Reconquista oder Das Schachspiel kehrt zurück!

1978 2008

Festschrift zum 30. Jahrestag der Gründung einer Schach-Arbeitsgemeinschaft in der Schule von Löberitz am 4. September 1978 von Konrad Reiß

Mit einem Zitat des Alt-Bundespräsidenten Dr. Richard v. Weizsäcker für die „Löberitzer Schachchronik“ und der schachhistorischen Studie „Lucena zurückerobern“ von Fritz Hoffmann 1 Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. A.

schreibt sich nach einem Gespräch über die Nachwuchsarbeit der SG 1871 Löberitz anlässlich seines Arbeitsbesuches zur Organisation der Flutopferhilfe am 18.10.2002 in Bitterfeld in die „Löberitzer Schach- chronik“ 1 ein:

„Schulschach ist wertvoll und förderungswürdig ...“

Bitterfeld, am 18.10.2002

Vorbemerkungen

1 Konrad Reiß , Löberitzer Schachchronik, 2002 – 2, S. 143 2

Als im 13. Jahrhundert n.Chr. die Spanier die Iberische Halbinsel nach einer fast fünf- hundertjährigen Besatzungszeit von den Arabern zurückeroberten, war es für die Nachwelt so bedeutsam, dass sich die unter der Bezeichnung „Reconquista 2“ laufende Operation zum geflügelten Wort entwickelte. Auch für das Schach in Löberitz war es 1978, also vor nunmehr dreißig Jahren, äußerst wichtig, dass der fast erloschenen Schachtradition wieder neues Leben eingehaucht wurde. Erinnert sei an die Bedeutung, die der 1871 entstandene Löberitzer Schachklub als Gründungsverein des „Deutschen Schachbundes“ und des „Saaleschachbundes“ im 19. Jahrhundert hatte. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde es ruhiger und auch nach 1945 blieben die unterschiedlichen schachlichen Aktivitäten ohne Nachhaltigkeit. Es wurde Zeit, sogar höchste Zeit, dass das Schachspiel zu einer „Reconquista“ ausholte und sich altes Terrain zurückeroberte. Diese Entwicklung gipfelte in solchen Erfolgen wie Teilnahmen an DDR- Meisterschaften und Deutschen Meisterschaften durch Ina Schleiss, Sabine Kaspar, Nicole Nentwig, Rebekka Reiß, Stephanie Reiß, Konstanze Reiß, Viktoria Reiß, Pauli- ne Mertens und Nicklas Braun Die Basis für das entstandene Niveau war über dreißig Jahre eine ständige Nachwuchsarbeit und darüber soll diese Festschrift berichten.

1985 wurden die Ju- biläumsgrüße wäh- rend einer Rennsteig- wanderung der Löbe- ritzer Mädchenmann- schaft von Wilhelms- thal zum Inselsberg eingeübt und können in diesem Jahr end- lich vorgezeigt werden

2 Reconquista ist die spanische und auch portugiesische Bezeichnung für die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch christliche Nachkommen der Bevölkerung des Westgotenreichs, nachdem im frühen 8. Jahrhundert aus Nordafrika kommende muslimische Eroberer, wie Araber und Berber, das Westgotenreich vernichtet und die Iberische Halbinsel unterworfen hatten. Als der entscheidende Wendepunkt im Kampf zwischen den christlichen und den muslimischen Heeren gilt die Schlacht bei Las Navas de Tolosa am 16. Juli 1212, in der die Truppen der verbündeten Königreiche von Kastilien, Navarra, Aragón und León sowie französische Kontingente unter Alfons VIII. die Almohaden unter Kalif Muhammad an-Nasir besiegten.

3 Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft

Mitte der siebziger Jahre entwickelte sich in Zörbig die dortige Schulschachgemein- schaft zu einer der im Nachwuchsschach leistungsstärksten Vereine des Bezirkes . Das vom Übungsleiter Konrad Reiß angewandte „Pyramidiale System“ brachte sport- liche Erfolge. Und so kam es in mehreren Nachbarorten, wie zum Beispiel in Spören (Joachim Neubert), Stumsdorf (Ottokar Dwarsuck) und auch in Löberitz zu Gründun- gen von Arbeitsgemeinschaften.

Gründungstag in Löberitz war Montag, der 4. September 1978. In der Löberitzer Schachchronik steht folgender Vermerk:

Initiator war der aus Zörbig kommende 24-jährige Übungsleiter Konrad Reiß, selbst ein gebürtiger Löberitzer. Innerhalb kürzester Zeit und in Verbindung mit der Schulleitung konnte eine große Anzahl der Löberitzer Schüler für diese Gemeinschaft gewonnen werden. Immerhin fanden am 18. September 29 Kinder den Weg zur ersten Trainingsstunde in dem Raum 5 der Schule. Natürlich konnten in der folgenden Zeit nicht immer so viel Teilnehmer gezählt werden, aber letztlich bildete sich ein Stamm von 15 Kindern her- aus. Zu diesem Stamm gehörten unter anderen Thomas Richter, Lars-Guido Hauch- witz, Ines Stenschke, Stefan Hampel, Sabine Kaspar, Anke Schilling, Doreen Kobelt, Ricarda Beyer und Carsten Daus. Diese nutzten dankbar diese neue Art der Freizeitbe- schäftigung. Durch regelmäßiges und intensives Training zeichneten sich schnell erste Erfolge ab. Deutlich wird dies schon bei der Kreis- meisterschaft im Okto- ber 1978, als Sabine Kaspar in der Alters- klasse 7/8 den ersten Kreismeistertitel für die noch junge Gemeinschaft erkämpfte. Viele Unternehmungen ließen die Gemeinschaft zusammenwachsen.

4

Gewachsene Stärke bewies auch der Sieg von Thomas Richter beim Simultan gegen den Jugendkreismeister Uwe Bombien. Eine der jungen Teilnehmerinnen, Ines Stenschke, berichtete darüber:

Uwe Bombien

Hervorzuheben ist auch der 1. Platz der Schülermannschaft vor Gastgeber Zörbig und Stumsdorf bei einem Turnier, welches im April 1979 stattfand.

Die siegreiche Löberitzer Kindermannschaft v.l.n.r.: Carsten Daus, Lars-Guido Hauchwitz, Ines Stenschke, Sabine Kaspar, Peggy Kobelt und Doreen Kobelt 5 Diese Entwicklung setzte sich in der folgen- den Zeit fort. Simone Erhard und Ines Stenschke gewannen im Juni 1979 erstmals Goldmedaillen bei der Kreisspartakiade.

In den folgenden Jahren waren die Kreis- spartakiaden des Kreises Bitterfeld, spä- ter auch die Gemeindeverbandsspartakia- den des Gemeindeverbandes Zörbig und die Bezirksspartakiade des Bezirkes Halle Tummelplätze für die jungen Löberitzer Schachspieler. Besonders erfolgreich waren meist die Mädchen. Es dauerte nicht lange und die Löberitzer bestimmten das Leistungsniveau des Kreises Bitterfeld.

Kreispokalsieger der weiblichen Schüler v.l.n.r.: Hintere Reihe mit Katrin Er- hard, Doreen Kobelt und Simone Erhard und vorn stehen Ines Stenschke, Peggy Kobelt und Anke Schilling

6 Von Anfang an: Öffentlichkeitsarbeit

Ab 27. März 1979 informierte ein Schaukasten im oberen Flur der Schule mit einem kleinen Magnetschachbrett über die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft und auch durch die ständige Teilnahme an der Schulmesse konnten die Kinder an das Schach- spiel herangeführt werden.

