AnnaLux Passing Through the Needle’sEye Dimensionen der universitären Integration der Parapsychologie in Deutschland undden USA

1Einleitung¹

Im Rahmendes Dies Academicus an der FreiburgerUniversität hielt Hans Bender, Professor für Grenzgebiete der Psychologie, Anfang 1958 einen Vortrag unter dem Titel „Parapsychologische Phänomene als wissenschaftliche Grenzfrage“. Darin konstatierteBender gleich zu Beginn die „Sonderstellung“ des Faches Pa- rapsychologie, das als einziges gezwungen sei, „die Existenz seines eigenen Ge- genstandes zu beweisen oder zumindest,seine Eigenständigkeit und Nicht-Re- duzierbarkeit glaubhaft zu machen.“² Diese „Sonderstellung“ war für Bender nicht nur eine epistemologische Herausforderung.Vielmehr hatte er sich schon zu Beginn seiner Karriere das Ziel gesetzt,die Parapsychologie als Universitätsdis- ziplin zu etablieren.³ Denn nur als Bestandteil vonUniversitäten – so die Annahme – könnten die Forschungen des Fachs aufDauer gestellt, personelle Kontinuitäten gesichert,Anerkennungund Legitimität geschaffen sowieSichtbarkeit erzeugt werden.⁴ Als Bender1958 den genannten Vortrag hielt,hatte er wichtigeEtappen aufdem Wegzur Erfüllungdieses Ziels bereits genommen. Seit 1954 war er planmäßiger außerordentlicher Professor an der Universität Freiburgmit aus- drücklichem Lehrauftrag für die Grenzgebiete der Psychologie. Er war ein er- folgreicher akademischer Lehrer und Wissenschaftsorganisator. Und nicht zuletzt wiesen ihn seine Rolle als Redner während des Dies Academicus, alsoimoffizi- ellen Programm der Universität,als weitgehend anerkanntes Mitglied des aka- demischen Betriebsaus. Dennoch: DieserStatus war weder unwiderruflich – die Professur bestand nur bis 1998 – noch selbstverständlich. Daher war es Bender

 Für aufmerksame Lektüreund wertvolle Hinweise dankeich EberhardBauer sowie Sylvia Paletschek.  Bender:Parapsychische Phänomene, .  Bender:Psychische Automatismen, IV.  Vgl. Bauer: Parapsychologie für wen?, .

DOI 9783110466638-004 94 AnnaLux

„ein Bedürfnis, anläßlich dieses Vortrages der Universität für das Vertrauen zu danken, das sie in ihrer Unvoreingenommenheit zum Ausdruck bringt.“⁵ Mein Aufsatz setzt an diesem Spannungsfeld vonepistemologischer „Son- derstellung“ der Parapsychologie und ihrer (zeitweise)erfolgreichen akademi- schen Integration an. Im Zentrum meiner Untersuchung stehen zwei Einrich- tungen: die Professur vonBendersowie das „ParapsychologyLaboratory“ im amerikanischen Durham. Das „ParapsychologyLaboratory“ wurde 1935 unter der Leitungvon Joseph Banks Rhine gegründet und war bis 1965Teil der Universität. Die Professur für Grenzgebiete der Psychologie in Freiburgwurde 1954 für Hans Bendereingerichtet und bestand bis 1998.⁶ Der Vergleich beider Einrichtungen bietet die Möglichkeit,Systematiken herauszuarbeiten. Diese gelten zu einem Teil für die Entwicklungder Parapsychologie als akademische Disziplin generell. Gleichzeitig kann über den Vergleich aufnationale Differenzen hingewiesen werden. Der Schwerpunkt meines Vergleichs liegt aufder Phase der akademischen Integration in den 1930er Jahren an der Duke University sowie in den 1950er Jahren an der FreiburgerAlbert-Ludwigs-Universität.Der Beitrag konzentriert sich be- wusst aufdiese beiden „Pioniereinrichtungen“.⁷ Mir geht es hier um die Frage, unter welchen komplexen Bedingungen die Integration des Forschungsfeldes Parapsychologie als akademische Institutionalisierung erfolgte. Eine systemati- sche Einbettung dieser Prozesse in die nationale und internationale Fachge- schichte kann daher nur am Rande erfolgen.⁸ Fokussiert aufdie EntwicklungeninDurhamund Freiburgimzweiten Drittel des 20.Jahrhunderts kann gezeigtwerden,wie ganz unterschiedliche Faktoren zur Wirkungkamen und die akademische Integration der Parapsychologie ermög- lichten. Diese Faktoren werden im Aufsatz in fünf Dimensionen zusammengefasst: Die epistemische sowie die gesellschaftlicheDimension prägten die Entwick-

 Bender:Parapsychische Phänomene,   Vgl. Rao:J.B. Rhine; Pratt: ;Brian: Enchanted Voyager; und Rhine: Something Hidden. Vgl. weiterhin die populärwissenschaftliche Arbeit vonHorn: Unbelievable.  Er bietet keinenÜberblick über die Geschichteder Parapsychologie in den USAund in Deutschlandinsgesamt.Ein solcher müsstenicht nur weit eher einsetzen, sondern auch ein weit breiteres Spektrum an Forschungenund Institutionalisierungsformen (innerhalb wie außerhalb vonUniversitäten) abdecken.  An deutschen Hochschulen beschäftigten sich bereits in den er Jahren Wissenschaftlerwie Hans Driesch (–)inLeipzigoder der TübingerPhilosophieprofessor Traugott Kon- stantin Oesterreich (–)mit paranormalen Phänomenen und ihrerErforschung.Inden USAwar ein wichtigerWeggefährteRhines der Sozialpsychologe Gardner Murphy(–), Professor am City CollegeinNew York. Eine Studie von  zähltinsgesamt  Universitäten und Colleges, an denen zu dieser Zeit parapsychologische Forschungbetrieben wurde.Vgl. Dommeyer/ White: Psychical Research. Passing Through the Needle’sEye 95 lungender umstrittenen „Grenzwissenschaft“ generell und durchgängig. Die lo- kale wie die persönliche Dimension verweisen aufdie Bedeutung voncharis- matischenFührungspersönlichkeiten, einflussreichenFörderern sowie konkreten situativen Bedingungen an den Hochschulen. Solche Aspektewaren vongroßer Relevanz für die Entwicklungder Parapsychologie. Zuletzt weist besonders die (hochschul‐)politische Dimension aufUnterschiede in der Entwicklunganbeiden Standorten hin. Vordem Hintergrund einer Historisierung der Parapsychologie erscheint mir der historische Vergleich besonders geeignet,umsich der Stellung und Rolle des Fachs als wissenschaftliche Disziplin im 20.Jahrhundertzunähern. Die Syste- matisierungen ermöglichen Vergleichbarkeit in zwei Richtungen – einerseits in- nerhalb eines politisch-gesellschaftlichenKontextes mit anderen hegemonialen sowie nicht-hegemonialen Disziplinen,⁹ andererseits innerhalb der Disziplin und unter Berücksichtigung der jeweiligen nationalen Besonderheiten.¹⁰ ZurGeschichte des „ParapsychologyLaboratory“ (PL)und dem Werk und Wirken vonRhine liegt eine Reihe vonArbeiten vor. Publikationen ausseinem engeren Kreis,u.a.von seiner FrauLouisa Rhine, die ihn und seine Forschungen zeitlebens begleitet hat,bieten einen guten Einblick in die Arbeit am PL und deren Bedingungen. Die differenzierteStudie „Elusive Science“ der Wissenschaftshis- toriker Seymour H. Mauskopf und Michael R. McVaugh ist nicht nur die erste historische Analyse parapsychologischer Institutionen, sondern zeigt aufbreiter Quellenbasis die komplexen Zusammenhängeinder Geschichte des „Parapsy- chologyLaboratory“.¹¹ Mit der Geschichte der Parapsychologie in Freiburghaben sich ebenfalls zunächstv.a.Zeitgenossen und Schüler vonBender beschäftigt. Einen guten

 Die aufgezeigtenDimensionen können auch für andere Disziplinen diskutiert werden,etwa für die Entwicklung der Volkskunde als akademischesFach. Vgl. Lux: Räume des Möglichen, v. a. –.  So wäreetwa auch der Vergleich mit den Institutionalisierungeninden Niederlanden sowie Großbritannien lohnenswert:Die Entwicklungenander Universität Utrecht unter Wilhelm Heinrich Carl Tenhaeff (–), der  eine Professur für Parapsychologie antrat,ähneln in verschiedener Hinsicht denen in Freiburg; die Geschichte der Stiftungsprofessur für Parapsy- chologie  in Edinburgh für Robert L. Morris (–)weist eine Vielzahl vonVerbin- dungslinien zu Rhine und dessen Arbeit auf.Vgl. hierzu die Beiträgevon IngridKloosterman sowie Elizabeth Valentine in diesem Band.  Vgl. Mauskopf/McVaugh: Elusive Science. Der Aufsatz kann im Wesentlichen aufdiese Pu- blikationen zurückgreifen. Ergänzt werden sie durch eigene Recherchen in den Beständen des DukeUniversity Archivessowie des Archivs des „Rhine Research Center“.Für ihre Unterstützung bei meinen Recherchenvor Ort danke ich im Besonderen AmyMcDonald von „DukeUniversity Archives“ sowie der Tochtervon Rhine, SallyFeather. 96 AnnaLux

Überblicküber die institutionellen Entwicklungenbietet der Aufsatz vonEberhard Bauer und Walter vonLucadou.¹² Die Einbindungder Professur Benders in das Institut für Psychologie zeichnetdie Untersuchung vonRoland Schönrock zur Geschichte der FreiburgerPsychologie von1941bis 1971 nach.¹³ Umfassendere historische Analysen zur Geschichte der deutschen Parapsychologie konzen- trierten sich bislang allerdings aufdie erste Hälftedes 20.Jahrhunderts,¹⁴ also auf die Vorgeschichte der hier im Fokus stehenden Prozesse.¹⁵ Der Aufsatz zeichnet zunächstdie Institutionalisierung und universitäre In- tegration der Parapsychologie an der Duke University (Teil 1) sowie an der Albert- Ludwigs-Universität (Teil 2) nach. Teil 3diskutiert vergleichend die akademische Integration des Fachs unter Berücksichtigungder genannten fünf Dimensionen. Die Analyse zeigt,dass an beiden Standorten ganz unterschiedliche Faktoren ineinandergreifen mussten, damit die Parapsychologie das Nadelöhr der akade- mischen Integration passierenkonnte.

2Anfang undEnde der „Rhine revolution“: Parapsychologie an der DukeUniversity 2.1 Institutionalisierung und frühe Erfolge(1927 bisca. 1940)

1927 kamJoseph Banks Rhine (1895–1980) nach Durham,eine kleineStadt in North Carolina, bekannt durch ihre Tabakproduktion. Erst wenige Jahre zuvor war der promovierteBiologeandie HarvardUniversity gegangen, um bei dem bekannten Psychologen William McDougall (1871– 1938) zu studieren. Dieser hatte sich auch der Untersuchung paranormaler Phänomene gewidmetund war von 1920 bis 1921 Präsidentder „Society for Psychical Research“ gewesen. Als McDougall einen Rufandie neu gegründete Duke University in Durhamannahm, um dort die Psychologie aufzubauen, begleiteteihn Rhine. Gemeinsam gründeten sie 1935 das „ParapsychologyLaboratory“ (PL), eine der wichtigsten parapsy- chologischen Einrichtungen ihrer Zeit. Andersals bisher im Rahmen der Psychical

 Vgl. Bauer/Lucadou: Parapsychologie in Freiburg. Vgl. weiterhin Bauer:Hans Bender.  Vgl. Schönrock: Geschichte.  Vgl. Wolffram: Stepchildren of Science; Hausmann: Hans Bender.  Für den vorliegenden Aufsatz wurden daher Bestände ausdem FreiburgerUniversitätsarchiv sowie dem Archivdes „Instituts für Grenzgebieteder Psychologie und Psychohygiene“ in Freiburg hinzugezogen. Für seine Unterstützung bei meinen Recherchen dankeich UweSchellinger, Ar- chivar des IGPP.Für die Beratungbei der Verwendung der Abbildungen dankeich Andreas Fischer vomIGPP. Passing Through the Needle’sEye 97

Research üblich, untersuchten Rhine und sein Team nicht mehr Medien und die vonihnen produziertenPhänomene. Vielmehr wandten sie quantitative Metho- den an und erforschtenaußersinnliche Fähigkeiten anhand einergroßen Zahl zufällig ausgewählter Testpersonen. Bekannt wurden vorallem ihre Experimente mit den sogenannten Zener-oder ESP-Karten (vgl. Abb. 1).¹⁶ Die Ergebnisse dieser Massenexperimente führten Rhine zu der Schlussfolgerung,den Nachweis für die Existenz außersinnlicher Wahrnehmungen (Hellsehen, Telepathie und Präkog- nition) erbracht zu haben. Die Ergebnisse dieser Forschungen erschienen1934in„Extra-Sensory Per- ception“.Indiesem Buch entwarf Rhine in Abgrenzung zu bisherigenForschun- genauf dem Gebietein wissenschaftliches Forschungsprogramm,das den Un- tersuchungsgegenstandklar umriss, Methodenzur Erhebung und Auswertung sowie erste Theorienzur Erklärung des empirischen Materials vorstellte. Im Zuge dessenetablierte Rhine mit Begriffen wie „Parapsychology“ und „Extra-Sensory Perception“ (ESP) eine einheitliche Terminologie für das Feld. Die damiteinher- gehende Rationalisierung des Forschungsgebiets,die Anlehnung an die Natur- wissenschaften sowiedie institutionelle Verortungdes „ParapsychologyLabo- ratory“ innerhalb der Universität gelten in der Fachgeschichteals Beginn der modernen, professionellen Parapsychologie. Rhine wird dabei eine zentrale Rolle zugesprochen. John Beloff spricht in seiner Fachgeschichte daher von „Rhine revolution“.¹⁷ In der breiten Öffentlichkeit war Rhines Buch ein großer Erfolg, nicht zuletzt durch wohlwollende Besprechungeninder Presse, etwa der „New York Times“.Parapsychologie und ESP wurden zu geläufigen Begriffen und Rhine zu einer Art „folk hero“¹⁸. Konzentrieren wir uns aufdie Institutionalisierungsgeschichte, so erschei- nen die 1930er Jahre als wichtigeAufschwungsphase: Nachdem Rhine seit seinem Wechsel an die Duke University seine Forschungen betrieben hatte, wurde 1935 das „ParapsychologyLaboratory“ als Teil des „Department of Psychology“ offi- ziell eingerichtet.ImZugedessenerhielt das Labor zusätzlicheRäume und fi-

