zum 50. Todestag · Voces Intimae · Streichquartett d-moll op. 56 Skandinavische Sehnsucht · 18. 22.09.2007 Kullervo · · Suite für Orchester op. 11 · Alla marcia · Scherzino op. 58 Nr. 2 Reverie op. 58 Nr. 1 · Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 · Rakastava · Romanze A-Dur op. 24 Nr. 2 · Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 · So klingt nur Dortmund

2,50 E Konzerthaus Dortmund · Jean Sibelius zum 50. Todestag. So klingt nur Dortmund.

Abo: Jean Sibelius zum 50. Todestag – Festival-Pass I

Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind.

Gefördert durch die Finnische Botschaft BErlin 4 I 5 Jean Sibelius zum 50. Todestag – Meta4 Quartet D ienstag, 18.09.2007 · 20.00

Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten inklusive Pause

Meta4 Quartet Antti Tikkanen Violine · Minna Pensola Violine Atte Kilpeläinen Viola · Tomas Djupsjöbacka Violoncello Jean Sibelius (1865 –1957) Fugue for Martin Wegelius Jouni Kaipainen (1956 – ) Streichquartett Nr. 5 op. 70 Andante Sostenuto, semplice – Allegro con impeto e spiritoso Adagio misterioso sospirando – meno Adagio – Tempo primo

-Pause- Jean Sibelius Streichquartett d-moll op. 56 »Voces Intimae« Andante. Allegro molto moderato Vivace Adagio di molto Allegro (ma pesante) Allegro

Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer

Gefördert durch Kunststiftung NRW

6I7 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Klavierabend Antti Siirala · Mittwoch, 19.09.2007 · 19.00 Frédéric Chopin 24 Préludes op. 28 Prélude Nr. 1 C-Dur Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Prélude Nr. 2 a-moll Prélude Nr. 3 G-Dur Antti Siirala Klavier Prélude Nr. 4 e-moll Prélude Nr. 5 D-Dur Ludwig van Beethoven (1770–1827) Prélude Nr. 6 h-moll Sonate für Klavier Nr. 30 E-Dur op. 109 Prélude Nr. 7 A-Dur Vivace ma non troppo: Adagio espressivo Prélude Nr. 8 fis-moll Prestissimo Prélude Nr. 9 E-Dur Gesangvoll, mit innigster Empfindung Prélude Nr. 10 cis-moll Prélude Nr. 11 H-Dur Kaija Saariaho (1952– ) Prélude Nr. 12 gis-moll Ballade Prélude Nr. 13 Fis-Dur Prélude Nr. 14 es-moll Jean Sibelius (1865–1957) Prélude Nr. 15 Des-Dur (»Regentropfen-Prélude«) Reverie op. 58 Nr. 1 Prélude Nr. 16 b-moll Prélude Nr. 17 As-Dur Scherzino op. 58 Nr. 2 Prélude Nr. 18 f-moll Prélude Nr. 19 Es-Dur Romanze A-Dur op. 24 Nr. 2 Prélude Nr. 20 c-moll Prélude Nr. 21 B-Dur »Finlandia« Prélude Nr. 22 g-moll Sinfonische Dichtung für Orchester op. 26 Prélude Nr. 23 F-Dur (Transkription für Klavier von Jean Sibelius) Prélude Nr. 24 d-moll Andante sostenuto – Allegro moderato – Allegro Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyer -Pause- Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich (Durchgang bei den Garderoben)

Gefördert durch Kunststiftung NRW, RWE Energy AG und Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung

8I9 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Saisoneröffnung Jean Sibelius »Kullervo« · Donnerstag, 20.09.2007 · 20.00

Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause

Tampere Philharmonic Orchestra · Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) Monika Groop Mezzo-Sopran · Tommi Hakala Bariton · John Storgårds Dirigent Jean Sibelius (1865 –1957) Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 [ohne Satzangabe]

-Pause- Jean Sibelius »Kullervo« Sinfonische Dichtung für Mezzo-Sopran, Bariton, Männerchor und Orchester op. 7 Einleitung. Allegro moderato Kullervon nuoruus (Kullervos Jugend). Grave Kullervo ja hanen sisarensa (Kullervo und seine Schwester). Allegro vivace Kullervon sotaanlahto (Kullervo zieht in den Kampf). Alla marcia [Allegro molto] – Vivace – Presto Kullervon kuolema (Kullervos Tod). Andante

Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer

Gefördert durch Kunststiftung NRW und Signal Iduna Gruppe

10 I 11 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – Estnischer Nationaler Rudolf Tobias (1873–1918) Männerchor (RAM) · Freitag, 21.09.2007 · 20.00 Choralvorspiel für Orgel ›Nun ruhen alle Wälder‹

»Eks teie tea« (»Wisset ihr nicht«) für Männerchor und Orgel Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause (Bearbeitung für Orgel von Vardo Rumessen)

Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) -Pause- Mihhail Gerts Chorleitung · Andres Uibo Orgel Veljo Tormis Jean Sibelius (1865–1957) »Kullervo sõnum« (»Kullervo’s Message«) für Männerchor Intrada für Orgel op. 111a »Muistse mere laulud« (»Songs of the Ancient Sea«) für Männerchor »Suur’ olet Herra« (»Du bist mächtig, Herr«) für Männerchor und Orgel op. 113 Nr. 11 Erkki-Sven Tüür (1959 – ) »Spectrum« I – III für Orgel »Saarella palaa« (»Auf der Insel brennt ein Feuer«) für Männerchor op. 18 Nr. 4 Andres Uibo (1956 – ) Aus: »Apocalypsis Symphony« für Große Orgel »Rakastava« (»Der Liebende«) op. 14 Nr. 1 »Then I saw…« (nach Offenbarung 21, 1) Solotenor Lembit Tolga Nr. 4 »New Jerusalem« (nach Offenbarung 21, 10) Einojuhani Rautavaara (1928 – ) Arvo Pärt (1935 – ) Aus: »Elämän Kirja« (»Ein Lebensbuch«) »Ikos« für Männerchor und Orgel Elf Lieder für Männerchor und Solisten Nr. 1 ›Lapsuus‹ (›Kindheit‹) Eduard Tubin (1905–1982) Nr. 2 ›Taiteilijän elämääni‹ (›Ma Bohème‹) »Ave Maria« für Männerchor und Orgel Solotenor Lembit Tolga Nr. 8 ›Uinti‹ (›Le Bain‹) Veljo Tormis Nr. 11 ›Laulu itsestäni‹ (›Song of Myself‹) »Laulja« (»Der Sänger«) Solotenor Lembit Tolga Ode für Männerchor, Orgel und Schlagwerk

Gefördert durch Kunststiftung NRW

12I 13 Programm Jean Sibelius zum 50. Todestag – »Solange man träumt, Jean Sibelius zum 50. Todestag – Gewandhausorchester ist alles kein Traum...« · Samstag, 22.09.2007 · 16.00 Leipzig · Samstag, 22.09.2007 · 20.00

Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause

Manfred Eisner Lesung · Erich Schwarz Lesung · Sami Väänänen Klavier Gewandhausorchester Leipzig Julian Rachlin Violine · Dirigent Eine poetisch-musikalische Reise durch Finnland Jean Sibelius (1865 –1957) »Tapiola« Die Berliner Schauspieler Manfred Eisner und Erich Schwarz Sinfonische Dichtung op. 112 alias »Lesart Widerhall« gehen auf eine kurzweilige literarische Reise durch Finnland. Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 Allegro moderato Die finnische Literatur spiegelt die reiche Mythen- und Sagenwelt, Adagio di molto aber auch die schöne und raue Natur des Landes wider. Allegro ma non tanto Musikalisch wird die Lesung umrahmt von typisch finnischer Musik: Tangos, Schlagern und Jazz. -Pause-

Einrtitt frei für Sibelius-Festival-Pass-Inhaber Ludwig van Beethoven (1770–1827) Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« Allegro con brio Marcia funebre. Adagio assai Scherzo. Allegro vivace Finale. Allegro molto

Nach dem Konzert: Herbert Blomstedt signiert das Buch »Herbert Blomstedt. Eine Annäherung in Wort und Bild« zu Ehren seines 80. Geburtstags

Gefördert durch Kunststiftung NRW und National-Bank Als Komponist in jungen Jahren

