Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e. V. – KZ-Gedenkstätte – Mitteilungen Heft 48 / November 2007

„Büchse 13“ Ulmer Treff für kritische Geschichtskultur Inhalt Büchse 13 – 1 Kritische Geschichtskultur „Ulm ist für uns ein Geschenk“ 2 Neuer DZOK-Vorstand 3 Tante Annas Kinder 4 Der „Sinn“ der KZs 6 „Wir wollten das andere“: 8 eine Ferienwoche dzokkis – Praktikanten – 10 guides Ein Tat- und Lernort, 11 gleich neben der Schule „Wir wollen den Fluch 13 in Segen verwandeln“ 1. „ulmer festungs fest” (uff) 15 Rückblick aufs Jahr 2007 17 In der Büchsengasse 13, fünf Minuten Merav Barnea und Moshe Ushpiz am 9. Oktober vom Münster entfernt, eröffnete das in „Büchse 13” Neue Bücher 20 (Foto: Königsdorfer; A-DZOK, Büchse 13, 10/07) NS-Volksgemeinschaft – Fritz Bauers Wider- Dokumentationszentrum Oberer standsbegriff – Menschen und Bäume in Shavej Kuhberg am 10. März seine neuen Zion – KZ-Außenlager Hailfingen/Thailfingen – Katholische Kirche und NS – Antizionismus = Stadträume: ein Info-Angebot für die Bibliothek und den Arbeitsplätzen für Antisemitismus? – Stolpersteine: das Stuttgarter Bürger zu einem Stück Geschichte, die Mitarbeiter gibt es in der Büchsen- Modell – Der Wert von Gedenkstätten – Fritz Lamm – Die Fahne und der Tod – das immer auch ein Stück Gegenwart gasse auch die Möglichkeit für kleinere Armin Ziegler ist und bleibt: die Periode des Natio- Veranstaltungen. (Fortsetzung: nächste Seite) Neues in Kürze 25 nalsozialismus. Neben dem Archiv, der Eine „Laubhütte“ in Ulm – Zum Tod von Gertrud Müller – Alfred-Hausser-Preis – Das ehemalige KZ-Außenlager Gleiselstetten – Bürgermedaille für Lechner – Dauerausstellung Weiße-Rose-Prozesse – Polnische Auszeich- Gedenkstunde in der Ulmer KZ-Gedenkstätte nung – Landesstiftung Baden-Württemberg – für den Widerstand von 1933 bis 1945 Jüdische und arabische Jugendliche – Neuer Zivi 2008/09 – Theater-Projekt – Julius Schätzle – und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Ulmer OB-Wahlen – Drei DZOK-Pojekte 2008 – Sonntag, 18. November 2007, 11 Uhr Hans-Lebrecht-Schule – Leserbriefe Veröffentlichungen des DZOK 29 Das geht uns was an! Formen des Gedenkens und Handelns von Jugendlichen heute – Veranstaltungen 30 am Beispiel der Kooperation der Winter/Frühjahr 2007/08 „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ mit dem DZOK Förderer dieser Nummer 32 Ein Gespräch mit Volker Bräth, Lena Dorn, Markus Heckmann, Thomas Liebe/-r Leser/-in: 32 Heldt, Annette Lein, Sonja Thiel; Moderation: Silvester Lechner Impressum/ Besuchszeiten 32 Musikalischer Rahmen: Chor Kontrapunkt; Mauthausen-Kantate in Gedenkstätte 1230 und 1430 Uhr: Führungen durch die Gedenkstätte So hatte am 10. Juli ein neuer Ulmer leben jede Sekunde intensiv, weil man auch die Nachgeborenen noch ein Veranstaltungsort Premiere: nie weiß, was morgen sein wird.“ „In weites Stück entfernt. Dennoch lassen „Büchse 13. Ulmer Treff für kritische Israel gibt es keine andere Option als Merav Barnea und Moshe Ushpiz Geschichtskultur“. stärker zu sein als andere. Das ist über ihr neues Ulmer Zuhause nichts Ziel des Treffs ist es einerseits hinter eine Frage des Überlebens“, ergänzt kommen. „Die Herzen der Menschen die Fassaden des marktgängigen ihr Mann. waren so warm und offen, schon als Geschichtsbildes zu schauen, und „Die Geschichte der Shoah ist Teil wir hier ankamen. Ulm ist gemütlich, dabei Vergessenes und Verdrängtes von uns, sie bleibt im Körper. Dass wir haben hier viel mehr Zeit für unsere anzusprechen und einem kritischen wir Juden sind und Israelis, das ist Familie.“ Gespräch zu unterziehen; anderer- Teil von uns.“ „Aber das heißt nicht, (sl) seits aber geht‘s auch um Gegenwart dass ich nicht etwas anderes suchen und Zukunft, um neue, hoffnungsvolle kann, weiter und offener. Ich wünsche Entwicklungen – ein weites Spektrum, mir ganz tief im Herzen, dass ich in wie auf den Fotos dieser und der Bayreuth Wagner singen kann. Das ersten Seite dokumentiert. kann ich, das bin ich. Musik ist Musik, Alt und Jung: der erste Helfen Sie mit, dass aus der Idee Theater ist Theater, und auch davon Abend von Büchse 13 etwas wird, das Bestand hat! bin ich ein Teil. Ich vergesse nicht, aber Deutschland ist ein Teil von Europa, am 10. Juli Das neue Programm von „Büchse und wir leben jetzt hier“, erklärt Merav 13” finden Sie auf Seite 31! Barnea. Das Foto (A. Lein, A-DZOK, Büchse13, Dass sich das Paar entschloss, mit 7/07) zeigt Reinhold Settele (80)und den drei Töchtern – die älteste, Ruth, Jakob Hohnerlein (20) am ersten wurde während des Studiums beider Abend. Der in Ulm geborene Settele Merav Barnea und Moshe in Berlin geboren, die fünfjährigen hatte sich als Schüler in den letzten Kriegsjahren zusammen mit seinen Ushpiz in „Büchse 13“: Zwillinge in Tel Aviv – nach Deutsch- land zu ziehen, war nicht für alle Freunden Fritz Bauknecht und Heinz „Ulm ist für uns ein Familienmitglieder des Paares leicht Feuchter dem nationalsozialistischen Geschenk” zu begreifen. Das hat für die beiden Wahnsinn widersetzt. Und er hat sich durchaus Gewicht, denn „in Israel ist seine kritische Beobachtungsgabe Von Dagmar Königsdorfer der Familienbegriff ein anderer als in gegenüber den politischen Verhält- Deutschland“, erklärt Moshe Ushpiz. nissen bis heute bewahrt. Er las aus „Familie Barnea-Ushpiz aus Tel Aviv Dass man sich wochenlang nicht zwei Broschüren eigener Texte: „Politi- lebt jetzt in Ulm“, war der Titel von sieht, wie das bei deutschen Familien sche Zeitgedichte und Bekenntnisse“, „Büchse 13“ am 9. Oktober. Inhalt durchaus gängig sei, das sei in Israel sowie „Politische Zeitzeugnisse und des Abends war ein Gespräch mit der nicht vorstellbar. Dennoch reagierten Zeitdokumente“. Sopranistin am Ulmer Theater, Merav Familienmitglieder auf den Umzug Barnea und ihrem Mann Moshe Ushpiz mit der Bitte, dass Moshe und Merav über Tel Aviv und Ulm, über Israel und verstehen möchten, dass sie sie nicht Deutschland, über die Shoah und die in Deutschland besuchen würden - Gegenwart, und natürlich übers The- während andere ihre Pläne fantastisch ater und die Musik. fanden. Dazu der folgende Bericht: „Wenn man in Israel sagt, dass man in die USA geht, fragen die Menschen, „Ulm ist für uns ein Geschenk“, sagen was man dort beruflich plant. Wenn Merav Barnea und ihr Mann Moshe man sagt, dass man nach Deutsch- Ushpiz übereinstimmend. Dass sie auf land geht, fragen sie: „Gibt es Opti- so herzliche Menschen treffen würden, onen in anderen Ländern?“ dass die Stadt für sie „wie ein Medi- Merav Barnea und Moshe Ushpiz Beide sind von Heiner Jestrabek kament“ wirken würde, damit hatten haben sich über diese Zweifel hinweg (Deutscher Freidenker-Verband Ost- die israelische Sopranistin am Theater gesetzt, obwohl zahlreiche Fami- württemberg, 2007) herausgegeben Ulm und ihr Mann, Art-Director und lienmitglieder beider im Holocaust und übers DZOK beziehbar. Marcom-Manager (und nebenher umkamen. Beide, nicht religiös, sehen Jakob Hohnerlein, links im Bild, hat Hausmann), nicht gerechnet, als in Europa für sich eine Zukunft. Einen als Abiturient des Neu-Ulmer Lessing- sie vor gut einem Jahr mit den drei Moment zögert Merav Barnea, bevor Gymnasiums für seine herausragende, Töchtern an die Donau zogen. Von sie von einem Erlebnis dieses Tages mit 15 Punkten bewertete Facharbeit ihrem Leben als israelische Familie in erzählt. In einem Supermarkt sei sie im Schuljahr 2006/07 das Thema Ulm erzählten beide in den Räumen gewesen und sei wohl irgendwie gewählt: „Reinhold Settele. Ein Zeit- des Dokumentationszentrums in der falsch gegangen. Ein Mann habe sie zeuge berichtet über die NS-Zeit in Büchsengasse 13. zurecht gewiesen: „So geht man in Ulm“. Tel Aviv, ihre Heimat, sei eine 24- Deutschland!“. „Ich hätte auch Fran- Settele schrieb dem DZOK als Wid- Stunden-Stadt. „In Tel Aviv hat nie- zösin sein können, dann hätte er das mung für „Büchse 13“: mand Zeit“, sagt Moshe Ushpiz. „Die auch gesagt, er wusste nicht, woher Menschen in Israel haben ganz andere ich komme“, weiß sie. „Aber es tut „Wer die Vergangenheit abtut, Elektroden, sie sind immer im Stress.“ einfach weh, die Verletzlichkeit ist vor- will sich die Zukunft freihalten „Das Lebensgefühl ist Unruhe“, handen.“ Von deutsch-jüdischer Nor- für die Fehler und Verbrechen ergänzt Merav Barnea. „Die Menschen malität halten die historischen Fakten der Vergangenheit .“

2 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 3 Neuer DZOK-Vorstand Wolfgang Keck bleibt Erster Vorsitzender, Manfred Eger und Fritz Bauer aus Vorstand verabschiedet

Nach der Vorstandswahl am 6. Juli: hinten, von links, Wolfgang Keck, Hansjörg Greimel, Ingo Bergmann, Manfred Eger, Martin König, Wolfgang Traub; es fehlen Dr. Uli Klemm und Fritz Bauer. Vorne, von links die Mitarbeiter Silvester Lechner, Annette Lein, Volker Bräth, Ilona Walosczyk. (Foto: Blickle; A-DZOK, Vorstand 07)

In der Jahreshauptversammlung am Bestätigt in ihren Ämtern wurden als Jahres 2008 durch ihren Zuschuss die Freitag, 6. Juli, wählten die 36 anwe- Kassiererin Ingrid Siegl und der andere pädagogische Arbeit an der Gedenk- senden Mitglieder (das waren fast 10 Stellvertreter des Vorsitzenden, Martin stätte ermögliche. Bezüglich einer Prozent aller Mitglieder) des Vereins König, und als Beisitzer Dr. Ulrich unbefristeten Fortsetzung dieser Arbeit „Dokumentationszentrum Oberer Klemm. sei der Verein mit Unterstützung von Kuhberg“, einen neuen Vorstand. Der Ministerpräsident Günther Oettinger bisherige Erste Vorsitzende, Professor Die Berichte des Vorsitzenden Wolf- und Oberbürgermeister Ivo Gönner in Dr. Wolfgang Keck, wurde wieder gang Keck, der Kassiererin Ingrid Siegl Verhandlungen mit dem Land. gewählt. Als einer der beiden Stellver- und des Wissenschaftlichen Leiters, Überdies berichtete Professor Keck treter trat Manfred Eger nicht mehr zur Dr. Silvester Lechner, zum zurücklie- – nach Gesprächen mit allen Frakti- Wahl an. Statt seiner wurde der bis- genden Arbeitsjahr wurden von den onen im Ulmer Gemeinderat – über herige Beisitzer im Vorstand, Hansjörg 35 Teilnehmern der Versammlung eine große, bisher nicht selbstver- Greimel, gewählt. Als Beisitzer stellte zustimmend entgegengenommen. ständliche Akzeptanz der Institution in sich Fritz Bauer nicht mehr zur Wahl. allen Fraktionen. Neu gewählte Beisitzer im Vorstand Professor Keck dankte der Landes- Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts sind Ingo Bergmann und Wolfgang stiftung Baden-Württemberg, dass des Ersten Vorsitzenden war die Situ- Traub. sie noch bis zum ersten Halbjahr des ation im ehemaligen KZ-Außenlager

2 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 3 und einstigen „Infanteriestützpunkt“ staltiges Erbe sich täglich neu als Her- Die Botschaften und die Fakten von Gleiselstetten und die dort jetzt ver- ausforderung für Demokratie, Frieden damals, sagte Lechner, müssten traglich vereinbarte Mitnutzung seitens und Toleranz zeige. Als regionales festgehalten und immer wieder neu der katholischen Kirchengemeinde Kompetenzzentrum in Sachen Nati- in die Gegenwart übersetzt und in das Söflingen. onalsozialismus und dessen Folgen politisch-kulturelle Zeitgespräch der Silvester Lechner wies in seinem habe man jetzt einen in die Mitte der regionalen Öffentlichkeit eingebracht Beitrag darauf hin, dass auch über Stadt vorgerückten Standort in der werden. 60 Jahre nach der Befreiung vom Büchsengasse 13. (sl) Nationalsozialismus dessen vielge-

Nach 14 Jahren Tätigkeit im Vorstand des DZOK – immer als Fritz Bauer – nach zehn Jahren heuer aus dem Vorstand Zweiter Vorsitzender – wurde Manfred Eger am 6. Juli aus ausgeschieden - in einer für seine Vorstands-Tätigkeit typi- dem Vorstand verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenmit- schen Situation: als Repräsentant und Ansprechpartner für glied des Vereins ernannt. Das Foto zeigt Eger bei einer seiner den Verein und die „Stiftung Erinnerung Ulm“ in der regio- zahlreichen Führungen (die er versprach fortzusetzen) durch nalen und überregionalen Öffentlichkeit. Hier – anlässlich die Ulmer Gedenkstätte, hier mit einer italienischen Gruppe einer Veranstaltung im November, vor der Gedenkstätte – im im April 2007. Silvester Lechner sagte zum Abschied: „Deine Gespräch mit Roman Sobkowiak, dem Zeit- und Leidens- Beiträge, Manfred, haben uns immer erinnert, woher wir als zeugen der Nazi-Herrschaft, und mit Hilde Mattheis, der KZ-Gedenkstätte kommen und was unsere Ursprünge sind. regionalen SPD-Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Gemeint ist der sozialistische und kommunistische Wider- Zum Glück versprach Bauer, der genau zehn Jahre lang stand gegen das nationalsozialistische Regime, wie er in den dem Vorstand angehörte, nun für das DZOK und die Stiftung Häftlingen des ehemaligen KZ Oberer Kuhberg repräsentiert auch ohne Amt weiterhin ehrenamtlich tätig sein zu wollen ist. Dein Einstehen gegen Faschismus und Krieg und für – auf der Basis seiner nie wankenden demokratisch-huma- Frieden und Toleranz zwischen Menschen und Völkern bil- nistischen Gesinnung. dete den Hintergrund deiner Person und deiner Beiträge.“ (Foto: L. Sobkowiak; A-DZOK, Gedenkfeier 2006) (Foto: privat ; A-DZOK, Eger 2007

Tante Annas Kinder Bericht über ein Treffen ehemaliger Schüler der aus Ulm stammenden jüdischen Pädagogin Anna Essinger

Von Hansjörg Greimel

Am 24. Mai und am 19. Juli trafen sie ferien 1933 von Herrlingen bei Ulm kommen, doch auf seine alten Tage sich – Jahrzehnte später – in England gezogen. In einem weitsichtigen Ent- verstärkte sich das Gefühl, dass diese wieder: ältere Damen und Herren, schluss verlegte sie das dortige, von alte Schiffsglocke wieder nach Bunce Kinder damals; einerseits Kinder, die ihr 1926 gegründete Landschulheim Court zurückkehren sollte. Über 20 seit 1933 in „New Herrlingen“ zur nach Kent. Als das Internat 1948 Ehemalige, die sich stolz „Old Bunce Schule gehen konnten und ande- geschlossen wurde, hatten über 900 Courtians“ nennen, trafen sich aus rerseits Kinder, die als Überlebende Kinder aus Deutschland, Österreich, diesem Anlass mit ihrem alten Lehrer der „Kindertransporte“, die nach der Tschechoslowakei und Polen, die Hans Meyer. Er war es, der damals die den Pogromen der „“ im zumeist ihre Familien verloren hatten, Glocke zum Frühsport, zum Unterricht November 1938 in Anna Essingers dort ihre Heimat gefunden. Anna und zum Mittagessen läutete. Jetzt Exil-Schulen Zuflucht fanden. Erinne- Essinger starb 1960 in Bunce Court. brachte er sie an einem sonnigen Juli- rungen wurden lebendig … nachmittag wieder zum Klingen, als Nach Bunce Court in Südengland war Die alte Schulglocke sie zusammen mit einer Erinnerungs- (die 1879 in der Ulmer Hafengasse 10 Ernst Weinberg, ein ehemaliger tafel den neuen Eigentümern des Her- geborene Reformpädagogin) Anna Schüler, hatte die alte Schulglocke als renhauses übergeben wurde. Essinger schon nach den Sommer- Souvenir mit nach Kalifornien mitbe-

4 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 5 Die Ulmer Delegation des Anna- Essinger-Gymnasiums im Juli 2007 in „Trench Hall“. Links Hansjörg Greimel, über ihm die alte Schulglocke; rechts die Ulmer Schüler/-innen. (Foto: privat; A-DZOK, Anna Essinger 7/07)

Auch sechs Ulmer vom Essinger-Gymnasium waren dabei Mit dabei waren vier Schüler des Ulmer Anna-Essinger-Gymnasiums mit ihren Lehrern Annette Rosenhayn und Hansjörg Greimel. Sie erzählten den über 100 Gästen in Wort und Bild über Annas Jugendjahre in Ulm. Zwei Ulmer Schüler-Filmteams doku- mentierten das Treffen und inter- viewten die betagten Schüler von „Tante Anna“ – wie Anna Essinger immer noch liebevoll genannt wird gang Leonhard, der wohl bekannteste Heute ist es der einzige Ort von Annas – und ihren Schwestern Paula und Schüler aus Herrlingen. In seinem Schulen, an dem noch unterrichtet Berta. Den nächsten Tag verbrachten neuesten Buch, „Meine Geschichte wird. Am 24. Mai wurde dort auf Ver- Schüler und Zeitzeugen zu ausführli- der DDR“, berichtet er darüber aus- anlassung der Schulgemeinde und des chen Gesprächen im Haus von Hans führlich. Schulträgers eine Erinnerungsplakette Meyer, der noch heute ganz in der an die Evakuierungszeit von 1940 bis Nähe von Bunce Court wohnt. Bei ihm 1940 von Kent nach Shropshire in 1946 angebracht. Aus Österreich, fanden immer wieder Schülertreffen Mittelengland Deutschland, den USA und England statt; und er hat das Leben seiner 1940 wurde Südengland zum Ver- kamen 14 Ehemalige als Ehrengäste. Schützlinge ausführlich dokumentiert. teidigungsgebiet erklärt. Die Schule Sie wurden von den Schülern durch musste innerhalb einer Woche nach den Schulgarten und die Werkräume Berühmte Schüler Mittelengland verlegt werden und ihrer alten Schule geführt. Blättert man in den Lebensberichten Hans Meyer wurde zusammen mit den Das Medieninteresse war groß, sogar von 70 Schülern, entdeckt man allein Kollegen und den über 16 Jahre alten die BBC sendete einen Bericht. zehn Professoren, aber auch so Schülern als „Enemy Aliens“ interniert. Auch dieser Erinnerungstag wurde von bekannte Künstler wie Frank Auer- Wieder bewährte sich Anna Essingers den Ulmer Schülern dokumentiert. Bis bach, den Berater des amerikanischen Fähigkeit, in Notzeiten entschlossen Weihnachten soll aus den Aufnahmen Präsidenten, Helmut Sonnefeld, oder zu handeln. Sie fand ein Gebäude in Bunce Court und Trench Hall ein Film den Dokumentarfilmer . „Trench Hall“ in Shropshire, das als entstehen: ein weiteres Dokument, um Sie alle wurden von „New Herrlingen“ Schulgebäude notdürftig hergerichtet die Erinnerung an Anna Essinger auch positiv geprägt, genauso wie Wolf- werden konnte. in Ulm lebendig zu erhalten.

