Das SADOCC-Magazin für das Südliche Afrika 77/13

W A F F E n h A n D E l Südafrikas Sündenfall

W I R T S C h A F T Facharbeiter gesucht

K O n Z E P T K U n S T Angolas Kiluanji Kia henda Offenlegung: INDABA wird herausge- geben vom Dokumen tations- und Kooperationszentrum Südliches Afrika SADOCC (SADOCC) in Wien (ZVR-Zahl 973735397) und bezweckt die Infor- Das Dokumentations- und Kooperationszentrum Süd- mation und Diskussion über Entwick liches Afrika in Wien setzt sich für eine solidarische -lungen im Südlichen Afrika. Dem Außen-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik gegenüber Vereinsvorstand gehören an: Mag. den Ländern des Südlichen Afrika ein. Bernhard Bouzek, HK Lydia Dyk, Dr. Astrid Esterlus, Johann Gatt ringer, SADOCC: Dr. Ingeborg Grau, MSc Ulrike  Dokumentation und Bibliothek in Gomelsky , Mag. Robert Konrad, A-1040 Wien, Favoritenstraße 38/18/1 Adalbert Krims, Univ. Prof. Dr. Walter (Öffnungszeiten: Dienstag 14.00-18.00) Sauer, Abg. z. Ltg. Godwin Schuster, Dr. Tel. 01/505 44 84 Gabriele Slezak. Fax 01/505 44 84-7 URL: http://www.sadocc.at  das quartalsweise erscheinende Magazin INDABA  monatliche Veranstaltungen „Forum Südliches Afrika“  Stadtspaziergänge „Afrikanisches Wien“  Projekt Schwimmunterricht in KwaZulu/Natal

Interessierte Einzelpersonen und Institutionen können SADOCC durch ihren Beitritt als unterstützende Mitglieder fördern. In der Mitgliedsgebühr von jährlich EUR 22,– (für Institutionen EUR 40,–) sind sämtliche Aussendungen und Einladungen enthalten. Das Abonnement von INDABA kostet EUR 13,–. Elfriede Pekny-Gesellschaft derung von Abo- oder Mitgliedsbeitrags-Einzahlungen auf unser Die Elfriede Pekny-Gesellschaeichft zu (benanntr För nach der Konto bei der BA-CA, BLZ 12000, Konto 610 512 006; n African Studies in Österr etärin) ist Spenden erbeten auf Konto: Postsparkasse, BLZ 60000, Souther - Kto-Nr. 93.009.960. Ende 2004 verstorbenen SADOCC-Generalsekr der wissenschaftliche Arm von SADOCC. Spenden kön ACHTUNG - geänderte Postadresse: Wir haben unser nen laut Bescheid desden. zuständigen Finanzamtes von der Postfach aufgelassen – postalische Zusendungen bitte Steuer abgesetzt wer nur mehr an A-1040 Wien, Favoritenstraße 38/18/1! Kto. Nr. 507 860 22463, BLZ 12000 ...... inhalt

3 Krebsgeschwür Waffenhandel Andrew Feinstein sprach in Wien über Südafrikas Deal mit British Aerospace – und dessen Folgen Grundsatzrede Jacob Zumas 4 Wahrheitskommission im Vergleich spektrum 10

12 Interview mit Rob Davies Der südafrikanische Wirtschaftsminister über das Erkämpfen neuer Spielräume für die Dritte Welt

Österreichs Wirtschaft und Afrika 16

16 Facharbeiter gesucht Eine österreichische Firma in Südafrika trägt durch die Ausbildung von Schweißern zur Verringerung der Arbeitslosigkeit bei Krims–Kolumne 19

20 Von Denkmälern und Raketen Ausstellung eines jungen angolanischen Künstlers im Kunstraum Innsbruck Südafrika und das Weltkulturerbe Timbuktu 24

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber (Verleger): Dokumentations- und Kooperationszentrum Südliches Afrika (1040 Wien, Fa- voritenstraße 38/18/1). E-Mail: [email protected]: http://www.sadocc.at. Druck: RemaPrint (1160 Wien). Papier: Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Art Direction: Sander Design (1060 Wien). Layout: Elisabeth Koller. Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe: Talita Bonato, Bernhard Bouzek, Andrew Feinstein, John Fraser (IPS), Manfred O. Hinz, Adalbert Krims, Stefan Pistauer, Eva Rauter, Manfred Sauer, Walter Sauer, Helmut Ulrich, Magdalena Waygand, Yussuf Windischer. Fotos: Birgit Englert (Titel), SADOCC, Walter Sauer, Helmut Ulrich, Mat- thias Ziffko, Walter Reiss / ORF Burgenland. Redaktionsschluß dieser Ausgabe:­ 28. Februar 2013. Konto: BA-CA, BLZ 12000, Konto-Nr. 00610 512 006 oder PSK, BLZ 60000, Konto-Nr. 93.009.960. Dem Beirat von SADOCC gehören an: Reginald Austin, Harare/; Peter Jankowitsch, Wien; Peter Katjavivi, Windhoek; Horst Klein­schmidt, Kapstadt; Shula Marks, London; Christian Mährdel †, Wien.

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Liebe Leserinnen und Leser!

Vor zwanzig Jahren, im Frühjahr 1993, begannen wir mit dem Aufbau einer Veranstaltungs­ reihe, in der monatlich über aktuelle Entwicklungen berichtet werden sollte – dem FORUM SÜDLICHES AFRIKA. Angesichts des riesigen Veranstaltungsangebots in Wien (auch an ent­ wicklungspolitischen Angeboten herrscht kein Mangel) war es irgendwie ein mutiger Versuch. Unser Konzept ist aber aufgegangen: einen Schwerpunkt zwar auf Südafrika zu setzen, aber auch die übrige Region einzubeziehen; die Transformation seit dem Ende der Apartheid zu verfolgen, zugleich aber interdisziplinäre Perspektiven auf die verschiedensten anderen Themen anzubieten; ein fachlich hohes Niveau anzustreben, ohne in wis­ Indaba senschaftliche Exklusivität zu verfallen. heißt Die Aufstellung der Vortrags-, Diskussions-, Film- und Lesungs­ Neuigkeit abende, die daraus entstanden sind, ist in der Tat eindrucksvoll, wie ich ohne falsche Bescheidenheit sagen kann (auf www.sadocc. oder at unter „Termine / Bisherige Veranstaltungen“ einsehbar). Schon Gespräch eine grobe Zählung läßt Schwerpunkte erkennen: Regional gesehen steht Südafrika mit 65 Abenden an erster Stelle, gefolgt von Namibia (20), Moçambique (14) und Zimbabwe (13). Es ist uns aber auch wichtig, Situation und Entwicklung der kleineren oder weniger bekannten Länder der Region vorzustellen. So wurden auch Botswana, Lesotho oder Swaziland (ein weiterer Swaziland-Abend wird im Juni d. J. folgen) zum Thema, Malawi und Angola schieben sich mit bisher 6 bzw. 8 Veranstaltungen deutlich nach vorn. Betrachtet man die Sektoren, mit denen sich das FORUM beschäftigte, so ging es an etwa 40 Abenden um Politik im weitesten Sinne (Transformation, Menschenrechte, Wahlen, aber auch Außenpolitik). Gesellschaftspolitische Themen (Sozialpolitik, Frauen und Jugend, Gewerkschaften, traditionelle Kultur) Namibia-Experte und Jurist Manfred O. standen mit ca. 35 Vorträgen an zweiter Stelle, Kultur mit 21 an dritter. Wirtschaft, Hinz im SADOCC-FORUM, Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheit (inkl. HIV/Aids) und Geschichte September 2012 folgten mit jeweils mehr als 10 Events. Zehn Mal gab es Reiseberichte, meist von Studienreisen oder Delegationen, auch Kirche/Theologie und (im Umkreis der Fußball-WM) Sport waren uns wichtig. Sicher gibt es noch Lücken, vor allem aber ist es uns bisher nur fallweise gelungen, den inhaltli­ chen Diskurs, der im FORUM stattfindet,auch in den Bundesländern zu verankern (wenngleich wir gerade in den letzten Jahren mehrere Veranstaltungen in Nieder- und Oberösterreich erfolg­ reich durchführen konnten). Es gilt – wie immer betreffend SADOCC: Die Unterstützung unserer Mitglieder und Abonnenten, von lokalen Gruppen und Organisationen ist dafür entscheidend. Vielleicht kommt es im zwanzigsten FORUM-Jahr verstärkt zu Kooperationen? Walter Sauer

2 77/13 INDABA ...... schwerpunkt Waffenhandel und Korruption Schaden für die südafrikanische Demokratie

Gekürzter Text des Vortrags von Andrew Feinstein, früherem ANC- Parlamentarier und nunmehrigem Journalisten, am 12. Dezember 2012 in der SADOCC-Bibliothek in Wien.

ls ich 1994 im Parlament angelobt sich dessen bewußt sein, daß das de­ der drei ungleichsten Länder der awurde, schwor ich einen Eid, aber mokratische Südafrika ein wesentlich Erde, viele Menschen – die meisten nicht auf den ANC, sondern auf die besserer Ort als das Südafrika der von ihnen Weiße, einige nicht – sind Verfassung – meiner Meinung nach Apartheid ist und immer sein wird. Ver­ in den letzten 18 Jahren extrem reich ist sie eine der fortschrittlichsten und gessen wir nicht, 18 Jahre sind nur eine geworden, viele Menschen aber haben bemerkenswertesten Verfassungen Nanosekunde der Geschichte, und nicht profitiert.Ausschlaggebend dafür auf diesem Planeten, und auf sie ist das Apartheid­sy­­­­­­s­t­em war von seiner meine Loyalität ausgerich­ tet.­ Sehr Struktur her systemisch korrupt und zum Ärger von Präsident brutal rassistisch, und es Zuma bin ich weiterhin mußte das auch sein: Denn Mitglied des ANC. Wenn Apartheid - ohne diese systemische ich in Südafrika bin und systemische Korruption hätte es nicht im Radio oder Fernsehen Korruption überlebt. Etwa ein Drittel auftrete – und das tue ich notwendig des Staatsbudgets vor 1994 oft – und meine Sorgen über war geheim – niemand, nicht den ANC äußere, dann wird der Spre­ einmal das Parlament wußte, was cher der Partei gefragt, was er dazu damit finanziertwurde. Diese Summen zu sagen habe. Und seine Antwort ist wurden dafür gebraucht, Apartheid am immer: „Als diszipliniertes Mitglied des Leben zu erhalten, auf verschiedenen ANC müßte Feinstein wissen, daß er Wegen, für Wouter Basson zum Andrew Feinstein diese Themen nur intern ansprechen Beispiel – den „Doktor Tod” (INDABA sollte. Aber, wie Sie meinen Büchern 19/98) – oder für die internationale PR- war eine Kombination wirtschaftspoli­ über Südafrika entnehmen können: Kampagne, die den getarnten Kauf von tischer Probleme, viele Probleme der Ein diszipliniertes Mitglied des ANC Zeitungen inkludierte, um Südafrika Umsetzung speziell auf der Ebene bin ich zweifellos nicht. Und zwar weil im Ausland zu unterstützen. Also, das der wirtschaftlichen Mikropolitik und ich der Meinung bin, daß ich in erster schicke ich voraus. ein fehlender Wille, Armut tatsächlich Linie eine Verantwortung gegenüber zu bekämpfen. der Verfassung habe. Und weil ich ein chauen wir auf die heutige Si­tu­ Die Bilanz bei öffentlichen Dienst­ Patriot bin, sehe ich die Probleme, die sation: Das Land hat eine formelle leistungen ist gemischt: In den städ­ ­ti­ vorhanden sind, und halte es für meine Arbeitslosenrate von knapp schen Regionen funktionie­ Pflicht, sie anzusprechen. 30 %, und meiner Meinung ren sie ganz gut, wenn Sie Noch etwas möchte ich voraus­ nach ist das wahrscheinlich Kluft zum Beispiel den Ausbau schicken – wahrscheinlich ist es in das größte Pro­­b­lem, vor zwischen der Wasserversorgung in diesem Kreis nicht notwendig, aber dem unsere Ge­sell­schaft Elite und diesen achtzehn Jahren für mich ist es sehr wichtig: Bei all den steht, Südafrika­ seit 1994 Bevölkerung betrachten, Telefon, zum Problemen, vor denen wir stehen – und ist dadurch noch ungleicher Teil auch Wohnungsbau (ob­ die sind sehr gravierend –, muß man geworden. Wir sind nach wie vor eines wohl wir immer noch um zwei Millionen

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Einheiten zuwenig haben) – hier waren wir zweifellos erfolgreich. In vielen ländlichen Gebieten aber sind solche Dienstleistungen nicht existent. Zumas Rede zur Lage der Nation Bildung: Für die Mehrheit derer, die Township-Schulen besuchen, ist sie Wenn wir nun die zweite Phase des Übergangs von Apartheid und armselig. Die Provinz Limpopo zum Kolonialismus zu einer nationaldemokratischen Gesellschaft beginnen, ver­ Beispiel hatte jetzt achtzehn Monate­ pflichtenwir uns zu einem Aktionsprogramm, um sozioökonomische Freiheit lang keine ausreichenden Schulbü­ beschleunigt zu erreichen... cher, obwohl das Budget für Schul­ Unsere Wirtschaft steht vor einer verzerrten Verteilung von Eigentümer­ bücher vier Millionen Rand beträgt schaft und Produktion. Sie wird charakterisiert von Ungleichheit, Dualismus – das findeich schockierend. Nur etwa und Marginalität. Die Dominanz der Monopole über die Wirtschaft ist ein zwei Mil­­ lionen­­ davon gehen an Verlage,­­ Hindernis für unsere Ziele einer wirtschaftlichen Transformation, von Wachs­ und was mit dem Rest geschieht, weiß tum und Entwicklung. Entschiedenes Handeln ist notwendig, um diese niemand. Die Mehrheit der Schulkin­der ökonomischen Muster tiefgreifend und schnell zu transformieren, um unsere in Limpopo, unserer ärmsten Provinz, Vision für die Zukunft zu realisieren. war jedenfalls eineinhalb Jahre ohne Wir haben uns für eine gemischte Wirtschaftsform entschieden, in der Bücher. öffentliche, private, genossenschaftliche und andere Formen von sozialem Von der Tragödie, die Thabo Mbekis Eigentum einander ergänzen. Innerhalb dieser gemischten Wirtschaftsform Aids-Verweigerung erzeugt hat, haben bekräftigen wir die aktive und interventionistische Rolle des Staates zur wir uns erholt. Ironischerweise hat sich Sicherstellung der wirtschaftlichen Entwicklung. Auch ist die Förderung Jacob Zuma in dieser Frage weitaus von Diversität entscheidend. Wir werden schwarzen Südafrikanern und besser­ verhalten, und wir haben Frauen mehr Raum eröffnen, um an der Wirtschaft teilzunehmen. Diese ei­nen bedeutenden Gesundheitsmi­ Teilnahme muß sich auf Arbeitnehmer ebenso erstrecken wie auf jene, die ni­s­ter, Motsoaledi, einen unglaublich die Produktionsmittel besitzen und somit Arbeitsplätze schaffen können. gewieften und überzeugten Menschen. Diese Ziele werden wir durch eine Bandbreite von Maßnahmen erreichen, Aber unsere Leistungsfähigkeit bei der die im National Development Plan enthalten sind. Er sieht verschiedene Vergabe von antiretroviralen Medika­ Methoden vor, um Arbeitslosigkeit, Armut, Ungleichheit und anderen Her­ menten ist begrenzt. 1,7 Mio. Men­ ausforderungen, mit denen unser Land konfrontiert ist, zu begegnen. Wir schen erhalten sie derzeit kostenlos, ei­ fordern alle auf, gemeinsam hinter dem Plan zu stehen, seine Umsetzung ne der höchsten Zahlen weltweit, aber voranzubringen und mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um bis zum es gibt immer noch 6 Mio. Menschen Jahr 2030 Armut zum Verschwinden zu bringen, Arbeitslosigkeit zu reduz­ mit HIV/Aids, von denen viele eine ieren und Ungleichheit zu eliminieren. antiretrovirale Therapie bräuchten, sie Zu den Schlüsselelementen des National Development Plan gehört der aber nicht bekommen. Neue Wachstumspfad mit seiner massiven Infrastrukturentwicklung und Und natürlich – ein kürzliches Sta­ der vom Staat geleiteten Industriepolitik. Ebenso muß die ANC-Regierung tement­ von Vizepräsident Kgalema die Wasserversorgung für 1,4 Mio. Haushalte und die Bereitstellung von Motlanthe bestätigte es –, Korruption Sanitäranlagen für 2,1 Mio. Haushalte beschleunigen. Auch die Beseitigung grassiert im ANC und auf allen Ebe­ der Lehmschulen und die Renovierung von mehr als 2.000 Schulen und 886 nen der Regierung. Kein Wunder, Gesundheitszentren ist Teil des Infrastrukturprogramms. daß 2011 mehr als zwei Millionen Bergbau war in der Geschichte das Rückgrat unserer Wirtschaft und sollte Süd­afrikaner/innen in Protestaktionen weiterhin sinnvoll zu Entwicklung beitragen. Wir fordern die ANC-Regierung involviert waren, hauptsächlich in loka­ auf, mit Hilfe der verstaatlichten Minengesellschaften im Bergbausektor zu len Protesten wegen mangelhafter intervenieren. Als Folge der unglücklichen Tragödie von Marikana hat der Dienstleistungen oder lokaler Korrup­ ANC eine Beschleunigung der Initiative des Präsidenten durchgesetzt, um tion, und bei einigen davon reagierte die Lebens- und Arbeitsbedingungen in wichtigen Bergbaustädten zu ver­ die Polizei gewaltsam. Davon hörte man aber in den Medien nicht viel,

