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1 2007 JOURNAL Die Münchner Opernfreunde 26. Jahrgang Zeitmaschine Ballett – Die Marius Petipa-Saison beim Bayerischen Staatsballett Marius Petipa gilt heute als der be- us Petipa und seiner Nachfolger im Re- er über Paris, wo er bei Auguste Vestris deutendste Choreograph des 19. Jahr- pertoire sowohl des Bolschoi - wie des studierte, nach Bordeaux zurück. Hier hunderts. Neben seinem Verdienst am Marijnsky- eaters überdauert hatte. setzte er seine Doppelkarriere als Tän- Erhalt diverser Meisterwerke u. a. von zer und Choreograph fort, bevor er Jean Dauberval (La fi lle mal gardée) 1845 nach Madrid ging, um dort u. a. und Jules Perrot (Giselle) mittels ei- den spanischen Tanz kennen zu ler- gener Neuinszenierungen spielte der nen. Nach einem weiteren Aufenthalt Franzose auch bei der Weiterentwick- in Frankreichs Hauptstadt führte ihn lung des klassischen Balletts eine Privatarchiv Foto: sein Weg 1847 nach St. Petersburg. maßgebliche Rolle. So verdanken wir seinem einfl ussreichen Schöpfertum Ob der damals 29-Jährige ahnte, dass all jene Werke der Ballettklassik, die er fast den gesamten Rest seines Le- das Repertoire der großen Kompanien bens – erst drei Jahre vor seinem Tod, ausmachen und immer wieder aufs im Alter von 89 Jahren, quittierte Peti- Neue das Publikum begeistern: Don pa seinen Dienst – für die Kaiserlichen Quichote (1869), La Bayadère (1877), eater in St. Petersburg und Moskau Dornröschen (1890), Der Nussknacker zuerst an der Seite von Fanny Elss- (1892), Schwanensee (zusammen mit ler tanzen, dann seinem Landsmann Lev Ivanov, 1895), Raymonda (1898) und damaligen Ballettmeister (1851- und – seit Januar dieses Jahres in deut- 1859) Jules Perrot assistieren und zu scher Erstauff ührung beim Bayerischen guter Letzt alleine die Geschicke des Staatsballett – Le Corsaire (1863). zaristischen Balletts lenken würde? Kaum zu glauben, dass sein Name Marius Ivanovich Petipa, 1898 Immerhin vergingen volle acht Jahre, noch Anfang des 20. Jahrhunderts Marius Petipa wurde am 11. März bevor er 1855 mit Der Stern von Gra- außerhalb Russlands wenig bekannt 1818 in Marseille als Sohn des Tänzers, nada in St. Petersburg sein choreogra- war. Zwar hatte Serge Diaghilew Choreographen und Ballettpädagogen phisches Debüt feiern konnte. 1862 (Impressario der legendären Ballets Jean Antoine Petipa geboren. Wie sein wurde er zum zweiten Ballettmeister Russes) 1921 mit großem Aufwand älterer Bruder Lucien, der 1841 als neben Arthur Saint-Léon ernannt, den Versuch unternommen, erstmals Partner der berühmten Ballerina und dessen Nachfolge er 1869 antrat. Bis Petipas Dornröschen ohne Striche im ersten Interpretin der Giselle, Carlotta zu seinem Tod schuf er – gestützt auf Westen aufzuführen, angesichts eines Grisi, die Rolle des Albrecht kreierte, die französische und italienische Bal- durch den aufkommenden Ausdrucks- begann er im Alter von sieben Jah- letttradition – an die 54 abendfüllende tanz dem Ballett gegenüber kontro- ren unter väterlicher Aufsicht mit der Ballette und zeichnete für zahlreiche vers eingestellten Zeitgeists scheiterte Tanzausbildung. 