„Sinn“ der Konzentrationslager und ihrer Gedenkstätten 48. Gedenkstätten-Seminar in Sachsenhausen

Vor etwa 71 Jahren wurden in Berlin als gigantische Selbstinszenierung des NS- Hauptthema der Tagung … Staates die Olympischen Spiele „vor den Augen der Welt“ begangen. Gleichzeitig … waren „Die Gründungsphasen der entstand nur wenige Kilometer entfernt davon, in Oranienburg, das Konzentrati- Konzentrationslager im Vergleich“, onslager Sachsenhausen. Es war nicht nur architektonisch ein neuer Lagertypus, darunter auch das KZ Oberer Kuhberg, sondern auch – nach Hitlers Funktionsbestimmung – „ein modernes, jederzeit dargestellt von Silvester Lechner. erweiterbares Konzentrationslager für Staatsfeinde und Staatsschädlinge“. Dies waren die Leitfragen: Am historischen Ort dieses Lagers fand Ende September das 48. bundesweite „Sind die nationalsozialistischen Kon- Gedenkstättenseminar statt, mittlerweile eine seit über zwei Jahrzehnten etablierte zentrationslager durch eine relativ Tagungs-Institution (jeweils an verschiedenen Orten) von Gedenkstätten-Mitarbei- klare Konzeption gekennzeichnet, tern und vielen Historikern im In- und Ausland. Veranstalter waren wie immer die oder sprechen wir von einem dyna- Bundeszentrale für Politische Bildung und das Gedenkstättenreferat der Berliner mischen Entwicklungsprozess der bei „Topographie des Terrors“ sowie die Gastgeberin; in diesem Fall die „Stiftung Bran- einer zunehmenden Radikalisierung denburgische Gedenkstätten“, vertreten durch die Gedenkstätte Sachsenhausen. einen allmählichen Funktionswandel

4 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 5 beinhaltete? Welche spezifischen Übersetzungen anbelangt, wurde ein „Knipser“ wie Millionen andere Ziele und Absichten verfolgten die davor gewarnt, den Blick ausschließ- Volksgenossen, die Arbeitsplatz und NS-Protagonisten bei der Planung lich auf das jeweilige Lager zu richten Privatleben zur sozialen Selbstverge- und Gründung der jeweiligen Lager und nicht auch den Kontext dieses wisserung abbilden. Die Darstellung und inwieweit veränderten sich diese NS-Details zu den anderen Aspekten der Realität der Häftlinge bleibt in Aus- im Prozess der Realisierung?“ Diese und Erscheinungsformen des NS- stellung und Buch dem vorzüglichen Themenstellung griff einleitend Pro- Staates herzustellen. Kommentar und zusätzlichen Doku- fessor Ulrich Herbert, Freiburg, in dem menten überlassen. Gesamteindruck: Überblicksvortrag auf: „Kalkül, Impro- KZ und heutige Gedenkstätte beklemmend, aber auch erhellend. visation, Dynamik. Die Entwicklung Sachsenhausen … des Systems der Konzentrationslager … waren zentraler Anknüpfungspunkt Die aktuelle geschichtspoli- 1933 bis 1945“. für das Tagungsthema. Der Tatort und tische Debatte und die Pers- Zwei Ergebnisse lassen sich an Hand damit die heutige Gedenkstätte mit pektiven der Gedenkstätten in der Referate und sieben Arbeits- ihrem dezentralen Konzept orientiert Deutschland … gruppen formulieren: Einerseits gab es sich an drei historischen Phasen: dem … war ein weiterer Schwerpunkt der von 1933 bis 45 durchaus Konstanten frühen KZ Oranienburg (1933/34); Tagung. Der Hintergrund: Am 22. Juni und Kontinuitäten im KZ-System, das dem „modernen“ KZ Sachsenhausen dieses Jahres hatte der Beauftragte vom System der Vernichtungslager (1936 bis 1945); dem „Sowjetischen der Bundesregierung für Kultur und zu unterscheiden ist. Das über die Speziallager“ des sowjetischen Medien, Minister Bernd Neumann, gesamte Zeit Gültige des KZ-Systems Geheimdienstes NKWD (1945 bis eine Fortschreibung der Gedenk- lag vor allem in seinem Charakter als 1950). Der Leiter der Gedenkstätte, stätten-Konzeption des Bundes von „rechtsfreier Raum“ im „permanenten Prof. Dr. Günter Morsch, skizzierte in 1999 vorgelegt. Darin wird zwar eine Ausnahmezustand des Staates“, einem Vortrag zunächst „Gründung Bestandssicherung der bisherigen sowie als Terror-Instrument der NS- und Aufbau des KZ Sachsenhausen“. Ausgaben für die größeren Gedenk- Machterhaltung; und damit als eine Zusätzlich stellte er aber auch das stätten vage angekündigt. Aber es Art „General-Prävention“ gegenüber Fotoalbum des ersten Sachenhausen- werden weder eine Weiterentwicklung den „Feinden der Volksgemeinschaft“. Kommandanten Karl Otto Koch vor, von historischer Recherche und von Andererseits war dies Instrument sehr und zwar in der Form als Ausstel- pädagogischer Vermittlung allgemein in seinen Funktionen und Realisationen lung und Buch. Das Album war vor noch im speziellen Sinne die Förde- anpassungsfähig bezüglich Zeit und wenigen Jahren in einem Moskauer rung kleinerer Gedenkstätten, denen Ort und verantwortlichen handelnden Archiv aufgefundenen worden. eine „nationale Bedeutung“ abge- Personen und Institutionen. sprochen wird , ins Auge gefasst. Dies Für das leidende Subjekt, den Häftling, Günter Morsch (Hrsg.): trage u. U. dazu bei – so wurde über- waren jedoch die jeweiligen Ausprä- Von der Sachsenburg nach einstimmend festgestellt –, dass das gungen und Funktionsbestimmungen Sachsenhausen. Bilder aus vorhandene bürgerschaftliche Enga- nicht so wesentlich. Für ihn bedeutete dem Fotoalbum eines KZ-Kom- gement in der Auseinandersetzung von Anfang an die KZ-Haft prinzipiell mandanten. Berlin (Metropol) mit dem Erbe des Nationalsozialismus ein „Fallen aus der Welt“, und damit 2007, 372 S., 24 €. (= Schriften- sehr schnell verkümmere. einen Angriff auf die Identität, das reihe der Stiftung Brandenbur- Mit Spannung sehen die Teilnehmer Selbst, den nur ganz wenige in ein gische Gedenkstätten, Bd. 19) der Tagung den Anhörungen Anfang Leben danach integrieren konnten. November im Kulturausschuss des Was die Darstellung von KZ-Realität Deutschen Bundestages entgegen. in Ausstellungen und pädagogischen Koch, geboren 1897, hat eine Kar- riere als KZ-Kommandant, die sehr Aus Ulmer Perspektive heißt das wohl: an diejenige des Heuberg-Kuhberg- Mit Bundes-Geldern ist kaum mehr zu Welzheim-Schirmeck-Kommandanten rechnen; nun sind das Land gefragt Karl Buck erinnert. Auch Koch kehrte und die Kommunen. (sl) als „Freiwilliger“, nun arbeitsloser Berufssoldat verwundet aus dem 1. Weltkrieg heim. Erst mit seinem Eintritt in NSDAP und SS 1931 konnte er wieder sozial Fuß fassen. Ab 1934 war er dann der Reihe nach tätig: in dem sächsischen frühen KZ Hohnstein an der Elbe, östlich von Dresden; im KZ Sachsenburg bei Chemnitz; im KZ Esterwegen; im KZ Lichtenburg und im KZ Berlin-Columbia-Haus. 1936 wurde er dann erster Kommandant in Sachsenhausen. Am 1. August 1937 wurde er Kommandant des KZ Buchenwald. Der Kommandant in acht Konzentrationslagern, Wer sich unter dem Album eine Georg Fischer (Neckarelz) und Silvester Lechner Karl Otto Koch, in „Parade-Uniform“ und mit (Ulm) waren bei der Tagung die beiden Teilnehmer seiner Kamera um 1938 im KZ Buchenwald. Schreckenskammer voller Gräuel aus Baden-Württemberg. Sie vertraten – auf Aus: Von der Sachsenburg nach Sachsenhausen. und Sadismen vorstellt, kommt relativ einsamem Posten – die Interessen kleinerer Bilder aus dem Fotoalbum eines KZ-Komman- nicht auf seine Rechnung. Koch ist Gedenkstätten. (A-DZOK, Bundestagung Sach- danten, S. 23. senhausen 9/07)

6 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 7 „Wir wollten das andere – Für das Leben einstehen, dem Bösen widerstehen“ Eine Ferienwoche der Johannes-Kirchgemeinde Bern – rund um Verfolgung und Widerstand in der Region Ulm

Der Titel dieses Beitrags ist das Motto der Ferienwoche (die man auch eine Studienwoche nennen könnte) einer schweizer kirchlichen Gruppe gewesen, die sich vom 5. bis zum 10. August auf Spurensuche nach dem Widerstand gegen das NS-Regime in der Stadt Ulm begab. Thematische Schwerpunkte waren die Weiße- Rose-Denkstätte in der Ulmer Volks- hochschule, der Zeitzeuge Roman Sobkowiak und die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg. Einige Wochen lang hatte Jürg Liechti, der Berner Initiator des Projektes, die Ulmer Tage vorbereitet, vor allem mit Annette Lein, der DZOK-Pädagogin. Und es ist festzustellen: Die Mühe hat sich gelohnt, Beispielhaftes wurde geleistet. So sind zu den Projekttagen zwei inte- ressante Broschüren von der Gruppe Die Würde des Menschen ist unantastbar verfasst worden: zum einen ein vorher verteilter Leitfaden, der die Gruppe (26 Die Würde des Menschen ist unantastbar Teilnehmer) auf das Programm der und doch ist sie täglich in Gefahr. sechs Tage vorbereitete und während Im KZ Oberer Kuhberg wurde sie schändlich verletzt. der Tage begleitete; er enthält Erläu- Menschen wurden dort inhaftiert terungen, Rätsel, Lieder und auch und unschuldig durch Schmutz gehetzt. Gebete. Sie erlitten Schmach und Pein Schon wenige Wochen nach dem und waren allein. Ulm-Aufenthalt erschien dann eine Allein im eigenen Schmutz und Kot Dokumentation mit Tagebuchauf- und vergeblich ein Bitten um tägliches Brot. zeichnungen, Fotos und Arbeitser- Allein in Zellen mit kalten Wänden. gebnissen, insbesondere aus der Wo sollten sie dort ihren Halt finden? KZ-Gedenkstätte. Ihr Schrei: „Wir haben ständig den Tod vor Augen. Hier hatte die Gruppe zur selbstän- Wollten aber trotzdem ans Überleben glauben. digen Erarbeitung als pädagogi- Wir haben Angst vor Kälte und Dunkelheit sche Anregungen wahrgenommen: Vor leeren Gedanken und Einsamkeit. Fotografieren, Zeichnen, Gedichte Hoffnung, wo bist du geblieben? schreiben, Briefe formulieren, sich der Wir möchten auch leben und lieben! Biografie eines Häftlings (des Pfarrers Gott, hörst Du denn nicht das Gebet, Dangelmaier) annähern. wie schlecht es uns hier geht? Beide Broschüren können im DZOK eingesehen werden, sie Schon ist wieder ein Tag zu Ende, können auch bestellt werden über: wann kommt endlich eine Wende? [email protected] Familie und Freunde, wo seid ihr denn? Auf dieser und der folgenden Seite Ohne Euch verliert unser Leben jeden Sinn. zeigen wir einige Ergebnisse der Wir warten auf Rettung - wie lange noch? Gruppe. Vielleicht der schönste Kom- Unsere Seelen brennen in diesem Loch. mentar zum Besuch stand hinterher Menschenwürde? Die unsere ist bitterlich verletzt. im Besucherbuch der Gedenkstätte, Es gibt niemanden, der sie uns ersetzt.“ verfasst von Barbara Stucki: „Jedes Ding hat drei Seiten: Die, die Endlich entstiegen wir noch lebend aus diesem Loch. ich sehe, die, die du siehst, und die, Leben? Was ist das? Was bringt es noch? die wir beide sehen. Hier habe ich ‚drei Hoffnung, du bist uns erhalten geblieben, Seiten‘ gesehen. Vielen Dank.“ können wir jetzt doch wieder leben und lieben? (sl) Max Reber

6 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 7 Die Abbildungen auf dieser und der vorherigen Seite zeigen jugendliche Teilnehmer der Gruppe aus Bern und einige ihrer Arbeiten. (Fotos: Liechti)

8 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 9 Dzokkis - Praktikanten - guides Bilder aus der pädagogischen Arbeit des DZOK 2007

Dzokkis adieu: Abschieds-Mahl am 3. Juli für acht dzokkis, die nun ihr Abitur gemacht haben und Ulm verlassen. (Foto: Bräth; A-DZOK, dzokkis 07)

Anne Jeske (links) und Adel Aubele (rechts): zwei neue guides in der Gedenkstätte, zusammen mit Annette Lein, der hauptamtlichen Pädagogin. (Foto: Lechner; A-DZOK, guides 07)

8 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 9 Fortsetzung: Tat- und Lernort Dzokkis - Praktikanten - guides gleich neben der Schule Außergewöhnliches Projekt der Anna- Essinger-Realschule

Von Monika Lenz, Melanie Stephan und Anna Stumpp

Auf dem Oberen Kuhberg im Westen Ulms liegt nicht nur das „Fort Oberer Kuhberg“ mit der KZ-Gedenkstätte. Dort liegt auch – nur 300 Meter Luft- linie entfernt – das Anna-Essinger- Schulzentrum. Aufgefordert durch den neuen Bildungsplan des Landes, die Sach-, Methoden- und Sozialkompe- tenz der Schüler an außerschulischen Lernorten zu entwickeln und zu erproben, lag es für den Schulleiter J. Krimmel und die Lehrerin Monika Lenz vom Fachbereich Geschichte deshalb nahe, die Möglichkeiten der Gedenk- stätte zu nutzen. Und so enwickelte Martin Stadter vom Kepler-Gymnasium machte ein berufso- sich ein spannendes und erfolgreiches rientierendes Wochen-Praktikum; hier arbeitet er mit einem Projekt unserer Anna-Essinger-Real- Dokument aus dem Archiv des DZOK: ein „Ulmer Tagblatt“ schule für die drei Klassen des Jahr- von 1933. (Foto: Bräth; A-DZOK, Praktikanten 07) gangs 9 im Schuljahr 2006/2007. Dazu gehörte nicht nur inhaltliche Arbeit zur Geschichte des Ulmer KZs, sondern auch Mithilfe bei Aktionen und Veranstaltungen in der Gedenk- stätte wie Räume reinigen, aufräumen, Stühle aufbauen. Letzteres bezog sich auf die Vorbereitung der traditionellen Gedenkfeier zum „Volkstrauertag“ am 19. November sowie auf die Veran- staltung zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar 2007. In der jeweils vierteljährlichen Projekt- zeit machten sich für jede Klasse ca. zehn „Experten“ inhaltlich fit, die für den Rest ihrer Klasse eine Führung vor Ort vorbereiteten und am Schuljahres- ende durchführten.

Und davon berichten die Schüle- rinnen Melanie und Anna: Mit unterschiedlichen Erwartungen entschieden wir uns für das Projekt DZOK. Zunächst ging es darum, die Räume zu erkunden. Wir betraten mit gemischten Gefühlen das Gelände des Konzentrationslagers. Danach bemühten wir uns, die Erlebnisse ver- schiedener Gefangener zu erfahren, Jacob Schneikart und Victor Gerstner, zwei starke dzokki- Informationen über die Geschichte Stützen in den letzten Jahren (Jacob war 6 Jahre lang dabei); zu sammeln und ganz allgemein mehr das Bild zeigt sie im Aufsichten-Raum des DZOK bei der Wissen über die Zeit des Dritten Rei- Vorbereitung auf ihre Führung im Rahmen des Projektes ches uns anzueignen. „Zeitung in der Schule“.(Foto: Bräth; A-DZOK, dzokkis 07)

10 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 11 Talha, Tobias, Nicole (9b) berichten über den Lagerkomman- danten. Heather hält das Plakat dazu.

Steven (9a) beim Staubsaugen für den Gedenktag am 27. Januar

Melanie und Anna (9b) präsentieren der Klasse ihre Recher- chen zu den Kuhberg-Häftlingen.

