AT2003-5244 Festheft Haenchen

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AT2003-5244 Festheft Haenchen Impressum: Herausgegeben von den Mitarbeitern der Dresdner Musikfestspiele, gesetzt und gedruckt mit freundlicher Unterstützung von Druckerei & Verlag Christoph HILLE, gebunden von Binderei HEROLD. Festschrift zum 60. Geburtstag HARTMUT HAENCHEN 60 Zum 60. Geburtstag 4 Zum 60. Geburtstag Lieber Hartmut Haenchen, So ist auch die Zeit eines künftigen viele Menschen gratulieren zum Ge- Miteinander beschworen, die Zeit vor burtstag. Wenn es sich um ein Jubi- uns – auf daß sie eine friedliche wird, läum handelt, sind es umso mehr, die voller Gesundheit, mit berechtigtem dies auf unterschiedlichen Wegen tun, Grund zu Freude und Optimismus, mit voneinander nichts ahnend, ohne Ab- den Mühen des Alltags und den Gip- sprache. Was die Gratulanten eint, ist feln der Kunst. die Verbundenheit zum Jubilar, ist der erklärte Wille, Gutes zu wünschen. »Es ist mir nicht gelungen, die Elbe auf- zuhalten« – der in diesem Satz liegende Auf den folgenden Seiten sind einige Anspruch tut gut. Glückwünsche und Erinnerungen ver- sammelt, die aus einem gemeinsamen Stück Leben, aus einer in die Zukunft Die Herausgeber reichenden Vergangenheit resultieren. Dresden, im März 2003 Diese Texte und ihre Urheber sind eine Auswahl; wenn auch willkürlich, so doch hoffentlich repräsentativ. Zu den Gratulanten gesellen sich die Herausgeber. Wir haben vom bisheri- gen Leben des Jubilars nur Bruchstücke mitbekommen – hier eine Schallplatte, eine CD, da ein Konzert, eine Oper ... Inzwischen kamen diverse Begegnun- gen künstlerischer und beruflicher (wer will das trennen?) Natur hinzu. Das hat Erwartungen, Hoffnungen, gar Visionen geweckt. Und es hat provoziert, daß wir die Ge- fährten vergangener Jahre bemühten, um einzustimmen in einen Chor, der den Zauber neuer Herausforderungen besingt. 5 Zum 60. Geburtstag 6 Zum 60. Geburtstag Dear Hartmut, On the occasion of your 60th Birthday I wish to congratulate you warmly. I take this opportunity to tell you how much I value our collaboration on many pro- jects and I look forward to working with you in the next few years both in Dres- den and in Amsterdam. For a conductor, becoming sixty is to begin enjoying the adolescence of the great years ahead during which your art gets to mature and deepen. I can see in your work this process taking shape in an exciting way and I am glad to be in a modest way part of it. Many happy returns! With friendship and affection, As ever, Pierre Audi artistic director, De Nederlandse Opera 7 Zum 60. Geburtstag 8 Zum 60. Geburtstag Lieber Hartmut, »Nun will ich jubeln Man kann in der Kunst nur ernten! Ver- wie keiner gejubelt«! dienstlichkeit hat eine fast abstrakte, schnell vergeßliche Bedeutung. Wie oft Hier oben, 230 Meter über dem Mee- haben wir schon die kontra-punktischen resspiegel, hat das Schaffen in Richtung Eckpfeiler, nämlich Macht und Liebe Amsterdam immer angefangen. Da war- angesprochen! teten hingestreckte Hände, blitzende Augen und manchmal sogar kindische Was wäre eine Dramaturgie ohne diese Freude, die sich auf dem Wege zur hei- sich forcierenden Nebenbuhler?! ligen Kraft versuchten. Dazwischen hast Du es wie kaum ein Anderer verstanden, für