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bis zu Marikana, dem Tiefpunkt in unserer Post-Apartheid-Geschichte, bei dem 34 streikende Bergarbeiter Zumas Rede zur Lage der Nation von der Polizei erschossen wurden und der neue Polizeikommandant nur bessern. 2013 erinnert an die Verabschiedung des Land Act im Jahr 1913. sagte, es gäbe nichts, wofür sich die 1994 haben wir diese ungerechte Verteilung von Landbesitz geerbt. Auf Polizei entschuldigen müßte (INDABA der fünften nationalen Konferenz des ANC in Polokwane beschlossen wir, 75/12). Das erinnerte mich an Apart­ 30% der 82 Mio. Hektar Ackerland, das im Jahr 1994 im Besitz von Weißen heidminister Jimmy Kruger, als er 1977 war, bis 2014 an die schwarze Bevölkerung zu übertragen. Angesichts zur Ermordung von Steve Biko durch des langsamen Verlaufs der Landreform ist es unwahrscheinlich, daß die seine eigene Polizei gefragt wurde und Regierung dieses Ziel erreichen wird. Wir haben unsere Regierung daher antwortete: „Das läßt mich kalt“. angehalten, diesen Prozeß dringend zu beschleunigen. Die Umsetzung wird Ein Graben hat sich also aufgetan nach den Prinzipien der Verfassung erfolgen. Bei Enteignungen werden wir zwischen unseren Führern und dem das Prinzip des „freiwilliger Käufer; freiwilliger Verkäufer“ durch das Prinzip Volk, und das ist das fundamentale „Gerechtigkeit und Gleichheit“ ersetzen.Unsere Regierung wird weiters die Prob­lem, das wir lösen müssen und Möglichkeit für Restitutionsanträge auf Land erweitern und Ausnahmen lösen werden, davon bin ich über­ zulassen, um historische Stätten sowie die Nachkommen der Khoi und San, zeugt. die ihr Land vor 1913 verloren haben, zu berücksichtigen. Diese Vorhaben werden heuer umgesetzt werden. Es wird spezielle Aktivitäten geben, um ber wie kam es dazu? Was ge­ an die Ungerechtigkeiten, die durch den Land Act 1913 hervorgerufen aschah in Südafrika, daß wir so wurden, zu erinnern... unglaublich schnell politische Prak­ Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen bleibt eine schwere Herausforde­ tiken annahmen, wie sie im Rest der rung. Die Privatwirtschaft, der öffentliche Sektor, Jugendorganisationen und Welt gang und gäbe sind. Wie kam es Gewerkschaften müssen ihre Kräfte bündeln, um Jugendarbeitslosigkeit zu dazu? Es kam dazu leider durch ein bekämpfen. Da die Jugend die Zukunft unseres Landes ist, beauftragen wir massives und unnötiges Waffenge­ unsere Regierung, die Berufsbildung auszubauen und Qualifikationsentwick­ schäft, dem ich auf die Spur kam. lung mit industriellem Wachstum und Arbeitsplatzschaffung zu verbinden. Das war nicht verwunderlich – zwölf Wir werden den Zugang zu Bildung erweitern, und die Verbesserung von Jahre lang recherchierte ich über Lehre und Lernumfeld bleibt Priorität. Wir fordern die Lehrer auf, pünktlich die Waffenindustrie. Ich gebe Ihnen in den Schulen und Klassenzimmern zu erscheinen und mindestens sieben nur eine Zahl: Waffenhandel, wie er Stunden pro Tag zu unterrichten. Ebenso fordern wir die Schüler auf, sich hinter dem Deckmantel nationaler mit Eifer ihren Studien zu widmen, sodaß sie produktive Mitglieder der Geheimhaltung verläuft, ist für et­wa 40 Gesellschaft werden. % der Korruption im globalen Handel Der ANC steht auch für die Entwicklung der indigenen Sprachen. Wir verantwortlich. Nicht nur die großen fordern die Regierung auf, bis 2014 die Einführung von Unterricht in indi­ Waffenfirmen,sondern auch die Spit­ genen Sprachen vorzubereiten... zen unserer Regierungen sind darin Wir erinnern alle ANC-Mandatare daran, Leistungen zu erbringen. Wir verwickelt. Die Beziehungen zwischen werden dringende und praktische Schritte setzen, um unseren Beitrag für Rüstungsfirmen, Regierungen, dem die Erneuerung des afrikanischen Kontinents zu vertiefen durch die Unter­ Militär, Geheimdiensten und wichtigen stützung der Afrikanischen Union und der SADC-Programme. politischen Parteien sind eng und zu­ Wir werden wie bisher mit fortschrittlichen Kräften in der Welt zusam­ tiefst korrupt. menarbeiten für eine gerechtere Weltordnung. Ebenso werden wir der Süd- 1998 – Nelson Mandela hatte sich Süd-Kooperation und innerhalb derselben der Zusammenarbeit von Indien, aus dem öffentlichen Leben zurück­ Brasilien und Südafrika sowie der Blockfreienbewegung unser Augenmerk gezogen – wurde Thabo Mbeki Präsi­ widmen... (Durban, 8. Jänner 2013) dent des ANC. Damals wurde entschie­ den, bis 2010 zehn Milliarden US-Dollar für ein Waffensystem auszugeben, das

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wir nicht brauchten und das wir bis zurückzuzahlen, an Schweden oder leugnete – behauptete, wir könnten heute kaum nützen. Warum aber taten die Labour Party in England. Und es uns antiretrovirale Medikamente für die wir das? Als wir, der ANC, in die Regie­ ist ein guter Weg, um eure politische damals fünfeinhalb Millionen Südafri­ rung kamen, wollten wir ja eigentlich die Partei zu finanzieren, denn sowjetische kaner/innen mit HIV/Aids nicht leisten! Militärausgaben reduzieren, die unter Unterstützung für den ANC gibt es jetzt Laut der School of Public Health in der Apartheid enorm gewesen waren, ja nicht mehr, und wenn ihr Harvard starben in den und in Sozialausgaben umschichten. In dann Regierungspart­ ei seid, fünf Jahren nach diesem einem öffentlichen, parlamentarischen werden Euch die Skan­ ANC: Parteien- Statement etwa 365.000 Prozeß wurde festgestellt, daß es acht dinavier auch nicht mehr finanzierung Menschen in Südafrika Milliarden Rand erfordern würde, die finanzieren.“ Und, dieses durch einen vermeidbaren Tod, Streitkräfte zu modernisieren – wir Beispiel erzählten sie auch: Waffendeal weil sie zu arm waren, um gaben aber 70 Milliarden aus. Helmut Kohl in Deutsch­ sich Leben zu kaufen, und Also warum kam es dazu? 1993 land finanzierte seine CDU siebzehn weil wir das Geld für Waffen ausgaben, arbeitete ich bei den Verhandlungen Jahre lang mit Bestechungs­geldern die wir nicht brauchten. im World Trade Center in Johannes­ aus legalen und illegalen Waffenge­ Wir mußten nämlich neue, auch burg, und da tauchten plötzlich einige schäften – Der Spiegel ent­hüllte es, trainingstaugliche Jets für die Luftwaffe merkwürdige Figuren auf. Einer der und in meinem Buch gehe ich darauf kaufen. Ein technisches Komitee hatte wichtigsten Berater von Präsident FW ausführlich ein. Bei unserem Waffen­ ein italienisches Flugzeug identifiziert, deal wurden 300 Millionen Dollar das den Anforderungen entsprach, es Bestechungsgelder gezahlt, und zwar war ziemlich ähnlich den Impala-Jets, an Joe Modise und Chippie Shaik, der mit denen unsere Piloten viele Jahre für die Beschaffung der Streitkräfte lang geflogen waren. Neun Länder zuständig war, weiters an den dama­ bewarben sich um den Auftrag, der ligen Chef der South African National größte, den wir je zu vergeben hat­ Defence Force, verschiedene andere ten. Zwei kamen auf eine Shortlist, die Funktionäre im Militär, in der Regie­ Italiener und noch ein Land, Deutsch­ rung, in den Vorständen unserer zwei land, glaube ich. Und diese Liste verstaatlichten Waffenfirmen– und im wurde Modise präsentiert. Er wurde ANC selbst. fast wahnsinnig, schrie tatsächlich das technische Komitee an und sagte Vortrag in der SADOCC-Bibliothek... ls ich 1999 wiedergewählt wurde, ihnen in nicht sehr höflichen Worten, awar ich gemeinsam mit Jill Mar­ sie sollten damit abfahren und mit de Klerk hatte sie eingeschleust, es cus, der heutigen Gouverneurin der einer Shortlist zurückkommen, auf waren wichtige Geschäftsführer von Reserve Bank, für die Medienarbeit im der Bri­tish Aerospace Systems (BAE)- internationalen Rüstungsfirmen, und Rahmen der Wahlkampagne verant­ Saab stünde. Das Problem war, daß sie sprachen mit de Klerk, Mbeki und wortlich. Sechs Monate vor den Wahlen BAE-Saab vorgeschlagen hatte, Trai­ mit Joe Modise, der – wie jedermann war der ANC praktisch bankrott. Wir nings- und Einsatzflugzeuge separat wußte – als Verteidigungsminister heuerten Stanley Greenberg zu bestellen, was zweimal der ersten Post-Apartheid-Regierung and Associates an, die poli­ mehr gekostet hätte als das vorgesehen war. Und was sagten tischen Berater von Bill Clin­ BAE-Jets Flugzeug, das die Airforce sie zu ihnen? „Schließt einen großen ton and Al Gore, um unsere vergeben! eigentlich wollte. Waffendeal ab, das ist ein guter Weg, Kampagne zu führen. Das Die Luftwaffe ging an die um die weißen Generäle bei Laune kostete uns mehrere zehn Millionen Öffentlichkeit und erklärte, sie würde zu halten, die diesen Übergang zur Dollar. Und dieses Geld kam aus den den BAE-Saab-Jet nur nehmen, wenn Demokratie eigentlich ja nicht wollen, Beste­chungsgeldern des Waffenge­ sie von der Politik dazu gezwungen und es ist ein guter Weg, um eure aus­ schäfts. Erinnert Euch daran, daß dies würde. Die Shortlist kam jedenfalls ländischen Handelspartner bei Laune die Zeit war, in der Thabo – nicht weil zurück, und BAE-Saab war auf dieser zu halten und politische Schulden es kein Geld gab, sondern weil er Aids Liste, die drei Namen enthielt, die Num­

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Waffenhandel und Korruption

„Sagt mir, wer vom rungen gewünschte oder geduldete Deutschland oder Hubschrauber Krieg profitiert, und Transfers Frieden und Sicherheit aus Italien (vgl. Hauptbeitrag) – sind ich sage euch, wie gestört statt gefördert haben. ein Schwerpunkt des Buches, aber man den Krieg Dabei geht es nicht selten nicht der einzige. Ob es um Liefe­ beendet.“ um Lieferungen, die für die Emp­ rungen an die vom damaligen Apart­ Henry Ford fängerstaaten in Bezug auf den heid-Südafrika unterstützte UNITA militärischen Nutzen unnötig und im angolanischen Bürgerkrieg, um vom Preis her zu teuer waren. Ein Völkermord und Massaker in Rwan­ Heer von Lobbyisten, Militärbe­ da und Liberia oder um Konflikteim Andrew Feinstein ratern, käuflichen Politikern und Kongo ging, immer war die Bereit­ Waffenhandel. Das globale Beamten, Waffenhändlern und stellung des Mordinstrumentariums Geschäft mit dem Tod Vermittlern sorgt für das richtige durch private Waffenhändler, oft (Hamburg, Hoffmann und Campe, Geschäftsklima. In den führenden mit afrikanischen Partnern und 2012). 847 S. Waffenhandelsländern (z.B. USA, mit Duldung der Regierungen und Großbritannien, Bundesrepublik Geheimdienste der Großmächte, Rund 60 Milliarden US-Dollar Deutschland usw.) ist es üblich, daß am Werk. Die Beteiligten an die­ Umsatz wird jährlich mit dem Schlüsselpositionen beim Militär, in sem schändlichen Tun wurden mit Handel konventioneller Waffen der Waffenindustrie und in Politik/ Rohstoffen, Diamanten und ähnlich weltweit erzielt. Kriege und andere Ministerien in ständiger Rotation wertvollen Gütern entlohnt. So er­ bewaffnete Auseinandersetzungen abwechselnd von den „richtigen“ klärt sich auch das Interesse der können nur geführt und verlängert Personen besetzt werden. „Täter“ an einer Destabilisierung von werden, wenn die Quel­len des Die finanziellen Mittel zur Ab­ Regionen und Staaten und an einer Nachschubs an Waffen – insbeson­ wicklung des Waffenhandels und möglichst langen Konfliktdauer. dere an Kleinwaf­fen – und Munition -schmuggels scheinen unbegrenzt Saudi-Arabien gilt als einer der nie versiegen. Kor­rupte Akt­ eure, zu fließen. Nicht selten stehen die größten Waffenkäufer. Schon zu ausreichend Schmier­­gelder und Kosten für die Waffen und die „Ne­ Margaret Thatchers Zeiten ver­ schmutzige Praktiken sind seit viel­ benaufwendungen“ im Verhältnis suchte Großbritannien mit einem en Jahr­zehnten die gelebte Praxis von 10:1 zu budgetierten Ausga­ 43 Milliarden Pfund schweren und nicht etwa die Ausnahme in ben im Gesundheits- Sozial- und Rü­­s­tungsangebot (insbesondere diesen Geschäften mit dem Tod. Der Bildungssektor. Werden die Waffen Flugzeuge von BAE) ins Geschäft südafrikanische Journalist Andrew – wie so oft – auch verwendet, zu kommen. Die USA nahmen Feinstein hat penibel recherchiert so sind die Folgekosten für die damals aus politischen Gründen und die Ergebnisse in einem Buch Gesellschaft in den vom Krieg Abstand. So galt es nur Frankreich veröffentlicht. betroffenen Ländern nochmals um auszustechen. Der korrupte Prinz Wer in diese Geschäftspraktiken einiges höher als die Geldflüsse des Bendar konnte durch Schmiergeld involviert ist, hat keine weiße Weste. Waffendeals. als Vermittler für diesen und weitere Feínstein skizziert nicht nur große Die umfangreichen südafrika­ Kontrakte gewonnen werden. Er war Deals vergangener Jahrzehnte in nischen Waffengeschäfte unter später für die USA treuer Finanzier den Krisenregionen Mittlerer/Nahe der Regierung Mbeki – gekauft und Vermittler bei illegalen Geheim­ Osten, Balkan oder auf dem afri­ wurden­ das Kampfflugzeug Gri­ missionen in vielen Teilen der Welt. kanischen Kontinent, sondern weist pen von British Aerospace (BAE) Für seine Dienst schenkte ihm auch nach, wie legale, von Regie­ /Saab, U-Boote und Fregatten aus BAE einen speziell ausgestatteten

