Jahresbericht 2014 Zürcher Handelskammer Wirtschaft Und Politik Netzwerk Für 2 Wort Der Präsidentin 3
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Zürcher Handelskammer Zürich. Schaffhausen. Zug. Jahresbericht 2014 Zürcher Handelskammer Wirtschaft und Politik Netzwerk für 2 Wort der Präsidentin 3 Liebe Leserinnen und Leser und dadurch Spitzenleistungen zu er- Konkurrenz, die OECD verlangt ulti- bringen. Es ist mir aber auch wichtig, mativ, dass wir unser Steuersystem Nun schon seit fast zwei Jahren darf mit diesen positiven Botschaften den anpassen, und der schwache Euro ich mit der Zürcher Handelskammer Hinweis zu verbinden, dass dies nicht führt dazu, dass wir für unsere Pro- (ZHK) einer Organisation vorstehen, selbstverständlich ist. Auch das ist die dukte und Leistungen plötzlich viel deren Aufgabe es ist, sich für die Aufgabe der ZHK, Bewusstsein dafür weniger erhalten. Im Inland scheint Interessen der Wirtschaft starkzuma- zu schaffen, dass man dem Wirt- man zusätzlich mit Kräften daran chen. Ich tue dies mit grosser Freude, schaftsstandort Sorge tragen muss. zu arbeiten, dass unsere guten Rah- denn ich bin überzeugt davon, dass Denn wie robust unsere Wirtschaft menbedingungen verschlechtert wer- den. So stehen wegen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative plötzlich unsere guten Beziehungen zur EU auf dem Spiel, welche wir mit den bilateralen Verträgen auf eine er- folgreiche Basis stellen konnten. Die Regulierung unseres Arbeitsmarktes nimmt laufend zu, beispielhaft kann die flächendeckende Einführung der Arbeitszeiterfassung genannt wer- den. Dabei war gerade der liberale Arbeitsmarkt bis anhin einer unserer grössten Pluspunkte. Weitere Beispie- le liessen sich problemlos aufzählen. Als Präsidentin der ZHK und als Unter- nehmerin liegt mir unser Wirtschafts- standort sehr am Herzen. Ich werde mich deshalb mit grossem Engage- ment dafür einsetzen, dass dieser es heute wichtiger ist denn je, dass ist, welche Schocks sie aushalten und auch weiterhin attraktiv bleibt: für die Stimme der Wirtschaft gehört welche Krisen sie noch überstehen kleine und mittlere Unternehmen ge- wird. Es gibt nämlich viel Positives zu kann: Diese Fragen müssen wir uns nauso wie für grosse. Wenn die ZHK berichten: etwa, dass unsere Unter- heute ganz kritisch stellen, wenn wir und ich dabei auf Ihre Unterstützung nehmen zu den innovativsten welt- zur Kenntnis nehmen, was um uns zählen können, dann freut mich dies weit gehören, dass es die Fähigkeit herum vorgeht. sehr. gerade der kleinen und mittleren Unternehmen ist, schnell und flexibel Sowohl international als auch im Herzlich auf neue Anforderungen reagieren zu Inland stellen sich die Herausforde- Dr. Karin Lenzlinger können, oder dass es uns gelingt, die rungen. Andere Länder machen uns besten Fachkräfte zu beschäftigen mit einer gezielten Tiefsteuerstrategie 4 Im Gespräch mit Direktorin Dr. Regine Sauter Informieren, Verständnis schaf- unsere Wirtschaft. Ich traue es ihr zu, Erbschaftssteuer zum Beispiel, wie fen und Verbündete gewinnen dass sie dank ihrer Innovationsfähig- sie zur Diskussion steht, können wir stehen für die Direktorin Regine keit auch diese schwierige Situation sicher nicht brauchen. Sauter im Fokus der momenta- meistert. nen wirtschaftspolitischen Tä- Was ist die Aufgabe eines tigkeiten der Zürcher Handels- Muss etwas unternommen Wirtschaftsverbandes in diesem kammer. werden, um der Wirtschaft zu Umfeld? helfen? Kurz zusammengefasst: informieren, Staatlicher Aktivismus ist fehl am Verständnis schaffen, Verbündete ge- In der Schweizer Wirtschaft herrscht aufgrund der Franken- stärke Unruhe. Wie schätzen Sie die aktuelle Wirtschaftslage ein? Das Geschäftsjahr 2014 war für viele Unternehmen sehr positiv. Das zeig- ten die Jahresabschlüsse. Auch war man für 2015 optimistisch. Da ist es verständlich, dass man sich Sorgen macht, wenn ein bisher stabiler Eck- wert sich plötzlich dramatisch verän- dert. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass für viele klassische Exportunter- nehmen gilt: 80% der Kosten fallen «Ich wehre mich dagegen, dass wir in eine kollektive Depression verfallen.» Platz, und es braucht auch keine Kon- winnen. Also: Gesellschaft, Politik in Schweizer Franken an, 80% der Er- junkturförderungsprogramme mit öf- und Öffentlichkeit darüber informie- träge in Euro oder US-Dollar. Zweifel- fentlichen Geldern und dergleichen. ren, was es bedeutet, in einem Um- los bedeutet es eine grosse Heraus- Das ist Pflästerlipolitik. Wichtig ist feld unternehmerisch tätig zu sein, forderung für diese Unternehmen, aber, dass der Wirtschaft nicht noch wie wir es heute haben – Stichwort nun Massnahmen zu ergreifen, um zusätzliche Steine in den Weg gelegt Krise in Europa, Konkurrenz aus Asi- die Kosten zu senken, und vielerorts werden. Handelshemmnisse und re- en, Kostendruck im Inland. Verständ- sind die Margen schon heute