Einfach in Sie Eintreten: Biologie in Mittelerde
Thomas Le Blanc, Bettina Twrsnick (Hrsg.) Das Dritte Zeitalter. J. R. R. Tolkiens »Herr der Ringe« Tagungsband 2005, Wetzlar, 2006 Friedhelm Schneidewind »Einfach in sie eintreten« Biologie, Genetik und Evolution in Mittelerde Einleitung Bereits in der Anlage des vorliegenden Bandes lässt sich feststellen, wie weit das Spektrum der Beschäftigung mit Tolkiens Werk reicht. Es wer- den Beiträge zur Sprache und zur Geschichte des Werkes angeboten, aber auch welche über Theologie, über Ethik, über Architektur und so- gar über Wirtschaftswissenschaft. Tolkiens Werk und speziell Mittel- erde ist inzwischen so bekannt und beliebt, dass es eigentlich keinen Bereich gibt, in dem nicht geforscht wird. Warum also sollte man nicht auch die Biologie von Mittelerde erforschen? Eike Kehr hat in seiner Untersuchung über Natur und Ökologie in Tolkiens Welt ausführlich erläutert (vgl. Kehr, S. 10 ff.), wieso es sich lohnt, sich mit der Rolle der Natur in Mittelerde zu beschäftigen. Zwar erscheine eine »Untersuchung, die sich ohne jeglichen Realitätsbezug ausschließlich auf der fiktionalen Ebene bewegt, [...] fragwürdig« (Kehr, S. 10). Doch sobald »zumindest eine gewisse Realitätsnähe« (Kehr, S. 11) erkennbar sei in »einem bestimmten Verhältnis zur Wirklichkeit, das analysierbar und kritisierbar ist« (Kehr, S. 11; vgl. dazu Petzold, S. 63), sei »Interpretation [...], wie Tolkien selbst eingesteht, notwendig, um eine Beziehung zwischen Fiktional- und Realwelt herzustellen« (Kehr, S. 12). Wenn also die Natur und die Lebewesen in Tolkiens Welt betrachtet werden, sollten auch ihre biologischen Grundlagen untersucht werden; wenn man die familiären und sozialen Bande zwischen humanoiden We- sen in Mittelerde analysiert, sollte man auch über die biologischen Ver- hältnisse Bescheid wissen. Zudem gibt es in Mittelerde Zuschreibungen von Eigenschaften über Rasse / Spezies / Herkunft.1 Hier lohnt es sich 1 Darauf sowie auf den in diesem Zusammenhang immer wieder erhobenen Rassismusvorwurf gehe ich ausführlich ein in: Schneidewind: Biologie, Abstammung ..., S.
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