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«DIE PRESSE: WATERGATE UND DIE ZEITEN TRUMPS – EIN DÉJÀ-VU?»

Maturarbeit Jann Stäbler Ueblistrasse 2 8330 Pfäffi kon ZH Betreut durch Herrn Adrian Schläpfer Eingereicht am 8. Januar 2019 Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene Zürich Abb. 1: Bildkomposition: im im Mai 2018 und , «Official Presidential Photograph» im Juli 1971

Einleitung | I Demokratie bedeutet nicht nur, dass man Wahlen « abhält, Demokratie bedeutet auch Institutionen, Demokratie ist etwas sehr Fragiles. Es geht auch um Vertrauen, um Kompromisse, die man bereit ist, einzugehen. Respekt vor den Gegnern, vor der Gewaltentrennung. Und auch der Respekt vor den Medien, der Pressefreiheit.

Isabelle Jacobi, SRF-Korrespondentin 13. Oktober 2018, Washington DC »

Einleitung | II EINLEITUNG

Vorwort

Vorwurf der Obstruktion der Justiz, Medien als Feindbild, politische Intrigen – die Parallelen, die auf den ersten Blick zwischen der Watergate-Affäre damals und der Russland-Affäre heute existieren, scheinen frappierend. Aber sind die beiden Fälle wirklich vergleichbar, trotz der zeitlichen Differenz und der verschiedenen Umstän- de? Seit April dieses Jahres beschäftigte ich mich intensiv mit dem politischen System der USA, Präsident Nixon und der Watergate-Affäre, sowie Präsident Trump und der Russland-Affäre. Während meiner Recherchen habe ich den Fokus, neben anderen Aspekten, speziell auch auf die Rolle der Medien gelegt. Für meine Recher- chearbeit habe ich mehrere Bücher und diverse Zeitungsartikel gelesen sowie zwei Interviews geführt. Relativ überraschend hat sich im Herbst die Gelegenheit ergeben, mit meinem Vater in die USA fliegen zu kön- nen, wo wir für ein paar Tage bei einem ehemaligen amerikanischen Arbeitskollegen meines Vaters in Raleigh, North Carolina, gewohnt haben und anschliessend noch einige Tage in Washington D.C. verbrachten. In Raleigh konnte ich den Arbeitskollegen meines Vaters und dessen Familie zu ihrer Wahrnehmung der Präsidentschafts- wahlen 2016 interviewen. In Washington hatte ich die Möglichkeit, SRF-Korrespondentin Isabelle Jacobi persön- lich zu treffen und mit ihr ein Interview zum Thema «Präsident Trump und die Medien» zu führen. Die USA-Rei- se war für mich ein sehr spezielles Erlebnis, insbesondere, da ich vorher noch nie in den Staaten war und auch weil ich mich im Vorfeld aufgrund meiner Arbeit intensiv mit der politischen Situation in den USA auseinan- dergesetzt hatte. Die Reise war sehr interessant und ich habe viele verschiedene Eindrücke gewonnen. Beson- ders kommt mir hier ein Gespräch mit einem Uber-Fahrer in den Sinn. Auf einer Fahrt in Washington lief im Radio eine Sendung zu den bevorstehenden «Midterms»-Wahlen. Der afroamerikanische Fahrer war die ersten fünf Minuten ruhig und sagte nicht viel, bis er bemerkte, dass ich mit meinem Vater über die Radiosendung und die Wahlen sprach. Als wir seine Frage, ob wir die Sendung anhörten, mit Ja beantworteten, begann er plötzlich zu reden und mit uns über Politik und die «Midterms» zu diskutieren. Er sagte, er hoffe sehr, dass die Demokra- ten wie vorausgesagt das Repräsentantenhaus übernehmen werden. Als er anfing zu fluchen, mussten wir alle drei lachen. Diese Fahrt war interessant und unterhaltsam, sie liess mich jedoch auch ein wenig ratlos zurück. Trotz den Spässen merkte man, dass die Situation ernst ist.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei meinem Vater bedanken, ohne den die USA-Reise in diesem Rah- men nicht möglich und sicher nicht dieselbe gewesen wäre. Weiter möchte ich dem SRF-Team in D.C. meinen herzlichen Dank aussprechen, insbesondere Isabelle Jacobi, mit der ich ein spannendes Interview führen durf- te, was eine grosse Bereicherung für meine Arbeit ist, und dank der ich spontan auch auf einen Live-Dreh für die Tagesschau mit Peter Düggeli mitgehen konnte. Speziell gilt mein Dank auch meinem Maturarbeitsbetreuer Herrn Adrian Schläpfer, der sich bei den Besprechungsterminen jeweils viel Zeit genommen und alle meine Fragen immer sehr zeitnah und kompetent beantwortet hat.

Ich habe versucht, mich während dieser Arbeit auf das Wichtigste zu beschränken – trotzdem ist die Arbeit sehr umfangreich geworden. Deshalb ist untenstehend eine Wegleitung eingefügt, welche jeweils die Funktion der verschiedenen Abschnitte und Komponenten der Arbeit kurz erläutert und einen Gesamtüberblick über den Aufbau der Arbeit geben soll.

Einleitung | III Wegleitung

Das Abstract gibt einen Kurzüberblick über die Ausgangsfragestellung, die angewandten Methoden und die Ergebnisse zur ersten Orientierung. Danach folgt das Inhaltsverzeichnis.

In Kapitel 1 «Präsident Nixon und die Watergate-Affäre» wird zunächst auf Richard Nixons Weg zum Präsiden- tenamt eingegangen, da schon dort einige Tendenzen zu erkennen sind, die sich dann später auch in der Water- gate-Affäre wiederfinden. Folgend wird die Watergate-Affäre selber in drei Unterkapiteln aufgerollt und erklärt. Nachstehend findet sich ein Kapitel, das ausschliesslich die Rolle der Medien in der Watergate-Affäre behandelt.

Kapitel 2 «Präsident Trump und die Russlandermittlungen» beleuchtet zu Beginn kurz Trumps Leben vor der Präsidentschaft und geht dann auf den Prozess von Trumps ersten Idee, Präsident zu werden, bis zur gewonnen Wahl ein, wobei auch ein Ausschnitt des Interviews mit der Familie des ehemaligen Arbeitskollegen meines Vaters zu finden ist. Anschliessend wird ähnlich wie in Kapitel 1 die Russland-Affäre erklärt, wobei die Ereig- nisse und Ermittlungsergebnisse bis Mitte Dezember berücksichtigt wurden. Dem folgt das Kapitel «Donald Trump und die Medien». Dieses Kapitel enthält neben einem Begleittext das Interview mit SRF-Korresponden- tin Isabelle Jacobi.

In Kapitel 3 «Ergebnis: Vergleich und Fazit» werden im Vergleich die Parallelen aber auch die Unterschiede der beiden Affären aufgezeigt. Im nachstehenden Fazit werden die Parallelen und Unterschieden noch einmal ge- geneinander aufgewogen, worauf die abschliessende Wertung des Verfassers folgt.

Im Anhang ist zu Beginn der Text «Einführung in das politische System der Vereinigten Staaten» zu finden. Dieses zusätzliche Kapitel soll bei Unklarheiten bezüglich des politischen Systems der USA als eine Art Nach- schlagewerk dienen. Darin sind unter anderem die Unterschiede zwischen dem parlamentarischen und präsi- dentiellen Regierungssystem, das Verhältnis zwischen dem Kongress und dem Präsidenten und die Rolle des Supreme Courts ausführlich beschrieben. Weiter wird der Anhang durch die kompletten Transkripte der beiden Interviews, einen Songtext und einen Ausschnitt des «Smoking-Gun-Tapes» ergänzt. Dem folgen die ausführli- chen Fussnoten mit der entsprechenden Bibliographie zu jedem Kapitel. Weiter findet sich am Ende des An- hangs das Abbildungsverzeichnis, die Selbständigkeitserklärung sowie der Arbeitsbericht.

Einzelne, kursiv gesetzte Begriffe werden in den rot hinterlegten Infoboxen jeweils am Rand des Textes kurz erklärt.

Einleitung | IV Abstract

Die Ausgangsfragestellung meiner Maturarbeit lautete, ob und wie sich die Watergate-Affäre um Präsident Nixon damals mit der Russland-Affäre und Donald Trump heute vergleichen lassen. Ein besonderer Stellenwert sollte dabei der Rolle der Medien zukommen.

Dafür habe ich mich zuerst mit Hilfe von Fachliteratur in das politische System der USA eingearbeitet. Danach beschäftigte ich mich mit Richard Nixon und der Watergate-Affäre, wobei ich mich auch hier wieder auf ver- schiedene Bücher und ergänzend auf Onlineartikel gestützt habe. Anschliessend habe ich mich mit Präsident Trump und der Russlandaffäre auseinandergesetzt. Hierfür habe ich mich auch hier wieder zuerst in die Litera- tur eingelesen, arbeitete danach jedoch hauptsächlich mit Zeitungsartikeln und Hintergrundberichten. Dabei hatte ich die Möglichkeit, im Oktober in die USA zu fliegen. Dort war ich zuerst in Raleigh, North Carolina und verbrachte danach noch einige Tage in Washington DC. Während dieser Reise führte ich zwei Interviews, eines davon mit SRF-Korrespondentin Isabelle Jacobi in Washington.

Aufgrund meiner Recherchearbeit bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen: Zwischen Watergate und der Russland-Affäre existieren eklatante Parallelen, wobei hier der Vorwurf der Obstruktion der Justiz, das Verhält- nis zu den Medien sowie die Polarisierung der Gesellschaft zu nennen sind. Es sind zwischen den beiden Fällen jedoch auch signifikante Differenzen zu erkennen: Neben dem Unterschied in den Persönlichkeiten Nixons und Trumps ist wohl die gewichtigste Differenz die Beweislage. Im Falle Trumps sind bisher noch keine solch belas- tende Beweismittel ans Tageslicht gekommen wie seinerzeit bei Nixon. Dabei ist jedoch auch zu beachten, dass die laufenden Ermittlungen in Sachen Russlandaffäre in vollem Gange sind und es bei der Watergate-Affäre vom Einbruch im Hauptquartier der demokratischen Partei im Watergate-Gebäudekomplex bis zum Rücktritt Nixons über zwei Jahre gedauert hat.

Abschliessend komme ich trotz der obig genannten Differenzen zum Schluss, dass sich Watergate und die Russland-Affäre vergleichen lassen. Obgleich der bedeutenden Unterschiede zwischen den beiden Fällen über- wiegen die Parallelen – speziell auch bezüglich der Medien –, sodass ich der Meinung bin, dass man in der Russland-Affäre bezüglich Watergate tatsächlich von einem Déjà-vu sprechen kann.

Einleitung | V INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG Vorwort und Wegleitung III–IV Abstract V

KAPITEL 1 – PRÄSIDENT NIXON UND DIE WATERGATE-AFFÄRE 1.1 Richard M. Nixons Weg zum Präsidentenamt 1–4 1.1.1 Kindheit, Studium und Zeit beim Militär 1 1.1.2 Der Anfang seines politischen Aufstiegs 1 1.1.3 Die Wahl in den Senat und der Fall Alger Hiss 1 1.1.4 Nixon als Vizepräsident 1–2 1.1.5 Die Präsidentschaftswahlen von 1960 2 1.1.6 «Six Crises» und die Kandidatur als Gouverneur von Kalifornien 2–3 1.1.7 Nixons Rückkehr aus dem «Exil» 3 1.1.8 Der Präsidentschaftswahlkampf von 1968 3 1.1.9 Die Botschafter-Intrige und Nixons Kontakte nach Saigon 3–4 1.1.10 Die Beschaffung von Spendengelder und der Verkauf von Botschafterposten 4

1.2 Die Watergate-Affäre 4–14 1.2.1 Definition 4 1.2.2 «Exposition»: Die Vorgeschichte 4–7 1.2.2.1 Das Tonbandsystem im Weissen Haus 4–5 1.2.2.2 Die Pentagon-Papiere 5 1.2.2.3 Der Huston-Plan und die Gründung der «Klempner» 5–6 1.2.2.4 Der Einbruch bei Daniel Ellsbergs Psychiater 6–7 1.2.2.5 «Operation Sandwedge» 7 1.2.2.6 Gordon Liddy und «Gemstone» 7 1.2.3 «Hauptakt»: Höhepunkt und Peripetie 8–10 1.2.3.1 Der Einbruch 8 1.2.3.2 Die Vertuschung 8–9 1.2.3.3 Behinderung der Justiz – das «Smoking-Gun-Tape» 10 1.2.4 «Nachspiel»: Retardierendes Moment und Katastrophe 10–14 1.2.4.1 Die Anklage gegen die Watergate-Einbrecher 10 1.2.4.2 Nixons Wiederwahl 10 1.2.4.3 Der Prozess gegen die Watergate-Einbrecher 10 1.2.4.4 Die Schaffung eines Sonderausschusses 10–11 1.2.4.5 Der Prozess gegen Daniel Ellsberg 11 1.2.4.6 Die Untersuchungen des Sonderausschusses des Senats 11–13 1.2.4.7 Das Impeachmentverfahren 13–14 1.2.4.8 Nixons Rücktritt und dessen Begnadigung 14

1.3 Watergate und die Medien 14–16 1.3.1 Die Medien der 1970er-Jahre in den Vereinigten Staaten 14–15 1.3.2 Die Aufdeckung des Skandals durch Bob Woodward und Carl Bernstein 15–16 1.3.2.1 Die Zusammenarbeit 15 1.3.2.2 Woodwards und Bernsteins Recherchearbeit 16 1.3.2.3 Quellen und «Deep-Throat» 16 1.3.3 Nixons Verhältnis zu den Medien 16

Einleitung | VI KAPITEL 2 – PRÄSIDENT TRUMP UND DIE RUSSLANDERMITTLUNGEN 2.1 Vom Immobilienmogul und Reality-TV-Star zum Präsidenten der USA 17–21 2.1.1 Der Enkel eines deutschen Einwanderers und Sohn eines Multimillionärs 17 2.1.2 «The American Dream»: Vom Tellerwäscher zum Millionär? 17 2.1.3 Trump steigt ins Entertainmentgeschäft ein: Schönheitswettbewerbe und «The Apprentice» 17 2.1.4 Trumps politische Karriere vor der Präsidenschaft 17–18 2.1.5 Trump erwägt, sich um Präsidentschaft zu bewerben 18 2.1.6 Trump lässt sich als Kandidat der Republikaner aufstellen 18–19 2.1.7 Die Rolle des «Republican National Committee» 19 2.1.8 Das «Access-Hollywood-Tape» – ein herber Rückschlag für Trumps Wahlkampf 19 2.1.9 Der Streit um die Finanzierung des Übergangs: «Ich will nichts damit zu tun haben» 19–20 2.1.10 Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 20 2.1.11 Interview mit Familie Siminitz 20–21

2.2 Die Russland-Affäre 22–32 2.2.1 Definition 22–23 2.2.2 Russlands Versuche, auf den Wahlkampf in den USA Einfluss zu nehmen 22–23 2.2.2.1 Erste Anzeichen 22 2.2.2.2 Der Bericht der amerikanischen Geheimdienste 22 2.2.2.3 Anzeigen russischer Fake-Accounts auf Facebook 23 2.2.2.4 Versuch der Wahlmanipulation 23 2.2.2.5 Anklage gegen «The Internet Research Agency» 23 2.2.3 Das «Steele-Dossier» 23–24 2.2.4 Die Ermittlungen zu möglichen Russland-Kontakten von Trumps Wahlkampfteam 24–29 2.2.4.1 Der Beginn der FBI-Ermittlungen 24 2.2.4.2 FBI-Direktor Comey informiert Trump über das «Steele-Dossier» 24 2.2.4.3 Comeys Entlassung 24–25 2.2.4.4 Die Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller 25 2.2.4.5 Kontakte von Trumps Mitarbeitern nach Russland 25–27 2.2.4.5.1 Undurchsichtiges Treffen im Trump-Tower 26 2.2.4.5.2 Das erste konkrete Bindeglied zwischen Russland und dem Weissen Haus: , Sergej Kisljak und Sally Yates 26–27 2.2.4.6 Weitere Akteure in der Russland-Affäre 27–29 2.2.4.6.1 Paul Manafort 27 2.2.4.6.2 Carter Page 27–28 2.2.4.6.3 28 2.2.4.6.4 Michael Cohen 28–29 2.2.4.6.5 29 2.2.4.6.6 29 2.2.5 Trumps Versuche, die Russland-Ermittlungen zu korrumpieren 29–32 2.2.5.1 Trump fordert Comey auf, die Ermittlungen gegen Flynn einzustellen 29–31 2.2.5.2 «Muddying the Waters»: soll mit Russland kollaboriert haben 31 2.2.5.3 Obama soll Trump ausgehorcht haben 31–32 2.2.5.4 Angeblicher FBI-Spitzel in Trumps Wahlkampagne 32

2.3 Donald Trump und die Medien 32–36 2.3.1 Die Medien als Teil der Macht 32 2.3.2 Trumps ambivalente Beziehung zu den Medien 32–33 2.3.3 Interview mit Isabelle Jacobi 33–36

Einleitung | VII KAPITEL 3 – ERGEBNIS: VERGLEICH UND FAZIT 3.1 Vergleich 37–38 3.1.1 Die Parallelen 37–38 3.1.1.1 Der Vorwurf der Behinderung der Justiz 37 3.1.1.2 Das Verhältnis zu den Medien 37 3.1.1.3 Die Polarisierung 37–38 3.1.1.4 Privatdiplomatie 38 3.1.2 Die Unterschiede 38 3.1.2.1 Die Protagonisten – Nixon und Trump 38 3.1.2.2 Impeachment 38 3.1.2.3 Die Beweislage 38

3.2 Fazit 39

4. ANHANG 4.1 Einführung in das politische System der Vereinigten Staaten 41–48 4.1.1 Der Unterschied zwischen dem parlamentarischen und präsidentiellen Regierungssystem 41 4.1.2 Der Präsident, sein Kabinett und das Exekutivbüro 42 4.1.3 Das Verhältnis zwischen dem Kongress und dem Präsidenten 43–45 4.1.4 Die politischen Parteien 45–46 4.1.5 Der Supreme Court 46–47 4.1.6 Das Wahlsystem der Vereinigten Staaten 47–48 4.1.7 Problematische Aspekte des US-Wahlsystems 48

4.2 Komplette Interview-Transkripte 51–60 4.2.1 Interview mit Familie Siminitz 51–54 4.2.2 Interview mit Isabelle Jacobi 55–60

4.3 Diverses 61–62 4.3.1 Songtext «Neil Young – Ohio» 61 4.3.2 Ausschnitt «Smoking-Gun-Tape» 62

4.4 Fussnoten und Bibliographie 63–75 4.4.1 Kapitel 1 63–65 4.4.2 Kapitel 2 66–73 4.4.3 Einführung in das politische System der Vereinigten Staaten 74–75

4.5 Abbildungsverzeichnis 76

4.6 Arbeitsbericht 77–79

4.7 Selbständigkeitserklärung 80

Einleitung | VIII KAPITEL 1 – PRÄSIDENT NIXON UND DIE WATERGATE-AFFÄRE 1.1 Richard M. Nixons Weg zum Präsidentenamt 1.1.1 Kindheit, Studium und Zeit beim Militär Nixon wuchs in Yorba Linda, Kalifornien auf, sechzig Kilometer südöstlich von . Dort liegt er auch begraben und auf dem Gelände befindet sich seine Gedenkstätte und die Präsidentenbibliothek. Nixon wurde 1913 geboren. Er hatte vier Brüder, seine Mutter war als fromme Quäkerin tiefreligiös, sein jähzorniger Vater konnte der Familie mit seinem Gemischtwarenladen kaum den Lebensunterhalt sichern. Nixon beschrieb sei- nen Vater als den «[…] unter Garantie ärmsten Zitronenfarmer ganz Kaliforniens.» Nixon besuchte das örtliche College in Whittier, bevor er dank harter Arbeit und zähem Ehrgeiz ein Stipendium für ein Jurastudium an der Duke University in Durham, North Carolina bekam. Nach seinem Abschluss 1937 bewarb er sich bei renommierten Anwaltskanzleien in New York und als Agent beim FBI – beides erfolglos. Daraufhin eröffnete er eine kleine Anwaltskanzlei in Whittier und lernte dort auch seine spätere Frau Thelma Catherine «Pat» Nixon kennen. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor wurde Nixon bei der Marine zum Lieutenant befördert. Er diente als Nachschuboffizier im Südpazifik, nahm jedoch an keinen Kampfhandlungen teil.1 1.1.2 Der Anfang seines politischen Aufstiegs Nach dem Krieg drängte ihn ein Bekannter aus der College-Zeit, ein Mitglied in einem Ortsverband der Repub- likaner, für den Kongress zu kandidieren. In einer Zeit der Angst vor der Sowjetunion, welche die christliche Zivilisation zu bedrohen schien, forderte Nixon den demokratischen Amtsinhaber Jerry Voorhis heraus. 1946 gewann Nixon spielend – so wie die Republikaner überall im Land – und erstmals seit zwanzig Jahren hatten sie wieder die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Nixon zog in das Repräsentantenhaus ein und wurde Mitglied im Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe, der neuen Rückenwind bekom- men hatte und dessen republikanischen Mitglieder unter der Hand vom FBI mit Informationen versorgt wur- den. Nixon wurde zum Beginn der sogenannten McCarthy-Ära in das Repräsentantenhaus gewählt, eine Zeit, in der die Vorahnungen auf kommunistische Aggressionen real wur- Die McCarthy-Ära (1947 bis etwa 1956) den – mit bewaffneten Konfrontationen in Berlin, Kuba und im Mittleren Osten und näherkommenden Kriegen in Korea und Süd- Namensgeber der sogenannten Mc- ostasien.2 1947 erschien der damalige FBI-Direktor J. Edgar Hoo- Carthy-Ära ist der republikanische Senator ver vor dem Ausschuss. Nach Hoovers Anhörung führte er mit Joseph McCarthy, der 1950 bis 1954 die «treibenden Kraft einer antikommunisti- Nixon ein privates Gespräch und sie waren sofort auf einer Wel- schen Verfolgungswelle in der Verwaltung lenlänge – es war die Geburt eins Bündnisses, das 25 Jahre halten und im öffentlichen Leben der USA» war. sollte. Als Nixon Präsident wurde, bezeichnete er Hoover als den McCarthy mobilisierte die Furcht vor der engsten Freund in seinem ganzen politischen Leben. Nixon wurde «roten Gefahr», wodurch diese Zeit mit quasi zum Spezialist der Spionage und Spionageabwehr des Kal- Antikommunismus und Verschwörungstheo- ten Krieges, in der «Abhöraktionen, Einbrüche und Verwanzung rien geprägt wurde.[A] ohne richterliche Anordnung Mittel der politischen Kriegsfüh- rung waren.»3 1.1.3 Die Wahl in den Senat und der Fall Alger Hiss 1950 wurde Nixon in den Senat gewählt. Dabei half ihm seine Jagd auf Alger Hiss, für die er grossen Zuspruch und immense öffentliche Aufmerksamkeit erhielt und die seinen Ruf als «glühenden Antikommunisten» stärk- te.4 Alger Hiss, der an der John Hopkins University in Baltimore und an der Harvard Law School in Cambridge studierte5 und somit zum Eastern Establishment gehörte, dem Nixon eine instinktive Abneigung entgegen- brachte, war während des Zweiten Weltkriegs ein Spitzenbeamter im Aussenministerium und arbeitete am Aufbau der Vereinten Nationen mit. Man warf Hiss vor, ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes zu sein. Aus diesem Grund begann Nixon unerbittlich Jagd auf Hiss zu machen, denn er war davon überzeugt, dass der Fall «die Sicherheit der ganzen Nation und die Sache freier Menschen überall»6 betreffe. Dabei gab es nur einen Zeugen, der gegen Hiss aussagen konnte, Whittaker Chambers, damaliger Redakteur des Time Magazine. Die- sen befand Hoover jedoch für unglaubwürdig. Der militärische Nachrichtendienst (aus dem später die NSA hervorging) fand zwar Hiss‘ Name in einem Kommuniqué des sowjetischen Geheimdienstes, doch die Existenz dieser Einrichtung und ihre Tätigkeit konnten vor Gericht nicht offengelegt werden. Somit konnte Hiss der Spionage nicht angeklagt werden. Nixon liess ihn jedoch in die Meineidfalle tappen – er erwischte Hiss, als der unter Eid aussagte und eine Reihe von offenkundig ausweichenden Angaben zu einigen undurchsichtigen As- pekten seiner Beziehung zu Chambers machte. Nixon schwärzte Hiss in der Presse an und 1948 wurde Hiss wegen Meineids angeklagt, aber die Geschworenen gelangten zu keinem einstimmigen Urteil. Hiss wurde je- doch in einem zweiten Prozess 1950 schuldiggesprochen.7 1.1.4 Nixon als Vizepräsident «Der Fall Hiss machte mich landesweit bekannt […] Zwei Jahre später präsentierte mich General Eisenhower beim republikanischen Nominierungsparteitag als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten und stellte mich als einen Mann vor, ‹der ein besonderes Talent und die Fähigkeit besitzt, jede Art von subversivem Einfluss aufzu- spüren, wo immer er zu finden ist, und ihn mit Stärke und Beharrlichkeit abzuschütteln versteht.›»8 schrieb Nixon in seinem ersten Buch «Six Crisis». 1952 wurde Nixon Eisenhowers Vizepräsident, unter anderem auf-

Kapitel 1 | 1 grund seiner antikommunistischen Einstellung. Während seiner beiden Amtszeiten als Vizepräsident setzte sich Nixon aktiv für republikanische Kandidaten ein, hatte sonst jedoch keine signifikanten Kompetenzen. Als Eisenhower an einer Pressekonferenz nach dem Mitwirken Nixons an der Politik der Eisenhower-Administrati- on gefragt wurde, antwortete der: «Wenn Sie mir eine Woche geben, fällt mir vielleicht etwas ein».9 Die Bezie- hung zwischen dem ehemaligen General und dem noch sehr jungen, bei der Amtseinführung gerade erst kürz- lich vierzig Jahre alt gewordenen Nixon war unbeständig, distanziert und zaghaft – Eisenhower fragte Nixon nicht nach seiner Hilfe bei der Auswahl des Kabinetts. Nixon war sehr interessiert an der amerikanischen Poli- tik und deren Prozesse und arbeitete hart – aber auf persönlicher Ebene harmonierten der Präsident und sein Vizepräsident nicht. «Eisenhower hätte ihn nie als seinen ‹Lieblingsbridgepartner› ausgewählt. Sie waren nie- mals Kumpels» sagte der ehemalige Justizminister der Eisenhower-Administration Herbert Brownell über die Beziehung zwischen Eisenhower und Nixon.10 Zwischen 1955 bis 1957 litt Eisenhower an mehreren ernsthaften Krankheiten, darunter auch ein Hirnschlag. Während Eisenhower arbeitsunfähig war, leitete Nixon mehrere Kabinettssitzungen und Meetings des Nationa- len Sicherheitsrats, wobei die echte Macht jedoch bei einem engen Kreis von Eisenhowers Berater war, aus dem Nixon immer ausgeschlossen blieb. Seine Vizepräsidentschaft zeichnet sich auch durch seine Auslandsreisen aus, darunter eine Tour in Lateinamerika, die der Journalist Walter Lippman als ein «diplomatisches Pearl Har- bor» bezeichnete: Unter anderem wurde Nixons Auto von Anti-Amerika-Protestanten mit Steinen beworfen, geschlagen und bespuckt.11 1.1.5 Die Präsidentschaftswahlen von 1960 Nixon beschloss, sich bei den Wahlen 1960 selber für das Präsidentschaftsamt zu bewerben. Doch er wurde enttäuscht. Senator John F. Kennedy gewann die Wahl. Obwohl bei den im Fernsehen übertragenen Debatten Nixon rhetorisch eine gute Figur machte, vermochte es Kennedy, von sich ein Bild der Jugend, Energie und Selbstsicherheit zu vermitteln. So kam es, dass Kennedy Präsident wurde.12 Noch niemals in der Geschichte der vorangegangenen hundert Jahre ist ein Präsident mit so geringem Stimmenvorsprung zum Präsidenten Amerikas gewählt worden wie Kennedy. Mit nur 50,24 Prozent der abgegebenen Stimmen gewann er 346 Wahl- männer, während Nixon mit 49,76 Prozent der abgegebenen Stimmen nur 191 Wahlmänner zusammenbrachte. Von den sieben bevölkerungsreichsten Staaten mit den meisten Wahlmännern (205 von insgesamt 537 Elekto- ren) konnte Nixon nur Ohio gewinnen. Kennedy schaffte nur in New York eine klare Mehrheit (3,79 Millionen Stimmen gegen 3,38). Alle anderen fielen mit winzigen Mehrheiten an Kennedy, darunter sogar Nixons Heimat- staat Kalifornien (Kennedy 3,12 Millionen Stimmen; Nixon 3,09 Millionen Stimmen).13 Bis zu seinem Tod blieb Nixon überzeugt, dass Kennedy ihm bei den Wahlen die Präsidentschaft gestohlen habe: Er glaubte, Kennedy verdanke den Sieg seinen Dollarmillionen und politischen Manipulationen. Seine Anhänger drängten ihn, die Wahl anzufechten, was er dann jedoch unterliess.14 1.1.6 «Six Crises» und die Kandidatur als Gouverneur von Kalifornien 1962 veröffentlichte Nixon sein erstes Buch «Six Crises». Das Buch war eine Antwort auf John F. Kennedys «Pro- fils In Courage» (1956 veröffentlicht). Die Veröffentlichung von «Six Crises» wurde von eigenen kleinen Intrigen begleitet, um sicherzustellen, dass das Buch auf die Bestsellerliste kommen würde. Unter anderem beauftragte Nixon Harry R. Haldeman, der später sein Stabschef werden sollte, zu beweisen, dass der «Book of the Month Club» parteiisch und befangen gegenüber Konservativen sei, als dieser sein Buch nicht auswählte. Helfern wurde aufgetragen, die Namen im Auswahlgremium des Clubs zu notieren und ihre Akten mit den «Un-Ameri- can Activties»-Akten zu vergleichen. Während es Nixons Buch «Six Crises» auf die Bestsellerliste geschafft hatte, kamen Nixons Gedanken auf die Politik zurück.15 Nixon dachte darüber nach, sich nochmals für das Präsidentenamt zu bewerben, doch die Republikaner waren keine Einheit und es schien, als ob sie bei einem Showdown zwischen Nelson Rockefeller, Gouverneur von New York, und , Senator von Arizona, gespaltet werden würden. Es schien ihm besser, den Gewinner dieser Auseinandersetzung gegen Kennedy verlieren zu lassen, um die Republikaner schliesslich wieder zu einen und die Wahlen 1968 zu gewinnen. Nixon zog also momentan andere Ämter in Erwägung, zum Beispiel Senator oder Gouverneur, von wo aus er dann sein Comeback wagen könnte. Die Republikaner drängten Nixon, gegen den demokratischen Gouverneur seines Heimatstaates Kalifornien Pat Brown anzutreten. Doch Nixon hatte Bedenken, die er in einem Brief an Eisenhower äusserte: «Meine ganze Erfahrung in der Regierung war bisher von nationalem und internationalem Belangen. Ich glaube, dass die Probleme, die Gouverneure zu be- wältigen haben, immens wichtig sind, aber meine Interessen liegen einfach in anderen Gebieten.»15 Diese Be- denken teilten unter anderen auch seine Frau Pat Nixon, die sich zuerst weigerte, mit ihm den Wahlkampf zu führen. Doch schliesslich setzen sich Eisenhower und die Partei durch: Nixon baute ein Team junger Profis auf, um seine Wahlkampagne zu leiten.17 Nixon lag bei den Umfragen erst vorne, lag danach zurück aber schien dann einen gewinnbringenden Schluss- sprint hinzulegen – bis Präsident Kennedy am nationalen Fernsehen bekannt gab, dass die Russen Raketen in Kuba stationiert hatten: Die gefährlichste Krise des Kalten Krieges dominierte die Nachrichten und Nixons Gegner profitierte davon.18 Schliesslich wurde Nixon bei der Wahl gedemütigt – er verlor haushoch. Ihm fehlten fast 300 000 Stimmen, beinahe dreimal so viel wie bei seiner Präsidentschaftskandidatur 1960. Die Wahlnacht verbrachte Nixon im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles und betrank sich. Bei Anbruch der Morgendämmerung beschloss er, nicht an der Pressekonferenz teilzunehmen und beauftrage Herb Klein damit, sein Statement ab-

Kapitel 1 | 2 zugeben. Als Nixon das Hotel verlassen wollte, überredeten ihn zwei alte Freunde, trotzdem selber aufzutreten. Gerade als Klein bekanntgab, dass der Kandidat nicht erscheinen würde, erreichte Nixon das Podium und stupste ihn zur Seite.19 «‹Sechzehn Jahre lang, seit dem Fall Hiss, hat es Ihnen eine Menge Spass – eine Menge Spass bereitet, auf mich loszugehen.›, sagte er zu den Journalisten, die ihn umringten. ‹Aber wenn ich jetzt gehe, sollen Sie wissen – denken Sie daran, was Ihnen entgeht. In Zukunft werden Sie keinen Nixon mehr ha- ben, auf dem Sie herumhacken können, denn das, meine Herren, ist meine letzte Pressekonferenz.›»20 Haldeman erinnert sich, dass die Niederlage 1960 für Nixon «erschütternd» war, doch die Niederlage 1962 «war sogar noch erschütternder, weil sie schmachvoller war … Er verlor gegen Pat Brown, einen Mann, für den er nicht übergeordneten Respekt hatte … und er verlor mit einer grossen Differenz.»21 Danach legte sich eine schreckliche Traurigkeit über ihn, die jahrelang nicht weichen sollte, wie Nixons Tochter Tricia schrieb.22 1.1.7 Nixons Rückkehr aus dem «Exil» Nach seiner Niederlage bei der Gouverneurswahl 1962 verliess Nixon nach seiner «letzten Pressekonferenz» Kalifornien und zog 1963 mit seiner Familie nach New York, wo er in eine Kanzlei an der Wall Street eintrat. Nixon lud alljährliche zu einer Weihnachtsfeier, wo er die Gäste unterhielt, in dem er Weihnachtslieder auf dem Klavier spielte. Seine Frau Pat war erfreut, als ein Freund der Familie sagte, dass «der Hass, der auf der Familie lastete, vorbei sei.» und Nixons Tochter Julie schrieb in ihr Tagebuch «Er [Nixon] gibt sich grosse Mühe, um ein lustiges ‹Familienleben› zu führen»23 Dann wurde im November 1963 Kennedy in Dallas erschossen. Danach trat Nixon politisch wieder in Aktion, in einer nationalen Meinungsumfrage im Januar 1964 kam heraus, dass er als potentieller Präsidentschaftskandi- dat wieder auferstanden war. Doch er glaubte nicht, dass die Zeit reif war, und Kennedys Vizepräsident Lyndon B. Johnson, der nach Kennedys Ermordung ins Präsidentenamt nachgerückt war, errang 1964 gegen den Repu- blikaner Barry Goldwater den Sieg. Doch bis zur nächsten Präsidentschaftswahl war Nixon nicht untätig. Denn «er ebnete sich den Weg zurück an die Macht.»24 Er zog sich zukünftige Wahlkampfunterstützer heran, indem er die Welt bereiste und Abgeordnete auf sich einschwor, er besuchte Schulabschlussfeiern, Bar-Mizwa-Feste (Feier zur Erreichung der religiösen Mündigkeit im Judentum) und Taufzeremonien, die von potentiellen repu- blikanischen Abgeordneten ausgerichtet wurden und sicherte sich so Wählerstimmen im ganzen Land. Mittler- weile war klar, dass er für das Präsidentschaftsamt kandidieren würde.25 1.1.8 Der Präsidentschaftswahlkampf von 1968 Nixon sicherte sich die Nominierung durch die Republikaner und versprach ein Friedensprogramm im Viet- namkrieg, ohne genauer darauf einzugehen, während er das Fernsehen mit Werbespots «überflutete […] in de- nen tote amerikanische Soldaten gezeigt wurden.»26 1.1.9 Die Botschafter-Intrige und Nixons Kontakte nach Saigon 1968 zettelte Nixon eine Intrige mit dem Botschafter Südvietnams an: Er empfing im Juli 1968 Botschafter Bui Diem in seiner «Operationszentrale», seine Wahlkampfsuite im New Yorker Hotel Pierre. Anwesend war sein Wahlkampfmanager John Mitchell, sein späterer Justizminister. Nixon wollte, dass Bui Diem als sein inoffiziel- ler Draht zu Südvietnams Präsident Nguyen Van Thieu in Saigon fungierte. Und er wollte in dieser privaten Unterredung eine klare Botschaft übermitteln: Südvietnam wäre besser bedient, wenn der berüchtigte Antikom- munist Nixon im Weissen Haus sässe – Nixon würde den Krieg zu Bedingungen beenden, »die für seine Verbün- deten in Südvietnam sehr viel vorteilhafter wären.»27 Vier Wochen vor der Wahl lag Nixon in den Umfragen gegenüber seinem demokratischen Gegner Hubert Humphrey, Vizepräsident unter Lyndon B. Johnson, klar in Führung – doch er fürchtete, dass eine dramatische Entwicklung im Vietnamkrieg ihn scheitern lassen könnte. Humphreys Wahlkampf war durch seine Loyalität gegenüber Präsident Johnson erschwert worden – liberale Kriegsgegner verweigerten ihm seine Unterstützung. Wenn jedoch Johnson die Luftangriffe auf Nordvietnam aussetzte oder ein Waffenstillstand oder Friedensab- kommen aushandeln konnte, konnten sich die Stimmen zu Gunsten Humphreys verschieben. «Eine Friedens- vereinbarung konnte den Wahlausgang drehen.»28 Die USA hatten tatsächlich ein geheimes Abkommen mit Nordvietnam geschlossen, um die Luftangriffe auszusetzen und Frieden zu schliessen. Acht Tage vor der Wahl traf ein von der NSA abgefangenes Telegramm im Weissen Haus ein, in dem der südvietnamesische Präsident Thieu beschrieb, dass er glaube, dass Nixon zum nächsten Präsident gewählt werden wird und er denke, dass es gut wäre, die wichtige Frage der politischen Gespräche mit dem nächsten Präsidenten zu erörtern. Ein klarer Beleg dafür, dass Nixon mit Saigon in Kontakt stand und versuchte, das Friedensabkommen zu hintertreiben.29 Fünf Tage vor der Wahl verkündete Johnson einen Bombenstopp. Prompt verzeichneten die landesweiten Um- fragen eine massive Verschiebung von Millionen Wählerstimmen von Nixon zu Humphrey – genau wie Nixon es befürchtet hatte. Doch Südvietnams Präsident stellte sich quer, er werde kein Friedensabkommen und keine Koalition für den Waffenstillstand in Betracht ziehen. Das FBI fing eine von Nixon an Botschafter Diem übermit- telte Nachricht ab, in der es hiess «Halten Sie durch. Wir werden gewinnen.»30 Präsident Johnson sprach von Landesverrat. Zwei Tag vor der Wahl rief Nixon Johnson an und stritt alles ab: «‹Mein Gott› sagte Nixon, ‹ich würde niemals etwas tun, das Saigon ermutigt, sich nicht an den Verhandlungstisch zu setzen.›»31 Weiner meint dazu: «Wenn nicht Landesverrat, war es zumindest ein Verstoss gegen Bundesgesetze, wenn ein ameri- kanischer Staatsbürger mit einer ausländischen Regierung Privatdiplomatie betrieb, die gegen die Interessen der Vereinigten Staaten gerichtet war.»32 Die Friedensverhandlungen in Paris waren zum Scheitern verurteilt, ein hochrangiger Diplomat, der an den Gesprächen teilgenommen hatte, glaubte, dass Vietnamkrieg beendet

Kapitel 1 | 3 worden wäre, hätte Nixon die Verhandlungen nicht sabotiert. Der Frieden war nicht in Reichweite, und die Um- fragewerte kippten wieder zu Gunsten Nixons.33 Und so kam es, dass am 5. November 1968 Nixon zum Präsi- dent der Vereinigten Staaten gewählt wurde. 1.1.10 Die Beschaffung von Spendengelder und der Verkauf von Botschafterposten Nixon trug im Sommer und Herbst 1968 30 Millionen Dollar von amerikanischen Spendern zusammen – mehr als jeder andere Präsidentschaftskandidat zuvor. Auch flossen illegale, nicht dokumentierte Gelder von gehei- men, ausländischen Geldquellen in den Wahlkampf. Eine dieser Quellen war die griechische Militärjunta, denn deren Führer war von Nixons Entscheidung angetan, Spiro T. Agnew als seinen Vizepräsidentschaftskandida- ten zu nominieren. Über einen Bostoner Geschäftsmann, ein persönlicher Freund Nixons, der im Weissen Haus als «der Grieche, der Geschenke bringt» bekannt war, steuerte die Junta über eine halbe Million Dollar zu Nixons Wahlkampf bei. Eine weitere Quelle stellte eine Koalition rechter politischer Führer in Italien dar, über einen italo-amerikanischen Industriellen mit faschistischen Tendenzen steuerten auch diese Hundertausende Dollar bei, Nixons Stabschef H. R. Haldemann wurde instruiert, die Spenden des Italieners zu regeln. Nixon belohnte seine Geldgeber, sofern er konnte – er genehmigte als Präsident persönlich Millionenbeträge «für die insgeheime Unterstützung rechter italienischer Politiker durch die CIA und zig Millionen für Waffenverkäufe an die griechischen Obristen über das Pentagon.»34 Bei der Spendengelderbeschaffung spielte auch Rose Mary Woods, seit 1951 Nixons Privatsekretärin, eine wichtige Rolle. Sie vereinbarte Termine und verbuchte unter anderem unter der Hand eine Spende eines ehemaligen kubanischen Botschafters.35 Nixons reichste Wahlkampfspender wussten, dass «Botschafterposten an die Meistbietenden verkauft wurden» – das wurde nicht erst unter Nixon praktiziert, unter ihm wurde sie jedoch «erschreckend unverhohlen und politisch gefährlich.»36 Hier liesse sich der Fall «Ruth Farkas» nennen. Ihr und ihrem Mann gehörte eine Kauf- hauskette in New York. Sie versprachen eine Viertelmillion Dollar für Nixons Wahlkampf (heute fast zwei Mil- lonen Dollar.) Sie sollte den Platz des aktuellen Botschafters – ein Berufsdiplomat – von Costa Rica überneh- men. Man teilte ihm schon mit, dass er abberufen wurde, um für Ruth Farka das Feld zu räumen. Doch dann bekamen sie und ihr Ehemann Probleme mit der Steuerbehörde. Nixons persönlicher Anwalt Herbert Kalmbach regelte die Sache und nachdem die Farkas 300 000 Dollar für Nixons Wiederwahlkampf 1972 versprochen hat- ten, ernannte der Präsident sie zur Botschafterin in Luxemburg. Für den Verkauf von Botschafterposten gibt es Belege. Zum Beispiel existiert eine auf Nixons berüchtigten Tonbändern aufgezeichnete Konversation zwischen dem Präsidenten und seinem Stabschef Haldeman, in welcher der Päsident sagt: «Jeder, der Botschafter werden möchte, muss mindestens 250 000 Dollar spenden». Daneben gibt es eine undatierte handschriftliche Notiz Haldemans, die lautet: «Farkas – 250 für Costa Rica».37

1.2 Die Watergate-Affäre

1.2.1 DEFINITION

Für den Begriff «Watergate-Affäre» gibt es mehrere Definitionen. Die Brockhaus Enzyklopädie beschreibt die Watergate-Affäre als «nach einem Büro- und Hotelgebäudekomplex in Washington (D. C.) benannten politischer Skandal in den USA, der das Vertrauen der amerikanischen Gesellschaft in ihr politisches Sys- tem schwer erschütterte».38 Carl Bernstein und Bob Woodward – die beiden Reporter der «Washington Post», die massgeblich an der Aufdeckung des Skandals beteiligt waren – gliedern die «Masse von Tatbeständen» in mehrere Komplexe: 1. Der Einbruch in das Watergate-Gebäude selbst und dessen anschliessende Vertuschung 2. Die Sabotage- und Spionagetätigkeiten gegen die Demokraten während dem Präsidentschaftswahl- kampf 1972 3. Die illegalen Wahlkampfzuwendungen und illegale Tätigkeiten von Nixons Wiederwahlkomitee 4. Der Komplex der «Klempner» (innenpolitische Spionage gegen politische Gegner, auch schon vor 1972)39

1.2.2 «Exposition»: Die Vorgeschichte 1.2.2.1 Das Tonbandsystem im Weissen Haus Während dem Amtswechsel 1969 erfuhr Nixon, dass sein Vorgänger Lyndon B. Johnson Aufnahmegeräte im Weissen Haus hatte, um Sitzungen und Telefongespräche aufzuzeichnen. Gemäss seinem Stabschef Haldeman «verabscheute» Nixon der Gedanke, Gespräche aufzuzeichnen, und liess alle Geräte sofort nach seiner Inaugu- ration entfernen. Nixon sollte jedoch seine Meinung darüber in den nächsten zwei Jahren ändern. Nixon war besorgt, dass seine Sitzungen durch ihre Teilnehmer nicht immer akkurat wiedergegeben wurden und wollte sich absichern, dass seine privaten Konversationen nicht zu Gunsten von Dritten öffentlich missverstanden oder falsch ausgelegt werden. Die Nixon-Administration probierte verschiedene Methoden zur Aufzeichnung von Gesprächen und Sitzungen aus. So umfassten die Bemühungen um ein akkurates Aufzeichnungssystem 1969 und 1970 sogenannte «Note-Takers», die sich während den Sitzungen Notizen machten, oder der Präsident

Kapitel 1 | 4 machte sich gerade selber Notizen. Ausserdem fanden Nachbesprechungen («debriefings») statt und ein «No- te-Taker» sass ausserhalb des Oval Offices, um Sitzungsteilnehmer bei Verlassen des Büros abzufangen und ihre Gedanken und Meinungen aufzuschreiben. Nixon lehnte diese Methoden ab, da sie seiner Meinung nach zu zudringlich waren und die Nuancen und Details der Gespräche nicht erfassten. Als Ultima Ratio versuchte die Regierung Lt. General Vernon Walters, stellvertretender CIA-Direktor, als Nixons persönlicher «Note-Taker» anzustellen, der für sein phänomenales Gedächtnis bekannt war. Dieser jedoch empörte sich über die Idee. Auch nach zwei Jahren hatte Nixon noch immer keinen geeigneten Weg gefunden, um Sitzungen zu dokumen- tieren. Die Idee eines Tonbandsystems kam wieder auf. Haldeman besprach das Ganze mit Nixon, der in Folge dessen der Installation eines Tonbandsystems zustimmte. Und so installierte der USSS (United States Secret Service) ein Tonbandsystem, welches sich jedoch von den Systemen von Nixons Vorgängern unterschied. Das System wurde durch Stimmen aktiviert, denn Haldeman glaubte, der Präsident würde vergessen, das System vor einem Gespräch jeweils manuell zu aktivieren. Der USSS unterhielt das System und war für das Wechseln der Bänder sowie für das Ein- und Ausschalten des Systems verantwortlich. Für die Installation des Systems arbeiteten Haldemans Assistenten Lawrence Higby und Alexander P. Butterfield mit dem USSS zusammen. Das System wurde im Februar 1971 in Betrieb genommen. Zuerst wurden Mikrofone im Oval Office installiert: fünf auf Nixons Schreibtisch und je eines an beiden Seiten des Kamins. Danach wurden zwei weitere Mikrofone im Cabinet Room, der Konferenzraum des Kabinetts, installiert. In den darauffolgenden Monaten folgten andere Orte, darunter auch der «Lincoln Sitting Room» im Weissen Haus sowie die «Aspen Lodge» auf Camp David. Nixon war nicht der erste Präsident, der private Konversationen im Weissen Haus aufnahm. Roosevelt, Truman und Eisenhower experimentierten auch schon mit Aufnahmen, Kennedy und Johnson nahmen systematisch Sitzungen auf. Trotzdem Nixon ursprünglich gegen die Aufzeichnung von Gesprächen war, folgte nach der Ins- tallation des Systems eine auditive Dokumentation von Gesprächen, die weit über das Ausmass seiner Vorgän- ger hinausging – bis zur Stilllegung des Systems im Juli 1973 wurden beinahe alle täglichen Gespräche des Präsidenten aufgezeichnet.40 Nixons Tonbänder sollten in der Watergate-Affäre eine eminent wichtige Rolle spielen, und eines dieser Bänder, das «Smoking-Gun-Tape», sollte später gar als das entscheidende Beweismittel beim Amtsenthebungsverfahren gegen Richard Nixon dienen.41 1.2.2.2 Die Pentagon-Papiere Am 30. April 1970 hielt Nixon eine Fernsehansprache, in der er der amerikanischen Bevölkerung mitteilte, dass amerikanische Kampfeinheiten Teile von Kambodscha besetzt hätten, eine von Kambodscha ausgehende Bedro- hung Saigons durch kommunistische Truppen zu unterbinden. Kurz zuvor wurden ausserdem Enthüllungen über die von US-Truppen in der vietnamesischen Ortschaft My-Lai begangenen Kriegsverbrechen und dessen Enthüllungsverhinderungsversuche durch das US-Oberkommando bekannt. Auf die Nachricht der Invasion Kambodschas reagierte die amerikanische Öffentlichkeit mit teils wütenden Protesten. Insbesondere war das an Universitäten der Fall. An der Kent State University in Ohio wurden bei dem sogenannten «Kent State Massacre» mehrere Studenten bei Zusammenstössen mit Nationalgardisten getötet, viele wurden verletzt (siehe auch im Anhang unter «4.3.1 Songtext «‹Neil Young – Ohio› S. 61). Die politischen Gegensätze innerhalb der amerikanischen Bevölkerung entwickelten sich zu «einem offenen Feindverhältnis». Das war die innenpolitische Situation, als die «New York Times» am 13. Juni 1971 eine Reihe von kommentierten Urkunden veröffentlichte, die aus einer Studie stammten, die das Pentagon hatte anfertigen lassen. Ziel dieses Berichts war es, «die Zusammenhänge festzustellen, durch die ‹‹die USA in den Indochinakrieg verstrickt› wur- den.›»42 In Auftrag gegeben wurde die Studie 1967 von Verteidigungsminister Robert McNamara, fertiggestellt wurde sie 1969. Die Kernaussage des Berichts lautete, «dass die militärische und zivile Führung Amerikas ein- ander und das amerikanische Volk belogen hatten, was den Verlauf und die Führung des Krieges betraf.» An die Papiere kam die «New York Times» durch Daniel Ellsberg. Ellsberg hatte eine Kopie der Studie von seinem Ar- beitsplatz, der RAND Corporation – einem durch das Pentagon unterstützten inoffiziellen Ableger des Nationalen Sicherheitsrats – entwendet. «‹Zum Teufel, ich würde nicht die Times verklagen› […] ‹Man sollte die verdammten Wichser vor Gericht stellen, die ihnen (die Dokumente) zugespielt haben›» sagte Nixon zu Halde- man, als Justizminister Mitchell die Veröffentlichung gerichtlich verbieten lassen wollte. Das Justizministerium drohte der «Times» mit strafrechtlichen Schritten auf Gundlage des «Espionage Act», dem Spionagegesetz von 1917. Am 16. Juni erwirkte es eine einst- weilige Verfügung gegen die «Times», der Rechtstreit landete kurz darauf vor dem Supreme Court, der die «Times» am 30. Juni frei- sprach. Am 28. Juni 1971 stellte sich Ellsberg dem Bundesgericht, Abb. 2: Daniel Ellsberg in Los Angeles am nach dem «Espionage Act» drohten ihm 115 Jahre Haft.43 28. April 1973. 1.2.2.3 Der Huston-Plan und die Gründung der «Klempner» Als die «Times» freigesprochen wurde, hatte Nixon bereits erste Schritte zur Schaffung einer Task-Force im Weissen Haus unternommen, um den sogenannten Huston-Plan auszuführen. Nixon verlangte eine Kopie der Pentagon-Papiere, aber niemand in seiner Regierung schien zu wissen, wie man an sie herankam. Tom Charles Huston, Namensgeber des Huston-Plans, war überzeugt, dass der Hauptverfasser der Dokumente, Les Gelb,

