsel bis sein Gewährsmann, indem er sagt, hier sei die Grenze in die Lauteraarhütte des SAC beträgt etwa vier Stun­ zwischen Bern und Wallis und, «wenn ich nicht irre, den. Nach der Zeitangabe von sieben Stunden bis zur auch Uri ». Die Karte zeigt richtigerweise kein Urner wirklichen Aarequelle kann der Gewährsmann nicht Wappen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, den Austritt der Aare aus dem Gletschertor des Unter­ keine Straßen einzuzeichnen, stellt Schoepf in dieser aargletschers im Auge gehabt haben, wie es vor Auf­ Partie den teilweise in die Felsen eingehauenen Saum­ stau des Grimselsees sichtbar war. Es bestand offenbar weg dar. Offenbar lag hier eine Zeichnung eines Ge­ eher die Auffassung, daß die Aare hinten an den Steil­ währsmanns vor. Schoepf sagt im Kommentar, daß abfällen des Schreckhorns oder Lauteraarhorns ent­ der Grimselberg sehr steil und in den Wintermonaten springe und unter dem Eis verschüttet gegen die wegen des vielen Schnees ungangbar sei. Damit ist die Grimsel fließe. Diese Vorstellung ist keineswegs so Partie vom Spital (Hospiz) bis hinauf zur Paßhöhe falsch, da sich das Wasser, das aus einem Gletscher gemeint. Das Spital liege am Fuße des Grimselberges austritt, in den Spalten und unter dem Gletschereis bei kleinen Seelein. Allerdings zeichnet die Karte das sammelt. Was die großen Kristallvorkommen betrifft, Gebäude nordöstlich der Seen, in Wirklichkeit lag es von denen der Kommentar Schoepfs berichtet, ent­ westlich, am Fuße des Nollens. Der Kommentar sagt, sprechen sie ebenfalls der Wirklichkeit. Reizvolle Hin­ daß der Wirt des Hospizes sich wintersüber in ein weise auf die im Kommentar erwähnte Jagd sind die weiter unten gelegenes Dorf begebe, weil droben alles kleinen Tierlein im Kartenbild, die sich als Gemsen, fehle (fol. 73 v.). Steinbock und Bär identifizieren lassen. Die interessantesten Angaben macht aber die Karte in Verbindung mit dem Kommentar über den Ursprung der Aare. Der Kommentar sagt, daß die Aare beim Grimselberg mit Ungestüm zwischen den Felsen her­ vorbreche, so daß Gelehrte und Ungelehrte glaubten, es sei die Quelle. Diese Schilderung entspricht dem Durchbruch der Aare durch das Engnis zwischen Nollen und Spitallamm vor der Errichtung der Stau­ mauer. In Wirklichkeit aber, fährt der Kommentar Blatt 2

Die obere Hälfte des Blattes enthält den größern Teil ausgeschrieben. Bei diesem letzten Satz, der an sich des Titels der Karte, der gesamthaft mit allen Text­ durchaus an den Text über das Schreckhorn anknüpft beigaben besprochen wird, sowie den untersten Ab­ und erklärt, warum es Schreckhorn heiße, steht indes­ schnitt des Goms und einen Teil des Mittelwallis. Die sen eine neue Marginalie: acus mons, und darunter: Angaben im Wallis sind auch auf diesem Blatt sehr N adel. Es ist also möglich, daß hier Schreckhorn und rudimentär. Sie beschränken sich auf die größern Ort­ in eins zusammengeflossen sind, was schaften, den Rhonelauf, schematisch gewellt ohne dadurch erklärlich ist, daß das Schreckhorn und das besondere Charakteristika, und eine allgemeine An­ Finsteraarhorn, durch den Mettenberg verdeckt, von deutung von Bergen. Das Lötschental ist nicht be­ Grindelwald aus gar nicht gesehen werden können. zeichnet und mündet unterhalb Raron. Es fehlen auch Auf ähnliche Weise dürfte in der Karte Schoepfs der die Andeutungen der Pässe Gries, Albrun, Simplon, Mönch verlorengegangen sein. die auf den Walliskarten Sebastian Münsters von 1544 Derjungfr auwird eine besonders eingehende Beschrei­ und 1 5 5o eingetragen sind. Es scheint, daß Schoepf bung gewidmet (fol. 115 v.). Der Name wird von der die Arbeiten Münsters nicht zur Verfügung standen, jungfräulichen Unberührtheit des Berges hergeleitet, wie ihm übrigens auch die Schweizer Karten und der so hoch sei und so sehr von ewigem Schnee und Regionalkarten von Ägidius Tschudi und Johannes Eis starre, daß er für unzugänglich gehalten werde. Stumpf nicht bekannt gewesen zu sein scheinen. Der Dann fährt der Kommentar Schoepfs weiter: Dieser interessanteste Teil des Blattes ist das Hochgebirge in Berg und die vier andern erwähnten sehr hohen Berge den Tälern von Grindelwald und Lauterbrunnen. Hier könnten bisweilen am Morgen und am Abend, be­ erscheinen wieder überdurchschnittlich gute Orts­ sonders wenn ein regenreicher Sturm oder ein großer kenntnisse und ein für die Zeit nicht ganz selbstver­ Wind bevorstehe, sogar aus der Gegend von Straß• ständliches Interesse an der Hochregi on. Die in der burg wahrgenommen werden. Dies ist unter Berück• Karte benannten Hochgipfel der Jungfrau, des Eigers sichtigung der Erdkrümmung und der vorgelagerten und des Schreckhorns, die man auch von Bern aus Jurahöhen knapp möglich, besonders wenn noch ein sehen kann, tragen durchaus individualisierende Zü• gewisser Effekt der Luftspiegelung dazukommt. Mit ge. Etwas allgemeiner ist das Wetterh orn gehalten. der Angabe des nach der Erscheinung einsetzenden Mönch und Finsteraarhorn fehlen dagegen sowohl in Regensturms oder starken Windes ist eine ganz klare der Karte wie im Kommentar. Dafür ist der Metten­ Föhnsituation angedeutet. Des weitem sagt der Kom­ berg bei Grindelwald, der vorderste Ausläufer der mentar, die Jungfrau sei zwar ein Berg, habe aber zwei Schreckhornkette, groß angegeben und als selbständi• Gipfel, einen vordem mehr gegen Aufgang und einen ger Hauptgipfel aufgefaßt. Dies zeigt, daß diese Partie hintern mehr gegen Untergang. Über den hinteren der Karte nicht nach der Anschauung von Bern aus Gipfel gehe die Grenze nach dem Wallis. Trotz der entworfen worden ist, sondern nach dem Anblick aus etwas irreführenden Angabe, daß der vordere Gipfel den Tälern, wo der Mettenberg in der Tat groß er­ weiter östlich stehe, dürfte damit das Silberhorn ge­ scheint. Der Kommentar zur Karte gibt hier Erklä ­ meint sein. Beim Betrachten der Karte erhält man den rungen zur Bedeutung der Bergnamen. Bei Grindel­ Eindruck, der Zeichner habe - in diesem Falle richtig wald werden genannt: Mettenberg, Wetterhorn und nordwestlich vorgestaffelt - das Silberhorn zur Dar­ Schreckhorn. Der Mettenberg heißt bei Schoepf Met­ stellung bringen wollen. telberg oder auch Mett/ er, was als «Mittler » gedeutet wird, weil der Mettenberg die Mitte halte zwischen Schreckhorn und Wetterhorn oder auch weil er von Grindelwald aus gegen Mittag stehe. Das Schreck­ horn, bei Schoepf Schreckshorn genannt, könne latei­ nisch als obliquumcornu, schräges Horn (schregs Horn im Dialekt!), oder als terribile cornu, Schrecken erre­ gendes Horn, gedeutet werden (fol. 114 r.). Die höch• ste Spitze dieses Berges sei so zugespitzt, daß der Berg von vielen Leuten auch den Namen acus (Spitz) er­ halten habe und durch sein furchterregendes Aussehen die Jäger beim ersten Anblick stark erschrecke. Diese Beschreibung paßt nun aber besser auf das Finsteraar­ horn als auf das Schreckhorn. Dazu führt auch eine weitere Beobachtung: Alle topographischen Namen sind im Kommentar Schoepfs als Marginalien her- Blatt 7

Hier ist der mittlere Teil des Haslitals vom Räterichs• und Aeppingen, Zwinkef (heute: Winkel) und Wyfer. Etwas verworren erscheint in diesem Blatt die Be­ boden bis Hausen unterhalb Meiringen dargestellt. Eine Pfarrkirche fehlte damals noch. Die Pfarrei wurde schriftung. Die Aare ist mit weit auseinanderliegenden Die untere Hälfte des Blattes ist durch ein in der Aus­ erst 1713 errichtet und führte den Namen «Hasle im großen Lettern als Aarofa-Ff. bezeichnet. Solche An­ gabe von 1 577 /78 leerstehendes Schriftfeld belegt. In Grund». Das Engnis des Kirchet ( Kircher) ist einiger­ schrift der Flüsse ist auch auf den andern Blättern der Ausgabe 1672 steuerte der Herausgeber Albert maßen erkenntlich dargestellt, wenn auch die Aare­ Schoepfs üblich. Der Fluß aus dem Gadmental, der Meyer ein deutsch geschriebenes Schriftblatt bei, das schlucht nicht eigentlich in Erscheinung tritt. Der auf modernen Karten « Gadmerwasser » heißt, er­ hier aufgeklebt werden konnte und unter anderem die Kommentar spricht hier anschaulicher: Die Aare gehe scheint bei Schoepf als Rüsch Ff. Der davor erschei­ Herausgebervermerke trug. Die Textbeigaben der durch den steilen und rauhen Berg gleichsam wie nende Buchstabe A gehört nicht zum Namen, hat aber Karte werden gesamthaft in einem besonderen Kapi­ durch Katarakte. Meiringen ist durch die Schrift als bereits in der Aargau-Karte Gerhard Mercators von tel besprochen. Die Umrandung des Schriftfeldes ist Talschaftsmittelpunkt herausgehoben. Gut erfaßt und 1 58 5, die im bernischen Gebiet auf Schoepf beruht, als schwerer, metallener, vielleicht auch steinerner recht geschickt dargestellt ist die Terrasse des Hasle­ zur falschen SchreibweiseArusch Ffu. geführt. In dieser Rahmen dargestellt, an dem unten in Ringen Frucht­ berges mit allen Weilern: Unterfluh, Hohfluh, Wasser­ Form ging der Name in zahlreiche andere Karten ein. girlanden hängen, die den Einfluß der italienischen wendi, Goldern, Reuti und Weißenfluh (heutige Der Bach aus dem Gental heißt bei Schoepf und seinen Renaissance verraten. Der mittlere Ring wird von Schreibweise). Ganz außen rechts sind der Weiler Nachfolgern Gentefbach Ff., heute« Gentalwasser ». Die einem ausdrucks vollen Löwenkopf gehalten. Offen­ Brünigen ( Brüningenbei Schoepf) und der Brünigpaß Schrift Uf. Engstfen. ist von der Alp auf die Flühe sichtlich ist das Schriftfeld hierhin gesetzt, weil Schoepf eingetragen, der wie Gemmi, Rawil und Sanetsch als nordwestlich davon verlegt. Am rätselhaftesten aber das außerhalb der bernischen Staatsgrenze liegende Berg dargestellt ist, nicht als Einschnitt, weil der sind die einzelnen großen Buchstaben, die über das Gebiet von Obwalden und Luzern nicht kannte. Er Sprachgebrauch die Pässe als «Berg» bezeichnete. ganze Kartenbild zerstreut sind. Sie ergeben zusam­ hat es in der Ausdehnung unterschätzt, was im Ver­ Andersartig ist der Sustenpaß am linken Bildrand be­ men: DAS. LAND HASLEN. D liegt in der Ecke zerrungsgitter zum Ausdruck kommt. Unter dem handelt. Die zwar unbeholfene und auf den ersten oben links. Es folgt dann das seltsam schmal geratene Schriftfeld erscheint als Überleitung zu Blatt 1 3 be­ Blick unverständliche Darstellung verrät Ortskennt­ A 5 cm weiter rechts oben am Rand. Das zugehörige S reits der Baldeggersee, der hier nach dem im Sempa­ nis. Wahrscheinlich lag hier - wie für die Grimsel mit dem nachfolgenden Punkt, zum Zeichen, daß cher Krieg zerstörten kleinen Städtchen Richensee (vgl. Text zu Blatt 1) und andere Örtlichkeiten - eine ein Wort beendet ist, ist seitenverkehrt und findet sich benannt ist. Diese Bezeichnung des Sees tritt auch in Skizze des Gewährsmannes vor. Zwar ist der Name 5 ½ cm vom linken und 6 cm vom obern Rand ent­ andern Quellen ziemlich allgemein bis ins 16. Jahr­ mit demjenigen des Jochpasses verwechselt- auch im fernt. L ist 10 ½ cm von links und 3 ½ cm von oben. hundert hinein auf. Richensee mit seinem Megalith­ Kommentar. Das seltsame schachbrettartige Gebilde Dann muß das A im Gadmental angefügt werden, das turm und Markt war unter den Kiburgern und Hab s­ auf dem Paß stellt offenbar die Mauer dar, von der der vor Rüsch Ff. steht und zur falschen Lesart Anlaß ge­ burgern Sitz eines eigenen Amtes und hatte auch als Kommentar spricht, die sich vom Grenzstein, der in geben hat. Von hier springt die Schrift wieder nach Dorf unter luzernischer Herrschaft im 16. J ahrhun­ die Mauer hineingezeichnet ist, leicht ansteigend nach oben, wo westlich Guotendann (Guttannen) das N zu dert noch eine gewisse Bedeutung. Süden bis zum Felsen erstreckte. Sie sei, sagt der Kom­ finden ist. Das D - diesmal ohne Punkt - ist wieder Nach dem Kommentar muß angenommen werden, mentar, von ewigem Schnee so sehr zugedeckt ge­ weit unten im Kartenbild im Gental eingeschrieben. daß die oberste mit einem Kreislein bezeichnete Ört• wesen, daß bis vor einem Jahrzehnt kaum die höch• Das Wort « Haslen » ist auf die rechte Kartenhälfte lichkeit im Haslital, bei der der Name fehlt, der Räte• sten Teile herausragten, welche die Grenze zwischen verteilt, indem je auf einen Buchstaben oben einer richsboden ist, dessen Siedlung als Sommerdorf ge­ uns (Bern) und Uri markierten. Es dürfte sich also um unten folgt. Rechts oben sind im Dreieck angeordnet: nannt wird. Die zahlreichen Brücklein, die in der Kar­ eine Grenzmauer, vielleicht sogar eine Letzi handeln, H, S und E, unten in einer Linie A, L und N. Im Prin­ te nur schematisch dargestellt sind, sind im Kommen­ die erst vor kurzem wieder aus dem ewigen Schnee zip muß also die Schrift im Zickzack von oben nach tar genauer charakterisiert und lassen erkennen, daß auftauchte. Vielleicht liegt hier ein wichtiges und unten und von links nach rechts gelesen werden. Ob der Verlauf des Saumweges derselbe war wie er Ende seltenes Indiz über einen möglichen Rückgang der dies eine absichtliche rätselhafte Verschlüsselung sein des 18. Jahrhunderts beschrieben und noch heute als Vereisung in jenen Jahren vor. Westlich legt sich ein soll, wie sie im 1 5. und 16. Jahrhundert gelegentlich Wanderweg benützt wird, soweit er nicht durch die gebogenes, wallförmiges Gebilde um die Mauer. Es auftritt, oder ob es sich um einen unbeholfenen Ver­ Stauanlagen und modernen Straßenbauten verlegt könnte sich - mißverstanden aus einer primitiven such handelt, die Schrift regelmäßig über den ganzen werden mußte. Es ist der Weg, den die Hasler gemäß Zeichnung - um eine Stirnmoräne handeln, die viel­ Raum zu verteilen, bleibe dahingestellt. Auffällig ist, einem Vertrag über den Saumverkehr mit den Tal­ leicht zum weiter unten gelegenen Steingletscher ge­ daß sonst in der ganzen Karte Schoepfs keine Namen leuten des Goms vom Jahr 1397 ausbauten. Zur Ort­ hörte und dem Zeichner auffallen mußte, wenn der von Landschaften, Talschaften oder Vogteien ge­ schaft « Uf Zuben » bemerkt der Kommentar, daß Gletscher sich zurückzog. Die zahlreichen Ortschaf­ geben werden, nicht einmal die Namen der Nachbar­ dort der Weg in die Felsen eingehauen sei. Die Karte ten im Gadmental weisen auf gute Ortskenntnis. Zum kantone. Das Land Hasle aber beanspruchte im alten ist hier gegenüber dem Kommentar, der viele interes­ Orte Mifinthaf (Mühletal) erwähnt der Kommentar, Staate Bern eine Sonderstellung. Es war kein Unter­ sante Einzelheiten bringt, eher dürftig. In Guttannen daß hier der Schmelzofen der Eisenwerke liege (fol. tanenland, sondern ein freies Reichsland, und Bern ist eine Kirche gezeichnet. Der Kommentar erläutert, 76 v.). Im ganzen Tale seien mehrere Eisengruben übte seit der pfandweisen Erwerbung im Jahre 1334 daß es nur eine Filiale sei, die aber die Bedeutung einer (fol. 77 r.). Leider stellt die Karte weder Eisengruben nur die Rechte des Kaisers im Tale aus, nicht aber Pfarrkirche habe. Die heute gebräuchliche Ortsbe­ noch Bergwerke dar. Topographisch richtig ist zum grundherrliche oder irgendwelche andern Rechte. zeichnung lnnertkirchen fehlt. Sie war auch damals Gadmental das Gental mit dem Engstlensee ange­ Nach dem erfolglosen Versuch einer Erhebung im noch durchaus nicht üblich. Die Karte verzeichnet ordnet. Der J ochpaß nach Engelberg dagegen ist nicht Zusammenhang mit der Reformation im Jahre 15 28 sehr genau die Weiler Bruck im grund, Bottingen, Hof verzeichnet. mußten indessen die Hasler ihre Panner, Siegel und Blatt 8

