<<

Stiftung Donaumoos Freilichtmuseum und Umweltbildungsstätte

HAUS im MOOS

Schriften aus dem Donaumoos 3. Jahrgang, 2003, Band 3

Gerhard Schwab Modellhaftes Bibermanagement in der Region mit Landkreis Schlussbericht HAUS im MOOS Schriften aus dem Donaumoos 3. Jahrgang, 2003, Band 3

Gerhard Schwab Modellhaftes Bibermanagement in der Region Ingolstadt mit Landkreis Kelheim Schlussbericht

Herausgeber und Bezug: HAUS im MOOS, Freilichtmuseum und Umweltbildungsstätte Kleinhohenried 108 86668 Karlshuld Tel. 08454-95205 Fax 08454-95207 [email protected] www.haus-im-moos.de

Das HAUS im MOOS ist eine Einrichtung der Stiftung DONAUMOOS, Freilichtmuseum und Umweltbildungsstätte (1. Vors. Landrat Dr. Richard Keßler). Träger der Stiftung sind der Bezirk Oberbayern, der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sowie die Donaumoosgemeinden Karlskron, Karlshuld und Königsmoos.

Die Vervielfältigung – auch auszugsweise - aus den Veröffentlichungen des HAUS im MOOS sowie deren Benutzung zur Herstellung anderer Veröffentlichungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung.

Schriftleitung und Redaktion dieses Bandes: Gerhard Schwab, Ulrich M. Sorg

Layout: Dr. Pankraz Wechselberger

Satz, Lithos und Druck: Kornreiter Industrie- und Werbedruck, Burgwaldring 2, 86697 Oberhausen Druck auf Recyclingpapier

Das Projekt „Modellhaftes Bibermanagement in Region Ingolstadt mit Landkreis Kelheim“ wurde gefördert aus Mitteln des EU-Leader-II-Projektes

Die Veröffentlichung des Schlussberichtes wurde gefördert von der Regierung von Oberbayern HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos. 3. Jg., 2003, Bd. 3

Zum Geleit Es zeigte sich aber auch, dass es oft nur darum ging, Kommunikationsdefizite zu beseitigen. Der Biber hat mit seinem vermehrten Auftreten in unserer Region viel Unruhe, Ärger und neue Durch den dann in die Praxis umgesetzten Herausforderungen ausgelöst. Schon ab den Wegfang von Bibern, für die es z.B. in Kläran- Jahren 1990 kamen die ersten Meldungen über lagen, in Siedlungsbereichen oder in Fischtei- Fraßschäden in den Wäldern und über Biber- chen keine Präventions- oder Begleitmaßnah- dämme in Gräben an mich heran. men gab, wurde auch breite Zustimmung erreicht. Der Biber wurde gelegentlich aber auch als „Überdruckventil“ verwendet, wenn sich der Das schaffte Luft in teils verstrickten Situatio- Naturschutz in anderen Themen mal zu weit nen und die parallel entstandene Nachfrage vorgewagt hatte. Nachdem jedoch für den Um- nach unseren Bibern aus Kroatien, Rumänien, gang mit dieser Tierart keine in der Praxis er- Belgien u.w., ergab auch eine Rechtfertigung, probten Muster oder Richtlinien vorhanden diese Tiere zeitweise am HAUS im MOOS in waren und die Biber sich zügig im Donau- und einer Auffangstation unterzubringen. Paartal, bald auch im Donaumoos breit machten und schnelles Handeln dringlicher wurde, woll- Mittlerweile hat sich die Missstimmung über ten wir für die Planungsregion Ingolstadt Erfah- den Biber weitgehend gelegt, die beharrliche rungen sammeln, um mit diesen Nagern umge- Suche nach Lösungen hat sich gelohnt und es hen zu können. gibt in vielen Bereichen unseres Landkreises eine tragbare Koexistenz von Mensch und Bi- Es spitzte sich die allgemeine Stimmung selbst ber. im Kreistag des Landkreises Neuburg- Schrobenhausen soweit zu, dass wir nach einer Wenn nunmehr in absehbarer Zeit keine Biber einstündigen Diskussion für unseren Landkreis mehr zur Ausfuhr abgegeben werden können, den Entschluss gefasst haben, selbst nach Lö- muss die nächste Entscheidung vorbereitet wer- sungen zu suchen, um mit dem Biber, der ja den, was mit den gefangenen „Problem“-Bibern auch ein Geschöpf Gottes ist, in unseren weit- geschieht, denn diese nur zu beseitigen, würde gehend landwirtschaftlich genutzten Bereichen dem ganzheitlich angelegten Wildtiermanage- richtig umgehen zu können. ment nicht gerecht.

Für eine gemeinsam angelegte Vorgehensweise Dass auch in Zukunft vermehrt Biber gefangen des Naturschutzes konnte dann ein beachtlich werden müssen, um die Akzeptanz dieses „Nut- schneller Schulterschluss mit der Stadt Ingol- zungs-Abstandhalters“ an unseren Gewässern stadt, den Landkreisen Eichstätt und Pfaffenho- zu erhalten, ist heute schon klar und dass sich fen und - in der Abstimmung mit dem Bayeri- dann eine sinnvolle Verwertung anschließen schen Umweltministerium – auch mit dem muss, dient letztendlich allen Betroffenen. Landkreis Kelheim gefunden werden. Mein besonderer Dank gilt allen Verantwortli- Die Regierung von Oberbayern unterstützte chen in dieser Projektregion für die gute Zu- dieses handlungsorientierte Managementprojekt sammenarbeit in den Jahren 1998 – 2001, den MENSCH und BIBER des hierzu gebildeten Naturschutzkräften und der Regierung von Landkreisverbunds mit Mitteln aus Leader II, Oberbayern für die unterstützende Begleitung womit ein erfahrener Wildbiologe sich mit den und Förderung Naturschutzbehörden um die Einzelfälle an- nehmen konnte. In sehr vielen Fällen konnten Dr. Richard Keßler, im Kompromiss mit Betroffenen Lösungen Landrat des Landkreises Neuburg- Schroben- gefunden, umgesetzt und in einer guten Öffent- hausen lichkeitsarbeit weitergegeben werden. Vorsitzender der Stiftung Donaumoos Freilichtmuseum und Umweltbildungsstätte

HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos. 3. Jg., 2003, Bd. 3

Vorwort bänden des Naturschutzes, der Land- und Waldwirtschaft und den berührten und betrof- Die Ausbreitung des Bibers im Landkreis Neu- fenen Fachbehörden brachten Verständnis und burg-Schrobenhausen, die ab etwa 1985 lang- Wege, sowie Einsichten für diese neuen Her- sam sichtbar wurde, hat viele Emotionen ausge- ausforderungen und Lösungswege im Umgang löst. Der Naturschutz, ob Verband oder von MENSCH und BIBER. Behörde wurde oftmals ohne Unterscheidung der eigentlichen Umstände gleichermaßen be- Dies wurde auch der Titel einer Wanderausstel- schimpft, insbesondere dann, wenn Dämme lung: Von Menschen und Bibern, die mit ihrem einer Kläranlage unterhöhlt wurden, wenn ein lösungsorientierten und von erfahrenem und Landwirt mit seinem Traktor in eine Biberröhre nachvollziehbarem Handeln geprägten Inhalten einbrach oder der Biber gut sichtbar entlang der Aufmerksamkeit schaffte und bei den Betroffe- Donau Weiden fällte. nen-Gruppen Zustimmung einbrachte. Es wur- den alsbald auch Biber dort zügig weg gefan- Die Naturschutzbehörden wurden mit einem gen, wo Präventions- und Abhilfemaßnahmen Thema konfrontiert, das neu war und für das nicht die Lösung versprachen. geeignete Handlungsmuster fehlten. Die Verlängerung der Förderungen ermöglich- Mit finanzieller Unterstützung der Regierung te, dass das Beratungs-, Informations-, Kartie- von Oberbayern und dem damaligen Bayeri- rungs- und Aufklärungsprojekt, das modellhafte schen Staatsministeriums für Landesentwick- Bibermanagement nochmals um zwei Jahre lung und Umweltfragen sollte 1997 in einem (2000 – 2001) verlängert werden konnte und Test im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen damit auch weitere, sogar internationale Fach- versucht werden, ob durch eine intensive Bera- tagungen zum Wildtiermanagement in der Bil- tungs-, Kartierungs- und Aufklärungsarbeit zur dungsstätte HAUS im MOOS angeboten und Schadenverhütung und in der Suche nach Lö- durchgeführt werden konnten. sungen Vorschläge gefunden werden, die einen vernünftigen Umgang mit dem sich ständig Die anfänglich provisorische, dann auf 10 weiter ausbreitenden Biber ermöglichen.. Kammern erweiterte Biberauffangstation er- brachte insbesondere für die Besucher am Nach etwa einem halben Jahr stellte sich her- HAUS im MOOS eine neue Dimension der aus, dass dieses Vorgehen Erfolg versprechen Bildungs- und Vermittlungsarbeit in der gesam- kann, wenn größere Naturräume zusammen- ten Sichtweise – Schüler fütterten Biber und hängend einem derartigen Management unter- machten die Boxen sauber - über eine einstmals zogen und bearbeitet werden. ausgerottete aber urbayerische Tierart. Höhe- punkt war, als eine Bibermutter wenige Tage Eine intensive Abklärungswelle und Werbung vor den Donaumoostagen fünf Junge gebar und auf naturschutzfachlicher sowie kommunalpoli- einige Monate eine Webcam Bilder aus dem tischer Ebene setzte im Bereich der Planungs- Biberbau ins Internet leitete. region Ingolstadt ein, in die auf Vorschlag des Umweltministeriums der donauabwärts liegen- Die Wiederansiedlung einer ausgerotteten Tier- den Biberlebensraum Kelheim in ein Projektge- art ist in Bayern geglückt. Die Initiativen zün- biet zusammengefasst wurde. dete dazu der Bund Naturschutz Bayern, ge- meinsam mit der Zoologischen Gesellschaft Das modellhafte Wildtiermanagement - indem Frankfurt. Das Bayerische Landwirtschaftsmi- aber eher der Mensch als das Wildtier gemanagt nisterium genehmigte damals die Wiederein- wurden musste - konnte im Mai 1998 begin- bürgerung dieser heute sehr bedeutungsvoll nen, vorerst bis Ende 1999. gewordenen Zeigerart für Mindestnutzungsab- stände am Gewässer. Wiederkehrende Gesprächsrunden im Projekt- gebiet, erweiterte Fachgespräche mit den Ver- Die Naturschutzbehörden haben im Verbund mit den Verbänden, initiiert an der Umweltbil-

HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos. 3. Jg., 2003, Bd. 3 dungsstätte HAUS im MOOS das Bibermana- gement zu einem großen Erfolg geführt.

Wenn gefangene Biber nicht mehr ausgebürgert werden, weil soweit die Wünsche für die Ein- bürgerungen in anderen Europäischen Staaten gestillt sind, muss der Naturschutz auch für eine mögliche Verwertung – nicht nur Entsorgung – Farbe bekennen.

Nun liegt es in den Händen der Naturschutzbe- hörden, der Naturschutzverbände, genauso in der Bekundung der Jagd, ob der Biber sich noch weiter in Bayern ausbreiten darf und auf die verloren gegangenen Gewässerabstände hin- weisen kann, oder ob populistische Stimmun- gen das Erfolgsprojekt des Naturschutzes wie- der opfern wollen.

Die Erkenntnisse wie es soweit kam sind auf- gedeckt, gangbare Lösungswege sind bekannt; eine Koexistenz von Mensch und Biber ist in sehr vielen Fällen gut möglich.

Ulrich M. Sorg Fachreferent für Naturschutz und Landschafts- pflege Stiftungsleiter und Co-Leitung des Modellhaf- ten Bibermanagements

HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos. 3. Jg., 2003, Bd. 3

Inhaltsverzeichnis 7.11 Sonstige Präsentationen des Projektes 22

Zusammenfassung 1 8 Biberfang 24 8.1 Biberfang 24 1 Einleitung 3 8.2 Verbleib der gefangenen Biber 24 8.3 Aufbau und Betreuung der 2 Konfliktlösung in Einzelfällen 5 Hälterungsanlagen 25 2.1 Bearbeitete Fälle 5 8.4 Langfristigkeit des Biberfangs 25 2.2 Konflikte 5 2.3 Lösungen 5 9 Weitere Arbeiten und Ergebnisse 26 2.4 Erläuterungen zu den Lösungen 5 9.1 Zusätzliche Mittel für Finanzierung von Maßnahmen 26 3 Entwicklung von Konzepten zur 9.2 Überarbeitung „Vollzugshinweise präventiven Konfliktvermeidung Biber“ 26 und Verbesserung von Biber- 9.3 Kooperation mit Behörden und lebensräumen 9 Verbänden 26 3.1 Wellenbach 9 9.4 Zusammenarbeit mit Biberberater- 3.2 Mailinger Bach 10 projekt des BN 27 3.3 Gut Feldmühle an der Schutter 10 9.5 Arbeitskreis „Zukunft Biber- 3.4 Schambachtal 11 management“ 27 3.5 Gemeinde Pförring 11 9.6 Defizite im Lösungsinstrumentarium 27 3.6 Gemeinde Münchsmünster 12 3.7 Zusammenfassung 13 10 Zusammenfassende Bewertung und Perspektive 29 4 Ausbildung und Einsatz örtlicher 10.1 Bewertung 29 Biberberater 15 10.2 Perspektive 30 4.1 Kursinhalte und Lehrmaterial 15 4.2 Ausbildungskurse 15 11 Bibermanagement 2004 31 4.3 Aufgaben und Einsatz 16 4.3 Weiterbildung 16 12 Literatur 33 4.4 Bayernweite Umsetzung 17 13 Verzeichnis Anhang 35 5 Tagesseminar für Fachgruppen 18

6 Workshop “Bibermanagement” 19

7 Öffentlichkeitsarbeit 20 7.1 Informationsarbeit in Einzel- gesprächen 20 7.2 Ausstellung „Von Menschen und Bibern“ 20 7.3 Diavorträge und Diasammlung 20 7.4 Biberfachtagungen 21 7.5 Infobriefe Biber 21 7.6 Presse und Medien 21 7.7 Informationsveranstaltungen und „Runder Tisch Biber“ im Landkreis 22 7.8 Donaumoostage 2000 und 2001 22 7.9 Informationen im Internet 22 7.10 Material für Biber im Schulunterricht 22

HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Zusammenfassung - Vorbeugende Konzepte zur Konfliktvermei- des Schlussberichtes zum Projekt „Modellhaf- dung-, minderung und Lebensraumverbesse- tes Bibermanagement in der Region Ingolstadt rung mit Landkreis Kelheim“ - Ausbildung und Betreuung von „örtlichen Biberberatern“ Ausgangslage - Öffentlichkeitsarbeit und Erstellen von dafür Die Wiedereinbürgerung des Biber in Bayern notwendigen Materialien ist eine der größten Erfolgsgeschichten des Artenschutzes: der Biber ist heute wieder dabei, Ergebnisse seine alte Heimat flächendeckend zu besiedeln Bei Einzelfall-Konflikten konnte in den meisten und zu gestalten. Durch diese Gestaltung seines Fällen eine einvernehmliche Lösung mit den Lebensraumes gerät der Biber auf der anderen Betroffenen erarbeitet werden. Für „Standard“- Seite in Konflikte mit menschlichen Landnut- Konflikte sind diese Lösungen soweit bewährt, zern. Diese Konflikte reichen von „einfachen“ dass sie, auch bayernweit und von den örtlichen Fraßschäden an Feldfrüchten und Gehölzen Biberberatern routinemäßig eingesetzt werden über großflächige Vernässungen von landwirt- können. Hilfreich war dabei in der Projektpha- schaftlichen Flächen bis potentiell großen se, dass zusätzliche Mittel für die Umsetzung Schäden durch Unterminierung von Deichen und das Ausprobieren des Erfolges von erarbei- und Dämmen. Die Eskalation dieser Konflikte teten Lösungen (Baumschutz, Elektrozaun, Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre im Ufersicherung) zur Verfügung standen. zentralen Donauraum, die in der Forderung nach „Entfernung des Bibers aus der Kultur- Die Umsetzung der entwickelten modellhaften landschaft“ gipfelten, zeigte, dass die Konzepte für Konfliktvermeidung und Lebens- herkömmlichen Strukturen im Naturschutz, raumverbesserung war, zumindest bis Ende des aber auch bei „Bibergeschädigten“ für eine Projektes weniger erfolgreich. Dies liegt vor Lösung nicht ausreichend geeignet waren. allem daran, daß Konflikt- und Schadensver- meidung dauerhaft nur durch ungenutzte Ufer- Aufgrund der Erfahrungen eines Pilotprojektes streifen zu erreichen ist. Der Erwerb dieser im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wurde Streifen bzw. von Tauschflächen ist aber nur 1997 das Modellprojekt: “Bibermanagement in langfristig möglich und konnte bisher nur in der Region Ingolstadt mit Landkreis Kelheim“ einem der bearbeiteten Modellgebiete in größe- konzipiert, das mit dem Ansatz „Wildtiermana- rem Umfang umgesetzt werden. gement“ neue Wege entwickeln sollte: Lösung von Konflikten und ein Zusammenlaben von In 3 Gebieten wurde die Konzeptentwicklung in Menschen und Bibern, auch in der genutzten Gewässerentwicklungspläne umgelegt, da da- Kulturlandschaft, nicht durch Arbeiten am Bi- mit Beispiele für ein bereits bestehendes Pla- ber und der Landschaft, sondern Lösungsfin- nungskonzept und dessen Umsetzung und Fi- dung durch Einbeziehung der gesellschaftlichen nanzierung geschaffen werden können. Von Gruppen und Einzelpersonen, die mit betroffen diesen Plänen konnte bis Projektende einer sind. abgeschlossen werden. Obwohl diese Pläne z.T. bereits in der Erarbeitungsphase auch deutlich Ziele die Grenzen der möglichen Biberansiedlungen Ziel des Projektes war es, Beispiele für Struktu- aufzeigen, sind sie als Teilerfolg des Biberma- ren und Vorgehensweisen zu entwickeln, die nagements zu sehen, da sie nicht nur der Kon- außerhalb des Projektgebietes in ganz Bayern fliktlösung mit Biber dienen, sondern die öko- als Grundlage für das Zusammenleben von logische Situation der Gewässer und Ufer Bibern und Mensch umgesetzt werden können. insgesamt verbessern und, so eine Untere Na- turschutzbehörde im Projektgebiet, ohne das Teilziele und – aufgaben waren: mit dem Bibermanagement geschaffene Be- - Modellhafte Lösung von Einzelkonflikten wusstsein nicht in Auftrag gegeben worden wären.

1 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

In einem Modellgebiet konnten zwar die Maß- Konflikten, Verwendung abzufangender Biber, nahmen erfolgreich abgeschlossen werden (U- ...) in der Diskussion und Abstimmung mit Be- fersicherung an Teichen), wegen der weit über hörden und Verbänden fortgeführt und den der Planung liegenden Abschlusskosten ist eine jeweiligen neuen Erkenntnissen angepasst wer- Umsetzung in anderen Bereichen jedoch frag- den. lich. Neben dieser langfristigen Umsetzung in Bay- Das Konzept zur Ausbildung und zum Einsatz ern besteht auch in anderen Ländern Interesse von örtlichen Biberberatern wurde bereits wäh- am „Konzept Bibermanagement“ oder Teilen rend des Projektes bayernweit umgesetzt; die daraus (z.B. örtliche Biberberater). Aus- und Weiterbildung der Berater erfolgt durch die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, der Einsatz durch die Unteren Naturschutzbehörden.

Für die Öffentlichkeitsarbeit wurde eine Aus- stellung „Von Menschen und Bibern“ erstellt, eine Diasammlung für Vorträge zusammenge- stellt und kommentiert, Infobriefe zu aktuellen Themen verfaßt, und das Projekt, die Ergebnis- se und offene Fragen auf 4 Fachtagungen am HAUS im MOOS präsentiert und diskutiert.

Perspektiven Die im Modellprojekt und den vorangegange- nen Pilotprojekten gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten Strukturen und Konzepte wur- den teilweise bereits während der Projektlauf- zeit bayernweit umgesetzt. Darauf aufbauend ergeben sich auch die Perspektiven für die dau- erhafte Etablierung des Bibermanagements.

Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. hat mit seinem Umsetzungsprojekt „Bayernweite Bi- berberatung“ den Grundstein für die dauerhafte Etablierung des im Projekt entwickelten Biber- managements gelegt; dieses Projekt wird vom Bayerischen Naturschutzfonds und vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. getragen, zunächst bis Ende 2003.

Von Seiten der zuständigen Behörden und der betroffenen Verbände wurde eine dauerhafte Etablierung auch über 2003 für notwendig er- achtet und in Aussicht gestellt; darüber hinaus kann das Modell auch als Beispiel für andere „Konfliktarten“ dienen.

Im Rahmen dieser Umsetzung des Projektes können dann auch die weiteren Aspekte (Integ- ration des Bibers in Planungen, Öffentlichkeits- arbeit, Ausarbeiten neuer Lösungen bei neuen

2 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

1 Einleitung nicht nur für den Biber, sondern in erster Linie aus Gründen des Gewässerschutzes, dazu ge- Die in den 60er und 70er Jahren in Bayern wie- hört Informationsarbeit, um bei Betroffenen dereingebürgerten Biber haben heute einen Wissen und Akzeptanz für die wieder vorhan- Bestand von etwa 1.200 Revieren aufgebaut. dene Art Biber zu schaffen, dazu gehören Prä- Sie sind dabei, Bayern wieder flächendeckend ventivmaßnahmen, die Schäden durch Biber zu besiedeln. verhindern, dazu gehört die rechtzeitige Be- rücksichtung des Bibers bei Planungen am Ge- Da sich die Biber nicht - wie erwartet - auf die wässer, und dazu gehört auch das Einwirken übriggebliebenen Auwaldvorkommen als Le- auf politische Entscheidungsträger, um die bensraum beschränkten, sondern auch inmitten notwendigen Weichenstellungen (auch hinsicht- intensiv genutzter Flächen in Entwässerungs- lich der notwendigen Finanzen) zu erreichen. gräben und Kläranlagen siedeln, kam es ab Mitte der 80er Jahre zunehmend zu Konflikten Da die konfliktreiche Vergangenheit in Sachen zwischen Bibern und Menschen. Die gravie- Biber deutlich zeigte, dass diese Aufgaben mit rendsten davon sind das Unterminieren von an den bestehenden Strukturen nicht zu erreichen Gewässern angrenzenden landwirtschaftlich sind, wurde, aufbauend auf dem Pilotprojekt oder sonstig genutzten Flächen und Wegen „Biberberatung im Landkreis Neuburg- (Einbruchgefahr für Maschinen), das Durchgra- Schrobenhausen“, für die Region Ingolstadt mit ben von Dämmen und Deichen (z.B. an Kläran- Kelheim die Entwicklung eines modellhaften lagen) und der Bau von Biberdämmen in klei- Bibermanagements konzipiert, das in den Jah- nen Entwässerungsgräben. ren 1998 bis 2001 aus EU-LEADER II- Mit- teln, aus Mitteln des Freistaates Bayern und aus Lösungen für Konflikte mit Bibern in der Kul- Mitteln der Landkreise Neuburg- turlandschaft waren zwar seit Anfang der 90er Schrobenhausen, Pfaffenhofen, Eichstätt, Kel- Jahre aus mehreren Untersuchungen bekannt, heim und der Stadt Ingolstadt finanziert wurde. die praktische Umsetzung ging jedoch wegen Personal- und Finanzengpässen nur langsam Ziel des Projektes war es, Beispiele für Struktu- voran. ren und Vorgehensweisen zu entwickeln, die außerhalb des Projektgebietes in ganz Bayern Der zunehmende Unmut der Betroffenen führte als Grundlage für das Zusammenleben von dazu, dass im Herbst 1996 die Regierung von Bibern und Mensch umgesetzt werden können. Oberbayern im Landkreis Neuburg- Schrobenhausen ein Projekt „Biberberatung“ Aufgaben im Projekt waren dabei: durchführte, bei dem ein Biberexperte die Kon- flikte vor Ort zusammen mit den Betroffenen ♦ Organisation des Zusammenlebens von und den Naturschutzbehörden lösen sollte. Die Mensch und Biber Ergebnisse zeigten, dass der Biber auch in der ♦ Entschärfung bestehender Konflikte zwi- Kulturlandschaft akzeptiert wird, wenn den schen Landwirtschaft und Biber (Situations- Betroffenen bei Konflikten schnell Beratung analyse, Gefahreneinschätzung, Verhand- und Hilfe angeboten wird und Mittel bereitste- lung mit Landbesitzern über hen, um Nachteile auszugleichen, die einzelne Präventivmaßnahmen, Organisation Präven- durch Biber haben. tivmaßnahmen) ♦ Maßnahmen zur Verbesserung von Biberle- Für ein langfristig konfliktfreies Zusammenle- bensräumen (Konzeption von Gewässerrena- ben zwischen Biber und Mensch in der Kultur- turierungsmaßnahmen, Verhandlung mit landschaft ist jedoch mehr notwendig, als nur Grundbesitzer und Landnutzern, Organisati- bestehende Konflikte zu lösen. Es ist vielmehr on lebensraumverbessernder Maßnahmen) notwendig, Konflikte von vornherein zu ver- ♦ Aufbau und Betreuung einer Gruppe von hindern. Dazu gehört vor allem die Schaffung örtlichen Biberberatern (Entwicklung Aus- von ungenutzten Lebensräumen an Gewässern, bildungsprogramm und Erstellung Schu-

3 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

lungsmaterial, Durchführung des Ausbil- dung, Konzeption des Betreuungssystems, Anleitung und Betreuung der Biberberater, Weiterbildung) ♦ Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung (Vorträge, Pressearbeit, Ausstellung, Info- material, Fachtagungen, Workshop) ♦ Aufbau und Betreuung einer Auffangstation für gefangene Biber

Alle Arbeiten wurden in enger Zusammenarbeit der Biberkoordinationsstelle HAUS im MOOS und den jeweiligen Unteren und Höheren Na- turschutzbehörden durchgeführt.