14 I 15 Programm 16 I 17 »Lass vom Pathos des Lebens nicht ab.« Der Wille zur Komposition absoluter Musik liegt dem Violinkonzert ebenso zugrunde wie den Sinfonien, doch spielte hier natürlich auch der (wenn auch gescheiterte) Violinvirtuose Sibelius Als Jean Sibelius am 20. September 1957 starb, war dies für das finnische Volk ein nationales mit, der dem Reigen der romantischen Virtuosenkonzerte seinen eigenen Beitrag hinzufügen Ereignis. Zigtausende von Menschen säumten die Straßen, als die finnische Regierung ihn mit wollte. Nicht zuletzt durch die zweitrangigen Solisten der ersten Aufführungen, wurde das Konzert einem Staatsbegräbnis ehrte, und abends wurden in allen Fenstern Lichter entzündet. zunächst verhalten aufgenommen. Erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erlangte Natürlich, Sibelius ist der Nationalkomponist Finnlands, der Komponist der »Finlandia« oder es durch Jascha Heifetz seine heutige Berühmtheit und gehört heute zum Repertoire vieler der »Karelia«-Suite, der sich mit der finnischen Unabhängigkeitsbewegung identifizierte und zu großer Virtuosen. ihrer Symbolfigur wurde – und doch wird es ihm nicht gerecht, ihn auf dieseR olle zu reduzieren, weder musikalisch noch persönlich. Das nationale Element beschreibt nur eine Facette eines Menschen, der viele Seiten hatte, sich selbst immer wieder neu erfand und der Mitwelt bis heute Der Kammermusiker und »erbärmliche Pianist« Rätsel aufgibt. Eine »Zeitinsel« für Jean Sibelius – der passende Ort für einen Komponisten, für den man nur Zwar hatte die Kammermusik in den frühen Jahren ihren festen Platz in Sibelius’ musikalischem schwer einen Platz finden kann. Leben, doch wandte er sich bald dem Gebiet der Sinfonik zu, das seinem Naturell eher ent- sprach. Als er sich 1909 wieder auf das Feld der Kammermusik begab, geschah dies nicht unter Absolute Musik – sieben Sinfonien und ein Violinkonzert allzu glücklichen Vorzeichen: Sibelius, der sich während der Komposition weitgehend in London aufhielt, litt an einem bösartigen Tumor am Kehlkopf, der herausoperiert werden musste. In Für Sibelius selbst waren die Sinfonien als absolute Musik wahrscheinlich der wertvollste Teil der Folge war er zum kompletten Verzicht auf Tabak und Alkohol gezwungen, was ihn enorme seines Komponierens, ein Feld, auf dem er allein an der Musik gemessen werden wollte, ohne Anstrengung kostete; man kann kaum umhin, Sibelius als Alkoholiker zu bezeichnen. Als »Er- irgendwelche subjektiven Assoziationen an nordische Weiten oder Unendlichkeiten. satzdroge« verlegte er sich auf das Tagebuchschreiben und hinterließ in der Folgezeit wertvolle Sein Ringen mit der Gattung Sinfonie hat Ähnlichkeit mit demjenigen Brahms’, der sich stets Dokumente für die Forschung, wenn diese auch nicht immer ganz zuverlässig sind. durch das übermächtige Vorbild Beethoven gelähmt fühlte. Auch für Sibelius hatte Beethoven In einem mühevollen Prozess brachte er in dieser düsteren Zeit sein großartiges Streichquar- eine außerordentliche Bedeutung, besonders seit er in frühen Berliner Studentenjahren die tett d-moll op. 56 »Voces intimae« zustande, dessen Beiname sich auf eine Stelle im zentralen Sinfonien und die späten Klaviersonaten in den legendären Interpretationen Hans von Bülows Adagio bezieht. Unvermittelt sind hier, deutlich zu hören, drei aufeinander folgende e-moll- gehört hatte. Mit der »Eroica« hatten Bülow und die Philharmoniker die Saison 1889/90 eröffnet Akkorde im dreifachen pianissimo in das umgebende Es-Dur eingefügt, über die sein Schüler und für den jungen Finnen war dies womöglich das erste Konzerterlebnis von internationalem Nils-Eric Ringbom schrieb, dass sie »unwillkürlich das Gefühl erwecken, als werde mit ihnen ein Niveau. 1899 veröffentlichte Sibelius seine erste Sinfonie, 1924 die Siebte, fast alle unterzog er Schlüssel im Schloß gedreht, um unseren Sinnen eine Welt von transzendentaler Herrlichkeit zu in der Zwischenzeit in Bruckner’scher Manier zahlreichen Umarbeitungen. erschließen«. Seine Einstellung zur Sinfonie zeigt sich deutlich in der Abgrenzung zum anderen großen Während dieses letzte Streichquartett eine seltene Ausnahme in Sibelius’ Schaffen darstellt, Sinfoniker der Zeit, zu Gustav Mahler, mit dem Sibelius oft verglichen wurde. Den Brüchen in blieb er dem Klavier Zeit seiner kompositorischen Aktivität verbunden. Zwar bezeichnete ihn Mahlers Musik setzte Sibelius differenzierte Entwicklungen entgegen, die oft die Übergänge Martin Wegelius, sein ehemaliger Lehrer aus , als »erbärmlichen Pianisten« und lag zwischen einzelnen Sätzen kaum noch erkennen ließen und schließlich in der Komprimierung damit wohl nicht ganz falsch, doch konnte Sibelius immerhin so gut improvisieren, dass er der Siebten in einem einzigen Satz mündeten, dessen C-Dur-Schlusspunkt keine Fortsetzung seinen Freund dabei an Einfallsreichtum übertroffen haben soll. Die Improvi- erlaubte, wie der englische Kritiker Cecil Gray schrieb, ein »Quod erat demonstrandum«. sation am Klavier war oft der Ausgangspunkt für seine großen sinfonischen Werke, obwohl er

18 I19 Werke in seinen Klavierkompositionen weitgehend kleinen Formen verhaftet blieb wie den »Préludes« von Chopin, die Sibelius sehr schätzte. Während die »Zehn Stücke für Klavier« op. 24 in der Zeit zwischen 1894 und 1904 entstanden und erst anschließend zusammengefasst wurden, kompo- nierte Sibelius die »Zehn Klavierstücke« op. 58 in der Entstehungszeit der »Voces intimae« als geschlossene Gruppe. Neben den reinen Klavierkompositionen fertigte Sibelius von vielen seiner Orchesterkompo- sitionen (nie jedoch von den Sinfonien) Klavierbearbeitungen an, dem Geist der Zeit entsprechend. Auch hierbei blieb er im Rahmen seiner eigenen pianistischen Fähigkeiten; nur in einem Fall konnte er sich nicht einer Ausnahme enthalten: Seine Bearbeitung der »Finlandia« gibt dem Interpreten Gelegenheit, im Lob seines Vaterlandes die eigene Virtuosität zu präsentieren.

Der Sinfonische Dichter – von »Kullervo« bis »Tapiola«

1891 war das Jahr der Hochzeit von Jean Sibelius und Aino Järnefelt (1871–1957), die ihm Zeit seines Lebens eine treue Begleiterin durch Höhen und Tiefen war und mit der er das gemein- same Heim »Ainola« (»Ainos Reich«) bei Helsinki aufbaute. Im gleichen Jahr war die Runen-Sängerin Larin Paraske aus Karelien zu Gast in Porvoo bei Helsinki gewesen und Sibelius hatte sie mit großer Begeisterung Lieder aus dem finnischen Na- tionalepos »Kalevala« singen hören. Teilweise als Zitate, teils als Stilzitate klingen ihre monotonen Melodien in Sibelius’ op. 7 durch, für das er sich die »Kullervo«-Sage aus dem »Kalevala« wählte, eine Geschichte, die an Blutrünstigkeit, Dramatik und sadistischer Phantasie der griechischen Mythologie in nichts nachsteht. Hier eine Kurzversion: Kullervos Familie wird vom Bruder seines Vaters, Untamo, getötet, Kullervo in die Sklaverei verkauft. Später erfährt er, dass seine Eltern doch überlebt haben, kehrt zu ihnen zurück und hört von der Existenz seiner Schwester, die aber verschwunden ist. Als er vom Vater geschickt wird, um Steuern zu zahlen, begegnet er einem Mädchen; sie verlieben sich und schlafen mit- einander. Nachdem das Mädchen von ihrer Verwandtschaft erfahren hat (es ist die verschollene Schwester), begeht es Selbstmord. Kullervo nimmt Rache an Untamo, findet dann seine Eltern ebenfalls ermordet vor und stürzt sich schließlich in sein Schwert. Spätestens mit der umjubelten Aufführung des »Kullervo« am 28. April 1892 war Sibelius’ Position als Nationalkomponist festgeschrieben, obwohl ihm selbst dies bald darauf zuviel zu werden schien und er das Werk nach drei Aufführungen für den Rest seines Lebens zurück- zog. In seiner letzten Sinfonischen Dichtung »Tapiola« ist die Programmatik eher allgemein;