mich einen fast Jetzt wirst Du also sechzig, warst schon »lehrgeilen« Kunstpalast zu bauen! immer sächsisch und vielleicht würde ich mir an oder vielleicht nach meinem Nun jubelt also unsere Limburgische »60sten« Geburtstag (21-02-05) aus die- Hochebene zu deinem 60sten Geburts- sem Syllabarium einen »Sachs« heraus- tag! wählen! Leny und ich strecken Euch alle unsere Mein »Wanderer« sollte also der An- Hände aus und gratulieren umarmend! fang einer Auswanderung sein. Der »Machtneurotiker-Weg« hielt noch an bei »Lear« und »Schön«. Der »Herr John und Leny Bröcheler-Akkermanns, Doktor« wurde zu guterletzt, nach zu- Limburgische Hochebene fälliger Selbsttötung, von der »Stope- ra-Bühne« weggeschleppt! Da hat schon »Kangoerian-Airlines« auf mich gewartet, um die Flüge in Rich- tung »Adelaide-Ring« (2004) zu bestä- tigen! Eine typisch holländische Verabschie- dung war also perfekt. 9 Zum 60. Geburtstag Für Hartmut Haenchen zum 21. März 2003 1973, nach einem Konzert in Zwickau, Musizierform bis zur frühen Klassik. erzählte mir Hans Storck, damaliger Hartmut Haenchen arbeitete exakt und Musikdirektor der Städtischen Bühnen mit viel Liebe am Detail. In den Proben Zwickau, von seinem begabten ersten wurde geduldig an den Feinheiten Kapellmeister aus Dresden, der nach der Phrasierung und Artikulation ge- nur einem Jahr das Theater leider arbeitet, eine differenzierte Dynamik wieder verlassen würde. geformt. Interessant waren seine Emp- fehlungen für die in barocker Musik So begann die Karriere. üblichen Verzierungen sowohl der Solo- stimme, als auch der Orchesterstim- Hartmut Haenchens künstlerische Ent- men. Hier zeigte sich die Vielseitigkeit wicklung konnte ich aus der Perspek- des Dirigenten Hartmut Haenchen. tive eines Orchestermusikers ebenso Seine intensive Arbeit gilt einzig dem verfolgen wie aus der eines Solisten. Ich künstlerischen Anliegen, es gibt keine erinnere mich an Opernaufführungen, Routine oder Selbstzufriedenheit. an eine gemeinsame Schallplattenpro- duktion mit vorklassischen Hornkon- Herzliche Gratulation zum Ehrentag, zerten sowie an Konzerte in Amster- viele gute Wünsche für weiteres erfolg- dam. reiches, künstlerisches Schaffen. Hartmut Haenchen ist kein Pultvirtuose im negativen Sinn geworden, sondern Peter Damm ein dem Werk dienender Künstler, frei von Allüren oder Extravaganzen. Sein Bestreben ist es, die Partituren durch- sichtig, klar und verständlich, zum Klingen zu bringen. Er ist, einfach ge- sagt, ein Musiker mit Herz und Seele. Viele Eindrücke von unserer Zusam- menarbeit sind mir im Gedächtnis ge- blieben. Besonders erinnere ich mich an die Produktion der Schallplatte im Jahre 1981. Sie umfaßt Hornkonzerte u. a. von Georg Philipp Telemannn, Christoph Förster und Joseph Haydn. Der Bogen spannt sich von barocker 10 Zum 60. Geburtstag 11 Zum 60. Geburtstag Ich begegnete Hartmut Haenchen zum Partituren oder vergräbt sich in Noten- ersten Mal Beginn der 90er Jahre an- texten, sondern für ihn ist Musizieren läßlich der Neuproduktion von Alban und Musiktheater ein vor allem inhalt- Bergs »Wozzeck« an der Niederländi- lich definierter, offener Prozeß. Die Zu- schen Oper in Amsterdam, wo er da- sammenarbeit mit ihm war immer eine mals Chefdirigent war. Unser erstes große