Brief Aus Den Gemeinden Christuskirche | St
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Nummer 03 | 2019 Brief aus den Gemeinden Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche Liebe Leserinnen und Leser des Gemeindebriefes! Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören energie genutzt. nähren könnte. Wenn der Mensch es denn Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Sollte die Tendenz anhalten, könnte die Al- wollte. Winter, Tag und Nacht. (Gen 8,22) ternative zwischen „Tank und Teller“ zu einer Wenn er es denn wollte, müssten sich einige So hat es Gott dem Noah versprochen. Grund existenziellen Streitfrage eskalieren. Kriterien des Handels ändern. Wenn Profit- für uns, zu danken für unser Leben und die Auch wir, die Verbraucher, werden unser maximierung an erster Stelle steht, dann Früchte unserer Erde, mit denen wir satt Verhalten ändern müssen: Das Ausmaß des ändert sich gar nichts. Wenn Abschottung werden und jeden Tag einen reich gedeckten Fleisch-Verbrauchs, das heute in Europa, und Intoleranz an zweiter Stelle steht, dann Tisch haben – jedenfalls in unserer Region in Nord- und Südamerika herrscht, wird die ändert sich gar nichts. Und wenn ökologi- und auch noch bei den meisten Menschen in Weltbevölkerung bei allem Wohlstands- sches Bewusstsein nur auf der Zunge getra- Europa. gen wird, dann ändert sich ebenfalls Trotz des frevelhaften Umgangs mit gar nichts. den Schätzen unserer Erde ist im- Es ist an der Zeit, dass der Mensch mer noch genug da, dass alle satt will. werden könnten und in Frieden le- ben könnten, wenn wir bereit wären Gütiger Gott, du hast uns beschenkt zum Teilen. Solange die Erde steht und willst, dass wir deine Liebe in der wird Danken auch Denken und Be- Welt ausbreiten. Für alle deine Gaben sinnen heißen müssen. danken wir dir, denn du hast uns reich Unsere Erde fasst im Moment etwa gemacht. Und doch gibt es Dinge in 8 Mil-liarden Menschen. Prognos- unserem Leben und in dieser Welt, tiziert für das Jahr 2050 sind etwa für die wir nicht danken können, und 10 Milliarden Menschen. Zeiten, in denen uns manches gleich- Die Menschheit wächst, vor allem in gültig ist. den ärmeren Ländern. Nicht mehr Hilf uns zu entdecken, dass es trotz- so schnell wie noch vor dreißig, dem jeden Tag etwas gibt, wofür es vierzig Jahren. Aber immer noch zu danken lohnt. Lass uns darin Kraft in einem Ausmaß, dass angesichts Foto: Privat und Mut finden für unseren Alltag, des heute schon verbreiteten Welthungers wachstum nie übernehmen können. Erst indem wir über unseren Tellerrand hinausse- die Frage aufkommen muss, wie auch noch recht nicht die 10 Milliarden im Jahr 2050. hen und andere teilhaben lassen an unseren die zusätzlichen Erdbewohner satt werden Weder wären ausreichend Futtermittel her- Gütern und dann einstimmen in das Lob dei- sollen. stellbar noch wäre die dafür nötige Massen- ner Liebe. Amen Ein weiteres Problem droht, wenn sich die tierhaltung auch nur halbwegs umweltver- Umwelt wandelt: Klimaveränderungen etwa, träglich möglich oder ethisch akzeptabel. Es grüßt Sie und Euch herzlich die zu mehr Dürre oder mehr Überflutungen So jedenfalls sagen es viele Wissenschaftler. für das Redaktionsteam des führen oder auch zu Temperaturen, an die Erntedank im Jahr 2019 heißt danken, den- Gemeindebriefes Pflanzen – noch – nicht angepasst sind, oder ken und besinnen. Das Erntedankfest kann zur Erosion der Böden durch Übernutzung. dabei helfen, sensibel für die Probleme die- Henry Koop, Pastor an St. Johannis Dazu kommt: Derzeit wird in den Industrie- ser Erde zu werden, die so reich ist, dass sie und Schwellenländern ein wachsender Anteil auch mehr als 10 Milliarden Menschen er- der Ackerfläche für die Produktion von Bio- 03 | 2019 | 2 Brief aus den Gemeinden Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche baut – lebenswichtig, um satt zu werden.