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mer drei. Modise entschied nun, daß Airbus, die Bezahlung der Waffen dokumentiert werden. Es wäre eine Kosten als Kriterium für die Beschaf­ erfolgte mit Erdöl. interessante Aufgabe, einmal dazu fung nicht berücksichtigt werden sollten Heute gilt auch Deutschland zu recherchieren. – verstehen Sie, bei dem größten Rü­ als potentieller Großlieferant. Mit Zahlreiche NGOs hoffen auf stungsauftrag, den das demokratische gepanzerten Fahrzeugen – mögli­ einen starken Waffenkontrollvertrag Südafrika je vergab! Aber selbst cherweise auch gegen Demon­ (Arms Trade Treaty / ATT). Durch dadurch kam BAE-Saab nur auf den stranten im Inneren des Golfstaates ihn sollten Waffenlieferungen in zweiten Platz, weil der angebotene Jet einsetzbar – möchte die Regierung Krisengebiete ausdrücklich und den technischen Anforderungen nicht Merkel am Kuchen mitnaschen. rechtsverbindlich verboten werden. entsprach. So brachte Modise soge­ Deutschland hat zwar ein ähnliches Das UN-Waffenregister wird nur nannte wirtschaftliche oder industrielle Waffenexportgesetz wie Österreich, unzureichend von der Staatenge­ Gegengeschäfte ins Gespräch, diesen das Exporte in Diktaturen und meinschaft für die Veröffentlichung Unsinn, mit dem die Rüstungsfirmen Krisengebiete verbietet, ethisch- bestimmter Waffengeschäfte ge­ überall hausieren gehen. moralische Bedenken spielen aber nutzt. Gesellschaftlicher Druck Die Bewerbungsfrist wurde verlän­ offensichtlich in Zeiten von Sicher­ für strengere Exportgesetze und gert, und BAE-Saab durfte ein neues heitsdenken und militärischen Lö­ öffentliches Anprangern von Ak­ Angebot legen, nachdem sie gesehen sungsoptionen eine untergeordnete teuren des Waffenhandels wäre hatten, was die beiden anderen Be­ Rolle. Aufgabe der Zivilgesellschaft. Der werber geboten hatten. So landeten Geht es um einschlägige Ver­ Graubereich von Händlern, Vermitt­ sie schließlich auf dem ersten Platz mittlungstätigkeiten, darf ein be­ lern, korrupten Politikern, Beamten und gewannen den Auftrag. Allein bei kannter österreichischer Bürger und Geheimdienstlern sowie der diesem Auftrag zahlten sie 115 Mil­ nicht abseits stehen: Graf ‚Ali‘ Einflußder Rüstungsindustrie müßte lionen Pfund an Bestechung. Tony Blair Adolf Mensdorff-Pouilly. Feinstein rechtlichen Grenzen unterworfen kam drei Mal deshalb nach Südafrika, will Verwicklungen des Grafen werden. um das Ministerkomitee zu überreden, bei Geschäftsanbahnungen­ für Feinstein widmet das Buch unter das die Entscheidung traf und das Gripen-Kampfflugzeuge an die anderem den Toten von Gerdec. von Thabo geleitet wurde. Und die Tschechische­ Republik und Ungarn Das US-Verteidigungsministerium königliche Familie segelte mit ihrer im Dienste von BAE erkennen. Im beauftragte 2007 eine Privatfirma, Britannia nach Kapstadt und lud die Interview mit Mensdorff-Pouilly Munition für afghanische Sicher­ sechs Minister in diesem Komitee zum kommt auch die Verteidigungslinie, heitskräfte zu beschaffen. Um den Abendessen ein, um sie auf BAE-Saab die in diversen Prozessen gefahren Gewinn zu maximieren, wurde die einzustimmen. wird, zur Geltung: alles nur Freund­ billigste Lösung ausgesucht: Jahre­ schaftsdienste ohne Provisionen, alte, teilweise bereits defekte Muni­ ch hatte damals den Vorsitz im Rech­ und das Netzwerk von Briefkasten­ tion (60 Millionen Stück) wurde im al­ i nungshofkomitee des Parlaments, firmenund Konten bediene er nur im banischen Gerdec von Billigkräften und als ich davon erfuhr, hielten wir Auftrage anderer, ohne zu wissen, gereinigt und neu verpackt. Am 15. eine öffentliche Untersuchung ab. worum es geht. März 2008 tötete eine Explosion Verschiedene Leute kamen zu mir mit Schade, daß im Feinstein-Buch 26 Personen, über 300 Menschen dem Vorschlag, all das nicht öffentlich, keine weiteren österreichischen­ wurde verletzt, hunderte Häuser sondern nur intern in der Partei zu Verwicklungen (wie österreichische zerstört oder beschädigt. Auch im untersuchen – was praktisch bedeu­ Minen, die lange vor der Ottawa- Frieden fordert der Waffenhandel tet hätte, daß es gar nicht untersucht Konvention für ein Anti-Personen- seine „Kollateralschäden“. werden würde; ich hatte das schon Minen Verbot im Südlichen Afrika früher erlebt. Schließlich wurde ich gefunden wurden oder die Rolle Manfred Sauer ist Vorstandsmitglied der ins Präsidentenamt zitiert. Man stellte der heute gefragten Handfeuer­ österreichischen IPPNW-Sektion (Medi­ mich vor die Wahl, die Untersuchung waffen österreichischer Fertigung) ziner gegen Gewalt und Atomgefahren). einzustellen und eine sehr erfolgreiche politische Karriere zu durchlaufen oder

8 77/13 INDABA ...... schwerpunkt die Untersuchung fortzusetzen und ordentliche Menschen, die jahrelang so viel, wie ich als Banker verdienen aus dem Parlament zu fliegen. Was für Demokratie in Südafrika gekämpft könnte, aber ich habe alles, was ich für übrigens aufgrund unseres Wahlrechts haben, die ihr Leben dafür gegeben mich und meine Familie brauche. Aber in jedem Jahr zwei Mal möglich ist. haben, nun im Parlament sind und viele von den Menschen, die gegen Vielleicht war es dumm von mir, aber nie zuvor in ihrem Leben einen Cent die Apartheid kämpften und für die ich ließ die Untersuchung fortsetzen verdient haben. Jeder Ge­ letztendlich dieser Kampf und wurde daraufhin aus dem Komi­ schäftsmann in Südafrika, geführt wurde, kämpfen tee abgewählt. Und einen Tag, bevor noch dazu jeder internatio­ ANC: Eine immer noch täglich um ihr ich ganz aus dem Parlament entfernt nale Geschäftsmann, der Renaissance der Überleben. Und gegenüber werden sollte, reichte ich selbst meinen ein Interesse in Südafrika Bewegung? diesen Menschen haben Rücktritt ein. hat, bietet ihnen natürlich wir in unserer Bewegung, Kompensationen an. Ist es verwun­ glaube ich, eine Verantwortung. Jeder derlich, daß viele so schnell darauf oder jede von uns muß für sich ent­ hereinfallen? Es wäre eher verwun­ scheiden, wie er oder sie mit dieser derlich, wenn es nicht so wäre. Das Verantwortung umgeht. Und das finde sind alles renommierte Firmen, die ich ja so beeindruckend – daß jedes an den Börsen von London, Frank­ Individuum in der Tat etwas verändern furt, New York gelistet sind. Unsere kann. Demokratie hat dadurch gelitten, aber Wir sind glücklich, in Südafrika ihre eigentlich auch. in einer Demokratie zu leben. Es ist keine perfekte Demokratie, aber eine ielleicht ist es eine Illusion, aber ich Demokratie, für deren Erreichung viele vglaube immer noch, daß es eine Menschen alles gaben – in manchen andere Generation von ANC-Führern Fällen sogar ihr Leben. Und um das geben wird, die einige Prinzipien und zu würdigen, sollten wir meiner Ansicht Werte des ANC wiederbeleben wird. nach diese Demokratie bestmöglichst ... und Buchpräsentation im Renner-Institut Sicher, die Zeiten haben sich geän­ gestalten. dert, aber ich glaube nicht, daß der Was mir Hoffnung gibt, ist der Und das ist für mich ein Teil der ANC eine verlorene Sache ist – sonst Umstand, daß es das südafrikanische Tragödie: Genau jene Leute, die so würde ich ja kein Mitglied bleiben. Und Volk meiner Einschätzung nach nicht couragiert für unsere Demokratie ich kann mich mit einigen Menschen akzeptieren wird, daß ihre Führer/in­ gekämpft hatten, waren bereit, diese identifizieren, von denen ich glaube, nen verantwortungslos, intransparent Demokratie zu unterminieren, um daß die so etwas wie eine Renaissance und mehr besorgt um ihr eigenes zu verhindern, daß diese Korrup­ der Bewegung herbeiführen könnten. Wohlergehen geworden sind, als um tion öffentlich bekannt würde. Das Aber das wird länger dauern als die das der Ärmsten in unserer Gesell­ war tatsächlich der traurigste Teil für nächsten sechs Jahre. schaft. mich. Ich habe über einige schwierige Themen gesprochen, ich hätte ja leicht is vor kurzem waren von den 26 nach Wien kommen und über etwas b Gripen-Jets, die wir in diesem lach­ Nettes und Zuckersüßes sprechen Andrew Feinstein, geb. 1964 in , haften Deal gekauft hatten, nur zwölf je können, dann würden Sie sich jetzt war 1994-2001 ANC-Abgeordneter in der in der Luft gewesen – weil wir es uns besser fühlen. Aber es ist wichtig, südafrikanischen Nationalversammlung und nicht leisten können, sie aufzutanken realistisch zu bleiben und ehrlich, lebt seither als Buchautor und Journalist in und die Piloten zu trainieren, und weil denn darin liegt der einzige Weg, um London. Auf Einladung des Dr. Karl Renner- wir sie einfach nicht brauchen! Wir die Probleme anzupacken. Nicht, daß Instituts und von SADOCC stellte er im sind auf den ältesten Trick der Welt ich immer nur mit Problemen zu tun Dezember 2012 sein neues Buch „Waffen­ hereingefallen. Ein zentrales Problem haben will. Ich lebe ein komfortables handel. Das globale Geschäft mit dem Tod“ unserer Demokratie ist, daß außer­ Leben, ich verdiene vielleicht nicht in Wien vor.

INDABA 77/13 9 südliches afrika ......

lichkeit friedlicher Wahlen in Zimbabwe tashe wiedergewählt, während sein ... spektrum ... geäußert, solange jene die Entwicklung Konkurrent, der von der Youth League kontrollierten, die für die „Brutalität und unterstützte Sportminister Fikile Mbalu­­ Wahltermin in Zimbabwe. Pre­ Einschüchterung“ von 2008 verant­ la, mit 908 Stimmen weit abgeschlagen mierminister Morgan Tsvangirai (MDC) wortlich gewesen wären. blieb. Ebenso wiedergewählt wurden hat Gerüchte bestätigt, denen zufolge Daß vor den Wahlen über die Mantashes Stellvertreterin Jessie die nächsten Parlaments- und Präsi­ neue Verfassung abgestimmt wird, Du­arte (die Gegenkandidatin hatte dentenwahlen im Juli stattfindensollen. ist nicht zuletzt der stillen Diplomatie zurückgezogen) und die nationale Vorher soll im März ein Referendum der Southern African Development Vorsitzende Baleka Mbete. Als Finanz­ über die neue Verfassung abgehalten Community (SADC) zu verdanken, die verwalter wurde Zweli Mkhize gewählt werden, wie in der Vereinbarung über auf der Erfüllung des Global Political – alle profilierte Unterstützer Zumas. die Bildung einer Regierung des Natio­ Agreement von 2008 bestanden hat. Dessen Position und die seiner nalen Einheit 2008 vorgesehen. Wenngleich dies eher als Niederlage Fraktion scheint damit gefestigt, womit Mugabes und der ZANU PF zu werten auch die Ausgangslage für die allge­ ist, stehen angesichts der vorhandenen meinen Wahlen im April 2014 klar ist. Ressourcen und der Enttäuschung Politischen Beobachtern zufolge wird mancher Wähler/innen über die beiden Zuma jetzt freilich daran arbeiten müs­ Flügel des MDC die Chancen für einen sen, den ANC möglichst geschlossen Wahlsieg der großen Regierungspartei in den Wahlkampf zu führen. Angekün­ nicht schlecht. digt wurde u. a. eine Verstärkung der parteiinternen Bildungsarbeit, deren ANC-Parteitag in Südafrika. Un­ Leitung dem als Kandidat für die Prä­ sere Erwartung im letzten Heft an sidentschaft gescheiterten Motlanthe den zu Redaktionsschluß noch nicht angeboten wurde. abgeschlossenen Parteitag des regie­ Die Klärung im ANC bedeutet renden African National Congress An­ freilich keine Verbesserung der ange­ fang Dezember 2012 hat sich bestätigt: spannten sozialen Situation und auch Mit mehr als der Hälfte der Stimmen kein Ende der laufenden Proteste (z. Morgan Tsvangirai wurde Staatspräsident Jacob Zuma B. der Landarbeiter/innen). Zusätzlich als Präsident wiedergewählt. Während hat die frühere Lebensgefährtin des Staatspräsident Robert Mugabe sich genau 2.978 Delegierte für Zuma 1977 im Gefängnis ermordeten Frei­ (ZANU PF) hatte sich in den letzten aussprachen, stimmten 991 für den heitskämpfers Steve Biko, Mamphela Monaten allgemein über „Mitte des prominentesten Gegenkandidaten, Vi­ Ramphele, mit der Gründung einer Jahres“ als wünschenswertes Datum zepräsident Kgalema Motlanthe, und linken oppositionellen Bewegung be­ für die Wahlen ausgesprochen. Im je 470 für (470) und gonnen, für die offensichtlich Unterstüt­ August findet in Victoria Falls ein Matthews Phosa (470). zung aus afroamerikanischen Kreisen großes Event für internationale Touris­ Die eigentliche Überraschung war in den USA kommen soll. musmanager statt, bei dem Zimbabwe das politische Comeback des früheren sich nach Jahren der Isolierung neu Gewerkschaftsführers und nunmehri­ Neue Führung im Unterrichtsres- darstellen will. gen Business-Tycoons Cyril Rama­ sort Namibias. Nur wenige Tage nach Während Beobachter die Endver­ phosa, der trotz seiner ungeklärten dem Begräbnis des am 2. Februar in sion der von einer Parlamentskommis­ Rolle im Vorfeld des Marikana-Mas­ London verstorbenen Bildungsminis­ sion erarbeiteten neuen Verfassung sakers von 3.018 Wähler/inne/n zum ters Abraham Iyambo hat Präsident (INDABA 73/12) als besser als erwartet stellvertretenden ANC-Präsidenten HifikepunyePohamba am 21. Februar einschätzen, hat Mugabes schärf­ gewählt wurde und somit mehr Stim­ die neue Führung des Ministeriums ster Kritiker unter den afrikanischen men als Zuma erhielt. ernannt. Der bisherige stellvertretende Staats­chefs, Botswanas Präsident Ian Als ANC-Generalsekretär wurde Minister David Namwandi wurde Khama, Zweifel über die Wahrschein­ von 3.058 Delegierten Gwede Man­ zum Ressortschef, die ausgebildete

