12 marketing & media Freitag, 9. September 2016 medianet.at

estern präsentierte medianet: Gerade für die jun- die IP Österreich, gen Seher wird man hier aber der Werbezeiten- mehr tun müssen, oder? vermarkter der Zinggl: Besonders erfolgreich RTL-Gruppe, ihr sind unsere Sender bei den jun- GProgrammbouquet für die kom- gen Sehern mit der Kommuni- mende TV-Saison. kation über die verschiedenen medianet bat aus gegebenem Sozialen Netzwerke. Ergänzend „Ich war nie Anlass Geschäftsführer Walter werden Social Media-Kanäle Zinggl zum Branchen-Inter- immer wieder eingesetzt, um view. Sendungsformate zu unter- stützen. In diesem Jahr wurde beim ORF“ medianet: Herr Zinggl, der z.B. das Dschungelcamp neben Markt wandelt sich, und der ­Facebook und Twitter von einer Medienkonsum ist endgültig breit angelegten WhatsApp- IP-Geschäftsführer Walter Zinggl zeitlich und örtlich flexibler ge- Kampagne begleitet; RTL II ist im großen Interview über das worden. Was bedeutet das für in diesem Bereich besonders den heimischen TV-Sektor? aktiv. Via Face­book nimmt der ­eigene Unternehmen, die Walter Zinggl, Geschäftsfüh- Sender seine Zuseherinnen und Branche und die Konkurrenz. rer IP Österreich: Reichweite Zuseher live mit hinter die Ku- bleibt Reichweite – die Werbe- lissen, RTL II Go bringt die Welt treibenden benötigen nach wie von RTL II auf das Smartpho- vor Reichweiten, die den Namen ne, und mit RTL II You wurde ‚massenmediale Kommunikati- ein Online-Sender speziell für on‘ wert sind. Das wird durch die junge Zielgruppe gestar- ••• Von Dinko Fejzuli die o.a. Entwicklungen nicht tet. Das ‚Next-Generation-TV‘ einfacher – und das ist gut für besteht inhaltlich aus Eigen- TV-Sender, die diesem Bedürfnis produktionen, Partnercon- entsprechen. Natürlich arbeiten tent und etablierten RTL II- wir alle an ort- und zeitunab- Formaten. hängigen Angeboten unserer Formate und Sender, aber das medianet: Und wie stellt er sich ist ja nichts Neues mehr … speziell für die IP dar? Mit wel- chen Angeboten versucht man hier, die Zuseher auf das eige- ne Programm aufmerksam zu ­machen? Zinggl: Wir haben 2016 unser nonlineares Angebot um 50 Die These des Prozent erhöht – und dem Wer- bemarkt gefällt das! Wir bieten ‚Würstel­stand unseren Kunden sowohl quali- ­versus Amazon‘ tativ hochwertige Drittplattfor- hat mir das Herz men als auch die unter der neuen Dachmarke TV Now zusammen- lachen lassen. gefassten Videoplattformen der einzelnen Sender der Medien- gruppe RTL.

medianet: Wie wird dieses 0© leadersnet.at/Daniel Mikkelsen Angebot vom Publikum ange- nommen? Und vor allem, ist es medianet: Bleiben wir bei der ein Abwandern zu den neuen mehr fünfzigtausend Durch- medianet: Der neue Bundes- Branche. Vor allem Print leidet ­Kanälen oder steigt der TV-Kon- schnittsreichweite. Wir arbeiten kanzler Kern hat ja angekün- unter den Rückgängen, die man sum dadurch? – wie in vielen anderen Ländern digt, die Kommunikations­ digital nicht aufzufangen ver- Zinggl: Wir wissen, dass unse- auch – an der Hybrid-Quote politik der Bundesregierung zu mag. Wie geht es dem TV-Sektor re nonlinearen Angebote sehr (also der Verschmelzung von li- überdenken. Zudem gibt noch dazu im Vergleich? gut angenommen werden, aber nearer und nonlinearer Reich- in diesem Monat eine Medien- Zinggl: Großartig. TV hat – als ein Abwandern oder Verbleiben weite), um genau­ solche Aussa- Enquete. Wie weit sind Sie als ­ältestes ‚digitales‘ Medium kann man ohne eine einheitli- gen treffen zu können. Aus dem TV-Macher/Vermarkter hier ein- – den Transfer des Geschäfts- che Währung nicht feststellen. Bauch geschätzt, werden sich gebunden, und hätten Sie hier modells in den Online-Bereich Wie ausführlich am Screenforce die Reichweiten um ca. 8 bis 10 auch Ideen, die sie gern einbrin- geschafft; andere Mediengat- Day vorgerechnet, werden aus Prozent durch die Hinzurech- gen würden? tungen sind hier noch nicht so Millionen Video-Views in der nung der nonlinearen Nutzung Zinggl: Als nicht nationale TV- weit. linearen Währung schnell nur erhöhen. Anbieter sind wir hier über den medianet.at Freitag, 9. September 2016 marketing & media 13