Freude, weil sie frei war von Atti- Treffen fand aber bezeichnender Weise tüden und überflüssigen Machtspielen. nicht in Amsterdam, sondern in Dres- Sie war immer partnerschaftlich und den in meinem Büro der Semperoper geprägt vom Interesse an dem, was wir statt, wo ich damals inszenierte. Wir inhaltlich gemeinsam erreichen wollten. saßen dort vor dem Bühnenbildmodell Ich gratuliere ihm gerne zum 60. Ge- zu »Wozzeck« und mein erster, ganz burtstag, weil ich auch diesen Glück- spontaner Eindruck war: Der Mann wunsch wieder mit der Feststellung ist jung! Und ich meine damit nicht verbinden kann: ›jugendlich‹ oder ›jünger aussehend‹, sondern: mit einem jungen Kopf, neu- Wie schön, daß man mit 60 noch so gierig, frei, offen. Ich hatte keinen alten jung sein kann! Hasen vor mir, niemanden, der mit Routine und Erfahrung beeindrucken wollte. Er hatte nichts von dem oft pein- Willy Decker lichen Imponiergehabe eines Pultdik- tators, sondern war ein ausschließlich inhaltlich interessierter, sehr wacher, intellektueller, offener Mensch. Von Anfang an war mir klar, daß Hartmut Haenchens Musikertum kein Selbst- zweck war, sondern daß er Musik macht, weil er etwas zu sagen hat. Dieser Ein- druck hat sich erhalten und noch ver- stärkt in den folgenden Jahren, in denen wir mehrfach zusammenarbei- teten. Häufig habe ich auch seine Konzerte in Amsterdam besucht und wieder die gleiche Erfahrung gemacht: selbst schwierigste und mir oft unzu- gängliche Werke wurden von ihm mit hoch interessantem inhaltlichen An- spruch und Standpunkt musiziert und auf diese Weise erläutert. Hartmut Haenchen verschanzt sich nicht hinter 12 Zum 60. Geburtstag 13 Zum 60. Geburtstag Der Gedanke, Hartmut Haenchen nun mitgerissen und bewegt, sondern er ist sechzigjährig zu wissen, will sich nicht vielen Cicerone und Lehrer geworden selbstverständlich in meine Vorstellung im unübersehbaren Reich der Musik, von ihm, dem viel jünger Geglaubten, so daß wir, seine Anhänger und Freun- einordnen: denn noch immer scheint de ihm den Ehrentitel Maestro längst er auf dem Wege zu neuen Ufern zu sein. verliehen haben. Die Verbundenheit zwischen zwei Leu- Jetzt also heißt es, Dir, dem Freunde, ten, die im Kern nonkonformistisch von Herzen zu gratulieren, Gesundheit denken, leben und ihrer Kunst dienen, vor allem zu wünschen und Deinem lebt von der geistigen Nähe, von der Werke den verdienten Ruhm. Zwanzig Temperatur, in der alles gesehen und Jahre verbinden uns in gegenseitiger geschaffen wird und nicht von den ge- Liebe zur Arbeit des Anderen, die bei meinsam verbrachten Jahren: aber es mir damals mit Deinen »alten Meistern« ist schon so, daß die zwanzig Jahre an- in kammermusikalischen Dimensionen dauernde Freundschaft mit Hartmut begann und zu immer größerer Ver- Haenchen notwendig dem Alter entge- ehrung wuchs als Du Dir später in gentreibt. Amsterdam die großen, die fast heroi- schen Formen und Werke des 18. und Fünfzig Jahre der Musik hingebungs- 19. Jahrhunderts erschlossen hast: die voll gelebt, immer werkgetreu, was für Wiener Klassik bis Mahler, Berg, auch mich ohne herrische Einvernahme Bartók, Strauss und Wagner, sogar den heißt, dennoch blutvoll und von span- »Ring«: meine Mitgratulanten im
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