20 I 21 Werke in einem Stimmungsbild wird hier das Reich des Waldgottes Tapio heraufbeschworen. Sibelius Einige Monate später, im März 1900, erhielt Sibelius einen Brief seines späteren Freundes Axel selbst ließ diesem letzten großen Werk, das 1926 uraufgeführt wurde und heute zu seinen be- Carpelan, der ihn um eine Ouvertüre mit dem Titel »Finlandia« als Gegengewicht zur »Rossija« deutendsten Kompositionen gerechnet wird, durch den Verlag einige Worte in deutscher Sprache von Anton Rubinstein bat. Sibelius komponierte zwar nichts Neues, aber er taufte das besagte beigeben: Finale der Tableaumusik um und legte damit den Grundstein für seinen größten patriotischen »Da dehnen sich des Nordlands düst’re Wälder Erfolg. Später fertigte er zahlreiche Arrangements des Werkes an, unter denen die Männerchor- Uralt-geheimnisvoll in wilden Träumen, fassung der abschließenden Hymne zwar nicht die offizielle Nationalhymne Finnlands ist, aber In ihnen wohnt der Wälder großer Gott, mindestens ebenso hoch geschätzt wird. Waldgeister weben heimlich in dem Dunkel.« Nationale Männerchöre – Finnland und Estland Der Nationalkomponist – »Finlandia« Die wuchtigen Männerchöre im »Kullervo« kamen nicht von ungefähr; der Gesang in Männer- Wer einmal Finnland besucht hat, ist überwältigt von der Verehrung, die Sibelius dort entgegen chören hatte schon zu Sibelius’ Zeit in Finnland eine reiche Tradition und war gerade deshalb gebracht wird. Sein Status als Nationalheld wird allenfalls von Carl Gustav Emil Mannerheim so wertvoll für die Finnen, weil es sich eben um eine finnische Tradition handelte und nicht (1867–1951) erreicht, dem General, der Finnland in die Unabhängigkeit von Russland geführt um einen »Import« aus Schweden oder Russland. Der archaische Klang passte hervorragend hat; die Sibelius-Begeisterung übertrifft bei weitem das Maß an Verehrung, das einem klas- in die angestrebte Nationalmusik und entwickelte sich zu einem politischen Instrument der sischen Komponisten normalerweise entgegen gebracht wird. pro-finnischen Bewegung. Allein aus der Musik heraus lässt sich diese nationale Vereinnahmung kaum erklären, dafür Eine ähnliche Bedeutung wie Sibelius für die finnische Musik haben Rudolf Tobias (1873 war Sibelius das nationale Element in seinen Werken selbst nicht wichtig genug. Vielleicht war –1918) und Eduard Tubin (1905 –1982) für diejenige des estnischen Nachbarlandes. Dabei sind es aber gerade diese Tatsache, die ihn zur Identifikationsfigur für die Finnen machte. Wie so ihre musikalischen Hintergründe allerdings sehr unterschiedlich; während Tubin dem volks- häufig, gab es auch in Finnland nicht »die Finnen« sondern es gab eine finnlandschwedische tümlichen Handwerkermilieu eines estnischen Dorfes entstammte und von klein auf der Oberschicht, zu der Sibelius qua Geburt gehörte, es gab das finnische Volk selbst, das hinsicht- volkstümlichen Musik verbunden war, war Tobias’ Herkunft ausgesprochen religiös geprägt, lich Bildung und sozialem Status eher die Unterschicht bildete, es gab eine große Zahl von sodass er sich früh der Kirchenmusik zuwandte und auf der Orgel ausgebildet wurde. Deutschen und Deutschstämmigen und natürlich auch Russen (Finnland war von 1809 bis 1917 Die enge Verwandtschaft der estnischen und der finnischen Kultur dokumentiert einen Um- autonomes Großfürstentum Russlands). Unter allen Gruppen gab es wiederum zahlreiche Unter- stand, der im deutschen Bewusstsein immer wieder vernachlässigt wird: Finnland gehört nicht zu gruppen und Interessengemeinschaften. Die Russen brauchten zum Erhalt ihrer Macht nicht viel Skandinavien! Zwar war es natürlich auf Grund der Zeitläufe starken schwedischen Einflüssen mehr beizutragen, als die anderen Gruppen möglichst geschickt gegen einander auszuspielen. ausgesetzt und noch heute ist für 5,5% der Finnen Schwedisch die Muttersprache. Kulturell Sibelius, der keine differenzierte politische Festlegung betrieb, taugte gerade dadurch zur Identi- aber bildet Finnland einen weit stärkeren Verbund mit dem benachbarten Estland; beide Länder fikationsfigur für alle »Fennomanen« und trug wesentlich zu ihrerE inigung bei. Sein größter National- vereint die finno-ugrische sprachliche Insellage, die den gemeinen Mitteleuropäer chancenlos erfolg war für ihn politisch nicht ungefährlich, obwohl »Finlandia«, 1899 komponiert, eigentlich eher dastehen lässt. Seit dem Fall des eisernen Vorhangs wachsen die beiden Länder wieder zusam- als Zufallstreffer zu bezeichnen ist. Ursprünglich entstand das Werk als letzter Satz einer Serie von men, es gibt sogar viele Berufspendler zwischen Helsinki und Tallinn. Begleitmusiken zu verschiedenen Tableaus; erst bei späteren Aufführungen ohne Begleitprogramm Während der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis zum Zerfall der Sowjetunion schloss sich Finn- stellte sich ein gewisser Erfolg ein. Sibelius selbst war eher überrascht angesichts »dieser, wenn man land trotz eines gewissen Sonderstatus’ kulturell enger an den Westen an, Komponisten wie sie mit meinen anderen Werken vergleicht, unbedeutenden Komposition«. Einojuhani Rautavaara (geb. 1928) waren westeuropäischen Chorsängern wohlbekannt für

22 I 23 Werke ihre originellen Werke. In Estland dagegen wuchsen Arvo Pärt (geb. 1935), Erkki-Sven Tüür Für ihn entstand die »Ballade« für Klavier, über die Saariaho selbst schrieb: »In diesem kurzen (geb.1959), Veljo Tormis (geb. 1930) oder der Organist Andres Uibo (geb. 1959) mit dem sowje- Stück wollte ich Musik schreiben mit einer Melodie, die aus der Struktur erwächst und schließ- tischen Bildungssystem auf. Außer Pärt, der bereits 1980 nach Deutschland emigrierte, kamen lich wieder in ihr verschwindet; ein Werk, das allmählich gleitet von einer komplexen, vielschich- sie erst nach dem Zerfall der Sowjetunion zu voller Bekanntheit auch im Westen und sind heute tigen Struktur in einzelne Linien und wieder zurück. Warum Ballade? Manny hat speziell nach wichtige Mitwirkende des internationalen Musiklebens. einem Stück mit diesem Titel gefragt, und ich habe es im Juli 2005 für ihn geschrieben.« Anders als Saariaho gehört Jouni Kaipainen zu den wenigen finnischen Komponisten, die ihre Ausbildung ausschließlich in Helsinki erhielten und bis heute dem Heimatland eng verbun- Sibelius’ Erben den geblieben sind. Sein Œuvre umfasst sowohl Sinfonien großen Ausmaßes als auch filigran gearbeitete kammermusikalische Werke. Bei Kaipainen findet sich eine ähnliche Abgrenzung Das finnischeM usikleben ist von immenser Vielfalt und immens hohem Niveau, das gewiss nie wie bei Sibelius’ Sinfonien und Sinfonischen Dichtungen: Einerseits gibt es Kompositionen mit ohne die Vorreiterrolle einer Identifikationsfigur wie Sibelius erreicht worden wäre. 1939 wurde deskriptiven Titeln wie das Klarinettenkonzert »Carpe diem!«, andererseits absolute Musik wie die von Martin Wegelius gegründete Musikhochschule in Helsinki umbenannt in »Sibelius-Aka- das 5. Streichquartett op. 70, das Kaipainen 2004 für das Kammermusikfestival im finnischen demie«; heute ist sie die größte Musikhochschule nicht nur Finnlands, sondern auch der skan- Kuhmo komponiert hat. dinavischen Länder. Wenn ein Land, das in der Größe Deutschland ähnelt, aber nur etwa 5,3 Immer wieder finden sich in der finnischen Musik Anspielungen, Rückbezüge oder Hom- Millionen Einwohner hat, über 30 professionelle Sinfonieorchester mit einem flächendeckend magen an Sibelius. Ohne ihn wäre ein derart aktives und hochrangiges Musikleben sicher nie sehr hohen Niveau unterhält und kontinuierlich Musiker der internationalen Spitzenklasse und zustande kommen, sodass sich auch auf diesem Feld bestätigt, was sein Komponistenkollege viel versprechenden musikalischen Nachwuchs hervorbringt (und zu einer der beiden Kate- Ralph Vaughan Williams ihm zum 85. Geburtstag schrieb: »Sie haben ein Licht entzündet, das gorien zählen eigentlich alle finnischen Musiker der »Zeitinsel«!); wenn ein so kleines Land nie verlöschen wird.« auch in der Pop- und Rockszene immer wieder Stars produziert, sich kollektiv für den Tango begeistert und seine modernen Komponisten der zeitgenössischen Weltelite angehören – dann muss es dort einen musikalischen Geist geben, der beflügelt. Fest auf dem Boden einer (relativ jungen) Tradition verankert, finden in Finnland junge Künstler Raum, sich auszuprobieren, ausgestattet mit viel Experimentierfreude und, wo nötig, Sinn für das Skurrile. Vokalensembles wie Rajaton, die Leningrad Cowboys, der brüllende Männerchor Huutaja oder die Band Apocalyptica, in der vier Cellisten Heavy Metal auf hohem Niveau spielen – sie alle sind Finnen. Unter den klassischen Komponisten unserer Zeit ist vor allem die Gruppe »Ears open!« zu nennen, die sich in den 70er Jahren an der Sibelius-Akademie gründete. Neben Kaija Saariaho und Jouni Kaipainen gehören zu den tragenden Mitgliedern auch Komponisten wie Magnus Lindberg oder Kalevi Aho, die bis heute in losem Verbund zusammen gehören, obwohl sie künstlerisch ganz unterschiedliche Wege gehen. Kaija Saariaho, die seit 1982 in Paris lebt, gehört zu den bedeutenden OpernkomponistInnen der Gegenwart, was Werke anderer Gattungen ebenso wenig ausschließt wie die enge Zusam- menarbeit mit einzelnen Künstlern wie Esa-Pekka Salonen, Anssi Kartunen oder Emanuel Ax.

