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Mitteilungen des Instituts für Musikalische Volkskunde an der Universität zu Köln, Gronewaldstraße 2, 50931 Köln, Tel. 0221/470-5267. Fax 0221/470-6719 E-Mail: [email protected] Sie erscheinen in zwangloser Folge etwa einmal jähr- lich und werden Interessenten auf Anforderung kos- tenlos zugesandt. Nachdruck mit Quellenangabe ges- tattet. Herausgeber: Prof. Dr. Reinhard Schneider Schriftleitung: Dr. Gisela Probst-Effah ISSN 0001-7965 72/73- 1999/2000 Randbemerkungen zur Musikalischen Volkskunde

Armin Hadamer

Warum Bill Monroe ein deutsches Volkslied sang „Midnight on the Stormy Deep“ und sein Ursprung

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buchmanuskript German Melodies in American , © Armin Hada- mer & Susanne Koehler.

Als im April 1861 der Süden seine Kanonen auf Fort Sumter feuerte, begann nicht nur der amerikanische Bürgerkrieg, sondern auch ein neues wichtiges Kapitel der Musikgeschichte der USA. Komponisten und Texter auf beiden Seiten, Union und Konföderation, lieferten sich ihr eigenes Gefecht mit Hunderten von Liedern und Instrumentalstücken. Mit Hilfe eines zumindest im Norden blühenden Druck- und Verlagswe- sens verstanden sie es, die wachsende Nachfrage nach "kriegsgerechter" Musik zu bedienen. Für die Solda- ten bedeuteten die sehr zahlreichen songsters (Liederbücher im Taschenformat) eine moralische Unterstüt- zung, aber auch eine Quelle zur Bereicherung ihres Liederschatzes. Der Boom in der Verbreitung dieser Musik und die Tatsache, daß Millionen von Menschen durch den Bürgerkrieg ihre Heimat verließen, hatten eine nachhaltige Wirkung auf die traditionelle Musik aller Regionen. Auch in Kentucky – im Hinterland der Appalachen und den Ohio-Fluß entlang – sollten viele dieser Bürgerkriegslieder eine Heimat finden. Im Jahre 1863 wurde in Boston ein Liederbuch mit dem Titel War-Songs for Freemen: Dedicated for the Army of the United States veröffentlicht1. Unten auf der Titelseite verkündete der Verleger, daß mit dem Erlös durch den Verkauf dieses Buches kostenlose Exemplare an die Unionsarmee verteilt werden sollten. Da sich das 58-seitige Werk bereits in der vierten Auflage befand, schienen diese Strategie und die Lieder selbst wohl sehr erfolgreich gewesen zu sein. Der Verfasser war kein Geringerer als Harvard-Professor und Balla- denforscher James Child (1825-1896), der durch die Veröffentlichung seiner Sammlung englischer und schottischer Balladen 1882 und die deswegen nach ihm benannten "Child ballads" auch heute noch Kennern ein Begriff ist. Child hatte vor dem Bürgerkrieg ein paar Jahre in Deutschland studiert, um dort vergleichen- de Studien zu betreiben. Außer der Erkenntnis, daß deutsche, skandinavische und englische Balladen eng miteinander verwandt sind, brachte er ein gründliches Wissen über deutsche Volkslieder mit. Der weitver- breiteten Sitte dieser Zeit entsprechend, sich aus allen verfügbaren musikalischen Quellen zu bedienen, legte Professor Child zehn der 31 Liedern der War-Songs for Freemen deutsche Melodien zugrunde. Drei davon wurden direkt aus dem Deutschen übersetzt, die anderen mit neuen amerikanischen Texten versehen. Dieser Anteil war sicherlich überdurchschnittlich hoch, jedoch waren deutsche, schweizerische und österreichische Melodien mit englischen Texten im Amerika des 19. Jahrhunderts keineswegs eine Seltenheit.

Das Lied Nr. 6 der War-Songs for Freeman trägt den Titel The Night Guard:

Die Schildwache The Night Guard Midnight on the Stormy Deep

Steh ich in finstrer Mitternacht When in the gloomy midnight deep Was midnight on the stormy deep So einsam auf der fernen Wacht My solitary watch I keep My solitary watch I keep So denk ich an mein fernes Lieb I think on her I left behind But to think of her I left behind Ob mirs auch treu und hold verblieb And ask is she still true and kind And asked if she'd be true and kind

Als ich zur Fahne fortgemüßt When I was forced to march away I never shall forget the day Hat sie so herzlich mich geküßt How warm a kiss she gave that day That I was forced to go away 2

Mit Bändern meinen Hut geschmückt With ribbons bright my cap she drest In silence there my head she'd rest Und weinend mich an's Herz gedrückt And clasped me to her faithful breast And hold me to her loving breast Sie ist mir treu, sie ist mir gut She loves me still, to me is kind Oh Willie, don't go back to sea Drum bin ich froh und wohlgemuth Therefore I keep a cheerful mind There's other girls as good as me Mein Herz schlägt warm in kalter Nacht Through coldest nights my bossom glows But none can love you true as I Wenn es ans treue Lieb gedacht Whene'er on her my thoughts repose Pray don't go where the bullets fly

The Night Guard erweist sich alleine durch den Text der ersten beiden Strophen als Vorlage für den traditio- nellen Folksong Midnight on the Stormy Deep2. Das deutsche Original ist ein Gedicht von Wilhelm Hauff (1802-1827), der vor allem durch seine romantischen Erzählungen wie z. B. Das Wirtshaus im Spessart be- kannt geworden ist. Es erschien zuerst 1824 in Stuttgart und drei Jahre später in einer Liedersammlung, dann zur Melodie des Volksliedes Ich hab ein kleines Hüttchen von 17803. Child hat zwar W. Hauff als Verfasser des Textes angegeben, hinterläßt aber keinen Hinweis auf den deutschen Titel Die Schildwache oder die erste Liedzeile „Steh ich in finstrer Mitternacht". Die Übersetzung, einem gewissen H. Howilt zugesprochen, ist jedoch so nah am Original, daß ein Rückschluß hierauf leicht ist. Folglich sind also die beiden ersten zwei Strophen von Midnight on the Stormy Deep eine fast wörtliche Wiedergabe des Gedichts von Hauff4. Die textliche Abweichung ab der dritten Strophe ist ein Paradebeispiel für die Dynamik mündlicher Überliefe- rung in der traditionellen . Der Kern der Veränderung liegt hier im Mißverständnis des Wortes „deep“ zu Beginn des Liedes. In der englischen Version von 1863 ist es ein nachgestelltes Adjektiv im Sinne einer "tiefen, düsteren Mitternacht"; in der Folkversion wird es aber als „Tiefe“ verstanden, eben der Tiefe des Meeres, die zum Objekt des Satzes und somit auch zum Schauplatz des Liedinhalts wird. Um dieses Bild weiter auszugestalten, hat ab der dritten Strophe die Geliebte das Wort und bittet ihren Willie „... don't go back to sea“, dies, obwohl wir wissen, daß Willie bereits fort ist. Kurz, die Folkversion produziert bei nähe- rem Hinsehen an dieser Stelle kaum noch einen sinnvollen Zusammenhang und ergeht sich mehr in den bal- ladentypischen Bildern von Untreue und Einsamkeit. Das Original bleibt dagegen textlich beim wachenden Soldaten, der in Gedanken mit seiner fernen Geliebten spricht. Durch diese Abweichung in der Überlieferung hat das Lied natürlich auch seinen ersten amerikanischen Bezug, den Bürgerkrieg, verloren.

The Night Guard (Die Schildwache)

Midnight on the Stormy Deep

Die größte Veränderung in der Musik ist der Wechsel vom Dreiviertel- zum Viervierteltakt, eine nicht unübliche Praxis der Volksmusik. Die damit verbundene Verdoppelung der Taktzahl bei Midnight on the Stormy Deep gibt der Melodie dort mehr Raum bzw. setzt ihre einzelnen Teile weit auseinander. Das Motiv verlagert seine Betonung dadurch vom Melodischen zum Rhythmischen und erlaubt so leichter Varianten in der Phrasierung und in der Dynamik. Seine grundsätzliche Bewegung, der ausgeprägte Dur-Charakter und alle tragenden Töne sind gleich. Die Melodie bewahrt eindeutig ihre Identität. Das gilt auch für die einsätzi- ge und sehr regelmäßige Liedform der beiden Versionen, wobei im deutschen Original die zweite Zeile wie- derholt wird. Die Schildwache ist typisch für das Repertoire des frühen deutschen vierstimmigen Gesangs am Ende des 18. Jahrhunderts und kann bereits als "Lied im Volkston" gesehen werden. Im Gegensatz zu vielen älteren Volksliedern hatte dieses mehrstimmige Repertoire einen musikalischen Charakter, der ganz offen- sichtlich in den USA zu seiner Übernahme, Nachahmung und Interpretation anregte. So ist denn auch The Night Guard als vierstimmiger Satz in den War-Songs for Freemen wiedergegeben, und auch aus Pete Wer- nicks Bluegrass Songbook wissen wir: „Midnight on the Stormy Deep is usually done as a duet“. Als Bill Monroe das Stück 1966 aufnahm5, galt Midnight on the Stormy Deep schon als „traditional“ und als „old “. Trotzdem taucht es in keiner der bedeutenden amerikanischen Folksong-Sammlungen auf, die sich der mündlichen Überlieferung widmen. Midnight in the Stormy Deep teilt dieses Schicksal mit zahllosen anderen Liedern, die von den Balladenforschern unseres Jahrhunderts ignoriert wurden, weil sie auf "nicht- anglo-keltische" Ursprünge zurückgehen – eine Tatsache, die in den USA mittlerweile von vielen Musikwis- senschaftlern bestätigt wird6. In den Jahrzehnten nach dem amerikanischen Bürgerkrieg erschienen weitere Abwandlungen von The Night Guard auf dem Musikmarkt. Mal als On Guard (1871), The Breeze from Home (1885), True Love (1905), mal als Soldier's love (1926) war es in Liederbüchern und auf losen Notenblättern 3 zu finden, und in seiner Bluegrass- oder Folkversion ist es inzwischen zahlreich gespielt, aufgenommen und abgedruckt worden. Aber es bleiben die Fragen: Wann ist das Lied ein "traditional" geworden? Und wo hat Bill Monroe es gelernt? Wie so oft im Bereich der mündlichen Überlieferung wird man die Antworten darauf wahrscheinlich schuldig bleiben: Entscheidend und wichtig ist es jedoch, überhaupt einmal Fragen dieser Art in Verbindung mit deutschsprachigen Liedern stellen zu können.