1831 debütierte er Neueinstudierungen und Tänze in das Projekt jedoch v. a. in fi nanzieller in Brüssel und folgte dann dem Vater über 35 Opern verantwortlich. An- Hinsicht. Erst in den dreißiger Jahren nach Bordeaux. 1838 wurde er als Pre- feindungen der jüngeren Generation begann man sich hauptsächlich in Eng- mier danseur nach Nantes engagiert, und des 1901 eingesetzten Direktors land – und nach dem zweiten Weltkrieg wo er auch seine ersten eigenen Stücke Teljakowski verdarben Petipa das Ende auch europaweit – wieder auf das klas- erarbeitete. Nach einer wenig erfolg- seiner Laufbahn, die ihn 60 Jahre lang sische Erbe zu besinnen, das dank Mari- reichen Amerika-Tournee 1839 kehrte einer Institution unter insgesamt vier MARIUS IVANOVICH PETIPA INHALT Zaren die Treue halten ließ. 1907 kehr- ren. Einig waren sich alle darüber, dass te er St. Petersburg den Rücken, um sich Ivan Liška und Doug Fullington mit am Schwarzen Meer niederzulassen. ihrem Bild des Jardin animé dem Ori- Im Alter von 92 Jahren verstarb er am ginal des berühmten Choreographen 1 Marius Petipa-Saison 14. Juli 1910 in Gurzuf auf der Krim. so nah gekommen sind, wie noch beim Bayer. Staatsballett niemand zuvor: Petipa at his best! 3 Veranstaltungen Unter dem Motto „Die Welt des Marius 4 Peter Schreier Petipa“ widmet das Bayerische Staats- Nach Giselle und Schwanensee sind in 5 Ulf Schirmer/Gitta Jäger ballett in der Spielzeit 2006/2007 dem dieser Saison noch die Produktionen 6 Christian Gerhaher beeindruckenden Œuvre des einfl uss- von La Bayadère im März und Dornrös- 7 René Pape reichen russischen Ballettmeisters chen im Mai und Juni 2007 zu erleben. 8 Sophie Koch einen Programm-Schwerpunkt. Bal- Gastspiele der beiden bedeutendsten 9 Maurice Béjart lettdirektor Ivan Liška möchte damit russischen Ballettensembles – des in Ludwigshafen auch der Tatsache Rechnung tragen, Balletts des Marijnsky- eaters St. Pe- 10 Ruggero Raimondi dass seine Kompanie derzeit wohl tersburg und des Bolschoi-Balletts aus 11 Edita Gruberova das umfangreichste Repertoire an Pe- Moskau, das seit Jahren nicht mehr in 12 Hildegard Behrens tipa-Klassikern besitzt. Den Auftakt der Landeshauptstadt zu sehen war – 13 Hans Werner Henze machte eine Matinee am 29. Oktober ergänzen die ambitionierte Werkschau eaterakademieprojekt 2006, die unter dem reißerischen Ti- mit je drei Vorstellungen von Giselle Ring in Breslau tel „Wer hat Angst vor Marius Petipa“ (Marijnksy, März) und Don Quicho- 14 Opernfestspiele Avenches in historisierend anschaulichen Pro- te (Bolschoi, Mai) sowie einer Peti- 15 Besprechungen bensequenzen und von den Solisten pa-Gala (Marijnksy, 31. März 2007). 16 Ausstellungen bravourös präsentierten Ausschnit- Vesna Mlakar ten Einblicke in das geniale choreo- graphische Handwerk des Meisters ermöglichte. Texte und Tagebuchzi- tate vermittelten dazu Impressionen AN UNSERE LESER IMPRESSUM - IBS JOURNAL aus seinem Leben und Charakter. Liebe Mitglieder, Abonnenten und Zeitschrift des Interessenvereins des Im Mittelpunkt des Münchner Petipa- Gastleser, Bayerischen Staatsopernpublikums e.V. Jahres aber steht die am 26. Januar im Eigenverlag 2007 vorgestellte Rekonstruktion und auf die letzte Ausgabe des IBS Journal Herausgeber: Der Vorstand Neufassung des Dreiakters Le Corsaire haben wir Sie lange warten lassen. Das Redaktion: Vesna Mlakar (Vorstellungen noch im März, April hatte verschiedenste Gründe, private Layout: Ingrid Näßl und Juli). Erstmals wagte das Team aber auch kooperationsbedingte, die Erscheinungsweise: 4 x jährlich wir hier jedoch nicht im Detail wie- Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. des Bayerischen Staatsballetts dafür Jahresabonnement für Nichtmitglieder den Versuch, auf überlieferte Musik- dergeben können. 