Ima, Kaan, Furkan (9b) mit ihren Klassenkameraden bei der Gestaltung von Plakaten für die Präsentation

Die letzte Projektgruppe mit Schülern aus 9a und 9c verab- schiedet sich von der Gedenkstätte. (alle Fotos: Lenz; A-DZOK, Gedenkstätte 2006/07)

10 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 11 In unserer ersten Stunde bereitete uns stärkte sich beim Anblick und beim sentierten ihre Ergebnisse der Klasse. Frau Lenz mit einem Rundgang auf die Aufenthalt in der Arrestzelle unter dem Trotz ein wenig Lampenfieber verliefen kommende Zeit vor. Während unserer Haupteingang, in welcher die Häftlinge die Präsentationen reibungslos. nächsten Besuche im KZ sammelten in völliger Dunkelheit und meistens Wenn wir im Nachhinein über das wir Informationen über verschiedene allein dem Hohn und Spott des Wach- Projekt nachdenken, so kommen wir Bereiche, wie zum Beispiel die Kase- personals ausgesetzt waren. zu dem Schluss, dass sich unsere matten oder die Arrestzelle; aber auch Während der letzten Stunden taten Erwartungen erfüllt haben. Außerdem über verschiedene Personen, wie zum sich immer zwei Schüler zusammen, eigneten wir uns viel Hintergrund- Beispiel den Kommandanten Karl um ein Thema zu bearbeiten, welches wissen an, eine gute Grundlage für Buck und die Häftlinge. es der jeweiligen Klasse später in einer unseren Besuch in der Gedenkstätte Wir erfuhren, dass dieses eines der Führung zu präsentieren galt. Einige Dachau. Die Beziehung zu diesem Ort ersten KZs und kein Vernichtungslager Themen waren: der Kommandant ganz in der Nähe unserer Schule hat war. Manche von uns Schülern waren Buck – die Häftlinge – die Familien sich bei einigen Schülern im Vergleich schockiert über die Verhältnisse, unter der Gefangenen – die Arrestzelle – die zu früher verändert. Denn nun bringen denen die Gefangenen dort leben Kasematten … wir ihm mehr Beachtung und Respekt mussten. Durch Erzählungen wurde Am 25. Juni war es dann soweit: Die entgegen. die Unmenschlichkeit deutlich, die Schüler der Klasse 9b, welche im Pro- dort herrschte. Der Eindruck ver- jekt ein Thema bearbeitet hatten, prä-

„Wir wollen den Fluch in Segen verwandeln“ Ein neues Buch voller Melancholie und Hoffnung zur Geschichte der deutschen und auch Ulmer Juden

„Wir wollen den Fluch in Segen ver- Königsdorfer am 1. Oktober mit Ima- Der erste Teil der Trilogie entstand - in wandeln“ schrieb Alexander Karl nuel Noy-Meir geführt hat und das am deutscher Sprache - aus den Lebens- Neumeyer (1910-1989) am 1. August 6./7. Oktober in der NeuUlmer Zeitung erinnerungen des Staatsanwalts 1933 in der Bayerischen Israelitischen erschien. (sl) und Richters Alfred Neumeyer, eines Gemeindezeitung. Mannes, dessen freundliches Wesen Und dieser, dem 5. Buch Moses und dessen charmante, offene Art ihm entnommene und auf die Situation einen weiten Freundeskreis bescherte: der deutschen Juden nach Hitlers Die Neumeyers: Eine Famili- Die Familien Max Plancks gehörten „Machtergreifung“ abzielenden Satz, engeschichte zwischen Ulm, ebenso dazu wie Mitschüler aus dem bildet auch den Titel eines eben Israel und Argentinien Münchner Max-Gymnasium. „Er war erschienenen Buches. Diese Trilogie ein Anhänger der Monarchie und ein von Erinnerungen dreier Generationen Von Dagmar Königsdorfer Mann seiner Zeit, immer im Zentrum der Familie Neumeyer wurde jetzt der Ereignisse und ohne gesellschaft- in Berlin und München vorgestellt. „In Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ liche Schranken“, erzählt Imanuel Noy- Dessen einziger noch lebender Autor, - ein Kindheitsspruch, der zu seinem Meir, der vier Jahre alt war, als dieser Imanuel Noy-Meir, der Sohn von kulturellen Familienerbe gehört, Großvater starb. Alexander Karl, kam im Rahmen der erzählt Imanuel Noy-Meir in einem Der zweite Teil der Trilogie ist von Buchvorstellung nach Deutschland. Ulmer Hotel sitzend. Aus Argentinien Alfreds Sohn Alexander Karl Neumeyer Und am 30. September besuchte er angereist, hatte er gerade im Litera- verfasst und entstand in hebräischer auf Einladung des Dokumentations- turforum im Berliner Brecht-Haus die Sprache, eigentlich als Bericht für die zentrums auch Ulm. soeben erschienene Trilogie seiner Enkelkinder. „Mein Vater war ein früher Denn aus Ulm war ein Teil seiner Vor- Familie vorgestellt. Zwei Tage in Ulm eher scheuer Mensch mit einer starken fahren gekommen. Elise Neumeyer, waren für ihn danach ein wichtiger Persönlichkeit, ein origineller und seine Großmutter, war eine geborene Teil seiner Deutschlandreise, denn die klarer Denker“, erzählt Imanuel Noy- Lebrecht und damit eine Tante von Großmutter des 66-jährigen war die Meir. Nach Hitlers „Machtergreifung“ Hans Lebrecht, dem 1915 in Ulm Ulmerin Elise Lebrecht. 1933 erfasste Alexander Karl Neu- Geborenen, dessen Autobiographie Als jene Elise Lebrecht noch ein junges meyer sofort, dass es keine Zukunft in „Gekrümmte Wege, doch ein Ziel“, Mädchen war, ritt sie bei den Feierlich- Deutschland mehr gab. „1933 war der das DZOK im vergangenen Früh- keiten zur Münster-Vollendung 1890 Wendepunkt für unsere Familie“, sagt jahr herausgegeben hat. Um diese im Damensitz auf einem Schimmel Imanuel Noy-Meir. „Mein Vater war Edition hat Imanuel Noy-Meir große dem königlichen Festzug voran - auch bis dahin Rechtsreferendar und Mit- Verdienste: er hat nicht nur intensiv das ein Stück Ulmer Familienerin- glied der Bayernwacht, politisch wie Korrektur gelesen, er hat auch ein nerung, die ihren Platz findet in der gesellschaftlich ein Münchner. Er ging wunderbares Vorwort geschrieben. Autobiografie dreier Generationen 1933 nach Schweden, kehrte dann Im Folgenden wollen wir zunächst den der jüdischen Familie Neumeyer, die noch einmal nach Deutschland zurück Bericht über ein (hier leicht gekürztes) in mehrfacher Hinsicht ein außerge- und wurde in Neuendorf bei Berlin Interview abdrucken, das Dagmar wöhnliches Buch ist. Landwirt.“ Dort war Alexander Karl

12 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 13 Neumeyer „der Wastl“ aus Bayern, ein Spitzname, der ihm blieb. 1938 emigrierten er und seine junge Frau nach Argentinien. „Durch diese Voraussicht bin ich am Leben“, weiß Imanuel Noy-Meir. Die Sprache, in der er aufwuchs, war die deutsche, mit den anderen Kindern in Argentinien sprach er Spanisch; die Sprache, in der er zumeist denkt, ist Hebräisch. Den dritten Teil des Buches, seine eigene Biografie, hat der 66-Jährige in spanischer Sprache verfasst. „Meine Vorfahren kamen alle aus schwäbi- schen Dörfern“, sagt Imanuel Noy- Meir und zitiert einen Kinderreim vom „Rößle beschlagen“ …

Die Neumeyers: eine Buchvorstellung

Alfred Neumeyer, Alexander Karl Neu- meyer, Imanuel Noy-Meir: »Wir wollen den Fluch in Segen Imanuel Noy-Meir (rechts) bei seinem Besuch in Ulm am 30. September vor der Lebrecht-Villa in der verwandeln«. Drei Generationen Steinhövelstraße 5, erbaut 1925 von Rosa und Wilhelm Lebrecht, seinem Groß-Onkel. Von links: Edmundo der jüdischen Familie Neumeyer: eine Lebrecht und Rolf Gutmann, beide Cousins von Imanuel; dazu Silvester Lechner vom DZOK. (Foto: Mercedes Noy-Meir; A-DZOK, Noy-Meir 2007) autobiografische Trilogie Herausgegeben von Robert Schopf- locher und Rainer Traub, Berlin (Metropol) 2007, 560 S., 24 €. (Biblio- Alfreds Sohn, Alexander Karl Neu- Argentinien geboren. Er lebt seit 1950 thek der Erinnerung Bd. 18) meyer (1910-1989) war studierter in Israel und war bis zu seiner Emeritie- Jurist. Infolge der Nazi-Herrschaft rung vor wenigen Monaten Professor Dies sind die Lebenserinnerungen als Landwirt umgeschult, zunächst in für Botanik und Ökologie. von Angehörigen dreier Generationen Schweden, dann in den Auswanderer- Heute lebt er halb in Israel und halb in der Familie Neumeyer. Sie spiegeln Lehrgütern Neuendorf (bei Berlin) und Argentinien. deutsch (und vor allem schwäbisch/ Groß Breesen (bei Breslau), emigrierte bayerisch-)jüdische Geschichte über er 1938 nach Argentinien. Dort siedelte Fazit: Dies ist ein absolut faszinie- einen Zeitraum von 140 Jahren: vom er sich als Landwirt in der „Colonia rendes, einerseits tief bedrückendes, sozialen Aufstieg im Kaiserreich über Avigdor“ an, 500 km nördlich von andererseits auch hoffnungsvolles den wachsenden Antisemitismus in Buenos Aires. Avigdor war eine Sied- Geschichts- und Geschichten-Buch. der Weimarer Republik und die Verfol- lung der „Jewish Colonization Asso- Es zeigt am Beispiel einer großen gung unter dem NS-Regime bis zum ciation“, ursprünglich eine Gründung deutsch-jüdischen Familie einerseits Neubeginn erst in Argentinien, dann des in München geborenen Baron die demokratisch-staatsbürgerliche in Israel. Maurice de Hirsch. 1950 übersiedelte und humanistische Substanz, die Dr. Alfred Neumeyer (1867-1944) Alexander N. mit seiner Familie in den große Teile des deutschen Judentums war jahrzehntelang, bis 1940, Vorsit- kurz zuvor gegründeten Staat Israel. verkörperten und die durch das nati- zender der Bayerischen Israelitischen Sie siedelten sich in Shawej Zion (auf onalsozialistisch gewordene Deutsch- Gemeinden und bis 1933 einer der deutsch „Rückkehrer nach Zion“) an, land – zu dessen Schaden bis heute höchsten Richter Bayerns. Zusammen einem landwirtschaflichen Kollektiv – zerstört wurde. Und es macht ande- mit seiner Frau Elise gelang ihm im an der israelischen Mittelmeerküste, rerseits nachvollziehbar, wie über die Januar 1941 die Flucht zu seinem zwischen Haifa und der libanesischen Grauen der Shoah hinweg jüdisches Sohn nach Argentinien, wo er unmit- Grenze (vgl. Seite 21). Leben sich fortsetzte: wie sich „Fluch“ telbar nach Vollendung seiner Lebens- Alexander Karls Sohn Manuel, heute in neuen Segen verwandelte. erinnerungen starb. Imanuel Noy-Meir, wurde 1941 in (sl)

12 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 13 Friedlich und faszinierend Erstes „ulmer festungs fest“ (uff) lockte rund 4.000 Besucher

Von Julian Aicher

Der traditionelle „Tag des offenen Denkmals“ am 9. September fiel heuer zusammen mit einer Idee ohne Tradition: nämlich der, die Ulmer Bun- desfestung, das gigantische Ulmer Miltärdenkmal, das heute auch ein Kulturdenkmal ist, aus einem neuen Blickwinkel anzuschauen: und zwar aus dem seiner Nutzer in fast 150 Jahren; das bedeutet aus dem Blick- winkel von Menschen, die von der Erbauung bis zur Gegenwart in den unterschiedlichsten Lebenssituationen die Gebäude der Festung belebt und bevölkert haben. Und daraus entstand das erste „ulmer festungs fest, das uff. Das Doku-Zentrum, das die Erin- nerung an die „Bewohner“ des Fort Oberer Kuhberg und des „Infanterie- stützpunktes Gleiselstetten“, nämlich der KZ-Häftlinge in den Jahren 1933 bis 1935, aufrecht erhält, war von Besucher des „Infanteriestützpunktes Gleiselstetten“ im Rahmen des „uff“ am 9. September. Rechts im dieser Idee begeistert. Hintergrund einige Mitglieder der Jugendgruppe der katholischen Kirchengemeinde Söflingen, die jetzt Deshalb hat es auch dem Initiator der Mitnutzer des Gebäudes sind. Rechts vorne der Autor des Artikels, Julian Aicher. Idee, Julian Aicher, der in den Mauern (Foto: Loyal; A-DZOK, Gleiselstetten 9/07) des Forts abenteuerliche Kindheits- tage in den 60er Jahren verbracht uff soll einerseits ein Fest sein, mit meines Lebens durchgemacht.“ hatte, gern die Spalten der „Mittei- Musik, Kaffee und Kuchen und zum Gemeint war der verheerende Flie- lungen“ geöffnet. Er erklärt die Idee, Beispiel einem frisch gebrauten „Malz- gerangriff auf Söflingen im März 1945. beschreibt ihre erste Realisierung im trunk“ aus der Festungsbrauerei im Bei der eiligen Flucht von Söflingen Jahr 2007 und wirbt für die nächsten Fort Unterer Eselsberg. zum Bunker „Gleiselstetten“ unter Realisierungen 2008 und 2009. Das Uff ist andererseits ein Informationsan- den Leuchtkörpern der Bomben- DZOK ist natürlich wieder dabei. (sl) gebot mit szenischen Darstellungen, flieger dachte sich der kleine Junge: Ausstellungen, Vorträgen und Füh- „So sieht‘s in der Hölle aus“. Und als Das war beinahe ein Rekordbesuch im rungen, darunter durch den „Förder- besonders belastend beschrieb er „Panzerkreuzer“ des ehemaligen KZ- kreis Bundesfestung Ulm e. V.“ in eben das Gefühl, gerade noch selbst einen Oberer Kuhberg. Als vor den Beton- frei gelegten unterirdischen Gängen Platz in dem Betonbau zugewiesen mauern des „Infanteriestützpunktes nördlich der Wilhelmsburg. bekommen zu haben – im Austausch Gleiselstetten“ bei Kaffee und Kuchen Nicht minder beeindruckend waren gegen russische Kriegsgefangene, die über die Geschichte des Bauwerks Führungen, bei denen ältere Besu- die Nazi-Bunkerwarte nach draußen gesprochen wurde, zeigte sich ein cherinnen und Besucher spontan geschickt hatten … starker Hunger. Ein Hunger nach Infor- bekannten, früher mal in diesen Fes- mation. Er wurde während des ersten tungsräumen gewesen zu sein. Eine „ulmer festungs fest – das ist ja viel „ulmer festungs fests“ (uff) vom 7. bis ältere Dame, vor Jahrzehnten als mehr als Party“ – stellte eine Mitarbei- 9. September in 12 Festungswerken Flüchtlingskind in der Wilhelmsburg, terin von „Radio 7“ kurz vor dem Ver- befriedigt. Fast 4.000 Leute kamen. konnte ihre Tränen bei der szenischen anstaltungswochenende erstaunt fest. Organisiert und getragen wurde uff Führung des Theaters „Mutabor“ in Alle bei der Nachbesprechung anwe- 2007 von rund zwei Dutzend Nut- eben dieser Wilhelmsburg nicht ver- sende Veranstalter sagten: „2008 zenden der Festungswerke – darunter bergen. machen wir‘s wieder“. uff 2007 war auch dem Dokumentationszentrum Glasige Augen und eine belegte ein Schritt auf dem Weg, die Ulm- Oberer Kuhberg und den zum „Treffs- Stimme auch bei einem Mann, der im Attraktion „Bundesfestung“ für die Treff“ zusammengeschlossenen „Infantierestütztpunkt Gleiselsetten“ Bürger der Stadt noch attraktiver zu Jugendclubs. Alle arbeiteten für uff („Panzerkreuzer“) spontan sagte: „Hier machen und auch den Ulm-Tourismus unbezahlt. habe ich die schlimmsten 29 Minuten zu bereichern.

14 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 15 Rückblick auf Veranstaltungen und Ereignisse des Ulmer Dokumentationszentrums und der Stiftung Erinnerung Ulm im Jahr 2007 Eine Auswahl

Gedenkstätten-Besuche 5. Februar: Die Klasse 9 b, Hans- und - 172 Schulklassen, 111 andere Sophie-Scholl-Gymnasium, wird von Gruppen: ca. 5.000 Teilnehmer den dzokkis Victor und Jacob durch die Gedenkstätte geführt im Rahmen - Einzelbesucher (Ausstellung): der Aktion „Zeitung in der Schule“. 1.050 Auf Grundlage eines von den beiden - Einzelbesucher (Veranstaltungen): dzokkis erstellten Recherche-Frage- 1.600 bogens erschien ein hervorragender - Gesamtzahl: ca. 7.650 Besucher Artikel in der SWP vom 28. April. - Besucher von DZOK-Veranstal- 5. Februar: Einer von drei Workshops tungen an anderen Orten: bezüglich Gestaltung neues DZOK- ca. 1.400 Büro. - Wissenschaftliche und pädagogi- 5. Februar: Pressekonferenz Weiße- sche Auskünfte: 1.800 Rose-Projekt. 8. Februar: Pressekonferenz zum vierten Jahrestag der „Stiftung Erin- nerung“ 13. Februar: Vier 9.Klassen der RS Dez. 2006: Im Gedenkstätten-Rund- Bad Wurzach recherchieren in der brief der „Stiftung Topographie des Gedenkstätte Biografien derjenigen 18. Januar: 100. Geburtstag von Lina Terrors“ erscheint Silvester Lechners Häftlinge, die ins KZ Dachau weiter Haag; Besuch einer Delegation des Aufsatz (2. Teil) über das „doppel- deportiert wurden. gesichtige Baudenkmal“ Fort Oberer DZOK in ihrer Münchener Wohnung 14. Februar: Vierter Jahrestag der Kuhberg. (Foto Häussermann; A-DZOK, L. Haag, 1/07) Gründung der „Stiftung Erinnerung 11. Januar: Erstes von zehn dzokki- 27. Januar, Stadthaus Ulm: Ulmer Ulm“ im Ulmer Stadthaus. Den Treffen 2007 (Jugendgruppe des musikalischen Rahmen gestaltet das DZOK) Zentralveranstaltung zum Natio- nalen Gedenktag: Zur Geschichte dzokki-Streichquartett „dzokkissimi“. 12.-14. Januar: Gedenkstättenfahrt der jüdischen Displaced Persons in Zum Thema „Wie die Terrorbekämp- der dzokkis nach Mittelbau-Dora der Region Ulm: Lillian und David fung das Recht verschiebt“ disku- und Buchenwald auf Einladung von Gewirtzman. tieren Bayerns Justizministerin Dr. „Jugend für Dora“. 27. Januar: Die Gedenkstätte öffnet Beate Merk, SWP-Redakteur Wilhelm 15. Januar: 11. Klasse Gymn. wieder nach der Winterpause. Hölkemeier und die Vorsitzende der Blaubeuren: Projektvormittag in der Stiftung Erinnerung, Dr. Ilse Winter. Gedenkstätte auf der Grundlage des (Foto unten: Chr. Loyal; A-DZOK, Stif- Romans von Anna Seghers, „Das 7. tungstag 2007) Kreuz“. 15. Januar: Die erste von drei Jahres- Sitzungen der „Stiftung Erinnerung Ulm“. 16. Januar: Erstes Treffen der Fin- dungskommission Nachfolge Lechner. 17. Januar: Erste von 10 Vorstands- sitzungen 2007 des Trägervereins. 19. Januar: Dankeschön-Fest für Helfer des DZOK-Umzugs in die Büchsengasse 13. 27. Januar: „Was am Oberen Kuh- berg begann. Zur Geschichte des KZ-Systems, 62 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz“ und Vor- trag Markus Heckmann über Gerhard Klopfer (Nationaler Gedenktag in der Gedenkstätte)