Kapitel 1 | 5 eine Abschrift davon in seinem Büro in der Brookings Institution aufbewahrte. «‹Erinnern Sie sich an Hustons Plan? Setzen Sie ihn Der Huston Plan um.› […] ‹Ich meine Umsetzung im Sinne von Diebstahl. Verdammt Richard Nixon forderte im Juni 1970 einen nochmal, gehen Sie da rein und holen Sie diese Dokumente. Plan, um dem «revolutionären Terrorismus» Sprengen Sie den Safe und holen Sie das Zeug›». war Nixons An- Einhalt zu gebieten. Bereits im März weisung für Haldeman und Ehrlichman, Nixons innenpolitischer desselben Jahres hatte Nixons Stabschef Chefberater, in Kissingers Anwesenheit. Der Einbruch in die Broo- Bob Haldeman Tom Huston, einen ehemali- kings Institution wurde nie ausgeführt, aber andere Pläne für kri- gen Offizier des militärischen Nachrichten- minelle Handlungen unter Berufung auf die nationale Sicherheit dienstes aufgefordert, einen solchen Plan nahmen binnen weniger Tage Gestalt an.44 zu entwerfen. Daraufhin wandte sich Nixon genügte die einstweilige Verfügung gegen die New York Huston an den Leiter der nachrichtendienst- «Times» nicht, ihm kam es darauf an, «die ‹undichten› Stellen im lichen Abteilung des FBIs, der schon über einen groben Plan verfügte, das daraus Regierungsapparat, durch die immer wieder die Regierungspoli- hervorgehende Programm wurde der tik schädigende Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangten, zu Huston-Plan genannt: Im Kern ging es um finden.» Dafür war innerhalb des Regierungsapparats das FBI zu- die ungehinderte Überwachung und ständig, doch Nixons Verhältnis zu Edgar J. Hoover, der die Sicher- Bespitzelung amerikanischer Staatsbürger heitsbehörde seit seiner Gründung leitete, war «keineswegs gut», durch FBI-Agenten und ihre Kollegen und so wollte Nixon «unter keinerlei Umständen die Aufklärung anderer Nachrichtendienste. Nixon segnete des Bruchs der Geheimhaltung seiner Politik Hoover und seinem den Plan zwar ab, er wurde jedoch nie in FBI überlassen.» Daneben kam auch noch die CIA in Frage, die seinem vollen Umfang umgesetzt, da sich jedoch «nicht im Lande und nicht gegen amerikanische Staatsbür- FBI-Chef Hoover querstellte.[B] ger angesetzt werden» durfte. Ausserdem war Nixons Verhältnis zur CIA und ihrem damaligen Chef Richard Helms nicht ungetrübt, weil «‹die Ermittlungen und Einschätzun- gen der CIA nicht den Wünschen und Hoffnungen des Weissen Hauses entsprachen.›»45 Als unmittelbare Reaktion auf die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere wurde der Beschluss gefasst, «undich- te Stellen» im Regierungsapparat zu lokalisieren. Für diesen Zweck wurde die « Special Investiga- tions Unit» (Sonderermittlungsstelle des Weissen Hauses) gegründet. Chef dieser Sonderermittlungsstelle un- ter Ehrlichmans Kommando46 wurde Egil Bud Krogh, ein Angehöriger des innenpolitischen Beraterstabs Nixons. Kroghs Assistent brachte an der Tür seines Dienstzimmers unter seinem Namen die Bezeichnung «Klempnermeister».47 Der Auftrag dieser Task Force war es, Einbrüche und Diebstähle zu verüben und Abhörwanzen zu installieren, um undichte Stellen zu stopfen. Die Einheit sollte später unter dem Namen «die Klempner» bekannt werden. Chuck Colson, Nixons Sonderberater, hatte für diese Missionen den richtigen Mann: Howard Hunt, mit dem Colson seit dem College befreundet war. Hunt, der 20 Jahre bei der CIA gearbeitet hatte, nahm an der geschei- terten Invasion in der Schweinebucht 1961, bei der Fidel Castro gestürzt werden sollte, zwar nicht aktiv teil, war jedoch an der Ausbildung von Exilkubanern beteiligt. Das Scheitern der Invasion hatten seiner Karriere «in der Welt der Geheimoperationen ein jähes Ende gesetzt.» Danach verdiente Hunt seinen Lebensunterhalt als Autor von Spionage- und Abenteuerromanen. Hunt bewunderte Nixons Jagd auf Alger Hiss, wovon Nixon angetan war. «Er [Nixon] wolle Ellsberg ‹in derselben Weise verfolgen wie damals Hiss›».48 Später gab Nixon den Klempnern das Startzeichen, gegen die politische Verschwörung aktiv zu werden, die seine Macht an der Heimatfront be- drohte. 1.2.2.4 Der Einbruch bei Daniel Ellsbergs Psychiater Nachdem sich Ellsberg der Staatsanwaltschaft gestellt hatte, war die Sonderermittlungsstelle auch der Aufgabe enthoben, nach der undichten Stelle zu suchen, durch die die Pentagon-Papers an die Öffentlichkeit gelangten. Ellsberg entpuppte sich als Einzelgänger und man war dem strategischen Ziel, den Regierungsapparat «vor In- diskretionen» zu schützen, um «keinen Schritt nähergekommen». Krogh nahm an, dass die die Aufgaben, die seiner Dienststelle weiterhin verblieben, kaum mit dem ihm zustehenden Personalbestand zu lösen waren, weshalb er Ausschau nach neuen Mitarbeitern hielt. Dabei stiess er auf Gordon Liddy. Liddy studierte Rechts- wissenschaften, war nach seinem Studium beim FBI tätig und wurde 1964 Bezirksstaatsanwalt. Später wurde er beim Finanzministerium in Washington angestellt, wo er mit Krogh in Berührung kam und schliesslich im Juli 1971 von Krogh in die Sonderermittlungsstelle übernommen wurde. Zwar stand Ellsberg, der sich ja der Staatsanwaltschaft gestellt hatte, als «Verräter» der Pentagon-Papiere fest, Hunt und Liddy waren jedoch der Meinung, es komme jetzt darauf an, zu erforschen, welche Kreise hinter Ells- berg standen, und ihn in der Öffentlichkeit als Kriminellen oder als Nichtzurechnungsfähigen «fertigzuma- chen». Aus FBI-Unterlagen, von denen das Weisse Haus Kenntnis hatte, ergab sich, dass Ellsberg in psychoana- lytischer Behandlung bei einem Psychiater Namens Dr. Lewis Fielding gewesen war. Das FBI hatte bei Fielding vorgesprochen, dieser hatte jedoch jegliche Auskunft über Ellsberg unter Berufung seiner Schweigepflicht ab- gelehnt. «‹Diese Unterlagen müssen wir haben›» sagten Hunt und Liddy. So wurde ein Plan ausgearbeitet, um in die Praxis des Psychiaters einzubrechen und an die Behandlungsunterlagen Ellsbergs zu gelangen. Ehrlich- man segnete den Plan am nächsten Tag ab. Ziel der Mission war es, Daniel Ellsberg zu verleumden und öffent- lich zu diskreditieren. Hunt bestand darauf, für den Einbruch mit falschen Personalpapieren ausgestattet zu werden. Es war der CIA zwar verboten, in «domestic cases» (inneramerikanischen Angelegenheiten) tätig zu

Kapitel 1 | 6 werden, doch Hunt und Ehrlichman liessen ihre Kontakte bei dem Auslandsgeheimdienst spielen. Am 25. Au- gust 1971 flogen Hunt und Liddy mit gefälschten Personalausweisen, einem Sprachverzerrer, einer Prothese für die Schneidezähne, einer Perücke und einer Minikamera nach Los Angeles, um Fieldings Praxis zu besichtigen. Als Hunt und Liddy nach Washington zurückgekehrt waren, gab Ehrlichman sein definitives Okay für den Ein- bruch. Für den «Einstieg» in Fieldings Praxis wandte sich Hunt an Bernard L. Barker, der bei den Vorbereitun- gen der Invasion Kubas Hunts Hauptassistent gewesen war. Weiter mobilisierte Hunt Felipe de Diego und Euge- nio R. Martinez, die beide Schweinebuchtveteranen waren. In der Nacht vom 3. auf den 4. September drangen gegen 24 Uhr Barker, de Diego und Martinez gewaltsam in Dr. Fieldings Praxis ein. Doch fanden sie keine Un- terlagen über Ellsberg, lediglich sein Name war in einem handgeschriebenen Notizbuch vermerkt.49 1.2.2.5 «Operation Sandwedge» «Operation Sandwegde» war ein auf Befehl Bob Haldemans, Nixons Stabschef, und unter Nixons Rechtsberater John Deans Aufsicht, ausgearbeiteter Plan. Urheber dieses Plans war Jack Caulfield, offiziell Verbindungsmann zwischen dem Weissen Haus und den Strafvollzugsbehörden, inoffiziell aber tätig als Undercoverdetektiv für John Dean und John Ehrlichman. Caulfields Vorschlag war es, eine Privatfirma einzusetzen und «‹Strukturen zur verdeckten Beschaffung von Informationen›» über die demokratischen Präsidentschaftskandidaten aufzu- bauen. Das Budget dieser Strohfirma sollte ausschliesslich aus «lukrativen Beraterverträgen» mit «vertrauens- würdigen republikanisch geprägten Grosskonzernen» stammen und so jede Verbindung zur Nixon-Administra- tion oder zum Wahlkampf verschleiert werden. Das «Spionagenetzwerk ‹sollte die Überwachung demokratischer Vorwahlen, Parteitage und Versammlungen› gewährleisten, um Nixons Wahlkampfteam mit ‹nachteiligen Infor- mationen› über die Demokraten zu versorgen. Caulfield hatte den Mann für diesen Job – James McCord, ein Abhörspezialist, der soeben aus der CIA ausgeschieden war. Ziel war es vor allem, «‹in das Umfeld und in die Wahlkampfbüros der Kandidaten Spitzel einzuschleusen›». Im Fadenkreuz stand insbesondere Lawrence O‘Brien, Vorsitzender des Nationalkomittees der Demokratischen Partei. «Nixon war begeistert. Er hasste O‘Brien, der bei der Präsidentschaftswahl 1960 John F. Kennedys Wahl- kampfbüro geleitet hatte, aus tiefster Seele und wollte ihn liebend gern mit allen Mitteln vernichten.» Haldeman hatte einer seiner Mitarbeiter Gordon Strachan beauftragt, zusammen mit John Mitchell, der bei der Übernah- me der Leitung des Wiederwahlkomitees immer noch Justizminister war, die Arbeit am Programm zu beaufsich- tigen. «Operation Sandwedge» wurde zur Blaupause für Watergate. Bei einer Besprechung im November 1971 erteilte Mitchell Caulfield «eine Abfuhr und stellte ihm vage etwas Besseres in Aussicht. (Er wurde stellvertre- tender Leiter der Abteilung für Alkohol, Tabak und Schusswaffen im Finanzministerium).» Als Caulfield nach der Besprechung das Büro verliess, traf er Gordon Liddy, den Rechtsberater bei CREEP. Liddy war dabei, Sand- wedge zu kapern.50 1.2.2.6 Gordon Liddy und «Gemstone» Im Januar 1972 trafen sich im Büro des Justizministers (ein weiterer Mitarbeiter Haldem- ans und Mitchells Stellverterter bei CREEP), John Dean, als Rechtsberater des Präsidenten Stellvertreter des Weissen Hauses, und Justizminister und der Leiter des CREEP John Mitchell selbst. Gordon Liddy leitete die Besprechung. Liddys Stelle als Rechtsberater bei CREEP war nur eine Tarnung für seinen eigentlichen Job als «Oberklempner» des Weissen Hauses. Liddy, ganz der ehemalige FBI-Agent, hatte einen Plan mit Codenamen «Gemstone» ausgetüftelt, «eine Art aufgemotzter Sandwedge-Plan […,] ein Komplott, das die Verletzung von Bundesgesetzen beinhaltete, darunter Entführung, Einbruch und Abhören ohne richterliche Genehmigung, al- les im Interesse der Wiederwahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten.» Dieser Plan bestand aus mehreren Teilen, die Namen wie «Diamant», «Opal», «Smaragd» oder «Kristall» trugen. «Opal» hiess zum Beispiel «eine Serie von Einbrüchen, um die Wahlkampfbüros demokratischer Kandidaten zu verwanzen» und «Topas» «um- fasste das Fotografieren von Dokumenten in den Wahlkampfbüros demokratischer Kandidaten in Washington sowie in Tagungszentren und Hotels in Miami Beach.» Ebenfalls gab es noch einen Plan mit dem kompromittie- renden Codenamen «Kohle». Dieser beinhaltete, den aussichtslosen Wahlkampf der demokratischen Abgeord- neten Shirley Chrisholm, der ersten Schwarzen, die sich für das Präsidentenamt bewarb, finanziell zu unterstüt- zen, um schwarze Demokraten von ihrem bevorzugten Kandidaten abzubringen. Am Ende der Besprechung meinte Mitchell, dass das nicht ganz seinen Vorstellungen von einer «Operation zur Informationsbeschaffung im Wahlkampf entspreche» und beauftragte Liddy, den Plan zu überarbeiten. Eine Woche nach ihrer ersten «Gemstone»-Besprechung kamen Mitchell, Magruder, Dean und Liddy im Februar 1972 wieder im Büro des Justizministers zusammen. Liddy präsentierte eine abgespeckte Version von «Gemsto- ne», dessen Kern war jedoch noch immer das Verwanzen und Abhören von Nixons politischen Gegnern, insbe- sondere O‘Briens Büro und dasjenige des Nationalkomitees der Demokraten im Watergate Hotel. Doch Mitchell war aufgrund privater Probleme geistig abwesend und befasste sich nicht mit dem ihm vorgelegten Plan. Liddy traf sich darauf mit Chuck Colson, Sonderberater Nixons, und sagte, dass er in einer Sackgasse stecke. Colson rief Magruder an, der sich als Stellvertreter Mitchells bei CREEP während dessen geistiger Abwesenheit um die Leitung des Komitees kümmerte. Colson wies Magruder, der «eine Heidenangst vor Colson hatte», an, dass über Liddys Plan entschieden wurde. Sieben Wochen später legte Magruder Mitchell den Plan zur Unterzeichnung vor. Magruder erinnert sich Jahre später in einem Interview: «‹Mitchell segnete den Watergate-Einbruch […] ab. […] Keiner von uns im Komitee interessierte sich dafür; wir wurden dazu gedrängt, erst von Colson, dann von Haldeman. Man sagte uns ständig, dass der Präsident es so haben wollte.» Watergate war geboren.51

Kapitel 1 | 7 1.2.3 «Hauptakt»: Höhepunkt und Peripetie 1.2.3.1 Der Einbruch In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1972 drangen fünf Männer in das Hauptquartier des Nationalkomitees der Demokratischen Par- tei im Watergate Hotel am Ufer des Potomacs in Washington D.C ein. Frank Wills, der Nachtwächter des Hotels, bemerkte ein Stück Klebeband, das an einer Tür angebracht war, um ihr Schließen zu verhindern, und rief die Polizei. Kurz darauf verhaftete dort die Polizei die Männer – die Einbrecher waren James McCord, der Si- cherheitschef von CREEP (Commitee to Re-elect the President, Ko- mitee für die Wiederwahl des Präsidenten), und vier angeheuerte Exilkubaner Bernhard L. Barker, Virgilio R. Gonzalez, Eugenio R. Martinez und Frank A. Sturgis. Unter anderem wurde bei ihnen eine Fotoausrüstung, Abhörgeräte sowie grössere Mengen an Bar- geld gefunden.52 Am Samstagmorgen des 17. Juni wurde Bob Woodward, der für die «Washington Post» arbeitete, von einem Ressortleiter der Lokalre- daktion der «Post» angerufen und über den Einbruch in den Wa- tergate-Komplex informiert. Er erfuhr auch, dass Carl Bernstein ebenfalls an dem Fall arbeitete. Von Alfred E. Lewis, halb Polizist und halb Reporter, erfuhr Woodward, dass die Festgenommenen Abb. 3: Der Watergate-Gebäudekomplex heute. noch am selben Nachmittag vorgeführt wurden. Bei der Anhörung wurde James McCord aufgefordert, vorzutreten. Auf die Frage des Richters, wo er beruflich tätig sei, sagte Mc- Cord, er sei kürzlich aus dem Staatsdienst ausgeschieden. Auf das Nachfragen des Richters hin präzisierte McCord: aus der CIA. Darauf fuhr Woodward zurück ins Büro und berichtete von McCords Aussagen. Bernstein beschäftigte sich für die Sonntagsausgabe mit einem Artikel über die Verdächtigen, von denen vier aus Miami stammten. Bernstein rief einen Reporter in Miami an und nach weiteren Nachforschungen erfuhren sie, dass sie sich alle im Kampf gegen Castro betätigten und angeblich Verbindungen zum CIA besassen.53 Wie sich später herausstellen sollte, wurden die vier von CIA-Veteran Howard Hunt angeworben, wie Hunt hat- ten auch sie beim Umsturzversuch der CIA gegen Fidel Castro ihre Finger im Spiel. Der direkte Auftraggeber war der CREEP-Rechtsberater Gordon Liddy. Das Ziel des Einbruchs war es, im Hauptquartier der Demokraten so viele Unterlagen wie möglich zu stehlen oder zu fotografieren und die elektronische Überwachung zu verbes- sern, denn drei Wochen zuvor hatten Hunt und Liddy dort die Telefone verwanzt, aber eine Wanze funktionier- te nicht richtig und die andere lieferte nur unbrauchbare Informationen. Wären die Einbrecher in der Nacht des 17. Juni nicht verhaftet worden, hätten sie sich auch noch McCoverns Wahlkampfzentrale vorgenommen. Da McCord elektronisch Abhörgeräte bei sich hatte, was gegen das Bundesgesetz verstiess, verständigte die Polizei das FBI, das den Fall übernahm.54 John Mitchell, ehemaliger Justizminister und damals Wahlkampfmanager Nixons distanzierte das CREEP von der Handlungsweise McCords: «‹Wir möchten mit Nachdruck betonen, dass dieser Mann und die übrigen Beteiligten weder in unserm Interesse noch mit unserer Zustimmung gearbeitet haben. Für derartige Machenschaften ist weder in unserm [sic] Wahlkampf noch bei der Präsidentschaftswahl selber Platz, und wir werden sie weder gestatten noch dulden.›»55 1.2.3.2 Die Vertuschung Zwei Tage nach der Einbruchsnacht, am 19. Juni, traf sich Liddy mit John Dean und beichtete Nixons Rechtsbe- rater, dass er McCord für den Watergate-Einbruch angeheuert habe. Dadurch liess sich die Straftat mit CREEP in Verbindung bringen. Ausserdem hatten Liddy und Hunt zwei der angeheuerten Kubaner beauftragt, die Praxis von Daniels Ellsbergs Psychiater zu durchsuchen. Somit gab es einen Zusammenhang zwischen dem Einbruch bei Ellsbergs Psychiater, Watergate und dem Weissen Haus. Durch jede Ermittlung zu der einen Ope- ration konnten die anderen ans Licht gebracht und in Zusammenhang gestellt werden.56 John Dean traf sich am späten Nachmittag mit Ehrlichman, wobei auch Colson zugegen war. Dabei wandte sich die Unterhaltung der Frage zu, wie man «der Kompromittierung begegnen könne, die dem Weissen Haus durch Hunts Verwicklung in das Desaster drohe.» Dabei schlug Ehrlichman vor, über Liddy Hunt anzuweisen, die Vereinigten Staaten zu verlassen. «‹Er muss dem Zugriff der Ermittlungsbehörden entzogen werden!›» Doch nach der Übermittlung des Auftrags an Liddy durch Dean bekundeten Dean selbst und auch Colson Bedenken, und Ehrlichman zog seine Weisung zurück. Es gab jedoch ein weiteres Problem: Hunt hatte als Angestellter des Weissen Hauses einen Safe und man wollte feststellen, ob sich etwas Kompromittierendes darin befand. Man wies die Hauptverwal- tung des Weissen Hauses, die General Service Administration (GSA), an, Hunts Safe gewaltsam zu öffnen, denn mit Hunt wollte man der Schlüssel wegen nicht in Verbindung treten. Am 20. Juni brachten Mitarbeiter des GSAs einen Pappkarton und einen Diplomatenkoffer in Deans Büro. Darin befand sich unter anderem Ab- hörausrüstung wie Mikrofone, Walkie-Talkies Kopfhörer, Antennen und Leitungskabel. Ausserdem enthielt der Safe einen Aktenordner mit der Beschriftung «Pentagon-Papers» sowie Dokumente über Daniel Ellsberg und Hunts Ergebnisse bezüglich Chappaquiddick und Edward Kennedy (Ziel von Hunts Recherche war die öffentli- che Diskreditierung Kennedys mit Hilfe skandalöser Informationen bezüglich des Chappaquiddick-Vorfalls).

Kapitel 1 | 8 Dean informierte sofort Ehrlichman über den diskreditierenden Edward Kennedy und Chappaquiddick Inhalt von Hunts Safe. Nachdem Ehrlichman einige Minute über- legte, gab er Dean folgende Anweisungen: «‹Die Sch...dokumente Edward Kennedy war John F. Kennedys Bruder und demokratischer Senator für lassen Sie in den Reisswolf wandern, und den Koffer mit dem Ab- Massachusetts. Bei einem Autounfall auf der hörkram bringen Sie in ‹Tiefe Sechs› unter!›» Darauf fragte Dean, Insel Chappaquiddick (Massachusetts) im was er mit «Tiefe Sechs» meine, worauf Ehrlichman erwiderte: Juli 1969 stürzte sein Wagen von einer «‹Wenn sie nach Hause fahren, müssen Sie doch über den Poto- Brücke, wobei eine mitfahrende Wahlhelferin mac [Fluss, der eine natürliche Grenze zwischen dem Bundesdis- ertrank. Kennedy beging nach dem Unfall trikt und dem Bundesstaat Virginia darstellt und an dem auch der Fahrerflucht, wofür er zu einer Haftstrafe mit Watergate-Komplex gelegen ist]. Schmeissen Sie auf der Brücke Bewährung verurteilt wurde. [C] den Koffer einfach ins Wasser.›» Dean konterte «‹Sie haben doch den gleichen Weg, Sir […,] das könnten Sie doch auch tun.›» Doch das widerstrebte Ehrlichman, und so überliess Dean – abgesehen von einzelnen Dokumenten, die «‹im Wahljahr politisches Dynamit darstellten›» – den Inhalt von Hunts Safe dem FBI. Die zurückgehaltenen Dokumente je- doch übergab Dean in Gegenwart Ehrlichmans dem Chef des FBIs Patrick Gray persönlich. Dean sagte zu Gray bei der Übergabe der Dokumente: «‹Die dürfen nie ans Licht kommen› ‹Ihre politische Sprengkraft ist so gross, dass man nicht einmal ihre Existenz eingestehen kann. Ich muss sagen können, dass ich alle Unterlagen Hunts dem FBI übergeben habe. Das tue ich hiermit.›» Gray verbrannte die Dokumente im Dezember 1972 Zuhause in der Annahme, «dies entspräche dem Willen des Präsidentenberaters».57 Haldeman erfuhr durch Ehrlichman von McCords Verhaftung und dessen Verbindung zu Liddy und CREEP. Noch am selben Tag berichtete Haldeman dem Präsidenten, was er von Ehrlichman erfahren hatte, denn Nixon hatte im Voraus keine Kenntnis von der Spionageaktion im Watergate-Komplex, er fragte gar Haldeman «Who was the asshole that did?» in einer späteren Besprechung zum Watergate-Einbruch.58 In den darauffolgenden Stunden und Tagen war die «‹Watergate-Sache›» ein wichtiges Thema im Weissen Haus. Am 21. Juni hatte Hal- deman alarmierende Informationen gesammelt: «Wer die Wahlkampfkonten unter die Lupe nähme, würde fest- stellen, dass eine Spur des Geldes von Watergate in die oberste Etage von CRREP führte.». Und Liddy sagte, CREEP sei verpflichtet, für die Kaution und die Gerichtskosten aufzukommen und den Einbrechern Schweige- geld zu bezahlen, was einer Erpressung gleichkam. Haldeman sagte Nixon, dass der Einbruch Liddys und Hunts Idee war. Nixon antizipierte jedoch schon, dass Mitchell, als Leiter des Wahlkampfkomitees, auch daran beteiligt war. Sein Plan war es, Liddy zum Sündenbock zu machen: «‹Wenn Liddy das auf seine Kappe nimmt, ist es gut.». Sollte jedoch herauskommen, dass Nixons Wahlkampfleiter in den Einbruch verwickelt war, konnte dies unabsehbare Folgen haben. Mitchell wollte, dass FBI-Direktor Patrick Gray das FBI veranlasste, die Ermitt- lungen einzustellen – «Nixon war ganz seiner Meinung».59 Gray wurde nach J. Edgar Hoovers Tod im Mai 1972 nur aus einem Grund auserkoren: «Er war dem Präsidenten bedingungslos ergeben.» Nixon erteilte Gray im Weissen Haus Ratschläge: «‹Bilden Sie sich bloss niemals ein, irgendjemand wäre Ihr Freund› […] ‹Niemals, niemals, niemals. (…) Sie müssen ein Verschwörer sein. Sie müs- sen absolut skrupellos sein. (…) Nur so kann das FBI geführt werden, glauben Sie mir.›»60 Noch am Nachmittag dieses 21. Junis wies Gray in seiner ersten Sitzung zum Watergate-Einbruch seine Männer an, sich bei der Ver- nehmung von Mitarbeitern des Weissen Hauses zurückzuhalten, ausserdem dürfe John Dean auf dessen Bitte hin bei den Vernehmungen teilnehmen.61

Abb. 4: Richard Nixon in einer offiziellen Aufnahme vom 23. Juni 1972. Am selben Tag ordnete er die Vertuschung des Watergate-Skandals an, was auf dem «Smoking-Gun-Tape» aufgezeichnet wurde.

Kapitel 1 | 9 1.2.3.3 Behinderung der Justiz – das «Smoking-Gun-Tape» Am folgenden Tag, dem 22. Juni, informierte Gray Dean darüber, dass einige seiner Agenten vermuteten, dass es beim Watergate-Einbruch um eine verdeckte CIA-Operation handle, da alle Einbrecher Verbindungen zu der CIA hatten. Als Mitchell davon erfuhr, hatte dieser eine Idee. Wenn Gray vom Weissen Haus davon überzeugt werden konnte, dass der Einbruch tatsächlich eine CIA-Operation gewesen sei, dann müsste das FBI aufgrund einer Vereinbarung mit der CIA auf Ermittlungen verzichten. Da die CIA jedoch nichts mit Watergate zu tun hatte, wäre dieser Versuch eine strafbare Behinderung der Justiz. Haldeman erfuhr durch Dean von Mitchells Idee und sprach am 23. Juni mit Nixon darüber, der davon begeistert war. Der stellvertretende CIA-Direktor Vernon Walters sollte Patrick Gray auffordern, die Ermittlungen aus «Gründen der nationalen Sicherheit» ein- zustellen.62 Wie viele andere im Oval Office geführte Gespräche wurde auch diese Unterhaltung vom Tonbandsystem des Weissen Hauses aufgenommen. Das Tonband dieser Besprechung zwischen Haldeman und Nixon wird später als «Smoking-Gun-Tape» bekannt werden, da es den entscheidenden Beweis enthielt, dass Nixon der CIA Anwei- sungen erteilte, das FBI dazu zu bewegen, die Ermittlungen einzustellen – was eindeutig eine Behinderung der Justiz bedeutete.63 Im Anhang unter «4.3.2 Ausschnitt ‹Smoking-Gun-Tape›» auf S. 62 ist ein Teil dieses Ge- sprächs zu finden, das am Morgen des 23. Junis 1972 stattgefunden hat. 1.2.4 «Nachspiel»: Retardierendes Moment und Katastrophe 1.2.4.1 Die Anklage gegen die Watergate-Einbrecher Am 15. September 1972 wurde gegen Howard Hunt, Gordon Liddy, James McCord und die vier Exilkubaner von einem Bundesgericht Anklage erhoben, die Anklagepunkte waren der Einbruch in die Wahlkampfzentrale der Demokraten und deren Verwanzung.64 1.2.4.2 Nixons Wiederwahl Am 7. November 1972 wurde Richard Nixon mit einer der tiefsten Wahlbeteiligungen des gesamten 20. Jahrhun- derts als Präsident der Vereinigten Staaten wiedergewählt, trotzdem eroberte er 49 der 50 Staaten und errang 60,7 Prozent der Stimmen gegenüber McGoverns 37,5 Prozent.65 1.2.4.3 Der Prozess gegen die Watergate-Einbrecher Der Prozess gegen Hunt, Liddy und die Watergate-Einbrecher fand vom 8. bis am 30. Januar 1973 statt.66 Magru- der, Mitchells Stellvertreter bei CREEP, hatte vor Gericht ausgesagt und mit Nixons Wissen einen Meineid ge- leistet, um sich und seine Vorgesetzen vor Strafverfolgung zu schützen. Ebenso leisteten Colson und Mitchell einen Meineid, wie Haldeman bei einer Besprechung am 3. Januar dem Präsidenten mitteilte. Am selben Tag rief Hunts Strafverteidiger Dean an und teilte ihm mit, dass Hunt angesichts einer drohenden Gefängnisstrafe kurz davor war, einzuknicken. Der für den Fall zuständige Bundesrichter John Sirica war in Washington auf- grund seiner strengen Urteile unter dem Spitznamen «Maximum John» bekannt – die Angeklagten im Waterga- te-Prozess mussten mit Jahrzehnten hinter Gittern rechnen.67 Zigtausende Dollar, grösstenteils in einem Safe im Weissen Haus deponierte Wahlkampfgelder, waren bereits geflossen, damit die Angeklagten im Waterga- te-Prozess schwiegen und ihre Anwälte flüssig blieben. Dennoch gab es «‹gewisse Details, die sich nicht leugnen lassen›», wie Haldeman Nixon am 3. Januar sagte. Dazu zählten Meineide, Schweigegeld, schwere Straftaten und eine Beweiskette, die bis ins Oval Office reichte, wobei die stärksten Glieder in dieser Kette Nixons Ton- bandgeräte selber waren.68 Am 30. Januar fällte das Gericht ein Urteil. Liddy und McCord wurden in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen, Hunt und die Kubaner hatten sich schuldig bekannt. Sirica legte die Urteils- verkündung auf den 23. März fest.69 Am 3. Februar 1973 führte Sirica eine Anhörung zur Überprüfung des Urteils durch. Er er- klärte, der Gerechtigkeit sein noch nicht genüge getan und äus- serte Skepsis gegenüber den Zeugen der Regierung und rief den Kongress dazu auf, sich mit dem Fall zu beschäftigen. 1.2.4.4 Die Schaffung eines Sonderausschusses Am 7. Februar beschloss der Senat mit 70:0 Stimmen die Schaf- fung eines Sonderausschusses zur Untersuchung von Watergate, das sogenannte Select Committee on Presidential Campaign Acti- vities. Vorsitzender wurde Senator Sam Ervin, ein konservativer Abb. 5: Cover des «Time-Magazine» vom Demokrat mit Jurastudium aus Harvard. Das Ziel dieses 16. April 1973 mit Senator Sam Ervin, Sonderausschusses war es, «die Watergate-Einbrüche [zu] unter- Vorsitzender des Sonderausschusses zur suchen [und] jegliche Vertuschungen und ‹alle anderen illegalen, Untersuchung von Watergate. sittenwidrigen oder unmoralischen Verhaltensweisen während Subpoena des Präsidenschaftswahlkampfs 1972 einschliesslich politischer Spionage und Praktiken der Wahlkampffinanzierung› ans Licht Bei einer sogenannten Subpoena (lat. für [zu] bringen.» Ausserdem erhielt Ervin die Befugnis, mit einer so- unter Strafe) handelt es sich um eine gerichtlichen Aufforderung zur Aussage genannten Subpoena jedermann schriftlich vorzuladen – mit Aus- vor einer Jury unter Androhung einer nahme des Präsidenten.70 Noch bevor der der Senatsausschuss, Erzwingungsstrafe.[D] der sich aus sieben Senatoren zusammensetzte, wovon vier Demo-

Kapitel 1 | 10 kraten waren71, seine Arbeit aufgenommen hatte, richtete James McCord einen Brief an Sirica. Darin teilte er mit, dass das Weisse Haus in den Person von Magruder und Dean über die Absicht, in das Hauptquartier der Demokraten einzudringen, unterrichtet war. CREEP habe gar das kriminelle Unternehmen finanziert. Er be- richtete auch von den geflossenen Schmiergeldern, von den zugesicherten Gnadenerweisen des Präsidenten. Diesen Brief verlas Sirica unmittelbar vor der Unterteilsverkündung am 23. März. Juraprofessor Sam Dash erin- nerte sich an den Moment, als Sirica den McCords Brief vorlas: «‹Im Gerichtssaal brach ein Sturm los […] Es war eine überraschende Wendung. (…) Es schien, als käme Watergate erst jetzt so richtig ins Rollen.›»72 Hunt und die Exilkubaner erhielten die Höchststrafe, Sirica machte das endgültige Strafmass jedoch auch davon abhängig, inwiefern die Angeklagten mit dem Untersuchungsausschuss des Senats kooperieren würden. Über McCord verhängte Sirica noch keine Stafe, da er auch bei ihm abwarten wollte, «‹wie aufrichtig McCord als Zeuge vor dem Senatsauschuss aussagen›» würde. Liddy wurde als einziger zu einer «nicht provisorischen» Freiheitsstrafe von sechs bis zwanzig Jahren verurteilt. Das endgültige Urteil verkündete Sirica am 9. Novem- ber. Es entsprach der Kooperation der Einbrecher mit dem Untersuchungsausschuss des Senats: •• Hunt erhielt die Mindesstrafe von zweieinhalb Jahren und 10 000 Dollar Geldbusse •• McCord erhielt ein bis fünf Jahre (davon vier verbüsst) •• Die vier Exilkubaner Barker, Sturgis, Conzales und Martinez erhielten zwischen ein bis sechs Jahren •• Gordon Liddys Urteil blieb unverändert und er erhielt somit sechs bis zwanzig Jahre verurteilt (davon vier Jahre und vier Monate verbüsst) Am 28. Dezember 1973 setzte das Berufungsgericht Hunt ohne Kaution vorläufig auf freien Fuss, bis über die von ihm eingelegte Berufung entschieden wurde. Die gleiche Vergünstigung erhielt Barker, die Strafe der ande- ren Exilkubaner wurden im Januar 1974 zur Bewährung ausgesetzt.73 1.2.4.5 Der Prozess gegen Daniel Ellsberg Zur selben Zeit, als die Watergate-Einbrecher vor dem Schwurgericht in Washington standen, hatten sich Dani- el Ellsberg und sein Freund Anthony Russo, der ihm bei der Vervielfältigung der Pentagon-Papiere für deren Veröffentlichung behilflich gewesen war, unter der Beschuldigung der Spionage und des Diebstahls von Regie- rungsdokumenten vor dem Schwurgericht in Los Angeles zu verantworten. Die Hauptverhandlungen begannen am 3. Januar 1973. Der Ausgang des Washingtoner Prozesses gegen die Watergate-Einbrecher – allem voran McCords Brief an Richter Sirica – beinflussten das Verfahren in Los Angeles wesentlich. Im Verlauf der Water- gate-Enthüllungen wurde bekannt, dass die «Klempner» für den Einbruch bei Ellsbergs Psychiater verantwort- lich waren. Ebenfalls wurde bekannt, dass die Regierung Ellsbergs Telefon hatte überwachen lassen. Am 12. Mai 1973 beendete Richter Byrne die Verhandlung mit der offiziellen Erklärung, dass «‹mit dem Einbruch und der Telefonbespitzelung […] die Regierung das verfassungsmässige Recht des Angeklagten auf einen fairen Prozess verletzt und das Gefühl für Gerechtigkeit beleidigt ›» hatte. Dadurch könne ein ordnungsgemässer Prozess ge- gen die Angeklagten nicht mehr geführt werden und somit sei der Abbruch der Verhandlungen erforderlich.74 1.2.4.6 Die Untersuchungen des Sonderausschusses des Senats Ein Tag, nachdem der Senat einstimmig für die Schaffung des Sonderausschusses votierte hatte, flog Nixon nach San Clemente, Kalifornien, um mit Haldeman, Ehrlichman und Dean zusammen eine Strategie betreffend des Watergate-Ausschusses zu beschliessen. Nixon verfolgte zwei Ziele: «nach Aussen hin wollte er ‹den An- schein der Zusammenarbeit erwecken›, doch ‹unser internes Ziel sollte die grösstmögliche Behinderung und Eindämmung sein, damit uns die Sache nicht entgleitet.›», wie Haldeman in seinem Tagebuch notierte. Durch Senator Baker, ein Republikaner und Co-Vorsitzender des Watergate-Aussschusses, erfuhr Nixon die Pläne des Ausschusses. Zuerst sollten ein paar Wochen lang «‹eine Menge Würstchen, kleine Arschlöcher›» vernommen werden, um Druck aufzubauen. Danach seien Haldeman und Ehrlichman dran. Nixons Plan war, das Exekuti- vprivileg in Anspruch zu nehmen, um zu verhindern, dass sein Stab im Weissen Haus vor dem Ausschuss aus- sagen muss – das funktionierte jedoch nicht für Personen, die ausserhalb seiner Befehlsgewalt standen, wie zum Beispiel John Mitchell, der sich in seine Anwaltskanzlei zurückgezogen hatte oder Colson, der wenige Tage zuvor das Weisse Haus verlassen hatte. Diese Leute konnten zur Aussage gezwungen werden.75 Am 7. März 1973 traf sich Nixon mit Thomas Pappas, der die grösste Ölfirma Griechenlands leitete76. Pappas hatte unter anderem schon bei der Auswahl von als Nixons Vizepräsidentschaftskandidat eine Schlüsselrolle gespielt. In der Woche vor dem besagten Gespräch hatte sich Pappas mit Nixons Wahlkampfma- nager Mitchell getroffen und Schweigegeld für die Angeklagten im Watergate-Skandal in sechsstellige Höhe versprochen. Haldeman teilte Nixon mit, «dass Papas massgebliche Summen ‹zu den laufenden finanziellen Aktivitäten› beisteuere, ‹um diese Leute bei der Stange zu halten (…), und er ist in der Lage, bar zu zahlen›». Als Gegenleistung Das Exekutivprivileg verlangte Pappas die Zusicherung, dass sein Freund Henry Tasca zum US-Botschafter in Griechenland ernannt wurde. Darauf ant- Das Exekutivprivileg ist zwar nicht aus- drücklich in der US-Verfassung verankert, wortete Nixon «‹Gut. Ich verstehe. Kein Problem›». Eine Woche 77 aber es erlaubt dem Präsidenten der USA, zuvor hatte Pat Gray die Watergate-Unterlagen des FBIs dem sich über gewisse Forderungen des Rechtsausschuss des Senats übergeben. Am 14. März beschloss Kongresses oder eines Gerichts, Beweise der Rechtsausschuss, John Dean vorzuladen. An einer Pressekon- vorzulegen oder Aussagen zu machen, zu ferenz vom 2. März jedoch hatte Nixon so eine Vorladung ausge- widersetzen. [E] schlossen. Nixon setzte sich mit Dean und seinem Pressesprecher

Kapitel 1 | 11 Ron Ziegler zusammen, um eine Pressekonferenz für den nächsten Tag vorzubereiten. Dabei sagte Nixon, dass Spionage und Sabotage nicht illegal seien, ausser, sie würden sich gegen die Regierung richten. Unter anderem erklärte Nixon in dieser geplanten Pressekonferenz am nächsten Tag, dass «‹Mitarbeiter aus dem Stab des Weis- sen Hauses […] in keiner offiziellen Sitzung vor dem Kongressausschuss auftreten›» werden. Dabei bezog er sich auf das Exekutivprivileg, womit er «die Tür zum Watergate-Ausschuss des Senats ein für alle Mal zuzu- schlagen» schien.78 Im April machte der Ausschuss, der in der Zwischenzeit mehrfach nichtöffentliche Tagungen durchgeführt hatte, bekannt, dass die öffentlichen und vom Fernsehen übertragenen79 Anhörungen am 17. Mai 1973 begin- nen würden. Der Untersuchungsausschuss begann seine Vernehmungen mit unteren Angestellten von CREEP und des Weissen Hauses. Der Tagungsort war ein Saal im Gebäude des alten Senatsbüros.80 Dem Gesetz nach waren die Watergate-Anhörungen des Senats keine Gerichtsverhandlung. Und Nixon hielt das Exekutivprivileg «wie ein Schutzschild vor sich». Daher forderte der Senat den neuen Justizminister Elliot Richardson auf, einen Sonderstaatsanwalt zu ernennen, der als unabhängiger Staatsanwalt gegen den Präsidenten Ermittlungen führ- te. Richardson wählte für diese Aufgabe Archibald Cox, Generalstaatsanwalt unter Kennedy. Cox wurde am 18. Mai 1973 zum Sonderermittler ernannt. Nixon musste sich aufgrund der politischen Atmosphäre damit einver- standen erklären, dass ausschliesslich der Justizminister befugt sei, Cox zu entlassen – der Sonderermittler hatte ein unabhängiges Amt inne. Cox erhielt die Akten von den Staatsanwälten, welche die Watergate-Einbre- cher hinter Gitter gebracht hatten.81 Am zweiten Tag der Anhörung, am 18. Mai 1973, war der Hauptzeuge James McCord vorgeladen. In seinem Brief hatte McCord geschrieben, dass politischer Druck, sich schuldig zu bekennen und zu schweigen, auf die Ange- klagten des Watergate-Prozesses ausgeübt worden sei. Der Chefberater des Watergate-Ausschusses Sam Dash wollte wissen, woher dieser Druck kam. Darauf schilderte McCord drei heimliche Treffen mit Jack Caulfield, der McCord rekrutiert hatte, die stattfanden, als McCord während des Prozesses im Januar 1973 auf Kaution freige- lassen worden war. McCord sagte aus, dass Caulfield ihm eine Nachricht von «‹höchster Stelle im Weissen Haus› [überbracht habe]: Bekennen Sie sich schuldig. Bewahren Sie Stillschweigen. Dann kommen Sie für ein Jahr oder weniger ins Gefängnis. Eine Begnadigung durch den Präsidenten werde seine Gefängnisstrafe verkürzen, man werde seine Familie finanziell unterstützen, solange er hinter Gittern sitze, und nach seiner Freilassung erwarte ihn ein guter Job.›» Weiter habe Caulfield gesagt, dass «‹die Regierungsfähigkeit des Präsidenten auf dem Spiel›» stehe. Weiter sagte McCord aus, dass ihm auch Hunt und dessen Anwalt eine Begnadigung in Aus- sicht gestellt hätten. Wie sich später herausstellte, stammten diese Zusicherungen indirekt von Nixons Berater Chuck Colson.82 Am 22. Mai wurde Caulfield in den Zeugenstand gerufen, der McCords Aussagen über die Geheimtreffen in al- len Punkten bestätigte. Caulfield sagte aus, dass er Anfang 1973, zu Beginn des Watergate-Prozesses, einen Anruf von John Dean erhalten habe. Dean wies Caulfield an, McCord eine «‹sehr wichtige Nachricht›» zu über- bringen. Diese bestand hauptsächlich aus einem indirekten Versprechen einer Begnadigung durch den Präsi- denten und direkten Schweigegeldangeboten. Insbesondere wies Dean Caulfield an, bei seinem dritten Treffen mit McCord «‹ihm so eindringlich wie möglich vor Augen zu halten, dass das Begnadigungsangebot ein ehrli- ches Angebot ist, das von höchster Stelle im Weissen Haus kommt›». Darauf stellte der Chefberater des Aus- schusses Sam Dash folgende Fragen: «‹Ist Ihnen bekannt, dass der Präsident die einzige Person in diesem Land ist, die bei einer Straftat nach dem Bun- desgesetz eine Begnadigung erlassen kann?› ‹Ja, Sir, das ist mir bekannt.› ‹Als Sie mit Mr. Dean sprachen, war Ihnen da klar, dass das Begnadigungsangebot, das Sie in Mr. Deans Auftrag an Mr. McCord überbringen sollten, von der dafür autorisierten Stelle kam?› ‹Ja, Sir.›»83 Während Caulfield aussagte, veröffentlichte das Weisse Haus ein Weissbuch, bis zu diesem Zeitpunkt Nixons längstes und ausführ- Weissbuch lichstes Statement zu Watergate. Schon in der Einleitung «ent- Ein Weissbuch ist eine von einer staatlichen sprach kaum ein Wort der Wahrheit». Dieses Weissbuch war Teil Stelle erarbeitete Zusammenstellung von der «Vertuschung der Vertuschung» und sollte später zur Vorlage Dokumenten, Statistiken oder ähnlichem, für den ersten Anklagepunkt im Amtsenthebungsverfahren ge- mit dem Zweck, die Öffentlichkeit zu einem gen Nixon werden.84 Vom 25.–29. Juni 1973 sagte John Dean vor bestimmten Bereich zu informieren. dem Senatsausschuss aus. Dean beschuldigte Nixon und «riss Nixons Weissbuch Punkt für Punkt in Stücke.» Senator Baker, ranghöchster Republikaner des Ausschusses, sagte, der Ausgang der Untersuchung hänge von einer einzigen – mittlerweile berühmten – Frage ab: «‹Was wusste der Präsident, und wann wusste er es?›»85 Am 13. Juli führten zwei Ermittler des Watergate-Ausschusses, der Demorkat Scott Armstrong und der Republi- kaner Don Sanders, Gespräche mit Alexander Butterfield, ein enger Mitarbeiter Nixons und Türhüter des Oval Offices. Butterfield war einer der wenigen, die «seinerzeit von den Tonbändern gewusst hatten». Auf die Frage von Sanders, ob es im Oval Office neben dem sogenannten Dictabelt, ein Gerät, mit dem Nixon Briefe und Me- moranden diktierte, noch andere Abhörgeräte gab, bejahte dies Butterfield. Der Chefberater des Ausschusses,

Kapitel 1 | 12 Sam Dash, wurde informiert und am 16. Juli sagte Butterfield dazu aus. Die New York Post titelte «‹Nixon hat sich selbst abgehört›». Es war die Topmeldung des Jahres.» Ausserdem verweigerte Nixon seinen Anwälten die Genehmigung, eines der Bänder abzuhören.86 Am 23. Juli forderten Senator Ervin und Sonderermittler Cox «sub poena» die Herausgabe von Tonbandaufzeich- nungen über Gespräche und Konferenzen des Präsidenten. Zwei Tage später verweigerte Nixon unter Berufung auf das «Executive Privilege» die Herausgabe der Tonbänder. Nixon schwor, Sam Ervin und den Watergate-Aus- schuss des Senats «zu zermalmen.» ‹«Ich werde sie mir vorknöpfen und sie vernichten, und sie werden vernich- tet sein (…), vollkommen vernichtet› sagte er in einem spätabendlichen Telefonat zu Haig [Haldemans Nachfol- ger im Amt von Nixons Stabschefs].»87 Am 29. August verfügte Richter Sirica, dass der Präsident die verlangten Tonbänder «sub poena» herauszugeben habe, worauf das Weisse Haus mitteilte, dass es Berufung einlegen werde. Am 12. Oktober entschied der Appelationsgerichtshof mit 5:2 Stimmen zugunsten von Richter Sirica, dass die Bänder dem Bundesgerichtshofs und somit Sirica zu übergeben habe, da die Verfassung «hier für den Präsidenten keine besondere Immunität»88 vorsehe.89 Am 19. Oktober schlug Nixon als Kompromiss vor, eine Auswahl der Bändern Siricas zu übergeben, womit sich Sonderermittler Cox jedoch nicht einverstanden gab. Am nächsten Tag erläuterte Cox an einer Pressekonferenz Bedenken gegen das von Nixon vorgeschlagenen Verfahren und sprach seinen Verdacht gegen höchste Regie- rungsstellen aus.90 Cox sagte, er «‹habe es ganz bestimmt nicht auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten abgesehen›, doch Nixon habe seine Befugnisse überschritten, indem er die Ermittlungen des Sonderstaatsan- walts behindert habe.›»91 Am selben Abend kam es zum sogenannten «Saturday Night Massacre». Cox konnte nur durch den Justizminis- ter Elliot Richardson entlassen werden. Dieser weigerte sich jedoch und trat zurück. Auch Richardsons Stellver- treter William Ruckelshaus weigerte sich und wurde von Nixon telefonisch entlassen. Schliesslich sprach auf Anweisung Nixons Generalstaatsanwalt Bob Bork die Entlassung aus92, der andeutete, dass «‹seiner Ansicht nach […] der Präsident die Macht [habe], Cox zu feuern; er selbst sei nur das Instrument für die Ausübung die- ser Macht.›» Ausserdem wurde auf Anweisung des Präsidenten Archibald Cox nicht nur entlassen – Nixon lies das Amt des Sonderermittlers auch gerade abschaffen (!) und sein Büro durch das FBI versiegeln.93 Am 18. November wurde vom Bundesgericht festgestellt, dass Cox‘ Entlassung illegal gewesen sei und Cox‘ Nachfolger als Sonderermittler wird Leon Jaworski.94 Am 23. Oktober erklärte sich Nixon zur Übergabe der Bänder an den Bundesgerichtshof bereit, am 26. Novem- ber bestätigte Richter Sirica den Erhalt des gesamten Materials aus dem Weissen Hauses. Ebenfalls am 23. Ok- tober wurden im Kongress verschiedene Gesetzesvorlagen zu Watergate eingebracht, darunter 22, die eine Im- peachment-Untersuchung forderten. Anfangs November empfahlen zwei Anwälte des Weissen Hauses dem Präsidenten den Rücktritt. Am 6. Februar stimmte das Repräsentantenhaus «mit überwältigender Mehrheit»95 für die Einleitung einer Amtsanklage gegen den Präsidenten. Am 1. März 1974 wurde unter anderen gegen Hal- deman, Ehrlichman, Mitchell und Colson wegen Vertuschung Anklage erhoben, Nixon wurde als nichtangeklag- ter Mitverschwörer genannt. Am 11. April verlangt der Rechtsausschuss weitere 42 Tonbänder «sub poena», später forderte Sonderermittler Jaworski zusätzliche Aufzeichnungen. Zu diesen Tonbändern gehörte auch der «‹schlagkräftigste Beweis überhaupt: ‹das Gespräch darüber, ob man nicht mit Hilfe der CIA die Watergate-Er- mittlungen stoppen könne›»96 – das sogenannte «Smoking-Gun-Tape».97 Am 9. Mai wurde die erste von 18 Exekutivsitzungen des Impeachment-Ausschusses, der 38 Mitglieder zählte, einberufen, in dem das Beweismaterial, das der Ausschuss von Richter Sirica erhalten hatte, vorgestellt wur- de.98 Am 20. Mai wies Sirica einen Einspruch des Weissen Hauses gegen die Herausgabe der von Jaworski ge- forderten Tonbändern zurück. Jaworski wendet sich daraufhin direkt an den Supreme Court, der am 24. Juli 1974 im Prozess «United States v. Richard Milhous Nixon, President of the United States» einstimmig entschied, dass Nixon die von Jaworski verlangten 64 Tonbänder herausgeben müsse.99 Noch am Abend dieses 24. Julis 1974 begann das Repräsentantenhaus mit den Anhörungen gegen den Präsidenten. Die Debatten über die drei Anklagepunkte (Artikel) zogen sich drei Tage hin, ehe die erste Abstimmung erfolgte.100 1.2.4.7 Das Impeachmentverfahren Am 27. Juli, verabschiedete der Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses mit 27:11 Stimmen den ersten Arti- kel des Amtsenthebungsverfahrens. In der Einleitung hiess es, «‹Richard Nixon habe durch die Behinderung der Justiz seinen Amtseid gebrochen, die Verfassung zu verteidigen und für eine gewissenhafte Durchführung der Gesetze zu sorgen.›» Der Artikel beschuldigt Nixon der versuchten Vertuschung des Watergate-Einbruchs, in dem er die Justiz behinderte. Die Liste war lang: «Der Präsident hatte gelogen. Er hatte Beweise zurückgehal- ten. Er hatte seinen Mitarbeitern zu Falschaussagen geraten. Er hatte gegenüber dem Justizministerium, dem FBI, dem Sonderstaatsanwalt und dem Kongress gemauert. Er hatte die Zahlung von Schweigegeld an Beschul- digte in einem Strafverfahren gebilligt und damit ‹Personen für ihr Schweigen oder ihre Falschaussage be- lohnt›». Vor allem hatte er versucht, die CIA für die Vereitelung der Ermittlungen des FBIs zu missbrauchen. Am Ende hiess es: «‹Aufgrund dieses Verhaltens hat eine Amtsenthebungsklage mit anschliessendem Verfahren sowie Entfernung aus dem Amt zu erfolgen.›» Am 29. Juli wurde der zweite Artikel mit 28:10 Stimmen angenommen. Dieser Artikel befasste sich mit dem Machtmissbrauch Nixons, weil er in das rechtmässige Vorgehen von FBI, CIA, IRS [Internal Revenue Ser- vice, Bundessteuerbehörde], des Justizministeriums und des Sonderstaatsanwalts eingegriffen habe.