In diesem Schlussbericht werden die Arbeiten und deren Ergebnisse vom Mai 1998 bis Sep- tember 2001 dargelegt sowie Vorschläge für die Umsetzung der Ergebnisse gemacht.

Neben diesem zusammenfassenden Bericht liegen beim Auftraggeber weitere Teile des Schlussberichtes vor:

♦ Protokolle zu den bearbeiten Einzelkonflik- ten ♦ Pressespiegel ♦ „Handbuch für den Biberberater“ (Semi- narmaterial für Ausbilder und Teilnehmer) ♦ eine Diaauswahl (250 Stück) für Vorträge für verschiedene Zielgruppen

Zur Ausstellung „Von Bibern und Menschen“, die Teil der Öffentlichkeitsarbeit im Projekt ist, jedoch außerhalb dieses Auftrages erstellt wur- de, liegen beim Auftraggeber vor:

♦ Dokumentation der Ausstellungsentwick- lung und -konzeption (Simone Lhota) ♦ Evaluation der Ausstellung (Angelika Schneider) ♦ Bilddokumentation der Installationen (Ger- hard Schwab) (im Anhang).

Zur Dokumentation des Biberfang, der Hälte- rungsanlage, und des Verbleibs der gefangenen Biber wurde ein Exponat an der Hälterungsan- lage am HAUS im MOOS erstellt (im Anhang).

4 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

2 Konfliktlösungen in Einzel- Fälle fällen Konfliktlösung Anzahl % Kein Biber / Biber abgewandert 9 4 Schadensausgleich durch BN 36 15 2.1 Bearbeitete Fälle Randstreifen 15 6 Flächentausch / kauf 26 11 Insgesamt wurden im Projektzeitraum 243 Ein- Dammdrainagen 15 6 zelfälle (Tabelle im Anhang) bearbeitet, in de- Damm beseitigen /abtragen 39 16 nen Konflikte mit Bibern bekannt wurden, bei Ufersicherung 22 9 denen knapp 500 Ortstermine durchgeführt Einbrüche verfüllen 17 7 wurden. Sofern im gleichen Bereich Konflikte Baumschutz 43 18 in mehreren Jahren auftraten, wurde dies als ein Fang 44 18 Einzelfall behandelt (z.B. Schadensausgleich Elektrozaun 25 10 im 1. Jahr, Aufbau eines Elektrozaunes auf dem Förderung Mehraufwand 6 2 gleichen Acker im 2. Jahr, oder erneuter Fang Beratung 11 5 nach Wiederzuwandern von Bibern). Sonstiges 33 14

Die Fälle verteilten sich wie folgt auf das Pro- Bei 26 (11%) Fällen steht die Umsetzung der jektgebiet: Lösungen noch aus bzw. es konnte keine Lö- sung mit den Betroffenen gefunden. Hierbei Lkr. Eichstätt 37 Fälle handelt sich vor allem um die Fällen, bei denen Stadt Ingolstadt 17 Fälle Flächentausch vorgeschlagen wurde, sowie Lkr. Kelheim 27 Fälle Fälle aus dem Sommer 2001, die noch nicht Lkr. Neuburg-Schrobenhausen 67 Fälle abgeschlossen werden konnten. Die weitere Lkr. Pfaffenhofen 95 Fälle Bearbeitung dieser Fälle erfolgt im Rahmen der Umsetzung des Modellprojektes (10.2). In einer ganzen Reihe von Revieren traten meh- rere Konfliktfälle auf. Insgesamt waren etwa 130 Biberreviere von Konflikten betroffen. 2.4 Erläuterungen zu den Lösungen Dies entspricht etwa einem Drittel der im Ge- biet vorhandenen Bibervorkommen. Kein Biber / Biber abgewandert In 6 Fällen waren die gemeldeten Konflikte nicht von Bibern verursacht (z.B. allgemeine 2.2 Konflikte Vernässung nach längerem und nicht durch Biberdämme; Fraßschäden durch Wild- Mit 92 Fällen (38%) stellten Unterminierungen schweine und nicht durch Biber); in 3 Fällen der Ufer das häufigste Problem dar, gefolgt von waren Biber zwischen Meldung und Ortsein- Vernässungen und Überflutungen durch Biber- sicht von allein wieder abgewandert dämmen mit 70 Fällen (29%). Fraß an Gehöl- zen bereiteten in 57 Fällen (23%) Probleme, Schadensausgleich Fraß an Feldfrüchten umfassten 60 Fälle (25%). In 29 Fällen wurde Schadensausgleich aus dem Da in einzelnen Fällen mehrere Konflikte Härtefonds des Bundes Naturschutz in Bayern gleichzeitig vorkamen, liegt die Gesamtzahl e.V. geleistet; in weiteren 7 Fällen aus dem Jahr über den 242 bearbeiteten Fällen. 2001 steht der Ausgleich noch an. Die in den 27 abgeschlossenen Fällen ausbezahlte Gesamt- summe betrug DM 18.837,05. Der Scha- 2.3 Lösungen densausgleich fiel an für: Als Lösungen für die Konflikte kamen zum Einsatz oder wurden vorgeschlagen:

5 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Fraßschäden 7.908,57 DM oft als zu breit gesehen, bei schmäleren Streifen Maschinenschäden 3.728,48 DM würde eher eine Bereitschaft bestehen. Bei die- Vernässungsschäden 2.000,00 DM sen schmalen Streifen jedoch würde nicht nur Fischereischäden 5.200,00 DM die Beseitigung der Einbruchgefahr unzurei- chend sein, durch die kleinere Fläche verringert In den einzelnen Landkreisen wurde ausgegli- sich auch der Ausgleichsbetrag, was (siehe chen: unten) bei Verrechnung mit anderen Program- men die Streifen finanziell wieder wenig attrak- Eichstätt 6.301,77 DM tiv macht. Ingolstadt 1.400,00 DM Kelheim 2.925,00 DM Bei Brachlegung wird Verunkrautung befürch- Neuburg-Schrobenhausen 930,42 DM tet, und bei einem Bewirtschaftungsgang Pfaffenhofen 7.279,86 DM (Brachlegung oder Umwandlung Acker in Wie- se) besteht nach wie vor Einbruchgefahr bei der In den Jahren 1996-1997 waren im Landkreis Bewirtschaftung. Neuburg-Schrobenhausen weitere DM 7.930,88 bezahlt worden. Bei Flächen, die auch im KULAP liegen, sind relativ aufwendige Abgrenzungen und Um- Im Landkreis Eichstätt sind noch 2 Schadenfäl- rechnungen notwendig, durch die die Attrakti- le (Maschinenschaden und Fischereischaden vität für Randstreifen, gerade bei kleineren mit noch nicht vorliegenden Rechnungen) of- Flächen weiter gemindert wird. fen, in Kelheim 1 Fraßschaden mit DM 372,59, und im Landkreis Pfaffenhofen 3 Fraßschäden Unabhängig von konkreten Biberproblemen und 1 Schaden an einer Hopfenanlage mit ins- davon wurden aber im Landkreis Eichstätt bei gesamt DM 1568,46. der Umstellung der VNP-Verträge im Schutter- tal fast alle umzustellenden Verträge zur Vor- In weiteren 27 gemeldeten Schadensfällen lag beugung von Konflikten und aus Gewässer- der Schadensbetrag unter DM 200,--. Dieser schutzgründen mit Randstreifen abgeschlossen. Betrag wurde für den Härtefonds des Bundes Naturschutzes als Mindestgrenze festgesetzt, Flächentausch und –kauf um ein verantwortbares Verhältnis von Verwal- Flächentausch und -kauf ist die dauerhafteste tungsaufwand zu Schadensausgleich einzuhal- und in den meisten Fällen langfristig auch kos- ten. tengünstigste Lösung von Konflikten mit Bi- bern; insbesondere wenn andere, mit dem Flä- Der Ausgleich von Schäden in einzelnen Härte- chenkauf zu erreichende Ziele fällen hat sich sehr gut bewährt, um bei den (Gewässerschutz, Hochwasserschutz) mit abge- Betroffenen Gesprächsbereitschaft und eine deckt werden. gewisse Akzeptanz für den Biber zu schaffen. Gleichzeitig ist diese Lösung in der Umsetzung Randstreifen sehr zeitaufwendig, insbesondere wenn Tausch- In 15 Fällen wurden Randstreifen als Lösung flächen gesucht werden müssen. Der Schwer- vorgeschlagen, was von den Betroffenen zu- punkt der Flächenkäufe lag im Projektgebiete nächst in Betracht gezogen wurden. In 10 dieser im Modellgebiet Wellenbach im Landkreis Fälle waren konkrete Angebote für die Betrof- Pfaffenhofen; dies liegt mit daran, dass von fenen berechnet worden; es kam jedoch zu kei- Seiten des Landkreises der Flächenkauf hier nem Vertragsabschluß. auch aus anderen Gründen forciert wird. An- sonsten waren der Kauf von Flächen nur in Diese Zurückhaltung bei Randstreifenverträgen Einzelfällen möglich. hat mehrere Gründe: die Fördersätze sind nur bei Wiesen, in der Regel jedoch nicht bei A- Eine weitere Möglichkeit, Flächen an Gewäs- ckerflächen attraktiv (insbesondere bei Zucker- sern aus der Nutzung zu nehmen bietet seit rübenanbau). Weiterhin wird der 10m-Streifen Anfang 2001 das Ökokonto; dabei können Ge-

6 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 meinden durch Ankauf und Gestaltung von als akzeptanzfördernd erwiesen und wurde in- Flächen gleichzeitig Guthaben für das Ökokon- zwischen auch in anderen Regierungsbezirken to ansammeln, als auch Biberkonflikte lösen. übernommen. In Fällen (z.B. Entwässerungs- gräben), in denen das Entfernen der Dämme Dammdrainagen dauerhaft notwendig ist, wird dies von Betrof- In 15 Biberdämme wurden Dammdrainagen fenen im Bedarfsfall selbst gemacht. Dabei eingebaut. Diese waren nur in wenigen Fällen zeigt sich, dass meistens zwischen den tatsäch- und allenfalls mittelfristig erfolgreich, erforder- lichen Auswirkungen eines Biberdammes und ten dann jedoch mindestens 1 mal wöchentlich dem Aufwand zur Beseitigung abgewogen eine Kontrolle. wird, und kleinere Dämme oft bleiben.

Zusammen mit den Erfahrungen aus den Pilot- Ufersicherung projekten (siehe Einleitung) und Erfahrungen Ufersicherungsmaßnahmen wurden aus Kos- aus anderen Gebieten kann festgehalten wer- tengründen in der Regel nur dann vorgeschla- den, dass Dammdrainagen nur in Ausnahmefäl- gen, wenn innerhalb eines Biberreviers nur len eine geeignete Lösung darstellen. Die Wirk- kürzere Strecken zu sichern sind und durch samkeit von Dammdrainagen ist umso größer Einbruch oder Dammbruchgefahr größere und längerfristig, je größer das Gewässer ist, Schäden drohen. Die technischen Möglichkei- und je weniger Möglichkeiten die Biber haben, ten zur Ufersicherung sind in den Merkblättern die Drainage durch neue Biberdämme unwirk- der Wasserwirtschaft ausführlich dargestellt. sam zu machen. Problematisch ist auch das Ufersicherungsmaßnahmen wurden bisher in 9 Freihalten des Einlaufs der Drainagen; wenn Fällen ganz oder durchgeführt; dabei wurde möglich sollte der Einlauf durch einen größeren z.T. so verfahren, dass das Material den Betrof- Umbau (mind. 2 m x 2 m) mit Baustahlmatten fenen zur Verfügung gestellt wurde, und diese gegen das Zubauen durch Biber gesichert wer- den Einbau in Eigenregie übernehmen. den. Wenn eine entsprechende Betreuung (durch Betroffene oder örtliche Biberberater) Nicht erfasst sind Ufersicherungsmaßnahmen, sichergestellt ist, können Dammdrainagen je- die von den Wasserwirtschaftsämtern direkt doch zumindest vorübergehend eine Minderung durchgeführt werden. der Vernässungsproblematik bringen und sind bei größeren Gräben einen Versuch wert. Einbrüche verfüllen Das Verfüllen von eingebrochenen Biberröhren Bei kleineren Gräben ist es meist sinnvoller, wurde zur Verhinderung von Folgeschäden Biberdämme bei Bedarf abzutragen oder zu grundsätzlich empfohlen, soweit es von Betrof- entfernen. fenen nicht sowieso gemacht wird. Das Verfül- len von Einbrüchen in der Regel nicht mehr Damm beseitigen und abtragen genutzt werden. Das Beseitigen und Abtragen von Biberdäm- men ist umso wirkungsvoller und dauerhafter, Baumschutz je früher und konsequenter es bei einer Neuan- Zum Schutz von Gehölzen gegen Fraß durch siedlung von Bibern durchgeführt wird. In Ein- Biber wurden Drahthosen, das Schutzmittel zelfällen kann es gelingen, Biber von der dau- „WÖBRA“ und Buchenholzteer eingesetzt. erhaften Nutzung eines Grabenabschnittes Draht und Buchenholzteer stehen in der Regel abzuhalten. Wenn sich Biber erst mal etabliert an den Unteren Naturschutzbehörden zur kos- haben, und im Revier die ersten Nachkommen tenlosen Abgabe an Betroffene zur Verfügung. da sind, ist es praktisch aussichtslos, bestehende In den meisten Fällen wird der preisgünstige Biberdämme durch Entfernen mittel- und lang- Buchenholzteer (ca. DM 6,- bis-DM 8,- je l) fristig zu verhindern. zum Baumschutz empfohlen, da Drahthosen aufwendiger, teurer und optisch wenig anspre- Die Genehmigung zum Entfernen der Dämme chend sind. wird in der Regel unmittelbar vor Ort erteilt; dieses schnelle pragmatische Vorgehen hat sich

7 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Buchenholzteer hat sich bisher gut bewährt, es Landwirten mehrere Zaunsysteme zur Verfü- reicht meist einige handtellergroße Flecken auf gung gestellt. Die Zäune werden bei den Land- den Baum aufzubringen. Da er olfaktorisch wirten aufgestellt, die im jeweiligen Jahr Zu- wirkt, muss der Schutz mindestens jährlich ckerrüben in Gewässernähe haben; den aufgebracht werden. Austausch der Steuergeräte zwischen den ge- WÖBRA kann wegen des hohen Preises (ca. zäunten Äckern nehmen die Landwirte selbst DM 18,- je kg) und des im Vergleich zu Bu- vor. chenholzteer wesentlich höheren Verbrauches nur bei hochwertigen Gehölzen (i.d.R. Obst- Förderung des biberbedingten Mehrauf- bäume) empfohlen werden. wandes beim Gewässerunterhalt Die Förderung des biberbedingten Mehrauf- Fang wandes beim Gewässerunterhalt ist eine weit- Die Fangaktivitäten sind in Kapitel 8 ausge- gehend akzeptierte Lösungsmöglichkeit, die führt. jedoch wegen des Mindestförderbetrages von DM 500,- i.d.R. nur für Wasser- und Bodenver- Elektrozaun bände in Frage kommt. Problematisch ist hier- Nachdem sich in den landwirtschaftlichen bei auch die Festlegung des Umfangs der „bi- Lehranstalten Triesdorf ein Elektrozaun gegen berbedingten“ Mehraufwendungen, da zwar Biber bewährt hatte, wurden ab 1999 Elektro- nach den Vollzugshinweisen der Mehraufwand zäune gegen Fraßschäden durch Biber einge- beim Grabenräumen gefördert werden kann, setzt. Zum Einsatz kamen Geräte mit besonders aber nicht das Verfüllen von Biberröhren. Dies hohem Impuls, um auch bei durchwachsender wäre jedoch sinnvoll, da diese ausgespült wer- Vegetation die Einsatzfähigkeit zu erhalten. den können und dann Material ins Gewässers gelangt, das wieder geräumt werden muss. Die bisherigen Erfahrungen sind überaus posi- tiv zu sehen. In allen 25 Fällen, in denen ein Sonstiges Elektrozaun eingesetzt wurden, blieben Biber Der Bereich Sonstiges umfasst Lösungen wie den gezäunten Flächen fern. Meist reichte es, z.B. Anpflanzungen, Anlegen eines Umleit- den Zaun eine Woche einzuschalten, um für 3-4 dammes, eine Kanisterkette gegen Biberdäm- Wochen eine Wirkung zu erzielen. Dies wurde me, Hinweisschilder auf Biber wegen Ver- auch beim Einsatz in anderen Gebieten Bayerns kehrssicherungspflicht, sowie Fälle, bei denen beobachtet, die nach den ersten erfolgreichen die Probleme nicht von Bibern verursacht wor- Einsätzen im Projektgebiet unmittelbar umge- den waren. Details dazu sind in den Protokollen setzt wurden. Dies ermöglicht, die relativ teuere zu den Fällen. Steuereinheit mit Batterie (ca. DM 500,- ohne, ca. DM 700,- mit Solarmodul) zwischen mehre- ren Flächen im Tausch einzusetzen. Die Kosten für den wiederverwendbaren Zaun (Pfosten und Litze) liegen bei ca. 80 Pfg. je lfdm.

Die Zäune wurden bisher von den Unteren Na- turschutzbehörden erworben und Betroffenen kostenlos zur Verfügung gestellt; das Aufstellen übernahmen in der Regel die Betroffenen ge- meinsam mit den Mitarbeitern im Bibermana- gement und der Unteren Naturschutzbehörden.

In Gemeinden (Großmehring (EI), Irsching (PAF)), in denen aufgrund der bisherigen Er- fahrungen jedes Jahr mit größeren Fraßschäden an Zuckerrüben zu rechnen war, wurden den

8 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

3 Entwicklung von Konzepten Eine dauerhafte Lösung am Wellenbach ist nur zur präventiven Konfliktver- durch den Ankauf der Flächen möglich. Verträ- ge nach dem BVNP bringen nur vorübergehend meidung und Verbesserung eine Lösung, da durch die Vernässung langfris- von Biberlebensräumen tig eine Wertminderung der Flächen zu erwar- ten ist. Daher wurde Grundstücksbesitzer, die In Absprache mit den Unteren Naturschutzbe- Biberkonflikte am Wellenbach gemeldet hatten, hörden wurden mehrere Gebiete ausgewählt, in der Verkauf der Flächen an den Landkreis emp- denen Konzepte für ein dauerhaftes, konflikt- fohlen. Soweit von den Betroffenen Verkaufs- armes Miteinander von Mensch und Biber ent- bereitschaft bestand, wurden die Vertragsver- wickelt werden sollten. Die ausgewählten Ge- handlungen direkt von Mitarbeitern des biete umfassen die Spannbreite der in der Landratsamts geführt. Region Ingolstadt mit Kelheim vorkommenden Gewässertypen, an denen es zu Konflikten Im Verlauf des Projektzeitraumes konnten vom kommt. Landratsamt in den Gemeinden Irsching und Rockolding insgesamt 7,9 ha von Landwirten In einzelnen Gebieten wurde im Verlauf des erworben werden. Weiterer Flächenerwerb ist Projektes die Bearbeitung der Konzepte in den mit Landwirten vereinbart, und soll bis Ende Rahmen von Gewässerentwicklungsplänen 2001 abgeschlossen sein. ausgelagert, für die die betroffenen Gemeinden eigene Aufträge vergeben haben. Bei diesen Unabhängig vom Projekt wurden weitere 10,1 Gewässerpflegeplänen werden die Biber so- ha von der Rhein-Main-Donau-AG als Aus- wohl als Konfliktart aber auch als Gestalter gleichsflächen für den Staustufenbau Vohburg berücksichtigt. Der Vorteil dieser Vorgehens- erworben. weise liegt mit darin, dass für die Finanzierung von umzusetzenden Maßnahmen bereits recht- Als lokaler, dauerhaft zu kontrollierender Kon- liche Grundlagen und Mittel vorhanden sind. fliktpunkt bleibt in diesem Gebiet jedoch die Bahnstrecke zur Raffinerie Irsching, deren Gleiskörper durch die biberdammbedingte Ver- 3.1 Wellenbach nässung in der Standsicherheit beeinträchtig sein kann. Hier besteht die Lösung darin, daß Am Wellenbach (Landkreis Pfaffenhofen) be- die Höhe des Biberdammes durch den örtlichen stehen die Konflikte mit Biber vor allem in den Biberberater oder den Zivildienstleistenden des von Bibern angelegten Dämmen, die zur Ver- Landratsamtes regelmäßig kontrolliert und der nässung und Überflutung von angrenzenden Damm gegebenenfalls auf ein mit der Bahn- Flächen führen. Bedingt durch die Topographie verwaltung vereinbartes Niveau abgetragen und einigen mit aufgestauten Nebengräben wird. Solange noch private Flächen am Wellen- erstreckt sich die Vernässung nicht nur auf ge- bach durch Biberdämme beeinträchtig sind, wässernahe Bereiche, sondern wirkt sich flä- werden diese Dämme ebenfalls regelmäßig chig aus. Vereinzelt kam es auch zu Einbrüchen kontrolliert und bei Bedarf abgetragen. von Biberröhren in angrenzenden Nutzflächen. Fraßschäden an den wenigen Äckern werden Der Ankauf der Flächen und die als Routine seit 1999 durch den Einsatz von Elektrozäunen etablierte Kontrolle der Biberdämme durch weitgehend verhindert. Zivildienstleistende und Ökotrupp des Land- ratsamtes führte dazu, dass von Seiten des Bi- Dammdrainagen, die in mehrere Dämme einge- bermanagers in den Jahren 2000 und 2001 kei- baut wurden, waren nur vorübergehend wirk- ne Einsätze am Wellenbach mehr notwendig sam und erforderten einen hohen Betreuungs- waren. aufwand durch die Zivildienstleistenden des Landratsamtes Pfaffenhofen.

9 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

3.2 Mailinger Bach minieren der an die Schutter und den Johannis- graben angrenzenden landwirtschaftlichen Auch am Mailinger Bach (Stadt Ingolstadt) Nutzflächen sowie in von Bibern gegrabenen besteht das Hautproblem in Biberdämmen, Verbindungskanälen und Röhren zwischen durch die angrenzenden Flächen auf der Nord- mehreren Fischteichen und den Fließgewässern. seite (vor allem Wiesen) vernässen. Vereinzelt kommt es zu Fraßschäden an Feldfrüchten auf Der Besitzer des Gutes möchte eine Koexistenz den Äckern an der Südseite sowie zu Einbrü- mit dem Biber und hat seit Auftreten des Bibers chen. Schäden auf seinen Flächen über Jahre hinweg mit erheblichem Aufwand in Eigenregie und Nachdem erste Ortstermine ergaben, dass von auf eigene Kosten beseitigt. In den beiden letz- Seiten der betroffenen Landwirte nur geringe ten Jahren kam es jedoch zu Einbrüchen von Verkaufsbereitschaft besteht, wurde als Lö- Biberröhren, die zwischen 10 und 20 m in die sungskonzept der Tausch der anliegenden Flä- Felder hinein reichten, so dass ein sicheres Be- chen gegen Flächen der Stadt Ingolstadt vorge- wirtschaften in diesen nicht mehr möglich ist. sehen. Hierzu prüft das Umweltamt der Stadt Die Verbindungen zwischen den Fischteichen Ingolstadt, welche Flächen zum Tausch zur und den angrenzenden Gewässerläufen verur- Verfügung stehen bzw. im Umland erworben sachten Reparaturkosten von mehreren Tausend werden können. Davon wird auch abhängen, ob DM. Problematisch sind dabei nicht nur die ganze Flächen oder nur die tieferliegenden, Schäden an den Weiher, sondern auch mögliche gewässernahen Streifen getauscht werden kön- Folgeschäden bei den Unterliegern an der nen. Die BBV-Ortsobmannschaft Mailing trägt Schutter. dieses Lösungskonzept mit. Die Umsetzung des Konzeptes wird sich jedoch noch über die Die Einrichtung von ausreichend breiten, unge- nächsten Jahre hinziehen, da die Stadt Ingol- nutzten Randstreifen zur Beseitigung der Ein- stadt derzeit nicht ausreichend Tauschflächen bruchgefahr sind wegen der langen, schmalen besitzt bzw. erwerben kann. Felder in der engen Tallage nur bedingt mög- lich, da die verbleibenden Ackerflächen, insbe- Als Zwischenlösung wurde bereits im Frühjahr sondere zwischen Schutter und Johannisgraben, 1999 mit Förderung aus LEADER-II-Mitteln nicht mehr wirtschaftlich zu nutzten sind. Da eine bibergerechte Neugestaltung des Gewäs- auf den Flächen kontrollierter Anbau für die serprofils durchgeführt, durch die dem Biber weitere industrielle Verwertung der Produkte in ausreichend Wassertiefe geboten werden sollte. einem Betrieb des Gutsbesitzers stattfindet, Diese Maßnahme war entgegen den Erwartun- liegen die Deckungsbeiträge auch über den gen nur vorübergehend wirksam. Im Sommer Ausgleichsmöglichkeiten des BVNP . 2000 hatten die Biber wieder einen Damm ge- baut, in den dann 2 Drainagerohre aus den Be- Die in den letzten Jahren nicht mehr genutzten ständen des Landratsamtes Pfaffenhofen einge- Teiche werden vom Besitzer wieder in eine baut wurden. extensive Nutzung überführt; für die Teichsa- nierung und –modernisierung lag ein Konzept Eine weitere, lokale Maßnahme war die Ufersi- eines Mitarbeiters der Fischereigenossenschaft cherung an einem Weiher im Bereich des Bi- Oberbayern vor. Die dabei notwendige Maßna- berreviers am Mailinger Bach, die ebenfalls hemen zur Sicherung der Fischteiche gegen 2000 durchgeführt wurde. Biberschäden wurden daher, auch zum Ab- gleich der Fördermöglichkeiten nach den Voll- zugshinweisen und den Teichbaurichtlinien, 3.3 Gut Feldmühle an der Schutter eng mit diesem Konzept abgestimmt.