14 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 15 15. Februar: DZOK-Treff: Rechtsra- 10. März: Büchsengasse 13 – Eröff- dikale – „Ist die BRD überhaupt ein nung und Tag der offenen Tür in Staat“? den neuen Räumen des DZOK im 26. Februar: Professor Andreas Zentrum, u. a. mit OB Gönner. Gruber, Regie-Dozent der Münchener 14. März: Anne Jeske, Lehrerin am Filmhochschule, macht in der Gedenk- Ulmer Anna-Essinger-Gymnasium, stätte Aufnahmen zu seinem Film über beginnt ihre Einarbeitung als neuer Lina Haag mit dem Titel, „Aug in Aug guide an der Gedenkstätte in Nach- mit Himmler“. Erstsendung im Bayeri- folge von Hansjörg Greimel, der Ende schen Fernsehen am 26. April. des Schuljahres in den Ruhestand 27. Februar: Die erste von 23 eintritt. Intensiv-Beratungen zur Erstellung 14. März: Iris Mann, neue Kulturre- von „Gleichwertigen Feststellungen ferentin der Stadt Ulm, macht ihren von Schülerleistungen“ (= GFS) im Begrüßungsbesuch in Büchse 13. Jahr 2007. 15./16. März: Festakt und Ausstel- 28. Februar, in vh Ulm: Eröffnung der lung „10 Jahre Bürgerstiftung Ulm“; Ausstellung (bis 23. März in vh) und u. a. mit der Beteiligung des DZOK Veranstaltungsreihe: „Die Weiße Rose. zu dessen bisher drei geförderten Gesichter einer Freundschaft“ Projekten. Verleihung des Ulmer 1. März: Kollegen der KZ-Gedenk- Bürgerbandes an den ältesten ehren- 23. März: Karen Franklin auf der Schwäbischen Alb.(Foto: Lechner; A-DZOK,Franklin 3/07) stätten-Initiative Leonberg kommen amtlichen Mitarbeiter des DZOK, Hans zum Zweck der Beratung in die Ulmer Fichtner. KZ-Gedenkstätte. 20. März: Eine externe Schüler- 1./2. März: Anneliese Knoop-Graf, gruppe, die auf den Hauptschulab- 29. März: Förderklassen aus Lan- Gespräch mit Schülerinnen und schluss vorbereitet wird, bearbeitet genau und Ulm sprechen in der Schülern der Realschulen Pfuhl und in der Gedenkstätte eigene soziale Gedenkstätte über ihre Kriegserfah- Neu-Ulm über die Weiße Rose; Vor- Ausgrenzungserfahrungen. rungen, u. a. im Kosovo. trag in vh. 20. März: Vortrag Hans-Jochen 1. April: Italienische Gewerkschafter 3. März: Auf den Spuren der Vogel, In Sachen Weiße Rose - zur und Angehörige von ehemaligen Parti- Geschwister Scholl. Stadtführung mit Notwendigkeit des Erinnerns. giani besuchen Gedenkstätte. Julian Aicher und Silvester Lechner 21. März: „Sofie‘s Schwester“, Film 16. April: Martin Stadter, Kepler-Gym- 6. März: Austausch mit den Ulmer von Hanna Laura Klar über Elisabeth nasium Ulm, beginnt mit einem einwö- Freidenkern über Sinn und Zweck des Hartnagel; Ulmer Premiere, Kammer- chigen berufskundlichen Praktikum. DZOK. lichtspiele und Schülervorstellung. 19. April: DZOK-Treff, „Rechtsradi- 8. März: DZOK-Treff, Besuch und Dis- 21. März: Renate Deck aus Forch- kale Einstellungen - aus der Mitte der kussion zu Thomas Bernhards Stück tenberg überreicht dem DZOK eine Gesellschaft?“ „Vor dem Ruhestand“, Aufführung Rosen-Neuzüchtung mit dem Namen 24. April: Ein Integrations-Sprachkurs Ulmer Theater. „Sophie Scholl“. Das DZOK gibt sie der „Agentur für Arbeit“ (Türken und weiter an den Rosengarten der Stadt 9. März: Presse-Konferenz zum Russland-Deutsche) erkundet die Ulm. Erscheinen der neuen DZOK-Edi- Gedenkstätte. tion: Autobiografie des 1915 gebo- 23. März: Projekt mit dem DZOK-Zivi 25. April: 42 Jugendliche aus der renen Ulmer Juden Hans Lebrecht, Volker Bräth: Deutsch-französische Pfarrgemeinde Schaffhausen/Schweiz „Gekrümmte Wege, doch ein Ziel“. Schülergruppe aus Villingen-Schwen- diskutieren am Ulmer Tatort die Frage, ningen. warum sie als Schweizer so wenig mit 23./24. März: Karen Franklin, Mitar- dem „Dritten Reich“ vertraut sind. beiterin des Leo-Baeck-Instituts in 30. April: Das von der Landesstiftung New York und Ehrenmitglied der „Stif- Baden-Württemberg vier Jahre lang tung Erinnerung Ulm“, besucht Ulm. großteils finanzierte Projekt „Gedenk- 26. März: 130 Schüler der 10. Klassen stätten-Pädagogik“, wird dank der Ini- des Hölderlingymnasiums Nürtingen tiative von Ministerpräsident Oettinger erleben lebendige Geschichte an der um ein weiteres Jahr verlängert. Ulmer Gedenkstätte. 5. Mai: Lina Haag erhält den „Preis für 28. März: Projekt-Nachmittag mit 22 Zivilcourage“ der Stadt Dachau Besucher/innen der Senioren-Aka- 7. Mai: Wolfgang Keck und Silvester demie an der Ulmer Uni (ZAWiW): Lechner beginnen bei der Fraktion wir füllen das „Schweigeloch“ unserer der FWG im Ulmer Gemeinderat eine Kindheit in Sachen NS. Besuchsreihe durch alle vier Frakti- onen in Sachen Doku-Zentrum. Die „Grünen“ folgen am 11.6., CDU und Das große Ereignis des DZOK im Jahr 2007 war die Eröffnung der neuen Räume in der Büchsen- SPD am 25. 6. gasse. Die dzokkis samt Zivi Volker (hier mit Lara) 8. Mai: Projekt-Vormittag des Gymna- waren mit einem Transparent und einer Foto- Ausstellung mit dabei. (Foto: Siegl; A-DZOK, siums Laichingen zum Thema: „Was Eröffnung Büchsengasse, 3/07) ist Freiheit für mich?“

16 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 17 8. Mai: In der vh referiert Markus 10. Juni: Die katholische Kirchen- 27. Juni: „Bündnis gegen Rechts“ in Heckmann vor 80 Besuchern über gemeinde Söflingen und das DZOK Ulm bekommt Infos über die pädago- Gerhard Klopfer, der als ehemals schließen eine Nutzungsvereinba- gische Arbeit an der Ulmer Gedenk- hoher NS-Funktionär nach dem Krieg rung auf zehn Jahre bezüglich dem stätte. 30 Jahre lang als Rechtsanwalt in Ulm „Bunker“ in Gleiselstetten (vgl. S. 26). 27. Juni: Die Mitteilungen 47 des wirkte. 11. Juni: Beginn einer Werbewoche DZOK erscheinen, am Tag danach 10. Mai: Zwei 6. Klassen (12 Jahre für künftige dzokkis mit Pressekonfe- werden sie der Presse vorgestellt. alt) der Waldorf -Schule befragen auf- renz. 28. Juni: „Missliebige Minderheiten“ grund der Lektüre von „Warum Hitler 13. Juni: Frauen-Seminar der Kir- damals und heute; Klasse 10 des das rosa Kaninchen stahl“ die Ulmer chengemeinde „Mariä Himmelfahrt“ Ulmer Schubart-Gymnasiums in der Gedenkstätte. in Söflingen diskutiert in der Gedenk- Gedenkstätte. 17. Mai: Stuttgarter „Naturfreunde“ stätte das „Erbe Nationalsozialismus“. 3. Juli: Abschiedsfest für die dzokkis, besuchen auf den Spuren ihrer Groß- 13. Juni: Zehn Jahre „Bürgerhaus die jetzt ihr Abitur gemacht haben, in eltern das ehemalige Ulmer KZ. Mitte“ unter Beteiligung des DZOK. „Büchse 13“ 18. Mai: Die Gymnasiastin Kassandra 14. Juni: Eines von zwei Jahrestreffen 6. Juli: Kurt Schumacher – ein Vorbild Finckh und ihre Großmutter Renate der Geschichtswerkstatt „Jahrgang für heute? Vortrag und Führung von Finckh (Autorin des Schlüsselromans 1929 - Hitlers Ulmer Kindersoldaten“ Silvester Lechner für ein Seminar der über ihre BdM-Zeit in Ulm) beginnen 17. Juni: Das „Studium Generale“ der Landesgruppe der Jusos mit je sechs mit der Erarbeitung einer „GFS“ am Uni Ulm bietet die Möglichkeit, „auch israelischen und palästinensischen DZOK. die leidvolle Geschichte der Stadt Teilnehmern (vgl. Seite 27). 19. Mai: Der Bestattungs-Chor Reut- Ulm“ am Beispiel des ehemaligen KZ 6. Juli: Jahresmitgliederversammlung lingen erlebt mit eigenen Liedern die zu erfahren. des Trägervereins mit Vorstands- Gedenkstätte als Ort von Trauerbe- 21. Juni: „Kurt Schumachers wahlen. Wolfgang Keck wird als Erster wältigung und Meditation. Lebensweg“; Klasse 10 des Leibniz- Vorsitzender bestätigt, ebenso wie 20. Mai: Internationaler Museumstag Gymnasiums Stuttgart in der Gedenk- Ingrid Siegl als Kassiererin, Martin an der Gedenkstätte mit Führung, stätte. König als Stellvertreter und Dr. Uli Gespräch, dzokki-Lesung unter dem Klemm als Beisitzer. Als Stellvertreter 21. Juni: DZOK-Treff, Der „Fall Fil- Titel „Universelles Erbe KZ-Gedenk- neu gewählt wird Hansjörg Greimel; binger“, ein Rekonstruktionsversuch stätten“. als Beisitzer neu: Wolfgang Traub und 25 Jahre später. 23. Mai: Auf Initiative der Deutsch- Ingo Bergmann. Ausgeschieden aus 25. Juni: Kooperationsgespräch mit Israelischen-Gesellschaft Ulm gründet dem Vorstand sind Manfred Eger und Dr. Alfred Geisel, ost-württembergi- sich ein Verein zur Errichtung einer Fritz Bauer (vgl. Seite 3f). scher Koordinator des Vereins „Gegen Synagoge in Ulm; das DZOK ist 7. Juli: Im Rahmen ihres Projektes Vergessen – für Demokratie“. beteiligt. „Schule als Staat“ denkt eine 5. Klasse 27. Juni: Politische Weiterbildung für 26. Mai: Die „Freien Wähler Söflingen“ des Schubart-Gymnasiums über „Frei- Bundeswehr-Flieger aus Erding. mit ihrem Vorsitzenden Wolfgang Traub heit und Freiheitsentzug“ nach. besuchen die KZ-Gedenkstätte. 27. Mai: Die Jugendgruppen der KZ-Gedenkstätten Ulm (dzokkis) und Vaihingen/Enz (histories) treffen sich in Vaihingen. 28. Mai: Landesverband der „Grünen Jugend Baden-Württemberg“ tagt in Ulm und besucht die Gedenkstätte. 6. Juni: Der Sohn des ehemaligen Kuhberg-Häftlings Johannes Heinzel- mann feiert in Ulm mit den DZOK-Mit- arbeitern seinen 80. Geburtstag.

27. Juni: Wolfgang Keck und Silvester Im Rahmen seines Besuches bei der traditio- Lechner, unterstützt und begleitet von nellen Gedenkfeier am 19.11.2006 hatte Minister- OB Ivo Gönner, führen in Stuttgart präsident Günther Oettinger die Hilfe des Landes zugesagt, die Stelle des DZOK-Pädagogen lang- mit Vertretern des Staatsministeriums fristig zu sichern. Gespräche über die von MP Oettinger (Foto: Nülle; A-DZOK, Gedenkfeier 06) Johannes Heinzelmann jr. beim Geburtstagsmahl in Aussicht gestellte künftige Förde- (Foto: Bräth; A-DZOK, Heinzelmann, 6/07) rung des DZOK.

16 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 17 14. Juli: Im Ulmer Schwörhaus, dem 17. Juli: 2. Abend von „Büchse 13“: Sitz des Stadtarchivs, wird das „Haus Lesung aus Hans Lebrechts Buch der Ulmer Stadtgeschichte“ eröffnet. „Gekrümmte Wege, doch ein Ziel“. 17. Juli: Auf Initiative des DZOK führt 19. Juli: Thomas Heldt, der Verant- Elisabeth Hartnagel, die Schwester wortliche von „Aktion Sühnezeichen“ der Geschwister Scholl, Ulmer Pres- für das FSJ besucht das DZOK in severtreter durch die noch weitgehend Sachen Kooperation. authentisch erhaltenen Räume des 20. Juli: Eine Klasse 12 eines Frei- Ulmer U-Haft-Gebäudes, in die die burger Gymnasiums besucht das Restfamilie nach der Hinrichtung von „frühe KZ“ Oberer Kuhberg, nach dem Besucher bei der Premiere von „Büchse 13, Hans und Sophie Scholl Ende Februar Besuch des „späten KZ“ Natzweiler im Ulmer Treff für kritische Geschichtskultur“; Lesung 1943 eingesperrt wurde. Elsass. Reinhold Settele. (Foto: Aubele; A-DZOK, Büchse 13, 10/07)

10. Juli: „Büchse 13. Ulmer Treff für kritische Geschichtskultur“ wird mit einer Lesung von Reinhold Settele eröffnet (vgl. Seite 1). 13. Juli: In einer Pressekonferenz prä- sentiert das DZOK ein Dokument, das belegt, dass 1980 schon von Albert Einsteins Nachlass-Verwalter Otto Nathan eine Genehmigung vorlag, die Ulmer Uni nach Einstein zu benennen. Darum bemüht sich der Präsident der Uni Ulm, Professor Ebeling, zur Zeit erneut.

In der Ulmer U-Haft-Anstalt auf den Spuren der Familie Scholl: Von links Elisabeth Hartnagel, Landgerichtspräsident Manfred Schmitz und Pressekonferenz 13. Juli: Silvester Lechner Silvester Lechner (Foto: Blaszczyk; A-DZOK , 23. Juli: Schwörmontag in Ulm: präsentiert Pressevertretern ein Dokument, das Scholl, 7/07) neben Frau Ilse Schulz erhält Silvester belegt, dass ab 1980 die Ulmer Uni den Namen Lechner, DZOK-Leiter seit 1991, die Einsteins hätte tragen können. (Foto: Aubele; A-DZOK, Einstein-Uni, 7/07) Bürgermedaille der Stadt (vgl. Seite 26). 24. Juli: Der „Freiwillige“ und Zivi der Aktion Sühnezeichen, Volker Bräth, erstattet seinen Sponsoren Bericht über sein Jahr am DZOK. 24. Juli: Dritter Abend von „Büchse 13“: Jazzkonzert der Ulmer Gruppe „Jazzmess“. 25. Juli: Lehrlingsgruppe „Nutzfahr- zeugtechnik“ der Bosch-Schule Ulm denkt über den Zusammenhang von Technik-Begeisterung und Nationalso- zialismus nach. 27. Juli: Gespräch mit Kultur-Bürger- meisterin Mayer-Dölle über die finanzi- elle Situation des DZOK

Die Gruppe Jazzmess am letzten Büchse-13- Abend vor den Sommerferien. Von links: Ulrich Kuhn, Thomas Kleinhans und Jonas Dorn. (Foto: Annette Lein; A-DZOK, Büchse 13,7/07)

18 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 19 24. August: Letzter Arbeistag am 15. September: „Ulmer Kulturnacht“ DZOK des ASF-Freiwilligen Volker in der Gedenkstätte: 160 Besucher Bräth; für das kommende Jahr konnte kommen zum Thema: „Was, in Ulm kein Freiwilliger gefunden werden. gabs ein KZ?“ 26. August: Peter Finckh, Sohn des 20. September: Die Gespräche über im Rahmen des 20.-Juli-Attentats auf eine künftige Landes-Förderung des Hitler hingerichteten Oberst im Gene- DZOK mit dem Staatsministerium ralstab, Eberhard Finckh, feiert in Ulm werden in Ulm fortgesetzt. seinen 70. Geburtstag. 20. September: DZOK-Treff in 31. August: Nicola Tautscher aus „Büchse 13“: „Juden in Ulm – in Coventry, Urenkelin von Dr. Siegfried Geschichte und Gegenwart. Ein Über- Mann, jüdischer Rechtsanwalt und blick zu Aktivitäten in Ulm heute.“ 6. Oktober: Mitglieder des Blinden- Gemeinderat in Ulm, der in der „Kris- 25. September (Büchse13): „Ulm verbandes Ulm/Neu-Ulm informieren tallnacht“ krankenhausreif geschlagen entdecken. Ein Stadtgang in Ulm für sich in „Büchse 13“ über die Situation wurde, besucht Ulm und das DZOK. politisch und historisch interessierte der Blinden in Nazi-Deutschland. 2. September: Europäischer Tag der Neu-Lehrer/-innen“. 9. Oktober (Büchse 13): „Familie jüdischen Kultur; vier Veranstaltungen 27. September: Im Anschluss an den Barnea aus Tel Aviv lebt jetzt in Ulm.“ des DZOK: „Jüdisches Ulm im 19. und Film „Am Ende kommen Touristen“ Ein Gespräch mit der Sopranistin am 20. Jahrhundert” (S. Lechner); „Jüdi- (die Geschichte eines ASF-Freiwilligen Ulmer Theater, Merav Barnea und sche Festtage” (Rabbiner Trebnik); in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz) ihrem Mann Moshe Ushpiz; Volkmar „Auf den Spuren von Anna Essinger” im Ulmer Mephisto diskutiert Annette Clauss, Silvester Lechner (vgl. Seite (Hansjörg Greimel) und „In Vorberei- Lein mit den Besuchern. 1f). tung: das Ulmer Gedenkbuch“ (Ingo 27.-29. September: In der KZ- 10. Oktober: „Die Überlebensstra- Bergmann). Gedenkstätte Sachsenhausen findet tegien des Josef Jakubovicz aus 8./9. September: Das 1. ulmer das 48. Bundesgedenkstätten- Auschwitz“. Vortrag von Birgit Mair festungs fest (uff) und gleichzeitig Seminar statt. Thema: Die Grün- (vh Ulm). der Europäische Tag des Offenen dungssituation der NS-KZs. Silvester 12. Oktober: Der Landes-AK Denkmals werden – unter großem Lechner referiert über das KZ Oberer Gedenkstätten diskutiert in Stuttgart Zuspruch der Bevölkerung (ca. 250 Kuhberg (vgl. Seite 5f). Möglichkeiten der künftigen Gedenk- Besucher) – im ehemaligen KZ- 30. September: Emanuel Noy-Meir, stättenförderung des Landes. Außenlager Gleiselstetten sowie in Verwandter von Hans Lebrecht, und 16. Oktober: RS Salem, Projekt- der KZ-Gedenkstätte mit Sonder-Ver- seine argentinische Frau Mercedes vormittag „Terror gegen Andersden- anstaltungen begangen. treffen sich auf Einladung des DZOK kende“. 14. September: Im Münchener Jus- in Ulm mit zwei weiteren Lebrecht- 18. Oktober: Ulmer Museumspäda- tizpalast wird eine kleine Daueraus- Verwandten: Edmundo Lebrecht aus gogen besprechen künftige Koope- stellung am authentischen Ort des Santiago und Rolf Gutmann aus Stutt- ration. 2. Weiße-Rose-Prozesses vor dem gart (vgl. Seite 12f). „Volksgerichtshof“ am 19. April 1943) 18. Oktober (Büchse 13, DZOK-Treff): 1./2. Oktober: Gedenkstättenpä- eröffnet. Silvester Lechner vertritt das „Der Fall des Murat Kurnaz; oder: dagogen aus verschiedenen Teilen DZOK, das sich der Ulmer Weiße- Antastungen der Menschenwürde in Deutschlands lernen in einem zwei- Rose-Tradition angenommen hat. Guantanamo“ (Fritz Bauer). tägigen Seminar das Gedenkstätten- 20. Oktober: Referendare an Real- Modell Ulm kennen. (Foto: Loyal; schulen erarbeiten Möglichkeiten der Unter den Besuchern der Gedenkstätte am A-DZOK, Gedenkstätte 10/07) Nachmittag der Kulturnacht waren auch 40 Nutzung für den Unterricht durch Jugendliche, die Alt-dzokki Florian Kocheise einen Besuch der Gedenkstätte. (Mitte, mit gestreiftem Pullover) informierte. (Foto: Lechner; A-DZOK, Kulturnacht 2007, 9/07) 22. Oktober: Altstipendiaten-Gruppe der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Wie der NS-Terror gegen Andersdenkende begann.“ 25. Oktober: Die Ulmer Bürgerstif- tung fördert zwei Projekte des DZOK: Biografie über Gerhard Klopfer (von Markus Heckmann) und das Filmpro- jekt „Die jüdische Ehepaar Frank aus Ulm“ von Sibylle Tiedemann. 27. Oktober: Der „Infanterie-Stütz- punkt“ bzw das KZ-Außenlager Glei- selstetten wird zur Mitnutzung durch zwei Jugendgruppen der katholischen Kirchengemeinde Söflingen öffentlich übergeben.