 Dabei solltendie Probanden, in der Regel Studentinnen und Studenten,versuchen, auseinem Deck von  Karten die jeweils nächsteKartevorauszusagen. Die „Zener-Karten“ oder ESP-Karten bestanden ausfünf Sätzen mit je fünf unterschiedlichen Karten, die mit leicht erkennbaren Symbolen versehen waren (Kreis, Quadrat,Stern, Kreuz, Wellenlinie). Lagdas Ergebnis über der mittleren Zufallserwartung von  Prozent,also waren es mehr als fünf Richtige bei  Versuchen, wurde der Test als signifikant gewertet.Die Experimentatoren waren vonden Probanden entweder durch einen Sichtschutz getrennt oder in einem anderen Raum. Im Rhine-Pratt-Experiment  betrugdie Entfernungbeispielsweise  Yard.  Vgl. Beloff: Parapsychology, .  Ebd., . 98 AnnaLux nanzielle Mittel, die die GrundausstattunganStellen und Material deckten.¹⁹ Darüberhinausgehende Forschungsmittelmussten ausprivater Quelle akquiriert werden. Ausdiesem Grund wurden der „William McDougall ResearchFund“ gegründet sowie die „Walter Franklin Prince Fellowships“ vergeben.²⁰ Das Ein- werben vonForschungsgeldern (funding)war kein Spezifikum der Parapsycho- logie, sondern in dieser Zeit durchaus üblich, da die Universität kaum Geld für Forschung zur Verfügung stellte. Gleichwohl erwies sich Rhine als besonders er- folgreicher Drittmitteleinwerber.²¹ Diese Phase des Aufbaus stellteanRhine persönlich hohe Anforderungen,war er doch zugleich Professor für Psychologie, Forschungsdirektor am PL und Her- ausgeber des 1937 gegründeten Journal of Parapsychology. Daneben war er ein gefragter Redner und Autor,zudemständig in lebhafter Auseinandersetzung mit Kritikern. Im Gegenzugbedeutetedie akademische Integration nicht nur einen wichtigen Schritt hin zur wissenschaftlichen Anerkennungdes Fachs, sondern sicherte auch Zugriff aufmaterielle und personelle Ressourcen, insbesondere auf Studierende und wissenschaftlichen Nachwuchs sowieauf institutionelles Ka- pital. Die in „Extra-Sensory Perception“ publizierten Ergebnisse des PL sorgten auch unter amerikanischen Psychologen für Aufsehen. Besonderswichtigwar in diesem Zusammenhang die Jahreskonferenz der „American Psychological Asso- ciation“ 1938, aufder Rhine über die Evidenz vonESP sprechen konnte. An der nachfolgenden Diskussion über daskontroverse Thema beteiligten sich viele Kollegen, so dass Rhine in Bezugauf die Veranstaltung voneinem „Wendepunkt für die wissenschaftliche Anerkennungder ASW-Forschung“²² sprach. Alsdie Kritik an den Methoden und Ergebnissen seiner Forschungen dennoch weiter anhielt,griffenRhine und Kollegen 35 der wichtigsten Gegenhypothesen aufund diskutierten sie in dem 1940 erschienenen Buch „Extrasensory Perception after 60 Years“.²³ Nach Erscheinen dieses systematisierenden Buchs gabesverstärkt positive Rückmeldungenauch vonakademischen Kollegen. So schrieb GeorgM.

 Neben Rhine wurden vonder Universität zwei Mitarbeiter sowie eine Sekretärin bezahlt. Weiterhin wurden über den Etat die Kosten für Material und Bibliothekbeglichen.Vgl. Mauskopf/ McVaugh:Elusive Science, .  Diese waren benanntnach dem Gründer der „Boston Society for Psychical Research“,Walter Franklin Prince(–).  Vgl. Mauskopf/McVaugh: Elusive Science, .  Rhine: Reichweite, .ASW steht für „Außersinnliche Wahrnehmung“ und entspricht der Übersetzung von „Extra-Sensory Perception“.  Der Titel bezogsich aufdie Anfänge der Parapsychologie in den er Jahren. Passing Through the Needle’sEye 99

Statton (1865–1957), Vertreter der experimentellen Psychologie an der University of Californien in Berkley:

Youand your colleagues […]are to be congratulatedofpresentingthis whole matter with scope, with care for detail and with even temper.And we who read it,psychologist,other scientists,and the public generally, – areindebt to you, for asummary such as this. Your diligent and ingenious experimenting,your readiness to amend your method to meet to the utmost its critics,havegiven strength to your impressive structure.²⁴

Zurückhaltender äußerten sich Kollegen wie Jack W. Dunlap (1902–1977) vom Department of Education der University of Rochester.Doch auch er musste ge- stehen: „Ihavenot believed or disbelieved in E.S.P., but the evidence youpresent substantiates my belief thatfurther work should be carried on in this field.“²⁵ Der Eindruck einer „gewissen Toleranz“²⁶ in dieser Zeit innerhalb der akademi- schen Psychologie verstärkt sich, wenn man das ErgebniseinerUmfragevon 1938 berücksichtigt,die an amerikanischen psychologischen Instituten durchgeführt wurde. Hiernach hielten 61 %der Befragten die Untersuchung parapsychologi- scher Phänomene für prinzipiell sinnvoll und ihre Einbindungindie Universi- tät für legitim.²⁷ Offensichtlich hatte das betont naturwissenschaftlich ausge- richteteForschungssetting des „ParapsychologyLaboratory“,die akribischen Sicherheitsmaßnahmen bei der Durchführungder Experimente und ihre genauen Darstellungeninden Publikationen der Parapsychologie zu einer besseren Stel- lunginnerhalb des wissenschaftlichen Feldes verholfen. Ein weiterer Ausbau, eine fortschreitende Anerkennungschienen, so Rhine, „nur eine Frageder Zeit“.²⁸ Entsprechend euphorisch schrieb auch OliverLodge (1851–1940), Physiker und ehemaliger Präsident der „Society for Psychical Research“ nach Erscheinen von „Extrasensory Perception after 60 Years“: „Onlynow the subjectisonthe wayto becomingrespectable, treated in ahandsome volume […]and vouched for by several Professors as abranch of Psychology“²⁹.

 Brief vonGeorgM.Statton an J. B. Rhine vom ..,in: DukeUniversity Archives, Box : –,Extra-Sensory Perception after Sixty Years.  Brief vonJack W. DunlapanJ.B.Rhine vom ..,in: ebd.  Mauskopf/McVaugh:Elusive Science, .  Vgl. ebd., .  Rhine: Reichweite, .  Brief vonOliverLodge an Rhine vom ..,zitiert nach Mauskopf/McVaugh: Elusive Science, . 100 Anna Lux

2.2 Entfremdung, Besonderung undTrennung vonder Universität (ca. 1948–1965)

Doch die akademische Anerkennungblieb aus, ebensoder erhoffte Ausbau und die dauerhafte Integration des Fachs in die Universität.Dies hatte zunächstmit finanziellenEngpässen der Universität im Zuge der Great Depression zu tun. In- folgedessen wurdefür das „ParapsychologyLaboratory“ 1941ein Endowment- Programm aufgelegt,mit dem das PL systematisch Gelder durch privateFinanziers einwerben sollte.³⁰ Parallel galt es, die Arbeit des PL auch in Kriegszeiten aufrecht zu erhalten – die männlichen Mitarbeiter waren zum Militär eingezogen –,sowie nach wie vorauf Angriffe vonKritikern zu reagieren. Darüber hinaus beförderten die strukturellen Besonderheiten des „ParapsychologyLaboratory“,die hohe öffentliche Aufmerksamkeit sowie die anhaltendenKontroversen die Entfrem- dungdes Fachs innerhalb der Psychologie an der Duke University.³¹ Dieser Prozess mündete 1948 in der Ausgliederungdes PL ausdem Departement,womit das „ParapsychologyLaboratory“ nun der Universitätsleitung direkt unterstellt war. Zu all dem wirkte sich nachteiligaus, dass die beiden wichtigsten Unterstützer Rhines, McDougall sowie der UniversitätspräsidentWilliam Preston Few1938 bzw.1940 verstorben waren. Zwar unterstützte Fews NachfolgerRobert Lee Flower (1870 – 1951), Präsident von1941bis 1948, sowie der Vize-Präsident und Director of Public Relations Henry R. Dwire (1882–1944) die Parapsychologie in Zeiten der Krise, doch waren sie nur in Maßen erfolgreich. 1948 folgte als Präsident Arthur Hollis Edens (1901–1968), der kein spezifisches Interesse an der Parapsychologie verfolgte und zudem mit den großen Problemen privater Universitäten in der Nachkriegsärazukämpfen hatte. Unter diesen schwierigen Bedingungenwar die Abhängigkeit des „ParapsychologyLaboratory“ vonder Universitätsleitungpro- blematischund einer weiteren Verstetigung warenengeGrenzen gesetzt.Während die zunächst vielversprechende Situation in den 1940erJahren stagnierte, erfolgte außerhalb der Duke University allerdings eine weitere Professionalisierung des Feldes:1951 wurde die „ParapsychologyFoundation“ gegründet.1957 entstand auf Rhines Initiative die „Parapsychological Association“ als Fachverband.³²

 Vgl. dazu die Unterlagenin: DukeUniversity Archives, Box : –,Work in Pro- gress.  Vgl. Mauskopf/McVaugh:Elusive Science, f.; sowie Brian: Enchanted Voyager: –.  Die bis heuteaktive „Parapsychological Association“ hat einen hohen Professionalisie- rungsgrad, der sich in ihrerAnerkennungdurch die weltweit größteWissenschaftsvereinigung,die „American Association for the Advancement of Science“  spiegelt.Mit der Gründung der „Parapsychology Foundation“ entstand zudem eine weitere Möglichkeitder Finanzierungvon Passing Through the Needle’sEye 101

Abb. 1: Rhine untersuchteauch Psychokinese mit quantitativen Methoden in Form von Experi- menten mit Würfeln: Joseph B. Rhine DiceTurning Experiment (Quelle: Duke UniversityArchives, PhotoCollection, Box25, UAPC-025-044-003)

Die Trennung des „ParapsychologyLaboratory“ vonder Duke Universität erfolgte schließlich im Jahr 1965. Das PL wurde als „Institute for Parapsychology“ in die „Foundation for Research on the Nature of Man“ (FRNM) überführt, die Rhine 1962 gegründet hatte.³³ Mit diesem Schritt wollte Rhine die bestehenden Strukturen in einen privaten Rahmen überführen, nachdem deutlich geworden war, dass der Universität kaum mehr etwas daran lag,das Labor zu halten.³⁴ Auch in der community der Psychologen war die Parapsychologie nach wie vornicht aner- kannt. „We now realize“,soJohn A. Freeman, wissenschaftlicher Mitarbeiter am PL,1965 „that parapsychologycannot be accommodated within the presently conceivedfield of general psychology; it could be added on to or mergedwith, but not included by,the general field.“³⁵ Ausder Rückschauerschien Freeman bereits

parapsychologischer Forschungund des Austauschs aufinternationalenKonferenzen. Siehe dazu den Beitrag vonEberhardBauer in diesem Band.  Die Einrichtung besteht bis heuteunterdem Namen „Rhine Research Center“.  Vgl. Brian: Enchanted Voyager, .  Freeman: Parapsychology, f. 102 Anna Lux die Gründungdes „ParapsychologyLaboratory“ 1935 als Beginn dieses Tren- nungsprozesses: „The formation of the ParapsychologyLaboratory […]was the initial recognition of areal division between psychologyproper and parapsy- chology“.³⁶ Auch wenn diese Aussagedas Integrationspotential der Entwicklun- genunterschlägt – offensichtlichwird, dass der Versuch, die Parapsychologie in Durham innerhalb der Psychologie und als Teil der Universität zu etablieren, gescheitert war.³⁷ Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Trennungvon der Universität zunächstmehr intellektuelle und organisatorische Autonomie be- deutet hatte. Die FRNM hatte vonprivaten Geldgebern, v. a. dem Xerox-Erfinder Chester Carlson (1906–1968), eine hohe Summe erhalten und wurdemit diesem Schritt unabhängiger voneiner Wissenschaftswelt, die, so Rhine,für die Para- psychologie nicht bereit war.³⁸ Nachdem es immer wieder Betrugsvorwürfe gegeben hatte, erschüttertenin den 1970er Jahren zwei Skandale die Arbeit der parapsychologischen community. Im „Institute of Parapsychology“ in der FRNM arbeiteteseit 1970 der Medizin- student Walter J. Levy.Erforschte v. a. zu Psi bei Tieren und erschien Rhine trotz seines jungenAlters als geeigneter Nachfolgerfür seine Arbeit,weshalb er ihm zunehmend Aufgaben und Verantwortungübertrug. 1974 jedoch entdeckten Kollegen, dass Levy Daten gefälscht hatte. Rhine ging damit offensivumund machte die Manipulation im „JournalofParapsychology“ öffentlich. Dennoch sahen seineKritiker in dem Ereignis einen erneuten Beweis für die methodischen Schwächen seiner Arbeitensowie für die Nichtexistenz vonPsi.³⁹ Bereits vier Jahre später wurdeein weiterer Fall vonDatenmanipulation bekannt.Dieser hatte zwar nichtdirekt mit der FRNM zu tun, sorgte jedoch ebenfalls für viel Diskussion in der Fachcommunity:1978wurde SamuelSoal (1889 –1975)nachgewiesen,dass auch er wahrscheinlich Daten manipuliert hatte.⁴⁰ Der englische Mathematik-