Im Bereich des Gutes Feldmühle im nördlichen Das Konzept, an dessen Entwicklung 1998 und Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gibt es seit 1999 auf mehreren Terminen im Gut Feldmühle fast 20 Jahr Bibervorkommen, derzeit in 3 Re- auch die Regierung von Oberbayern, das Baye- vieren. Probleme bestehen vor allem im Unter- rische Staatsministerium für Landesentwick-

10 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 lung und Umweltfragen und das Wasserwirt- 3.4 Schambachtal schaftsamt Ingolstadt beteiligt waren, sieht im wesentlichen vor: Im Schambachtal (Gemeinde Kipfenberg) im Landkreis Eichstätt besteht ein Biberrevier im ♦ Sicherung der Fischteichufer gegen Unter- Oberlauf; das Hauptproblem liegt in einigen minierung durch 3-4m breite Schüttung mit Biberdämmen, die zur Vernässung anliegender Hackschutt aus naheliegenden Steinbrüchen, Grundstücke führen; wobei diese jedoch Ver- auf dieser Schüttung können dann die not- nässung nicht von allen Anliegern als Problem wendigen Betriebswege angelegt werden gesehen wird. Ein Teil der Flächen sind auch bereits im Besitz von BN und LBV. Ein weite- ♦ Sicherung der Ufer an Johannisgraben und res Problem besteht mit einer Fischzucht, bei Schutter im wesentlichen durch Auflegen der Biber den Frischwasserzulauf beeinträchti- von Gittern und Abdecken der Gitter mit gen. Dies hatte bereits zu einem größeren Hackschutt Fischschaden geführt, der jedoch aus dem Här- tefonds des BN ausgeglichen wurde. Der vorge- ♦ Teilstrecken, bei denen durch Unterminie- sehener Kauf einer betroffenen Fläche durch rung keine Unfallgefahr droht, werden nicht den Bund Naturschutz in Bayern e.V. konnte gesichert, hier werden die Einbrüche, falls nicht durchgeführt wurden, da der Grund- notwendig durch das WWA Ingolstadt (ent- stücksbesitzer sein Verkaufsangebot zurückzog. lang Schutter) oder den Gutbesitzer (entlang Johannisgraben) verfüllt Der Einbau von Dammdrainagen, finanziert durch die Gemeinde Kipfenberg, brachte einen ♦ Ein vom Biber mehrfach unterminierter Weg kurzfristigen, aber keinen dauerhaften Rück- entlang der Schutter wird vom Besitzer in gang der Vernässungssituation. Eigenregie gesichert; der ca 5-10 m breite Streifen zwischen Weg und Schutter aus der Die langfristige Lösung der Konflikte in diesem Nutzung genommen. Biberrevier und eine vorbeugende Konflikt- vermeidung im derzeit noch biberfreien unteren Im Jahr 1999 wurde ein erster Weiher, bei dem Verlauf des Schambachs wird über einen Ge- aufgrund aktueller Biberaktivitäten ein Damm wässerentwicklungsplan angestrebt, für den die gebrochen war, durch Hackschutt gesichert. Die Gemeinde Kipfenberg einen Auftrag an ein Sicherung der restlichen Weiher erfolgte im Landshuter Planungsbüro vergeben hat. Dieser Spätherbst und Winter 2000. Plan konnte während der Projektlaufzeit nicht fertiggestellt werden. Die Umsetzung vor Ort (bei den Fischteichen) ist soweit abgeschlossen; offen ist noch die Abwicklung der Förderung der Sicherungs- 3.5 Gemeinde Pförring maßnahmen. Von Seiten der ausführenden Fir- ma wurde das dem Auftrag zugrundeliegende Im Gewässersystem der Gemeinde Pförring Kostenangebot um ein Mehrfaches überschrit- sind von Entwässerungsgräben über Kiesweiher ten. Die Details und der Umfang der Förderung bis hin zu Donaualtwassern und naturnahen werden derzeit an der Regierung von Oberbay- Bächen eine Vielzahl von Biberlebensräumen ern geklärt. vertreten; ebenso vielfältig sind die Konflikte: Fraß an Feldfrüchten, Fällen von Bäumen in Aufgrund des dafür vorliegenden Kostenange- Privatgärten, Unterminierung von Wegen, Fel- botes wurde auch die Sicherung des Johannis- dern und Gärten und Vernässung durch Biber- grabens zurückgestellt; hier ist es auch langfris- dämme. Die Konflikte werden durch die Ge- tig günstiger, die auftretenden Unter- mengelage (auf der einen Altwasserseite minierungsschäden an Ufer und angrenzenden ungenutzter Wald, auf der anderen Gärten) Flächen im Einzelfall zu beseitigen. noch verschärft.

11 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Nachdem die bisherigen Konflikte durch Git- 80er Jahren bestehende Unterminierungsgefahr tereinbau, Dammdrainagen, Einzelbaumschutz entlang des Hochwasserschutzdeiches an der und Abfang von Bibern gelöst werden konnten, Kleinen Donau wurde vom Wasserwirt- wird, vor allem auch auf Wunsch und Betreiben schaftsamt Ingolstadt durch den Einbau von der Gemeinde eine dauerhafte Konfliktlösung Gittern beseitigt. im Rahmen eines am Biber ausgerichteten Ge- wässerpflegeplanes angestrebt. Zur Lösung der Konflikte in Münchsmünster wurde mit der Gemeinde und den Wasserver- Die Arbeiten dazu wurden im Sommer 2000 bänden ein zweistufiges Vorgehen vereinbart. aufgenommen, der Plan konnte aber im Pro- Kurzfristig wurde der biberbedingte Mehrauf- jektzeitraum nicht mehr fertiggestellt werden; wand im Gewässerunterhalt über die in den die Abstimmung des Planes ist für den Winter Vollzugshinweisen vorgesehenen Möglichkei- 2001 vorgesehen. Es zeichnen sich aufgrund ten gefördert. In Einzelfällen wurde auch der der Erhebungen und der vor Ort gegeben Re- Abfang von Bibern genehmigt. striktionen bei der Planung die folgenden As- pekte für den Biber ab. Die von den Wasserverbänden immer wieder geforderte Wiederherstellung des von Bibern Im Grabensystem im Gemeindeteil Gaden sind beschädigten Entwässerungssystems auf den Biber auf absehbare Zeit nur bedingt in dauer- Status „vor Biber“ ist nicht möglich und auch haften Ansiedlungen zu halten. Im Rahmen der gar nicht sinnvoll, da die Entwässerungssyste- vor etwa 15 Jahren durchgeführten Flurbereini- me, die vor Jahrzehnten geplant und gebaut gung wurden zwar Uferstreifen geschaffen, wurden, in ihrer Funktion auch durch andere aber z.T. nur einseitig, mit Wirtschaftswegen Faktoren (Ausweitung der Gemeindefläche auf der anderen Gewässerseite. Dadurch besteht durch Baugebiete, Kiesweiher, usw.) beein- bei Biberansiedlungen dauerhaft Unterminie- trächtigt sind. rungsgefahr. Durch Biberdämme, die in den kleineren Gräben regelmäßig angelegt werden Als zweiter Schritt wurde daher eine dauerhafte wird die Entwässerung behindert; hier ist ein Lösung in einer Neubeplanung des Gewässer- regelmäßiges Abtragen bzw. entfernen der systems gesehen, die auf dem gleichzeitig lau- Dämme notwendig. fenden Landschaftsplan aufbaut. Eine große Unterstützung für die Akzeptanz dieses Vorge- In den Altwasserbereichen und Weihern entlang hens ist der von der Gemeinde initiierte „Runde der Donau sind Biber weitgehend problemlos; Tisch“ in Münchsmünster, bei dem sich Vertre- hier sind auch keine Verbesserungen des Le- ter der Gemeinde, des Landratsamtes, der Re- bensraumes notwendig. gierung, des Bundes Naturschutz (Kreis und Landesebene) und des Bibermanagements im An der Kehls im nördlichen Gemeindebereich halbjährlichen Abstand treffen, um sich über können bestehende Konflikte durch Uferstrei- aktuelle Probleme, Lösungen und den Fortgang fen entschärft werden; dies gilt auch für den der Arbeiten auszutauschen. Döttinger Graben. Der Gewässerentwickungsplan wurde im Früh- jahr 2001 abgeschlossen und liegt bei den Be- 3.6 Gemeinde Münchsmünster hörden und den beiden beteiligten Wasserver- bänden vor. Eine Verbesserung von In Münchsmünster, einem Brennpunkt der Bi- Biberlebensräumen war dabei nur bedingt mög- berproblematik kommt es vor allem in den lich, da die Vorflut in den Entwässerungsgräben Entwässerungsgräben zu Konflikten mit Bi- erhalten werden muss und dauerhafte Aufstau- bern; Biber unterminieren die angrenzenden ungen durch Biber nicht möglich sind; wegen Wege und Nutzflächen, und beschädigen durch der entlang der Gräben verlaufenden Wege ist ihre Grabaktivität die Befestigung der Gräben. auch die Anlage ungenutzter Flächen nur sehr Der Rückstau durch Biberdämme erstreckt sich bedingt, und nur einseitig möglich. teilweise bis in besiedelte Bereiche. Die in den

12 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Die Entschärfung der Konflikte und eine ver- notwendig. Andererseits zeigen die Pläne, ins- besserte Akzeptanz wird nach dem Plan vor besondere in Münchsmünster, dass es in Gra- allem durch verbesserte Förderung des Graben- bensystemen nur sehr bedingt bis nicht möglich unterhalts erreicht; so dass, wie am Wellen- ist, dauerhafte Biberreviere zu halten. Durch bach, im letzten Projektjahr kein Einsatz des verbesserte Förderung der biberbedingten Bibermanagers in Münchsmünster notwendig Mehraufwendungen kann zwar die Akzeptanz war. bei Betroffenen erhöht werden, es ist aber ab- zuwägen, ob die Fördermittel dauerhaft nicht besser in den Kauf von Flächen in anderen Be- 3.7 Zusammenfassung reichen investiert würden.

Die Entwicklung von Konzepten zur präventi- Die Bedeutung solcher Flächen zeigt sich z.B. ven Konfliktvermeidung und Verbesserung von an der Altmühl im Landkreis Eichstätt. Obwohl Biberlebensräumen ist ein Punkt, bei dem die sie durchgehend von Bibern besiedelt ist, zu Projektbeginn und im Projektverlauf kommt es kaum zu Konflikten, da die Uferstrei- gesteckten Ziele nicht immer oder z.T. nur be- fen an der Altmühl in staatlichem Besitz sind. dingt erreicht werden konnten. Einzelkonflikte, wie z.B. Fraßschäden an den nachfolgend anliegenden landwirtschaftlichen Am erfolgreichsten war die Umsetzung im Ge- Flächen oder eher psychologische Aspekte we- biet Wellenbach, bei dem es, vor allem durch gen gefällter „schöner“ Bäume sind durch den Einsatz der Mitarbeiter der Unteren Natur- Elektrozaun oder aufklärende Gespräche meist schutzbehörde gelang, größere Flächen zu kau- einfach zu lösen. fen und noch bestehende Konflikte mit Biber- dämmen routinemäßig zu entschärfen. Hilfreich Die Gewässerentwicklungspläne dienen aber war hier, dass das Landratsamt einen der nicht nur der Konfliktlösung mit Biber, sondern Schwerpunkt für Flächenerwerb in diesem Be- sollen die ökologische Situation der Gewässer reich hat und entsprechend Mittel für den An- und Ufer insgesamt verbessern. Hier wird es kauf zur Verfügung standen. z.B. von der Unteren Naturschutzbehörde in Eichstätt als Erfolg des Projektes gesehen, dass Am Mailinger Bach besteht zwar grundsätzlich es mit dem Biber überhaupt erstmals gelang, Einigkeit den meisten Beteiligten über die dau- Gemeinden zur Erstellung von Gewässerent- erhafte Lösung Flächentausch; die Umsetzung wicklungsplänen zu bewegen und somit lang- ist, vor allem auch wegen der Knappheit mögli- fristig eine Aufwertung der Gewässer zu errei- cher Tauschflächen in der Stadtrandlage von chen. Ingolstadt nur langfristig möglich. Dieser Einbindung der Lösungskonzepte für Am Gut Feldmühle an der Schutter konnten die Biberkonflikte in Gewässerentwicklungspläne Konflikte nach zahlreichen Verhandlungen (oder andere Planungen) wird besondere Be- durch aufwendige Sicherungsmaßnahmen weit- deutung zukommen, da damit der Tatsache gehend beseitigt werden. Es hat sich hier aber Rechnung getragen wird, dass die langfristige nach Abschluss der Arbeiten gezeigt, dass die Lösung von Biberkonflikten auch zur Gewäs- tatsächlich angefallenen Kosten weit über den serreinhaltung, zur Auenrenaturierung und zur Planungen liegen; eine Umsetzung des Beispie- Minderung der Hochwasserproblematik bei- les in anderen Bereichen wird deshalb kaum trägt. möglich sein. Die Kosten für Planung und Umsetzung können Der langfristige Erfolg der Gewässerentwick- so zukünftig auch von anderen Haushalten, die lungspläne wird sich in der Umsetzung der von den Maßnahmen profitieren, getragen wer- vorgeschlagenen Maßnahmen zeigen. Wo mög- den; der Naturschutzhaushalt wird entlastet. lich, können Konflikte durch Ankauf von Flä- chen verhindert werden, eine Gestaltung dieser Eine weitere Möglichkeit zur Schaffung und Flächen für den Biber ist dabei nicht unbedingt Finanzierung ungenutzter Flächen besteht seit

13 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

2001 im Instrument des Ökokontos; hier könnte von den Naturschutzbehörden in der Abstim- mung über Flächen auch gemeindeübergreifend geplant werden.

Was Maßnahmen zur Verbesserung von Biber- lebensräumen angeht, ist festzuhalten, dass solche Maßnahmen nur in Ausnahmefällen notwendig sind; es sollte hier vielmehr den vom Biber induzierten Entwicklungsprozessen Raum gelassen werden. Die für lebensraumverbes- sernde Maßnahmen zu veranschlagenden Mittel sind besser in weiterem Flächenerwerb ange- legt.

Es kann in Einzelfällen jedoch auch eine Steue- rung der Entwicklung in Abstimmung anderer naturschutzfachlicher Ziele notwendig sein (z.B. Auwaldentwicklung auf Flächen, die für Wiesenbrüter offen gehalten werden sollen).

14 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

4 Ausbildung örtlicher Biber- richtes und liegt in einem separaten Ordner an der Regierung von Oberbayern vor. berater Das Ausbildungsmaterial wird ergänzt durch Die Erfolge des Bibermanagements beruhen Videos zum Biber (z.T. von der Landesbildstel- nicht zuletzt auf einer schnellen Hilfe bei le, z.T. Mitschnitte aus Fernsehsendungen) Problemen vor Ort. Eine solche schnelle Hilfe sowie durch Dias (siehe Öffentlichkeitsarbeit), kann dauerhaft am besten durch Berater aus der die ebenfalls an der Biberkoordinationsstelle Bevölkerung vor Ort sichergestellt werden, die HAUS im MOOS zur Verfügung stehen. Ein den Unteren Naturschutzbehörden zum Einsatz weiterer Diasatz steht auch als Teil des bei Biberkonflikten und für die Mitarbeit bei Schlussberichtes an der Regierung von Ober- der Umsetzung von Konfliktlösungen zur Ver- bayern. fügung steht.

4.2 Ausbildungskurse 4.1 Kursinhalte und Lehrmaterial Im Verlauf des Projekts wurden an der Biber- Für die Ausbildung dieser sog. „örtlichen Bi- koordinationsstelle HAUS im MOOS 3 Kurse berberater“ wurde 1998 ein 8-tägiges Seminar für örtliche Biberberater gehalten: 1998 mit 17 konzipiert und das notwendige Ausbildungsma- Teilnehmern, 1999 mit 15 Teilnehmern und terial erstellt. Beim Seminar werden Kenntnisse 2001 mit 10 Teilnehmern. Die Teilnehmer wur- und Fertigkeiten zu folgenden Themen in Theo- den (in der Regel) von den Unteren Natur- rie und Praxis vermittelt: schutzbehörden benannt.

- Biologie des Bibers Für den Kurs 2001 wurde das Unterrichtsmate- - Geschichte des Bibers in Bayern und welt- rial auf den neuesten Stand überarbeitet; der weit Kurs wurde auf 5 Tage komprimiert. Die ge- - Rechtsvorschriften rund um den Biber kürzte praktische Ausbildung wird durch die - Biberkonflikte und Lösungen Teilnahme der bestellten Biberberater an Ort- - Vollzugshinweise als Grundlage des Biber- seinsichten (soweit zeitlich organisierbar) er- managements gänzt. - Kartieren von Bibervorkommen - Gesprächsführung Von den Kursteilnehmern stammten 11 aus - Biberfang dem Landkreis Eichstätt, 7 aus dem Landkreis Kelheim, 9 aus dem Landkreis Neuburg- Das Programm und ein Zeitplan für die Ausbil- Schrobenhausen, 9 aus dem Landkreis Pfaffen- dung finden sich im Anhang. hofen und 2 aus der Stadt Ingolstadt. 3 weitere Teilnehmer stammten aus dem Landkreis Ai- Das Ausbildungsmaterial wurde als Loseblatt- chach-Friedberg, 1 Teilnehmer kam aus dem Sammlung konzipiert, um Änderungen (z.B. Landkreis /Do. neue Vollzugshinweise, neue Lösungsansätze) einfach durch Austausch und Ergänzungen von Die Herkunft und der Hintergrund der Teil- Seiten vornehmen zu können. Neben dem im nehmer war breit gefächert: dabei waren Land- Modellprojekt entwickeltem Material enthält wirte, Jäger, Förster, Fischer, Naturschutzwäch- das Ausbildungsmaterial auch die wichtigste ter, Behördenmitarbeiter (WWA , weiterführende Literatur sowie Informations- Stadt Ingolstadt, LRA Eichstätt, Forstamt ND). broschüren zum Biber. An der Biberkoordinati- onsstelle HAUS im MOOS stehen die Originale Die Abschlussprüfung für die Teilnehmer wur- des Ausbildungsmaterials als Kopiervorlage für de in Form eines Prüfungsgespräches durchge- weitere Kurse zur Verfügung; eine Kopie des führt. Dazu bekamen die Teilnehmer gruppen- Ausbildungsmaterials ist Teil des Schlussbe- weise Schilderungen von Biberkonfliktfällen. Diese mussten innerhalb 30 min bearbeitet und

15 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 dann das Vorgehen im Fall und mögliche Lö- seinsichten und Stellungnahmen zu Anträgen sungen präsentiert werden. Die Prüfungsge- zum Ausgleich von Biberschäden aus dem BN- spräche wurden abgenommen von Herrn Ulrich Härtefonds. Sorg, Herrn Gerhard Schwab und Vertretern der Unteren Naturschutzbehörden. Der Einsatz der Biberberater ist in den einzel- nen Landkreisen noch unterschiedlich geregelt; Nach bestandener Prüfung wurde den Teilneh- dies liegt auch in den ausgebildeten Personen. mern das Abschlußzeugnis ausgehändigt und Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind der jeweiligen Unteren Naturschutzbehörde das seit Anfang 2000 5 Biberberater analog der Ergebnis der Prüfung mitgeteilt. Naturschutzwacht bestellt und finanziert; der Einsatz erfolgt über die Biberkoordinationsstel- Um das im Seminar erworbene Wissen zu festi- le HAUS im MOOS. gen wurden, wenn möglich, die örtlichen Bi- berberater während und nach der Ausbildung In Ingolstadt ist der örtliche Biberberater Mit- bei Ortseinsichten in ihrem Bereich hinzugezo- arbeiter des Umweltamtes der Stadt. gen. Im Landkreis Kelheim war ein örtlicher Biber- berater Zivildienstleistender an der Unteren 4.3 Aufgaben und Einsatz Naturschutzbehörde und hat jetzt dort eine hal- be Stelle, innerhalb derer er seine Arbeiten Die möglichen Aufgabenbereiche für die örtli- durchführt. chen Biberberater wurden in mehreren Gesprä- chen zwischen den Unteren Naturschutzbehör- Im Landkreis Pfaffenhofen sind noch keine den, der Regierung von Oberbayern und dem Biberberater bestellt, dort soll ein neu bestellter bayerischen Staatsministerium für Landesent- technischer Mitarbeiter der UNB die Biberbera- wicklung und Umweltfragen, vor allem auch tung übernehmen. hinsichtlich der bayernweiten Umsetzung be- sprochen. Im Landkreis Eichstätt wurden die Biberberater im Mai 2000 anlässlich der Eröffnung der Aus- Hauptaufgabe der örtlichen Biberberater ist, als stellung „Von Menschen und Bibern“ bestellt; lokal bekannte und akzeptierte Person bei ei- in der Gemeinde Pförring sind die Biberberater nem Konflikt mit Bibern unmittelbarer An- mit Unterstützung der Gemeinde aktiv. sprechpartner zu sein. Sie sollen über mögliche Lösungen und Finanzierungen nach den Voll- zugshinweisen beraten und bei der Umsetzung 4.4 Weiterbildung von Lösungen mitarbeiten (E-Zaun aufstellen, Baumschutz, Dammdrainagen, Fang,...). Bei Die Weiterbildung der örtlichen Biberberater größeren Problemen mit aufwendigen Lösun- und der Austausch von Erfahrungen beim Ein- gen (Ufersicherung, Flächenkauf) stellen sie satz erfolgte im wesentlichen im Rahmen der den Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde jährlich im Herbst durchgeführten Biberfachta- bzw. zum Bibermanagement her. gen (7.4). Eine spezielle Veranstaltung zum Thema „Biber im Wald“ wurde am 11.09.2001 Wenn zeitlich möglich, und wenn Interesse am HAUS im MOOS abgehalten. Dabei ging es besteht, können die örtlichen Biberberater auch vor allem darum, welche Möglichkeiten beste- Vorträge halten, Exkursionen veranstalten oder hen, die zunehmend in Privatwald auftretenden bei der Kartierung von Bibervorkommen mit- Biberkonflikte lösen zu können, solange das wirken. VNP im Wald nicht da ist. Daneben spielte die Abgrenzung des Einsatzes von Forstleuten und Nicht bei den örtlichen Biberberatern, sondern Biberberatern im Wald eine zentrale Rolle bei den Unteren Naturschutzbehörden bzw. (Programm im Anhang). dem Bibermanagement liegen die Beurteilun- gen über einen Abfang von Bibern sowie Ort-

16 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

4.5 Bayernweite Umsetzung

Der Ausbildungskurs zum örtlichen Biberbera- ter fand noch während der Laufzeit des Projek- tes eine bayernweite Umsetzung. Aus Finanzie- rungsgründen und wegen der möglichen Kostenregelung für die Teilnehmer wurde die Durchführung des Kurses dann von der Bayeri- schen Akademie für Naturschutz und Landes- pflege in Laufen (ANL) übernommen. Dabei wurden die wichtigsten Teile des Seminars in einen 2-Tage-Kurs übernommen, weitere Teile werden ab Herbst 2001 (Kartierung von Biber- revieren) im Rahmen von Fortbildungskursen angeboten.

Die beiden ersten ANL-Kurse fanden im Herbst 1999 für Mittelfranken und die Oberpfalz statt, 2000 wurden 4 weitere Kurse für Niederbayern, Schwaben, Unterfranken, und Mittelfranken durchgeführt. Im Jahr 2001 fanden je 1 Kurs für Nord- und Südbayern statt; des weiteren begin- nen ab November 2001 die Weiterbildungskur- se für örtliche Biberberater.

Im bayernweiten Einsatz sollen die Biberberater möglichst in die Naturschutzwacht integriert sein, da hier bereits Vorgaben für Einsatz, rechtliche Absicherung und Kostenersatz beste- hen. Der Einsatz der örtlichen Biberberater erfolgt, so sie nicht unmittelbar von Betroffenen angesprochen werden, über die Unteren Natur- schutzbehörde.

In Ausnahme davon werden in Mittelfranken die örtlichen Biberberater nicht von den Land- kreisen, sondern von der Regierung eingesetzt.

Aus der Schweiz und Österreich liegen bereits Anfragen über eine Anpassung und Umsetzung des Biberberaterkurses in diesen Ländern vor.

17 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

5 Tagesseminare für Fach- eingebunden; ein Beispiel für ein Seminarpro- gruppen gramm findet sich im Anhang.

Die Seminare, die aus organisatorischen Grün- Bei der Entwicklung von Konzepten zum Zu- den nicht mehr im Verlauf des Projektzeitrau- sammenleben von Mensch und Mensch und mes durchgeführt werden konnten, werden im Biber hat sich gezeigt, dass dies langfristig am Rahmen der Weiterführung im Herbst 2001 günstigsten möglich ist, wenn Biber und ihre stattfinden. Aktivitäten von vornherein bei Planungen und Baumaßnahmen an Gewässern berücksichtigt werden. Dies ist im Bereich der Wasserwirt- schaft durch die Arbeiten des Wasserwirt- schaftsamtes Ingolstadt und entsprechender Veröffentlichungen bereits weitgehend der Fall; in anderen Bereichen (z.B. Straßenbau, Land- schaftsplanung, Direktion für ländliche Ent- wicklung, Forst) ist dazu jedoch noch Aufklä- rungsbedarf.

Dabei soll nicht nur bei den Fachleuten in den betroffenen Bereichen, sondern auch bei Perso- nengruppen, die durch ihre Funktion als Ent- scheider oder Multiplikatoren (z.B. Bürgermeister, Naturschutzbeiräte, Ver- bandsvertreter) in Planungen mit eingebunden sind, das Bewusstsein geweckt werden, den Biber rechtzeitig zu berücksichtigen.

Für die angesprochenen Gruppen ist kein De- tailwissen erforderlich, wie in einer konkreten Planung der Biber einbezogen werden muss, sondern vielmehr das Bewusstsein, den Biber bei Planungen zu berücksichtigen und entspre- chende Fachkräfte einzuschalten. Daher wurde ein 1-tägiges Seminar konzipiert, bei dem Wis- sen vermittelt wird über:

- Biologie und Geschichte des Bibers - Lebensraumgestaltung durch Biber - Konflikte und Lösungen - Rechtliche Grundlagen und Fördermöglich- keiten für biberbezogene Präventionsmaß- nahmen

Neben einem Vortragsteil werden bei den Se- minaren auch Ortseinsichten zu konkreten Kon- flikten und Lösungen durchgeführt.