Kapitel 1 | 13 Besonders wurden auch die «Klempner» erwähnt. Der zweite Artikel schloss wie folgt: «‹Richard M. Nixon hat in einer Weise gehandelt, die seiner Verantwortung als Präsident nicht gerecht wird und die verfassungsmässi- ge Regierung untergräbt, zum grossen Schaden von Recht und Gesetz und zum offenkundigen Nachteil des amerikanischen Volkes.›» Am 30. Juli wurde der dritte Artikel angenommen, mit 27:11 Stimmen. In diesem letzten Artikel warf der Ausschuss Nixon vor, sich rechtmässigen Aufforderungen zur Beweisvorlage widersetzt zu haben.101 1.2.4.8 Nixons Rücktritt und dessen Begnadigung Am Abend des 8. August 1974 hielt Nixon eine Fernsehansprache an das amerikanische Volk, in der er seinen Rücktritt verkündete: «‹Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich wegen der Watergate-Sache nicht länger die Unterstützung im Kon- gress habe, die notwendig ist, um die sehr schwierigen Entscheidungen zu treffen und die Pflichten dieses Amtes so zu erfüllen, wie es die Interessen des Landes erfordern. Ich war nie ein Drückeberger. Vor dem regulären Ende meiner Amtszeit aufzuhören widerstrebt mir zutiefst. Aber als Präsident muss ich die Interessen Amerikas an die erste Stelle setzen. Amerika braucht einen voll einsatzfähigen Präsidenten und einen voll einsatzfähigen Kongress, besonders angesichts unserer derzeitigen Probleme im In- und Ausland. (…) Daher werde ich morgen um 12 Uhr mittags als Präsident zurücktreten.›»102 Am folgenden Morgen hielt Nixon eine Rede vor sämtlichen Mitarbeitern des Weissen Hauses. Am Schluss dieser Rede sagte Nixon: «‹Wir glauben, wenn wir eine Niederlage erleiden, ist alles vorbei. (…) Das stimmt nicht. Es ist immer nur ein An- fang. (…) Lassen Sie sich nie entmutigen. Seien Sie nie kleinlich. Denken Sie immer daran, andere mögen Sie has- sen. Aber die, die Sie hassen, gewinnen nur, wenn auch Sie sie hassen. Und wenn Sie das tun, zerstören Sie sich selbst. ›»103 Es sollte der bislang einzige Rücktritt eines Präsidenten in der Geschichte der USA sein. Einen Monat nachdem Nixon das Weisse Haus verlassen hatte, wurde er durch seinen ehemaligen Vizepräsidenten und Nachfolger für die Watergate-Verbrechen uneingeschränkt begnadigt.

1.3 Watergate und die Medien 1.3.1 Die Medien der 1970er-Jahre in den Vereinigten Staaten Peter Merkl und Dieter Raabe beschrieben 1977 die Presse- und Fernsehjournalisten in den USA als «eine star- ke, unabhängige Macht im politischen Kräftespiel», der man verschiedentlich sogar mehr politische Macht als den Parteien zuschrieb. Neben den Journalisten müssten die Besitzer Zeitungen und Fernsehlizenzen als poli- tischer Machtfaktor miteinbezogen werden. Es sei jedoch eine grobe Vereinfachung «komplizierter und plura- listischer Beziehungen», öffentliche Meinungsorgane auf ihre Geldgeber oder auf «‹kapitalistische Interessen›» reduzieren zu wollen. Besonderen Einfluss hätten die Medien in Bezug auf die Aussenpolitik der USA, «das Weltbild des aussenpolitisch interessierten Bürgers [wird] in hohem Mass von der Presse beeinflusst», vor al- lem angesichts der «Abwesenheit institutioneller Orientierungspunkte», insbesondere bei den Parteien. Die Presse sei mehr als eine Informationsquelle für die Öffentlichkeit – sie sei oft ein «eigenständiger politischer Faktor von weitaus grösserer Durchschlagskraft als etwa die öffentliche Meinung.» Im Hinblick auf ihren Ein- fluss auf die nationale Politik könne sich keine der Regionalzeitungen mit der «New York Times» und der «Was- hington Post» messen. Zu deren Leserschaft gehörten nahezu alle politischen Amtsträger «vom Präsidenten abwärts». Auch für die Beamten des Aussenministeriums seien diese Zeitungen die bedeutsamste Quelle für Informationen über das internationale Geschehen, «die den hauseigenen Quellen gewöhnlich um 24 Stunden voraus sind.» Die Berichterstattung dieser Blätter würde in Regierungskreisen oft die gleiche Autorität wie Re- gierungsverlautbarungen in der Öffentlichkeit geniessen. Die Presse vermittle den Entscheidungsträgern einen Eindruck von der öffentlichen Reaktion auf die Regierungspolitik, «während sie gleichzeitig die öffentliche Meinung selber massgeblich beinflussten.»104 Nach Peter Lösche, ebenfalls 1977, gibt es sechs Mechanismen, die eine Rolle bei der Kontrolle der Exekutive – insbesondere bei der Kontrolle des Präsidenten – spielten, insbesondere im Hinblick auf die Aufdeckung der Skandale um den Vietnamkrieg, Watergate und der Geheimdienste. Dabei nennt er neben dem Föderalismus, dem Kongress, der Exekutive selbst, dem Supreme Court und einer gewissen politisch-ideologischen Tradition in der amerikanischen Gesellschaft als letzten Punkt die Presse. Lösche beschrieb die Rolle der Presse wie folgt: «Mag auch jener Satz der Presse als eine vierte Gewalt im Staat nicht viel mehr als eine Schlagwort sein, so sind eben doch das Massaker von My Lai im Vietnamkrieg, die Watergate-Affäre und die Skandale um die CIA und das FBI zuerst von Zeitungsjournalisten aufgedeckt und die Pentagon-Papiere in der New York Times und Washington Post veröffentlicht worden, aus denen bekannt wurde, wie Präsident und Verteidigungsministerium den Kongress hintergangen und die Öffentlichkeit belogen hatten. Es sind die sogenannten Investigative Reporters, die in den Redaktionen der grossen Zeitungen zu finden sind und die beauftragt werden, derartige Skandale genau zu recher- chieren. Sie haben Wirtschaftsskandale ebenso wie politische Korruption und andere politische Missstände enthüllt und die Grundlage geschaffen, dass politische Institutionen, die mit Kontrollfunktionen versehen sind, ihrer Aufga- be überhaupt erst nachkommen konnten.»

Kapitel 1 | 14 Lösche unterscheidet jedoch die schreibende Presse klar von Rundfunk und Fernsehen. Rundfunk- und Fern- sehprogramme seien fast ausschliesslich auf Unterhaltung abgestimmt, um Werbespots an das Publikum zu bringen. Durch die Aufdeckung politischer Skandale durch die Presse seien auch Rundfunk und Fernsehen gezwungen, über sie zu berichten, denn politische Sensationen würden Zuhörer und Zuschauer «dann ebenso an[locken] wie die sonst üblichen Unterhaltungsprogramme: Auch sie geben die ‹richtige›, d.h. profitbringende Umrahmung für Commercials ab». Rückblickend auf die Watergate-Affäre sagte Lösche, dass gerade nach ihrer Aufdeckung und dem erzwungenen Rücktritt Nixons davon gesprochen werden könne, «dass zumindest punk- tuell und wenigsten mit der Wirkung als ‹Notbremse› gegen autoritäre Entartungen das häufig idealisierte System der checks and balances, der wechselseitigen Gewaltenverschränkung und Gewaltenkontrolle, noch funktioniert» habe.105

Abb. 6: Bernstein und Woodward am 7. Mai 1973 in den Redaktionsräumen der «Washington Post».

1.3.2 Die Aufdeckung des Skandals durch Bob Woodward und Carl Bernstein Bob Woodward und Carl Bernstein waren massgeblich bei der Aufdeckung der Machenschaften von Nixons Regierung beteiligt. 1973 erhielten die beiden Reporter den Pulitzer Preis für ihre Arbeit bei der «Washington Post».106 1.3.2.1 Die Zusammenarbeit Bob Woodward wurde am 17. Juni 1972 von einem Ressortleiter der Lokalredaktion der «Washington Post» ange- rufen, fünf Männer seien bei einem Einbruch ins örtliche Hauptquartier der Demokraten verhaftet worden. Er fragte ihn, ob er «herüberkommen könne?» Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Woodward erst seit neun Monaten für die «Washington Post». Zuerst schien ihm der Einbruch uninteressant, «das unterschied sich kaum von dem, was er bisher gemacht hatte – Recherchen über unhygienische Restaurants und kleine Korruptionsaffären bei der Polizei.» Als Woodward in der Nachrichtenzentrale Post war, erfuhr er, dass die Einbrecher «nicht etwa in das kleine, örtliche Parteibüro der Demokraten eingebrochen waren, sondern im Bundeshauptquartier des Democratic Committee im Watergate-Gebäudekomplex […]». Woodward bemerkte, dass auch Carl Bernstein, ein politischer Berichterstatter der Post in Virginia und schon seit mehreren Jahren bei der Zeitung, an der Ein- bruchsstory arbeitete. Anfänglich waren die beiden voneinander nicht sehr angetan, sie hatten noch nie eine Story gemeinsam gemacht. «Grosser Gott, bitte nicht Bernstein[…]» dachte sich Woodward, während Bernstein über Woodward vermutete, er sei «Aalglatt. Yale. Ein Altgedienter des Navy-Offizierskorps. Grünflächen, Reprä- sentation, Rasentennis, […] aber für gute Recherchen wahrscheinlich zu fein.»107 Bis zu einem Artikel im August 1972 war das Verhältnis zwischen Woodward und Bernstein eher wie das zwi- schen zwei Konkurrenten, beide befürchteten, der andere könne das Thema für sich vereinnahmen. Der besag- te Artikel im August war mit ihren beiden Namen gekennzeichnet. Von diesem Zeitpunkt an waren alle Water- gate-Geschichten mit beiden Namen gezeichnet. Die beiden Reporter verschmolzen augenscheinlich zu einer Person, ihre Kollegen «sprachen nur noch von ‹Woodstein›». «Allmählich verloren Bernstein und Woodward das Misstrauen und den Argwohn voreinander.» Indem sie sich die Arbeit teilten und ihre Informationen zusam- menlegten, erweiterten sie auch ihre Kontakte. Beide hatten eine Liste mit Telefonnummern, die schliesslich insgesamt mehrere Hundert Namen enthielt. 108

Kapitel 1 | 15 1.3.2.2 Woodwards und Bernsteins Recherchearbeit Woodwards und Bernsteins tägliches Handwerk war Kleinarbeit. Die Informationen kamen bruchstückweise herein und «stammten von Leuten, die über die Angelegenheit eigentlich nicht reden wollten.» Die beiden Re- porter hatten bestimmte Methoden, um zu ihren Informationen zu kommen. So kam es zuerst darauf an, in die «betreffende Wohnung oder Behausung zu gelangen. Dort konnte man das Gewissen der Leute ansprechen, und die Reporter konnte sich von Mensch zu Mensch unterhalten.» Sie stellten sich immer gleich als Reporter der Post vor. Bei der sonstigen Einleitung waren die beiden jedoch weniger geradlinig: «Ein Freund im CRP [Akro- nymvariante von CREEP] hat uns gesagt, dass Sie sich über Dinge, die dort vorgehen, grosse Sorgen machen, dass Sie ein gerader und aufrichtiger Mensch seien und selbst nicht wüssten, was zu tun sei. Wir können uns gut in Ihre Lage versetzen; Sie glauben an den Präsidenten und wollen alles vermeiden, was als Mangel an Lo- yalität angesehen werden könnte.» Wenn die Leute wissen wollten, von wo Woodward und Bernstein ihren Na- men hätten, konnten sie auf die Notwendigkeit des Quellenschutzes hinweisen, woraus automatisch hervor- ging, dass auch der Gesprächspartner den gleichen Schutz geniessen würde. Dann begannen sie vorsichtig mit Fragen und «Mosaiksteinchen» wie zum Beispiel: «‹Jeb (Magruder) scheint wirklich Angst zu haben, als ob ihm morgen das Dach auf den Kopf fallen würde… Jemand hat mir erzählt, dass […].›»109 1.3.2.3 Quellen und «Deep-Throat» Das Zentrum ihrer Informationsbeschaffung bildeten die Kontakte der beiden, ihre Informanten und Quellen also. Sie unterhielten sich mit Angestellten von CREEP110, mit Beamten des FBIs111 und des Justizministeri- ums112, Bernstein telefonierte gar mit Justizminister und Nixons Wahlkampfmanager John Mitchell persön- lich.113 Doch ihre wichtigste Quelle und wohl auch berühmteste war Mark Felt, dessen Codename «Deep-Throat» sich von einem damals berühmt-berüchtigten Pornofilm ableitete. «Deep-Throat» wurde oft als das grösste Rätsel in der Geschichte des investigativen Journalismus bezeichnet, seine Identität wurde 33 Jahre lang geheim gehal- ten.114 Felt war der Stellvertreter von FBI-Direktor Patrick Gray und somit die Nummer zwei des FBIs. Er und seine Kollegen vermuteten eine Verschwörung im Weissen Haus zur Behinderung der Justiz, und die Ernen- nung Grays zum Chef des FBIs sahen sie als Teil dieser Verschwörung an. Gray hatte ihm die Watergate-Ermitt- lungen überlassen.115 «‹Felt besass sowohl ein persönliches als auch ein institutionelles Motiv, um Nixon mit seinen Indiskretionen zu bedrängen›».116 Denn als Hoover starb, wurde Felt bei der Nachfolge übergangen, dessen «rechtmässiger Erbe» er gewesen wäre. «Grays Ernennung ‹hat uns alle tief gekränkt›» sagte Charles Bolz, Leiter der Abteilung Bilanzbetrug. «‹Felt hätte eigentlich auf seinen Posten nachrücken sollen› […] ‹Das hat ihn angestachelt. Er wollte herausfinden, was da lief.›»117 Woodward war derjenige, der Zugang zu dieser Quelle hatte. Sie durfte nur in besonderen Fällen kontaktiert werden und ihre Gespräche sollten «nur den Sinn haben, bereits vorliegende Informationen zu bestätigen und sie in eine gewisse Perspektive zu rücken.» Anfänglich telefonierten Woodward noch mit «Deep-Throat», mit zunehmender Spannung wegen Watergate wuchs aber auch Felts Nervosität und er machte den Vorschlag, sich statt der Telefonate lieber persönlich zu treffen. Um sich zu verabreden, hatten die beiden eine bestimmte Ver- einbarung. Wenn Woodward Felt treffen wollte, schob er einen Blumentopf mit einer roten Flagge auf die Rück- seite seines Balkons. Im Laufe des Tages sah Felt nach, ob der Topf verschoben worden war. Was dies der Fall, trafen sich Woodward und er in derselben Nacht um zwei Uhr in einer bestimmten Tiefgarage. Dorthin gelang- te Woodward zu Fuss und mit mehreren Taxis, um eine Verfolgung ausschliessen zu können. Wenn kein Taxi zu finden war, hatte Woodward zwei Stunden, um zur besagten Tiefgarage zu gelangen.118 1.3.3 Nixons Verhältnis zu den Medien Die Berichterstattung über den Vietnamkrieg, vor allem auch durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere und später auch die Watergate-Affäre, hatten eine Phase eingeläutet, in denen die Beziehung zwischen den Journalisten der Mainstreammedien und der Politik zunehmend feindseliger wurde. Zwar war die Spannung zwischen der Regierung und der Presse auch schon während der Johnson-Administration relativ hoch. Jedoch erreichte unter Nixon diese Spannung ein antagonistisches Ausmass.119 Dies kommt unter anderem bei seiner Pressekonferenz nach der verlorenen Gouverneurswahl von Kalifornien zum Ausdruck, in der er den Journalis- ten sagte, dass es ihnen Jahre lang Spass gemacht habe, auf ihn loszugehen. Sie sollten wissen, was ihnen entgehe, wenn er jetzt gehe. In Zukunft würden sie «‹keinen Nixon mehr habe, auf dem Sie herumhacken kön- nen›», denn das sei seine letzte Pressekonferenz.120 Oder in einer Rede von Vizepräsident Spiro Agnew im November 1969, in der Agnew Fernsehmoderatoren und Nachrichtensprecher als «‹a tiny and closed fraternity of privileged men, elected by no one and enjoying a monopoly sanctioned and licensed by government›»121 beschrieb. Nixon selber sah die Presse als sein Feind. «‹Und vergessen Sie ausserdem nie, dass die Presse unser Feind ist. […] Die Presse ist der Feind. Das Establishment ist der Feind. Die Professoren sind der Feind.›» sagte Nixon Ende 1972 in einem Gespräch zu seinem damaligen nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger.122 Bruce J. Schulman, Geschichtsprofessor an der Boston University sagte, Nixon habe die Medien unerbittlich und explizit angegriffen, er habe sie voreingenommen genannt und sei der Meinung gewesen, dass sie nicht die Standpunkte der schweigenden Mehrheit vertreten würden.123 Nixon profitierte jedoch auch von der Presse, insbesondere, als er sie in den 1950er-Jahren für seine Jagd auf Alger Hiss instrumentalisierte. Als Hiss unter Meineid aussagte, erwischte Nixon ihn bei ausweichenden Angaben zu einigen undurchsichtigen Aspekten seiner Beziehung zu Chambers. Anschliessend nutzte Nixon seine Verbündeten unter den Journalisten in Was- hington und seine Kontakte beim FBI, um Hiss in der Presse anzuschwärzen.124

Kapitel 1 | 16 KAPITEL 2 – PRÄSIDENT TRUMP UND DIE RUSSLANDERMITTLUNGEN 2.1 Vom Immobilienmogul und Reality-TV-Star zum Präsidenten der USA 2.1.1 Der Enkel eines deutschen Einwanderers und Sohn eines Multimillionärs Donald Trumps Name geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche Wort «Trumpe» zurück, was so viel wie «Trommel» oder «Trompete» heisst. Donald Trumps Grossvater Friedrich lebte im deutschen Kallstadt, das er mit 16 Jahren 1885 verliess, um nach New York überzusiedeln. Donald ist das vierte von fünf Kinder des Multi- millionärs und Immobilienunternehmers Frederick Trump, der sein Vermögen mit subventionierten Mietwoh- nungen und Häuschen für Arbeiter machte. Als sein Sohn Donald begann, sich in der Schule schlecht zu beneh- men, schickte man ihn auf die New York Military Academy, die er von 1959 bis 1964 besuchte. Danach besuchte Donald Trump erst die Fordham University und später die Wharton School of Finance and Commerce, die Busi- ness School der University of Pennsylvania, wo er 1966 mit dem Bachelor abschloss. 1968 diagnostizieret man bei Trump einen Fersensporn, wodurch er nicht in den Militärdienst einberufen wurde und so einem möglichen Einsatz in Vietnam entrinnen konnte. Nach dem Studienabschluss arbeitete Trump Vollzeit in der Firma seines Vaters, wo er ihm zunächst half, dessen Immobilienportfolio zu verwalten. Trump avancierte zum Favoriten seines Vaters, um dessen Nachfolge anzutreten. In den 1970er- und vor allem 1980er-Jahren investierte Donald Trump immer stärker in Luxushotels und -liegenschaften. 1974 wurde Trump Präsident des Konglomerats der Trump-Unternehmen und -Gesellschaften, das er später in «Trump Organization» unbenannte. 1977 heiratete der Immobilienmogul das tschechische Model Ivana Zelníčková Winklmayr, mit der er drei Kin- der hat: Donald Jr., Ivanka und Eric. Nach der Scheidung von Ivana heiratete Trump die amerikanische Schau- spielerin und spätere Mutter seines vierten Kindes Tiffany Marla Maples. 2005 heiratete Donald Trump schliess- lich das slowenische Model Melania Knauss, seine jetzige Frau und aktuelle First Lady der USA. Ihr gemeinsamer Sohn Baron kam ein Jahr nach der Hochzeit auf die Welt. In den 1980er-Jahren investierte Donald Trump stark in Casinos in Atlantic City, wo er 1990 auch das Trump Taj Mahal eröffnete, das damalig grösste Casino der Welt. 1983 eröffnete er den berühmten Trump-Tower in Manhatten. Viele Unternehmen Trumps litten unter der Re- zession der amerikanischen Wirtschaft 1990, was Trump in finanzielle Bedrängnis brachte. Trump war gezwun- gen, seine Airline zu verkaufen, mehrere seiner Geschäfte gingen bankrott. Mit dem Erstarken der Wirtschaft in den darauffolgenden Jahren nahm auch sein Vermögen wieder zu.1 2.1.2 «The American Dream»: Vom Tellerwäscher zum Millionär? Bevor Donald Trump dem Geschäft seines Vaters beitrat, erhielt er von ihm nach eigenen Angaben lediglich eine «kleine Starthilfe», einen Kredit von einer Million Dollar, den er mit Zinsen zurückbezahlt haben soll. Ein anderes Bild zeichnet jedoch ein im Oktober 2018 erschienener Artikel der «New York Times», das teils massive Diskrepanzen zu Trumps Selbstdarstellungen als Selfmademan aufweist – das Bild «eines von Kindsbeinen auf verwöhnten Sohnes, der vom Vater finanziell stets abhängig blieb.» Laut dem Artikel habe Trumps Vater Fre- derick seinen Kindern über Jahre hinweg Dutzende von Millionen Dollar überwiesen. Die Transfers sollen sich insgesamt auf mehr als eine Milliarde Dollar belaufen haben. Frederick Trump soll schon seinen Kindern ein «Einkommen» überwiesen haben, das sich bereits auf 200 000 Dollar belief, als Donald erst drei Jahre alt war – mit acht Jahren war dieser demnach Millionär. Insgesamt soll Frederick seinem Sohn mindestens 60 Millio- nen Dollar (heutiger Wert 140 Millionen Dollar) geliehen haben, von denen er den grössten Teil nie zurückbe- zahlt haben soll. Das Vermögen, das dem Präsidenten zugefallen sei, beträgt laut dem Artikel mehr als 400 Millionen Dollar (heutiger Wert). Weiter soll der Vater Donald mehrmals aus der Bredouille geholfen haben, als dieser illiquid gewesen sei – einmal habe der Vater in einem Kasino seines Sohns Chips im Gegenwert von 3,5 Millionen Dollar kaufen lassen, ohne damit zu spielen, was einem illegalen Kredit gleichkam, wofür die Trumps 65 000 Dollar Busse bezahlt hätten.2 2.1.3 Trump steigt ins Entertainmentgeschäft ein: Schönheitswettbewerbe und «The Apprentice» Neben dem Immobiliengeschäft stieg Trump auch ins Entertainmentgeschäft ein. Von 1996–2015 war er Mitor- ganisator und Produzent der Schönheitswettbewerbe «Miss Universe», «Miss USA» und «Miss Teen USA». 2004 strahlte NBC zum ersten Mal die Reality-Show «The Apprentice» aus, in der die Kandidaten um einen mit 250000 Dollar dotierten Einjahresvertrag in einem von Trumps Unternehmen buhlen. Trump moderierte die Sendung während 14 Staffeln. Die Sendung war auch ein Mittel, sein Image als vigilanten Geschäftsmann zu etablieren. Daneben schrieb Trump mehrere Bücher und vertreibt über eine Merchandise-Linie von Krawatten bis Wasserflaschen alle möglichen Waren. Gemäss dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» beträgt sein Vermögen 3.7 Milliarden Dollar, laut seinen eigenen Angaben sind es gar 10 Milliarden.3 2.1.4 Trumps politische Karriere vor der Präsidenschaft Seit den 1980er verkündete Trump wiederholt, für die Präsidentschaft kandidieren zu wollen, was jedoch meist als Publicity abgetan wurde. 1999 wechselte er seine Wählerregistratur von den Republikanern zur «Reform Party», eine 1995 von Ross Perot, einem amerikanischen Unternehmer, gegründete Partei mit dem Ziel, das US-Politsystem zu reformieren. Später wechselte er dann wieder zu den Republikanern, zuvor war er gar eine Zeit lang bei den Demokraten registriert. Obwohl er bei den Präsidentschaftswahlen 2012 nicht gegen antrat, stand er während des Wahlkampfes dennoch im Rampenlicht, da er fälschlicherweise und wie-

Kapitel 2 | 17 derholt behauptete hatte, Obama sei nicht in den USA geboren und dürfe somit gar nicht Präsident sein. Trump richtete sein politisches Agieren oft nach geschäftlichen Interessen. So gingen zum Beispiel 80% seiner Partei- spenden an die Demokraten, laut eigener Aussage um sie zu «schmieren» und Hotels bauen zu können, und bis 2010 hatte Trump in seinem Leben entgegen seiner Behauptung nur an einer Vorwahl teilgenommen – bei der Kandidatur Rudy Giulianis 1989 für den New Yorker Bürgermeister-Posten. Giuliani sollte später als einer der entschlossensten Verfechter von Trumps Präsidentschaftskampagne gelten und ist heute Teil von Trumps An- waltsteam, wobei er sich als dessen Sprachrohr betreffend der Mueller-Untersuchung etablierte.4 2.1.5 Trump erwägt, sich um Präsidentschaft zu bewerben Im August 2010 erfuhr von David Bossie, konservativer Aktivist und für die Republikaner in Er- mittlungsausschüssen des Kongresses, dass Donald Trump erwäge, sich um die Präsidentschaft zu bewerben und somit gegen den amtierenden Präsidenten Barack Obama anzutreten. Nachdem Bossie Bannon davon über- zeugen konnte, dass es Trump ernst ist, trafen sich darauf Bannon, Bossie und Trump im Trump-Tower. Bei diesem Treffen stellte Bossie Trump in einer Präsentation vor, «wie man bei den Republikanern in Vorwahlen geht und gewinnt»5. Dabei wies Bossie Trump auch auf ein erstes Problem hin: «‹Erstens hat bei den Republi- kanern noch nie jemand die Vorwahlen gewonnen, der nicht Abtreibungsgegner ist›, erklärte Bossie, ‹und das sind Sie leider ganz und gar nicht.›» Trump habe an «Abtreibungsleute» gespendet und sich öffentlich dazu geäussert. Trumps Antwort war, dass er gegen Abtreibungen sei. Auf Bossies Einwand, dass es Beweise für das Gegenteil gebe, sagte Trump, dass man so was «‹ja wegkriegen›»6 könne. Bossie sprach noch weitere Probleme an, darunter Trumps Wahlverhalten, die Diskrepanz zwischen sei- ner politischen Agenda und seinem geschäftlichen Agieren und Steve Bannon Wahlkampfspenden Trumps an Demokraten, um diese zu «schmie- ren», um Hotels bauen zu können (Trumps Antwort darauf: «‹Da Bannon ist ein amerikanischer Publizist und regieren doch überall diese Scheissdemokraten. Man will Hotels Politiker. Nach einem Studium an der bauen, also muss man die schmieren. Die sind doch zu mir gekom- Harvard Business School arbeitete er für das Finanzunternehmen Goldman Sachs, men.›») Dabei lief das Gespräch nach einem gewissen Schema ab: danach gründete er die auch im Medienbe- Bossie sprach ein Problem an, Trump dementierte die Vorwürfe reich tätige Investmentfirma «Bannon&Co.», vehement, lenkte später jedoch ein. die er 1998 verkaufte. Danach betätige sich Nachdem diese heiklen Punkte besprochen waren, erklärte Bossie Bannon als Filmproduzent und -regisseur seinen Plan. Erstens drehe sich alles um die konservative Bewe- und näherte sich der Tea-Party an. 2012 gung. Zweitens solle sich Trump pro forma erstmal in drei Staaten wurde er Chef des Nachrichtenportals um den Gouverneursposten bewerben. Die anderen Staaten wür- «Breitbart News», das politisch rechtsaus- den dann von selbst kommen. Weiter sollte Trump Geld in Form sen steht. einzelner Schecks für Kongressabgeordnete und Senatoren inves- Nach Trumps Vereidigung im Januar 2017 tieren. «Wir müssen ein paar Pflöcke einschlagen.» Das Geld sei wurde Bannon dessen Chefstratege und «zentraler Baustein der Kunst präsidentieller Politik», das später -berater, ausserdem sass er eine Zeit lang im Nationalen Sicherheitsrat. Als im August Riesendividenden abwerfe. Zwar erklärte Bossie Bannon nach 2017 seine Tätigkeit im Weissen Haus dem Treffen, er werde versuchen, Trump vorzubereiten, falls die- endete, kehrte er zu «Breitbart News» ser wirklich tatsächlich kandidieren wollte. Aber er dachte selbst, zurück. Im Januar 2018 wurde sein Rücktritt dass Trump nie Kandidat werden wird. Und als er Bannon fragte, als Chef von «Breitbart News» bekanntgege- ob er glaube, dass Trump antreten wird, erwiderte dieser «‹Keine ben.[A] Chance. Null Chance.›»7 2.1.6 Trump lässt sich als Kandidat der Republikaner aufstellen Rund fünf Jahre später gab Trump im Juni 2015 bekannt, sich als Kandidat der Repub- likaner für die US-Präsidentenwahl im No- vember des kommenden Jahres bewerben zu wollen. Auf dem Parteitag der Republi- kaner vom 18. bis 21. Juli 2016 stimmte eine Mehrheit für Trump, der sich gegen sech- zehn Mitbewerber durchsetzte. Im August veröffentlichte die «New York Times» je- doch einen Artikel, in dem Trump als kon- fuser und ungeschickt agierender Mann dargestellt wurde, der Schwierigkeit mit Spendern und in den heftig umkämpften Staaten einen schweren Stand hatte. Ban- non beriet sich mit Rebekah Mercer über die Sache. («Mercer und ihre Familie waren eine der wichtigsten und umstrittensten Abb. 7: Präsidentschaftskandidat Trump mit Vizepräsidentschaftskandidat Geldquellen zur Wahlkampfförderung der Pence am finalen Tag der «Republican National Convention» in Cleveland Republikanischen Partei…»8) Mercer am 21 Juli 2016.

Kapitel 2 | 18 schlug Bannon vor, Trumps Wahlkampf zu führen, Trumps damaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort ver- achtete sie. Daraufhin unterbreitete Mercer ihren Vorschlag Trump. Wenige Tage später traf sich Bannon mit Trump und anderen wichtigen Figuren aus Trumps Umfeld, darunter «Fox-News»-Gründer Roger Ailes, in Trumps «National Golf Club». Auch Manafort nahm an diesem Treffen teil, den Trump demütigte und die Zu- sammenkunft dann auch frühzeitig verliess. Bannon legte Trump seine Vision des Wahlkampfs nahe. Sie soll- ten sich nur auf eine Handvoll Themen beschränken, um sich von Hillary Clinton, dem Establishment und der Elite, abzuheben: «‹Erstens›…‹werden wir die illegale Masseneinwanderung stoppen und die legale Einwande- rung begrenzen, um unsere Volkshoheit zurückzugewinnen. Zweitens werden Sie die Arbeitsplätze im Produk- tionssektor wieder ins Land holen. Und drittens werden wir uns aus diesen sinnlosen Auslandskriegen zurück- ziehen.›» Trump willigte ein, Bannon zu seinem Wahlkampfleiter zu ernennen. Ausserdem einigten sich Bannon und Trump darauf, , eine republikanische Meinungsforscherin, zur Wahlkampfmanagerin zu machen. Als kurze Zeit später ein Artikel der «New York Times» erschien, der Manafort bezichtigte, als Berater in der Ukraine über zwölf Millionen Dollar von der prorussischen politischen Partei erhalten zu haben, war er definitiv erledigt. Trump war von diesen Zahlungen nicht informiert und spuckte «Gift und Galle», Mitte August gab Trumps Wahlkampfzentrale den Führungswechsel bekannt, Bannon war nun offiziell Leiter seines Wahlkampfteams. «‹Mir wurde klar›», wie Bannon später sagte, «‹ich bin der Regisseur und er der Schau- spieler.›»9 2.1.7 Die Rolle des «Republican National Committee» Obwohl Trump das «Republican National Committee» (RNC), das nationale Organisationsorgan der Republika- nischen Partei, während der Vorwahlen als «Schande» und «Schwindel» bezeichnete und sagte, dessen damali- ger Vorsitzender Reince Priebus «‹sollte sich schämen›», war Trump dennoch auf das RNC angewiesen – er «hatte fast keine Bodentruppen, die sich direkt um die Wähler kümmerten, und keine Ahnung von den einfachs- ten Dingen – dem Einmaleins der Politik. […] das RNC war praktisch Trumps Wahlkampfteam.» Die Aufgabe der freiwilligen Wahlhelfer war es, mit der Datenbank des RNCs, die detaillierte Daten über die einzelnen potenti- ellen Wähler enthielt, systematisch prospektive Wähler zur Früh- oder Briefwahl zu bewegen. Bei seiner ersten Ansprache nach der Wahl in Manhatten bezeichnete Trump Priebus als «phantastischen Typ» und lobte auch das RNC: «‹Unsere Partnerschaft mit dem RNC war so wichtig für den Erfolg und für das, was wir erreicht ha- ben.›»10 2.1.8 Das «Access-Hollywood-Tape» – ein herber Rückschlag für Trumps Wahlkampf Die «Access-Hollywood-Tape»-Geschichte, die im Oktober 2016 veröffentlicht wurde, war ein herber Rückschlag für Trumps Wahlkampf. Am Morgen nach der Veröffentlichung versammelte sich Trumps Team im Trump-To- wer. Priebus sah schwarz: «‹Die Spender sind alle abgesprungen. Alle haben sich distanziert.› […] ‹Es ist vorbei.› […] ‹Alle unsere Unterstützer ziehen sich zurück. Ich weiss nicht mal, ob Pence noch dabei ist.›» Als Bannon erwiderte, es sei doch nur ein Band, entgegnete ihm Priebus, dass er es einfach nicht kapiere, «‹Es ist aus und vorbei.›» Priebus war der Ansicht, Trump solle zurücktreten. Trump wurde von prominenten Republikanern per Telefon gebeten, seinen Platz Pence zu überlassen. Pence verurteilte in einer Stellungnahme Trumps Verhalten im Video, verwies jedoch auch zugleich auf Trumps Entschuldigung. Kurz, nachdem auch seine Frau Melania eine Stellungnahme veröffentlichte, schrieb Trump auf «‹Die Medien und das Establishment wollen mich unbedingt loswerden – aber ich werde niemals aufgeben und meine Unterstützer im Stich lassen! #MAGA. Make America Great Again.›» Trumps-Team entschied sich dazu, Das «Access-Hollywood-Tape» ein Interview mit ABC zu organisieren. Als Trump jedoch den für ihn vorbereiteten Text las, sagte er, dass er das nicht machen kön- Die «Washington-Post» veröffentlichte im ne. «‹Das ist doch absolute Scheisse. Das ist schwach. Ihr seid Oktober 2016 eine nicht verwendete schwach.›» Als vor dem Trump-Tower Trump-Fans zu hören waren, Tonaufnahme von Dreharbeiten zur NBC- Show «Access Hollywood», die im Jahre 2005 entschied sich Trump, nach unten zu gehen: «‹Mein Volk!› […] ‹Ich entstanden ist. Darin konnte man verneh- gehe da runter. Macht euch keine Sorgen wegen der Kundgebung. men, wie Trump mit seinen sexuellen Ich tue es gleich auf der Stelle.›» Als ihn Conway darauf aufmerk- «Heldentaten» prahlte: «I don‘t even wait. sam machte, dass er das Interview mit ABC nicht einfach so absa- And when you‘re a star, they let you do it. gen könne, erwiderte er «‹Mir doch egal. Ich mache das nicht. Es You can do anything. Grab them by the war sowieso eine blöde Idee. Ich wollte das nie machen.›» Als er bei pussy. You can do anything.» Das Band löste seinen Fans war, fragte ihn ein Journalist, ob er trotz der Geschich- ein politisches Erdbeben aus.[B] te weitermachen werde. Trump antwortete «‹Einhundert Pro- zent.›»11 2.1.9 Der Streit um die Finanzierung des Übergangs: «Ich will nichts damit zu tun haben» , damaliger Gouverneur von New Jersey, sollte Trumps Übergangsteam leiten. Als Trump erfuhr, dass Christie Geld für die notwendige Übergangsorganisation sammelte, teilte er Christie mit, dass Geld sei im Wahlkampf besser investiert. Nach Trumps Meinung hatte als Kandidat 2012 zu viel Zeit mit Über- gangsbesprechungen verplempert, weshalb er verloren habe. Er sagte zu Christie «‹Ich will keinen Übergang. Ich beende hiermit den Übergang. […] Ich werde keine Sekunde darauf verschwenden.›» Bannon, der bei diesem Gespräch auch zugegen war, intervenierte – ein Übergang zur Vorbereitung der Amtszeit könnte Sinn ergeben. Schliesslich konnte Bannon Trump zu einer «abgespeckten, klapperdürren Variante eines Übergangs» überre-

Kapitel 2 | 19 den, Christie sollte das Spendensammeln dennoch einstellen. «‹Er soll seinen Übergang kriegen› meinte Trump, ‹aber ich will nichts damit zu tun haben.›»12 2.1.10 Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Zehn Tage vor den Wahlen lag Donald Trump in den nationalen Umfragen um sechs bis sieben Prozent zurück – am 8. November 2016 gewann er die Wahl überraschend mit 304 Wahlmännerstimmen gegen seine demokra- tische Kontrahentin Hillary Clinton, die deren 227 erhielt. Trump sicherte sich mehrere umkämpfte Gliedstaa- ten, bei denen eher von einem Sieg Clintons auszugehen war. Neben Michigan, North Carolina, Georgia und Iowa eroberte Trump Florida, Pennsylvania und Ohio, die drei «Swing States» mit den meisten Elektorenstim- men. Clinton konnte nur Virginia, Colorado, Nevada, New Mexico, New Hampshire und für sich gewin- nen. Trumps Strategie der Mobilisierung der Angehörigen der weissen Unterschicht erwies sich als erfolgreich. Er schnitt vor allem in Staaten des «Rust Belt», wo viele Industrie- arbeiter ihre Stellen verloren haben, überdurchschnittlich gut ab. «Swing States» So zum Beispiel in Pennsylvania, Michigan und – drei Als «Swing States» (Wechselwählerstaaten, Staaten, mit denen die Demokraten fest gerechnet hatten. Mit dem auch «Battleground States», «Purple States» bereits erwähnten Ohio sicherte sich Trump einen weiteren wich- oder «Toss-up-States» genannt) bezeichnet tigen Staat des alten Industriegürtels, denn Ohio gilt mit seinen man jene US-Bundesstaaten, in denen rund elf Millionen Einwohnern und einer Mischung aus städti- weder Demokraten noch Republikaner über schen und ländlichen Gebieten als eine Art Mikrokosmos der eine strukturelle Mehrheit verfügen. Sie USA. Der letzte US-Präsident, der ohne einen Sieg in Ohio trotz- unterscheiden sich von konservativen dem gewählt wurde, war Richard Nixons Kontrahent John F. Bundesstaaten wie Texas, meist republika- Kennedy.13 nische Kandidaten klar vorne liegen, oder Die Wahl Trumps war ein Überraschungssieg, auch für den Sieger liberalen Bundesstaaten wie Kalifornien, wo selbst. Das sagte auch Steve Bannon, Trumps Wahlkampfleiter: die Demokraten meist das Rennen machen. «‹Er hat nicht die leiseste Ahnung davon, dass er gewinnen wird› Die Wählerschaft in den Bundesstaaten verändert sich über die Zeit und somit auch […] ‹Und er hat sich in keinster Weise vorbereitetet. Er hat nie da- die Staaten, die als Swing States gelten. Bei ran gedacht zu verlieren, aber er hat nie geglaubt zu gewinnen. den Präsidentschaftswahlen 2016 galten die Das ist ein Unterschied. Und Sie dürfen nicht vergessen: keine US-Bundesstaaten Florida, Colorado, Iowa, Vorbereitung, kein Übergangsteam.› […] ‹Hillary Clinton hat ihr Michigan, Nevada, New Hampshire, North gesamtes Erwachsenenleben damit zugebracht, sich auf diesen Carolina, Ohio, Pennsylvania, Virginia und Augenblick vorzubereiten. Trump hat sich nicht eine Sekunde Wisconsin als Swing States.[C] lang mit diesem Augenblick beschäftigt.›»14 2.1.11 Interview mit Familie Siminitz Auch Familie Siminitz, mit denen ich am 10. Oktober 2018 ein Interview führte, war über Trumps Sieg über- rascht. Folgend eine gekürzte Version des Interviews (für das gesamte Transkript siehe im Anhang unter «4.3.1 Interview mit Familie Siminitz» S.51–54). Das Interview wurde mit Tad, seiner Frau Chris und ihrem Sohn Kyle und dessen Frau Dana geführt (durch den Verfasser aus dem Englischen übersetzt).

Zu Familie Siminitz Tad Siminitz ist ein Arbeitskollege meines Vaters, bei dem wir für ein paar Tage während unserer USA-Reise gewohnt haben. Tad und seine Frau Chris, beide 59 Jahre alt, leben am Lake Wheeler, am Rande von Raleigh in North Carolina. Tads Familie kommt ursprünglich aus Polen, Tads Grossvater immigrierte in die USA. Bevor sich Tad und Chris erst kürzlich pensionieren liessen, arbeiteten sie beide bei IBM und lebten vor 17 Jahren mit ihrer Familie aus beruflichen Gründen auch zwei Jahre lang in der Schweiz in Rüschlikon. Sie haben drei Kinder, welche alle das College besucht haben und jetzt bei verschiedenen Firmen arbeiten.

Abb. 8: Tad Siminitz mit seiner Frau Chris, Schwiegertochter Dana und Sohn Kyle (im Uhrzeigersinn) in ihrem Haus am Lake Wheeler am Rande Raleighs, North Carolina.