 Ebd.  An anderen Standorten fanden in den USAweiterhin parapsychologische Forschungenstatt. Exemplarisch seien genannt das „Dream Laboratory“ (gegr. )unter der Leitungvon Stanley Krippner (*)amDepartment of Psychiatry in New York sowie die „Division of Parapsycho- logy“ (gegr. )unter der Leitungvon Ian Stevenson (–)imDepartment of Psychiatry an der University of Virginia. Einen biographischen Zugriff aufdie wichtigsten Parapsychologen der Zeit liefern die Publikationen vonPilkington: Men and Women; sowie Esprit.Vgl. zudem als Überblick über Institutionen der Parapsychologie Dommeyer/White: Psychical Research; White: Parapsychology.Sources; sowie Parapsychology.New Sources.  Mit dieser Aussage wirdRhine in einem Zeitungsartikelvon  zitiert.Vgl.[o.A.]: Dr.Rhine to Leave DukeUniversity, in:The Villager, Greenwich Village,New York vom ..,in: Archive of the Rhine Research Center,History –.  Vgl. Brian: Enchanted Voyager, .  Vgl. ebd., –;Beloff: Parapsychology, –. Passing Through the Needle’sEye 103 professor Soal hatte in den 1940er Jahren Forschungen angestellt und war dabei trotz seiner prinzipiellen Skepsis gegenüber der parapsychologischenForschung zu positivenErgebnissen gekommen. Rhine hatte dies seinerzeit als „Meilen- stein“⁴¹ der Forschung bezeichnet.Beide Ereignisse in so kurzer Folgewaren daher ein harter Schlagfür die Integrität des Fachs und stärkten die Position der Gegner. Als sich nicht zuletzt in Folgedes Levy-Skandals die anfängliche Autonomie der FRNM in Isolation zu verwandeln drohte, versuchte Rhine seinen Einfluss sowie seine Beziehungen noch einmalgeltend zu machen und die Rückkehr der Para- psychologie an die Duke University zu erreichen. In einemMemorandum von1979 unter dem Titel „Duke and the FRNM“ hieß es:

Also, unconventional subjects require the stabilizingand ‚down to earth‘ influenceofmore orthodoxdisciplines.Healthygrowth of unorthodoxsubjects such as parapsychology dep- ends at least in part,not onlyonthe intellectual freedom needed to chart new adventures, but also on the responsibility that goes with the need to conform to shared rules of inquiry and objectivity.There is arealdangerthat asubject that grows in isolation from other departments of knowledgemay find itself unable to gainentry intothe main portals of science. Scienceina significant sense is asocial process. Inability to communicateisanimpedimenttoaccep- tance.⁴²

Doch eine Wiedereingliederungder Parapsychologie an der Duke Universitykam nicht zustande. Es fehltenicht nur an einflussreichenFörderern, sondern auch Rhine als Integrationsfigur war geschwächt.Die 1970er Jahre beendetensodie Rhine-Ära. Er starb 1980;seine Frau Louisa, die zeitlebens engmit ihm zusam- mengearbeitet hatte, drei Jahre später.⁴³

 Rhine: Reichweite, .  Es ist nicht klar erkenntlich, ob das Memorandumvon Rhine persönlich oder etwa vonseinem NachfolgerKoneru RamakrishnaRao (*)formuliert wurde. Es richtete sich an den neu ins Amt berufenen Provost (Vizekanzler)der Universität,William Bevan(–). Bevanwar zugleich Professor für Psychologie und hattedie William Preston FewProfessur inne. Die Kor- respondenz führte aufjeden Fall Rhine.Vgl. Memorandum „Dukeand the FRNM“ sowie den Brief vonRhine an Bevanvom ..,in: DukeUniversity Archives, Box : –,Duke relations with FRNM.  Gleichwohlendetedamit nicht die akademische Beschäftigung mit der Parapsychologie in den USA. Vielmehr wurden wichtige Impulse des Ehepaars Rhine aufgenommenund fortgesetzt.Vgl. Rao:J.B. Rhine. 104 Anna Lux

3Verstetigung auf Zeit. Parapsychologie an der Universität in Freiburg

3.1 ErsteSchritteder akademischen Integration (1920er Jahre bis1945)

Die Integration der Parapsychologie in den Fächerkanon der FreiburgerUniver- sität erfolgte nach Ende des Zweiten Weltkrieges unter dem Namen „Grenzgebiete der Psychologie“.Das zentrale Ereignis war die Gründung einer gleichnamigen Professur im Jahr 1954.Hans Bender(1907–1991) war seit den 1930er Jahren der zentrale AkteureimAkademisierungsprozessder deutschen Parapsychologie.⁴⁴ Beeindruckt vonden Forschungen des Philosophen und Psychiaters (1859–1947) hatte Bender1927das Studienfeld gewechseltund Psychologie, Philosophie und Romanistikstudiert.1933 promovierte er bei dem Philosophen und Psychologen Erich Rothacker (1888–1965) in über „Psychische Auto- matismen“.⁴⁵ Im Anschluss führte er in Bonn Hellsehexperimente durch und kam wie Rhine zu dem Ergebnis, dass es „Außersinnliche Wahrnehmung“ und Hell- sehen gibt. Diese Ergebnisse erschienen1935inder „Zeitschrift für Psychologie“ sowie 1936 als Monographie⁴⁶ und erregten einiges Aufsehen inner-wie außer- halb der Wissenschaft.⁴⁷ Diese Aufmerksamkeit,gepaartmit Hans Drieschs Überlegungen über die Zukunft der Parapsychologie als Teil der Universität⁴⁸ und nicht zuletzt die institutionellen Fortschritte in den USAmögen Bender in seinem Willlen bestärkt haben, die Parapsychologie auch in Deutschland akademisch zu etablieren.⁴⁹ Den geeigneten Ort dafür sah er innerhalb der Psychologie: Deren

 Früh hatten ihn die Fragen nach Gestaltund Muster des Außergewöhnlichen fasziniert.Er habe gewusst, „daß es mir aufgetragen ist und ich dafür ausgestattet bin, mich mit den Grenz- gebieten, mit der ‚verborgenen Wirklichkeit‘,zubeschäftigen.“ Bender/Mischo:Gespräch, .  Vgl. Bender:Psychische Automatismen.  Vgl. Bender:Zum Problem der außersinnlichen Wahrnehmung ( sowie ).  So interessiertesich etwa der einflussreiche MarburgerPsychologieprofessor Erich Rudolf Jaensch (–)für die Arbeiten Benders und schrieb ein Vorwort zu Benders zweitem Buch „ZumProblem der außersinnlichenWahrnehmung“ (). Zuröffentlichen Diskussion vgl. Lux: Vomspielenden Gelingen.  Vgl. Driesch: Parapsychologie.  Zuvorhattesich eine Reihe vonWissenschaftlern dem Gebiet gewidmet,ohne dass es aka- demisch institutionalisiert war.Die bekanntesten waren der LeipzigerBiologe und Philosoph Hans Driesch (–), der TübingerPhilosophieprofessor Traugott Konstantin Oesterreich (–)sowie August Messer (–), Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Gießen. Passing Through the Needle’sEye 105

„Forschungsstätten und daspsychologische Rüstzeug“ seien „besonders geeig- net“,umdie Ziele der Parapsychologie zu verwirklichen. Konkret bedeutetedies für Bender, „Tatsachen sachlich zu prüfen und sie gegenzwei Fronten […], gegen die apriorischen Negativisten und gegendie gläubigen Okkultisten,“⁵⁰ zu sichern. Mit diesen Worten verorteteBenderdie Parapsychologie inhaltlich, methodisch und institutionell innerhalb der universitären Psychologie. Nach der Promotion setzte Bender seine Forschungen als Assistent fort und absolvierte parallel ein Medizinstudium in Freiburg.⁵¹ 1941habilitierteersich im Fach Psychologie in Bonn und wurde im gleichen Jahr als außerordentlicher Professor nach Straßburgberufen.⁵² An der vonden Nationalsozialisten gegrün- deten Reichsuniversität sollteBender die Psychologie aufbauen. DieProfessur umfasste das Gesamtfeld des Fachs, inklusive der Klinischen Psychologie sowie der Parapsychologie.⁵³ Darüber hinaus arbeiteteBenderandem in Straßburg gegründeten privaten „Grenzwissenschaftlichen Institut“⁵⁴ mit und legte den Grundstock für eine parapsychologische Fachbibliothek.⁵⁵ Trotz der kurzen Dauer der StraßburgerZeitund beschäftigt mit dem Aufbauder Psychologie, konnte Benderbis 1945die Weichen für eine weitereInstitutionalisierung der Parapsy- chologie stellen. Seine Rolle in dieser Zeit ist ambivalent – einerseits profitierteer vomInteresse einiger nationalsozialistischer AkteureamOkkultismus, anderer- seits geriet er im Zuge der offiziellen NS-Politik unter Druck, die Geheimlehren und Grenzwissenschaften feindlich gegenüber stand und verfolgte.⁵⁶

 Bender:Psychische Automatismen, IV.   erhielt Bender die Approbation und begann eine Promotion im Fach Medizin.Allerdings wurde das Verfahren nicht rechtmäßigabgeschlossen Dass Bender in den folgenden Jahren dennoch den Titel Dr.med. führte, wurde in den er Jahren öffentlichkritisiert.Bender holte daraufhin  eine rechtskräftig abgeschlossene Promotion nach.Vgl. dazu die Korrespondenz mit der Universitätsleitunginder Personalaktevon Bender,in: UniversitätsarchivFreiburg(UAF), Bestand /,unpag.  Die politische Loyalitätwies Bender durch Eintritt in die NSDAP  nach. Vgl. zu Benders StraßburgerZeit ausführlich Hausmann: Hans Bender.  Vgl. Schreiben des Reichserziehungsministeriums an Bender vonAnfang ,zitiert nach Moragiannis: Parapsychologie, .  Vgl. Hausmann: Hans Bender, –.  Ein wesentlicher Teil der Bücher stammteaus dem Nachlass des MünchnerArztesAlbert von Schrenck-Notzing(–). Hinzu kamen – ausheutigerSicht nicht unproblematisch – Bücher ausder sogenannten Heß-Aktion. Vgl. Schellinger: Die ‚Sonderaktion Heß‘.  Bereits  war Bender im Zuge der öffentlichen Diskussion um seine Forschungsergebnisse in die Kritik geraten. Vgl. Lux: Vomspielenden Gelingen. Auch vonder „Heß-Aktion“  war Bender betroffen. Dieser war vorausgegangen, dass sich Reichsminister Rudolf Heß am ..  mit einem Flugzeug RichtungSchottland abgesetzt hatte, vermutlichumüber einen Son- derfrieden zu verhandeln. Da sich Heßfür Esoterik, Naturheilkunde und Astrologie interessierte, 106 AnnaLux