Anmerkungen: 1. Francis James Child (Hg.): War-Songs für Freemen, Boston: Ticknor und Fields, 1863 2. Ibid., S. 10 3. Ludwig Erk und Franz Böhme: Deutscher Liederhort, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1893; Nachdruck, Hildesheim: Georg Olms, 1963, Bd. 3, S. 286 und Bd. 2, S. 337 4. Midnight on the Stormy Deep zitiert nach Peter Wernick: The Bluegrass Songbook, New York: Oak Publications, 1976, S. 68 5. Blue Grass Time DECCA DL 74896 6. Bill Malone: Southern Music, American Music, Lexington: University of Kentucky Press, 1979, S. 33-44

Kontakt: Armin Hadamer, 4702 Macon Road, Rockville, MD 20852, USA. E-Mail: [email protected]

BIBLIOGRAPHISCHE NOTIZEN

Rolf Schweizer:“... mit Kindern durch das helos bewältigt werden kann. Die Singlage bewegt Kirchen-Jahr“, hg. v. Dorothea Lehmann- sich innerhalb des den Kindern dieser Altersstufe Horsch, Edition Merseburger 1732, Kassel physiologisch verfügbaren Ambitus, sie übersteigt 1998 nicht f‘‘, für ungeschulte Grundschulklassen ist Auf Veranlassung des Landesverbandes der Evan- sie in einzelnen Fällen möglicherweise zu trans- gelischen Kirchenchöre in Baden wurde 1998, ponieren. Die Liedtexte sind bemüht, religiöses dem Jahr, das die badische Landeskirche zum Gedankengut oder biblisches Geschehen in kind- Kinderkirchenjahr ausgerufen hatte, dieses Kin- angemessener, bildhafter Sprache zeitgemäß zu derchorheft nach dem erfolgreichen vorlaufenden vermitteln. Auch die rhythmische Melodiegestal- Heft „Schöpfer, Schöpfung und Geschöpfe“ ver- tung vermeidet modische Attribute, so daß die öffentlicht. Intention ist die Überzeugung, „daß Textverteilung keine Probleme bietet. Im Schluß nicht nur das Singen mit Kindern von grundlegen- zu „Die Sonne geht auf“ scheint mir die Umkeh- der Bedeutung für Stimme und Stimmung der rung günstiger: „wie gut, daß es niemand weiß“. Kinder ist, sondern daß religiöse Kerngeschichten Das Heft bietet in seiner Gesamtanlage ein inte- dem Kirchenjahr entlang fast spielerisch nachvoll- ressantes und gut umsetzbares Material für das zogen werden.“ Das Material ist für Kirchenchö- geistliche Singen mit Kindern. re, Gruppen des Kindergottesdienstes und Grund- N. schulklassen gedacht. Die Lieder komponierte Johannes Jourdan, der auch die Texte gestaltete. Tiroler Volksliedarchiv. Katalog der Tondo- Sie wurden von Rolf Schweizer bearbeitet, der kumente, Bd. I: Sammlung Manfred Schneider, selbst auch zwei Lieder beisteuerte, die Hartmut Teil 1: Bestand Osttirol, bearb. von Thomas Greiling textete. Die Liedsätze sind prinzipiell ad Nußbaumer, Eigenverlag des Tiroler Volks- libitum disponiert. Neben den vokalen Stimmen liedwerks Innsbruck, Innsbruck 1996 mit Kinderchorbesetzung, kanonischen Formen Mit diesem umfangreichen, großformatigen Ka- und Solobesetzung werden Soloinstrumente, Per- talog wird der Liedforschung eine Tondokumen- kussionsinstrumente und ein Tasteninstrument tation erschlossen, die Manfred Schneider in den eingesetzt. Formen des Wechselgesangs, Ritor- Jahren 1982 bis 1984 in einem ausgedehnten Feld- nelle und Interludien bereichern die Satzgestal- forschungsprojekt in Osttirol anlegte. Vom Volu- tung. Harmoniebuchstaben sind für eine Gitarren- men und wissenschaftlichen Ertrag her ist diese begleitung gedacht. So ergibt sich ein abwechs- umfangreiche Sammlung nur mit der bekannten lungsreiches und anregendes Sing- und Spielmate- Südtiroler Volksmusiksammlung von Alfred rial, dessen Texte auch gestisch-spielerisch aus- Quellmalz vergleichbar. Die im letzten Kapitel gestaltet werden können. Die Melodieerfindung veröffentlichten Arbeitsberichte über die Sammel- ist kindgemäß und ohne modische Anpassung an fahrten vermitteln nicht nur nähere Aufschlüsse Pop-Muster. Harmonisch bewegt sie sich in einer über die Forschungsbedingungen vor Ort, sondern erweiterten diatonischen Tonikalität und streift bezeugen auch das hohe Maß an Energie und nur zweimal eine Mediante, die von einem ge- Durchhaltevermögen bei der Durchführung dieses schulten Chor beziehungsweise einer Klasse mü- Projekts. Das gesamte Tonmaterial wurde von 4