Schaukasten in der Schule

Messeexponate der AG Schach

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Die Arbeitsgemeinschaft am 9. April 1979 vor der Schule

Die Arbeitsgemeinschaft im Schuljahr 1980/81 vor der Schule

8

Die Arbeitsgemeinschaft im Schuljahr 1981/82 vor dem Schulpavillon

Antrag auf Nutzung der POS „Willy Sachse“ für Schachver- anstaltungen vom 20.11.1984

9 Das allerwichtigste bei der Arbeit mit dem Nachwuchs: Übungsleiter und Betreuer

Im Jahr 1980 übernahm Thomas Richter eine zweite Trainingsgruppe. Später kam noch eine von Sabine Kaspar geleitete dritte Übungs- gruppe hinzu. Auch nach ihrem Weggang wurden bis 1989 drei Übungsgruppen mit drei oder mehreren Ü- bungsleitern betrieben. In der Wendezeit wurde es noch einmal eng, denn für viele standen andere, existenzielle Probleme im Vorder- grund. Doch die Nachwuchsarbeit kam aus dem Tief wieder he- raus. Es ist schwer die nachhaltigen Leistungen der einzelnen Übungsleiter nachzuwei- sen und sicherlich auch nicht so bedeutsam, wichtig ist allerdings, dass sich in einem Verein ständig ehrenamtliche Übungsleiter finden, die das umsetzen. Erwähnenswert waren über all die Jahre auch die Betreuer, ob es die Eltern oder Groß- eltern der Kinder waren, oder auch Spitzenspieler, die zum Beispiel bei zentralen Meisterschaften zum Einsatz kamen. All diesen sei gedankt.

Übersicht über die Übungsleiter und Betreuer

Schul- und Übungsleiter Fahrer und Mannschaftsbe- Wettkampfjahr treuer 1978/1979 Konrad Reiß 1979/1980 Konrad Reiß Willi Kaspar 1980/1981 Konrad Reiß, Thomas Richter Willi Kaspar, Ernst Schilling 1981/1982 Konrad Reiß, Thomas Richter, Sabine Willi Kaspar, Manfred Ko- Kaspar belt, Adolf Stenschke, Horst Daus und Ernst Schilling 1982/1983 Konrad Reiß, Thomas Richter, Sabine Kaspar 1983/1984 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Andreas Weiß Bombien 1984/1985 Konrad Reiß, Anke Schilling, Steffen Heiko Thomaschewski Richtscheid, Andreas Daus, Katrin Er- hard 3 1985/1986 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Heiko Thomaschewski, Karl- Bombien, Andreas Daus Heinz Erhard 1986/1987 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Heiko Thomaschewski, Karl- Bombien, Andreas Daus Heinz Erhard 1987/1988 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Heiko Thomaschewski Bombien, Andreas Daus, Anke Schröder

3 AG in der unter der Patenschaft der damaligen Volksbildungsministerin Margot Honecker stehenden POS „Max Nitzer“ Großzöberitz 10 1989/1990 Konrad Reiß Heiko Thomaschewski 1990/1991 Konrad Reiß, Thomas Richter, Anke Heiko Thomas chewski, Uwe Schröder Bombien, 1991/1992 Konrad Reiß, Thomas Richter, Heiko Thomaschewski, Uwe Bombien, 1992/1993 Konrad Reiß, Thomas Richter, Heiko Thomaschewski, Uwe Bombien, 1993/1994 Konrad Reiß, Thomas Richter, Nicole Heiko Thomaschewski, Uwe Nentwig Bombien, 1994/1995 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Heiko Thomaschewski, Antje Bombien Thomaschewski 1995/1996 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Bombien 1996/1997 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Thomas Bombien Bombien 1997/1998 Konrad Reiß, Thomas Richter , Uwe Bombien 1998/1999 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Bombien 1999/2000 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Andreas Daus Bombien, Constanze Jahn 4 2000/2001 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Andreas Daus Bombien, Constanze Jahn 2001/2002 Konrad Reiß, T homas Richter, Uwe Andreas Daus Bombien, Constanze Jahn 2002/2003 Konrad Reiß, Thomas Richter, Uwe Andreas Daus, Gerald Er- Bombien, Constanze Jahn hard, Matthias Flegel, Bernd Gaus, Heiko Schiefke 2003/2004 Konrad Reiß, Thomas Richter, Cons- Uwe Bombien, Andreas Daus, tanze Jahn Matthias Flegel, Jürgen Kunze 2004/2005 Norman Schütze, Martin Schuster, Konrad Reiß, Uwe Bombien, Thomas Richter, Constanze Jahn Andreas Daus, Jürgen Kunze 2005/2006 Norman Schütze, Martin Schuster, Jürgen Kunze, Uwe Bom- Thomas Richter, Constanze Jahn bien, Konrad Reiß 2006/2007 Norman Schütze, Martin Schuster, Tho- Jürgen Kunze, Gerd Eltze, mas Richter, Gabi Braun, Constanze Jahn Uwe Bombien, Konrad Reiß 2007/2008 Thomas Richter, Gabi Braun, Ronny Jürgen Kunze, Gerd Eltze, Via- Trojahn, Martin Schuster, Constan ze cheslav Bolshakov, Uwe Bom- Jahn bien, Konrad Reiß, Holger Pröhl 2008/2009 Thomas Richter, Gabi Braun, Ronny Jürgen Kunze, Gerd Eltze, Via- Trojahn, Sebastian Daus cheslav Bolshakov, Uwe Bom- bien, Konrad Reiß

4 Externes Leistungstraining für die weiblichen Jugendlichen 11 Schulschachmeisterschaften der POS / SG 1871 Löberitz

Natürlich wollten die Kinder auch untereinander ihre Kräfte messen. Im Frühjahr 1979 wurde deshalb erstmals eine Schulschachmeisterschaft ausgespielt. Favorit Thomas Richter gewann ungefährdet. Diese Meisterschaft wurde von nun an jährlich mit unter- schiedlichen Teilnehmerzahlen durchgeführt und sie ist ein Eckpfeiler der guten Nachwuchsentwicklung. Schon aus diesem Grund sind die nachfolgend aufgeführten Ergebnisse interessant:

Turnier/ 1. Platz 2. Platz 3. Platz Finale/ Jahr Teiln. 1 1979 Thomas Richter Lars-Guido Hauchwitz Sabine Kaspar 1 14 2 1980 Sabine Kaspar Carsten Daus Ines Stenschke 2 20 3 1981 Steffen Richtscheid Ines Stenschke Sabine Kaspar 2 20 4 1982 Sabine Kaspar Steffen Richtscheid Anke Schilling 3 24 5 1983 Sabine Kaspar Steffen Richtscheid Carsten Daus 3 26 6 1984 Sabine Kaspar Steffen Richtscheid Kerstin Vogel 3 28 7 1985 Kerstin Vogel Simone Erhard Andreas Daus 3 24 8 1986 Andreas Daus Thomas Bombien Anke Schilling 4 28 9 1987 Anke Schröder Nicole Nentwig Jeanette Kaufmann 3 25 10 1988 Anke Schröder Nicole Nentwig Ina Schleiss 3 34 11 1989 Nicole Nentwig Anke Schröder Ronny Trojahn 3 34 12 1990 Nicole Nentwig Anke Schröder Ronny Trojahn 2 19 13 1991 Ronny Trojahn Dirk Schröder Doreen Krämer 1 12 14 1992 Ronny Trojahn Antje Thomaschewski Doreen Krämer 2 19 15 1993 Doreen Krämer Antje Thomaschewski Oliver Scholz 2 19 16 1994 Antje Thomaschewski Stephanie Reiß Doreen Krämer 2 22 17 1995 Antje Thomaschewski Rebekka Reiß Dirk Schröder 2 18 18 1996 Stephanie Reiß Ines Drieselmann Rebekka Reiß 2 18 19 1997 Rebekka Reiß Stephanie Reiß Ines Drieselmann 1 10 20 1998 Rebekka Reiß Stephanie Reiß Ines Drieselmann 1 10 21 1999 Rebekka Reiß Stephanie Reiß Konstanze Reiß 1 9 22 2000 Rebekka Reiß Konstanze Reiß Stephanie Reiß 2 14 23 2001 Rebekka Reiß Konstanze Reiß Stephanie Reiß 2 13 24 2002 Stephanie Reiß Franziska Flegel Konstanze Reiß 2 12 25 2003 Rebekka Reiß Franziska Flegel Konstanze Reiß 2 16 26 2004 Franziska Flegel Josephine Reiß Adrian Erhard 2 17 27 2005 Franziska Flegel Josephine Reiß Stephan Münzberg 2 15 28 2006 Josephine Reiß Christian Daus Florian Kunze u. 2 17 Kevin Schiefke 29 2007 Josephine Reiß Niklas Gaus Viktoria Reiß 2 17 30 2008 Sebastian Daus Josephine Reiß Kevin Schiefke 3 22

12 Die Schulschachmeister

1979 1980 1981

Thomas Richter Sabine Kaspar Steffen Richtscheid

1982 1983 1984

Sabine Kaspar Sabine Kaspar Sabine Kaspar

1985 1986 1987

Kerstin Vogel Andreas Daus Anke Schröder

13

1988 1989 1990

Anke Schröder Nicole Nentwig Nicole Nentwig

1991 1992 1993

Ronny Trojahn Ronny Trojahn Doreen Krämer

1994 1995 1996

Antje Thomaschewski Antje Thomaschewski Stephanie Reiß

14

1997 1998 1999

Rebekka Reiß Rebekka Reiß Rebekka Reiß

2000 2001 2002

Rebekka Reiß Rebekka Reiß Stephanie Reiß

2003 2004 2005

Rebekka Reiß Franziska Flegel Franziska Flegel

15 2006 2007 2008

Josephine Reiß Josephine Reiß Sebastian Daus

Die Erstplatzierten der 30. Jubiläumsschulmeisterschaft 2008

A-Finale v.l.n.r.: Kevin Schiefke, Sebastian Daus und Josephine Reiß

B-Finale v.l.n.r.: Alexander Demen- kov, Sebastian Schmidt und Konstan- tin Bolshakov 16 Erste Turniererfolge

Waren die jungen Schachsportler der Arbeitsgemeinschaft schon erfolgreich, so sollten sie nach Gründung der „Schachgemeinschaft 1871 Löberitz“ im April 1983 noch er- folgreicher und leistungsstärker werden. Bald 500 Spitzenplätze und Medaillen wurden bei Kreismeisterschaften, Gemeindeverbandsspartakiaden und Kreisspartakiaden er- kämpft. Doch auch im an und für sich zu den Schachhochburgen der DDR zählenden Bezirk Halle wurden Spitzenplätze erkämpft. Nachfolgend kann nur auf einige dieser Platzierungen eingegangen werden. Ina Schleiss wurde 1983 in der Altersklasse 7/8 weiblich im Forsthaus Sittendorf (Kreis Sangerhausen) Vizebezirksmeisterin des Bezirkes Halle. Das bedeutete die Fahrkarte zur DDR-Meisterschaft 1983. Hier gelang ihr im Kinderferienlager „Fritz Weineck“ in Alt Schadow (Kreis Lübben) ein hervorragender 4. Platz. Im gleichen Jahr gewannen die Löberitzer bei der Kreisspartakiade und bei den Kreismeisterschaften die „Olympische Gesamtwertung“. In den Folgejahren konnten solche Erfolge noch öfter errungen werden. 1984 erkämpfte sich Sabine Kaspar in Eckartsberga bei Naumburg in der AK 13/14 weiblich den Bezirksmeistertitel. Bei der DDR-Meisterschaft am Helene-See bei /Oder erreichte sie mit 50 % der möglichen Punkte immer- hin noch den 20. Rang. Doch nicht genug. Auch bei der Bezirksspartaki- ade konnte Sabine Kaspar in ihrer Altersklasse eine Gold- und eine Sil- bermedaille erkämpfen. 1986 belegte Nicole Nentwig bei der Bezirksmeisterschaft in Günthers- berge in der Altersklasse 9/10 den 3. Rang und qualifizierte sich dadurch für die DDR-Meisterschaft. Diese DDR-Titelkämpfe fanden in Ettersburg bei Weimar statt. Ni- cole erreichte dort immerhin den 16. Rang. Das sollte aller- dings nicht der letzte große Erfolg für Nicole sein. 1989 ge- wann sie bei der Bezirksmeisterschaft AK 13/14, die in Zschornau bei Dresden zur Austragung kam, den Bezirksmeis- tertitel. Die DDR-Meisterschaft fand dann in Sittendorf bei Sangerhausen statt. Sie erreichte den 22. Rang. 1990 gelang ihr noch einmal eine Qualifikation zu einer DDR- Meisterschaft der Altersklasse 13/14. Mit einem hervorragen- den 6. Platz, wieder in Sittendorf, krönte sie ihre dritte Teil- nahme. Diese DDR-Meisterschaft war dann auch die letzte. Nicht nur für sie. 17 Mannschaftsspiele fördert den Gemeinsinn

Genau so erfolgreich wie bei den Einzeldisziplinen schnitten die Löberitzer Nach- wuchsschachspieler auch bei Mannschaftswettkämpfen ab. Viele Schüler- und Jugendkreismeistertitel sowie Kreispokalerfolge konnten über all die Jahre gesammelt werden. Aber auch gegen Erwachsene gelangen eindrucksvolle Siege. So fegten die Kinder am 11. August 1982 in Löberitz eine Auswahl der sowjetischen Garnison Kochstedt im wahrsten Sinne mit 7:0 vom Brett!

Anfang der achtziger Jahre bestand im weiblichen Nachwuchsbereich eine enge Zu- sammenarbeit mit der Zörbiger Schulschachgemeinschaft. So erreichte eine weibliche Schülermannschaft beim DDR-Pionierpokal der AK 11/12 in Wilhelmsthal einen 7. Platz, ein Jahr später kam in der AK 13/14 noch ein 10. Rang hinzu. Anke Schröder gewann dort das zentrale Einzelturnier. 1982 gelang den Mädchen ein 5. Platz in der Regionalliga /Halle.

Die gemeinsame Schülermannschaft SSG Zörbig / POS Löberitz vordere Reihe: Caroli- ne Völkel, Astrid Brose, Kerstin Vogel und Anke Schilling und hintere Reihe: Ines Stenschke, Sabine Kaspar, Kathrin Noack und Übungsleiter Konrad Reiß (v.l.n.r.)