3.2 Institutionalisierungen in Freiburg (1945bis 1975)

Im Juli 1945kam Benderaus amerikanischer Gefangenschaft nach Freiburgund begann in seiner Heimatstadt gezielt mit dem Aufbauvon Institutionen und Netzwerken. 1946 gründete er mit Vertretern ausPolitik, Wissenschaft und Kunst die „Forschungsgemeinschaft für psychologische Grenzgebiete“,die Mittel für ein parapsychologisches Forschungsinstitut sammelte. Das Institut wurde1950 als privates Forschungsinstitut unter dem Namen „Institutfür Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ (IGPP)eröffnet.Zuden Forschungsfeldern des Institutsgehörte die Untersuchung vonspontanen, individuellen Erlebnissen (z. B. Spuk), qualitative Experimente mit Medien sowie quantitative Untersu- chungen (vgl. Abb. 2).⁵⁷ Ein weiteres Feld, dem sich Bender verschrieben hatte,war die Psychohygiene, also Aufklärung,Information und Beratung im Sinne einer „positivenKritik des Aberglauben“⁵⁸.Seit 1946 lehrte Bender zudem an der Frei- burgerUniversität am Institut für Psychologie und Charakterologie. Dort hatte ihn der Lehrstuhlinhaber Robert Heiß (1903–1974)als „wertvolle Ergänzung“⁵⁹ be- grüßt. ZurEröffnungdes IGPP 1950 mitGästen ausPolitik und Wissenschaftwar auch Rhine eingeladen.⁶⁰ Zu ihm hatte Bender in den 1930er Jahren bereits Kontakt gehabt; nun trafen sie sich zum ersten Mal persönlich. Seinen Einfüh-

wurde die Aktion genutzt,umineiner reichsweiten „Aktion gegenGeheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften“ am .. gegen „Okkultisten“ (Astrologen, Hypnotiseure, Hell- seher sowie Anthroposophen und Theosophen) vorzugehen. Auch Benders Arbeitsplatz in Bonn wurde durchsucht.Vgl. zur „Heß-Aktion“ Schellinger/Anton/Schetsche: Zwischen Szientismus und Okkultismus.  Bender interessierte sich persönlich besonders für Spukphänomene und galt aufGrund seiner Präsenz in den Medien auch in der breiten Öffentlichkeit als Experteauf diesem Gebiet.Darüber hinaus führteBender eine Reihe qualitativerUntersuchungen durch,beispielsweise mit dem holländischen Hellseher Gerard Croiset (–). Im Rahmen von „Platzexperimenten“ wurde untersucht,obCroiset voraussagenkonnte,wer bei einer späteren Veranstaltungauf einem bestimmten Platz sitzen würde. Dafür beschrieb er die Person, derenÄußeres und Verhalten sowie emotionale Erlebnisse. Später wurden diese Aussagenmit den tatsächlichen Personen abgegli- chen. Vgl. Bender:Praekognition im qualitativenExperiment.  Bender:Editorial, .  Schreiben vonHeißals Dekan der Philosophischen Fakultät an die Französische Militärre- gierungvom ..,in: UAF, Bestand: B/ (PersonalbogenHans Bender), unpag.  Rhine sprach über „The ScienceofParapsychology Today“.Weitere Gästewaren der Kunst- historiker GustavF.Hartlaub/(–), die PsychologenRobert Heiß/Freiburg und Philipp Lersch/München (–), der Arzt und Professor für Psychohygiene Heinrich Meng/Basel (–), der PhysiologeHans Schäfer/Heidelberg(–)sowie die Philosophin und Husserl-Schülerin Gerda Walther/München (–). Passing Through the Needle’sEye 107 rungsvortrag widmete Bender dem Thema „Okkultismusals Problem der Psy- chohygiene“.Die Veranstaltung als Ganzes wurdesozum Statement:Hier stellte sich eine moderne, international vernetzte Wissenschaft vor, die in den letzten Jahren dank der Forschungen vonRhine akademisch an Boden gewonnen hatte. Sie würde auch in FreiburginZukunft nicht mehr im Mansardenzimmer agieren, sondern im ‚hellen Licht der Wissenschaft‘.Ihr Platz war nicht (mehr)amRande – weder vonWissenschaft,noch vonGesellschaft.Sie war vielmehr Teil der aka- demischen Psychologie. Mitihrem gesellschaftlichenLeistungsangebot der Psy- chohygiene stand sie mitten in einer Gesellschaft,die sich im Zuge der seelischen Zerrüttung nach dem Zweiten Weltkrieg dem Okkulten zugewandt hatte. Eine solch selbstbewusste Selbstverortungrichtetesich nicht nur an die ‚offizielle‘ Wissenschaft,sondern sollteauch konkurrierende Para-Vereinigungen, die sich nach dem Krieg gegründet hatten, aufdie hinteren Plätze verweisen.⁶¹ In der Tatwurde das IGPP in den folgendenJahren die wichtigste Einrichtung seiner Art im deutschsprachigen Raum. Täglich erhielt Bender Anfragen ausder Bevölkerung,und groß wardas Interesse der Medien, denen er geduldigInterviews gab. Dabei hatte er keine Berührungsängste mit populären Formaten und dem Fernsehen.⁶² Zudem gründete Bender 1957 die „Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie“ als Forum für interdisziplinäreDiskussionen. Trotz des anhaltendenöffentlichen Interesses, das im Zuge der „okkulten Welle“ in den 1970er Jahren nochzunahm, war das Team am Institut klein, die finanziellenMittel gering.1970verfügte Benderals Hochschullehrer über eine einzigewissenschaftliche Mitarbeiterstelle sowie eine Sekretärin. Durch die Mittel der Fanny-Moser-Stiftung⁶³ konnteseit den 1950er Jahren zudemLotteBöhringer (1917–1994) als geschäftsführende Sekretärin des IGPP bezahlt werden. Für For-

 So die „FreieForschungsgemeinschaft für Psychologie und Grenzgebiete des Wissens“ in Hamburg, gegründet vonGeorgAnschütz (–), der in den er Jahren außerplan- mäßigerProfessor in Hamburggewesen und aufGrund seines Engagements während des Dritten Reichs  entlassen worden war.Auch in München hattesich  eine Forschungsgemein- schaft für Parapsychologie um den Augenarzt und ParapsychologenRudolf Tischner (– )gegründet,wobei es hier eine Vielzahl vonProblemen gabund der Verein nur kurz exis- tierte. Diskussionen gabeszudem über einen Zusammenschluss im Rahmen einer „Deutschen Gesellschaft für Parapsychologie“.Vgl. zu diesen Debattenüber mögliche Institutionalisierungen in der Nachkriegszeit den Briefwechsel vonBender mit Gerda Walther,in: Archivdes IGPP,E/: Gerda Walther.  Vgl. Lux: Vomspielenden Gelingen.  Die Stiftungder Biologin und Spukforscherin FannyMoser (–)erfolgte .Sie umfassteBuchbestände sowie finanzielle Mittel über Münchner Liegenschaftswohnungen. Vgl. dazu die Unterlagen im Archiv des IGPP,E/:Geschäftsführungund Verwaltung:Stiftungund Erbe FannyHoppe-Moser – Korrespondenz und Materialien, unpag. 108 Anna Lux schungsprojektehingegen mussten Drittmittelakquiriert werden, die Bender ebenso wieRhine mit Erfolgeinwarb.⁶⁴ Seit dem Wintersemester 1946/47lehrte Benderzudem am Institut für Psy- chologie und Charakterologie.⁶⁵ Gerade unter den schwierigen Nachkriegsbe- dingungenwar Bender – ausgebildet in Medizin und Psychologie und ausge- stattet mit vielfältigen Erfahrungen in Lehreund Wissenschaftsmanagement – eine vielversprechende Lehrkraft, weshalb sich Heiß 1945persönlich für ihn einsetzte. Eine möglicheWegberufung, so schrieb Heiß 1950,würde eine „emp- findliche Lücke“ in die Arbeit des Instituts reißen.⁶⁶ Doch nicht nur in der Lehre war Bender eine Unterstützung. Vielmehr brachte er materielle Ressourcen ein: Die Räume im IGPP und dessenBibliothek konnten auch vonden Studierenden der Psychologie genutzt werden, deneninder Nachkriegszeit Arbeitsplätze und Bücher fehlten. Gleichwohl war Benders Situationunbefriedigend, die Lehrstellen befristet, das Gehalt gering.Dies änderte sich mit der Einrichtung der Professur für Grenzgebiete der Psychologie. Dieser wichtigeInstitutionalisierungsschritt war eng an hochschulpolitische Entscheidungengebunden. Bender gehörte zu den sogenannten „131ern“,die im Zuge eines Gesetzes von1951eingestelltwurden. Das Gesetzregeltedie Wiedereinstellungvon suspendierten Beamten, die ausden Vertreibungsgebieten stammten und/oder im Zuge der Entnazifizierungsverfahren entlassen worden waren. An den Hochschulen wurden die Professuren mit dem Vermerk „k.w.“ (künftigwegfallend) versehen, warenalsoallein an die Person gebunden, welche die Professur erhalten hatte.Bendererhielt die Professur 1954, doch war dies, wie unten ausgeführt wird, keineswegs unumstritten. Ab Mitte der 1950er Jahre erlebten die Grenzgebiete als Teil der Psychologie einen zwar bescheidenen, aber bemerkenswerten Ausbau: 1958 wurde Benders erste Promovendin IngeStrauch (*1932) als Assistentin angestellt.⁶⁷ 1967wurde das „Institut für Psychologie und Charakterologie“ umgestaltet und in „Psycho- logisches Institut“ umbenannt.Indiesem Zusammenhang erfolgte auch die Einrichtung vondrei Abteilungen, darunter die „Abteilung für Grenzgebiete der Psychologie“.Zudem wurden Bender die Rechte eines persönlichen Ordinarius verliehen und damit seine außerordentliche Professur aufgewertet.Zusammen

 Bender konnte wiederholt Mittel vonder DFG einwerben.Vgl. dazu die Bestände im Archivdes IGPP,Bestand: E/:Deutsche Forschungsgemeinschaft –,unpag.  Zuvorwar Bender im Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft worden. Vgl. Hausmann: Hans Bender, .  Abschrift des Briefs vonRobert Heiß an die Philosophische Fakultät der Universität Freiburg vom ..,in: UAF, Bestand: B/ (PersonalbogenHans Bender), unpag.  Strauch habilitierte  bei Heiß und wurde später Professorin an der Universität Zürich. Passing Through the Needle’sEye 109 mit Heiß wurden Bender und seineKollegin HildegardHiltmann (1916–2004) zu gleichberechtigten Direktoren des Instituts. 1973 wurde zudem die Bibliothek des IGPP in ein Förderprogramm der DFG zu Gunsten überregional bedeutender Spezialbibliotheken aufgenommen.⁶⁸ Wenig später wurde ausMitteln der UB Freiburgeine Bibliotheksstelle eingerichtet.Benders Wirken innerhalb der Uni- versität ermöglichte ihm auch den Zugriff aufwissenschaftlichen Nachwuchs. Die Promotion vonIngeStrauch hatte sich mit „Geistiger Heilung“ (1958) beschäftigt. Weiterezehn Dissertationen entstanden am Lehrstuhl für Grenzgebiete der Psy- chologie bis Mitte der 1970er Jahre.⁶⁹ 1973 erfolgte mit der vonJohannes Mischo eingereichten Habilitationsschrift über „AußersinnlicheWahrnehmung“⁷⁰ die erste Habilitation über ein parapsychologisches Thema in Deutschland. Benderhielt regelmäßig gutbesuchte Veranstaltungenab, in der Regel eine Vorlesung und ein begleitendes Seminarsowie eine Vorlesung im Rahmen des StudiumGenerale für Hörer aller Fakultäten; den ersten Vortrag hielt er hier 1954. Generationen vonStudierenden kamen, um Benders Ausführungen über Tele- pathie, Spuk oder Hellsehen zu hören. Dass Benders Forschungsgebiet auch in der Universität,wenn auch nicht vonallen, durchaus Anerkennungfand, spiegeltsich in der Perspektive der Zeitgenossen: 1957,anlässlich der 500-Jahr-Feier der Uni- versität,betonteder RektorGerd Tellenbach (1903–1999) die Offenheit der Frei- burgerUniversität,die es nicht verschmähte, auch „okkulte Erscheinungen oder vor- und unwissenschaftliche Heilpraktiken zu erforschen.“⁷¹ Als Bender1975emeritiert wurde, entschied die Universität den Vermerk „k.w.“ zu tilgenund einen regulären Nachfolgerzuberufen. Die Stelle trat im November1975JohannesMischo (1930 –2001) an, der als Benders Assistent be- reits viele Jahre am Psychologischen Institutund am IGPP gearbeitet hatte. Spätestens jetzt schienes, als hätten sich die Grenzgebiete in Freiburgbehauptet, als habe sich die Parapsychologie trotz aller Schwierigkeiten als akademische Disziplin durchgesetzt.Für Bender bedeuteten v. a. die Ernennungzum Ordinarius und die Einrichtung einer eigenen Abteilung „die völligeIntegration der Para- psychologie“,die „auch ihre Kontinuität“ sichere,wie er 1966 an seinen Basler

 Zudem wurden die BeständeimRahmen eines Sondersammelgebiets vonIGPP und der FreiburgerUniversitätsbibliothek betreut.  Vgl. Bauer/Lucadou: Parapsychologie in Freiburg, .  Mischos Dissertation „Verlaufsprozesse in Traumserien, Tests und Biographie“ (), sowie seine Habilitationsschrift „Außersinnliche Wahrnehmung.Spontane Erfahrungund quantitativ- statistisches Experiment als Gegenstand der Forschung“ ()blieben unveröffentlicht.  GerdTellenbach:Tradition und Neugestaltung der Universität.Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg –,zit.nach Bender:Parapsychische Phänomene als wissenschaftliche Grenzfrage, . 110 AnnaLux

Abb. 2: ZurDurchführungquantitativer ExperimenteentwickelteBender in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt einen „Psi-Recorder“:Hans Bender am Zufallszahlengenerator des „ProRekorder70“im Versuchsraum des IGPP in der Eichhalde 12, Fotovon Leif Geiges, um 1970 (Quelle: Archivdes IGPP,Bestand 2/4)

Kollegen Heinrich Meng (1887–1992) schrieb.⁷² DieserVerstetigungsprozess setzte sich unter Mischo zunächstfort: 1978 wurde der Bereich „Parapsychologie/

 Schreiben vonHans Bender an Heinrich Mengvom ..,in: IGPP-Archiv, Bestand E/ ,Spezialkorrespondenz: Heinrich Meng –,unpag. Passing Through the Needle’sEye 111

Grenzgebiete der Psychologie“ als freiwilliges Zusatzfach in die Hauptdiplom- prüfung für Psychologen aufgenommen.⁷³