klein. gulatorische Schranken müssen ab- nis dafür schaffen, dass unternehme- gebaut und die Unternehmen von rischer Erfolg nicht selbstverständlich Dennoch wehre ich mich dagegen, administrativen Auflagen entlastet ist, sondern auf Höchstleistungen dass wir nun in eine kollektive De- werden. Auf keinen Fall können wir beruht. Verbündete dafür gewinnen, pression verfallen und womöglich uns politische Experimente leisten, dass wir solche Unternehmen weiter- eine Rezession herbeireden. Arbeit die unsere Rahmenbedingungen zu- hin einen Topstandort bieten können. und Aufträge gibt es nämlich immer sätzlich verschlechtern, etwa indem Wir müssen dies gemeinsam errei- noch genug. Ich bin zuversichtlich für neue Steuern eingeführt werden chen: kleine und grosse Unterneh- oder der Arbeitsmarkt noch stärker reguliert wird. Eine eidgenössische 5 men, Dienstleistung und Industrie, nen Jahren enorm profitiert, denn binden. Zudem: Welche Frau will Wirtschaft, Gesellschaft und Politik der Wirtschaft war es möglich, zu denn schon für eine Funktion aus- zusammen. Wenn es gelingt, wieder wachsen und dadurch Arbeitsplätze gewählt werden, nur weil die Quote vermehrt das Gemeinsame statt das zu schaffen. Die bilateralen Verträ- noch nicht erfüllt ist?! Trennende zu betonen, werden wir ge sind somit nicht nur im Interesse «Gemischte Teams auch kommende Stürme überstehen der Wirtschaft, sondern der ganzen funktionieren können. Gesellschaft. Für die EU ist klar, dass bekanntlich besser es diese Verträge nur als Paket gibt. als einseitig Wie wichtig ist der bilaterale Dass wir nun durch die Annahme zusammengesetzte.» Weg für die Schweizer der Masseneinwanderungsinitiative Wirtschaft? die Personenfreizügigkeit aufs Spiel Zum Schluss: Was ist Ihr gröss- Die Schweiz ist keine Insel, auch wenn setzen, erachte ich als Eigengoal son- ter Wunsch als Politikerin uns das einige immer wieder glauben dergleichen. an die Wirtschaft und als Direk- machen wollen. Wir befinden uns torin der ZHK an die Politik? mitten in Europa, es ist augenfällig, In den Verwaltungsräten und Als Politikerin wünsche ich mir, dass dass wir unser Verhältnis mit der EU Geschäftsleitungen weist die Wirtschaft die Bedeutung der regeln müssen. Die bilateralen Verträ- die Schweiz – wie viele an- Politik wieder mehr anerkennt und ge, die wir für die verschiedensten dere Länder auch – eine realisiert, dass es für sie ein Gewinn niedrige Frauenquote auf. «Die Schweiz ist keine sein kann, auch einem Mitarbeiter Was sagen Sie dazu? Insel, auch wenn uns oder einer Mitarbeiterin ein solches Das finde ich sehr bedauerlich, denn das einige immer glau- Engagement zu ermöglichen. Von es ist erwiesen, dass gemischte Teams ben machen wollen.» der Politik wünsche ich mir, dass sie besser funktionieren als einseitig zu- den Dialog mit der Wirtschaft wie- Bereiche mit der EU abgeschlossen sammengesetzte. Es ist also im eige- der vermehrt pflegt und erkennt, wie haben (Verkehr, Forschung, öffentli- nen Interesse der Unternehmen, dass ihre Entscheide unternehmerischen ches Beschaffungswesen, Personen- sich dies ändert. Ein Umdenken findet Erfolg, Arbeitsplätze und Wohlstand freizügigkeit usw.), haben sich dafür bei vielen zwar statt, aber der Prozess unterstützen – oder eben auch be- als hervorragend geeignet erwiesen. ist langsam. Sicher keine Lösung für hindern können. Wir haben davon in den vergange- dieses Problem ist es aber, im Gesetz Quoten vorzuschreiben. Damit besei- tigt man die Tatsache nicht, dass es vielen Frauen immer noch nicht mög- lich ist, Karriere und Familie zu ver- 6 Einsatz der ZHK für die Wirtschaft Die Zürcher Handelskammer setz- Die ZHK unterstützte diesen Vorschlag Flankierende Massnahmen te sich 2014 auf verschiedenen grundsätzlich, schlug darüber hinaus Der Bundesrat schlug im September Kanälen für die Interessen der jedoch vor, zusätzlich dem Handels- 2014 vor, die flankierenden Mass- Wirtschaft ein. Mit pointierten registeramt die Kompetenz zur Er- nahmen zur Personenfreizügigkeit zu Stellungnahmen im Rahmen von richtung von Urkunden einzuräumen. verschärfen. Die ZHK stellte sich in Vernehmlassungsverfahren be- Damit würde ein Behördengang einer gemeinsamen Stellungnahme teiligte sie sich aktiv am vorpar- wegfallen, was für Unternehmen eine mit Zürcher Arbeitgeberorganisatio- lamentarischen Rechtsetzungs- willkommene administrative Entlas- nen gegen weitere Verschärfungen, prozess auf Bundes- und Kan- tung bedeutete. Da der Regierungsrat da sich die geltenden Massnahmen tonsebene. Bei Abstimmungen auf diesen Vorschlag nicht eingehen grundsätzlich bewährt haben. Die und Wahlen wurden Anliegen wollte, intervenierte die ZHK in der Zürcher Wirtschaftsverbände kritisier- sowie Kandidatinnen und Kan- Folge auch bei der zuständigen Kom- ten die weitere Aushöhlung des noch didaten unterstützt, welche die mission des Kantonsrates. verhältnismässig liberalen Schweizer