24 I 25 Werke 26 I 27 Meta4 Quartet Klavierkonzert Nr. 1): Überall wurde er von Presse und Publikum gefeiert. Blomstedt lud ihn noch in derselben Saison zum »Baltic Sea Festival« ein und die Bamberger für vier Konzerte mit seinem Meta4, gegründet 2001, gilt als eines der besten Streichquartette Finnlands. Sein internationaler Landsmann Pietari Inkinen (November 2007). Durchbruch begann 2004 in Moskau mit dem Gewinn des »Dmitri-Schostakowitsch-Wettbewerbs« Highlights der Saison 2007/08 sind Konzerte mit dem Residentie Orkest Den Haag unter und des Sonderpreises der Jury für die beste Schostakowitsch-Interpretation. 2007 gewann Neeme Järvi, Tourneen in die USA und Asien, auf denen er mit dem New Jersey Symphony Meta4 den »Joseph-Haydn-Wettbewerb« in Wien. Orchestra, dem Singapore Symphony Orchestra unter Lan Shui, dem New Japan Philharmonic Meta4 ist u.a. in Wien (Mozart Saal), Madrid (Auditorio Nacional) und New York (Carnegie Hall) Orchestra unter Michael Boder und dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra unter Hugh Wolff aufgetreten. In Finnland spielten sie bei den Helsinki Festspielen, den Turku und Mänttä Musikfest- spielen wird. spielen sowie der Kuhmo Kammermusik. Wichtigste Lehrer des Quartetts sind Hatto Beyerle und Dirigenten, die mit Siirala zusammenarbeiten, sind u.a. , Herbert Blomstedt, Johannes Meissl. Die vier haben auch an der Europäischen Kammermusikakademie (ECMA) studiert. Stéphane Denève, Thierry Fischer, Mikko Franck, Michael Gielen, Kristjan Järvi, Neeme Järvi, Fabio Antti Tikkanen spielt auf einer Stradivari-Violine von 1690, sie ist im Besitz der Sibelius-Akademie Luisi, , Eiji Oue, Yutaka Sado, Esa-Pekka Salonen, Jukka-Pekka Saraste, Osmo und versichert mit Unterstützung der Firma Pohjola. Minna Pensolas Anselmo Bellosio-Violine aus Vänskä und Hugh Wolff. dem Jahre 1770 ist im Besitz der Sysmä Bank. Atte Kilpeläinens Instrument ist eine Guidantus- Er spielte und spielt u.a. mit folgenden Orchestern: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, HR- Altviola (1737), im Besitz des Kunstfonds der OKO-Bank. Tomas Djupsjöbackas Postiglione-Cello Sinfonieorchester Frankfurt, SWR Sinfonieorchester Freiburg und Baden-Baden, WDR Sinfonie- von 1857 ist eine Leihgabe des Geigenbauers Ilkka Wainio. 2007 tritt Meta4 unter anderem auf in orchester Köln, Wiener Symphoniker, Tonkünstlerorchester Wien, Orchestre National de Belgique, Mailand (Sala Verdi), Dortmund (Konzerthaus), London (Wigmore Hall) und Stockholm (Konserthuset). City of Birmingham Symphony, BBC Symphony London, Irish National Symphony, Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, Schwedisches Nationalorchester und Rundfunksinfonieorchester, Sinfonia Varsovia, St. Petersburger Symphoniker, Detroit Symphony, New Jersey Symphony. Antti Siirala Meilensteine waren die Recitale beim »Klavier-Festival Ruhr«, »Schumannfest Düsseldorf«, bei den »Europäische Wochen« Passau und den Festivals in Bozen, Bath und Kilkenny sowie in der Beim Leeds-Wettbewerb 2003 überzeugte der junge finnische Pianist die Jury und das Publikum Kölner Philharmonie, im KONZERTHAUS DORTMUND (wo er seit 2006/07 einer der acht Künstler (Beethoven-Klavierkonzert Nr. 4) und gewann den Ersten Preis, die Goldmedaille und den Publi- der Reihe »Junge Wilde« ist), in Hannover Homburg/Saar, Leverkusen, Wuppertal, bei der Reihe kumspreis. Mit diesem wichtigen Wettbewerbsgewinn hat Siirala ein ansehnliches Kleeblatt an »Internationale Pianisten« in Mainz, in der Londoner Wigmore Hall, im Concertgebouw Amster- Ersten Preisen: Er gewann auch die Internationalen Wettbewerbe von Dublin 2003, London 2000 dam, im Metropolitan Museum in New York, der Tonhalle Zürich, in Brüssel, Aix-les-Bains, Porto, und den 10. Beethoven-Wettbewerb in Wien – als jüngster Preisträger in dessen Geschichte. Mailand, Imola, und Detroit. Sein Debütkonzert im Dezember 2004 in Brüssel geriet zu einem unvergleichlichen Erfolg, da Seine CD mit Schubert-Transkriptionen (Naxos) erhielt hervorragende Besprechungen und er wegen kurzfristiger Erkrankung des Dirigenten die Leitung des Orchesters vom Klavier aus wurde vom »Gramophone Magazine« (»Editor’s Choice Award«) ausgezeichnet. Die aktuelle CD übernahm. Umgehend wurde er für Konzerte mit dem Orchester und ein Recital im Palais des mit Werken von Brahms (Ondine) erhielt sechs von sechs möglichen Punkten in der Kategorie Beaux Arts wieder eingeladen. »Interpretation« bei »Piano News« und wurde vom »Gramophone Magazine« als »Editor’s Choice« Als Einspringer für den erkrankten Emanuel Ax gab er 2005 ein gefeiertes Recital-Debüt in der ausgewählt. Sein Repertoire umfasst neben deutscher Klassik und Romantik auch zeitgenös- Kölner Philharmonie. Einspringen war 2006/07 ein Markenzeichen für ihn: für Hélène Grimaud sische Werke. Er brachte Erstaufführungen von Walter Gieseler, Kuldar Sink and Uljas Pulkkis und beim SWR-Sinfonieorchester Freiburg/Baden-Baden unter Gielen (Brahms-Klavierkonzert Nr. 2), 2003 das neue Klavierkonzert von Kalevi Aho zur Uraufführung. Kaja Saariahos erstes Klavierwerk für Ivo Pogorelich beim »Schumannfest Düsseldorf«, Michail Pletnev beim »Maggio Musicale« »Ballade« ist Teil seines aktuellen Recitalprogramms. In der vergangenen Saison vollendete Antti oder für Yefim Bronfman bei den Bamberger Symphonikern unter Herbert Blomstedt (Brahms- Siirala seinen Zyklus aller Beethoven-Klaviersolowerke an der in Helsinki.