3.3 Höhepunkt, Krise undTrennung vonder Universität (1975 bis1998)

Zeitgleich zum Generationswechsel aufder FreiburgerProfessur 1975 fanden ge- samtgesellschaftlich Entwicklungenstatt,die die Parapsychologie verstärktins Rampenlicht rückten. In Folgeder spektakulären Auftritte vonUri Geller(*1946) 1974 war Psychokinese in aller Munde und verlangte nach Erklärungen. Im Zuge der Verbreitungvon New Ageund Esoterik seit dem Ende der 1960erJahre wur- den spirituell-religiöse Erklärungsansätze populär; Gurus und philippinische Heiler hatten massenhaft Zulauf.⁷⁴ Die Parapsychologie in ihrer Stellungzwischen Praktikern und Skeptikernsowie zwischen Religion und Wissenschaft war in Folge dessenmit einer Vielzahl vonFragenund Herausforderungenkonfrontiert.⁷⁵ Zu- gleich war dieser Boom nicht unproblematisch. Zumeinen rief er verstärkt Gegner aufden Plan, die sich seit den 1970er Jahren organisierten und v. a. gegenBender öffentlich polemisierten.⁷⁶ Zumanderen wurdedie Parapsychologie durch die hohen Erwartungen einer „sozial und metaphysisch beunruhigten Öffentlichkeit“ zur „Zielfläche unterschiedlichster weltanschaulicher Projektionen.“⁷⁷ Gerade diese stellten die „erst schwach ausgeprägte Identität“ des Fachs aufeine „schwereProbe“,⁷⁸ wieder ParapsychologeEberhard Bauer 1983konstatierte. Problematisch war auch, dass sich die neuen Anforderungennicht in einem institutionalisierten Ausbau niederschlugen. Im Gegenteilschienen die Entwick-

 Zudem bestand die Möglichkeit im Hauptfach Psychologie eine Diplomarbeitsowie im An- schluss eine Promotion mit parapsychologischem Thema zu schreiben. Vgl. Bauer/Lucadou: Parapsychologie in Freiburg, .  Vgl. Knoblauch: PopuläreReligion; Küenzlin: Das Unbehagen.  Als Forschungsinstitut griff das IGPP diese Themen aufund untersuchte ‚Löffelbiegen‘ und den sogenannten „Geller-Effekt“.Die Untersuchungenwurden auch unterPhysikern diskutiert.In der Abteilung „Psychologie und Grenzgebieteder Psychologie“ schlugsich dies in einem For- schungsprojekt nieder,indem der Physikerund Parapsychologe Walter vonLucadou (*) zwischen  und  Experimente zu Psychokinese durchführte.Vgl. Lucadou: Die Geister,die mich riefen.  Vgl. Bauer/Lucadou: Parapsychologie in Freiburg, f. Vgl. zur Geschichte der Parapsy- chologie als Geschichteder Kontroverse Bauer: Kritik und Kontroversen. Siehe auch den Beitrag vonMartin Schneider in diesem Band.  Bauer:Parapsychologie für wen?, .  Ebd. 112 AnnaLux lungenauseinanderzugehen. Zwarbestanden nach wie vordas privateIGPP und die „Professur für Grenzgebiete“ nebeneinander. Doch wurde diese 1975 in eine „Professur für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie“ umgewandelt.Für den Stelleninhaber Mischo bedeutetedie Umwidmung durchaus eine Aufwertung, denn er erhielt die Denomination für das Gesamtfeld der Psychologie. Für die Parapsychologie jedoch stellte dieser Schritt eine Entspezialisierung dar – die Professur war zwar nun etatisiert,hatte aber nur nocheine parapsychologische Teildenomination. Eine Folgedieser Entwicklungwar,dass Mischo sich in den kommenden Jahren nur noch zu etwa einem Viertel seiner Veranstaltungender Parapsychologie widmete.⁷⁹ Auch in den 1980er und 1990erJahren erfolgte trotz des anhaltenden gesellschaftlichen Interesses kein institutionellerAusbau in- nerhalb der Universität.⁸⁰ Vielmehr mündete die Entwicklungnach der Emeri- tierung vonMischo 1998 in die Umwidmung der Professur für Grenzgebiete in eine „Professur für Pädagogik der Psychologie“.Andiesen Schritt, der das Ende der institutionellen Integration der Parapsychologie an der FreiburgerUniversität bedeutete, können eine Reihevon Fragen angeschlossen werden: Wardie Strei- chung der Parapsychologie eine Folgeder Entspezialisierung?War die Integra- tionskraft Mischos geringer als die des Netzwerkers und Charismatikers Bender? Welchen Anteil hatten die anhaltenden Kontroversen um das Thema Psi? Wardie Überzeugung, mit der Bender und Rhine vonder Existenz vonPsi ausgegangen waren (und die in der community immer kritisch diskutiert worden war), seitden 1970er Jahren verstärkt ins Wanken geraten?⁸¹ Wiegroß war das Interesse uni- versitärerAkteureaneinem Verbleib und wie groß das Interesse seitens der FreiburgerParapsychologie, denn 1992hatte das IGPP eine millionenschwere

 Vgl. Vorlesungsverzeichnisse der Albert-Ludwigs-Universität.  Außerhalb der Universität fanden hingegenweitere Institutionalisierungenstatt,teilweise unterBeteiligung der „Abteilung für Grenzgebiete der Psychologie“.Sowurde  aufInitiative vonMischo die „Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderungder Parapsychologie e.V.“ (WGFP) gegründet,die gezieltÖffentlichkeitsarbeit und Netzwerkbildung betreibt.Die WGFP richtete zudem  unterder Leitungvon Walter vonLucadou die „Parapsychologische Beratungsstelle“ in Freiburgein, die vorallem Informations-und Beratungsarbeit leistet. Die Beratungsstellewird zum Teil ausMitteln des Landes Baden-Württembergfinanziert.   wurde aufdem „Jahrhundertkongress“ (anlässlich der Gründungder SPR )auch eine Bilanz der Psi-Forschunggezogen. Mit Blick aufdie zentralen Fragen, ob die Existenz vonPsi wissenschaftlich nachgewiesen sei und ob Öffentlichkeit und Wissenschaft vonder Legitimität der parapsychologischen Forschungüberzeugt werden konnte, fielen die Antworten unterschiedlich aus. Es gaboptimistische Stimmen, doch überwog „eine eher nachdenkliche Grundstimmung[…], gekoppeltmit der Bereitschaft,auch die grundlegende Frage –‚Existiert Psi?‘–neu aufzurollen und zur Diskussion zu stellen, ohne daß man darin gleich einen Ausverkaufder Parapsychologie gesehen hätte.“ Bauer/Hövelmann/Lucadou: Der Jahrhundertkongress, f. Passing Through the Needle’sEye 113

Stiftung erhalten und war damit finanziell so unabhängigwie nie zuvor?⁸² Oder hing die Streichung ursächlich mit den Kürzungen in der Hochschulfinanzierung in den 1990er Jahren zusammen?Diese Fragen giltesnach Einsicht der ent- sprechenden Quellen an anderer Stelle ausführlich zu diskutieren. Vergleichen wir abschließend die institutionelle Entwicklung der Parapsy- chologie in Freiburgund Durham, zeigen sich eine Reihe struktureller Unter- schiede, aber auch Gemeinsamkeiten. 1) Das „ParapsychologyLaboratory“ war ein in die Universität integriertes Forschungslabor,dem Rhine als Professor für Psychologie vorstand. Bender hingegen bekleidete eine Universitätsprofessur mit der Denomination Grenzge- biete der Psychologie. Der Schwerpunkt vonBenders Tätigkeit als Professor lag damit aufder Lehre, die vonRhine aufder Forschung (von seiner Lehrver- pflichtungwar er nach und nach entbunden worden). 2) Die parapsychologische Forschung war in Freiburginstitutionell großenteils, wenn auch nicht durch- gängig,aus der Universität ausgelagert und wurdeimIGPP betrieben, dem Bender vorstand. Er war während seiner gesamtenZeitals Professor in Personalunion Direktor des IGPP.Auf diese Weisekonnte er die Freiheiten eines privaten For- schungsinstituts ebenso nutzenwie die Ressourcen, welche die Universität zur Verfügung stellte.⁸³ Rhine hingegenleiteteeine universitäre Forschungseinrich- tung,die erst am Ende seiner Laufbahn in eine privateInstitution überführt wurde. 3) Ein weiterer Unterschied zeigt sich bezüglichdes zeitlichenHorizonts der beiden akademischen Institutionalisierungen. In den USAbegannen die in- stitutionellen Entwicklungenbereits Mitte der 1930er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt betrat zwar auch Bender die akademische Bühne,doch konnte eine längerfristige Institutionalisierung nicht zuletzt aufGrund der politischenEntwicklungenerst nach Ende des Zweiten Weltkrieges realisiert werden. Auch die Trennungvon der Universität erfolgte in Durham eher,bereits in den 1960erJahren, d.h. nach 30 Jahren im Zuge der Emeritierung vonRhine. In Freiburghingegenbestand die Professur für Grenzgebiete der Psychologie über zwei Generationen 45 Jahre lang.

 Vgl. dazu auch das Interview mit EberhardBauer in diesem Band.  Bender verfügteals Professor über keine eigenen Büros im Psychologischen Institut,vielmehr hattedie Universität entsprechen Räume im IGPP angemietet.Lehre und Forschungfanden dort statt.Zudem konnte Bender auch noch nach seiner Emeritierungseine IGPP-Postvon der Post- stelle der Universität stempeln lassen. In der öffentlichen Wahrnehmung verwischten aufGrund solcher Konstellationenoft die Grenzen zwischen beiden Einrichtungen. Immer wieder bekam die Universitätsleitung Anfragen, ob das IGPP ein Institut der Universität sei. Die räumliche Ver- schränkungändertesich erst nach der Berufungvon Mischo, der sein Büroinnerhalb des Psy- chologischen Instituts in der Belfortstraße  hatte, später in der Belfortstraße .Für die Hin- weise danke ich EberhardBauer/Freiburgi.Br. 114 AnnaLux

Gleichwohl warinden 1980er Jahren nicht zuletzt durch die Veränderung in der Denomination ebenfalls ein Absinken der Tätigkeit aufdem Gebiet der Parapsy- chologie im Rahmender Professur festzustellen. DieUmwidmung „erst“ 1998 hatte möglicherweise kontingente Gründe und hing damitzusammen, dass die Universität erst die Emeritierung Mischos abwarten musste, bevor die Stelle um- gewidmetwerden konnte. 4) Unterschiedlich war das Verhältnis der beiden pa- rapsychologischen Einrichtungen zur Psychologie. Rhine geriet früh mit seinen Kollegen in Konflikt, was zur Entfremdung und letztendlichen Ausgliederung des „ParapsychologyLaboratory“ ausdem Department of Psychologyführte. Unter Benderund Mischo hingegen blieb die Parapsychologie bis zuletzt Teil der Psy- chologie. Als solche erlebte sie einen gewissenAusbau und wies eine Reihe von Anzeichenfür eine institutionelle (Teil‐)Verstetigung auf. 5) Neben diesenUnterschiedenzeigt der Vergleich Ähnlichkeiten im Status der beiden Einrichtungen. Hier wie dort war die Stellung der Parapsychologie institutionell marginal, der Ausbau gering,das Personal überschaubar.Die Mittel für Forschung mussten über Drittmittel eingeworben oder über privateFörderer und Förderinnen beschafft werden. Dieser institutionellen Begrenztheit stand an beiden Standorten ein großes öffentlichesInteresse gegenüber,das sich nicht zuletzt in der Vielzahlvon öffentlichenAnfragensowie im Erfolgder Publika- tionen vonRhine und Bender spiegelte.

4Dimensionender akademischen Integration

Im Folgenden widme ich mich systematisch vergleichend der universitären In- stitutionalisierung der Parapsychologie in Durham und Freiburg. Im Zentrum stehen die Faktoren, die für die erfolgreiche akademische Integration verant- wortlich waren. Diese lassen sich in fünf Dimensionen zusammenfassen:Die gesellschaftliche sowie die epistemische Dimension waren für die Entwicklung des Fachs durchgängigprägend, doch sie allein können die akademischen In- tegrations- bzw.Deintegrationsprozesse nicht erklären. Vielmehr kommen kon- kreteBedingungenhinzu, die sich als persönliche,lokale sowie politische Di- mension beschreiben lassen.

