Jahrbuch 2006 Die Oberlausitz
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Jahrbuch 2006 Die Oberlausitz – eine Grenzregion der mitteldeutschen Barockmusik Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. Jahrbuch 2006 Die Oberlausitz – eine Grenzregion der mitteldeutschen Barockmusik Im Auftrag der Ständigen Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik herausgegeben von Peter Wollny ortus musikverlag Die „Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V.“ erhält ihre Mittel vom Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Thüringer Kultusministerium. Wir bitten darum, Manuskripte, Anfragen und Rezensionsexemplare an folgende Adresse zu senden: Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik e. V. Geschäftsstelle Michaelstein 3c 38889 Blankenburg Redaktion: Bernhard Schrammek © ortus musikverlag 2007 Krüger & Schwinger OHG Rathenaustraße 11 D 15848 Beeskow http://www.ortus-musikverlag.de Vervielfältigungen jeglicher Art gesetzlich verboten. Umschlagsabbildung: Johann Geisius, Georg Ball und seine Stadtpfeifer, Detail. Rechte: Kulturhistorisches Museum Görlitz, Graphisches Kabinett, Zugangs-Nummer 5/25, Kult. 3380. Graphische Gestaltung nach Entwürfen von Hans-Joachim Petzak Druck und buchbinderische Verarbeitung: printmix24, Bad Doberan Gesetzt in Rotis-Antiqua / Maestro Papier: Alster Werkdruck om73 ISBN 978-3-937788-11-1 5 Inhalt 9 Vorwort 11 Matthias Herrmann Nachruf Wolfram Steude Tag der Mitteldeutschen Barockmusik 2006 Gotha, 27./28. Mai 2006 13 Andreas Klinger Residenzgeschichte und Hofkultur Gothas im 17. und 18. Jahrhundert Die Oberlausitz – eine Grenzregion der mitteldeutschen Barockmusik Interdisziplinärer Kongress Görlitz, 29. Juni – 1. Juli 2006 27 Michael Maul ‚Kantatenreform‘ in Kamenz oder Kantor Gössel contra Pastor Feller. Dokumentation und Interpretation 59 Christian Ahrens Musikalische Beziehungen zwischen Gotha und Breslau im 18. Jahrhundert 73 Wolfgang Hirschmann „Ein Zwydorn von einem Sachsen und Schlesier“ Materialien zu Christoph Gottlieb Wend 87 Remigiusz Pospiech´ Beiträge aus Görlitz stammender Musiker zur geistlichen Musikkultur Schlesiens in der Zeit der Rekatholisierung 95 Eberhard Möller Görlitzer Musikleben und -beziehungen von 1570 bis 1750 5 Inhalt 107 Thomas Napp Das Görlitzer bürgerliche Musikleben in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts – mit der Beschreibung einer musikikonographischen Quelle 117 Peter Wollny Zur Rezeption des Stile nuovo in der Oberlausitz Beobachtungen an der Handschrift Mus. Löb 53 der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek˙ Dresden 141 Tomasz Jez Wanderungsbewegungen von Musikern zwischen der Oberlausitz und Niederschlesien im Zeitalter des Barocks 153 Klaus-Peter Koch Musikkulturelle Beziehungen zwischen der Oberlausitz und dem östlichen Europa 163 Jaroslav Bužga Zittauer Ausblicke nach Böhmen 167 Albin Buchholz Orgelbau als musikalisches Bindeglied zwischen der Oberlausitz und dem sächsischen Vogtland 179 Eszter Fontana Musikinstrumentenbau und -handel in Sachsen im 16. Jahrhundert 189 Arno Paduch „Wie lieblich sind deine Wohnunge“ Andreas Hammerschmidts Komposition zur Wiedereinweihung der Breslauer St. Elisabeth-Kirche im Jahr 1652 Freier Beitrag 193 Gerhard Poppe Ein weiterer Faszikel aus dem Diarium Missionis Societatis Jesu Dresdae wiederaufgefunden 6 7 Inhalt Besprechungen 205 Barbara Wiermann, Die Entwicklung vokal- instrumentalen Komponierens im protestantischen Deutschland bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, Göttingen 2005 (Friedhelm Krummacher) 207 Johann Gottlieb Naumann und die europäische Musikkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Bericht über das Internationale Symposium vom 8. bis 10. Juni 2001 im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele 2001, hrsg. von Ortrun Landmann und Hans-Günter Ottenberg, Hildesheim u. a. 2006 (Gerhard Poppe) 211 Ute Poetsch-Seban, Die Kirchenmusik von Georg Philipp Telemann und Erdmann Neumeister. Zur Geschichte der protestantischen Kirchenkantate in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Beeskow 2007 (Peter Huth) Anhang 215 Claudia Konrad Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik, Jahresbericht 2006 225 Abkürzungsverzeichnis 227 Personenregister 235 Ortsregister 6 7 9 Vorwort Am 21. August 1346 kam es in Löbau zu einem bemerkenswerten und folgenreichen Ereignis: Die Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz, Löbau und Lauban sicherten sich in einem Vertragswerk gegenseitigen rechtlichen Beistand zu und gründeten damit den „Oberlausitzer Sechsstädtebund“. Auslöser für diesen Kontrakt war zunächst die gemeinsame Sorge der Städte um ihre wirtschaftliche Situation. Gelegen entlang der „Hohen Straße“, einer der wichtigsten mittelalterlichen Handelswege Europas, sahen die Oberlausitzer Bürger ihr Einkommen durch die Einfüsse des Landadels und des Raubrittertums massiv gefährdet. Da sich in der Oberlausitz kein eigener Landesherr etablieren konnte, übernahm nun der Sechsstädtebund die Rolle einer übergeordneten Institution und sicherte der Region über mehrere Jahrhunderte weitgehende Stabilität im politischen Ränkespiel mit den umliegenden Territorien Sachsen, Brandenburg, Böhmen und Schlesien zu. Der Städtebund als neuer Machtfaktor und die damit verbundene positive ökonomische Lage beeinfussten entscheidend die kulturelle Entwicklung der Ober- lausitz. Musiziert wurde auf vielerlei Weise zur städtischen Repräsentation, zum erha- benen Gotteslob und zur bürgerlichen Erbauung. Zahlreiche bedeutende Musiker des 15. bis 18. Jahrhunderts erhielten ihre Ausbildung in der Oberlausitz bzw. wirkten dort als Kantoren, Komponisten und Instrumentalisten. Genannt seien nur beispielhaft Adam Puschmann, Johann Knöfel, Christoph Demantius, Johannes Nucius, Thomas Fritsch, Andreas Hammerschmidt, Christian Ludwig Boxberg, Johann Christoph Pezel, Johann Christoph Altnikol und Gottlob Harrer. Unter dem Titel „Die Oberlausitz – eine Grenzregion der mitteldeutschen Barockmusik“ veranstaltete die Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik im Sommer 2006 in Görlitz eine wissenschaftliche Konferenz, die sich gezielt der reichen Oberlausitzer Musiktradition widmete. Musikwissenschaftler aus Deutschland, Polen und Tschechien stellten hierbei ihre Forschungen zu den „Sechsstädten“ bzw. einzelnen dort lebenden Musikern vor und erbrachten Beiträge zu den vielfältigen musikalischen Beziehungen zwischen der Oberlausitz und den angrenzenden Regionen. Ergänzt werden diese Beiträge im vorliegenden Jahrbuch durch den Festvortrag zum Tag der Mitteldeutschen Barockmusik 2006, der sich mit der Residenzgeschichte von Gotha befasst, sowie einem freien Beitrag zur Dresdner Hofkirchenmusik im frühen 18. Jahrhundert. Peter Wollny 9 Foto: Klaus Thiere Wolfram Steude (1931 — 2006) Wolfram Steude († 9. März 2006) Der am 9. März 2006 in Dresden verstorbene Musikwissenschaftler Wolfram Steude gehört zu den ganz wenigen Persönlichkeiten, die in der DDR den Begriff „mitteldeut- sche Musik“ mit Beharrlichkeit verwendet haben. Damals war der vom Staat initiierte Blick auf die Historie weitestgehend durch das marxistische Geschichtsbild verstellt. Die offzielle Geschichtsschreibung verharrte in Kategorien, die es kaum ermöglichten, geographisch-kulturelle Konstellationen vergangener Jahrhunderte historisch angemes- sen zur Darstellung zu bringen. Dem mitteldeutschen Kulturraum billigte Steude zu Recht eine europäische Dimension zu, wie in seinen Publikationen und Aktivitäten über Jahrzehnte deutlich wird. So trug das von ihm 1988 an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden offziell eröffnete „Heinrich-Schütz-Archiv“ den Unter- titel „Forschungsstelle zur mitteldeutschen Musik des 16./17. Jahrhunderts“. An dieser Hochschule war Steude zwischen 1980 und 1996 tätig, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos, zuletzt als Professor für Musikgeschichte/Alte Musik. Promoviert hat Steude nicht über ein Thema aus dem Schütz-Umfeld, sondern über die frühevangelische Musik. In den 1970er Jahren verfügte die DDR schon nicht mehr über einen systematischen Forschungszweig zur Musik der Renaissance, obwohl es nach dem Zweiten Weltkrieg mit Heinrich Besseler in Jena und Leipzig denkbar günstige Startbedingungen gegeben hatte. Diesen Umständen zum Trotz hat sich Wolfram Steude in seinen Untersuchungen zur mitteldeutschen Musiküberlieferung und Musikpfege im 16. Jahrhundert intensiv dem frühevangelischen Zentrum Wittenberg gewidmet. Die Arbeit konnte 1978 unter diesem Titel in der renommierten Musikwissenschaftlichen Studienbibliothek des VEB Edition Peters in Leipzig erscheinen. Mit evangelischer Musik war der am 20. September 1931 in Plauen (Vogtland) geborene Wolfram Steude bereits als Mitglied des Dresdner Kreuzchores unter Rudolf Mauersberger (1942/43), als Student an der Kirchenmusikschule der Evangelisch-Luthe- rischen Landeskirche Sachsens in Dresden (1950–1952) und am Kirchenmusikalischen Institut der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig (1952– 1955), schließlich als Musikwissenschaftsstudent bei Heinrich Besseler und Rudolf Eller an der dortigen Universität (1955–1958) intensiv in Berührung gekommen. Die eigentliche Anregung zu dieser Forschungstätigkeit entstand jedoch im Rahmen der Honorartätigkeit an der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek Dresden (die- ser Name konnte mit viel Diplomatie in der DDR erhalten bleiben). Steude erarbeitete dort den Katalog zu den Musiksammelhandschriften des 16. und 17. Jahrhunderts, der gleichermaßen