28I 29 Biografien Tampere Philharmonic Orchestra Monica Groop

Das aus 97 Musikern bestehende Tampere Philharmonic Orchestra gehört zu den führenden Die Karriere der finnischenM ezzo-Sopranistin gründet auf ihrem breit gefächerten und wagemutigen Sinfonieorchestern Skandinaviens und feierte im Jahre 2005 sein 75-jähriges Jubiläum. Repertoire. 1987 gab sie ihr Debüt als Charlotte in Massenets »Werther« an der Finnish National Im August 2006 übernahm der finnische Dirigent John Storgårds den Posten des Chefdi- Opera und 1991 ihr Londoner Debüt in Covent Garden in Haitinks hochgelobtem »Ring«-Zyklus. Sie rigenten, während sein Vorgänger, der Este Eri Klas, Ehrendirigent wurde. Als »Composer-in- war u.a. in folgenden Rollen zu sehen: Cherubino in »Le Nozze di Figaro« (Covent Garden; Bayerische Residence« wirkt Jouni Kaipainen. Staatsoper), Charlotte in »Werther« (Königliche Oper Stockholm), Mélisande in Peter Sellars’ »Pelléas Mit der 1990 eingeweihten Tampere Hall, einem exzellenten Konzertsaal mit angeschlos- et Mélisande« (Los Angeles Opera/Esa-Pekka Salonen) und Carmen (Königliche Oper Stockholm). senem Kongresszentrum, betrat das Orchester im wahrsten Sinne des Wortes eine schöne Unter Dirigenten wie Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Christoph Eschenbach, Herbert Blomstedt, Marek neue Welt. Die verbesserte Architektur und der Konzertsaal mit seinen 1800 Plätzen boten Janowski, Neeme Järvi, Kent Nagano, Esa-Pekka Salonen, Daniel Harding und Sir Georg Solti ist sie dem Ensemble Raum zur künstlerischen Weiterentwicklung. mit Orchestern wie dem Boston Symphony, Chicago Symphony, Cincinnati Symphony, San Francisco In der Wintersaison gibt es freitags eine Reihe mit Sinfoniekonzerten, während der Sonntag- Symphony, dem London Philharmonic Orchestra, BBC Symphony, dem Symphonieorchester des nachmittag einmal im Monat der Kammermusik vorbehalten ist. Außerdem tritt das Orchester Bayerischen Rundfunks, Staatskapelle Dresden, Gewandhausorchester Leipzig, NDR Sinfonieorche- bei Opern- und Ballettinszenierungen auf und spielt regelmäßig bei der »Tampere Biennale ster, Orchestre National de France, dem Rotterdam Philharmonic, Wiener Philharmonikern und der für zeitgenössische Musik«. Charakteristisch für das Tampere Philharmonic Orchestra sind Accademia di Santa Cecilia aufgetreten. Als Solistin sang sie u.a. in der New Yorker Carnegie Hall, der auch die Bildungsprojekte und andere Veranstaltungen für junge Menschen; so gründete es Londoner Wigmore Hall und dem Wiener Musikverein. als erstes finnisches Orchester einen Club für junge Zuhörer. Sie singt regelmäßig mit den Pianisten András Schiff, Rudolf Jansen und Roger Vignoles. Inter- In den letzten Jahren hat das Orchester unter Dirigenten wie Eri Klas, John Storgårds, Tuo- national wurde Monica Groop als Interpretin von Barockmusik bekannt, u.a. mit Dirigenten wie Franz mas Ollila und Leif Segerstam vor allem für Ondine eingespielt. Bislang erschienen 40 CDs, Brüggen, Gottfried von der Goltz, Philippe Herreweghe, Christopher Hogwood, Ton Koopman, Trevor die auch international erhältlich sind. In jüngerer Zeit spielte das Tampere Philharmonic Pinnock, Helmuth Rilling und Bruno Weil. 2005/06 sang sie in der Live-CD-Einspielung von Sibelius’ Orchestra vor allem Werke von Jouni Kaipainen, Einar Englund, Peteris Vasks, John Corigli- »Kullervo« (London Symphony Orchestra/Sir Colin Davis) am Lincoln Center New York. Die DVD von ano, Alma Mahler, Leo Brouwer, Robert Schumann und Jean Sibelius ein. Viele Aufnahmen Saariahos Oper »L’amour de loin« (2006), in der sie den Pilger singt, bekam den Jurypreis des »BBC wurden ausgezeichnet besprochen und erhielten mehrere Preise, darunter den »Cannes Music Magazine« und wurde von »Gramophone« zur DVD des Monats gewählt. 2005 trat sie mit den Classical Special Award« für die beste CD des Jahres 2004 und fünf weitere »Cannes Clas- Wiener Philharmonikern unter Seiji Ozawa im Wiener Musikverein und im Vatikan auf und sang in sical Awards«. Köln und Berlin mit dem Deutschen Symphonie Orchester unter Kent Nagano. 2006/07 sang sie mit Das Tampere Philharmonic Orchestra unternahm Tourneen durch Skandinavien, Estland, András Schiff bei den »Ittinger Pfingstkonzerten« und mitR udolf Jansen beim »Festival van Vlaanderen«. Deutschland, die Niederlande, Spanien und die Vereinigten Staaten. Seinen Ruf als professio- 2006 gab sie mit der Londoner Royal Opera in Genf »Cosí fan tutte«, sang mit den Münchner Philhar- nelles Orchester erarbeitete sich das 1930 gegründete und seit 1947 von der Stadt Tampere monikern und mit den Wiener Symphonikern. Beim »Savonlinna Opera Festival« 2007 stellte sie eine unterhaltene Ensemble zunächst in den 37 Jahren, in denen es von Eero Kosonen dirigiert neue Auftragsarbeit des finnischen KomponistenO lli Kortekangas vor, wurde dort zur »Künstlerin des wurde. Seither hat es sich vor allem unter Paavo Rautio, der es von 1974 –1987 führte und Jahres 2007« gewählt und trat bei den Glyndebourne- und Aix-en-Provence-Festivals auf. Sie hat auch eine USA-Tournee mit dem Ensemble unternahm, durch seine Interpretationen finnischer über 50 CDs eingespielt. 2006 erschien die fünfte Folge von Grieg-Liedern mit dem Pianisten Roger Musik ausgezeichnet. Von 1990–94 führte Leonid Grin als Künstlerischer Leiter regelmäßige Vignoles (BIS). Die Solo-CD »Flamme d’amour« bietet Opernarien französischer Komponisten. Bei Aufnahmeaktivitäten ein, während Tuomas Hannikainen von 1994 –98 als Künstlerischer Finlandia veröffentlichte sie 1998 Alt-Kantaten von Bach und 2001 »Arie amorose« mit Barockarien. Leiter mit seiner kühnen, bahnbrechenden Programmgestaltung Aufsehen erregte. Außerdem spielt sie für Sony, Decca, Chandos, Harmonia Mundi, CPO, Accent und Ondine ein.

30 I 31 Biografien Tommi Hakala Mit Beginn dieser Saison hat John Storgårds die Position des Chefdirigenten des Philhar- monischen Orchesters in Tampere/Finnland übernommen. Außerdem behält er seine Positi- Tommi Hakala, »BBC Singer of the World« 2003, studierte an der Sibelius-Akademie in Hel- onen als ständiger Gastdirigent beim Helsinki Philharmonic Orchestra sowie als Künstlerischer sinki und in Karlsruhe, bevor er in Deutschland und seiner Heimat Finnland eine Karriere als Leiter des Kammerorchesters Lappland bei. Bariton begann. Er ist regelmäßig an der Finnish National Opera und beim Savonlinna Opera Auch in dieser Saison zeigen die weltweiten Einladungen zu Gastorchestern, dass John Festival zu Gast, war Ensemblemitglied an der Oper Nürnberg (1998–2001) und an der Oper Storgårds Engagement und Vielseitigkeit in der Musikwelt zunehmend Beachtung finden – so Leipzig (2001–04) und arbeitet heute international als freier Künstler. In jüngerer Zeit trat er dirigiert er mit dem Dänischen Nationalorchester die Uraufführung von Benjamin Koppels als Gast bei mehreren Konzerten in Europa und den USA auf, sang Wolfram in »Tannhäuser« Saxophonkonzert, mit dem BBC Symphony Orchestra die Uraufführung eines Werkes für Chor in Savonlinna, Valentin in »Faust« in Valencia, trat in Turku erstmals als »Don Giovanni« auf und Orchester von Michael Nyman, mit dem jungen Klarinettisten Kari Kriikku folgt außerdem und debütierte an der Vlaamse Opera und in Bern (2006/07) als Danilo in »Die lustige Witwe«. die Uraufführung des Zweiten Klarinettenkonzertes von Jukka Tiensu. Mit dem MDR Sinfonie- Nach seinen hoch gelobten Debüts in »Le nozze di Figaro« in San Francisco und Faust an der orchester Leipzig, Isabelle van Keulen und Michael Collins präsentiert John Storgårds die New Yorker Metropolitan Opera, beide 2006, wird Tommi Hakala für eine weitere »Figaro« deutsche Erstaufführung des Doppelkonzertes für Viola und Klarinette von Erki-Sven Tüür. Inszenierung nach Atlanta reisen und 2008 an der Met Massenets »Manon Lescaut« geben. 2005 gab John Storgårds sein eindrucksvolles »BBC Proms«-Debüt mit dem BBC Symphony Weitere Projekte sind »Don Giovanni« an der Vlaamse Opera, Isän Tyttö (Vaters Tochter) in Orchestra. Des Weiteren hat er in den letzten Jahren mit dem Nationalorchester Belgien, den Savonlinna, »Carmen« in Helsinki (2007) und ein weiteres Rollendebüt als »Eugen Onegin« in Rundfunkorchestern von Finnland und Schweden, dem Royal Stockholm Philharmonic sowie Tel Aviv (2008). Sein Konzertrepertoire umfasst u.a. Brittens »War Requiem«, Mahlers Achte in Deutschland mit dem hr-Sinfonieorchester, den Stuttgarter Philharmonikern, der Deutschen Sinfonie mit Esa-Pekka Salonen, Mendelssohns »Paulus«, Orffs »Carmina Burana«, Schrekers Kammerphilharmonie und dem Ensemble Modern zusammen gearbeitet. Außerhalb Europas »Der ferne Klang«, Schumanns »Szenen aus Goethes Faust«, Sibelius’ »Kullervo« mit dem gastierte er beim New Zealand Symphony Orchestra sowie beim St. Paul Chamber Orchestra Boston Symphony Orchestra, Vaughan Williams’ »Five Mystical Songs / Sea Symphony« mit in den USA. dem Gewandhaus Leipzig und Zemlinskys »Lyrische Symphonie«. Im Opernbereich gab John Storgårds 1999 an der Finnischen Nationaloper sein Debüt Folgende Einspielungen liegen von Tommi Hakala vor: »Kuningas lähtee ranskaan« (»Der mit Haydns »Orlando Paladino« sowie 2000 mit Mozarts »Zauberflöte« beim Opernfestival in König geht nach Frankreich«) von Aulis Sallinen, 2005 eingespielt mit dem Helsinki Philhar- Savonlinna. 2005 dirigierte er Strauss’ »Arabella« an der Finnischen Nationaloper. monic Orchestra, Orchesterlieder von Jean Sibelius mit der Lahti Sinfonia, die CD »Great John Storgårds hat einige CDs für das Label Ondine eingespielt. Die meisten Aufnahmen Baritone Arias« und »Tule, armaani«. Hakala wurde mit dem Ersten Preis beim International präsentieren ihn als Geiger, einige aber auch als Dirigent. Die Aufnahme von Peteris Vasks‘ Merikanto Singing Competition 2001 ausgezeichnet und war Stipendiat der »Martti Talvela Violinkonzert »Distant Light« und die Sinfonie Nr. 2 wurden mit dem »Classical Disque of the Foundation« und der »Richard-Wagner-Stiftung«. Year«-Preis 2004 in Cannes ausgezeichnet. Weitere Aufnahmen beinhalten Werke von Kaija Saariaho, John Corigliano sowie das kürzlich mit Frank Peter Zimmermann eingespielte Violinkonzert von Busoni. John Storgårds John Storgårds wurde 1963 in Finnland geboren und begann schon recht frühzeitig mit dem Geigenspiel. Er studierte bei Esther Raitio und Jouko Ignatius an der Sibelius-Akade- John Storgårds ist einer der vielseitigsten und interessantesten finnischen Dirigenten seiner mie in Helsinki, und später mit Chaim Taub in Israel. Das Dirigierstudium nahm er dann Generation. Seit seinem Dirigierdebüt 1989 hat er sich vor allem einen Namen als Interpret ebenfalls an der Sibelius-Akademie von 1993 bis 1997 auf, und zwar bei Jorma Panula von neuen und selten gespielten Werken, die abseits des Mainstream-Repertoires liegen, und Eri Klas. Im Jahre 2002 wurde John Storgårds mit dem »Staatlichen Preis für Musik« gemacht. ausgezeichnet.