18 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 19 1. November: Franz-Josef Fischer, cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu KZ-Überlebender, DZOK-Freund und Urgestein des Antifaschisti- schen Widerstands feiert seinen 91. Geburtstag. Die „NS-Volksgemeinschaft“: lismus und Shoah schon ausgebreitet. 6. November (Büchse 13): „Ulm und Schule der Gewalt Verdienstvoll ist aber vor allem eines: der Nationalsozialismus: Gedenken wie mit dem Instrument des „ererbten“ – Erinnern – Bilden – Handeln“. Michael Wildt: und öffentlich radikalisierten Antisemi- Gespräch mit den drei Ulmer OB-Kan- Volksgemeinschaft als Selbst- tismus ein Millionen-Heer von „Volks- didaten Ivo Gönner, Markus Kienle, ermächtigung. Gewalt gegen genossen“ für die Zerstörung von Ralf Milde (Wahlen am 2.12.) Juden in der deutschen Provinz Rechtsstaatlichkeit und Mitmensch- 1919 - 1939. Hamburg 2007 (= Ham- lichkeit produziert wurde – und zwar 7. November: Erscheinen der Nr. 48 burger Edition); 412 Seiten, 28 €. nicht nur als aktive Täter, sondern der „Mitteilungen“ des DZOK. auch als abgestumpfte „normale“ Mit- 9. November: Gedenken an die Die Inhalte des Begriffes „Volksge- bürger und Nachbarn. „Reichskristallnacht“ vor 69 Jahren meinschaft“ sind ein Produkt des 19. Eine Herausforderung – unter anderen (DIG Ulm) Jahrhunderts, insbesondere auch der Voraussetzungen – auch heute: den 9. November: Tagung in der Aka- Vor- und Nachgeschichte des Ersten „Schulen der Gewalt“ in unserer demie Irsee zur Geschichte der Juden Weltkriegs. Im Nationalsozialismus Gesellschaft Empathie für das Leid in Schwaben. Silvester Lechner refe- gewann der Begriff eine zentrale der anderen entgegenzusetzen. riert über Judaica-Aktivitäten des ideologisch-propagandistische (Volks- Nachtrag: In einer Sammel-Rezension DZOK. gemeinschaft = „Blutsgemeinschaft“) (Mittelweg 36, April/Mai 2007; in der 18. November: Gedenkfeier in der sowie eine politisch-praktische Bedeu- DZOK-Bibliothek nachzulesen) hat Ulmer KZ-Gedenkstätte am Volkstrau- tung. Er löste das Gleichheitsgebot Wildt sein Thema bis 1945 fortgesetzt: ertag; Was geht uns das an? Formen der Weimarer Verfassung auf, indem „Volksgemeinschaft im Krieg. Die des Gedenkens heute am Beispiel der er aus ihm verschiedene als „Feinde“ deutsche Gesellschaft 1939 - 1945“. Kooperation von Aktion Sühnezeichen definierte Gruppen ausschloss. Das (sl) und DZOK; Mauthausen-Kantate, geschah mit politisch-weltanschau- Chor Kontrapunkt lichen Gegnern in der Regel „auf Bewährung“ (z. B. im KZ). Rassisch 21. November: Edda Ziegler liest aus definierte „Feinde“ jedoch - einerseits „Verbrannten Dichterinnen“ (Buch- sozial, körperlich, geistig nicht Leis- Widerständigkeit in der Demo- handlung Jastram und DZOK) tungsfähige, andererseits Slawen, kratie als Lehre aus dem NS-Staat 23. November: Ilona Walosczyk „Zigeuner“ und vor allem Juden waren und Silvester Lechner erhalten im von Geburt an „für immer“ ausge- Claudia Fröhlich: polnischen Konsulat in München den schlossen bzw. auszuschließen. „Wider die Tabuisierung des „Kavaliersorden des Verdienstordens Im vorliegenden Band beschreibt Ungehorsams“. Fritz Bauers der Republik Polen“ (u.a.), wegen der Autor, der sich vor allem mit Widerstandsbegriff und die Auf- ihres Engagements für die deutsch- einer Studie („Generation des Unbe- arbeitung von NS-Verbrechen. polnische Erinnerungsarbeit. dingten“) über das „Führungskorps Frankfurt/M. (Campus) 2006 (Wissen- 30. November (Büchse 13): „Einstein- des Reichssicherheitshauptamtes“ schaftliche Reihe des Fritz-Bauer-Insti- Universität Ulm“ ? Wie und warum profiliert hat, den praktischen Alltags- tuts, 13); 430 Seiten, 39,90 €. 1980 die Möglichkeit vertan wurde, die Antisemitismus: „Gewalt gegen Juden Ulmer Universität nach in der deutschen Provinz 1919 bis Über Fritz Bauers (1903 - 1968) Zeit als zu benennen. Eine historische Rekon- 1939“. Eine wichtige Quellengrund- „Schutzhäftling“ der Nazis – ab März struktion im Gespräch mit Beteiligten lage sind die akribischen Berichte 1933 im KZ Heuberg und dann im von damals. des „Centralvereins deutscher Staats- Ulmer ehemaligen Garnisonsgefängnis bürger jüdischen Glaubens“ (= CV) aus 8. Dezember - 20. Januar 2008: in der Frauenstraße, Oktober 1933 vielen deutschen Gegenden – leider Gedenkstätten-Winterpause – ist wenig bekannt. Seine eigenen nicht aus der Region Ulm. Dokumente sind im Kontext seiner 11. Dezember: Lesung aus Hans Wildts These ist, dass diese seit 1919 Emigration (1936 nach Dänemark) Lebrechts Lebenserinnerungen vor aller Augen installierte „Schule der verloren gegangen und später hat er (erschienen beim DZOK im März Gewalt“ gegen den rassischen Haupt- sich dazu wohl nicht mehr geäußert. 2007) in der Ulmer vh. feind „Juden“ die Volksgemeinschaft Dennoch sei dieser kleine Regional- konstituierte. Damit waren 1939 (Ver- bezug dazu genutzt, ein Buch anzu- (sl) nichtungs-)Kriegsbereitschaft und zeigen, das versucht, das politisch- Mord-Bereitschaft hergestellt. Aller- juristische Denken von Fritz Bauer dings: „Volksgemeinschaft“ wurde zu beschreiben. Bauer ist in Stuttgart auch durch erhebliche soziale und geboren, und wurde dort nach dem materielle Gratifikationen hergestellt, Jura-Studium 1929 Amtsrichter und wie Götz Aly, der von Wildt nicht in Mitbegründer des Republikanischen der Literaturliste erwähnt ist, nachge- Richterbundes in Württemberg. wiesen hat. Er kehrte aus dem Exil 1949 nach Deutschland zurück und wurde 1956 Viel von Wildts Thesen und Beispielen hessischer Generalstaatsanwalt in ist in der Literatur zu Nationalsozia- Frankfurt. In dieser Rolle leitete er den

20 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 21 cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu

Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963 - In Shavej Zion wurde lange Zeit der 1965), in dem vor der internationalen Brauch gepflegt, dass jeder Neuan- Öffentlichkeit am Beispiel des Lager- kömmling einen Baum anpflanzte. komplexes Auschwitz die NS-Verbre- Heute ist die Siedlung eine grüne chen so offen gelegt wurden, dass Insel (vgl. Günther und Leslie Petzold, damit eine für die BRD neue Qualität Shavei Zion, Gerlingen 1993, 3. Aufl.). der NS-Wahrnehmung erreicht wurde. Diese Motive – die Menschen mit Gegenstand der vorliegenden Arbeit deutsch-israelischem Hintergrund und ist die von Bauer aus den Erfahrungen die Bäume in Shavej Zion – hat die mit der NS-Diktatur abgeleitete Wider- Künstlerin Marlis Glaser nach einem ständigkeit des Bürgers als Lebense- längeren Aufenthalt zu einem Bilder- lement eines demokratischen Staates. zyklus verarbeitet. Er wurde als Damit befand sich Bauer einerseits im Ausstellung schon mehrfach gezeigt Gegensatz zur großen Mehrheit der und es gibt nun auch den hier vor- Juristen der Nachkriegsjahrzehnte und liegenden, sehr schönen Katalog, andererseits war er damit ein Wegbe- dessen Texte auch ins Englische und reiter der Demokratisierungsprozesse Französische übersetzt sind. in der BRD ab Ende der 60-er Jahre. In Schwarz-Weiß ausgeführten Zeich- Die Autorin zitiert eingangs eine dafür nungen von Gesichtern 17 verschie- typische Äußerung Bauers: „Wider- dener alter Menschen aus dem Ort stand ist Kritik, Opposition, lebendiges und ihre kurz gefassten Lebensge- Gären und Brodeln, Phantasie und Marlis Glaser, die heute zusammen mit ihrer schichten sind eingebettet in farbige Familie in Attenweiler bei Biberach lebt. (Foto: Wille, Traum und Tat, die Zuflucht privat) Bilder, die Gegenstände, Porträts der Mühseligen und Beladenen, aller und vor allem Bäume als Leitsymbol Erniedrigten und Verfolgten.“ fürs Leben in der Wüste zum Inhalt Leider ist die vorliegende Arbeit in haben. Die emotionale Nähe zu den Sprache und Gedankenführung sehr Menschen und ihren Schicksalen akademisch und wenig präzise. Den- und zu den Dingen, die ihnen wichtig noch lässt sie Fritz Bauers Bedeu- sind, ist in jedem Detail erkennbar. tung für den mühsamen Aufbau des Ein „Bilderbuch“ im besten Sinn, das bundesdeutschen Rechtsstaates eine zentrale, fast könnte man sagen, erkennen. (sl) mythische Seite der Siedlungsge- schichte Israels erfahrbar macht. Übrigens: Marlis Glaser bereitet gerade für 2008 eine Ausstellung anlässlich „ 60 Jahre Israel“ vor, in der Menschen und ihre Bäume in auch andere historische Ereignisse Shavej Zion eine Rolle spielen, u. a. vor 70 Jahren das Pogrom vom 9. November. Sie Marlis Glaser: geht dabei wieder vom Konzept und Abraham aber pflanzte einen den Bildern der hier vorgestellten Aus- Tamariskenbaum. Bilder über stellung aus, aber auch von ihrer 2003 Menschen in Shavej Zion (Aus- entstandenen Bilderserie „Bäume aus stellungskatalog). Attenweiler 2007; Jerusalem“. (sl) 64 Seiten, 14,80 €. ISBN 978-3-928213-14-1

Shavej Zion, eine Siedlung an der isra- elischen Mittelmeerküste, zwischen „Auschwitz ist überall“ – ein Stück Haifa und der libanesischen Grenze, Heimatgeschichte bedeutet auf deutsch „Rückkehrer nach Zion“. Dorothee Wein, Volker Mall, Harald Im April 1938 begannen hier auf unbe- Roth: bautem Ödland jüdische Flüchtlinge Spuren von Auschwitz ins Gäu. aus dem südlichen Nazi-Deutschland, Das KZ-Außenlager Hailfingen/ darunter aus Rexingen bei Horb am Tailfingen. Filderstadt (Markstein) Neckar, sich anzusiedeln und eine 2007; 264 Seiten, 19,90 €. „Blüte in Israel aus schwäbischer Wurzel“ zu schaffen. Heute freilich Oben: Marlis Glasers Porträt von Amos Fröhlich, In den letzten Jahren des Zweiten leben dort Juden von überall her. Viele der 1930 in Tuttlingen geboren wurde und 1938 Weltkriegs griff das KZ-System der ursprüngliche Siedler sind auch weiter mit den Eltern nach Shavej Zion kam; darunter Nazis, dessen große Lager sich der gemalte Baum des Amos (Ausschnitt). (Aus gezogen. dem Katalog, S. 18f) außerhalb Badens und Württembergs

20 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 21 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu

befanden, auf gleichermaßen grauen- Katholische Kirche und NS – Texte Widerstand; z. B. in den Gestalten des hafte wie chaotische Weise auf diese für den Unterricht auch für die Region Ulm zuständigen Länder über. Insbesondere vom elsäs- Rottenburger Bischofs Joannes Bap- sischen KZ Natzweiler aus wurden ca. Helmut Kurz: tista Sproll und von Eugen Bolz, des 80 Außenlager gegründet, so dasje- Katholische Kirche im Nationalso- württembergischen Staatspräsidenten nige zwischen den Ortschaften Hail- zialismus. Ein Lese- und Arbeits- bis 1933, aber auch in Gestalt von fingen und Tailfingen, gelegen unweit buch für den Religionsunterricht. „namenlosen“ Kriegsdienstverweige- Stuttgart, zwischen Herrenberg und Berlin (LIT Verlag) 2007, 388 Seiten, rern und Deserteuren. Und schließlich Rottenburg. 34,90 €. (= Beiträge zu Theologie, fehlt die Weiße Rose nicht, insbeson- Als Flugplatz geplant seit1938, ent- Kirche und Gesellschaft im 20. Jahr- dere mit der Hinwendung von Hans stand hier genau ein Jahr vor der Kapi- hundert, 7) und Sophie Scholl zu einem der tulation des Nazi-Staates der Standort Amtskirche relativ entfernten Reform- für ein „Nachtjägergeschwader“, Unter Historikern besteht heute Über- Katholizismus in ihren letzten Lebens- erbaut zunächst durch Kriegsge- einstimmung, dass das „katholische jahren. fangene und Zwangsarbeiter. Ende Milieu“ (d. h. die etwa 20 Millionen Fazit: Auch wenn, wie bei solchen November wurde das Lager zum KZ- Katholiken, ca. ein Drittel der deut- Sammelwerken üblich, über Auswahl Außenlager von Natzweiler; damit war schen Bevölkerung, nach der Volks- und Gewichtigkeit gestritten werden verbunden , dass auf Anforderung der zählung von 1925) prinzipiell ähnlich kann, so ist dies doch ein brauch- „Organisation Todt“ (Bauleitung) ab „resistent“ gegenüber dem National- bares „Lese- und Arbeitsbuch“, wie 21. November 1944 bis Mitte Februar sozialismus war, wie das Milieu der es im Titel heißt, das nicht nur für den 1945 etwa 600 jüdische Häftlinge aus Arbeiter. Es gab unter den Katholiken Unterricht nützlich ist, sondern auch dem KZ Stutthof bei Danzig buchstäb- nach 1933 ebenso Anhänger der NS- für kirchenhistorisch interessierte „Ein- lich bis zur Vernichtung „eingesetzt“ gesteuerten „Deutschen Christen“, steiger“ ins Thema. (sl) waren. 300 jämmerlichst Überlebende wie es unter den Arbeitern Anhänger wurde für die letzten zwei Kriegs- der Nazi-Organisationen, und natürlich monate weiter deportiert in andere auch eine große Zahl von stillschwei- Außenlager von Natzweiler. genden „Mitmachern“ gab. Das vorliegende Buch ist von einer Allerdings, was die katholische Kirche regionalen Geschichtswerkstatt anbelangt: mit der „Machtergreifung“ erarbeitet worden, deren Mitglieder der Nazis und dem bald darauf fol- Antizionismus = Antisemitismus? dem Verein „Gegen Vergessen - Für genden „Konkordat“ des NS-Staates Demokratie“ angehören und die in mit dem Vatikan erfolgte ein deut- Klaus Faber, Julius H. Schoeps und Motiven und Methoden geprägt ist licher Schwenk hin zum NS-Staat, Sascha Stawski (Hrsg.): vom Ludwig-Uhland-Institut für empi- zumindest bei den Kirchenführern. Neu-alter Judenhass. Antisemi- rische Kulturwissenschaften an der Der Autor des vorliegenden Buches tismus, arbisch-israelischer Konf- Uni Tübingen. Der Band stellt dar: schreibt dazu: „Die weltanschaulichen likt und europäische Politik. Berlin einerseits die Lager- und Leidens- Bedenken und Vorbehalte [der kath. (Verlag für Berlin-Brandenburg) 2006; geschichte mit Hilfe von historischer Kirche gegenüber dem NS] galten 424 Seiten, 24,90 €. Recherche in Archiven , aber auch unverändert, doch es war eine neue durch Berichte von Überlebenden; Situation entstanden: Reichskanzler „Neu-alter Judenhass“ ist der Titel andererseits die Nachkriegsgeschichte Hitler war jetzt rechtmäßige Obrigkeit. eines Sammelbandes, der zahlreichen zwischen Verleugnung, Abwehr und Nach katholischer Lehre war diese Aspekten und Fragen der gegenwär- später Aufarbeitung. Staatsautorität unbedingt anzuer- tigen internationalen Renaissance Utz Jeggle schließt in diesem Zusam- kennen.“ (S.46f) des Antisemitismus nachgeht. Im menhang seinen Beitrag so: „Die spät Focus der Beiträge steht der Nah- gesetzten Grundlagen der Erinnerung In neun Kapiteln, die thematisch von ostkonflikt und seine antisemitisch bilden zwar heute ganz wichtige „Die Katholische Kirche vor 1933“ bis konnotierte oder offen antisemitische Anker einer möglichen Reflexion und zum Nachkriegs-Kapitel „Erinnerung Rezeption und Instrumentalisierung bewussten Annahme von Auschwitz – Schuld – Versöhnung“ reichen, bietet im politischen Islamismus, im ara- im Gäu, doch es bedarf auch der das vorliegende, für den historischen bischen Nationalismus sowie in der Verantwortung zukünftiger Genera- Religionsunterricht gedachte Werk weltweiten Medienberichterstattung. tionen, das Wissen darüber und wie fast hundert ausgewählte und kom- Im ersten Teil des Bandes widmen lange Zeit damit umgegangen wurde, mentierte Quellen-Texte. sich verschiedene Beiträge deutschen wachzuhalten.“ Dabei ist die Haupttendenz keine Medien und belegen, wie in vielen (sl) entschuldigende, sondern eine Fällen antisemitische Stereotype die (selbst-)kritische, die das Versagen Berichterstattung beeinflussen. Dabei der katholischen Kirche, z. B. was den unterscheiden sich die Maßstäbe, die Völkermord an Juden, Sinti und Roma an die israelische Politik und die mili- anbelangt, nicht ausspart. tärischen Verteidigungsmaßnahmen Die zahllosen kirchenfeindlichen Maß- Israels angelegt werden, deutlich von nahmen des NS-Staates werden dar- der Bewertung islamistischer Terror- gestellt, ebenso wie der katholische aktionen oder der Politik islamischer

22 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 23 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu

Regime. Weitere Texte befassen führten, seien die Opfer „keinen Pfiffer- Die ersten 158 Seiten geben einen sich mit der Rezeption des Nahost- ling wert“ gewesen, seien in der Regel Überblick über die Forschungslage; konfliktes in der extremen Rechten „verschwunden und vergessen“. d. h. darüber, was man bisher schon und Linken sowie in der öffentlichen Ihnen wenigstens den Namen weiß – einerseits über das Selbst- Debatte. Der zweite Teil des Bandes zurückzugeben, ist das Anliegen der verständnis von Gedenkstätten und versammelt mehrere Texte zu dem Stolpersteine und der mittlerweile 11 andererseits über die Besucher und „ungern wahrgenommenen Problem“ Stuttgarter Stolperstein-Initiativen. ihr Verhalten. eines spezifisch islamischen Antisemi- Das Buch geht weiter: Es gibt auch Danach folgen zunächst die Beschrei- tismus‘ in Nahost und in Europa. Hier in 31 mühselig und aufwendig bung des empirischen – d. h. auf wird etwa „die Mär des Islamismus recherchierten Kapiteln einigen der konkreter Besucher-Befragung beru- von der jüdischen und kreuzzügleri- vergessenen Opfer ihre Geschichten – henden – Forschungsansatzes und schen Weltverschwörung gegen den wenigstens einen Teil davon – zurück. schließlich die „Ergebnisse der Unter- Islam“ widerlegt oder auf das Problem Grohmann schreibt: „4.000 Tote in suchung“ (S. 159 - 348). eines neuen Antisemitismus unter unserer Stadt. Ermordet, deportiert, Aus dem abschließenden „Resümee“ Jugendlichen mit islamisch-migranti- verhungert, geköpft, erschossen.“ (349 - 383) seien einige Erkenntnisse schem Hintergrund hingewiesen. Der Juden, Sinti, Kommunisten, Behin- zusammengefasst: dritte Teil des Bandes, der mit ‚Pers- derte, Wehrkraftzersetzer, Deserteure - Besucherforschung ist für die Mit- pektiven‘ überschrieben ist, formuliert gehören dazu. arbeiter der Gedenkstätten wichtig, Handlungsanforderungen an deutsche Fazit: Ein moralisch-politisch wich- denn „sie lehrt Bescheidenheit“ und europäische Politik. tiges und wissenschaftlich gedie- gegenüber manch vollmundig vorge- Die rund dreißig Beiträge namhafter genes Buch, ein Bürgerprojekt, das tragenen Absichten. Wissenschaftler, Publizisten und überall Schule machen könnte und - Die Botschaft der Gedenkstätten Politiker sind in Form, Umfang und sollte. Empfehlung: Anschaffen und muss prinzipiell „Interessen, Bedürf- Einschätzungen sehr heterogen. Ins- anknüpfen an das Stuttgarter Modell nisse und Aneignungsformen“ der gesamt entsteht ein facettenreiches, – wo immer man/frau lebt! Besucher „berücksichtigen“; sie muss ausdifferenziertes Bild – wobei ein- Hinweis: so differenziert und so individuell wie zelne Befunde sicher kritisch zu dis- Verdienste erworben haben sich die möglich dargeboten sein, damit sie kutieren wären – das aber insgesamt AnStifter auch mit dem jetzt erfolgten sich mit dem Vorverständnis des überzeugend deutlich macht, dass zur Neudruck zum 50-jährigen Jubliäum Besuchers „vernetzen“ kann. Abwehr des neu-alten Antisemitismus der Stuttgarter Synagoge im Jahr - Realistischer als Wissensvermittlung dringender Handlungsbedarf besteht. 1911. Ein wirkliches Denkmal aus der ist es, „Gespräche, Fragen, Assoziati- (Christoph Kopke) untergegangenen Epoche des Stutt- onen, Erinnerungen“ anzuregen. garter, des deutschen Judentums im - Der Gedenkstättenbesuch sollte als 19. und frühen 20. Jahrhundert: „Erlebnis“ angelegt sein, das bedeutet, Israelitisches Kirchenvorsteheramt „ganzheitliche Erfahrungen mit Herz, Stuttgart (Hg.): Hand und Verstand zu ermöglichen“ Festschrift zum 50jährigen Jubi- (374). läum der Synagoge zu Stuttgart. - Verbindungen sind herzustellen Stolpersteine: das Stuttgarter Stuttgart 1911, hier: Nachdruck Stutt- zwischen dem historischen Thema Modell gart 2007, hrsg. von Peter Grohmann und den Lebenserfahrungen der für die AnStifter; 117 Seiten, 10 €. Besucher. Harald Stingele und Die AnStifter (sl) Fazit: Für die Situation der Ulmer (Hrsg.): KZ-Gedenkstätte heißt das: Nur eine Stuttgarter Stolpersteine: Spuren personell gut ausgestattete Gedenk- vergessener Nachbarn. Ein Kunst- stätte kann solchen Forderungen projekt füllt Gedächtnislücken. nach didaktisch und pädagogisch Filderstadt (Markstein), 2. Aufl. 2007; Welchen Wert Gedenkstätten bewusster und fundierter Vermittlung 248 Seiten, 16,80 €. haben entsprechen. Ohne diese Vermittlung www.stolpersteine-stuttgart.de bleiben oder werden Gedenkstätten Bert Pampel: eine leere Hülle und dienen höchstens „Stolpern lernen“, nennt Peter Groh- „Mit eigenen Augen sehen, wozu einer zweifelhaften „political correct- mann, der Ober-Anstifter der Stutt- der Mensch fähig ist“. Zur Wirkung ness“. (sl) garter Kultur-Institution „Die AnStifter“ von Gedenkstätten auf ihre Besu- sein Vorwort zum vorliegenden Buch. cher. Frankfurt/New York (Campus) Und damit meint er, der Stolperstein- 2007; 424 Seiten, 45 €. Idee von Gunter Demnig folgend, in Stuttgart Mark- und Merkzeichen zu Dies ist die bisher umfangreichste setzen, die an die Opfer der Nazi- Arbeit zu der für alle Gedenkstätten- Herrschaft erinnern. Während nämlich Verantwortlichen zentralen Frage, was die Täter des Regimes in der Regel in denn der Besuch einer Gedenkstätte der jungen Bundesrepublik ein ange- beim Einzelnen bewirken soll und kann nehmes und auskömmliches Leben und: was er tatsächlich bewirkt.

22 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 23 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Fritz Lamm – ein undogmatischer 1977, kurz vor seinem Tod. Armin Ziegler und die Geschichte linker Denker der Nachkriegszeit Fazit: Was eine gute Biografie aus- der „Weißen Rose“. mit Ausstrahlung nach Ulm macht, wurde hier geleistet. An den Dies ist keine Besprechung eines Schicksalen einer Person wird die neuen Buches, sondern eine Art Michael Benz: Signatur des Zeitalters erkennbar und Nachruf auf viele Besprechungen und Der unbequeme Streiter Fritz in ihr die ungebrochen-hoffnungsvolle vor allem ein Nachruf auf insgesamt Lamm. Jude, Linkssozialist, Emi- Kraft eines Geistes, der neue Wege zehn Publikationen von Armin Ziegler. grant, 1911 - 1977. Eine politische aus den Katastrophen sucht. (sl) Der Reihe nach: Biographie. Essen (Klartext) 2007; 552 Am Anfang stand ein Ärgernis für Seiten, 29,90 €. den Autor: Im Zusammenhang mit (zu bestellen per mail bei: seinem als „junger Ruheständler“ Peter-Grohmann@Die AnStifter.de) geschriebenem Buch über Eugen Grimminger (Crailsheim 2000), einen Fritz Lamm, geboren in Rostock als Crailsheimer Freund von Robert Scholl Kind liberaler und assimilierter jüdi- „Die Fahne ist mehr als der Tod“ und Unterstützer der Flugblatt-Akti- scher Eltern, lebte – nach der Rück- onen der „Weißen Rose“, beschäftigte kehr aus dem Exil – die ca. 30 letzten Erdmute Gabler: sich Armin Ziegler intensiv mit Inge Jahre seines Lebens in Stuttgart . Von Auch ich rief begeistert: Heil Scholls zu dieser Zeit als „histori- dort aus hat er als undogmatischer Hitler. Mein Weg auf der Suche sche Tatsachen-Beschreibung“ fast und relativ frei schwebender Linker nach Wahrheit. Ulm 2007; 84 kanonisch gewordenem Buch, „Die viele, vor allem jüngere Menschen Seiten, 8 €. (Bestellungen über: Weiße Rose“. Er entdeckte dabei nachhaltig beeindruckt; vor allem www.erdmutegabler.de) eine Reihe von Widersprüchen, Aus- solche, die rund um die Studenten- lassungen und Beschönigungen und bewegung und das Jahr 1968 neue Herausgefordert von ihrem Neffen, ver- hielt diese Kritik in einem März 2001 Wege des Sozialismus suchten. sucht in diesem Büchlein eine Ulmerin erschienen Manuskript „Geschwister Nun – weitere dreißig Jahre später im Großmutter-Alter zu erklären, was Scholl – Legenden, Fakten, offene – erscheint eine ausführliche Biogra- mit ihr damals passiert ist, als sie als Fragen“ fest. Von da an erschienen phie, die das unglaublich vielschich- „Jungmädel“ von den Inszenierungen bis Januar 2007 in oft nur halbjährli- tige und leidvolle Leben und vor allem der Hitlerjugend fasziniert war und chen Abständen acht weitere Manus- das immer unbequeme Denken detail- welche Beschämung diese Faszina- kripte, die alle sich mit Personen und reich nachzeichnet. Lamm suchte seit tion im Erwachsenenalter bis heute Aspekten der „Weißen Rose“ und den 30er-Jahren, als er die zwischen auslöst. ihrem Umfeld beschäftigten. Kommunisten und Sozialdemokraten Wie von fast allen Mitgliedern der HJ Fast alle dieser Manuskripte wurden vermittelnde SAP u. a. mit Willy Brandt wird die Verführungskraft fest gemacht in den „Mitteilungen“ angezeigt und (und später Jacob Walcher) begrün- am gemeinsamen Singen, an Liedern besprochen und durchgehend als dete, einen politischen Weg, wie und Liedtexten. „Ja die Fahne ist wissenschaftlich seriös und anregend der Autor in der Einleitung schreibt, mehr als der Tod“ und tausend andere gewürdigt. Und das Doku-Zentrum „zwischen dem doktrinär-kommunis- dieser (selbst-)mörderischen Zeilen ist zumindest die dritte Institution in tischen und dem evolutionär-reformis- gingen und gehen ihr nicht mehr aus Deutschland (neben dem Institut für tischen Flügel der Arbeiterbewegung“. dem Kopf. Doch sie arbeitet an sich Zeitgeschichte in München und der „Lamm, ein Mann von hoher Bildung, und ist seit Jahren im kirchlichen, Württembergischen Landesbibliothek war kämpferisch und sensibel zugleich, friedensbewegten Umfeld aktiv und in Stuttgart), die alle Ziegler-Manus- ein Atheist jüdischer Abstammung, ein schreibt Gedichte wie „Ab-Rüstung“, kripte in ihrer Bibliothek gesammelt begabter Redner und passionierter das mit den Zeilen beginnt: hat. Briefeschreiber, ein Intellektueller ohne „In dieser rüstung kann ich nicht leben Ziegler, im 80. Lebensjahr, teilte uns akademische Ausbildung“. ihre starren spitzen versperren mir die jetzt mit, dass er nun das Publizieren Im vorliegenden Buch und im Leben zugänge zu den himmeln …“. über die “Weiße Rose” einstellt des Fritz Lamm gibt es auch ein Ulm- Fazit: Das Büchlein ist einerseits eine und auch seine beiden web-sites Kapitel (437 - 440). Als Inge Scholl in Aufforderung und Anregung für alle, (www.weisse-rose-studien.de und Ulm sich 1946 daran machte, mit der die noch geprägt sind vom Gift des www.weisse-rose-lebensbilder.de) Ulmer Volkshochschule (vh) ein wenig Nazi-Gesanges, Gleiches zu tun: schließt. die geistige Wüste, die der National- nachzufühlen, nachzudenken aufzu- Der Abschluss dieses Lebenskapitels sozialismus hinterlassen hatte, wieder schreiben und davon zu erzählen; es hinterlässt eine Lücke für die Weiße- zu neuem Leben zu erwecken, suchte ist andererseits aber auch der Versuch, Rose-Forschung. Denn natürlich gibt sie überall geistige Helfer und fand den (Ur-)Enkeln von heute zu erklären, es viele Personen und Institutionen, 1949 auch Fritz Lamm. Er freundete mit welchen Mitteln, die braunen „Rat- die am Thema arbeiten, aber keine sich mit ihr, Otl Aicher und deren tenfänger“ sich an die Gehirne und Person, die fast über ein Jahrzehnt als Schwager Fritz Hartnagel an und hielt Herzen der Jugend machten. (sl) eine Art Kristallisationspunkt der Weiße im September vier Vorträge unter dem -Rose-Forschung gedient hätte. Titel „Wo steht die junge Generation Zum Bedauern über den Abschied heute?“. 28 Jahre lang war er von da freilich kommt Dankbarkeit für das an Referent der vh, zuletzt im März Geleistete. (sl)

24 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 25 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Eine „Laubhütte“ in Ulm … Auschwitz ermordet worden. Das vor- Hans Gasparitsch, Alfred Hausser, … ist ein einzigartiges Foto-Dokument liegende Foto wurde am 28. Mai 1944 Gertrud Müller … für das bisher kaum dokumentierte im Hof zwischen Haupt- und Hinter- … waren drei große Stuttgarter Per- religiöse Leben derjenigen neuzeitli- haus der Neutorstraße 15 gemacht, sönlichkeiten, die seit Kriegsende chen jüdischen Gemeinde in Ulm, die anlässlich der Silbernen Hochzeit bis in die jüngste Gegenwart den durch die Nazi-Herrschaft ausgelöscht des Ehepaars Schmidt. (Das Haus Widerstand der sozialistischen Arbei- wurde. Nun ist ein solches Foto auf- wurde in der Bombennacht vom 17. terbewegung gegen die Nazis verkör- getaucht und wird zum ersten Mal hier Dezember 1944 zerstört.) perten. Nun sind sie alle in den letzten veröffentlicht. Als das Foto gemacht wurde, waren Jahren verstorben, Gertrud Müller die Ulmer Juden seit zwei Jahren emi- zuletzt, am 25. Mai diesen Jahres. Das Foto wurde dem DZOK im griert oder deportiert. Als ein letztes Als Arbeiterkind am 29. November Oktober von Irmgard Schmidt- Relikt aber war diese „Laubhütte“ 1915 in Stuttgart-Feuerbach geboren, Sommer übergeben. Sie siedelte als übrig geblieben. verheiratet mit dem Kuhberg-Häftling siebenjähriges Mädchen Anfang des Das „Laubhüttenfest“ (Sukkot), Hans Müller, bekämpfte und durchlitt Jahres 1935 mit ihrer Familie von gefeiert im September/Oktober, sie die NS-Zeit bis zur Grenze ihrer Dresden nach Ulm über. Der Vater ist eines der wichtigsten Feste des Kräfte. Und sie war nach der Befreiung Axel Schmidt war als Offizier des Judentums. In Erinnerung an die Wüs- 1945 bis in die letzten Lebensjahre Ersten Weltkrieges für die in diesem tenwanderung des „Volkes Israel“ wird überall aktiv, wo Spuren der Nazi- Jahr durch Einführung der Wehrpflicht aus Ästen, Blättern, Brettern, Tüchern Ideologie sichtbar wurden und wo es konstituierte „Wehrmacht“ reaktiviert eine „Laubhütte“ unter freiem Himmel und nach Ulm versetzt worden. gebaut; im Garten, auf dem Balkon, im

Hans Gasparitsch († 2002), Gertrud Müller († 25. Mai 2007), Alfred Hausser († 2003) am 26. Mai 2000 im Stuttgarter Rathaus anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hans Gasparitsch. (Foto: Lechner, A-DZOK,Gasparitsch 2000)

galt, an Leiden und Widerstand der Nazi-Gegner zu erinnern. Sie hatte viele Ehrenämter inne, u. a. ab 1979 das einer (zuletzt Ehren-)Vorsitzenden Die Familie bezog in Ulm den 2. Stock Der Hof des Hauses Neutorstraße 15 in Ulm im der Lagergemeinschaft Ravensbrück. des Hauses „Neutorstraße 15“. Dieses Mai 1944. Eine jüdische „Laubhütte“ und die In den Tagen vor ihrem Tod war die Offiziers-Familie Schmidt zu einer Zeit als es kein Haus war bis mindestens 1938 in jüdisches Leben in Ulm mehr gab. (A-DZOK 10/ „Vereinigung der Verfolgten des Nazi- Besitz der jüdischen Familie Steiner 2007; Bestand Schmidt-Sommer) regimes“ (VVN) 60 Jahre geworden, gewesen. eine Organisation, in der sie jahrzehn- Im 1. Stock hatte der jüdische Anwalt Dachgeschoß oder – wie hier – im Hof telang aktiv mitarbeitete und in der Siegfried Mann bis etwa 1937 seine des Hauses. Voraussetzung ist, dass ihr Erbe wohl am besten aufbewahrt Kanzlei. Das Haus Neutorstraße 15 das Dach so offen ist, dass Himmel ist. Glücklicherweise gibt es auch ein wurde im Herbst 1939 zu einem der und Sterne zu sehen sind. authentisches Zeugnis von ihr: Das sechs Ulmer „Judenhäuser“, in denen Ein Dokument aus dem Ulmer Stadt- Büchlein „Die erste Hälfte meines die noch 46 jüdischen Haushalte mit archiv (Brief der Gestapo Ulm an Lebens. Erinnerungen 1915 - 1950“, ihren 115 Mitgliedern ghettoisiert den Ulmer OB vom 26. August 1941) aufgezeichnet nach Gesprächen von wurden. Die „arischen Familien“, wie belegt überdies, dass ab Sommer Michael Nolte und Ursula Krause- die Familie Schmidt, konnten in diesen 1941 in der Neutorstraße 15 der Schmitt und herausgegeben 2004 von Häusern wohnen bleiben. letzte Ulmer Betraum der verbliebenen der „Lagergemeinschaft Ravensbrück“ Spätestens Anfang 1942 wurden die jüdischen Gemeinde – mit einigem (besprochen in den Mitteilungen 43, letzten dort noch lebenden Juden in Inventar aus der im November 1938 Juli 2003); zu beziehen bei der Druck- „jüdische Altersghettos“ in der Region, abgerissenen Synagoge – unterge- werkstatt Renchen, Weidenstraße 30, und von dort im August 1942 nach bracht war. (sl) 77871 Renchen (5 €). (sl) Theresienstadt verschleppt. Fast alle sind dort umgekommen oder in