Thomas Nußbaumer von den originalen 55 Mu- Schneider zeichnete nur das mündlich tradierte sikkassetten auf 54 CD-Rom überspielt, ergänzt Volkslied auf, also nicht das z.B. aus Schulbü- durch zahlreiche im Tiroler Volksliedarchiv ver- chern vermittelte. Damit wird auch nicht der zettelte Liederhandschriften, Photographien und unerfüllbare Anspruch gestellt, eine totale Doku- Aufzeichnungen verschiedenster Art. Auf diese mentation des Osttiroler Liedgutes anlegen zu Weise stehen ca. 1700 Tonaufnahmen, an denen wollen. Mit dieser einer breiteren wissenschaftli- etwa 220 Gewährsleute mitwirkten, in einer gesi- chen oder interessierten allgemeinen Öffentlich- cherten technischen Qualität der Grundlagenfor- keit nunmehr leicht zugänglichen Dokumentation schung zur Verfügung. Mit den beiden 1995 er- wird nicht nur das Liedrepertoire einer geographi- schienenen CDs „freche Lieder aus Osttirol“ und schen Region für einen Zeitraum von gut drei „liebe Lieder aus Osttirol“ wurden die ersten Vierteln des 20. Jahrhunderts verfügbar gemacht, Tondokumentationen einer breiten Öffentlichkeit sondern es spiegeln sich in ihm eine Fülle regio- vorgestellt. Ein „Osttiroler Liederbuch“ ist ge- naler, überregionaler, sozialer, psychologischer, plant. Der Katalog gliedert das Material in sechs mitmenschlicher, zeitgeschichtlicher etc. Gege- Gruppen: gesungene Lieder, Schnaderhüpferl, benheiten, die einmal mehr die Bedeutung des gesprochene Liedtexte und Sprüche, Jodler, Ge- Singens für die Musikalische Volkskultur in Ge- spräche, Tierlockrufe und Juchzer sowie Instru- schichte und Gegenwart unterstreichen. mentalstücke. Zu jedem Lied werden die Ge- N. währspersonen, der Aufnahmeort, das Aufnah- mejahr, die Anzahl der Strophen und Zeilen pro Echte Tiroler Lieder. Ergänzte und kommen- Strophe, die CD-Registriernummer, die tierte Neuausgabe der Tiroler Liedersammlun- Transkriptionsnummer, die Textincipits jeder gen von Franz Friedrich Kohl, hg. v.Tiroler einzelnen Strophe sowie die Melodienincipits mit Volksmusikverein und dem Südtiroler Volks- Hilfe der Ordnungszahl nach dem System der sog. musikkreis und Volksmusikverein, in Zusam- „Wiener Methode“ mitgeteilt, zudem um Verwei- menarbeit mit dem Tiroler Volksliedwerk, dem se auf handschriftliche Liederbücher, Transkripti- Institut für Musikerziehung, in deutscher und onen etc. und weitere Informationen ergänzt. Wer ladinischer Sprache, Bozen (Referat Volksmu- Katalogarbeit kennt, weiß, welches Maß an Ener- sik), und dem Institut für Musikalische Volks- gie und Aufwand hinter dieser nüchternen Auf- kunde der Universität Mozarteum Salzburg, zählung steckt. Man kann Thomas Nußbaumer, wissenschaftliche Redaktion: Thomas Nußbau- der auch den Computersatz des Katalogs selber mer, Innsbruck-Wien 1999 herstellte, nur danken. Der Katalog der gesunge- Die dreibändige Jubiläumsausgabe (in festem nen Lieder umfaßt allein 786 Titel! An die Kata- Schuber), die aus Anlaß der hundertsten Wieder- logteile schließt sich ein nicht minder umfangrei- kehr des Jahres der Veröffentlichung der ersten ches Register-Kapitel an, das ein Register der Ausgabe 1899 in Zusammenarbeit der Tiroler Liederbücher, der Gewährspersonen, ein Ortsre- Institutionen, die um das Tiroler Volkslied in gister mit den Tondokumenten und Gewährsper- Pflege und Forschung bemüht sind, als Re- sonen, der Liedanfänge (Katalogteil A) und Text- printdruck vorgelegt wurde, macht damit eine anfänge (Katalogteil C) sowie ein Stichwortregis- Sammlung, die seit langem vergriffen ist, einer ter enthält. Auch zu den Arbeitsberichten Manfred breiteren volksmusikalisch interessierten Öffent- Schneiders werden ein Personen- und Ortsregister lichkeit sowie Fachöffentlichkeit zugänglich. Sie mitgeteilt. Das Format der wissenschaftlichen faßt die Volkslied-Sammlungen Franz Friedrich Service-Leistungen ist nicht mehr zu überbieten. Kohls zusammen, die von 1899 bis 1913/15 er- Interessante Aufschlüsse über die Repertoires schienen sind. Kohl, im Hauptberuf zunächst geben das dokumentierte Liedmaterial, das vom Gymnasiallehrer, dann freiberuflicher Insekten- tradierten Regionallied verschiedenster Thematik forscher und schließlich Kustos der Hymenopte- bis zum Schlager, vom sogenannten „volkstümli- rensammlung am Naturhistorischen Museum in chen Lied“ bis zur Soldatenklage, vom Spottlied Wien, der mit 75 naturwissenschaftlichen Publi- bis zum erotischen Lied, vom im ganzen deut- kationen als Begründer einer Wiener Schule der schen Sprachraum verbreiteten Volkslied bis zum Entomologie gilt, hat als „Freizeit-Volkskundler“ geistlichen Lied reicht, um nur die wichtigsten sein Leben lang Tiroler Volkslieder auf zahlrei- Bereiche zu nennen. Ebenso aufschlußreich sind chen Reisen durch das Tiroler Land gesammelt die Informationen über die Altersstruktur der und aufgezeichnet. Mit penibler Akribie hat er die Gewährsleute, die überwiegend ein hohes Alter zahlreichen Dialekttexte der in der Regel aufweisen. Deutlich läßt sich auch hier ablesen, vielstrophigen Lieder aufgezeichnet und häufig was Feldforschungen im Rheinland ergaben, daß auch die Textverteilung der Strophen durch Stich- die Repertoires nicht nur altersspezifisch domi- noten genau gekennzeichnet. Wenngleich nicht niert sind, sondern daß sich Repertoirekonstanten nachvollziehbar ist, ob die Melodien nachträglich und Repertoirewandel deutlich abzeichnen, was bearbeitet worden sind, da sie meistens in mehr- einmal näher zu untersuchen wäre. Manfred stimmigen Bearbeitungen veröffentlicht wurden – 5 vom Zwiegesang bis zum gemischten Viergesang Deutschtümelei, Idealisierung und Ideologisierung und Männerchorsatz, teils selbst vom Herausge- des Volksliedbegriffes ab, bergen die Kohlschen ber, größtenteils von dem als Opernkomponist Sammlungen eine unschätzbare Materialfülle für bekannt gewordenen Josef Reiter geschrieben -, die Liedforschung. Schließlich entsprachen die läßt doch die Genauigkeit der Vorgehensweise unbegleiteten „heiteren Volksgesänge aus Tirol“ Kohls die Vermutung zu, daß es sich bei seinen und die Sammlung „Die Tiroler Bauernhochzeit“ Aufzeichnungen um die jeweils gehörte, „authen- „durchaus dem damals geltenden wissenschaftli- tische“ Fassung handelte. Thomas Nußbaumer chen Standard für Quellenausgaben“, wie Thomas sieht in dem Sammelwerk wohl zu Recht einen Nußbaumer in seinem kritischen und wohl abge- „Meilenstein der Tiroler Volksliedforschung“, die wogenen wissenschaftlichen Kommentar zu Recht zugleich ihren Beginn markiert. Kohl betont aus- hervorhebt. Auch wird der Liedpraxis unserer drücklich, daß es sich bei seinen Sammlungen Zeit, die sich zunehmend, wenn auch teilweise nicht um ein wissenschaftliches Vorhaben hande- noch zögerlich, wieder traditionellen Überliefe- le, sondern daß er ausschließlich pflegerische rungen öffnet, ein umfangreicher Materialfundus Zwecke verfolge, wenngleich er mit ihnen bereitgestellt. N. zugleich tiefe Einblicke in die Volksliedchorpra- Der Niederrhein. Zeitschrift für Heimatpflege xis um die Wende zum 20. Jahrhundert vermittelt, und Wandern, hg. v. Verein Niederrhein e.V., sie damit trotz der Bearbeitungen quasi dokumen- Krefeld, Jg. 66 (1999) tiert. Die Art des in seinen Sammlungen vermit- Die vierteljährlich erscheinenden Hefte berichten telten vierstimmigen Satzes begründet Kohl aus über Landschaft, Kultur, Geschichte und aktuelle seinen Erfahrungen bei der Sammeltätigkeit: Die Ereignisse des niederrheinischen Gebietes, und sie beiden Oberstimmen sind zweistimmig, überwie- enthalten u.a. volkskundlich interessante Beiträge gend in Terzen, der zweite Baß wählt nur die zur regionalen Mundart. Grundtöne der Tonika und Dominante, in Ausnah- Aus der Sicht unserer Institutsarbeit erscheint mefällen die Subdominante, der Tenor verharrt mir der Bericht von Hans Kaiser über die Reichs- fast nur auf einer Tonhöhe, zumeist die Domi- pogromnacht (die sog. „Reichskristallnacht“) nante – der sogenannte „Aushalter“, wie der besonders erwähnenswert (Heft 2). Sehr eindring- Volksmund sagt. Da Tonaufzeichnungen seiner- lich schildert der Autor die Ereignisse des 9./10. zeit noch nicht möglich waren, müssen diese November 1938 in Kempen und Umgebung. Der Angaben dahingestellt bleiben. Kohl wendet bei Bericht ist von intensiver Wirkung, weil er die der Auswahl der Lieder – ganz im Sinne seiner Ereignisse aus der Nahperspektive darstellt. Das Zeit – ideologisch-pflegerische und subjektive Geschehen, das im gesamten Deutschen Reich Kriterien an. Er polemisiert energisch gegen die von parteiamtlichen, stellenweise auch behördli- sogenannten „Salontirolerlieder“, „Lieder im chen Organisationen gelenkt wurde, gewinnt so Volkston“, „volkstümlichen Lieder“ sowie die individuelle Konturen, Täter und Opfer erhalten seinerzeit beliebten Lieder des Wiener Bänkelge- ein Gesicht. – Erwähnt sei auch ein Porträt von sangs. Er listet sogar entsprechende Beispiele auf, Hermann Löns (Heft 2; Autor: Wolfgang um zu demonstrieren, was gemeint sei. Unwill- Schmidt), einer schillernden Persönlichkeit, deren kürlich wird man an die Diskussion unserer Tage chaotische und exzessive Züge mit der „heilen um das Liedgut in den einschlägigen Sendungen Welt“ vieler populärer Löns-Gedichte nicht zu des Fernsehfunks erinnert, die ursprünglich mit harmonieren scheinen. Löns‘ Lyrik wurde be- der etwas weiter gefaßten Formel „volkstümliche kanntlich oft vertont, in der Jugendbewegung Musik“ angetreten waren und sich mehr und mehr avancierte der „Dichter der Lüneburger Heide“ als „Volksmusik“ deklarieren, wobei dies auch an zu einem Idol, das später auch die Nationalsozia- den Schallplattentheken nachvollzogen wird: Dort listen zu vereinnahmen versuchten. fristet die tradierte Praxis ein kümmerliches Rest- P.-E. Dasein, da sie sich nicht vermarkten läßt. Eine andere Parallele wäre in den intensiven Aufforde- Liederbuch für Nordrhein-Westfalen. Ein Bei- rungen Kohls an die Volksschule zu sehen, das trag zur Kulturgeschichte des Liedes in Nord- „echte Volkslied“ zu pflegen. Die erste Fachdi- rhein-Westfalen, hg. für die Westfälische Ar- daktik im Fach Musik in der Bundesrepublik beitsgemeinschaft Musik e.V. von Heribert Deutschland in den 50er Jahren war eine Volks- Limberg, Wolfenbüttel: Möseler Verlag, 1998 lieddidaktik. Von ihr erfolgte die Loslösung erst Diese Sammlung enthält 334 Lieder aus einem 1965, und seitdem gibt es eine kontroverse Dis- Zeitraum von ca. 1000 Jahren, die in dem Gebiet kussion um das Singen in der Schule überhaupt, des heutigen Nordrhein-Westfalen entstanden sind eingedenk des ideologischen Mißbrauchs durch oder von Autoren stammen, die hier geboren die politischen Systeme hindurch. Kohl spricht in wurden oder – wenn auch nur zeitweilig – hier seiner Adresse an die Lehrer allerdings von einer lebten. So fand z.B. Beethovens „Ode an die „politikfreien völkischen Pflicht“. Sieht man von Freude“ aus der Neunten Symphonie Aufnahme – der zeitbedingten Befangenheit in Heimat- und schließlich wurde der Komponist in Bonn gebo- 6 ren. Viele der hier zusammengetragenen „nord- „Sie zu erhalten, zu fördern und zu stärken muss rhein-westfälischen“ Lieder sind in ganz daher eine dringliche Aufgabe aller verantwortli- Deutschland und manchmal auch im Ausland chen Kulturschaffenden sein“ (S. 5). Die Rückbe- bekannt und verbreitet (Beispiel: Heinrich Heines sinnung auf regionale Traditionen möchte Lim- „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“). berg nicht als Ablehnung des „Fremden“ verstan- Bei der Auswahl und Darbietung der Lieder den wissen. Im Vorwort betont er, daß sich die waren, wie der Herausgeber im Vorwort betont, Veröffentlichung auch an „unsere ausländischen wissenschaftliche Gesichtspunkte zweitrangig, ob- Mitmenschen“ wende, es ihnen ermöglichen sol- gleich der Untertitel („ein Beitrag zur Kulturge- le, „das Liedgut ihrer Wahlheimat kennen [zu] schichte des Liedes in Nordrhein-Westfalen“) lernen, [zu] akzeptieren und schließlich [zu] a- wissenschaftliche Ambitionen vermuten läßt. Die daptieren“. So könne ein solches Liederbuch Sammlung ist vor allem für die Singpraxis be- „Brücken zur wechselseitigen Kulturerschließung stimmt. Mit dieser Zweckbindung begründet bauen“ (S. 6). Durch seinen weitgehenden Rück- Limberg z. B. „Korrekturen“, die er an Texten zug auf Traditionelles und „Bodenständiges“ und Melodien vorgenommen hat, die ihm fehler- kommt dieses Liederbuch einem solchen An- haft, „nicht logisch“ und zersungen erschienen. spruch jedoch wenig entgegen. Am meisten Freu- Viele Lieder sind zudem in einfachen zwei- oder de an dieser Publikation werden daher vielleicht dreistimmigen Bearbeitungen wiedergegeben. die „Einheimischen“ – unter ihnen vor allem Durch solche Eingriffe und Hinzufügungen, die ältere Generationen – haben. für die Singpraxis hilfreich sein mögen, verliert P.-E. die Sammlung als Dokumentation an Wert. Einem unreflektierten Absingen wirkt der Herausgeber Babátólá Alóba / Eva Steinhauser: Kinderlie- entgegen: Allen Liedern sind kurze Kommentare der der Yorùbá. Yórùbá Children’s Songs, hg. zu Entstehung, Herkunft, Bedeutung, Ausführung v. Ursula Hemetek, Institut für Volksmusikfor- sowie biographische Notizen zu den Verfassern schung an der Universität für Musik und dar- beigefügt. stellende Kunst Wien, Frankfurt am Main: Zu fragen ist, für wen dieses Gebrauchslieder- Brandes & Apsel / Südwind, 1999 (Buch und buch bestimmt ist. Der Herausgeber gibt im Vor- CD) wort darüber keine Auskunft. Da er jedoch viele Einer der zentralen Aufgabenbereiche des Instituts Jahre als Musikpädagoge tätig war, ist anzuneh- für Volksmusikforschung an der Universität für men, daß zu seiner Zielgruppe auch Kinder und Musik und darstellende Kunst Wien ist seit nun- Jugendliche gehören. Ob es ihm gelingt, die jün- mehr zehn Jahren die Musik von Minderheiten in gere Generation zu erreichen, erscheint angesichts Österreich. Ursula Hemetek, die Herausgeberin der retrospektiven Tendenz des Buches allerdings des o.g. Bandes, ist inzwischen durch viele Publi- zweifelhaft. Nur wenige Lieder aus der zweiten kationen und Aktivitäten auf diesem Gebiet be- Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden Aufnahme: so kannt. Bei der Arbeit des Instituts wird auch mit etwa Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“, Angehörigen der verschiedenen Minoritäten zu- ein Lied, das fast „zeitlos“ wirkt, erinnert doch sammengearbeitet, so in dem vorliegenden Fall. sein nostalgischer Tenor an Lieder und Gedichte Der Impuls zu der Publikation eines Kinderlieder- des 19. Jahrhunderts. Dem weitgehenden Verzicht buchs der Yorùbá (einem Volk in Südwest-Nigeria auf zeitgenössische Lieder liegt die Überzeugung und den angrenzenden Gebieten) ging von zugrunde, daß eine Wertung nur aus historischer Babátólá Alóba aus, der in Nigeria geboren wurde Distanz möglich sei: „Ob sie jedoch bei der ge- und mit seiner Familie in Wien lebt. Alóba hatte genwärtigen Aktualität ihrer Inhalte genügend den Wunsch, die Lieder, die zu seinen Kindheits- Standfestigkeit besitzen, wird sich erst noch be- erinnerungen gehören, vor dem Vergessen zu weisen müssen“ (S. 7 f.). Hier ist zu fragen, wes- bewahren. Mitarbeiter des Instituts für Volksmu- halb nur neuere Lieder ihre „Standfestigkeit“, sikforschung halfen dabei, das Material in eine d.h. Qualität unter Beweis stellen müssen. Sind wissenschaftlich korrekte und pädagogisch nicht gerade ältere Lieder durch ihre Geschichte brauchbare Form zu bringen: insbesondere die besonders fragwürdig geworden? Etwa dadurch, Musikpädagogin Eva Steinhauser, eine ehemalige daß sie einst auch von den Nationalsozialisten Studentin des Instituts, die schon im Rahmen vereinnahmt wurden? einer Diplomarbeit afrikanische Kulturen in Wien Es ist dem Herausgeber besonders daran gele- untersucht hat. gen, mit diesem Liederbuch den Tendenzen zur Die Publikation hat auch ein interkulturelles Globalisierung etwas entgegenzusetzen. Er sieht Anliegen: Sie möchte europäischen Kindern den durch die gegenwärtige Entwicklung die Gefahr Zugang zu Liedern einer afrikanischen Kultur einer „fatalen Einebnung kultureller Vielfalt eines ermöglichen. In mehreren Workshops mit öster- Volkes oder einer Volksgruppe“ und ist davon reichischen Kindern hat Babátólá Alóba bereits überzeugt, daß in dieser Situation der regionalen erfahren, „daß Kinderlieder tatsächlich über Kultur eine zunehmende Bedeutung zukomme: Grenzen von Kultur und Hautfarbe hinweg ver- 7 standen werden können, wenn man sie entspre- zeichnung des mehrstimmigen „Wildsingens“ in chend vermittelt“ (S. 8). Kärnten ist. Es handelt sich dabei um einen mehr- Bei dem Versuch, afrikanische Musik nach stimmigen Singstil, zu dem das „Drübersingen“ Europa zu transferieren, sind jedoch Schwierig- über die Hauptstimme, das kärntnerische „Zuawe- keiten zu überwinden. Die Transkriptionen dieser singen“, gehört. Diese Stegreif-Mehrstimmigkeit Musik (hier durchgeführt von Eva Steinhauser) folgt anderen Satzregeln als der Kunstgesang. sind Übertragungen in unsere Notation, die sich Josefine Gartner arbeitete u.a. mit dem Kärntner nur unvollständig mit der klanglichen Realität Volksliedwerk zusammen, das seit 1958 von An- afrikanischer Musik decken. Dieser Mangel wird ton Anderluh geleitet wurde. ausgeglichen, indem ergänzend zu den schriftlich Lesenswert und – obgleich bereits 1985 ge- fixierten Fassungen der Lieder Tonaufnahmen schrieben – noch immer aktuell ist der Beitrag des gemacht wurden: Auf einer CD ist der Gesang (1999 verstorbenen) Wissenschaftlers Kurt Blau- Babátólá Alóbas dokumentiert. Bei einer Veröf- kopf über das Verhältnis von Volksmusikfor- fentlichung, die darüber hinaus nicht für wissen- schung und Musiksoziologie. Blaukopf betont, schaftliche, sondern praktische Zwecke bestimmt daß die Musiksoziologie in ihren Anfängen ent- ist, erfordert die Notation zusätzliche Kompro- scheidend durch die Musikethnologie beeinflußt misse. Die Transkriptionen müssen für europäi- worden sei. So verstand Max Weber, ihr Begrün- sche Pädagogen verständlich und verwendbar der, sie als eine Wissenschaft vom musikalischen sein. Daher übertrug Steinhauser die Lieder in ein Handeln und dessen historischen Veränderungen. uns vertrautes Notenbild, indem sie beispielsweise Nicht das notierte musikalische Kunstwerk, das eine Takteinteilung der Melodien vornahm. Stär- einen Sonderfall der Musikgeschichte darstellt, kere Abweichungen vom temperierten System steht dieser Auffassung zufolge im Zentrum, son- markierte sie durch Pfeile über den Noten. dern das musikalische Verhalten der Menschen in Das Buch umfaßt insgesamt 42 Lieder. Die verschiedenen Kulturen und historischen Epochen. Texte sind in drei Sprachen wiedergegeben: Y- Gegenüber einer eurozentrischen und auf das orùbá, der „Muttersprache“, Englisch, der Amts- Kunstwerk eingeengten Sichtweise der Musikwis- sprache aus der Kolonialzeit, und Deutsch, der senschaft vertrat die Musiksoziologie von Anfang Sprache der neuen Heimat Babátólá Alóbas. In an einen erweiterten Musikbegriff, der alles an- einem einführenden Text, dessen Informationen laßgebundene musikalische Handeln, alle „Um- auf Fachliteratur und Gesprächen mit Alóba ba- gangsmusik“ (Besseler) und „lebensgebundene sieren, wird der historische und kulturelle - insbe- Musik“ (Wiora) mit einbezog. Den anthropologi- sondere der musikkulturelle - Hintergrund skiz- schen Zugang zur Musik hat sie mit der „Musika- ziert. Die Lieder sind jeweils nach textinhaltli- lischen Volkskunde“ gemeinsam. chen und funktionalen Kriterien zu Gruppen zu- Ernst Weber, ein privater Forscher der Wiener sammengefaßt. So gibt es „Lieder zu Ehren der Musik, stellt in einem lebendig geschriebenen Eltern und Erwachsenen“, eine Kategorie, die in Beitrag Ursachen und Auswirkungen des „Zersin- Europa wenig zeitgemäß erscheint, oder auch gens“ beim Wiener Volkslied dar. Durch bewußte „Schullieder“, die einen für uns ungewohnten oder unbewußte Veränderungen bei der mündli- Respekt gegenüber der Autorität des Lehrers chen und schriftlichen Weitergabe werden Lieder widerspiegeln. Einleitende Kommentare zu den einerseits entstellt und zerstört, doch auch kreativ verschiedenen Funktionsbereichen der Lieder umgeformt. Das Entstehen von melodischen und sowie zu den einzelnen Liedern tragen dazu bei, textlichen Varianten ist ein Beweis dafür, daß eine Brücke zwischen der „eigenen“ und der solche Musik nicht erstarrt ist. „fremden“ Kultur zu schlagen. Außer den drei Hauptartikeln enthält das Jahr- P.-E. buch teils ausführliche „Nachrichten aus For- schung und Pflege“, Berichte über die Arbeit des Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwer- Österreichischen Volksliedwerkes, auch über die kes, redigiert von Michaela Brodl, Walter Aktivitäten fachverwandter Institutionen sowie ein Deutsch, Franziska Pietsch-Stockhammer, Verzeichnis fachlich relevanter Publikationen und Maria Walcher, Bd. 47 (1998), Wien: ÖBV Besprechungen ausgewählter Neuerscheinungen. Pädagogischer Verlag P.-E. Das Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwer- kes berichtet alljährlich über die Volksmusikfor- Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbe- schung und Volksmusikpflege in Österreich, und wegung, hg. v. der Stiftung Jugendburg Lud- es versucht, zwischen beiden Bereichen zu ver- wigstein und dem Archiv der deutschen Ju- mitteln. Die Reihe der größeren Abhandlungen gendbewegung, Redaktion: Winfried Mogge, beginnt diesmal mit einem ausführlichen Bericht Bd. 18 / 1993-98, Burg Ludwigstein bei Wit- von Gerda Anderluh über die Kärntner Musikpä- zenhausen 1999 dagogin und Volksliedforscherin Josefine Gartner Im Archiv der deutschen Jugendbewegung in der (1893-1968), deren besonderes Verdienst die Auf- nordhessischen Burg Ludwigstein werden seit 8