Von den Schlußbetrachtungen über Blatt 7 herkom­ burg Weißenau, die einst den Verkehr zu Wasser von auch zum Teil in den überhängenden Felswülsten mend, mag es gut sein, gleich oben links im Tale von Bern nach der Grimsel kontrollierte, Krattigen und übertrieben herausgearbeitet. Die Darstellung reicht Grindelwald zu beginnen. Darüber sagt der lateini­ Scharnachthal, der einstige Sitz eines Adelsgeschlech­ vom Sigriswilgrat über den Hohgant, die beide nicht sche Kommentar (fol. 113 v.): «Das Dorf Grindel­ tes, das in Rivalität zu den Bubenberg führend in die mit Namen versehen sind, bis zum Durchbruch der wald ist die vierte Pfarrei dieses Amtes und liegt zwi­ Politik Berns eingriff. Thuner- und Brienzersee sind Emme zwischen Hohgant und Schrattenfluh, wo die schen himmelhohen Bergen, die von ewigem Schnee beide in ihrer Form zu gedrungen. Auch fehlt die in den heutigen Karten nicht mehr enthaltene Be­ starren, in einem sehr lieblichen und fruchtbaren Tal, deutliche gegenseitige Winkelstellung. Doch ist die zeichnung Wildebocktensteht. Ein im Detail gezeich­ am rechten Ufer der Lütschine.» Auch hier ist wieder Lage der Seen viel besser als in den vorangegangenen neter Kolk mit einem Wasserstrudel zeugt wieder von auf die Schönheit des Tales hingewiesen, und wenn Schweizer Karten Türsts und Tschudis, wo die Seen persönlicher Anschauung der Örtlichkeit an einer man die Beschreibung von Jungfrau, , Schreck­ gestreckt in südost-nordwestlicher Richtung ange­ ganz bestimmten Stelle. Die Bezeichnung Buobenbach horn und Wetterhorn dazunimmt, auf die wir bei der ordnet sind. In der guten Darstellung Schoepfs sind steht für das heutige «Bumbach ». Ebenfalls gut be­ Besprechung des Blattes 2 hingewiesen haben, so die Seen in die Karten Gerhard Mercators um 1 58 5 obachtet ist die enge, caiionartige Schlucht, welche darf man mit Fug und Recht sagen, daß Schoepf oder und in alle ihre Folgekarten eingegangen. Leider kam die Emme unterhalb Schangnau in die Nagelfluh ein­ sein Gewährsmann, vielleicht der Pfarrherr von Grin­ Hans Konrad Gyger in seiner sonst vorzüglichen gro­ geschnitten hat und die heute unter dem Namen delwald, nicht blind gewesen sind für die Großartig• ßen Schweizer Karte von 165 7 wieder auf die ältere, « Rebloch » bekannt ist. Die Karte läßt dort die Emme keit dieses Tales, das Ende des 1 8. und im 19. Jahr­ schlechtere Anordnung zurück und beeinflußte da­ verschwinden. Der Kommentar sagt (fol.I22 r.), daß hundert Weltberühmtheit erlangen sollte. Interessant mit alle spätem gedruckten Schweizer Karten, ins­ der durchschnittene Felsen zuor rebengenannt werde. ist der Name S. Petronell. Schoepf sagt, er hafte an besondere auch diejenige J.J.Scheuchzers von 1712. Die Schrattenfluh, die in ihrer ganzen Ausdehnung einem Filialdorf auf der linken Seite der Lütschine, Erst im Atlas von Meyer-Weiß taucht um 1800 die im Kanton Luzern liegt, ist nicht dargestellt, sondern unmittelbar am Fuße des Mettenberges. Die Karte richtige Anordnung der beiden Seen auf. Vor allem nur deren vorderste markante Felsspitze, der Schibe­ zeigt auch nur ein Häuslein mit einem Kreislein. In die Darstellun g der Ufer des Brienzersees verrät gute gütsch, in der Karte Dschübm. genannt, im Kommen­ Wirklichkeit war die St.-Petronellen-Kappelle eine Ortskenntnis. Im Ostteil des Südufers sind zwei steile tar D' schüb. Im nördlichen Teil, also in der untern Wallfahrtskapelle vor einer Balm. Die Örtlichkeit ist Felsen mit einem Einschnitt dazwischen gezeichnet . Hälfte des Blattes, ist die Gliederung der Landschaft noch heute unter dem Namen « Nellenbalm » bekannt. Das soll offenbar der Einschnitt des Gießbachfalles weniger klar. Zwar erkennt man gut die Täler der Möglicherweise ersetzte der Kult der heiligen Petro­ sein, der im Kommentar (fol. 110 r.) anschaulich be­ Emme und Ilfis und deren Vereinigung. Aber das so nella einen heidnischen Kult in der Höhle. Schoepf schrieben wird: Er stürze mit Ungestüm hervor, sein wunderbar radial durchtalte Nagelfluhgebiet des Napf macht - fünfzig Jahre nach der Reformation - keine Wasser zerstäube in kleinste Teilchen wie Mehlstaub kommt nur unvollkommen zum Ausdruck. Auf lu­ Andeutung an den Wallfahrtsort mehr. Aber es ist und ergieße sich dann, sich wieder sammelnd, in den zernischer Seite ist es verstümmelt, indem das Ende­ kennzeichnend für das starke Nachleben katholischer Brienzersee. Der Zeichner oder Stecher hat offenbar buch fast an die Landesgrenze herangedrückt ist. Von Vorstellungen im ganzen Berner Oberland, das die nicht begriffen, daß er hier einen Wasserfall darstellen Willisau führt eine einzige verkürzte Talfurche bis Reformation in vielen Teilen nur widerstrebend an­ sollte. Die Stelle zeigt, daß zwischen der Schilderung gegen Marbach. In dieses Tal ist auch Ramoos(Romoos) nahm, daß hier, wie übrigens auch auf dem Beaten­ des Gewährsmannes und einer allfälligen Skizze des­ eingezeichnet, das in Wirklichkeit in einem Sei­ berg, das hagiographische S(ankt) noch vor den Na­ selben über die Redaktion Schoepfs bis zum Stich tentälchen liegt. Sonst fehlen alle Orte des Entle­ men gesetzt wird. Mit St. Petronell verbindet sich einiges verlorengehen konnte. Der Tod Schoepfs vor buchs. An den Napf erinnert dagegen das wie aus vier auch die Vorstellung vom Gletscherpaß, der hier vor­ Erscheinen der Karte machte wohl eine Nachprüfung Säcken bestehende Gebirgsgebilde 10 cm vom rech­ bei einst ins Wallis geführt haben sollte. Die Histori­ der gestochenen Karte durch den Autor unmöglich. ten und 1 5 cm vom untern Blattrand. Es ist offenbar ker und Alpinisten der Zeit um 1900, wie Heinrich Auch das kleine Inselchen bei Iseltwald, das in der eine mißverstandene Widergabe der trogschluß- oder Dübi und W. A. B. Coolidge, haben die Überlieferung Karte freilich viel zu groß erscheint, und das Faulen­ karartigen Nagelfluhfelsen am Höchänzi oder am ins Reich der Sage verwiesen. Heute da wir mehr über seelein bei Ringgenberg treten als Einzelheiten in der Hengst. Auch der Name WagendeStud ist vorhanden, Klimaschwankungen und Veränderung der Gletscher­ Karte auf und sind im Kommentar beschrieben. Die der als Grenzpunkt in der Urkunde über die endgül• stände wissen und gerade auch aus dem bisher fast un­ Burg Ringgenberg liegt in Wirklichkeit aber westlich tige Grenzbereinigung zwischen Bern und Luzern beachteten Kommentar zu Schoepf den Eindruck ge­ des Seeleins. Der Fehler ist typisch, indem viele Ein­ vom Jahre 1470 erwähnt ist. Es ist dazu auch ein winnen, daß Jäger und Strahler sich schon damals mit zelheiten nur aufgrund von Schilderungen, nicht von Grenzstein gezeichnet. Erwähnenswert sind auf die­ großer Selbstverständlichkeit im Gebiet rund um das Zeichnungen in die Karte eingetragen wurden. Das sem Blatt schließlich noch die beiden Namen Riferseck Schreckhorn bewegten, dürfte das letzte Wort über ist offensichtlich auch bei den Thunerseeufern der und Martiseck am rechten Blattrand in der Mitte. Sie diese Frage noch nicht gesprochen sein. Schoepf frei­ Fall, die gar keine charakteristischen Züge aufweisen. zeigen - und der Kommentar Schoepfs bestätigt es -, lich macht keine Andeutung über den Gletscherpaß. Auch die ganzen Gebiete der Schynigen Platte, der daß damals die Emmentalstraße noch von Signau über Aber er erwähnt auch den sehr bekannten J ochpaß Faulhornkette, des Morgenberghorns, der Schilt­ die Höhe der Martisegg und über Würzbrunnen nach nicht. hornkette und des Brienzer Grates sind dem Karten­ Röthenbach und weiter in den Raum Thun führte. Rücken wir weiter gegen Brienzer- und Thunersee, autor unbekannt und durch wenig charakteristische so mag erwähnt sein, daß eine ganze Reihe von einst flache Hügel mit Wäldern und Häuslein ausgefüllt. bedeutsamen, heute zum Teil kaum mehr bekannten Dagegen erscheint gegen die Mitte zu, quer durch das Burgen und Burgstellen gewissenhaft verzeichnet Kartenblatt, die von Bern aus sichtbare schroffe Stirn sind: Rotenfluh, Unspunnen, Ringgenberg, die Reichs- der nördlichen Voralpen sehr charakteristisch, wenn Freibriefe an Bern ausliefern. Immerhin behielt Hasle eine Sonderstellung und wurde nicht einfach Land­ vogtei. Sollte es sich bei der seltsam verstellten Be­ schriftung DAS LAND HASLEN darum handeln, die Sonderstellung des Hasle verschlüsselt anzudeu­ ten? Hätte Schoepf, der sich in der Einleitung zu sei­ nem Kommentar so regierungstreu gibt, dazu Hand geboten? Oder hat jemand anders die zerstreuten Buchstaben untergeschoben? Jedenfalls hatte Schoepf im Hasli einen sehr guten Gewährsmann mit ein­ gehender Ortskenntnis, der auch nicht verfehlte, das Tal wegen seiner Schönheit zu loben. Es gab Zeiten, in denen die Bergbewohner stolz waren auf ihre Hei­ mat. In der Zeit des Saumverkehrs war Verdienst vor­ handen, der das Selbstbewußtsein hob. Hinweise auf die Schönheit der Bergtäler sind in Schoepfs Kom­ mentar nicht selten, und sie widerlegen die Auffas­ sung, daß das Alpenerlebnis erst im 18. Jahrhundert durch Albrecht von Haller, Rousseau und Goethe entdeckt worden sei. Es gab in der schweizerischen und österreichischen Renaissance eine Vorwegnahme der großen Alpenbegeisterung der Aufklärung und der Romantik. NCLIT/t OMNI DITI 'l½i DELINE ~ DVM 1 I •-:>:\ lOJ

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1 I Blatt 5 Evian Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1577/78 von Thomas Schoepf, Stadtarzt zu Bern 4 Blatt 6 Genf Herausgegeben von Prof. Dr. Georges Grosjean 4 Faksimiledruck 1970-72 nach zwei Originalen der Blatt II Yverdon Burgerbibliothek Bern und der Zentralbibliothek Zürich 4 Nachgedruckt über die Kupferplatte 4 Blatt 12 LacdeJoux BibliophileDrucke vonJosef Stocker,Dietikon-Zürich 4

Die Heraldik Blatt I enthält als obere linke Ecke der Gesamtkarte Ordnun g der Land vog teien und Städte an ihrer Stelle das pracht volle Staatsivappen. Die An ordnun g von aufgeführt. Völlige Konsequenz herrscht allerdings Die heraldischen Beigaben einer Karte jener Zeit sind zwei gegeneinandergestellten Wappenschilden, über­ nicht. Die Vogtei der ehemaligen Deutschordenskom­ mehr als nur Schmuck. Sie bringen zum Ausdruck, höht vom Reichswappen, genannt «Bern-Reich », mit mende Su1J1iswald, die für die hohen Rechte Trachsel­ daß die Karte selbst in engem Zusammenhan g mit der zwei Löwen als Schildhaltern und mit den Reichsinsi­ wald unterstand, ist nicht am untern Rand auf geführt, Abrundung des Territ orialstaates steht. Nicht von un­ gnien, Krone, Reichsapfel, Szepter und Schwert, ent­ aber auch nicht bei Trachselwald. Romainmotier als gefähr treten die ersten Länder- und Staatenkarten spricht der Übung der Zeit. Bern fühlte sich noch als volldurchgebildete Landv ogtei kommt dagegen mit nach dem langen Unterbruch des Mittelalters mit der Reichsstadt, indem die rechtliche Loslösung vom seinem Rang am Schluß der waadtländischen Vog­ beginnenden Renaissance auf, gleichzeitig mit der Reich erst im Jahre 1648 erfolgte. Dieselbe Darstel­ teien an den untern Rand, wie auch die Schloßvogtei Entwicklung des räumlich faßbaren Staates. Der mit­ lung findet sich auf den meisten Wappenscheiben der Oron, die auf der andern Seite flankierend die Reihe telalterliche «Feudalstaat» war ein Personalverband, zweiten Hälfte des 16. und des beginnenden 17. Jahr­ der eigentlichen Land vogteien schließt. Fortsetzend beruhend auf persönlichen Treueverpflichtungen von hunderts. Dabei sind die Formen und Einzelheiten, sind die Wappen der gemeinen Herrschaften mit Frei­ Menschen, die nicht in einer Raumeinheit zusammen­ insbesonde re der Krone, der Phantasie des Künstlers bur g je zu zweien angefügt, vom rechten Flügel her geschlossen, sondern mit Angehörigen anderer Herr­ überlassen. Der Künstler, der das Staatswappen auf Murten und Grandson, vom linken Flügel her Grasburg schaftsverbände vermischt lebten. Erst seit dem Schoepfs Karte gestaltete, hat eine der pracht vollsten und Orbe (mit Ech allens), wobei die Begriffe «rechts » 1 3. Jahrhundert bahnte sich der Konzentrationspro­ und reichsten Darstellungen dieser Art geschaffen. Be­ und «links » in heraldischem Sinne vom Gegenstand­ zeß an, der bis gegen 1 5 oo einen solchen Grad erreicht sonders die Löwen sind von unnachahmlicher Be­ also von der Karte aus - aufzufassen sind. Die Herr­ hatte, daß innerhalb eines bestimmten Gebietes min­ wegtheit und Ausdruckskraft, in ihrer muskulösen schaft Grasbur g führt noch diesen Namen, obschon destens di~ hohen landesherrlichen Befugnisse, hohe Gespannth eit und dem wilden Spiel ihrer Mähnen Schoepf bereit s Schwarzenbur g als Amtssitz und die Gerichtsbarkeit und Militäraufgebot, in einer Hand hervorra gend stilisiert. Es scheint hier eine Hand am Gra sburg als Ruine einzeichnet (vgl. Kommentar zu vereinigt waren. Die niederen Rechte, Grundherr­ Werke gewesen zu sein, die alles übertrifft, was sonst in Blatt 9 der Karte). Die Wappen der Gemeinen Herr­ schaft, niederes Gericht, Kirchensatz und Zehntherr­ der Karte geleistet wurde. Auch die Damaszierun gen schaften sind von kleinen Wappen der regierenden schaft, waren teilweise noch lange im Besitze von pri­ im Rot der Bernschilde sind von elegantester Feinheit. Orte begleitet. vaten Familien, Klöstern oder Kirchen. Im alten Bern Dagegen erscheinen die Wappenbären bereits etwas In der