Kapitel 2 | 20 Wart ihr überrascht, dass Trump die Wahlen ge- noch einen anderen Faktor. Ich glaube stark daran, wonnen hat? dass die Wahlen von Hackern manipuliert worden Tad: Ja, sehr überrascht. Es war eine Art Schock für sind. Ob von Seiten Trumps oder Russlands – keine alle. Ahnung. Ich kenne mich ja ein wenig mit Zahlen aus Dana: Ja, das war nicht, was wir erwartet hatten – [Tad hat ursprünglich Mathematik studiert], ich weiss, auch die Meinungsumfragen hatten ergeben, dass wie Wahrscheinlichkeit etc. funktioniert, aber dass die Clinton gewinnen würde. Umfragewerte und die Resultate so weit auseinander- Kyle: Für mich war es nicht sehr überraschend, denn liegen, das habe ich noch nie in meinem Leben gese- alle, die ich kenne [in Texas, wo Kyle und Dana zur hen. Und es waren alle Umfragen mehr oder weniger Zeit der Wahl wohnhaft waren], sind Trump-Anhän- ähnlich, egal ob CNN oder Fox News. Jeder Bundes- ger. staat ist ja für sich selber zuständig, die Stimmen aus- Dana: Es kommt ja auch noch das ganze Elekto- zuzählen. Und deshalb will keiner der Bundesstaaten ren-Wahlkollegium hinzu, bei dem die Swing-States zugeben, dass sie vielleicht manipuliert wurden, denn wie Colorado oder North Carolina einen grossen Ein- dann hätten sie ein riesiges Problem, ein Vertrauens- fluss auf die Wahl haben. problem. Tad: Ich denke, dass alle überrascht waren, sogar die Dana: Ich glaube nicht, dass die Wahlen manipuliert Trump-Wähler und Trump selber. worden sind. Dana: Ja, ich denke es waren alle überrascht. Niemand Tad: Ich schon, das glaube ich wirklich. dachte wirklich, dass er gewinnen wird. Kyle: Nein, ich auch nicht. Es sind nur Umfragen. Das führt uns direkt zur nächsten Frage: Warum hat Wann hast du das letzte Mal bei einer solchen Umfra- eurer Meinung nach Trump gewonnen? ge teilgenommen? Dana: Ich denke Hillary hat die Wahl unterschätzt, auf Tad: Ich habe schon oft mitgemacht. eine arrogante Art und Weise. Sie hat das Elekto- Kyle: Okay... ren-Wahlsystem zu wenig beachtet. Was würdet ihr sagen, wer sind die Leute, die Tad: Ja, Trump hat dem viel mehr Beachtung ge- Trump gewählt haben? Gibt es einen spezifischen schenkt, er kümmerte sich unmittelbar um die «Typ» Wähler oder ist die Wählerschaft heterogen? Swing-States und ich glaube, Hillary hat einfach ange- Kyle: Es ist 50% zu 50%. 50% der Amerikaner sind nommen, dass sie gewinnen wird, also hat sie diese Trump-Wähler. Ich denke, es sind «alle». Es geht durch Staaten nicht besucht. Und Trump hatte eine klare, alle Schichten hindurch. Was auch immer du denkst, einfache Message: «Make America Great Again». fühlst, wenn du mit Trump übereinstimmst, wählst du Dana: Ja, Hillary hat sich zu sehr auf die weiblichen ihn auch. Wähler verlassen und zu viel darauf verwendet, Dana: Ich denke, es gibt Versuche, seine Wähler zu Trump nieder zu machen, anstatt ein wirkliches Wahl- stereotypisieren, sie einzuordnen. Ich meine, es gibt programm zu propagieren. Sie war nicht sehr beliebt sie sicher, die verrückten, extremen und erzkonserva- bei den Leuten, sie hatte keine wirkliche Verbindung tiven Trump-Anhänger, aber nicht alle sind so. zu ihren Wählern. Kyle: Ja, sie probieren seine Wähler als Nazis hinzu- Dana: Ich denke, die Leute wollten einfach eine Verän- stellen, aber es gibt die Verrückten auf beiden Seiten, derung. wenn du eher konservative Medien anschaust, zeigen Tad: Und von Trump hört man immer etwas. Es gibt die genauso verrückte und extreme Demokraten, und beinahe keinen Tag an dem er nicht im Fernsehen zu so zeigen liberalere Medien halt verrückte Republika- sehen ist. Es gab Präsidenten, von denen hörte man ner. einen Monat lang nichts, sie arbeiteten im Stillen. Tad: Aber Kyle, man muss doch sagen, dass er alle Aber Trump – ich glaube, seine Philosophie ist – er Süd- und Farmerstaaten für sich gewann. Er gewann will einfach auf den Titelseiten stehen, egal ob positiv nicht die grossen städtischen und Nord-Ost-Staaten. oder negativ. Ich denke, er agiert nach dem Schema Von den jungen urbanen Leuten wählte praktisch nie- «Bad news is better than no news». Und da gibt es mand Trump, die Mid-West-Farmleute aber schon.15

Kapitel 2 | 21 2.2 Die Russland-Affäre

2.2.1 DEFINITION

Nach Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste zielt die Führung Russlands darauf ab, das Vertrau- en in die amerikanische Demokratie zu unterminieren. Dabei stehen folgende Theorien und Vorwürfe im Raum: •• Russland habe versucht, auf den Wahlkampf in den USA Einfluss zu nehmen •• Trump und einige seiner Mitarbeiter hätten Verbindungen nach Russland unterhalten, um die Prä- sidentschaftswahl 2016 für sich zu entscheiden •• Trump habe nach seinem Amtsantritt probiert, die Russland-Untersuchungen zu bremsen, womit er sich der Behinderung der Justiz schuldig gemacht hätte •• Dazu konträr steht die Theorie, die vor allem von Trump selber propagiert wird: Die Russland-Vor- würfe seien für die Vorgängerregierung unter Obama nur ein Vorwand gewesen, um Trump wäh- rend des Wahlkampfes geheimdienstlich zu überwachen16

Da die Russland-Affäre ein komplexes und vielschichtiges Themenkonstrukt ist, das viele Gesichtspunkte und Sichtweisen beinhaltet, wurde im folgenden Text versucht, nur auf die wichtigsten Aspekte einzugehen, vor allem im Hinblick auf den Vergleich mit der Watergate-Affäre. Speziell sei hier auch erwähnt, dass die Ermitt- lungen und Untersuchungen noch laufen und vieles offen oder unklar ist. In dieser Arbeit wurden die Ereignis- se bis Mitte Dezember 2018 berücksichtigt.

2.2.2 Russlands Versuche, auf den Wahlkampf in den USA Einfluss zu nehmen 2.2.2.1 Erste Anzeichen Anzeichen für «ein unberechtigtes digitales Eindringen» seitens Russlands waren erstmals im Sommer 2015 erkennbar. Betroffen waren Wählerregister auf lokaler und Bundesebene, in denen Namen und Adresse von Wahlberechtigten aufgelistet sind. Als die NSA und das FBI mehr Informationen zu diesen Cyberattacken ge- sammelt hatten, erhärtete sich die Befürchtung, dass die Russen diese Daten verwenden könnten, um die bevor- stehenden Präsidentschaftswahlen zu manipulieren. Folglich wurde Obama in einem Geheimdienstbericht über die Aktivitäten informiert. Die Frage war, ob Obama die Öffentlichkeit über die Erkenntnisse der Geheimdienste informieren sollte. Auf der einen Seite konnte es so aussehen, als ob Obama die Wahlen beeinflussen wollte. Andererseits war es heikel, die Informationen geheim zu halten – die Regierung weiss von russischen Hackerangriffen und würde die Öf- fentlichkeit nicht darüber informieren – das konnte für Obama und sein Team nach der Wahl Konsequenzen nach sich ziehen. «Ein echtes Dilemma», wie CIA-Direktor John O. Brennan sagte.17 Im Oktober 2016 gaben dann James Clapper, Direktor der Nationalen Nachrichtendienste und Heimatschutzmi- nister Jeh Johnson eine Stellungnahme ab, in der Russland offiziell beschuldigt wurde, Einfluss auf die US-Wah- len zu nehmen. Doch die Stellungnahme ging unter, als in der «Washington Post» nur rund eine Stunde später die «Access-Hollywood-Tape»-Geschichte veröffentlicht wurde (siehe auch unter «2.1.8 Das ‹Access-Hollywood-Ta- pe›» S. 19). Nach der Präsidentschaftswahl 2016 gab Präsident Obama einen streng geheimen Abschlussbericht zur russischen Wahleinmischung bei den Chefs der Nachrichtendienste in Auftrag.18 2.2.2.2 Der Bericht der amerikanischen Geheimdienste Im Januar 2017 kamen die CIA, die NSA und das FBI in diesem gemeinsamen Bericht zum Schluss, dass Putin eine Informationskampagne angeordnet habe, um Trump zum Sieg zu verhelfen. Russische Hacker sollen an E-Mails der demokratischen Parteiführung und an die von Hillary Clintons Kampagnenleiter mit teils «kompromittierendem Inhalt» gelangt sein. Diese Inhalte wurden durch Moskau an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben, womit für eine ge- zielte Verbreitung diese Inhalte gesorgt wurde.19 Podesta warf im Oktober 2016 Trumps Wahlkampfteam vor, es hätte vorab über die Hackerangriffe auf E-Mail-Konten der Demokraten gewusst. Der russische Botschafter Sergej Kisljak hingegen, der Washington inzwischen verlassen hat, wies die Vorwürfe zurück: «Wir mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten ein, weder durch Stellungnahmen, noch elek- tronisch, noch mit anderen Mitteln».20 Die Geheimdienste, deren Professionalität von Trump wiederholt angezweifelt wurde, blieben jedoch schlüssige Beweise schuldig.21 Der erwähnte Bericht erinnere «vielmehr an eine Seminararbeit, die künstlich aufgebläht wurde […] um auf eine respektable Länge zu kommen.» Die Geheimdienste wiederholten darin ihre Einschät- zung, dass Russland versucht habe, die amerikanischen Wahlen zu beeinflussen und in Hackerangriffen erbeu- tete Informationen verbreitete.22 Trotzdem handle es sich dabei um eine plausible These, die im Juli 2018 auch durch einen Untersuchungsbericht eines Senatsausschusses gestützt wurde. Ausserdem haben regierungsun- abhängige Computerexperten ebenfalls Spuren der Hacker nach Russland entdeckt, zudem liess die russische Regierung während des Wahlkampfs eine klare Präferenz für Trump erkennen.23

Kapitel 2 | 22 2.2.2.3 Anzeigen russischer Fake-Accounts auf Facebook Der Sicherheitschef von Facebook hat im September 2017 in einem Blogeintrag geschrieben, dass russische Drahtzieher Anzeigeplatz für rund 100000 Dollar gekauft hatten, um auf die Stimmung vor den Wahlen einzu- wirken. Facebook identifizierte 470 Fake-Accounts, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3000 Anzeigen geschaltet hatten, darunter auch das Bild rechts. Diese Accounts seien alle miteinander in Verbindung gestanden, ihre Spuren füh- ren zu einer russischen Firma namens «The Internet Research Agency» mit Sitz in St. Petersburg. Dieses Unternehmen unterhält eine Truppe von Kommentatoren, die auf verschiedenen sozialen Medien Kommentare schreiben, «welche die russische Regierung und ihre Sicht auf politische Ereignisse stützen.» Zwar seien in einem Grossteil der erwähnten Werbeanzeigen die Wahl oder die Kandidaten nicht erwähnt worden, jedoch seien sie darauf ausge- richtet gewesen, «die Spaltung bei umstrittenen Themen wie Ras- sen-Spannungen, Einwanderung oder Waffenbesitz zu vertie- Abb. 9: Ausschnitt aus einer 2016 verbreiteten fen.»24 Laut Facebook erreichten diese Anzeigen schätzungsweise Facebook-Anzeige – Jesus bekämpft Hillary knapp vierzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung.25 Clinton als Personifikation des Bösen. 2.2.2.4 Versuch der Wahlmanipulation Offenbar versuchte Russland auch, die Wahl direkt zu manipulieren. Laut einem Bericht der NSA waren eine Firma in Florida, die auf Computersoftware für Wahlen spezialisiert ist, sowie hunderte lokale Wahlbeamte Ziel russischer Hackerangriffe. Die Hacker griffen Wähler-Datenbanken von 21 Teilstaaten an, die Nachrichtenagen- tur Bloomberg berichtete gar von deren 39. Dabei sei auch versucht worden, Daten zu verändern, es gelang aber offenbar nicht, die Wahlresultate zu verfälschen.26 2.2.2.5 Anklage gegen «The Internet Research Agency» Im Februar 2018 hat Robert Mueller, amerikanischer Sonderermittler in der Russland-Affäre, Anklage gegen «The Internet Research Agency» und zwei weitere russische Unternehmen sowie dreizehn russische Einzelper- sonen erhoben. In der 37 Seiten langen Anklageschrift legte Mueller Details zu «The Internet Research Agency» offen: Ab 2016 seien die russischen Akteure angewiesen gewesen, «Trumps Wahlkampf zu unterstützen und dessen Gegnerin Hillary Clinton zu verunglimpfen.» Die Russen reisten teilweise persönlich in die USA, agier- ten dann jedoch zum überwiegenden Teil im Internet. Rod Rosenstein, stellvertretender Leiter des Justizminis- teriums, gab bekannt, dass diese Russen ihre Operation auch nach der Wahl fortsetzten und beispielsweise Siegesfeiern für Trump und Protestversammlungen gegen seine Wahl organisierten, was widersprüchlich zu sein scheint.27 Unter den Beschuldigten ist auch ein Vertrauter von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, Jewgeni Prigoschin, mutmasslicher Geldgeber der Kampagne.28 Offen bleibt zurzeit jedoch, auf welche Beweise sich die amerikanischen Geheimdienste stützen können, und «ob Russland seine Desinformations-Kampagne mit Trumps Team koordiniert hat.»29 2.2.3 Das «Steele-Dossier» Den Demokraten nahestehende Kreise hatten Fusion GPS, ein von ehemaligen Journalisten gegründetes Re- chercheunternehmen, das Privatkunden mit Informationen versorgt, mit einer Schwachstellenanalyse des poli- tischen Gegners beauftragt. Im Juni 2016 wurde Christopher Steele – ein ehemaliger britischer Agent, der in den 1990er-Jahren für den MI6 in Moskau tätig gewesen sein soll – von dem Rechercheunternehmen engagiert. Steele sollte herausfinden, welcher Art Trumps angebliche Beziehungen zum Kreml waren. Steel stellte einen Bericht zusammen, welcher fortan ständig ergänzt wurde und künftig nur noch «das Dossier» genannt wurde. Seine Informationen erhielt Steele von Quellen, von denen viele Verbindungen zu russischen Geheimdiensten hatten. Das Dossier könnte den Verdacht nahelegen, dass Trump von Moskau erpresst werde. Im September 2016 stellte Steele das gesammelte Material Reportern diverser Medienunternehmen vor, jedoch wurde es von allen aufgrund der unverifizierten Informationen und unsicheren Herkunft abgelehnt. Anfangs Januar 2017 je- doch veröffentlichte das Medienportal «BuzzFeed» das gesamte Dossier, das seit längerem in Medien- und Poli- tikerkreisen zirkulierte.30 Das 35-seitige Dossiers brachte Trump wenige Tage vor seiner Amtseinführung in die Bredouille. Einerseits befasst sich der Bericht mit angeblichen Treffen zwischen Beauftragten Trumps und Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putins. Andererseits geht es dabei um einen Aufenthalt Trumps in Russland. Laut dem Dossier hat Trump während einem Moskau-Aufenthalt 2013 in einer Suite im Ritz-Carlton-Hotel gewohnt, wo er Prostituierte um «Golden Showers» gebeten haben soll, eine Sexualpraktik, die «unkonventionellen Umgang mit Urin»31 beinhaltet. Gemäss dem Bericht sei der Vorgang durch anwesende Trump-Mitarbeiter und Hotelange- stellte mehrfach bezeugt worden. Ausserdem soll Trump dabei aufgezeichnet worden sein: «The hotel was known to be under FSB control with microphones and concealed cameras in all the main rooms to record anything they wanted to.»32, wie dem Bericht auf Seite 2 zu entnehmen ist. Das führt zu der zentralen Frage, ob der Kreml im Besitz von kompromittierendem Material über Trump ist, durch welches Trump erpressbar wäre und die «auffällige Milde Trumps gegenüber der russischen Führung erklären könnte»33. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow stritt ab, dass die russische Regierung im Besitz eines solches Dossiers sei. Laut dem «Spiegel» ist der Einsatz solcher «Kompromate» jedoch verbreitet, der Kreml und Putin würden hier keine Ausnahme

Kapitel 2 | 23 bilden, Putins Aufstieg basiere im Grunde auf dem Einsatz von «Kompromat». Eine Bestätigung aus glaubwür- diger Quelle bezüglich des Vorfalls gibt es jedoch nicht. Auch Trump dementierte die Angelegenheit, er würde seine Begleiter selbst vor Kameras warnen, ausserdem habe er Angst vor Keimen. Christopher Steele ist inzwi- schen untergetaucht.34 2.2.4 Die Ermittlungen zu möglichen Russland-Kontakten von Trumps Wahlkampfteam Zur Russland-Affäre laufen mehrere Untersuchungen. Sonderermittler Robert Mueller arbeitet eng mit dem FBI zusammen. Daneben laufen mehrere Untersuchungen von Kommissionen in beiden Kammern des Kongresses, wo bereits zahlreiche Hearings zur Russland-Affäre stattgefunden haben.35 2.2.4.1 Der Beginn der FBI-Ermittlungen Laut der «New York Times» sind die Russland-Ermittlungen durch Trumps damaligen Wahlkampfberater Geor- ge Papadopoulos ausgelöst worden. Im Mai 2016 hat Papadopoulos in einer Londoner Bar während einem Trink- gelage gegenüber einem australischen Diplomaten gesagt, dass Russland gehackte E-Mails von Hillary Clinton besitze. Als zwei Monate später gehackte E-Mails des demokratischen Parteivorstandes im Internet auftauch- ten, haben australische Beamte die Amerikaner über Papadopoulos‘ Aussage informiert. Seit Juli 2016 unter- sucht das FBI, ob es bei der versuchten Wahlbeeinflussung durch Russland Absprachen mit Trumps Lager ge- geben hat.36 2.2.4.2 FBI-Direktor Comey informiert Trump über das «Steele-Dossier» Wie bereits erwähnt gab Präsident Obama nach Trumps Wahl einen geheimen Abschlussbericht zur russischen Wahleinmischung bei den Chefs der Nachrichtendienste in Auftrag. Von dessen Ergebnis sollten die «Gang of Eight» sowie der designierte Präsident Trump unterrichtet werden. Kurz zuvor, im Dezember 2016, wurde der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste James Clapper durch den CIA-Direktor John Brennan informiert, dass die CIA im Besitz einer Kopie des «Steele-Dossiers» sei. Obwohl Steeles Bericht nicht beweiskräftig war, schien er die bereits laufenden Ermittlungen des FBI bezüglich möglicher Kollusionen zwischen Trumps Wahl- kampfteam und Russland zu stützen. FBI-Chef James Comey entschied sich, Trump über das Dossier zu infor- mieren. Steeles Bericht wurde auf zwei Seiten gekürzt, wobei der Fokus auf der mutmasslichen Koordination zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam lag, und dem von Obama in Auftrag gegebenen Bericht der Nachrichtendienste. Anfang Januar 2017, vier Tage, bevor das Nachrichtenportal «BuzzFeed» das vollständige «Steele-Dossier» veröffentlichte, trafen sich die Geheimdienstchefs im Trump-Tower, um den designierten Prä- sidenten von den Ergebnissen ihres gemeinsam erstellten Berichts zu unterrichten. Nachdem der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste Clapper eine relativ «milde» Zusammenfassung der Abschlussbewertung des Berichts gegeben hatte, ohne auf mögliche Kollusionen zwischen Trumps Team und den Russen einzugehen, sprachen Comey und Die «Gang of Eight» Trump zu zweit über das «zusätzliche sensible Material». Comey fasste den Inhalt des Dossiers für Trump zusammen, der alles ab- Die «Gang of Eight» setzt sich aus den Führern der beiden Parteien im Senat und stritt.37 Das Problem mit dem Steele-Dossier ist, dass es nicht ve- Repräsentantenhaus sowie den Vorsitzen- rifiziert ist. Comey hatte dem «hochseriösen Werk», dem Geheim- den und stellvertretenden Vorsitzenden der dienstbericht also, ein ungeprüftes Dokument angehängt, wenn Geheimdienstausschüsse beider Kammern auch nur in einer Kurzfassung. Das trübte die Glaubwürdigkeit zusammen.[D] ihres Lageberichts. Doch Comey befand sich offensichtlich in ei- nem Dilemma. Das FBI hatte Kenntnis von dem Dossier, und laut Comey musste Trump darüber informiert werden, womit es für Die E-Mail-Affäre um Hillary Clinton ihn nur logisch war, dass er das übernahm. Diese Episode sollte Im Rahmen einer Untersuchung zu einem noch eine grosse Rolle «als Antrieb für Trumps Krieg gegen die Angriff auf die amerikanische Botschaft in Geheimdienstwelt und insbesondere das FBI und Comey» spie- Libyen wurde bekannt, dass Clinton len.38 während ihrer Zeit als Aussenministerin 2.2.4.3 Comeys Entlassung einen privaten E-Mail-Server unterhielt, den sie auch für dienstliche Nachrichten Anfangs Mai 2017 entliess Präsident Trump FBI-Direktor Comey verwendete, ohne dafür eine Erlaubnis zu überraschend. Aufgrund der Ermittlungen des FBIs wegen mögli- haben. Daraufhin leitete das FBI im Sommer cher Russlandkontakte des Trump-Teams galt Comey nämlich als 2015 eine Untersuchung ein, um zu prüfen, nahezu unantastbar. Wie das Weisse Haus mitteilte, habe Trump ob Clinton durch den privaten Server auf Empfehlungen von Justizminister Jeff Sessions und dessen absichtlich Staatsgeheimnisse gefährdet Stellvertreter Rod Rosenstein gehandelt. In einem Memorandum hatte. Im Juli 2016 gab das FBI bekannt, an Jeff Sessions führte Rosenstein aus, dass Comey nicht mehr in dass keine strafrechtlich relevanten er Lage sei, das FBI effizient zu führen. So wurde Comey vorge- Hinweise für ein derartiges Verhalten worfen, ernsthafte Fehler bei der Untersuchung bezüglich der gefunden wurden und empfahl dem E-Mail Affäre um Hillary Clinton begangen zu haben. In einem Justizministerium, keine Klage gebe Clinton Brief an das FBI schrieb Trump, dass er völlig mit dem Justizmi- zu erheben, was das Justizministerium dann auch unterliess. Clinton ihrerseits gab keine nisterium übereinstimme, «dass Comey nicht in der Lage ist, das schlüssigen Erklärungen ab, warum sie den FBI zu führen.» Es sei nun sehr wichtig, das Vertrauen in das FBI Privat-Server überhaupt unterhielt und gab wiederherzustellen. In der Tat hatte Comey in der Präsident- bei Befragungen stets an, sich an nichts zu schaftswahl 2016 eine besondere Rolle gespielt. Elf Tage vor der erinnern.[E] Präsidentschaftswahl erklärte der FBI-Chef Ende Oktober 2016

Kapitel 2 | 24 überraschend in einem Brief an acht Kongressabgeordnete, dass er die Ermittlungen in Clintons E-Mail-Affäre wieder aufnehme, weil weitere Nachrichten aufgetaucht seien. Nur Tage später teilte Comey mit, dass auch die neu entdeckten E-Mails keinen Anlass dafür geben würden, ein Strafverfahren gegen Clinton einzuleiten. Die kurzfristige Wiederaufnahme der Ermittlungen hatte Clinton so kurz vor der Präsidentschaftswahl stark ge- schadet. Comey befand sich dabei in einer Zwickmühle. Hätte er die Nachricht, dass es womöglich strafrecht- lich relevante Informationen zu einem Kandidaten gebe, zurückgehalten, hätte man ihm anschliessend Beein- flussung der Wahl vorwerfen können. Genau dessen beschuldigte man ihn aber auch nach der Wahl, als der Brief an die Kongressmitglieder an die Öffentlichkeit kam.39 Vor diesem Hintergrund wirkt die Begründung von Comeys Entlassung jedoch geradezu grotesk. Trump selbst bezeichnete nämlich die Empfehlung des FBIs im Sommer 2016, auf eine Anklage Clintons zu verzichten, als «‹sehr, sehr unfair›»40. Auch forderte Trump ebenfalls im Sommer 2016, dass Clinton wegen der E-Mail-Affäre in das Gefängnis gehöre: «‹Ich sag Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast› … ‹Ehrlich, Leute – sie ist sowas von schuldig›».41 Auch lobte er Comey, als bekannt wurde, dass dieser die Ermittlungen gegen Clinton wenige Tage vor der Wahl wieder aufgenommen hatte: «‹Er hat seinen Ruf wiederhergestellt.›»42 In Rosen- steins Memorandum ging es zu einem grossen Teil darum, Comey dafür zu kritisieren, was dieser über Clinton gesagt hatte. Tatsächlich trat Comey auf, «als wäre er Staatsanwalt, nicht Ermittler.»43 Dennoch kann Rosen- steins Memorandum als reiner Vorwand gesehen werden. In dem kurzen Brief, den Trump Comey sandte, um ihn über seien Entlassung zu informieren, nannte Trump keine Gründe für die Entlassung – hingegen äusser- te der Präsident seine Wertschätzung dafür, dass Comey ihm drei Mal persönlich bestätigt habe, dass er selbst nicht Gegenstand der FBI-Untersuchungen in der Russland-Affäre sei. Warum Trump dies erwähnte, ist schwer zu verstehen – wenn die Entlassung doch tatsächlich auf Comeys Fehlverhalten in der Clinton-E-Mail-Affäre basieren sollte.44 Das Memo Rosensteins hatte mit der Entscheidung, Comey zu entlassen, nichts zu tun – Trump hatte seinen Entschluss schon vorher gefasst.45 2.2.4.4 Die Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller Zehn Tage nach Comeys Entlassung ernannte der stellvertretende Justizminister Rod Rosenstein Robert Muel- ler, von 2001 bis 2013 zwölf Jahre lang FBI-Direktor, zum Sonderermittler, mit dem Auftrag, einer möglichen russischen Einmischung in die Präsidentschaftswahl nachzugehen und eventuelle Verbindungen zu Trumps Wahlkampf zu untersuchen. Mueller wurde von Rosenstein ernannt, da Justizminister Jeff Sessions im März 2017 erklärte hatte, dass er im Zusammenhang mit den Russland-Untersuchungen in den Ausstand trete (siehe auch unter «2.2.4.6.6 Jeff Sessions tritt in den Ausstand» S. 29). Die Ernennung war relativ überraschend, zumal amerikanische Medien wenige Tage vor der Ernennung noch berichtet hatten, dass Rosenstein keine Notwen- digkeit für einen Sonderermittler sehe. Rosenstein hatte auch klargemacht, dass er über die Umstände der Entlassung Comeys unglücklich sei und dass er «zweitens seine Meinung über einen Sonderermittler ändern werde, falls er den Eindruck erhalten sollte, der Untersuchung des FBI drohe nach Comeys Rauswurf Gefahr.»46 Offenbar betrachtete Rosenstein dies nun als gegeben. Trump reagierte zunächst gefasst auf Muellers Ernen- nung, in einem Communiqué zeigte er sich zuversichtlich. Kurz darauf vermeldete er gleichwohl auf Twitter, dass er Opfer der «grössten Hexenjagd in der Geschichte Amerikas» geworden sei und trotz «allen illegalen Handlungen» in Clintons Wahlkampf und Obamas Präsidentschaft nie ein Sonderermittler eingesetzt wurde.47 Da der Themenkomplex rund um die Russland-Affäre sehr vielschichtig und verflochten ist, entscheidet Muel- ler selbst, welche Themen er im Detail untersuchen will. Es gehört jedoch explizit zu seiner Aufgabe, heraus- zufinden, ob es Verbindungen oder Koordination zwischen Russland und Mitarbeitern von Trumps Wahlkam- pagne gab. Als Sonderermittler hat Mueller die Kompetenzen, Dokumente von verschiedensten Stellen einzufordern sowie jegliche Personen zum Verhör zu laden – inklusive Angerhöriger des Weissen Hauses. Ebenso hat Mueller die Befugnis, Anklage zu erheben. Als Sonderermittler arbeitet er unabhängig vom Justiz- ministerium, was der Hauptunterschied zu normalen Ermittlungen darstellt. Dessen ungeachtet hätte Präsident Trump dennoch die Macht, Mueller abzusetzen, wenn er bereit ist, die politischen Konsequenzen zu tragen.48 Die Untersuchungen von Mueller und seinem Team haben bisher zu über 30 Anklagen und mehreren Verur- teilungen geführt. Unter den Angeklagten befinden sich auch drei der engsten Mitarbeiter Trumps: Michael Cohen, Paul Manafort und Michael Flynn (siehe auch unter «2.2.4.6 Weitere Akteure in der Russland-Affäre» S. 27–29). Ferner wurden über ein Dutzend russischer Staatsbürger angeklagt, weil sie «mutmasslich an einer koordinierten Online-Kampagne beteiligt waren, mit der Hillary Clintons Kampagne geschadet und jener von Trump geholfen werden sollte.» Weiter wurden zwölf russische Militärangehörige angeklagt. Ihnen wird vor- geworfen, Server von Clintons Kampagne und des Democratic National Committee gehackt und gestohlene E-Mails veröffentlicht zu haben.49 2.2.4.5 Kontakte von Trumps Mitarbeitern nach Russland Laut Dr. Andreas Rüesch, Mitglied der Auslandredaktion der NZZ und Russland- und USA-Experte, sei es unbe- stritten, «dass enge Mitarbeiter Trumps während des Wahlkampfs Kontakte mit russischen Regierungsvertre- tern unterhielten». Das russische Aussenministerium mache daraus auch keinen Hehl, solche Beziehungspfle- ge sei per se weder anrüchig noch unüblich. Die entscheidende Frage sei jedoch, ob es dabei um politische Absprachen ging. Beweise liegen dafür momentan noch nicht vor.50

Kapitel 2 | 25 2.2.4.5.1 Undurchsichtiges Treffen im Trump-Tower Am 9. Juni 2016 tafen sich Donald Jr. Trump, Trumps ältester Sohn, Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn und Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager im Trump-Tower mit einer Gruppe von Russen. Darunter waren auch ein einflussreicher Anwalt aus Moskau und mehrere Mitarbeiter eines aserbaidschanisch-russischen Oli- garchen. Um zu erklären, zu welchem Zweck dieses Treffen stattgefunden haben könnte, erwähnt Michael Wollf, amerikanischer Journalist und Autor des Enthüllungsbuches «: Inside the Trump White House», vier Theorien: 1. Die Russen versuchten, Trumps Wahlkampf in eine kompromittierende Beziehung zu verstricken 2. Trumps Team erhielt von den Russen belastende Informationen über Hillary Clinton 3. Trumps Sohn Donald Jr. versuchte seinem Vater zu beweisen, dass er ein Macher und ein «Mann für schwierige Fälle»51 war 4. Kushner und Manafort nahmen an dem Treffen Teil, weil a) eine «Verschwörung auf hoher Ebene koordi- niert wurde», b) die beiden den Wahlkampf nicht besonders ernst nahmen und deshalb von der Möglich- keit fasziniert waren, schmutzige Tricks anzuwenden, ohne sich der potenziellen Folgen bewusst zu sein und c) die drei gemeinsam den Plan hatten, Manaforts Vorgänger Corey Lewandowski loszuwerden, und sich Manafort und Kushner an dem Treffen als Zeichen dieser Gemeinsamkeit blicken lassen mussten.52 Die plausibelste dieser Theorien scheint die zweite zu sein, was die anderen jedoch nicht zwingend ausschliesst. Das hat drei Gründe: 1. WikiLeaks bestätigte wenige Tage nach diesem Treffen den Erhalt von Clinton-E-Mails, welche knapp einen Monat später von der Enthüllungsplattform dann auch veröffentlicht wurden53 2. Bob Woodward beschreibt das Treffen ähnlich, laut Woodward habe ein russischer Anwalt den Dreien «schmutzige Informationen über Hillary Clinton» angeboten54 3. Auch die NZZ berichtete über das Treffen. Nach ihren Darstellungen traf sich das Trio mit einer russi- schen Anwältin, die im E-Mail-Verkehr zwischen Donald Jr. Trump und einem britischen PR-Mann, der dem Treffen vorausgegangen war, als «Anwältin der Regierung» dargestellt wurde. Donald Jr. veröffent- lichte den E-Mail-Verkehr wenige Tage nachdem das Treffen von der «New York Times» rund ein Jahr später publik gemacht wurde. Die Informationen, welche die Anwältin überbringen sollte, wurden in der E-Mail-Korrespondenz als «sehr heikel» und «von höchster Ebene» beschrieben.55 Als die «New York Times» rund ein Jahr nach dem Treffen zwei Artikel darüber veröffentlichte, kochte Trump vor Wut.56 Trump Jr. gab erst aufgrund des Drucks der Enthüllungen der «New York Times» zu, dass er sich von dem Treffen hilfreiche Informationen über Clinton erhofft hatte. Zuvor hatte er nämlich angegeben, bei dem Treffen sei es «vor allem um die von Russland verbotene Adoption russischer Kinder durch Amerikaner gegan- gen.»57 Ihre Teilnehmer bezeichneten die Verabredung zwar als irrelevant und ergebnislos. Doch hatte das Bekanntwerden des Treffens tiefgreifende Auswirkungen: Die Beteuerungen, es habe zwischen Wahlkampfbe- ratern und mit dem Kreml in Verbindung Stehenden kein Gespräch über den Wahlkampf stattgefunden, erwie- sen sich schlicht als falsch. Weiter schreibt Wolff, dass «Trump nicht nur über die Einzelheiten des Treffens unterrichtet war, sondern die Teilnehmer sogar empfangen hatte…» und somit als Lügner dastand.58 2.2.4.5.2 Das erste konkrete Bindeglied zwischen Russland und dem Weissen Haus: Michael Flynn, Sergej Kisljak und Sally Yates Im Dezember 2016 verhängte Obama als eine seiner letzten Amtshandlungen als Präsident Sanktionen gegen Russland wegen der mutmasslichen Wahleinmischung. Im Februar 2017 enthüllte ein Artikel der «Washington Post», dass Michael Flynn, Trumps Nationaler Sicherheitsberater und mit dem inzwischen abgelösten russi- schen Botschafter Sergej Kisljak über diese Sanktionen gesprochen haben soll, noch bevor Trump im Amt ge- wesen war.59 Flynn wies die Vorwürfe zurück – das Treffen habe lediglich dem Kennenlernen gedient.60 Ge- genüber Reince Priebus, bis im Juli 2017 Trumps Stabschef, verneinte Flynn mehrfach nachdrücklich, mit Kisljak «über diese Dinge gesprochen zu haben.» Daraufhin be- richtete Sally Yates Donald McGahn, dem Rechtsberater des Weis- Sally Yates sen Hauses, dass Flynn über seine Kontakte mit den Russen nicht Yates war kommissarische Nachfolgerin die Wahrheit gesagt hatte. 61 von Barack Obamas Justizministerin Als Vizepräsident Flynns Aussagen öffentlich bestä- Loretta Lynch, die am 20. Januar mit der tigte, berichtete Yates darauf dem Weissen Haus, dass Flynns Ge- Amtseinsetzung Trumps aus dem Amt spräche mit dem russischen Botschafter «‹Beifang› bei einer ‹zu- schied. Yates sollte das Amt übernehmen, fällig entstandenen Sammlung› autorisierter Abhörmassnahmen» bis der von Trump nominierte Justizminis- sei – im Rahmen von Abhörmassnahmen gegen Kisljak also wur- ter Jeff Sessions vom Senat bestätigt den auch die fraglichen Gespräche mit Flynn aufgezeichnet.62 wurde. Doch soweit kam es nicht, denn als Aus allen drei Abschriften der Telefonate «geht deutlich hervor, sich Yates öffentlich gegen Trumps dass Flynn und der Botschafter über die Sanktionen gesprochen Einreisedekret vom 27. Januar («Executive haben. Beim letzten Telefonat – ein Anruf von Kisljak – dankte der Order 13769»b) gewandt hatte, wurde sie keine zwei Stunden später von Trump Botschafter Flynn für seinen Rat bezüglich der Sanktionen und entlassen – gemäss einer Mitteilung des meinte, die Russen würden ihn befolgen.» Es lässt sich vermuten, Weissen Hauses habe sie damit das dass Trump über Flynns Rolle Bescheid wusste, es ist jedoch nicht Justizministerium verraten.[F] ganz klar, was Flynn Trump über die fraglichen Gespräche erzählt

Kapitel 2 | 26 hat. Am 13. Februar 2017 wurde Flynns Rücktritt verkündet, als Hauptgrund gab das Weisse Haus an, Flynn habe Pence belogen.63 Ausserdem verdiente Flynn als Lobbyist für russische Interessen im Jahr 2015 knapp 70000 Dollar, wovon ein Grossteil auf ein Honorar «für die Teilnahme an einem Galadiner in Moskau, bei dem Flynn einen Ehrenplatz neben Putin erhielt», entfiel. Damit verstiess Flynn wahrscheinlich gegen Anti-Kor- ruptions-Bestimmungen – als ehemaliger General ist es ihm untersagt, Gelder fremder Staaten anzunehmen. Anfangs Dezember 2017 hatte Flynn zugegeben, das FBI über seine Kontakte zur russischen Regierung belogen zu haben, weshalb Sonderermittler Mueller Anklage gegen ihn erhoben hatte, wenig später bekannte sich Flynn vor Gericht schuldig. Er will mit den Ermittlern kooperieren und könnte zu einem wichtigen Belastungs- zeugen werden: «Ich arbeite daran, die Dinge richtigzustellen.», so Flynn in einer Stellungnahme.64

Abb. 10: Präsident Trump am Telefon mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin im Oval Office am 28. Januar 2017. Auch anwesend (von links nach rechts): Stabschef Reince Priebus, Vizepräsident Mike Pence, Chefstratege Steve Bannon, Pressesprecher und der Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn.

2.2.4.6 Weitere Akteure in der Russland-Affäre 2.2.4.6.1 Paul Manafort: Trumps Wahlkampfleiter soll Schwarzgelder erhalten und gewaschen haben Der schon beim Treffen im Trump-Tower erwähnte Wahlkampfleiter Trumps von April bis August 2016 war Lobbyist für den 2014 gestürzten prorussischen, ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Über diesen Kanal soll er über 18 Millionen Dollar an Schwarzgeldern erhalten und gewaschen haben. Im August 2018 wurde Manafort in einem ersten Gerichtsprozess des Banken- und Steuerbetrugs schuldig befunden, in einem zweiten Verfahren bekannte er sich im September des Betrugs und der Justizbehinderung schuldig. Es ist die erste Ver- urteilung bezüglich der Russland-Affäre – bei den fraglichen Delikten handelt es sich jedoch um Straftaten, die Manafort vor seiner Tätigkeit als Trumps Wahlkampfleiter begangen hatte. Zu den genannten Vorwürfen kommt hinzu, dass Manafort geschäftlich eng mit einem russischen Magnaten verbunden ist, dem er zu Beginn des Wahlkampfs knapp 8 Millionen Dollar schuldete. Offenbar bot Manafort diesem auch Informationen über den Wahlkampf an. Aufgrund des Treffens im Trump-Tower im Juni 2016 wird gegen Manafort auch wegen des Ver- dachts von widerrechtlichen Absprachen mit Russland ermittelt. Ferner soll Manafort in den Jahren 2013, 2015 und 2016 Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London getroffen haben, über den Inhalt der Gespräche ist jedoch nichts bekannt. Im November 2018 reichte Sonderermittler Mueller bei ei- nem Gericht in Washington ein Dokument ein, aus dem hervorgeht, dass Manafort die Ermittler mehrfach an- gelogen habe, was Muellers Team von allen Zusicherungen entbindet, die sie im September Manafort gegen- über im Rahmen eines sogenannten «plea agreement» gemacht haben, mit dem Manafort für seine Kooperation von einer milderen Strafen profitieren hätte können. Zurzeit wartet Manafort auf seine Urteilsverkündung – ihm drohen mehrere Jahrzehnte Haft.65 2.2.4.6.2 Carter Page und das «Nunes-Memo» Page, der Trumps Wahlkampagne einige Monate lang als Berater zu Seite stand, ist die zentrale Figur des soge- nannten «Nunes-Memo». Dieses Memorandum wirft dem FBI vor, es habe den Richtern, die einen Antrag für die Überwachung Pages genehmigten und erneuerten, wichtige Informationen vorenthalten. Ausserdem habe sich das FBI während seiner Untersuchungen zu stark auf das «Steele-Dossier» gestützt. Das vorerst geheime Memo, das Anfangs Februar 2018 nach einer Abstimmung innerhalb des Geheimdienstausschusses des Repräsentan- tenhauses veröffentlicht wurde, wurde von Mitarbeitern des republikanischen Abgeordneten Devin Nunes ver- fasst, Vorsitzender dieses Geheimdienstausschusses.66 Page arbeitete zeitweise für eine amerikanische Investmentbank in Moskau und pflegte Geschäftsbeziehungen zu Russland. Seine Aktivitäten waren so auffällig, dass im Oktober 2016 eine gerichtliche Abhörerlaubnis gegen ihn erwirkt wurde67 – das FBI verdächtigte Page, in den Diensten Russlands zu stehen, was Page dementierte.

Kapitel 2 | 27 Page scheint jedoch offenkundig Beziehungen zum Kreml zu pflegen.68 Das «Time Magazine» berichtete im Februar 2018 von einem Brief, den Page im Jahr 2013 verfasst hatte. Darin schrieb Page: «Over the past half year, I have had the privilege to serve as an informal adviser to the staff of the Kremlin in preparation for their pre- sidency of the G-20 Summit next month, where energy issues will be a prominent point on the agenda…».69 Page selber sagte dazu, dass das nichts sei, dessen man sich schämen müsse. Das Hauptproblem sei vielmehr ein langjähriges Missverständnis über Russland, vor allem in Washington.70 Im Zentrum der Debatte steht, wer Carter Page überhaupt ist und was seine Rolle während Trumps Wahlkampf war. Trumps Verteidiger behaupten, er sei nur ein Wahlkampfberater niedrigen Ranges gewesen, der seine Beraterrolle und seine Russlandkontakte als wichtiger darstelle, als dass sie in Tat und Wahrheit überhaupt seien. Dem «Steele-Dossier», zufolge habe Carter jedoch während einer Reise nach Moskau im Juli 2016 an ei- nem geheimen Treffen mit einem ranghohen Kreml-Beamten sowie einem Berater Putins teilgenommen, in dem es unter anderem auch darum gegangen sein soll, Trump im Wahlkampf zu helfen und dabei Clinton zu schaden. Jedoch gibt das «Steele-Dossier» seine Quellen nicht preis und die Informationen somit nicht verifizier- bar.71 Bei einer Anhörung im Kongress spielte Page die Bedeutung seiner Moskaureise herunter.72 2.2.4.6.3 George Papadopoulos‘ Kontakte zu einem Professor und «Putins Nichte» Auch George Papadopoulos, ähnlich wie Page ein ehemaliger Wahlkampfberater Trumps, pflegte Kontakte zu Russland. Zu Papadopoulos‘ Kontakten nach Russland gehören der angeblich gut vernetzte maltesische Profes- sor Joseph Mifsud, den er im Zuge seiner Bemühungen, ein Treffen Trumps mit Putin zu arrangieren, kennen- gelernt hatte. Misfud teilte bei einem Treffen Papadopoulos mit, er habe aus russischen Regierungskreisen er- fahren, dass Moskau «‹Dreck›» über Clinton in Form von Tausenden von E-Mails besitze. Weiter wurde ihm eine Russin als Putins Nichte vorgestellt, über die er versucht hat, ein Treffen zwischen der russischen Führung und der Trump-Kampagne zu arrangieren. Das FBI leitete im Juli 2016 aufgrund des Verdachts auf Spionagetätigkeit Papadopoulos‘ eine Untersuchung ein, später wurde er aufgrund diverser Falschaussagen über seine Russland- kontakte festgenommen. Papadopoulos wurde im September 2018 zu vierzehn Tagen Haft verurteilt. Trump distanzierte sich von Papadopoulos, ähnlich wie bei Page wurde seine Rolle während des Wahlkampfes heruntergespielt. Im März 2016 stellte Trump in einem Gespräch mit der «Washington Post» Papadopoulos als Teil seines Aussenpolitik-Teams vor: «George Papadopoulos, er ist ein Öl- und Energieberater, exzellenter Typ.» Angesichts der Vorwürfe beschrieb Trump Papadopoulos dann als «…Freiwilliger auf einem unteren Level». Im September 2018 behauptete der Präsident der Vereinigten Staaten gar, dass er Papadopoulous nicht kenne. Das Einzige, was er von ihm wisse, sei, dass er ihn einmal auf einem Foto neben sich an einem Tisch sitzen gesehen habe.73 2.2.4.6.4 Michael Cohen: «Beratungsdienstleistungen», Schweigegeldzahlungen und Falschaussagen zu einem geplanten Trump-Tower in Moskau Cohen ist früherer Vizepräsident des Trump-Konzerns und ehemaliger Anwalt des Präsidenten. Nach dem Amtsantritt von Donald Trump nahm Cohen Gelder für unklare Beratungsdienstleistungen von «Firmen mit Geschäftsinteressen in den USA» entgegen. So hat er beispielsweise von einer Firma aus dem Umkreis eines russischen Oligarchen eine halbe Million Dollar erhalten. Weiter soll Cohen 2016 in Prag einen russischen Re- gierungsvertreter getroffen haben, was er jedoch dementierte. Ausserdem steht Cohen im Fokus wegen Schwei- gegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels und einem Playboy-Modell. Die beiden Frauen sollen mit Trump eine Affäre gehabt haben, mit den Zahlungen sollten sie zum Schweigen gebracht werden. Vor Ge- richt gestand Cohen im August 2016, durch diese Zahlungen Gesetze zur Kampagnefinanzierung gebrochen zu haben. Cohen sagte unter Eid aus, dass Trump entgegen seiner Aussage von der Zahlung an Stormy Daniels gewusst und sie sogar persönlich angeordnet habe. Für die Staatsanwaltschaft war die Schweigegeldzahlung rechtlich gesehen eine Wahlkampfspende, mit 130000 Dollar liegt der Betrag jedoch weit über der zulässigen Grenze.74 Am 12. Dezember 2018 wurde Cohen wegen Finanzdelikten und Lügen gegenüber des Kongress zu drei Jahren Haft verurteilt – im November bekannte sich Cohen schuldig, im Rahmen der Russland-Untersuchungen des Kongresses bewusst Falschaussagen betreffend eines geplanten Immobilienprojektes des Trump-Konzerns in Moskau gemacht zu haben. Demnach hatte Trumps Firma noch während des Wahlkampfes das Projekt eines Trump-Towers in Moskau weiterverfolgt und dafür ungeachtet des offensichtlichen Interessenkonfliktes im Kreml lobbyiert. Die Falschaussagen und deren Richtigstellungen stellen wichtige Mosaiksteine zur Aufarbei- tung der Russland-Affäre dar. Laut Cohens Geständnis sei das Projekt eines Trump-Tower in Moskau keines- wegs im Januar 2016 fallengelassen worden, wie er zuvor gegenüber den Ermittlern im Kongress behauptet hatte. Es wurde noch bis mindestens zum Juni weiterverfolgt, als Trump bereits als offizieller Kandidat der Republikanischen Partei feststand. In seiner Anklageschrift beschuldigt Sonderermittler Mueller Trumps ehe- maligen Anwalt, mit den Falschaussagen versucht zu haben, Trump zu schützen. Weiter hatte Cohen gelogen, als er aussagte, dass er nie eine Moskau-Reise Zusammenhang mit dem umstrittenen Immobilienprojekt ge- plant oder erwogen habe, Trump für einen Besuch in Moskau anzufragen – in Wirklichkeit sagte Cohen im Mai 2016 einem russisch-amerikanischen Mittelsmann jedoch zu, im folgenden Monat nach Russland zu kommen. Dabei soll er auch in Aussicht gestellt haben, dass danach auch Trump zu einem Treffen mit Putin anreisen würde. Den geplanten Besuch sagte Cohen jedoch später wieder ab. Auch gab Cohen zu, eine Antwort zu einer von ihm gestellten Anfrage im Kreml erhalten zu haben, deren Zweck es war, «Unterstützung bei der Suche

Kapitel 2 | 28 nach Bauland und einer Finanzierung zu erhalten». Demnach habe der Manager mit einer Assistentin des Pres- sesprechers des Kremlchefs telefoniert, die ihn ausführlich zum Projekt des Moskauer Trump-Hochhauses be- fragt und weiter Abklärungen versprochen habe. Eine mögliche Erklärung für Trumps Milde gegenüber dem Putin-Regime während des Vorwahlkampfs könnte das Lobbying des Trump-Konzerns liefern: Der Präsidentschaftskandidat stellte damals sogar in Aussicht, dass er als Präsident die Russland-Sanktionen aufheben und die völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim anerkennen könnte. Kurz nach Cohens Geständnis versuchte Trump sogleich, Cohen als unglaubwürdig abzu- tun. Er sei «eine schwache Person und nicht sehr klug» und erfinde eine Geschichte, um von einer Strafmilde- rung profitieren zu können. Dennoch verwies Trump darauf, auch als Kandidat das Recht gehabt zu haben, seine Geschäftsprojekte weiterzuverfolgen.75 2.2.4.6.5 Jared Kushner und der angebliche geheime Kommunikationskanal nach Russland Trumps Schwiegersohn und der Ehemann von war schon während Trumps Wahlkampagne eine wichtige Figur – obwohl ohne offizielles Amt, steuerte er sie vor allem in Geldfragen.76 Seit dem Amtsantritt Trumps ist Kushner «Senior Adviser» im Weissen Haus und somit einer von Trumps wichtigsten Beratern. Laut der «Washington-Post», die sich auf US-Beamte beruft, die Einsichten in Geheimdienstberichte hätten, soll sich Kushner Anfang Dezember 2016 mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak im Trump-Tower getroffen ha- ben. Dabei habe Kushner Kisljak vorgeschlagen, einen geheimen und verschlüsselten Kommunikationskanal in der russischen Botschaft zwischen Trumps Team und dem Kreml zu errichten, um bis zum Amtsantritt strate- gische Fragen besprechen zu können. Kisljak habe daraufhin seinen Vorgesetzten in Moskau Kushners Vor- schlag übermittelt, was von den amerikanischen Geheimdiensten abgehört worden sei. Am Treffen soll auch Trumps erster Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn teilgenommen haben, der «an allen Ecken und En- den der Russland-Connection» auftaucht.77 2.2.4.6.6 Jeff Sessions tritt in den Ausstand Anfangs März 2017 berichtete die «Washington Post», dass Justizminister Jeff Sessions im vergangenen Jahr mindestens zwei Mal den russischen Botschafter Sergej Kisljak getroffen habe. Explosive Wirkung hatte diese Enthüllung vor allem deshalb, weil Sessions während der Anhörungen im Senat zu seiner Bestätigung als Mi- nister mehrfach und auch unter Eid ausgesagt hatte, dass ihm keine solche Kontakte bekannt seien und er keinen Kontakt mit den Russen gehabt habe. Somit stand der Vorwurf des Meineids im Raum. Zunächst demen- tierte der Justizminister die Vorwürfe, liess dann aber verlautbaren, nicht als Berater Trumps Kisljak getroffen zu haben, sondern als Mitglied der Militärkommission. Sessions und Kisljak hätten nur oberflächlich über die Wahl gesprochen. Warum Sessions die Bestätigungshearings nicht zum Anlass nahm, ins Reine zu kommen und die beiden Treffen offenzulegen, und warum er offenbar das einzige Mitglied dieser Militärkommission war, das Kisljak traf, wirft Fragen auf. Als die Demokraten Sessions Rücktritt forderten und auch in der Repu- blikanischen Partei die Forderung an Gewicht gewann, dass Sessions in der Russland-Frage in den Ausstand tritt, gab Sessions ein Tag nach dem Erscheinen des «Post»-Artikels bekannt, dass er im Zusammenhang mit den Russland-Untersuchungen wegen Befangenheit in den Ausstand tritt.77 Das geschah ohne Absprache mit dem Präsidenten: «Die Nachricht von der Befangenheitserklärung des Justizministers schlug im Weissen Haus ein wie eine Bombe. Sessions war Trumps Schutzschild gegen einen allzu aggressiven Untersuchungsaus- schuss gewesen. […] Freunden gegenüber tobte er: Warum Sessions ihn nicht beschützen wolle. Was Sessions davon habe, ob er etwa glaube, an der Geschichte sei etwas dran. Sessions sollte gefälligst seinen Job ma- chen.»78 Seither griff Trump Sessions immer wieder verbal an. Im September 2018 liess er verlautbaren, gar keinen Justizminister zu haben – «Es ist sehr traurig.» Mit solchen Attacken schien Trump den Druck auf Ses- sions, zurückzutreten, immer weiter zu erhöhen. Er kritisierte Sessions mehrfach dafür, dass sich dieser aus der Russlandaffäre zurückgezogen hatte. Absurderweise wies Trump Sessions im August 2018 an, die Untersu- chungen Robert Muellers zu beenden – obwohl dieser nach seiner Befangenheitserklärung gar nicht mehr für Mueller zuständig war, sondern sein Stellvertreter Rod Rosenstein.79 Mehrmals machte Trump wütend klar, dass er Sessions nicht ernannt hätte, hätte er gewusst, dass dieser in den Ausstand treten und ihn im Stich lassen würde.80 Kurz nach den Midterms-Wahlen Anfangs November 2018 verlangte Trump von seinem Justizminister den Rücktritt. Sessions kam dieser Aufforderung umgehend nach. Dieser Schritt war absehbar, denn nach den Zwi- schenwahlen wird es Trump leichter fallen, einen Nachfolger für Sessions vom Senat bestätigen zu lassen, denn bei diesen «Midterms» konnte die Republikanische Partei im Senat einen Sitzgewinn verzeichnen. Per Twitter setzte Trump anschliessend Sessions‘ Stabschef Matthew Whitaker als interimistischer Justizminister ein.81 2.2.5 Trumps Versuche, die Russland-Ermittlungen zu korrumpieren 2.2.5.1 Trump fordert Comey auf, die Ermittlungen gegen Flynn einzustellen Mitte Mai 2017 veröffentlichte die «New York Times» eine eklatante Story: Comey hatte über eine Unterredung mit Trump, die Mitte Februar stattfand, ein Tag nach Michael Flynns Rücktritt, ein Gedächtnisprotokoll ange- fertigt. Laut der «Times» hat Comey die Existenz dieses Memos erstrangigen FBI-Beamten und engen Mitarbei- tern anvertraut. Zwar sei die «Times» nicht im Besitz des Memos, jedoch habe ein Kollege Comeys Abschnitte des Memos einem Reporter der «Times» vorgelesen. Laut diesem Memo hatte Trump den FBI-Direktor indirekt gebeten, die Ermittlungen gegen Flynn einzustellen: «‹I hope you can see your way clear to letting this go, to letting Flynn go› […] ‹He is a good guy. I hope you can let this go.›», wie der Präsident gesagt haben soll. Ausser-