18 Diese gemeinsame Schülermannschaft wurde von Übungsleiter Konrad Reiß in der Aufstellung Caroline Völkel, Kathrin Noack, Sabine Kaspar, Ines Stenschke, Kerstin Vogel, Anke Schilling und Astrid Brose 1983 zum Bezirkspokalerfolg und zum Meis- tertitel der Regionalliga Hal- le/Leipzig, der höchsten Liga in dieser Altersklasse, geführt. Da- bei waren nur Caroline Völkel und Katrin Noack keine Löberit- zer Schüler. In diesem Jahr wurde mit dem 6. Rang die beste Platzie- rung beim DDR-Pionierpokal der AK 13/14 in Wilhelmsthal er- kämpft. In den Folgejahren gingen die v.l.n.r.: Astrid Brose, Ines Stenschke, Thomas Rich- Löberitzer dann eigene Wege. ter, Anke Schröder, Caroline Völkel, Kerst in Vogel, Und auch allein war man erfolg- Kathrin Noack, Peggy Kobelt u. Uwe Bombien reich.

Freundschaftskämpfe gegen den Schaltanlagenbau Zörbig

Am Jahresende war es Tradition, dass die Betriebsschachgruppe des VEM Schaltanla- genbau Zörbig anlässlich des Jahrestages der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ die Kinder der POS Zörbig und der POS Löberitz zu einem Freundschaftskampf mit Bockwurst und Brause einlud. Nach dem Niedergang des Zörbiger Nachwuchsschachs wurde dann nur noch gegen die Löberitzer Schule gespielt. 1979 mit Katrin Erhard 1987 in der Löberitzer Schule

1985 im VEM-Klubhaus 1981 mit Ina Schleiss

19 Spitzenplätze beim DDR-Pokal der weiblichen Jugend

In den Jahren 1984, 1985 und 1986 gelang es der weiblichen Jugendmannschaft der Al- tersklasse 15/16, drei mal das Halbfinale und damit die zentrale Endrunde um den DDR- FDJ-Pokal zu erreichen. Leider sprang letztendlich immer nur Platz 4 heraus, doch im DDR-Maßstab war das für den Dorfverein aus Löberitz überaus bemerkenswert. 1984 fand die Endrunde in der Wittenberger Käthe-Kollwitz- Schachschule statt. Schulleiter Oberstudienrat Helmut Hartmann, der auch gleichzeitig Vizepräsi- dent des Deutschen Schachver- bandes der DDR war, konnte hier v.l.n.r.: Kathrin Kolassa, Jeanette Kauf- schon über Jahrzehnte eine er- mann, Katrin Erhard, Ines Schubert, folgreiche Nachwuchsarbeit vor- Ina Schleiss u. Simone Erhard weisen. Die Löberitzer erhielten dort übrigens eine von Egon Krenz, dem späteren DDR- Staatschef, signierte Urkunde.

1985 fand die Endrunde sogar v.l.n.r.: Simone Erhard, Anke Schröder, Anke Schil- in Löberitz statt. Pokalsieger ling, Ines Schubert, Kerstin Vogel u. Katrin Erhard wurde WBK Berlin vor Wis- mut Aue und Fortschritt Nord Forst. Für Löberitz blieb wie im Jahr davor der undankbare 4. Rang. Auch ein Jahr später war die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz Ausrichter dieser Endrunde. Die Wettkämpfe fanden aber aus organisatorischen Gründen in der Kreis- stadt Bitterfeld statt. WBK Berlin wiederholte dort den Vorjahrserfolg vor PH SW Leipzig und Motor Hermsdorf. Auch Löberitz wiederholte mit dem 4. Rang die Platzie- rung des Vorjahres. Zwei Jahre spielte diese Jugendmannschaft auch in der DDR-Liga. Der 4. Platz im Spieljahr 1985/86 und der 6. Platz 1986/87 konnten sich sehen lassen. Leider wurde diese Leistungsbreite im Nachwuchsschach in den kommenden Jahren nicht mehr erreicht. Aus Gründen der Nachwuchsförderung spielten Nicole Nentwig und Anke Schröder 1992/93 als Gastspielerinnen erfolgreich in den Jugend- und Frau- enbundesligamannschaften des SV Wolfen-Nord. 20 Faschingsfeiern fanden immer Zuspruch

Fast jedes Jahr fand eine Faschingsfeier statt. Nachfolgen einige Impressionen aus ver- schiedenen Epochen. Wenn auch die Bildqualität etwas mangelhaft ist, dürften die Er- innerungen die Vergangenheit wieder aufleben lassen.

1983

1986 1986 1990

1990

1996 2000

21 Schach- und Urlaubsfahrten

Die Löberitzer Nachwuchsschachspieler haben in den vergangen 30 Jahren nach den zurückgelegten Reisekilometern sicherlich mehrmals die Erde umrundet. Dennoch sol- len einige der größeren Höhepunkte hervorgehoben werden:

1980 Prag 1984 Sagard/Rügen Duba / CSSR 1987

1981 Wilhelmsthal

1982 Apolda

1982 Wilhelmsthal

1983 Hoyerswerda Oranienburg 1984 1983 Wilhelmsthal

1985 Prag

1986 & 1987 Wismar Oranienburg 1984 1988 Gral Müritz Teilnahme am Schulunterricht im nordhessischen Homberg 1990 1991 Homberg/Efze

1991 Gelsenkirchen

1991

1992 Mlada Boleslav

1994 Pec pod Snezkou

1995 Pec pod Snezkou

1995 Prag Hamburg / Reeperbahn Gelsenkirchen 1994 1992

22 1995 Deidesheim 1996 Gelsenkirchen

1997 Pec pod Snezkou

1997 Deidesheim Prag 1984 1998 Peine 1997 Pec pod Snezkou

1998 Pardubice

1999 Schneekoppe

1999 Mainz

1999 Ströbeck 1999 Avila Schneekoppe 2001

2000 Magdeburg 2001 Schneekoppe

2000 Passau

2000 Großhansdorf

2000 Rodewisch Magdeburg 2003 2001 Ströbeck

Schneekoppe 2005 2001 Altenhausen 2005 Gelsenkirchen

2001 Bamberg

2002 Ströbeck

2002 Schneekoppe

2002 2003 2003 2004 2004 2006 2006 Bamberg Schneekoppe Berlin Ströbeck Gelsenkirchen Schneekoppe Erfurt

2007 2007 2007 2008 2008 Schneekoppe Löderburg Flensburg Schneekoppe Löderburg 23 Nachwuchsschach nach der politischen Neuorientierung

Nach der Wende wurde es etwas ruhiger um die Löberitzer Nachwuchsschachspieler. 1991 gelang es Nicole Nentwig bei der Jugendbezirksmeisterschaft des Bezirkes Des- sau in Bad Schmiedeberg den Vizebezirksmeistertitel zu erringen. 1995 wurde Rebek- ka Reiß am gleichen Ort 3. in der Altersklasse U 11. Erst 1996 konnten wieder mehrere Erfolge verzeichnet werden. Auch in diesem Jahr fanden die Bezirksmeister- schaften in Bad Schmiedeberg statt. Rebekka Reiß ge- wann in der AK U 11 den Titel, und Ines Drieselmann belegte in ihrem Windschatten sogar noch Rang 3. Auch Stephanie Reiß erreichte, allerdings in der AK U 13, die- se Platzierung. Das brachte für alle drei Mädchen die Teilnahmeberech- tigung zur Meisterschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Während sich Ines Drieselmann einen guten 6. Platz er- kämpfte, gelang den Schwestern Rebekka und Stephanie Reiß der große Wurf. Beide Mädchen wurden in ihren Altersklassen Landesmeisterinnen und erkämpften sich damit die Berechtigung zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Rebekka belegte in der AK U 11 Rang 17 und Stephanie kam in der AK U 13 auf Rang 28.