Verteilun g der Wappen auf den Kartenrand lagen aber die privaten Herrschaften fast ausnahmslos steif. Die Vorlagen für das Kolorit des Staatswappens herrscht eine bestimmte Rangordnung, die Ähnlich­ in der Hand ratsfähiger Geschlechter der Stadt, und und seiner Beigaben schufen wir nach dem Ori ginal­ keit hat mit der im 16. Jahrhundert gültigen H eeresord­ seit der Reformation waren fast alle kirchlichen und exemplar der Eidgen össischen Landest opographie, nung. Bern kannte einen großen und einen kleinen klösterlichen Rechte und Einkünfte an die Stadt über• auf dem das Wappen vollständig koloriert ist. Auszug. Zog bei einem großen Auszug das Panner ins gegangen, deren Macht und Einfluß dadurch eine be­ Bei den übri gen Wappen herrscht ein sehr gro ßer Feld, so rückten auch alle dazu berechtigten Landvog­ deutende Intensivierung erfuhren. Erst jetzt, da die Reichtum. Schoepf - oder sein Künstler - begnügte teien, Städte und Talschaften mit ihren Pannern aus. Territorialeinheit auch politisch einigermaßen einheit­ sich nicht nur mit den Wappen der Landvo gteien. Erst in der Aufstellun g zur Schlacht mußten alle an­ lich geworden ist, kann man Karten von Ländern und Auch ältere, nicht mehr als Landvo gteien selbständi ge dern Panner unter das Stadtpanner «unter geschla­ Staaten erstellen, und dokumentiert die Landeshoheit Herrschaften, wie A eschi(Esche) und Grünenberg sind gen », d. h. eingerollt werden, zum Zeichen, daß ihre durch das der Karte aufgeprägte \Vappen, häufig auch noch vertreten, ferner Städte mit gewisser Auton omie, Führer nun nicht mehr selbständige Befehlsgewalt durch Umrandung mit allen Wappen der in einem die nicht Sitze von Landvö gten waren, wie H uttwil hatten. Rückte der kleine Auszu g aus - was bis zu Machtgebilde zusammengeschlossenen kleineren Ein­ und Wiedlisbach. Das Wappen von Wiedlisbach steht Aufgeboten von 6 00 0 Mann geübt wurde, z.B. bei der heiten. So waren auch die Schweizerkarte Aegidius allerdin gs für die ganze Herrschaft Bipp, die eine Eroberun g der Waadt 15 36 -, so nahm man nur ein Tschudis von 1 53 8 / 60 und die Zürcher Staatskarte Landvogtei war, und von Aeschi sagt der Komm entar Stadtfähnlein mit, das im Gegensatz zum Panner drei­ Jos Murers von 1566 mit künstlerisch wertvollen Schoepfs, daß es zwar in die Land vogtei Fruti gen eckig war und ein durchgehendes weißes Kreuz in Rot Wappenumrandungen versehen. Bei Schoepf geht aus inkorporiert sei, aber noch ein eigenes Panner führe zeigte. Seit dem 16. Jahrhundert sind bestimmte, of­ dem Kommentar eindeutig hervor, daß die Karte und in der Heeresordnun g seinen Platz habe. Weiter fenbar auf Traditi on beruhende, feste Zuordnungen nicht nur Geländezeichnung, sondern eigentliche poli­ sind die Klostervo gteien vertreten, die meist an der einzelnen Kontin gente in der Schlachtordnung des tische Bestandesaufnahme des nun abgerundeten und grund- und zehntherrlichen Einkünften bedeutend Pannerauszugs bekannt, so von 1 53 1. 1 560 wurden nach der Eroberung der Waadt auf dem Höhepunkt waren, aber zum überwie genden Teil die hohe Ge­ auch die Mannschaftskontin gente zu einem Panner­ der Macht stehenden bernischen Stadtstaates ist. Im richtsbarkeit und das Militäraufgebot nicht besaßen, auszug von rnooo Mann definitiv bestimmt. Dabei handschriftlichen, lateinischen Kommentar führt sondern für diese Befugnisse in der Umgebun g von wurden einige Umstellungen in der Heeres ordnung Schoepf aus, daß der Staat wegen der Sünden der Bern den vier Landgerichten, in den übrigen Teilen vorgenommen, die aber eher in anderer Richtung ge­ Menschen notwendig geworden sei, und der Autor des Staatsgebildes benachbarten Land vog teien unter­ hen als die Reihenfol ge bei Schoepf. dankt Gott, daß er ihn in einen solchen Staat berufen stellt waren. Sie sind alle am untern Rand der Karte Im folgenden sei der Vergleich der Reihenfolge der hat, in welchem die Obrigkeit Gottes Gesetz und Ge­ aufgeführt: Thorberg, Frienisberg, Münchenbuchsee, Ämter bei Schoepf und in der ordre de bataille von rechtigkeit wahrnimmt (fol. 2 v). Aus Dankbarkeit Fraubrunnen, Bonmont, St.Johannsen, Gottstatt und das 1531 gegeben: nimmt Schoepf die Feder zur Hand, um diesen Staat in Stift Zoftngen. Andere Klostervo gteien aber, deren zwei Büchern und einer viereckigen Landkarte zu be­ Vögte auch die hohen, ehemaligen Kast vogteirechte schreiben (fol. 3 r). ausübten, wie l nterlaken und Kiinigsfelden, sind in der Nach dieser Ordnung kommen von der Mitte weg, wo in der Schlachtordnung das Stadtpanner steht, zu­ nächst nach rechts die privilegierten Städte des alten BernischeSchlachtordnung I 5 3 I Kantons, dann das Reichsland Hasli, dann die frei­ heitsbewußten und militärisch als besonders tüchtig rechter Flügel ------Zentrum: Stadtpanner ------linker Flügel geltenden oberländischen Vogteien; nach links die vier privilegierten aargauischen Städte, gefolgt von den «vier Grafschaften », wie man die aus dem Erbe der Grafen von Nidau und ihrer Zweiglinien stam­ W appenfolgeauf derKarte Schcrpfs menden seeländischen Landvogteien nannte. Nach­ von der Mitte weg her folgen, auf beide Flügel verteilt, die emmentali­ schen, oberaargauischen und übrigen unteraargaui­ nach nach schen Vogteien. Die große Landvogtei Lenzburg ist heraldisch heraldisch mit der Stadt gemeinsam erfaßt. Auf dem rechten Flü• rechts links gel sind allerdings zwischen die emmentalischen Vog­ teien scheinbar ganz unmotiviert eingestreut Aigle und Saanen mit Chateau-d'CEx. Saanen hatte in der Saanen Biel Heeresordnung eine privilegierte Stellung, da hier die Thun Thun Zofingen Zofingen Landleute - samt denen von Chateau-d'CEx - aus eige­ Burgdorf Burgdorf Aarau Aarau nem Entschluß und eigener Hoheit bereits 1403 mit Laupen Laupen Brugg Brugg Bern ein ewiges Burgrecht geschlossen hatten, das sie Hasli Hasli Lenzburg Lenzburg trotz der Oberhoheit der Grafen von Greyerz zu Ver­ Obersimmental Obersimmental Nidau Nidau bündeten - nicht Untertanen - Berns machte. Daraus Niedersimmental Niedersimmental Büren Büren erklärt sich, daß in der ordre de bataille von 15 31 Frutigen Frutigen Aarberg Aarberg Saanen noch vor Thun unmittelbar rechts neben das Aeschi Aeschi Erlach Erlach Stadtpanner geordnet ist. 1 5 5 5, also noch vor der Er­ Interlaken Interlaken Wangen Wangen stellung der Karte Schoepfs, änderte sich allerdings die Unterseen Unterseen Aarwangen Lage von Saanen und Chateau-d'CEx, indem Bern im Emmental Trachselwald Wiedlisbach Bipp Konkurs der Grafen von Greyerz deren Rechte über Huttwil Aarburg Aarburg Saanen und das Pays d'Enhaut erwarb und diese Aigle (Aelen) Signau Rechte nun durch einen Landvogt ausüben ließ. Auch Landshut Grünenberg die Situation von Payerne änderte sich, indem es in der Saanen und Oesch Biberstein Heeresordnung von 1531 noch als verbündete Stadt (Chateau d'CEx) Berns am Ende des rechten Flügels zusammen mit den Sumiswald Schenkenberg ebenfalls zugewandten Orten Valangin und Neuen­ Brandis Königsfelden stadt erscheint, 1536 aber durch die Eroberung der Seftigen Sternenberg Waadt in den bernischen Staatsverband inkorporiert Zollikofen Konolfingen wurde . Das bedeutete eine Aufwertung in der ordre de Lausanne Payerne (Petterlingen) bataille, indem 1560 Payerne nun die erste Stelle im Moudon (Milden) Vevey (Vivis) linken Flügel, unmittelbar neben dem Stadtpanner er­ Morges A venches (Wiflisburg) hielt, Saanen die zweite. Die erste Stelle auf dem rech­ Yverdon Nyon (Newis) ten Flügel, die bisher Saanen eingenommen hatte, Romainmotier Oron wurde inskünftig von Biel besetzt, das vom linken Murten Murten Grasburg Grasburg Flügel herüberwechselte. Aigle kam zum Ausgleich Grandson Orbe mit Payerne auf den rechten Flügel, wo es die Stelle Thorberg Stift Zofingen zwischen Murten und Valangin einnahm. Aus dieser Frienisberg Gottstatt Unsicherheit erklärt sich vielleicht, warum der Heral­ Buchsee St. Johannsen diker Schoepfs Saanen samt Oesch sowie Aigle in eine (Münchenbuchsee) mittlere Stellung rechts einordnet, womit freilich der Fraubrunnen Bonmont Stellung Saanens keine besondere Ehre angetan war. Payerne (Peterlingen) Aigle (Aelen) Anstelle der verschiedenen emmentalischen Vogteien, Valangin (Valendys) Herrschaft Neuenburg die auf dem Wappenrand der Schoepf-Karte vertreten Neuenstadt Stadt Neuenburg sind, Trachselwald, Signau, Landshut, Sumiswald und Brandis, kennt die Heeresordnung nur das Panner der Landschaft Emmental, das eine Variation des Panners teien nach den Landgerichten folgen, und zwar in der Vorbilder der Stilisierung fehlen mußten. Das Wap­ von Trachselwald ist. Während Trachselwald in Rot Reihenfolge, wie sie im Kommentar aufgeführt sind, pen von Biberstein wirkt stets unheraldisch. Auch die eine grüne Tanne mit goldenem Stern zeigt, führt die zunächst am heraldisch rechten Rand Lausanne, Mou­ Bäume, die Tanne von Trachselwald auf Blatt 1 und Landschaft Emmental in Rot eine grüne Tanne mit don ( Milden), Morges, Yverdon und Romainm otier, die Erle von Erlach auf Blatt 6, sind naturalistisch, roten Tannzapfen, begleitet von silbernem Stern. am linken Rand Payerne ( Petterlingen),Vevey ( Vivis), wirr und ohne heraldisches Stilgefühl entworfen. Die Während in der ordre de bataille die Herrschaft Bipp A venches ( Wißisburg), Nyon ( Newis) und Oron. Die Burg von Niedersimmental auf Blatt 2 wirkt zwar mit aufgeführt ist, steht bei Schoepf, wie übrigens in den in der Heeresordnung privilegierte Stellung von ihren Rundtürmen etwas gekünstelt, ist aber doch im meisten Wappendarstellungen, das Wappen der in der Payerne kommt damit nicht zum Ausdruck. Auch die Sinne barocker Heraldik gut stilisiert, vielleicht mit Herrschaft Bipp gelegenen Stadt Wiedlisbach, das übrigen privilegierten Städte, Moudon, Morges und ihren zu sehr an den Rand hinausgerückten Türmen identisch ist mit dem Wappen der Herrschaft. Yverdon, die mit Payerne zusammen als die quatre etwas zu wenig in die Fläche eingepaßt. Demgegen­ Unglücklich disponiert erscheinen auf dem Wappen­ bonnesvilles bezeichnet wurden, erscheinen in der Wap­ über läßt die Burg von Aarburg auf Blatt 6 mit dem rand der Karte Schoepfs die vier L andgerichte. Es dürfte penanordnun g nicht in besonderer Stellung, wie etwa perspektivisch gezeichneten Ruinenanbau am Rund­ dies ein weiterer Hinweis sein, daß die Anordnung Thun, Burgdorf, Laupen oder die vier aargauischen turm wieder heraldisches Stilgefühl vermissen. Nor­ wirklich nach der Heeresordnung erfolgte. Denn in Städte, deren Wappen am obern Rand der Karte pran ­ malerweise - schon in der Bilderchronik Tschachtlans dieser figurieren die Landgerichte nicht, weil ihre gen. Das Welschland ist nicht völlig in das Staatsge­ um 1470 - zeigt Aarburg einen größern und einen Mannschaft dem Stadtpanner zugeordnet war. Auf füge integriert, sondern bildet einen gesonderten Teil. kleinem Turm mit einem Torb ogen, auf dem ein Ad­ vielen Wappendarstellungen fehlen denn auch die Nach den welschen Vogteien folgen die bereits er­ ler sitzt. So ist auch die Darstellung in dem noch zu Wappen der Landgerichte. Der Heraldiker Schoepfs wähnten gemeinen Herrschaften und zuletzt, den erwähnenden Regimentsbuch Buchers um 1600. Bei empfand das Bedürfnis, diese Wappen, die eigentlich Kreis am untern Rand schließend, die ebenfalls bereits Schoepf fehlt das Tor, und der kleine Turm ist zu in der Hierarchie zu oberst stehen müßten, noch ir­ erwähnten Klostervogteien, wobei der Heraldiker einem perspektivischen Giebel geworden, die Zeich­ gendwo anzubringen. Also ließ er sie beidseits am Schoepfs den Schild von Bonmont offenbar aus Un­ nung ist unsicher. Die Brücke mit den Festungstür• Schluß des deutschen Landesteils folgen. Im handge­ kenntnis leer läßt. Im Kommentar im Staatsarchi v men von Brug g auf Blatt 5 ist sicherer gezeichnet, aber schriebenen Kommentar zur Karte dagegen stehen die Bern ist das Wappen von Bonmont gegeben: Zwei wirkt mit ihren phantasievollen Einzelheiten fast skur­ Landgerichte an der Spitze nach der Stadt und den vier gekreuzte Schlüssel über einem Dr eiberg, überhöht ril. Seltsam wollig ist die Kugel von Lenzburg auf Kirchspielen des Stadtgerichts (Bolligen, Vechigen, von einer Mitra. Außer dem Grün des Dreibergs Blatt 5 dargestellt. Auch hier scheint barocke Phanta­ Stettlen und Muri). Die Landgerichte umfaßten die scheinen die Schlüssel blau gemalt gewesen zu sein, die sie am Werke gewesen zu sein. Zusammenfassend frühesten Erwerbungen der Stadt in deren Umge­ übrigen Farben sind undefinierbar. Im Gegensatz zur kann man sagen, daß der Rand der Blätter 2, 3, 4, 5, 12, bung, insbesondere die bereits genannten Klostervog­ Heeresordnung fehlen am Rand der Karte Schoepfs 1 5, 17 und 1 8 gute bis sehr gute Heraldik zeigt, wäh• teien und zahlreiche in der Hand von Berner Burgerfa­ die Wappen von Biel, Herrschaft Neuenburg, Herr­ rend die Blätter 6, 7 und 1 3 in dieser Hinsicht eher milien liegende private Twingherrschaften. Die niede­ schaft Valangin, Stadt Neuenburg und Neuenstadt, da schwächer sind. Auf Blatt 1, das das prachtvolle Bern­ ren Rechte, vor allem die Grundherrschaft und das sie als Zugewandte zwar burgrechtsmäßig zur Heer­ Reich enthält, fallen Aeschi, Trachselwald und Saanen damit verbundene niedere Gericht, standen daher in folge verpflichtet sind, nicht aber zum bernischen eher ab, während die Adler von Aigle wieder sehr gut der Regel den Herrschaftsherren und Klostervogteien Staatsgebiet gehören. stilisiert sind. zu. Das hohe Gericht und das Militärauf gebot lag Die heraldisch-künstlerische Qualität des Wappenran­ Einige wenige Probleme stellte das Kolorit. Im Stich unmittelbar bei der Stadt Bern, die diese Befugnisse des ist im allgemeinen hervorragend, wenn auch Un­ sind die in Rot, Blau oder Schwarz anzulegenden durch die vier Venner, Mitglieder des Kleinen Rates, terschiede zu bemerken sind. Es dürften verschiedene Schildflächen in der Regel - aber auch nicht durch­ verwalten ließ. Diese waren ihrerseits durch Freiwei­ Hände am Werk gewesen sein. Insbesondere schön wegs - mit Damastmustern versehen. Die Damaszie­ bel vertreten. Das Vorschlagsrecht für je eine Venner­ und flächenfüllend stilisiert sind die Wappentiere Ad­ run g fehlt beispielsweise bei Niedersimmental und stelle lag bei vier privilegierten Gesellschaften (Zünf• ler und Löwe. Sie dürften von einem Spezialisten ent­ Saanen auf Blatt 1, bei Konolfingen und Seftigen auf ten), nach denen man die Venner benannte. So unter­ worfen worden sein. Doch zeigt sich bereits ein Unter­ Blatt 7 und bei Nyon ( Newis) auf Blatt 1 8. Bei Aigle stand das Landgericht Konolfingen dem Venner von schied zwischen dem flächenfüllenden, kraftvollen Lö• auf Blatt 1 ist der schwarze Grund der obern Schild­ Metzgern, das Landgericht Seftigen dem Venner von wen von Grasburg auf Blatt 18 und dem schwächeren, hälfte durch eine Horizontalschraffur angedeutet, die Pfistern, das Landgericht Sternenberg dem Venner sich kaum aufrecht haltenden Tierchen von Murten sonst in der Heraldik Blau angibt. Alle Figuren, Wap­ von Schmieden und das Landgericht Zollikofen dem auf Blatt 1 3. Auch die Bärentatzen von Aeschi auf Blatt pentiere und die Dreiberge zeigen keine Angaben für Venner von Obergerwern. Der Heraldiker der 1 und von Erlach auf Blatt 6 sind viel plumper und das Kolorit. Eini ge Blätter der Schoepf-Karte zeigen Schoepf-Karte bringt das zum Ausdruck, indem er in lebloser als diejenigen von Nidau und Büren auf Blatt in den Wappen kleine Buchstaben, welche das Kolorit dem gespaltenen Wappenschild heraldisch rechts das 5. Gegenüber den zwar barock prunkvoll, heraldisch angeben, aber auch nicht für die Einzelheiten. Es ist Gesellschaftswappen, links das Landgerichtswappen sehr streng und gekonnt stilisierten meisten Löwen möglich, daß die Buchstaben erst für den Neudruck setzt. und Adlern, wirkt der Kranich von Saanen auf Blatt 1 von 1672 nachträ glich eingraviert wurden, also für die Seltsamerweise erscheinen in der Heeresordnung von mit seinem etwas wirren Gefieder eher zu naturali­ ursprünglichen Absichten der Schöpfer dieses heraldi­ 1 560 und auch in deren Revision von 1 58 8 die west­ stisch, und vollends der Biber von Biberstein auf Blatt schen Randes nicht maßgeblich sein können. Aus die­ schweizerischen Vogteien nicht, mit Ausnahme von 6, läßt samt seinem Stein jede heraldische Stilisierung ser Erwägung ließen wir in der Faksimile-Ausgabe Aigle, das bereits im Burgunderkrieg 1475 erworben vermissen. Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, diese kleinen Buchstaben weg. Gewichtiger ist, daß wurde. Schoepfs Karte läßt daher die welschen Vog- daß der Biber überhaupt kein heraldisches Tier ist, und das Exemplar des lateinischen handgeschriebenen Kommentars im Staatsarchiv Bern kolorierte Wappen enthält. Da die Schrift in die Zeit der Erstausgabe Schoepfs hinweist, dürften auch die Wappen und die Farben zeitgenössisch sein. Alle Farben sind sehr gut erhalten mit Ausnahme des Wappens von Bonmont, das wegen Unsicherheit der Farben offenbar gewa­ schen wurde. Wir haben uns daher beim Kolorit grundsätzlich an den Kommentar Schoepfs gehalten, und dessen Farben stimmen auch- abgesehen von den Gesellschaftswappen bei den Land gerichten und we­ nigen andern Ausnahmen - mit den heute offiziellen Farben der betreffenden Amtsbezirke oder Gemein­ den überein. Eine Unstimmigkeit ergab sich nur bei den Wappen von Wangena .A . auf Blatt 6 und Huth vil auf Blatt 1. Heute führt Wangen blaue Schlüssel in Silber, Huttwil silberne Schlüssel in Blau. Die D amas­ zierung des Schildes von Wangen bei Schoepf und der undamaszierte Schild von Huttwil weisen aber darauf hin, daß hier der Schild vo n Wan gen blau, derjenige von Huttwil silbern bzw. weiß sein sollte. Das deuten auch die eingravierten Buchstabenzeichen an. Ebenso zeigen die Wappen des Kommentars die gegenüber heute umgekehrten Farben, wobei aller­ dings bei Wangen mit Bleistift von späterer Hand vermerkt ist, daß diese Farben falsch seien. In Anse­ hen, daß um 1570-1600 die heutige Farbgebung auf Wappenscheiben ebenso häufig vorkommt wie die um gekehrte, entschl ossen wir uns, uns im Kolorit der Schoepf-Karte die Freiheit der heute gültigen Farbge­ bung zu erlauben. Diese Farbgebung erscheint auch auf dem prachtvollen Titelblatt des um 1600 entstan­ denen Regimentsbuches von Jakob Bucher (Burgerbi­ bliothek Bern, Hist. Helv. XII. 10), welches das Bern­ Reich im Kranze der Amterwappen zeigt. Nach der D amaszierung zu schließen, müßte bei Schoepf das Wappen von Wiedlisbach auf Blatt 6 einen silbernen Fluß in blauem Schild zeigen. Der Kommentar aber, die zeitgenössichen Wappenscheiben und das Regi­ mentsbuch Buchers zeigen die heute übliche Farbge­ bung eines blauen Flusses in Silber bzw. Weiß, so daß diese Farb gebung im Kolorit der Faksimileausgabe ebenfalls genügend motiviert ist. Schließlich findet sich auf Blatt 8, umrandet von Zirkel und Winkel, ein kunstvoller damaszierter Wappen­ schild, belegt mit drei kleinen Schildchen. Dieses Wappen muß als allgemeines Künstlersymbol gedeu­ tet werden. Nach Alfred Zappe, Grundriß der Heral­ dik (Limburg a. d. Lahn, 1968), ist dieses Wappen erst­ mals auf einem Siegel der Kölner Schilterzunft von 1396 belegt. Die Schilter waren die Leute, welche Kampf- und Turnierschilde anfertigten. Später wurde dieses Wappen als Berufssymbol ganz allgemein von Künstlern verwendet. Die Farbgebung ist in der Re­ gel von Rot mit silbernen Schildchen. Blätter 5 und 6 tierung der übrigen Kartenteile um rund 10° im nega­ daß es sich um eine Pause handle, welche von Blavignac tiven Sinne gedreht, was im Verzerrungsgitter zum nach einem Original in der Kirchenbibliothek Basel Diese beiden Blätter enthalten vorwiegend den Gen­ Ausdruck kommt. Der westliche Teil des Sees, etwa angefertigt worden sei. Bei dem Zeichner der Pause fersee und werden somit zweckmäßigerweise gemein­ von der Linie Rolle-Yvoire an, hat gegenüber dem handelt es sich offenbar um Jean Daniel Blavignac, der sam besprochen. Auf den ersten Blick erscheint die östlichen Teil noch einmal eine falsche Orientierung von 1817 bis 1876 lebte und in Genf als Architekt und Gesamtform des Sees überraschend gut, wesentlich der Seeachse um 26° negativ, so daß der schmälere Archäologe tätig war. Die in der Pause wiedergege­ besser als bei Tschudi, dessen Karte die Verengung Seeteil gegen Genf auf die wirkliche Richtung um 36 ° bene Zeichnung enthält die verschlüsselte Aufschrift des Sees gegen Genf nicht zur Darstellung bringt. falsch orientiert ist und nicht gegen Südsüdwest, son­ DU VIN LA LIE ARD, was durch Umstellen der Buchsta­ Seltsamerweise hat auch Gerhard Mercator in seiner dern gegen Westsüdwest weist. Auch die Karte von ben leicht als JEAN DU VILLARD auf gelöst werden kann. 1585 erstmals erschienenen Karte «Wiflisburgerga u », Goulart zeigt die zu gestreckte Form des Sees, indem Dazu trägt das Stück die Jahrzahl 1581. Die Karte von die sonst eindeutig auf Schoepf beruht, eine viel der Teil gegen Genf gegenüber dem übrigen See um du Villard zeigt sehr große Ähnlichkeit mit derjeni gen schlechtere Darstellung dieses in seiner Form gewiß rund 26° zu wenig abwinkelt. Da aber der Ostteil des Schoepfs, insbesondere was die Konturen des Sees nicht leicht zu erfassenden und zu vermessenden Sees. Sees in bezug auf die Kompaßrose ungefähr denselben betrifft. Auffällig bei beiden ist der schwungvolle, in Dem Kenner alter Karten fällt indessen sofort die Fehler positiv aufweist, hat der Teil gegen Genf in seinen Vor sprüngen und Buchten weit übertriebene Verwandtschaft der Darstellung Schoepfs mit zwei Bezug auf die Kompaßrose ungefähr die richtige Verlauf der Uferlinien, gegenüber dem viel feineren andern, etwas jüngern Genferseekarten auf: Derjeni­ Orientierung. Goulart hat offenbar den Teil bei Genf und naturgetreueren Linienverlauf bei Goulart. Ge­ gen, die erstmals 1606 in der von Jodocus Hondius in mit Hilfe einer Bussole richtig orientiert. Bei Schoepf nau gleich ist beispielsweise bei Schoepf und du Vil­ Amsterdam veranstalteten erweiterten Neuausgabe dagegen hat sich der Orientierungsfehler kumuliert, lard das hornförmige Delta eines kleinen Flüßchens des Mercator-Atlasses erscheint, und derjeni gen, die in indem bereits der östliche Seeteil im negativen Sinne zwischen Evian und der Tourronde (Blatt 5), an einer der 19. lateinischen Ausgabe des ursprünglich von Ab­ falsch orientiert ist . Hat Goulart die Orientierung des Stelle, an der in Wirklichkeit gar kein Küstenv or­ raham Ortelius in Antwerpen veröffentlichten Thea­ Sees verbessert, so sind dagegen bei ihm die beiden sprun g ist. Es könnten also kaum zwei Karten, die trum Orbis Terrarum enthalten ist. Die 19. lateinische Seeteile - von der Linie Rolle- Yvoire ostwärts und voneinander völlig unabhängig entstanden wären, Ausgabe des Theatrum erschien 1607. Die Genfersee­ westwärts - maßstäblich sehr ungleich. Für die Strecke denselben Fehler aufweisen. Sehr typisch und überein• karte ist auch in den spätem Ausgaben zu finden. Beide Genf-Nyon errechnet man den Maßstab 1: 195ooo, stimmend ist auch auf beiden Karten der Uferverlauf Karten, diejenige im Mercator-Hondius-Atlas und die­ für die Strecke Morges- Villeneuve 1 : 163 ooo. Bei zwischen Vevey und Lutry (Blatt 5) und zwischen jenige im Theatrum Orbis Terrarum sind in Maßstab, Schoepf kommt man für die Strecke Genf-Nyon auf Nyon und Coppet (Blatt 6). Beiden Karten ist der Anlage und Situation praktisch identisch, mit der Aus­ 1 : II 6 ooo, für die Strecke Morges-Villeneuve auf einem Kamelrücken ähnliche Vorsprung gemeinsam, nahme, daß diejenige bei Hondius nord-, diejenige im 1 : 89 600. Das Verhältnis der beiden Seeteile ist etwas östlich eines Flüßchens, das von Arnex und Crassier Theatrum bereits südorientiert ist. Hondius nennt im besser. Schoepf hat dagegen den Westteil des Sees vom herkommt, also der Boiron ist, aber als solcher viel zu Titel seiner Karte als Autor IAC. G. aus Genf. Es Vorsprung von Yvoire an weniger eingeengt als Gou - weit von Nyon entfernt mündet. Es zeigt sich hier handelt sich somit um einen Kupferstich nach der lart. Diese Beobachtun gen zeigen, daß zwar zwischen deutlich, daß ganz kleine Lokalformen weit übergroß verschollenen handgezeichneten Genf erseekarte des den Karten von Schoepf und Goulart Verwandtschaft in den allgemeinen Küstenverlauf eingefügt worden Theologen J acques Goulart, der von 1501bis1506 Pfar­ besteht, diejenige Goularts aber nicht unmittelbar auf sind. Dagegen fehlt bei Schoepf und bei du Villard das rer in Amsterdam war. Sein Vater, Simon Goulart, war Schoepfberuhen kann. Es muß vielmehr eine gemein­ große Delta der Promenthouse, das fast zu deutlich bei eine bedeutende Persönlichkeit in Genf, zweiter Nach­ same Quelle bestehen, was für Schoepf aussagen Goulart erscheint und auch in modernen Karten mar­ folger Calvins in der Vorsteherschaft der Genfer würde, daß er das Abbild des Genfersees und des kant vorspringt. Daraus dürfte hervorgehen, daß für Kirche, Verfasser theologischer und historischer Ar­ umliegenden Landes wahrscheinlich nicht selbst nur die Genferseedarstellung, wie sie bei Schoepf und du beiten. Jacques Goulart war nach seiner Rückkehr aus aus Mitteilungen von Gewährsleuten konstruiert hat, Villard erscheint, keine systematische Begehung oder Amsterdam nacheinander Pfarrer in Nyon, Burtign y, sondern daß ihm bereits ein Kartenentwurf vorlag, gar Vermessung des Seeufers erfolgte, sondern daß Commugn y, Aubonne und Arzier . Er lebte von 1 5So den er mit einem Orientierun gsfehler an seine Karten­ nur Skizzen der Ortschaften und ihrer nächsten U mge­ bis 1622. konstruktion anfügte. Die fehlerhafte Orientierung bung maßstäblich viel zu groß zusammengefügt wur­ Die Genferseedarstellungen von Schoepf und Goulart und zu starke Streckung des Genf ersees führt dann den. zeigen den östlichen Teil des Sees verhältnismäßig gut dazu, daß die ganze Westschweiz auf der Karte Bei der J ahrzahl 1 58 1 auf der Karte von du Villard und in seinen Proportionen. Die Orientierung ist aber bei Schoepfs etwa von der Linie Biel-Sanetschpaß an zu dem Erscheinungsdatum 1 578 für die Karte Schoepfs beiden in unterschiedlicher Weise fehlerhaft. Das stark nach Norden abgedrängt wird. Dies kommt im stellt sich die Frage, ob du Villard von Schoepf oder dürfte bereits darauf hinweisen, daß nicht der eine Verzerrungsgitter zum Ausdruck. Schoepf von du Villard kopiert hat oder beide von vom andern, Goulart von Schoepf kopiert hat, son­ Das gemeinsame Vorbild für Schoepf und Goulart ist einer weitem, uns unbekannten Quelle. Trotz des um dern beide dieselbe oder verwandte Quellen verwen­ vermutlich ein Entwurf des Genfer Politikers, Inge­ drei Jahre jüngern Datums auf der vorhandenen Pause det haben, auf denen offenbar keine Orientierung ent­ nieurs und Obersten J ean du Villard. Aus schriftlichen besteht die größere Wahrscheinlichkeit, daß du Vil­ halten war. Die Karte von Goulart zeigt eine den Quellen ist bekannt, daß er eine Genferseekarte er­ lard der Konstrukteur der Seekarte ist. Es spricht damaligen Seekarten nachgebildete Kompaßrose, in stellte. Die älteste bekannte Version dieser Karte liegt nichts dagegen, daß er schon einige Jahre zuvor Ent­ Bezug auf die aber der östliche Teil des Sees um rund uns in einer Zeichnung auf Pauspapier vor, die in der würfe zu seiner Karte besessen haben konnte. Er lebte 25° in positivem Sinne gedreht ist. Bei Schoepf dage­ Eidgenössischen Landest opographie unter der Signa­ in Genf, war in führender Stellung und als Ingenieur in gen ist der östliche Teil des Sees gegenüber der Orien- tur Fr + V d 1 aufbewahrt wird. Darauf ist angegeben, bester Lage, eine solche Karte anzufertigen. Schoepf Blatt II Martin, L'Isle und Les Clees. Von L'Isle sagt Schoepf voneinander entfernt . Zwischen ihnen liegt Thierrens, selbst im Kommentar, daß es ein oppidulumdestructum, das bei Schoepf weiter im Süden angegeben ist, in Das Blatt enthält den größten Teil der Waadt. Es wirkt ein zerstörtes Kleinstädtchen sei. Font war damals Bezug auf Prevondavaux und Vuissens einigermaßen gegenüber den andern Mittellandsblättern etwas leer. noch Landvogteisitz, Schloß und Städtchen aber im richtig lokalisiert, in Bezug auf Bercher falsch. Hier Dies ist nicht nur auf die geringere Zahl der verzeich ­ Zerfall. Von St-Martin dürfte damals noch einiges sind größere Unstimmigkeiten, wahrscheinlich verur­ neten Ortschaften zurückzuführen, sondern auch dar­ vorhanden und bewohnt gewesen sein; heute steht nur sacht durch die Verwendung heterogener Quellen von auf, daß die Partie von der Saane über die Broye bis noch eine