Bei den Seminaren sind Vertreter der Fach- gruppen, die bereits Erfahrung mit Bibern und entsprechender Vorsorge-Planung haben, mit

18 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

6 Workshop „Bibermanage- Die detaillierten Ergebnisse des Workshops ment“ sind in einem Fotoprotokoll (Autor: Kai El- mauer, Wildbiologische Gesellschaft München

e.V.; jetzt VAUNA e.V.) dokumentiert, das am Das Interesse am modellhaften Bibermanage- HAUS im MOOS vorliegt. ment sowie an den darin entwickelten Struktu- ren (z.B. Ausbildungskurs örtliche Biberbera- ter) ging bereits während der Laufzeit des Modellprojektes über das Projektgebiet hinaus. Auch in anderen Bibervorkommen wird mit zunehmender Ausbreitung der Biber an Kon- zepten zur Lösung und Vermeidung von Kon- flikten gearbeitet. In einem Workshop im Juli 2000 mit fast 20 Teilnehmern (Teilnehmerliste am HAUS im MOOS) aus Deutschland, Öster- reich und der Schweiz wurden daher zum Er- fahrungsaustausch und zukünftigen Vorgehen einem gemeinsamen Rahmen die folgenden Themen diskutiert:

- Entwicklung der verschieden Biberpopulati- onen in den letzten Jahren, - Schutz, Management- und Konfliktlösungs- konzepte in den verschiedenen Biberpopula- tionen, - eine gemeinsame, regional anpassbare Stra- tegie für die Zukunft des Bibers aus Sicht der Biberfachleute im deutschsprachigen Raum - Überlegungen zur künftigen Verwendung abzufangender Tiere

Übereinstimmend wurde festgehalten, dass die Schaffung ausreichend breiter ungenutzter Uferstreifen die beste und langfristig meist auch kostengünstigste Lösung zur Vermeidung und Lösung von Konflikten ist. Wo dies nicht mög- lich ist, sollen Konflikte durch technischen Maßnahmen, gegebenenfalls aber auch durch finanziellen Ausgleich entschärft werden. Ver- grämung (leider nur in Ausnahmefällen mög- lich) und der Abfang der Biber stellen die letzte Möglichkeit der Konfliktlösung dar. Diese Vorgehensweise entspricht im wesentlichen dem Vorgehen im Modellprojekt.

Aus Zeitgründen konnte der letzte Punkt, die Verwendung abzufangender Tieren nach Ende laufenden und noch geplanten Wiedereinbürge- rungsprojekte leider nicht mehr behandelt wer- den.

19 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

7 Öffentlichkeitsarbeit Umsetzung der Lösungen im Rahmen des Bi- bermanagements Eine wesentliche Aufgabe des Bibermanage- ments ist eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, um Eine Zusammenfassung der wichtigsten Aus- die Bevölkerung über Biber, Konflikte, Lösun- stellungsinhalte liegt als DIN-A4-Faltblatt vor gen und das was eigentlich dahintersteht - die (siehe Anhang). Renaturierung unsere Gewässer vor allem zum Wohl des Menschen - zu informieren. Die Ausstellung wurde im Mai 1999 im HAUS im MOOS eröffnet und war dort bis August zu sehen. Danach waren Teile der in Ingolstadt, 7.1 Informationsarbeit in Einzelge- und im Mai 2000 war die Ausstellung in Eich- sprächen stätt in der Informationsstätte Notre Dame.

Die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt läuft über Teile der Ausstellung waren 2000 außerhalb mehrere Schienen. Für die wichtigste Gruppe, des Projektgebietes im Landratsamt Fürsten- die von Konflikten Betroffenen, findet die In- feldbruck. formation vor allem im Einzelgespräch bei den Ortseinsichten statt. Dies beansprucht bei Ort- Ab Herbst 2001 steht die Ausstellung uneinge- seinsichten etwa den gleichen Zeitaufwand wie schränkt auch außerhalb des Projektgebietes zur die Besprechung des aktuellen Problems und Verfügung. Für das Jahr 2002 gibt es bereits die Diskussion der Lösung. Nachfragen vom Zentrum für Umwelt und Kul- tur in Benediktbeuern und vom Deutschen Jagdmuseum in München. Der Verleih der Aus- 7.2 Ausstellung „Von Menschen und stellung wird von der Biberkoordinationsstelle Bibern“ HAUS im MOOS koordiniert.

Die Ausstellung „Von Menschen und Bibern“ Eine Evaluation der Ausstellung durch Mitar- ist ein zentraler Punkt der Öffentlichkeitsarbeit beiter der Unteren Naturschutzbehörden, durch im Bibermanagement am HAUS im MOOS. Landwirte und Vertreter der Wasserverbände im Donaumoos wurde von der Wildbiologi- Konzeption und Verwirklichung der Ausstel- schen Gesellschaft München e.V. durchge- lung war nicht Bestandteil dieses Auftrags. Die führt; der Bericht liegt am HAUS im MOOS Ausstellung wurde im Winter 1998/99 von vor. HAUS im MOOS, Matthias Fanck und Mitar- beitern der Wildbiologischen Gesellschaft Des weiteren liegen am HAUS im MOOS als München e.V. konzipiert und nach Abstim- Berichte zur Ausstellung vor: die Dokumentati- mung des Konzeptes mit der Regierung von on der Konzeption (Autorin Simone Lhota und Oberbayern und dem Bayerischen Staatsminis- eine Bilddokumentation der Installationen (Au- terium für Landesentwicklung und Umweltfra- tor Gerhard Schwab, im Anhang). Diese Bild- gen von Matthias Fanck Grafik Zell und dem dokumentation ist auch als Internetversion zu- Ausstellungsschreiner Rudolf Wollanke, Mar- gänglich (7.9). lesreuth, umgesetzt.

Die Ausstellung informiert über: 7.3 Diavorträge und Diasammlung

- Biologie des Bibers Im Projektverlauf konnten im Projektgebiet - Lebensraumgestaltung durch Biber lediglich 2 Dia-Vorträge zu Biber und Biber- - Geschichte des Bibers in Bayern management gehalten werden, einer an der - Konflikte mit Bibern in der Kulturlandschaft VHS Wellheim (EI) und einer in Wolnzach - Lösungen für die Konflikte mit Bibern (PAF, Einladung BN-Ortsgruppe). Bei beiden Veranstaltungen waren je etwa 20 Besucher. Die geringe Nachfrage mag zum einen daran

20 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 liegen, dass im Rahmen der Öffentlichkeitsar- örtlichen Biberberater weiterzubilden. Darüber beit auch andere Informationsmöglichkeiten hinaus wurde auf den Fachtagungen auch über angeboten wurden, zum anderen daran, dass Biber in benachbarten Ländern und über Wild- bereits in den Jahren 1996 und 1997 in Neu- tiermanagement allgemein von Fachreferenten burg, Ingolstadt und Pfaffenhofen Vorträge berichtet. Das Programm der Tagungen ist im gehalten worden waren. Anhang beigelegt.

Für weitere Vorträge, auch durch andere Perso- nen, insbesondere die örtlichen Biberberater, 7.5 Infobriefe Biber wurde eine Diasammlung erstellt, die am HAUS im MOOS auch zum ausleihen bereit Als Informationsquelle für spezifische Fragen steht; einen weiterer Satz der Diasammlung zum Biber, Konflikten, Lösungen und zum steht als Teil des Schlussberichtes an der Regie- Bibermanagement, wurde am HAUS im MOOS rung von Oberbayern. eine Reihe „Infoblätter Biber“ begonnen. Diese Infoblätter sind vom Umfang auf 2-4 DIN A4- Die Diasammlung besteht aus folgenden Teilen: Seiten konzipiert, und behandeln je ein Thema, so daß für Betroffene und Interessierte ein - Biologie des Bibers (Anatomie, Morpholo- schneller Zugang möglich ist. gie, Anpassungen an das Wasserleben, Le- bensweise) Die Themen der Informationsblätter richten - Lebensraumgestaltung durch Biber (Biber- sich dabei vor allem nach dem aktuellen Be- dämme, Grabaktivitäten, Baumfällungen) darf, der sich aus Ortseinsichten, bei Informati- und Auswirkung auf andere Arten onsveranstaltungen oder z.B. aus Leserbriefen - Geschichte des Bibers in Bayern und welt- in Lokalzeitungen ergibt. Die ersten Informati- weit (historische Verbreitung, Ausrottung, onsblätter (Anhang) beinhalten die Populations- Wiedereinbürgerung, derzeitige Verbrei- regulation beim Biber und den dadurch be- tung) grenzten Einfluß des Bibers auf den Wald, den - Konflikte mit dem Biber in der Kulturland- Schutz von Gehölzen vor Biber und den Einsatz schaft (Fraßschäden an Feldfrüchten und der örtlichen Biberberater. Diese Reihe soll Gehölzen, Biberdämme, Unterminierung) auch nach Abschluss des Projektes mit weiteren - Lösungen für Konflikte mit dem Biber Themen (z.B. Unterscheidung Biberschäden - (Schaffung ungenutzter Flächen, lokale Ein- Wildschäden, Biberexporte) fortgeführt werden. zelmaßnahmen, Abfang, Öffentlichkeitsar- beit) Die Informationsblätter Biber werden auf An- - Umsetzung der Lösungen im Bibermanage- frage auch Behörden und Verbänden außerhalb ment (Entwicklung Bibermanagement, des Projektgebietes zur Verfügung gestellt. Struktur, Vollzugshinweise)

Insgesamt stehen ca. 250 Dias zur Auswahl zur 7.6 Presse und Medien Verfügung, davon etwa 30 als Textchart- oder Grafikdia. Aus diesen Dias können, je nach Die lokalen Pressemedien berichteten mehrfach Zielpublikum, Vorträge mit unterschiedlich über das Bibermanagement, sowohl allgemein ausführlich gestalteten Teilaspekten zusam- als auch zu aktuellen Ereignissen (Fachtagung, mengestellt werden. Ausstellungseröffnung, Bibertransporte). Diese Berichte sind im Pressespiegel enthalten.

7.4 Biberfachtagungen Das Bayerische Fernsehen dokumentierte das Bibermanagement und das Wiedereinbürge- 4 1-tägige Biberfachtagungen, jeweils im rungsprojekt in Rumänien in einem 25- Herbst am HAUS im MOOS gehalten, dienten minütigen Bericht in der Reihe Zoo & Co. der dazu, eine breite Öffentlichkeit über den Stand seit 1999 mehrfach gesendet wurde. Eine weite- des Bibermanagements zu informieren und die

21 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 re Dokumentation erfolgte in arte im Sommer ebenfalls zur Präsentation des Bibermanage- 2001. ments genutzt. Besonders attraktiv war die Prä- sentation 2000, als eine Bibermutter mit 5 Jung- Weitere Beiträge zum Bibermanagement sind tieren, die sich auch völlig zutraulich von den enthalten in den Filmen „Die Schweiz bibert“ Besuchern streicheln ließen, in einem Gehege (Netz Natur, Schweizer Fernsehen, Dezember an der Hälterungsanlage untergebracht war. 200) und „Heimkehr der Biber (nautilusfilm, Diese Familie wurde bis zum Transport in den Bayerisches Fernsehen, Oktober 2001). Zoo Bern auch über eine Web-Kamera ins In- ternet (7.9) gestellt. Daneben gab es mehrere kleinere Beiträge im Lokal- und im Regionalfernsehen (z.B. Unser Land). 7.9 Informationen im Internet

Diese Filmbeiträge sind, als Kopien oder Mit- Die außerhalb des Zeit- und Kostenbudgets des schnitte an der Biberkoordinationsstelle HAUS Projektes aufgebaute Internetseite im MOOS dokumentiert. www.Bibermanagement.de wurde auch dazu genutzt, das Modellprojekt vorzustellen. Auf dieser Internetseite ist auch die Biberausstel- 7.7 Informationsveranstaltungen und lung und die Dokumentation der Biberexporte „Runder Tisch Biber“ im zugänglich. Landkreis Pfaffenhofen

Im Rahmen der Projektes erfolgte die Teilnah- 7.10 Material für Biber im Schulunterricht me an 4 Sitzungen des „Runden Tisches Biber“. Dieser war 1999 in Münchsmünster von Bür- Material für Biber im Schulunterricht wurde im germeister Müller, Landrat Engelhardt und dem Projekt nicht erstellt, es wurden jedoch 2 Arbei- Bund Naturschutz in Bayern e.V. initiiert wor- ten unterstützt deren Material bezogen werden den. Er dient vor allem dem direkten persönli- kann. Es handelt sich dabei um „Der Biber – chen Gespräch und Erfahrungsaustausch und Eine Unterrichtshilfe“ von Pro Natura (Post- der Besichtigung aktueller Probleme und Lö- fach, CH-4020 Basel) und die Zulassungsarbeit sungen vor Ort. Die Organisation lag bei der von Frau Carolin Liebelt, Universität Würz- Gemeinde Münchsmünster und der Stadt Voh- burg. Diese Arbeit ist auf CD erhältlich bei burg und dem Landratsamt Pfaffenhofen. Frau Liebelt oder am HAUS im MOOS.

Weitere Informationsveranstaltungen, auf de- nen das Projekt vorgestellt wurde, waren: 7.11 Sonstige Präsentation des Projektes

- Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags Das Bibermanagement-Projekt wurde auf fol- Neuburg-Schrobenhausen mit Exkursion zu genden Tagungen dem Fachpublikum vorge- Biber-Wald-Problemen im Usseltal stellt: - Biberversammlung der CSU-Kreisgruppe Kelheim im April 2000 in Offenstetten - 2nd International Wildlife Management - Sitzung der CSU-Landtagsausschüsse Umwelt Congress in Gödöllö, Ungarn, Juli 1999 und Agrar, München, im Mai 2000 - 1st Euro-American-Beaver-Congress in Ka- - Biberveranstaltung der CSU-Kreisgruppe zan, Rußland, August 1999 Kelheim im November 2000 - Bibersymposium des Distel-Vereins in Deutsch-Wagram, Österreich, Oktober 1999 - Naturschutz-Fachtagung des Bundes Natur- 7.8. Donaumoostage 2000 und 2001 schutz in Bayern e.V. in Wartaweil, Oktober 1999 Die am HAUS im MOOS im Mai 2000 und - Faunisten-Tag Rheinland-Pfalz, Bad Kreuz- 2001 abgehaltenen Donaumoostage wurden nach, April 2000

22 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

- Zentrallandwirtschaftsfest, München, Sep- tember 2000 - 2nd European Beaver Symposium, Bialowie- za, Polen, September 2000 - Bibertagung im Radolfzeller Aachried, Moos, Oktober 2000 - 1. Biber-Informationsveranstaltung Rhein- landpfalz, Fischbach, November 2000

Auf diesen Veranstaltungen wurde das Projekt sowie Ziele, Maßnahmen und erreichte Ergeb- nisse mit anderen teilnehmenden Experten dis- kutiert.

Zeit- und Kostenaufwand für die Teilnahme an diesen Tagungen erfolgten außerhalb des Pro- jektbudgets.

Weiterhin wurde das Projekt bei 29 Diavorträ- gen in Südbayern vorgestellt, die im Rahmen des BN-Biberberaterprojektes sowie im Rah- men von Kartierungsprojekten gehalten wur- den.

23 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

8 Biberfang Belgien 60 Biber Ungarn 19 Biber 8.1 Biberfang Rumänien 42 Biber Zoos/ Gehege 5 Biber Bei 44 Konfliktfällen, die anders nicht lösbar waren (siehe auch Kapitel 2) wurden von den Obwohl in Bayern in im Rahmen der Wieder- Regierungen Oberbayern und Niederbayern einbürgerung ausschließlich europäische Biber Fanggenehmigungen erteilt. ausgesetzt wurden, ist, wie auch in andern Ge- bieten, nicht auszuschließen, dass einzelne Ka- Die für den Fang notwendigen Fallen werden nadische Biber vorkommen (als Gehegeflücht- den jeweiligen Genehmigungsinhabern von der linge oder aus Gehegen ausgesetzt). Da eine Biberkoordinationsstelle HAUS im MOOS und sichere Unterscheidung der beiden Arten nach den Landratsämtern Pfaffenhofen und Kelheim äußeren Merkmalen nur begrenzt möglich ist, zur Verfügung gestellt. Die tägliche Fallenkon- wurden die gefangen Biber (mindestens 1 je trolle wird nach Schulung von den Genehmi- Fangort) mittels eines Enzymtests (bis Frühjahr gungsinhabern oder von den ausgebildeten ört- 1999) oder eines DNA-Tests (ab Herbst 1999) lichen Biberberatern durchgeführt. untersucht. Die Untersuchungen wurden am Konrad-Lorenz-Institut in Wien und am Lehr- Zur Unterbringung der Tiere zwischen Fang bereich Wildbiologie der LMU München und Weitertransport in die Aussetzungsgebiete durchgeführt. Alle Biber erwiesen sich als Eu- erfolgt weitgehend in der Hälterungsanlage am ropäische Biber (Castor fiber). HAUS im MOOS, in Einzelfällen wurden die gefangenen Biber auch vor Ort untergebracht Die für den Enzymtest notwendige Entnahme (Kapitel 8.3). von Blutproben wurde dankenswerterweise von Herrn Dr. Gauckler und Mitarbeitern vom Tier- Von Mai 1998 bis September 2001 wurden 148 park Nürnberg kostenlos durchgeführt. Die für Biber gefangen (Tabelle im Anhang), die sich den Export notwendigen Veterinärzeugnisse wie folgt auf die Landkreise verteilen: wurden von Herrn Dr. Alfke und Herrn Dr. Kieslich vom Landratsamt Neuburg- Eichstätt 30 Biber Schrobenhausen ebenfalls kostenfrei erstellt; Kelheim 30 Biber dies gilt auch für die von den Veterinären der Neuburg-Schrobenhausen 37 Biber anderen Landkreise erstellten Vorzeugnisse. Pfaffenhofen 51 Biber Die auf bayerischer Seite notwendigen Auf- Im Bereich der Stadt Ingolstadt wurden im Pro- wendungen zur Organisation und Durchführung jektzeitraum keine Biber gefangen. der Wiedereinbürgerungen, erfolgen zeitlich und finanziell außerhalb des Projektes und bis Ende 2000 weitgehend ohne Finanzierung. Im 8.2 Verbleib der gefangenen Biber Projektzeitraum sind dabei bis Ende 2000 etwa 1.750 Arbeitsstunden, etwa 30.000 km und Von den gefangenen Bibern sind 4 aus den etwa DM 3.000 Auslagen angefallen (incl. der Hälterung entkommen und 15 während des Verbringung von außerhalb des Projektgebietes Fangs bzw. der Hälterung verstorben. Die ver- gefangenen Bibern und des Aufwandes des BN- storbenen Biber wurden z.T. an die Veterinär- Biberberaters Nordbayern Markus Schmidbau- medizin der Uni München abgegeben und z.T. er). Seit Anfang 2001 werden die Aufwendung im Rahmen des Ausbildungskurses für örtliche für den Export der Biber durch das Biberbera- Biberberater verwendet. Die verbleibenden 129 ter-Projekt des Bundes Naturschutz in Bayern Biber wurden für Wiedereinbürgerungsprojekte mit Unterstützung des Bayerischen Natur- verwendet bzw. an Gehege abgegeben: schutzfonds abgedeckt.

24 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

8.3 Aufbau und Betreuung der Hälter- bibern früher oder später wieder besiedelt wer- ungsanlagen den.

Zur Unterbringung der gefangenen Biber bis Da der Abfang von Bibern in Bayern erst seit zum Transport in die Aussetzungsgebiete wurde 1997 in größerem Umfang durchgeführt wird, am HAUS im MOOS eine Hälterungsanlage lassen sich zur Zeit bis zur Wiederbesiedlung errichtet. Diese besteht aus Gitterkäfigen von freier Reviere nur wenig Angaben machen. So 2m x 4m. Durch den Aufbau aus Einzelelemen- liegen einige Fälle vor, in denen eine dauerhafte ten können Käfige abgeteilt werden (z.B. für Wiederbesiedlung durch Biber mehrere Jahre Einzelbiber), oder auch zusammengelegt wer- ausblieb (Kläranlage Sinning, Fang von 5 Bi- den (für größere Familien). Der Boden ist ge- bern in 1994, Wiederfang eines Bibers in 2000, gen Untergraben mit Baustahlmatten ausgelegt, Kläranlage Adelshausen, Fang von 4 Bibern in die mit Rindenmulch abgedeckt sind. In den 97/98, bis heute keine Wiederbesiedlung, Stadt Käfigen steht eine Transportkiste als Burg und Pfaffenhofen, Fang von 8 Bibern in 97/98, bis ein Wasserbecken. heute keine Wiederbesiedlung), in anderen Be- reichen sind Biber bereits nach einem Jahr wie- Die ersten Käfige wurden nach Vorgaben von der zugewandert (z.B. Gräben bei Gaden, Ge- einem örtlichen Schlosser gefertigt, weitere meinde Pförring, Hauptgräben im Käfige wurden von einem Hundezwingerher- Donaumoosgräben). steller in Günzburg bezogen. Insgesamt stehen bis zu 18 Einheiten zur Unterbringung zur Ver- Verlässlich Aussagen zur Wiederbesiedlung fügung. werden sich daher erst in einigen Jahren ma- chen lassen, wenn längere Fangstatistiken vor- Teilweise erfolgte die Unterbringung, zumin- liegen. Dazu kommt, dass einzelne Biber, die dest vorübergehend, auch bei den Genehmi- ein Revier neue besiedeln, nicht unbedingt gungsinhabern vor Ort. Dies erfolgte in alten gleich „wahrgenommen“ werden da kleinere Schweineställen oder in abgedeckten Gitter- Probleme eher toleriert und nicht gleich gemel- boxpaletten. Die Gitterboxpaletten haben sich det werden. dabei, bei Aufstellen an einem zuggeschützen Ort, für Unterbringung bis zu einer Woche sehr gut bewährt.

Die Betreuung der Biber am HAUS im MOOS wird vom dortigen Personal übernommen. Die Biber werden täglich gefüttert (Karotten, Äpfel, Weidenzweige); das Wasser in den Becken wird ebenfalls täglich gewechselt. Der Aus- tausch des Rindenmulchs erfolgt nach Bedarf.

An der Hälterungsanlage befindet sich eine Informationsstation zu Biberfang, -hälterung und –export. Diese ist auch unter „Bayerische Biber wandern aus“ auf der Biberseite im Inter- net zu finden (Anhang S.xx).

8.4 Langfristigkeit des Biberfangs

Der Abfang von Bibern aus Revieren, in denen andere Lösungen nicht möglich sind, kann im- mer nur eine vorübergehende Lösung sein, da unbesetzte Biberreviere von wandernden Jung-

25 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

9 Weitere Arbeiten und Ergeb- 9.2 Überarbeitung „Vollzugshinweise nisse Biber“

Die im Rahmen des Projektes gewonnenen 9.1 Zusätzliche Mittel für Finanzierung Erkenntnisse wurden in der Überarbeitung der von Maßnahmen „Vollzugshinweise“ Biber (aktuelle Fassung

Januar 1999) in schriftlichen Stellungnahmen Eine der wesentlichen Voraussetzungen für den und auf einem Gesprächstermin am Umweltmi- Erfolg des Bibermanagements war es, die zu- nisterium eingebracht. sammen mit den Betroffenen entwickelten Lö- sungen oder im Rahmen der langfristigen Kon- Im Rahmen der laufenden Arbeiten erfolgt ein zepte festgelegten Maßnahmen auch dauernder Abgleich der in den Vollzugshinwei- finanzieren und umsetzen zu können. sen gegeben Lösungsmöglichkeiten mit den

auftretenden Konflikten und notwendigen Lö- Die Rahmen des Modellprojektes entwickelten sungsmaßnahmen. Die sich dabei ergebenden Lösungen und Maßnahmen waren aus den Notwendigkeiten zur Anpassung der Vollzugs- bestehenden Finanzrahmen der Landkreise bei hinweise werden in den nächsten Überarbei- Landschaftspflegemitteln und Kleinstmaßnah- tungsgang der Vollzugshinweise mit einge- men nicht voll zu finanzieren. Nach einer ersten bracht. vorliegenden Schätzung der anstehenden Prob- leme und Lösungen wurde im Herbst 1999 für diesen Zweck ein Mittelbedarf von DM 9.3 Kooperation mit Behörden und Ver- 120.000,- veranschlagt. Dafür wurde bei der bänden Regierung von Oberbayern eine Förderung aus

LEADER-II-Mitteln beantragt und mit Be- Alle Arbeiten erfolgten in enger Absprache mit scheid vom Dezember 1998 eine 90%ige För- den zuständigen Unteren Naturschutzbehörden, derung zugesagt. bei denen die Meldungen über Konfliktfälle in

der Regel eingehen. Bei mehreren Die Mittel wurden nach Absprache mit der Besprechungsterminen am HAUS im MOOS Regierung entsprechend der geltenden Rege- und in München wurde das generelle Vorgehen lungen (Landschaftspflegerichtlinien, Kleinst- im Bibermanagement sowie verwaltungs- maßnahmen) eingesetzt. Aus diesen Mittel technische Abläufe mit der Regierung von wurden Gehölzschutz, Elektrozäune, Gewäs- Oberbayern festgelegt. sergestaltung und Ufersicherung finanziert. Der

Verwendungsnachweis für diese Mittel wird für Auf mehreren Terminen am Bayerischen die beteiligten Landkreise und die Stadt Ingol- Staatsministerium für Landesentwicklung und stadt zentral an der Biberkoordinationsstelle Umweltfragen wurden die aktuellen Arbeiten HAUS im MOOS geführt. im Projekt vorgestellt, Vorschläge für die Neu-

gestaltung der Vollzugshinweise gemacht, und Ein weiterer Antrag auf LEADER-II-Förderung die Erfahrungen aus dem Einsatz der örtlichen der auf die Gemeinde entfallenden Kosten des Biberberater im Projektgebiet für bayernweite modellhaften Gewässerpflegplans der Gemein- Umsetzung eingebracht. de Pförring (Kapitel 3.5) wurde von der Regie- rung von Oberbayern geprüft, es konnte aber Ein besonders guter Kontakt besteht zum Bund mangels zur Verfügung stehender Mittel keine Naturschutz in Bayern e.V., der seit Anfang Förderung gewährt werden. 1998 mit Unterstützung des Bayerischen Natur-

schutzfonds eine Biberberatung durchführt

(siehe auch 9.4) und am „Runden Tisch Biber“ mitarbeitet.