Kapitel 2 | 29 dem habe Trump Comey gesagt, dass Flynn nichts falsch gemacht habe.82 «Nach meinem Verständnis war das eine Aufforderung Der Fall Judith Miller des Präsidenten, alle Ermittlungen gegen Flynn im Zusammen- hang mit seiner Falschaussage über seine Gespräche mit dem rus- Die amerikanische Journalistin Judith Miller, sischen Botschafter im Dezember einzustellen», wie Comey die die damals für die «New York Times» Situation selber in seinem im April 2018 erschienenen Buch be- arbeitete, wurde 2005 zu einer Beugehaft schreibt. Zuvor soll ihn Trump während diesem Gespräch auf die verurteilt, nachdem sie sich geweigert hatte, im Zusammenhang mit der Veröffent- Problematik durchsickernder Geheiminformationen angespro- lichung des Namens einer verdeckten chen haben, worauf Comey kommentierte, dass dies schon ein seit CIA-Ermittlerin ihre Quellen preis zu geben. langem bestehendes Problem sei. Aber wenn es ihnen einmal ge- Laut dem Gericht stellte die Verweigerung lingen würde, «jemanden festzunageln, der Geheiminformationen ihrer Aussage eine Behinderung der Justiz hatte durchsickern lassen – wäre das ein wichtiges Abschre- dar. Miller begründet ihre Verweigerung ckungssignal.» Darauf habe Trump von den «guten alten Zeiten, in damit, dass die Pressefreiheit in der denen wir noch Journalisten eingebuchtet und so zum Reden ge- amerikanischen Verfassung garantiert ist. bracht hätten» gesprochen. Gemäss Comey habe sich diese Bemer- Diese Verteidigung wurde von dem Gericht kung auf den Fall Judith Miller bezogen. Danach soll Präsident nicht akzeptiert. Nachdem Miller von ihrer Trump Comey angewiesen haben, mit Justizminister Sessions zu Quelle von ihrer Verschwiegenheitspflicht besprechen, wie man «aggressiver» gegen das Durchsickern Ge- entbunden wurde, willigte sie ein, in den Ermittlungen auszusagen und wurde nach heiminformationen an die Medien vorgehen könnte. Gegen das beinahe drei Monaten Haft freigelassen.[G] Ende der Unterhaltung sei Trump dann auf Flynn zu sprechen gekommen und habe Comey wie oben beschrieben gebeten, die Sache mit Flynn «sein [zu] lassen». Jedoch habe sich Trump dabei nach Comeys Verständnis nicht auf die Er- mittlungen zu Russland oder zu möglichen Verbindungen mit dessen Wahlkampfteam bezogen.83 Dennoch hatte der Präsident der USA eine unabhängige Ermittlungsbehörde indirekt dazu aufgefordert, ihre Untersuchungen gegen seinen Nationalen Sicherheitsberater fallen zu lassen. Comeys folgende Entlassung im Mai 2017 trug auch nicht gerade dazu bei, Trumps Neutralität gegenüber den Russlandermittlungen darzutun. Daneben existieren weitere Vorwürfe: •• Präsident Trump soll den Geheimdienstkoordinator Daniel Coats und den Leiter der NSA Mike Rogers gebeten haben, öffentlich jegliche Absprache zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland zu de- mentieren. Keiner der beiden will Stellung zu ihren Kontakten mit Trump nehmen. •• Justizminister Sessions soll von Trump wiederholt aufgefordert worden sein, die Russland-Ermittlungen einzustellen. Überdies soll Trump versucht haben, Sessions von seinem Vorhaben abzubringen, wegen Befangenheit in der Russland-Affäre in den Ausstand zu treten.84 •• Trump war nach der Ernennung Muellers zum Sonderermittler ausser sich. In der Folge soll er mehr- mals die Möglichkeit «sondiert» haben, Mueller zu entlassen.85 Infolge von Trumps Vorgehen hat Sonderermittler Mueller seine Untersuchung ausgeweitet. Er geht nun auch dem Vorwurf der Justizbehinderung nach und wertet laut einem Anwalt Trumps neben über einer Million Do- kumente von Trumps Wahlkampagne auch rund 20000 interne Akten des Weissen Hauses aus. Neben dem belastenden Vorwurf Comeys, Trump habe von ihm die Einstellung der Ermittlungen gegen Flynn verlangt, können auch die gravierende Absetzung des FBI-Chefs Anfangs Mai 2017 und der erzwungene Rück- tritt von Justizminister Jeff Sessions kurz nach den «Midterms» Anfangs November 2018 als klare Anzeichen dafür gedeutet werden, dass Trump die Russland-Ermittlungen zu bremsen oder zumindest in eine andere Richtung zu lenken versucht hat. Falls die Berichte über Comey, Coats und Rogers wirklich der Wahrheit ent- sprechen, zeichnet sich gar ein Bild eines Präsidenten, «der alle Hebel in Gang setzte, um eine belastende Un- tersuchung loszuwerden.»86 Entscheidend ist jedoch, ob mit Trumps obig genanntem Vorgehen der Straftatbestand der Justizbehinderung bereits erfüllt wäre. Laut einem Bericht der «Washington Post» soll Muellers Beweisführung in diesem Zusam- menhang schon weit fortgeschritten sein – Trumps Anwälte argumentieren derweil, «als Chef der Exekutive habe der Präsident die Aufsicht über die Justizbehörden und weitreichende Kompetenzen zu deren Steuerung, weshalb der Vorwurf der Justizbehinderung schon aus grundsätzlichen Überlegungen verfehlt sei.» Abschlies- send kann die Frage nach einer möglichen Justizbehinderung jedoch nur in einem Amtsenthebungsverfahren beantwortet werden.87 Nach den Zwischenwahlen dieses Novembers und die damit verbundene Übernahme der Mehrheit durch die Demokraten im Repräsentantenhaus ist es wahrscheinlicher, dass ein «Impeachment» eingeleitet werden könnte. Das sagt auch Isabelle Jacobi, SRF-Korrespondentin in Washington: Sie geht davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit relativ gross ist, dass es ein Impeachment geben wird. «Aber das würde zu nichts führen, weil der Senat dieses mit zwei Dritteln bestätigen müsste. Ein Impeachment wäre somit mehr eine Show, um zu beweisen, dass Trump nicht mehr tragbar sei.»88 Ob die Russland-Ermittlungen durch Sessions erzwungener Rücktritt in Gefahr sind, hängt stark von Matthew Whitaker ab, der Sessions Amt kommissarisch übernimmt. In Washington gilt Whitaker, dem nach eigenen Angaben eine «biblische Sicht des Rechts» wichtig ist, als «Trump-Loyalist». Er hatte in der Vergangenheit den Umfang der Russland-Ermittlungen kritisiert. Im Juli 2017 erklärte Whitaker gegenüber CNN, Trump könnte Sessions durch einen neuen Justizminister ersetzen, der Mueller dann nicht absetzt, sondern «‹einfach sein

Kapitel 2 | 30 Budget [kürzt], so weit, dass seine Untersuchung fast gänzlich zum Stillstand kommt.›» Rund einen Monat spä- ter warf Whitaker Mueller Kompetenzüberschreitung vor. Der Sonderermittler gehe mit der Untersuchung von Geschäftsangelegenheiten der Trump-Organisation zu weit, ebenso mit dem Ausüben von Druck auf Zeugen.89 Whitaker ist nun Muellers Vorgesetzter und «dürfte versuchen, diesen zu gängeln und in seinem Vorgehen zu behindern.» Eine mögliche Budgetkürzung der Sonderermittlung könnte zufolge haben, dass Mueller wegen Geldmangels Mitarbeiter entlassen muss, was seine Arbeit schnell schwierig machen würde. Speziell könnte Whitaker per Dienstanweisung verhindern, dass Trump zu einer Einvernahme vorgeladen wird. Weiter könnte er die Einstellung bestimmter Teile der Untersuchung erzwingen – über solche Schritte müsste jedoch der Kon- gress informiert werden.90 Auch wenn Whitaker als Justizminister rechtlich dazu befugt ist, Mueller seines Amtes zu entheben, wird laut Professor Stephan Bierling, Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg, Muellers Untersuchung sehr wahrscheinlich weitergehen. Alles andere wäre politisch überaus heikel. Die Budgetkürzung scheint jedoch eine konkrete Gefahr für die Untersuchung zu sein: «Aber zumindest glaubt man, dass Whitaker – das hat er schon angekündigt – die Gelder für Mueller kürzt und damit die ganze Sache finanziell an die Wand fährt.»91 Am 7. Dezember nominierte Donald Trump , der bereits unter George Bush senior Justizminister war, zu Sessions Nachfolger. Dieser wird Whitaker nach seiner Bestätigung durch den Senat ablösen und somit auch die Aufsicht über die Russland-Ermittlungen übernehmen.92 2.2.5.2 «Muddying the Waters»: Hillary Clinton soll mit Russland kollaboriert haben Ende Oktober twitterte Trump, dass es «allgemein anerkannt» sei, dass es zwischen ihm und Russland zu kei- nen Kollusionen gekommen sei. Vielmehr sei es zu Absprachen zwischen den Russen und Hillary Clinton ge- kommen: «It is now commonly agreed, after many months of COSTLY looking, that there was NO collusion between Russia and Trump. Was collusion with HC!»93 Trumps Vorwurf gründet auf einer Theorie, deren An- sicht nach der wahre Skandal darin bestehe, dass die Verbindungen der Demokarten nach Moskau nicht genau- er untersucht würden. Geld, das von der Clinton-Kampagne und von der Demokratischen Partei an die Bera- tungsfirma Fusion GPS floss, wurde dazu verwendet, das «Steele-Dossier» erstellen zu lassen. Die Theorie wirft dem Clinton-Lager nun vor, mit Steeles‘ Bericht der russischen Regierung eine Plattform gegeben zu haben, um Trump zu kompromittieren. Ein Beleg für eine mutmassliche Kollusion Clintons mit Russland ist das jedoch nicht. Bis jetzt ist auch unklar, wer auf der demokratischen Seite das Dossier in Auftrag gegeben hatte. Clinton selbst und ihr Wahlkampfleiter bestreiten, vom Auftrag an Fusion GPS etwas gewusst zu haben. Trump bedien- te sich mit seinem Vorgehen einer Methode, die in der amerikanischen Politik besonders beliebt zu sein scheint, dem sogenannten «Muddying the Waters». Dabei geht es darum, möglichst viel Dreck aufzuwirbeln, sodass die Realität in dem trüben Wasser zu verschwimmen scheint: Trumps Ziel war es, mit seinem Vorwurf das Wasser in der Russland-Affäre zu trüben. Weiter gibt es Kritik an der Vorgehensweise des FBIs. Dem «Wall Street Journal» zufolge habe das «Steele-Dos- sier» überhaupt erst den Anstoss zur Einleitung der FBI-Untersuchung gegeben, womit der Beginn der Untersu- chung auf unverifizierte Informationen und Mutmassungen zurückzuführen wäre. Diese Theorie lässt jedoch gleich mehrere Punkte ausser Acht, warum das FBI die Untersuchungen eingeleitet hatte, beispielsweise die Hackerangriffe auf Computer der Demokraten, die Anti-Clinton-Kampagne russischer Propagandamedien und die diversen obskuren Kontakte von Trumps Mitarbeitern nach Russland. Ausserdem begann die Bundespolizei ihre Untersuchung anderthalb Monate, bevor sie vom «Steele-Dossier» Kenntnis hatte. Zwei Komitees des Re- präsentantenhauses haben eine gemeinsame Untersuchung eingeleitet, die das Vorgehen des FBIs während des Wahlkampfs prüfen soll. Dies kann als Versuch von Trumps Anhänger gewertet werden, Gegendruck auf das FBI aufzubauen.94 2.2.5.3 Obama soll Trump ausgehorcht haben Anfangs März 2017 twitterte Trump, Obama habe ihn abhören lassen: «How low has President Obama gone to tap my phones during the very sacred election process. This is Nixon/Watergate. Bad (or sick) guy!»95 Obama und sein damaliger Geheimdienstkoordinator haben Trumps Beschuldigung dementiert, diverse Experten hal- ten sie für lächerlich. Ebenfalls wäre für eine solche Abhörung eine Bewillig des zuständigen Sicherheitsge- richts (Fisa Court) nötig gewesen, welche jedoch für das Aushorchen innenpolitischer Gegner nicht gewährt werden kann. Mitte März sagte Trump dann an einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, er und Merkel hätten «mindestens etwas gemeinsam, vielleicht»: sie seien beide von Obama abgehört worden. Später verbreitete Trumps damaliger Pressesprecher Sean Spicer die These, Obama habe dafür einen britischen Nachrichtendienst benutzt, um die amerikanischen Institutionen zu umgehen. Sowohl die britischen Behörden als auch die NSA taten die Theorie als Unsinn ab. Bisher fehlen jegliche Beweise für Trumps Behauptungen.96 Um die Anschuldigung glaubhafter zu machen, relativierte das Weisse Haus die Abhörvorwürfe. Sean Spicer gab ebenfalls im März 2017 folgendes bekannt. «‹Der Präsident glaubt nicht tatsächlich, dass Obama hingegan- gen ist und sein Telefon verwanzt hat› […] Er habe damit ‹allgemein Überwachung und andere Aktivitäten› ge- meint. ‹Der Präsident benutzte das Wort ‹abhören› in Anführungszeichen.›»97 Spicers Erklärung macht Trumps Vorwurf jedoch nicht weniger problematisch, denn jegliche gegen amerikanische Bürger gerichtete Überwa- chung von Kommunikationsmittel ohne richterliche Bewilligung wäre illegal.98 Ferner bleibt von Trumps ursprünglichen Abhörvorwurf noch die «unmasking»-Politik der Obama-Administra- tion in Diskussion. Wenn amerikanische Bürger mit Personen kommunizieren, die von amerikanischen Ge-

Kapitel 2 | 31 heimdiensten überwacht werden, werden ihre Aussagen als «Beifang» registriert. Diese müssen jedoch in den Geheimdienstberichten anonymisiert werden. Hohe Regierungsmitglieder können allerdings die Identität sol- cher Personen erfragen, worauf der entsprechende Geheimdienst über die Offenlegung des Namens («unmas- king») entscheidet. Dies könnte im Fall von den Gesprächen zwischen Michael Flynn und dem russischen Bot- schafter Sergej Kisljak geschehen sein. Vermutlich erwirkte ein Mitglied der Obama-Regierung Flynns «unmasking», worauf diese Information später den Medien zugespielt wurde. Unklar ist bis heute, wer Flynns «unmasking» verlangt und welche Undichte Stelle Flynns Namen der Presse zukommen lassen hat. Trump selbst sieht nicht in den Russland-Untersuchung den wahren Skandal, sondern in der selektiven «un- masking»-Praktik der Obama-Regierung. Im Juni 2017 twitterte er: «The big story is the „unmasking and surveil- lance“ of people that took place during the Obama Administration.»99 Eine Kongress-Untersuchung scheint zum Schluss gekommen zu sein, dass die «unmaskings» mehrerer Trump-Mitarbeitern im legalen Rahmen er- folgte. David Nunes (siehe auch unter «2.2.4.6.2 Carter Page und das ‹Nunes-Memo›» S.27–28), Vorsitzende des Geheimdienstkomitees im Repräsentantenhaus, glaubt jedoch trotzdem, dass man von einem Machtmissbrauch der Regierung Obama sprechen müsse.100 2.2.5.4 Angeblicher FBI-Spitzel in Trumps Wahlkampagne Im Frühling unterstellte Trump dem FBI, 2016 einen Spitzel in seine Wahlkampagne eingeschleust zu haben, wofür es keinerlei Belege gibt. Jedoch soll ein FBI-Informant vor der Wahl Kontakte mit drei Beratern Trumps gehabt haben. Trumps Anhänger werten dies als Indiz für eine Bespitzelung der Wahlkampagne durch die Re- gierung Obamas. Andreas Rüesch von der NZZ bewertet diesen Vorwurf wir folgt: «Eine weniger dramatische Interpretation ist, in den Gesprächen des Informanten mit den Beratern Carter Page und George Papadopoulos legitime Ermittlungsschritte zu sehen, mit denen das FBI in der frühen Phase der Russland-Untersuchung Auf- schlüsse darüber gewinnen wollte, was Trump-Mitarbeiter über Russlands Kampagne zur Beeinflussung der Wahl wussten.»101

2.3 Donald Trump und die Medien 2.3.1 Die Medien als Teil der Macht In der Geschichte des amerikanischen Journalismus kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den Medien. Eine neue Stufe dieser Auseinandersetzung wurde mit der Watergate-Affäre erreicht, bei der die Medien eine wichtige Rolle spielten und an deren Ende die Absetzung eines amerikani- schen Präsidenten stand. Im Idealfall kontrollieren die Medien in einer Demokratie als sogenannte «vierte Ge- walt» oder «publikative Gewalt» die Mächtigen. Doch Donald Trump ist es gelungen, diese Dynamik umzudre- hen. «Er hat es geschafft, dass die Medien in den Augen seiner Wähler als Teil der Macht erscheinen.»102 Das hat zur Folge, dass an seiner Anhängerschaft jede Enthüllung über ihren Präsidenten abprallt. «Trump konnte den Eindruck erzeugen, dass da nicht unabhängige Medien einen politischen Kandidaten kontrollierten, son- dern Teile der Elite – die ‹Mainstream-Medien› – Angriffe auf einen unabhängigen Kandidaten verübten.»103 So konnte sich Trump bei seiner Basis als Kontrolleur der Medienmacht profilieren. 2.3.2 Trumps ambivalente Beziehung zu den Medien Selbst beschreibt sich Trump, der immer wieder Journalisten beleidigt, in seinem Buch «Great Again! Wie ich Amerika retten werde», welches 2016 erschienen ist, als den Mann, «den die Medien lieben und den sie hassen.» Lieben würden die Medien vor allem seine Aufrichtigkeit. «Sie wissen: Ich werde ihren Fragen nicht auswei- chen oder sie ignorieren. Ich habe kein Problem damit, die Dinge beim Namen zu nennen.» Und hassen würden sie ihn, «weil sie wissen, dass ich sie nicht brauche.»104 Dennoch sieht Trump seine Beziehung zu den Medien als eine Art Symbiose. Er schreibt, dass er die Medien genauso nutze, wie sie ihn benutzten – «um Aufmerksamkeit zu erzeugen. […] Ich führe eine für beide Seiten vorteilhafte Beziehung mit den Medien – wir geben uns gegenseitig, was der andere benötigt.» 105 Trump sieht sich oft schlecht behandelt von den Medien. Trotzdem gebe es «zahlreiche Reporter, vor allem in den Finanzme- dien», die er sehr «respektiere.»106 Ferner beschreibt er die Fragen eines Interviews mit einem Radiomoderator als «bescheuert» – konstatiert dann aber auch, dass der betroffene Moderator «unter dem Strich […] allerdings ganz in Ordnung [war] und er hat seitdem einige grossartige Dinge über mich gesagt.»107 Trumps Verhältnis zu den Medien ist durch Ambivalenz gekennzeichnet. So schreibt er in seinem Buch: Ein Grossteil meiner Pres- se war «gut und fair, aber einiges war auch unglaublich unehrlich und einfach schauderhaft.» «Ich finde es un- glaublich, wie unehrlich die Medien in diesem Land tatsächlich sind.»108 Trump erklärt sich diese Unehrlich- keit damit, dass die Unternehmen gewinnorientiert sind und somit den pekuniären Erfolg einer ehrlichen Berichterstattung vorzögen. Das ist laut Isabelle Jacobi, SRF-Korrespondentin in Washington, tatsächlich ein ernsthaftes Problem: «[…] die Medien haben gerade mit der Präsidentschaftswahl 2016 enorm viel Geld ge- macht. Ein grosser Teil der Gelder, der für die Wahlen ausgegeben wird, gehen zu einem gewichtigen Teil an die Medien. Je grösser der Rummel, desto mehr Geld verdienen die Medien. Das ist eine gefährliche Symbiose in einer Demokratie. Dass derjenige, der am lautesten schreit und am destruktivsten und skandalösten ist, die grösste Aufmerksamkeit bekommt.»109 Dieses Problem wird umso mehr verschärft, da in den USA ein staatli- cher Informationsauftrag wie in der Schweiz oder in Deutschland fehlt. Radio und Fernsehen sind nicht zu einer politisch ausgewogenen und fairen Berichterstattung verpflichtet – dies begünstigt polarisierende Figuren,

Kapitel 2 | 32 «denn die Zuspitzung der Wahlen zu einem Konflikt bringt Zuschauerzahlen und damit Werbeeinnahmen.» Diese Polarisierung lässt sich auf die Deregulierung der US-Medien in den 1980er-Jahren zurückführen. Präsi- dent kippte 1987 die «Fairness Doctrine» mit der Begründung, das Mandat würde die die freie Meinungsbildung verletzen. Die «Fairness Doctrine» wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Zweck geschaf- fen, eine «‹ehrliche, gleichberechtigte und ausgewogene›» politische Berichterstattung nach dem Auslaufen der Kriegszensur zu sichern. Nach Reagans Grundsatzentscheid über die «Fairness Doctrine» verlor sie immer mehr an Bedeutung, bis 2011 die letzten Reste aus dem Gesetz entfernt wurden.110 Doch neben dieser plausibel scheinenden Ausführung Trumps wirkt seine Aussage, dass ihn Leute aufregten, «die versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie unzutreffende Dinge über mich und die Trump Organi- zation schreiben»111 wieder geradezu grotesk. Denn genau darin besteht ja auch seine Taktik – möglichst in die Schlagzeilen, ob positiv oder negativ ist zweitranging: «Bad news is better than no news», wie es Tad Siminitz formulierte. Trump profitiert massiv von den Medien. Dies gilt insbesondere für diejenigen Unternehmen, die ihn unterstützen, wie zum Beispiel der Sender Fox News, welcher Walter Niederberger, Schweizer Journalist und Wirtschaftskorrespondent des Tages-Anzeigers in den USA, den «dezidiert konservativer bis reaktionären Meinungsmachern» zuordnet, und dessen Weg erst durch Reagans Deregulierung frei gemacht worden war.112 2.3.3 Interview mit Isabelle Jacobi Auf meiner USA-Reise im Oktober 2018, also noch vor den «Midterms» im November, hatte ich die Möglichkeit, mit Isabelle Jacobi, SRF-Korrespondentin in Washington D.C., ein Interview zu führen. In einem rund eine Stunde langen Gespräch beantwortete mir Frau Jacobi viele Fragen rund um das Thema Donald Trump und die Medien. Nachfolgend eine gekürzte Version dieses Interviews, das gesamte Transkript befindet sich auf S. 33–36 im Anhang.

Zu Isabelle Jacobi Isabelle Jacobi hat in den USA Journalismus und an der Universität Bern Anglizistik, Schweizer Geschichte und Theaterwissen- schaften studiert und arbeitete bereits von 2006 bis 2008 als freischaffende Korrespon- dentin in den USA für SRF, Deutschland- funk, Deutschlandradio Berlin, «NZZ am Sonntag» und «Der Bund». Weiter war sie Redaktionsleiterin und Moderatorin der SRF-Nachrichtensendung «Echo der Zeit» und ist seit Ende 2017 Korrespondentin für Radio SRF in den USA.[H]

Abb. 11: Jann Stäbler und Isabelle Jacobi nach dem Interviewtermin in Washington D.C. am 13. Oktober 2018.

Wie würden Sie die aktuelle politische Lage/Stim- Donald Trump polarisiert sehr, zwischen den bei- mung in den USA beschreiben? Stabil, labil, ge- den politischen Lagern scheint eine grosse Kluft fährlich? zu herrschen. Wie sehen Sie das? Gab es das schon Die Stimmung hier in den USA würde ich als sehr auf- einmal in diesem Ausmass in der Geschichte der gewühlt bezeichnen. Auch hat man das Gefühl, sie sei USA? sehr instabil. Zu beachten ist jedoch, dass die Demo- Ja das gab es definitiv schon, beispielsweise der Bür- kratie nicht direkt zusammenbrechen wird: Die demo- gerkrieg – eine schlimmere Auseinandersetzung als kratischen Institutionen existieren nach wie vor, und ein Bürgerkrieg gibt es nicht. Aber auch gerade die die Gewaltentrennung sowie grosse Teile der Bürokra- Watergate-Affäre ist hier zu nennen: damals haben tie funktionieren, das Pentagon und das FBI zum Bei- sich die Nixon-Anhänger erst sehr spät von ihrem Prä- spiel. Vieles ist Lärm und Rhetorik, was jedoch genau sidenten distanziert. Diese Polarisierung existiert ja deshalb nicht unterschätzt werden darf. nicht erst seit Trump, die gab es auch schon unter

Kapitel 2 | 33 Obama. Aber mit Trump findet das Ganze nun eine Wird Trump von allen Mainstreammedien gleich- Spitze. Ich halte Trump eher für ein Symptom als für behandelt? Dass man ihm so viel Aufmerksamkeit eine Ursache dieser ganzen Polarisierung. schenkt? Was ist so speziell an Donald J. Trump? Was genau Ja, es handelt sich um ein allgemeines Phänomen. Er macht ihn so unkonventionell? hat Dinge gesagt hat, die schockierend waren. Darü- Er stammt aus einem völlig anderen Milieu als andere ber wird dann auch berichtet. Politiker. Er ist in erster Linie Geschäftsmann, aber Sehen Sie in Trumps Stil, die Regierung zu führen, auch als Geschäftsmann ist er eine skurrile Figur. Do- eine Gefahr für das demokratische System? Er nald Trump ist ein Liegenschaftshai. Man muss sehen, scheint nicht viel auf Fachleute und deren Mei- woher Trump kommt, um zu verstehen, was er als Prä- nungen zu halten und vertraut lieber seinem sident tut. Er hat immer mit hohen Risiken Geschäfte Bauchgefühl, was ihn unberechenbar macht. gemacht, mit hohen Verschuldungen, teilweise auch Ich glaube nicht, dass Trump unberechenbar ist. Ich im Graubereich der Legalität. Diese Mentalität hat er glaube auch, dass er auf seine Berater hört. Er operiert auch als Präsident, er hat keine Hemmungen, in Grau- schlicht wie ein Geschäftsmann. Er hat einen Stab, in zonen der Legalität zu operieren und Risiken einzuge- dem auch verschiedene Meinungen existieren. Doch hen. Er ist deshalb in Washington eine sehr unkonven- am Schluss ist er derjenige, der eine Entscheidung tionelle Erscheinung. Ich würde sagen, er ist jemand, fällt. Er politisiert sehr intuitiv und sein Stil wirkt auf- der sehr nahe im Bereich der Korruption anzusiedeln brausend, aber trotzdem würde ich widersprechen, ist. Man muss auch sehen, wie Liegenschaftsgeschäfte dass er erratisch agiert. Er hat System. in den USA auf dieser Ebene abgewickelt werden. Es Also sie sehen in Trumps Führungsstil keine Ge- ist ein Geschäftsbereich, der relativ anfällig für Kor- fahr für das demokratische System? ruption ist. Doch [lacht], das widerspricht sich doch nicht. Es ist Bemerkenswert ist auch sein Gespür für die Medien, viel fataler, wenn etwas geplant ist. Trump ist zielge- er ist ein unglaublicher Medien-Player. Er weiss sehr richtet, und hinter dieser «Madness» hat es wie gesagt genau, wie Themen zu setzen sind, um die Aufmerk- System. Aber Demokratie bedeutet nicht nur, dass samkeit zu erhalten und den Medienapparat zu be- man Wahlen abhält, Demokratie bedeutet auch Insti- spielen. tutionen, Demokratie ist etwas sehr Fragiles. Es geht Würden Sie sagen, dass auch die Medien etwas auch um Vertrauen, um Kompromisse, die man bereit falsch machen? Vielleicht das Skandalisieren? ist, einzugehen. Respekt vor den Gegnern, vor der Ge- Falsch ist hier nicht der richtige Begriff. Es gibt viele, waltentrennung. Und auch der Respekt vor den Medi- die sagen, dass Trump nur dank der Medien gewählt en, der Pressefreiheit. Trump hat in all diesen Berei- worden ist. Und die Medien haben gerade mit der Prä- chen schwere Defizite, er respektiert die Medien nicht. sidentschaftswahl 2016 enorm viel Geld gemacht. Ein Für ihn sind sie Volksfeinde. Er achtet die demokrati- grosser Teil der Gelder, der für die Wahlen ausgege- schen Institutionen nicht. Der Kongress ist für ihn ben wird, gehen zu einem gewichtigen Teil an die Me- eher lästig. Auch die Opposition empfindet er als ver- dien. Je grösser der Rummel, desto mehr Geld verdie- driesslich, er attackiert sie und erniedrigt seine Fein- nen die Medien. Das ist eine gefährliche Symbiose in de. Das widerspricht einer demokratischen Gesinnung einer Demokratie. Dass derjenige, der am lautesten grundsätzlich. Trump sieht sich als allmächtiger CEO. schreit und am destruktivsten und skandalösten ist, Er sagt auch immer wieder, dass zum Beispiel Chinas die grösste Aufmerksamkeit bekommt. Ich denke, Präsident Xi auf Lebzeiten gewählt sei. Er sagt es zwar wenn die Medien nicht so operiert hätten, wäre er nicht, aber man hat das Gefühl, dass er es absolut ab- eventuell nicht gewählt worden. Etwa, wenn man ihm träglich findet, dass seine Amtszeit beschränkt ist. von Anfang an weniger Aufmerksamkeit geschenkt Das sind Anzeichen autoritärer Züge. hätte. Die zweite Gefahr ist aus meiner Sicht, dass der Kon- Die Medien hatten einen grossen Einfluss. Aber inter- gress momentan kein Gegengewicht bildet. Nach dem essanterweise stelle ich auch fest, dass die Medien Geiste der amerikanischen Verfassung müsste der heute versuchen, dem wieder ein wenig entgegenzu- Kongress ein Gegengewicht zum Präsidenten bilden. wirken. Zum Beispiel war Trump die letzten zwei Wo- Und die republikanische Mehrheit des Kongresses chen auf Wahlkampfveranstaltungen, bei denen er macht das nicht. Sie stellt sich hinter den Präsidenten. wirklich ein erschreckendes Gesicht gezeigt hat. Das hat man am Anfang seiner Präsidentschaft nicht Trump besitzt mehrere Facetten. Er kann staatsmän- für möglich gehalten. Die Republikaner haben sich nisch, und relativ vernünftig wirken. Aber wenn er bei einfach eingegliedert, weil sie jetzt gewisse Projekte seiner Basis ist, kommt seine andere Seite zum Vor- verwirklichen können, die schon lange auf ihrer Liste schein. Das steuert er bewusst. Die Basis ist sein standen. Sie sind jetzt in der Lage, politisches Kapital Machtfundament. Diese Basis holt er durch eine aus der Situation zu schlagen, da spielt auch Opportu- Politik der Angst ab. Er erreicht sie aber auch, in nismus eine gewisse Rolle. Die amerikanische Demo- dem er sich über seine Gegner mokiert und sie fertig- kratie kann man mit einem Tanz vergleichen, einem macht, und beispielsweise Behinderte beleidigt. Dort Tango zwischen den Institutionen, das System der zieht er die wirklich unterste Schublade. Das haben Checks and Balances. Wenn man anfängt, dieses Sys- die Mainstreammedien interessanterweise praktisch tem zu unterminieren, ist das sehr gefährlich. nicht behandelt – ich denke, das ist ein bewusstes Ge- Der dritte Aspekt ist das Vertrauen. Demokratie ist gensteuern. auch immer eine Willenssache, die USA sind eine Wil-

Kapitel 2 | 34 lensnation, ähnlich wie die Schweiz. Und um eine De- Rede in Pennsylvania gesagt, Journalisten seien mokratie aufrecht zu erhalten, braucht es einen ge- «entsetzliche, abscheuliche Leute». Die Medien meinsamen Willen und Bemühungen. Was mir nahezu würden «Geschichten erfinden». In einem Tweet am meisten zu denken gibt, ist das Auseinanderdrif- vom 2. August 2018 schrieb er, dass , ten der beiden Lager. Es scheint gar kein Wohlwollen welche ein großer Teil der Medien darstellen wür- gegenüber der anderen Seite mehr zu geben – viele den, Feinde des Volkes seien,.114 Auf der anderen Leute reden heute von einem mentalen Bürgerkrieg. Seite bedient sich sein Team «alternativer Fakten», Mir ist unklar, wohin das führen wird. Auf der einen offenbar schlicht und einfach Unwahrheiten.15 Seite ein so schwacher Kongress und auf der anderen Halten Sie die Pressefreiheit für gefährdet? ein markant mächtiger Präsident. Dann das Volk, das Entscheidend ist, dass man nicht auf rechtlicher Ebe- sich scheinbar in einem mentalen Grabenkrieg befin- ne etwas ändert, und keine Journalisten eingesperrt det. Wenn man in einer Demokratie keine Schnittmen- werden, was in der Vergangenheit aber auch schon ge mehr hat, weiss ich nicht, wohin das führt. Dieses passiert ist. Es gab einen Fall, in dem eine Journalistin Gesamtbild schätze ich als kritisch ein. der NY-Times ihre Quellen nicht offenlegen wollte, wo- Könnte sich das jetzt nicht ändern, falls die Demo- für sie ins Gefängnis kam. Aber es stimmt natürlich, kraten in den Midterms eine Mehrheit, zumindest dass Trump die Leute gegen die Medien aufhetzt, das im Repräsentantenhaus, erreichen würden? Zu- ist sehr bedenklich – das ist ein Tabu. Andererseits ist mindest der zweite Punkt mit dem Gegengewicht ja noch nichts passiert. Und auf der anderen Seite wer- des Kongresses? den die Medien sehr reich mit Trump, sie profitieren Nein, das ändert sich in dem Sinn nicht. Es herrscht auch von und durch ihn. Es gab auch kleinere Schar- dann in einer Kammer eine demokratische Mehrheit mützel, wie dass Trump die NY-Times von Pressecom- vor, aber das wird einfach zu einer Blockierung legis- muniqués des Weissen lativer Projekte führen. Und für die Ernennung von Hauses ausschloss. Auch das ist ein klares «No-Go», Richtern ist der Senat zuständig. Der bleibt höchst- aber auch das wurde wieder annulliert. Trump scheint wahrscheinlich in republikanischer Hand. Die Rich- die Pressefreiheit zu respektieren, aber sie ist ja auch terfrage ist eigentlich beinahe bedeutender als der von der Verfassung geschützt, da kann er selbstver- Präsident selbst. Präsidenten verlassen ihr Amt nach ständlich keinen grossen Einfluss nehmen. Um eine spätestens acht Jahren wieder. Aber die Richter des abschliessende Antwort zu geben: Nein, ich glaube Supreme Courts werden auf Lebenszeit gewählt. Sie nicht, dass momentan die Pressefreiheit ernsthaft ge- prägen dieses Land dann über Jahrzehnte hinaus. Das fährdet ist. Aber Trump braucht die Medien als Prü- kann man selbstverständlich gut oder schlecht finden. gelknabe, um seine Basis aufzuhetzen. Aber neutral kann man sagen, dass es nicht gut ist, Für wie gefährlich halten sie diese Entwicklung? wenn das oberste Gericht eines Landes so parteiisch Diese Symbolik und Rhetorik kann grosse Auswirkun- geprägt ist. gen auf die Leute haben. Wenn man den Medien nicht Also sie gehen davon aus, dass es bei einer demo- mehr vertraut, wenn Fakten zu Glaubenssätzen wer- kratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus zu den, ist das – vor allem in einer Demokratie – ein Pro- einer Blockierung kommen würde?113 blem. Genauso problematisch ist es, wenn man seine Nein, es könnte zum Beispiel zu einem Impeachment politischen Gegner nicht mehr respektiert. Was mir kommen. Ich gehe eher davon aus – zwar redet nie- ganz persönlich auch Sorgen bereitet, ist das Bewusst- mand davon –, dass die Wahrscheinlichkeit relativ sein, dass viele Amerikaner privat bis an die Zähne gross ist, dass es ein Impeachment geben würde. Aber bewaffnet sind. Ich frage mich dann manchmal, wie das würde zu nichts führen, weil der Senat dieses mit viel es braucht, bis die Rhetorik in Aktion umschlägt. zwei Dritteln bestätigen müsste. Ein Impeachment Es ist ein persönliches Gefühl, welches ich faktisch wäre somit mehr eine «Show», um zu beweisen, dass nicht belegen kann. Aber ich habe manchmal ein mul- Trump nicht mehr tragbar sei. miges Gefühl, für mich als Person, die in den USA lebt. [Anmerkung des Verfassers: Bei den «Midterms» 2018 Es kann schnell konkret bedrohlich werden, wenn konnten die Demokraten im Repräsentantenhaus nach man rhetorisch so gegen die Medien schiesst. Wenn acht Jahren die Mehrheit zurückerobern. Die Republika- ich einen Event von Trump besuche, werde ich nicht ner verloren dabei 40 Sitze. Im Gegenzug konnten die sehr freundlich empfangen. Man wird angefeindet Republikaner im Senat ihre Mehrheit ausbauen.] und die Leute wollen nicht mit einem reden. Das sind Aber für ein Impeachment braucht es doch ein re- Situationen, die zweifellos sehr unangenehm sind. lativ krasses Vergehen seitens des Präsidenten? Gibt es das denn erst seit der Ära Trump oder ha- Das stimmt, deshalb ist es ausschlaggebend, was die ben sie das auch schon vorher erlebt? Mueller-Investigation ergeben wird. Das wird wahr- Nein, ich glaube, das ist in der Tat etwas Neues. Das scheinlich relativ schnell nach den Midterms publik. hat auch mit einer polarisierten Medienwelt zu tun, Mueller muss sich momentan zurückhalten, damit er mit Fox News aber auch mit den liberalen Medien. Die- die Wahlen nicht beeinflusst. Aber es gibt viele Demo- ser mittlere Bogen, der «common ground», ist schlicht kraten, die der Meinung sind, dass die Grundlage für verschwunden. Es ist ein gegenseitiges Aufhetzen, wo- ein Impeachment-Verfahren schon lange gegeben sei. bei ich sagen würde, dass da die rechten Medien doch Auf der einen Seite attackiert Trump regelmässig ein wenig stärker involviert sind. Aber auch auf der die «Mainstream-Medien» und wirft ihnen falsche liberalen Seite gibt es solche Tendenzen. Ein leider be- Berichterstattung vor. Im August hat er in einer kanntes Beispiel ist das Auslassen valabler Argumen-

Kapitel 2 | 35 te der Gegenseite. Eine Grundregel des Journalismus nen.116 [Nachträgliche Anmerkung: Obama hat ist, dass man immer die Argumente beider Seiten er- auf Twitter zurzeit mit mehr als hundert Millio- wähnt. nen Followern beinahe doppelt so viele wie Trump Wie gehen sie dann damit um, wenn sie an so einer (Stand Dezember 2018)117] Trump-Veranstaltung angefeindet werden? Trump ist der erste «Twitter-Präsident». Mittels Twit- Ich sehe meine Funktion nicht darin, über die ameri- ter hat er ein direktes Sprachrohr zu seiner Basis. Er kanische Politik zu urteilen, zu urteilen im Allgemei- kann mit Twitter seine Administration, sein Bera- nen. Meine Funktion ist es, zu erklären, was hier ge- ter-Team und die Medien umgehen. Das soziale Netz- schieht. Wenn ich an so eine Veranstaltung gehe, werk ist sein direkter Link zu seinen Wählern. Mit muss ich nicht unbedingt mit den Leuten interagieren. Twitter zeigt sich auch seine demagogische Seite. Oft fange ich einfach auch die Stimmung ein. Es ist Trump hat mit diesem Kurznachrichtendienst wahr- mir wichtig, dass ich beide Seiten zeige, in dem ich lich einen unmittelbaren Draht zu seinen Anhängern beide Lager regelmässig besuche. Ich versuche immer, gefunden. Und die Konservativen haben sehr viele di- möglichst wertfrei zu bleiben. Aber wenn ich abgewie- gitale Gruppen. Diese Bewegungen sind sehr lebendig sen werde, sage ich das durchaus auch. Zum Beispiel und engagiert. Bei den Demokraten kommen diese hat mir einmal ein Anführer einer Bürger-Miliz ge- Bewegungen jetzt auch auf, durch die Widerstandsbe- droht. Er war während der gesamten Berichterstat- wegungen. In Texas tritt beispielsweise ein demokrati- tung nett und freundlich. Aber am Schluss hat er mir scher Abgeordneter, Beto O‘Rourke, für die kommen- gesagt, dass ich auf keinen Fall «Fake-News» produzie- den Senatswahlen gegen Ted Cruz an. O‘Rourke hat ren soll, denn er wisse, wo ich wohne. Das ist sehr eine unglaubliche Bewegung losgetreten und eminent unangenehm, aber ich berichte trotzdem. Aber als viel Geld für seinen Wahlkampf gesammelt– 61 Millio- Schweizer Journalistin hat man auch gewisse Vorteile. nen Dollar. O‘Rourke ist ein «Obama-Kennedy-Typ»: er Die Konservativen halten hierzulande viel von der hat ein starkes Charisma und ist in den sozialen Medi- Schweiz. Wir gelten als ein relativ konservatives Land: en aktiv. Er könnte ein möglicher Präsidentschafts- Wir sind nicht in der EU und haben auch sehr liberale kandidat für 2020 sein. Vielleicht verliert er die Se- Waffengesetze. natswahlen jetzt in Texas, aber er ist ein Shootingstar, Einerseits verabscheut Trump die etablierten Me- ein Hoffnungsträger der Demokraten. Jemanden wie dien und sieht sie als seine Feinde, andererseits ihn brauchen die Demokraten. Ich denke aber auch, scheint er aber auch von ihnen geliebt werden zu dass sich die oben genannten Zahlen nicht miteinan- wollen und profitiert massiv von ihnen. Sehen Sie der vergleichen lassen. Bei Obamas Wahlkampf war das auch so? Twitter noch in den Anfängen, mittlerweile sind die Ja, das ist sehr ambivalent. sozialen Medien etabliert. Anhand dieser Zahlen kann Wirkt sich die neue Regierung direkt auf ihre Ar- man jedoch aufzeigen, wie sehr die sozialen Medien beit als Korrespondentin aus? Beziehungsweise an Wichtigkeit zugenommen haben. arbeiten sie anders als z.B. zwischen 2006 bis [Anmerkung des Verfassers: Der Ted Cruz musste am 2008, als sie freischaffende Korrespondentin in Wahlabend lange um seine Bestätigung zittern, setzte den USA waren? Gibt es merkbare Unterschiede? sich dann aber mit 51 Prozent knapp gegen seinen demo- Der merkbarste Unterschied ist sicherlich die bereits kratischen Kontrahenten Beto O‘Rourke durch.] angesprochene Polarisation. Die heutige Medienfeind- Eine letzte Frage: Ist Trump eine Phase oder wird lichkeit gab es noch nicht – oder zumindest nicht in sich das längerfristig halten können? Diese starke diesem Mass. Und ich habe viel mehr zu tun: Trump Polarisierung, die Feindbilder, die Kompromisslo- ist für uns Journalisten sehr anstrengend. An einem sigkeit? Tag ist die Ernennung Kavanaughs ein Thema, und Das ist eine sehr schwierige Frage. Das kann ich nicht dann plötzlich gibt es zum Beispiel wieder Neuigkei- beantworten. Alle Anhänger der Demokratie und des ten im Handelskrieg zwischen den USA und China. guten Anstandes hoffen natürlich stark, dass es sich Ein Thema jagt das andere, es läuft immer alles paral- um eine vorübergehende Phase handelt. Aber ehrlich lel, es kommt immer wieder ein neues Thema an die gesagt, sehe ich momentan kein Ende. Ich sehe mo- Oberfläche. Das liegt auch daran, dass Trump immer mentan auch nicht, wie dem Ganzen ein Ende gesetzt alles maximal eskalieren lässt. Und wie bereits er- werden kann. Auch wenn die andere Seite gewinne wähnt, gibt es keine Kompromissbereitschaft mehr würde, glaube ich nicht, dass dieser Geist, diese Stim- zwischen den beiden politischen Lagern. Die Kommu- mung, sich einfach auflösen wird. Es sind schwierige nikation zwischen den beiden Fronten scheint nicht Zeiten. Vielleicht ist das auch eine Generationenfrage. mehr existent zu sein. Ich weiss nicht, wie das noch Um abzuschliessen: ich kann die Frage nicht beant- funktionieren soll – das ist für eine Demokratie defini- worten. Ich glaube nicht, dass das spontan aufhören tiv nicht gut. wird – ich denke, es ist mehr als nur eine Phase, und Auch Barack Obama nutzte die sozialen Medien, Trump ist wie bereits erwähnt eher als ein Symptom um Stimmen zu gewinnen. Bis im Juni 2016 ver- seiner Zeit zu sehen. Ich hoffe einfach, dass wir in der fügte mit knapp 8 Millionen Followern kein Politi- Schweiz diese Kompromissbereitschaft nicht verlie- ker über eine grössere Twitter-Basis als er. Mit ren, man muss ihr Sorge tragen.118 Ausnahme Donald Trumps, der zu dieser Zeit über 8.6 Millionen Anhänger auf der Plattform hatte, im Oktober 2018 waren es bereits über 55 Millio-

Kapitel 2 | 36 KAPITEL 3 – ERGEBNIS: VERGLEICH UND FAZIT

3.1 Vergleich

3.1.1 Die Parallelen 3.1.1.1 Der Vorwurf der Behinderung der Justiz Die wohl offenkundigste Parallele zwischen Watergate und der Russland-Affäre ist der Vorwurf der Justizbehin- derung. Als Nixon davon erfuhr, dass einige Agenten des FBI den Watergate-Einbruch für eine verdeckte CIA-Operation hielten, erteilte Nixon der CIA die Anweisung, das FBI dazu zu bewegen, die Ermittlungen aus «Gründen der nationalen Sicherheit» einzustellen. Dies erinnert stark an Comeys Vorwurf, Trump habe Mitte Februar 2017 versucht, den FBI-Direktor zu überreden, die Ermittlungen gegen Trumps Nationalen Sicherheits- berater Michael Flynn einzustellen. Weiter soll Präsident Trump seinen damaligen Justizminister Sessions wie- derholt aufgefordert haben, die Russland-Ermittlungen einzustellen. Zudem soll Trump versucht haben, Sessi- ons von seinem Vorhaben abzubringen, wegen Befangenheit in der Russland-Affäre in den Ausstand zu treten. Es muss jedoch beachtet werden, dass Nixons Bemühungen zur Obstruktion der Justiz seinerzeit aufgezeichnet wurden und somit ein klarer Beweis vorlag. Entscheidend ist, ob mit Trumps obig genanntem Vorgehen der Straftatbestand der Justizbehinderung bereits erfüllt wäre – Muellers Beweisführung in diesem Zusammen- hang ist scheinbar schon weit fortgeschritten. Trumps Anwälten zufolge ist der Vorwurf der Justizbehinderung jedoch schon aus grundsätzlichen Überlegungen verfehlt, denn als Chef der Exekutive habe der Präsident die Aufsicht über die Justizbehörden und weitreichende Kompetenzen zu deren Steuerung. Die Frage nach einer möglichen Justizbehinderung kann wohl nur in einem Amtsenthebungsverfahren abschliessend beantwortet werden. Ebenfalls als Parallele im Zusammenhang mit der Behinderung der Justiz erscheint die Tatsache, dass beide Präsidenten einen Chefermittler absetzten. Anfangs Mai 2017 entliess Präsident Trump FBI-Direktor James Comey, der aufgrund der Russland-Ermittlungen als nahezu unantastbar galt, mit einer obskuren Begründung. Nixon erzwang im Zuge des «Saturday Night Massacre» die Absetzung von Sonderermittler Archibald Cox. Je- doch muss auch hier wieder differenziert werden, denn Comey war der Chef einer Ermittlungsbehörde und kein Sonderermittler, seine Absetzung ist legitim, sie bleibt dennoch sehr suspekt. Sonderermittler Mueller, der ge- gen Trump ermittelt, ist noch im Amt, auch wenn Trump die Möglichkeit «sondiert» haben soll, ihn zu entlas- sen, und Matthew Whitaker, kommissarischer Justizminister, gedroht hat, Muellers Budget zu kürzen. Eine Absetzung Muellers ist politisch sehr heikel und scheint momentan eher unwahrscheinlich. 3.1.1.2 Das Verhältnis zu den Medien Eine weitere beunruhigende Parallele ist auch festzustellen, wenn man Trumps und Nixons Verhältnis zu den Medien untersucht. Sowohl Nixon als auch Trump sahen respektive sehen die Medien als ihren Feind in einer Agonie, als einen Teil der Elite, des Establishments, als eine Komponente der Macht. Nixons Vizepräsident Spiro Agnew betitelte Fernsehmoderatoren und Nachrichtensprecher als geschlossene Bruderschaft von privi- legierten Männer, Nixon selber riet seinem Nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger, er solle nie verges- sen, dass die Presse ihr Feind sei. Trump nannte Medien, die «Fake News» produzierten, «Feinde des Volkes». Aber genau so, wie sie die Medien hassten, profitierten beide Präsidenten massiv von ihnen und gingen bezie- hungsweise gehen geschickt mit ihnen um. So instrumentalisierte Nixon beispielsweise die Presse für seine Jagd auf Alger Hiss in den 1950-Jahren, die ihn landesweit bekannt machte. Trump schreibt in einem seiner Bücher offen darüber, dass er die Medien nutze, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Der Inhalt ist dabei offenbar zweitranging. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Trump ohne die Medien nie Präsident geworden wäre. Nixon sah sich von der Presse nachteilig behandelt, in seiner «letzten Pressekonferenz» warnte er die Reporter, dass sie nun «keinen Nixon mehr haben, auf dem sie herumhacken können». Auch Trump findet, dass ihn die Medien «schlecht behandeln». Was jedoch neu zu sein scheint, ist die Ära der «Fake-News» – «wenn Fakten zu Glaubenssätzen werden», wie es SRF-Korrespondentin Isabelle Jacobi ausdrückt. Das Vertrauen in die Medien, scheint, zumindest teilweise, verloren gegangen zu sein. Auch hier ist trotz der obig genannten verblüffend ähnlichen Parallelen zu differenzieren. Als die «New York Times» im Juni 1971 Teile der «Pentagon-Papers» veröffentlichte, wollte Nixon die «Times» verklagen, drei Tage später erwirkte das Justizministerium eine einstweilige Verfügung gegen die Zeitung, die der Supreme Court rund zwei Wochen später jedoch aufhob. Hier zeigt sich ein signifikanter Unterschieden, denn auch wenn es immer wieder zu Scharmützel zwischen Trump und den Medien gekommen ist, scheint die Pressefreiheit mo- mentan dennoch nicht ernsthaft gefährdet, da Trump die Pressefreiheit zu respektieren scheint. 3.1.1.3 Die Polarisierung Während des Vietnamkrieges spitzte sich die innenpolitische Lage in den USA immer weiter zu, die politischen Gegensätze entwickelten sich zu «einem offenen Feindverhältnis». Beispiele dafür sind das Bekanntwerden des Kriegsverbrechens von US-Truppen in My-Lai, der Invasion Kambodschas und die Publikation der «Penta- gon-Papers». Nixon war der Meinung, man sollte die «verdammten Wichser vor Gericht stellen», die der «New York Times» die «Pentagon-Papers» zukommen liessen. Es herrschte eine tiefe Kluft zwischen Nixon-Anhänger und -Gegnern. Während sich die USA damals in einer gravierenden physischen Auseinandersetzung in Form

Kapitel 3 | 37 des Vietnamkriegs befanden, befinden sich die Vereinigten Staaten heute in einem «mentalen Grabenkrieg». Auch heute ist eine starke Polarisierung der politischen Lagern in den USA zu erkennen, insbesondere sind auch die Medien stark gespalten und Präsident Trump hetzt seine Basis gegen die Medien auf. Das gegenseitige Wohlwollen, der Wille zum Konstruktiven, ohne welche eine Demokratie gefährdet ist, scheint verschwunden zu sein. Eine Spaltung der politischen Lager ist zwar seit längerer Zeit zu beobachten, mit Trump erreicht sie jedoch eine dramatische Zuspitzung. 3.1.1.4 Privatdiplomatie Nixons Bemühungen vor den Präsidentschaftswahlen 1968 einen inoffiziellen Draht zu Südvietnams Präsident Nguyen Van Thieu in Saigon über einen Botschafter herzustellen, erinnert stark an Kushners angeblichen Ver- such, einen geheimen und verschlüsselten Kommunikationskanal in der russischen Botschaft zwischen Trumps Team und dem Kreml zu errichten, um bis zum Amtsantritt strategische Fragen besprechen zu können. Auch hier ist jedoch wieder zu beachten, dass es im Falle Kushners zurzeit noch an konkreten Beweisen mangelt.