Rebekka Reiß

Die nächsten Jahre wurden vor allem durch die Erfolge von Rebekka Reiß geprägt. Neben ihren sechs Titeln bei Schulschachmeisterschaften vertrat sie die Schachge- meinschaft auch überaus erfolgreich bei Bezirks- und Landesmeisterschaften sowie bei Deutschen Meister- schaften. 1998 wurde sie in der AK U 13 erneut Landesmeiste- rin und bei der Deutschen Meisterschaft konnte ein 21. Platz erspielt werden. Auch ein Jahr später wurde Rebekka wieder Titelträgerin in Sachsen-Anhalt. 2000 erzielte sie mit einem 10. Platz in der AK U 16 in Überlingen ihre bisher beste Platzierung bei einer DEM. 2001 folgt dann ihr vierter Jugendlandestitel, der Sieg bei der Landesmeisterschaft der Frauen in Naumburg und in Willingen bei der Deutschen Meisterschaft (U16) ein 9. Platz. Die Erfolgsserie wurde erst durch ihren Auslandaufenthalt in Amerika unterbrochen. Leider konnte sie dadurch auch nicht ihre Qualifikati- onsberechtigung zur Deutschen Frauenmeisterschaft wahrnehmen. 24 Erfolge nach der Jahrtausendwende

Bei der Deutschen Meisterschaft 2001 in Willingen nahm mit Viktoria Reiß auch eine weitere Löberit- zerin teil. In der Altersklasse U 10 gelang ihr bei den Mädchen ein 26. Platz. Bei der erstmalig in Halle stattfindenden Blitzlan- desmeisterschaft belegte in der AK U 18 Rebekka und Stephanie Reiß die Spitzenplätze, Konstanze Reiß wurde Landesmeisterin in der AK U 16, Platz 1 und 3 gingen in der AK U 12 an Josephine Reiß und Franziska Flegel, während Viktoria Reiß in der AK U 10 Vizelandesmeisterin wurde.

2002 gelang Frauke Gaus der Gewinn des Landes- meistertitels in der AK U 8. Rebekka Reiß nahm an der Offenen Deutschen Frauen- meisterschaft im hessischen Bad Brüggenau teil und wurde dort bei 30 Teilnehmerinnen 18. Für diese Platzie- rung bekam sie den Jugendpreis. Stephanie Reiß dagegen erhielt im gleichen Jahr die Möglichkeit in Rodewisch / Vogtland an der Deutschen Blitzmeisterschaft der Frauen teilzunehmen. Sie erreichte Rang 23.

2003 brachten Franziska Flegel (U 14) und Rebekka Reiß (U 18) zwei in Bad Schmie- deberg erkämpfte Vizelandestittel mit nach Hause. Franziska wiederholte diese Platzierung im Jahr 2004. Obwohl das sicherlich ein toller Platz ist, ge- nügten ihr diese bisherigen Erfolge nicht und sie stellte leider die Schachfiguren ganz ins heimische Regal. Neue Betätigungsfelder fand sie in den Na- turwissenschaften.

2005 fand die Landesmeisterschaft im Vorharzort Günthersberge statt. Die Bronzemedaille von Victo- ria Reiß in der AK U 14 war die einzige Ausbeute der Löberitzer. 2006 sicherte sich dann Josephine Reiß, ebenfalls in Günthersberge, in der AK U 16 den Landestitel. Im Jahr darauf sah die Bilanz nicht so rosig aus und nur Josephine Reiß konnte in der AK U 18 mit ei- nem Bronzeplatz aufwarten. 25 Bei der Nachwuchs Landesmeisterschaft 2008 in Güntersberge schafften mit Pauline Mertens (Landesmeisterin AK U 16 w), Christian Daus (Vizelandesmeister AK U 16 m) und Nicklas Braun (Vizelandesmeister AK U 10 m) gleich drei Löberitzer den Sprung aufs Treppchen.

v.l.n.r.: Sebastian Schmidt, Nicklas Gaus, Konstantin Bolshakov, Viktoria Reiß, die bei- den Vizelandemeister Christian Daus und Nicklas Braun, Josephine Reiß, Kevin Schief- ke, Fridolin Mertens, Landesmeisterin Pauline Mertens, Marlen Eltze und die beiden Übungsleiter Thomas Richter und Gabi Braun

Pauline Mertens und Nicklas Stephan Braun vertraten die SG 1871 Löberitz mit guten Leistungen bei den Deutschen Jugendmeis- terschaften 2008 in Willingen/Sauerland. Während Pauline einen hervorragenden 9. Rang erreichte, wurde Nicklas bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft 51. Dabei schaffte er es allerdings, die beiden ande- ren Starter aus Sachsen-Anhalt hinter sich zu lassen. Beiden gehört die Zukunft!

26 Eine jährlich neue Herausforderung: Die Punktspiele

2003 erspielte sich die Löberitzer U 14 Mannschaft mit Franziska Flegel, Josephine Reiß, Anne Hollmann und Viktoria Reiß einen hervorragenden 3. Rang. Im gleichen Jahr erreichten die U 20 Mädchen in Magdeburg bei der Norddeutschen Vereinsmeisterschaft mit Rebekka Reiß, Stephanie Reiß, Franziska Flegel, Konstanze Reiß und Josephine Reiß hinter König Tegel, GA Rüdersdorf, SK Johanneum Eppen- dorf und dem Hamburger SK einen ausgezeichneten 5. Platz. Dabei gelang gegen den Norddeutschen Meister König Tegel ein Unentschieden.

Dass die Jugendlichen auch im Erwachsenenbereich bei den Männern und Frauen mit- spielen, beweisen sie jedes Jahr aufs Neue. 2005 überraschte unsere noch recht junge II. Frauenmannschaft mit einem 3,5:0,5 Sieg über Wittenberg in der Landesliga und wurde dadurch auch Landesmeister von Sach- sen-Anhalt.

Die SG 1871 Löberitz II wurde 2005 mit Josephine Reiß, Anne Bombien, Viktoria Reiß und Franziska Flegel Landesmeister der Frauen