einsame Turmruine. Les Clees war als Städt• freiburgischer und von waadtländischer Seite. Bei La zum Neuenburgersee in der Gesamtanlage der Karte chen seit dem Burgunderkrieg eingegangen. Es be­ Sarraz dagegen, wo der Riegel des Mormont die Schoepfs in der West-Ost-Ausdehnung maßstäblich stand nur noch teilweise als Schloß und Dorf. Unsere Ebene der Orbe abschließt, ist bereits die auch heute etwas größer geraten ist als das bernische Mittelland. Karte ist also in diesem Gebiet hinsichtlich Charakter noch als Kuriosum bekannte hydrographische Bifur­ Dies kommt im Verzerrungsgitter zum Ausdruck. und Erhaltungszustand von Ortschaften, Schlössern kation zwischen dem Nozon als Seitenfluß der Orbe Der unruhige Verlauf einiger Koordinaten im Gitter und Klöstern nicht unbedingt zuverlässig, dies im Ge­ und der Venoge dargestellt, die von L'Isle her an La weist auf größere Unsicherheit in der Lokalisierung gensatz zum altbernischen Gebiet. Auch Lausanne als Sarraz vorbei nach dem Genfersee hin das Plateau der Ortschaften. Die Kenntnis der Einzelheiten ist wichtigste Stadt zeigt nur sehr entfernt Anlehnung an durchfurcht. Im natürlichen Einschnitt des Mormont, weniger gut als im altbernischen Mittelland. Insbeson­ die wirkliche Gestalt. Die Lage auf dem Konfluenz­ durch den schon die römische Straße führte, liegt ge­ dere sind fast keine Wälder angegeben, obschon ge­ sporn zweier recht tief eingeschnittener Flüßchen und gen Pompaples hin die Mühle von Bornu, die das rade das Gros du Vaud sehr reich an ausgedehnten und die Gegenüberstellung von Kathedrale und Schloß Wasser eines kleines Flüßchens trennt und teils dem prachtvollen Wäldern ist. Wo die Karte Bäumchen sind angedeutet. Das Schloß zeigt aber wahrhaft orien­ Noz on und somit dem Stromsystem des Rheins, teils gibt, zeigen sie kein wirkliches Waldgebiet an, son­ talische Zwiebeltürme, wie es sie nie getragen hat, und durch die V enoge dem Stromsystem der Rhone zu­ dern sind nur allgemein und unsicher hingesetzte Staf­ damit gleitet die Karte wieder ins Signaturenhafte führt. Die damals bedeutende Verkehrs lage erklärt, fage. Das große Waldgebiet des J orat nordöstlich Lau­ über. Die Legende auf Blatt 14 gibt ein schematisches warum die Örtlichkeiten und Verhältnisse hier dem sanne erscheint nicht. Es müßte in unserer Karte Schloß mit zwei Türmen mit Kuppelhelmen mit Fähn• Gewährsmann von Schoepf so gut bekannt waren . zwischen den Namen Montpresuiere(Montpreveyres) chen als Signatur für Landvogteisitze. Die Ausbildung 1640 begann mit Bewilligung der bernischen Obrig­ und Morrens liegen. Schoepf zeigt dagegen hier ein dieser Türme zu eigentlichen Zwiebeltürmen orienta­ keit der Bau eines Schiffahrtskanals durch den weiter Kloster S. Catharine.Die Sterne auf den Turmhelmen, lischer oder barocker Art scheint aber wieder eine östlich gelegenen Durchbruch von Entreroches zur die offenbar das Kloster andeuten sollen, erscheinen Besonderheit dieses Blattes zu sein. Ähnliche Türme Verbindung des Genfersees mit dem Neuenburgersee nur in der Waadt und im Chablais und sind in der erkennen wir in der Karte auch in Rue, Surpierre, - eine Vorwegnahme der spätem Idee des Rhone­ Legende auf Blatt 13 der Schoepf-Karte nicht enthal­ V uissens und Echallens. In Morges, Grandson und Rheinkanals. Der Kanal mochte jedoch die Erwartun­ ten. Es scheint sich hier um eine Besonderheit entwe­ Moudon dagegen sitzen die beiden die Landvogtei gen nicht zu erfüllen und blieb Lokalverbindung, bis der der waadtländischen Gewährsleute Schoepfs oder anzeigenden Fähnchen auf andern Türmen. Einzig er um 1800 auf gegeben wurde. der Zeichner oder Stecher der betreffenden Blätter zu Yverdon hat unter den Ortsveduten auf diesem Blatt Noch erstaunlicher aber als die Darstellun g der Bifur­ handeln. S. Catharinae war ein kleines Frauenklöster• größere Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit, indem deut­ kation von Pompaples ist die richtige Erfassung der chen auf der Anhöhe des J orat gewesen, an der Straße lich die zentral gelegene Kirche und das an der südli• hydrologischen Verhältnisse des Lac de J oux und der von Lausanne nach Moudon. So erwähnt es der Kom­ chen Peripherie gelegene Schloß zu erkennen sind. Die Orbequelle in Karte und Kommentar Schoepfs. Dies mentar Schoepfs fol. 29r, und Leus Lexikon (Band V, Schloßtürme zeigen allerdings wieder den Signaturen­ leitet über zu Blatt 12. Auf Blatt 11 erkennt man gerade S. 173) weiß im 18. Jahrhundert noch davon, sagt aber, charakter mit den Kuppelhelmen. noch rechts unten die Karstquelle der Orbe nordwest­ daß dort nur noch ein Bauernhof stehe. Nicht weit Ist das Blatt in seiner Ortsdarstellung eher mäßig, so lich von Vallorbe . Allerdings gibt die Karte anstelle davon zeichnet Schoepf in der Karte die Zisterzienser­ verblüfft die richtige Erfassung der großen Land­ der im Kommentar beschriebenen Felshöhle ein See­ abtei Montheron, die um 1147 in dieses einsame Wald­ schaftszusammenhänge und des Gewässernetzes. lein. Als Seitenfluß der Orbe ist die J ougne ebenfalls gebiet im Tal des obern Talent verlegt worden war, Deutlich erkennt man den Unterschied zwischen dem richtig eingetragen, mit ihrem Ursprung jenseits der und zu der auch die Reben von Dezaley gehörten. Die Jura unten rechts, dem breiten, nur durch leichte Hü• Landesgrenze bei der gleichnamigen Kleinstadt. Der Abtei war 1 53 6 säkularisiert und samt ihren Gütern gel angegebenen Sohlental der Orbe und dem südlich Du rchbruch der J ougne gegen die Orbe war in der der Stadt Lausanne übergeben worden . anschließenden, durch Bachgräben gegliederten Pla­ Römerzeit und im Mittelalter eines der wichtigsten Die meisten Stadtdarstellungen auf dem Blatt, wie teau. Im linken obern Viertel erkennt man den Ober­ Einfallstore von der Freigrafschaft in die Waadt. Rue, Morges, St-Prex, Rolle, Moudon, Cossonay, La lauf der Broye, die von Süden aus einem deutlich Sarraz, Orbe, Romainmotier, Grandson und J ougne, herausgearbeiteten Tal herkommt und von Südwesten sind Phantasiedarstellungen. Aber ihr Reichtum an die Bressonne aufnimmt. Auch der Talgraben der Einzelheiten und die Varietät täuschen Wirklichkeit Lembaz, bei Schoepf La Lougniaz genannt, der aus vor. Wir stehen hier kartographisch gewissermaßen dem Gebiet von Vuissens das Hochplateau durch­ am Übergang von der naturalistischen Darstellung zur furcht und bei Granges mündet, ist dargestellt. Nicht Signatur. Einige Städte und Schlösser, die in der Zeit ganz richtig erfaßt ist dagegen der Lauf der Mentue, Schoepfs bereits zerstört oder am Zerfallen waren, die in unserem Kartenblatt zwischen Prevondavaux sind in der Karte noch in vollem Prunk dargestellt, so und Bercher ( Berchie)entspringt, in Wirklichkeit aber Font im Kanton Freiburg am Neuenburgersee, St- viel weiter südlich. Die beiden Orte liegen auch weiter dagegen lebte in Bern und konnte, wie einleitend ge­ Es sind aber die Namen S. Ging au und Meileiria (Meille­ diagonale wie in Blatt 1 o. Als Besonderheit treten auch zeigt wurde, die Stadt nur ausnahmsweise verlassen. rie) vertauscht . Meillerieliegt näher bei Evian, und der Andeutungen von Getreidefeldern auf, ferner Wei­ Er war auf Nachrichten und Zeichnungen von Ge­ Felsen paßt gut zu dem felsigen Engpaß, der tatsäch• denbüsche an den Flüssen. Die das Wasser andeuten­ währsleuten angewiesen. Aus der eindeutigen Ähn­ lich unmittelbar östlich Meillerie beginnt, während St­ den Schraffen im See sind viel kürzer und ergeben ein lichkeit der beiden Karten kann mit hoher Wahr­ Gin golphe mehr auf einem offenen Delta liegt. bewegteres Bild als diejenigen auf Blatt 5. Die Grenz­ scheinlichkeit geschlossen werden, daß du Villard der Für die Darstellun g Genfs auf Blatt 6 scheint Schoepf steine, die auf den meisten Blättern als viereckige Pris­ Gewährsmann Schoepfs war, es sei denn, daß er aus auch eine besondere Vorlage zur Verfügung gestan­ men mit auf gesetzter Pyramide erscheinen, sind auf einer ältern, uns völlig unbekannten Quelle schöpfte. den haben, die von du Villard unabhängig ist. Die Blatt 6 - offenbar aus Mißverständnis - zu eigentlichen Du Villardlebte von 15 32 bis 1610. In jüngeren Jahren große in den See hinaus gebaute Bastion ist nicht die Rundtürmen geworden. Alles in allem brin gt der üp• scheint er zeitweilig in kaiserlichem Dienst gestanden später unter dem Namen Rousseau -Insel bekannte In­ pigere Stil dieses Blattes die reichere, mit Bäumen und zu haben, was für einen protestantischen Genfer in selschanze. Denn diese bestand damals noch nicht. Es Hecken durchsetzte Wein- und Getreidebaulandschaft jener Zeit der Hochspannung zwischen Savoyen und scheint sich vielmehr um das kleinere, um 1 55 9 / 60 des Genfersees sinnfällig zum Ausdruck. Genf, mitten in der Gegenreformationszeit, etwas selt­ erbaute Schanzwerk an der Ostspitze der Rhoneinsel sam anmutet. 1563 wurden Jean du Villar d und sein zu handeln, über die damals die Brücken führten. Die Brude r sogar von Kaiser Ferdinand r. geadelt. Mut ­ Brücken, mit ihren zahlreichen hölzernen Aufbauten maßlich hat sich du Villard seine Kenntnisse als und Verkaufslä den, die an Paris oder Florenz erinnern, Kriegsin genieur, zu denen damals vornehmlich auch und die auf allen zeitgenössischen Darstellungen Vermessen und Kartenzeichnen gehörten, im kaiserli­ Genfs bezeugt sind, sind rechts neben der Schanze am chen Dienst angeeignet. 1 576 wurde er Kastlan von Kartenrand noch erkenntlich. Sonst ist kaum etwas Jussy und Celigny und war später zwischen 15 87 und Charakteristisches zu sehen. Der Kirchturm im Hin­ 1608 sechs mal Syndic. Die politischen Umstände legen tergrund dürfte nicht die Kathedrale markieren, den Schluß fast zwingend nahe, daß die Karte des welche zwei Haupttürme besitzt, sondern eher St-Ger­ Genfers ees mindestens in ihrem Grundstock vor 1 567 main, die Kirche, die westlich der Kathedrale ungefähr entstanden sein muß. Denn damals wurden das 15 36 in der Verlängerung der Achse der Brücken liegt. Es von Bern und Wallis besetzte Südufer des Genfersees scheint Schoepf nur ein kleiner Ausschnitt aus dem und das Land Gex wieder an Savoyen zurückgegeben, Stadtbild Genfs vorgelegen zu haben, eine Ansicht so daß diese Gebiete für eine Kartenaufnahme nicht von Norden bei den Brücken und mit dem Turm von mehr zugänglich waren. Es ist auffällig und stimmt mit St-Germain im Hintergrund. Dies nahm er fälsch• der Hypothese überein, daß die Karte vor 1 567 ent­ licherweise für die ganze Ansicht Genfs und ließ die stand, daß der bernische Teil westlich der Drance (vor­ kleine Bastion auf der Rhoneinsel weit in den See wiegend Blatt 6 der Schoepf-Karte) viel reicher an vorragen. Es fehlen auch die auf allen einigermaßen Einzelheiten ist als der vom Wallis besetzte östliche wirklichkeitsgetreuen Ansichten Genfs dargestellten Teil (vorwiegend Blatt 5). Hier täuschen phanta­ Palisadenwerke im See sowie die Pierre du Niton, stische, wollsackartige Gebirgegebilde über die völ• welche bei du Villard und bei Goulart verzeichnet ist, lige Unkenntnis hinweg. Als einziger Ort im Gebirge bei Goulart als L a pierre a N eyton olim lapis Neptuni, ist die Abtei von Abondance angegeben. Auch auf ehemals Neptunstein. Blatt 6 gibt es Unsicherheiten, die vielleicht auf falscher Blatt 6 zeigt gegenüber dem benachbarten Blatt 5, aber Lesung der Schoepf übersandten Angaben beruhen; auch gegenüber den übrigen Blättern der Karte, ge­ so wird die Arve als Arna bezeichnet. wisse Stilbesonderheiten. Der Stich ist bewegter, un­ Die Karte du Villards in der Form, wie sie der Zeich­ ruhiger, aber doch nicht so stark wie auf dem sonst aus nung von 1 581 zugrunde lag, kann aber nicht die dem Rahmen fallenden Blatt 10. Die Rebsignatur un­ einzige Quelle Schoepf s gewesen sein. Denn Schoepf terscheidet sich deutlich durch schlangenförmige Ru­ gibt bedeutend mehr Einzelheiten und geht vor allem ten, die um den Stock gewunden sind, dazu Blätter, in der Darstellun g der Ortschaften eigene Wege. Hier einzelne Gebiete aber offenbar mit frühlingshaften, scheinen ihm aus andern Quellen Skizzen und Vorla ­ frisch geschnittenen Reben ohne Blätter, so im östli• gen zugekommen zu sein. Vor allem Bellerive und chen Teil des Kartenblattes auf dem Südufer. Die Ripaille auf dem Südufer zeigen mehr Anlehnun g an Baumsignaturen haben bisweilen gelappte Ränder. die Wirklichkeit und auch einen eigenen Stil mit An­ Auch gehen die Schattenschraffuren der Waldpartien sichten aus echter Vogelschau . Auf dem Nordufer des öfter durch alle Bäume durch, während der Stecher der Sees unterscheiden sich vor allem Cully und Lutry bei meisten übri gen Blätter jedes einzelne Bäumchen hori­ Schoepf durch stärkere Individualisierung. Auch die zontal schraffiert. Doch unterscheiden sich gerade die Tourronde, eine savoyische Befestigung östlich Bäume des Blattes 6 stark von denjenigen des Blattes Evian, hat Schoepf neu hinzugefügt, ebenso die Felsen 10. Die Gebäude zeigen in Blatt 6 neben horizontalen hinter Evian und östlich von S. Gingau (St-Gingolphe). Schattensehraffen auch vertikale, nur ganz selten aber Blatt 12 von einer Domus Claudii Cleptii. Der Name des Mont gen über die verschiedenen Pässe hergestellt wurden. Risoux, der dem ganzen Höhenzug nordwestlich der Der aufmerksame Kartenleser wird bemerken, daß auf Es mögen hier, wenn man in der Betrachtung von V allee de J oux anhaftet, findet sich bei Schoepf als dem Kartenblatt Schoepfs im Raum zwischen St-Cer­ Blatt 11 herkommt, zunächst die hydrologischen Ver­ Mont R iso m( ons) an einem markanten Berg im hintern gue und dem Lac des Rousses auf den Jurahöhen bei hältnisse der Vallee de J oux ins Auge gefaßt sein, die Teil des Tales. Die Landesgrenze ist unmittelbar am einzelnen Häusern eine ganze Reihe von Namen auf­ im Kommentar und in der Karte Schoepfs so erstaun­ Südufer des Lac des Rousses gezeichnet. Das dürfte treten, die auf das Plateau zwischen Jura und Genfer­ lich richtig erfaßt sind. Der Lac de J oux, in unserem unrichtig sein. Vor der Grenzkorrektur von 1863, in see oder an den See selbst hingehören und dort auch Kartenblatt links im untern Drittel, ist ein oberirdisch welcher die Schweiz die Vallee des Dappes endgültig noch einmal verzeichnet sind: Gex , Njon, Genollier, abflußloser Karstsee. Seine Wasser, die aus dem Lac an Frankreich