3.1.2 Die Unterschiede 3.1.2.1 Die Protagonisten – Nixon und Trump Ein bezeichnender Unterschied der beiden Fälle ist in den Personen Nixons und Trumps auszumachen. Auch wenn es erstaunliche Parallelen zwischen den beiden Affären gibt, unterscheiden sich ihre Protagonisten den- noch stark. Obwohl Ähnlichkeiten zwischen Nixon und Trump existieren, zum Beispiel in puncto ihres Verhält- nis zu den Medien, stehen sie sich in manchen Punkten doch diametral gegenüber. So war Nixon ein Politprofi, vor seiner Präsidentschaft sass er im Repräsentantenhaus, danach im Senat und war schliesslich acht Jahre lang Eisenhowers Vizepräsident. Nixon, dessen Start seiner politischen Karriere in den Beginn der Mc- Carthy-Ära fiel, galt als «glühender Antikommunist». Er bereitete sich akribisch auf die Präsidentschaftswahl vor, teils auch mit illegalen Mitteln. Trump hingegen übernahm mit der Präsidentschaft das erste politische Amt seines Lebens, sein Wahlkampf schien unorganisiert und er war nur schwer von der Notwendigkeit eines Übergangteams zu überzeugen. Trump kommt aus der Immobilienbranche und richtete in der Vergangenheit sein politisches Engagement oft nach geschäftlichen Interessen, sowohl Woodward als auch Wolff zeichnen in ihren Büchern das Bild eines Opportunisten. Trump agiert auch als Präsident wie ein Geschäftsmann – er sieht sich als «Deal-Maker». Ein weiterer Punkt ist ihr Elternhaus. Nixons Vater war ein armer Zitronenfarmer, der mit seinem Gemischtwarenladen die Familie nur knapp durchbrachte. Nixon erhielt durch seinen Ehrgeiz ein Stipendium für ein Jurastudium an einer renommierten Universität. Trump ist Sohn eines reichen Immobilien- unternehmers. Er inszeniert sich gerne als «Selfmademan». Diesem Bild widersprach jedoch im Oktober 2018 ein Artikel der «New York Times», der Trump als «einen von Kindsbeinen auf verwöhnten Sohn, der vom Vater finanziell stets abhängig blieb» beschrieb. 3.1.2.2 Impeachment Nixon trat angesichts eines drohenden Amtsenthebungsverfahren zurück, die juristischen sowie die politi- schen Voraussetzungen für das Impeachment waren zweifellos erfüllt. Trotz Forderungen eines Impeachments gegen Trump sind diese Voraussetzungen nicht gegeben. Auch wenn die Demokraten nach den «Midterms» 2018 wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, wo ein solches Verfahren eingeleitet werden würde, müsste dies danach durch den noch immer republikanischen Senat mit einer Zweidrittelmehrheit abgesegnet werden, was im Moment sehr unrealistisch scheint, denn die allermeisten Republikaner stehen hinter ihrem Präsidenten. Daneben ist die juristische Beweislage für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump (noch) nicht genügend belastend. 3.1.2.3 Die Beweislage Für Nixons Verbrechen und Amtsmissbrauch gab es klare Beweise, allen voran das berühmte «Smoking-Gun-Ta- pe». Im Falle der heutigen Russland-Affäre kam es zwar bereits zu Dutzenden Anklagen und ersten Verurteilun- gen. Unter den Angeklagten sind auch drei der engsten Mitarbeiter Trumps während seiner Wahlkampagne: Michael Cohen, Paul Manafort und Michael Flynn. Im Dezember 2018 wurde Cohen wegen Finanzdelikten und Lügen gegenüber dem Kongress zu drei Jahren Haft verurteilt. Damit dürfte Trumps Luft zwar dünner werden, entscheidende Fragen sind momentan allerdings noch offen. Ausser den E-Mails von Trump Jr. existieren im Moment noch keine Beweise für eine unmittelbare Kooperation zwischen Trumps Team und Moskau. Weiter ist auch unklar, ob es zu direkten Kontakten zwischen Trump selbst und der russischen Regierung kam.

Kapitel 3 | 38 3.2 Fazit

«Die Presse: Watergate und die Zeiten Trumps – ein Déjà-vu?» – diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Die Ermittlungen gegen Trump weisen einige, zumindest auf den ersten Blick, ek- latante Parallelen zur Watergate-Affäre auf. So scheinen der Vorwurf der Justizbehinderung, das Verhältnis der Regierung zu den Medien, die Polarisierung der Gesellschaft sowie weitere Aspekte erstaunlich ähnlich. Je- doch muss auch innerhalb dieser Punkte wiederum differenziert werden. Neben den genannten Parallelen existieren dennoch auch signifikante Unterschiede und Divergenzen. Hier sind die Unterschiede in der Person zwischen Nixon und Trump zu nennen. Die gewichtigste Differenz zwi- schen den beiden Affären ist jedoch die Beweislage: Zwar stehen mehrere Personen von Trumps nächstem Umfeld in Verdacht, gegen Trump selber fand man bisher aber noch keine Beweise für eine Verschwörung mit Moskau, ausserdem stehen die meisten Republikaner noch immer hinter ihrem Präsidenten. Folglich sind bei Trump die juristischen als auch die politischen Voraussetzungen für ein allfälliges Impeachment nicht erfüllt. Somit ist noch vieles offen und hängt von Muellers Untersuchung und den Untersuchungsausschüssen des Kongresses ab. Abschliessend komme ich aufgrund meiner Recherchen und trotz obig genannten Differenzierungen zum Schluss, dass sich Watergate und die Russland-Affäre vergleichen lassen. Wenngleich signifikante Unterschie- de zwischen den beiden Fällen auszumachen sind, überwiegen die Parallelen – speziell auch bezüglich der Medien –, sodass ich der Meinung bin, dass man in der Russland-Affäre tatsächlich von einem Déjà-vu bezüg- lich Watergate sprechen kann.

Kapitel 3 | 39 4. ANHANG

4.1 Einführung in das politische System der Vereinigten Staaten 4.1.1 Der Unterschied zwischen dem parlamentarischen und präsidentiellen Regierungssystem Die Verfassung der Vereinigten Staaten ist unter anderem durch die Gewaltenteilungstheorie des französischen Staatsphilosophen Charles Louis de Montesquieu (1689–1755) geprägt. Gemäss seiner Theorie «werden Legisla- tive, Exekutive und Judikative voneinander getrennt und drei unterschiedlichen Staatsorganen, dem Parlament, der Regierung und der Justiz, zugeteilt.»1 Zu beachten ist jedoch, dass Montesquieu «eine rigide Trennung der Staatsfunktionen in Legislative, Exekutive und Judikative»2 keineswegs anstrebte und dass die Verfassung der USA «kein entsprechendes System verwirklicht»3 hat. Weiter ist zu beachten, dass der Begriff «Präsidialsystem» für das amerikanische System irreführend sei, da «dieser Begriff die Wechselbeziehung zwischen Exekutive und Legislative verschleiert und die Rolle des Kon- gresses im System unzulässig vernachlässigt.»4 Zwischen dem parlamentarischen Regierungssystem, welches in Europa dominierend ist, und dem präsidenti- ellen System der USA gibt es einige zentrale Strukturunterschiede: •• Der Kongress und der Präsident werden in den USA in getrennten Wahlen bestellt, im parlamentari- schen Regierungssystem entscheidet eine einzige Wahl über die Zusammensetzung von Parlament und Regierung, auch wenn die Möglichkeit unterschiedlicher Koalitionen gegeben ist5 •• Die Regierung im parlamentarischen System wird also vom Parlament gewählt und kann von ihm auch wieder abberufen werden. Diese Möglichkeit hat der Kongress in den Vereinigten Staaten normalerwei- se nicht. Das einzige Instrument des Kongresses, um die Regierung ihres Amtes zu entheben, ist das sogennante «impeachment». Ein Impeachment ist jedoch nicht vergleichbar mit einer Abberufung der Regierung durch das Parlament in einem parlamentarischen System (wie zum Beispiel in Deutschland durch das konstruktive Misstrauensvotum gemäss Artikel 67 der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland) – es handelt sich dabei um eine Amtsenthebung, bei der in einem justizähnlichen Verfah- ren dem Präsidenten strafrechtlich relevante Vergehen nachgewiesen werden müssen6 •• Umgekehrt kann der Präsident der Vereinigten Staaten den Kongress nicht auflösen, im Gegensatz zum Bundeskanzler, der gemäss Artikel 68 der Verfassung den Bundespräsidenten um Auflösung des Bun- destags bitten kann7 •• Im parlamentarischen Regierungssystem ist die Exekutive geteilt: Die repräsentativen Staatsaufgaben liegen beim Staatsoberhaupt, sei dies in Form eines Monarchen (z.B. das Vereinigte Königreich), eines Staatspräsidenten (z.B. Frankreich) oder eines Bundespräsidenten (z.B. Deutschland). •• Die eigentliche Regierungsmacht bleibt dem Regierungs- chef vorbehalten, in Form eines Premierministers (z.B. das Vereinigte Königreich), einer Kanzlerin (z.B. Deutschland) oder Ministerpräsidenten (z.B. Dänemark)8 •• Der amerikanische Präsident vereinigt diese zwei Rollen: «Als Staatsoberhaupt ist er überparteilicher Symbolfigur mit vielfältigen Repräsentationspflichten, als Regierungs- chef Politiker, der im Konfliktfeld von Parteien und Interes- sen seine eigene Konzeption durchzusetzen versucht.»9 In parlamentarischen Systemen hat die Regierung die Mög- lichkeit, Gesetzesvorlagen ins Parlament einzubringen. Dies ist dem Präsidenten der USA formal verwehrt, dabei muss jedoch beachtet werden, dass «entgegen der formalen Bestimmungen der Verfassung ein erheblicher Teil der im Kongress initiierten Gesetze heute aus der Exekutive kommt. […] Offiziell werden die Gesetzesinitiativen des Prä- sidenten dann von ihm nahestehenden Kongressabgeord- neten eingebracht.»10 Ferner kommen «empirische Unter- suchungen […] übereinstimmend zu dem Resultat, dass Gesetze viele Väter haben, […] dass ihre Urheberschaft sel- ten eindeutig auszumachen ist, wobei abwechselnd Aus- schüsse des Kongresses […] oder Abteilungen der Exekuti- ve die Initiatoren und treibenden Akteure sind»11 Ausserdem besitzt der Präsident der Vereinigten Staaten das Vetorechts gegen Beschlüsse des Kongresses, wobei er jedoch durch eine Zweidrittelmehrheit der beiden Häuser Abb. 12: René und Jann Stäbler vor dem Weissen überstimmt werden kann12 Haus in Washington DC am 12. Oktober 2018.

Anhang | 41 4.1.2 Der Präsident, sein Kabinett und das Exekutivbüro Der Präsident Der Präsident der Vereinigten Staaten ist der Chef der Exekutive («Chief Executive»), Oberbefehlshaber der Streitkräfte («Commander-in-Chief») und nimmt Aufgaben in der Aussenpolitik als «Chief Diplomat» wahr.13 Obwohl in einem präsidentiellen Regierungssystem wie bereits erwähnt die Funktionen des Regierungschefs und des Staatsoberhaupts in einer Person zusammenfallen, haben die USA trotzdem eine geteilte Exekutive, nur dass der wesentliche Bruch «allerdings zwischen dem Präsidenten und seinem persönlichen Beraterstab auf der einen und den Ministerien bzw. der Bürokratie auf der anderen Seite»14 verläuft. Das Kabinett Sein Kabinett setzt sich neben dem Präsidenten und seinem Vizepräsidenten aus den Ministern der aktuell 15 Ministerien und anderen vom Präsidenten designierten Spitzenbeamten und persönlichen Beratern zusam- men.15 Das Kabinett hat in den Vereinigten Staaten die Rolle als «beratendes Organ und trägt keine kollektive Verantwortung für die Regierungspolitik. »16, die finale Entscheidungsgewalt im Exekutivbereich liegt beim Präsidenten17. Die Mitglieder des Kabinetts werden vom Präsident ernannt und bedürfen der Zustimmung des Senats, die er jedoch im Normalfall erhält.18 Auch kann er «bei offen zutage tretenden Differenzen zwischen Präsident und Kabinettsmitgliedern […] diese»19 entlassen. Als «Reich an Tradition, doch arm an Autorität [… und] unprofiliertes, informelles Kollegium von minimalem politischem Einfluss»20 beschreiben Merkl und Raabe das Kabinett. Bei der Erörterung präsidentieller Ent- scheidungen stützt sich der Präsident in erster Linie auf seinen Stab persönlicher Berater und auf die von ihm berufenen Beamten im Exekutivbüro.21 Das Exekutivbüro Der «institutionelle Mittelpunkt»22 der Exekutive stellt dann auch das Executive Office des Präsidenten dar. Das Executive Office ist ein verzweigter Organisationsapparat, der sich aus dem , – welches rund 450, je nach Administration, Mitar- beiter beschäftigt – und verschiedenen Beraterstäben des Präsi- denten zusammensetzt. Die Posten des White House Offices kann der Präsident frei besetzen und ist dabei nicht an den Kongress gebunden – ihm wird weitgehend freie Hand gewährt, so dass er das Büro nach seinen «Vorstellungen und Bedürfnissen struktu- rieren kann»23. So ist es ihm möglich, dort seine engsten Vertrau- ensleute zu postieren, «von denen er Rat und Kritik, letztlich aber auch eine bedingungslose Unterstützung seiner Politik erwarten kann.»24 Somit nimmt das White House Office einen vorrangigen Platz ein. Dabei ist der ranghöchste Mitarbeiter des White House Office sogleich auch der wichtigste Mann in diesem Team – der Stabschef des Weissen Hauses (White House Chief of Staff). So war Harry R. Haldeman, der Stabchef von Präsident Richard M. Nixon von 1969–1973, bereits während dem Präsidentschaftswahlkampf Abb. 13: Im Eisenhower Executive Office Building von 1960 an Nixons Seite und leitete dessen gescheiterten Wahl- befinden sich Teile des Exekutivbüros. Es steht kampf um den Gouverneursposten in Kalifornien 1962. Tim Weiner ganz in der Nähe des Weissen Hauses. beschreibt Haldemans Aufopferungsbereitschaft für den Präsiden- ten als beinahe übermenschlich: «Er arbeitete 100 Stunden die Woche […] war 1561 Tage Stabschef im Weissen Haus; in dieser Zeit war er weniger als 30 Tage von Nixon getrennt. […] Kein Präsident und kein König hatte je- mals einen loyaleren Diener. […] Nur über ihn kam man an den Präsidenten heran.»25 Die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter des WHOs (White House Office) sind vielfältig: «‹Verkauf› der Politik des Präsidenten gegenüber dem Kongress und Öffentlichkeit, Beratung des Präsidenten in allen Politikfeldern inkl. der Koordinierung der an den Präsidenten herangetragenen Vorschläge der Departements, Kontrolle des Ter- minkalenders des Präsidenten, Überwachung der Bürokratie u.ä.m.».26 Im Gegensatz dazu bedarf der Präsident bei der Besetzung der entscheidenden Positionen in den anderen Behörden und Beraterstäben des Executive Office der Zustimmung des Senats. Darunter sind folgende zwei weitere wichtige Organisationen beziehungs- weise Kommissionen des Executive Office: •• Das «Office of Management and Budget» (OMB) erarbeitet den Haushaltsvorschlag des Präsidenten ge- genüber des Kongresses •• Das National Security Council (NSC) und sein Stab ist ein gewichtigstes Beratungsorgan des Präsidenten im aussen- und sicherheitspolitischen Bereich. Den Direktor des NSCs allerdings kann der Präsident ohne Zustimmung des Senats ernennen, was «von einigem Gewicht in der amerikanischen Exekutive ist»27. Den Einfluss von Präsident Nixons Vorsitzenden des NSCs von 1969 bis 1973, Henry A. Kissinger, wird wohl durch einen Witz, der unter Kissingers Mitarbeiter kursierte, ziemlich gut umschrieben: Nixon habe «bei weltbewegenden Entscheidungen drei Optionen […]: 1. Bedingungslose Kapitulation, 2. Atomkrieg, 3. Kissingers Empfehlung.»28 Eine Übersicht über das gesamte Regierungssystem (inkl. der restlichen Organisationen des Executive Office) ist am Ende des Textes auf den Seiten 49/50 zu finden (Abb. 16).

Anhang | 42 Abb. 14: Symbol der amerikanischen Legislative: Das Kapitol-Gebäude in Washington DC, Sitz des amerikanischen Kongresses.

4.1.3 Das Verhältnis zwischen dem Kongress und dem Präsidenten Der Kongress Der effektive Widerpart des Präsidenten ist der Kongress. Ihm kommt nach Artikel I der Verfassung die gesetz- gebende Gewalt (Legislative) des Bundes zu und kann als «mächtigste[s] Parlament der westlichen Demokrati- en»30 betrachtet werden. Der Kongress nimmt drei Aufgaben wahr:31 •• Gesetzgebung •• Haushaltsberatung und -beschlussfassung («power of the purse») •• Kontrolle des Präsidenten und der Exekutive («oversight») Seine Kernkompetenz liegt in der Gesetzgebung, er hat aber auch noch andere Kompetenzen. Darunter ist die Erhebung von Steuern und die Kreditaufnahme und das Recht der Kriegserklärung. Der Kongress hat die Fi- nanzhoheit über alle Bundesausgaben. Die Kontrolle der Staatsausgaben («power of the purse») bezeichnen Merkl und Raabe als eines des wichtigsten Rechtes des Kongresses überhaupt.32 Der Kongress der USA besteht aus zwei Kammern, dem Senat und dem Repräsentantenhaus, die mehrheitlich eine gleichberechtigte Rolle im Gesetzgebungsprozess spielen.33 Die Senatoren im Senat vertreten die Einzelstaaten, wobei jeder Einzelstaat – unabhängig von seiner Grösse und Einwohnerzahl – zwei Senatoren stellt. Bei den aktuell 50 Einzelstaaten der USA hat der Senat folglich 100 Mitglieder. Die Senatoren werden für sechs Jahre in direkter Wahl gewählt, alle zwei Jahre wird ein Drittel des Senats neu gewählt. Das Repräsentantenhaus besteht aus 435 Mitgliedern, deren Mandate auf die Einzelstaaten entsprechend proportional zu ihrer Einwohnerzahl verteilt werden, wobei das Repräsentantenhaus alle zwei Jahre komplett neu gewählt wird. Die im Senat oder im Repräsentantenhaus initiierten Gesetze (der Präsident hat offiziell keine Möglichkeit, Gesetze einzubringen, jedoch kommt entgegen der formalen Bestimmungen der Verfassung heute ein erheblicher Teil der Gesetzesvorlagen aus der Exekutive, die von dem Präsidenten nahe- stehenden Kongressabgeordneten eingebracht werden34) gehen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zu- nächst an einen oder mehrere Ausschüsse und von dort an einen Unterausschuss, um danach wieder im Plen- um des Ausschusses behandelt zu werden. Ein weiterer Faktor stellt das «Rules Committee» des Repräsentantenhauses dar. Dieses legt die Bedingungen und den Zeitpunkt der Beratung der Vorlage im Plen- um fest, ein entsprechender Ausschuss fehlt im Senat (diese Funktion übernimmt dort normalerweise der Vorsitzende der Mehrheitsfraktion in Absprache mit seinem Kollegen der Opposition.) Wenn das Plenum eines Haues eine Gesetzesvorlage verabschiedet hat, geht diese an die andere Kammer des Kongresses, wo sich der obig genannte Prozess in ähnlicher Weise wiederholt. Kommen das Repräsentantenhaus und der Senat zu ab- weichenden Vorlagen, versucht das «conference committee» (bestehend aus Fachleuten aus beiden Häusern) einen kongruenten Vorschlag zustande zu bringen – dieser muss daraufhin wieder von beiden Kammern bestä- tigt werden. Die nächste Station ist dann das Weisse Haus – der Präsident kann binnen zehn Tagen sein Veto einlegen. Ist auch diese Hürde genommen und unterschreibt der Präsident die Gesetzesvorlage, kann das Ge- setz in Kraft treten.35

Anhang | 43 Das Vetorecht des Präsidenten Der Präsident verfügt über zwei Blockierungsmöglichkeiten, um die vom Kongress verabschiedeten Gesetze zu verhindern. Zuerst sei hier das förmliche Veto genannt, das der Präsident gegen jedes Gesetz des Kongresses einlegen kann – allerdings kann dieses durch eine Zweidrittelmehrheit in beiden Häusern überstimmt werden. Die zweite Möglichkeit ist das «pocket veto». Wird dem Präsident eine Vorlage erst in den letzten zehn Tagen vor einer längeren Vertagung des Kongresses übermittelt, so kann er ihn durch schlichte Nichtunterzeichnung unwirksam machen. Die Chance, dass ein präsidentielles Veto vom Kongress überstimmt wird ist relativ gering, wobei es jedoch je nach Präsident Unterschiede gibt. So wurde keines von Kennedys und Johnsons Vetos über- stimmt – rund 13% der Vetos jedoch von Nixon, Ford, Carter und Reagan wurden überstimmt. Bush sen. und Clinton wurden je ein beziehungsweise zwei Mal überstimmt. Ein Drittel von George W. Bushs Vetos allerdings kassierte der Kongress. Von Obamas Vetos wurden nur eines überstimmt – nämlich zu einem Gesetz, das den Hinterbliebenen der Opfer der Terrorattacken des 11. Septembers 2001 erlaubt, Saudi-Arabien für jegliche Rolle betreffend des Anschlags zu verklagen. Das Vetorecht des Präsidenten bezieht sich immer nur auf das gesamte Gesetz – die Möglichkeit, einzelne Passagen mit einem Veto zu belegen, existiert momentan nicht.36 Der Grossteil der Gesetzesvorlagen – nämlich rund 95% – scheitert jedoch nicht am Veto des Präsidenten, son- dern bereits schon in den Ausschüssen beziehungsweise Unterausschüssen im Kongress.37 Die Machtbeziehungen und -verschiebungen zwischen dem Präsidenten und dem Kongress Seit dem 19. Jahrhundert kam es zu einer Machtverlagerung vom Parlament zur Regierung. Der entscheidende Faktor für diesen Prozess war der zu Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Wandel «vom liberalen Nacht- wächterstaat zum modernen ‹état actif› (Bertrand de Jouvenel).» Dieser Wandel führte zu einer Vermehrung der Staatsaufgaben, die nur noch mit Grossbürokratien zu bewältigen waren.38 Weiterhin setzte eine Internationa- lisierung der Politik ein, die internationale Zusammenarbeit ge- wann an Bedeutung, dies zementierte wiederum die Machtpositi- Nachtwächterstaat on der verhandlungsführenden Regierung. Jedoch hat dabei auch «Bezeichnung für einen Staat, der sich am der Kongress an Macht zugenommen. So forderte der Ausbau der Prinzip des Laissez-faire orientiert und nicht Bürokratie eine Ausformung einer Gegenbürokratie beim Parla- in den Wirtschaftsprozess eingreift, also ment, um die Regierung zu kontrollieren. Eine Installierung einer keine aktive Wirtschaftspolitik betreibt, entsprechenden Gegenbürokratie erwies sich in den parlamenta- sondern lediglich Rahmenbedingungen für rischen Regierungssystemen aufgrund der mehr oder wenigen die Wirtschaft setzt und z. B. Privateigen- engen Verflechtung von Regierung und Regierungsmehrheit als tum gewährleistet oder für Sicherheit problematisch, da eine solche Bürokratie in erster Linie der Oppo- sorgt.»[A] sition von Nutze gewesen wäre. Der Kongress hingegen – der auf- grund dessen, dass die Regierung und das Parlament in verschie- «état actif» und Bertrand de Jouvenel denen Wahlen bestellt werden39, unabhängig von der Exekutive «Bertrand de Jouvenel war ein französischer ist – sah sich mit keinerlei Begründungsproblemen für den Aus- Hochschullehrer und politisch-philosophi- bau einer begrenzten Gegenbürokratie konfrontiert. So ist die scher Publizist.»[B] Zahl der persönlichen Mitarbeiter der Abgeordneten und der Aus- Der «état actif» ist eine Bezeichnung für den schüsse seit 1930 gestiegen, um dem Machtzuwachs der Exekutive modernen Sozialstaat. zu begegnen (kongressinterne Reformen).40 Ausserdem versuchte der Kongress in den 1970er-Jahren, die als bedrückend empfundene Übermacht des Prä- sidenten durch diverse Reformen zu verringern. Das Präsidentenamt hatte durch den Vietnamkrieg öffentliches Ansehen eingebüsst, der Rücktritt von Nixons Vizepräsident Spiro Agnews aufgrund eines Bestechungsskan- dals trug auch das seinige dazu bei. Nixon selber betrieb gegenüber dem Kongress eine Politik der Missach- tung. Lincoln glaubte, es gebe Situationen, in denen der Präsident das Gesetz brechen müsse, um das Land zu retten – und Nixon sah das genauso: «Sein Handeln im Interesse der nationalen Sicherheit könne daher von niemandem in Frage gestellt werden, nicht von den Gerichten, nicht vom Kongress und ganz gewiss nicht von den Bürgern.»41 Als die Nordvietnamesen im Januar 1970 im nördlichen Laos grosse Truppenkontingente zu- sammenzogen, entschied sich Nixon für dessen geheime Bombardierung – «wenn der Kongress und das ameri- kanische Volk herausfänden, dass der Krieg weit jenseits der vietnamesischen Grenzen stattfand, wäre der Teufel los.»42 Ausserdem weigerte sich Nixon schlicht, im Haushaltsgesetz vorgesehene Summen auch auszu- geben («impoundment»). Und bezüglich der Watergate-Affäre probierte er dem Kongress Informationen vorzu- enthalten, in dem missbräuchlich vom «executive privilege» Gebrauch machte. «Auf diese Weise bescherte Nixon dem Kongress das Meinungsklima, das dieser zur Durchsetzung von wichtigen Reformen benötige.»43 Unter diesen Reformen fand sich auch der «War Powers Act von 1973, gegen den Nixon erfolglos sein Veto ein- gereicht hatte. Der «War Powers Act» stellt eine Reaktion auf den nicht erklärten Krieg in Vietnam dar. Unter anderem schreibt dieses Gesetz vor, dass der Präsident den Kongress über Truppenentsendungen ins Ausland zu konsultieren hat und dass die Truppen spätestens nach sechzig Tage zurückzuziehen sind, wenn der Kon- gress den Präsidenten in der Zwischenzeit nicht zur Fortführung der Militäraktion ermächtigt hat.44 Die Wirkung dieser Reformen ist jedoch auch nicht zu überschätzen. Hübner und Münch beschreiben die heu- tige Beziehung zwischen dem Kongress und dem Präsidenten folgendermassen: «Die Machtbeziehungen zwischen dem Kongress und dem Präsidenten sind nicht allein mit Reformen innerhalb eines Zweiges des Regierungssystems zu erklären. Sie sind abhängig von deiner Vielzahl von Faktoren: von den

Anhang | 44 Mehrheiten im Kongress, von der Persönlichkeit und Überzeugungskraft des Präsidenten, von seiner Fähigkeit, via Öffentlichkeit Druck auszuüben («going public»), von den Haltungen und Erwartungen der Wählerschaft, von der internationalen Lage, von innen- und aussenpolitischen Krisensituationen, von der jeweiligen Interpretation der Verfassung, von den Einflussmöglichkeiten der Interessensverbände, von der Kohäsion der Parteien usw.»45 Ausserdem ist zu beachten, dass zwischen der Innen- und Aussenpolitik unterschieden werden muss. Allge- mein ist die Machtbegrenzung in der Innenpolitik wirksamer als in der Aussenpolitik – der aussenpolitische Handlungsspielraum des Präsidenten ist weniger eingeschränkt als sein innenpolitischer.46 Das «Impeachment» Der Kongress hat die Möglichkeit, durch ein sogenanntes «Impeachment» den Präsidenten seines Amtes zu entheben. Ein «Impeachment» ist jedoch nicht mit dem Abberufungsrecht parlamentarischer Regierungssyste- me zu vergleichen. Der Kongress der Vereinigten Staaten kann den Präsidenten nicht einfach aufgrund politi- scher Meinungsverschiedenheiten oder veränderter Mehrheiten absetzen. Vielmehr handelt es sich bei einem «Impeachment» um ein justizähnliches Verfahren, in dem der Kongress dem Präsidenten strafrechtlich relevan- te Vergehen nachweisen muss: «‹Der Präsident, der Vizepräsident und alle Beamten der Vereinigten Staaten werden ihres Amtes enthoben, wenn sie wegen Verrates, Bestechung oder anderer Verbrechen und Vergehen unter Amtsanklage gestellt werden und für schuldig befunden worden sind.› (Art. II Sect. 4 US-Verfassung)».47 Eingeleitet wird ein «Impeachment» durch das Repräsentantenhaus, da diese Kammer bei einem «Impeach- ment» die Anklage erhebt. Der Senat spricht den Beschuldigten dann in einem prozessähnlichen Verfahren – im Falle einer Anklage des Präsidenten unter Vorsitz des Obersten Bundesrichters – schuldig, wofür eine Zweidrittelmehrheit nötig ist. In der Geschichte der USA kam dieses Verfahren gegen einen US-Präsidenten erst drei Mal zur Anwendung: •• 1868 wurde gegen , 17. Präsident der USA, ein «Impeachment» eingeleitet. Johnson wur- de aber im Verlauf des Verfahrens als nicht schuldig befunden.48 •• Ende Juli 1974 verabschiedete der Rechtsauschuss des Repräsentantenhauses im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre drei Artikel, um Richard Nixon seines Amtes zu entheben. Rund eine Woche später gab Nixon seinen Rücktritt bekannt, bevor er abgesetzt werden konnte. •• Im Zusammenhang mit der Lewinsky-Affäre wurde 1998 auch gegen Bill Clinton ein Amtsenthebungs- verfahren eingeleitet, die Anklage des Repräsentantenhauses fand im Senat jedoch die erforderliche Mehrheit nicht.49

4.1.4 Die politischen Parteien Die Bedeutung der Parteien Die beiden Parteien in den USA – die Demokraten und die Republikaner – sind, zumindest auf nationaler Ebene im Vergleich mit den Parteien in den parlamentarische Systemen Europas eher schwach, auch wenn deutliche Kontraste in der jeweiligen Mehrheitsmeinung der beiden Parteien ersichtlich sind: Die Demokraten haben «die ‹New Deal›-Linie des in der Wirtschaft relativ stark engagierten Staates bis heute nicht gänzlich aufgegeben [… und] treten eher für die Benachteiligten ein», während die Republikaner für eine deutlich grössere Zurückhal- tung des Staates in der Wirtschaft plädieren und stärker geneigt sind, die Benachteiligten «ihrem Schicksal zu überlassen»50. Dies kommt vor allem bei Abstimmungen im Kongress zum Ausdruck. So spielen die Fraktionen «im Entscheidungsprozess über inhaltliche Fragen der Politik als Kollektiv eine untergeordnete Rolle […,] ihre Entscheidungen [haben] keine verpflichtende Wirkung auf die einzelnen Mitglieder; ‹Fraktionsdisziplin› gibt es nur als freiwillige Loyalitätshandlung und Ausschluss aus der Fraktion als Disziplinierungsmittel existiert nicht.»51 Bei Personalentscheidungen ist die Kohäsion innerhalb der Parteien doch relativ stark und die Frakti- onen treten geschlossen gegeneinander an. Beispielsweise spielen die Fraktionen eine wichtige Rolle bei der Ernennung des Speakers des Repräsentantenhauses (Parlamentspräsident und Vorsitzender der Mehrheits- fraktion zugleich), der durch eine offene Abstimmung, de facto also durch die Mehrheitsfraktion52, gewählt wird. Bei Sachentscheidungen jedoch «verlaufen die Fronten […] häufig quer durch die Fraktionen.»53 Das Ab- stimmungsverhalten der Abgeordneten richtet sich primär nach ihrem Gewissen und nach der Wählerschaft in ihrem Wahlkreis («Wahlkreispressionen») und betreiben häufig (vor allem auch der Senat) Klientelpolitik. Dar- über hinaus macht die vergleichsweise schwache Fraktionskohäsion die Abgeordneten in «hohem Masse für Einflussversuche von Interessensverbänden zugänglich, zumal sie auf Gelder für ihre teuren Wahlkämpfe an- gewiesen sind.» Schliesslich ist auch die Regierung selbst bemüht, die Abgeordneten in ihrem Abstimmungs- verhalten zu beeinflussen – sowohl der Präsident als auch die Ministerien verfügen über sogenannte «liasons staff», deren einzige Aufgabe es ist, im Kongress für die Ziele des Präsidenten beziehungsweise seiner Regie- rung zu werben.54 Die relative Schwäche der Parteien lässt sich unter anderem mit der Theorie der «party identification» (vom Survey Research Center der Universität Michigan entwickelt) erklären. Sie besagt, dass die Wahlentscheidung des Einzelwählers Resultante dreier Komponenten seien: Die Wähler identifizieren sich mit den einzelnen Par- teien («party identification»), orientieren sich an bestimmten Sachthemen und den damit verbundenen angebo- tenen Lösungsvorschlägen der Parteien beziehungsweise Kandidaten («issue orientation») und lassen sich von ihrer «candidate orientation» leiten, wobei vor allem die persönlichen Attribute einzelner Kandidaten ein Rolle spielen.55

Anhang | 45 Die «party identification» verlor zumindest bis in die 70er Jahre relativ stark an Bedeutung, wobei die Sachfra- gen («issue orientation») an Gewicht gewannen. Dabei spielen auch die Watergate-Affäre und der Vietnamkrieg eine wichtige Rolle: Sie «haben in den 70er-Jahren zu einem deutlichen Vertrauensverlust der amerikanischen Parteien geführt. Die Anzahl Bürger, die sich zu keiner Partei bekennen wollten, stieg damals beträchtlich; eine Tendenz, die sich seither verstetigt hat. Man orientiert sich bei der Wahlentscheidung an bestimmten Sachthe- men [«issue orientation»] oder an den zur Wahl stehenden Kandidaten [«candidate orientation»]»56 Ferner werden für das Phänomen der Schwächung der Parteien folgende Punkte genannt: •• Die dezentralisierte Organisation der Parteien, die einzelstaatlichen, regionalen und lokalen Parteiorga- nisationen sind nur bedingt bereit, auf bisherige Kompetenzen zugunsten einer Stärkung der nationalen Parteiorganisationen zu verzichten •• Die Vorwahlen, welche die Partei «zumindest teilweise einer ihrer zentralen Aufgaben – der Kandidaten- aufstellung nämlich – berauben» •• Der zunehmende Einfluss der Medien, der eher zugunsten einzelner Kandidaten als zugunsten der Par- teien •• Das amerikanische Zweiparteiensystem, das sich aufgrund der sowohl religiös als auch ethnisch hetero- genen amerikanischen Gesellschaft hätte auflösen müssen, hat sich durch eine erzwungene innerpartei- liche Toleranz in ein «innerparteiliches Mehrparteiensystem» verwandelt •• Das präsidentielle Regierungssystem der USA an sich. Der Präsident der Vereinigten Staaten bedarf nicht der dauerhaften Unterstützung «seiner Partei» im Kongress – er ist von keiner Regierungskoalition abhängig. Geschlossene Parteifronten (Fraktionen) können so zu einer erheblichen Gefahr werden, wenn die Mehrheit im Kongress in einer oder gar beiden Kammern und der Präsident von zwei verschiedenen Parteien gestellt würden. Starre Parteifronten und mangelnde Kompromissbereitschaft führen dann zu einem «gridlock» – zu einem Stillstand und zur Unregierbarkeit des Systems57 Die Nominierungsparteitage Die alle vier Jahre stattfindenden Nominierungsparteitage («National Conventions») der jeweilgen Partei haben zwei wesentliche Aufgaben: •• Die Kürung ihres Präsidentschafts- und Vizepräsidenschaftskandidaten •• Die Verabschiedung des Wahlprogramms des jeweiligen Präsidentschaftskandidaten («Party Platform») An den «National Conventions» nehmen die Konventsdelegierten der jeweiligen Partei teil. Diese Konventsdele- gierten werden vorher in den Einzelstaaten durch «primaries» (Vorwahlen) bestimmt. In den Bundesstaaten, in denen keine Vorwahlen stattfinden, werden auf Mitgliederversammlungen («party caucuses») Delegierte be- stimmt, die wiederum auf höherer Ebene die Abordnung für die National Conventions wählen. Bei den Demo- kraten existieren neben diesen Delegierten auch die ungebundenen «superdelegates», die sich unter anderem aus den demokratischen Mitgliedern des Kongresses, dem Democratic National Committee und verdienten Parteimitgliedern rekrutieren – die Republikaner wenden ein ähnliches Verfahren an. Den «superdelegates» kommt auf den Parteitagen jedoch keine überragende Rolle hinzu – de facto wird die Kandidatenfrage nämlich jeweils in den Vorwahlen entschieden.58 2016 nahmen 4,763 Delegierte am demokratischen, deren 2,472 am republikanischen Nominierungsparteitag teil59.

4.1.5 Der Supreme Court Der Supreme Court ist nicht «nur» der wichtigste Interpret der Verfassung – seine Richter haben zudem das politische Leben der USA massgeblich beeinflusst. Die wichtigste Funktion des Supre- me Courts – die Interpretation der Verfassung – stand zunächst gar nicht in der Verfassung. Das Recht der letztgültigen Verfas- sungsinterpretation musste sich der Oberste Gerichtshof in einem 1803 ergangenen Urteil erst erkämpfen. Darin wurde festgehal- ten, dass Verfassungsrecht über dem vom Kongress gesetzten Recht stehe und dass gegen die Verfassung verstossende einfache Rechte für ungültig erklärt werden müssen. Obwohl in diesem Ur- teil nicht die daraus folgende Konsequenz gezogen und der «Ge- genseite» Recht gegeben wurde, konnte der amtierende Vorsitzen- de des Supreme Courts die Position des Gerichthofs längerfristig stärken. Daraufhin steuerte der Supreme Court bis ins 20. Jahr- hundert hinein einen deutlich restriktiveren Kurs. Ab 1953, nach der Ernennung von zum Vorsitzenden des Supreme Abb. 15: Das Supreme Court Building in Courts, wurde der Supreme Court wieder wesentlich aktiver und Washington DC, Sitz des Obersten Gerichtshofs aggressiver. Ab 1986 wurde dann wieder ein konservativer Kurs der Vereinigten Staaten. verfolgt. Die Zusammensetzung der Richter hat einen grossen Einfluss auf die letztliche Entscheidung, die aufgrund der Mehrheit der neun Richter gefällt wird. Die Trennli- nie bei Entscheidungen im Supreme Court verläuft nicht «unbedingt im Sinne der Parteizugehörigkeit, sondern eher im Sinne einer liberal-konservativen» Tendenz der Richter.60

Anhang | 46 Um der Forderung nach richterlicher Selbstbeschränkung («judical self restraint») Rechnung zu tragen, hat der Supreme Court neben Mittel einer zurückhaltenden Verfassungsinterpretation noch ein anderes Instru- ment: Er kann Fälle, von denen er glaubt, dass sie in der Ermessensfreiheit von Legislative oder Exekutive eingreifen, als sogenannte politische Fragen («poilitical questions») nicht zur Entscheidung zulassen – die Problematik dieser «political question»-Doktrin liegt jedoch darin, dass der Supreme Court selber entschei- det, welche Fälle als politische Fragen einzustufen sind. So hat er sich zum Beispiel bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts geweigert, das Problem der Wahlkreisgrössen und -grenzen innerhalb der Einzelstaaten zu behandeln.61 Ein weiteres Problem ist, dass eine Verfassungsrevision nicht unbedingt durch tatsächliches Abändern der Verfassung geschehen muss – eine Meinungsänderung im Supreme Court kann ähnliche Aus- wirkungen haben. Ausserdem ist eine «zunehmende Politisierung des Supreme Courts […] kaum von der Hand zu weisen, und sie geht zumeist eher in eine konservative Richtung».62 Abschliessend kann gesagt werden, dass trotz seiner grossen Entscheidungsmacht der Supreme Court «er- heblichen, vor allem gesellschaftlichen Restriktionen» unterliegt: «Der Supreme Court bewegt sich hin und her mit der Stimmung im Lande – ungefähr wie das Pendel einer Uhr».63

4.1.6 Das Wahlsystem der Vereinigten Staaten Die Wahl des Präsidenten Die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist relativ kompliziert und es ist fraglich, «ob die Präsident- schaftswahlen überhaupt stattfinden könnten, wenn das Verständnis des gesamten Wahlprozesses Vorausset- zung für die Wahlbeteiligung wäre.»64 Der Präsident wird indirekt durch Wahlmänner (Elektoren) gewählt, «wenn auch die Wahl des Präsidenten durch die Mediatisierung [hier gemeint: Bindung der Wahlmänner an den Präsidentschafts-/Vizepräsidentschaftskandidaten ihrer Partei] des Wahlmännerkollegiums durch Par- teien inzwischen zu einer Art Direktwahl wurde».65 Man kann also davon ausgehen, dass die Wahlmänner auch für diejenigen Kandidaten stimmen, auf die sie durch den Wahlausgang in ihrem Bundesstaat verpflich- tet sind, da sie durch Parteien nominiert werden und zumeist an sie gebunden sind – heute ist ihnen jedoch nur in etwa «der Hälfte der Einzelstaaten ein imperatives Mandat zugunsten des entsprechenden Kandidaten auferlegt.»66 Die Institution des Wahlmännerkollegiums («Electoral College») und die damit verbundene ei- gentlich indirekte Wahl des Präsidenten der USA ist historisch bedingt. Die Verfassungsväter hatten nämlich das Bedenken, dass eine Einigung auf einen bestimmten Kandidaten solange nicht möglich sei, bis die einzel- nen Staaten zu einem Volk zusammengewachsen wären. Die Anzahl der Elektoren jedes Staates ist in der Bundesverfassung festgelegt: Sie entspricht der Gesamtzahl der Kongressmitglieder des jeweiligen Staates. Somit ist die Gesamtzahl der Wahlmänner zurzeit 538: 435 für die Abgeordneten im Repräsentantenhauses, 100 für die Senatoren plus 3 für den Bundesdistrikt (Washington D.C.). Gewählt werden die Wahlmänner ähnlich wie die Kongressabgeordneten in Wahlkreisen nach dem re- lativen Mehrheitswahlsystem. Um ins Weisse Haus einzuziehen muss der Präsidentschaftskandidat eine einfache Mehrheit von 270 Wahl- männerstimmen auf sich vereinigen. Das Wahlergebnis ist somit schon nach dem Auszählen der Wahlmän- nerstimmen bekannt – die formelle Wahl jedoch findet erst einen Monat später statt, wenn das Wahlmänner- kollegium jedes Bundestaates zur Stimmenzählung antritt. Bei den Präsidentschaftswahlen gilt das «The Winner Takes All»-Prinzip – nach diesem Prinzip gewinnt der Kandidat mit der einfachen Stimmenmehrheit in einem Staat die gesamten Wahlmännerstimmen dieses Einzelstaates (nur in Maine und Nebraska ist die- ses System leicht modifiziert). Dieses Prinzip führt teilweise zu einer erheblichen Diskrepanz zwischen der Anzahl Wählerstimmen («popular vote») und Anzahl Wahlmännerstimmen, auf die es ankommt67. Die Ver- fassung besagt, dass, wenn kein Kandidat die absolute Mehrheit der Elektorenstimmen erreicht, dem Reprä- sentantehaus die Aufgabe der Präsidentenwahl zufällt, die Ernennung des Vizepräsidenten fällt dann dem Senat zu.68 Die Wahl des Kongresses Sowohl der Senat als auch der Kongress werden nach dem relativen Mehrheitswahlsystem in Einzelwahlkrei- sen gewählt – Georgia bildet mit dem absoluten Mehrheitswahlsystem die einzige Ausnahme. Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus werden in Wahlkreisen für zwei Jahre gewählt, die Einzelstaaten sind in so viele Wahlkreise geteilt, wie Abgeordnete im entsprechenden Staat zu wählen sind. Bei der Ziehung der Grenzen eines Wahlkreises besteht die Gefahr der Wahlmanipulation («gerrymandering»)69. Bei bevölkerungsarmen Staaten, die nur einen Abgeordneten zu wählen haben, entfällt diese Unterteilung. Eine Unterteilung entfällt meist auch bei den Senatswahlen, da infolge der Drittelerneuerung des Senates alle zwei Jahre nur in Ausnahmefällen zwei Senatoren gleichzeitig zur Wahl stehen.70 Die Wahlen des Kongresses finden alle zwei Jahre im November statt. Dabei werden alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses jeweils neu gewählt, wohingegen jeweils nur ein Drittel des Senats neu bestellt wird.71 Alle vier Jahre finden die Kongresswahlen gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen statt. Ist dies nicht der Fall, spricht man von sogenannten «mid-term-elections» (da sie in der Mitte der Amtszeit des Präsi- denten stattfinden), wobei die Wahlbeteiligung mit etwa 36–42% deutlich tiefer liegt als bei den Präsident- schaftswahlen mit etwa 55–57% (2004, 2008, 2012) 55% bei den Präsidentschaftswahlen 201673.