10 77/13 INDABA ...... südliches afrika

Lehrerin und SWAPO-Mandatarin im werden im Grenzgebiet immer wieder Schulgebühren bezahlt haben. Parlament Silvia Gonaone Makgone Landminen und andere Kriegsrelikte Wie in früheren Jahren waren die zur Vizeministerin bestellt. gefunden. Ergebnisse von Buben besser als die Makgone, bisher im politischen von Mädchen, vor allem in den höheren Leben Namibias wenig bekannt, gilt Schlechte Schulergebnisse in Kategorien. In der Gruppe „Null Punkte“ als Schulexpertin, sie war beruflich Tan­­zania. Bildungspolitiker sind ist der Mißerfolg gendermäßig gleich als Lehrerin und Schulleiterin an meh­ ent­­­setzt angesichts der schlechten verteilt. reren Schulen der Provinz Omaheke Ergebnisse bei National Form IV (einer tätig. Die setswanasprachige Frau zentralen Prüfung am Ende des 11. Friedensschluß in Zentralafrika. stammt aus Aminuis und ist mit 50 Schuljahrs / „O-Level“, abgehalten Diskrete Vermittlung der UNO hat nun­ Jahren eines der jüngsten Mitglieder im Oktober 2012), die Mitte Februar mehr zu einem großen Erfolg geführt: im Kabinett. Seit 1983 ist sie Mitglied vom National Examinations Council Elf Länder unterzeichneten am 24. Feb­ der SWAPO. bekanntgegeben wurden. 400.000 ruar in Addis Ababa ein Abkommen für Präsident Pohamba hat beide Amts­ Schüler/innen (mehr als 90 %) waren eine friedliche Zukunft Zentralafrikas. träger mit dem bekannten Ansporn zu den Schlußprüfungen angetreten, UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, und Motto des verstorbenen Ministers etwa 54 % davon erreichten Null der als Zeuge bei der Zeremonie an­ Iyambo – einem dreifachen „deliver“ Punkte (2011 „nur“ 32 %). Zusätzlich wesend war, brachte seine Hoffnung – aufgerufen, das Bildungsministerium landeten mehr als 20 % in Stufe Vier, zum Ausdruck, der Vertrat würde “eine und die Schulen zu größerer Leistung was ebenso bedeutet, daß sie ihre Ära des Friedens und der Stabilität” für zu motivieren. schulische Laufbahn abbrechen müs­ den Kongo und die Region der großen Der Tod des um eine Reform des sen. D. h., daß nur etwa ein Viertel Seen herbeiführen. Schulwesens in Namibia verdienten der angetretenen Schüler/innen in In dem Rahmenabkommen beken­ Ministers Iyambo hatte im Land Be­ die letzten zwei Schuljahre (bis zum nen sich Rwanda, Uganda, Tanzania, troffenheit ausgelöst. Iyambo war 52 „A-Level“) aufsteigen können. der Südsudan, die Zentralafrikanische Jahre alt gewesen, hatte im Exil in Kuba Private Einrichtungen erzielten Republik, Zambia, Südafrika, Angola, studiert und war seit 1997 Fischerei-, eindeutig die besten Resultate. Unter Kongo-Brazzaville, Burundi und die dann Unterrichtsminister gewesen. den zwanzig besten Schulen befinden DR Kongo zur Nichteinmischung in 2011 und 2012 hatte er krankheits­ sich nur zwei öffentliche. Konflikteder Nachbarländer; Rebellen­ halber Monate in Spitalsbehandlung Während sich der verantwortliche gruppen sollen nicht mehr unterstützt verbringen müssen. Iyambo setzte Minister, Shukuru Kawamba, ratlos werden – was vor allem die Unter­ sich verstärkt für eine kostenlose und gab (man hätte in den letzten Jahren stützung für die M23-Aufständischen universelle Grundschulausbildung ein. viel in die Schulen investiert), weisen in Nord-Kivu (Ostkongo) isolieren soll. Er war nicht verheiratet und hinterläßt oppositionelle Politiker auf die nach Rwanda und Uganda werden beschul­ zwei Töchter. wie vor schlechte Ausstattung der digt, diese zu unterstützen, stellen das budgetfinanziertenSchulen sowie die aber in Abrede. Die Unterzeichner­ Landminen. Im Zuge von Ent­ niedrige Qualität der Lehrer/innenaus­ staaten verpflichten sich, gemeinsam minungsarbeiten wurden von der bildung hin. Bildungsexperten weisen mit der Internationalen Gemeinschaft namibischen Polizei in einem Dorf bei zusätzlich darauf hin, daß die in der Frieden und wirtschaftliche Entwick­ Eenhana, nahe der Grenze zu Angola, Sekundarstufe übliche Unterrichts­ lung im Kongo voranzutreiben. drei nicht explodierte Landminen ge­ sprache Englisch (statt Kiswahili) für Das Abkommen sieht außerdem funden, ebenso Munition, mehrere viele eine weitere Hürde darstellt. die Stationierung einer Friedenstruppe 60mm-Mörser und Handgranaten. 24 gescheiterte Prüflinge, die ihre im östlichen Kongo vor. Meinungsver­ Wie Chief Inspector John Nangutuuala Examensbögen aus Zorn mit angeb­lich schiedenheiten über das Kommando vom Polizeikommando Ohangwena beleidigenden Schimpfwörtern versa­ dieser Truppe hatten im Jänner die Un­ bekanntgab, stammten die Waffen hen, werden nun vor Gericht gestellt. terzeichnung des Vertrags verzögert, aus dem Befreiungskrieg und konnten Die Ergebnisse von knapp 30.000 weit­ scheinen nun aber ausgeräumt. problemlos zerstört werden. Namibia eren Schüler/innen wiederum werden M23-Soldaten hatten im November gilt im Prinzip als minenfrei, doch erst bekanntgegeben, wenn sie ihre 2012 die Provinzhauptstadt Goma

INDABA 77/13 11 i n t e r v i e w ......

erobert, diese aber nach einer Verhand­ lungszusage der Regierung von Prä­ Vor dem BRICS-Gipfel sident Joseph Kabila wieder geräumt; mehr als eine halbe Menschen aus der Region wurden vertrieben. Die Verhand­ in Durban lungen werden in Uganda geführt und brachten bis dato noch kein Ergebnis. Interview mit Rob Davies Ob die Regierungstruppen im Fall eines Scheiterns der Gespräche die Kämpfe Südafrika, das im letzten Jahr mit neuen Akzenten wiederaufnehmen würden, ist unklar. in der Wirtschaftspolitik aufhorchen ließ (INDABA Südafrika / Israel macht Schule 76/12), wehrt sich gegen die Beschuldigung, – auch in Österreich. Die Position einen neuen Protektionismus zum Schutz eigener der südafr. Außenpolitik, für eine Kennzeichnungspflichtvon Produkten Produzenten gegen ausländische Konkurrenz aus den illegal von Israel besetzten pa­ einzuführen. Es sei aber berechtigt, dort Zolltarife lästinensischen Gebieten einzutreten, anzuheben, wo internationale Handelsabkommen wurde vor einem halben Jahr vom Kon­ dies ermöglichten. Handels- und Industrieminister greß der Sozialistischen Internationale in Kapstadt übernommen (INDABA Rob Davies sprach mit John Fraser (IPS) in Pretoria 75/12). Nun ist das Thema auch in über die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor Österreich angekommen: Christine denen Südafrika 2013 steht. Muttonen (Bereichssprecherin für Europa- und Außenpolitik der SPÖ) hat eine parlamentarische Anfrage an Wirtschaftsminister Mitterlehner und Südafrika ist im kommenden März Weiters ging es um die Doha-Runde, Finanzministerin Fekter gerichtet, wie Gastgeber für das Gipfeltreffen der umfangreiche WTO-Verhandlungen, Import bzw. betr. Kennzeichnung von BRICS-Gruppe (Brasilien, Rußland, die nun schon mehr als zehn Jahre Waren aus den besetzten Gebieten Indien, China und Südafrika) in Durban. ergebnislos dahinlaufen. BRICS sagt, Palästinas in Österreich gehandhabt Sie haben das in Gesprächen mit den das Mandat für Doha, das ja auf Ent­ werden. Muttonen verweist auf bereits anderen Handelsministern während wicklung hin ausgerichtet war, ist noch bestehende Regelungen in Großbri­ des World Economic Forum in Davos gültig, während andere Kräfte es eben tannien, Südafrika oder Dänemark. vorbereitet. Worum geht es dabei im durch reine Handelserleichterungen Auch seitens der internationalen und wesentlichen? ersetzen wollen. eu­­­ro­­päischen Gewerkschaftsverbän­­de so­wie zahlreicher NGOs wurden derar­ Ende des Jahres gab es eine Sehen Sie die WTO überhaupt noch tige Maßnahmen bereits gefordert. Mi­nisterkonferenz der Welthandels­ als relevant an? Angesichts der verbreiteten Enttäu­ organisation (WTO) in Bali, wo es um elche Folgen schung über Israels kompro­­miß­­loser einige Materien wie z. B. Handelser­ Ja, durch die WTO haben wir werdende Mißachtung in­­ter­nationaler leichterungen ging, die für entwickelte Spiel­regeln, die sehr wichtig sind und Vereinbarungen über eine „Zweista­ Länder leichter zu akzeptieren sind. die Rahmenbedingungen für alle Mit­ atenlösung“ haben (wie Die Presse Die BRICS-Gruppe ist besorgt, daß gliedsstaaten schaffen. Aber weil die berichtete) sowohl die EU-Behörden dies für viele Entwicklungsländer, die Verhandlungen bei der Doha-Runde als auch die österr. Ministerien eine rohstoffabhängig sind, nicht ausgewo­ so langsam vorangehen, wird das gewisse Bereitschaft zur Umsetzung gen sein könnte, das heißt, daß diese WTO-Schiedsgericht schön langsam dieser Forderungen erkennen lassen Länder zwar hier nachgeben müssen, überlastet. Ich glaube, es gibt einen – zumindest einmal informell. aber was sind im Gegenzug dazu Versuch, es Entwicklungsländern zu er­ ihre Vorteile auf anderen Gebieten? möglichen, den Unterschied zwi­schen

12 77/13 INDABA ...... i n t e r v i e w den „aktuellen“, also angewendeten Dumping-Zölle haben, wäre das ein Afrika einzurichten. Wir wollen die Zolltarifen und den „gebundenen“, Präzedenzfall geworden. Wer weiß, Idee einer BRICS-Entwicklungsbank also den höchstmöglich erlaubten, zu ob wir den hätten gewinnen können? voranbringen. Es wird auch ein beseitigen. Dieser Unterschied gibt uns Und es stellte sich heraus, daß es nicht Treffen der Handelsminister und ein Raum, politisch zu intervenieren, und die lokale Hühnerproduktion war, die Business Forum geben. Es wird ein das ist etwas, was seit den 1930ern von der Verringerung der angeblichen BRICS Business Council gegründet nicht mehr üblich war. brasilianischen Billigimporte profitierte, werden, um die Beziehungen zwischen sondern Importe aus anderen Ländern. den BRICS-Staaten zu vertiefen. Wir Sie haben unlängst angekündigt, daß Weil es aber die Möglichkeit gibt, den werden beginnen, über ein Programm Sie anstatt von gezielten Anti-Dum­ Zolltarif generell anzuheben, werden für die BRICS-interne Zusammenarbeit ping-Maßnahmen gegen Hendlim­ wir dadurch vermutlich bessere Resul­ zu diskutieren. Wir werden den Event porte aus Brasilien eine allgemeine tate für Südafrika erzielen. nutzen, um die Zusammenarbeit mit Zolltarifserhöhung­ verhängen würden, anderen Ländern, beispielsweise in was vor allem jene Länder träfe, die Abgesehen davon, Vertreter des süd­ Afrika, zu verstärken. Wir wollen zum kein spezielles Freihandelsabkommen afrikanischen Handelsministeriums Beispiel, daß die BRICS-Entwicklungs­ mit Südafrika haben. Warum? sagten unlängst, daß Zolltarife auch bank eine Rolle bei der Finanzierung auf andere Importe erhöht werden von Infrastruktur in Afrika spielt, außer­ Diese Maßnahme steht in Einklang könnten. Das wurde als ein Schritt in halb unserer eigenen Grenzen. mit den WTO-Regeln, und die sind ja Richtung Protektionismus gewertet. ziemlich streng. Wir haben zunächst Was sagen Sie dazu? Es gibt eine andere Gruppe, die sich provisorische Anti-Dumping-Maßnah­ teilweise mit BRICS überschneidet, die Was wir dazu sagen, ist eigentlich IBSA (Indien, Brasilien und Südafrika). Hausverstand. Es gibt keinen Nulltarif Wird die nun langsam irrelevant? für alles in der Welt. Es gibt Obergren­ zen für Zölle, aber das heißt nicht, Nein, IBSA arbeitet weiter, es gibt daß Zölle nicht angehoben werden einige sehr wichtige Programme. Wir dürften. Seitdem uns die Rezession haben zum Beispiel ein Netzwerk erfaßt hat, wird die Verringerung des für Zusammenarbeit zwischen den Unterschieds zwischen den aktuel­ Agenturen für Klein- und Mittelbetriebe len Tarifen und dieser Obergrenze eingerichtet. Das ist sehr wertvoll. Die gefordert. Protektionismus wäre es, IBSA-Partnerschaft war für uns die wenn man die Regeln verletzen würde. Chance, viel über Industriepolitik in Die Regeln wurden bislang aber nicht Brasilien zu lernen, was wiederum die verletzt, und das ist übrigens auch ein Basis für unsere eigene Industriepolitik Beitrag dazu, daß die Krise nicht zu bildete. Das findenSie in der BRICS- einer großen Depression geführt hat. Gruppe nicht. Rob Davies 2009 in Wien Wir hatten in einigen Teilen der Welt sogar eine dreifache Rezession, aber men verhängt und eine Untersuchung das hat wenig mit den Zolltarifen zu tun. Rob Davies ist südafrikanischer Handels- durchgeführt. Brasilien beschwerte und Industrieminister. Ein ausführliches In­ sich darüber und kündigte sogar an, Zurück zum Gipfeltreffen der BRICS. terview mit ihm erschien in INDABA 64/09. sich an den WTO-Streitschlichtungs­ Was kann sich Südafrika davon er­ 1998 – noch als ANC-Abgeordneter – war mechanismus zu wenden. Da haben warten? er Teilnehmer der von SADOCC organisier­ wir eine Kommission eingesetzt und ten Parlamentarier- und NGO-Konferenz uns das näher angeschaut. Wir waren Es ist das erste Mal, daß wir einen in Wien über die Beziehungen der Euro­ uns dessen bewußt, daß die Brasilianer BRICS-Summit in Südafrika haben, päischen Union zum Südlichen Afrika, bei das durch alle Instanzen durchziehen und wir nutzen die Gelegenheit, um der er als scharfer Kritik der europäischen würden, und weil sie selber keine Anti- eine Beziehung zwischen BRICS und Handelspolitik auftrat.

INDABA 77/13 13 s ü d a f r i k a ...... Fachausbildung statt Arbeitslosigkeit Der Beitrag von Bohler Uddeholm Africa

Die Idee entstand im November 2007 im Rahmen des Besuches von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und einer österreichischen Wirtschaftsdelegation. In Gesprächen zwischen dem damaligen Handelsdelegierten Stefan Pistauer und Helmut Ulrich, dem Geschäftsführer von Bohler Uddeholm Africa (im Eigentum der voestalpine Edelstahl Division), wurde das Projekt einer österreichischen Schweißerausbildungsstätte aus der Taufe gehoben.