24 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 25 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Ein Wettbewerb um den Alfred- Bosco-Band“ und ein anderer Raum Eine neue Dauerausstellung zum Hausser-Preis … als Aufbewahrungsort für Faschings- ersten und zweiten Weiße-Rose- … ist nun zum zweiten Mal von der kostüme genutzt. Ein dritter Raum Prozess … VVN ausgeschrieben worden. wird von der Gemeinde und dem … wurde am 14. September im Teilnehmen können Geschichts- DZOK gemeinsam verwendet, u. a. „Münchner Justizpalast“ (heute Baye- werkstätten, Vereine, Schulklassen. zum Zweck der Dokumentation der risches Justizministerium, drei Minuten Arbeiten und Projekte können einge- Nutzungsgeschichte als Außenlager vom Münchener Hauptbahnhof ent- reicht werden, die „der Erforschung des KZ Oberer Kuhberg. fernt) eröffnet. Sie befindet sich exakt und Vermittlung örtlicher oder regio- Am 27. Oktober fand die öffentliche in dem (nicht allzu veränderten) Raum naler Ereignisse und Entwicklungen Übergabe statt, u. a. in Anwesenheit Nr. 216 (heute Nr. 253), in dem am 19. unter dem Naziregime dienen, um von Oberbürgermeister Ivo Gönner. April 1943 der 2. Weiße-Rose-Prozess die Erinnerung an den Widerstand, Die Stadt Ulm hat nämlich für einige stattfand. Im Rahmen dieses Zweiten die Verfolgten und die Opfer des Um- und Einbauten einen Zuschuss Weiße-Rose-Prozesses vor dem Faschismus bewahren zu helfen“. von 10.000 € gegeben. (sl) „Volksgerichtshof“ unter dem Vorsitz Bewerbungen sind zu richten an (dort von Roland Freisler waren Alexander auch der Ausschreibungs-Flyer):VVN- Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf BdA Baden-Württemberg, Böblinger zum Tod verurteilt worden. Außerdem Straße 195, 70199 Stuttgart; tel. 0711- stand quasi das Ulmer Gymnasium 60 32 37. Mail: vvnbda.bawue@planet- vor Gericht: Dessen Schüler Susanne interkom.de und Hans Hirzel, Heinrich Guter und Einsendeschluss ist der 15. März Franz Müller wurden zu Gefängnis- 2008. strafen verurteilt. Guter und Müller waren bei der Eröffnung durch Jus- tizministerin Dr. Beate Merk (auf deren Initiative die Ausstellung zurückgeht) und Bundes-Justizminister a. D. Hans- Das ehemalige Außenlager Glei- Jochen Vogel, zugegen. Der Ort der selstetten … Eröffnungsfeier war der – heute sehr OB Gönner überreicht Silvester Lechner die veränderte – Schwurgerichtssaal, in … des KZ Oberer Kuhberg, am Ulmer Bürgermedaille südlichen Rand Söflingens, in der (Foto: Wollinsky, StA Ulm; A-DZOK, 7/2007) dem Hans und Sophie Scholl und Hasensteige 50, lag, wie unsere Leser Christoph Probst am 22.2.1943 zum wissen, ein gutes Jahrzehnt lang in Tod verurteilt worden waren. einer Art Dornröschen-Schlaf. Dann Die Bürgermedaille Der Reiz der öffentlichen Dauer- wurde bis Sommer 2006 der Verfall der Stadt Ulm … Ausstellung liegt in der Authentizität des Gebäudes mit Sanierungs-Maß- … hat Silvester Lechner, der Leiter des Ortes und in der 110 Jahre lang nahmen in Höhe von fast 70.000 € des DZOK seit 1991, im Rahmen der andauernden Justiz-Kontinuität des gestopt. Das Bauwerk war in seiner „Schwörfeier“ auf dem Ulmer Weinhof Gebäudes von seiner Erbauung 1897 ursprünglichen, 1902 geschaffenen am 23. Juli durch Oberbürgermeister bis heute. Funktion ein „Infanteriestützpunkt“ der Ivo Gönner überreicht bekommen Nun allerdings wäre die Ausstellung Reichsfestung Ulm. In dieser Hinsicht – zusammen mit der ehemaligen nicht nur pädagogisch-didaktisch, stellt es innerhalb der Ulmer Festungs- Zentraloberin der Ulmer Uni-Kliniken, sondern vor allem auch noch histo- architektur das letzte verbliebene Bei- Ilse Schulz. Im Text der zu diesem risch zu unterfüttern, wie auch Markus spiel eines militärischen Betonwerkes Zweck ausgestellten Urkunde heißt es Schmorell, ein Neffe von Alexander dar, weshalb es auch unter Denk- u. a., Lechner habe „einen wichtigen Schmorell, in seinem Grußwort malschutz steht. Andererseits bekam Beitrag zur Erforschung und pädago- andeutete: Die Mitglieder der Weißen das Bauwerk in den Jahren 1933 bis gischen Aufbereitung der regionalen Rose waren ja nicht die einzigen NS- 1935 eine schreckliche Bedeutung als Geschichte des Nationalsozialismus“ „Feinde“, die in diesem Gebäude vor Außenlager des Konzentrationslagers geleistet. Er habe „durch seine Per- Gericht standen. Auch den anderen im Fort Oberer Kuhberg. Im Krieg sönlichkeit der jungen Generation die Angeklagten wäre ihre von den Justiz- diente das Gebäude als Luftschutz- Bedeutung von Demokratie, Toleranz Schergen des Regimes genommene bunker und danach als Wohnung. Seit und Solidarität vermittelt und Erin- Würde durch historische Aufarbeitung Ende der 80er Jahre ist es samt dem nerungskultur nicht auf die Vergan- ein kleines Stück weit wieder zurück- Gelände drumherum in Besitz des Ver- genheit reduziert“. Er habe überdies zugeben. (sl) eins „Dokumentationszentrum Oberer einen „Beitrag zur deutsch-jüdischen Kuhberg“. und deutsch-polnischen Verständi- Seit Juni 2007 ist mit der katholischen gung und Aussöhnung“ geleistet. Kirchengemeinde „Mariä Himmel- Seine wissenschaftliche Arbeit helfe „Das Kavalierskreuz des Ver- fahrt“ in Söflingen ein weiterer Nutzer den Ulmern, „sich kritisch mit der dienstordens der Republik Polen“ von Gebäude und Gelände dazu eigenen Vergangenheit auseinander … bzw. das polnische Verdienstkreuz gekommen. Einerseits wird künftig zu setzen“. in Gold bekommen Ilona Walosczyk von der Jugend der Gemeinde ein und Silvester Lechner für ihre Bemü- Raum als Probenraum für die „Don- hungen um die polnisch-deutsche

26 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 27 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Verständigung. Die Auszeichnung wird am 22. November im polnischen Konsulat in München überreicht. Zusammen mit anderen Helfern haben vor allem diese beiden DZOK- Mitarbeiter einerseits 1996 das Buch „Schönes, schreckliches Ulm“ mit Berichten von ca. 130 ehemaligen pol- nischen Zwangsarbeiter/-innen, die in die Region Ulm/Neu-Ulm verschleppt worden waren, fürs DZOK herausge- geben; Andererseits haben Sie – wie- derum mit Hilfe einer Unterstützer- Gruppe – die Einladung von zwei Gruppen ehemaliger Zwangsarbeiter/ innen nach Ulm (Herbst 1996 und Frühjahr 1997) organisiert und durch- geführt. Die Auszeichnung kam auf Initiative Arabische und jüdische Jugendliche aus Israel, zusammen mit ihren deutschen Gastgebern im Gruppen- von Frau Halina Rometzki aus Berlin, foto – neben Kurt Schumachers Einzelhaft-Zelle im ehemaligen Ulmer KZ. Die Gegensätze im Gespräch die 1997 als ehemalige Zwangsar- waren größer als es auf dem Bild erscheint. (Foto: Lechner; A-DZOK, Gedenkstätte 7/07) beiterin nach Ulm eingeladen worden war, zustande. Jüdische und arabische Jugend- Ein Theater-Projekt an der Ulmer liche aus Israel … KZ-Gedenkstätte mit Schülern … … waren Anfang Juli zusammen mit … läuft in den ersten Monaten des deutschen Jugendlichen zu einem ein- neuen Jahres. wöchigen Seminar nach Heidelberg Vorgestellt werden soll die Produktion eingeladen worden. Gastgeber war dann in der letzten Schulwoche vor der Landesverband der Jungsozia- den Osterferien 2008 (9. bis 14. März), listen Baden-Württembergs. Thema und zwar im Rahmen des Jugend- des Seminars war geschichtliches Theater- Festivals „Theat respekt akel“. Lernen und Argumentieren am Bei- Es findet zum zweiten Mal in der Stadt spiel der Gestalt Kurt Schumachers. Langenau im Alb-Donau-Kreis statt. Schumacher war auch der Grund Hauptveranstalter ist der Initiativkreis dafür, dass die Gruppe am 6. Juli eine 8. Mai aus Langenau (Koordinator: Exkursion in die Ulmer KZ-Gedenk- Realschullehrer Wilmar Jakober), in Die Landesstiftung Baden- stätte machte. Denn der große Sozi- Kooperation mit dem Stadtjugendring Württemberg … aldemokrat war im ehemaligen Ulmer Langenau, den Langenauer Schulen, ... unterstützte vier Jahre lang unser KZ von November 1933 bis Juli 1935 der Jugendpflege des Landkreises „Projekt Gedenkstättenpädagogik“, Sonder-Häftling. Unter Leitung von Sil- Alb-Donau, dem Ulmer Dokumenta- über das wir in den zurückliegenden vester Lechner ging das Gespräch der tionszentrum, einigen Ulmer Schulen Mitteilungen immer wieder berichtet Gruppe sehr schnell vom historischen und der Landeszentrale für politische haben. Seit Mai 2007 läuft nun noch Ausgangspunkt in die Gegenwart des Bildung Baden-Württemberg. ein letztes Förderjahr, das auf Initiative Staates Israel über. (sl) Der Gesamttitel des Festivals „Theat von Ministerpräsident Günther Oet- respekt akel“ deutet auf die Intention tinger zustande kam (vgl. Mitteilungen hin: mit den Mitteln theatralischer 47, S. 10f). Die Fördersumme deckt Interaktion Jugendliche und Erwach- etwa 80 Prozent der Personalaus- Stefan Vogt heißt der neue Zivi, … sene verschiedenster Herkünfte in gaben für die Stelle der Gedenkstät- … der ab September 2008 für ein Jahr ihrem Alltag für die Werte unserer tenpädagogin, deren Aufgabe die als „Freiwilliger“ der „Aktion Sühnezei- Gesellschaft – insbesondere die Tole- Vermittlung der historischen Inhalte chen Friedensdienste“ am DZOK mit- ranz – sensibler zu machen. an die Besucher, darunter über 5.000 arbeiten wird. Er besucht zur Zeit die Angesichts dieser Programmatik ist Schüler jährlich, ist. 13. Klasse des Kepler-Gymnasiums ein regionaler Schauplatz gefordert, Ob es – auf anderen Wegen als dem in Ulm und hat am 5. Oktober fest der exemplarisch dasteht für die der Landesstiftung – zu einer wei- zugesagt. Hoffentlich bleibts dabei. Entwürdigungen von Menschen in teren Förderung ab Sommer 2008 Denn auch vor einem Jahr hatten wir der Zeit des Nationalsozialismus: das kommen wird, entscheidet sich in den eine feste Zusage, der einige Monate ehemalige württembergische Landes- kommenden Monaten. Vorstand und später eine Absage folgte … KZ zwischen 1933 und 1935 im Fort Mitarbeiter sind am Ball! (sl) Mehr über Stefan in den nächsten Oberer Kuhberg. Mitteilungen … (sl)

26 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 27 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü

So hat sich das DZOK, die heu- Geld für drei Projekte 2008 … innerungen, die vergangenen März tige Gedenkstätte, zur Beteiligung … sucht das Doku-Zentrum. Es vom DZOK herausgegeben wurden, entschlossen. Mitwirken werden wurden zwar schon diverse Anträge dazu angeregt. Er schrieb als Begrün- dabei Schüler/innen des Hans- und gestellt – und einige positiv beant- dung für seine Idee: „Ich denke, dass Sophie-Scholl-Gymnasiums in Ulm, wortet. Aber noch immer ist die Finan- auch bei den vielen Schicksalen hier die pädagogischen und historisch- zierung nicht komplett. Bitte überlegen im Krankenhaus sogar der Titel des wissenschaftlichen Kräften des DZOK Sie, ob Sie selbst einen Zuschuss Buches, „Gekrümmte Wege, doch ein sowie der leitende Theaterpädagoge geben können oder ob Sie eine Insti- Ziel“, schon allein für sich spricht. der Ulmer Akademie der darstellenden tution kennen, bei der wir anfragen Die beiden Töchter von Hans Leb- Künste (adk), Dr. Manfred Jahnke und könnten. Dies sind die Projekte: recht, Margalith Pozniak und Ruth zwei adk-Student/innen der Theater- Bar-Hay, haben der Bitte entsprochen. pädagogik. (sl) 1. Buchveröffentlichung Markus (sl) Heckmann: „Der doppelte Klopfer“ (Arbeitstitel) Eine deutsche Karriere im Nationalso- Leserbriefe … zialismus und in der Bundesrepublik … sind bedauerlicherweise relativ Julius Schätzle, Inge Aicher-Scholl, Verlag Klemm&Oelschläger, Hrsg. selten bezüglich unseren Mitteilungen. Renate Finckh, Ernst Rohleder … DZOK Nun sind drei bei uns eingegangen, die … sind exemplarische Persönlich- (zu finanzieren: ca. 8. 000 €) wir gerne auszugsweise wiedergeben: keiten der Region in Auseinanderset- Das Buch behandelt einerseits Dr. zung mit dem NS-Regime gewesen. Gerhard Klopfers NS-Partei-Karriere Günter Randecker äußert sich Nun sind Tonbänder der 70er Jahre im Kontext seiner biographischen Her- kritisch (10.10.) zu dem in den Mit- mit Interviews in den Besitz des DZOK kunft und andererseits seinen Weg in teilungen 47, S. 30 f, positiv bespro- gekommen, die die frühere SWR- der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod chenen Krimi „Grafeneck“ von Rainer Redakteurin Bettina Wenke mit ihnen 1987, u. a. 30 Jahre als Rechtsanwalt Gross. geführt hat. Die Bänder werden im in Ulm. „Kann man im Roman, im Krimi, Moment bearbeitet und dürften zu historische Fakten, zum Beispiel aus Beginn 2008 zugänglich sein. (sl) 2. Buchveröffentlichung Roman der Zeit des Holocaust, beliebig mani- Sobkowiak: pulieren?“, lautet seine Frage und er „Eindeutschungsfähig“ (Arbeitstitel) benennt eine zentrale „Manipulation“: Verlag Klemm&Oelschläger, Hrsg. Im Krimi („ziemlicher Murks“, „eine DZOK Trivialgeschichte“) werde der Anstalts- Ivo Gönner, Markus Kienle, Ralf (zu finanzieren: ca. 15.000 €) leiter erschossen, während in Wirklich- Milde … Lebenserinnerungen von Roman keit der erste Leiter der Mordaktion an … heißen die drei aussichtsreichsten Sobkowiak, der 1942 als 19-jähriger Behinderten in Grafeneck, Dr. Horst Kandidaten um das Amt des Oberbür- aus Westpolen in das SS-Lager- Schumann, „bis zu seinem Tod 1983 germeisters in Ulm. Am 2. Dezember Schelklingen für „Eindeutschungs- auf freiem Fuß“ gelebt habe. wird gewählt. Am 6. November (da fähige“ (bis dahin „Konradihaus“ der waren diese Mitteilungen gerade im Kath. Kirche) verschleppt wurde, 1947 Johannes Heinzelmann, Sohn Druck) stellten sich die Drei in „Büchse eine Einheimische heiratete und dort eines ehemaligen Kuhberg-Häftlings, 13“ vor und ließen dabei keinen heute noch lebt. schrieb uns nach der Gedenkfeier Zweifel aufkommen, dass ihnen das 2006: „Die Ereignisse meiner Kindheit DZOK und seine Zukunft am Herzen 3. Film-Dokumentation Sibylle haben mein ganzes Leben geprägt.“ liegt. Die drei Grundfragen an die Kan- Tiedemann: „Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt didaten lauteten: „Lore und Gustav Frank aus Ulm“ (…). Ihr Einsatz ist umso bewunderns- - Was bedeutet für Sie einerseits (Arbeitstitel) werter als vermutlich das Interesse biografisch, andererseits in ihrer - per (zu finanzieren: ca. 15.000 €) etwas nachlässt und so manche Leute sönlichen Meinung heute das „Erbe Der Film hat die Lebensgeschichten von der – oder dieser – Vergangenheit Nationalsozialismus“? von Lore Frank, geborene Hirsch, je länger je weniger wissen wollen. - Welchen Stellenwert in der Ulmer geb. 1917 in Ulm, und Gustav Frank, Damit habe ich leider meine eigenen Kommunalpolitik hat bzw. sollte haben geboren 1912 in Ulm. Beide mussten Erfahrungen gemacht.“ der Umgang mit dem „Erbe National- als Juden vor den Nazi-Verfolgungen sozialismus“? fliehen; sie haben 1943 in den USA Lina Haag schrieb am 5.7.2007: - Welche Funktion im Kultur- und geheiratet. „Habt Dank für die Zusendung der Bildungsbereich der Stadt sollte Mitteilungen. Ich weiß genau wie viel das Doku-Zentrum ausüben? Was Mühe, Ärger und Geradestehen dies gedenkt die Stadt künftig zu tun, die „Hans-Lebrecht-Schule“ … erfordert. Aber es ist überaus gut Institution als freien Träger und Bürger- … soll die „Schule für Kranke“ am gelungen und kann nicht mehr zerstört Forum dazu in Stand zu setzen? Universitäts-Klinikum Ulm künftig werden. Fred [gemeint ist ihr verstor- (sl) heißen. Der Leiter der Schule, Norbert bener Mann Alfred Haag] würde sich Nitsche, wurde durch die von Hans freuen, wenn er es erlebt hätte. Das ist Lebrecht geschriebenen Lebenser- mein grösstes Lob an euch.“

28 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 29 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü Veröffentlichungen des DZOK

DZOK-Manuskripte Sonderveröffentlichungen

Bd. 1: Ulmer Geschichtswerkstatt zur NS- „… daß es so etwas gibt, wo man Menschen einsperrt …“. Zeit (Hg.), Das KZ Oberer Kuhberg bei Ulm. Die „Hitlerjugend“ am Beispiel der Ein Film von Bernhard Häusle und Siegi Jonas, Region Ulm/Neu-Ulm. Ein Aspekt im Stuttgart 1995, 33 Min., 18 €. Umfeld der „Weißen Rose“, 1942/43. Eine kommentierte Dokumenten- und Materia- „Ich bin ja jetzt der Letzte …“ lien-Sammlung, Arbeiterkultur – Jugendwiderstand – Konzentrationslager. 6. Aufl. 2004, 170 S., 10 €. Hans Gasparitsch, geboren 1918 in Stuttgart, erzählt. Ein Film von Silvester Lechner und Roland Barth; Ulm 1999, Bd. 2: Claudia Dauerer, VHS-Video, 40 Min., 25 €. Alfred Moos, ein Ulmer Jude auf der Flucht vor dem NS-Staat. Ein Beitrag zur Silvester Lechner (Hg.), deutschen Emigration nach Palästina. Die Kraft, nein zu sagen. Zeitzeugenberichte, Dokumente, Materi- Ulm 1995, 2. Aufl. ,150 S., 8 €. alien zu Kurt Schumachers 100. Geburtstag. Ulm (DZOK) 1995, 80 S., 10 € (vergriffen). Bd. 3: Silvester Lechner (Hg.), Schönes, schreckliches Ulm. 130 Markus Kienle, Berichte ehemaliger polnischer Gotteszell – das frühe Konzentrationslager für Frauen in Württem- Zwangsarbeiterinnen und Zwangsar- berg. Die Schutzhaftabteilung im Frauengefängnis Gotteszell in Schwä- beiter, die in den Jahren 1940 bis 1945 bisch Gmünd, in die Region Ulm/Neu-Ulm verschleppt Ulm (Klemm & Oelschläger) 2002, 90 S.,12 €. worden waren, 2. Aufl. 1997, 420 S., 20 €. Markus Kienle, (Zur Zeit vergriffen!) Das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am kalten Markt, Ulm (Klemm & Oelschläger) 1998; Bd. 4: Silvester Lechner, 220 S., 50 Abb., 10 €. Ulm im Nationalsozialismus. Stadt- führer auf den Spuren des Regimes, der Vorstand Stiftung Erinnerung Ulm (Hg.), Verfolgten, des Widerstands. Die Stiftung Erinnerung Ulm – Ulm 1997, 120 S., 8 €. für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde. (Zur Zeit vergriffen!) Ihre Gründung, ihr Zweck, ihre Ziele, Ulm 2004; 64 S., 22 Abb., 10 €. Bd. 5: Myrah Adams, Die Würde des Menschen ist unan- Ulm/Neu-Ulmer Arbeitskreis 27. Januar (Hg.), tastbar. Das KZ Oberer Kuhberg in Als der Sport in Ulm 1933 nationalsozialistisch wurde … Ulm, 1933 – 1935, Katalog zur Ausstel- Aufsätze und Dokumente, Manuskript, lung, Ulm (DZOK) 2005; 68 S., 8 €. Ulm 2002, 64 S., 138 Abb., 10 €. Ulm/Neu-Ulmer Arbeitskreis 27. Januar (Hg.), Bd. 6: Oberschulamt Tübingen, Dokumen- Łódz – Ulm – New Jersey. Die Geschiche der jüdischen Familie tationszentrum Oberer Kuhberg (Hgg.), Frenkel, die 1938 aus Ulm vertrieben wurde. „Württembergisches Schutzhaftlager Manuskript, Ulm (DZOK) 2006; 72 S., 8 €. Ulm“. Ein frühes Konzentrationslager im Nationalsozialismus (1933-1935). Friedrich Fröschle (Leitung), Materialien für den Besuch der Ulmer KZ- CD des Chor-Konzertes am 17.12.2004 im Ulmer Münster zur Erinne- Gedenkstätte mit Schülern, rung an die Zerstörung Ulms vor 60 Jahren: Tübingen/Ulm 2004, 120 S., Rudolf Mauersberger: Wie liegt die Stadt so wüst. Johannes Brahms: 15 Abbildungen, 8 €. Deutsches Requiem, 16 €.