abtreten mußte, verlief die Grenze noch Coppet, Arzier und Begtryn. Es handelt sich hier nicht des Rousses kommen - Lac de Rosses bei Schoepf - über den Noirmont, den ersten Höhenzug südlich des um einen Fehler Schoepfs, sondern um die diesen Ort­ verschwinden in mehreren Felsenklüften, im Jura en­ Lac des Rousses. Als Ersatz für die Vallee des Dappes schaften zugeordneten Berggüter. Noch auf den heuti­ tonnoirs genannt, vorwiegend in der östlichen Hälfte erhielt die Schweiz einen Streifen der Nordabdachung gen Landeskarten finden wir in diesem Gebiet die am Nordrand des Sees. Auf Schoepfs Karte ist richtig des Noirmont gegen den See. Schoepf scheint aber das Bezeichnungen Fruitieres de Nyon, La Genoliere, Les dargestellt, daß das Nordufer von einem Felsband be­ Dappental noch richtigerweise in das bernische Gebiet Coppettes und L' Arziere. Der Kommentar erwähnt gleitet, das Südufer flacher geneigt ist. Modeme Fär• einzubeziehen; denn Bern hatte es in den Verhandlun­ diese Berggüter nicht, doch ist aus der Karte zu schlie­ bungsversuche haben bewiesen, daß der größte Teil gen mit Savoyen vom Jahre 15 64, die zur Rückgabe ßen, daß in der Zeit Schoepfs auf diesen Höhen noch des unterirdisch abfließenden Wassers im Felsentor des Südufers des Genfersees an Savoyenführten, bean­ eine ausgedehntere Alpweidewirtschaft geübt wurde der Orbequelle, ungefähr drei Kilometer unterhalb sprucht und auch erhalten. Freilich ist die Darstellung als heute. Bei dem Namen Ouion mit Klostersignatur des See-Endes, wieder zutage tritt. Dieser Zusammen­ bei Schoepf ziemlich unklar. Wir erkennen die Quer­ und Garten daneben handelt es sich um die 1146 in hang ist Schoepf bekannt. Er sagt im Kommentar talfurche, an deren Ende Morbier liegt. Das obere dieser Abgelegenheit über 1000 m Meereshöhe ge­ übersetzt (fol. 69r): «Ausfluß des Lac de Jou x » (Mar­ Ende des Tales, das etwas unrichtigerweise durch gründete Kartause, von der noch im Walde von Oujon ginalie) « Sechs Spalten in steiler und hoher Felswand, einen Fluß dargestellt ist, wäre das Dappental, im Sü• nordwestlich Arzier einige Spuren zu sehen sind. Das bei einem Eisenwerk am Ufer des genannten Seesgele­ den von der Dole dominiert. Die Bezeichnung Estroict Kloster war I 56 3 säkularisiert worden. Im 17. Jahr­ gen, in welchen der See verschwindet, den Fels durch­ de Mysau an der Landesgrenze dürfte den Übergang hundert wurde zeitweilig noch in einem der Gebäude bricht und unsichtbar fließt, bis er nach dem Durch­ vom Dappental nach der im Ausland gelegenen eine Glashütte betrieben. Das Dorf Arzier, das von bruch durch den Stein und die gewaltigen Felsen her­ Combe de Mijoux bezeichnen, von wo man dann aller­ den Mönchen von Oujon gegründet worden war, liegt vorbricht.» Dann folgt unter dem Stichwort «Orbe­ dings auf recht langem Wege über Mijoux und den in unmittelbarer Nachbarschaft von Oujon, ist aber quelle » die Angabe, daß der Fluß aus einer Felshöhle Übergang von Lajoux nach dem wichtigen Orte St­ bei Schoepf zu weit nach Südwesten verschoben und trete. Folgerichtig bezeichnet Schoepf den Einfluß des Claude gelangt, dessen schon in der Mitte des 5. Jahr­ hier zweimal angegeben. Auch Gimel und Biere liegen Lac de Joux vom Lac des Rousses her auch als Orbe hunderts gegründetes Kloster in der Kolonisierung zu weit im Südwesten, während an der richtigen Stelle und sucht deren Quelle bei einem kleinen Einfluß in des Waadtländer Juras eine bedeutende Rolle spielte, die ganze Partie des Plateaus von Biere fehlt. Hier sind den Lac des Rousses. Heute heißt dieser Bach Bief verehrt doch auch Romainm otier denselben Kloster­ wieder größere Unstimmigkeiten. Die Aubonne ist als Noir. Auch der kleine Lac Brenet am untern Ende des gründer. S. Glodo (St-Claude) erscheint in unserem D' Aleman fl. bezeichnet, nach dem Orte Allaman an Lac de J oux ist bei Schoepf dargestellt, allerdin gs nicht Kartenblatt noch knapp rechts außen, wobei der der Mündung, während im Kommentar die richtige in seiner durch tekt onische Transversalverschiebung Raum bis zum Lac des Rousses zu sehr gerafft ist. L a Bezeichnung für den Fluß eingesetzt ist. Ganz allge­ bedingten seitlichen Verschiebung. Der Ortsname Le Dol az , die Dole, ist bei Schoepf in Bezug auf alle diese mein fällt auf, daß in der Waadt Karte und Kommentar Pont fehlt. Schoepf sagt im Kommentar, daß das Dorf Orte zu weit nach Süden gerückt, dagegen liegt sie weniger gut aufeinander abgestimmt sind. Eine Erklä• Les Charbonnieres ( Carboniere) beidseits des Engnis­ richtig zu S.Surgues (St-Cergue) und dem Ursprung rung könnte darin liegen, daß Schoepf hier nicht nur ses zwischen den beiden Seen liege, also auch das der Promenthouse, in unserer Karte P ormentauca fl. aufgrund schriftlich eingeholter Notizen und Distanz­ heutige Le Pont bezeichnet. Groß dargestellt ist das geheißen. Durch unrichtes Zusammenpassen der Teile angaben konstruiert hat, sondern bereits kartogra­ eigentliche Zentrum der mittelalterlichen Kolonisa­ nordwestlich und südöstlich der Dole-Kette hat sich phische Fragmente in seine Darstellung einbezog, die tion der Vallee de J oux, die um 1126 gegründete Prä• hier in unserer Karte eine größere Unstimmigkeit er­ mit den Ortsangaben und Distanzen, die im Kommen­ monstratenserabtei. Die Abbaye du Lac de Joux geben. Bei Schoepf gelangt man von St-Cergue über tar ihren Niederschlag fanden, nicht richtig zur Über• wurde 1542 säkularisiert und zerfiel rasch. Heute steht den (nicht eingezeichneten) Paß von St-Cergue in den einstimmung gebracht wurden. Die Verwendung kar­ im Dorfe gleichen Namens nur noch ein Turm. Raum Mijoux und St-Claude. In Wirklichkeit führt tographischer Vorlagen haben wir vor allem für die Auch der kleine Lac Ter bei Le Lieu ist zu groß, aber der Paß von St-Cergue nach Les Rousses-Morez­ Blätter 5 und 6 wahrscheinlich gemacht. Auch die dort lagerichtig eingezeichnet, was weiter auf gute Orts­ Morbier und weiter über den Col de la Savine nach erwähnten Karten von Jacques Goulart enthalten die kenntnis hinweist. Das phantasievolle, schloß- oder Champagn ole. In den Raum von Mijoux-St-Claude Dole, St-Cergue, Gimel und Biere. Es könnte also klosterartige Gebäude Domus Pontii et Sulpisini müßte führt dagegen der Col de la Faucille von Gex. Beide auch hier eine gemeinsame Quelle vorliegen, während der Lage nach bei Le Sechey gesucht werden. Es ist Pässe waren zur Zeit Schoepfs offenbar keine wichti­ die benachbarten Orte Saubraz, Mollens und Ballens damit die Klause jenes Eremiten Pontius und seines gen Übergänge, und es ist offensichtlich, daß die Auf­ aus einer andern Quelle in die Karte Schoepfs einflos­ Begleiters gemeint, der im 6. Jahrhundert von St­ nahmen zur Karte längs des Jurafußes im Südosten sen und an anderer Stelle lokalisiert wurden. Die Ver­ Claude her sich als erster im Tale niedergelassen haben und längs der Hochtäler im Nordwesten der Dole­ wendung heterogener Quellen könnte auch das zwei­ soll. Seltsamerweise spricht der Kommentar fol. 70 r Kette gemacht wurden, ohne daß die Querverbindun- malige Eintragen von Arzier erklären. '

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Blatt 13 Brugg Karte des Bernischen Staatsgebietes von 1577/78 von Thomas Schoepf, Stadtarzt zu Bern ..1 Blatt 14 Olten Herausgegeben von Prof. Dr. Georges Grosjean .... Faksimiledruck 1970-72 nach zwei Originalen der Blatt I 5 Solothurn Burgerbibliothek Bern und der Zentralbibliothek Zürich .... Nachgedruckt über die Kupferplatte ....a Blatt 16 St-Imier BibliophileDrucke vonJosef Stocker,Dietikon-Züricb ..1 Blatt 18 Pontarlier Blatt 15 Mouthe Blatt r 3

Dargestellt ist der östliche Unteraargau vom Hallwi­ Im bernischen Unteraargau nimmt die Zahl der Ein­ ler See im Süden bis zur Mündung der Aare in den zelheiten zu, und die Darstellung wird differenzierter. Rhein. Gut die Hälfte des Blattes nimmt das außerber• Die Höhenlage der Schlösser Brunegg und Habsburg nische Gebiet der gemeinen Herrschaft Baden ein, in ist angedeutet. In Lenzburg ist die Tallage der Stadt welcher Bern zwar Mitherrschaft besaß, aber kaum die und die östliche Kuppenlage des Schlosses richtig er­ Möglichkeit, kart ographische Aufnahmen durchfüh• faßt. Das Schloß Hallwil dagegen ist zwar in Tallage, ren zu lassen. Die Kenntnisse des Kartenzeichners sind aber nicht besonders als Wasserschloß gekennzeich­ daher sehr dürfti g. Die Verzerrun gen sind größer als net. Brugg zeigt eine gedeckte hölzerne Brücke, wie in in den mittleren Teilen der Karte. Eine hübsche und der Chronik von Stumpf (1548), während bei Merian fein gestaltete Schriftkartusche mit der Jahrzahl 1578 (1642) die steinerne Bogenbrücke erscheint. Zwischen deckt weitere Unkenntnis zu. In diesem Text entschul­ Mandach und Elfingen im unteren rechten Teil der digt sich Schoepf unter anderem für seine mangelnden Karte ist ausnahmsweise ein Wald angegeben: Brem­ Kenntnisse in der Darstellung des Wallis und Savoy­ garten sil ( va). Dieser Wald spielt in den militärischen ens als nichtbernischer Nachbargebiete. In der Graf­ Akten des 17. Jahrhunderts als zu überwachender schaft Baden und im Freiamt täuschen die große n, aber Grenzwald gegen das österreichische Fricktal auf einer nur sehr entfernt der Wirklichkeit entsprechenden nahe der Bözbergstraße gelegenen dominierenden Städtebilder von Bremgarten, Mellingen, Baden, Kai­ Höhe eine gewisse Rolle und dürfte wahrscheinlich serstuhl und Klingnau über die Leere des Kartenbildes schon aus ähnlichen Gründen die Aufmerksamkeit der hinweg. Immerhin sind die Lage der Städte zu den Gewährsleute Schoepfs auf sich gezogen haben. Heute Flüssen, die Brücken und der allfällige jenseitige Brük• ist der Name Brämgarten auf den Landeskarten kenkopf, so bei Baden und Kaiserstuhl, im Prinzip 1 : 5 o ooo und 1 : 2 5 ooo nordöstlich von EfE.ngen zu fin­ richtig erfaßt. Die zwei Rundtürme auf der Höhe bei den. Im übrigen hat die Karte Schoepfs die Ortschaf­ Baden stellen aber nicht etwa den «Stein » dar, sondern ten in diesem militärisch wichtigen Grenzgebiet des sind Signatur für den Landvogteisitz. Am getreuesten alten Staates Bern übel durcheinandergeschüttelt. So erscheint Kaiserstuhl mit dem jenseitigen Schloß Röt• findet sich Lyn (Linn) nördlich von Bözberg statt süd• teln und der teils offenen, teils gedeckten Brücke, die lich von Gallenkirch,dagegendas an der Grenze nörd• auch in andern ältern Darstellungen zu finden ist. Die lich von Bözberg gelegene Moenenthal(Mönthal) mit Stadtdarstellungen von Bremgarten und Mellingen dem bezeichnenden, auf eine alte Grenzbefestigung haben wenig charakteristische Züge. Bei Bremgarten hinweisenden Gehöft uf der LetZ# (Letzi) weit im Lan­ fehlt insbesondere die typische Lage in der Flußschlei• desinnern südlich Bözberg und Ursprung. EfE.ngen ist fe. Der für die alte Eidgenossenschaft so bedeutende südlich statt östlich Bözen angeordnet, und die Sissle Messeort Zurzach zeigt als Charakteristika zwei ne­ fließt nordwärts statt westwärts und macht von Bözen beneinanderstehende Kirchen, die kleinere Pfarrkir­ weg noch eine Schleife nach Elfingen, das in Wirklich­ che und die größere Kirche des Verenastifts. Das Ver­ keit in einem Seitental liegt. renastift deutet mit dem signaturenhaften Kreuz die katholische Kirche an, während die damals beiden Konfessionen dienende Pfarrkirche ohne Kreuz wie eine reformierte Kirche dargestellt ist. Im übrigen aber entspricht die lockere Gruppierung der Häuser von Zurzach nicht dem damaligen Bilde. Wenn Zurzach auch nicht befestigt war, so hatte es doch geschlossene regelmäßige Häuserreihen. Der Raum zwischen den Flüssen und Städten wird von groben, wenig differen­ zierten Hügeln eingenommen. Das Gebiet der Graf­ schaft Baden und das Freiamt, insbesondere auch die Stadt Baden selbst und der Höhenzug der Lägern sind in der zwölf Jahre vor der Karte Schoepfs erschienenen Holzschnittkarte des Zürcher Gebiets von Jos Murer meisterhaft dargestellt. Auch Bremgarten und Mellin­ gen sind hier vereinfachte, aber in ihren wichtigstenAk­ zenten getreue kleine Vogelschauansichten. Bei Brem­ garten ist die Lage in der Flußschleife erfaßt. Schoepf hat offensichtlich die Karte Murers nicht gekannt und für dieses Gebiet etwas viel Primitiveres geliefert. Blatt 14