üdafrika befindet sich nach wie Pakistan eingeflogenwerden, um den dieses Manko an qualifizierten Fach­ svor in einer politischen und gesell­ Mangel an qualifizierten Schweißern kräften auch das Wirtschaftswachstum schaftlichen Transformationsperiode. abzudecken! Dieser Mangel an gut der nächsten Jahre beeinflussen. Nach dem Machtwechsel 1994 und ausgebildeten Fachkräften zieht sich der Einführung der Black Economic durch alle Ebenen, angefangen bei ie Austrian Welding Academy Empowerment-Regeln ha­ Ingenieuren (nur 2.252 Stu­ d(AWA) wurde initiiert und ausge­ ben viele weiße Fachkräfte denten jährlich bestehen die führt durch Bohler Welding South Africa das Land verlassen, und in Fachkräfte- Abschlußprüfung, das sind (einer Division von Bohler Uddeholm der schwarzen Bevölkerung mangel 13,8% der Studienanfänger) Africa) unter Mitwirkung von Fronius mangelt es an ausgebildeten bis hin zu den Facharbeitern Österreich und mit einer Teilfinanzier­ Fachkräften. Dies steht im Kontrast und Handwerkern (ca. 12.000 Ausge­ ung durch die Austrian Development zu einem guten Wirtschafts­wachstum bildete pro Jahr bei einer Abschlußrate Agency (ADA). Ziel war es, ein „kleines, von durchschnittlich 3% p.a., das von 45%). aber feines“ schweißtechnisches Aus­ allerdings nicht ausreicht, um die bildungszentrum bei Bohler Uddeholm derzeitige allgemeine Arbeitslosigkeit Africa in Isando (Johannesburg) auf­ von über 25% (bei Jugendlichen, die zu­bauen. Ausbildung und Prüfung in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen, erfolgen nach europäischem Standard um die 50%) signifikant reduzieren – International Institute of Welding (IIW) zu können. Die Regierung versucht / ISO 9606 / ISO 3834 und ISO 14731 durch Infrastrukturprojekte die hohe –, die Zertifizierungdurch Trainer des Arbeitslosigkeit zu lindern, es scheitert South African Institute of Welding jedoch nicht am Geld (845 Milliarden Trainees an Fronius-Schweißmaschinen (SAIW). Rand stehen in den nächsten zwei bis Bohler Uddeholm (BUAF) stellte die drei Jahren zur Verfügung), sondern Die Regierung hat den Ernst der Gebäude zur Verfügung (theoretischer an ausgebildeten Fachkräften. Ein Lage erkannt und versucht, auslän­ und praktischer Trainingsraum mit fünf aktuelles Beispiel: Für die Kraftwerks­ dische Dualausbildungssysteme zu Fronius-Schweißkabinen/Ausstattun­ projekte Metupi und Kusile mußten kopieren. Es wird jedoch Jahre dau­ gen für maximal zehn Auszubildende. ungefähr 400 qualifizierte Schweißer ern, bis die Ausbildungskapazität den Die Fronius-Maschinen und weitere aus Thailand, den Philippinen oder Bedarf decken wird. Ohne Zweifel wird Services wurden von ADA teilfinanzi­

14 77/13 INDABA ...... s ü d a f r i k a

durchgeführt. Anfang 2013 wird AWA Die Schule mit 25 Schü­lern/Schweiß­ als Trainingsinstitut von der staatli­ kabinen soll etwa 100 Schweißspeziali­ chen Behörde MERSETA akkreditiert sten pro Jahr ausbilden und bis Mitte werden, und es wird auch ein eigener 2013 fertiggestellt werden. Trainer bei AWA angestellt. Gemeinsam mit der Universität Pretoria und dem as Projekt Austrian Welding Aca­ SAIW sollen in Zukunft auch höhere ddemy ist eine einmalige Gelegen­ Schweißkurse für Schweißspezialisten, heit für die österreichische Industrie, ert. Das Trainingszentrum wurde im Technologen und Ingenieure nach IIW vertreten durch Böhler Oktober 2008 fertiggestellt. Geleitet Standard abgehalten werden. und Fronius, und auch wird AWA durch eine gemeinnützige für die österreichische Ausbildung Stiftung und einen Manager. Die vier in weiteres Projekt für die AWA ist Regierung, in Südafrika verringert Mitglieder/Gründer sind: Jim Guild edas Betreiben einer zusätzlichen in Zukunft einen kleinen Arbeitslosigkeit (Präsident des SAIW), Madeleine du größeren Ausbildungsstätte in Part­ Beitrag zur Verringerung Toit (Universitätsprofessorin für Me­ nerschaft mit Hitachi Power. Dabei soll der Arbeitslosigkeit und damit zur tallurgie an der Univ. von Pretoria und eine Schweißschule für Spezialisten im Verbesserung der Lebensumstände Aufsichtsratsvorsitzende des SAIW), Kraftwerksbau in der Nähe des Kusile- für viele Menschen zu leisten. Helmut Ulrich (Geschäftsführer BUAF) Kraftwerks (Limpopo Province) ent­ und Wade Lessing (Divisionsleiter stehen. Hitachi wird die Schule bauen Mag. Helmut Ulrich ist Geschäftsführer von Schweißtechnik BUAF). und ausstatten, AWA wird die Schule Bohler Uddeholm Africa und Stiftungsvor­ Bis 2012 wurden eine Vielzahl von managen,Training und Zertifizierung sitzender der Austrian Welding Academy in Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse durchführen. Johannesburg.

Berufsausbildung in Südafrika

Daß eine der Ursachen der hohen Jugendarbeitslosigkeit Südafrikas in der schlechten beruflichenAusbildung liegt, ist eine Erkenntnis, die sich im lokalen Diskurs zunehmend durchzusetzen scheint. Der verantwortliche Minister für höhere Bildung, Blade Nzimande, hat seit Beginn seiner Amtszeit zwar versucht, einen Schwerpunkt auf die Reform dieses Sektors zu legen (INDABA 65/09), höhere budgetäre Mittel und Kompetenzverschiebungen reichen zu einer Verbesserung aber nicht aus. Derzeit gibt es fünfzig öffentliche Further Education and Training (FET) Colleges, in denen 400.000 Studierende ausgebildet werden. Planungen zufolge soll ihre Zahl bis 2030 auf 4 Mio. steigen, was auch eine wesentliche Anhe­ bung des derzeitigen Budgets von jährlich sechs Mrd. Rand erfordern würde. Allerdings – die Ergebnisse sind bescheiden: nur 57 % bestehen die Schlußprüfungen (immerhin: vor fünf Jahren lag die Erfolgsrate noch bei 12 %). Mehr als 70 % der Südafrikaner/innen zwischen 18 und 24 Jahren schließen ihre Ausbildung (Grade 12) nicht ab, auch deshalb liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei knapp unter 50 %. Und jene 18jährigen, welche die Schule erfolgreich absolviert haben, verfügen noch über keinerlei technisches oder kaufmännisches Training. Auf eine der Ursachen dieser Misere weist Evan Pickworth in seinem Blog in Business Day (22. November 2012) hin: Zahlreiche berufliche Ausbildungsinstitutionen wurden vor zehn Jahren geschlossen. Absehbare Folgen sind zum Beispiel ein Engpaß bei Krankenpflegern – etwa die Hälfte der Angehörigen dieser Berufsgruppe wird in den kommenden zehn Jahren pensioniert – oder der akut herrschende Lehrermangel. Pickworth weist auf erfolgreiche internationale Beispiele hin, etwa das duale System in Deutschland (wäre Öster­ reich in Südafrika bekannter, hätte er mit noch mehr Recht auf Österreich hinweisen können, in dem nicht nur ein duales Berufsbildungssystem – Verbindung betrieblicher und schulischer Lehrlingsausbildung – relativ gut funktioniert, sondern europaweit anerkannte Regierungsprogramme auch zu einer vergleichsweise niedrigen Jugendarbeitslo­ sigkeit geführt haben).

INDABA 77/13 15 s ü d a f r i k a ...... Österreichs Wirtschaft und Afrika Persönlicher Kontakt unverzichtbar

Einer der großen Player im Rahmen der österreichischen Beziehungen zu Afrika ist die Wirtschaftskammer, und Südafrika ist konstant der größte afrikanische Handelspartner Österreichs. Über den Stellenwert des Kontinents für den österreichischen Außenhandel und die veränderten Arbeitsbedingungen für die Repräsentant/inn/en der WKÖ informiert Stefan Pistauer.

ie Wirtschaftskammer Österreich blanca, in West-/Zentralafrika in Lagos, schaftskammer Österreich in Afrika dist mit der Abteilung Außen­ im südlichen Afrika in Johannesburg. hatte seine größte Ausdehnung Anfang wirtschaft Austria und ihrem Netz an Seit Jahresbeginn 2013 gibt es auch der 80er Jahre mit insgesamt 14 Büros. sog. AußenwirtschaftsCentern (die wieder ein Kleinbüro in Ostafrika in Im Jahr 1981 war auch der Anteil der früheren Außenhandelsstellen wurden Nairobi. Zusammen mit Korrespon­ österreichischen Exporte nach Afrika in umbenannt) d i e Internationalisie­ denten in mehreren Ländern bemühen Bezug auf unsere weltweiten Exporte rungs-Agentur Österreichs. Insgesamt sich diese Büros um die Anliegen der mit 5,1 % auf dem Höchststand. Laut sind es derzeit 116 Büros in 70 Ländern österreichischen Wirtschaft. den Aufzeichnungen, die uns vorliegen rund um den Globus. Der Mitarbeiter­ Das Netzwerk der Bundeswirt­ und die bis in das Jahr 1964 zurück­ stab rekrutiert sich aus 80 Ländern. In Afrika bestehen derzeit sechs Exporte nach Afrika – Jahr 2011 AußenwirtschaftsCenter: in Nordafrika in Kairo, Tripolis, Algier und Casa­ Gesamt 1.455.113.099 1 Kessel, Maschinen, Apparate und mechan. Geräte 414.538.049 Österreichs TOP-Exportländer in Afrika Jahr 2011 (in Mio. Euro) 2 Elektr. Maschinen, Apparate und elektrotechn. Waren 156.404.271 3 Papier und Pappe; Waren daraus 120.282.700 1 Südafrika 511.885.414 4 Waren aus Eisen oder Stahl 95.351.627 2 Ägypten 197.218.737 5 Zugmaschinen, KFZ, Traktoren, Motorräder, Fahrräder 78.841.888 3 Algerien 146.884.920 4 Nigeria 105.292.973 6 Pharmazeutische Erzeugnisse 71.626.075 5 Marokko 98.968.705 7 Getränke, alkoholische Flüssigkeiten, Essig 68.860.169 6 Tunesien 86.460.622 8 Baumwolle 56.191.591 7 Mali 30.459.033 9 Kunststoffe und Waren daraus 40.400.113 8 Ghana 28.031.409 9 Libyen 27.302.497 10 Optische, photogr. Geräte, Meß- und Prüfinstrumente 35.132.466 10 Sudan 22.464.206 11 Spezialgewebe, getuftete Flächenerzeugnisse, Spitzen, Stickerei 31.004.722 11 Gabun 22.216.497 12 Holz und Waren daraus; Holzkohle 25.428.021 12 Kenya 19.213.667 13 Verschiedene chemische Erzeugnisse 25.130.963 13 Tanzania 17.833.527 14 Keramische Erzeugnisse 20.174.323 14 Angola 16.029.015 15 Senegal 15.395.394 15 Organische Verbindungen 16.682.129

Österreichische Exporte nach Afrika Österreichische Exporte nach Afrika im Jahr 2011, in Mio. EUR (Quelle: Statistik Austria)

16 77/13 INDABA ...... südafrika

reichen, hat sich der Anteil der Afrika- Afrikageschäft dominierten, ist es nige in Afrika. Lediglich Südafrika liegt Exporte an den Gesamtexporten von heute eine sehr breite Pa­lette von Fir­ mit rund 50 Niederlassungen oberhalb 1,21% zu Beginn der Betrachtungsperi­ men – von Klein- und Mittelbetrieben der Wahrnehmungsschwelle. ode kontinuierlich bis zur Großindustrie –, die sich erfolg­ Es ist ein besonderes Anliegen der bis 1981 auf 5,1% reich auf dem Kontinent bewegen. Außenwirtschaft Austria, die Anzahl Größter erhöht. In der Folge Österreich liefert vor allem hochwertige der Unternehmen, die sich für Afrika Handelspartner ist er bis auf 0,67 Produkte wie Maschinen, Anlagen interessieren, auszuweiten. Zu den Südafrika % (1997 und 1999) und Fahrzeuge (rund 45 %), aber Instrumenten derer sich die Außen­ abgesunken und hat auch bearbeitete Waren wie Holz und wirtschaft Austria bedient, zählen sich in den letzten Jahren auf eine Metallwaren (rund 26 %), chemische Länderforen in Österreich, Branchen­ Bandbreite zwischen 1,06 und 1,43 Erzeugnisse (15 %), Papier und Pa­ schwerpunkte, Wirtschafts­missionen % eingependelt. pierwaren etc. In Westafrika zählen und Marktsondierungsrei­ Stickereien aus Vorarlberg immer noch sen in die Zielländer sowie it Abstand wichtigster Part­ zu den größten Exportposten. In den Messebeteiligungen und m ner der österreichischen Ex­ letzten Jahren haben insbesondere andere Aktionen. Vor allem Handel mit portwirtschaft auf dem Kontinent ist seit Energiegetränke aus Österreich die sind es aber die Außen­ Afrika gering einigen Jahren Südafrika, das rund ein afrikanischen Märkte erobert. wirtschaftsCenter vor Ort, Drittel der Afrikaexporte aufnimmt. Da­ Die Liste der österreichischen Ex­ die unsere heimischen Unternehmen nach folgen Ägypten, Algerien, Nigeria, portbetriebe, die auf den afrikanischen bei ihren Bemühungen tatkräftig un­ Marokko und Tunesien. Libyen, das Kontinent liefern, liest sich wie das terstützen. sich einige Jahre sehr gut entwickelt „Who is Who“ der österreichischen uch in Bezug auf Österreichs hat, ist bürgerkriegsbedingt wieder Wirtschaft. Es sind praktisch alle aImporte spielt Afrika eine eher weit abgefallen. Branchen vertreten, und es sind Ex­ be­­scheidene Rolle. Der Anteil Afrikas Während es zu Zeiten der verstaat­ portbetriebe aus allen Bundesländern, an den Gesamtimporten schwankte lichten Industrie in Österreich gerade die Afrika bearbeiten. Österreichische zwischen 3,89 % im Jahr 1985 und 0,91 deren Unternehmen waren, die das Niederlassungen gibt es nur relativ we­ % im Jahr 1998. In den letzten Jahren

Importe aus Afrika – Jahr 2011 Österreichs TOP- Importländer in Afrika

Jahr 2011 (in Mio. Euro) Gesamt 2.165.952.755

Mineralische Brennstoffe; Mineralöle, Destillationserzeugnisse 1.239.024.258 1 Nigeria 777.645.936 Erze, Schlacken und Aschen 445.738.457 2 Südafrika 571.479.833 Bekleidung und -zubehör, nicht gewirkt oder gestrickt 67.914.057 3 Libyen 298.541.006 Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren 60.592.349 4 Algerien 142.942.063 Bekleidung und -zubehör, gewirkt oder gestrickt 38.950.805 5 Tunesien 128.869.510 Genießbare Früchte, Schalen von Zitrusfrüchten, Melonen 36.900.104 6 Marokko 76.022.298 Zugmaschinen , Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder 32.683.528 7 Ägypten 48.438.315 Kakao und Kakaozubereitungen 31.732.723 8 Ghana 26.620.525 Eisen und Stahl 21.799.478 9 Elfenbeinküste 21.864.963 Kaffee, Tee, Mate und Gewürze 20.084.610 10 Seychellen 10.185.242 Halbstoffe aus Holz, Papier- und Pappeabfälle 16.873.282 11 Mauritius 10.014.028 Aluminium und Waren daraus 12.039.770 12 Kenya 8.227.291 Baumwolle 11.813.861 13 Madagaskar 6.097.179 Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechan. Geräte 10.559.131 14 Äthiopien 5.858.769 Schuhe, Gamaschen, Teile davon 9.268.925 15 Kamerun 5.703.105

Österreichische Importe aus Afrika Österreichische Importe aus Afrika im Jahr 2011, in Mio. EUR (Quelle: Statistik Austria)

INDABA 77/13 17 s ü d a f r i k a ......