27 Einsätze von Kindern und Jugendlichen 5 bei Mannschaftskämpfen 6 der POS Löberitz und SG 1871 Löberitz

Spieler- Name Spiele % Pkt. + = - Nr. 1 Kaspar, Sabine 70 71,43 50 42 16 12 2 Stenschke, Ines 35 74,29 26 25 2 8 3 Kobelt, Doreen 7 57,14 4 4 0 3 4 Hartmann, Diana 1 50,00 0,5 0 1 0 5 Kobelt, Peggy 38 57,89 22 20 4 14 6 Bayer, Ricarda 5 30,00 1,5 1 1 3 7 Richter, Thomas 265 54,15 144 91 105 69 8 Wimmer, Hendrik 1 0,00 0 0 0 1 9 Müller, Uwe 2 50,00 1 1 0 1 10 Daus, Carsten 119 58,40 69,5 57 25 37 11 Hampel, Stefan 4 75,00 3 3 0 1 12 Schindler, Heiko 1 0,00 0 0 0 1 13 Hauchwitz, Lars-Guido 2 50,00 1 1 0 1 14 Schilling, Anke 116 65,52 76 66 20 30 15 Noack, Kathrin 1 0,00 0 0 0 1 16 Erhard, Kathrin 166 48,49 80,5 64 33 69 17 Erhard, Simone 102 52,45 53,5 47 13 42 18 Richtscheid, Steffen 162 57,41 93 74 38 50 19 Messerschmidt, Holger 1 100,00 1 1 0 0 20 Wruck, Ingmar 26 55,77 14,5 14 1 11 21 Schleiss, Norman 82 46,34 38 37 2 43 22 Schubert, Ines 133 55,64 74 64 20 49 23 Hampel, Barbara 21 61,90 13 13 0 8 24 Müller, Claudia 8 62,50 5 5 0 3 25 Römer/Mädchen, Jürgen 18 75,00 13,5 12 3 3 26 Klappstein, Jana 23 67,39 15,5 15 1 7 27 Kaspar, Susann 5 30,00 1,5 1 1 3 28 Schröder, Anke 186 62,37 116 106 20 60 29 Neumeister, Sven 2 25,00 0,5 0 1 1 30 Brose, Astrid 25 78,00 19,5 19 1 5 31 Anton, Michael 1 50,00 0,5 0 1 0 32 Wobst, Sandra 9 22,22 2 1 2 6 33 Schleiss, Ina 159 62,89 100 86 28 45 34 Laue, Kathleen 3 0,00 0 0 0 3 35 Hermann, Dirk 62 66,94 41,5 39 5 18

4 Berücksichtigt wurden auch die weitern Einsätze nach dem Eintritt ins Erwachsenenalter 6 Stand: 05.07.2008, alle noch in Löberitz aktiven Spieler im Farbdruck 28 36 Schubert, Rene´ 1 0,00 0 0 0 1 37 Nentwig, Nicole 190 60,00 114 97 34 59 38 Hübner, Doreen 2 0,00 0 0 0 2 39 Mädchen, Alexandra 2 50,00 1 1 0 1 40 Martin, Kathalien 1 100,00 1 1 0 0 41 Daus, Andreas 190 53,68 102 71 62 57 45 Vogel, Kerstin 76 55,92 42,5 36 13 27 46 Mädchen, Marco 16 46,88 7,5 7 1 8 47 Kolassa, Katrin 37 36,49 13,5 13 1 23 48 Ludwig, Corina 26 42,31 11 9 4 13 49 Kaufmann, Jeanette 78 55,77 43,5 41 5 32 50 Bauer, Heike 35 25,71 9 8 2 25 51 Döffinger, Jeanette 26 40,38 10,5 8 5 13 54 Bombien, Thomas 206 46,12 95 64 62 80 55 Hicke, Nicole 59 61,86 36,5 35 3 21 56 Heinrich, Nadine 22 40,91 9 8 2 12 57 Schröder, Yvonne 3 0,00 0 0 0 3 58 Trojahn/Fischer, Ronny 116 38,36 44,5 30 29 57 59 Turich, Sabine 6 16,67 1 1 0 5 60 Mädchen, Sandra 1 0,00 0 0 0 1 61 Trocha, Doreen 2 0,00 0 0 0 2 62 Suhr, Diana 2 0,00 0 0 0 2 63 Gruhle, Yvonne 34 39,71 13,5 13 1 20 64 Weiß, Thomas 4 50,00 2 2 0 2 65 Golz, Marcel 1 50,00 0,5 0 1 0 66 Mansfeld, Sandy 11 45,45 5 5 0 6 67 Ludwig, Doreen 3 0,00 0 0 0 3 68 Wolter, Sylvana 18 47,22 8,5 8 1 9 69 Schröder, Doreen 3 0,00 0 0 0 3 70 Ahrens, Nicole 4 25,00 1 1 0 3 71 Ahrens, Manuela 4 100,00 4 4 0 0 72 Pechstedt, Daniel 17 17,65 3 2 2 13 73 Scholz, Oliver 27 11,11 3 2 2 23 74 Döffinger, Kathleen 2 0,00 0 0 0 2 75 Braun, Jana 15 40,00 6 6 0 9 76 Krämer, Doreen 28 17,86 5 4 2 22 77 Blau, Andrea 9 33,33 3 2 2 5 78 Mory, Julia 16 40,63 6,5 6 1 9 79 Nieme, Sylvia 7 21,43 1,5 1 1 5 80 Thomaschewski, Antje 63 23,81 15 7 16 40 82 Samberg, Stephan 64 25,00 16 12 8 44 83 Nieme, Sindy 7 35,71 2,5 2 1 4 84 Fleischmann, Nicole 15 40,00 6 4 4 7

29 85 Golz, Manja 11 50,00 5,5 5 1 5 86 Ludwar, Katja 9 11,11 1 1 0 8 87 Reiß, Stephanie 185 45,41 84 58 52 75 88 Braun, Gabi 6 25,00 1,5 1 1 4 89 Spiegelberg, Daniela 5 0,00 0 0 0 5 90 Krause, Matthias 1 100,00 1 1 0 0 92 Schuster/Reiß, Rebekka 201 41,54 83,5 57 53 91 93 Karl, Thomas 4 37,50 1,5 1 1 2 94 Wimmer, Susanne 4 25,00 1 1 0 3 95 Mischkewitz, Sandra 1 0,00 0 0 0 1 100 Schröder, Dirk 16 6,25 1 1 0 15 101 Reiß, Konstanze 135 43,70 59 47 24 64 105 Drieselmann, Ines 11 13,64 1,5 0 3 8 106 Reiß, Josephine 160 40,94 65,5 52 27 81 107 Broziak/Lübeck, Sabine 3 33,33 1 1 0 2 108 Reiß, Viktoria 148 48,31 71,5 56 31 61 109 Erhard, Adrian 49 36,73 18 17 2 30 110 Gaus, Niklas 131 48,85 64 53 22 56 114 Schiefke, Kevin 112 46,88 52,5 43 19 50 115 Daus, Sebastian 96 48,44 46,5 43 7 46 116 Flegel, Franziska 88 49,43 43,5 38 11 39 117 Daus, Christian 159 56,60 90 77 26 56 118 Gaus, Frauke 21 7,14 1,5 1 1 19 120 Flegel, Lukas 4 0,00 0 0 0 4 122 Bombien/Hollmann, Anne 74 52,70 39 32 14 28 124 Kunze, Florian 71 52,11 37 29 16 26 126 Schütze, Martin 42 50,00 21 11 20 11 127 Ebert, Elisa 1 0,00 0 0 0 1 130 Klabes, Tobias 19 23,68 4,5 3 3 13 131 Miedlich, Marcus 9 5,56 0,5 0 1 8 132 Ramm, Alexander 15 3,33 0,5 0 1 14 138 Seidewitz, Christian 2 0,00 0 0 0 2 140 Münzberg, Stephan 40 66,25 26,5 25 3 12 144 Wolf, Oliver 16 6,25 1 1 0 15 145 Bombien, Lukas 1 0,00 0 0 0 1 146 Gundelwein, Aaron 1 0,00 0 0 0 1 147 Hampel, Hendrik 1 100,00 1 1 0 0 148 Lauerwald, Florian 2 0,00 0 0 0 2 149 Rühl, Jan 3 33,33 1 1 0 2 150 Schubert, Luisa 1 0,00 0 0 0 1 151 Braun, Nicklas Stefan 39 29,49 11,5 10 3 26 152 Dittmann, Tobias 1 0,00 0 0 0 1 154 Latauschke, Toni 1 0,00 0 0 0 1