1922 die Jugendgeschichte und Jugendbewegun- Eine fortlaufende Bibliographie, Rezensionen gen des vergangenen Jahrhunderts, das manchmal und ein Arbeitsbericht dokumentieren eine inten- als „Jahrhundert der Jugend“ charakterisiert wird, sive Sammel- und Forschungstätigkeit des Archivs dokumentiert und erforscht. Von den Aktivitäten der deutschen Jugendbewegung. des Archivs zeugen eine Reihe von Tagungen und P.-E. Publikationen, darunter seit 1969 das o.g. Jahr- buch. Nach einer durch den Mangel an personel- Gisela und Jozsef Csiba: Laterne, Laterne. 34 ler und finanzieller Ausstattung des Archivs ver- Martinslieder in leichten Sätzen für Blechblä- ursachten sechsjährigen Pause wurde Ende 1999 ser, Kassel: Edition Merseburger Nr. 1976, der Öffentlichkeit wieder ein „gewichtiges“ Jahr- 1997 buch präsentiert, das nicht nur durch seinen be- Daß das Martinslied-Singen bei den Umzügen – achtlichen Umfang von 750 Seiten, sondern insbe- so den vor allem im Rheinland heimischen „Fa- sondere die Qualität der Beiträge für die lange ckelzügen“ – gegenwärtig mancherorts im argen Phase des Schweigens entschädigt. liegt, ist häufig auch in einer ungeeigneten, alles Mit Jugend vor und nach 1933 beschäftigen sich andere als singanimierenden, zuweilen sogar sing- mehrere Aufsätze. So werden z.B. „Jugend und feindlichen Instrumentalbegleitung von Blaska- Jugendbewegung im Prozeß der Modernisierung“ pellen begründet: Zu hoch oder zu tief intoniert, thematisiert. – „Lebensgeschichtliche Prägung in falschem Tempo geblasen und mit einem auf durch die Jugendbewegung“ lautete das Thema wenige, fast immer gleiche Lieder reduzierten der Jahrestagung 1994 des Archivs. Angehörige Repertoire wirkt Liedbegleitung eben eher kont- der älteren Generationen berichteten damals, wie raproduktiv. Hier könnte die mit 34 Lied- die Jugendbewegung ihr Leben nachhaltig Begleitsätzen recht umfangreiche Publikation beeinflußte. Drei Lebensbilder werden in diesem Abhilfe schaffen. Denn ihre gut klingenden, aber Band veröffentlicht. – Zwei Aufsätze untersuchen bewußt einfach gehaltenen Stimmen für Trompe- das Verhältnis von Kunst und Jugendbewegung. ten, Posaunen und Tuba können durchaus auch Winfried Mogge berichtet über Besuche des Da- von jüngeren Musikschülern selbst geblasen wer- daisten Johannes Baader auf Burg Ludwigstein zu den (anstatt von zuweilen unmotivierten „Pro- Beginn der zwanziger Jahre, eine Begegnung, die fis“). Ferner ist das Repertoire erfreulich vielfäl- große Turbulenzen auslöste. – Die Entwicklung tig zusammengesetzt – und dabei zumindest lokal von Paul Schultze-Naumburg vom Lebensrefor- in gewissem Maße auch empirisch legitimiert. mer zum Rassetheoretiker stellt Diethart Kerbs Denn die Hälfte der Lieder entspricht lt. Vorwort dar. Schultze-Naumburg, der im Laufe seines dem seit Jahren im großen Düsseldorfer Martins- Lebens viele Aktivitäten und Berufe ausübte, zug gepflegten Liedgut, und die anderen Lieder begann sein Wirken als Lebensreformer kurz vor werden dort erfahrungsgemäß häufig bei Martins- der Jahrhundertwende. Er machte Front gegen die zügen der Kindergärten und Schulen gesungen. Gründerzeit und bekämpfte das „Ungesunde“, Schließlich enthalten die in transponierender Häßliche und Gekünstelte, deren Ursachen er Schreibung und in Klangnotation lieferbaren nach dem politischen Umschwung von 1918/19 in Stimmhefte auch die kompletten Texte und er- „rassischer Entartung“ und „Vermischung“ zu leichtern so eine singfördernde Kommunikation. erkennen glaubte. Schultze-Naumburg wurde zu Das Heftformat allerdings geht etwas über das einem der Wegbereiter und Ideologen des Natio- Praktikable hinaus und dürfte auch in dieser Bro- nalsozialismus. schur Probleme bereiten – eine allwettertaugliche In Erinnerung an die Reichspogromnacht vor Einzelblatt-Ringbuch-Edition wäre da günstiger. sechzig Jahren geht es in dem Hauptbeitrag des S. Bandes von Michael Buddrus um „Hitlerjugend, Antisemitismus und Reichskristallnacht“ („Wir Hans-Joachim Barth: Spiritual-Kantate „Hal- fahren zum Juden Geld holen!“). Zu diesem Er- leluja-Amen“ für Solostimmen, Chor für drei eignis im November 1938 gibt es eine Vielzahl gleiche Stimmen, Klavier, Gitarre und Schlag- wissenschaftlicher Veröffentlichungen, aus denen zeug (ad lib.), deutsche Texte: Heinz Käsinger, jedoch nur wenig über die Beteiligung Jugendli- Kassel: Edition Merseburger Nr. 9307, 1994 cher an den Pogromen zu entnehmen ist. Den Vier vertraute Spirituals – „Swing low“, „Ev’ry bisher kaum bekannten und oft geleugneten Anteil time I feel the spirit“, „Deep river“ und „Amen“ der HJ an den Verbrechen weist Buddrus durch – reiht diese Edition aneinander und bündelt sie die akribische Auswertung von Akten, in denen durch modulierend überleitende Zwischenspiele die damaligen Geschehnisse festgehalten sind, am zu einer „Kantate“. Dieser rein europäische Gat- Beispiel Münchens nach. Anhand dieser Akten tungsbegriff erscheint insofern treffend gewählt, läßt sich belegen, daß hohe HJ-Führer eine Vor- als jene Spirituals hier unter weitgehendem Ver- reiterfunktion bei den verbrecherischen Aktionen zicht auf das afro-amerikanische Idiom zu einer der Reichskristallnacht übernahmen. auch stilistisch vorwiegend europäisch ausgerich- teten Kirchenchor-Musik umgeschmolzen wurden. 9