lag die Bandbreite 1,01 bis 1,53 %. lagen hauptsächlich in der schlechten handelsstelle Diplomatenstatus zu ge­ Die Riege der Lieferländer wird von wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika, währen, weil die Bundeskammer nicht den Erdölländern Libyen und Nigeria dem mangelnden Potential für die ös­ in die eher verschlafene Hauptstadt angeführt, sowie Südafrika, von wo terreichische Wirtschaft, budgetären Yaoundé gehen wollte, sondern das Erze, Kohle, Ferrolegierungen und Zwängen, aber auch einer Verlagerung Wirtschaftszentrum, die Hafenstadt Zellstoff kommen. der Schwerpunkte der österreichi­ Douala, bevorzugte. Der dortige Han­ Mineralische Brennstoffe, insbe­ schen Exportwirtschaft. delsdelegierte wurde wieder nach Wien sondere Rohöl und andere Rohstoffe Büroeröffnungen in Afrika, chro­ zurückbeordert. wie Erze und Kohle dominieren bei nologisch nach Eröffnung angeführt: den Importen. • Kairo (Ägypten) ie Tätigkeit der Handelsdelegier­ seit Jänner 1951 dten, die vor einigen Jahren zu ie erste systematische Bearbei­ • Kinshasa (DR Kongo) Wirtschaftsdelegierten mutierten, dtung des afrikanischen Konti­ August 1953 - Dez. 1991 hat sich über die Jahrzehnte stark nents begann mit der Eröffnung der • Casablanca (Marokko) verändert. Waren es bis in die 80er ersten Außenhandelsstelle seitens seit Juni 1956 Jahre eher sprachgewandte Abenteu­ der Bundeswirtschaftskammer in Paris • Johannesburg (Südafrika) rertypen, die weitgehend alleine auf im Jahr 1946. Von dort seit Oktober 1956 sich gestellt vor Ort agieren mußten, wurden auch die fran­ • Nairobi (Kenya) sind es heute Kollegen, die mit Elek­ Dampfschiff zösischen Kolonien in Nov. 1956 – Aug. 1995 tronik im Taschenformat agieren. Ich mit heimischen Afrika mitbetreut. Das • Accra (Ghana) selbst hatte das Privileg, beides zu er­ Waren erste Büro der Bun­des­ Feb. 1958 – Juni 1982 leben. Ende der 70er Jahre in Khartum wirtschaftskammer auf • Luanda (Angola) waren wir auf den 14tägigen Kurier und dem Kontinent wurde 1951 in Kairo April 1960 – Sept. 1986 das Monstrum einer Telexmaschine er­öffnet, es folgten 1953 Kinshasa • Lagos (Nigeria) angewiesen, zuletzt in Johannesburg und 1956 Casablanca, Johannesburg seit Okt. 1962 hat mich der Laptop überallhin beglei­ und Nairobi. • Khartum (Sudan) tet bzw. reichte es, das Smartphone Im Jahre 1953 wurde ein Dampf­ Nov. 1962 – Sept. 1990 mitzuhaben. Seinerzeit waren Messen schiff gechartert und mit österreichi­­ • Dakar (Senegal) und Muster von größter Wichtigkeit für schen Produkten­ ausgestattet. Dieser 1963 – 1967 Dampfer legte in einigen afrikanischen • Tunis (Tunesien) Häfen an, die lokale Be­völkerung Dez. 1963 – Sept. 2001 wurden an Bord gebeten und konnte • Abidjan (Elfenbeinküste) die Exponate aus Österreich besi­ Sept. 1964 – August 1995 chtigen. Diese Aktion hatte in erster • Tripolis (Libyen) Linie repräsentativen Charakter und seit Mai 1967 war weniger als Verkaufsausstel­ • Algier (Algerien) lung gedacht. Organisator war das seit Juli 1971 (vorüberge- Wirtschaftsförderungsinstitut der Bun­ hende Schließungen in den deswirtschaftskammer. 90er Jahren) die Firmen, heute ist man ohne gute Bis Mitte der 60er Jahre wurden • Lusaka (Zambia) Web-Seite nicht existent. Was gleich weitere Büros eröffnet, um 1981 den er­ Dez. 1975 – März 1981 geblieben ist, ist die Unverzichtbarkeit wähnten Höchststand von 14 Büros zu • Harare (Zimbabwe) der persönlichen Kontakte. erreichen. Der Reigen der Schließun­ 1981 – Dez. 2001 gen begann mit Accra 1992 und Lu­ Ein kurzes Intermezzo einer öster­ saka 1996 und betraf insbesondere reichischen Handelsdelegation spielte Stefan Pistauer, früher Handelsdelegierter Zentralafrika, wo heute nur noch Lagos sich im Jahr 1982 für nur 100 Tage in in Südafrika, ist Regionalmanager für Afrika ein AußenwirtschaftsCenter beher­ Douala (Kamerun) ab. Die Regierung und Nahost in der Wirtschaftskammer bergt. Die Gründe für die Schließungen Kameruns weigerte sich, der Außen­ Österreich.

18 77/13 INDABA ...... kolumne

Menschenrecht Wasser

Von Adalbert Krims

Die Vereinten Nationen haben 2013 zum „Internationalen fordert darüber hinaus ein Grundrecht auf 20 Liter sauberes Jahr der Wasserkooperation“ erklärt und auch den seit 1993 Wasser pro Person und Tag, das für die Ärmsten kostenlos jährlich am 22. März stattfindenden Weltwassertag unter sein sollte (zum Vergleich: in Österreich beträgt der tägliche das Leitthema „Wasser und Zusammenarbeit“ gestellt. Die Wasserverbrauch pro Kopf ca. 120 Liter). Koordination des UNO-Jahres hat die UNESCO übernom­ Global betrachtet entfallen 70 Prozent des Wasserver­ men, insbesondere wegen ihrem multidisziplinären Ansatz, brauchs auf die Landwirtschaft und „nur“ 8 Prozent auf der Natur- und Sozialwissenschaften, Bildung, Kultur und private Haushalte. Insofern sind natürlich Maßnahmen im Kommunikation zusammenführt. Jedes Jahr sterben welt­ Bereich der Landwirtschaft (von der besseren Nutzung des weit etwa 3,5 Millionen Menschen an den Folgen einer Regenwassers über die Errichtung von Dämmen und die schlechten Wasserversorgung, mehr als 880 Millionen Wie­derauf­ bereitung von Brachwasser bis hin zu einer wasser­­ Menschen hatten im vergangenen Jahr keinen Zugang zu sp­a­renderen Agrarproduktion) von besonderer Bedeutung. sauberem Wasser. Durch schmutziges Wasser sterben mehr Ich möchte mich hier aber auf die Trinkwasserversorgung Menschen als an AIDS, Malaria und Masern zusammen! für die Menschen beschränken. Um das Ziel von 20 Litern Die Versorgung mit Süßwasser gilt als eine der größten Wasser pro Tag und Kopf der Bevölkerung zu erreichen, Herausforderungen der Zukunft. Das „Weltwasserjahr“ müssten in Afrika massive Investitionen vorgenommen soll das Bewußtsein für dieses Problem schärfen und die werden. In den 1990er Jahren hatten zahlreiche afrikanische internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich stimu­ Staaten auf Druck des Internationalen Währungsfonds zur lieren. Afrika ist in besonderer Weise betroffen: Während Senkung ihrer öffentlichen Ausgaben die Wasserversor­ weltweit 89 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem gung privatisiert und an internationale Konzerne verkauft. Trinkwasser haben, beträgt dieser Anteil in Afrika südlich Das hat aber in Wirklichkeit zu keiner Verbesserung der der Sahara nur weniger als 40 Prozent. Laut Weltwasser­ Versorgung geführt, dafür aber zu einem starken Anstieg bericht 2012 der UNESCO ist aber das Hauptproblem in der Preise, die die Armen nicht mehr bezahlen konnten. In Afrika nicht der Mangel an Wasser, sondern der (leistbare) einigen Ländern wurde daher auf Druck der Bevölkerung Zugang zu Wasser, wo es gebraucht wird. Besonders die Privatisierung wieder rückgängig gemacht. wichtig sind daher der Aufbau, die Wartung und der Betrieb Das Menschenrecht auf Wasser kann nur realisiert von Wasserinfrastrukturen. Allein durch marode Leitungen werden, wenn Wasser ein öffentliches Gut ist bzw. zum gehen in den Entwicklungsländern 30 bis 40 Prozent des „allgemeinen Erbe der Menschheit“ erklärt wird und der Wassers verloren. Zugang nicht vom Einkommen abhängig ist. Die Ent­ Der Anspruch auf Zugang zu sauberem Wasser ist wicklungszusammenarbeit müßte daher gerade im UNO- seit 2010 offiziell ein Menschenrecht. Die entsprechende Wasserjahr verstärkt finanzielle und technische Hilfe für UNO-Resolution, die von Bolivien eingebracht worden ist, öffentliche Wasserversorgungssysteme leisten, wobei wurde am 28. Juli 2010 in der UNO-Generalversammlung natürlich Effizienzsteigerung und Korruptionsbekämpfung ohne Gegenstimme bei 41 Enthaltungen angenommen bei den öffentlichen Dienstleistungsbetrieben notwendige und – gemeinsam mit dem Recht auf Nahrung – im Ar­ Begleitmaßnahmen sein sollten. tikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben. Allerdings ist dieses Recht (wie viele fundamentale Menschenrechte) nicht einklagbar. Das Adalbert Krims ist Journalist in Wien. Er kommentiert für Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) INDABA aktuelle entwicklungspolitische Trends.

INDABA 77/13 19 kultur ...... Macht neu definieren Der angolanische Künstler Kiluanji Kia Henda in Innsbruck

Mit der Ausstellung des prominenten Konzeptkünstlers setzt der Kunstraum Innsbruck nicht nur Angola wieder auf die Tagesordnung, sondern fordert auch eine neue Perspektive auf Afrika ein. Von Walter Sauer.

rinnerungen an so viel Krieg… die bekannte literarische aus der Katastrophenhilfe locker. In Zusammenarbeit mit eFormulierung steht für die Wahrnehmung Angolas als anderen Organisationen startete auch SADOCC eine Hilfs­ Konfliktregion. Angola – das stand lange Zeit für Krieg aktion, und zwar für Kinder. Franz Fluch hatte von seiner gegen die portugiesische Kolonialherrschaft, dann für den Reise nach Kuito, der im Krieg am meisten umkämpften Bürgerkrieg gegen sezessionistische und fundamentalisti­ Stadt des Landes, nicht nur Fotos, sondern auch die erfor­ sche Rebellen. Angola war lange Zeit gleichbedeutend mit derlichen Kontakte mitgebracht. Zwölf Kinder mit schweren ausländischen Interventionen, Menschenrechtsverbrechen Verletzungen wurden in österreichischen Spitälern operiert. auf allen Seiten, mit Landminen und Giftgas, zerstörten Eine von SADOCC gemeinsam mit dem Christian Childrens‘ Städten, mehr als einer Million Toten. Fund Angola gestaltete Ausstellung von Kinderzeichnun­ gen – allesamt stellten sie Gewaltszenen dar – wurde in einigen Spitälern gezeigt und gab Hintergrundinformation für Besucher/innen und Ärzte (INDABA 34/02). Allerdings: Die internationale Euphorie erlahmte bald. Rasche Erfolge beim Wiederaufbau des weitgehend zer­ störten Landes waren selten, die Kommunikation angesichts permanenter Strom- und Internetausfälle schwierig. Selbst der Umstand, daß Angola eines größten Wohlstandsgefälle der Welt aufweist, obwohl es eines der reichsten Länder Afri­ kas ist (und der zweitgrößte Erdölproduzent des Kontinents), wurde von der gängigen Entwicklungszusammenarbeit, die sich mehr als Wohltätigkeit und kaum als Befreiungshilfe verstand, nicht als Herausforderung gesehen, sondern eher

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (2.v.l.), daneben Kiluanji als Hindernis. Wieder einmal wurde Angola weitgehend und Karin Pernegger vergessen, insbesondere in Österreich. Bei einer im Februar d. J. durchgeführten Internetrecherche in den Web-Archiven Dann kam 2002, nach mehr als vierzig Jahren, der Frie­ heimischer Tageszeitungen z. B. liegt Angola im Vergleich densschluß. Der Wiederaufbau konnte nunmehr beginnen: zu Senegal, Nigeria und Kongo auffallend zurück. Beseitigung des Schutts in den umkämpften Städten des Hochlands, Rehabilitierung der Benguela-Bahn (heute bei mso wichtiger (und überraschender) war die Ankündi­ weitem noch nicht vollendet), Instandsetzung von Straßen u gung einer Ausstellung des angolanischen Künstlers und Wasserversorgung, Aufbau einer öffentlichen Verwal­ Kiluanji Kia Henda im Kunstraum, einer renommierten tung, von Gesundheitszentren und Schulen – und das Innsbrucker Galerie für moderne Kunst. Karin Pernegger, Wichtigste, was am Schwersten zu machen ist: eine Kultur die neue Leiterin der Einrichtung, wählte ausgerechnet das der friedlichen Konfliktlösung zu etablieren. zeitgenössische Afrika für ihren Einstand. Kunst dürfe nicht International gab es eine kurze Welle der Solidarität. nur Dekoration sein, meinte sie gegenüber der Presse, Ein friedliches Angola beim Wiederaufbau zu unterstützen sie müsse vielmehr auch in Österreich Menschen dazu – selbst das knauserige offizielleÖsterreich machte Gelder stimulieren, sich weiterzuentwickeln. Tradition sei nichts

20 77/13 INDABA ...... kultur

Stillstehendes, sondern eine Her­ chermaßen ansprechen. Kilu­ ausforderung für die Zukunft. anji Kia Henda setzt mit ihnen Ein Konzept, das sich für den ein starkes Zeichen für eine Künstler Kiluanji Kia Henda gera­ selbstbewußte junge Genera­ dezu als maßgeschneidert erwies. tion. Es freut mich sehr, daß Mit ihm war die frühere Leiterin der dieser Ausnahmekünstler in Galerie der Stadt Schwaz bei der Innsbruck gastiert.“ Kunstmesse in Basel in Berührung gekommen. Seine Herangehens­ ls Sohn einer nicht weise an Politik und Gesellschaft aunbekannten Familie habe sie unmittelbar beeindruckt, wurde Kiluanji Kia Henda erzählt sie. Afrika solle weder als Ob­ (seine­ Vornamen bilden den jekt paternalistischen Spendenver­ Künstlernamen) 1979 in Luan­ haltens verstanden werden noch in da, der angolanischen Haupt­ exotistischer Verzerrung, sondern als stadt, geboren, wo er heute Partnerkontinent, „auf Augenhöhe“, noch hauptsächlich lebt. im Einsatz für eine gerechtere Welt. Präsent­ ist der junge Künstler Verstärkt wolle sich der Kunstraum aber auch in Lissabon, wo Innsbruck insgesamt einem Dialog die Gulbenkian-Stiftung für der Kulturen widmen und unser übli­ heuer eine große Personale ches Verständnis von Kultur, Identität vorbereitet, weitere Schwer­ und Gender einer kritischen Revision Königin Nzinga im Fort von Luanda punkte sind für ihn Paris und unterziehen. Mobilität und Austausch die Vereinigten Arabischen seien dafür unabdingbar, und Erfahrungen aus Angola trügen Emirate; in früheren Jahren wurden seine Werke bereits genauso dazu bei wie solche aus Kasachstan, Frankreich bei der Biennale von Venedig, in Guangzhou (China), in oder den Vereinigten Staaten – Verortungen der weiteren Bordeaux, in Johannesburg, den Vereinigten Staaten und für 2013 geplanten Ausstellungen des Kunstraums. Brasilien gezeigt. Er fotografiert, betreibt Objektkunst, Das positive Echo, das Perneggers pointiert vorgetra­ organisiert Performances und schrei­bt literarische Texte. gene Konzeption und ihre erste Ausstellung in den Medien Global vernetzt über das Internet und über Facebook, steht fanden, zeigt, daß sie hier einen Nerv getroffen hatte in einem doch Angola im Zentrum seiner künstlerischen Produktion. Bundesland, das auf dem Weg dazu ist, traditionalistische In Expired Trading Products zum Beispiel (2008) thema­ Klischees und Identifikationsmuster zu überwinden. 1973 tisiert er das Schicksal ökonomisch bedingter Entwurze­ hatte eine kritische Fotoausstellung über den portugiesi­ lung – vom Sklavenhandel bis zur Arbeitssuche in der schen Kolonialismus in Angola, Moçambique und Guinea- globalen Wirtschaft. Numbers und Big Bang (beide 2009) Bissau noch zu wütenden Protesten von Seiten einfluß­ sind erschütternde Anklagen gegen den Krieg. Spaceship reicher pro-Apartheid-Kräfte geführt. Vierzig Jahre später Ikarus 13 wiederum (2007) war eine riesige Rakete, die wurde die Ausstellung eines prominenten künstlerischen er gemeinsam mit 70 Arbeitern und Künstlern am Strand Vertreters der postkolonialen staatlichen Ordnung Angolas von Luanda errichtete, um damit „zwei Astronauten und von der Innsbrucker Bürgermeisterin, Christine Oppitz- zwei wunderschöne Stewardessen“ in den Weltraum zu Plörer, eröffnet: „In der Ausstellung ‚Homem Novo – New schicken, wo sie Bodenproben von der Sonne entnehmen Man‘ spannt der Künstler Kiluanji Kia Henda in einer ganz sollten – „damit wir auch auf der Erde ein bißchen Sonne außergewöhnlichen Art und Weise einen Bogen zwischen haben können“. Und gebildet, wie Kiluanji halt einmal Vergangenheit und Zukunft. Seine monumentale Darstel­ ist, lernte er aus den Fehlern des Ikarus, der nach der lung der Helden des neuen Angola zeigt den Willen und den griechischen Sage abstürzte, als er der Sonnenhitze zu Wunsch seiner Generation nach Aufbruch und Weiterent­ nahe kam – Kiluandjis Reise wurde daher nachts unter­ wicklung – weg von verstaubten Despoten hin zu Moderne nommen. Im Herbst 2012 wurde er mit dem angolanischen und Selbstbestimmung. Ich bin davon überzeugt, daß diese Staatspreis für Kunst ausgezeichnet – was für ihn selbst, fesselnden Bilder Menschen aus allen Kulturkreisen glei­ wie er sagt, ganz überraschend kam.