Anhang | 47 Die Wahl der Bundesrichter des Supreme Courts Die Richter des obersten Gerichtshofes der USA werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Lebens- zeit, um ihre Unabhängigkeit zu sichern, ernannt. Dabei bedarf er jedoch der Zustimmung des Senats. Es kann vorkommen, dass der Senat von seinem Einspruchsrecht Gebrauch macht und den vom Präsidenten vorgeschla- genen Kandidaten ablehnt. So erlitt zum Beispiel Präsident Nixon mit zwei Nominierungen konservativer Süd- staatler Niederlagen im Senat. Die Amtsenthebung eines Bundesrichters ist nur durch ein Impeachment-Ver- fahren möglich.74

4.1.7 Problematische Aspekte des US-Wahlsystems Das Ziehen der Wahlkreisgrenzen und dessen Grösse Zum einen stellt das Ziehen der Wahlkreisgrenzen ein Problem dar. Beim relativen Mehrheitswahlsystem kommt es nur auf die Stimmenverteilung im einzelnen Wahlkreis an. Somit ist der Verlauf der Wahlkreisgren- zen von immenser Bedeutung. Die Grenzen der Wahlkreise wird auf Bundesstaatsebene von den Parlamenten gezogen. Wenn diese Grenzen zu Gunsten einer Partei verschoben oder so neu geordnet werden, dass die Stim- men von Minderheiten nicht mehr ins Gewicht fallen, nennt man das Gerrymandering75 (nach einem ehemali- gen Gouverneur, der so fantasievoll geschnittene Wahlkreise einrichtete, sodass sie an einen Salamander erin- nerten). Das Ziehen der Wahlkreislinien birgt also eine potenzielle Gefahr des Wahlbetrugs, genauer der Wahlmanipulation. Zum anderen sei hier das Problem der Wahlkreisgrösse innerhalb der Einzelstaaten ge- nannt. Der Supreme Court hat sich bis Anfangs der 1960er Jahre geweigert, sich diesem Problem anzunehmen und stufte das Problem als «political question»76 ein. Zum Beispiel umfasste in Kalifornien bei den Wahlen zum dortigen Senat der grösste Wahlkreis etwa 6 000 000, der kleinste etwa 14 000 Bürger. Somit hatte der kleinste Wahlkreis einen etwa 430mal höheren Einfluss als der grösste. Der Supreme Court gab in den Entscheidungen 1962 und 1964 die «political question»-Doktrin in diesem Punkt schliesslich auf und verlange annähernd gleiche Wahlkreisgrössen und so den früheren Manipulationsmöglichkeiten ein Ende gesetzt.77 Die Registrierungspflicht In den USA herrscht eine individuelle Registrierungspflicht, die dazu führt, dass die stimmberechtigte Wähler- schaft deutlich kleiner ist als die Anzahl der Bürger im wahlfähigen Alter. Regeln und Termine der Registrie- rung variieren von Bundestaat zu Bundestaat, dabei kommt es immer wieder zu Problemen.78 Bei den Präsi- dentschaftswahlen 2016 waren nur etwa 146 Mio. der rund 219 Mio. Stimmberechtigten auch für die Wahl registriert – also noch etwa 67%.79 Die indirekte Wahl des Präsidenten durch die Wahlmänner (Elektoren) Durch das historisch bedingte System der Präsidentschaftswahlen in den USA wählt die Bevölkerung nicht di- rekt den Präsidenten, sondern eine Gruppe von Wahlmänner. Nach dem Mehrheitswahlrecht gewinnt ein Kan- didat mit einer einfachen Stimmenmehrheit in einem Staat die gesamten Wahlmännerstimmen dieses Einzel- staates. Die Aufteilung der Wahlmänner nach Grösse der Einzelstaaten zusammen mit dem Mehrheitswahlrecht kann wie bereits erwähnt dazu führen, dass der Präsident nur eine Minderheit der Wählerstimmen («popular vote») hinter sich hat und das Wahlergebnis somit stark verzerrt wird.80 So auch bei der Präsidentschaftswahl 2016, bei der Hillary Clinton 2 864 974 Stimmen mehr auf sich vereinigen konnte als Donald Trump – das ent- spricht 2.1% aller abgegebenen Stimmen. Im Elektorenkollegium hat Trump jedoch mit 308 von 538 Elektoren eine klare Mehrheit für sich gewonnen. Trump gewann nur 46,1% des «popular votes», jedoch 56,9% der Elekto- ren. Am selben Tag, an dem das genaue Wahlergebnis feststand, twitterte dann Trump auch sogleich: «I would have done even better in the election, if that is possible, if the winner was based on popular vote – but would campaign differently»81 – Er hätte sogar noch besser abgeschnitten – wenn das überhaupt möglich sei –, wenn der Gewinner aufgrund des Volksmehrs bestimmt würde und er seinen Wahlkampf auf dieses Ziel hin ausge- richtet hätte. Seit der Schaffung des Elektoren-Wahlysystems vor rund 214 Jahren kam es erst vier Mal vor, dass ein Präsident gewählt wurde, ohne dass er auch die Mehrheit des «popular vote» hinter sich hatte.82

Anhang | 48 Abb. 16: Das Regierungssystem der Vereinigten Staaten.

Anhang | 49 Anhang | 50 4.2 Komplette Interview-Transkripte 4.3.1 Interview mit Familie Siminitz Raleigh, North Carolina, Mittwoch, 10.10.2018, 20.40–21.55 Uhr, aus dem Engli- schen übersetzt durch den Verfasser

Für wen habt ihr im November 2016 gestimmt? Tad: Hillary. Chris: Hillary. Dana: Hillary. Kyle: Gar nicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt in Texas wohnhaft und liess mich dort nicht extra registrieren, da wir erst kürzlich wieder nach North Carolina gezogen sind. Ich weiss nicht für wen ich gestimmt hätte – da wir in Texas waren habe ich mich nicht näher mit den Kandidaten auseinandergesetzt. Wart ihr überrascht, dass Trump die Wahlen gewonnen hat? Tad: Ja, sehr überrascht. Es war eine Art Schock für alle. Dana: Ja, das war nicht, was wir erwartet hatten, denn das war auch nicht das Resultat, welches die Medien erwarteten. Auch die Meinungsumfragen hatten erge- ben, dass Clinton gewinnen würde. Tad: Genau ja, gemäss den Meinungsumfragen sollte Hillary gewinnen. Kyle: Für mich war es nicht sehr überraschend, denn alle, die ich kannte, waren Trump-Anhänger. Dana: Ja, es kommt auch darauf an in welchem Bundesstaat man ist, in Texas war man weniger überrascht, denn dort wählten viele Trump. Tad: Ja, Trump-Wähler in New York oder Kalifornien wussten, dass ihre Stimme keinen grossen Einfluss haben würde. Dana: Dann kommt ja auch noch das ganze Elektoren-Wahlkollegium hinzu, bei dem die Swing-States wie Colorado oder North Carolina einen grossen Einfluss auf die Wahl haben. Tad: Ich denke, dass alle überrascht waren, sogar die Trump-Wähler und Trump selber. Dana: Ja, ich denke es waren wirklich alle überrascht. Niemand dachte wirklich, dass er gewinnen wird. Tad: Ja, ausserdem gewann er das Popular Vote nicht, er gewann die Wahlmän- ner-Mehrheit. Kyle: Ja, aber das zählt. Tad: Das stimmt natürlich ja.

Das führt uns direkt zur nächsten Frage: Warum hat eurer Meinung nach Trump ge- wonnen? Dana: Ich denke Hillary hat das unterschätzt, auf eine arrogante Art und Weise. Sie hat das Elektoren-Wahlsystem zu wenig beachtet. Tad: Ja, Trump hat dem viel mehr Beachtung geschenkt, er kümmerte sich unmittel- bar um die Swing-States und ich glaube Hillary hat einfach angenommen, dass sie gewinnen wird, also hat sie diese Staaten nicht besucht. Dana: Ja, Hillary hat sich zu sehr auf die weiblichen Wähler verlassen und zu viel darauf konzentriert, Trump nieder zu machen anstatt ein wirkliches Wahlpro- gramm zu propagieren. Sie war nicht sehr beliebt bei den Leuten, sie hatte kei- ne wirkliche Verbindung zu ihren Wählern. Tad: Es war eine komische Wahl. Das, was man am meisten gehört hat, ist, dass Leute gesagt haben, dass sie keine der beiden Kandidaten mochten. Es gab Zeiten, in denen die Leute beide Kandidaten mochten, und sich deshalb nicht entscheiden konnten. Dieses Mal konnten sich die Leute auch nicht entscheiden, aber aus ei- nem anderen Grund. Sie wählten entweder das kleinere Übel oder gar nicht. Dana: Ja genau, das würde ich auch sagen. Auch denke ich, dass Bernie Sanders gewonnen hätte, wenn er von den Demokraten nominiert geworden wäre. Ich denke, auch Republikaner hätten für ihn gestimmt. Jann: Aber er stand ziemlich weit links oder? Dana: [Nach längerem überlegen] Ja, aber er war sehr sympathisch, nicht wie Clin- ton. Er war zwar recht idealistisch, aber das war etwas Positives. Seine Leiden- schaft für die Sache.

Anhang | 51 Tad: Er hatte viele Unterstützer, vor allem bei den jüngeren Wählern, Hillary nicht. Als Sanders ausschied dachten viele Junge, warum sie jetzt noch abstimmen sollten. Es kamen Mails heraus in denen Clinton mit anderen Pläne ausheckte, wie sie Sanders loswerden könnten. Das machte sie sehr unpopulär – das machte viele Leute sauer. Dana: Ich weiss nicht mehr genau, was es war, aber es gab eine Veranstaltung, bei der die Leute «Bernie, Bernie, Bernie» skandierten als Hillary auf die Büh- ne kam um zu sprechen. Kyle: (Lacht) Und niemand konnte sie stoppen. Dana: Auch die Fernsehdebatten zwischen Hillary und Trump waren anders als ver- gangene Debatten. Es war Unterhaltung. Sehr wenig Inhalt. Andere Debatten werden von den Leuten kaum angesehen, vielleicht schon, aber sicherlich nicht zur Hauptsendezeit. Tad: Ja andere Debatten waren sehr inhaltsbezogen, währenddessen die Debatten mit Trump reine Unterhaltung waren. Kyle: [Lacht] Sie waren grossartig! Tad: Er ist halt sehr unterhaltsam. Dana: Ich denke, die Leute wollten einfach eine Veränderung. Tad: Und von Trump hört man immer etwas. Es gibt beinahe keinen Tag an dem er nicht im Fernsehen zu sehen ist. Es gab Präsidenten, von denen hörte man einen Monat lang nichts, sie arbeiteten im Stillen. Aber Trump, ich glaube, seine Phi- losophie ist, er will einfach auf den Titelseiten stehen, egal ob positive oder negative. Ich denke er agiert nach dem Schema «Bad news is better than no news». Und da gibt es noch einen anderen Faktor. Ich glaube stark daran, dass die Wah- len von Hackern manipuliert worden sind. Ob von Seiten Trumps oder Russlands – keine Ahnung. Ich kenne mich ja ein wenig mit Zahlen aus [Tad hat ursprünglich Mathematik studiert], ich weiss, wie Wahrscheinlichkeit etc. funktioniert, aber dass die Umfragewerte und die Resultate so weit auseinanderliegen, das habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Und es waren alle Umfragen mehr oder weniger ähnlich, egal ob CNN oder Fox News. Jeder Bundesstaat ist ja für sich selber zuständig, die Stimmen auszuzählen. Und deshalb will keiner der Bundesstaaten zugeben das sie vielleicht manipuliert wurden, denn dann hätten sie ein riesiges Problem, ein Vertrauensproblem. Dana: Ich glaube nicht, dass die Wahlen manipuliert worden sind. Tad: Ich schon, das glaube ich wirklich. Kyle: Nein, ich auch nicht. Es sind nur Umfragen. Wann hast du das letzte Mal bei einer solchen Umfrage teilgenommen? Tad: Ich habe schon oft mitgemacht. Kyle: Okay... Tad: Und Trump hatte eine klare, einfache Message: «Make America Great Again».

Was würdet ihr sagen, wer sind die Leute, die für Trump gewählt haben? Gibt es einen spezifischen «Typ» Wähler oder ist die Wählerschaft heterogen? Kyle: Es ist 50% zu 50%. 50% der Amerikaner sind Trump-Wähler. Ich denke, es sind «alle». Es geht durch alle Schichten hindurch. Was auch immer du denkst, fühlst, wenn du mit Trump übereinstimmst wählst du ihn auch. Dana: Ich denke, es gibt Versuche, seine Wähler zu stereotypisieren, sie einzu- ordnen. Ich meine, es gibt sie sicher, die verrückten, extremen und erzkonser- vativen Trump-Anhänger, aber nicht alle sind so. Kyle: Ja, sie probieren seine Wähler als Nazis hinzustellen, aber es gibt die Verrückten auf beiden Seiten, wenn du eher konservative Medien anschaust, zeigen die genauso verrückte und extreme Demokraten, und so zeigen liberalere Medien halt verrückte Republikaner. Tad: Aber Kyle, man muss doch sagen, dass er alle Süd- und Farmerstaaten für sich gewann. Er gewann nicht die grossen städtischen und Nord-Ost-Staaten. Von den jungen urbanen Leuten wählte praktisch niemand Trump, aber die Mid-West-Farmleu- te schon. Kyle: Ich weiss nicht, für wen ich gestimmt hätte. Auf der einen Seite finde ich es nicht gut, dass so viele Inder vor allem in der Informatikbranche für den Drittel des Lohns eines Amerikaners arbeiten, das drückt unsere Löhne [Kyle ist in der IT-Branche tätig], auf der anderen Seite bauen gerade Mexikaner mein Haus, das könnte ich mir nicht leisten, wenn ich Amerikaner beschäftigen würde.

Anhang | 52 Hat sich konkret etwas für euch als Familie verändert, seit Donald Trump Präsi- dent ist? Tad: Ja, ich habe erst kürzlich in chinesische Firmen investiert, das war mein bestes Investment welches ich je gemacht habe [alle lachen]. Nein ernsthaft, nein, es hat sich bis jetzt noch nichts konkret für uns verändert. Kyle: Ernsthaft, es ändert sich nie irgendetwas. Chris: [Setzt sich zu uns] Das stimmt nicht Kyle. Die Regierung schlägt die Rich- ter für den Supreme-Court vor. Das hat einen riesigen Einfluss auf unsere Politik. Tad: Was mir am meisten auffällt ist das die Leute viel wütender sind. Dana: Viel mehr gespalten. Tad: Genau, extrem gespalten.

Auch das führt uns wieder direkt zur nächsten Frage: Es ist häufig in den Zeitun- gen zu lesen, dass die USA in zwei Lager geteilt sind. Seit der Präsidentschafts- wahl scheint es jedoch, als dass die Kluft zwischen den beiden Lagern extrem auseinandergegangen ist und die Fronten verhärtet sind. Es scheint schwer zu fallen, noch Kompromisse einzugehen und einen Konsens zu finden. Nehmt ihr das auch so wahr? Macht sich diese Stimmung bemerkbar? Tad: Ja, das ist wirklich so. Es gibt ganze Familien, die gespalten sind und nicht mehr miteinander reden. Es gibt einen Witz, weisst du, wenn die Familie um den Thanksgivings-Tisch sitzt gibt es immer Themen, die man besser nicht an- spricht, um Streitereien an diesem Abend zu vermeiden. Und Trump wurde zu so einem Thema [lacht]. Nein ernsthaft, das ist wirklich so. Dana: Beide Lager scheinen sehr leidenschaftlich für ihre Ideale einzustehen. Es fällt beiden sehr schwer, die andere Seite zu sehen. Tad: Es gab viel mehr Proteste in den vergangenen zwei Jahren, als ich je gese- hen habe. Es gibt praktisch jede Woche einen grossen Protest. Dana: Ja, auch die Medien spielen hier eine grosse Rolle. Es kommt sehr darauf an, welche News man schaut. Sie sind alle von ihrer Seite voreingenommen. Es gibt nur sehr wenige, die neutral zu berichten versuchen. Tad: Und ich glaube, Trump könnte auch das Interesse der vor allem jungen Leute wieder geweckt haben. Zwar unbeabsichtigt, aber als eine Art Nebenwirkung. Vie- le Junge interessierten sich nicht mehr gross für die Wahlen, als Bernie Sanders gegen Clinton ausschied. Aber jetzt ist Trump an der Macht, und das mobilisiert sie wieder. Viele sagen, dass die kommenden Midterm-Wahlen sehr wichtig sein werden, da man eine relativ hohe Wahlbeteiligung erwartet, denn Midterms haben normalerweise eine tiefe Wahlbeteiligung.

Denkt ihr, dass die kommenden Midterm-Wahlen einen Einfluss haben können auf Trumps Regierung? Wenn beispielsweise die Demokraten die Mehrheit im Repräsen- tantenhaus erreichen würden? Tad: Ich weiss nicht. Es gibt viele wütende Frauen, wegen der Kavanaugh-Anhö- rung. Auf der anderen Seite müssen die Leute immer noch hingehen und wählen. Dana: Ich weiss es auch nicht. Es könnte sein.

Denkt ihr, dass Trump in näherer Zeit durch ein Impeachment seines Amtes entho- ben wird? Kyle: Nein, niemals. Tad: Ich denke nicht, dass die Demokraten dafür genügend stark sind. Chris: Die wichtigere Frage ist vielmehr, ob Trump wiedergewählt wird.

Anhang | 53 Genau das ist die nächste und auch letzte Frage: Wie stehen eurer Meinung nach die Chancen, dass er 2020 wiedergewählt wird? Dana: Ich denke es ist möglich. Kyle: Ja, sehr gut möglich. Dana: Ich habe bis jetzt noch keinen wirklich starken demokratischen Kandidaten gesehen. Vielleicht gibt es andere Republikaner, die ihn schlagen könnten. Tad: Ich denke, wenn bei der Mueller-Untersuchung etwas herauskommt, einem star- ken Beweis, dann könnte es schwierig werden für Trump. Chris: Ich sehe in Joe Biden einen starken Kandidaten. Dana: Oh ja, er ist sehr sympathisch.1 Tad: Ja, er ist ziemlich beliebt, er ist ein guter Typ. Er ist einer der wenigen, die von Leuten beider Seiten gemocht wird. Dana: Ich denke, Biden könnte gewinnen. Tad: Er ist einfach sehr alt. Er ist zu alt. Chris: Aber abschliessend sind wir uns glaube ich alle einig, dass es gut möglich ist, dass er wiedergewählt wird.

Anhang | 54 4.3.2 Interview mit Isabelle Jacobi

Washington D.C., Samstag, 13.10.2018, 13.09–14.07 Uhr

Wie würden Sie die aktuelle politische Lage/Stimmung in den USA beschreiben? Stabil, labil, gefährlich? Die Stimmung hier in den USA würde ich als sehr aufgewühlt bezeichnen. Auch hat man das Gefühl, sie sei sehr instabil. Zu beachten ist jedoch, dass die Demokra- tie nicht direkt zusammenbrechen wird: Die demokratischen Institutionen existie- ren nach wie vor, und die Gewaltentrennung sowie grosse Teile der Bürokratie funktionieren, das Pentagon und das FBI zum Beispiel. Vieles ist Lärm und Rhe- torik, was jedoch genau deshalb nicht unterschätzt werden darf.

Donald Trump polarisiert sehr, zwischen den beiden politischen Lagern scheint eine grosse Kluft zu herrschen. Wie sehen Sie das? Gab es das schon einmal in diesem Ausmass in der Geschichte der USA? Ja das gab es definitiv schon, beispielsweise der Bürgerkrieg – eine schlimmere Auseinandersetzung als ein Bürgerkrieg gibt es nicht. Aber auch gerade die Wa- tergate-Affäre ist hier zu nennen: damals haben sich die Nixon-Anhänger erst sehr spät von ihrem Präsidenten distanziert. Diese Polarisierung existiert ja nicht erst seit Trump, die gab es auch schon unter Obama. Aber mit Trump findet das ganze nun eine Spitze. Ich halte Trump eher für ein Symptom als für eine Ursache dieser ganzen Polarisierung.

Trump scheint manche Wahlversprechen einzuhalten, wie zum Beispiel der Austritt aus dem Klimaschutzvertrag von Paris. Andere jedoch wie der Mauerbau an der Gren- ze zu Mexiko scheinen nicht einhaltbar.Für wie nachhaltig halten Sie Trumps Po- litik? Trump ist loyal gegenüber seiner Wählerbasis – seine Wähler sind zufrieden. Das habe ich so noch nie gesehen. Die Wahlversprechen werden einem hohen Mass ein- gehalten, das ist ein Teil seines politischen Erfolgs. Er konnte zwar nicht al- les umsetzen, was er ursprünglich versprochen hatte. Nennen könnte man hier die Mauer: Man hat zwar erste, kleine Teile gebaut, aber dieses Projekt ist weit von der Umsetzung entfernt, die dafür benötigten finanziellen Mittel wurden noch nicht bewilligt. Aber Trump ist ein guter Botschafter seiner Ideen und verkauft seine Lösungen immer als maximal optimal. Er hat durchaus politische Erfolge und bleibt auf seiner Linie, und seine Basis anerkennt das. Beispielsweise hat Trump mit den christlichen Konservativen eine Allianz geschmiedet im Zusammenhang mit der Abtreibungsdebatte. Er ist eigentlich kein Abtreibungsgegner, aber das war ein politischer Deal, um diese Wählerschaft für sich zu gewinnen, und diesen Deal hat er eingehalten. Auch im Zusammenhang mit der Genderdebatte im Militär oder gewissen Bestrebungen in der Administration bezüglich Abtreibungen, bei denen er dafür gesorgt hat, dass diese relativ strikt umgesetzt werden.

Aber wird er das auch längerfristig durchziehen können? Das hängt stark von den kommenden Midterms-Wahlen ab. Momentan spricht man von einem «unified government», das bedeutet, dass eine Partei die Mehrheiten in bei- den Kammern der Legislative sowie die Exekutive stellt. Und die Republikaner haben sich nahezu alle hinter Trump gestellt, abgesehen von einer Handvoll «Dis- sidenten». Momentan stellt das eine grosse Kraft dar, und ich glaube, dass so- lange das der Fall ist, Trump sein Gebaren kaum einschränken wird. Falls in den Midterms die Mehrheit im Repräsentantenhaus den Demokraten zufällt, wird das eine drastische Änderung bedeuten. Dann wird es sehr schwierig werden, legisla- tive Projekte umzusetzen. Eine ähnliche Situation war bei Obama vorzufinden, auch er hatte nur in den ersten zwei Jahren nach seiner Wahl eine Mehrheit im Kongress. Sobald die Republikaner im Repräsentantenhaus an die Macht gekommen sind, war auch Obamas Handlungsspielraum begrenzt. Das kommt in diesem opposi- tionellen System der USA oft vor. Besonders in letzter Zeit gab es mit einem neuen Präsidenten auch immer einen Erdrutsch im Parlament, in dem danach die Partei des Präsidenten die Mehrheit im Kongress hatte. Und dann hat der Präsident zwei Jahre Zeit, seine Ziele und Visionen umzusetzen – eine sehr kurze Zeit. Trump ist sich dem sehr bewusst, deshalb hat er auch hohen Druck aufgesetzt,

Anhang | 55 beispielsweise mit der Steuerreform, weil er auch Lehren aus Obamas Präsident- schaft gezogen hat, der nach den ersten zwei Jahren de facto paralysiert war. Auch die Richterernennungen sind effizient und clever. Häufig wird Trump als er- ratisch, verrückt und unberechenbar dargestellt. Aber glaube, hinter dieser Tollheit gibt es ein System. Er handelt systematisch, aber er ist auch zugleich cholerisch. Dennoch würde ich sagen, dass er politisch seine Linie hat. Er konn- te ein paar wichtige politische Erfolge für sich verbuchen. Es gibt Themen, wie zum Beispiel in der Immigration mit den sogenannten «Dreamers», bei denen er signifikante Schwenker gemacht hat. Aber das sind politische Schachzüge. Für ihn ist es essenziell, die politische Macht behalten zu können. Daneben gibt es auch ein paar wichtige Glaubenssätze. Beispielsweise die Handelsabkommen der USA. Trump sagt seit den 80er-Jahren, dass die Amerikaner dabei benachteiligt werden. Von diesen Glaubenssätzen wird er nicht abrücken.

Was ist so speziell an Donald J. Trump? Was genau macht ihn so unkonventionell? Er stammt aus einem völlig anderen Milieu als andere Politiker. Er ist in erster Linie Geschäftsmann, aber auch als Geschäftsmann ist er eine skurrile Figur. Donald Trump ist ein Liegenschaftshai. Man muss sehen, woher Trump kommt, um zu verstehen, was er als Präsident tut. Er hat immer mit hohen Risiken Geschäfte gemacht, mit hohen Verschuldungen, teilweise auch im Graubereich der Legalität. Diese Mentalität hat er auch als Präsident, er hat keine Hemmungen, in Grauzonen der Legalität zu operieren und Risiken einzugehen. Er ist deshalb in Washington eine sehr unkonventionelle Erscheinung. Ich würde sagen, er ist jemand, der sehr nahe im Bereich der Korruption anzusiedeln ist. Man muss auch sehen, wie Liegen- schaftsgeschäfte in den USA auf dieser Ebene abgewickelt werden. Es ist ein Ge- schäftsbereich, der relativ anfällig für Korruption ist. Bemerkenswert ist auch sein Gespür für die Medien, er ist ein unglaublicher Me- dien-Player. Er weiss sehr genau, wie Themen zu setzen sind, um die Aufmerksam- keit zu erhalten und den Medienapparat zu bespielen.

Würden Sie sagen, dass auch die Medien etwas falsch machen? Vielleicht das Skan- dalisieren? Falsch ist hier nicht der richtige Begriff. Es gibt viele, die sagen, dass Trump nur dank der Medien gewählt worden ist. Und die Medien haben gerade mit der Prä- sidentschaftswahl 2016 enorm viel Geld gemacht. Ein grosser Teil der Gelder, der für die Wahlen ausgegeben wird, gehen zu einem gewichtigen Teil an die Medien. Je grösser der Rummel, desto mehr Geld verdienen die Medien. Das ist eine ge- fährliche Symbiose in einer Demokratie. Dass derjenige, der am lautesten schreit und am destruktivsten und skandalösten ist, die grösste Aufmerksamkeit bekommt. Ich denke, wenn die Medien nicht so operiert hätten, wäre er eventuell nicht gewählt worden. Etwa, wenn man ihm von Anfang an weniger Aufmerksamkeit ge- schenkt hätte. Die Medien hatten einen grossen Einfluss. Aber interessanterweise stelle ich auch fest, dass die Medien heute versuchen, dem wieder ein wenig ent- gegenzuwirken. Zum Beispiel war Trump die letzten zwei Wochen auf Wahlkampfver- anstaltungen, bei denen er wirklich ein erschreckendes Gesicht gezeigt hat. Trump besitzt mehrere Facetten. Er kann staatsmännisch, und relativ vernünftig wirken. Aber wenn er bei seiner Basis ist, kommt seine andere Seite zum Vor- schein. Das steuert er bewusst. Die Basis ist sein Machtfundament. Diese Basis holt er durch eine Politik der Angst ab. Er erreicht sie aber auch, in dem er sich über seine Gegner mokiert und sie fertigmacht, und exempli causa Behinder- te beleidigt. Dort zieht er die wirklich unterste Schublade. Das haben die Main- streammedien interessanterweise praktisch nicht behandelt – ich denke, das ist ein bewusstes Gegensteuern.

Wird Trump von allen Mainstreammedien gleichbehandelt? Dass man ihm so viel Auf- merksamkeit schenkt? Ja, es handelt sich um ein allgemeines Phänomen. Er hat Dinge gesagt hat, die schockierend waren. Darüber wird dann auch berichtet.

Anhang | 56 Sehen sie in Trumps Stil, die Regierung zu führen, eine Gefahr für das demokra- tische System? Er scheint nicht viel auf Fachleute und deren Meinungen zu halten und vertraut lieber seinem Bauchgefühl, was ihn unberechenbar macht. Ich glaube nicht, dass Trump unberechenbar ist. Ich glaube auch, dass er auf sei- ne Berater hört. Er operiert schlicht wie ein Geschäftsmann. Er hat einen Stab, in dem auch verschiedene Meinungen existieren. Doch am Schluss ist er derjenige, der eine Entscheidung fällt. Er politisiert sehr intuitiv und sein Stil wirkt aufbrausend, aber trotzdem würde ich widersprechen, dass er erratisch agiert. Er hat System.

Also sie sehen in Trumps Führungsstil keine Gefahr für das demokratische System? Doch [lacht], das widerspricht sich doch nicht. Es ist viel fataler, wenn etwas geplant ist. Trump ist zielgerichtet, und hinter dieser «Madness» hat es wie ge- sagt System. Aber Demokratie bedeutet nicht nur, dass man Wahlen abhält, Demokra- tie bedeutet auch Institutionen, Demokratie ist etwas sehr Fragiles. Es geht auch um Vertrauen, um Kompromisse, die man bereit ist, einzugehen. Respekt vor den Gegnern, vor der Gewaltentrennung. Und auch der Respekt vor den Medien, der Pres- sefreiheit. Trump hat in all diesen Bereichen schwere Defizite, er respektiert die Medien nicht. Für ihn sind sie Volksfeinde. Er achtet die demokratischen Insti- tutionen nicht. Der Kongress ist für ihn eher lästig. Auch die Opposition empfin- det er als verdriesslich, er attackiert sie und erniedrigt seine Feinde. Das widerspricht einer demokratischen Gesinnung grundsätzlich. Trump sieht sich als allmächtiger CEO. Er sagt auch immer wieder, dass zum Beispiel Chinas Präsident Xi auf Lebzeiten gewählt sei. Er sagt es zwar nicht, aber man hat das Gefühl, dass er es absolut abträglich findet, dass seine Amtszeit beschränkt ist. Das sind An- zeichen autoritärer Züge. Die zweite Gefahr ist aus meiner Sicht, dass der Kongress momentan kein Gegenge- wicht bildet. Nach dem Geiste der amerikanischen Verfassung müsste der Kongress ein Gegengewicht zum Präsidenten bilden. Und die republikanische Mehrheit des Kongresses macht das nicht. Sie stellen sich hinter den Präsidenten. Das hat man am Anfang seiner Präsidentschaft nicht für möglich gehalten. Die Republikaner haben sich einfach eingegliedert, weil sie jetzt gewisse Projekte verwirklichen können, die schon lange auf ihrer Liste standen. Sie sind jetzt in der Lage, po- litisches Kapital aus der Situation zu schlagen, da spielt auch Opportunismus eine gewisse Rolle. Die amerikanische Demokratie kann man mit einem Tanz verglei- chen, einem Tango, zwischen den Institutionen, das System der Checks and Balan- ces. Wenn man anfängt, dieses System zu unterminieren, ist das sehr gefährlich. Der dritte Aspekt ist das Vertrauen. Demokratie ist auch immer eine Willenssache, die USA sind eine Willensnation, ähnlich wie die Schweiz. Und um eine Demokratie aufrecht zu erhalten, braucht es einen gemeinsamen Willen und Bemühungen. Was mir nahezu am meisten zu denken gibt, ist das Auseinanderdriften der beiden Lager. Es scheint gar kein Wohlwollen gegenüber der anderen Seite mehr zu geben – viele Leute reden heute von einem mentalen Bürgerkrieg. Mir ist unklar, wohin das füh- ren wird. Auf der einen Seite ein so schwacher Kongress und auf der anderen ein markant mächtiger Präsident. Dann das Volk, das sich scheinbar in einem mentalen Grabenkrieg befindet. Wenn man in einer Demokratie keine Schnittmenge mehr hat, weiss ich nicht, wohin das führt. Dieses Gesamtbild schätze ich als kritisch ein.

Könnte sich das jetzt nicht ändern, falls die Demokraten in den Midterms eine Mehrheit, zumindest im Repräsentantenhaus, erreichen würden? Zumindest der zwei- te Punkt mit dem Gegengewicht des Kongresses? Nein, das ändert sich in dem Sinn nicht. Es herrscht dann in einer Kammer eine demokratische Mehrheit vor, aber das wird einfach zu einer Blockierung legisla- tiver Projekte führen. Und für die Ernennung von Richtern ist der Senat zustän- dig. Der bleibt höchstwahrscheinlich in republikanischer Hand. Die Richterfrage ist eigentlich beinahe bedeutender als der Präsident selbst. Präsidenten verlas- sen ihr Amt nach spätestens acht Jahren wieder. Aber die Richter des Supreme Courts werden auf Lebenszeit gewählt. Sie prägen dieses Land dann über Jahrzehn- te hinaus. Das kann man selbstverständlich gut oder schlecht finden. Aber neutral kann man sagen, dass es nicht gut ist, wenn das oberste Gericht eines Landes so parteiisch geprägt ist.

Anhang | 57 Also sie gehen davon aus, dass es bei einer demokratischen Mehrheit im Repräsen- tantenhaus zu einer Blockierung kommen würde? Nein, es könnte zum Beispiel zu einem Impeachment kommen. Ich gehe eher davon aus – zwar redet niemand davon –, dass die Wahrscheinlichkeit relativ gross ist, dass es ein Impeachment geben würde. Aber das würde zu nichts führen, weil der Senat dieses mit zwei Dritteln bestätigen müsste. Ein Impeachment wäre somit mehr eine «Show», um zu beweisen, dass Trump nicht mehr tragbar sei.

Aber für ein Impeachment braucht es doch ein relativ krasses Vergehen seitens des Präsidenten? Das stimmt, deshalb ist es ausschlaggebend, was die Mueller-Investigation erge- ben wird. Das wird wahrscheinlich relativ schnell nach den Midterms publik. Mu- eller muss sich momentan zurückhalten, damit er die Wahlen nicht beeinflusst. Aber es gibt viele Demokraten, die der Meinung sind, dass die Grundlage für ein Impeachment-Verfahren schon lange gegeben sei.

Familie Siminitz (Freunde in Raleigh, die wir vor dem Aufenthalt in Washington besucht haben) glaubt, dass Trump nicht gewonnen hat, weil er ein gutes politi- sches Programm hatte, sondern viel mehr, weil viele Leute Clinton nicht wollten. Sie halten es auch für möglich, dass er 2020 wiedergewählt wird, weil es momen- tan keinen starken Demokraten gibt, der gegen ihn gewinnen könnte. Das scheint eine allgemeine Tendenz zu sein: Trump wurde gewählt, weil ein starker demokra- tischer Gegner fehlte. Wie sehen sie das? Wie ist das zu erklären? Das ist noch abzuwarten. Obama kam auch relativ überraschend. Ich würde sagen, es ist noch zu früh, das zu sagen. Aber die Demokraten haben sicherlich ein Pro- blem. Sie haben für die Präsidentschaftswahl 2020 wahrscheinlich zu viele Kan- didaten. Die Republikanische Partei tritt heute geschlossen auf, sie haben sich auf ihre Ideale eingeschworen, auf eine Linie. Die Republikaner sind homogen. Das sind die Demokraten nicht, es gibt immer noch Grabenkämpfe zwischen Mitte und Links. Die Demokraten sind heterogener, das kann ein Problem sein. Und Clinton hat es nicht geschafft, wie Obama eine Bewegung zu generieren – auch weil sie nicht so charismatisch ist.

Könnte man hier auch den Konflikt zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders nennen? Ja, das ist dieser bereits angesprochene Konflikt zwischen Mitte und Links. Die- se Auseinandersetzungen gibt es in der Republikanischen Partei nicht. Das ist mit Trump verschwunden. Trump ist in der Republikanischen Partei von zentraler Bedeutung.

Auf der einen Seite attackiert Trump regelmässig die «Mainstream-Medien» und wirft ihnen falsche Berichterstattung vor. Im August hat er in einer Rede in Pennsylvania gesagt, Journalisten seien «entsetzliche, abscheuliche Leute». Die Medien würden «Geschichten erfinden». In einem Tweet vom 2. August 2018 schrieb er, dass Fake News Feinde des Volkes seien, welche ein großer Teil der Medien darstellten. Auf der anderen Seite bedient sich sein Team «alternativer Fakten», offenbar schlicht und einfach Unwahrheiten.Halten Sie die Pressefreiheit für ge- fährdet? Entscheidend ist, dass man nicht auf rechtlicher Ebene etwas ändert, und keine Journalisten eingesperrt werden, was aber auch schon passiert ist. Es gab einen Fall, in dem eine Journalistin der NY-Times ihre Quellen nicht offenlegen wollte, wofür sie ins Gefängnis kam. Aber es stimmt natürlich, dass Trump die Leute ge- gen die Medien aufhetzt, das ist sehr bedenklich – das ist ein Tabu. Andererseits ist ja noch nichts passiert. Und auf der anderen Seite werden die Medien sehr reich mit Trump, sie profitieren auch von und durch ihn. Es gab auch kleinere Scharmützel, wie dass Trump die NY-Times von Pressecommuniqués des Weissen Hau- ses ausschloss. Auch das ist ein klares «No-Go», aber auch das wurde wieder an- nulliert. Trump scheint die Pressefreiheit zu respektieren, aber sie ist ja auch von der Verfassung geschützt, da kann er selbstverständlich keinen grossen Ein- fluss nehmen. Um eine abschliessende Antwort zu geben: Nein, ich glaube nicht, dass momentan die Pressefreiheit ernsthaft gefährdet ist. Aber Trump braucht die Medien als Prügelknabe, um seine Basis aufzuhetzen.

Anhang | 58 Für wie gefährlich halten sie diese Entwicklung? Diese Symbolik und Rhetorik kann grosse Auswirkungen auf die Leute haben. Wenn man den Medien nicht mehr vertraut, wenn Fakten zu Glaubenssätzen werden, ist das – vor allem in einer Demokratie – ein Problem. Genauso problematisch ist es, wenn man seine politischen Gegner nicht mehr respektiert. Was mir ganz persönlich auch Sorgen bereitet, ist das Bewusstsein, dass viele Amerikaner privat bis an die Zähne bewaffnet sind. Ich frage mich dann manchmal, wie viel es braucht, bis die Rhetorik in Aktion umschlägt. Es ist ein persönliches Gefühl, welches ich faktisch nicht belegen kann. Aber ich habe manchmal ein mul- miges Gefühl, für mich als Person, die in den USA lebt. Es kann schnell konkret bedrohlich werden, wenn man rhetorisch so gegen die Medien schiesst. Wenn ich einen Event von Trump besuche, werde ich nicht sehr freundlich empfangen. Man wird angefeindet und die Leute wollen nicht mit einem reden. Das sind Situatio- nen, die zweifellos sehr unangenehm sind.

Gibt es das denn erst seit der Ära Trump oder haben sie das auch schon vorher erlebt? Nein, ich glaube, das ist in der Tat etwas Neues. Das hat auch mit einer polari- sierten Medienwelt zu tun, mit Fox News aber auch mit den liberalen Medien. Die- ser mittlere Bogen, der «common ground», ist schlicht verschwunden. Es ist ein gegenseitiges Aufhetzen, wobei ich sagen würde, dass da die rechten Medien doch ein wenig stärker involviert sind. Aber auch auf der liberalen Seite gibt es sol- che Tendenzen. Ein leider bekanntes Beispiel ist das Auslassen valabler Argumen- te der Gegenseite. Eine Grundregel des Journalismus ist, dass man immer die Ar- gumente beider Seiten erwähnt.

Wie gehen sie dann damit um, wenn sie an so einer Trump-Veranstaltung angefeindet werden? Ich sehe meine Funktion nicht darin, über die amerikanische Politik zu urteilen, zu urteilen im Allgemeinen. Meine Funktion ist es, zu erklären, was hier ge- schieht. Wenn ich an so eine Veranstaltung gehe, muss ich nicht unbedingt mit den Leuten interagieren. Oft fange ich einfach auch die Stimmung ein. Es ist mir wichtig, dass ich beide Seiten zeige, in dem ich beide Lager regelmässig besuche. Ich versuche immer, möglichst wertfrei zu bleiben. Aber wenn ich abgewiesen wer- de, sage ich das durchaus auch. Zum Beispiel hat mir einmal ein Anführer einer Bürger-Miliz bedroht. Er war während der gesamten Berichterstattung nett und freundlich. Aber am Schluss hat er mir gesagt, dass ich auf keinen Fall «Fa- ke-News» produzieren soll, denn er wisse, wo ich wohne. Das ist sehr unangenehm, aber ich berichte trotzdem. Aber als Schweizer Journalistin hat man auch gewisse Vorteile. Die Konservativen halten hierzulande viel von der Schweiz. Wir gelten als ein relativ konservatives Land: Wir sind nicht in der EU und haben auch sehr liberale Waffengesetze.

Einerseits verabscheut Trump die etablierten Medien und sieht sie als seine Fein- de, andererseits scheint er aber auch von ihnen geliebt werden zu wollen und pro- fitiert massiv von ihnen. Sehen Sie das auch so? Ja, das ist sehr ambivalent.

Wirkt sich die neue Regierung direkt auf ihre Arbeit als Korrespondentin aus? Beziehungsweise arbeiten sie anders als z.B. zwischen 2006 bis 2008, als sie freischaffende Korrespondentin in den USA waren? Gibt es merkbare Unterschiede? Der merkbarste Unterschied ist sicherlich die bereits angesprochene Polarisation. Die heutige Medienfeindlichkeit gab es noch nicht – oder zumindest nicht in die- sem Mass. Und ich habe viel mehr zu tun: Trump ist für uns Journalisten sehr an- strengend. An einem Tag ist die Ernennung Kavanaughs ein Thema, und dann plötz- lich gibt es zum Beispiel wieder Neuigkeiten im Handelskrieg zwischen den USA und China. Ein Thema jagt das andere, es läuft immer alles parallel, es kommt immer wieder ein neues Thema an die Oberfläche. Das liegt auch daran, dass Trump immer alles maximal eskalieren lässt.Und wie bereits erwähnt, gibt es keine Kompromiss- bereitschaft mehr zwischen den beiden politischen Lagern. Die Kommunikation zwi- schen den beiden Fronten scheint nicht mehr existent zu sein. Ich weiss nicht, wie das noch funktionieren soll – das ist für eine Demokratie definitiv nicht gut.

Anhang | 59 Auch Barack Obama nutzte die sozialen Medien, um Stimmen zu gewinnen. Bis im Juni 2016 verfügte mit knapp 8 Millionen Followern kein Politiker über eine grössere Twitter-Basis als er. Mit Ausnahme Donald Trumps, der zu dieser Zeit über 8.6 Millionen Anhänger auf der Plattform hatte, im Oktober 2018 waren es bereits über 55 Millionen. [Nachträgliche Anmerkung: Obama hat auf Twitter zurzeit mit mehr als einer Million Followern beinahe doppelt so viele wie Trump] Trump ist der erste «Twitter-Präsident». Mittels Twitter hat er ein direktes Sprachrohr zu seiner Basis. Er kann mit Twitter seine Administration, sein Be- rater-Team und die Medien umgehen. Das soziale Netzwerk ist sein direkter Link zu seinen Wählern. Mit Twitter zeigt sich auch seine demagogische Seite. Trump hat mit diesem Kurznachrichtendienst wahrlich einen unmittelbaren Draht zu sei- nen Anhängern gefunden. Und die Konservativen haben sehr viele digitale Gruppen. Diese Bewegungen sind sehr lebendig und engagiert. Bei den Demokraten kommen diese Bewegungen jetzt auch auf, durch die Widerstandsbewegungen. In Texas tritt beispielsweise ein demokratischer Abgeordneter, Beto O‘Rourke, für die kommenden Senatswahlen gegen Ted Cruz an. O‘Rourke hat eine unglaubliche Bewegung losge- treten und eminent viel Geld für seinen Wahlkampf gesammelt– 61 Millionen Dol- lar. O‘Rourke ist ein «Obama-Kennedy-Typ»: er hat ein starkes Charisma und ist in den sozialen Medien aktiv. Er könnte ein möglicher Präsidentschaftskandidat für 2020 sein. Vielleicht verliert er die Senatswahlen jetzt in Texas, aber er ist ein Shootingstar, ein Hoffnungsträger der Demokraten. Jemanden wie ihn brau- chen die Demokraten. Ich denke aber auch, dass sich die oben genannten Zahlen nicht miteinander ver- gleichen lassen. Bei Obamas Wahlkampf war Twitter noch in den Anfängen, mittler- weile sind die sozialen Medien etabliert. Anhand dieser Zahlen kann man jedoch aufzeigen, wie sehr die sozialen Medien an Wichtigkeit zugenommen haben.

Eine letzte Frage: Ist Trump eine Phase oder wird sich das längerfristig halten können? Diese starke Polarisierung, die Feindbilder, die Kompromisslosigkeit? Das ist eine sehr schwierige Frage. Das kann ich nicht beantworten. Alle Anhän- ger der Demokratie und des guten Anstandes hoffen natürlich stark, dass es sich um eine vorübergehende Phase handelt. Aber ehrlich gesagt, sehe ich momentan kein Ende. Ich sehe momentan auch nicht, wie dem Ganzen ein Ende gesetzt werden kann. Auch wenn die andere Seite gewinne würde, glaube ich nicht, dass dieser Geist, diese Stimmung, sich einfach auflösen wird. Es sind schwierige Zeiten. Vielleicht ist das auch eine Generationenfrage. Um abzuschliessen: ich kann die Frage nicht beantworten. Ich glaube nicht, dass das spontan aufhören wird – ich denke, es ist mehr als nur eine Phase, und Trump ist wie bereits erwähnt eher als ein Symptom seiner Zeit zu sehen. Ich hoffe einfach, dass wir in der Schweiz diese Kompromissbereitschaft nicht verlieren, man muss ihr Sorge tragen.

Anhang | 60 4.3 Diverses

4.3.1 Songtext «Neil Young – Ohio» Untenstehend der Songtext von Neil Youngs Lied «Ohio», das er kurz nach dem «Kent State Massacre» geschrieben hat. Der Protestsong handelt von der Tragödie des 4. Mais 1970, bei der mehrere Studenten von Nationalgardisten getötet und viele verletzt wurden.

Neil Young – Ohio Album: Journey Through The Past

[Hook] Tin soldiers and Nixon coming We‘re finally on our own This summer I hear the drumming Four dead in Ohio

[Verse] Gotta get down to it Soldiers are cutting us down Should have been done long ago What if you knew her And found her dead on the ground How can you run when you know?

[Bridge] Na, na, na, na, na, na, na, na Na, na, na, na, na, na, na, na Na, na, na, na, na, na, na, na Na, na, na, na, na, na, na, na

[Verse] Gotta get down to it Soldiers are cutting us down Should have been done long ago What if you knew her And found her dead on the ground How can you run when you know?

[Hook] Tin soldiers and Nixon coming We‘re finally on our own This summer I hear the drumming Four dead in Ohio

[Outro] Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio Four dead in Ohio1

1 Ohne Autorenangabe: Neil Young – Ohio. In: genius.com, o.J.. URL: https://genius.com/Neil-young-ohio-lyrics (29.12.2018)

Anhang | 61 4.3.2 Ausschnitt «Smoking-Gun-Tape» Folgend ein Ausschnitt des Gesprächs des 23. Junis 1972 zwischen Haldeman und Nixon, das auf dem sogenann- ten «Smoking-Gun-Tape» aufgezeichnet wurde und später als das entscheidende Beweismittel beim Amtsenthe- bungsverfahren gegen Richard Nixon dienen sollte.