“ Erntedankfest – Was gibt’s denn da zu danken? Franz Bracker, ihr Schwiegervater, baute Roggen an und fuhr diesen in die Brotfabrik Vor rund 370 Jahren schrieb Paul Gerhardt Ach Gott erneure unsern Geist! Rix. Über das ganze Jahr verteilt bekam er eines seiner schönsten und fröhlichsten Kir- Hilf achtsam sein! Du weißt: seine eigenen Roggenbrote. An Kartoffeln er- chenlieder: einen Lobgesang auf den Schöp- Das macht uns Mühe. innert sich Frau Bracker auch gerne: „Damals fer und die herrliche Natur, der bei vielen Gib, dass der Sommer deiner Gnad‘ war es üblich, dass alle Schulkinder bei der Menschen beliebt ist und gerne gesungen in unsrer Seele, wenn auch spat, Kartoffelernte mitarbeiteten. Zuerst beför- wird, auch gerade zum Erntedankfest. noch einmal Frücht‘ erziehe. derte ein Schleuder-Roder, der anfangs noch Als Antwort auf die Umweltzerstörung hat von einem Pferd gezogen wurde, die Kartof- der Hamburger Pastor Hans-Jürgen Benedict (Text: Pfarrerbriefservice) feln aus der Erde an die Luft. Jetzt waren das Lied umgedichtet. Die Philippusgemein- die Kinder dran. Sie krabbelten auf der Erde de in Hamburg-Horn hat seiner Version die Das Erntedankfest ist längst nicht mehr ein herum oder bückten sich, um die Kartoffeln letzten beiden Strophen hinzugefügt. Fest zum reinen Jubeln, sondern ein Anlass, aufzusammeln und in Körbe zu packen. Die- der nachdenklich macht: Die Natur wird im- se wurden auf einen Anhänger gehievt, der Geh’ aus mein Herz und suche Freud’, mer weiter geschädigt, die Folgen sind mitt- auf der Koppel stand. Anschließend kamen denn du hast nicht mehr lange Zeit, lerweile sehr deutlich: Klimawandel, Bienen- die Kartoffeln in die Scheune zum Trocknen.“ dich an Natur zu laben. sterben, Überdüngung der Seen und immer Heute baut Jens Bracker keine Kartoffeln Schau an der schönen Gärten Zier, mehr Zukunftssorgen für die Landwirte. Mit mehr an. „Das ist ein anderer Berufszweig“, solange Blume, Baum und Tier dem Erntedankfest thematisieren wir diese meint Frau Bracker. Auf meine Frage, was sie noch Raum zum Leben haben. Sorgen und machen uns unsere Verantwor- am liebsten möge auf dem Bauernhof, lächelt tung bewusst. Ich kann mich nur der Lied- sie: „Die Kälbchen!“ Sie füttert sie auch heu- Die Bäume stehen voller Laub, neudichtung anschließen und hoffe mit der te noch – vier kleine zurzeit. „Früher wurden doch die Chemie senkt ihren Staub letzten Strophe auf Gottes guten Geist, der die Kühe übrigens auf der Weide gemolken; herab auf Wald und Weide. uns zur Umkehr bewegt. heute geschieht das im Melkstand, der sich Narzissus und die Tulipan, (Thomas Engel) im Kuhstall befindet.“ „Und Rüben?“, frage die weichen heut’ der Autobahn. ich. „Früher wurden Zuckerrüben, Steckrü- Im Abgas wächst Getreide. Leben und Arbeiten auf ben und Futterrüben angebaut, heute wach- sen auf diesem Boden Gras, Roggen und Die Lerche schwingt sich in die Luft, dem Bauernhof – früher Mais. Das Gras ist für die Silage – so haben die bis auch ihr kleiner Leib verpufft und heute Kühe Futter für das ganze Jahr.