30 156 Schmidt, Sebastian 12 29,17 3,5 3 1 8 159 Griebsch, Wilko 19 26,32 5 4 2 13 160 Bolshakov, Konstantin 31 69,35 21,5 21 1 9 162 Eltze, Marlen 14 28,57 4 4 0 10 163 Demenkov, Alexander 15 33,33 5 5 0 10 164 Eltze, Saskia 13 23,08 3 3 0 10 166 Mertens, Pauline 17 47,06 8 6 4 7 167 Mertens, Friedolin 14 57,14 8 6 4 4 168 Grauwinkel, Lisa-Marie 1 0,00 0 0 0 1

Von den insgesamt 168 in Löberitz eingesetzten Schachfreunden 7 waren 130 als Nachwuchsspieler aktiv. Das sind immerhin 77,38 % ! Wenn einmal die Schachfreunde ünberücksichtigt bleiben, die weniger als 25 Spiele absolvierten und zum Vergleich die besten Spieler ohne Löberitzer Nachwuchs- vergangenheit hinzugezogen werden, ergibt sich nachfolgende Erfolgsliste der Spieler mit über 60% der erzielten Punkte:

Die erfolgreichsten Löberitzer Mannschaftsspieler

Platz Name Spiele % Pkt. + = - 1 Brose, Astrid 25 78,00 19,5 19 1 5 2 Schütze, Norman 84 75,00 63,0 50 26 8 3 Stenschke, Ines 35 74,29 26,0 25 2 8 4 Pröhl, Holger 67 73,13 49,0 34 30 3 5 Kaspar, Sabine 70 71,43 50,0 42 16 12 6 Bolshakov, Konstantin 31 69,35 21,5 21 1 9 7 Schuster, Martin 92 69,02 63,5 44 39 9 8 Hermann, Dirk 62 66,94 41,5 39 5 18 9 Münzberg, Stephan 40 66,25 26,5 25 3 12 10 Schilling, Anke 116 65,52 76,0 66 20 30 11 Thomaschewski, Heiko 209 65,31 137,0 102 69 38 12 Kunze, Jürgen 33 65,15 21,5 15 13 5 13 Reiß, Konrad 305 64,43 197,0 137 119 49 14 Schleiss, Ina 159 62,89 100,0 86 28 45 15 Schröder, Anke 186 62,37 116,0 106 20 60 16 Hicke, Nicole 59 61,86 36,5 35 3 21 17 Spreng, Simon 36 61,11 22,0 17 10 9 18 Dr. Liesigk, Reiner 51 60,78 31,0 21 20 10 19 Nentwig, Nicole 190 60,00 114,0 97 34 59

Legende

Nachwuchsspieler Nachwuchsspieler Spieler, ohne Nachwuchsein- (nicht mehr aktiv) (noch aktiv) satz in Löberitz

7 mit dabei ist hier auch der ominöse Schachfreund vom nichtbesetzten Brett 31 Jugendmannschaft steigt im Jubiläumsjahr in die Bundesliga auf

Nachdem die Jugendmannschaft der Schachgemeinschaft 1871 Löberitz ganz sicher die Landesliga U 20 vor Aufbau / Elbe Magdeburg und TuS 1860 Magdeburg gewann und damit Landesmeister von Sachsen-Anhalt wurde, war der Aufstieg in die Jugend- bundesliga greifbar nahe. Einzige Hürde war nun ein Relegationsspiel gegen die Schachfreunde Hettstedt. Trotz einer Außenseiterrolle gewannen die von Jürgen Kunze betreuten Löberitzer das Spiel sicher mit 4,5:1,5. Zum Einsatz kamen Pauline Mertens, Stephan Münzberg, Fridolin Mertens, Christian Daus, Florian Kunze, Josephine Reiß, Viktoria Reiß, Niklas Gaus und Sebastian Daus. Trainer des Teams ist der Löberitzer Spitzenspieler Norman Schütze. Landesmeistertitel und der nun erkämpfte Aufstieg in die höchste Spielklasse der Bun- desrepublik Deutschland passen gut zum Jubiläum.

Die Löberitzer Jugendmannschaft nach dem gewonnenen Relegationsspiel v.l.n.r.: Se- bastian und Christian Daus, Florian Kunze, Josephine Reiß sowie Pauline und Fridolin Mertens, während unten Mannschaftsbetreuer Jürgen Kunze und die ebenfalls einge- setzten Spieler Stephan Münzberg, Viktoria Reiß und Niklas Gaus zu sehen sind.

32 Fazit und Ausblick

Die dreißig Jahre Nachwuchsarbeit ist die Basis für das jetzige auf hohem Niveau statt- findende Schach in Löberitz. Für viele Schachfreunde aus anderen Orten war und ist die „Schachgemeinschaft“ so attraktiv, dass sie sich hier trotz eines weit entfernten Wohnortes integrierten und oft- mals sogar maßgeblich das Niveau mitbestimmen. Selbst wenn diese Spieler einmal nicht mehr hier spielen sollten, wird diese langjährige Nachwuchsförderung für das weitere schachliche Bestehen des Vereins einmal lebensnotwendig sein. Viele meinen solch ein Vereinsleben kann noch verbessert werden. Das ist sicherlich richtig, doch den nachhaltigen Beweis müssten sie dann auch einmal über einige Jahr- zehnte antreten. Schnelle Aktivitäten sind meist nie dauerhafte Lösungen und deshalb sollte für einen ländlichen Verein neben der Kontinuität auch der Blick für das Mach- bare da sein. Die meiste Arbeit wird von einigen wenigen erledigt und ein mehr an Aktivitäten ist nur durch eine größere Anzahl von Übungsleitern und Funktionären möglich. Deshalb Dank all denen, die sich in den drei zurückliegenden Jahrzehnten um das Nachwuchsschach auf unterschiedliche Weise verdient gemacht haben. Solle in diesem kurz gehaltenen Bericht nicht alles erwähnt sein, was den Einzelnen vielleicht wichtig erscheint, so bitte ich um Nachsicht. Ein Rückblick ist auch immer eine subjektive und persönliche Bestandsaufnahme. Noch wichtiger ist jedoch ein Blick in die Zukunft. Da muss allerdings eingeschätzt werden, dass der eingeschlagene Weg nur dann erfolgreich fortgesetzt werden kann, wenn sich auch in Zukunft ehrenamtlich tätige Übungsleiter und Betreuer dieser Sache annehmen. Schach und auch andere Sportarten in einem Verein haben eine nachhaltigere Wirkung für unsere Gesellschaft, als die überall agierenden Jugendclubs oder kommerzielle Freizeitangebote. Solche Jugendeinrichtungen lösen zwar temporäre Probleme, doch führen sie nicht die Kinder und Jugendlichen geordnet in die Welt der Erwachsenen. Die meisten Kinder und Jugendlichen der Löberitzer Schach-Arbeitsgemeinschaft sind einen anderen Weg gegangen und können inzwischen auf ein erfolgreiches Berufs- und Familienleben zurückblicken. Deshalb sollen am Ende dieser kleinen Bilanz auch die schon einleitenden Worte des Alt-Bundespräsidenten Dr. Richard v. Weizsäcker stehen:

„Schulschach ist wertvoll und förderungswürdig ...“

33 „Forschen ist Eroberung von Wissen, Lernen seine Wiedereroberung.“

Unter den Leitsatz „Forschen ist Eroberung von Wissen, Lernen seine Wiedereroberung“ stellt der Weißenfelser Problemexperte Fritz Hoffmann 8 seine nachfolgende schachhistorische Studie. Damit bleibt er sich seit 1989 9 treu und bedenkt die Schachge- meinschaft 1871 Löberitz in regelmäßigen Abständen mit spannenden und informativen Beiträgen aus Problemkunst und Schachgeschichte. Die Reconquista-Metapher zum 30. Jubiläum der Gründung einer Schacharbeitsgemeinschaft in der Löberitzer Schule sug- gerierte ihn, den Lucena-Titel 10 noch einmal zur Sprache zu bringen. Folgen wir also seinen interessanten Ausführungen:

Lucena zurückerobern!