32 I 33 Biografien 34 I 35 Biografien Estnischer Nationaler Männerchor (RAM) Der Chor beabsichtigt, alle wichtigen Werke für Männerchor und Orchester aufzunehmen. Die neueste Veröffentlichung beinhaltet alle Werke für Männerchor von Veljo Tormis. Das drei Der Estnische Nationale Männerchor (RAM) ist gegenwärtig der einzige professionelle Voll- CDs umfassende Projekt wurde 2000 begonnen. zeitmännerchor weltweit. Der Estnische Nationale Männerchor gibt gegenwärtig etwa 80–90 Konzerte jährlich, von Der Chor wurde 1944 von dem legendären estnischen Chordirigenten Gustav Ernesaks denen etwa 25 symphonische Werke enthalten. Das Repertoire einer Saison enthält etwa gegründet. Seitdem hat RAM mehr als 5500 Konzerte in Estland, der ehemaligen Sowjetunion, 200 Werke, von denen jedes Jahr ein Viertel neu ins Programm aufgenommen werden. in vielen westeuropäischen Ländern sowie in Israel, Kanada und den USA gegeben. Die CD »Sibelius Cantatas« (Virgin Classics, 2003) des Estnischen Nationalen Männer- In den ersten Jahren widmete sich der Chor dem à-cappella-Repertoire. Heutzutage wird chores unter seinem Ehrendirigenten Ants Soots sowie mit dem Ellerhein Mädchenchor das Ensemble insbesondere für seine Interpretation großer chorsinfonischer Werke gerühmt, und mit dem Estnischen Nationalen Symphonieorchester unter der Leitung von Paavo Järvi welche mit den führenden Orchestern und Dirigenten aufgeführt werden. erhielt in der Kategorie »Best Choral Performance« den »Grammy« 2004. Das Repertoire des RAM (Eesti Rahvusmeeskoor) umfasst derzeit 25 oratorische Werke, Die Künstlerische Leitung von RAM liegt in den Händen des lettischen Dirigenten Kaspars die überwiegend in ausländischen Projekten und Tourneen zur Aufführung kommen. Im Putninš. Ständiger Dirigent und stellvertretender Chefdirigent ist Mihhail Gerts. a-cappella-Repertoire erweitert der Chor sein Verständnis für verschiedene Epochen und Stile sowie für Werke anderer Kulturräume. Zahlreiche neue Aspekte sind durch den früheren Chefdirigenten Ants Soots eingebracht Mihhail Gerts worden, der italienische, britische und lateinamerikanische Programme wie auch die arme- nische Liturgie »Patarag« aufführte, und der selbstverständlich immer wieder estnische Mihhail Gerts gehört zu den hervorragendsten jungen estnischen Dirigenten. Er wurde 1984 Musik gefördert hat. geboren und absolvierte seine Studien in den Fächern Klavier (Prof. Ivari Ilja) und Dirigieren RAM hat mit führenden Chordirigenten wir Robert Sund aus Schweden, Josep Prats aus (Prof. Paul Mägi) an der estnischen Akademie für Musik und Theater in Tallinn. Derzeit bereitet Spanien, Chifuru Matsubara aus Japan, Roman Toi aus Kanada und mit den Esten Kuno er sich bei Prof. Paul Mägi auf seinen Master-Abschluss im Fach Dirigieren vor. Areng, Ants Üleoja, Toomas Siitan, Jaan-Eik Tulve und Mihkel Kütson zusammengearbeitet. Als Pianist hat Mihhail Gerts bei zahlreichen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen, u.a. Diese Zusammenarbeit wird ergänzt durch die Zusammenarbeit mit Orchesterdirigenten gewann er im Jahr 2000 im russischen Volhov den Zweiten Preis. wie Neeme Järvi, Paavo Järvi, Kristjan Järvi, Eri Klas, Gennadij Roschdestwenski, Riccardo Mihhail Gerts war Dirigent des Symphonieorchester des Tallinner Musikgymnasiums und Muti, Paavo Berglund, Leif Segerstam, Esa-Pekka Salonen, Jukka-Pekka Saraste, Saulius des Tallinn 21 Kammerchores, dem 2003 in Budapest das goldene Diplom und der Zweiten Sondeckis, Leo Krämer, Christoph Spering, Gintaras Rinkevicius, Arvo Volmer, Paul Mägi, Preis des »Musica Mundi Chorwettbewerbs« verliehen wurde. Er wurde als herausragendster Jüri Alperten, Vello Pähn, Tõnu Kaljuste und anderen mehr. junger Dirigent ausgezeichnet. Von den großen chorsinfonischen Werken ist Schostakowitschs 13. Sinfonie »Babi Jar« 2004 gewann Mihhail Gerts den Zweiten Preis im Dirigentenwettbewerb der estnischen die am häufigsten aufgeführte (u.a. mit Detroit Symphony, Tampere Philharmonic, Jerusa- Jugendchöre. Besondere Aufmerksamkeit wurde ihm durch den Preis des Estnischen Natio- lem Symphony, Los Angeles Philharmonic und Bochumer Symphoniker), gefolgt von Sibe- nalen Männerchors RAM zuteil, der ihn als besten Wettbewerbsteilnehmer auszeichnete. lius’ »Kullervo« (u.a. mit hr-Sinfonieorchester, Royal Stockholm Philharmonic, Minnesota 2005 nahm Mihhail Gerts an Neeme Järvis Sommerakademie teil, wo er mit so heraus- Symphony, Tampere Philharmonic, Orchestre National du Capitole de Toulouse, Hamburger ragenden Persönlichkeiten wie Neeme und Paavo Järvi sowie Jorma Panula zusammen Symphoniker und dem Los Angeles Philharmonic), Cherubinis Requiem and Strawinskys arbeitete. »Oedipus Rex«. In den letzten Jahren hat der Estnische Nationale Männerchor 12 CDs ein- Im selben Jahr wurde er zum Dirigenten und stellvertretenden Chefdirigenten des Estnischen gespielt. Nationalen Männerchors RAM ernannt.