Reich an Einzelheiten, in den großen Zügen korrekt, vorliegenden Ansichten gestaltet, allerdings ohne daß Verfügung. Der dicke Rundturm rechts ist der Zie­ auch in den Verzerrungen gering erscheint das Gebiet der Kartenzeichner die Örtlichkeiten selbst kannte. lemp, der im Norden der Altstadt an der Aare steht. des westlichen Unter- und des östlichen Oberaargaus. Aarau zeigt einen kurzen, zinnenbekrönten Torturm Dem entspricht gegenüber im Süden der Altstadt der Die Flüsse sind zahlreich, in ihren Verästelungen rich­ mit einer ungedeckten Brücke über die Aare. Hier große, freilich irrtümlicherweise als evangelisch ge­ tig wiedergegeben und mit Namen angeschrieben. Es handelt es sich in Wirklichkeit um den Torturm, der kennzeichnete Kirchturm links, zu identifizieren mit ist kein Zweifel, daß hier gute Gewährsleute Unterla­ auch auf der Vedute in Merians «Topographie» er­ dem Wahrzeichen Oltens, dem «Stadtturm», dem gen geliefert haben. Ein für gute Ortskenntnis be­ scheint und dessen kurze Brücke über einen in den ehemaligen Glockenturm der Martinskirche, aller­ zeichnendes Beispiel ist etwa der gegen Aarburg hin Stadtgraben einbezogenen Seitenarm der Aare führt. dings noch ohne den heutigen barocken Turmhelm. fließende Arm der Wigger. Allerdings geht bei den Auch auf der Vogelschauvedute von Hans Ulrich Der Kartograph hat aber von seinem Gewährsmann groben, schematischen Windungen der Flüsse und den Fisch dem Älteren von 1612 im Aarauer Rathaus sind gewußt, daß Olten auf dem linken Ufer der Aare liegt, nur angedeuteten kuppenförmigen flachen Hügeln die dieses Tor und diese Brücke zu sehen. Über die Aare und so hat er die Aare hinter Olten vorbeifließen lassen große klare Gliederung der Landschaft in parallele, führt hier aber eine lange, in ihrem Hauptteil gedeckte und dort eine signaturenhafte Brücke angesetzt. Von recht breite Flußtäler und langgestreckte Hügelzüge Brücke. Der größte Turm rechts in der Ansicht von guter Ortskenntnis zeugt die Darstellung der Grenz­ verloren. Auch die Wälder sind etwas sporadisch an­ Schoepf ist mit dem großen Viereckturm der « Burg verhältnisse und Burgen zwischen Olten und Aar­ geordnet, wenn auch in einzelnen Teilen auffallend vor der Stadt» ( « Schlößli ») zu identifizieren, der auf burg. Die Grenze führt über die Höhe zwischen der richtig, so etwa in dem großen Waldgebiet bei Trien­ der Südseite, gegenüber dem Tor nach der Aare steht. auf solothurnischem Gebiet gelegenen vorderen gen und im Waldgebiet zwischen Langenthal und Der vor dem barocken Umbau kurze Käsbissenturm Wartburg ( 18 70 zum heutigen Sälischlößli umgebaut) Thunstetten. Im ganzen aber gelang es dem Zeichner der Kirche ist bei Schoepf unmittelbar rechts neben und der Ruine der bernischen Wartburg hinunter an doch nicht, die großen Landschaftszusammenhänge dem Turm der « Burg vor der Stadt» zu erkennen. Der die Aare, allerdings in Wirklichkeit näher an Olten he­ herauszuarbeiten. Es scheint hier wieder eine Bestäti• Viereckturm links dürfte der Oberturm sein, der klei­ ran, wo in der «Chlos » aufbernischem Gebiet, hart an gung vorzuliegen, daß die Karte im Atelier aus einzel­ ne Rundturm zwischen den beiden großen Vierecktür• der Grenze die auch bei Schoepf eingezeichnete Richt­ nen isolierten Feldveduten und allgemeinen Beschrei­ men vielleicht der im Osten über die Ringmauer auf­ stätte war, deren steinerne Säulen noch heute von der bungen kompiliert wurde. In den Grenzverläufen ragende Pulverturm, der aber weder bei Fisch noch Eisenbahn aus sichtbar sind. Das Kloster St. Urban hat flossen dabei zwei recht schwerwiegende Irrtümer in bei Merian einen Helm, sondern einen offenen Zin­ mit seinen zwei Türmen wieder Signaturencharakter. die Karte ein: Wikon ( Wücken), Sitz einer kleinen lu­ nenkranz trägt. Aarburg zeigt in der Karte Schoepfs Der frühere Klosterbau, wie er in der «Topographie» zernischen Landvogtei, sowie das ebenfalls zu Luzern sehr treffend die Lage des Schlosses auf einem Berg­ Merians erscheint, weist keine Türme, sondern nur gehörige Triengen (Trenga)sind zum bernischen Ge­ sporn und nordwestlich zu Füßen das Städtchen zwi­ Dachreiter auf. Fehlerhaft ist auf unserem Blatt die La­ biet gerechnet. In der Darstellun g der Schlösser fließen schen Bergsporn und Aare. Allerdings hat das Städt• ge von Knutwil im Tal der Wigger und die Verlegung bisweilen die signaturenhafte allgemeine Darstellun g chen etwas viele Türme, die sonst auf älteren Darstel­ von Wangen bei Olten an die Aare gegenüber der und echte individualisierende Züge des betreffenden lungen, so in Stumpfs Chronik von 1548 und bei Me­ Mündung der Rot, also etwa in die Gegend von Fulen­ Schlosses ineinander über. So gerade bei Wikon, wo rian 1642 nicht zu sehen sind. Der große Viereckturm bach. Im Jura sind vor allem die strategisch wichtigen die zwei Türme mit den Fähnchen zur stereotypen mit dem Pyramidenhelm scheint der Kirchturm zu Burgen in der Klus von Balsthal und an der Mümlis• Signatur des Landvogteisitzes gehören, während der sein, der aber bei Stumpf und bei Merian ein Käsbis• wiler Klus (Falkenstein), sowie alt Bechburg darge­ östlich erscheinende Turm in seiner charakteristischen sendach zeigt. Bei Stumpf und bei Merian erscheint stellt. Auch die Ruine Urgiz (Vrgis), die am Weg vom Form und ein Teil des Palas dem wirklichen Bilde des dagegen der Rundturm mit Spitzhelm an der Nord­ österreichischen F ricktal nach der Staffelegg im 1 7. Schlosses Wikon entsprechen. Noch deutlicher er­ ecke des Stadtdreiecks an der Aare. Bei Schoepf ist in Jahrhundert in Gefahrenzeiten Standort bernischer scheint die Klitterung von Signatur und Vedute beim diesen Turm das Kreislein der genauen Stadtlage ein­ Wachtposten war, schien dem Gewährsmann Schoepfs Schloß Aarwangen. Der große Bergfried in seiner da­ gezeichnet. Einigermaßen richtig ist auch das gegen erwähnenswert. maligen Form mit Zinnenkranz und Walmdach- der Norden hin stehende Stadttor. Das Schloß Aarburg Turm wurde im 1 7. Jahrhundert umgebaut- sowie das zeigt ungefähr den Bestand, wie er bei Stumpf und Schloßgebäude geben einigermaßen das Aussehen des Merian erkenntlich ist: den Palas bau, einen großen Schlosses wieder, während die zwei flankierenden Viereckturm und einen Rundturm, freilich etwas an­ Türme mit den Fähnchen als Signaturen für den Land­ ders und lockerer gruppiert . Für Zofingen scheint eine vogteisitz beigefügt sind. Auch Biberstein zeigt in sei­ Ansicht von Westen vorgelegen zu haben, aber ohne ne mittleren Teil ohne Turm Anklänge an das wirk­ daß die einzelnen Türme sich anhand älterer Stadtdar­ liche Aussehen des Schlosses, während die zwei Flan­ stellungen eindeutig identifizieren ließen. Insbesonde­ kentürme mit den Fähnchen als Signaturen beigefügt re der Kirchturm, der in der Darstellung von Stumpf sind. Es ist interessant, daß diese Erscheinung gerade ( 15 48) dominiert, erscheint nur ganz kurz. Die Dar­ auf diesem Blatt deutlicher hervortritt, das die Signa­ stellung von Olten dürfte für die Arbeitsweise turenlegende enthält. Mit dieser Unsicherheit zwi­ Schoepfs, die sich übrigens von derjenigen anderer schen naturalistischer Darstellung und Signatur stellt Kartographen jener Zeit in dieser Hinsicht nicht un­ die Karte Schoepfs eine interessante Stufe in der Ent­ terschied, illustrativ sein. Es stand dem Kartenzeich­ wicklungsgeschichte der Kartographie dar. Die vier ner oder vielleicht unmittelbar dem Stecher offensicht­ Städtebilder des Blattes sind alle offensichtlich nach lich eine Ansicht von Osten von der Aareseite her zur Blatt 15

Im bernischen Gebiet ist das Blatt sehr reich an Einzel­ « Muttiturm » 1 534 neu erbauten Burristurm, dahinter heiten, wenn auch nicht fehlerfrei. Das Schloß Lands­ den ältern Turm des Bieltors. Damit enthält Schoepf hut steht - als schematische Signatur mit zwei Rund­ denselben Bestand an Festungstürmen wie die Abbil ­ türmen - auf einem Hügel statt in einem Weiher. Ger­ dung in der Chronik von Stumpf ( 1548), während die lafingen ist als Gerolftngenauf bernisches Gebiet ver­ Kosmographie von Sebastian Münster in spätem Aus­ legt. Der Inkwilersee wird von der Önz durchflossen gaben den Riedholzturm als Rundturm in großen und liegt zwischen Röthenbach und Inkwil statt west­ Buckelquadern darstellt. Schoepf verwendete für seine lich von Inkwil. Der Burgäschisee mit dem Ort In der Städteansichten auch ältere Vorlagen. Jedenfalls ha­ burg - offenbar Burgäschi - ist östlich Seeberg gegen ben die beiden auf Blatt 15 genannten Maler nicht jede Bollodingen hin eingezeichnet. Die Möglichkeit, daß Örtlichkeit im Auftrage Schoepfs neu gezeichnet . Sehr damit ein Sumpf in der Ebene der Önz bei Bollodingen schön erscheint in der Darstellun g Schoepfs östlich gemeint sei, scheidet aus, weil Schoepfs Karte den Ab­ des Bieltors im Innern der Stadt der Markt- oder Zeit­ fluß des Sees, wie beim Burgäschisee, als Seitenflüß• glockenturm mit seinem charakteristischen Turm­ chen der Önz wiedergibt. Eine interessante Einzelheit helm. Auch die ungedeckte Aarebrücke mit ihren zeigt der Grenzverlauf von der Jurakrete westlich der Pfahljochen ist individualisierend wiedergegeben. Da­ Klus östlich Niederbipp vorbei. Diese Grenz e wurde gegen fehlt in der rechtsufrigen Vorstadt der 1461 er­ 1463 gezogen, als Solothurn und Bern die seit 1413 baute krumme Turm an der Aare . Die Darstellun gen bzw. 1415 gemeinsam verwalteten Herrschaften Bipp von Büren a.A., Wangen a.A. und Gottstatt sind we­ und Bechburg unter sich teilten. Dabei wurde die Ge­ nig charakteristisch, mit Ausnahme der gedeckten richtsstätte geteilt, so daß bei Schoepf beidseits der Brücken von Büren und Wangen. Im Jura ist der Grenze ein Galgen eingetragen ist. Auch die Ruine der Raum mit Felswänden gefüllt. Nur das Dünnerntal Erlinsburg auf der Felsrippe westlich der äußern Klus ist angedeutet, wobei Welschenrohr (Ror) und hat der Zeichner erfaßt. Allerdings ist diese. vorgela­ Matzendorf, neben Laupersdorf die einzigen Ort­ gerte Felsrippe zum Hauptkamm des Leberenberges schaften, viel zu nahe beisammenliegen. Der untere geworden. Im Bucheggber g sind die Grenzverhältnis• Teil des Blattes wird von Maßstäben eingenommen, se gänzlich mißraten. Schnottwil, Biezwil, Goßliwil, die Aufmerksamkeit verdienen, weil sie die damaligen Lüterswil, Biberen und Aetigkofen sind fälschlicher• V erhältniswerte verschie dener Wegmasse enthalten. weise dem bernischen Gebiet zugerechnet. Die Unsi­ Dabei entspricht jeweils ein Abschnitt des Maßstabes cherheit dürfte vielleicht daher kommen, daß Bern im dem angegebenen Maß. Die oberste Skala enthält die Bucheggberg die hohe Gerichtsbarkeit ausübte und bernische Wegstunde ( 1ter pedestre unius horae) von 6 ooo auch die reformierten Gemeinden unter seinem Schritt (gressus)oder 3 ooo Doppelschritt (passus)oder Schutz hielt. Immerhin dürfte Solothurn über die 15 ooo Fuß (pes). Darunter ist die savoyische lieue Grenzziehung in der Karte Schoepf s nicht gerade (Leuca Sabaudica),gleichgesetzt mit 1 ¼ Wegstunden. glücklich gewesen sein. Fehlerhaft ist auch die Grenz­ Es folgen die gemeine deutsche Meile (Miliare germani­ ziehung bei Lengnau, das zur Landvogtei Büren ge­ cum commune)von 13/ 5 Wegstunden, dann drei schwei­ hörte, aber mit dieser territorial nicht vollständig zu­ zerische Meilen, die kleinste (Miliare helveticummini­ sammenhing. Das heute nicht mehr bestehende Breit­ mum), mittlere (Miliare helveticummediocre) und die holz, das bei den vielen hier nötigen Grenzausschei­ größte (Miliare helveticummaximum) von 2, z3/5 und 1 dungen zwischen Bern und Solothurn eine Rolle spiel­ 3 / 5 Wegstunden. te, ist deutlich und groß eingezeichnet, einer der weni­ gen mit Namen bezeichneten Wälder im Kartenwerk Schoepfs. Die unbezeichnete Ruine auf dem Felsen am Blattrand neben der Schrift « Badhus » dürfte der im Zusammenhang mit den Grenzausscheidungen etwa genannte Burgstall von Romont sein. Interessant ist die Darstellung von Solothurn. Es liegt richtigerweise eine Ansicht von Norden vor. Der hohe Kirchturm im östlichen Stadtteil ist der Turm des äl• tern Baus von St. Ursen. In der Nordostecke der Stadt steht noch ein älterer Viereckturm an Stelle des 1 548 erbauten heutigen Riedholzturmes als «Muttiturm» in großen Buckelquadern. Dagegen erkennt man den nordseitig flankierenden « Muttiturm » des Baseltors. Im Westen der Stadt gibt die Stadtansicht den als Blatt 16, 17und 18

Das Blatt 16 enthält nur im obern Teil noch Randge­ Nidau, das den Grenz verlauf nach der «triefenden fließt, während die Orte RocheJ ohan (Rochejean) und biete der Karte, insbesondere Biel und einen Teil des Fluh » am Jurafuß über den See hin weist. Das Tal von Mothioz (Mo uthe) südwestlich von Pontarlie r doubs­ Bielersees mit den angrenzenden Teilen des Juras . Das St. Imier ist nur noch rudimentär angedeutet, mit bloß aufwärts zu suchen sind. Mit dem Chasteau Misondürf• Gebiet am Bielersee ist reich an Örtlichkeiten. Schwie­ zwei Ortschaften , von denen St. Imier ohne Beziehun g te das strate gisch wichti ge Schloß vo n La Cluse et Mi­ rigkeiten scheint die Grenzziehung auf dem Tessen­ zum wirklichen Aussehen als Stadt mit Ringmauer joux, das spätere Fort de Jou x, gemeint sein, das aller­ berg bereitet zu haben. In diesem Gebiet war die Ho­ dargestellt ist. Das Kabinettstück des Blattes ist die din gs statt in die Klus oberhalb Pontarlier abseits in die heit zwischen der bernischen Landvogtei Nidau und Ansicht der Pierre Pertuis, des natürlichen Felsentors Karte eingetragen wurde. dem Fürstbistum Basel geteilt. Außerdem waren die mit der römischen Inschrift am Übergang vom Schüß• Im untern Teil enthält Blatt 16 zwei Hilfstafeln zur Grenzen zwischen den ganz zur Landvogtei Nidau ge­ tal ins Birstal. Hier ist noch viel eindeutiger als an an­ Karte. Die Gebrauchsanweisung zu diesen Tafeln hörenden Dörfern und Weilern Alfermee, Tüscherz, dern Stellen der Karte eine Ortsansicht weit übergroß konnte in französischer und deutscher Sprache in die Wingreis, Twann und Ligerz einerseits und dem Tes­ in das Kartenbild hineinkomponiert worden samt der Schriftfelder der Blätter 1 7 und 1 8 geklebt werden. Die senberg anderseits umstritten. Vom 15. bis 18. Jahr­ breiten Straße, die durch das Felsentor führt. Hier läßt beiden im Buchdruck gedruckten Texte scheinen hundert fanden zahlreiche Verhandlungen und Neu­ die Karte die Konsequenz vermissen, wenn man etwa gleichzeitig mit der Dedikation von Albrecht Meyer vermarchungen statt. Was aber die Karte Schoepfs den Maßstab dieser Straßenpartie mit der Miniatur­ der zweiten Ausgabe der Karte von 1672 beigegeben wiedergibt, ist nie Grenze gewesen, weder der Graf­ ansicht des Grimselwe ges auf Blatt 1 vergleicht. Es ist worden zu sein. Auf den Exemplaren der Schoepf­ schaft Nidau noch des gemeinsamen Tessenbergs. An­ indessen dem Kartographen unterlaufen, daß er die Karte, wo auf Blatt 7 die Dedikation Meyers fehlt, scheinend ganz willkürlich sind Preles (Bre!J), Dieße Südansicht des Felsentors gegen Norden gekehrt, fehlen auch die beiden Texte zu den Blättern 17 und 1 8. (Dessen)und Lamboing (L amblingen)samt der Mühle aber die römische Inschrift richtigerweise auf dieser Es sind dies vermutlich Exemplare der Erstausgabe (Muoleren)dem bernischen Staatsgebiet zugeordnet, Seite angebracht hat. Die Inschrift lautet ergänzt und von 1578. Wir liefern daher in der Faksimileausgabe während Nods (Noos) außerhalb liegt und die Grenze unter Auflösung der Abkürzungen: die drei Texte gesondert und überlassen es dem Em­ nicht wie die Tessenberggrenze über den Geschtler pfänger, die Textblätter, wie in den Ausgaben von (Chasseral) geht. Wollte allenfalls der Kartograph die NUMINI AUGUSTORUM VIA DUCTA PER MARCUM DUNIUM 1672, auf die betreffenden Kartenblätter aufzukleben doppelte Hoheit über den Tessenberg dadurch zum PATERNUM DUOVIRUM COLONIAE HELVETIORUM oder getrennt aufzubewahren. Ausdruck bringen, daß er einen (größern!) Teil des (Nach Howald-Meyer 1940) Die kleinere Tabelle auf Blatt 16 enthält die Zeitglei­ Gebietes zu Bern, den Rest zum Bistum schlug? Liegt chung. In den zwei Kolonnen Longitudinis Gradus/ etwa ein ähnliches V erfahren auch der bei Blatt 1 5 be­ Dem göttlichen Wesen der Kaiser Minuta sind Grade und Minuten geographischer Län• sprochenen Grenzziehung im Bucheggberg zugrun­ (zu Ehren) hat Marcus Dunius Paternus, ge aufgeführt, in