Der durchaus klingende Vokalsatz und die In- S. strumentalbegleitung mit ihrem ausgeschriebenen Klaviersatz, mit Gitarrenbezifferung und einer Uli Otto und Eginhard König: ‚Ich hatt‘ einen Markierung der Passagen, an denen das – nicht Kameraden ...‘ Militär und Kriege in histo- ausnotierte – Schlagzeug mitwirken kann bzw. risch-politischen Liedern in den Jahren von aussetzen sollte, behielten zwar harmonisch und 1749 bis 1914, Regensburg: ConBrio Verlag, in geringem Maße auch rhythmisch noch einige 1999 Amerikanismen; stilistisch aber stehen sie den- Es ist zweifellos die bedeutendste, mit über 900 noch – zumal in den manchmal etwas zu „Orga- Seiten umfangreichste und gehaltvollste, dabei nistenzwirn“ neigenden Zwischenspielen – oft in vorzüglich kommentierte und sehr informative krassem Gegensatz zu Geist und Spontaneität der Sammlung von deutschen historisch-politischen negroiden Lieder. Analoges gilt insofern für die Liedern der Gattungen Kriegs- und Militärlieder Texte, als den original englischsprachig belasse- überhaupt, die Uli Otto und Eginhard König als nen Refrains – offenbar für hiesigen gottesdienst- Krönung ihrer bisherigen publizistischen Zusam- lichen Gebrauch – neugefaßte deutsche Strophen menarbeit hier vorlegen. Dabei beschränken sie mit einer gewissen Tendenz zu etwas lehrhaft- sich allerdings – wie ja auch der Untertitel aus- bekennendem Tonfall und floskelhaften Wendun- weist – auf einen gerade für diese Gattungen aber gen angefügt sind – ein Verfahren, das heute wohl in gewisser Weise auch besonders ergiebigen und auch deshalb ein wenig fragwürdig erscheint, weil wechselhaften, in mancher Hinsicht sozusagen die Originalversionen doch in vielen Gemeinden – exemplarischen, weil auch in seinen Liedern the- nicht zuletzt durch Jugendchöre – sehr eingesun- matisch und ideologisch extrem vielgestaltigen gen sind und angesichts der Verbreitung des Eng- Zeitraum, der eine Spanne von der friederiziani- lischen auch weithin verstanden werden. Warum schen Epoche über die Französische Revolution dann inhaltlich so umakzentuierende Neutextie- und die Napoleonische Ära einschließlich der rungen vertrauter Originallieder statt einer – liedintensiven Freiheitskriege und des Wiener textlich und musikalisch dann doch ehrlicher – Kongresses, ferner des Vormärz, der 1848er Re- insgesamt neuen Kantaten-Musik? volution, der deutschen Einigungskriege, des S. Imperialismus und Kolonialismus bis zum Beginn Even aenzomen, Jg.1999 des I. Weltkriegs umfaßt. Diese in Antwerpen erscheinende Zweimonats- Am Anfang des Buches steht ein ausgedehntes schrift des Allgemeinen Niederländischen Sänger- Vorwort mit der Grundsatz-Klärung der Bedeu- verbandes ist insofern auch grenzüberschreitend tung der Militärgeschichte als Sozialgeschichte, von musikalisch-volkskundlichem Interesse, als auch der Funktion von Liedern als historischen sie immer wieder Artikel, Informationen und Quellen, schließlich mit Erläuterungen zur Publi- Notizen enthält, die für das Laienchorwesen all- kation selbst, und zwar zur Liedauswahl und ihrer gemein von Bedeutung sind, hat doch die Chorli- chronologischen Anordnung sowie zu ihrer Kom- teratur gerade im Euregio-Niederrheinraum ohne- mentierung durch historische Einleitungen, durch hin nationale Begrenztheiten vielfach überwun- die die Lieder in ihren nach Kriegszügen und den. So informieren z.B. in jedem Heft einige darin ggf. noch nach Schlachten gegliederten Partitur-Probeseiten – oft im Verbund mit weiter- zeitgeschichtlichen Zusammenhängen transparent gehenden Sachhinweisen oder aufschlußreichen werden. In den nachfolgenden vorbildlich präzi- werk- und personenbiographischen Artikeln zu sen Einzellied-Kommentaren sind diese Zusam- Komponisten bzw. Textdichtern – erfreulich kon- menhänge über die oft höchst aufschlußreichen kret über Chornoten-Neuerscheinungen in den Liedtexte selbst hinaus sehr konkret und oft gera- Niederlanden, die – zumal wenn sie Textvorlagen dezu minutiös durch Worterklärungen, historische im „europäischen“ Latein vertonen – ja schon Erläuterungen, Personenporträts, diverse Doku- deshalb auch grenzüberschreitend bedeutsam mente, Zeitungsausschnitte, autobiographische sind. Ebenso hat die in Heft 1 fast provokant Berichte und teilweise bewegende Augenzeugen- gestellte und durch den Bericht über eine „Erkun- berichte und Tagebuchaufzeichnungen belegt, dungsfahrt durch die vokale Landschaft“ beant- ergänzt und fokussiert. wortete Frage, ob heute denn überhaupt noch Umso mehr muß man bedauern, daß die abge- gesungen werde, ja eher grundsätzlichen Charak- druckten Lieder lediglich im chronologisch ange- ter. Informativ sind auch in jeder Ausgabe neue ordneten Index aufgelistet sind. Dieser erfaßt Chorkonzert-Kalender sowie Berichte über bzw. jedoch nicht einmal alle Lieder, denn es fehlen Hinweise auf niederländische und internationale die in den Kommentartexten und Anmerkungen Chorfestivals und Wettbewerbe, ferner Chorport- ergänzend aufgeführten. Obendrein geschieht die raits – meist anläßlich von Jubiläen –, schließlich Auflistung uneinheitlich, teils nämlich unter den Notizen über einschlägige Sendungen, CD- bekanntlich wenig hilfreichen Titeln, teils unter Produktionen sowie Buch-, Liederbuch- und Angabe des Inzipits. Darüber hinaus aber wird der Chornoten-Editionen. riesige Material-Fundus durch keinerlei alpha- 10 bethische Indices aufgeschlüsselt, was die Nut- längerfristigen Entwicklung, teils aber auch – um zung dieser voluminösen Anthologie als eine Art Integration bemüht – sehr aktiv und recht kurz- Handbuch des deutschsprachigen Kriegsliedes fristig. Es war ein Prozeß, an dessen Ende jeden- jener Epochen – was sie ja eben durchaus auch ist falls für die meisten die Gewinnung einer neuen, – erheblich beeinträchtigt. Im Zeitalter des Com- eben der amerikanischen „ethnischen Identität“ puters und seiner per Kopfdruck erreichbaren stand und steht, gegebenenfalls erweitert durch alphabetischen Listen ist dies ein nur schwer ver- einige „europäische Schmuckelemente“. – Die zeihliches Defizit dieser so wichtigen Publikation. vorgelegten Fakten und Daten wurden im Rahmen – Besonders aufschlußreich ist das durch über eines deutsch-amerikanischen Pilotprojekts vom 1700 oft umfangreiche Anmerkungen noch zu- Verf. gemeinsam mit dem amerikanischen Eth- sätzlich kommentierte Material auch dadurch, daß nologen Philip V. Bohlman von der University of hier nicht etwa nur die affirmativen, also oft nati- Chicago unter aktiver Unterstützung durch wis- onalistischen bis militaristischen Lieder aufge- senschaftliches Hilfspersonal ermittelt, und zwar nommen sind, sondern dazu auch eine Fülle von primär auf der Basis breiter Literatur-Recherchen antimilitaristischen und Anti-Kriegs-Liedern so- und umfangreicher Quellenstudien in den Biblio- wie Spottgesängen, die aussagekräftige Belege theken verschiedener Regionen der USA. Als für dafür bieten, daß es zu Krieg und Militär jener die Hymnologie wie für die Liedforschung (beide Zeit „im Volk“ in breiterem Maße auch sehr sieht Verf. zu Recht in einem ebenso engen Be- kritische und distanzierte Positionen gegeben hat. ziehungsgeflecht wie ihre Objektfelder Kirchen- Ein bewegendes „Geschichtsbuch“ also, das lied und Volkslied) wichtigsten Materialertrag durch zwei dem Band beigegebene CDs mit insge- erbrachte das Projekt recht weit gediehene Ansät- samt 36 unter musikalischer Mitwirkung beider ze einer Dokumentation von in Amerika (wei- Autoren durch die Gruppe „Passepartout GmbH“ ter)benutzten bzw. dort neu erschienenen religiö- eingespielten Liedern sogar zugleich noch eine sen Gesangbüchern, soweit sie ein deutschspra- bedeutsame Tondokumentation ist. chiges bzw. gemischtsprachig englisch-deutsches S. oder aber ein aus dem Deutschen ins Englische übertragenes Repertoire aufweisen, bei dem in der Otto Holzapfel: Religiöse Identität und Ge- Regel Quellenangaben, Autorenhinweise, Tonan- sangbuch. Zur Ideologiegeschichte deutsch- gaben oder Titelgebungen auf deutsche Herkunft sprachiger Einwanderer in den USA und die schließen lassen. Dieses in der Liedauswahl oft Auseinandersetzung um das ‚richtige‘ Gesang- überraschende Repertoire wird hier vom Verf. buch, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New fallweise bereits konkreter aufgeschlüsselt und York, Paris, Wien: Lang, 1998 vielfältig kommentiert: teils mehr pauschal oder Hinter dem eigentlich unnötig komplexen und summierend, teils aber auch schon detaillierter, sperrigen Titel und dessen historischer Schwer- und zwar nicht nur funktional, sondern weitmög- punktsetzung verbirgt sich ein interessantes, der lichst auch regional bzw. lokal und darüber hinaus deklarierten Intention entsprechend „anregendes“ konfessionell bzw. Liederbuch-, Herausgeber- und „Anstöße“ gebendes Buch. Selbst in seiner oder Einzellied-bezogen, wenn auch i.d.R. aus- vom Verfasser zugestandenen partiellen Skizzen- schließlich textorientiert. Erfreulich ist die per- haftigkeit und Sprunghaftigkeit, seiner Neigung spektivische Vielschichtigkeit der Materialanalyse zum Anreißen und zu Exkursen, auch zu gewissen sowie der Ergebnisdarstellung und -reflexion, Dopplungen sowie einer Tendenz zu manchmal wobei sich immer wieder politik- und kirchenhis- collageartig integrierten thematischen Ausweitun- torische Aspekte (so z. B. in der vergleichenden gen und stofflichen Auffüllungen (so z.B. durch Darstellung des Gesangbuchstreits in Amerika und die thematisch mehr oder weniger abgelegenen, – in einem eigenen Kapitel spezifiziert – im teilweise auch bereits vorveröffentlichten, aber Deutschland des 19. Jahrhunderts) sowie soziolo- für sich betrachtet durchaus aufschlußreichen gische bzw. sozialpsychologische, ethnologische, Kapitel 6 bis 11) bleibt es erfreulich informativ. hymnologische, theologische und eben auch die Zugleich ist es der Abschlußbericht über ein For- im Untertitel etwas überproportional herausge- schungsprojekt, das in mancher Hinsicht eine stellten ideologischen Gesichtspunkte nicht nur neue Aktualität gewinnen könnte: Vor allem an- verbinden, sondern sich auch sinnvoll ergänzen. hand von vergleichenden Untersuchungen der Mehrfach ergeben sich dabei eben jene angedeu- Repertoire- und Sprachentwicklung kirchlicher teten aktuellen Bezüge: vor allem da nämlich, wo Liederbücher in den USA als sehr aufschlußrei- Phänomene berührt, reflektiert und problemati- chen Indikatoren belegt es sowohl den kulturellen siert werden wie: Akkulturation, Assimilation und Wandel als auch den Identitätswechsel, den die Integration, Kulturkonflikt zwischen ethnischer bekanntlich besonders zahlreichen deutschen Ein- Gruppe und Gesamtgesellschaft; Variabilität der wanderer im Lauf der letzten gut drei Jahrhun- ethnischen Identität – Aspekte also, die ja auch derte in Amerika durchlebten: teils widerstrebend dem Musikethnologen in der heutigen Migrations- oder doch eher passiv und daher in einer gestuften gesellschaft mit ihren immer neuen Erscheinungen 11 von Trans- bzw. Interkulturalität ständig begeg- gentlichen Schöpfer und Träger der Szene" be- nen. Und für deren Erforschung im aktuellen zeichnet. nationalen bzw. transnationalen Umfeld bietet das Während Hanns Werner Heister in seinem Film Projekt einige durchaus transferierbare methodi- „Volksmusik - die " (1989) sche Anregungen, interessante Fragestellungen noch fragte: Ist die deutsche Disco-Jugend auf und fruchtbare Ansätze. So wären z.B. sowohl dem Heimat-Trip?, stellt der Verfasser einen einige vom Verf. aus jenem Projekt bilanzierte mittlerweile zumindest graduellen Einfluß der Fragen – wie die nach der Rolle des Liedes beim „Jugendkultur" auf die volkstümliche Musik fest. Aufbau einer neuen ethnischen Identität oder der Für die jüngeren Fans enthält das Repertoire Mu- Bedeutung der religiösen Gemeinde für (bzw. sikstücke in einer der Pop- und Rockmusik ent- gegen) die ethnische Integration, als auch einige nommenen härteren, schnelleren Machart. Diese spezielle Erkenntnisse – so etwa über die hervor- Veränderungen in der volkstümlichen Musikszene stechende Bedeutung eines „feeling ethnic“ ge- sind auch optisch sichtbar: Neben einer entspre- genüber dem „being ethnic“, über das Aufkom- chenden Präsentation – etwa den aus der Rockmu- men einer durchaus „unauthentischen“ „neuen“, sik stammenden Bühnenshow-Effekten – geht der ja „erfundenen“ Folklore im Rahmen eines Trend weg von der Tracht hin zu T-Shirt und „Ethnic Revival“ im Amerika der 6oer Jahre oder Jeans oder Show-Garderobe. über ein Museal-Werden von ursprünglicher Der empirische Teil der Arbeit und die Feldbe- Muttersprache und Heimatdialekt – durch neue obachtungen des Autors sind ein wichtiger Beitrag Feldforschungsprojekte auf eventuelle Analogien zur Dokumentation eines Aspekts der Musikkul- bei heutigen Migranten in Westeuropa zu überprü- tur, der sonst selten berücksichtigt wird. Der fen. – In der Tat also ein „anregendes“ Buch – Lesbarkeit der Arbeit hätte es allerdings gut ge- bei dem nur eines sehr irritiert: wieso es als Fort- tan, wenn der Text vor Druck eine sorgfältige setzungsband der in jeder Hinsicht völlig anders Lektorierung erfahren hätte. konzipierten traditionsreichen Reihe „Deutsche A.R. Volkslieder mit ihren Melodien“ des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg deklariert wurde. Bärenreiter-Almanach. Musikkultur heute. S. Positionen – Profile – Perspektiven, Kassel: Bärenreiter-Verlag, 1998 Ralf Grabowski: „Zünftig, bunt und heiter“. Seinen 75sten Geburtstag konnte der Bärenreiter- Beobachtungen über Fans des volkstümlichen Verlag im Jahr 1998 feiern. Walther Hensels Schlagers. (= Studien und Materialien des Finkensteiner Singwoche im Juni 1923 markierte Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tü- den Beginn der „Finkensteiner Singbewegung“, bingen, Band 20). Tübingen: Tübinger Vereini- aber auch der „Finkensteiner Blätter“, der ersten gung für Volkskunde e.V., 1999 Verlagsproduktion von Karl Vötterle. Doch nicht In seiner 1996 an der Universität Tübingen ent- die Verlagsgeschichte steht im Vordergrund des standenen und 1999 veröffentlichten Magisterar- Jubiläums-Almanachs, sondern verschiedene As- beit untersucht der Autor das organisierte Fanwe- pekte gegenwärtiger Musikkultur. Namhafte Per- sen der volkstümlichen Musik anhand von vier sönlichkeiten, wie etwa der Komponist Wolfgang Fanclubs. Die Fragestellung zielt dabei im beson- Rihm, die MusikwissenschaftlerInnen Gülke, deren auf den „Sitz im Leben des Konsumenten", Kaden, Leopold, Brusniak, der ZEIT- den die volkstümliche Musik einnimmt. Feuilletonredakteur Herbort, um nur einige zu Anders als die Schlager-Fanclubs, bei denen es nennen, lieferten Beiträge zur Fragestellung des sich nach den von Grabowski zum Vergleich her- Verlags: „Ist die gegenwärtige Musikkultur in der angezogenen Arbeiten zum Fanwesen um von Krise - finanziell, strukturell und programma- außen gesteuerte Massenclubs handelt, zeichnen tisch?“ sich die untersuchten Fanclubs volkstümlicher Die Thesen einiger Aufsätze werden mit Si- Musik durch eine relativ größere Nähe zu ihren cherheit weiterführende Diskussionen anregen. Im Stars aus, sie wirken „familiärer". Das hat viel- Themenkomplex „Musik - Macht - Money“ etwa seitige Wechselbeziehungen zwischen der jeweili- widmet sich Christoph Kaden den „Gewaltpoten- gen Musikgruppe und ihrem Fanclub zur Folge, tialen des Ästhetischen“ anhand von Beispielen ein Gewebe von aufeinander bezogenen Handlun- wie „Wagner als Mit-Erbauer einer global- gen der Musiker, Fans und Club-Vorsitzenden. rassistischen Welt-Kultur“. – Von besonderem Der organisierte Fan erfährt die Nähe zum Star Interesse für die Musikalische Volkskunde dürften und ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Seine Auf- die zwei Aufsätze aus religiöser Perspektive von gabe ist es, die Stimmung im Konzert anzuheizen. Walter und Bubmann sowie der Beitrag von Wil- Erst die Fans machen die Musiker zum Star. Eine son sein. Während Meinrad Walter in seinen ka- besondere Rolle fällt dem/der Vorsitzenden eines tholischen Kirchenwänden verbleibt und nicht Fanclubs zu. Sie werden vom Autor als „die ei- verstehen kann, daß Menschen ins Kirchenkonzert gehen, aber nicht in die Liturgie, spürt der Pro- 12 testant Peter Bubmann religiösen Sehnsüchten in widmet sich kulturellen – darunter auch volks- der modernen Unterhaltungsmusik nach und kundlichen –Themen, etwa den Nordeifeler Mat- kommt zu erstaunlichen Funden: Seine Entde- ronensteinen, die in ihrer Art einmalig sind. Die ckungen reichen von Okkultgruppen und volks- Göttinnen wurden von den Eburonen verehrt und tümlicher Musik („die Priesterin des Harmonie- von den Ubiern und Römern übernommen. Ihre kultes heißt dann Carolin Reiber und moderiert Weihesteine erhielten so eine „multikulturelle“ eine volkstümelnde Liturgie“, S. 80) bis zu House Gestalt: Ihre „Dreifaltigkeit“ ist keltischen Ur- und Techno, in denen die vom Christentum 2000 sprungs, sie sind germanisch gekleidet und tragen Jahre lang mühevoll abgedrängten Traditionen lateinische Inschriften. Der Bericht über die Mat- körperbetonter, in Trance gipfelnder Naturreligi- ronensteine und ihre Erforscherin Sophie Lange onen wiederkehren - Fazit: Die Popmusik tritt an gibt neben geschichtlichen Informationen auch die Stelle des Seelsorgers. – Das musikalische einige Hinweise auf den zeitgenössischen Umgang Phänomen des „Crossover“ enthält für Peter mit den Matronensteinen (H. 12). Niklas Wilson viele verschiedene Facetten: Cros- Themen Musikalischer Volkskunde werden sover von U- und E-Musik, notierter und improvi- berührt in einer Besprechung der sommerlichen sierter Musik, von Musik und anderen Künsten. Pop-, Jazz- und Weltmusik-Festivals zwischen Der Blickwinkel des Jubiläums-Almanachs ist Bonn und Duisburg (H. 10) sowie in einem Be- fast ausschließlich derjenige der professionellen richt über den Verein „MusicHouse“ in Mön- Kultur - eigentlich ein bißchen unerwartet bei chengladbach, der neben verschiedenen anderen einer Veröffentlichung eines Verlags, der sein Aufgaben zur Förderung der Musikkultur in ei- Sein und Wesen dem Laienmusizieren verdankt. nem ehemaligen Luftschutz-Bunker Proberäume Einzig Silke Leopold hält in ihrem Überblick über für über 20 Bands herrichten konnte (H. 11). die Entwicklung der Aufführungspraxis der Alten Weitere Aufsätze sind dem „Jazz im Rheinland“, Musik das Laienmusizieren in knappen Sätzen für speziell den verschiedenen Veranstaltungen (H. erwähnenswert. Nach Ansicht der Rezensentin 2), und dem rheinischen Jazzer Gerd Dudek (H. aber gäbe es eine „Krise der gegenwärtigen Mu- 7) sowie dem „Ruhr-Jazz“ (H. 4) gewidmet. sikkultur“ einzig in dem Fall, wenn es kein Lai- A.R. enmusizieren mehr gäbe - diese Basis, aus der alle Musikkultur erwächst, ist aber bis auf den heuti- Eingesandte Schriften gen Tag beständig geblieben. Schweizer Volkskunde. Korrespondenzblatt der A.R Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 89 (1999) neues rheinland, hg. im Auftrag des Land- Volkstanz. Vierteljahresschrift der Deutschen schaftsverbands Rheinland, Jg. 42 (1999) Gesellschaft für Volkstanz e.V., Jg. 1999 Die Zeitschrift „neues rheinland“ erscheint im Auftrag des Landschaftsverbands Rheinland und