Eine schachhistorische Studie von Fritz Hoffmann (Weißenfels)

Luis Ramirez Lucena hat uns ein einzigartiges Unterrichtswerk für Schachpartie und Schachproblem hinterlassen. Das vor einem halben Jahrtausend in Spanien edierte Buch - von Kennern bündig „der Lucena“ genannt (so wie man etwa bei uns „der Du- den“ sagt) - enthält eine reichhaltige Sammlung von Beispielen des gespielten und a- nalysierten sowie des kunstvoll komponierten Schachs aus zwei Entwicklungsstadien des königlichen Spiels: So führen darin die mittelalterlich-arabischen und die europä- isch-reformierten Figuren-Formationen ihre insgesamt unterschiedlichen Kombinati- onskünste in Wort und Bild vor. Alles heutzutage geklärt, kaum noch etwas davon rät- selhaft! Geheimnisvoller hingegen ist das Drumherum. Das fängt für uns schon bei der Artiku- lation des Namens von Lucena an. Die kyrillisch-russische Umschreibung Л у с е н а deutet die spanische Aussprache des c an, wir dürfen aber wohl nach Art von Barcelo- na ein z intonieren. (In dem andalusischen Städtchen Lucena freilich sollten wir das Katalanische besser nicht anstimmen.) Und welcher Abstammung verdankte unser Held seinen Namen? Und welche Motivation trieb ihn zu seiner Schrift? Und aus wel- chen Quellen schöpfte er? Und hat er das berühmte erstickte Matt selbst entdeckt? Das wissen wir nicht. Aber nun widmen wir uns ganz diesem genialen Manöver, das seine Faszination bis heute wirken lässt: dem Eckmatt des Lucena.

8 Fritz Hoffmann besuchte anlässlich der „Löberitzer Schachtage 1990“ am 5. Juli 1990 die Gemeinde Löberitz 9 Den Premierenbeitrag widmete er dem I. Nachblitzturnier der SG 1871 Löberitz, welches vom 06. bis zum 07.10.1989 in der Turnhalle „Dr. Emanuel Lasker“ stattfand 10 Luis Ramírez Lucena (* um 1465; † um 1530) war ein spanischer Schachspieler und -autor. Er schrieb das erste gedruckte Schachbuch, das erhalten geblieben ist. Die genauen Lebensdaten sind nicht bekannt. Er lebte als Geistlicher in Salamanca .Berühmt geworden ist er durch sein 1497 in Salamanca erschienenes Schachlehr- buch Repetición de amores e arte de axedrez. Es handelt sich hier um einen Wiegendruck. 34 Professor Petzold übermittelt uns in seiner Schach-Kulturgeschichte von 1986 11 eine Abbildung vom Original-Diagramm des Lucena-Matt. Und elf Seiten weiter reicht er die Lösung in unsrer Notation nach. Der hochgeschätzte Schachhistoriker schwärmt ausführlich von der Eröffnungsvielfalt bei Lucenas Partie-Betrachtungen, behandelt indessen aber die Problem-Abteilung des Buchs vergleichsweise weniger einfühlsam. Das seltsame Zeichen auf d8 in besagtem Diagramm z.B. erwähnt er in seinem Kom- mentar nicht, geschweige dass er's erklärt. Die Deutung in meinem Tübinger Buch 12 beruft sich auf jene Tricks, mit denen mittelalterliche Autoren die Korrektheit ihrer Mansuben absicherten; da waren Vorschriften üblich, die ein bestimmtes Mattfeld im voraus fixierten oder die Mattführung mit einer ausgewählten Figur forderten oder die Zahl der Züge für die Lösung limitierten (z.B. „Matt in genau drei Zügen", auch wenn's schon in zweien möglich ist!) oder verbotene Felder markierten... Letzteres scheint bei Lucenas Diagramm zuzutreffen: d8 darf überschritten, jedoch nicht betreten werden. Das schließt einen hässlichen Dual aus: l.De6+ Kh8 2.Sf7+ Kg8 3.Sh6++ Kh8 4.Dg8+ T:g8 5.Sf7# geht als exakte Lösung über die Bühne, die uner- wünschte Gabelung 3.Sd8(+) Kh8 mit 4.De78+ Df8 5.D:f8 # ist ausgemerzt. (In mo- dernen Nachdrucken wird verschiedentlich eine Version zu der ursprünglichen Position angeboten, wodurch das verbotene Feld entbehrlich geworden ist.)

Die urtümliche Aufgabe des Lucena ist auch für die Praktiker der Turnierpartie interes- sant, liefert sie doch das Vorbild für nicht selten sich bietende Chancen, den in die Ro- chade-Ecke gezwängten König mit dem auf den ersten Blick so unwahrscheinlich an- mutenden Damenopfer zu überraschen und den Springer zum Alleinsieger zu machen. Unser Beispiel aus dem Jahr 2004 zeigt ungestraften Figurengewinn mit T:e6. Beim Zurückschlagen wurde das Lucena-Matt sofort unabwendbar, obwohl das Blockfeld g8 zwei „Beschützer" hatte. (Verdattert vergaß der Verlierer zu kapitulieren und spielte die Katastrophe bis zum bitteren Ende mit durch.) Mit diesem „Sketch im Match“ deutet sich an, dass es möglich ist, mancherlei An- griffsmomente mit Lucenas Idee zu verbinden. Die Aussicht reizt natürlich die Prob- lemkomponisten zu experimentieren. Der Weißenfelser Lucena-Eleve z.B. hat seit 1984 ein Halbdutzend derartige Kombi-Probleme entworfen und veröffentlicht, die immer wieder andere Verflechtung des Eckmatts mit weiteren Themen zeigen. Dabei kommen meist Probespiele zum Zuge, wie sie für unsere moderne Mehrzüger-Logik typisch sind. So wird gewissermaßen Altspanisch und Neudeutsch in einer anspruchs- vollen Legierung vereint, und Vergangenes erwacht zu neuem Leben.

In der WM-Widmung von 2004 funktioniert Plan A zum Lucena-Matt zunächst wegen der Fesselung des Springers auf a6 nicht. Plan B mit l.Sc7+... 2.Sd5+... scheitert an g4- g3. Wird die Dame „vorgezogen“, begegnet ihr auf drei Feldern eine erfolgreiche Ab- wehr: 1.Dd6/De5/Df4? Lb4/d3/f1D! Nur 1.Dg3! fuhrt zum Matt im 6.Zug. Nach 1. - flS 2.Df4... verteidigt La5 gegen Plan B, aber damit wird die Fessellinie a7-a2 unter- brochen, und Plan A (als sogenannter Hauptplan) schlägt nunmehr durch.

11 Joachim Petzold , SCHACH - Eine Kulturgeschichte, Leipzig 1986 12 Fritz Hoffmann , Tausend Jahre Schachprobleme, Tübingen 2000 35