INDABA 77/13 21 kultur ......

ie von Karin Pernegger kuratier­ dte Ausstellung im Kunstraum Innsbruck zeigt einen kleinen, aber wichtigen Ausschnitt aus Kiluanjis Schaffen: die Fotoserien Balamuka (Ambush) und RedefiningThe Power, die sich beide mit der gesellschaftli­ chen Rolle von Denkmälern befassen; die Bilder werden durch Interviews und Gedichte ergänzt. Balamuka (2010) dokumentiert das von zwei Arbeitern betreute Denkmälerdepot im Fort Saõ Miguel in Luanda, in welchem die 1975 entfernten portugiesischen Kolonialstatuen,­ die alten Kanonen des Forts und auch die Bronzestatue der angolanischen Königin Nzinga Redefining the Power: onV Pedro Alexandrino zu Miguel Prince Mbandi aufbewahrt und konserviert

Geschichte bewältigen für die Gegenwart

Ein erster Blick in den Ausstellungsraum: Fotos be­gann als Mitglied einer Musikgruppe, kam dann in zei­gen monumentale Sockel. Auf den Sockeln stehen eine Theatergruppe, wuchs hinein in die Kunst. Lange keine Feldherren, keine Politiker, keine Krieger oder begleitete er einen südafrikanischen Kriegsfotografen: martialische Gestalten, sondern alltägliche Zeitgenos­ John Liebenberg. In diesem Moment erzählt der Künstler, sen, Menschen aus Angola, Menschen von heute. Eine was es hieß, vom Apartheidsystem und seinen aggres­ Videoinstallation läuft und zeigt die Arbeit an diesen siven Vormachtsbestrebungen bis nach Angola hinein neuen Monumenten: ungewöhnlich und befremdend für bedroht zu sein. Es stand an der Kippe, in Europa habe Bürger aus dem alten Europa. man das selten mitvollzogen, Apartheid bedrohte Angola, Kiluanji Kia Henda, das sind die drei Vornamen Apartheid bedrohte Afrika. Dieses menschen­verachtende des Künstlers, ist erst 33 Jahre alt, hat schon Weltruf, System herrschte nicht nur in Südafrika; das aggressive nimmt sich gern Zeit, um mit uns zu reden: mit einer Geschwür bedrohte weit mehr. brasilianischen Juristin, einer sehr politischen Frau, und Mit Wohlwollen erinnert sich Kiluanji an die Hilfe mit einem Pensionisten, der versuchte und versucht, in Kubas; er erinnert sich nicht nur an die Ärzte, an die Solidarität mit denen zu leben, denen es schlecht geht, zivilen Helfer, sondern auch an die Soldaten, die sich der Kunst liebt, der Kunst braucht, der aber alles andere durchwegs auch in Frontstellungen engagierten und ihr ist als ein erfahrener Kunstkritiker. Als solche genießen Leben riskierten: im Kampf gegen Apartheid, gegen ein wir das lange Gespräch. tödliches System. Angola lebte schon damals in nachko­ Er möchte als Künstler der Manipulation entkom­ lonialen Kriegen, in einer globalisierten Welt, auch wenn men. Er möchte sich der Gegenwart stellen und nicht in den 80er Jahren die Marke Kalaschnikow bekannter aufgedrängten Gedankenmustern. Sogleich weist Kiluanji war als Coca Cola. darauf hin, was seine Heimat durchleben mußte: Skla­ Ein kultureller Aufschwung gelang um 2002, es kam verei, Kolonialismus und dann noch 27 Jahre Bürgerkrieg, ein Bewußtsein auf, daß es afrikanische Kultur gab bevor 1975 die Unabhängigkeit gefeiert werden konnte. und gibt: Schriftsteller, Musiker, Bildhauer, Schnitzer, Sein Vater kämpfte im Widerstand, im Überlebenskampf Schauspieler u. a. m. Kultur äußerte sich aber nicht mehr seiner Familie konnte Kiluanji noch Kultur leben. Er in verkaufbarer touristischer Schnitz- und Malkultur, sie

22 77/13 INDABA ...... kultur werden. Ein Video, das in der Ausstellung läuft, macht Projekt dort einfügte, also das war wirklich denkwürdig. aus dem kaum beachteten Depot eine bizarre Installation. Indem wir das Konzept von ‚Denkmal’ wieder neu denken, RedefiningThe Power (mehrere Serien) wiederum entstand bauen wir auch ein anderes Bild der Stadt. Ein neues Bild. 2011 während öffentlicher Performances in Luanda, bei In dem Projekt geht es darum, den ‚neuen Menschen’ zu denen er Kollegen aus der Kunstszene zur Mitwirkung erdenken und zu errichten. Dies hat mit unserer neuen eingeladen hatte (lauter junge Männer – Frauen würden Gesellschaft zu tun, wir erschaffen einen neuen Menschen in Angola künstlerisch nicht ausgebildet, so seine anfecht­ in einem neuen Land.“ bare Begründung). Indem sie sich in farbenprächtiger Kleidung auf die Einer von Kiluanjis „Darstellern“, Miguel Prince – mit Denkmalkonsolen stellten, nahmen Kiluanji Kia Henda und achtzehn vor dem Wehrdienst geflüchtet,viele Jahre illegal seine Freunde nicht nur ein Stück öffentlichen Raumes für oder halblegal in Europa, heute Konzertveranstalter, Tänzer sich in Anspruch, sondern lieferten auch eine neue Defini­ und Modeschöpfer in Luanda –, beschrieb die Philosophie tion von Macht. Nicht die politischen Repräsentanten des des Projekts folgendermaßen: „Ich wurde selbst neugierig postkolonialen Staates sollten in einem billigen Heroenkult und ging zum Podest, um zu lesen, was an der Statue an die Stelle der kolonialen Machthaber treten (wie man es geschrieben stand, für wen sie eigentlich gedacht war. vielleicht hätte erwarten können), sondern das Volk selbst Sie war für einen der Kolonialgouverneure Luandas, Dom mit seiner Aneignung von Geschichte, von Denkmälern Pedro Alexandrino oder so ähnlich. Selbst vor Ort zu sein, und Identität. dort an der Baía de Luanda, und zu sehen, wie sich das

äußerte sich z. B. in Wandmalereien, dort wo das Leben Dichtern lieber sind. Was aber fasziniert: In Angola gab der Leute thematisiert wurde. Was sollten die Monumente es keine Bilderstürmerei, die Denkmäler wurden nicht in der Stadt? Was sollte es, einen großen Panzer im zerstört. Er meint, daß die Aggressivität nichts bringe, Zentrum einer Stadt als Denkmal aufzustellen? auch wenn Kolonialherren, Herrscher, Krieger, Politiker Kiluanji wird dann sehr direkt: Es geht für ihn darum, die von den Sockeln gehoben wurden, man suchte einen eigene Geschichte aufzuarbeiten, dies in einem Versuch, Platz für sie, sogar für alte Kanonenrohre fand man die kollektive Geschichte aufzuarbeiten, eine positive einen Platz, aber keinen Platz in den belebten Zentren Geschichtsbewältigung zu betreiben. Er rechnet auch einer Kulturstadt. mit der arroganten, paternalistischen eurozentristischen Denkmäler der Kolonialgeschichte wurden abge­ Geschichtsinterpretation ab, mit einem Sarkozy, mit eini­ tragen, die Sockel blieben lange leer, aber anhand von gen europäischen Politikern, für die Afrikaner kulturlose Fotographie, Recherchen und Interviews kommen Pro­ Wesen sind, für ein Europa, welches kaum Literaten und tagonisten aus Kunst, Musik, Theater, Literatur, Szene Künstler aus Afrika kennt. Wer kennt schon Künstler und und Subkultur in eine lebendige Gegenwart, manchmal Literaten aus Angola, dem Irak, aus Afghanistan, aus all auch auf die Podeste. Ein Angola mit einer prosperieren­ den Ländern, welche uns nur durch Kriegshandlungen den jungen Kunst und Kulturszene wird uns vermittelt. und manchmal nur mehr durch Grausamkeiten bekannt Das lange Gespräch, geführt in Portugiesisch, litera­ gemacht werden. risch schön und sensibel, so Talita, ließ uns beinahe ver­ Wir kommen noch auf Europa zu sprechen, wie es gessen, daß wir uns in einer Ausstellung befanden. Seine dem Künstler in Anbetracht unserer zahlreichen Monu­ Erzählungen, das Narrative bedeutete für uns politische, mente geht. Mit fröhlicher Gelassenheit meint er, daß ihm ermutigende und realitätsnahe Lyrik. Erst danach hatten schon auffalle, daß Europa sehr in die Vergangenheit wir Zeit, auf Bilder und das Werk einzugehen. schaue, daß ihm scheine, das Europa wohl viel Angst Übrigens: Der Name der Ausstellung lautet „Homem vor der Zukunft habe. In einer kurzen Replik erzähle ich novo – der neue Mensch“ und stammt aus der Hymne dem Künstler von den großen Denkmälern, die Andreas Angolas. Hofer gewidmet sind. Ohne auf den Tiroler Patriotismus einzugehen, meint Kiluanji, daß ihm Denkmäler mit Kul­ Mit Kiluanji Kia Henda sprachen in Innsbruck Jussuf Windischer turschaffenden, mit Tänzer/innen, Alltagsmenschen oder und Talita Bonato – INDABA sagt danke!

INDABA 77/13 23 kultur ...... Mali: Unersetzliche Verluste Südafrika unterstützte Weltkulturerbe Timbuktu

Die Restaurierung der weltberühmten historischen Manuskripte der islamischen Gelehrtenstadt Timbuktu war ein wichtiges Projekt der südafrikanischen Zusammenarbeit mit UNESCO. Viele wurden knapp vor ihrer Flucht von den Kämpfern der Rebellenbewegung Ansar al-Dine noch zerstört. Wieviele Kulturschätze gerettet werden konnten, ist unklar.

ei der Erhaltung der historischen Bibliothek Timbuktus, und der Prozeß wurde intensiv fortgesetzt. „Das ist die b einem Projekt von UNESCO, der Kultur- und Wissen­ Geschichte von Timbuktu und seiner Bevölkerung.” sagt schaftsorganisation der Vereinten Nationen, hatte Südafrika Bürgermeister Halle Ousmane. 2009 wurde für das Institut die Führungsrolle übernommen (INDABA 60/08). Für den ein neues Gebäude errichtet, von Südafrika mit 7,5 Mio damaligen Präsidenten Thabo Mbeki lag darin ein wichtiger US-$ finanziert. Beitrag dazu, Afrika und seine – auch islamische – Vergan­ genheit wieder auf die kulturelle Weltkarte zu ür die angeblich islamistischen – in Wirklichkeit der kul­ setzen. Bei einem Fundraising­ -Dinner für das fturellen Bedeutung des Islam feindlich gegenüberstehen­ Projekt meinte er: „Als Afrikaner bemühen wir den – Rebellen von Ansar al-Dine zählte Große Rolle uns um die Renaissance Afrikas. Das heißt das alles freilich nichts. Bevor sie gegen Südafrikas unter anderem, daß wir uns von solchen Ende Jänner 2013 vor den anrückenden Schätzen wie den Timbuktu-Manuskripten französischen und malischen Truppen Kunstwerke inspirieren lassen, die beweisen, daß wir die natürliche flüchteten,zündeten sie die Bibliothek mit vernichtet Kapazität, die Weisheit und den Intellekt unersetzlichen Schät­ be­sitzen, unsere Zukunft tatsächlich selbst zen an: Jahrhundertealte Handschriften zu entscheiden. Unsere Arbeit in Timbuktu gingen in Flammen auf, vermutlich ist ein lebendiges Beispiel des aktuellen tausende­ Seiten. Wie erste Bilder des Prozesses der Wiedergewinnung von britischen Senders Sky News zeigten, Identität und Geschichte sowie des Be­ stand das Gebäude bei Einnahme durch strebens, den Zentren der afrikanischen die alliierten Truppen zwar noch, in den Zivilisation ihren rechtmäßigen Platz zu­ Räumen aber bot sich ein Bild der Ver­ zuerkennen.“ wüstung: überall Asche, unzählige auf Zwischen 600.000 und 800.000 dem Boden liegende Behälter, in denen Ma­­­nu­­­s­­­kripte, bis ins 13. Jahrhundert die Handschriften aufbewahrt worden zurückreichend, waren damals in Mali waren. Viele Handschriften sollen von vorhanden, für ihre Konservierung und den Bibliothekaren allerdings rechtzeitig wissenschaftliche Aufarbeitung war das vor den Vandalen in Sicherheit gebracht Ahmed Baba-Institut in Timbuktu zustän­ worden sein. dig, eine von mehreren Bibliotheken und Die UNESCO hat bislang keine detail­ Sammlungen in der alten islamischen lierten Informationen über das Ausmaß Handelsstadt, benannt nach einem lokalen der Zerstörungen in der malischen Gelehrten des 16. Jahrhunderts. Viele Manuskripte waren Wüstenstadt Timbuktu. „Wir wissen im Augenblick nicht, in arabischer Schrift, aber in lo­kalen Sprachen verfaßt. Bis was genau passiert ist“, teilte eine Sprecherin der UN-Or­ 2008 konnten 210.000 Manuskripte katalogisiert werden, ganisation mit. Dies gelte für die von den Rebellen in Brand

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Andrea Heuberger (Hg.), Rot-Weiß-Rot in der Regenbo­ gennation. Geschichte und Geschichten österreichisch- er Auswanderer in Südafrika (Wien, LIT Verlag, 2012). 279 S.

Kern des vorliegenden Sammelbandes ist eine Masterarbeit von Andrea Heuberger zum Thema „Emigrationszufriedenheit und kulturelle Identität österreichischer Einwanderer in Südafrika“. Die Basis dafür stellen 43 lebensgeschichtliche Interviews mit Auslandsösterreichern dar. Untersucht wurde, welche Unterstützung Einwanderungswilligen in der Zeit von 1960 bis 1990 seitens des Apartheid-Staates gewährt wurde, welchen gesteckte Bibliothek des Ahmed Baba Instituts, aber auch Einflußdies auf die dauerhafte Niederlassung und die indi­ für andere schützenswerte Kulturgüter und Orte. Experten viduelle Lebensplanung hatte bzw. welche Gründe für eine sollten mit einer Bestandsaufnahme der Schäden beginnen, Re-Immigration nach Österreich angeführt wurden. sobald es die Sicherheitslage erlaube. Wie Ende Februar Die Mehrheit der österreichischen Auswanderer – ca. berichtet wurde, sollen 200.000 Manuskripte gerettet wor­ 16.000 Personen – kam zwischen den Jahren 1961 und den sein. 1975, also vor den Ereignissen von Soweto 1976, ins Land. Laut Schätzung der österreichischen Botschaft in Pretoria ie beeindruckenden islamischen Heiligengräber leben heute 16.000 bis 20.000 Auslandsösterreicher/innen dund Moscheen in Timbuktu zählen seit 1988 zum in Südafrika, von denen ca. 50-70 % über eine Doppelstaats­ Welt­kulturerbe der UNESCO. Viele der berühmten bürgerschaft verfügen. Rund 10.000 Personen mit öster­ Bauten in der malischen Wüstenstadt sind allerdings reichischer Nationalität sind bei der Vertretungsbehörde inzwischen beschädigt oder zerstört – Ansar al-Dine- amtlich registriert. Kämpfer hatten seit dem Sommer mehrere Mausoleen Die Interviews geben einen guten Überblick auf eine niedergerissen, was internationale Grundstimmung der österreichischen Einwanderer, die sich Empörung auslöste. nach Eigendefinition mehrheitlich als „unpolitische“, hart Timbuktu erlebte seine Blüte­zeit Zentrum arbeitende, erfolgsorientierte Personengruppe definieren. In zwischen dem 14. und 16. Jh., als islamischer den „Steckbriefen“ der Interviewpartner, in denen sich stan­ es ein wichtiger Knotenpunkt der Kultur dardisierte Fragen zum Leben in der neuen Heimat finden, Karawanenstraßen und ein Zentrum stecken viele Botschaften, die vielleicht einer genaueren der islamischen Gelehrsamkeit war. 333 islamische Heilige Analyse bedurft hätten. Übereinstimmend stellten die Inter­ sollen in Timbuktu begraben sein. 16 Mausoleen und die viewten jedoch fest, daß es bezüglich der Einwanderung und drei großen Moscheen zogen über lange Zeit zahlreiche der ersten Eingewöhnungsphase keinerlei Schwierigkeiten Touristen an. Im Glauben der Bevölkerung von Timbuktu gab und selbst anfänglich mangelhafte Englischkenntnisse spielen die Mausoleen und die zahlreichen Heiligengräber, rasch überwunden werden konnten. Die Frage nach dem die inner- und außerhalb der Stadt verteilt sind, eine wich­ tollsten Erlebnis in Südafrika wird fast ausnahmslos mit der tige Rolle. Einem malischen Experten zufolge werden die afrikanischen Tierwelt beantwortet. Rückblickend gestanden Heiligen als Beschützer der Stadt verehrt. Zudem würden viele zumindest indirekt Nutznießer der Apartheid gewesen sie angerufen, um etwa um Regen, eine gute Ernte oder zu sein, persönliche Verstrickung oder gar Mitverantwortung um Glück in der Ehe zu bitten. wird keine angegeben.