36 I 37 Biografien Andres Uibo LesArt Widerhall

Andres Uibo graduierte 1976 im Alter von 20 Jahren als Pianist an der Musikoberschule LesArt Widerhall, gegründet 2005, sind die zwei Schauspieler, Vorleser und Wortspieler Erich Tallinn unter Leelo Kõlar und 1981 am damaligen Staatlichen Konservatorium Tallinn (heute Schwarz und Manfred Eisner. Zusammen mit verschiedenen Musikern stellen sie Lyrik und Estnische Musik- und Theaterakademie) als Dirigent und Organist (unter Prof. Hugo Lepnum). Prosa aus aller Welt vor. Der gebürtige Dortmunder Erich Schwarz arbeitete an Theatern in 1992– 94 ermöglichte ihm ein Stipendium der Stadt Lübeck ein Studium an der dortigen Bielefeld, Mannheim, Lübeck, Köln und bis 1993 an den Staatlichen Schauspielbühnen in Musikhochschule unter Prof. Hans Gebhard. Berlin. Seit 1994 gab er Gastspiele an verschiedenen Bühnen in Deutschland und der Schweiz. Seit 1981 ist Andres Uibo Konzertorganist des St. Nikolai Kirche (estnisch: Niguliste) in Er wirkte an ca. 250 Film- und Fernsehproduktionen wie »Papa ante Portas«, »Ödipussi«, »Hit- Tallinn. Die Kirche ist heute Museum und Konzertsaal. 1987 gründete Andres Uibo das Inter- lerjunge Salomon«, »Tatort«, »Polizeiruf 110«, »Der Alte« und »Praxis Bülowbogen« mit. nationale Orgelfestival in Tallinn, welches heute eines der größten seiner Art in der Welt ist Manfred Eisner wurde in Berlin geboren und hat seit ca. 20 Jahren Theaterengagements und dessen Künstlerischer Leiter er seitdem ist. Über die Jahre sind Spielorte in ganz Estland hauptsächlich in Berlin. 1999 führte ihn ein Musicalengagement nach Dortmund. Er wirkte hinzugekommen, die die reichhaltige Orgellandschaft mit den besten Instrumenten ins Festival- in ca. 20 Filmen wie »Helicops«, »Praxis Bülowbogen« und »Im Namen des Gesetzes« und an programm einbeziehen. verschiedenen Hörspiel- und Literatur-CDs mit. Beide haben Literaturlesungen in deutschen Seit 1980 hat Andres Uibo mehr als 2000 Konzerte in Estland, Lettland, Litauen sowie Rundfunkanstalten, für die Botschaften Polens, Luxemburgs, Österreichs, der Niederlande, in fast allen Orgelzentren der ehemaligen Sowjetunion als auch in Belgien, Deutschland, Belgiens und für das Finnland-Institut Berlin, die finnische Botschaft in Berlin, die Akademie Finnland, Italien, Japan, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden und der der Künste, die Freie Universität Berlin, die Humbodt - Universität und viele andere Kulturein- Schweiz gegeben. richtungen durchgeführt. Im KONZERTHAUS DORTMUND begibt sich das Duo LesArt Widerhall Er ist ein erfahrener Interpret estnischer Orgelmusik und hat oft estnische Komponisten im mit dem Programm »Solange man träumt, ist alles kein Traum« auf eine poetisch-musika- Ausland präsentiert und uraufgeführt. Zahlreiche Rundfunkproduktionen sowie mehr als 25 lische Reise durch Finnland. Die reiche Mythen- und Sagenwelt Finnlands und die schöne, CDs für verschiedene Labels dokumentieren das umfangreiche Schaffen von Andres Uibo. raue, nordische Naturlandschaft spiegelt sich in der Lyrik und Kurzprosa von Autoren wie Zunehmend ist Andres Uibo auch als Komponist tätig, der als Inspirationsquellen Johann Nummi, Saarikoski, Tabermann, Södergran, Tynni, Andersson, Kailas, Eino und anderen wider, Sebastian Bach, Arvo Pärt und Erkki-Sven Tüür nennt. Dur-Molltonale Traditionen stehen gleich- musikalisch begleitet von dem finnischen Pianisten Sami Väänänen. berechtigt neben zeitgenössischen Techniken. In der Art seiner kraftvollen Orgelbehandlung setzt Andres Uibo die Tradition klassischer und zeitgenössischer estnischer Organisten/Komponisten wie Rudolf Tobias, Peeter Süda, Artur Kapp, Edgar Arro und Hugo Lepnum fort. Seit 1984 ist Andres Uibo Professor an der Estnischen Musik- und Theaterakademie und zu- sätzlich ist er seit 1997 Produzent beim staatlichen Konzertinstitut Eesti Kontsert, dem größten Veranstalter Estlands. Darüber hinaus ist Andres Uibo seit 1998 Künstlerischer Leiter der Musik- tage in Suure-Jaani, die der Komponistendynastie der Kapp-Familie gewidmet sind. 2001– 04 war Andres Uibo Präsident der Internationalen Artur-Kapp-Gesellschaft, seit 1996 Mitglied des Estnischen Musikrates und seit 1999 Vizepräsident der Gesellschaft der Estnischen Orgelfreunde. Er ist Jurymitglied nationaler und internationaler Wettbewerbe.

38 I 39 Biografien Gewandhausorchester Leipzig Ländern auch die USA und Japan bereiste. Als Gastdirigent arbeitete Herbert Blomstedt u. a. mit den Berliner und Münchner Philharmonikern, den Wiener und Bamberger Symphonikern, dem Das Gewandhausorchester Leipzig ist das älteste bürgerliche Konzertorchester der Welt. Keimzelle Royal Concertgebouw Orchestra, dem London Philharmonic, dem Chicago, Boston und Cleveland des Orchesters war die 1743 von 16 Kaufleuten gegründete Konzertgesellschaft »GroßesC oncert«. Symphony Orchestra, dem New York und Los Angeles Philharmonic, dem Israel Philharmonic Mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler im Jahre 1781 erhielt das Ensemble Orchestra sowie dem NHK Symphony Orchestra, dessen Ehrendirigent er ist. Nach einer Serie den Namen Gewandhausorchester. 1884 bezog man das durch den Verkauf von Stiftungs- erfolgreicher Konzerte mit dem San Francisco Symphony Orchestra wurde Herbert Blomstedt ab Anteilen errichtete neue Konzerthaus, das 1944 von Luftangriffen zerstört wurde. 1981 wurde der Saison 1985/86 zum »Music Director« des renommierten Orchesters berufen. Die gemein- das neue Gewandhaus am Augustusplatz eingeweiht. Wenige andere Klangkörper waren an der samen Konzertreisen zu den musikalischen Metropolen Europas, darunter Edinburgh, Salzburg, Entwicklung der symphonischen Musiktradition so beteiligt wie das Gewandhausorchester. Es München und Luzern, wurden von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. spielte beispielsweise noch zu Lebzeiten des Komponisten sämtliche Beethoven-Symphonien, Nach zehn Jahren beendete Herbert Blomstedt seine erfolgreiche Tätigkeit in San Francisco, der weltweit erste Bruckner-Zyklus ist dem Orchester zu verdanken, ebenso der erste Schosta- kehrt aber als Ehrendirigent alljährlich dorthin zurück. Von 1996 bis 1998 wirkte er als Chef- kowitsch-Zyklus in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. dirigent des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg. Von Beginn der Spielzeit 1998/99 bis zum Das Gewandhausorchester zeichnet sich durch ein selten großes Repertoire-Spektrum und Ende der Saison 2004/05 leitete Herbert Blomstedt als 18. Gewandhauskapellmeister das eine ungewöhnlich hohe Aufführungsdichte aus, was auch an seinem großen Aufgabenfeld liegt: Gewandhausorchester Leipzig, dem er ebenfalls als Ehrendirigent weiterhin verbunden bleibt. Konzertorchester, Opernorchester der Leipziger Oper und Kammerorchester, das gemeinsam mit Diese Auszeichnung verliehen ihm im Jahr 2006 drei weitere Orchester – neben dem Dänischen den weltberühmten Thomanern die Kantaten in der Thomaskirche gestaltet. Mit weit über 200 und Schwedischen Radio-Sinfonieorchester auch die Bamberger Symphoniker, die er seit 1982 Aufführungen in diesen drei Spielstätten und auf Tournee ist das Gewandhausorchester das regelmäßig dirigiert. Neben seinen Verpflichtungen bei diesen Orchestern führen ihn zahlreiche musikalische Zentrum der Stadt Leipzig und ihr wichtigster musikalischer Botschafter. Gastdirigate zu den renommierten Klangkörpern weltweit. Einige der bedeutendsten Gewandhauskapellmeister waren Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Herbert Blomstedt nahm mit der Staatskapelle Dresden über 130 Werke auf Schallplatte auf, da- Nikisch, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter. Kurt Masur (bis 1996) und Herbert Blomstedt runter alle Sinfonien von Beethoven und Schubert, sowie mit dem Dänischen Radio-Sinfonieorchester (1998–2005) sind die Ehrendirigenten des Gewandhausorchesters. sämtliche Orchesterwerke von Carl Nielsen. 1987 schlossen er und das San Francisco Symphony Orchestra einen Exklusivvertrag mit der DECCA ab, der zu zahlreichen preisgekrönten und beispiel- haften Aufnahmen führte, inklusive aller Sinfonien von Sibelius und Nielsen. Die Zusammenarbeit mit Herbert Blomstedt dem Gewandhausorchester wurde von verschiedenen Labels dokumentiert; bei DECCA erschienen die Vierte Sinfonie von Brahms, die Neunte Sinfonie von Bruckner, »Sinfonia serena« und »Die In den USA als Sohn schwedischer Eltern geboren, erhielt Blomstedt seine erste musikalische Harmonie der Welt« von Hindemith, die Klavierkonzerte von Mendelssohn und Werke von Richard Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später Strauss. Des Weiteren sind die »High Mass« von Sven-David Sandström bei der Deutschen Grammo- studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in phon sowie Mendelssohns »Elias« bei RCA Red Seal zu nennen. Das Label querstand veröffentlichte Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete eine CD-Box mit Leipziger Konzertmitschnitten von 1998 –2005 mit Werken von Bruckner, Brahms, unter Igor Markevich in Salzburg und Leonard Bernstein in Tanglewood. Beethoven, Nielsen, Hiller, Reger, Matthus und Mendelssohn sowie zuletzt die Sinfonien Nr. 8 (eine 1954 debütierte er als Dirigent mit dem Stockholmer Philharmonischen Orchester und leitete Live-Aufnahme der Abschlusskonzerte von Herbert Blomstedt beim Gewandhausorchester) und Nr. 7 später als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra von Anton Bruckner. Herbert Blomstedt ist ein gewähltes Mitglied der Königlich-Schwedischen und das Dänische und Schwedische Radio-Sinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. 2003 erhielt er das »Große Verdienstkreuz des Verdienst 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, mit der er neben verschiedenen europäischen ordens der Bundesrepublik Deutschland«. Am 11. Juli 2007 beging er seinen 80. Geburtstag.

40 I 41 Biografien Julian Rachlin

Julian Rachlin wurde 1974 in Litauen geboren und lebt seit 1978 in Österreich. Er studierte bei Boris Kuschnir und Pinchas Zukerman. 1988 wurde ihm die Auszeichnung »Young Musician of the Year« des Eurovisionswettbewerbs am Concertgebouw Amsterdam verliehen. Im Jahr 2000 wurde er Erster Preisträger der »Accademia Musicale Chigiana« in Siena/Italien. Daraufhin lud ihn Lorin Maazel als Solist zu den »Berliner Festwochen« mit dem Orchestre National de France ein sowie zu Konzertreisen durch Europa und Japan. Unter Riccardo Muti war er der jüngste Solist, mit dem die Wiener Philhar- moniker jemals konzertierten. Rachlin konzertierte mit dem London Symphony, New York Philharmonic, Philadelphia Orchestra, Los Angeles Philharmonic, Pittsburgh Symphony, der Staatskapelle Dresden, dem Gewandhaus Leipzig, den Münchner Philharmonikern, dem Orchestra Philharmonica della Scala, dem Orchestre de Paris, dem Philharmonia Orchestra London, dem San Francisco Symphony Orchestra, den St. Petersburger Philharmonikern und dem NHK Symphony. Er hat mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Herbert Blomstedt, Mariss Jansons, James Levine, Lorin Maazel, Sir Neville Marriner, Zubin Mehta, Yehudi Menuhin, Sir Roger Norrington, Krysztof Penderecki, André Previn, Mstislav Rostropovich, Esa-Pekka Salonen, Riccardo Muti und Wolfgang Sawallisch gespielt. 2006/07 spielte Rachlin mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Daniele Gatti und der Deutschen Kammerphilharmonie in Deutschland spielte mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Mstislav Rostropovich, dem Leipziger Gewandhaus Orchester, dem New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra, dem Bu- dapest Festival Orchestra und dem Tonhalle-Orchester Zürich. Seit 2000 ist sein Bratschen-Repertoire fester Bestandteil seiner Auftritte. Als leidenschaftlicher Kammermusiker tritt er regelmäßig mit seinem Duopartner Itamar Golan sowie Mischa Maisky, Martha Argerich, Yefim Bronfman, Gidon Kremer, Yuri Bashmet, Leif Ove Andsnes, Lang Lang, Sarah Chang, Janine Jansen und Maxim Vengerov auf. Julian Rachlin tritt häufig bei europäischen Festivals auf wie Salzburg, Verbier, Schleswig-Holstein, den »BBC Proms«, Luzern und der »Salzburger Mozartwoche«. Nach seinem Auftritt beim »Dubrovnik-Festival« 2000 gründete er sein mittlerweile jährlich stattfindendes Festival »JulianR achlin and Friends«. Von ihm liegen folgende CDs vor: Brahms- und Mozart-Violinkonzerte (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfkunks, Mariss Jansons), das Sibelius-Violinkonzert und -Serenade (Pittsburgh Symphony Orchestra, Lorin Maazel), das Saint-Saëns- und Wieniawski-Konzerte (Israel Philharmonic, Zubin Mehta) sowie das Prokofiew-KonzertN r. 1 und das Tschaikowsky-Konzert (Rundfunk-Symphonie- orchester Moskau, Vladimir Fedoseyew). Bei der Deutschen Grammophon erscheint demnächst eine CD mit den Bach’schen Goldberg-Variationen (Streicherfassung mit Mischa Maisky und Nabuko Imai). Seit 1999 ist Rachlin Professor am Wiener Konservatorium. Er spielt die Violine »ex Carrodus« Gua- nerius del Gesù (1741), die ihm von der Österreichischen Nationalbank zur Verfügung gestellt wird.

42 I 43 Biografien Skandinavien im Konzerthaus

Samtige Klarinette Martin Fröst gilt bei Kritikern als einer der besten Klarinettisten weltweit. Wenn man den weichen, biegsamen Ton des Schweden hört, der tausende Klangfarben hervorzaubern kann, weiß man auch, warum. Bei seinem zweiten Konzert im Konzerthaus spielt er Werke von Schumann, Brahms, Chausson und Poulenc. DA KLINGT RECHT GUT. Mi 17.10.07 · 19.00 Dr. Eberhard Jaeger, Notar a. D. Dr. Thorsten Mätzig 1 Dr. Hans Dieter Meißner, Notar 1 Dr. Erhard Schrameyer Jochen Spieker, Notar Rainer Beckschewe 4 Seelenvoller Bass 5 Dirk Holtermann, Notar Dr. Eva Kohler Matti Salminen ist einer der großen Bässe der heutigen Zeit. Im Konzerthaus singt der Finne 1 Lutz Duvernell, Notar Dr. Steffen P. Lorscheider berühmte Arien von Mozart, Rossini, Verdi und Tschaikowsky. Seiner finnischen Heimat wird mit Hans Dieckhöfer, Notar 6 Robert Jung »Finlandia«, der wohl berühmtesten Komposition Sibelius’, und finnischen Tangos Tribut gezollt. Dr. Christian Tilse, Notar 2 Regine Holtermann Dr. Jochen Berninghaus, WP, StB 1 Hans-Jürgen Palm, Notar 2 Fr 09.11.07 · 20.00 Dr. Detlef Götz, Notar 1 auch Fachanwalt für Steuerrecht, Anja Berninghaus, Notarin 4 2 auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, 3 3/7 auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Markus Sträter 4 auch Fachanwalt für Familienrecht, Dr. Achim Herbertz 5 auch Fachanwalt für Strafrecht, Manfred Ehlers 1/2 6 auch Fachanwalt für Erbrecht, Dr. Carsten Jaeger 8 7 auch Fachanwalt für Bau- und Guido Schwartz Architektenrecht, 8 auch Fachanwalt für Handels- und 1/9 Frank Stiewe Gesellschaftsrecht, Dr. Tido Park 1/5 9 auch Fachanwalt für Versicherungsrecht

Kronenburgallee 5, 44139 Dortmund [email protected], www.spieker-jaeger.de Fax +49.231.9 58 58 49-48 Fon +49.231.9 58 58-0 Weiterhören

Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage. gestaltung: vonboxberg.de Texte Kaja Engel

Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND

Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa

Redaktion Claudia Beißwanger · Franziska Graalmann

Konzeption Kristina Erdmann

Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22 696161

Druck Rhein-Ruhr Druck Sander · Dortmund

Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten!

Impressum

Konzerthaus dortmund philharmonie für westfalen brückstrasse 21 I 44135 Dortmund t 0231-22 696 200 I f 0231-22 696 222 [email protected] www.konzerthaus-dortmund.de