DISKOGRAPHISCHE NOTIZEN

„Djingalla“. CD „Tanz- und Bewegungsmusik“ Kindertanz u.a. Die stilistisch sehr differenziert von Henner Diederich und Ansgar Buchholz, arrangierte Musik wurde geschaffen, um für Be- Begleitheft von Anette Schöberl und Petra Zie- wegungsideen und Tanzgestaltungen einen Mu- rul, Privatdruck und Privatpressung 1999 sikbereich verfügbar zu machen, für den in die- Mit CD und Begleitheft legt das Autorenteam eine sem pädagogischen Aufgabenfeld immer noch ein Sammlung vor, die in glücklicher Verbindung von erheblicher Nachholbedarf besteht. Die zu jedem Stilelementen der traditionellen Folklore mit Musiktitel vermittelten Unterrichtsmodelle, nach Spiel- und Tanzmodellen diesem häufig im Mu- Verlauf, Hinweisen und Organisationsformen sik- und Sportunterricht vernachlässigten Lern- gegliedert, beinhalten zahlreiche Ideen zu Bewe- und Aktionsbereich interessante Impulse zu geben gungsgrundformen, Spielformen und Improvisati- vermag. Die Musik, exzellent von dem bekannten onsmodellen, auch unter Einsatz der verschie- Rossi-Ensemble unter der Leitung von Henner densten Materialien. Die Adressaten reichen vom Diederich eingespielt, besteht weitgehend aus Elementarbereich bis zu SeniorInnen. Wenngleich Kompositionen, die Henner Diederich und Ansgar die Frage nach dem Verhältnis von Original und Buchholz Elementen aus den verschiedensten stilgetreuer Nachgestaltung tradierter Musik ein europäischen und außereuropäischen Bereichen altes, umstrittenes Problem berührt, ist hier in Musikalischer Volkskultur stilsicher nachempfun- glücklicher Weise eine Symbiose gelungen, die den haben, bzw. aus Bearbeitungen von Origi- nur als vorbildlich bezeichnet werden kann. nalmelodien. Das stilistische Spektrum reicht von Kontaktadressen: Begleitheft: Anette Schöberl, Spanien bis nach Rußland, vom Tango bis zur Asternweg 1, 53639 Königswinter, Tel./Fax: Samba, vom Rheinländer bis zum amerikanischen 2244/7827; Petra Zierul, Wittenerstr. 3, 40472 13

Düsseldorf, Tel./Fax: 0211/9047933; CD: Henner Unmittelbaren Anlaß dieser Edition bot der An- Diederich, Sauerbruchstr. 18, 44801 Bochum, kauf von zwei Handschriften durch das Deutsche Tel./Fax: 0234/704576. 02G. Volksliedarchiv aus Berlin (1996), die einige N. Lieder aus der Revolution von 1848/49 enthalten, die entweder noch nicht oder nicht in dieser Ver- „Heut‘ ist was los. Internationale Lieder“, sion bekannt geworden sind. Namhafte Interpreten Privatpressung Essen 1999 des politischen Liedes, so Hein und Oss Kröher, Aus langjähriger Zusammenarbeit zwischen Or- Wolf Biermann, die Folkgruppen „Wacholder“, chester und Schule wurde anläßlich des beidersei- „Gälfiäßler“, „Duo Sonnenschirm“, „Liederjan“ tigen hundertjährigen Bestehens der Goetheschule u.a., konnten gewonnen werden, um diese CD zu Essen und der Essener Philharmoniker eine Jubi- produzieren, die sich als „Beitrag zu den vielfälti- läums-CD mit internationalem Liedgut mit dem gen Formen des Erinnerns“ versteht. Insgesamt Unterstufenchor des Goethe-Gymnasiums – den wurden 24 Lieder eingespielt, die vor allem all- „Goethespatzen“ – und Essener Philharmonikern gemeine Stimmungen oder die persönliche Betrof- sowie Mitgliedern des Rossi-Ensembles gestaltet. fenheit in wichtigen Etappen der revolutionären Von Henner Diederich, Cellist bei den Essener Ereignisse zum Ausdruck bringen. Neben be- Philharmonikern und langjähriger Leiter des Ros- kannteren Liedern, wie z.B. „Trotz alledem“ oder si-Ensembles, initiiert und arrangiert, singen die „Das Lied von Robert Blum“, bieten Lieder wie Schülerinnen und Schüler der Klassen 5–7 unter „Sei mir gegrüßt, du freies Licht“ – eine Kontra- der Leitung ihrer Chorleiterin Christiane Zywietz- faktur zu „Gaudeamus igitur“ – oder Textvarian- Godland, begleitet vom Instrumental-Ensemble ten zu „Die Gedanken sind frei“ neue Einsichten ein thematisch und stilistisch breit gefächertes in die revolutionäre Stimmung und Sprache jener Repertoire tradierten Liedgutes aus europäischen Zeit. Zu jedem Lied schrieben Barbara Boock und und außereuropäischen Ländern. Teilweise singen Waltraud Linder-Beroud ausführliche Kommenta- die Kinder auch in den Originalsprachen, teils re, so daß die vorbildliche Edition, die Jürgen chorisch, teils solistisch. Neben der Vermittlung Dittmar redaktionell betreute, nicht nur für die eines reichen Liedrepertoires, dessen Inhalte Forschung wertvolle Dienste leistet, sondern auch zugleich als Programm für ein „nationalitäten- für pädagogische Zwecke gut einsetzbar ist. übergreifendes Miteinander“ gelten, dient die CD CD-Bestellungen: Deutsches Volksliedarchiv, vor allem sozialen Zwecken: Der Erlös kommt Silberbachstr. 13, 79100 Freiburg, Tel.: 0761– Projekten des Essener Kinderschutzbundes zugute. 70503-0, Fax: -28 Bekannte Lieder, wie „Hava nagila“, „Reizend ist N. mein Schätzelein“, „Die alte Moorhexe“ u.a. werden durch zumeist noch unbekannte Lieder Röslein auf der Heiden. Goethe und das Volks- ergänzt, wie z.B. „Musikant kümmert sich nicht“, lied. CD nebst Booklet, hg. vom Deutschen „Uschaftem Mayim“, die eine willkommene Re- Volksliedarchiv Freiburg in Zusammenarbeit pertoirebereicherung darstellen. Chor- und Solo- mit der Staatlichen Hochschule für Musik sänger singen frisch und gelöst, und es ist z.B. Freiburg, Freiburg 1999 kein Problem, wenn sieben Jungen aus den Klas- Johann Wolfgang von Goethe gilt als einer der sen 6 und 7 ein zurückhaltendes Liebeslied aus Initiatoren der Volksliedsammlung und –for- Ungarn singen („Fällt ein Regen“). Aussagen schung, die in den siebziger Jahren des 18. Jahr- über generell einseitige Singpräferenzen von hunderts in Deutschland begann. Sein Interesse an Schülern wären daher sorgfältig zu prüfen. Die Volksliedern wurde durch Johann Gottfried Her- Begleitarrangements sind vielfältig und stilistisch der geweckt. Die Niederschriften elsässischer angemessen. Sie verraten die erfahrene Hand- Lieder des jungen Goethe gaben den Anstoß zu schrift Diederichs, dessen Interpretationsstil in- späteren volkskundlichen Aufzeichnungen - z.B. zwischen weite Vorbildwirkung gewonnen hat. Da Louis Pincks Sammlungen. das Booklet der CD auch die Liedtexte nebst Ü- Auch von Goethes Gedichten „im Volkston“ bersetzungen vermittelt, ist das Material in Sing- gingen wichtige Impulse aus. Zwar waren sie – gruppen und Klassen unmittelbar umsetzbar. wie Otto Holzapfel betont (Begleitheft zur CD, S. N. 33) – keineswegs identisch mit den „Schlagern“ der damaligen Zeit, doch hatten sie beachtliche CD “...weil jetzt die Freiheit blüht“. Lieder Auswirkungen für das zukünftige Gesangsreper- aus der Revolution von 1848/49, hg. v. Max toire: Viele von ihnen wurden später ganz im Matter im Auftrag des Deutschen Volksliedar- Sinne ihres Autors „volkläufig“. chivs, Freiburg i. Br. mit Unterstützung des Die 250. Wiederkehr von Goethes Geburtstag Südwestfunks, Landesstudio Freiburg, Frei- am 28. August 1999 war für das Deutsche Volks- burg 1998 liedarchiv Freiburg ein Anlaß, sich „Volkslie- 14 dern“ mit Texten von Goethe zuzuwenden. In de – implizieren. – Insgesamt 31 elaborierte Ar- Zusammenarbeit mit der Freiburger Musikhoch- rangements und Kompositionen wurden hier of- schule wurde eine CD mit Begleitheft produziert: fensichtlich in einer geschlossenen Aufnahmepha- „Röslein auf der Heiden“ lautet deren Titel – in se eingespielt, die gemäß Booklet alle zusätzlich Entsprechung zu dem populärsten Goethe-Lied, noch auf einer Playback-CD bzw. -MC sowie als von dem es über 90 Vertonungen gibt. Die CD Notenedition beim Kölner BDKJ-Arbeitskreis enthält eine Auswahl von 22 Gedichten in 27 SINGLES und beim Autor zu beziehen sind. Auch Vertonungen – viele Goethe-Texte wurden mehr- hier haben also die Texte überwiegend jenen im fach vertont. Die Komponisten der hier veröffent- Grunde für Gemeindelieder und damit für Ge- lichten Lieder sind u.a. Ludwig van Beethoven, meindegesang oft schon problematischen literari- Friedrich Heinrich Himmel, Friedrich Kuhlau, schen Zuschnitt, wobei vor allem – aber nicht Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Friedrich allein – der bekannte Kölner Texter Klaus Lüchte- Reichardt, Franz Schubert, Gasparo Spontini, feld literarisch hochanspruchsvolle Vorlagen voll Václav Jan Tomášek, Heinrich Werner und Carl tieflotender Theologie und gern sprachspielender Friedrich Zelter. Die Lieder werden von jungen hintergründiger Poesie beisteuert, die auch auf- Sängerinnen und Sängern interpretiert, von denen grund ihrer oft vorgegebenen mehrschichtigen viele erstmals auf CD erscheinen. Ein umfangrei- Formgestaltung auf opusmäßige Vertonung gera- ches, 60 Seiten umfassendes Begleitheft enthält dezu angewiesen erscheinen. Hans Florenz griff informative, oft detaillierte Erläuterungen zur hier solche Vorgaben durchaus auf und schrieb Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der einzel- durchweg handwerklich gute, musikalisch inspi- nen Lieder. Im Anhang findet sich ein ausführli- rierte, im Homophonen wie im Polyphonen klar ches Literatur- und Quellenverzeichnis. Die Pub- und vielgestaltig strukturierte Sätze, die er auch likation – der hoffentlich Vergleichbares folgen für sein mit Violine, Querflöten, Klarinette, Sa- wird - ist sowohl für „Fachleute“ als auch für xophon, Trompete, Posaune, Gitarre, Kla- Laien von großem Interesse. vier/Keyboard, Percussion und – leider nicht sehr CD-Bestellungen: Deutsches Volksliedarchiv, abwechslungsreich agierendem – Schlagzeug Silberbachstr. 13, 79100 Freiburg, Tel.: 0761– farbig besetztes und wendiges Solistenensemble 70503-0, Fax: -28 geschickt zu instrumentieren wußte. Wenn man P.-E. hier und da trotzdem gewisse Vorbehalte empfin- det, so hat dies zum einen interpretatorisch- Hans Florenz: CD „Verwandelte Zeit“, qualitative, zum anderen musikalisch-stilistische SINGLES-Phono-Reihe Nr. 8; CD „Wenn der Gründe. Qualitativ gesehen erreichen die Ein- Himmel in unsere Nacht fällt“, SINGLES- spielungen nicht immer das mögliche Maß an Phono-Reihe Nr. 9, hg. v. AK SINGLES des Präzision und intonatorischer Sicherheit, im Vo- BDKJ im Erzbistum Köln, 1998 kalen mitunter nicht die wünschenswerte Stimm- Diese beiden CD-Einspielungen bestätigen eine qualität. Und stilistisch erscheint zwar das Ganze seit Jahren ständig gesteigerte Tendenz bei den – mit Ausnahme weniger Stücke – „wie aus ei- Autoren des Neuen Geistlichen Liedes, dessen nem Guß“ –, was aber bei so zahlreichen Titeln ursprüngliche Funktion als Gemeindelied weitest- natürlich allmählich ermüdet bzw. in seiner Wir- gehend aufzugeben und sich zumindest als primä- kung bald verbraucht erscheint, zumal der ge- ren Adressaten geübten Jugendchören und mög- wählte dominierende Instrumentalstil oft eher lichst fähigen Instrumentalisten und Vokalsolisten rückwärtsgewandt klingt: hin zu jener frühen zuzuwenden. So sind Kompositionen und Arran- NGL-Etappe der Oldtime-Jazz-Adaptionen, als gements für ggf. recht groß besetzte gemischte Dixieland und Swing die beherrschenden Vorbil- Vokal- und Instrumentalensembles hier inzwi- der abgaben. Und da dieses Gewand obendrein schen schon die Regel, zumal auch die Texte mit manchen Texten kollidiert, wünschte man sich längst in Aussage, Theologie, Sprache und Form fast insgesamt eine stärker auf die spezifischen meist so anspruchsvoll geworden sind, daß sie Gestimmtheiten und Aussagen der Texte einge- professionelle Vertonung geradezu voraussetzen. hende, allein dadurch schon musikalisch differen- So auch bei diesen beiden CD-Produktionen des zierendere und damit eben auch stilistisch vielge- prominenten Kölner NGL-Komponisten Hans staltigere Umsetzung, die ja doch über alle gat- Florenz, in deren Booklets nicht von ungefähr tungsgeeigneten musikalischen Mittel sowohl der Gattungsbezeichnungen wie „neue geistliche „klassischen“ wie der „popularen“ Genres und Chansons“ oder „Balladen“ auftauchen, die ja nicht zu vergessen auch des folkloristischen Fel- deutlich über das Jugend- oder Gemeindelied des quasi völlig frei und souverän verfügen könn- hinausweisen und im Grunde sekundärfunktiona- te. Damit wäre dann fast automatisch auch in dem les konzertmäßiges Singen – bestenfalls vor der hier durchaus reich besetzten Feld des Harmoni- dabei überwiegend nur noch zuhörenden Gemein- schen eine noch stringentere Gestaltung, zumal 15 eine weniger personalstilistisch identifizierbare Sicht“ und seines atmosphärischen Osterliedes schweifende Modulatorik, und darüber hinaus „Wort im Getriebe der Welt“. Ähnliche Qualitä- eben auch hierin stärker textbezogene Gestaltung ten erreicht er bei Schulze-Berndts Passionstext möglich gewesen, die selbst den in der Regel sehr „Wir haben Grund zur Sorge“ und in mehreren chorgemäßen und klangschönen Vokalsatz mitun- Vertonungen von Ordinariums-Texten Raymund ter noch vielgestaltiger hätte klingen lassen kön- Webers: so in den Chorteilen von „Ein neues nen. Am häufigsten gelungen ist dies Hans Flo- Maß“ und „Alle Gaben dieser Erde“, im Refrain- renz auf der zweiten CD, bei der auch weit mehr Teil von „Die Zeichen der Zeit“ sowie insgesamt geglückte Ansätze für eine mitsingende Gemeinde in „Ehre sei Gott“. Solche musikalischen Spuren auszumachen sind. Musikalisch wohl am überzeu- sollte Florenz weiterverfolgen. gendsten erscheint hier die Umsetzung des Lüch- S. tefeld-Textes „In unseren Augen nur die kurze

BERICHTE AUS DEM INSTITUT

STIFTUNGEN "Musik mit Stimme und Instrument, mit Körper und Geist" stand. - Januar 1999 und Januar 2000 Den folgenden Stiftern danken wir für die Berei- war er als Prüfer im Fach Chorleitung bei Kir- cherung unserer Bibliotheks- und Archivbestände: chenmusik-Prüfungen in Köln und Ende Januar Herrn Dr. Peter Haegele, Stegen, für 21 Jahr- 1999 als Juror im Wettbewerb "Jugend musiziert" gänge der „Zeitschrift für Volkskunde“; dem NS- in Köln, Solowertung Gesang, tätig. - Mitte Feb- Dokumentationszentrum der Stadt Köln und ruar 1999 waren Valentinsbräuche und ihre Ge- dem Verein EL-DE-Haus für die CD „Musik und schichte Thema eines Referats im Rahmen einer die Kunst zu überleben“; Herrn Rolf Stärk, Köln, von ihm geleiteten Veranstaltung in Neuss. - für die CD „The Sound of Cologne“; Herrn Mitte Februar sprach er in Bonn-Friesdorf als Domkapellmeister Karl Linke, Essen, für Bü- Gast der Jubiläumsveranstaltung "5o Jahre Klin- cher, Liederbücher und –blätter mit osteuropäi- gende Brücke" im Namen des Instituts. - Mitte schem Schwerpunkt; Herrn Antonius König, Mai leitete er als Vorsitzender des Vereins der Dortmund, für einen Band „Chorübungen“ von Freunde und Förderer des Neusser Kammeror- Eberhard Schwickerath. Herr Dr. Carl Bruno chesters und Mitte August als Vorsitzender des Bloemertz, Neuss, stiftete 2 CDs und eine Bro- Förderkreises der Kirchenmusik an St. Quirin in schüre von 1946 zum Hochschulwesen der Sow- Neuss die Jahresversammlungen. - Ende Mai jetunion; Herr Dr. Rudolf Klinkhammer, Köln, fungierte er in Köln als Juror beim Bundeswett- 59 Bände, darunter hauptsächlich Musikunter- bewerb "Jugend musiziert" in der Sparte "Kam- richtswerke, Frau Barbara Martin, Berlin, eine mermusik". In den Monaten Mai, August und umfangreiche Notensammlung und Liederbücher November 1999 sowie im Januar und April 2000 und Herr Bruno Buike umfangreiches Material führte er in Neuss öffentliche Veranstaltungen des sowie ein Typoskript einer Bibliographie zu dem von ihm geleiteten Mundart-Arbeitskreises der Lied „Prinz Eugen“. Allen Stiftern herzlichen "Neusser Heimatfreunde" durch und referierte Dank! darüber hinaus im Oktober 1999 ebenfalls in Neuss über "Mundart heute - Für und Wider". - AKTIVITÄTEN DER Ende September leitete er als Vorsitzender die INSTITUTSANGEHÖRIGEN Jahrestagung der Hermann-Schroeder- Gesellschaft. Sie fand diesmal in Schroeders Ge- Professor Dr. Günther Noll hielt am 10. No- burtsstadt Bernkastel-Kues statt und war erstmals vember 1999 am Institut für Musikpädagogik der zusätzlich mit einem Orgel-Wettbewerb um den Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Hermann-Schroeder-Preis verbunden, der an der akademischen Festvortrag zum Thema „Fritz großen Klais-Orgel der Abtei Himmerod ausge- Reuter (1896–1963) als Begründer der Musikpä- tragen wurde. - Im Sommersemester hielt der dagogik in Halle“; Anlaß war das 50jährige Be- Emeritus im Seminar für Musik und ihre Didaktik stehen des Instituts. – Am 13. Dezember 1999 der Kölner Universität eine Seminarveranstaltung hielt er am Institut für musikalische Volkskunde mit dem Thema "Lieder als Lebenszeugnisse und der Universität Mozarteum Salzburg in Innsbruck Zeitdokumente" ab. - Anfang Dezember war er einen Vortrag über „Musikalische Volkskunde als Vorsitzender und Juror des jährlichen Musikwett- interdisziplinäre Wissenschaft“. bewerbs am Quirinus-Gymnasium Neuss. Im Prof. Dr. Wilhelm Schepping leitete Anfang Februar 2000 steuerte er zu einer Rundfunksen- Januar 2000 die Jahrestagung der Werkgemein- dung über Luftwaffenhelfer im 2. Weltkrieg schaft Musik in Altenberg, die unter dem Thema Schalldokumente aus dem Dritten Reich bei und 16 gab dem Deutschlandfunk ein Interview über dia of World Music, Bd. 8: Europe, edit. by Ja- Geschichte und Bräuche zum Valentinstag in mes Porter, Timothy Rice and Chris Goertzen, Deutschland.- Am Ostermontag nahm er im Köl- New York/London 2000, S. 646-669 ner Schnütgen-Museum an der ersten Wiederauf- - Zur Aufführung des Kempener Osterspiels, in: führung des von ihm im Rahmen von Forschungs- Osterkonzert im Schnütgen-Museum St. Caeci- arbeiten zu drei aus dem 17.und frühen 18. Jahr- lien, Programmbuch, Köln 2000, S. 6-10 hundert datierenden niederrheinischen Musik- - Kindliche Musikrezeption in der Medienumwelt, handschriften des Kempener Propsteiarchivs wis- in: Singen mit Kindern. Symposion zur Kinder- senschaftlich erschlossenen und zugänglich ge- chorleitung – Dokumentation -, in: KIEK – Kir- machten Kempener Osterspiels teil, das auf spät- chenmusik in Köln, hg. v. Erzbischöflichen Gene- mittelalterliche Vorläufer zurückgeht. ralvikariat Köln, Referat für Kirchenmusik, Köln März 2000, S. 58-71 VERÖFFENTLICHUNGEN HINWEIS Noll, Günther: - Kinderlied und Kindersingen in der NS-Zeit, in: auf die Bände der Schriftenreihe des Instituts: Lieder in Politik und Alltag des Nationalsozialis- „Musikalische Volkskunde – Materialien und mus, hg. von Gottfried Niedhart und George Bro- Analysen“, die im Buchhandel zu erhalten sind: derick, Frankfurt am Main 1999, S. 115-131 Band 11: Günther Noll (Hg.), Musikalische - Erlebniswelt Musik. Unterrichtsmaterial für die Volkskultur und die politische Macht, Essen: Sekundarstufe I. Singen Tanzen Spielen, mit Bei- Verlag Die Blaue Eule, 1994 (ISBN 3-89206-590- trägen von Marianne Bröcker, Günther Noll, X) DM 68,- Klaus Rutha, Wolfgang Tiedt, Mainz: Schott Band 12: Gisela Probst-Effah, Lieder gegen „das Musik International, 2000 [darin Kap. "Singen", Dunkel in den Köpfen“. Untersuchungen zur S. 7-49; Kap. "Tanzen" (mit Marianne Bröcker Folkbewegung in der Bundesrepublik Deutsch- und Klaus Rutha), S. 42-59] land, Essen: Verlag Die Blaue Eule, 1995 (ISBN - Erlebniswelt Musik. Unterrichtsmaterial für die 3-89206-665-5) DM 39,- Sekundarstufe I. Singen - Tanzen - Spielen, Leh- Band 13: Günther Noll / Helga Stein (Hg.), Mu- rerkommentar, von Marianne Bröcker, Günther sikalische Volkskultur als soziale Chance. Laien- Noll, Klaus Rutha, Wolfgang Tiedt, Mainz: musik und Singtradition als sozialintegratives Schott Musik International, 2000 [darin Kap. Feld, Essen: Verlag Die Blaue Eule, 1996 (ISBN "Singen", S. 7-70; Kap. "Tanzen" (mit Marianne 3-89206-743-0) DM 76,- Bröcker und Klaus Rutha), S. 71-100] Die Inhaltsverzeichnisse dieser Publikationen finden Sie im Internet unter http://www.uni- Schepping, Wilhelm: koeln.de /ew-fak/Mus_volk - Lieder des „Politischen Katholizismus" im Die Bände 1 bis 10 dieser Schriftenreihe sind Dritten Reich, in: Lieder in Politik und Alltag des kostenlos beim Institut zur erhalten. Nationalsozialismus, hg. von Gottfried Niedhart und George Broderick, Frankfurt am Main, Ber- EINLADUNG lin, Bern, New York, Paris, Wien: Lang, 1999, S. 231-278 zur 17. Arbeitstagung der Kommission für - Codeworte der Gegengesinnung, in: Gegen den Lied-, Musik- und Tanzforschung in der Deut- Strom. Lieder aus dem Widerstand der Bündi- schen Gesellschaft für Volkskunde e.V. schen Jugend gegen den Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zur Geschichte der deutschen Vom 20. bis 23. September 2000 findet die 17. Jugendbewegung, hg. v.d. Jungenschaft Schwar- Arbeitstagung der Kommission für Lied-, Musik- zer Adler, Köln 2. Aufl. 1999, S.12f und Tanzforschung in der Deutschen Gesellschaft - Musikpädagogik im kirchlichen Raum - heute: für Volkskunde e.V. statt. Das Thema lautet: Musikalische Basisarbeit, in: 100 Jahre Chor der „Musiksammlungen und –sammler, Musikanten St. Antonius-Kirche, Wuppertal 1999, S. 140 ff. und Migranten” (Schwerpunkt Osteuropa). Ta- - Gregorianische Tradition und lateinsprachiges gungsort ist Oldenburg. Da das Bundesinstitut für Kirchenlied. Die Kempener Handschrift H 12 von ostdeutsche Kultur und Geschichte (Oldenburg) 1690 als Spiegel niederrheinischer Lied- und die Kommission einlädt, entspricht das Thema Brauchgeschichte, in: Die Handschriften des auch den Schwerpunkten dieser Institution. Nach Propsteiarchivs Kempen. Interdisziplinäre Beiträ- Öffnung der Grenzen und damit auch der Archive ge, hg. v. Hanns Peter Neuheuser, Köln, Weimar, und Bibliotheken hat sich die Forschungssituation Wien: Böhlau, S. 211-272 erheblich zugunsten regionalspezifischer bzw. - Artikel „Germany", in: The Garland Encyclope- grenzüberschreitender Zusammenarbeit verbes- 17 sert. Die Kommission sieht eine ihrer Aufgaben Universität zu Köln darin, zur Erfassung, Dokumentation und Veröf- Dr. Gisela Probst-Effah fentlichung der Bestände sowie zum wissenschaft- Gronewaldstr. 2 lichen Austausch anzuregen und die volksmusika- 50931 Köln lischen Quellen der internationalen Forschung Tel. 0221-470-5267/5269 zugänglich zu machen. Dazu soll diese Tagung Fax 0221-470-6719 einen Beitrag leisten. e-mail: [email protected]

Auskünfte und Anmeldungen über:

Institut für Musikalische Volkskunde

Verfasser der Beiträge: Armin Hadamer (Rockville MD/USA), Prof. Dr. Günther Noll (N.), Köln; Dr. Gi- sela Probst-Effah (P.-E.), Köln; Prof. Dr. Wilhelm Schepping (S.), Köln/Neuss; Dr. Astrid Reimers (A.R.), Köln