den vier Kolonnen Horarum Min./ de? In der Darstellung der Stadt Biel hat man Mühe, Duovir der Kolonie der Helvetier, Sec. / Ter. / Quart. sind Minuten, Sekunden, Terzen die Elemente des Altstadtbildes zu erkennen, obschon diese Strasse angelegt. und Quarten der Zeit eingetragen, um welche in den sie offensichtlich vorhanden sind, aber in ihren Pro­ betreffenden geographischen Längen die Sonne früher portionen verschoben. Am ehesten scheint eine An­ Die Douviri, «Zweierherren», waren die kollegial am­ auf- und untergeht als am rechten Rand der Karte. Die sicht von Nordosten vorzuliegen. Das Tor mit dem tierenden höchsten Beamten der Kolonie römischer erste Angabe betri{ft 27° 30'. Selbstverständlich sind Ortskreislein wäre somit das Obertor. In der Verlän• Bürger in Helvetien mit Sitz in A venticum. Die Pierre die Angaben in Sekunden, Terzen und Quarten der gerung der Obergasse, etwas links, stände dann richti­ Pertuis galt schon in der Renaissancezeit als Sehens­ Zeitmessung eine theoretische Spielerei, da ja die prak­ gerweise der Turm der Stadtkirche. Das Untertor würdigkeit. Die bereits damals sehr stark verwitterte tischen Möglichkeiten der Zeitmessun g diese Genau­ scheint zu fehlen, und die Neustadt südlich der Schüß Inschrift ist aber falsch gelesen worden. Nur die ersten igkeit bei weitem nicht erreichten. wäre hinter der ältern Stadt verdeckt. Der dicke kurze Buchstaben der Abkürzun g entsprechen den Initialen Die größere Tabelle auf Tafel 16 enthält in ihrem lin­ Rundturm rechts des Obertors müßte als Rotschetten­ der ersten Worte des Textes. Dieselbe Darstellung der ken Teil die Länge des längsten Ta ges (longissimi diei) turm gedeutet werden, der dabei stehende Rundtu rm Inschrift, allerdin gs auf der richtigen Seite des Felsen­ in Stunden, Minuten, Sekunden und Terzen in ver­ der in perspektivischer Verkü rzung falschverstandene tors, findet sich auch noch in der «Topographie » Me­ schiedenen auf der Karte vork ommenden geog raphi­ und unmittelba r daneben gesetzte halbrunde Turm am nans. schen Breiten (L atitudinis Minuta) vo n 10 zu 10 Minu­ Westende der Ober gasse. Die nächsten, um die Eck e Gewisse Anklän ge an die Wirklichkeit dürfte die Ab­ ten , vo n 46° 10' bis 47°30'. Der recht e T eil der Tabelle stehenden Tü rme müßten die Rosiustürme sein, der im bildung des Chasseral (Geschtler) aufweisen. Die bei­ Gnomoniset Umbrae enthält Wer te zur Err echnun g der Innern der Stadt stehende Turm der Zeit glockentu rm den flankierenden Felstü rme, die bewaldete Schlucht Höhe senkrechte r Gegenst änd e oder Baut en aus der üb er dem ehemali gen Schmiedengaßt or. Bei Nidau und die sich darüb er erhebende kahle Krete erinnern Länge des Schatten s am längsten Tag am Mitta g bei glaubt man weni gstens den mächti gen viereckigen an den Blick vo n Villeret oder vo m Mont Soleil du rch vers chiedenen geog raphi schen Breiten vo n 46° 10' bis Bergfried des Schlosses zu erkennen. Di e üb rigen die Combe Grede nach der Chasseralhöhe. 4 7° 30'. Di e den geog raphisch en Breiten zugeor dneten Tü rme scheinen alle zum Schloß zu gehören, der Die Blätter 1 7 und 1 8 enth alten nur noch sehr weni g Winkel werte in Graden, Minut en, Sekund en und Ter­ zinnenbek rönte Viereckturm in der Vo rde rfront Topog raphie, die summarische Darstellun g des Val de zen sind so errechnet, daß sie sich zu 60° so verhalten könnte das falsch verstandene Brückentor sein. Eine Travers mit ganz weni g Ortschaften und den Talver­ sollen wie die Schattenlän ge zur gesucht en H öhe. interessante Einzelheit, die in fast allen spätem kart o­ lauf über Pontarlier nach der Frei grafschaft, wo eine graphischen Darstellun gen von Nidau erscheint, Ortschaft Mothioz und ein gleichnamiger riesengro­ fehlt bei Schoepf. Es ist die eherne Hand, ein 1472 ßer Berg dominieren. Diese Gegend ist so zu interpre­ durch Vertrag beschlossenes Grenzzeichen im See vor tieren, daß der Doubs von Pontarlier nach Norden I

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MENSVRASIT NERVM PEDES:

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Zl · \0. 4t- 1 r- 40· 8· ll· 4)' · Zf· f8· 1 G ..l _- 28 · l· 49 1Z· St~30 10 . ---- -· -- Z8· ZO · z. t7· 8· 34 ..l ~ . - - - - - "3 5'0· t 5'- 40· 5'0 '36~ E -_ 5'0· zr- Z8· O· ))~ ;~-=~>~~~t . - z )' - - . --- - .· Z8· 30· Z · 44. 14· / :_::·_:_:=·: 111 -_--: > _j 0 Z8 40· J . tZ· O· 5"J· 15'· 41· )) · z - ~ - )) ' Zf. j4· ~- z_ o+; ' to Z8 · J· 4z!1. .. 5'0· 39· ZJ'· 15" ?\/ : ·- 47Gr·- O· 15' 4Z· l 5'· z7l.: Zf · 40. )' Z8 · -,}/{ j Z9 · 0- 1· 6 '5T zr-j z 'I . - - z 9· 10 · 4· l 14 · 17 gf -- )'· l 5'- 4Z· s-; ) · Z,- 46. 7- )) .1.. r7 ! ·._.-_ 3 Z9· ZO - 1'· 1· 4Z - ~ nl t j', z --- t 0 · 4l 40 · t8i 10· 25'- 5'Z· 10· zz..- Z9· 'JO· 5' Z_9· 8- ,43.,. z 3 .. - z9 . 40 , 17 j:. 5'· JG· '34 lj" 15'· lJ. 44· ZZ· 44· tf · ZS'· 5'8· tZ· 5'0· : z O· o . .- -·--. - --- Z9 · ro· G Z4· 15' - ZO· )· 9.L -· - ZO· zG . 17..L j0 · Q ; 6· 5T Z5". 4'J· 15'· 45'· 4· 15'· z - ; - )0 10· 7· 18· 5'1· Z5'ß . - - lf z 5'· 15" 45' 47· 35'- Zf · z6. 10· 17- 44~ '30- ZO· 7· 1. 7. 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Vous pourres auffitrouverparmeme moyenla latitude de chaque lieu(qui eft l'elevntion du poleanrcgarddudit lieu,) fi vous eftendesegalem& le filetfur les coftes de Ia charte,prenant garde,que les deux bouts dufilet fe rencontrent für memes nombres,tant du cofte d'Orient que d'Occident. A yantainfi trouve 1alongicude d'un, ou de plufieurslieus: de 1aon peut foucouehe plutoft en vnlieu qu, en vn aurre : ltem de combien de minutes ou parties d'heure,la conjunll:ion (ou au concrairer oppofition)du Soleil & de JaLune ., fe faill:pluftoft, ou plus car.d.en un 1ieu,qu,en rauere. Pour lefquelleschofes nous avons drefse une desdeuxrables cy detföusmifes.af~avoircelle qui eft a 1amain fene­ ftre; Ie tiltre .delaquelle efr, TABU LA LONGlTUDINIS, c~efta dire ,la cabledela longitude; l'ufage de laquelle eft tel. Premieremcnt ayant trouvele nomhre de 1alongiwded'un des demt lieus,que tU veuxconferer enfemble; cerche lemefme nombrc tan.t esdegres qu' ~s minutes en 1a premiere efcheileoucolomne deladicle premiererable, aucoftefeneftre (Cl!!,.efi quelquefois tune trouue ledia nombre precifement egal poürle recrard des minuces,w te pourras facilement egaler) Visavis du dilt premiernombre tu trouueras amain dextre esefchelles fuivames, quarre au­ tr~ nombres,le premier defquels fignifie les minuccsdes heures; & le fecond, lesfecondes: & le tiers, les cierces:& le quacriefme,les quartes. Faictes en aucantde l'aucrelieu. Puis foufiraisle plus petit rtombre du plusgrand. Ce qui reftera, foicen degres,minutes,fecondes &c te monfu-era1a diffe­ rence du temps. Pour exemple; 1alongitude de 1aville de Berne eß:z.9. degres & 10 minutes: Cerche le nombreenla table de Ia longirude, & tu u-ouverasvis avis d'iceluy tirant vers 1amain dextre, en premier lieu 4. minutes: en fecondlieu 34. fecondes: &au croifieüne17. cierces, & au qua­ trieme 8f quarces.Cercheauffi pareillementla longirude de Laufanne quieft de 2.0.degres& 10. minuces& vn peu plus: enla meme table vis ~ vis de ce nombre,mcrouueraspremierement uneminuce: en fucond lieu4.9.fecondes: & au troifieme 42. tierces~&au quatrieme 51; ! quartes: Sou­

rrais ce dernier nombre du precedenc,quieftle plusgrand; reftcnt z~minuces d'uneheure;44. fecondes:.34.derces& 76 ;' 0 quartes.D'autant plütoft fe leue &fe couchele Soleil (&auconcraire d'autant plus tard la conjunltion, &aucresafpells du Soleil &dela Lunefe font)a Berne, qu'a Lausäne. On peutauffi cognoiftre plufieurschofus par le moyen de la latitude ou elevation du Pole: Maispremierement, on peuc f(iavoir,en quel lieu que ce foirIa orandeur du plus long jour, quieft quand le Soleil eftparvenu au premier poinll: de Cancer.Ainfi fert 1a premiere partie de 1afeconde ca­ ble,qui eftlarabledelalaticude:l'infcriptiondecell:epremierepartieeft: Longijfim,eDiei; C'eftadire du plus Iong jour: l'ufage de laquelle eil: c:ommedelacable precedente. Carayantcrouuelcnomhre delalatitudedequelquelieu,(commenousavonsenfeigne) fauc cercher le mefme nombre (tanr.en degres,qu'enminuces) au cofte feneftre de ceile table du pluslong jour,puis regarderquels font Ies quarre nombres fui vans vers 1a dextre: le premier defquels cancient lesbeures: le fecond,lesminutes,Ies ciers,les fecondes &le quatriefme. Ies tierces Iavec leurs fragmens. Ces qm, re nombres derniers monftrenc quelleeft 1agrandeur du plus longjour, en ce lieu la. . D'avantage lafeconde parcie delatable de latitude, 1aquelle partie .eftinticulee. GNOMONIS ET UMBR~: c'efl:a dire du Gnome (quieft une aiguille drefsee &: erig~ perpendiculairemet) & deFon_ ombre apprend de ~rouueren tous ljeusau plus gra~d jo!1r1a hauteur perpendiculairc de quelquechofe, que fe fo1tpar le moycnde fon ombre a mJdy: en procedantamfi. En 1aprem1ere efchelle, qm eft a feneftre, enla table du Gno­ me & de fon ombre cerche 1enc5bretant en degres,qu' en minures,dela vraye elevarion du Pole,oulatitude du lien, que tu auras crouueeen 1a char­ te. P~is regarde vis a :visdu dill: n?mbre, les quatre ~ombresf~i vans amain dextre, qui fo~cauffi par~illement diftingues en quarre cfch~lles, le prcmier defqu~lsconnent de de_gres;lefocond, les mmu~es:!et1ers, les fec~mdes:& le9uatr!efme, les t1ercesavec leurs fragmens. Tout amfi quc ces quarre dermers nombres fecomparent & foncproporuones envers 60 .. amfi auffieft i1de 1ombrecnvers fon Gnome. Prendant 1a mefure de l' ombre avecteile forte demefure qu'il te plaira. Puis felon Ja regle des trois proportions pofe cn premier lieules dicls 4. nombres, que mauras trouues en 1atable du Gnome & de fon ombre. Puis enfecondlieu,Ie nombre der ombre que tu auras mefuree. & en croifiefmelieu, pofe 60. lc quatriefmenombre, qui en proviendra„te monftrera, quelle efl:lahauteur dela chofe donc cuavois premierementmefure l'ombre. Pour Exem­ ple: la latitude de Berne eft 46. degres & 54.minutcs: lequel nombre je cherche en la premiere efchelle du Gnome & de fon ombre: Et pource qu'il n'y eft pas precifement, apres a voir tout bien calcule pour le juftifier, fur 1adilte table, je crouuequ' au plus grand jour r ombre de 1aTour, du grand Temple dela Ville„a midy eft proportionee, Com.m.eeftle nombre de is! : envers6o. Puis je mefure l'ombre de le dill:e Tour par pieds non vulgaires, mais telsqueno~arcifansontdecouftumed'ufer, defqucls j'en trouue85¼. Et apres je disainfi 2,5:! haillenc 85f.comhien donc m'en baillcront 60 ~ Or apres quej1' ay multiplie le fecond nombre (a f~avoir 85;.) par le croifiefine(qui eft 60.) je troune suo. Puis je divife ce qua­ ·triefme nombre (a f~avoir5110,) par le premier (a f'iavoir 2.j! ! . lors les zoo. quien font produits monflrent que 1adill:e Tour ade hauteurjufqu•a11 toill: zoo.tels picdsdQnt fe ferventnosanifans. Ainfi dois-tuproceder encoute autte chofe, e11 quelque lieu que tu voudm. ~ttt~ert!ert«;t btf er ~cint>tctff dettf4m6t etnem ffetnenftngan91 wte bie 3 uge5raucfienfepe. '1)ifeCanbtafttlmJ,alm~on tlibasang gegm2tuffgangbcr Sonnm. 30. gmtinea:-cmtfct,ma,dl/\;ona,ft., tag gcgm a,,unad,t 10. bttcn dn jcbetbut dn Stunb ~nb 36'.. mmucm jufjwcgs.1»nb biewcil burct, bife fomi i,nb füfurbcr ~affelcn fittifd,atftcn1 <6rcn~cn angcl,cnd't1 fo finb biefelbigm~Ue t,on. ~cmcr l:)aif d)afftaufjgcf d)riben burd) ~iegcbrod)ne ober gepund'tttefd)w,u~t3e Cfnicn, J.eint&.jcgUct,cn Pl4'3t& ttd,u lmgt/ ~a& ijl wie"itl dn .Ort ober ba&anber md,r gegm21,uff gang obtr n~ bagang baSonncn ligcI folt alfo crlebmea:wcrbcn:~cud} ritt E,ct,nür"b~ gldct,e~abl bc&oberen ""b t,nbcr,n port& fo lang.,biß bas gfud,te.Ort mittm »nbcrbit foct,nurf alt! barau6 magff bu crlcbmcn1wic'>itl fmbcrober fvabta ein .Ort »or bemanber12'.utfgan3 ober rtjbagang1 jinfhrnufTm '>nbanbert Afpe .llen babc; ntmlict, .alfo: J.er~lict,fuct, bcy~cr ~!tm rcct,~lcngc; bcrcn afunb.cne 5ablen fud)in btni mbm gc~tm ~'1ffdin; wc~ d,cs bm~t~l batLong1cud1ms Tabula, in bemtrffcn "nb anbtrm 1.lcnttrlin ~ur linct=mbanbronb bargcgtn "be~ finb.cjlgegen bn: rcd)un banb ~U/\)fcranbtreltmtcrlin; , 'Jn bemerffcn ftnb bcr Stunb a')inuun1 im anbercn biefecunden: im brittm bieur~cn I ""b im l'iatm bit quartm (4ttibtfeiner broct,ncn ~aJ,1; bicfedne& feben ..Ortscrfunbcne 5"1,ltn ~~ \'nb~ c!nt bat. 'Jn gldct,crgjiale magtint~ jtbm pla~c&brtittt bbtr Elevation Poti cdcbmct wtr~m; 1i amtict, 4tfö: ~tud) tin E5ct,nurgegen bcyben.Sducn1»btr s1cict,e~ab1;folang bif, ~tr gcµict,tcpl'1~mitr.tn in bieSd,nur f.1lt:1alfo ba.ffbann bcfj(U,tgmpla~ct\Poli J.,obe1bar4utf mag tin jcbt 0onntnl'Ol}r auffgcrid,t werben; t& mag baraufi aud, atcbmct wttbm im eomnur1 wann btrm.onat &mbt bariii bic Sonn im erffcn(6~.ie> ~161.\..rfflü~'!ßlz~ wiel.'icl 1.tng~~ -b~ tmgjle ~g an tinttn .Ort bann im anbacn i1f;,.,nbb.ar~u bienct J,ierbey ba& anget,cncft U..4T? felin;ba&inciculiert iff; LongiffimreDiei: "nb ba&crlcl.,rnct man in aUti:form "nb wcifJauß ~ifffli '[':äjf(lin/ wie man obengtltbrnet ))at ~ußLongicudinis Tabula, wie"icl ·fr4bct obc~fpcbtc~ tim.Ort obcs:beni +inberenbit Sonn ~ufpober nil)agebt. J.ebman bcmfctbigcn'itag autf a,itMg1!dt1fo 1nan:tint& .Om Poli bol,c1,at,,.&n man ~ufftint& fcbcn"tliP _gtrid)ttttn bingt\ fd>4ttml ba&maß feinerrtd]tcn l,obetrlinbcn1 ~nb bemtbu alfo: ·terflUct,fuct, itt bcm ~af? fclin ba&ba irniculiertiff Gnomonis & umbrre, in bcmcrjim 1.tenudin 3ur lincfcnbanb bic ~al,l bcr elevation . Poli bctftlbigcnplat;t&/ ""t,ba bannenfftacf& gegenbcr rtd}ten banb ftnb 'l'icr1\.mttdin1 bit balttnb in ftct, gradus, minuca, focunda,"nb certia fambt feinen b.md,m1~it balun~ fict,Allwegm gegen 60, wie be~6d}attm ftdJ baltti:auff m.uasgcgm t,em tcngjlcn ~ag gcgmjeine~ Auffgcrict,teun 1.!eibt\ J,oJ,c. ~crbalbm fo mifltll\'tni\ m .ittag ilf btn SdJattmmit wtlct,cdtr©lfJ bu 'Wilt1\mb al&~annproce.dier naitl brin,gmb 60, ~ifec,o. mulciplicier ict,mit btn 85 ! • fo t(,fiitt 5no. wcld}tid., dividjer mit bcn 2,5.<6rab 'l'nb 33, a,tnurm/(o bring,:t$ .l,oo.Wctdfct,ill,. -Vnb ba$ iff bc$1\irct,tl}urnt\gan~tboJ,t "om~obtnAn biß an bat\ Cact,;bic fct, ffhbrncct,ab auj bemSd,attm.iuffbm lcngflm '[:ag ~ a',imig ~dt~urct, ba~1baßidJ auß bifee Canbf~a1fclm .dnc&fcbm.Orts Poli bobt erld,mtn tbun:. atfomagff bu procedieren ""b ba$t.aud} ,utber\\ noct, "iet mebr;nie nobi 4'llt$ !Uet3ebtm1ald,mm-»nb c~n~ism an w4ct,em.OriC$ ~~ gef4d1".