Über das Modellgebiet Feldmühle (Bibersiche- rung Teiche) und die Zusammenarbeit mit dem

26 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biberberater des BN für Nordbayern (Haupt- dem Bibermanagement-Projekt und dem Biber- problembereich Biber in Fischteichen) Kontak- beraterprojekt des BN, die noch bestehenden te zur Fischereiwirtschaft. Defizite und der Handlungsbedarf zusammen- gefasst und eine mögliche zukünftige Organi- Kontakte zum Bayerischen Bauernverband und sation des Bibermanagements in Bayern, auch zu Wasser- und Bodenverbänden bestehen vor als Modell für andere konfliktträchtige Arten, allem auf persönlicher Basis mit Orts- und vorgeschlagen wurde. Kreisobmännern des Bayerischen Bauernver- bandes bzw. mit Wasserverbandsvorsitzenden. Dieses Papier sowie die Diskussionsergebnisse der 1. Sitzung des Arbeitskreises im April 1999 Dem regelmäßigen Austausch dient auch der liegen am Umweltministerium, den Regierun- vom Bürgermeister der Gemeinde Münchs- gen und an der Biberkoordinationsstelle HAUS münster initierte „Runde Tisch“ Biber, bei dem im MOOS vor. sich im halbjährliche Abstand Lokal- und Kommunalpolitiker, Behördenvertreter, der Bund Naturschutz in Bayern e.V. und Biberma- 9.6 Defizite im Lösungsinstrumentarium nagement treffen. Die bisherigen Arbeiten zeigen, auch durch die enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit 9.4 Zusammenarbeit mit Biberberater- dem Biberberater des Bundes Naturschutzes in projekt des BN Nordbayern, dass trotz aller Erfolge noch eine ganze Reihe von Defiziten im Lösungsinstru- Eine besonders gute Zusammenarbeit besteht mentarium und in der vorbeugenden Konflikt- mit dem Biberberater-Projekt des BN, für das vermeidung bestehen. Dabei handelt es sich – die Beratung in den südbayerischen Regie- ohne Anspruch auf Vollständigkeit – um: rungsbezirken Schwaben, Oberbayern und Nie- derbayern durchgeführt wird. In Nordbayern ist Vertragsnaturschutz im Wald oder auf nicht der Diplombiologe Markus Schmidbauer im landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht Einsatz. möglich Derzeit besteht auf diesen Flächen nur die Mög- Durch die enge Zusammenarbeit ist es möglich, lichkeit, einen Pachtvertrag mit Förderung aus sowohl in anderen Gebieten entwickelten Lö- Mitteln des Naturschutzfonds anzubieten. sungen für Einzelfälle (z.B. Buchenholzteer für Baumschutz) schnell in größerem Umfang zu Klärung der Haftungsfrage bei „Sekundär- erproben, als auch Ergebnisse des modellhaften schäden“ durch Biber (z.B. vom Biber um- Bibermanagements in der Region Ingolstadt mit genagter Baum auf Auto), insbesondere hin- Kelheim in anderen Landkreisen umzusetzen. sichtlich des Umfangs der Verkehrs- sicherungspflicht Die Organisation der Wiedereinbürgerungen In einer Reihe von Fällen wurde von den Be- wird seit Herbst 1998 ebenfalls gemeinsam für troffenen die Frage nach ihrer Haftung bei Fol- ganz Bayern durchgeführt. gen von Biberschäden gestellt (Einbrüche, her- abfallende Äste von abgestorbenen Bäumen, Bruch von Dämmen an Fischteichen). Zum 9.5 Arbeitskreis „Zukunft Bibermanage- Umfang der Verkehrssicherungspflicht bei Bi- ment“ bervorkommen gibt es zwar ein Urteil aus Hes- sen, für die Betroffene wäre jedoch eine Vorab- Bei einem Gespräch am Umweltministerium feststellung des Umfangs der war ein „Arbeitskreis Bibermanagement“ aus Verkehrssicherungspflicht notwendig. Vertretern der Naturschutzbehörden angeregt worden. Für diesen Arbeitskreis wurde zusam- Einsatz der Vollzugshinweise bzw. der Land- men mit weiteren Biberfachleuten ein Arbeits- schaftspflegerichtlinie für Präventionsmaß- papier verfasst, in dem die Erfahrungen aus nahmen (z.B. Gittereinbau) entlang Straßen,

27 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 wenn keine Dämme oder Deiche betroffen Außenfaktoren (z.B. Tiertransportverbote we- sind, nicht möglich gen Seuchen) jedoch auch jederzeit bei den Zu diesem Punkt gab es mehrere Fälle im Pro- bestehenden Projekten zu „Unterbrechungen“ jektgebiet, die mangels Förderungsmöglichkei- bei den Wiedereinbürgerungen kommen. ten der Präventivmaßnahme durch Abfang ge- löst werden mussten. Die nach den Die bereit seit längerem laufenden Überlegun- Vollzugshinweisen mögliche Förderung schei- gen zur weiteren Verwendung gefangener Biber terte an den Mindestaufwandsgrenzen der vor- sollten deshalb dringend in ein konkretes, recht- gesehenen Förderrichtlinien. lich abgesichertes und mit den betroffenen Ver- bänden abgestimmtes Konzept münden. Gesicherte Möglichkeit zum Schadensaus- gleich bei unverhältnismäßig teuren Präven- tionsmaßnahmen Die grundsätzliche Rechtslage eines Ausgleichs von Biberschäden ist bekannt; in Härtefällen ist ein Ausgleich aus dem freiwilligen Fonds des BN möglich. In einer Reihe von Fällen wäre jedoch der Ausgleich eines möglicherweise entstehenden Schadens billiger als die Präven- tivmaßnahmen (z.B. bei Sicherungsmaßnahmen an Dämmen, bei deren Bruch „nur“ Sachscha- den entstehen würde).

Langfristige Finanzierung von Maßnahmen Im Projektgebiet war aufgrund der zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel (9.1) in vielen Fällen eine schnelle Hilfe und Vorbeugung möglich; dies ist jedoch zukünftig nur mehr begrenzt möglich. Des weiteren sollten auch zukünftig Mittel für die Erprobung von Maß- nahmen zur Verfügung stehen (z.B. für Siche- rung von Einläufen von kleinen Wasserkraft- werken).

Langfristiger Umgang mit abzufangenden Bibern Bisher konnten die abzufangenden Biber für Wiedereinbürgerungsprojekte in anderen Län- dern verwendet werden. Diese Projekte erfolg- ten in Zusammenarbeit mit Behörden und Ver- bänden in den Nehmerländern (Kroatien, Rumänien), zum Teil konnten Biber aufgrund der bestehenden Kontakte an andere Wieder- einbürgerungsprojekte abgegeben werden (Un- garn, Belgien).

Grundsätzlich bestehen zwar in den nächsten Jahren noch Aufnahmemöglichkeiten für Biber in Rumänien, Bulgarien und Jugoslawien; ein Ende der Verwendung gefangener Biber für Wiedereinbürgerungsprojekte ist jedoch abzu- sehen. Aufgrund von nicht beeinflussbaren

28 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

10 Zusammenfassende Bewer- zept für Fachseminare eine erfolgreiche Grund- tung und Perspektive lage für eine weitere aktive Öffentlichkeitsar- beit geschaffen werden, die in der Folgezeit

fortgeführt wird. Durch Zusammenarbeit mit 10.1 Bewertung weiteren Partnern steht auch umfangreiches

Material für die Gestaltung von Schulunterricht Bei den im Projektzeitraum aufgetretenen Ein- zum Biber zur Verfügung. zel-Konflikten zwischen Biber und Mensch konnte in den meisten Fällen eine für alle Sei- Mit am erfolgreichsten war die Ausbildung und ten akzeptable Lösung gefunden und umgesetzt der Einsatz örtlicher Biberberater, die als loka- werden. Ausstehend sind noch eine Reihe von le, unmittelbare Ansprechpartner für Betroffene Fällen Fälle, bei denen der Tausch von Flächen bereits im Vorfeld von Konflikten zur Verfü- durchgeführt werden sollte, Schadensmeldun- gung stehen und im Fall des Falles bei der gen an den BN-Härtefonds aus dem Sommer schnellen Umsetzung von Lösungen helfen 2001 sowie Abfänge, die ab Oktober 2001 können. Dieses Konzept wurde bereits während durchgeführt werden. der Projektlaufzeit bayernweit durch die Baye-

rische Akademie für Naturschutz und Land- Hilfreich waren bei der Lösung von Einzelkon- schaftspflege umgesetzt; es stehen den Natur- flikten die zusätzlich zur Verfügung stehenden schutzbehörden etwa 200 ausgebildete Mittel, da schnell und unbürokratisch Maßnah- Biberberater zur Verfügung. men umgesetzt und getestet werden konnten.

Die Kooperation mit Behörden und Verbänden Das Ergebnis der Entwicklung von Konzepten und die Erfolge im Bibermanagement bedingen zur Konfliktvermeidung und Lebensraumver- sich gegenseitig: Erfolge schaffen Gesprächsbe- besserung befriedigt weniger. Nur in einem reitschaft und Gesprächsbereitschaft ermöglicht Gebiet (Wellenbach) konnte das Konzept Flä- Lösungen. Zwei Beispiele dafür sind die Ko- chenkauf bereits zu einem großen Teil umge- operation des BN mit dem BBV bei der Biber- setzt werden. In einem zweiten Gebiet (Mailin- kartierung in Mittelfranken und der „Runde ger Bach) wird sich die Umsetzung der Lösung Tisch Biber“ in Münchsmünster. Für diese Ko- „Flächentausch“ noch längere Zeit hinziehen. operation konnten vor Ort zumeist gute Kontak- Von den 3 im Projektverlauf begonnen Gewäs- te für die Zukunft geschaffen werden. serentwicklungsplänen konnte nur einer bis

Sommer 2001 abgeschlossen werden (hier lief Insgesamt hat sich, von Einzelfällen abgesehen, durch die selbe Bearbeiterin vorher bereits ein die Situation vor Ort entspannt, und es wurde Flächennutzungsplan). Dabei konnte zwar eine die Gesprächsbereitschaft bei Landnutzern ge- Konfliktverminderung durch verbesserte Förde- schaffen, die für ein langfristiges friedliches rung des biberbedingten Gewässerunterhal- Zusammenleben zwischen Mensch und Biber tungsaufwandes erreicht werden, eine Verbes- notwendig ist. Ein Beispiel dafür mag sein, dass serung der Lebensräume ist aber wegen der in der Biber fast völlig aus den Schlagzeilen der den beplanten Gräben notwendigen Vorflut nur Presse verschwunden ist: man redet jetzt mit- begrenzt möglich. einander statt übereinander.

In einem weiteren Gebiet (Gut Feldmühle) sind Mit tragend für diesen Erfolg waren folgende die Maßnahmen zur zukünftigen Konfliktver- Punkte: meidung zwar abgeschlossen, die Förderung der Kosten ist jedoch noch offen, nachdem die- ♦ mit dem Bibermanagern und den örtlichen se weit über der Planung lagen. Biberberatern sind persönliche Ansprech-

partner da, die bei Konflikten schnell rea- Bei der Öffentlichkeitsarbeit konnten mit der gierten können; ein langer, aufwendiger Ausstellung „Von Menschen und Bibern“, den Schriftverkehr ist nicht notwendig jährlichen Biberfachtagungen am HAUS im MOOS, den Infobriefen Biber und dem Kon- ♦ Lösungen werden pragmatisch gehandhabt (z.B. Genehmigung für Dammentfernung

29 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

vor Ort mit Benachrichtigung der Natur- und in eine Gesprächsrunde am HAUS im schutzbehörde anstatt schriftlicher Antrag) MOOS im März 2001 konkretisiert wurde. ♦ Lösungen werden auch umgesetzt und nicht nur besprochen Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. hat mit ♦ es gibt Finanzierungsmöglichkeiten für Prä- seinem Projekt „Bayernweite Biberberatung“ ventionsmaßnahmen den Grundstein für die dauerhafte Etablierung ♦ der Härtefonds des Bund Naturschutz in des Bibermanagements gelegt; dieses Projekt, Bayern e.V. erlaubt gewisse Schäden aus- in dem ab Oktober 2001 auch die Modellregion zugleichen. Dies schafft Gesprächsbereit- eingeschlossen werden soll, wird vom Bayeri- schaft schen Naturschutzfonds (zu 75%) und vom ♦ in Ausnahmefällen ist der Fang von Bibern Bund Naturschutz in Bayern e.V. (zu 25%) möglich getragen, zunächst bis Ende 2003. Damit ist bis ♦ alle Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung dahin auch die Beratung von Betroffenen bei mit den Naturschutzbehörden auf allen Ebe- Biberkonflikten, die Unterstützung der Natur- nen (vor allen UNB und Höhere NB) schutzbehörden und die Bearbeitung von Scha- ♦ das Bibermanagement ist von den Behörden densfällen für den Härtefonds des Bundes Na- „nach außen“ vergeben. Damit treten der turschutz in Bayern e.V. gesichert. Von Seiten Bibermanager und örtlichen Biberberater der zuständigen Behörden wurde bereits eine nicht als Vertreter einer Interessensgruppe dauerhafte Etablierung auch über 2003 für not- (z.B. Naturschutzbehörde) auf sondern als wendig erachtet und in Aussicht gestellt; dabei weitgehend unabhängige Fachleute und Be- solle das Modell auch als Beispiel für andere rater. Dies ermöglicht auch eine einfachere „Konfliktarten“ dienen. Mittlerfunktion zwischen Behörden und Verbänden Eine große Hilfe und Entlastung bieten die ört- liche Biberberater da, die von den Unteren Na- ♦ Betroffene fühlen sich ernst genommen turschutzbehörden bei „Routine“-Fälle einge-

setzt werden können, und deren weitere Aus- Auf der 4. Biberfachtagung am 20. September und Fortbildung von der Bayerischen Akademie 2001 wurde das Projekt und die dabei erreich- für Naturschutz und Landschaftspflege in Zu- ten Ergebnisse von Vertretern des Bayerischen sammenarbeit mit den Biberberatern des Bun- Staatsministeriums für Landesentwicklung und des Naturschutz in Bayern e.V. durchgeführt Umweltfragen, der Regierung von Oberbayern, wird. Bestellung und Einsatz der örtlichen der Unteren Naturschutzbehörden, des Bundes Berater liegen dann je nach Bedarf bei den Naturschutz in Bayern e.V. und des Bayeri- Unteren Naturschutzbehörden. schen Bauernverbandes insgesamt als Erfolg gesehen, und eine dauerhafte, bayernweite E- Im Rahmen dieser Umsetzung des Projektes tablierung des Bibermanagements als notwen- können dann auch die weiteren Aspekte (Integ- dig betrachtet. ration des Bibers in Planungen, Öffentlichkeits-

arbeit, Ausarbeiten neuer Lösungen bei neuen

Konflikten, Verwendung abzufangender Biber, 10.2 Perspektive ...) in der Diskussion und Abstimmung mit Be-

hörden und Verbänden fortgeführt und den Die im Rahmen des Modellprojektes und der jeweiligen neuen Erkenntnissen angepasst wer- vorausgehenden Pilotprojekte gewonnenen den. Erkenntnisse und erarbeiteten Strukturen und Konzepte wurden teilweise bereits während der Projektlaufzeit umgesetzt (siehe auch einzelne Kapitel). Darauf aufbauend ergeben sich auch die Perspektiven für die dauerhafte Etablierung des Bibermanagements, die bereits im Arbeits- kreis „Zukunft Bibermanagement“ diskutiert

30 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

11 Bibermanagement 2004 bayerischen Biberpopulation, sondern garantiert auch die notwendige Dokumentation der Aus- Seit Erstellung des hier veröffentlichten wirkungen von Managementmaßnahmen (ins- Schlussberichtes zum Projekt „Modellhaftes besondere Abfang) auf die Population und er- Bibermanagement in der Region Ingolstadt mit möglicht ggf. weitergehende Management- Landkreis Kelheim“ ist einige Zeit ins bayeri- maßnahmen. sche Land gegangen. Es soll daher in diesem Kapitel kurz der aktuelle Stand des Bibermana- Nach einer „Grunderfassung“ sollen die Biber- gements dargestellt werden. kartierungen im mindestens 3jährigen Abstand aktualisiert werden. Hier stellt das Netz der BN-Biberberaterprojekt örtlichen Biberberater eine wertvolle Hilfe dar. Mit Ende des Modellprojektes wurde die Regi- So wird z.B. in Unterfranken eine jährliche on Ingolstadt mit Landkreis Kelheim ab 2002 in Kartierung durchgeführt, die von der Regierung das Biberberaterprojekt des Bundes Natur- organisiert wird; die zentrale Auswertung durch schutz in Bayern e.V. aufgenommen. Dieses den Bibermanager Nordbayern sichert eine vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte einheitliche Datenqualität Projekt läuft nach Verlängerung derzeit bis Ende 2006. Es stehen den Behörden und Be- Internet troffenen in Nord- und Südbayern je ein Biber- Die Internetseite zum Biber (www.biber.info, manager für Beratung und Hilfe zur Verfügung. www.bibermanagement.de) wurde mit Förde- rung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. Die Arbeiten der beiden Biberberater zeigen und des Bayerischen Naturschutzfonds ausge- (Dokumentation in den beim Bayerischen Na- baut und bietet umfangreiche Informationen zu turschutzfonds vorliegenden Jahresberichten), allen Aspekten des Bibers, sowie Hinweise auf dass nach wie vor im größten Teil der bayeri- aktuelle Veranstaltungen. schen Bibervorkommen keine oder nur unwe- sentliche Konflikte auftreten, und in den meis- Lösungskonzepte ten Konfliktfällen mit den Betroffenen eine Während mit Betroffenen vor Ort oft Lösungs- Lösung gefunden werden konnte. konzepte gefunden werden, die ein Miteinander von Mensch und Biber ermöglichen würden, Örtliche Biberberater bestehen bei der Umsetzung, vor allem Das Ausbildungsprogramm für örtliche Biber- hinsichtlich der Finanzierung oft und berater und der Ausbildungskurs „Biberkartie- zunehmend Grenzen. ren“ wurde in die regelmäßigen Angebote der Bayerischen Akademie für Naturschutz aufge- Das Vertragsnaturschutzprogramm im Wald nommen, jährlich finden mehrere Kurse statt, gibt es immer noch nicht, und die Mittelkür- bisher wurden über 280 örtliche Biberberater zungen betreffen natürlich auch Möglichkeiten bei der ANL ausgebildet. für Flächenkauf und – anpacht oder für den Kauf von Baumschutzmaterial oder Elektro- Der Einsatz der örtlichen Biberberater in den zäunen. Für den biberbedingten Mehraufwand verschiedenen Landkreisen ist nach wie vor bei der Gewässerunterhaltung oder der Siche- unterschiedlich intensiv und auch hinsichtlich rung von Triebwerken an Kleingewässer beste- Stellung und Aufwandsvergütung unterschied- hen kaum Fördermöglichkeiten. lich. Auch der freiwillige Härtefonds des Bundes Bayernweite Bibererfassung Naturschutzes in Bayern e.V. zum Ausgleich Inzwischen ist ein großer Teil der bayerischen von Biberschäden wurde in den letzten Jahren Bibervorkommen durch von verschiedenen bereits voll ausgeschöpft. Seiten geförderten und durchgeführten Kartie- rungen erfasst. Dies liefert nicht nur verlässli- Fang che Angaben über Verbreitung und Stärke der Die Zahl der in besonderen Konfliktfällen ge- fangenen Biber nimmt von Jahr zu Jahr zu. Dies

31 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 liegt zum einen an der noch zunehmenden Bi- Fazit berpopulation, zum andern daran, dass in den Es gibt sicherlich noch viel und immer wieder dichter besetzten Gebieten die konfliktfreien was zu tun im Bibermanagement, und rechtli- oder –armen Reviere besetzt sind, und neue che Rahmenbedingungen und begrenzte Finan- Ansiedlungen nur in Gewässern mit großem zen setzen immer wieder Grenzen bei der Um- Konfliktpotential entstehen können. setzung von Lösungen. In Anbetracht des „Alters“ des Bibermanagements und der zur Durch die Mithilfe von örtlichen Biberberatern Verfügung stehenden Ressourcen braucht es oder extra im Fang ausgebildeten Fallenbetreu- sich jedoch nicht zu verstecken, im Gegenteil. ern ist der Abfang der Biber in den meisten Fällen sehr effektiv, begrenzend ist hier allen- Das Bibermanagement hat einen neuen Um- falls die Zahl der zur Verfügung stehenden gang mit einem Wildtier in unserer Kulturland- Fallen. schaft gezeigt. Biber und Natur gewähren las- sen und dort, zusammen mit den Betroffenen Problematisch sind hier in Einzelfällen jedoch vor Ort gezielt und lösungsbezogen eingreifen – Biber“freunde“, die den Fang durch Schließen Natur fördernd oder auch durch Wegfang von oder Verstänkern der Fallen oder Befreien ge- Bibern – wo es im Einzelfall notwendig ist. fangener Biber behindern. Dass das Bibermanagement und der Natur- Verwendung gefangener Biber schutz auf diesem Weg auch den letzten Schritt Von den bis Dezember 2003 gefangenen 819 in geht, den Schritt des Tötens einer noch vor Bayern gefangenen Biber wurden 589 für Wie- wenigen Jahrzehnten ausgerotteten Tierart mag dereinbürgerungsprojekte in Kroatien, Rumä- manchen überraschen und von manchem auch nien, Ungarn, Belgien und Spanien abgegeben, abgelehnt werden. Dieser Schritt war jedoch weiter 31 Biber kamen in Zoos oder Gehege. von Anfang an eine Managementoption, die wegen der Exportmöglichkeiten früher einfach Das seit Jahren abzusehende Ende der Mög- nicht zum Einsatz kommen musste. lichkeit, alle gefangenen Biber exportieren zu können, ist bereits gekommen, auch wenn für Bei allen Konflikten und Problemen, die Biber die nächsten 1-2 Jahre noch Nachfragen beste- in unserer Kulturlandschaft verursachen kön- hen. Im Sommer 2002 wurde daher begonnen, nen, darf nicht vergessen werden, dass der Bi- Biber, die nicht exportiert werden können, mit ber auch ein hervorragender Indikator für na- Genehmigung der jeweils zuständigen Regie- turverträgliche und hochwasserschutzsinnvolle rungen nach dem Fang zu töten. Nutzung an Gewässern ist, und dazu ein äußerst günstiger Renaturierer verbauter und zerstörter Die getöteten Biber werden bisher vor allem als Gewässersysteme. Präparate zu Lehrzwecken verwendet. Die Rückkehr des Bibers ist sicherlich eine der Export des Bibermanagements größten Erfolgsgeschichten des Naturschutzes, Nicht nur Biber wurden und werden aus Bayern und ein erfolgreiches Bibermanagement kann exportiert, auch das Bibermanagement selbst sicherstellen, dass nicht nur der Biber zurück- wurde in anderen Ländern übernommen. gekehrt ist, sondern mit ihm und vor allem durch ihn auch wieder mehr Natur und Vielfalt In Niederösterreich wurde in Anlehnung an das an unseren Gewässern. bayerische Modell ab 2002 ein Netz von Bi- berberatern aufgebaut. In Baden-Württemberg sind seit 2003 mehrere hauptamtliche Biberbe- rater unterwegs, eine Ausbildung örtlicher Bi- berberater nach bayerischem Vorbild ist ab 2004 geplant.

32 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

12 Literatur Semiaquatisch Säugetiere. Wiss. Beiträge der Martin-Luther-Universität Wittenberg- Bayerisches Landesamt für Umweltschutz Halle: 215-266. (Hrsg). 1994. Biber. Beiträge zum Artenschutz 18. München. 67 S. Kaplan H. und P. Rubek. 1991. Biberpaper’91. Bund Naturschutz Kreisgruppe Pfaffenhofen Bayerisches Staatsministerium für / Ilm. 14. S. + Anhang Landesentwicklung und Umweltfragen. 1997. Richtlinien über Bewirtschaftungs- Lhota, S. 1999. Ausstellung „Von Menschen verträge des Naturschutzes und der und Bibern“. Dokumetation der Entwicklung Landschaftspflege auf land-wirtschaftlich und Konzeption. Unveröff. Schlußbericht. nutzbaren Flächen (Bayerisches Vertrags- WGM, Linderhof. naturschutzprogramm) v. 1.1.1997. 22 S. Müller, F. 1986. Der Biber. S. 37-49 in Müller, Bayerisches Staatsministerium für F. Wildbiologische Informationen für den Landesentwicklung und Umweltfragen. Jäger Bd. IX. Jagdbuchverlag, Balzers (CH). 1999. Vollzugshinweise über Maßnahmen 200 S. zur Verhinderung von Schäden durch Biber. 12 S. Novak, M. 1987. Beaver. S. 283-312 in: Novak, M. Baker, J.A., Obbard, M.E. und B. Djoshkin, W.W. und W.G. Safonov. 1972. Die Mallock (Hrsg.). Wild furbearer Biber der Alten und Neuen Welt. A. management and conservation in North Ziemsen-Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. America. Ashton-Potter, Ontario. 1006 S. 168 S. Piechocki, R. 1989. Elbebiber. S. 588-615 in: DVWK (Deutscher Verband für Stubbe, H. (Hrsg.). Buch der Hege. Band 1: Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V.) Haarwild. Verlag Harri Deutsch, Thun, (Hrsg). 1997. Gestaltung und Sicherung der Frankfurt/Main. 706 S. von Bisam, Biber und Nutria besiedelten Ufer, Deiche und Dämme. Wirtschafts- und Reichholf, J.H. 1988. Biber. S. 104-113 in: Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, Grzimek, B. (Hrsg.). Grzimeks Bonn, 83 S. Enzyklopädie der Säugetiere Band 3. Kindler, München. 647 S. Elmauer, K. 1999. Fotodokumentation der WGM, Linderhof. Schmidbauer, M. 1997. Bestandsermittlung, Problemanalyse sowie Erarbeitung eines Fisel, U., Luding, H. und E. Fisel. 1996. Maßnahmenkonzeptes und dessen Pilotprojekt Biber in Bayern. Umsetzung zu Bibverkommen in Modellvorhaben zur Problemlösung in ausgewählten Oberpfälzer Teichgebieten. landwirtschaftlichen Bereichen. Bayerisches Unveröff. Schlußbericht an die Regierung Landesamt für Umweltschutz, München. 52 der Oberpfalz. 82 S. S. + Anhang. Schmidbauer, M. 1998. Biber in Mittelfranken. Heidecke, D. und P. Ibe. 1998. Der Elbebiber. Kartierung und Vorbereitung von Biologie und Lebensweise. Förder- und Maßnahmen zur Konfliktvermeidung. Bund Landschaftspflegeverein Biospährenreservat Naturschutz in Bayern e.V., Nürnberg 118 „Mittlere Elbe“, Dessau. 26 S. S. + Anhang.