4.1 Gesellschaftliche Dimension – die Bedeutung des Okkulten für die Moderne

Ein zentraler Faktor,der die Geschichte der Parapsychologie seit ihren Anfängen in den 1880er Jahren prägte, ist die gesellschaftliche Dimension. Das Okkulte Passing Through the Needle’sEye 115 spielt in der Alltagswirklichkeit der Menschen seit Jahrhunderten und auch in der Moderne eine Rolle.⁸⁴ DieFaszination für das Thema spiegelt sich in der Popu- lärkultur des 19.und 20.Jahrhunderts, etwa im Erfolgvon Edgar Allan Poes Ge- spenstergeschichten und der Popularität vonHellsehern wie Hanussen (1889 – 1933), später im Hype um Filme wie „Der Exorzist“ (1974)oder heute im Erfolgvon Doku Soaps wie „Ghost Hunter“.⁸⁵ Neben dieserweit verbreiteten Faszination für das Unerklärliche stehen persönlicheErfahrungen wie Wahrträume, Telepathie, Nahtoderfahrungen oder auch Spuk. Diese individuellen, spontanen Erlebnisse, so der Soziologe MichaelSchetsche, gehören „zum festen Bestandteil fast aller menschlichen Kulturen“ und sind weit verbreitet,⁸⁶ auch wenn sie unterschiedlich gedeutet werden. Zuletzt gehören Praktiken wie Astrologie,Wünschelrutengehen, Wahrsagenund alternative Heilverfahren bis heute zur Alltagkultur vonMen- schen. Die kontinuierliche Relevanz des Okkulten auch in der Moderne nahm in Krisenzeiten zu. Diese verstärkte Beschäftigung mit okkulten Phänomenen, Praktiken und Deutungen wurden als „okkulte Wellen“ bezeichnet.⁸⁷ Solche Konjunkturen des Okkulten lassen sich etwa für die Zeit nach den beiden Welt- kriegen feststellen:

Der ungeheure Verlust an Menschenleben und die allgemeine Trauer um teureTote […]im Verein mit der Ungewißheit und der Umwertungder Werte als Folgeerscheinungendes Krieges bewirkten zweifellos,daß die Gedanken der Menschen sich der Möglichkeit zu- wandten, es möchtevielleicht jenseits der Erkenntnisse der Wissenschaft noch unerforschte Kräftegeben⁸⁸

– so die Diagnose vonRhine 1947. Besonders in solchenPhasen rückte die Pa- rapsychologie ins Rampenlicht.Vermehrt wurdeandas Fach als Wissenschaft vom Okkulten dasInteresse herangetragen,

 Vgl. Treitel: ASciencefor the Soul; sowie Doering-Manteuffel: Das Okkulte.  Vgl. Hill: Media.  Schetsche:UnerwünschteWirklichkeit, .Diese Aussage Schetsches spiegelt sich in einer Reihe vonUntersuchungen. So hatten einer Studie der SPR von  zufolge  Prozent von . befragten Personen schon einmal eine „telepathischeHalluzination“ erlebt.Eine US- amerikanische Untersuchungvon  fragte nach verschiedenenparanormalen Erfahrungen wie Telepathieund Hellsehen, Spukphänomenen, geisterhafteErscheinungen oder Kontakt mit Verstorbenen. Sie kam dabei zu dem Ergebnis,dass insgesamt knapp  Prozent der Befragten eines dieser Phänomene bereits erlebt hatte. Vgl. ebd.  Vgl. Bender:Parapsychologie, .  Rhine: Reichweite,  116 Anna Lux

den uralten Fragekomplex daraufhin zu prüfen, ob er nicht doch Zeugnis vonaußerge- wöhnlichen Fähigkeiten oder Kräften ablege, die über kurz oder langinunser Bild vom Menschen und seiner Stellunginder Welt eingeordnet werden müssen. Es ist ein Aufbruch zu neuen Fragen an die Natur zu bemerken, eine Bereitschaft,das sanktionierteWissen zu erweitern.⁸⁹

Auch in Bezugauf unsere Fragenach akademischen Institutionalisierungen ist durchausein Zusammenhang mit gesellschaftlichen Interessenlagen festzustel- len: Die Gründungdes „ParapsychologyLaboratory“ in Durham erfolgte 1935 nach den ‚okkulten‘ 1920er Jahren; die Professur für Grenzgebiete in Freiburgwurde in einer Zeit eingerichtet,als eine repräsentative Umfragedes Instituts für Demo- skopie Allensbach von1958 ergab, dass die Hälfte der Bundesbürgerandie Wirklichkeit vonPsi glaube.⁹⁰ Dennochhat die gesellschaftliche Dimension als Erklärungsansatz ihre Grenzen. Sie ist – mit Blick aufKontinuum wie Konjunkturen – sehr weit gefasst und daher nur bedingt geeignet,konkrete Institutionalisierungsschritte zu er- klären. Aufdie Relativität dieser Dimension verweist auch die Tatsache, dass die okkulten1970er Jahre mit ‚Gellermanie‘ und New Agesowie die Debatten über Jugendokkultismus und Satanismus in den 1980er Jahre nicht ebenfalls einen signifikanten institutionellenAusbaunach sich zogen. Es müssen also weitere Aspekteberücksichtigt werden.

 Bender:Parapsychologie, .Ananderer Stelle führt Bender seine Erklärungfür die „okkulte Welle“ in den er Jahrennoch weiteraus: „Eine Motivationsanalyse läßteinerseits ein Be- dürfnis nach ‚Bewußtseinserweiterung‘ erkennen, eine Suche nach neuen Dimensionen des Weltverständnisses, andererseits die auseinem Gefühl der Unsicherheit stammende Hoffnung auf geheimnisvolle, der bedrohlichen technischen Zivilisation überlegene Mächteund Kräfte. Sie werden mit Heilserwartungen verbundenund nehmenoft pseudo-religiöse Formen an. Der Grund des Bedürfnisses nach Bewußtseinserweiterung – der positive Aspekt der ‚okkulten Welle‘–ist offenbar die Fragenach dem Sinn der individuellen Existenz, die auch für junge Menschen das Problem des Todes einschließt. Es sind Fragen, aufdie Antworten auseiner religiösen Sicht angebotenwerden und die nun auch im Hinblick aufdas wissenschaftliche Erkennen gestellt werden. So rückt die Parapsychologie in das Blickfeld der Suchenden; vonihr werden Antworten aufFragennach Wesen und Reichweite vonGeist und Psyche, ihrem Verhältnis zur Materie, nach Zerfall und Determination und schließlich nach Transzendenz erwartet.“ Bender ,zit.nach Bauer: Parapsychologie für wen?, .  Vgl. Bender:Unser sechster Sinn, f. Passing Through the Needle’sEye 117

4.2 Epistemische Dimension – die Fragenach der Existenz vonPsi

Über die Existenz vonPsi und die Frageder Erklärbarkeit wird nach wie vorge- stritten, auch in der Parapsychologie. In der ersten Hälftedes 20.Jahrhunderts jedoch galt in Folgeder methodischen und empirischenFortschritte an der Duke UniversityASW für viele Parapsychologen, nichtzuletzt für Rhine und Bender, als bewiesen. Die sorgfältigkontrollierten Massenuntersuchungen vonRhine und Kollegen hatten für Telepathie, Hellsehen und Präkognition sowie Psychokinese signifikante Ergebnisse erbracht.Kritik an den statistischen Methoden hatten Mathematiker zunächstentkräften können, Vorwürfen gegenüber psychologi- schen Methoden waren Rhine und Kollegen entgegengetreten.⁹¹ Auch wenn die Kritik anhielt,zeichnete sich infolgedessen in den 1930er bis 1970er Jahren eine gewisse Offenheit gegenüber dem Fach ab,die Rhine als „vielversprechendes Zeichen“⁹² deutete. DieFortschritte aufepistemischer Ebene können daher als wichtiger Faktor für die akademische Integration der Parapsychologie betrachtete werden. Auch in Freiburg20Jahre später profitiertedie Parapsychologie vonden Forschungserfolgeninden USA: „Die raschen Fortschritte der Parapsychologie in den letzten Jahren“,soBender 1970,

sind vorallem der systematischen Anwendung des Experiments mit quantitativ-statistischen Methoden zu verdanken. Mit Verfahren, die der wissenschaftlichen Forschunggeläufig sind und ihr Vertrauen erweckten, gelang[…]der Nachweis der Existenz der paranormalen Fä- higkeiten und ihrerVerhaltensweise. Dieser Tatsachenbeweis hat die ForschungimBereich der spontanen und erwartenden Beobachtung vondem Zwangentlastet,bei jedem einzelnen Fall und jeder einzelnen Untersuchungimmer wieder aufneue die Grundlagenfragezu stellen.⁹³

Die Methoden und daher zum Teil auch die Ergebnisse waren so vonden 1930er bis in die 1970er Jahre teilweise kompatibel mit dem (natur‐)wissenschaftlichen ‚mainstream‘.Gleichwohl verstummte nie die Kritik an dem unvollkommenen Nachweis vonPsi. Die epistemischen Unsicherheiten, gepaart mit immer wieder aufkommenden Diskussionen um Betrugund Fälschung,blieben. Ebenfalls zur epistemischen Dimension zählen spezifische Handlungsweisen vonRhine und Bender, die für die universitäre Institutionalisierung bedeutsam waren. Vorallem für Rhine warzuBeginn des akademischen Integrationspro-

 Vgl. Rhine/Pratt/Stuart: Extra-Sensory Perception after  Years.  Rhine: Kurze Einführung, .  Bender:Parapsychologie, f. 118 AnnaLux zesses Boundary-Work wichtig.⁹⁴ Konkret zog Rhine Grenzen zur traditionellen Psychical Research in Bezugauf Forschungsgegenstand, Begrifflichkeit,Methoden sowie Deutungen. Als Forschungsfeld benannte Rhine das Gebiet der Außer- sinnlichenWahrnehmung sowieder Psychokinese; in der Psychical Research galtenhingegen auch spiritistische Erscheinungen und paranormale Spontan- phänomene im Rahmenvon medialen Séancensowie die Fragenach einemLeben nach dem Todals forschungsrelevant.Methodisch arbeiteteRhine naturwissen- schaftlich⁹⁵ und betontedamit den Unterschied zu den schwer kontrollierbaren Untersuchungen vonpersonalen Medien oder spontanen Phänomenen. In der Interpretation der Phänomene zog Rhine eine deutliche Grenze zu den spiritisti- schen Deutungen,wie sie in den 1930er Jahren noch vonder „AmericanSociety for Psychical Research“ vertreten wurden. Rhines BoundaryWork schlugsich auch in der Einführung neuer Termini nieder. Er führte „Extrasensory Perception“ zur Beschreibung des Gegenstands ein und verwendetestatt „Psychical Research“ den vonMax Dessoir und Hans Drieschgeprägten Begriff „Parapsychologie“.ImZuge dieser methodischen und theoretischen EntscheidungenforcierteRhine einen Verwissenschaftlichungs- und Professionalisierungsprozess, der eine wesentliche Voraussetzung für die akademische Integration der Parapsychologie war. Doch Rhine grenztesich nicht nur gegenüber der „Laienforschung“ in der Psychical Research ab, sondern auch vonder akademischen Psychologie. Der Austritt ausdem DepartmentofPsychology1948 kann daher ebenfalls als Aus- druck vonGrenzziehung gedeutet werden. Für Rhine, vonHause ausBotaniker und Biologe,war die (amerikanische) Psychologie eben nicht der zentrale oder gar einzigeBezugspunkt seiner Forschungen, sondern ebenso Physik und Biologie. Im Vergleich dazu waren Benders Handlungsweisen integrativer. Er war of- fener bei der Frage,welchen Phänomenen sich die Parapsychologie widmen sollte und mitwelchen Methoden. Bereits auspsychohygienischen Gründen, so Bender, müssten neben den Kernthemen der Parapsychologie auch Themen berücksich- tigt werden, „die nicht unmittelbarmit der Parapsychologie zu tun haben“⁹⁶,etwa geistiges Heilen, Chirologie oder Astrologie. Auch methodisch war das Spektrum der Forschungen am IGPP breit.Esumfasste neben quantitativenForschungen qualitative Arbeiten, etwa die Sammlungvon Spontanphänomenen und die

 Für diese Handlungsstrategie hat der Soziologe Thomas F. Gieryn das Konzept der Boundary- Work erarbeitet. Boundary-Work meint ein Set vonsozialen und diskursivenStrategien,mit deren Hilfe wissenschaftliche Disziplinen ihren Status als eigenständige Disziplin definieren und sich legitimieren. Vgl. Gieryn: Boundary-Work.  Vgl. Rhine: Parapsychologie, .  So Bender programmatisch im ersten Heftder „Zeitschrift für Parapsychologie und Grenz- gebiete der Psychologie“.Bender:Einführung, . Passing Through the Needle’sEye 119

Auswertung vonSpukfällen.⁹⁷ Diese Ausweitung des Themen- wie Methodenfel- des durch Bender war auch eine Konsequenz ausden Grenzziehungen und Re- duktionen vonRhine:Dementsprechend hatte Bender mitBlick aufRhines Me- thodik voneiner „Zwangsjacke“⁹⁸ gesprochen, die die Erforschung des Charakters der Psi-Phänomene allein unmöglich leisten könne. Auch im Verhältnis zur Psychologie setzte Bender stets aufKooperation statt Abgrenzung.Für ihn war die Psychologie durchgängig methodischer Bezugspunkt und institutioneller Anker.Zwar sah auch er die Notwendigkeit der Zusammen- arbeit mitanderen Disziplinen.⁹⁹ Institutionell jedoch war für ihn die Psychologie die wichtigste Referenz und die Parapsychologie deren „jüngsteTeildisziplin“¹⁰⁰. Die Parapsychologie, so Bender1968 im Rahmen der PA-Konferenz, sei in Freiburg „voll integriert“¹⁰¹. „Das Gebiet wird als ein Teil der Psychologie betrachtet,das nur im Zusammenhang mit allen Teildisziplinen der Psychologie studiert und betrieben werden kann.“¹⁰²

4.3 Persönliche Dimension – die Bedeutungder Akteure

Die Handlungenund der Status der Akteurespielen besonders in der Phase der Etablierungvon Disziplinen eine wichtigeRolle. Ein geeigneter Zugang, um Ak- teureimFeld zu verorten, sind die analytischenÜberlegungenvon Pierre Bour- dieu, vorallem die zu Habitus und Kapital.¹⁰³