«Haldeman: okay --that‘s fine. Now, on the investigation, you know, the Democratic break-in thing, we‘re back to the--in the, the problem area because the FBI is not under control, because Gray doesn‘t exactly know how to control them, and they have, their investigation is now leading into some productive areas, because they‘ve been able to trace the money, not through the money itself, but through the bank, you know, sources the banker himself. And, and it goes in some directions we don‘t want it to go. Ah, also there have been some things, like an informant came in off the street to the FBI in Miami, who was a photographer or has a friend who is a photographer who devleoped some films through this guy, Barker, and the films had pictures of Democratic National Committee letter head documents and things. So I guess, so it‘s things like that that are gonna, that are filtering in. Mitchell came up with yesterday, and John Dean analyzed very carefully last night and concludes, concurs now with Mitchell‘s recommendation that the only way to solve this, and we‘re set up beautifully to do it, ah, in that and that ...the only network that paid any attention to it last night was NBC ...they did a mas- sive story on the Cuban... President: That‘s right. Haldeman: thing. President: Right. Haldeman: That the way to handle this now is for us to have Walters call Pat Gray and just say, „Stay the hell out of this ...this is ah, busi-ness here we don‘t want you to go any further on it.” That‘s not an unusual development, ... President: Um huh. Haldeman: ...and, uh, that would take care of it. President: What about Pat Gray, ah, you mean he doesn‘t want to? Haldeman: Pat does want to. He doesn‘t know how to, and he doesn‘t have, he doesn‘t have any basis for doing it. Given this, he will then have the basis. He‘ll call Mark Felt in, and the two of them ...and Mark Felt wants to cooperate because... President: Yeah. Haldeman: he‘s ambitious President: Yeah‘. Haldeman: Ah, he‘ll call him in and say, „We‘ve got the signal from across the river to, to put the hold on this.” And that will fit rather well because the FBI agents who are working the case, at this point, feel that‘s what it is. This is CIA. … Haldeman: The FBI interviewed Colson yesterday. They determined that would be a good thing to do. President: Um hum. Haldeman: Ah, to have.him take a... President: Um hum. Haldeman: An interrogation, which he did, and that, the FBI guys working the case had concluded that thbre [sic] were one or two possibili-ties, one, that this was a White House, they don‘t think that there is anything at the Election Committee, they think it was either White House operation and they had some obscure reasons for it, non political,... President: Uh huh. Haldeman: or it was a... President: Cuban thing-- Haldeman: Cubans and the CIA. And after their interrogation of, of... President: Colson. Haldeman: Colson, yesterday, they concluded it was not the White House, but are now convinced it is a CIA thing, so the CIA turnoff would... President: Well, not sure of their analysis, I‘m not going to get that involved. I‘m (unintelligible). Haldeman: No, sir. We don‘t want you to. President: You call them in. President: Good. Good deal. Play it tough. That‘s the way they play it and that‘s the way we are going to play it. Haldeman: O.K. We‘ll do it.»1

1 Richard Nixon Presidential Library and Museum: Watergate Special Prosecution Force Transcripts. Casette Number E-41. In: Offizielle Webseite des Museums, o.J.. URL: https://www.nixonlibrary.gov/sites/default/files/forresearchers/find/tapes/watergate/wspf/741-002.pdf (29.08.2018)

Anhang | 62 4.4 Fussnoten und Bibliographie 4.4.1 Kapitel 1 Fussnoten 42 Kaul, 1976, S. 15–16 43 Vgl. Weiner, 2016, S. 153–159 Infoboxen 44 Vgl. Weiner, 2016, S. 159–160 [A] Vgl. Brockhaus, o.J., Joseph Raymond McCarthy 45 Kaul, 1976, S. 21–24 [B] Vgl. Weiner, 2016, S. 126–128 46 Vgl. Weiner, 2016, S. 142 [C] Vgl. Brockhaus, o.J., Edward Moore Kennedy 47 Kaul, 1976, S. 26 [D] Vgl. Belz, 2018, Anwälte raten Trump davon ab, 48 Weiner, 2016, S. 160 / Kaul, 1976, S. 44–45 zur Russland-Affäre auszusagen 49 Vgl. Kaul, 1976, S. 43–51 [E] Vgl. Weiner, 2018, S. 122/S. 299 50 Vgl. Weiner, 2016, S. 206–208 51 Vgl. Weiner, 2016, S. 209–210, 212–213 Lauftext 52 Vgl. Weiner, 2016, 261–262 1 Vgl. Weiner, 2016, S. 21–23 53 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 17–24 2 Vgl. Farrell, 2017, S. 93; 54 Vgl. Weiner, 2016, S. 262 Weiner, 2016, S. 23–24 55 Bernstein/Woodward, 1974, S. 25 3 Weiner, 2016, S. 24 56 Vgl. Weiner, 2016, S. 263 4 Vgl. Weiner, 2016, S. 24–26; 57 Vgl. Kaul, 1976, S. 106–108; Britannica Academic, 2017, Richard Nixon Weiner, 2016, S. 266, Anmerkung 5 Vgl. Britannica Academic, 2012, Alger Hiss durch den Verfasser 6 Weiner, 2016, S. 25 58 Vgl. Rüesch, 2017, Trump und der Schatten von 7 Weiner, 2016, S. 25–26 Watergate 8 Weiner, 2016, S. 26 59 Vgl. Weiner, 2016, S. 263–265 9 Britannica Academic, 2017, Richard Nixon 60 Weiner, 2016, S. 235–236 10 Vgl. Farrell, 2017, S. 210–211 61 Vgl. Weiner, 2016, S. 265 11 Britannica Academic, 2017, Richard Nixon 62 Vgl. Weiner, 2016, S. 265–266 12 Ebenda 63 Vgl. Weiner, 2016, S. 390 13 Archiv Der Spiegel 47, 1960, USA/Kennedy. Sieg 64 Vgl. Bernstein/Woodward, 1976, S. 452; durch Punktfeuer Weiner, 2016, S. 270 14 Vgl. Weiner, 2016, S. 26–27 65 Vgl. Weiner, 2016, S 278 15 Vgl. Farrell, 2017, S. 301–303 66 Vgl. Bernstein/Woodward, 1976, S. 453 16 Farrell, 2017, S. 304 67 Vgl. Weiner, 2016, S 289–290 17 Vgl. Farrell, 2017, S. 301–305 68 Vgl. Weiner, 2016, S. 291 18 Vgl. Farrell, 2017, S. 308 69 Vgl. Kaul, 1976, S. 134 19 Vgl. Farrell, 2017, S. 309–310 70 Vgl. Weiner, 2016, S. 294–295; 20 Weiner, 2016, S. 27 Bernstein/Woodward, 1976, S. 454 21 Farrell, 2017, S. 311 71 Vgl. Kaul, 1976, S. 175 22 Vgl. Weiner, 2016, S. 27 72 Weiner, 2016, S. 310 23 Farrell, 2017, S. 313 73 Vgl. Kaul, 1976, S. 135–137; 24 Weiner, 2016, S. 29 Weiner, 2016, S. 399–401 25 Vgl. Farrell, 2017, S. 312–312; 74 Vgl. Kaul, 1976, S. 137, 142–144 Weiner, 2016, S. 28–30 75 Vgl. Weiner, 2016, S. 295–299 26 Weiner, 2016, S. 31 76 Vgl. Weiner, 2016, S. 32 27 Weiner, 2016, S. 31–32 77 Weiner, 2016, S. 302 28 Weiner,2016, S. 34 78 Vgl. Weiner, 2016, S. 302–304 29 Vgl. Weiner, 2016, S. 34–35 79 Vgl. Bernstein/Woodward, 1976, S. 454 30 Weiner, 2016, S. 36–37 80 Vgl. Kaul, 1976, S. 192 31 Weiner, 2016, S. 37 81 Vgl. Weiner, 2016, S. 332–333 32 Weiner, 2016, S. 37 82 Vgl. Weiner, 2016, S. 338–339 33 Vgl. Weiner, 2016, S. 37–39 83 Weiner, 2016, S. 339–340 34 Weiner, 2016, S. 32–33 84 Vgl. Weiner, 2016, S. 340–342 35 Vgl. Weiner, 2016, S. 33 85 Weiner, 2016, S. 348; 36 Weiner, 2016, S. 70 Bernstein/Woodward, 1976, S. 454 37 Weiner, 2016, S. 72 86 Vgl. Weiner, 2016, S. 349–350; 38 Brockhaus, o.J., Watergate-Affäre Bernstein/Woodward, 1976, S. 454 39 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 402 87 Weiner, 2016, S. 353, Anmerkung durch den 40 Vgl. Richard Nixon Presidential Library and Verfasser Museum, o.J., White House Tapes. Taping System 88 Bernstein/Woodward, 1974, S. 408 History 89 Vgl. Weiner, 2016, S. 350–353; 41 Vgl. Weiner, 2016, S.390, 333 Bernstein/Woodward, 1976, S. 454; Bernstein/Woodward, 1974, S. 409 Anhang | 63 90 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 409 107 Bernstein/Woodward, 1974, S. 17–19 91 Weiner, 2016, 360 108 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 58–59 92 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 409 109 Bernstein/Woodward, 1974, S. 71 93 Vgl. Weiner, 2016, 361 110 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 253–254 94 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 409 111 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 101–102 95 Weiner, 2016, 371–372 112 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 146–147 96 Weiner, 2016, S. 374 113 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 123–124 97 Vgl. Bernstein/Woodward, 1976, S. 455–456, 114 Vgl. Rüesch, 2005, «Deep Throat» – ein altes Siehe auch unter «1.2.3.3 Behinderung der Justiz Rätsel ist gelöst – das Smoking-Gun-Tape» S. 10 115 Vgl. Weiner, 2016, S. 265, 271, 296 98 Vgl. Weiner, 2016, S. 376 116 Vgl. Rüesch, 2005, «Deep Throat» – ein altes 99 Vgl. Bernstein/Woodward, 1976, S. 455–456 / Rätsel ist gelöst Weiner, 2016, S. 385–387 117 Vgl. Weiner, 2016, S. 271 100 Vgl. Weiner, 2016, 388 118 Vgl. Bernstein/Woodward, 1974, S. 83–84 101 Vgl. Weiner, 2016, S. 389–390; 119 Vgl. Kornblut, 2005, The News Media Is Still Bernstein/Woodward, 1976, S. 456 Recovering From Watergate 102 Weiner, 2016, S. 391 120 Vgl. Weiner, 2016, S. 27 103 Weiner, 2016, S. 392–393 121 Keene, 2017, Removing the media manhole cover 104 Merkl/Raabe, 1977, S. 43, 188–189 122 Vgl. Weiner, 2016, S. 285 105 Lösche, 1977, S. 36–37 123 Kornblut, 2005, The News Media Is Still 106 Vgl. Britannica, 2018, Bob Woodard. American Recovering From Watergate journalist and author; 124 Vgl Weiner, 2016, S. 25–26 Bernstein/Woodward, 1974, S. 1

Bibliographie

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Anhang | 65 4.4.2 Kapitel 2 Fussnoten 20 AP, 2016, Clintons Wahlkampfchef wirft Russ- land Beeinflussung vor Infoboxen 21 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland [A] Vgl. Brockhaus, o.J., Stephen Kevin Bannon – die Vorwürfe im Überblick [B] Vgl. Woodward, 2018, S. 60 22 Vgl. Rüesch, 2017, Trump spielt mit dem Feuer [C] Vgl. Abdi-Herrle/Brauns, 2016, Swing States. Wo 23 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland sich die Wahl entscheidet – die Vorwürfe im Überblick [D] Vgl. Woodward, 2018, S. 59 24 Schilliger, 2017, Russische Drahtzieher kauften [E] Vgl. Langer, 2016, Fünf Antworten zu Clintons Platz für Facebook-Anzeigen; E-Mail-Affäre Rüesch, 2017, Mit wel-chen Bildern Russland die [F] Vgl. Ammann, 2017, Trump entlässt kommissari- Amerikaner beeinflussen will sche Justizministerin wegen «Verrats 25 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland [G] Vgl. NZZ online, 2005, Amerikanische Journalis- – die Vorwürfe im Überblick tin in Beugehaft; 26 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland AP, 2005, Amerikanische Journalistin aus – die Vorwürfe im Überblick Beugehaft entlassen 27 Vgl. Winkler, 2018, Trumps Russen-«Spuk» ist [H] Vgl. Vgl. Radio SRF 1, 2018, Isabelle Jacobi: soeben real geworden Unsere Frau in den USA 28 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland – die Vorwürfe im Überblick Lauftext 29 Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 1 Vgl. Helg, 2016, Donald Trump: Wie er wurde, – die Vorwürfe im Überblick was er ist; 30 Vgl. Wolff, 2018, S. 70–71; Duignan, 2018, Donald Trump. President of the Winkler, 2017, Angeblicher Autor des United States; Trump-Dossiers untergetaucht BBC, 2017, Donald Trump‘s life story: From hotel 31 Wolff, 2018, S. 71 developer to president 32 Bensinger/Elder/Schoofs, 2017, These Reports 2 Vgl. Ammann, 2018, Donald Trump – der Allege Trump Has Deep Ties To Russia / («Stee- Selfmademan, der als achtjähriger Knirps bereits le-Dossier» Seite 2) Millionär war 33 Esch/Repinski/Scheuermann/Weinreich, 2017, 3 Vgl. Duignan, 2018, Donald Trump. President of Affären. 35 Seiten Gift the United States; 34 Vgl. Esch/Repinski/Scheuermann/Weinreich, BBC, 2017, Donald Trump‘s life story: From hotel 2017, Affären. 35 Seiten Gift; developer to president Winkler, 2017, Angeblicher Autor des 4 Vgl. Woodward, 2018, 30–31; Trump-Dossiers untergetaucht; Ammann, 2018, Giuliani droht Sonderermittler Haefliger, 2017, Wie im Kalten Krieg; Mueller mit Backsteinen Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 5 Vgl. Woodward, 2018, S. 28 – die Vorwürfe im Überblick 6 Woodward, 2018, S. 29 35 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 3 Vgl. Woodward, 2018, S. 30 – die Vorwürfe im Überblick 4 Vgl. Woodward, 2018, S. 30 36 Deutsche Presse-Agentur, 2017, Trumps Wahl- 5 Woodward, 2018, S. 28 kampfberater Papadopoulos soll die Russland-Er- mittlungen ausgelöst haben 6 Woodward, 2018, S. 29 37 Vgl. Woodward, 2018, S. 100–103, 105–108 7 Vgl. Woodward, 2018, S. 28–34 38 Vgl. Woodward, 2018, S. 110–112 8 Woodward, 2018, S. 36 39 Vgl. Woodward, 2018, S. 220–222; 9 Vgl. Woodward, 2018, S. 40–56 Ammann, 2017, Donald Trump feuert FBI-Direk- 10 Vgl. Woodward, 2018, S. 52–53, 81 tor James Comey; 11 Vgl. Woodward, 2018, S. 60–68 Misteli, 2017, Chronologie: Wie es zur Entlas- 12 Vgl. Woodward, 2018, S. 75–76 sung von FBI-Chef Comey kam; 13 Vgl. Bauer/Rüesch, 2016, So kam Donald Trumps DPA, 2017, Trump feuert FBI-Chef James Comey; Überraschungssieg zustande; Ammann, 2017, Donald Trump feuert FBI-Direk- Abdi-Herrle/Brauns, 2016, Swing States. Wo sich tor James Comey die Wahl entscheidet; 40 Misteli, 2017, Chronologie: Wie es zur Entlas- Woodward, 2018, S. 77–83 sung von FBI-Chef Comey kam 14 Woodward, 2018, S. 81–82 41 DPA, 2016, Trump fordert Gefängnis für Hillary 15 Vgl. Stäbler, 2018, Interview mit Familie Siminitz Clinton 16 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 42 Misteli, 2017, Chronologie: Wie es zur Entlas- – die Vorwürfe im Überblick sung von FBI-Chef Comey kam 17 Woodward, 2018, S. 58 43 Ammann, 2017, Donald Trump feuert 18 Vgl. Woodward, 2018, S. 57–58 FBI-Direktor James Comey 19 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 44 Vgl. Ammann, 2017, Donald Trump feuert – die Vorwürfe im Überblick FBI-Direktor James Comey 45 Vgl. Woodward, 2018, S. 222

Anhang | 66 46 Winkler, 2017, Was kann der Sonderermittler 73 Vgl. Deutsche Presse-Agentur, 2018, Trumps tun und was nicht? ehemaliger Wahlkampfberater Papadopoulos 47 Vgl. Winkler, 2017, Was kann der muss ins Gefängnis; Sonderermittler tun und was nicht? Deutsche Presse-Agentur, 2017, Trumps Wahl- 48 Vgl. Ammann, 2017, Früherer FBI-Chef über- kampfberater Papadopoulos soll die Russland-Er- nimmt; mittlungen ausgelöst haben; Winkler, 2017, Was kann der Sonderermittler Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland tun und was nicht?; – die Vorwürfe im Überblick Mijnssen, 2017, Sechs Antworten zum 74 Vgl. Ammann, 2018, Cohens Geständnis setzt Sonderermittler; Trump unter Druck; Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland – die Vorwürfe im Überblick – die Vorwürfe im Überblick 49 Misteli, 2018, US-Sonderermittler Robert Mueller 75 Vgl. Rüesch, 2018, Ein weiterer Trump-Berater hat einige Skalps gesammelt. Die wichtigsten stolpert in der Russland-Affäre über Lügen; Ange-klagten im Überblick Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 50 Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland – die Vorwürfe im Überblick – die Vorwürfe im Überblick 76 Vgl. Woodward, 2018, S.73 51 Wolff, 2018, S. 387 77 Vgl. Nakashima/Entous/Miller, 2017, Russian 52 Vgl. Wolff, 2018, S. 385–387 ambassador told Moscow that Kushner wanted 53 Vgl. Wolff, 2018, S. 386 secret communications channel with Kremlin; Ammann, 2018, Trumps Schwiegersohn 54 Vgl. Woodward, 2018, S. 263 wollte geheimen Kommuni-kationskanal 55 Winkler, 2017, Trumps Sohn veröffentlicht mit den Russen; brisante E-Mails Rüesch, 2018, Trump und die Akte 56 Vgl. Woodward, 2018, S. 263 Russland – die Vorwürfe im Überblick 57 Winkler/Rüesch, 2017, Trumps Sohn im Strudel 77 Vgl. Winkler, 2017, Das Drehbuch könnte vom der Russland-Affäre Meister der Medienmanipulation selber stammen 58 Wolff, 2018, S. 388–389 78 Wolff, 2018, S. 241 59 Vgl. Woodward, 2018, S. 122 79 Vgl. AFP, 2018, Trump: «Ich habe keinen Justiz- 60 Vgl. Wolff, 2018, S. 159 minister» 61 Woodward, 2018, S. 122 80 Vgl. Winkler, 2018, Trump komplimentiert 62 Vgl. Wolff, 2018, S. 159 Justizminister Sessions aus dem Amt 63 Woodward, 2018, S. 123-124 81 Vgl. Winkler, 2018, Trump komplimentiert 64 Vgl. Wetzel, 2017, Flynn bekennt sich schuldig Justizminister Sessions aus dem Amt und belastet Trumps innersten Kreis; 82 Vgl. Woodward, 2018, S. 222–223; Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland Schmidt, 2017, Comey Memo Says Trump Asked – die Vorwürfe im Überblick Him to End Flynn Investigation 65 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 83 Comey, 2018, S. 347–349 – die Vorwürfe im Überblick; 84 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland Misteli, 2018, Trumps Ex-Wahlkampfmanager – die Vorwürfe im Überblick soll das FBI angelogen haben – und den Wikile- 85 Vgl. Winkler, 2018, Trump komplimentiert aks-Gründer Julian Assange getroffen haben Justizminister Sessions aus dem Amt 66 Vgl. Dilanian/Memoli, 2018, Who is Carter Page 86 Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland and what does he have to do with the Russia – die Vorwürfe im Überblick probe?; 87 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland Beckwith/Abramson, 2018, Who Is Carter Page? – die Vorwürfe im Überblick Meet the Donald Trump Advisor at the Center of 88 Stäbler, 2018, Interview mit Isabelle Jacobi the GOP Memo 89 Vgl. Wysling, 2018, Der amtierende US-Justizmi- 67 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland nister Whitaker hat einen Plan: die Trump-Russ- – die Vorwürfe im Überblick land-Untersuchung austrocknen 68 Vgl. Dilanian/Memoli, 2018, Who is Carter Page 90 Wysling, 2018, Der amtierende US-Justizminister and what does he have to do with the Russia Whitaker hat einen Plan: die Trump-Russ- probe? land-Untersuchung austrocknen 69 Vgl. Calabresi/Abramson, 2018, Carter Page 91 Hafner, 2018, Nach Sessions‘ Rücktritt. «Aus für Touted Kremlin Contacts in 2013 Letter Russland-Ermittlungen ist politisch gefährlich» 70 Vgl. Dilanian/Memoli, 2018, Who is Carter Page 92 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland and what does he have to do with the Russia – die Vorwürfe im Überblick probe? 93 Trump, 2017, Tweet: Trump zur angeblichen 71 Vgl. Calabresi/Abramson, 2018, Carter Page Kollusion Clintons mit Russland Touted Kremlin Contacts in 2013 Letter 94 Vgl. Rüesch, 2017, Trump schwindelt, das FBI 72 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland handelt; – die Vorwürfe im Überblick Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland – die Vorwürfe im Überblick 95 Trump, 2017, Tweet: Trump zur Aushorchung durch Obama

Anhang | 67 96 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 107 Trump, 2016, S. 31 – die Vorwürfe im Überblick; 108 Trump, 2016, S. 171 Winkler, 2017, NSA-Vizedirektor spricht von 109 Stäbler, 2018, Interview mit Isabelle Jacobi «barem Unsinn» 110 Niederberger, 2016, S. 181–183 97 Langer, 2017, Was Trump unter «abhören» 111 Trump, 2016, S. 171–172 versteht 112 Niederberger, 2016, S. 181 98 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 113 Siehe auch unter «4.1.4 Die politischen Parteien»; – die Vorwürfe im Überblick «Die Bedeutung der Parteien»; 99 Trump, 2017, Tweet: Trump zu «unmasking letzter Aufzählungspunkt S. 46 100 Vgl. Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland 114 Vgl. FAZ, 2018, Trump hetzt gegen Medien: – die Vorwürfe im Überblick «Journalisten sind entsetzliche, abscheuliche 101 Rüesch, 2018, Trump und die Akte Russland Leute» – die Vorwürfe im Überblick 115 Vgl. Haberkorn, 2018, Fake News sind immer die 102 Kohlenberg/Lau/Schieritz, 2017, Was, wenn er anderen doch Erfolg hat? 116 Vgl. Niederberger, 2016, S. 190; 103 Kohlenberg/Lau/Schieritz, 2017, Was, wenn er Twitter-Account von Donald Trump, abgerufen doch Erfolg hat? am 11.10.2018 104 Trump, 2016, S. 21/32 117 Vgl. Twitter-Account von Donald Trump, abgeru- 105 Trump, 2016, S. 25–26 fen am 22.12.2018 106 Trump, 2016, S. 25 118 Vgl. Stäbler, 2018, Interview mit Isabelle Jacobi

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Wetzel, Hubert: Flynn bekennt sich schuldig und belastet Trumps innersten Kreis. In: Süddeutsche Zeitung online, 01.12.2017 URL: https://www.sueddeutsche.de/politik/washington-flynn-bekennt-sich-schuldig-1.3775526

Winkler, Peter: Trumps Sohn veröffentlicht brisante E-Mails. In: NZZ online, 11.7.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/russlands-einfluss-auf-wahl-in-usa-trumps-jr-veroeffentlicht-mailver- kehr-mit-russland-ld.1305501 (28.10.2018)

Winkler, Peter: Angeblicher Autor des Trump-Dossiers untergetaucht. In: NZZ online, 12.01.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/britischer-ex-geheimdienstmann-als-quelle-angeblicher-au- tor-des-trump-dossiers-untergetaucht-ld.139479 (03.11.2018)

Winkler, Peter: Das Drehbuch könnte vom Meister der Medienmanipulation selber stammen. In: NZZ online, 02.03.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/wirbel-um-treffen-mit-dem-russischen-botschafter-us-justizminis- ter-unter-feuer-ld.148905 (11.11.2018)

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Winkler, Peter: Was kann der Sonderermittler tun und was nicht? In: NZZ online, 18.05.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/der-fruehere-fbi-direktor-robert-mueller-als-sonderermittler-ueber-je- den-verdacht-erhaben-ld.1294772 (10.11.2018)

Winkler, Peter und Rüesch, Andreas: Trumps Sohn im Strudel der Russland-Affäre. In: NZZ online, 11.7.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/widersprueche-im-weissen-haus-trumps-sohn-im-fettnapf-ld.1305174 (28.10.2018)

Winkler, Peter: Trump komplimentiert Justizminister Sessions aus dem Amt. NZZ online, 08.11.2018 URL: https://www.nzz.ch/international/us-justizminister-sessions-tritt-zurueck-ld.1434781 (11.11.2018)

Wysling, Andres: Der amtierende US-Justizminister Whitaker hat einen Plan: die Trump-Russland-Untersu- chung austrocknen. In: NZZ online, 08.11.2018 URL: https://www.nzz.ch/international/whitakers-strategie-die-trump-russland-untersuchung-austrock- nen-ld.1434826 (13.11.2018)

Anhang | 73 4.4.3 Einführung in das politische System der Vereinigten Staaten Fussnoten 40 Hübner/Münch, 2013, S. 146–148 41 Weiner, 2016, S. 20 Infoboxen 42 Weiner, 2016, S. 98–99 [A] Bundeszentrale für politische Bildung, o.J, 43 Hübner/Münch, 2013, S. 149 Nachtwächterstaat 44 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 150 [B] Wikipedia, 2018, Bertrand de Jouvenel 45 Hübner/Münch, 2013, S. 152–153 46 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 153–154 Lauftext 47 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 113–114 1 Steffan, 2010, S. 3 48 Vgl. Britannica Academic, 2018, Andrew Johnson 2 Hübner/Münch, 2013, S. 113 49 Vgl. Britannica Academic, 2018, Bill Clinton 3 Hübner/Münch, 2013, S. 113 50 Hübner/Münch, 2013, S. 70 4 Shell, 2004, S. 202 51 Shell, 2004, S. 205 5 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 113 52 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 79–80; 6 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 113/114 Shell, 2004, S. 206 7 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 114; 53 Hübner/Münch, 2013, S. 79–80 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutsch- 54 Vgl. Steffan, 2010, S. 6; land Artikel 68 Hübner/Münch, 2013, S. 128–130, 132 8 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 114 55 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 91–92 9 Shell, 2004, S. 228 56 Hübner/Münch, 2013, S. 80 10 Hübner/Münch, 2013, S. 122 57 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 80–81 11 Shell, 2004, S. 228 58 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 76–79; 12 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 126; Merkl/Raabe, 1977, S. 98–100 Hübner/Münch, 2013, S. 115/123; 59 CNN politics: Democratic National Convention 13 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 135 roll call. In: CNN, o. J. 14 Hübner/Münch, 2013, S. 136 60 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 162–165 15 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 132 61 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 165–166; 16 Merkl/Raabe, 1977, S. 132 Siehe auch unter «4.1.7 Problematische Aspekte 17 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 138 des US-Wahlsystems» S. 48 18 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 143 62 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 167 19 Merkl/Raabe, 1977, S. 132 63 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 168 20 Merkl/Raabe, 1977, S. 132 64 Merkl/Raabe, 1977, S. 123 21 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 132/133 65 Merkl/Raabe, 1977, S. 124; 22 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 133 Anmerkung durch den Verfasser 23 Hübner/Münch, 2013, S. 138 66 Hübner/Münch, 2013, S. 85 24 Hübner/Münch, 2013, S. 138 67 Siehe auch unter «4.1.7 Problematische Aspekte 25 Weiner, 2016, S. 42 des US-Wahlsystems» S. 48 26 Hübner/Münch, 2013, S. 138 68 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 84–90; 27 Hübner/Münch, 2013, S. 139 Merkl/Raabe, 1977, S. 123–124 28 Weiner, 2016, S. 46/47 69 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 139–140; 30 Hübner/Münch, 2013, S. 117 Hübner/Münch, 2013, S. 83 31 Lösch, Peter: Kongress – fragmentierte Legislati- 70 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 87 ve. In: Bundeszentrale für politische Bildung, 71 Merkl/Raabe, 1977, S. 140 6.10.2008. 72 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 90–91 32 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 145 73 Vgl. Wallace, 2016, Voter turnout at 20-year low 33 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S. 139 in 2016 34 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 122; 74 Vgl. Merkl/Raabe, 1977, S 158–159 Siehe auch unter «4.1.1 Der Unterschied 75 Vgl. Kühn, Oliver und Kasumov, Aziza: Was Sie zwischen dem parlamentarischen und über die Wahl in Amerika wissen müssen. In: präsidentiellen Regierungssystem» S. 41 Frankfurter Allgemeine, 07.09.2016. 35 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 122–123 76 Siehe auch unter «4.1.5 Der Supreme Court» 36 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 124–125; S. 46–47 : Vetoes. Summary of Bills 77 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 88–89, 166 Vetoed, 1789–present. In: Offizielle Webseite des 78 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 91 Senats, 18.06.2018; 79 Vgl. Tages-Anzeiger: Nur 18 Prozent wählten Steinhauer, Jennifer/Mazzetti, Mark/Hirschfeld, Trump. In: TA online, 09.11.2016. Davis, Julie: Congress Votes to Override Obama 80 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 84–85; Veto on 9/11 Victims Bill. In: The New York Merkl/Raabe, 1977, S 123–124 Times, 28.09.2016. 81 Trump, Donald J.: Kommentar zu den Präsident- 37 Vgl. Hübner/Münch, 2013, S. 125 schaftswahlen 2016. In: Twitter, @realDonaldT- 38 Hübner/Münch, 2013, S. 146 rump, 21.12.2016. 39 Siehe auch unter «4.1.1 Der Unterschied 82 Rüesch, Andreas: Clinton erhält fast 3 Millionen zwischen dem parlamentarischen und Stimmen mehr als Trump. In: NZZ online, präsidentiellen Regierungssystem» S. 41 22.12.2016.

Anhang | 74 Bibliographie

Bücher Hübner, Emil und Münch, Ursula: Das politische System der USA. Eine Einführung. München: Verlag C.H. Beck 2013 (7. Auflage). ISBN: 978-3-406-64428-3.

Merkl, Peter H. und Raabe, Dieter: Politische Soziologie der USA. Die konservative Demokratie. Systematische Politikwissenschaft 9. Wiesbaden: Akademische Verlagsgesellschaft 1977. ISBN: 3-400-00309-3.

Shell, Kurt L.: Kongress und Präsident, in: Lösche, Peter: Länderbericht USA. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur. Frankfurt am Main: Campus Verlag 2004 (4. Auflage). ISBN: 3-593-37753-5.

Steffan, Dennis: Die Watergate-Affäre. Ein amerikanischer Alptraum. Studienarbeit. München: GRIN Verlag 2010. ISBN: 978-3-64063-267-1.

Weiner, Tim: Ein Mann gegen die Welt. Aufstieg und Fall des Richard Nixon. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2016. ISBN: 978-3-10-002462-6.

Onlineartikel Britannica Academic: Andrew Johnson. In: Encyclopedia Britannica, 12.10.2018 URL: https://www.britannica.com/biography/Andrew-Johnson (18.11.2018)

Britannica Academic: Bill Clinton. In: Encyclopedia Britannica, 17.10.2018 URL: https://www.britannica.com/biography/Bill-Clinton (18.11.2018)

Bundeszentrale für politische Bildung: Nachtwächterstaat. In: bpb online, o.J. URL: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20209/nachtwaechterstaat (29.12.2018)

CNN politics: Democratic National Convention roll call. In CNN, o. J. URL: http://edition.cnn.com/interactive/2016/politics/democratic-convention-delegate-count/ (07.08.2018)

CNN politics: Republican National Convention roll call. In: CNN, o. J. URL: http://edition.cnn.com/interactive/2016/politics/republican-convention-delegate-count/ (07.08.2018)

Kühn, Oliver und Kasumov, Aziza: Was Sie über die Wahl in Amerika wissen müssen. In: Frankfurter Allge- meine, 07.09.2016. URL: http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/us-wahl-2016-das-muessen-sie-ueber-das-us- wahlsystem-wissen-14384137-p2.html (08.08.2018)

Lösch, Peter: Kongress – fragmentierte Legislative. In: Bundeszentrale für politische Bildung, 6.10.2008. URL: http://www.bpb.de/internationales/amerika/usa/10649/kongress (07.08.2018)

Rüesch, Andreas: Clinton erhält fast 3 Millionen Stimmen mehr als Trump. In: NZZ online, 22.12.2016. URL: https://www.nzz.ch/international/wahlen-in-den-usa-clintons-vorsprung-steigt-auf-2-millionen-stimmen- ld.130231 (08.08.2018)

Steinhauer, Jennifer/Mazzetti, Mark/Hirschfeld, Davis, Julie: Congress Votes to Override Obama Veto on 9/11 Victims Bill. In: The New York Times, 28.09.2016. URL: https://www.nytimes.com/2016/09/29/us/politics/senate-votes-to-override-obama-veto-on-9-11-victims- bill.html (05.08.2018)

Tages-Anzeiger (ohne Autorenangabe): Nur 18 Prozent wählten Trump. In: TA online, 09.11.2016. URL: https://www.tagesanzeiger.ch/us-wahl/nur-18-prozent-waehlten-trump/story/24826741 (08.08.2018)

Trump, Donald J.: Kommentar zu den Präsidentschaftswahlen 2016. In: Twitter, @realDonaldTrump, 21.12.2016. URL: https://twitter.com/realDonaldTrump/status/811562990285848576 (08.08.2018)

United States Senate: Vetoes. Summary of Bills Vetoed, 1789–present. In: Offizielle Webseite des Senats, 18.06.2018. URL: https://www.senate.gov/reference/Legislation/Vetoes/vetoCounts.htm (05.08.2018).

Wikipedia: Bertrand de Jouvenel. In: Wikipedia online, 20.02.2018 URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Bertrand_de_Jouvenel (29.12.2018)

Anhang | 75 4.5 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Bildkomposition, erstellt durch den Verfasser, aus: Donald Trump im Oval Office im Mai 2018, Time Magazine, 14.06.2018 URL: http://time.com/5312226/donald-trump-mural-immigrant-kids-center/ (28.12.2018) Richard Nixon, Official Presidential Photograph, Juli 1971, Wikipedia, 06.12.2018 URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Nixon (28.12.2018)

Abb. 2: NBC-News online, 20.06.2017 URL: https://www.nbcnews.com/politics/politics-news/daniel-ellsberg-nixon-white-house-wanted- shut-me-assault-n774376 (29.12.2018)

Abb. 3: Foto: Jann Stäbler, 13.10.2018, Washington D.C.

Abb. 4: NZZ online, 04.07.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/der-praezedenzfall-nixon-trump-und-der-schatten-von-water- gate-ld.1304136 (09.09.2018)

Abb. 5: Time Magazine online, o.J. URL: http://content.time.com/time/covers/0,16641,19730416,00.html (29.12.2018)

Abb. 6: Spiegel online, 15.06.2012 URL: http://www.spiegel.de/fotostrecke/watergate-woodward-und-bernstein-ueber-nixon-fotostre- cke-107461.html (29.12.2018)

Abb. 7: abc News online, o.J. URL: https://abcnews.go.com/Politics/photos/delegates-gather-2016-republican-national-conventi- on-40676958/image-40792752 (29.12.2018)

Abb. 8: Foto: Jann Stäbler, 11.10.2018, Raleigh N.C.

Abb. 9: NZZ online, 02.11.2017 URL: https://www.nzz.ch/international/mit-welchen-bildern-russland-die-amerikaner-beeinflus- sen-will-ld.1325768 (13.10.2018)

Abb. 10: CBS San Francisco online, 13.02.2017 URL: https://sanfrancisco.cbslocal.com/2017/02/13/trumps-national-security-adviser-micha- el-flynn-resigns/ (29.12.2018)

Abb. 11: Foto: Jann Stäbler, 13.10.2018, Washington D.C.

Abb. 12: Foto: Jann Stäbler, 12.10.2018, Washington D.C.

Abb. 13: Foto: Jann Stäbler, 12.10.2018, Washington D.C.

Abb. 14: Foto: Jann Stäbler, 12.10.2018, Washington D.C.

Abb. 15: Foto: Jann Stäbler, 12.10.2018, Washington D.C.

Abb. 16: Shell, 2004, S. 243–244

Abb. 17: Foto: Jann Stäbler, 02.10.2018, Pfäffikon ZH

Anhang | 76 4.6 Arbeitsbericht

Abb. 17: Recherchearbeit zum Thema Watergate.

Von der vagen Idee zur Unterschrift des Maturarbeitsvertrags Für mich war von Anfang an klar, dass ich meine Maturarbeit entweder in einem historischen oder biologischen Rahmen schreiben möchte. Ich habe mich über beide Möglichkeiten informiert und es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass es sehr schwierig wird, ohne Laborvorkenntnisse und ohne entsprechende Kontakte eine ansprechende biologische Maturarbeit zu schreiben. Eine historische Arbeit schien besser realisierbar und bot mehr Möglichkeiten. Somit habe ich mich für ein geschichtliches Thema entschieden. Ich habe lange darüber nachgedacht, über welches Thema ich schreiben will. Dann sah ich im März mit meiner Freundin den Film «The Post – Die Verlegerin» im Kino, der die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere behandelt. Das Thema hat mich sofort gepackt und ich habe mir überlegt, ob es auch für eine Maturarbeit geeignet wäre. Dann bin ich auf einen Artikel der NZZ gestossen, der Watergate mit der Russland-Affäre verglich. Dies schien mir sehr interessant und so habe ich mich entschieden, meine Maturarbeit über Watergate und die Russland-Affäre zu schreiben, mit einem besonderen Fokus auf der Rolle der Medien. Ich habe sogleich Herrn Adrian Schläpfer angefragt, ob er noch Kapazitäten für die Betreuung meiner Maturarbeit habe. Herr Schläpfer sagte mir erfreulicherweise zu und so fing das Ganze an, allmählich Gestalt anzunehmen. Ende April verfasste ich dann die Projektskizze und konnte Mitte Mai den Maturarbeitsvertrag mit Herrn Schläpfer unterschreiben.

Auswahl der Lektüre Im Mai und Juni habe ich immer wieder diverse Artikel zu den Themen Trump, Journalismus und Populismus gelesen. Ausserdem habe ich die Maturbroschüre durchgelesen und mir offene Fragen notiert. Anfangs Juli habe ich dann in der Mediothek der KME nach geeigneter Literatur für die Arbeit gesucht. Dabei haben mir auch die Bücherempfehlungen von Herrn Schläpfer geholfen. Ich entschied mich für diverse Bücher und schrieb mir die Angaben auf. Kurz vor den Sommerferien am 5. Juli 2018 hatte ich noch einen Termin bei Herrn Schläp- fer, um abzuklären, ob die ausgewählte Literatur geeignet ist und um das weitere Vorgehen über die Sommerfe- rien zu besprechen. Ferner konnten bei dem Gespräch auch diverse Fragen administrativer Natur geklärt wer- den.

Beginn der Lektüre In den Sommerferien war ich für ein paar Tage im Ferienhaus meiner Grosseltern in Graubünden, wo ich mich Tim Weiners «Ein Mann gegen die Welt» angenommen habe. Ich habe das Buch in rund fünf Tagen gelesen, wobei ich mir mit Post-Its Notizen gemacht und wichtige Stellen markiert habe. Wieder Zuhause ging ich in die Zentralbibliothek Zürich, wo ich mir «Die Watergate-Affäre» von Carl Bernstein und Bob Woodward auslieh. Auch dieses Buch habe ich in rund fünf Tagen gelesen und mir Notizen gemacht. Dabei kristallisierte sich her- aus, dass es mir an Wissen betreffend des politischen Systems der USA fehlt. Deshalb habe ich mich entschie- den, ein weiteres Kapitel zu schreiben, welches diese Thematik behandelt. Somit habe ich mir «Das politische System der USA» von Emil Hübner und Ursula Münch besorgt, das ich dann auch gelesen habe. Um dieses Buch zu ergänzen, ging ich nochmals in die Zentralbibliothek, wo ich noch mehr nützliche Literatur bezüglich des politischen Systems der USA fand.

Anhang | 77 Die ersten Seiten Den Teil «Einführung in das politische System der USA» habe ich in vier Tagen geschrieben, wobei ich etwa sieben Stunden pro Tag gearbeitet habe. Danach habe ich mich dem Kapitel zu Watergate angenommen.

Interview mit Trump? In den Sommerferien habe ich mit meinem Vater einen Witz gemacht, dass ich doch mit ihm direkt nach Was- hington D.C. fliegen könne, um Trump zu interviewen. Darauf antwortete er, dass wir vielleicht tatsächlich in den Herbstferien in die USA fliegen könnten, da er in North Carolina einen amerikanischen Arbeitskollegen hat, den er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat und bei dem wir übernachten könnten. Ich war natürlich begeistert, denn ich war noch nie in den USA. Die Reise nach North Carolina liesse sich mit einem Besuch des Bundesdistrikts verbinden, was ideal für meine Arbeit wäre.

Planung der USA-Reise und Interviewanfragen Ende August fragte ich Andreas Rüesch von der NZZ für ein Interview an, welcher den Artikel publiziert hatte, der Watergate mit der Russland-Affäre verglich. Ausserdem schien die USA-Reise wirklich zu klappen – wir haben einen Flug nach Raleigh N.C. gebucht. Währenddessen habe ich gelesen, dass Bob Woodward noch im- mer für die «Washington Post» arbeitet. Ich habe mich für einen Schuss ins Blaue entschieden und schrieb Woodward direkt eine Interviewanfrage per E-Mail, welches ich zuerst noch von einer anglofonen Mitschülerin kontrollieren lassen konnte. Des Weiteren habe ich Frau Isabelle Jacobi, die SRF-Korrespondentin angefragt, ob sie Zeit für ein Interview habe, ich könnte sie ja vielleicht sogar persönlich treffen in DC. Frau Jacobi hat mir zugesagt, falls sie zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes in Washington nicht gerade auf einer Reportage-Reise ist. Weiter habe ich meh- rere Journalisten der «Washington Post» und der «New York Times» angeschrieben.

Schreiben Im August habe ich immer weiter an meiner Arbeit geschrieben. Anfangs September hatte ich nochmals ein Gespräch mit Herrn Schläpfer, um ihm um ihn über zwei sich abzeichnende Veränderungen meiner Arbeit ge- genüber der Rohfassung zu erläutern. 1. Habe ich ein neues Kapitel «Einführung polit. System der USA» einge- fügt und 2. Möchte ich aus Zeit- und Realisierbarkeitsgründen das zuerst geplante Kapitel «Wie hat die Presse Watergate enthüllt» mehr auf das Verhältnis zwischen Nixon und der Presse verschieben. Für beides bekam ich grünes Licht und konnte somit fortfahren. Im September habe ich mich intensiv mit dem Kapitel zu Watergate und Nixon auseinandergesetzt und ich habe viel geschrieben. Ausserdem musste mir Rüesch von der NZZ aus zeitlichen Gründen absagen, er schrieb mir jedoch netterweise ein ausführliches Mail mit Literaturempfehlun- gen. Von Woodward und den anderen amerikanischen Journalisten habe ich keine Antwort erhalten, was aber zu erwarten war.

Einarbeiten ins Thema «Trump und die Russlandaffäre» Anfangs Oktober konnte ich das Kapitel zu Nixon mehr oder weniger abschliessen und habe begonnen, mich mit «Feuer und Zorn» von Michael Wolff ins Thema Trump und Russland einzulesen. In den USA wollte ich zwei Interviews machen, eines mit der Familie des Freundes meines Vaters und eines mit Frau Jacobi des SRFs, was beides zu funktionieren schien, weshalb ich begonnen habe, die Interviewfragen aufzuschreiben.

Die USA-Reise Am 6. Oktober flog ich mit meinem Vater nach Raleigh N.C., meine Vorfreude war riesig. Zwischenzeitlich hatte ich per Mail das Treffen mit Frau Jacobi organisiert. Im Flugzeug habe ich «Feuer und Zorn» fertiggelesen. Nach einer langen Anreise wurden wir von Tad und seiner Familie herzlich empfangen. In den paar Tagen in Raleigh, in denen ich auch das Interview mit Tad und seiner Familie geführt habe, haben wir auch sonst viele Interes- sante Gespräche über die Politik der USA geführt. Am 11. Oktober bin ich mit meinem Vater mit dem Zug nach Washington D.C. gefahren. Nach der Ankunft in D.C. habe ich mit Frau Jacobi telefoniert, und wir haben einen Termin für den nächsten Tag vereinbart. Etwa eine Stunde vor unserem Termin hat mich Frau Jacobi angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte, spon- tan SRF-Fernsehkorrespondent Peter Düggeli bei einer Live-Berichterstattung für die Tagesschau zu begleiten. Natürlich habe ich sehr gerne zugesagt. Und so konnte ich, nachdem mir Frau Jacobi die Räumlichkeiten des Büros und ihren Arbeitsplatz gezeigt hatte, mit Peter Düggeli mitgehen, der einen Livebericht für die Tages- schau vor der türkischen Botschaft gesendet hat. Da Frau Jacobi danach jedoch keine Zeit mehr hatte, haben wir unseren Termin verschoben. Am nächsten Tag habe ich mich Frau Jacobi zum Mittagessen verabredet. Während wir assen, durfte ich alle meine Fragen stellen, die sie sehr ausführlich und kompetent beantwortet hat. Das Interview dauerte etwa eine Stunde. In den folgenden Tagen habe ich an der Transkription der beiden Interviews gearbeitet und mit meinem Vater viele Sehenswürdigkeiten besucht, darunter auch das Weisse Haus, den Supreme-Court, den Watergate-Gebäudekomplex und das Kapitol, wo wir auch eine Führung ge- macht haben.

Anhang | 78 Schreiben II Nach der Rückkehr in die Schweiz am 16. Oktober habe ich begonnen, das Kapitel zu Trump und der Russ- land-Affäre zu schreiben. Dabei stützte ich mich vor allem auf Wolffs «Feuer und Zorn» sowie diverse Zeitungs- artikel, die meisten aus der NZZ. Andreas Rüesch hat einen hervorragenden Hintergrundartikel zur Russ- land-Affäre publiziert, der mir eine grosse Hilfe war. Am 28. Oktober war die Abgabe der Rohfassung. Ich habe Herrn Schläpfer Kapitel 1 «Einführung in das polit. System der USA», Kapitel 2 «Nixon und Watergate» sowie die Transkripte der beiden Interviews abgegeben. Bis zur Rohfassungsbesprechung am 11. November arbeitete ich intensiv am Kapitel 3, das Trump und die Russland-Affäre behandelt. Die Besprechung der Rohfassung war gut, die Arbeit schien auf gutem Wege zu sein. Das einzige Problem war, neben ein paar wenigen Schreibfehlern, dass die Arbeit viel zu umfangreich zu werden drohte. Sie belief sich schon da auf rund 26 Seiten. Ich habe mit Herr Schläpfer abgemacht, die Arbeit zu kürzen. Weiter konnte ich ihm auch noch den aktuellen Stand des 3. Kapitels zeigen. In den folgenden Wochen arbeitete ich an Kapitel 3, wobei ich auch das neu erschienene Buch «Furcht» von Bob Woodward nutzte.

Problem: Zu viele Seiten Am 20. Dezember 2018 konnte ich auch Kapitel 3 abschliessen. Es umfasste jedoch 22 Seiten. Somit wäre die Arbeit auf 48 Seiten gekommen, was definitiv zu viel war, zumal es sich dabei nur um den Inhalt ohne Biblio- graphie, Inhaltsverzeichnis, Abbildungen etc. handelte. Somit habe ich begonnen zu kürzen, vor allem im Ka- pitel 1 und Kapitel 2. Aber selbst danach kam ich noch immer auf 44 Seiten. Ich war recht verzweifelt und wusste nicht genau, was ich tun sollte. Dann kam mir die Idee, Kapitel 1 in den Anhang zu nehmen, als eine Art Nachschlagewerk, denn für die Fragestellung meiner Arbeit – der Vergleich – war dieses Kapitel ja nicht zwin- gend notwendig. Somit schrieb ich ausgerechnet am 24. Dezember Herrn Schläpfer und erklärte meine Situati- on und die Optionen. Herr Schläpfer schrieb mir sehr schnell zurück und gab das OK für das Verschieben des Kapitels 1, was mich ziemlich erleichterte.

Ergebnis und «Finish» In den folgenden drei Tagen schrieb ich dann das Kapitel «Ergebnis: Vergleich und Fazit». Danach konnte das «Finish» beginnen: •• Texte nochmals durchlesen und auf Vollständigkeit überprüfen, insbesondere die Fussnoten •• Verfassen fehlender Infoboxen-Texte •• Layout des Covers sowie des Inhalts inkl. Auswahl der Bilder •• Erstellen des Inhaltsverzeichnisses •• Überprüfen auf Layoutfehler •• Erledigen von kleinere Sachen wie z.B. Selbständigkeitserklärung, Fertigstellung des Arbeitsberichts, Organisieren des Drucks

Anhang | 79 4.7 Selbständigkeitserklärung

Selbständigkeitserklärung

– Ich achte das geistige Eigentum anderer Autoren und gebe ihre Leistung nicht als meine eigene aus. – Ich kennzeichne deshalb klar, wo ich wörtlich zitiere, und weise auch darauf hin, wenn ich Erkenntnisse anderer umschreibe oder zusammenfasse. Damit ermög-

liche ich dem Leser, die Herkunft und Qualität der von mir benutzten Information

richtig einzuschätzen. – Ich achte darauf, dass die Informationen, die ich von anderen bezogen habe, klar von meinen eigenen Überlegungen und Folgerungen unterschieden werden kön- nen. Erst dadurch wird auch meine eigene Leistung richtig einschätzbar. – Ich achte darauf, dass meine bibliographischen Angaben so genau sind, dass sie dem Leser das Auffinden der Quellen ermöglichen. – Auch die aus dem Internet bezogene wissenschaftliche Information belege ich klar nach Herkunft von Texten und Bildern mit entsprechenden Internet-Adres- sen. – Ich respektiere die Autorenrechte meiner Informationsquellen und halte mich an die geltenden gesetzlichen Regelungen.

Erklärung

Ich versichere, dass ich meine Maturarbeit unter Berücksichtigung der oben stehen- den Regeln selbständig verfasst habe.

Ort / Datum: Pfäffikon ZH, 31.12.2018 Unterschrift:

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