Heidecke, D. und B. Klenner-Fringes. 1992. Schmidbauer, M. und G. Schwab. 2000. Studie über die Habitatnutzung des Bibers in Jahresbericht 1999 über die Tätigkeits als der Kulturlandschaft. 2. Int. Symp. BN-Biberberater. Unveröff. Bericht an den Bayerischen Naturschutzsfonds. 18. S.

33 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Schmidbauer, M. und G. Schwab. 2001. Waldbewirtschaftung in Bayern. Herbert Utz Jahresbericht 2000 über die Tätigkeits als Verlag, München. 321 S. BN-Biberberater. Unveröff. Bericht an den Bayerischen Naturschutzsfonds. 18. S.

Schneider, A. 1999. Evaluation der Ausstellung „Von Menschen und Bibern“. Unveröff. Schlußbericht. WGM, Linderhof.

Schwab, G. 1996. Biberprobleme und - lösungen im Landkreis Neuburg- Schrobenhausen. Unveröff. Schlußbericht an die Reg. von Oberbayern, München, 47 S.

Schwab, G. 1998 Bibermanagement in der Region 10. Unveröff. Schlußbericht. WGM, Linderhof.

Schwab, G. 1998. Biber in der bayersichen Kulturlandschaft – Landschaftsgestalter ohne Raum. Schr.-R. f. Landschaftspfl. u. Natursch. 56:221-232.

Schwab, G. 2001. Handbuch für den Biberberater. Seminarunterlagen für die Ausbildung örtlicher Biberberater. HAUS im MOOS, Kleinhohenried, Loseblattsammlung.

Schwab, G. 1998. Erkenntnisse aus dem Bibermanagement in Südbayern und in der Region Ingolstadt mit Landkreis Kelheim. Manuskript zum Vortrag auf der 1. Fachtagung Biber am HAUS im MOOS, 22.9.1998. 9 S.

Schwab, G., Dietzen, W. und G. v. Lossow. 1992. Biber in Bayern. Unveröff. Schlußbericht an das bayerische Landesamt für Umweltschutz, München, 98 S.

Weinzierl, H. 1973. Projekt Biber. Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 63 S.

Weinzierl, H. und K. Frobel. 1998. Auf zu neuen Ufern! Die Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern. Nationalpark 100:46-50.

Zahner, V. 1997. Der Einfluß des Bibers auf gewässernahe Wälder. Ausbreitung der Population sowie Ansätze zur Integration des Bibers in die Forstplanung und

34 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Verzeichnis Anhang

- Tabelle der bis 30.09.2001 bearbeiteten Bi- berfälle im Projekt „Modellhaftes Biberma- nagement in der Region Ingolstadt mit Landkreis Kelheim“

- Fototeil

- Fotodokumentation der Ausstellung „Von Menschen und Bibern"

- Inhalt des Kurses „Ausbildung zum örtli- chen Biberberater“

- Hintergrundinformationen (Auszug aus dem Handbuch für Biberberater): Biologie des Bibers, Biber in Bayern, Biber in der Kultur- landschaft: Konflikte und Lösungen.

35 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 1 EI Altmannstein, R. 1 1 1 1 2 EI Altmannstein, H. 1 1 3 EI Buxheim, G. 1 1 1 4 EI Buxheim, K. 1 1 1 5 EI Buxheim, K. 1 x 1 1 6 EI Dollnstein, G. 1 1 7 EI Dollnstein, O. 1 1 8 EI Dollnstein, W. 1 x 9 EI Großmehring, G. 1 1 1 10 EI Großmehring, H. 1 1 1 11 EI Großmehring, O. 1 1 12 EI Großmehring, R. 1 1 1 13 EI Großmehring, S. x 1 14 EI Großmehring, S. 1 1 1 15 EI Hagenacker, W. 1 1 16 EI Hexenagger, L. 1 1 17 EI Hofstetten, K. 1 1 1 1 1 18 EI Inching, S. 1 x 19 EI Kipfenberg, G. 1 x 20 EI Kipfenberg, W. 1 1 1 1 21 EI Kirchanhausen, S. 1 1 1 1 22 EI Kottingwörth, P. 1 1 1 1 23 EI Landshofen, B. 1 1 1 24 EI Mörnsheim, G. 1 1 1 1 25 EI Pförring, F. 1 1 26 EI Pförring, G. 1 1 1 1 1 27 EI Pförring, K. 1 1 28 EI Pförring, M. 1 1 29 EI Pförring, W. 1 1 30 EI Pförring, G. 1 1 1 1 1 31 EI Pfünz, B. 1 x 32 EI Sandersdorf, G. 1 1 33 EI Schambach, M. 1 1 1 34 EI Walting, Z. 1 x 35 EI Wellheim, F. 1 1 36 EI Wellheim, R. 1 x 37 EI Wellheim, S. 1 1 38 IN Ingolstadt, G. 1 1 39 IN Ingolstadt, E. 1 1 1 1 1 40 IN Ingolstadt, G. 1 1 1 1 41 IN Ingolstadt, H. 1 1 42 IN Ingolstadt, H. 1 1 1 1 1 43 IN Mailing, E. 1 1 1 44 IN Mailing, G. 1 x 45 IN Mailing, H. 1 x 1 46 IN Mailing, S. 1 1 1 1 1 47 IN Weiher, R. 1 1 1 1

36 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle (Fortsetzung)

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 48 IN IN, O. 1 1 49 IN Prielwiesgraben, P. 1 1 50 IN Weiher R. 51 IN Ingolstadt, S. 1 1 52 IN Ingolstadt, S. 1 x 53 IN Weiher Pfarrhof 1 1 54 IN Zulaufgraben A. 1 1 1 55 KEH , B. 1 1 1 1 56 KEH Abensberg, B. 1 1 1 57 KEH Abensberg, S. 1 1 58 KEH Abensberg, S. 1 1 1 1 59 KEH , W. 1 1 60 KEH Bad Gögging, E. 1 1 61 KEH Einberg, B. 1 1 62 KEH , M. 1 1 63 KEH Grubmühle, S. 1 1 64 KEH Hausen, F. 1 1 1 1 65 KEH , M. 1 1 1 66 KEH Irnsing, K. 1 1 67 KEH Kelheim, P. 1 1 68 KEH , E. 1 1 1 1 1 1 69 KEH Mauern, B. 1 1 70 KEH Mauern, P. 1 1 1 1 71 KEH Neustadt, W. 1 1 1 1 1 72 KEH NSG Goldau 1 1 73 KEH Rappersdorf, G. 1 1 1 1 74 KEH Saal, K. 1 1 75 KEH , F. 1 1 76 KEH Siegenburg, L. 1 1 1 1 77 KEH Mainburg, S. 1 1 1 78 KEH Staudach, F. 1 1 79 KEH Staudach, S. 1 1 80 KEH , G. 1 1 81 KEH Wildenberg, W. 1 1 82 ND Aresing, G. 1 1 83 ND Berg i. Gau, G. 1 1 84 ND Berg i. Gau,M. 1 1 1 85 ND Bertholdsheim, A. 1 x 86 ND Bertholdsheim, J. 1 1 87 ND Bertholdsheim, R. 1 x 88 ND Bertholdsheim, S. 1 x 1 89 ND Bertholdsheim, S. 1 x 90 ND Burgheim, F. 1 1 91 ND Burgheim, G. 1 1 92 ND Burgheim, G. 1 1 93 ND Burgheim, R. 1 1 94 ND Edelshausen, W. 1 1 95 ND Feldmühle, A. 1 1 1 1 1

37 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle (Fortsetzung)

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 96 ND Klingsmoos, G. 1 1 97 ND Hatzenhofen, K. 1 x 98 ND Höfelhof, S. 1 1 99 ND Hohenried, D. 1 1 100 ND Hörzhausen, G. 1 1 101 ND Hörzhausen, R. 1 1 1 102 ND Hütting, B. 1 1 103 ND Hütting, B. 1 1 1 1 104 ND Karlshuld, B. 1 1 105 ND Karlshuld, F. 1 1 1 106 ND Karlshuld, H. 1 1 1 1 107 ND Königsmoos, D. 1 1 108 ND Mühlried, S. 1 1 109 ND Neuburg, G. 1 1 1 110 ND Neuburg, B. 1 1 111 ND Neuburg, G. 1 1 1 112 ND Neuburg, E. 1 1 113 ND Neuburg, F. 1 1 1 114 ND Neuburg, G. 1 1 115 ND Neuburg, G. 1 1 116 ND Neuburg, L. 1 1 1 117 ND Neuburg, S.. 1 1 118 ND Neuburg, S. 1 1 1 119 ND Oberarnbach, K. 1 1 120 ND Oberarnbach, S. 1 1 121 ND Oberarnbach, S. 1 1 1 122 ND Oberhausen, G. 1 1 123 ND Obermaxfeld, W. 1 x 124 ND Rennertshofen, G. 1 1 125 ND Rennertshofen, B. 1 1 126 ND Rennertshofen, D. 1 x 127 ND Rennertshofen, E. 1 x 128 ND Rennertshofen, W. 1 1 129 ND Riedensheim, R. 1 x 130 ND Rohrenfels, S. 1 1 131 ND Rosing, L. 1 1 1 1 132 ND Sandizell, H. 1 1 1 1 133 ND Sandizell, U. 1 1 1 1 1 134 ND Schrobenhausen, D. 1 1 135 ND Starkertshofen, D. 1 1 136 ND Stepperg, L. 1 1 137 ND Stepperg, G. 1 1 138 ND Trugenhofen, S. 1 1 1 1 1 1 139 ND Trugenhofen, H. 1 1 140 ND Trugenhofen, H. 1 141 ND Trugenhofen, R. 1 1 1 142 ND Unterstall, S. 1 1 143 ND Unterweilenbach, S. 1 1

38 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle (Fortsetzung)

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 144 ND Klingsmoos, D. 1 1 1 1 1 145 ND Weichering, G. 1 1 146 ND Zell. L. 1 1 147 ND Zell, A. 1 1 148 ND Zell, M. 1 1 1 1 1 149 PAF Ainau, G. 1 1 1 1 150 PAF Vohburg, B. 1 1 151 PAF Geisenfeld, W. 1 1 152 PAF Einberg, B. 1 1 153 PAF Engelbrechtsm., B. 1 1 154 PAF Ernsgaden, F. 1 1 155 PAF Ernsgaden, R. 1 1 156 PAF Fahlenbach, H. 1 1 157 PAF Fahlenbach, H. 1 1 1 158 PAF Feinkäs, U. 1 1 1 159 PAF Feilenmoos, F. 1 1 160 PAF Scheyern, F. 1 1 1 161 PAF Geisenfeld, D. 1 1 1 1 162 PAF Geisenfeld, E. 1 1 163 PAF Geisenfeld, H. 1 1 164 PAF Geisenfeld, H. 1 1 1 165 PAF Geisenfeld, K. 1 1 166 PAF Geisenfeld, K. 1 1 167 PAF Geisenfeld, M. 1 1 168 PAF Geisenfeld, R. 1 1 169 PAF Geisenfeld, S. 1 1 170 PAF Geisenfeld, W. 1 1 1 1 1 1 171 PAF Geisenfeld, W. 1 1 172 PAF Geisenfeld, W. 1 1 173 PAF Geisenfeld, W. 1 1 1 1 174 PAF Gerolsbach, W. 1 1 175 PAF Gerolsbach, G. 1 1 176 PAF Hartacker, G. 1 1 177 PAF Hohenwart, L. 1 x 178 PAF Ilmendorf, S. 1 1 179 PAF Ilmmünster, P. 1 1 1 1 180 PAF Irsching, A. 1 1 1 181 PAF Irsching, B. 1 1 1 182 PAF Irsching, B. 1 1 1 183 PAF Irsching, E. 1 1 184 PAF Irsching, S. 1 1 185 PAF Irsching, S. 1 1 1 186 PAF Irsching, S. 1 1 187 PAF Irsching, T. 1 1 188 PAF Jetzendorf , Ö. 1 1 189 PAF Jetzendorf, E. 1 1 190 PAF Kleinreichterth., S. 1 x 191 PAF Manching, B. 1 1 1 1 1

39 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle (Fortsetzung)

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 192 PAF Manching, K. 1 1 193 PAF Manching, S. 1 x 194 PAF Münchmsünster, R. 1 1 1 195 PAF Münchsmünster, G. 1 1 196 PAF Münchsmünster, W. 1 1 1 1 197 PAF Münchsmünster, W. 1 1 1 1 1 198 PAF Niederlauterbach, R. 1 1 199 PAF Niederlauterbach, E. 1 1 1 200 PAF Parleiten, B. 1 1 201 PAF Pfaffenhofen, B. 1 1 202 PAF Pfaffenhofen, G. 1 1 1 203 PAF Pörnbach, R. 1 1 1 1 204 PAF Pörnbach, G. 1 1 205 PAF Reicherthofen, H. 1 x 206 PAF Reichertshausen, A. 1 1 207 PAF Reichertshausen, D. 1 1 208 PAF Reichertshausen, K. 1 1 209 PAF Reichertshausen, S. 1 1 1 1 1 210 PAF Reichertshausen, S. 1 1 211 PAF Reichertshausen, G. 1 1 1 1 212 PAF Reichertshausen,.K. 1 1 1 1 1 213 PAF Reichertshofen, A. 1 1 214 PAF Reichertshofen, H. 1 1 215 PAF Reichertshofen, W. 1 1 216 PAF Reichertshofen, W. 1 1 217 PAF Reichertshofen, K. 1 1 218 PAF Rockolding, R. 1 x 219 PAF Rockolding, S. 1 1 1 220 PAF Rohrbach, G. 1 1 221 PAF Rohrbach, M. 1 1 222 PAF Rohrbach, S. 1 1 1 223 PAF Rohrbach, S. 1 1 1 1 1 224 PAF Rohrbach, W. 1 x 225 PAF Scheyern, K. 1 1 226 PAF Seibersdorf, W. 1 1 227 PAF Starkertshofen, K. 1 1 228 PAF Starzhausen, L. 1 1 1 1 229 PAF Tegernbach, K. 1 1 230 PAF Vohburg, M. 1 1 231 PAF Vohburg, P. 1 1 1 232 PAF Vohburg, S. 1 x 233 PAF Vohburg, S. 1 1 234 PAF Wackerstein, E. 1 1 235 PAF Weichenried, F. 1 1 1 1 236 PAF Weichenried, F. 1 1 1 237 PAF Weichenried, K. 1 1 1 1 238 PAF Weichenried, S. 1 1 1 1 1 239 PAF Rockolding, W. 1 1 1 1 1

40 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Tabelle der vom 1.5.1998 bis 30.09.2001 bearbeitete Biberfälle (Fortsetzung)

Konflikt Lösungen Nr. Lkr Fall FF FG BD U kB SA RS FK DD DB US EV BS F EZ FM B so 240 PAF Westenhausen, S. 1 1 1 241 PAF Westenhausen, P. 1 1 242 PAF Westenhausen, W. 1 1 1 243 PAF Zierlmühle, G. 1 1 Summe 60 57 70 92 9 36152615392217434425 6 1133 in % der Fälle 25 23 29 38 3,7 15 6,2 11 6,2 16 9,1 7 18 18 10 2,5 4,5 14

Erläuterung: FF Fraß an Feldfrüchten FG Fraß an Gehölzen BD Biberdämme U Unterminierung

kB kein Biber SA Schadensausgleich, (x) = Schaden unter DM 200,-- RS Randstreifen nach dem BVNP FK Flächenkauf oder -tausch DD Dammdrainagen DB Dammbeseitigung oder Abtragen US Ufersicherung EV Einbrüche verfüllen BS Einzelbaumschutz FFang EZ Elektrozaun FM Förderung Mehraufwand Gewässerpflege B Beratung so sonstiges

41 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biberfraßstelle in einem Maisacker bei Vohurg

Biberfraßgang in einem Weizenacker bei Hausen

42 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Ausstiege eines Bibers in ein Maisfeld bei Hütting

Biberfällungen bei Scheyern

43 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biberfällung in einem Privatgarten

Gefällte Weide an der Paar

44 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biberdamm in einem Graben bei Hausen

Durch Biberdamm überflutete Fläche am Wellenbach

45 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Durch Biber vernässte Fläche am Rhein-Main-Donaukanal

Eingebrochene Biberröhre in einem Acker an der Altmühl

46 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Durch Biberröhre ausgelaufener Fischteich bei Jetzendorf

Dammbruch an der Kläranlage Adelsdorf

47 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Randstreifen gegen Einbruchgefahr durch Biberöhren auf landwirtschaftlichen Nutzflächen bei Mauern (KEH)

Elektrozaun gegen Fraßschäden durch Biber

48 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Drahthose als Schutz gegen Biber

Natürliche Wiederbestockung vom Biber gefällter Weiden

49 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Entfernen eines Biberdammes zur Verhinderung von Vernässungsschäden

Drainage eines Biberdammes zur Absenkung des Wasserspiegels

50 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Einsatz eines Elektrozaunes zur Verhinderung von Bauaktivitäten des Bibers

Ufersicherung mit Spundwänden

51 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Ufersicherung mit eingegrabenen Wellengittern an der Kleinen Donau.

Das wichtigste im Bibermanagement: der persönliche Kontakt

52 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Örtliche Biberberater bei der Ausbildung, Teil Kartierung von Biberrevieren

Die beste Lösung für die Vermeidung von Konflikten mit Bibern: mehr Raum für die Natur an den Gewässern

53 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Informationsblatt zur Ausstellung „Von Menschen und Bibern“ (auch folgende Seite)

54 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

55 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Das Zentrum der Ausstellung: eine lebensgroß nachgebaute Biberburg.

Eine Stellwand informiert über Konflikte zwischen Menschen und Bibern.

56 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Eine Krabbelkiste macht den Biber „begreifbar“.

Das Gegenstück zu den Problemen: die Stellwand mit Lösungen für Biberkonflikte.

57 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

58 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

59 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biologie des Bibers Die Fortbewegung im Wasser besorgen haupt- sächlich die großen, mit Schwimmhäuten ver-

sehenen Hinterfüße, die Biberkelle hat lediglich Systematik unterstützende Wirkung. An den Füßen befin-

den sich kräftige Krallen, die beim Graben ein- Biber gehören zu den Nagetieren, deren gesetzt werden. An den Hinterfüßen ist eine Stammform vor ca. 50 Mio. Jahren lebte. Im dieser Krallen als Doppelkralle ausgebildet: die Laufe der Evolution der Biber gab es viel mehr "Putzkralle", die der Biber als Kamm bei der Gattungen und Arten als heute. Vor etwa 15 Fellpflege benutzt. Die kleineren Vorderfüße Millionen Jahren entwickelte sich unsere heuti- sind als geschickte Greifhände ausgebildet, mit ge Art, der eurasische Biber (Castor fiber), die denen der Biber Stecken zum Abnagen festhal- sich über ganz Eurasien ausbreitete und schließ- ten und drehen kann. Beim Tauchen werden die lich über eine Landbrücke zwischen Sibirien Vorderfüße eng an den Körper angelegt. und Alaska auch Nordamerika erreicht. Dort entwickelte sich vor etwa 2 Millionen Jahren Das Biberfell ist eines der dichtesten im Tier- die 2 Biberart, der nordamerikanische Biber reich. Auf der Rückenseite sind bis zu 12.000 (Castor canadensis). Haare auf den cm2, auf der Bauchseite bis zu

23.000. Das Haarkleid besteht aus einer dichten Während sich die beiden Arten eindeutig unter- Unterwolle, die von an der Spitze verbreiterten scheiden (der kanadische Biber ist kleiner und Grannenhaaren abgedeckt wird. Das Fell wird besitzt weniger Chromosomen), wird die Frage, regelmäßig mit Hilfe der Putzkralle gekämmt ob es innerhalb des eurasischen Bibers Unterar- und mit einem Sekret der Öldrüsen eingefettet. ten gibt, noch diskutiert. Das zwischen den Haaren gespeicherte Luft-

polster bietet Wärmeschutz und unterstützt den

Auftrieb beim Schwimmen. Das Biberfell ist in Merkmale und Anatomie, Anpassungen ans der Regel hell- bis dunkelbraun, es kommen Wasserleben aber auch schwarze Exemplare vor.

Biber sind nach dem südamerikanischen Was- Nase, Augen und die kleinen Ohrmuscheln serschwein das zweitgrößte Nagetier der Welt. liegen hoch am Kopf auf einer Linie. So kann Erwachsene Tiere können ein Gewicht von über der Biber bei Gefahr fast vollständig abtauchen 30 kg erreichen und eine Länge von über 1,3m. und nur den oberen Teil des Kopfes zum Si- Weibchen werden dabei geringfügig größer als chern über Wasser halten. Beim Tauchen wer- die Männchen. Biber sind also ein ganzes Stück den Nase und Ohren verschlossen. größer als ein Reh.

Hör- und Geruchssinn sind beim Biber am bes- Während Biber an Land oft plump und unbe- ten ausgebildet, das Sehvermögen hingegen ist holfen wirken, ist ihr Körper dem Leben im nur schwach entwickelt. Biber sehen vor allem Wasser hervorragend angepasst. Der Kopf geht im Nahbereich und nur in Grauschattierungen. fast halslos in den nach hinten breiter werden- Die Sinneszellen für das Farbsehen fehlen im den Rumpf über, die gesamte Gestalt ist im Biberauge. Tasthaare an der Schnauze ermögli- Wasser spindelförmig. chen dem Biber die Orientierung im trüben

Wasser und beim Eintauchen in den Bau. Das auffälligste Merkmal des Bibers ist wohl seine Kelle, der bis zu 35 cm lange, breit abge- Biber haben ein typisches Nagergebiss mit ins- flachte und beschuppte Schwanz. Die Kelle ist gesamt 20 Zähnen. Im Ober und Unterkiefer ein wahres Multifunktionsorgan. Sie dient beim sitzen die kräftigen, tief im Kiefer verankerten Schwimmen der Steuerung und unterstützt den Schneidezähne. Sie sind wurzellos und wachsen Vortrieb, sie dient als Fettspeicher für die karge ständig nach. Die Vorderseite der Schneidezäh- Winterszeit, sie ist Stütze für den sitzenden ne besteht aus einer schmalen härteren Biber und dient der Alarmierung von Schmelzschicht, der breitere hintere Teil aus Familiengenossen. weicherem Dentin. Wegen ihrer unterschiedli-

60 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 chen Härte nutzen sich die beiden Schichten geglichen und verschiebt sich später zugunsten verschieden stark ab. Dadurch sind diese zwei- der Weibchen. schichtigen Schneidezähne ständig scharf. Die für das Fällen von Bäumen notwendige Beiß- Die Jungen können von Anfang an Schwim- kraft liefert die stark ausgeprägte Kiefermusku- men, das Tauchen muss aber erlernt werden. latur. Die kleinen Biber werden etwa 6-8 Wochen gesäugt, die Bibermilch ist etwa doppelt so Auf jeder Seite sitzen oben und unten im Kiefer nahrhaft wie Kuhmilch. Während der ersten je 4 Backenzähne die zum Zerkleinern der Nah- Wochen bleiben die Jungen im Bau. In der drit- rung dienen. Die durch die fehlenden Zähne ten Lebenswoche fangen die Jungbiber an, an entstandene Lücke zwischen Schneidzähnen Gräsern und Kräutern zu nagen, mit 4 Wochen und den Backenzähnen wird als "Diastema" bilden diese bereits einen Großteil der Nahrung, bezeichnet. In diese Lücke können die Biber die Muttermilch ist nur noch Ergänzung. ihre Lippen zurückziehen und so den Mund- raum vollständig schließen. Dies verhindert, Während der gesamten Aufzuchtzeit werden die dass beim Nagen Späne oder beim Tauchen Jungen von den Eltern und den älteren Ge- Wasser in den Mundraum kommt. Es erlaubt schwistern umsorgt, und wenn sie zu früh den Bibern auch, unter Wasser zu nagen. Bau verlassen, wieder zurückgebracht.

Biber sind hervorragende Taucher. In der Regel Die Jungensterblichkeit der Biber ist hoch. Die tauchen sie nur etwa 2-5 Minuten, können bei Tiere kommen bei der Umstellung von Mutter- Gefahr aber auch bis zu 20 min unter Wasser milch auf Grünnahrung ums Leben, werden von bleiben. Bei den langen Tauchgängen wird der Hochwasser aus dem Revier gespült oder fallen Blutkreislauf so gesteuert, das nur das Gehirn Raubfischen, einem Fuchs oder streunenden mit Sauerstoff aus dem Blut versorgt wird, der Hunden zum Opfer. Nur 25-50% der Jungen restliche Körper wird mit dem im Muskelgewe- erreichen ein Alter von 2 Jahren und können ein be gespeicherten Sauerstoff versorgt. eigenes Revier gründen.