Bestellung und Versand (zusätzlich Versandkosten) ist auch über das DZOK möglich!

28 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 29 DZOK-Veranstaltungen Winter/Frühjahr 2007/08

Dienstag, 11. Dezember 20 Uhr Stadthaus Ulm, 20 Uhr DZOK-Treff: Nationalsozia- vh, Einstein-Haus „Ich war erzogen, im Gehorsam lismus damals und heute Hans Lebrecht: Gekrümmte Wege, jedem Befehl nachzukommen“ (Programm vgl. unter „Büchse 13“) doch ein Ziel Der „Ulmer Prozess“ 1958: SS-Ein- Ein offener politischer Gesprächs- Lesung aus den Lebenserinnerungen satzgruppen vor Gericht kreis des Ulmer Dokumentations- eines 1915 geborenen Ulmer Juden Vortrag von Prof. Norbert Frei zentrums Silvester Lechner, Thomas Vogel Podiumsgespräch mit Prof. Frei und in der Regel dritter Donnerstag im Die Lebenserinnerungen des Hans Zeitzeugen des Prozesses von 1958: Monat, 20 Uhr Lebrecht sind die Chronik eines Helmut Opferkuch, damals ermit- Ort: Büchsengasse 13 deutsch-israelischen Lebens des 20. telnder Kriminalbeamter; Rechts- 6. November 2007; 17. Januar, Jahrhunderts. Geboren 1915 in Ulm anwalt Heinz Schelbert, damals 21. Februar, 13. März, 17. April, als Sohn einer großbürgerlichen jüdi- Pflichtverteidiger; Klaus Beer, damals 19. Juni 2008 schen Fabrikantenfamilie, bekommt Justizreferendar in Ulm Verantwortlich: Karin Jasbar, Fritz sein Leben mit dem Machtantritt der Moderation: Silvester Lechner Bauer, Wolfgang Keck, Silvester Nazis eine radikal neue Richtung. Lechner Die Referenten des Abends haben die Lebenserinnerungen von Lebrecht in diesem Jahr als Buch herausge- Donnerstag, 14. Februar, 19 Uhr geben. Stadthaus Ulm dzokki-Treff 5. Jahrestag der Stiftung Erinne- Monatl. Treffen der Jugendgruppe rung Ulm des Dokumentationszentrums Dienstag, 15. Januar, 20 Uhr Ivo Gönner: Begrüßung Jeweils donnerstags, 17 Uhr vh - Einsteinhaus Dr. Ilse Winter: Bilanz 2007 und Aus- neuer Ort: Büchsengasse 13 Bilder eines Antifaschisten: blick (bisher: Ulmer Volkshochschule) Ernst Rohleder zum Gedächtnis Ministerpräsident a.D. Erwin Teufel: 6. Dezember 2007, 10. Januar, Festrede 14. Februar, 6. März, 3. April, Eröffnung der Ausstellung (15.1. - Musikalischer Rahmen: 8. Mai, 5. Juni, 3. Juli 8.2.2008) mit einem Gespräch „Erin- dzokkissimi, die Streichergruppe der nerungen an Ernst“ DZOK-Jugend

Ulmer Geschichte Mittwoch, 23. Januar, 19.30 Uhr Donnerstag 3. und Freitag 4. April zum Anfassen: Haus der Begegnung Lehrer-Fortbildung in Sachen KZ Die KZ-Gedenkstätte im Fort Die Shoah im Bewusstsein der Oberer Kuhberg: Oberer Kuhberg Gesellschaft Israels 1945 - 2005 Tatort und Gedenkstätte Dr. Gideon Greif, Yad Vashem, Jeru- Ein Seminar der Landeszentrale für Öffnungszeiten der Gedenkstätte salem politische Bildung, in Kooperation mit Einzelbesucher: samstags und Gideon Greif ist einer der gegenwärtig dem Dokumentationszentrum Oberer sonntags 14 - 17 Uhr wichtigsten Holocaust-Forscher Kuhberg (vom 26. Januar bis 13. April nur Israels. Er beschreibt an diesem Ort: KZ-Gedenkstätte Ob. Kuhberg sonntags geöffnet) Abend die Aneignung der Shoah Für Lehrer/-innen aller Schultypen der Führung nur sonntags 14.30 Uhr durch die israelische Gesellschaft und Fächer Geschichte, Deutsch, Ethik/ Winter-Schließung: Sa., 8. Dez. bis reflektiert die komplizierte Wirkung der Religion, Kunst So., 20. Januar 2008 Shoah auf die Gegenwart Israels. Anmeldung ab sofort im DZOK oder Gruppen-/Klassen-Besuche … bei: [email protected] … sind nach Vereinbarung (min- Tel. 07125- 15 21 39 Nationaler Gedenktag für die (ein eigener Flyer wird bei Bedarf zuge- destens eine Woche vorher) jeder- Opfer des Nationalsozialismus zeit möglich; schickt) Gebühr für Führung: € 35.- Sonntag, 27. Januar 2008 Eintritt: € 2,-/ € 0,50 KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg, 14.30 Uhr Heimattage Baden-Württemberg Anmeldung über das Dokumentati- Ein Begründer des KZ-Gedenkens Sonntag, 29. Juni, 14 Uhr onszentrum Oberer Kuhberg, in Ulm: Baden-Württemberg liest … Tel. 0731-21312 Ernst Rohleder, heute vor 100 … auch Bücher über dunklere Zeiten Fax: 0731- 921 40 56 Jahren geboren e-mail: [email protected] Silvester Lechner Ein Lese-Nachmittag in der Ulmer KZ- www.dzokulm.telebus.de Musik: Trio Trotzdem Gedenkstätte mit heimatlichen Texten Sonntag, 27. Januar, 14.30 Uhr aus der Zeit des Nationalsozialismus

30 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 31 Dienstag, 29. Januar, 19 Uhr Eine Veranstaltung des Carl-Hanser- Büchse 13 Ausstellungseröffnung Verlages München, der Südwest- Ulmer Treff für kritische Mannheimer Arbeiter – KZ-Häft- Presse Ulm und des Ulmer Dokumen- Geschichtskultur ling – Mitbegründer der Ulmer KZ- tationszentrums; in Kooperation mit Gedenkstätte: Ernst Rohleder der Stiftung Erinnerung Ulm und dem Eine biografische Ausstellung in Ulmer Museum. In unseren neuen Räumen Büchsen- Büchse 13, in Ergänzung zur Bilder- gasse 13 gibt es die Möglichkeit, klei- Ausstellung in der vh Ulm Donnerstag, 13. März, 20 Uhr nere Veranstaltungen durchzuführen. Gesprächsrunde mit Peter Langer, (= DZOK-Treff) 2007 wurde damit begonnen, nun Karl-Albrecht Schmauder, Silvester Auch ein Erbe der Weißen Rose: geht‘s weiter. Lechner, für die in den 80-er Jahren die zweite Generation Ernst Rohleder eine wichtige Bezugs- Ein Gespräch zwischen Julian Aicher person war. und Silvester Lechner

Donnerstag, 21. Februar, 20 Uhr Wer wie Julian Aicher Hans und (= DZOK-Treff) Sophie Scholl als Onkel und Tante, Wer macht mit? und dazu noch Inge Scholl und Otl „Ulm, die Geschwister Scholl und Aicher als Eltern hat, der, so könnte die Weiße Rose“ man meinen, geht nicht ganz leichten Ein Ausstellungsprojekt von Schü- Schrittes durchs Leben. Last und lern für Schüler wird diskutiert Bewältigungsformen dieses Erbes Veranstalter: Ulmer Volkshochschule, sollen an diesem Abend angespro- Denkstätte Weiße Rose, Dokumen- chen werden. tationszentrum Oberer Kuhberg; Vor allem auch wird thematisiert, in Zusammenarbeit mit „Gegen Ver- was heute Julian Aicher aus dem gessen – Für Demokratie e. V.“ Erbe macht. So setzt er sich stark für erneuerbare Energien ein - als Kräfte Die Idee ist nahe liegend: in der des Friedens. Dies und seine neueste „Geschwister-Scholl-Stadt“ Ulm zu Idee, das uff (d.i. ulmer festungs fest), dokumentieren, an welche Personen seine Realisierung 2007 und seine und Ereignissen die Beziehung zwi- Zukunft 2008 und 2009 werden dabei schen den Geschwistern Scholl, im Mittelpunkt stehen. dem Widerstandskreis Weiße Rose Ernst Rohleder, Ende der 80er Jahre (Foto: und der Stadt Ulm ausmachen. Neu Donnerstag, 17. April, 20 Uhr Kaiser; A-DZOK, Rohleder) ist dabei der Gedanke, ein solches (=DZOK-Treff) Projekt durch Schüler (im Unterricht?) Antisemitismus – Antizionismus erarbeiten zu lassen, und zwar von – Kritik an Israels Politik Freitag, 30. November, 20 Uhr der inhaltlichen Recherche über die Beschreibung, Definitionen und (ausnahmsweise in der Ulmer Volks- Gestaltung bis hin zu Finanzierung Abgrenzung der Begriffe hochschule) und Marketing. Schüler/-innen, die Vortrag und Diskussion „Einstein-Universität Ulm“? Lust hätten mitzumachen und Lehrer/ Christoph Kopke Wie und warum 1980 die Möglichkeit innen und Lehrer, die bereit sind ein In Zusammenarbeit mit „Gegen Ver- vertan wurde, die Ulmer Universität solches Projekt zu begleiten, sind zu gessen – Für Demokratie e. V.“ nach Albert Einstein zu benennen diesem Abend eingeladen. Der Zeit- plan ist offen. Vorerst gedacht ist, ein Im öffentlichen Zeitgespräch der Eine historische Rekonstruktion im ganzes Schuljahr (2008/09) zur Erar- Gegenwart, insbesondere auch Gespräch mit Beteiligten von damals beitung zu verwenden. Nähere Infos Deutschlands, sind wenige Debatten Prof. Dr. Detlef Bückmann, Dr. Ger- für Schüler und Lehrer vor dem 21. so schwierig und unübersichtlich hard Hege-Scheuing, Dr. Walter Februar vorerst über Lothar Heusohn, geworden wie die über die Abgren- Maier-Janson, tel. 0731 - 1530-24; Silvester Lechner, zung von antisemitischen Vorurteilen Michael Moos; Moderation: Silvester tel. 21312; und Klaus Schlaier, tel. und antizionistischen Überzeugungen Lechner 1530-11. einerseits und dem Diskurs über die Politik des Staates Israel gegenüber Donnerstag, 17. Januar, 20 Uhr Dienstag, 4. März, 20 Uhr der palästinensisch-arabischen Her- (= DZOK-Treff) (Ausnahmsweise: Stadthaus Ulm) ausforderung. In das Dickicht von Die Wochenzeitung „Schuhhaus Pallas – Wie meine rationalen Definitionen und emotio- „Junge Freiheit“ Familie sich gegen die Nazis nalen Stellungnahmen etwas Licht zu Ein Organ zwischen Rechtsradika- wehrte“ bekommen, ist Sinn des Abends mit lismus und Konservatismus Amelie Fried stellt ihr neues Buch vor, dem heute in Berlin bzw. Potsdam Einführung: Peter Bräunlein; u. a. über ihren Großvater Franz Fried arbeitenden Historiker Christoph Diskussion und ihren Vater Kurt Fried Kopke.

30 DZOK-Mitteilungen Heft 48, 2007 31 Diese Nummer der Mitteilungen Liebe Leserin, lieber Leser, wird gefördert von: hier liegt die zweite Jahresnummer der „Mitteilungen“ Café Omar des Ulmer Doku-Zentrums vor, mit Neuigkeiten aus dem König-Wilhelm-Straße 5, Tel. 0731 - 921 31 66 Spannungsfeld „Nationalsozialismus – Gegenwart“ im CDU im Ulmer Gemeinderat Bereich unserer Region. Tel. 0731 - 61 82 20, Dies ist die Nummer 48 der „Mitteilungen“. In einem Jahr www.cdu-gemeinderatsfraktion-ulm.de erscheint – wenn alles gut geht – die Nummer 50. Das bedeutet zweierlei: Engel-Apotheke Ulm - einerseits soll die Nummer 50 eine Jubiläums-Nummer Hafengasse 9, Tel. 0731 - 6 38 84 werden; Gaststube Guckehürle - andererseits wird sie die letzte Nummer sein, die unter Büchsengasse 20, Tel. 0731 - 153 75 12 meiner Regie heraus kommen wird. Denn im Sommer 2009 werde ich 65 und scheide deshalb als Leiter aus. Hotel Goldenes Rad Wir laden Sie ein, mit Ideen und Beiträgen an der Neue Straße 65, Tel. 0731 - 80 01 84 Nummer 50 mitzumachen – melden Sie sich bald. www.goldenes-rad.com Markus Kienle In diesem Zusammenhang: Im kommenden Jahr wird Oberbürgermeisterkandidat der Grünen aktiv ein(e) Nachfolger(in) gesucht. Eine Findungs-Kom- www.markus-kienle.de mission aus zwei Vorstandsmitgliedern, zwei Hauptamt- lichen sowie dem Ulmer Archivdirektor Dr. Wettengel hat OffsetDruck Martin sich konstituiert. Eine Ausschreibung der Stelle liegt bis Erhard-Grözinger-Straße 1, 89134 Blaustein etwa März 2008 vor und kann auf unserer web-site ein- Tel. 0731 - 954 02 11 gesehen werden. Sparkasse Ulm Neue Straße 66, Tel. 0731 - 101 - 0 Nun aber ist zu danken: für mancherlei moralische, praktische und auch finanzielle Unterstützung im zurück SPD-Fraktion im Ulmer Gemeinderat liegenden Jahr! Sie wissen: Das Ulmer Doku-Zentrum ist Rathaus, Marktplatz 1, Tel. 921 77 00 und bleibt ein Bürgerprojekt gemeindenaher Grundver- www.spd-ulm.de sorgung in politisch-historischer Bildung – für heute und Ulmer Bücherstube Jastram morgen. Bürgerprojekt, das beinhaltet eine „Freiheit“, die Am Judenhof, Tel. 0731 - 6 71 37 eine relative inhaltliche Unabhängigkeit bedeutet; aber [email protected] es beschreibt auch eine „Freiheit“, die wirtschaftlich eine kontinuierliche Bedrohung seiner Existenz darstellt. Verlag Klemm & Oelschläger Deshalb gilt: Das Doku-Zentrum lebt und gedeiht vom Pappelauer Weg 15, Tel. 0731 - 38 51 36 Engagement seiner Freunde und Sympathisanten – also von Ihnen. Ohne Sie wären die zweieinhalb Hauptamt- lichen und die Ehrenamtlichen auf verlorenem Posten. In diesem Heft gibt es fast auf jeder Seite Angebote, Impressum nachzudenken und sich einzumischen, mitzuhelfen Herausgeber: und uns zu unterstützen – mit Ideen und auch mit Geld. Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e. V.; Schreiben Sie uns doch mal Ihre Meinung zu unseren Postfach 2066, 89010 Ulm; [email protected] „Mitteilungen“. Das nächste Heft (Nr. 49) erscheint www.dzokulm.telebus.de (dort Infos zur Mitgliedschaft) Anfang Juli 2008, Redaktionsschluss ist der 2. Mai. DZOK-Büro mit Archiv, Bibliothek: Büchsengasse 13, 89073 Ulm, Tel.: 0731 / 2 13 12, Fax: 9 21 40 56 Für heute: Auf Wiedersehen bei der Gedenkfeier am 18. Redaktion: Dr. Silvester Lechner (verantwortlich) November! Sie präsentiert sich in neuer Form, nämlich Druck: Offsetdruck Martin, Blaustein als Gesprächsrunde mit jungen Leuten, die sowohl als dzokkis beim Ulmer Doku-Zentrum, als auch bei der Auflage: 1 500 „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V.“ mitgear- Mitarbeiter/-innen: Dr. Silvester Lechner (Leiter), beitet haben. Und zwar mit dem verbindenden Ziel, auf Annette Lein, Ilona Walosczyk der Basis der Erinnerung an die NS-Zeit für sich und ihre Bürozeiten: Mo-Do 9 – 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr Zukunft etwas zu lernen und für die Gesellschaft, in der Öffnungszeiten der KZ-Gedenkstätte: sie leben, etwas zu bewirken. Wir freuen uns auf Ihren Sa/So 14 - 17 Uhr. Führungen sonntags um 14:30 Uhr, Besuch. Bringen Sie aus Ihrem Umfeld junge Leute mit! für Gruppen nach Vereinbarung auch werktags Mit den besten Wünschen für Weihnachten und das (mind. zwei Wochen vorher anmelden). Neue Jahr 2008 grüßt Sie Details auf S. 30 und unter www.dzokulm.telebus.de Spendenkonto: 764 90 62 Silvester Lechner Sonderkonto „Stiftung“: 272 07 04 beide: Sparkasse Ulm (BLZ 630 500 00) Übrigens: Eintritt: 2,00 € / 0,50 € Beachten Sie bitte das beiliegende Spendenfor- Führung: 35,00 € / Gruppe mular! Unser Haushalt kann nur durch Spenden Mitteilungen des DZOK: 1,00 € / Heft gedeckt werden, jeder Euro zählt.

32 DZOK-Mitteilungen Heft 47, 2007 (Überhang) 33