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Zum System der Apartheid weisen Fragen beantwortet: Einwanderer aus der österreichisch-südafrikanischen die Äußerungen eine Bandbreite von Europa stellten eine wichtig Stütze des Beziehungen dar. Eine kritische Auf­ „Es war nicht so schlimm“ und „Da- Apartheidsystems dar. Sie veränder- arbeitung der Rolle der Republik mals hat alles funktioniert“ bis „Das ten die Bevölkerungsverhältnisse zu Österreich und seiner Emigranten in System war unfair und unmenschlich“ Gunsten der „weißen“ Bevölkerungs- den Zeiten der Apartheid, die auch die auf. Ganz dem damaligen Mainstream gruppe, brachten wertvolles Know-how Frage nach der Verantwortung mit ein- folgend, hatten die meisten Befragten ins Land, machten die Ausbildung der schließt, muß aber noch geschrieben jedoch „von diesem Regime damals diskriminierten Bevölkerungsgruppen werden. nicht so viel mitbekommen“ (S. 94). weniger notwendig und wirkten zudem Bernhard Bouzek Was die Auswertung der Interviews auch als Meinungsbildner im Sinne anbelangt, so wäre doch eine etwas in des Systems. die historische Tiefe gehende, analyti­ Südafrika versuchte nach der E­ta­ sche Betrachtung und die historische b­lierung­ der Apartheid durch eine Jens-Ulrich Davids / Monica Schefold, Kontextualisierung wünschenswert geschickte und gut dotierte Öffentlich- Augenblicke in Namibia (Bremen, ge­wesen. keitsarbeit im Ausland ein positives Sujet Verlag, 2012). 88 Seiten. Der Sammelband stellt zwar, wie Bild des rassistischen Regimes zu auf Seite 10 eingangs festgestellt wird, zeichnen und so potentielle Investor/ „Augenblicke in Namibia“ – das sind nicht den Anspruch auf historische Voll- inn/en, aber auch einwanderungswil- Gedichte, die Jens-Ulrich David nach ständigkeit, will aber ein Puzzle sein, lige „Weiße“ für sich zu gewinnen. einer Reise durch Namibia schrieb das ein Gesamtbild der Geschichte der Die Aktivitäten Südafrikas im Ausland und zu denen Monica Schefold Col- österreichischen Einwanderer-Com- sollten auf kulturellem, sportlichem, lagen schuf. munity ergibt. Genau dieser „rot-weiß- wirtschaftlichem und politischem Ge- „Vorher weiß man mehr als die rote“ Faden, der das Verbindende und biet ein günstigeres Klima schaffen Wahrheit / die Fremdheit kommt spä­ Kontinuierliche in der Geschichte der und einer zunehmenden Isolation ter“, heiβt es im ersten Gedicht. Man Emigration nach Südafrika aufzeigen der Kap-Republik entgegenwirken. In weiβ etwas über die Geschichte und sollte, läßt sich bei den doch sehr hete­ Österreich wurde diese Aufgabe ab die Rolle, die Deutschland in seiner rogenen Kapiteln schwer aufnehmen. dem Jahr 1963 von der Informationsab- nach dem ersten Weltkrieg verlorenen So bleiben auch die historisch korrekt teilung der südafrikanischen Botschaft, Kolonie, Südwestafrika spielte, über recherchieren Beiträge zur Geschichte den Konsulaten in Innsbruck und in den „Aufstand und Untergang der der k.u.k Konsulate und der Öster- Graz sowie von den Österreichisch- Herero“, über Hendrik Witbooi, über reicher im Burenkrieg doch für sich Südafrikanischen­ Clubs unterstützt. das Gemisch von Sprachen, über abgeschlossen stehen. Eifrig wurden Propagandamaterialien, Farmen, die Tausende von Hektar groβ Spannend und faktenreich gelingt Bücher, Tourismusbroschüren an Ein­ sind, von der „Pad“, die vom Flughafen Walter Sauer in seinem Beitrag die zelpersonen und Gruppen versandt, nach Windhoek führt und von dort historische Einordnung der Bedeutung um für Verständnis und Unterstützung nach Lüderitz oder Swakopmund. In der Einwanderer als bedeutende Stü­t- für die Apartheid zu werben. Inserate Windhoek ißt „tout le monde“ in Joe’s ze für das herrschende System der in Zeitungen und großzügige finanzi- Beerhouse. Rassendiskriminierung. Dabei geht es elle Angeboten machten Werbung für Vermutlich hat auch Jens Ulrich Da- ihm nicht um die subjektiven Befind- eine Auswanderung. Tipp: Besorgen vid das gegrillte Hähnchen bei Joe mit lichkeiten österreichischer Emigranten sie sich antiquarisch bei Amazon das nach dem deutschen Reinheitsgebot während der Apartheid-Zeit oder nach Buch „Die Apartheid-Connection. Ös- gebrauten Bier des Landes genossen, der demokratischen Neuordnung des terreichs Bedeutung für Südafrika.“ nachdem er „am Nachmittag Katutura Landes, sondern vor allem um den Der vor fast 30 Jahren geschriebene gesehen“ hatte, den Ort, in den „zu Zusammenhang zwischen der poli- Klassiker ist immer noch sehr auf- Zeiten der Apartheid“, die damals tischen Ausrichtung Südafrikas und schlußreich in Bezug auf die bilateralen in der „Old Location“ Wohnenden der damit verbunden Wirtschafts- und Beziehungen. zwangsumgesiedelt worden waren: Einwanderungsstrategie. Und hier Somit stellt das vorliegende Buch „[D]er lokale Guide spricht von ‚or­ werden auch die wirklich relevanten einen ersten Versuch zur Darstellung dentlichen Häusern aus Stein‘, andere

26 77/13 INDABA ...... b ü c h e r von ‚unwürdigen Slums‘ “. „Ebenfalls Bäume, einer davon auf in die Tiefe leben, die Menschen, die Namibia von Windhoek“, so der Titel des Gedichtes, reichendem Untergrund, der in dünne heute ausmachen. aus dem gerade zitiert wurde. Wurzeln übergeht. Monica Schefolds Collagen ergän­ „Ihre Namen“: Engelhardt erklärt Auf der Touristenpiste erreichen zen die Gedichte auf eigenständi­­ den Unterschied zwischen Breit- und die Reisenden Seeheim, Lüderitz, ge Weise. Wie Davids zu Recht Spitzmaulnashörnern. Er ist überzeugt, Duwiseb. Sie begegnen den Spuren im Vor­wort zu den „Augenblicken“ daß „der Friese / hier seinen Ottifanten deutscher Kolonialzeit, Zacharias hervorhebt, Schefolds Collagen wol­ gesehen hat“. Die diesem Gedicht Lewala, der für August Stauch Diaman­ len nicht illustrieren, sondern sind zugeordnete Collage zeigt eine ins ten fand, aber auch Adolf Lüderitz, mit „eigenständige Kunstwerke, die ... Menschenleere führende Straβe, dem die deutsche Kolonialgeschichte mit meinen Versen in Zwiesprache ne­ben der ein Schild steht, mit dem anfing: „[D]u hattest eine hanseatische treten“. Sie tun dies, indem sie, was vor einem (vermutlich seit deutscher Ahnung / und schlossest einen be­ aus vielen Bildbänden bekannt ist, neu Kolonialzeit dort nicht mehr fahrenden) trügerischen Vertrag / zum schlauen an- und zuordnen. Felsformationen, Zug gewarnt wird. „Franz verkauft Landkauf Landraub / dann fanden sie wie sie an der Spitzkoppe zu finden uns die Allgemeine Zeitung ...und / die Glitzerdinger / aber du / du warst sind, werden mit dunkler Landschaft scherzt dabei mit seinem Freund der schon verschollen / in den Wellen des konfrontiert, bizarre, blattlose Äste / daneben steht und / The Namibian Oranjemund.“ Man besucht Solitäire von Kameldornbäumen tragen ein anbietet“. „Tour guides kommentieren und „Etosha natürlich“: „Kameras im Nest der Webervögel. Die Farben der Politisches nicht.“ Jens-Ulrich Davids Anschlag Improtheater der Wildnis Collagen sind afrikanische Farben, vermerkt jedoch, daß dem ersten / in wiederholter Inszenierung .... es erdgebunden, rotbraun, gelb, aber Präsidenten Namibias, Sam Nujoma, gibt sie wirklich / die bewunderten auch manchmal grau, wenn das Bild dem „Founding Father of the Na­ Hauptdarsteller / die Stars unter den einer Überlandstraβe in die Ferne tion“, Fidel Castro und auch Robert Sternen / die Elefanten Nilpferde / weist. Wie die Gedichte sind die Col­ Mugabe Straβen gewidmet sind. Die Nashörner.“ Die Etosha-Collage zeigt lagen Produkt der Imagination, wie Sam Nujoma gewidmete ist allerdings einen mächtigen figuriertenBaum, bei die Gedichte verwandeln sie Realität um einiges länger als die nach Castro dem die Krone durch Geäst ersetzt ist: in Bilder. Wie die Gedichte regen sie benannte. „Die Wege der Revolution hinter dem Baum öffnet sich die Land­ den Leser und die Leserin an, über sind nicht nur wunderbar.“ schaft und verschmilzt in der Ferne mit die Wirkung der angebotenen Bilder „Das Lächeln der San“ – der Autor dem Himmel. eigene hinzuzufügen. nennt es „Ein Glanzstück in 5 Akten“. Jeder, der in Namibia lebt, das Die „Augenblicke in Namibia“ Touristen reisen in modernen Bussen Land besucht hat, es aus der Nähe zieren­ jede Namibiabibliothek. Man ins Land der San. Der San Erasthus, oder Ferne zu lieben gelernt hat, kennt sollte sie auf jeden Fall Freunden und der die Gäste führt, ist „Profi“. Er die szenenwirksame Werbung auf Bekannten schenken, für die Namibia übersetzt aus der Sprache der San Plakaten, auf denen lichtvolle Dünen mehr ist als ein Augenblick. ins Afrikaans, ein anderer übersetzt den Himmel begrenzen, auf denen Jens-Ulrich Davids ist Anglist, Ger­ ins Deutsche. „Die Männer wissend die Big Five so durch die Savanne manist und Kulturwissenschaftler, der auf / den Schultern ihrer Ahnen / ver­ ziehen, als hätte die Natur keine Ge­ als Deutschlehrer in Indien gearbeitet wandeln uns die Buschwildnis der schichte. hat, bevor er, bis zu seinem Ruhe­ / Kalahari / in einen Medizingarten Jens-Ulrich Davids‘ Gedichte stand, an die Universität Oldenburg / Wurzeln Knollen Rinden Beeren zeichnen­ andere Bilder. Sie nehmen überwechselte. Monica Schefold ist Samen.“ Was geschieht da vor den Vordergründiges wahr, rücken das Kunstpädagogin und Grafikerin, in Touristen? „Heilungsmagie auf der Wahrgenommene jedoch in Perspek­ Irland aufgewachsen, lebt sie heute Zeitreise“ oder „Operettenlibretto für tive. Das gilt für die Orte und Plätze, in Bremen. Collagen, wie sie die Fremde“? Am Ende bleibt den Rei­ die man gesehen haben muß, wenn „Au­genblicke“ gestalten, haben sie senden nichts anderes als den „Bus man das Land besucht, das gilt für bekannt gemacht. der Moderne / aus dem Sand der San die Menschen, denen man begegnet. [zu] graben.“ Auf der dem Lächeln der Die Menschen, die auβerhalb der Fla­ San zugeordneten Collage sieht man niermeile der Independence Avenue Manfred O. Hinz

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... sadocc news ... Forum Südliches Afrika Erfolgreiche Buchpräsentation: Mehr als vierzig Personen (da reich­ Donnerstag, 18. April 2013, 19.00 Uhr ten die Sitzgelegenheiten nicht mehr aus...) kamen zur Präsentation des Elisabeth Beer / Hans Döller / Regina Erben-Hartig / Ursula Filipic von Andrea Heuberger herausgege­ benen Bandes „Rot-weiß-rot in der Eindrücke aus Namibia Regenbogennation“ in die SADOCC- Bibliothek. Unter den Autoren konnte Ort: SADOCC-Bibliothek, 1040 Wien, Favoritenstraße 38/18/1 Moderator Bernhard Bouzek u. a. auch Botschafter Rudolf Agstner, den Politik – Wirtschaft – Tourismus – Gesellschaft waren die Schwerpunkte Historiker Erwin A. Schmidl sowie einer von der Österreichischen Namibia-Gesellschaft veranstalteten den langjährigen österreichischen Studien­reise nach Zentralnamibia im März 2013. Handelsdelegierten in Johannesburg, Teilnehmer/innen berichten. Stefan Pistauer, begrüßen (vgl. Rezen­ sion des Buches in diesem Heft). Ein Veranstaltungen im Teil der Diskussion konzentrierte sich Rahmen des Forums Südliches Afrika erhalten auf die Beteiligung von Auslandsöster­ SADOCC-Mitglieder laufend zugesendet. reicher/inne/n an der Politik der Apart­ heid bzw. in einigen Fällen sogar ihre aktive Beteiligung daran – ein Thema, das im Buch mit einem ausführlichen Pfanner 1882 gegründeten Missions­ (Foto) präsentiert hat. Anmeldung Beitrag des SADOCC-Vorsitzenden klosters Mariannhill in Durban. Als Ref­ erforderlich ([email protected]). Walter Sauer vertreten ist. Der Sam­ erent/inn/en konnten u. a. gewonnen melband entstand auf Anregung des werden die Historiker Clemens Gütl Tendai Huchu in Österreich. Auf vor kurzem in Pension gegangenen (Univ. Wien) und Martina Gugglberger Einladung der Südwind-Agentur Wien öster­reichischen Botschafters in Süd­ (Univ. Linz), die Filmemacherin Heide sprach der junge zimbabwe’sche Autor afrika, Otto Ditz. Pils (ihr 1982 entstandener Spielfilm Tendai Huchu in Dornbirn, Innsbruck, über Mariannhill wird im Rahmen Graz und am 25. März in Wien über Bevorstehend: ein offizieller des Symposiums gezeigt und kom­ seinen erfolgreichen ersten Roman Österreich-Besuch des Königs von mentiert) sowie der ORF-Journa­list „Der Friseur von Harare“. Darin geht es Lesotho, Letsie III., auf Einladung Walter Reiss, der vor kurzem eine um Arbeit, Liebe und Homosexualität von Bundespräsident Heinz Fischer, Dokumentation über die burgenlän­ in einer afrikanischen Metropole im in der zweiten Hälfte April. INDABA dische Ordensschwester Marco Gneis 21. Jahrhundert. Mitveranstaltet wurde wird in der Juni-Ausgabe darüber die Tournee von Südwind Buchwelt, berichten. HOSI, SADOCC, der sozialdemokrati­ schen Homosexuellenorganisation Save the date! Nach der inhaltlich und den Jungen Grünen. Huchu lebt sehr spannenden Expert/inn/enrunde heute als Schriftsteller in Edinburgh zur Stadtentwicklung Johannesburgs (Schottland). im November 2011 veranstaltet SA­ DOCC am 14./15. Juni wiederum Besucher/innen in der SADOCC- ein wissenschaftliches Symposium Bibliothek: Muwembe Muwembe (in Wien). Diesmal geht es um die (Lu­saka / Wien); Lydia Williams Geschichte und Bedeutung des vom (Wind­­hoek). Vorarlberger Trappistenmönch Franz

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