“ Was früher im Sog der Düsenwerke. wie auch heute angebaut wird, ist Getreide: Anlässlich des Erntedankfestes interviewen Die hochbegabte Nachtigall Die Sorte wechselt, und Jens Bracker kann wir eine Bäuerin. kämpft gegen den Transistorschwall jeweils anbauen, was er möchte: „Letztes und unterliegt an Stärke. Jahr war es Gerste, dieses Jahr ist es Roggen. Als ich Ute Bracker frage, was sich von früher Weizen eignet sich nicht so gut.“ Ebenfalls bis heute auf ihrem Bauernhof in Die Glucke führt ihr Völklein aus, nicht so gut ist die Tatsache, dass der ganze Schmalstede verändert habe, meint sie kurz sofern sie nicht bestimmt zum Schmaus Papierkram und knapp: „Al- nach dumpfer Mast verendet. so viel Zeit les!“ Ein biss- Der schnelle Hirsch, das leichte Reh, in Anspruch chen genauer sie sterben in des Menschen Näh’, nimmt: will ich es aber vom Nachtverkehr geblendet. „Alles muss doch wissen. schriftlich 1964 heiraten Die unverdrossne Bienenschar festgehalten Ute und Detlef findet bei uns von Jahr zu Jahr werden, und Bracker (bei- mehr giftbesprühte Blüten. die Auflagen de Jahrgang Des süßen Weinstocks starker Saft, sind hoch.“ 1940). Sie er fordert Leben, kostet Kraft, Glücklich ist stammen von weil viele sich nicht hüten. die gesamte Bauernhöfen in Familie über Schmalstede, Ich kann da nicht mehr länger ruhn; den Ent- und hier gehen was wir der Welt und uns antun, schluss von sie auch ge- Ute und Detlef Braker Foto: Christiane Struck erscheint mir ganz von Sinnen; Enkel Henrik, meinsam in die obwohl es schon zum Himmel stinkt, auch Landwirt zu werden. Wünschen wir ihm Dorfschule. 1971 wird Sohn Jens geboren, obwohl bald manches Land versinkt, für seine gerade begonnene Lehre alles Gute! der seit 2000 den Hof führt. seh‘ ich kein Neubeginnen. (Christiane Struck) Frau Bracker erinnert sich: „Gleich nach dem Krieg wurde Buchweizen (für Grütze) ange- Brief aus den Gemeinden Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche 03 | 2019 | 3 Herbstkonzerte – reduziert und erweitert ist im 1. Herbstkonzert am 20. Oktober dies- det bereits am 22. September statt. Der „re- mal die Bratsche in Gestalt der Meisterklasse ger-chor-bordesholm“ singt unter Leitung von Prof. Barbara Westphal dran. Unter dem von Anne-Kristin Blöß und Volker Willrodt Motto „Die Bratsche, die Seele der Streicher“ Chormusik vorwiegend englischer Komponis- Anders als in den ist ein abwechslungsreiches Programm ga- ten von der Renaissance bis zur Gegenwart. vergangenen Jah- rantiert: Neben Werken von Brahms und Hin- Werke aus Barock und Vorbarock von Händel, ren gibt es in die- demith erklingt unter anderem die Phantasie Byrd, Tallis, Weelkes und Purcell begegnen sem Jahr nur zwei für vier Bratschen des Engländers York Bo- neueren englischsprachigen Kompositio- Herbstkonzerte in wen, bei der auch Prof. Westphal selbst mit nen von Parry, Lauridsen und Copland. Ein der Christuskirche von der Partie ist. Streichquartett (Frauke Diedrichsen, Meike auf dem „Flügel für Das Motto des 2. Herbstkonzertes am 3. No- Roggenkamp, Norburg Najock, Christoph Bordesholm“ (sonn- vember lautet „Horn und Klavier – avec plai- Mohr) spielt zudem Musik von Purcell und tags, 17 Uhr). Zum sir“. Pianistin Akiko Nikami, als mehrfache anderen. Ausgleich finden Wettbewerbs-Preisträgerin schon zweimal Im 2. Sonderkonzert am Totensonntag, dem zwei Sonderkonzerte solistisch in Bordesholm zu Gast, kommt 24. November erklingen geistliche Kantaten in der Klosterkirche diesmal im Duo mit dem jungen Hornisten Buxtehudes (darunter die bekannte Verto- statt.