Die Ausscheidungsorgane und die Öffnung der Mortalitätsursachen von Bibern in wurden bis- Geschlechtsorgane sind beim Biber in einer her vor allem am Elbebiber erforscht. Am be- Kloake zusammengefasst. Beim Männchen deutendsten sind Infektionen nach Bissverlet- liegen Penis und Hoden im Körper. zungen, die bei Revierkämpfen stattfinden. Die Bisswunden selbst sind nur in seltenen Fällen Verwechslungsmöglichkeiten bestehen vor tödlich. allem mit 2 weiteren Arten, die am und im Ge- wässer leben, Bisamratte und Nutria. Unter- Die zweite wesentliche Verlustursache sind schiede bestehen in der Größe (Nutria bis 10 anthropogene Verluste. Dazu gehören Nachstel- kg, Bisam bis 1 kg) und in der Form des lungen durch Menschen (erschlagen, schießen, Schwanzes, der beim Bisam seitlich abgeflacht vergiften) und Verkehrsunfälle. Weitere Ver- und bei der Nutria im Querschnitt dreieckig ist. lustursachen sind Krankheiten und Parasiten, Alterstod und Hochwasser (vor allem für Jung- tiere). Reproduktion und Mortalität In besonders strengen Wintern kann es zu Ver- Die Paarungszeit der Biber liegt im Winter, vor lusten kommen, wenn kleine Gewässer bis auf allem im Januar und Februar. Die Paarung fin- den Grund zufrieren und die Biber von ihrer det im Wasser statt. Nach 105 bis 109 Tagen Nahrung abgeschlossen werden. Tragzeit werden im Mai bis Juni die behaarten und sehenden Jungen geboren. Die Wurfgröße Natürliche Feinde haben bei uns nur die Jung- umfaßt zumeist 1-3 Tiere. Das Geburtsgewicht biber (Fuchs, Hunde, Seeadler, Raubfische). In liegt bei 500 bis 700 g. Das Geschlechterver- anderen Gebieten stellen Bär, Wolf, Luchs und hältnis bei neugeborenen Bibern ist etwa aus- selten Vielfrass auch erwachsenen Bibern nach.

61 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Der Einfluss der Raubtiere auf die Biberpopula- Populationswachstum und -regulation tion bewegt sich aber auch in natürlichen Le- bensraum nicht auf einem Niveau, in dem er Auch ohne natürliche Feinde wachsen Biberpo- bestandsregulierend wäre. pulationen nicht in den Himmel. Die Regulation der Biberpopulation, das heißt die Anpassung Wenn Biber alle Widrigkeiten überleben kön- der Bestandsgröße an den vorhandenen Lebens- nen sie in Freiheit bis 17 Jahre alt werden; raum erfolgt vielmehr über das Reviersystem durchschnittlich werden jedoch nur 10 Jahre der Biber. erreicht. In Gefangenschaft können Biber über 30 Jahre erreichen. Solange noch Lebensräume frei sind, können sich abwandernde Jungtiere in diesen ansiedeln und ein eigenes Revier gründen. Dies geschieht Alters- und Geschlechtsbestimmung oft nicht am Rand der bestehenden Population, sondern bis mehrere Dutzend km entfernt. Da- Biber haben keine äußeren Geschlechtsorgane, durch bildet sich zunächst ein "Flickerlteppich" die Unterscheidung zwischen Weibchen und von Bibervorkommen, von denen viele zu- Männchen ist im Freien in der Regel nicht mög- nächst nicht bekannt werden. In einen zweiten lich. Ein Ausnahme sind säugende Weibchen, Schritt werden dann die Lücken zwischen den die an ihren Zitzen zu erkennen sind. Vorkommen besiedelt. Wenn sich die Biberpo- Eine sichere Unterscheidung der Geschlechter pulation ihrer Kapazität nähert, können zu- ist nur an toten oder betäubten Tieren möglich. nächst die Reviere etwas verkleinert werden, Männchen haben einen Penisknochen, der schließlich jedoch finden wandernde Biber durch die Bauchdecke ertastet werden kann keinen Platz mehr, es kommt zu vermehrten (unsicher), oder aber durch Röntgen nachge- Kämpfen und zu einer höheren Sterblichkeit. wiesen werden kann. Am toten Tier kann der Auch in den bestehenden Revieren kommt es Penisknochen herauspräpariert werden. Ein durch die Revierverkleinerung und den durch weitere Möglichkeit zur Unterscheidung der die hohe Siedlungsdichte bedingten Streß zu Geschlechter ist die unterschiedliche Farbe des geringerem Gewicht, geringeren Nachwuchsra- Bibergeils bei Männchen und Weibchen. ten und höherer Mortalität. Die effektive Zu- wachsrate, die bei sich ausbreitenden Biberpo- Für die Bestimmung des Alters gibt es beim pulationen 15 bis über 20% erreichen kann, Biber mehrere Möglichkeiten, die unterschied- sinkt auf Null. lich genau sind. Die Abschätzung nach Größe und Gewicht der Tiere ermöglicht eine grobe Einteilung in Jungtiere, subadulte und adulte Lebensweise Tiere. Dabei sind aber Fehleinschätzungen möglich, da das Gewicht im Jahresverlauf und Biber leben in Familienverbänden, die in der zwischen verschiedenen Teilpopulationen Regel aus den Elterntieren und den beiden letz- schwankt. ten Jungengenerationen bestehen. Wenn im Frühjahr die neuen Jungen geboren werden, Sichere Methoden zur Altersbestimmung, am müssen die ältesten, jetzt geschlechtsreif wer- besten kombiniert, sind der Zahnwechsel, der denden Jungen das elterliche Revier verlassen Zahnabschliff, verschiedene Schädelmaße so- und sich auf die Suche nach einem eigenen wie die Verknöcherung von Knochennähten. Revier machen. Beim Männchen kommen dazu noch Größe und Gewicht des Penisknochens. Alle diese Metho- Die Biberreviere werden von den Familienmit- den sind in der Regel nur an toten Bibern an- gliedern mit Bibergeil, einem Sekret aus den wendbar. Bibergeildrüsen markiert und gegen andere Biber verteidigt. Im Revier werden meist meh- rere Wohnbaue angelegt, die in unterschiedli- chen Ausprägungen und Übergangsstufen vom einfachen Erdbau bis zur "klassischen", voll-

62 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 ständig von Wasser umgebenen Biberburg vor- Weiden und Pappeln, fällen aber auch Buchen, kommen können. Die Baue bestehen im Grund- Eichen und Nadelhölzer. prinzip aus einem Eingang, der unter Wasser liegt und einem damit verbundenen Wohnkes- Bäume unter 10 cm Durchmesser werden in der sel, der über Wasser liegt. Wohnkessel haben Regel in einer Nacht gefällt, an dickeren Bäu- einen Durchmesser von etwa 1 m und eine Hö- men sitzen Biber mehrere Nächte. he von 30-40cm. Der Boden des Wohnkessels wird mir Holzspänen bedeckt. Die Baue werden Kleinere Pflanzen werden am Ufer gefressen, regelmäßig instand gehalten und ausgebessert. größere Pflanzen (z.B. Mais) und die abgebis- Alte Baue können über 10 m Breite erreichen senen Äste und Zweige der gefällte Bäume und haben mehrere Eingänge und Kessel. zieht der Biber ins Wasser und frisst sie dann an einer geschützten Stelle. Ein erwachsener Biber Neben den Bauen gräbt der Biber im Revier braucht etwa 1,5 kg Grünnahrung am Tag, von verteilt einfache, mehr oder weniger lange Röh- der nährstoffärmeren Rinde etwa 3-5 kg. ren, die unterschiedlichen Zwecken dienen: sie können als Fluchtröhren dem Abtauchen bei Für den Winter bevorraten sich Biber, indem Gefahr dienen, unterirdisch zwei nebeneinander sie aus Ästen und Zweigen Nahrungsflöße vor liegende Gewässer verbinden oder ein "ver- dem Eingang ihres Hauptbaues anlegen. Diese steckter" Ausstieg in eine Nahrungsfläche sein. können sie auch bei zugefrorenem Wasser tau- chend erreichen. Wenn der Wasserstand im Revier dem Biber nicht ausreicht oder zu stark schwankt, baut er Bei der Verdauung der oft nährstoffarmen Nah- Dämme, um den. Diese bestehen aus einem rung helfen dem Biber ein für Pflanzenfresser Grundgerüst von miteinander verkeilten Ästen typisch langer Darm (6-fache Körperlänge), und Zweigen (vereinzelt auch Maisstengeln). eine besondere Drüse am Mageneingang und Dieses Gerüst wird dann vom Biber mit Bakterien in den großen Blinddärmen. Diese Schlamm und Pflanzenteilen abgedichtet, ange- schließen die Nahrung für den Biber auf, entgif- schwemmtes Material dichtet den Damm weiter ten Schutzstoffe der Pflanzen und bauen Bakte- ab. Dämme werden auch gebaut, um Nahrungs- rieneiweiß auf, das der Biber nutzen kann. Die flächen schwimmen erschließen und die Nah- nährstoffreiche Blinddarmlosung wird vom rung schwimmend transportieren zu können. Biber separat abgegeben und wieder gefressen. Die Bakterien sind an die Inhaltsstoffe der Rin- de angepaßt und können sich nur langsam auf Ernährung neue Baumarten einstellen. So nutzen Biber in einem neuen Revier oft zuerst die Baumarten, Biber sind reine Pflanzenfresser. In verschiede- mit denen sie in ihrer Jugendzeit aufgewachsen nen Studien wurden über 300 Pflanzenarten als sind Bibernahrung festgestellt. Im Sommerhalbjahr werden vor allem krautige Pflanzen und Jung- triebe von Weichhölzern gefressen. Besonders Lebensraum gerne werden auch die Knollen und Wurzelstö- cke von Teichrosen angenommen. Wo Land- Bis vor kurzer Zeit war das Bild vom Biberle- wirtschaft an die Gewässer angrenzt und die bensraum geprägt von langsam fließenden und natürliche Vegetation ersetzt, nehmen sie auch stehenden Gewässer mit reichem Uferbewuchs Feldfrüchte wie Zuckerrüben, Mais und Getrei- an Weiden und andern Weichhölzern. Dies de. waren die Gebiete, in denen die letzten Biber in Europa überlebt hatten. Mit der Ausbreitung der Im Winter ernähren sich Biber von Baumrinde. Biber in vielen Gebieten hat sich gezeigt, daß Da Biber nicht klettern können, müssen sie die Biber in der Wahl ihrer Lebensräume sehr fle- Bäume fällen, um an die Rinde zu gelangen. xibel sind, dazu kommt ihre Fähigkeit, Lebens- Biber bevorzugen zwar Weichhölzer, vor allem räume nach ihren Ansprüchen zu gestalten.

63 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Es sind wenig Voraussetzungen, die es braucht, sie dies vermutlich durch die höherwertige damit Biber an einem Gewässer ihr Revier Nahrung aus landwirtschaftlicher Produktion gründen können. Das Gewässer muß eine aus- aus. reichende Tiefe haben, damit die Biber sicher darin schwimmen und Tauchen können und das Biber sind in der Lage, durch ihre Aktivitäten Wasser im Winter nicht bis auf den Grund ihren Lebensraum zu gestalten. Biberdämme friert. Andererseits darf das Gewässer im Som- stauen Fließgewässer und bilden so stehende mer auch nicht vollständig austrocknen. Größe- Gewässerabschnitte. In diesen Biberseen erhöht re Flüsse werden genauso besiedelt wie kleinere sich die Sedimentation und die Nährstoffbin- Bäche und Gräben, die häufig angestaut werden dung, aus verlandenden Biberseen entstehen oder stehende Gewässer. Moorflächen, aus aufgelassenen Seen Wiesen. Biberdämme verändern den Grundwasserstand Eine weitere Voraussetzung sind grabbare Ufer, auch noch in weiterer Entfernung und verän- die dem Biber das Anlegen von Röhren und dern dadurch nicht nur im Überflutungsbereich Bauen ermöglicht. Vor allem aber braucht der die Vegetation. Biber Gehölze, die dem Biber im Winter Nah- rung bieten. Durch das Fällen von Bäumen lichten Biber die Uferwälder auf und schaffen Sukzessionsflä- Die Größe von Biberrevieren ist vor allem ab- chen unterschiedlicher Größe. Lichtliebende hängig von der Menge der am Ufer zur Verfü- und stockaustreibende Pflanzenarten werden gung stehenden Gehölze und schwankt von gefördert, die Beschattung des Gewässers än- etwa 1 km bei guter Gehölzausstattung bis hin dert sich im Bereich der Fällplätze. Bäume im zu 3-5 km in Gewässer mit nur schmalen und Wasser schaffen Unterstand für Fische und lückigen Gehölzstreifen am Ufer. Im Winter ändern den Wasserfluss. Durch beim Fällen sind die Biberreviere kleiner als im Sommer. hängengebliebene Bäume und die Stämme, die Stehende Gewässer werden in der Regel nur der Biber zurücklässt, erhöht sich der Tothol- von einer Familie besiedelt, außer an großen zanteil. Seen, bei denen einzelne Buchten Platz für ein eigenes Biberrevier bieten. Wegen seiner engen Einbrechende Biberröhren und Baue schaffen Bindung an Wasser nutzen Biber in der Regel Rohbodenflächen und strukturieren die Ufer, nur einen etwa 20 m breiten Streifen entlang das beim Graben eingetragene Material wird im der von ihnen besiedelten Gewässer. Es gibt Gewässer abgelagert, es können Flachwasserbe- aber auch Ausnahmen, so z.B. wenn Biber wei- reiche entstehen. tere Strecken über Land gehen um an Zucker- rüben zu gelangen oder durch den Bau von Insgesamt schaffen Biber in ihren Revieren ein Dämmen weiter entfernt gelegenere Gebiete sich ständig änderndes Mosaik von Kleinle- erschließen. bensräumen unterschiedlicher Größe, die mehr Arten Lebensraum bieten als ohne Biber da Die Nähe von Menschen stört den Biber nicht, wären. er siedelt auch in Ortschaften und Industriege- bieten. Biber im Tages- und Jahreslauf Voraussetzung für die dauerhafte Besiedelung eines Lebensraumes ist jedoch, daß der Gehölz- Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv, sind vorrat ausreicht, um die jährliche Entnahme zuweilen aber auch am Tage zu beobachten. durch den Biber nachwachsen zu lassen. Wo Das abendliche Auftauchen der Biber der Biber dies nicht der Fall ist, können Biber die Ge- aus der Burg ist von Revier zu Revier unter- hölzbestände übernutzen und sind dann zum schiedlich und schwanken jahreszeitlich. In Abwandern gezwungen. In landwirtschaftlich störungsintensiven Revieren tauchen Biber oft genutzten Bereichen sind Biber aber offensicht- erst bei völliger Dunkelheit auf. Die Nacht lich in der Lage, auch mit sehr geringem verbringen Biber mit Nahrungsaufnahme, Re- Gehölzbestand langfristig zu sieden. Hier vierkontrolle und Markierung, Bauen und Aus- gleichen sie dies vermutlich durch die

64 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 bessern der Burgen und Dämme und mit sozia- len Interaktionen. Gegen Morgen tauchen die Novak, M. 1987. Beaver. S. 283-312 in: Novak, Biber wieder in die Burg ein. Den Tag verbrin- M. Baker, J.A., Obbard, M.E. und B. gen die Biber im Bau mit gegenseitigem Putzen Mallock (Hrsg.). Wild furbearer und schlafen. management and conservation in North America. Ashton-Potter, Ontario. 1006 S. Im Jahresverlauf zeigen die Biber ihre höchste Aktivität im Frühjahr und Herbst. Im Frühjahr Piechocki, R. 1989. Elbebiber. S. 588-615 in: sind die Fettvorräte aufgebraucht, gleichzeitig Stubbe, H. (Hrsg.). Buch der Hege. Band 1: ist noch wenig frische Nahrung vorhanden. Die Haarwild. Verlag Harri Deutsch, Thun, Biber verbringen einen großen Teil der Zeit mit Frankfurt/Main. 706 S. Nahrungssuche. Für die zweijährigen beginnt die Zeit der Wanderschaft, sie werden von den Reichholf, J.H. 1988. Biber. S. 104-113 in: Eltern aus dem heimischen Revier vertrieben. Grzimek, B. (Hrsg.). Grzimeks Im Sommer hingegen steht Nahrung im Ü- Enzyklopädie der Säugetiere Band 3. berfluß zur Verfügung. Die Elterntiere und die Kindler, München. 647 S. älteren Geschwister sind viel mit der Aufzucht und dem Fürsorge für die Jungtiere beschäftigt. In der Säugezeit ist das Muttertier nur selten im Freien und dann meist in der Nähe der Burg.

Im Herbst beginnen die Biber, sich die Fettvor- räte für den Winter anzulegen. Gleichzeitig werden Baue und Dämme winterfest gemacht und eine Nahrungsvorrat für den Winter ange- legt. Biber halten keinen Winterschlaf, die Ak- tivität im Winter ist stark abhängig von der Temperatur. Solange keine undurchbrechbare Eisschicht das Wasser bedeckt, sind die Biber auch an Land aktiv. Bei tiefen Temperaturen und dicken Eisschichten tauchen die Biber nur noch aus der Burg, um sich aus dem Wintervor- rat Nahrung zu holen, für den Beobachter an Land wirkt das Revier wie ausgestorben.

Literatur

Djoshkin, W.W. und W.G. Safonow. 1972. Die Biber der Alten und Neuen Welt. Neue Brehm Bücherei Bd. 437. Ziemsen-Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 168 S.

Heidecke, D. und P. Ibe. 1998. Der Elbebiber. Biologie und Lebensweise. Förder- und Landschaftspflegeverein Biospährenreservat „Mittlere Elbe“, Dessau. 26 S.

Müller, F. 1986. Der Biber. S. 37-49 in Müller, F. Wildbiologische Informationen für den Jäger Bd. IX. Jagdbuchverlag, Balzers (CH). 200 S.

65 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biber in der Kulturlandschaft: schnell auf die neue Nahrung eingestellt. Bevorzugte Feldfrüchte sind Zuckerrüben, Konflikte und Lösungen Mais, Getreide und Raps, Biber sind aber auch schon an Kartoffeln, Möhren und Sellerie gegangen. Biber sind wie kaum eine andere Tierart in der Lage ihren Lebensraum aktiv zu gestalten. Bi- Der wirtschaftliche Schaden durch die gefres- berdämme in Fließgewässern schaffen Teiche senen oder entnommenen und dann als Winter- und Feuchtflächen, erhöhen den Grundwasser- vorrat eingelagerten Feldfrüchte ist meist gering spiegel und führen dadurch zu Veränderungen und wird von der Mehrzahl der Landwirte tole- der Vegetation auf den betroffenen Flächen. riert. Das Fällen von Bäumen im Herbst und Winter lichtet den Uferwald auf, bringt Licht an den Gravierender sind die Begleiterscheinungen. Boden, ändert das Mikroklima und schafft Suk- Durch das regelmäßige Wechseln vom Wasser zessionsflächen unterschiedlicher Größe. Die in die Äcker kommt es zu Beschädigungen der nicht genutzten Baumstämme oder benagte und Uferböschung durch die Ausstiege, die sich bei nicht umgefallene Bäume schaffen Totholz. lockerem Boden zu meterlangen Kanälen aus- Das Graben von Röhren und Bauen in den Ufer treten können. Dies kann im Randbereich eines schafft Angriffsflächen für Wasser, ausge- Ackers die Ernte erschweren oder das Befahren schwemmte und eingebrochene Röhren erhöhen mit einer Erntemaschine ganz unmöglich ma- die Struktur der Ufer. chen.

Insgesamt führen all diese Aktivitäten des Bi- Die länger Nutzung eines Ackers als Nahrungs- bers dazu, daß in den von ihnen besiedelten fläche erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, daß Bereichen ein reichhaltiges, dynamisches Biber in den Ufern Röhren graben, in die sie Lebensraummosaik entsteht, von dem auch sich bei Störungen zurückziehen können. In viele andere Tier- und Pflanzenarten profitieren kleineren Gräben mitgeringer Wasserführung können. ist oft zu beobachten, daß Biber Dämme bauen, um sich die Nahrungsflächen einfacher So positiv diese Lebensraumgestaltung aus erschließen zu können. Dies kann im Extremfall Sicht des Naturschutzes zu sehen ist, so kon- dazu führen, daß ein Acker so vernässt, dass er fliktträchtig ist sie, wenn Biber sie in der vom nicht mehr befahren werden kann. Menschen genutzten Kulturlandschaft vorneh- men. 1.2 Fraß an Gehölzen Das Fällen von Gehölzen, deren Rinde die Hauptnahrung des Bibers im Winter darstellt, 1 Konflikte in der Kulturlandschaft kann in der Kulturlandschaft zu einer Reihe von Konflikten führen. Konflikte zwischen Bibern und Menschen in der Kulturlandschaft lassen sich in folgenden Biber fällen nicht nur „wertlose“ Weiden und Gruppen zusammenfassen: Pappeln, sondernbenagen auch wirtschaftliche wertvolle Arten und Exemplare (z.B. - Fraß an Feldfrüchten Eichen mit einem Brusthöhendurchmesser von - Fraß an Gehölzen 60 cm). Konfliktträchtig ist auch das großflä- - Grabaktivitäten chige Fällen von Neupflanzungen oder das - Dammbauaktivitäten mehr oder weniger vollständige Entfernen - Beunruhigen von Fischen in Winterungstei- schmaler Gehölzstreifen oder landschaftsprä- chen gender Einzelbäume. Vor allem in Siedlungsbe- reichen kommt es durch das Fällen von Obst- 1.1 Fraß an Feldfrüchten bäumen und Ziersträuchern in Gärten zu In Bereichen, in denen die Landwirtschaft bis Konflikten. an die Gewässer reicht, haben sich die Biber

66 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Die Auflichtung der Ufer kann zu einer verrin- Seltener graben Biber auch Kanäle in die Ufer, gerten Beschattung des Gewässers führen, was um im Wasser schwimmend an weiter entfernte in kleinen Gewässern problematisch werden Nahrungsquellen gelangen zu können. Die Ka- kann. näle verlaufen, im Gegensatz zu Röhren auf Wasserspiegelniveau und sind nach oben offen. Die Bäume können beim Fallen auf Zäune, Auch aus "einfachen" Ausstiegen, auf denen Stromleitungen, Gebäude, Straßen, Eisenbahn- Biber das Wasser verlassen um an Land zu gleise oder Fahrzeuge weitere Schäden verursa- gehen, können sich bei lockerem Boden lange chen. Rinnen ausbilden.

Auch die gefällten Bäume selbst sind konflikt- Problematisch sind die Biberröhren überall da, trächtig. In kleinerenGewässern können sie den wo sie unter Nutzflächen (Wege, Landwirt- Hochwasserabfluß behindern oder den Was- schaft, Siedlungsbereiche) liegen, Fahrzeuge serfluß so ändern, daß Ufer angespült werden oder Menschen in die Röhren einbrechen kön- und abbrechen. Als Treibgut können die vom nen und es zu Schäden oder Verletzungen Biber ins Wasser gebrachten Bäume oder deren kommt. Biberröhren in Hochwasserdeichen, in Teile zu Schäden, zumindest aber zu erhöhtem den Dämmen aufgesattelter Fließgewässer (vor Unterhaltungsaufwand an Triebwerken führen. allem Mühlzuläufe) oder in den Dämmen von In Einzelfällen beklagen sich Angler auch über Fischteichen und Kläranlagen können diese Behinderungen beim Fischen durch die im Deiche und Dämme so schwächen, daß sie bre- Wasser liegenden Bäume. chen und es zu Überschwemmungen oder zum Auslaufen von Kläranlagen und Fischteichen Das Entfernen gefällter Bäume zur Sicherung kommt. des Wasserabflusses oder von landwirtschaft- lich genutzten Flächen und das Fällen von be- Die Ausstiege und Kanäle beschädigen die U- nagten Bäumen im Rahmen der Verkehrssiche- ferböschung und bieten einen Angriffspunkt für rungspflicht verursacht erhöhten Arbeits- Wasser, wodurch es zu weiteren Ausspülungen aufwand und Kosten. kommen kann. Erhebliche Kosten können auch für den Unterhalt von Entwässerungsgräben Weitere Konfliktaspekte sind eher psychologi- entstehen, bei denen das eingetragene Erdreich scher Natur, so der Neid, daß der Biber darf, ausgebaggert werden muß und vom Biber be- was dem Landwirt verboten ist (ohne Geneh- schädigte Grabenbefestigungen (meist Holz- migung Bäume fällen), oder wenn die Land- stangen) ersetzt werden müssen. schaft wegen der gefällten und herumliegenden Bäume "nicht mehr ordentlich 1.4 Dammbauaktivitäten ausschaut". Es kommt auch vor, daß sich seit Biber bauen Dämme wenn der Wasserstand in Jahren unbeachtetes "Gestrüpp" zu wertvollen den von ihnen besiedelten Gewässern zu gering Gehölzen wandelt, für die Schadensersatz ge- ist, oder zu stark schwankt, um den Eingang fordert wird, sobald der Biber daran nagt. ihrer Burgen und Röhren unter dem Wasser- spiegel zu halten. Zum Teil werden Dämme 1.3 Grabaktivitäten auch gebaut, um weiter vom Wasser Biber graben entlang der Gewässer in ihrem entfernte Nahrungsquellen schwimmend er- Revier eine Vielzahl von Röhren in geeignete schließen zu können. Ufer, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Es können Zugänge zu Bauen und Burgen sein, es In der Kulturlandschaft fallen durch Biber- kann sich um kurze Fluchtröhren handeln, in dämme überflutete Flächen für die land- und die sie bei Gefahr abtauchen, es kann eine un- forstwirtschaftliche Nutzung aus; auch auf terirdische Verbindung zwischen 2 Gewässern eigentlich nicht betroffenen Flächen kann die sein, oder auch nur ein "kleines Loch", an dem Nutzung beeinträchtigt sein, wenn Zufahrtswe- Jungbiber das graben lernen. ge überstaut werden.