2007 wollen wir € 15,- einschließlich Zustellung. originale von Adolphe Adam und Léo Ihnen, gewappnet mit frischem Elan Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste: Delibes, wie sie in der französischen und vielen spannenden Künstlern zu Nr. 6, 1. März 2006 Nationalbibliothek aufbewahrt wer- Gast beim IBS, vier interessante und Die mit Namen gezeichneten Artikel stellen informative Ausgaben liefern, wobei die Meinung des Verfassers und nicht die den, zurückzugreifen. Außerdem ent- Ansicht der Redaktion dar. schlüsselte der aus Seattle stammende die Erstellung des Layouts ab dieser Nachdruck in anderen Druckwerken Musik- und Tanzwissenschaftler Doug Ausgabe wieder unser Mitglied, Frau nur mit Genehmigung des Vorstandes. Fullington die an der Harvard-Univer- Ingrid Näßl, übernimmt. Mit großer Druck: infotex / off set KDS sität aufbewahrten Sergejew-Papiere Hingabe hat sie sich in der kürzest Graphische Betriebe GmbH, und Stepanov-Notationen, die auf möglichen Zeit in das dafür notwen- Postfach 20 11 65, 80011 München Petipas Version des Balletts von 1863 dige neue Programm eingearbeitet. Vorstand zurückgehen, für München. „Rekons- Wir hoff en, dass Sie uns weiterhin – Wolfgang Scheller, Monika Beyerle-Scheller, nach 25 Jahren redaktioneller Arbeit Richard Eckstein, Hans Köhle, Fritz Krauth, truktion und Neuschöpfung“ laute- Wulfhilt Müller, Vesna Mlakar te auch das ema eines zweitägigen und im 30ten Jahr des Bestehens der Ehrenmitglieder Symposiums, in dem Ivan Liška erst- Münchner Opernfreunde (!) als Le- Heinrich Bender, Inge Borkh, Sir Peter Jonas, malig Fachleuten wie auch dem breiten ser treu bleiben. Hellmuth Matiasek, Aribert Reimanm, Wolfgang Publikum Gelegenheit bot, mehr über Vesna Mlakar Sawallisch, Wolfgang Scheller, Peter Schneider, Peter Schreier, Peter Seiff ert, Konstanze Vernon die Hintergründe der schwierigen, re- chercheaufwendigen Arbeit zu erfah- 2 VERANSTALTUNGEN KÜNSTLERGESPRÄCHE KULTURELLER NACHMITTAG Véronique Gens Besuch der Restaurationswerkstätten IBS-Mitgliederversammlung Die weltberühmte französische Sopra- der Archäologischen Staatssammlung Dienstag, 17. April 2007, 19.00 Uhr nistin gewann den Wettbewerb „Conser- Lerchenfeldstr. 2 Künstlerhaus am Lenbachplatz vatoire de Paris“, zählt zu den führenden Mittwoch, 27. Februar 2007, 14.00 Uhr Informationen hierzu s. Seite 12 Barockinterpretinnen und gilt auch als Anmeldung im IBS-Büro erforderlich herausragende Mozartinterpretin. In der Wiederaufnahme von La Calisto SALONGESPRÄCHE REISEN (Cavalli) ist sie als ĽEternità und Giunone Weißes Bräuhaus, Tal 7, 1. Stock Anzeige zu hören. Mittwoch, 25. April 2007, Samstag, 24. Februar 2007, 19.00 Uhr 25.2.07 Augsburg BÉATRICE et BÉNEDICT Treff en ab 18.00 Uhr (Berlioz) Nachmittagsvorstellung Moderation: