Die Maritime Biographie Des Hans Bötticher Alias Joachim Ringelnatz
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Inhaltsverzeichnis GELEITWORT ZUR SCHRIFTENREIHE ............................................................................... 7 VORWORT DES HERAUSGEBERS ...................................................................................... 9 FRANK WOESTHOFF „KLEINER SEEMANN UND BEDEUTENDER MENSCH“: DIE MARITIME BIOGRAPHIE DES HANS BÖTTICHER ALIAS JOACHIM RINGELNATZ .......................................................... 13 WERNER RAHN DIE KAISERLICHE MARINE UND DER ERSTE WELTKRIEG .............................................. 39 FRANK MÖBUS LAPIDARER DEFÄTISMUS. DIE AUTOBIOGRAPHIE DES MARINERS HANS BÖTTICHER . 91 FRIEDERIKE SCHMIDT-MÖBUS LEBEN UND WERK DES JOACHIM RINGELNATZ ............................................................. 119 DIE AUTOREN .................................................................................................................. 125 Geleitwort zur Schriftenreihe Die Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte will ein Forum für neue und kontroverse Forschungsergebnisse zu ausgewählten Themenkreisen der Militär- geschichte und für marinespezifische bzw. marineberührende Fragen bieten. Damit öffnet sich diese Reihe einem weiten inhaltlichen Spektrum und dem Interessenten- kreis aktiver und ehemaliger Angehöriger des deutschen Militärs und insbesondere der deutschen Seestreitkräfte sowie militär- oder maritim-historisch interessierter Le- ser. Die Veröffentlichungspalette soll von der Schriftfassung von Vortragsreihen über wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten bis zur Publikation unbekannter oder selte- ner Dokumente reichen. Ein besonderes Augenmerk möchten die Herausgeber auf Publikationen rich- ten, welche sich der kommentierenden Bearbeitung von Selbstzeugnissen widmen. Steht zwar das erzählende Ich im Mittelpunkt und muß gebührend zu Wort kommen, so soll doch eine umfassende Kommentierung den erklärenden Rahmen bieten. Auf diese Weise soll versucht werden, Ereignisse und Strukturen – vielleicht auch nur die Normalität – vergangener Zeiten aus der personalen Perspektive heraus sichtbar zu machen, wissenschaftlich begründet einzufassen und insgesamt für weitergehende Forschungen zu öffnen. Die Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte wird vom Freun- deskreis der Marineschule Mürwik, Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum e.V. und von der Stiftung Deutsches Marinemuseum gemeinsam herausgegeben. Beide Einrichtungen wollen mit der Schriftenreihe Kenntnis und Verständnis der politischen, militärstrategischen, technischen, sozialen und kulturellen Aspekte deutscher Militär- und Marinegeschichte erweitern und vertiefen. Wilhelmshaven und Flensburg, im März 2001 Jens Graul Jörg Hillmann 7 Vorwort des Herausgebers Mit der Ausstellung „Ringelnatz als Mariner im Krieg 1914-1918“, zu der dieser Be- gleitband erscheint, widmet sich das Deutsche Marinemuseum zum zweiten Mal seit seinem Bestehen einer Thematik an der Schnittstelle von Kunst und Militär. Während die Ausstellung „Kunst braucht Gunst!“ die Marinemalerei der Kaiserzeit ins Bild setzte1 und die maritimen Sehnsüchte Wilhelms II. in Gestalt Meeres durchpflügender Kriegsschiffe visualisierte, betrachtet die gemeinsam mit der Joachim-Ringelnatz- Stiftung in Cuxhaven erarbeitete Schau ein weiteres Kapitel der Marinegeschichte des deutschen Kaiserreichs. Nicht um Herrscherphantasien geht es, sondern um deren Re- zeption in der Bevölkerung. Neben dem glanzvollen Aufstieg der Marine in den – wenn auch nicht spannungsfreien, so doch friedlichen – Jahren 1888-1914, wird dies- mal vor allem ihr Einsatz im Ersten Weltkrieg und schließlich ihrer Krise an seinem Ende in den Blick genommen. Wiewohl Joachim Ringelnatz sich zu Lebzeiten einen gewissen Namen als Maler gemacht hatte – was erst durch eine Ausstellung wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde,2 die ihrerseits den Anstoss zu dieser Aus- stellung gab – wird hier ein literarisches Werk in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt. Die Rede ist nicht von Kuttel Daddeldu, Ringelnatz literarischem Alter Ego, dessen Erlebnisse am Weihnachtsabend alljährlich auf maritimen Weihnachtsfeiern re- zitiert werden und so zum literarischen Erbe der Deutschen Marine zählen.3 Es geht vielmehr um Ringelnatz weitgehend unbekannte Autobiographie der Kriegsjahre, 1928 erstmalig unter dem Titel „Als Mariner im Krieg“4 erschienen. Diese weist, wie der Beitrag von Frank Möbus in diesem Band zeigt, ein ungewöhnlich hohes Maß an Authentizität auf. Ohne die Memoiren häufig eigene Verklärung des Vergangenen schildert Ringelnatz darin sein Kriegserleben. Typisches bzw. Erwartetes mischt sich darin mit Atypischem und Unerwartetem. Ringelnatz’ Kriegsbegeisterung zu Beginn und Kriegsmüdigkeit zu Ende des Ersten Weltkrieges kann als geradezu paradigma- tisch für seine Zeitgenossen gelten, wie die Gegenüberstellung der von Frank Woesthoff verfassten biografischen Skizze mit der Überlicksdarstellung der von Wer- ner Rahn skizzierten Kriegsereignisse zeigt. Vor dem Hintergrund des weitverbreite- nen Ringelnatz-Bildes in unseren Köpfen mutet es seltsam an, dass dieser Spaßmacher und Tunichtgut den ganzen Krieg hindurch von dem Gedanken beseelt war, den ge- sellschaftlichen Aufstieg vom in Wilhelmshaven verachteten „Kuli“ zum gesellschaft- lich akzeptierten Offizier zu erreichen. Dass ihm dies schließlich auch gelang, ist das Resultat gleichfalls unerwarteter und für Ringelnatz keineswegs typischer Zielstrebig- keit, die die Wichtigkeit dieses Ansinnens unterstreichen mag. Den Ausstellungsmachern und Autoren geht es nicht nur darum, eine bisher wenig bekannte Seite des Künstlers aufzuzeigen. Die Einnahme dieser Perspektive von unten soll auch dazu dienen,5 dem Besucher respektive Leser über die ihr inne- wohnenden Identifikationsmöglichkeiten Zugang zum Verständnis von Ursachen und Verlauf der maritimen Aspekte des Ersten Weltkriegs zu eröffnen. Dass dieser Krieg die weiteren schicksalhaften Entwicklungen des kurzen 20. Jahrhunderts vorbereitete, wird in dem von George F. Kennan geprägten Begriff der „Urkatastrophe des zwan- zigsten Jahrhunderts“ deutlich.6 Dass das Verständnis dieses Krieges neben der Ana- 9 lyse der Kriegsereignisse auch die Betrachtung des Kriegserlebens und seiner Verar- beitung, die Kriegserinnung umfasst und durch diese Trias geformt wird,7 ist erst im Zuge der Ausweitung historischer Fragestellung auf kultur- und mentalitätsgeschicht- liche Ansätze deutlich geworden.8 Die Gegenüberstellung von Kriegserinnerung und Kriegsereignis leitet daher die Konzeption des Bandes wie auch der Ausstellung. Sie steht gleichberechtigt neben der Vermittlung biographischer Inhalte. Diese hat Friede- rike Schmidt-Möbus abschließend überblickshaft zusammengefasst. Ausstellung und Band wären ohne die Mitarbeit verschiedener Personen nicht zu realisieren gewesen. Zunächst ist den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Ringel- natz-Stiftung in Cuxhaven für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Deut- schen Marinemuseum herzlich zu danken. Der Klosterkammer Hannover gebührt Dank für die Übernahme des Hauptanteils der Finanzierung der Ausstellung. Nicht minderen Dank schuldet der Herausgeber den Autoren dieses Bandes, die bereitwillig ungebührlich kurze Fertigstellungsfristen für ihre Manuskripte akzeptierten, um die Bereicherung der Ausstellung um diese Publikation zu ermöglichen. Schließlich ist der Gesellschaft für Materialkreislauf und Abfallwirtschaft mbH & Co. Kg, Wangerland, sowie der REUNION für die Bezuschussung der Druckkosten zu danken. Wilhelmshaven im März 2003 Stephan Huck Anmerkungen 1 Vgl. den Begleitband zur Ausstellung: Jörg-M. Horrmann, Friedrich Scheele, „Kunst braucht Gunst!“. Willy Stöwer. Marinemaler und Illustrator der Kaiserzeit, Oldenburg 2000. 2 Die Ausstellung Ringelnatz! Ein Dichter malt seine Welt war im Jahr 2000 in Göttingen, Cuxhaven und Wurzen zu sehen. Vgl. den Begleitband Frank Möbus, Friederike Schmidt-Möbus, Frank Woesthoff und Indina Woesthoff (Hrsg.), Ringelnatz! Ein Dichter malt seine Welt, Göttingen 2000. 3 Vgl. „Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu“, in: GW 1, S. 123-125. Die Sigle GW mit angehängter Ziffer verweist hier wie in allen folgenden Beiträgen auf einen Band der 1994 in Zürich erschienene Gesamtausgabe der Werke Joachim Ringelnatz: Joachim Ringelnatz, Das Gesamtwerk in sieben Bänden, hrsg. von Walter Pape, Zürich 1994. 4 Gustav Hester, Als Mariner im Krieg, hrsg. von Joachim Ringelnatz, Berlin 1928. Zahlreiche Nachdru- cke, zuletzt in GW 7. 5 Vgl. Wolfgang Wette (Hrsg.), Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten (= Serie Piper, 1420), München 1992. 6 Erst jüngst hat das Militärgeschichtliche Forschungsamt einen facettenreichen Sammelband vorgelegt, der Diskontinuitäten und Kontinuitäten vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Vgl. Bruno Thoß, Hans Erich Volkmann (Hrsg), Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich, Paderborn 2002. 7 Vgl. hierzu Bruno Thoß, Die Zeit der Weltkriege – Epochen als Erfahrungseinheit?, in: Thoß, Volk- mann (Hrsg.), Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg (wie Anm. 6), S. 7-30, hier S. 9. 8 Einen profunden Überblick über den Methodenkanon heutiger Militärgeschichte bietet Thomas Küh- ne, Benjamin Ziemann (Hrsg.), Was ist Militärgeschichte? (= Krieg in der Geschichte, Bd 6), Pader- born, München, Wien, Zürich 2000. Zur Erforschung des Nutzens der derzeit viel diskutierten Kate- gorie „Kriegserfahrung“ wurde an der Universität Tübingen ein eigener Sonderforschungsbereich eingerichtet, dessen erste Ergebnisse neben einer Vielzahl von Einzelveröffentlichungen in dem