67 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Die Auswirkungen eines Biberdammes reichen Gründen des Gewässer- und Hochwasserschut- durch damit verbundene Grundwasseranhebung zes notwendige Lösung ist die Schaffung von über die eigentliche Überflutungsfläche hinaus. ungenutzten Uferflächen. Wo dies nicht, nur in Auch in weiter entfernten Bereichen kann durch Teilbereichen oder nur langfristig möglich ist, Staunässe die Bewirtschaftung von Flächen können lokale erschwert oder unmöglich sein, können die Einzelmaßnahmen durchgeführt werden. Ein Erträge geringer ausfallen oder im Wald wirt- Schadensausgleich zur Konfliktlösung ist von schaftlich wertvolle Arten absterben. staatlicher Seite nicht möglich, es gibt aber nicht-staatliche Möglichkeiten. In begründeten Die durch erhöhten Wasserstand durchnässten Einzelfällen kann es zur Konfliktlösung auch Ufer an Gräben brechen leichter ab, Wege, notwendig sein, die Biber zu entfernen. Ein Straßen und Bahngleise entlang der Stauberei- wesentlicher Punkt der Konfliktlösung ist auch che können ebenfalls gefährdet sein. Biber- Öffentlichkeitsarbeit zur Information von Be- dämme können auch in Drainageröhren, Ober- troffenen über Biber, Konflikte und Lösungs- flächenentwässerungen und in Kläranlagen maßnahmen. zurückstauen und deren Funktion beeinträchti- gen. 2.1 Schaffen von ungenutzten Uferflächen In Fischzuchtanlagen können Biberdämme im Das Schaffen von ungenutzten Uferflächen löst Zulauf die Frischwasserversorgung beeinträch- nicht nur Konflikte mit Bibern dauerhaft, son- tigen. Durch das Zubauen von Abläufen können dern ist vor allem aus Gründen der Gewässer- Fischteiche und Kläranlagen über die Ufer tre- reinhaltung, der Lebensraumvernetzung und des ten und auslaufen (oder in Fischteichen das Hochwasserschutzes notwendig. Diese Breite Leerlaufen zum Abfischen verhindert werden). dieser Flächen sollte sich an den topographi- schen Gegebenheiten orientieren, zur Lösung 1.5 Beunruhigung von Fischen in Teichen von Biberkonflikten aber 10 m nicht unter- Die Beunruhigung von Fischen in Teichen ist schreiten. ein besonderes Problem bei Fischzuchten. In den Winterungsteichen, in denen Fische bei Diese ungenutzten Flächen können geschaffen hoher Dichte über Winter gehalten werden, werden durch Ankauf oder Eintausch gegen kann die Aktivität des Bibers dazu führen, daß gewässerfernere Flächen, durch Flächen- die Fische in der Winterruhe gestört werden, umlegung bei ländlichen Neuordnungen, durch Gewicht Anpacht oder über das Bayerische Vertragsna- verlieren und es durch den erhöhten Sauerstoff- turschutzprogramm. An Gewässern 1. und 2. verbrauch zu Fisch- verlusten kommt. Ordnung erfolgt der Ankauf in der Regel durch die Wasserwirtschaftsämter, ansonsten durch Landkreise, Gemeinden (Ökokonto!), 2 Lösungen für Konflikte mit dem Biber Zweckverbände, Naturschutzorganisationen oder Privatleute. Der Ankauf oder die langfris- Eine Analyse der Konflikte mit dem Biber in tige Anpacht der Flächen kann – bei Vorliegen der Kulturlandschaft zeigt, daß die meisten der Fördervoraussetzungen - mit 75% aus Mit- Konflikte in einem relativ schmalen Streifen teln des Bayerischen Naturschutzfonds geför- entlang der Gewässer passieren (90% innerhalb dert werden. Ansprechpartner für die 10 m, 95% innerhalb 20 m). Weiter entfernt Schaffung von ungenutzten oder extensivierten treten Konflikte nur in Ausnahmefällen auf Uferstreifen über das (attraktive Nahrung, z.B. Zuckerrüben, Vernäs- Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm sind sungswirkung von Biberdämmen, „Sekundär- die Unteren Naturschutzbehörden an den Land- auswirkungen“, z.B. nach Dammbrüchen). ratsämtern.

An dieser Analyse setzen die Lösungen für die 2.2 Lokale Einzelmaßnahmen Konflikte mit dem Biber an. Die dauerhafteste, Lokale Einzelmaßnahmen umfassen eine Viel- und – unabhängig vom Biber- auch aus zahl von Maßnahmen, die der Schadensabwehr

68 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 und – minderung dienen. Beim Einsatz der Gefällte Bäume liegen lassen Maßnahmen sind die ggf. vorhandenen rechtli- Wenn gefällte Bäume entfernt werden, werden chen Voraussetzungen (z.B. beim Entfernen Biber mehr Bäume fällen, um den „Verlust“ der von Biberdämmen) zu beachten. Nahrung auszugleichen. Gefällte Bäume sollten daher bis zum Frühjahr liegen bleiben, um dem Einzelmaßnahmen zur Habitatverbesserung für Biber die vollständige Nutzung zu ermöglichen Biber sind nur in Ausnahmefällen notwendig (z.B. Gehölzpflanzungen), ansonsten sollte die Kurzfristige Vergrämungsmaßnahmen Habitatgestaltung den von Bibern in Gang ge- Für eine kurzfristige Vergrämung von Bibern setzten Prozessen überlassen werden (so nicht aus Teilen ihres Reviers (z.B. in Teichanlagen andere Gründe dagegen sprechen). beim Abfischen) kann der Einsatz von z.B. Radios oder Blinklichtern versucht werden. In Zur Schadensabwehr und – minderung kommen Privatgärten kann ein freilaufender Hund den in Frage (Details zu den Maßnahmen finden Biber von Besuchen an den Bäumen abhalten. sich in der unter 4 angegebenen Literatur): Abtragen und Entfernen von Biberdämmen Auswahl von Frucht und Fruchtfolge auf land- Die Auswirkungen von Biberdämmen können wirtschaftlichen Flächen durch das Abtragen der Dämme auf ein verträg- Durch den Anbau von für den Biber weniger liches Niveau gebracht werden, nötigenfalls attraktiven und weniger „wertvollen“ Feld- können die Dämme auch vollständig entfernt früchten können Schäden durch Fraß und die werden. damit einhergehenden Folgekonflikte vermin- dert werden. Dammdrainagen in Biberdämmen Durch den Einbau von Drainagen (Rohre, Drai- Elektrozaun nageröhren) in Biberdämme kann versucht Der Einsatz eines Elektrozaunes hat sich gegen werden, die Rückstauwirkung von Biberdäm- Fraßschäden an Feldfrüchten bewährt, ein E- men auf ein vom Biber und vom Anlieger ak- lektrozaun kann aber grundsätzlich eingesetzt zeptiertes Ausmaß zur reduzieren. werden, um Biber am Vordringen auf Uferflä- chen (z.B. Gärten) zu hindern. Kanisterketten gegen Biberdämme In einigen Fällen hat eine Kette aus aneinander Biberdichte Zäunung gebundenen Plastikkanistern, die im Wasser Durch einen festen Zaun, der in den Boden mit treiben, Biber vom Bau eines Dammes abgehal- eingegraben wird, können Biber aus Flächen ten. herausgehalten werden. Die Kosten rechnen sich in der Regel jedoch nur bei wertvollen Beblechen von Brettern in Mönchen und Gehölzbeständen oder in Gärten. Wehren Gegen die Nagetätigkeit von Bibern an Brettern Zäune gegen Vieh und Pferde auf Randstreifen in Mönchen und Wehren hat sich das Beschla- Vieh und Pferden können durch Zäunung vom gen mit Blech bewährt. Ufer ferngehalten werden und damit ein Ein- brechen in Biberröhren verhindert werden. Schutz von Durchlässen mit Drahtgittern Wo Biber schwer zugängliche Durchlässe oder Einzelschutz von Gehölzen Mönche zubauen, kann dem durch das Anbrin- Wertvolle Gehölze können mit Drahthosen oder gen von Drahtgittern abgeholfen werden. Dies Schälschutzmitteln (WÖBRA, Buchenholzteer) erschwert zum einen dem Biber das Zubauen vor Bibern geschützt werden. und erleichtert zum anderen das Entfernen des vom Biber angebrachten Materials. Anlegen von Ablenkfütterungen Durch Ablenkfütterungen (z.B. Gehölzschnitt) kann versucht werden, die Fällaktivitäten zu verringern.

69 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Verfüllen von Einbrüchen de begutachtet worden sein; die Einbrüche von Biberröhren auf Nutzflächen, Entscheidung ob und zu welchem Anteil ein vor allem auf Wegen, sollten umgehend verfüllt Ausgleich erfolgt, trifft die Landesfachge- werden, um Folgeschäden zu vermeiden. schäftsstelle.

Enfernen von Verlandungen und Vertiefen Der Fonds soll in Härtefällen einen Ausgleich von Gewässern ermöglichen und ist als erster Schritt für lang- Diese Maßnahmen, so einsetzbar, erhöhen die fristige Lösungen gedacht (z.B. Ausgleich eines Wassertiefe und vermindern so die Dammbau- Maschinenschadens nach Einbruch in Biberröh- aktivität der Biber. re, zukünftige Verhinderung von Schäden durch Randstreifen). Baumartenwahl bei Pflanzungen Durch geeignete Baumartenauswahl und Struk- turierung bei der Pflanzung an Gewässern kann 2.4 Entfernen von Bibern der Fraßdruck auf wirtschaftlich genutzte Arten Um Biber aus einem größeren Bereich fernzu- und damit mögliche Schäden verhindert wer- halten, gibt es keine wirksamen Maßnahmen. den. Bei Pflanzungen entlang straßennaher Ge- Bisherige Versuche, Biber durch Vergrä- wässer sollten diese so strukturiert werden, daß mungsmaßnahmen zum Abwandern zu bewe- keine Bäume auf die Straße gefällt werden kön- gen oder dauerhaft fernzuhalten waren erfolg- nen. los; und um einen Lebensraum „biberfeindlich“ zu gestalten, müßten alle Gehölze entfernt und Lage und Gestaltung von Winterungsteichen die Anlage von Bauen durch Versteinung der Durch die Lage (einzeln, abseits von Fließge- Ufer verhindert werden: eine nicht wässern) und die Gestaltung (flache Ufer, keine verantwortbare Maßnahme. Gehölze) können Winterungsteiche für Biber unattraktiv gemacht werden. In Fällen, in denen Lösungen für Biberkonflikte zu aufwendig sind oder untragbare Schäden zu Ufersicherung erwarten sind, besteht daher die Möglichkeit Ufer lassen sich durch Einbau von Drahtgittern, Biber mit Genehmigung der zuständigen Höhe- durch Spundwände oder durch Versteinung vor ren Naturschutzbehörde zu entfernen. Die Fälle, der Unterminierung durch Biber schützen. in denen der Abfang der Biber in Frage kommt, sind in den „Vollzugshinweisen Biber“ ge- Verlegen von Dämmen, Deichen und Wegen nannt. Das Verlegen von Dämmen, Deichen und We- gen wird nur in Ausnahmefällen und in der Das Entfernen der Biber geschieht durch Le- Regel im Zusammenhang mit anderen Maß- bendfallen (Kastenfallen), die an Land auf den nahmen möglich sein. Wechseln der Biber aufgestellt werden. Die Betreuung der Fallen übernehmen ausgebildete 2.3 Schadensausgleich Personen vor Ort. Die gefangenen Biber werden Ein Ausgleich für vom Biber verursachte Schä- an Wiedereinbürgerungsprojekte oder, in Ein- den zur Lösung eines Konfliktes ist von staatli- zelfällen, an Zoos abgegeben. cher Seite möglich. Dies gilt nicht nur für den Biber, sondern grundsätzlich für alle wilden, Wenn eine Verwendung der Biber für Wieder- freilebenden Tiere (Wildschaden wird auch ansiedelungsprojekte nicht möglich ist, werden nicht vom Staat ersetzt, sondern von Jagdge- die gefangenen Biber getötet. nossenschaften bzw. von den Jagdpächtern). Der Abschuss von Bibern wird zwar von Seiten Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. hat je- vor allem des Bauernverbandes immer wieder doch einen Härtefonds zum Ausgleich von Bi- gefordert, dagegen sprechen jedoch eine Reihe berschäden eingerichtet. Dazu muß der Schaden von Gründen, so z.B.: die Jagd ist aufwendig, von einem der beiden Biberberater des BN bzw. da zur Konfliktlösung alle Biber eines Reviers einem Vertreter der Unteren Naturschutzbehör- entfernt werden müssen (und die Tiere dazu

70 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 noch nachtaktiv sind); die Nachsuche eines mitteln dann ggf. an die nach den Vollzugshin- angeschossenen Bibers ist nicht möglich (tier- weisen zur Verfügung stehenden örtlichen schutzrechtliche Probleme), in vielen Bereichen Biberberater / überregionale Bibermanager (z.B. Siedlungen) ist eine Jagd aus Sicherheits- bzw. an mit betroffene Behörden und Verbände gründen nicht möglich, und der Jagdverband (z.B. Wasserwirtschaftsamt oder Wasser- und selbst lehnt die Bejagung des Bibers ab. Bodenverbände, Höhere Naturschutzbehörde).

2.5 Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit ist ein Grundpfeiler der 4 Literatur Lösung von Konflikten mit dem Biber. Der Biber war ein Jahrhundert lang aus Bayern Bayerisches Staatsministerium für verschwunden, damit haben wir auch verlernt Landesentwicklung und Umweltfragen. mit ihm zu leben und mit ihm umzugehen. 1999. Vollzugshinweise über Maßnahmen Während z.B. auch tödliche Unfälle mit Rehen zur Verhinderung von Schäden durch Biber oder Wildschweinen als Teil des Risikos im vom 12.01.1999. 12 S. Straßenverkehr hingenommen werden, kommen DVWK (Deutscher Verband für Forderungen nach Abschuß des Bibers, weil Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V.) unter Umständen ein Ast von einem vom Biber (Hrsg). 1997. Gestaltung und Sicherung der benagten und abgestorben Baum auf einen Spa- von Bisam, Biber und Nutria besiedelten ziergänger fallen könnte. Ufer, Deiche und Dämme. Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, Öffentlichkeitsarbeit soll nicht (nur) dazu die- Bonn, 83 S. nen, für den Biber zu werben, sondern vor al- Heidecke, D. U. B. Klenner-Fringes. 1992. lem über Biologie und Verhalten des Bibers Studie über die Habitatnutzung des Bibers in und die daraus resultierenden Konflikte und der Kulturlandschaft. 2. Int. Symp. deren Lösungsmöglichkeiten informieren. Semiaquatisch Säugetiere. Wiss. Beiträge Durch rechtzeitiges Berücksichtigen des Bibers der Martin-Luther-Universität Wittenberg- bei allen Planungen an Gewässern lassen sich Halle: 215-266. viele Konflikte von vornherein vermeiden. Da- Nitsche, K.-A. 2003. Biber. Schutz und her werden – neben Kindern und Jugendlichen Probleme. Möglichkeiten und Maßnahmen – Vertreter von Politik, Behörden und Verbän- zur Konfliktminimierung. Castor Research den, die bei Planungen am Wasser mitwirken, Society. Dessau. 52 S. eine besondere Zielgruppe in der Öffentlich- Schmidbauer, M. 1997. Bestandsermittlung, keitsarbeit sein. Problemanalyse sowie Erarbeitung eines Maßnahmenkonzeptes und dessen Umsetzung zu Bibverkommen in 3 Umsetzung der Lösungen ausgewählten Oberpfälzer Teichgebieten. Unveröff. Schlußbericht an die Regierung Als Handreichung zur Lösung von Konflikten der Oberpfalz. 82 S. mit Bibern in der Kulturlandschaft hat das Bay- Schwab, G., Dietzen, W. und G. v. Lossow. erische Staatsministerium für Landes- 1994. Biber in Bayern. Entwicklung eines entwicklung und Umweltfragen die „Vollzugs- Gesamtkonzepts zum Schutz des Bibers. S hinweise über Maßnahmen zur Verhinderung 9-44 in: Bayerisches Landesamt für von Schäden durch Biber“ herausgegeben, zu- Umweltschutz (Hrsg). Biber. Beiträge zum letzt aktualisiert im Januar 1999. In den Voll- Artenschutz 18. München. 67 S. zugshinweisen sind auch Möglichkeiten zur Zahner, V. 1997. Der Einfluß des Bibers auf Finanzierung von Maßnahmen bzw. deren För- gewässernahe Wälder. Ausbreitung der derung genannt. Population sowie Ansätze zur Integration des Bibers in die Forstplanung und Ansprechpartner bei Konflikten mit Bibern sind Waldbewirtschaftung in Bayern. Herbert Utz die Unteren Naturschutzbehörden an den Land- Verlag, München. 321 S. ratsämtern bzw. kreisfreien Städten. Diese ver-

71 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

Biber in Bayern: Geschichte Frankreich an mehreren Stellen (Abb. 2) mit unterschiedlichem Erfolg ausgesetzt: eine Aus- und Gegenwart setzung am Ammersee schlug fehl; an der Gründlach bei Nürnberg entwickelte sich eine kleine, zwei Jahrzehnte stagnierende und seit Historische Verbreitung und Ausrottung kurzem wieder erloschene Population. Die Nachkommen der an der Isarmündung ausge- Biber gibt es in Bayern seit etwa 15 Millionen setzten Biber breiten sich nur langsam strom- Jahren, seit der Zeit als die Art in Südosteuropa aufwärts aus; die Biber am Inn haben sich gut entstand und sich über Eurasien ausbreitete. Bis etabliert und ausgebreitet. Am erfolgreichsten ins 16 Jahrhundert war der Biber eine weitver- war jedoch die an der Donau bei Neustadt aus breitete Art. Die Verbreitung über fast ganz der heraus der größte Teil der heutigen Biber- Bayern, mit Ausnahme der Alpen und der verbreitung erfolgte. Hochlagen der Mittelgebirge ist durch über 300 Nachweise in Form von Ortsnamen, Gewässer- namen, Waldabteilungsbezeichnungen oder Flurbezeichnungen dokumentiert (Abb. 1) (Zahner 1997). Der Rückgang der Biber begann lokal im 17. Jahrhundert und dehnte sich im 18. Jahrhundert aus. Schon damals erließen Lan- desfürsten Schutzgesetze für Biber und ver- suchten Wiederansiedlungen, die jedoch ohne Erfolg blieben. Der Rückgang des Bibers ende- te mit der vollständigen Ausrottung durch den Tod des letzten Bibers im Rupertiwinkel 1867 (Weinzierl 1973).

Der Grund für die Ausrottung des Bibers war direkte menschliche Nachstellung: sein Fleisch war Fastenspeise, der Pelz äußerst wertvoll, das Bibergeil ein Allheilmittel. Habitatveränderun- gen, insbesondere die Regulierung der Fließ- gewässer und die Urbarmachung von Moosgebieten verringerte zwar den Abb. 1. Historische Biberverbreitung in Bayern Lebensraum des Bibers, hatte auf die Ausrot- (Zahner 1997) tung aber vor allem einen indirekten Einfluß, indem es auch die letzten Rückzugsgebiete des Mitte und Ende der 80er Jahren wurden Biber Bibers für die Jagd zugänglich machte (Zahner aus dem Donauraum an den Inn oberhalb Was- 1 997). serburg (Kornführer mdl.) und in die Isarauen bei (Magerl mdl.) umgesetzt. Aus bei- Wiedereinbürgerung und Ausbreitung den Aktionen entstanden sich gut ausbreitende Populationen. Ein knappes Jahrhundert lang war Bayern dann biberfrei, bis 1966 der Bund Naturschutz in In Unterfranken entwickelt sich seit Anfang der Bayern e.V., unterstützt von der Zoologischen 90er Jahre eine weitere Population. Diese wur- Gesellschaft Frankfurt und dem WWF mit der de von Bibern begründet, die aus einem Wie- Wiedereinbürgerung begann (Weinzierl 1973, dereinbürgerungsprojekt im hessischen Sinntal Weinzierl und Frobel 1998). Bis Ende der 70er nach Bayern eingewandert sind. Jahre wurden mit Genehmigung des damals zuständigen Landwirtschaftsministeriums (der Die durchschnittliche Ausbreitung der bayeri- Biber unterlag dem Jagdrecht) etwa 120 Tiere schen Biberpopulation erfolgt mit etwa 4 aus Polen, Schweden, Finnland, Rußland und km/Jahr (Zahner 1997). An Gewässer mit grö-

72 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3

ßeren Auen ist die Ausbreitung langsamer, ent- Naab und Regen praktisch flächendeckend be- lang kleinerer Fließgewässer kann sie bis über siedelt, die ersten Tiere sind bereits über die 10 km/Jahr erreichen. Bei einzelnen Bibern Wasserscheide nach Tschechien in das Elbe- oder Paaren sind aber auch Wanderstrecken bis Einzugsgebiet abgewandert. Das südliche Mit- über 50 km möglich. Biber wandern dabei so- telfranken wurde über die Altmühl besiedelt, wohl stromauf- wie stromabwärts, aber auch die ersten Biber haben die Wasserscheide in über Land, um z.B. Baggerseen zu erreichen den Maineinzugsbereich überschritten. Entlang oder Wasserscheiden zu überqueren. der Isar siedeln Biber bis nach München hinein, die niederbayerische Donauebene ist weitge- Bei der Ausbreitung zeigen Biber ein auffälli- hend besetzt. Das Vorkommen am Inn hat sich ges Bild. Abwandernde Tiere siedeln sich oft bereits ins österreichische Tirol bis nach Kuf- nicht am Rand der bestehenden Verbreitung an, stein ausgedehnt (Sieber mdl.). Auch in den sondern wandern weitere Strecken. Damit er- anderen südlichen Donauzuflüssen stoßen die gibt sich in der Anfangsphase ein lückiges Biber in Richtung Alpen vor. Die aus Hessen Verbreitungsmuster in neu erschlossenen Ge- nach Nordbayern eingewanderten Biber haben bieten; die Lücken werden dann erst im Verlauf sich etabliert, den Main erreicht und nutzen der weiteren Besiedelung geschlossen diesen als Expansionsachse.

Verbreitung und Bestand

Über die anfängliche Entwicklung des Biberbe- standes nach der Aussetzung liegen kaum An- gaben vor, eine bayernweite, wissenschaftliche Begleitung der Aktion fehlte. Die erste Erhe- bung der Verbreitung des Bibers und eine Be- standsschätzung fand im Rahmen eines Gutach- tens von 1988 bis 1991 statt (Schwab et al. 1992). Seit dieser Zeit werden Bibermeldungen am Bayerischen Landesamt für Umweltschutz gesammelt, eine aktive bayernweite Umfrage bei Behörden und Verbänden fand 1994 und 1997 statt (Luding et al. 1997).

Die erste Erhebung von 1991 zeigte, daß Biber sich schon sehr viel weiter ausgebreitet hatten als vermutet, und auch die Bestandsschätzung Abb. 2. Biberverbreitung in Bayern, Stand lag mit 800-1200 Tieren beim 3fachen der "of- 1997. (Quellen: LfU, M. Schmidbauer, eigene fiziellen" Zahlen. Seitdem hat sich die Ausbrei- Daten) tung nicht verlangsamt: die Zahl der Gemein- den mit Bibervorkommen stieg von etwa 150 in 1991 auf etwa 220 in 1994 und auf 350 in 1996. Biber im neuen Jahrtausend

Wenn auch genaue Zahlen fehlen, und detail- Der Biber ist in Bayern auf dem Vormarsch, lierte Kartierungen nur für Teilbereiche der und er läßt sich nicht davon aufhalten, daß der Biberverbreitung vorliegen, kann der bayeri- Mensch seinen ursprünglichen Lebensraum in sche Biberbestand 2002 auf 1.500 Reviere mit kanalisierte Flüsse, Entwässerungsgräben, Fich- etwa 6.000 Tieren geschätzt werden. tenplantagen, Maismonokulturen, Kläranlagen und Gewerbegebiete verwandelt hat. Es ist zu An der Donau und den Unterläufen der Zuflüs- erwarten, daß der Biber in den nächsten Jahr- se kommen Biber von Baden-Württemberg bis zehnten wieder seine ursprüngliche Verbreitung vor. (Abb. 2). Die Oberpfalz wurde über

73 HAUS im MOOS: Schriften aus dem Donaumoos 3. Jg., 2003, Band 3 in Bayern erreichen wird, in einem Bestand von sicherlich über Zehntausend Exemplaren - so der Mensch es zuläßt. In diesem Zulassen liegt derzeit auch das größte Problem mit der Biber- ausbreitung in Bayern: die Biber kommen zwar mit der vom Menschen veränderten Landschaft sehr gut zurecht, der Mensch aber nicht mit den Aktivitäten des Bibers in der jetzt von beiden genutzten Landschaft.

Literatur

Luding, H., Schwab, G. und V. Zahner. 1997. Back again - the beaver in . Poster auf dem 1. Europäischen Bibersymposium, Bratislava.

Schwab, G., Dietzen, W. und G. v. Lossow. 1992. Biber in Bayern. Unveröff. Schlußbericht an das bayerische Landesamt für Umweltschutz, München, 98 S.

Weinzierl, H. 1973. Projekt Biber. Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 63 S.

Weinzierl, H. und K. Frobel. 1998. Auf zu neuen Ufern! Die Wieder-einbürgerung des Bibers in Bayern, Nationalpark 100:46-50.

Zahner, V. 1997. Der Einfluß des Bibers auf gewässernahe Wälder. Ausbreitung der Population sowie Ansätze zur Integration des Bibers in die Forstplanung und Waldbewirtschaftung in Bayern. Herbert Utz Verlag, München. 321 S.

74