 Vgl. zu den Themen die Aufsätze in der „Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie“.  Die statistischen Untersuchungen, so Bender,könnten „die okkulten Erscheinungen nur in einer Zwangsjacke“ zeigen. „Erst die statistischnicht mehr erfaßbare individuelle Natur der komplexerenPhänomene dieser Art und ihr Wesen und ihren Ort im Zusammenhang vonPsyche und Welt“ machen den Charakter der Psi-Phänomene deutlich. Bender:Parapsychologie, .  „Nurinenger Verbindung mit anderen Wissenschaftszweigen“,soBender,kanndie Para- psychologie die „beunruhigende Spannungzwischen den uns vertrautenErfahrungsbereichen und den Psi-Phänomenen“ einer Lösungnäherbringen. Bender:Parapsychologische Phänomene, .  Ebd.  Mit diesen Worten zitiert GottfriedLischkeden einführenden Vortrag vonBender anlässlich der Tagung der „Parapsychological Association“,die  in Freiburgstattfand. Lischke: Bericht, .  Ebd.  Nach Bourdieu sind Status und Bedeutungvon Akteuren vonsozialen Faktoren (Habitus, Kapital) abhängig.Diese sind wiederum relativund abhängigvon ihrer Umwelt. Für die Ausbil- dung des Habitus sind demographische Faktoren und der Bildungsweg entscheidend. Innerhalb des wissenschaftlichen Feldes bemisst sich das Kapital der jeweiligen AkteureamAnteil an in- 120 Anna Lux

In Bezugauf ihre soziale Verortunggilt es zunächst festzuhalten, dass sich Rhine und Benderhinsichtlich ihrer Herkunft,ihrer Generationszugehörigkeit und ihrem Verhältnis zur Religion unterschieden. Rhine, geboren am 29.September 1895 als zweites vonfünf Kindern, stammte auskleinbürgerlichen Verhältnissen. Sein Vater war zunächst Lehrer,dann Farmer und HändlerinPennsylvania/New Jersey und in Ohio. Rhine wollte ursprünglich Geistlicher werden, wandtesich jedoch am Collegeden (Natur‐)Wissenschaften zu. Gleichwohl blieben für ihn metaphysische Fragen immer bedeutsam.¹⁰⁴ Bender, geborenam5.Februar 1907, war 12 Jahre jünger. Er kamaus einer bildungsbürgerlichen Familie, der Vater war Anwalt.Religion spielte für Bender, evangelisch getauft,eine geringere Rolle als für Rhine. Trotz dieser Unterschiede verfolgten beide nach der Schule einen für Aka- demiker typischen Ausbildungsweg. Rhine studierte zunächst am Collegeof Wooster und – nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg in der Marine, stationiert in Santiago – an der renommierten University of Chicago. Dort promovierteer1925 in Botanik. Ein Jahr später wechselteerzur Psychologie an die HarvardUniversity, um 1927 gemeinsammit McDougall nach Durham zu gehen. Benderstudierte nach dem Abitur 1925 zunächstRechtswissenschaft in Lausanne und Paris. Zwei Jahre später wechselteerzum Studium der Psychologie, Philosophie sowieRomanistikund lebte in Freiburg, Heidelbergund . Seit 1929 studierte BenderinBonn, wo er 1933 bei Rothackerpromovierte. Rhine und Benderfanden somiterst aufUmwegen und nachdem sie sich für paranormale Phänomene interessierten, zu der noch jungenDisziplin Psychologie. Als wis- senschaftliche Akteuregehörtensie hinsichtlich ihrer Ausbildungzum mainst- ream. Und auch privat wiesen Rhine und Bender als verheirateteFamilienväter wichtigeIndikatoren für soziale Integration auf; gegenüber geltenden Normen und Regeln verhielten sie sich weitestgehend konform. Diese knappen Ausfüh- rungen zeigen, dass Benderund Rhine vonihrer sozialen Dispositionsowie ihrer akademischen Ausbildungher keine Grenzgängerwaren. Dies ist wichtig,umsie als Akteureinder Arena Wissenschafteinzuschätzen. Beide vereinigten ge- winnbringend soziale Kompetenzen, den notwendigenHabitus sowie wissen- schaftlicheFähigkeiten. Sie warenoriginell, aber passfähig, und so seriöseMit- spieler im wissenschaftlichenFeld – ein Aspekt,der für die akademische Integration der Parapsychologie wichtig ist (vgl.Abb. 3).

stitutionalisierterMacht (inner-wie außerhalb der Universität), an intellektueller Prominenz sowie an politischem und ökonomischem Einfluss.Vgl. Bourdieu: Homo academicus, –.  Vgl. Brian: Enchanted Voyager; Rhine: Somethinghidden. Zu Benders Biographie vgl. Gru- ber:Suche im Grenzenlosen, sowie die Arbeiten vonHausmann. Passing Through the Needle’sEye 121

Auch im weiteren Verlauf, als es darum ging,die Parapsychologie zu stabi- lisieren und auszubauen, waren für die Akteuresoziales Kapital und Netzwerke entscheidend. Vorallem Bender war sein ganzesakademisches Leben hindurch mit wichtigen psychologischenFachvertretern gutbekannt und vernetzt,neben Heiß u. a. mit Udo Undeutsch (1917–2013) in Köln oder Hans Thomae (1915–2001) in Bonn, beide ‚mächtige‘ Psychologieordinarien der frühen Bundesrepublik.¹⁰⁵ Wenn es um Verstetigung und Ausbau voninstitutionellen Strukturen ging,war jedoch universitäres und wissenschaftliches Machtkapital zentral.¹⁰⁶ Nehmen wir den Zeitpunkt der Emeritierungvon Rhine und Bender 1965bzw.1975, so zeigt sich, dass beide allerdings kaum über universitäre Macht verfügten.¹⁰⁷ Auch in die psychologische Fachcommunity waren Benderund Rhine nur in der Anfangs- phase ihrer akademischen Karriereeingebunden.¹⁰⁸ Im weiteren Verlauf lassen sich solche Verbindungenkaummehr zeigen; in ihren Bibliographien finden sich kaum Publikationen in den wichtigenVerlagen und Zeitschriften der psycholo- gischen Fachcommunity.Infolgedessen verfügten weder Rhine noch Bender über nennenswertes institutionalisiertes wie disziplinäres Machtkapital und hatten somit auch wenigEinfluss aufdie klassischen Strukturen der Universität oder innerhalb der größeren psychologischenFacheinrichtungen. Dies wirkte sich negativauf den Prozess der Verstetigung aus, denn ohne universitäresbzw.dis- ziplinäresMachtkapital fehlten nicht nur Einflussmöglichkeiten, sondern auch die Mittel, die bestehenden Institutionen aufDauer zu stellen. Denn, so Bourdieu,

 Für diese Hinweise dankeich EberhardBauer/Freiburgi.Br.  Institutionelles Kapital innerhalb der Universität wirdangezeigt bspw.durch die Mitarbeit in universitären Gremien oder die Wahl in zentrale akademische Positionen. InstitutionellesKapital außerhalb der Universität,also in der Fachcommunity,manifestiert sich z.B. durch hohe wis- senschaftliche Auszeichnungen, Mitgliedschaft in renommierten akademischen Gesellschaften, Gutachtertätigkeiten, Veröffentlichungeninden zentralen Fachverlagen und -zeitschriftenoder eine umfangreiche Zitation. Vgl. Bourdieu: Homo academicus, f. sowie –.  Bender war nach Umstrukturierung des Psychologischen Instituts nominell zwar einer der drei Direktoren des Instituts.Die Institutsleitung hattejedoch nahezu durchgängigHeißinne (nur nach dessen Emeritierung und kurz vorseiner Emeritierungwar Bender Leiter des Instituts für zweiSemester). Das PL an der DukeUniversity war hingegenbereits seit  nicht mehr Teil des Psychologischen Departments und Rhine daher auch aufInstitutsebene nicht mehr eingebunden.  So wurden Rhine und Bender zu Beginn ihrerKarriereMitglied in den wichtigenpsycho- logischen Fachgesellschaften. Rhine war Mitglied in der „American Psychological Association“ und hielt  aufderen Jahreskonferenzeinen Vortrag über die Evidenz vonESP.Bender war Mitglied in der „Gesellschaft für Psychologie“.Erveröffentlichtezudem  in der renommierten „Zeitschrift für Psychologie“ einen umfangreichen Artikel über die Ergebnisse seiner Hellseh- experimente. 122 Anna Lux

„universitäresKapital erhält und behält [nur], werPositionen innehat, mit denen sich andere Positionen und deren Inhaber beherrschenlassen.“¹⁰⁹ Generell lässt sich institutionalisiertes Kapital – also Einfluss in Universi- tät und Fachcommunity – auch ‚vererben‘,sodass Nachfolgerdavon profitieren und Institutionalisierungen aufDauer gestelltwerden können.¹¹⁰ Anders verhält es sich mit „intellektueller Prominenz“ und „wissenschaftlichem Prestige“.¹¹¹ Diese Faktoren sind stark an die jeweilige Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten gebunden. Konkret weist sich „wissenschaftliches Prestige“ und intellektuelle Reichweite durch Publikationen aus, die auch im Ausland rezipiert werden oder Eingang in die populäre Wissensvermittlungfinden. Der jeweiligeAkteur muss ein ausgewiesenes Interesse daran haben, diese Wege der Wissensvermittlungzu gehen und zudem (im Idealfall) über Fremdsprachkenntnisse sowiedie Fähigkeit verfügen, komplexeZusammenhängegut verständlich zu vermitteln – so wie Rhine und Bender.Ihre Arbeiten wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und viele ihrer Publikationen richteten sich an ein breites Publikum. Die hier zum Ausdruckkommende internationale Dimension war dabei nicht nur Ausweis für wissenschaftliches Prestige,sondern auch einer der „Fluchtwege“ der Häresie.¹¹² Die internationale Vernetzung ermöglichte der kleinen, randstän- digen Parapsychologie Verbreitungund Austausch. Der Umweg über das Ausland war eine Möglichkeit,nationale Grenzen und Machtmechanismenzuumgehen. Auch die Publikation für eine größereÖffentlichkeit war ein „Fluchtweg“,umdie, durch das Wissenschaftssystem gesetzten Grenzen zu überwinden.Inder Tatwar Popularisierung für Rhine und Bender eine wichtigeStrategie zur Mobilisierung vonRessourcen und zur Produktion vonAufmerksamkeit.Sie hattenfrüh die Funktionsweisen der Massenmedien erkannt und verstandenes, Medienarbeit mit eigenen Interessen zu verbinden.Ihre Öffentlichkeitsarbeit diente der Legitimie- rung der Parapsychologie, der Normalisierung des öffentlichenDiskurses über paranormale Phänomene sowie der Mobilisierung vonRessourcen.¹¹³

 Bourdieu: Homo academicus, .  Denn die „eigentliche universitäreMacht beruht im wesentlichen aufder Herrschaft über die Instrumente zur Reproduktion der Körperschaft.“ Ebd., .  Vgl. ebd., ;Bourdieu: VomGebrauch der Wissenschaft,v.a.–.  Vgl. Bourdieu: Homo academicus, .  „In these years, parapsychologyinAmerica was aone-man affair in the popular mind. Rhine had not originallysoughtout this publicity;rather,ithad come to him because of the sympathyof sciencewriters and the interest of magazine editors. Once it came, however,hedid not try to avoid it […].“ Mauskopf/McVaugh: Elusive Science, .ZuBender vgl. Lux: Vomspielenden Gelingen. Passing Through the Needle’sEye 123

Abb. 3: Hans Bender und J.B. Rhine bei der Einweihung des IGPP 1950,Fotovon Leif Geiges (Quelle: Archivdes IGPP,Bestand 2/2)

4.4 LokaleDimension – die Situation der Hochschulen und die Rolleakademischer Förderer

Weiterhin bedeutend für die Integration der Parapsychologie waren die Rah- menbedingungenanbeiden Hochschulen. Die Universitäten in Durham und Freiburgbefanden sich zum Zeitpunkt der Integration der Parapsychologie in einer Anfangs- bzw.Umbruchsphase. Als Rhine 1927 nach Durham kam, war die Duke University noch jung. 1924 war sie auseinem kleinenMethodisten-College entstanden, gegründet durch den Tabakunternehmer JamesB.Duke(1856–1925). Unter dem Motto „Religio et eruditio“ (Religion und Wissen) sah sie sich ihren religiösen Ursprüngen verpflichtet.Zugleich verstand sie sich als ambitionierte Hochschule, die ihre Stellunginder Region behaupten wollte. Unter der enga- gierten Leitungvon William Preston Few(1867–1940), der seit 1910 Präsidentdes Colleges und späterder Universität war,erfolgten der Um- und Neubaudes Campus und eine Expansion, in deren Folgesich die Zahl der Fächer wie der 124 Anna Lux