tisch durchsetzbar sein – aber zum Schluss: Wo war es am ein- hier gibt es ja auch ermutigende fachsten, in Bezug auf die vor- Zeichen und Signale. Ich wün- handenen Rahmenbedingun- sche dem Herrn Bundeskanzler gen zu arbeiten? weiterhin viel Mut und die Er- Zinggl: Ich war nie beim ORF kenntnis, dass Medienpolitik­ – ich war Geschäftsführer der auch Wirtschaftspolitik ist. ORF-Enterprise, zu einer Zeit, Das hat es in Österreich ja noch wo die ORF-E tatsächlich noch nie gegeben und daher einmal: ausschließlich auf den Markt ­Chapeau! fokussiert war und nicht den Konzernrichtlinien in jeder Fa- medianet: Wären Sie dafür, die- ser unterworfen war. Ich war se steuerlichen Mehreinnahmen zu Beginn meines Berufslebens zumindest zu einem gewissen 21 Jahre auf der Agenturseite, Teil in den heimischen Medien- wobei damals noch nicht zwi- markt zu reinvestieren? schen Kreation, Dialog, Media, Zinggl: Ich meine, wenn die Be- etc. unterschieden wurde. Das steuerung auf gleicher Augen- hat mich sicher geprägt. Die höhe erfolgt, werden auch die Rahmenbedingungen für einen Angebote dieser Unternehmen Geschäftsführer sind sicherlich die Belastung an den Werbetrei- benden weiterleiten. Allein diese Entzerrung würde den europäi- schen Medien schon helfen. Wie der Staat Mehreinnahmen ver- wendet – dazu reicht die Fanta- sie des Finanzministers aus ... Wie ausführlich am medianet: Kommen wir noch- Screenforce Day mals zur IP: Sie haben gestern Ihr vorgerechnet, werden Programm präsentiert. Aus Ihrer Sicht – was sind die besonderen aus Millionen Video- Highlights? Und die ewige Frage Views in der linearen dazu: Frühstücksfernsehen war Währung schnell nur auch dieses mal nicht dabei. Ihr Argument dagegen war stets, mehr fünfzigtausend dass es sich aus wirtschaftlicher Durchschnittrsreich- Sicht nicht rechnen würde. Als Marketingmaßnahme kommt es weite. auch nicht infrage? Zinggl: Einzelne Highlights hervorzuheben wäre meinen Sendern gegenüber nicht fair. Jede Zuseherin und jeder Zuse- her wird sicher das persönliche Highlight finden. Was mir per- als Vermarkter von Privat-TV sönlich imponiert, ist, wie RTL am besten – Herausforderungen als Marktführer im deutschen und Chancen erkennen, saubere Markt immer wieder neue und Lösungen planen und umset- innovative Formate ins Pro- zen, das geht jetzt in maximal gramm setzt – und sich nicht auf 20 Prozent der Zeit als beim das Abspielen von Doppelfolgen ­öffentlich-rechtlichen TV. Und VÖP eingebunden. Ideen haben die internationalen Player wie US-amerikanischer Serien be- im Gegensatz zum Agenturge- wir viele, aber man soll nicht der Google, Netflix, & Co. Wie sehen schränken will. Frühstücksfern- schäft sind wir unser eigener Politik ausrichten, Inhalte zuerst Sie diese Forderungen etwa im sehen ist ja auch beim ORF keine Kunde und müssen unsere ­Ideen beim Partner und dann erst über Hinblick vor allem auf steuerli- Marketingmaßnahme – oder zu- und Lösungen nicht noch gut die Medien zu kommunizieren che Regeln wie Werbeabgabe & mindest eine enorm ineffiziente, verkaufen können. und dann selbst mit der Beant- Co? Welche Regularien bräuchte wenn die kolportierten Budget- wortung dieser Frage das Gegen- es hier, um einen fairen Wettbe- Zahlen richtig sind. medianet: Was genau meinen teil machen ... werb zu schaffen? Sie mit ‚jeder Faser unterwor- Zinggl: Die These des ‚Würstel- medianet: Sie persönlich waren fen‘? medianet: Eine Dauerforderung stand versus Amazon‘ hat mir u.a. lange Jahre beim ORF, auf Zinggl: Die ORF-E war damals der heimischen Medienmacher das Herz lachen lassen. Eine Media-Agenturen-Seite, und zwar in 100prozentige Eigentum ist jene nach gleichen Spielregeln­ ‚steuergerechte‘ Wirtschaft wird sind nun seit vielen Jahren im des ORF, aber als Unternehmen für alle – vor allem mit Blick auf wohl im Rahmen der EU realis- Privat-TV tätig. Banale Frage wesentlich eigenständiger.