Studierenden zwischen1910 und 1940 verzehnfachte.¹¹⁴ Fewwidmete sich auch dem Aufbauder Psychologie und gewann dafür den Harvard-Professor McDou- gall. Mit ihm stimmte er überein in der Kritik an Materialismus und mechanisti- scher Weltanschauung sowie an dem in der Psychologie einflussreichen Beha- viorismus, bei dem nicht Geist oder Seele im Mittelpunkt standen, sondern das Verhalten des Menschen. McDougall hatte seine Kritik am mechanistischen Weltbild mit Fragen und Erkenntnissen der Psychical Research verknüpft.Ihre Ergebnisse wurden so auch für Fewzueinem Pfeilerimmoralisch-religiösen Diskurs.¹¹⁵ 1457 gegründet,war die FreiburgerUniversität deutlich älter als die Duke- UniversityinDurham. 1945stand sie jedoch ebenfalls an einemNeuanfang.In Folgevon Nationalsozialismus und Kriegwarendie Gebäude der Universität schwer beschädigtoder zerstört,Hochschullehrer waren entlassen, Einrichtungen geschlossen worden. In der Nachkriegszeit galtes, sich neu aufzustellen – per- sonell, institutionell und konzeptionell. Dies galtimBesonderenfür die Psy- chologie, die in Freiburgohnehin noch am Anfang stand: Erst 1943war eine Professur eigens für Psychologie eingerichtet und das „Institut für Psychologie und Charakterologie“ gegründet worden. Es fehltedem Fach an Räumen, Lehr- kräften, Arbeitsmaterial und Büchern. Bender war mit Erfahrungenals Hoch- schullehrer und Wissenschaftsorganisatorgerade in dieser Konstellation ein viel versprechender Kandidat.InHeiß, dem Fachvertreter in der Psychologie, hatte er daher einen einflussreichen Förderer.Heiß war 1942nach Freiburgberufenwor- den und im Nachkriegsjahr Dekan der Philosophischen Fakultät.Soausgestattet mit institutionellem Kapital setzte er sich für Bender ein.¹¹⁶ Einen weiteren ein- flussreichen Fürsprecher hatte Bender in dem Professor für Psychiatrie Kurt Be- ringer (1893–1949), zugleich Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik. Bei ihm hatte BenderMedizin studiertund spätermit ihm zusammengearbeitet.Auch Beringer verfügte als Dekan der Medizinischen Fakultät 1946 und aufGrund seines widerständigen Verhaltens während des Dritten Reichs über hohes institutionelles

 Vgl. https://library.duke.edu/rubenstein/uarchives/history/articles/few,Zugriff am .. .  Vgl. Asprem:ANice Arrangement of Heterodoxies.Few unterstütztezudem persönlich den Aufbaudes „Parapsychology Laboratory“.Soleitete er beispielsweise  einen öffentlichen Vortrag vonRhine ein. Dabei stellteersich hinterdessen Forschungenund berichtete voneigenen außergewöhnlichen Erfahrungen. Vgl. Nielsen: Beginnings, .  Nicht zuletzt galt Heiß moralisch als integer,daerzuden wenigenFreiburgerProfessoren gehörte, die nach  als politisch unbelastet im Amt geblieben waren.Vgl. zur Entwicklung der Psychologie in FreiburgOtt: Philosophie und Psychologie; sowie Fahrenberg: VomPsychophy- sischen Labor. Passing Through the Needle’sEye 125 und moralisches Kapital.¹¹⁷ Nicht zuletzt begrüßteauch der Rektor der Universität, Constantin vonDietze (1891–1973), Jurist und aufGrund seiner Verbindungen zur „Bekennenden Kirche“ vonden Nationalsozialisten verfolgt,die Ansiedlung der Parapsychologie in Freiburg. Dietze hielt vorallem den internationalen Austausch für wichtig:Dadie Parapsychologie bereitsinanderen Ländern er- folgreich betrieben werde, diene die „zu erwartende Zusammenarbeit […]der Wiederanknüpfung der Verbindungender deutschen Wissenschaft über die Grenzen und solltedaher gefördert werden.“¹¹⁸ Zuletzt ist die lokale Dimension auch aufdie beiden Orte zu beziehen:Rhines Forschungen prägten auch den Ruf der Stadt;¹¹⁹ Freiburgals „locus occultus“ erhielt durch die Arbeit vonBendereine zusätzliche Facette.¹²⁰

4.5 Politische Dimension – ihreBedeutung fürdie Institutionalisierungen in Freiburg

Nach Kriegsende wurde Bender nicht nur vonwissenschaftlichen Akteuren un- terstützt,sondern auch voneinflussreichen politischen Personen. So engagierte sich der FreiburgerOberbürgermeister WolfgangHoffmann (1893–1956) für den Baudes IGPP.Trotz angespannter Wohnungs- und Materiallage und eines kei- neswegs prioritären Status des Bauvorhabens in den Augen vonStadt und Be- satzungsmächten gelang Bender mit dessen Hilfe die Errichtung des Gebäudes.¹²¹ Auch im Badischen Ministerium des Inneren hatte Bender gute Kontakte,vorallem zu dem Leiter der Abteilung für Gesundheit,Friedrich Pitsch (1894–1952). Pitsch befürwortete ebenfalls den Baudes Institutsund sprach wohlwollend vomIGPP und dessen „weitgehender Bedeutung für das Gesundheitswesen“.¹²² Unabhängigvon diesen Kontakten arbeitete Bender mit dem Badischen In- nenministerium bereits seitAnfang 1946 zusammen und schrieb als Sachver- ständiger Gutachten über die Arbeit vonAstrologen, Wünschelrutengängern und

 Vgl. Leven/Seidler: Die medizinische Fakultät, .  Schreiben vonDietze an das Wiederaufbaubüro beim Oberbürgermeister vom .., in: UAF, Bestand: B /:Personalbogen, Prof. Dr.H.Bender (–), unpag.  Vgl. Wise, Jime: The Rhines changedthe wayworld looks at Duke,in: Herald Sun, Durham/ N.C. vom ..,in: Archiveofthe Rhine Research Center,History –.  Vgl. Sellner:Freiburg – locus occultus.  Vgl. zu diesem Abschnitt Kaltenbrunn: Die Anfänge, –.  Bescheinigung des Badischen Ministers des Innern (unterzeichnetvon Pitsch) an die Bau- polizei in Freiburgvom ..,zit.nach ebd., . 126 AnnaLux medialen Heilern.¹²³ Die Beziehungenzum Ministerium aufLandesebene, aber auch zu Institutionen der Bundespolitik, waren so gut, dass Bendersogar die Hoffnunghegte, dass das IGPP einmal „ein Bundesinstitut wird“.¹²⁴ Als Förderer Benders waren sowohl Pitsch als auch der „unvergeßliche“¹²⁵ Hoffmann Gäste bei der Eröffnungdes IGPP 1950. Besonders wichtig wurden die politischenKontakte im Zusammenhang mit der Einrichtung der Professur für Bender 1954.Diese ging,wie obenerwähnt,auf das „Gesetz zur Regelungder Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzesfallenden Personen“ zurück. Das Gesetz war 1951 vomBundestag erlassen worden und regeltedie Wiedereinstellungamtsenthobener Professoren. Für die begehrten „131er-Stellen“ waren an der Universität Freiburgdrei Kandi- daten vorgeschlagen worden: Bender,der Germanist SiegfriedGutenbrunner (1906–1984) sowie der Lehrbeauftragtefür Philosophie und Ethik Hans Reiner (1896–1991). In den Diskussionen, die in Fakultät und Senat geführt wurden, wird deutlich, wie sehr Bender mittlerweile polarisierte. Seit acht Jahren lehrte er in FreiburgPsychologie und Parapsychologie. Er hatte das IGPP gegründet,For- schungsprojektelanciertund galtinForschung,Öffentlichkeit und Lehreals der Parapsychologe. Gegen ihn sprachen sich die Mediziner aus, die seinen Einfluss aufihre Studierenden mitArgwohn beobachteten.¹²⁶ Abwägender argumentierten die Kolleginnen und Kollegen der Philosophischen Fakultät.Sie honorierten Benders Engagement aufwissenschaftlichem Neuland, allerdings hielten sie Germanistik und Ethik für relevantere Fächer. Kritisch äußerte sich zudem Heiß, unzufrieden mit dem Umstand, dass Bender in den letzten Semestern die Lehre vernachlässigt hatte:¹²⁷ „Ichmöchte damit nicht sagen, dass Herr Bender eine

 Schreiben vonBender an das Badische Innenministeriumvom ..,zit.nach ebd., .  So Bender in einem Brief an FannyMoser vom ..,in: Archiv des IGPP,Bestand: E/ :Geschäftsführungund Verwaltung:Stiftungund Erbe FannyHoppe-Moser – Korrespondenz und Materialien, Mappe ,unpag.  Hans Bender/Mischo:Gespräch, .  Hintergrund war,dass Bender seit  die Vorlesung „Psychologie für Mediziner“ gehalten hatte. Im Senatsprotokoll vom .. heißt es daher, „die Medizinische Fakultätwolle zwar keinen Einspruchgegen den Vorschlagder Philosophischen Fakultäterheben, sie habe aber er- hebliche Bedenken gegendie wissenschaftliche Qualität des vonHerrn Bender betriebenen Fa- ches.Die Medizinische Fakultät habe sr.Zt. den Lehrauftrag vonHerrn Bender nicht erneuert,da die jungenStudenten nicht günstigwissenschaftlich beeinflußt wurden.“ In: UAF, Bestand: B/ :Senatsprotokolle ..–...  Im Sommersemester  hatteBender noch fünf Lehrveranstaltungengehalten, zum Zeitpunkt der Diskussionen  waren es nur noch drei. Vgl. Vorlesungsverzeichnisse der Uni- versität Freiburg. Passing Through the Needle’sEye 127 bedeutungslose Lehrtätigkeit ausübt,aber im Rahmendes eigentlichenLehrbe- triebs ist er zwar eine willkommene zusätzliche Lehrkraft, jedoch beschäftigt ihn seinen Forschungstätigkeit voll und ganz.“¹²⁸ In Folgeder fehlenden Unterstüt- zung in Fakultät und Universität stand Bender nur aufPlatz drei der Vor- schlagsliste. In dieser ungünstigen Konstellation erhielt er Unterstützung vom BadischenMinisterium des Inneren. Aufministerieller Ebene gabesoffensichtlich ein Interesse daran, ihn an der Universität zu halten, nicht zuletzt angesichts des verstärktaufkommenden Okkultismus.¹²⁹ Die Fürsprache im Ministerium war erfolgreich: Die Universität erhieltalle drei Professuren und Bender wurde au- ßerordentlicher Professor für „Grenzgebiete der Psychologie“.¹³⁰ Dass in Freiburg(hochschul‐)politische Aspekte stark zum Tragen kamen, liegt an der spezifischen Situation Deutschlands und der deutschen Universitäten nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Phase des Umbruchs konnteBender po- litischeKontakte nutzen,umdas IGPP aufzubauen. Undauch die Einrichtung der 131er-Professur hatte eine gewisse politische Kontingenz. Hier lässt sich ein deutlicher Unterschied zu den EntwicklungeninDurhamfeststellen,wo politische Aspektefür die universitäre Integration keine vergleichbareRolle spielten.

5Zusammenfassung

Ziel des Aufsatzes war es, den vielschichtigen Prozessder akademischen Inte- gration der Parapsychologie aufzuzeigen. Im Zentrum standen zwei der wich- tigstenund frühen akademischen Einrichtungen, das „ParapsychologyLabora- tory“ an der Duke University sowie die Professur für Grenzgebiete der Psychologie in Freiburg. Deutlich wurden die strukturellen Unterschiedebeider Institutionen sowie Zeitpunkt und Dauer ihrer akademischen Integration. Darüber hinaus ließ sich eine beachtliche Reihe vonÄhnlichkeiten im akademischen Institutionali- sierungsprozess zeigen: Beide Hochschulen befanden sich zum Zeitpunkt der Integration in einer Erneuerungsphase und die Psychologie im Aufbau.Mit Hilfe einflussreicher Förderer wurden günstigeVoraussetzungen für die Integration des Fachs geschaffen. Eine zentrale Rolle spielten Rhine und Bender, die als charis-

 Stellungnahme vonHeiß vom ..,in: UAF, Bestand: B /,Personalbogen Prof. Dr.Hans Bender,unpag.  Das  begonnene Forschungsprojekt über Deutungs-und Beratungspraktiken wie Astrologie und Chirologie wurde daher eben nicht nur vonder DFG,sondern auch vomBun- desinnenministerium und der Bundeszentrale für Heimatdienst finanziert.Vgl. dazu die Bestände im Archivdes IGPP,Bestand:E/:Deutsche Forschungsgemeinschaft –,unpag.  Paletschek: Die Philosophische Fakultät im Überblick, . 128 Anna Lux matische AkteureRessourcen mobilisieren, Netzwerkeaufbauen und durch ihre Forschungen der umstrittenen Parapsychologie zu Anerkennungverhelfen konnten. Hilfreich warendabei spezifische Handlungsweisen, die die Identitätdes Fachs definierten und seinen Status innerhalb der Universität legitimierten – sei es durch Grenzziehung oder Integration. Unter diesenspezifischen Konstellationen, die in fünf Dimensionen zusammengefasst wurden, gelang es der Parapsychologie in Durhamund Freiburgdas akademische Nadelöhr zu passieren und Teil der Universität zu werden. Doch an beiden Standorten führte die universitäre Integration der Parapsy- chologie nichtzur längerfristigen akademischen Verstetigung.Der Ausbaudes Fachs erfolgte nur im kleinen Rahmen, der Status der Disziplin blieb prekär.Zu- letzt erfolgte die Ausgliederung der Parapsychologie ausbeiden Universitäten. Damit kann die Parapsychologie auch ausinstitutionshistorischer Perspektive als Grenzwissenschaft bezeichnet werden. Für den Prozessder universitären De-In- stitutionalisierung habe icheinigeAspektegenannt: Differenzen und fehlender Rückhalt innerhalb der Universität,Ausscheiden der Integrationsfiguren und Förderer,Krisen des Fachs und anhaltende epistemische Kontroversen, aber auch die Freiheiten und Ausweichmöglichkeiten privater Institutionalisierungen. Eine eingehende Analyse dieses Prozesses ist lohnenswert.Bereits jetzt ist absehbar, dass hier eine ähnlich komplexes Gefüge wirktewie im Prozessder akademischen Integration.

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